Medienspiegel 27.6. - 04.07.2011

BZ 1.7.11

Zwei Alternativen für "Güsche"-Abstinenzler

Claudia Salzmann

Wer grosse Menschenmassen, lange Warteschlangen und somit das Gurtenfestival meiden möchte, muss am Festivalwochenende nicht zu Hause bleiben. Während "uptown" das Festival stattfindet, bieten sich "downtown" zwei Alternativen.

Seit gut 13 Jahren organisiert das Café Kairo ein Gartenfestival. Was 1998 mit mobilen DJ-Stationen und im kleinen Rahmen begann, ist heute ein grösseres Quartierfest mit Festtischen und -bänken, mit arabischen Köstlichkeiten vom Grill und zwei Konzertbühnen - einer im Hinterhof und einer im Keller des Kairos. "Das Gartenfestival sieht sich natürlich nicht als Konkurrenz zum Gurtenfestival, vielmehr wollen wir eine Alternative dazu bieten", sagt Manuel Gnos im Gespräch mit bernerzeitung.ch. Er ist im Café Kairo für das Musikprogramm zuständig.

Die Konzerte kosten Eintritt, die Preise aber sind fair: Ein Abend kostet 30 Franken. Zehn Franken Rabatt gibts, wenn man beide Abende vorbeikommen will und auch die Kulturlegi ist gültig. Anwohner bekommen ein Freiticket. "Viele der Nachbarn kommen auch vorbei," erzählt Manuel Gnos. Andere Nachbarn schauen, dass sie an diesem Wochenende gar nicht zu Hause sind. Lärmklagen aus der Nachbarschaft habe es bis jetzt jedenfalls noch nie gegeben.

Die überschaubare Grösse locke die Zuschauer an: "Wir haben keinen VIP-Bereich und benötigen kein speziell ausgebildetes Sicherheitspersonal. Das Gartenfestival ist einfach ein Fest im Quartier", sagt Gnos. Dennoch ist es die grösste Veranstaltung vom Kairo und nimmt in den Monaten vorher viel Arbeitszeit von allen Beteiligten in Anspruch.

Spürbare Konkurrenz

Die musikalische Palette im diesjährigen Programm reicht von der rockigen Two-Man-Show bis hin zur 11-köpfigen Band. Auch das Besucherspektrum sei jeweils breit gefächert: Teenager, aber auch 60-jährige Musikliebhaber würden zum Gartenfestival kommen. Zwischen 300 und 600 zahlende Gäste verzeichnete das Kairo in den letzten Jahren - je nach Wetter, Programm und Konkurrenz. Der Zutritt zur Gartenwirtschaft ist gratis: "Viele Leute setzen sich denn auch einfach an die Festbänke, um zu essen, zu trinken oder zu jassen", beschreibt Manuel Gnos das Gartenfestival.

Letztes Jahr fand am gleichen Wochenende auf dem Reithallenplatz ebenfalls ein Fest statt, organisiert von den Festmachern. Diese Konkurrenz habe das Café Kairo finanziell zu spüren bekommen. Der grösste Umsatz an der Bar werde nach Mitternacht erzielt und diese Umsatzzahlen seien im letzten Jahr stark zurückgegangen, erzählt Gnos.

Beaulieu- und Instustrieromantik

Auch heuer wird das Kairo wieder Konkurrenz von den "Festmachern" bei der Reithalle bekommen, die unter dem Motto "Hafenstadt" feiern. "Vor vier Jahren feierten wir zum ersten Mal auf dem Vorplatz", erzählt Murielle* vom Kollektiv "Festmacher" auf Anfrage. Das Fest finde im Rahmen der Wiederbelebung des Vorplatzes der Reitschule statt.

Der Vorplatz habe ihnen schon immer gefallen, so richtig urban, wo Assoziationen zu den Pariser Beaulieus und Industrie geweckt werden, meint Murielle. Ein Platz, der Freiraum für diese Art von Kultur bietet. Die Organisatoren erhoffen sich ähnlich viele Besucher wie im letzten Jahr, als geschätzte 1'500 Gäste anwesend waren.

