MEDIENSPIEGEL 22. - 28. AUGUST 2011

BZ 27.8.11

Heimkehrer zeigen ihr Können

Tanz in der Reitschule. Sie verfolgen in verschiedenen Ländern Europas ihre Tanzkarrieren. Im Tojo-Theater geben die jungen Tänzerinnen und Tänzer des Kollektivs "Bern Retour" in sechs Kurzchoreografien Einblick in ihr Tanzschaffen.

Sie hat Angst, diese Tänzerin. Alleine bewegt sie sich auf der Bühne, in diffusem Scheinwerferlicht. Aber die Bewegungen sind gehemmt. Sie hat Angst vor allem: dem Oben, dem Unten, vor dem, was hinter ihrem Rücken geschieht. Nur ihr Atem - schnell und laut - ist hörbar. Nicht sie bestimmt die Bewegungen, sondern die Angst. Plötzlich wird das Licht heller. Die Tänzerin verharrt überrascht. Dann atmet sie laut auf, lacht sogar leise vor sich hin, wie jemand, der am Morgen bemerkt, dass die Gespenster der Nacht nur Fantasie waren. Endlich kann sie tanzen, die Bewegungen auskosten, Klänge einer Violine begleiten sie. Doch die Erleichterung währt nicht lange. Die Musik kippt ins Schräge, das Licht wird erneut diffus, die Angst und ihre Dämonen kommen zurück. Das Stück "Zwischen" von und mit der Berner Tänzerin Alina Jaggi ist eine von sechs Kurzchoreografien des Kollektivs "Bern Retour", die derzeit auf der Bühne des Tojo-Theaters in der Berner Reitschule zu sehen sind.

"Bern Retour", das sind sieben junge Berner Tanzschaffende, alle Mitte zwanzig. Jeder von ihnen hat die Heimat vor Jahren verlassen, um das Glück auf den Bühnen Europas zu suchen. Sie leben in Amsterdam, Paris, Frankfurt.

Unterschiedliches Niveau

Ihre ersten Tanzschritte machten die Männer und Frauen im Berner Tanzstudio Akar Dance, wo sie sich kennen gelernt haben. Bei einem ihrer alljährlichen Treffen im Sommer in der Heimat haben sie beschlossen, den Daheimgebliebenen ein Kostspiel zu geben der im Ausland erworbenen Tanzsprache. So entstand das Kollektiv "Bern Retour". Bereits 2010 zeigten die Tänzerinnen und Tänzer sechs Kurzchoreografien. So unterschiedlich die Wege der jungen Künstler sind, so unterschiedlich sind die Kurzstücke. Die Heimkehrer choreografieren und tanzen längst nicht alle auf demselben Niveau. Doch das stört nicht, denn "Bern Retour" ergibt ein abwechslungsreiches Ganzes.

Spiel der Gegensätze

Manche haben für ihre Mittanzenden ein Stück choreografiert, andere tanzen ihr Solo selbst. Der Pas de deux "Magic Arrow" (getanzt von Franziska Roelli und Cedric Huss ) lebt - zumindest im zweiten Teil - von ästhetischer Tanzsprache, weich und fliessend sind die Bewegungen. Choreograf Michael Wälti spielt mit den Gegensätzen zwischen Leichtigkeit und Gewicht. Inspirieren lassen hat er sich unter anderem von asiatischer Meditation. In "Foreign Lands" sucht Vivianne Balsiger nach ihrer eigenen Identität und der Realität, in der sie lebt. Die junge Frau hat in Lyon und Rotterdam studiert und drückt im witzigen Stück, das eine Mischung aus Tanz, Schauspiel und Gesang ist, das sprachliche Wirrwarr aus, das sie manchmal im Kopf hat. Sie fragt sich: "Welche Sprache spreche ich eigentlich?"

Annina Hasler

Weitere Vorstellungen von "Bern Retour": heute Samstag, 27. August, um 20.30 Uhr, und Sonntag, 28. August, 19 Uhr, Tojo-Theater, Reithalle; www.tojo.ch.

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kulturstattbern.derbund.ch 26.8.11

Da sind sie ja!

Von Ruth Kofmel am Freitag, den 26. August 2011, um 05:41 Uhr

Kürzlich in einer Gartenbeiz:
- Wo ist eigentlich der Nachwuchs der Berner Tanzszene?
- Keine Ahnung.