Keine Tickets, dafür Kollekte

Für Ohrenschmaus ist gesorgt: Am Freitag spielen drei Bands von Country über Blues zu Rock'n'Roll. Am Samstagnachmittag bieten Berner Live-Acts Musik in den Sparten Ambient, Dub, House und Techno. Die Nacht gehört den "Festmacher"-DJs und ihrem Techno. Für den Anlass werde ausschliesslich ehrenamtlich gearbeitet. Auch die Musiker verzichten auf eine Gage. Um den ganzen Anlass zu finanzieren, sind die Veranstalter froh um jeden Beitrag in die Kollektenkasse.

Visuell werde die "Hafenstadt" ein einmaliges Erlebnis werden, denn die "Festmacher" bieten eine "aussergewöhnliche" Dekoration. Anstelle des Trojanischen Pferdes, woraus die Musiker letztes Jahr spielten, wird das Zentrum der "Hafenstadt" ein monumentales Frachtschlepperschiff sein. Daran arbeiten die rund 16 Kollektivmitglieder schon seit Monaten. Um diese Dekoration vor der Reitschule zu installieren, werden sie eine ganze Woche brauchen.

Alternative zum Kommerz

Kulinarisch bieten die Organisatoren drei Bars, darunter ein Stand mit selbst gemachtem Tee und Sirup. Das Restaurant "Sous le Pont" verköstigt die Feiernden mit Meeresfrüchten, Fisch und anderen mediterranen Köstlichkeiten, was gut zum Motto "Hafenstadt" passt.

Ob sie sich als Konkurrenz vom Gurten und Gartenfestival sehen? "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zum Kairo, sondern ziehen am gleichen Strick. Wir bieten wirkliche Alternativen zum kommerziellen Gurtenfestival", sagt Murielle. Der Unterschied zum Gartenfestival sei einerseits die Grösse und andererseits das Zielpublikum.

* Name der Redaktion bekannt

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BZ 1.7.11

Auf der Jagd nach getragenen Schätzen

Mode · Flohmärkte sind in. Das wissen alle, die sich schon einmal an einem Sonntagmorgen mit Hunderten Gleichgesinnter zwischen den Ständen hindurchgezwängt haben. Auf dem Zentralmarkt bei der Berner Dampfzentrale tummeln sich jeden Monat Modehungrige auf der Suche nach Schnäppchen und dem eigenen Stil.

Die Zeiten, als sich auf den Flohmärkten nur Alternative tummelten, sind längst vorbei. Heute gehört es zum guten Ton, sich ab und zu auf einem Flohmarkt zu zeigen. Jeweils am ersten Sonntag im Monat wird in der Reithalle gefeilscht, im Sommer trifft sich die Flohmarktszene zudem jeden letzten Sonntag auf dem Zentralmarkt bei der Dampfzentrale. Die Frauen dominieren das Bild der Berner Flohmärkte. Was trägt frau beim Gang durch die Stände? Und warum zieht sie das Kleid vom Flohmarkt der Neuware vor? Diese Zeitung hat nachgefragt und herausgefunden: Der Flohmarkt ist das Kaufhaus von morgen.

Annina Hasler


Agnes Darenius (28), Englischlehrerin aus Trin (GR): "Neue Kleider zu kaufen ist unethisch - es gibt genügend Kleidung auf der Welt! Tauschen und wiederverkaufen ist doch super. Ich bekomme viele Kleider geschenkt. Zum Beispiel diese Hose: Sie ist von einer Freundin und eigentlich meine Pyjamahose. Ich kaufe alles auf Flohmärkten, auch Unterwäsche. Da habe ich keine Skrupel. Meinen Hut und das Kleid habe ich hier ergattert."

Renate Wünsch (47), Kostümbildnerin aus Bern: "Wenn ich in eine fremde Stadt reise, besuche ich dort die Flohmärkte. Gleichgesinnte treffen einander, und es ergeben sich spannende Begegnungen. Ich laufe an unterschiedlichen Flohmärkten immer wieder denselben Leuten über den Weg. Man ist irgendwie ein Volk unter sich. Mein rotes Kleid? Das stammt aus den 60er-Jahren, ich habe es in einem Secondhandladen in Toulouse gekauft."

Alice Zurbuchen (21), Schneiderin aus Bern: "Ich suche nach dem Speziellen in der Masse. Das finde ich auf Flohmärkten eher als in Läden. Hat man viel Geld, ist es einfacher, sich gut anzuziehen. Hat man wenig Geld, braucht es ein gutes Auge für Schnäppchen und Glücksgriffe. Ich glaube, das habe ich. Ich studiere Textildesign. Meine Tasche und die Hosen sind secondhand, die Bluse ist von Zara. Die blauen Schuhe habe ich gerade gekauft."

Romy de Palma (37), Dentalhygienikerin aus Bern: "Ich verkaufe heute meine eigenen, aussortierten Kleider. Das mache ich immer, wenn sich mal wieder ein Stapel angesammelt hat. Am liebsten stöbere ich auf Flohmärkten in Spanien, Italien oder Israel. Dort ist das Angebot viel grösser als hier. Aus Israel habe ich meinen Overall mit nach Hause gebracht, er ist secondhand. Schuhe kaufe ich nie auf Flohmärkten, da bin irgendwie heikel."

Reka Csiszer (26), Jazzsängerin aus Wien: "Den Rock habe ich soeben gekauft. Toll, oder? Ich liebe Kleider, die bereits von anderen getragen worden sind. Ich denke mir immer Geschichten aus, die meine Vorgängerin in den Kleidern erlebt haben könnte. Auf einem Flohmarkt habe ich originale Bühnenoutfits aus den Vierzigern ergattert. Sucht man Alltagskleidung, ist die Hiob-Brockenstube in der Lorraine ist ein echter Geheimtipp."

Lea Heimann (35), Musiklehrerin aus Muri: "Ich bin langjährige Flohmarktgängerin. Flohmärkte haben auch einen sozialen Aspekt, man vernetzt sich. Mit Freundinnen organisiere ich seit 12 Jahren einen Frauenkleidertausch-Tag. In Einkaufsläden gehe ich nicht mehr gerne. Höchstens wenn der Ausverkauf beginnt, kaufe ich ab und zu im Globus Unterwäsche. Meine roten Schuhe habe ich auf Ricardo ersteigert."Aufgezeichnet: ahl

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Bund 1.7.11

Scharmützel zwischen Polizei und Reitschul-Besuchern

Besucher der Berner Reitschule wollten Polizisten daran hindern, einen Mann in Handschellen zu legen.

Berner Kantonspolizisten sind am späten Mittwochabend in Bern bei einer Personenkontrolle von Besuchern des alternativen Kulturzentrums Reitschule beschimpft und behindert worden. Die Polizei hat nun vier Personen wegen Hinderung einer Amtshandlung angezeigt. Laut einer Mitteilung der Kantonspolizei hielt eine Patrouille etwa um 22.30 Uhr im Rahmen der Personenkontrolle einen davonrennenden dunkelhäutigen Mann an, als aus der Reitschule heraus Leute herbeieilten. Diese hinderten die Polizisten an der Personenkontrolle. Später kamen weitere Besucher der Reitschule dazu und verhinderten laut Mitteilung, dass die Polizisten die Personenkontrolle beenden konnten.

Flaschen gegen Streifenwagen

Eine der vier Personen, welche als erste die Kontrolle behinderten, war polizeilich ausgeschrieben. Deshalb wollte die Polizei sie zu weiteren Abklärungen auf eine Wache bringen. Der Mann widersetzte sich und wurde deshalb in Handschellen gelegt. Andere Besucher der Reitschule versuchten, dies "handgreiflich zu unterbinden", wie die Polizei schreibt. Es gelang ihr erst den Mann abzuführen, als Verstärkung eintraf. Die Hinderung der Amtshandlung wird bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Als die Polizisten von der Reitschule wegfuhren, wurden ihre Fahrzeuge mit Steinen und Flaschen beworfen. (sda)

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Bund 28.6.11

Nur die Jugendlichen bereiten Sorgen

Wie der Jahresbericht Sucht zeigt, ist die öffentliche Alkohol- und Drogenszene in der Stadt Bern weiterhin rückläufig. Handlungsbedarf besteht jedoch beim übermässigen Alkoholkonsum junger Menschen und beim Umgang mit Neuen Medien.

Rahel Bucher

Zwar sind Drogenabhängige oder Alkoholiker in Bern nicht komplett aus dem Stadtbild verschwunden. Trotzdem scheinen sie den öffentlichen Raum nicht gravierend zu tangieren. Dies geht aus dem gestern veröffentlichten Jahresbericht Sucht der Stadt Bern hervor. Die Situation im Suchtbereich ist in Bern stabil, und die Drogen- und Alkoholszene im öffentlichen Raum war im vergangenen Jahr weiterhin rückläufig, so dessen Fazit. Dies wird sowohl auf die Abnahme der Anzahl Drogenabhängiger als auch auf die eingespielte Zusammenarbeit zwischen den Einrichtungen der Schadensminderung und der Repression zurückgeführt. "Diese Situation gilt es nun beizubehalten", sagt Edith Olibet (SP), Gemeinderätin der Stadt Bern.

Gleichbleibend hoch war die Nachfrage nach Angeboten für Süchtige wie etwa die Kontakt- und Anlaufstelle (K+A) für Drogenabhängige an der Hodlerstrasse. Die meisten Suchthilfeeinrichtungen waren sehr gut ausgelastet, "jedoch selten überlastet", betont Olibet.

Wunder Punkt Bundesterrasse

Obwohl sich die Gesamtsituation als gut erweist, sieht die Stadt noch Handlungsbedarf - dies vor allem bei den Themen Neue Medien (siehe Kasten) und Alkoholkonsum. Laut Olibet gibt es diesbezüglich vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen Grund zur Sorge. Besonders an den Wochenenden kommt es zu Ansammlungen von Alkohol konsumierenden Jugendlichen. Ein wunder Punkt ist die Bundesterrasse.

Das Hauptproblem sind aber nicht gesundheitliche Probleme, die der Alkoholkonsum verursachen kann, sondern vielmehr Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum. Gruppen von Jugendlichen lösen vor allem bei älteren Menschen Unsicherheiten oder Ängste aus. Geeignete Massnahmen zu finden, die sowohl die Bedürfnisse aller Nutzer des öffentlichen Raums berücksichtigen als auch den Gesundheitsrisiken durch den Alkoholkonsum und dessen Nebenwirkungen wie Gewalt, Vandalismus, Littering oder ungeschützter Geschlechtsverkehr vorbeugen, scheint eine der grössten aktuellen Herausforderungen zu sein.
Um dieser gerecht zu werden, sind laut Regula Müller, Leiterin der Koordinationsstelle Sucht, Massnahmen im Bereich der Prävention und Repression nötig, aber auch der Schadensminderung - also der Förderung des sensiblen Umgangs mit Alkohol und anderen Substanzen. Zwar seien die Polizei, die Securitas und die Mitarbeitenden von Pinto - einem städtischen Interventionsprogramm, das helfen will, den öffentlichen Raum für alle offenzuhalten - ständig unterwegs. Doch eventuell brauche es zusätzliche Angebote im Bereich der Schadensminderung, sagt Müller. Also etwa mehr aufsuchende Sozialarbeit.
Übermässiger Alkoholkonsum ist aber auch bei Erwachsenen ein Problem. Die Einsätze der Sanitätspolizei wegen Alkoholvergiftungen bei Erwachsenen nahmen 2010 wieder zu.

Weniger Drogenabhängige

Wenig problematisch ist das Verhalten Drogensüchtiger. Die Kantonspolizei berichtet von rund 30 bis 50 Personen, die sich regelmässig in der Stadt aufhalten. Doch der Konsum und das Dealen finden grösstenteils in privaten Wohnungen statt. Gebessert hat sich auch die Situation rund um die Reithalle. Gemäss Kantonspolizei gab die Umgebung der Schützenmatte kein Anlass zu Reklamationen mehr. Olibet führt das auf die erweiterten Öffnungszeiten sowie die Essensausgabe in der K+A zurück. Ebenfalls gut ist die Situation im Umfeld des Hauptbahnhofs und in den Parkanlagen der Stadt Bern. Einzig in der Aarbergergasse gab es vermehrt Reklamationen. Die Probleme wie Littering, Lärm oder Gewalttätigkeiten waren jedoch nicht auf Drogenabhängige, sondern auf Alkohol konsumierende Partygänger zurückzuführen. Dem wollen jetzt auch die Klubbesitzer an der Aarbergergasse entgegenwirken. So haben sie letzte Woche, gemeinsam mit den Behörden, ein Sicherheitskonzept präsentiert (siehe "Bund" vom 21. Juni).

In Bezug auf den Konsum von illegalen Drogen gab es seit der letzten Berichtsperiode keine Veränderungen. Gemäss Informationen der Polizei und der Stiftung Contact Netz war die Zahl der Neueinsteigenden unverändert tief.

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Neue Medien Suchtgefahr in der virtuellen Welt

Neue Medien wie Internet, Handy oder Computerspiele sind nicht mehr aus dem alltäglichen Leben wegzudenken. Sowohl in der Familie als auch im Beruf oder in der Ausbildung erfreuen sie sich hoher Akzeptanz. Doch der übermässige Gebrauch Neuer Medien kann auch zum Problem werden oder gar in einer Sucht enden. Gemäss Schätzungen gelten in der Schweiz rund 70 000 Menschen als onlinesüchtig. Wichtigstes Präventionsziel ist deshalb die Förderung der Medienkompetenz, wie Martin Neuenschwander, Projektleiter Fachbereich Prävention bei der Berner Gesundheit, sagt. "Wir wollen ein Gleichgewicht zwischen den Chancen und den Risiken der Neuen Medien vermitteln." Seit Anfang 2011 wird dafür ein spezielles Projekt entwickelt: "Cybersmart Prävention" will einen Beitrag zu einer verbesserten Medienkompetenz von Kindern, Jugendlichen und ihren Bezugspersonen leisten. Es wird von der Berner Gesundheit im Auftrag der Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern entwickelt. Mit speziell konzipierten Informations- und Schulungsangeboten werden Lehrpersonen und Eltern bei der Medienerziehung unterstützt. Auch Themen wie Cybermobbing, Pornografie und Videospielsucht werden besprochen. "Wenn die verantwortlichen Personen sich mit den Neuen Medien auskennen, können sie diesbezüglich auch besser auf die Kinder eingehen", sagt Neuenschwander. Er rät Eltern, dass sie sich für den Mediengebrauch ihrer Kinder interessieren sowie sie beim Gebrauch von Neuen Medien begleiten. Am wichtigsten sei es, mit den Kindern im Gespräch über den Umgang mit Neuen Medien zu bleiben. (reh)

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BZ 28.6.11

Mehr Alkoholkonsum auf den Strassen statt daheim

Gesundheit · In der Stadt Bern ist die Situation im Suchtbereich stabil. Die öffentliche Alkohol- und Drogenszene war im Berichtsjahr weiterhin rückläufig, die Nachfrage nach Suchthilfeangeboten weiterhin hoch.

Die Situation in Bezug auf Alkohol- und Drogenkonsum in der Stadt Bern bleibt weitgehend gleich. So lautet die Quintessenz des Jahresberichts Sucht 2010/ 2011 über die Entwicklungen im Suchtbereich vom 1. April 2010 bis zum 31. März 2011. Der Bericht stützt sich auf Informationen verschiedener städtischer Stellen, auf Angaben von Suchthilfeinstitutionen, der Kantonspolizei sowie auf nationale Studien. Und er zeigt: Die Lage ist stabil, aber dennoch auch fragil, und die Anstrengungen und die Koordination der verschiedenen Akteurinnen und Akteure spielen eine wichtige Rolle. Die Anzahl Suchtkranker, die sich regelmässig im öffentlichen Raum aufhalten, ist seit einiger Zeit konstant und hat sich laut Kantonspolizei bei 30 bis 50 Personen eingependelt. Aus Sicht der Kantonspolizei war die Situation rund um die Reithalle und im Umfeld des Bahnhofs in der Berichtsperiode gut. Trotzdem gab es vermehrt Reklamationen. Sowohl Pinto als auch die Kantonspolizei waren deshalb regelmässig präsent.

Sorgen wegen Alkoholrausch

Sorgen bereitet der Stadt weiterhin der übermässige Alkoholkonsum von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die vorab am Wochenende im Ausgang trinken. Vorhandene Daten und Fakten zeigen zwar, dass die meisten ihren Alkoholkonsum im Griff haben. Dennoch besteht nach Angabe der Stadt in diesem Bereich Handlungsbedarf, auch weil grössere Ansammlungen von Jugendlichen bei anderen Menschen oft Unsicherheit auslösen. Das übermässige Trinken von Alkohol sei auch bei Erwachsenen ein Problem. Die Einsätze der Sanitätspolizei wegen Alkoholvergiftungen bei Erwachsenen nahmen 2010 wieder zu. Die Stadt beginnt derzeit, Massnahmen einzuleiten oder notwendige Konzepte auszuarbeiten. "Wir arbeiten an einer engeren Zusammenarbeit mit der Sanitätspolizei und planen verstärkte Verkehrskontrollen", sagt Regula Müller, Leiterin der städtischen Koordinationsstelle Sucht, auf Anfrage. Um die subjektiv empfundene Verunsicherung von Passanten abzubauen, habe man noch kein Patentrezept. Man solle es lustig haben, doch die Partys dürften nicht ausufern. "Tatsache ist aber auch", so Müller, "dass sich das Festen und Feiern vom privaten in den öffentlichen Bereich verlagert hat."

Internet als Droge

Diese Verlagerung zeigt sich auch vermehrt mit der Benutzung von Internetplattformen. Diesen Bereich will die Stadt in den nächsten Jahren verstärkt beobachten. Nach Angaben von Müller hat die Berner Gesundheit die entsprechende Kampagne Cybersmart lanciert. Hier gelte es noch, den Handlungsbedarf bei Suchtverhalten im Netz weiter abzuklären. An den Schulen werden diese Fragen jedoch bereits thematisiert.

Hilfeangebote ausgelastet

Gleich bleibend hoch war die Nachfrage nach Angeboten für Drogensüchtige. So war zum Beispiel die Kontakt- und Anlaufstelle für Drogenabhängige (K+A) an der Hodlerstrasse gut ausgelastet, aber nur selten überlastet. Dies gilt auch für andere Suchthilfeeinrichtungen. Die Behandlungen entwickeln sich weiterhin weg von stationären, hin zu ambulanten oder kurzzeitigen Therapien. Im Bereich Prävention hat die Nachfrage nach Beratung und Schulung weiter zugenommen. ein

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BZ 27.6.11

Attacke gegen Knast

Stadt Bern. Rund zwanzig Vermummte haben am Freitag einen Farbanschlag aufs Regionalgefängnis Bern verübt. Danach flüchteten die Täter in die Reitschule.

Am Freitag um 21.45 Uhr ging bei der Polizei die Meldung ein, wonach rund zwanzig von der Reithalle her kommende, vermummte Personen Farbbeutel gegen das Regionalgefängnis geworfen und Knallpetarden gezündet hatten. Als die Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, hatten sich die Täter laut Polizeimeldung bereits in die Reithalle zurückgezogen. Kurze Zeit später wurde der Polizei ein beschädigtes Auto auf der Schützenmatte vor der Reithalle gemeldet. Um eine Eskalation zu verhindern, verzichtete die ausgerückte Patrouille auf eine sofortige Schadenaufnahme. Diese erfolgte am Samstag. Der Sachschaden beträgt mehrere Tausend Franken. In der jüngsten Vergangenheit haben Autonome regelmässig Attacken gegen das Regionalgefängnis verübt - aus Solidarität zu Aktivisten, die in U-Haft sitzen. pd/tob

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BZ 27.6.11

Polizei bei Berner Besetzer-Party attackiert

Samstagnacht griffen feiernde Hausbesetzer in Ausserholligen die Polizei an. In der Nacht zuvor wurden Farbbeutel gegen das Regionalgefängnis geworfen.

Am Rande einer Party haben sich am Samstagabend im Holligenquartier in Bern wüste Szenen abgespielt. Festteilnehmer griffen die Polizei mit Pflastersteinen, Eisenstangen und Glasflaschen an. Die Polizei setzte Reizgas und Gummischrot ein.

Auslöser für die Scharmützel waren Anwohner, die sich gegen 23 Uhr über den Lärm des Festes beklagten. Mehrere Hundert Personen feierten nach Angaben der Polizei in einer Liegenschaft an der Schlossstrasse im Holligenquartier, die für die Party besetzt worden war. Mit der Aufforderung, die Musik leiser zu stellen, zog die Polizei wieder ab.
Als nach Mitternacht erneut eine Lärmklage einging, rückte die Polizei ein zweites Mal aus. Vor Ort behinderte ein Mann die Polizeiarbeit massiv. Als ihn die Polizei kontrollieren wollte, griff eine grössere Gruppe von Partygästen die Polizei an. Sie warfen Flaschen, Pflastersteine und Eisenstangen gegen die Polizisten. Erst als Verstärkung eintraf, konnte die Polizei die Situation mit Reizgas und Gummischrot unter Kontrolle bringen. Die Polizei habe das Partylokal eingekesselt, heisst es in einem von einer am Fest teilnehmenden Person aufgeschalteten Beitrag auf der Homepage Indymedia.ch. Laut Kantonspolizei wurden zwei Randalierer festgenommen. Polizisten wurden nicht verletzt, aber sechs Polizeiautos demoliert. Am Sonntagmorgen verliessen die Besetzer die Liegenschaft.

Farbbeutel an Regionalgefängnis

Bereits am Freitag gegen 21.45 Uhr hatte eine Gruppe von Vermummten in Bern Farbbeutel auf das Regionalgefängnis geworfen. Daraufhin zogen sie sich in die zu diesem Zeitpunkt von mehreren Hundert Personen besuchte Reithalle zurück. Zudem zündeten die Unbekannten Knallpetarden, wie die Kantonspolizei mitteilt. Als die Einsatzkräfte eintrafen, waren die Angreifer bereits weg. Kurz darauf wurde den Beamten auch ein beschädigtes Auto gemeldet, das vor der Reithalle stand.

Um eine Eskalation zu verhindern und unbeteiligte Reithallebesucher nicht zu gefährden, verzichtete die ausgerückte Patrouille auf eine Schadensaufnahme. Diese erfolgte am Samstagmorgen. Dabei wurde ein weiteres beschädigtes Fahrzeug entdeckt. Der Sachschaden beläuft sich auf mehrere Tausend Franken. (sda/st)

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20 Minuten 27.6.11

Hausbesetzung: Partygäste gingen auf Polizisten los

BERN. Schon wieder Reizgas und Gummischrot: In Bern musste sich die Polizei am Wochenende gegen schwere Attacken von Autonomen zur Wehr setzen.

Mit Pflastersteinen, Eisenstangen und Glasflaschen gingen Chaoten in der Nacht auf gestern auf die Polizei los. Die Scharmützel ereigneten sich rund um ein kurzfristig besetztes Haus an der Schlossstrasse. "Es steht leer, weil sich die Bauarbeiten wegen eines Bewilligungsverfahrens verzögern", erklärt der Besitzer. Rund 200 Leute seien in seine Liegenschaft eingedrungen und hätten eine Party gefeiert. "Ich war bereit, das Fest zu tolerieren, doch dann artete es aus", so der Hausbesitzer. Als die wegen Lärmklagen aufgebotenen Polizisten eine Personenkontrolle durchführen wollten, gingen die Partygäste zum Angriff über. Sie attackierten die unterdessen mit Verstärkung aufgefahrenen Beamten heftig und demolierten unter anderem sechs Einsatzwagen. Die Polizei reagierte mit Tränengas und Gummischrot. Zwei Beteiligte wurden festgenommen.

Schon in der Nacht davor war es bei der Schützenmatte zu Ausschreitungen gekommen. Ein Mob von 20 Vermummten warf Farbbeutel und Petarden gegen das Regionalgefängnis. Die Polizei hielt sich in der Folge aber zurück. Eine Frau, die sich meldete, weil die Vandalen ihr Auto ramponiert hatten, wurde auf den folgenden Tag vertröstet: "Um eine erneute Eskalation zu verhindern und unbeteiligte Personen bei der Reithalle nicht zu gefährden, verzichtete die ausgerückte Patrouille auf eine sofortige Schadensaufnahme", erklärt Kapo-Sprecherin Corinne Müller.

Patrick Marbach