Hier nun die eigentlich logische Antwort: Die sind natürlich im Ausland. In Amsterdam, Deutschland, Österreich zum Beispiel und dort lösen sie zum Glück ab und zu ein Ticket Bern retour. Bern retour heisst denn auch das Kollektiv junger Berner Tanzschaffender, die momentan im Tojo Theater sechs Choreografien zeigen.

Mein Lieblingsstück hat Michael Wälti choreografiert. Es heisst "Magic Arrow" und fängt mit dem Lied «Until the night is over"von Timber Timbre an. Das war an sich schon grossartig, weil wie Sie später hier lesen werden, spielte diese Band gestern im Bad Bonn und das zu verpassen, war eigentlich ein wenig verboten. Nicht nur die Musikauswahl war also überzeugend, sondern auch die Choreografie. Ein Duett, sehr schön getanzt von Cedric Huss und Fränzi Roelli, das für einmal nicht so sehr auf die Beziehungsgestaltung fokussierte, sondern auch ganz oft ein lakonisches aber synchrones Nebeneinanderher zeigte.

Für grosse Heiterkeit sorgte Vivianne Balsiger mit ihrem Stück «Foreign Lands". Als Frau in Rot trug sie zu Beginn gekonnt ein Schumann-Lied vor, liess das Ganze aber sehr bald in ein schräges Durcheinander kippen.Sprache, Tanz, Pantomime, Gesang wechselten sich in rasend schnellem Tempo ab, so dass man als Zuschauer gar nicht mehr recht wusste, wo einem der Kopf stand und das wiederum dürfte mit dieser Frau in Rot übereinstimmend gewesen sein.

Kurz; ein durchwegs gelungener Abend. Sie sollten sich ihn nicht entgehen lassen
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Bund 25.8.11

Hospitality

Das Spital im Dachstock

An solche Traditionen kann man sich gewöhnen: Kaum ein Label versorgt die globale Drum-'n'-Bass-Gemeinde zuverlässiger mit hochwertiger Kost als Hospital Records aus London. Und ebendieses Hospital kuratiert nun schon zum zweiten Mal den Saisonauftakt im Berner Dachstock. Angekündigt haben sich so renommierte Plattendreher wie Nu:Tone (Bild), Logistics und B-Complex sowie Rapper MC Wrec. (len)

Dachstock Samstag, 27. August, 23 Uhr.

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kulturagenda.be 25.8.11

Shantel & Bucovina Club Orkestar im Dachstock

"Disko Disko Partizani" - Balkan-Beat-Liebhaber fangen allein bei der Erwähnung von Shantels grösstem Hit zu tanzen an. Als Deutscher mit Wurzeln in der ukrainisch-rumänischen Region Bucovina verhalf Shantel den osteuropäischen Klängen zur Clubreife. Seine Lieder sind sowohl im Blödelfilm "Borat" als auch in Fatih Akins "Soul Kitchen" zu hören. Begleitet von seinem Bucovina Club Orkestar, eröffnet der Partygarant die neue Dachstock-Saison. Willkommen im wilden Osten!
Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 26.8., 21 Uhr

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kulturagenda.be 25.8.11

"fliegen/gehen/schwimmen" im Tojo Theater

Anhand kurzer Szenen porträtiert "fliegen/gehen/schwimmen" vier junge Menschen, die von einem selbstbestimmten Leben träumen, denen aber gleichzeitig jeglicher Antrieb fehlt. Das Stück des österreichischen Dramatikers Johannes Schrettle ist im Tojo in einer Inszenierung von Hannah Steffen zu sehen. Mit David Allers, Gerrit Frers, Petra Schmidig und Nicole Tobler.
Tojo Theater, Bern. Di., 30., und Mi., 31.8., 20.30 Uhr

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Bund 25.8.11

Zurück in die Heimat

In Bern gestartet, im Ausland gereift: Das Bern-Retour-Kollektiv zeigt zum zweiten Mal eine choreografische Werkschau im Tojo.

Schulen in London, Frankfurt, Paris, Amsterdam, später Engagements in Berlin, Lyon, Tel Aviv: Die Biografien der Mitglieder des Bern-Retour-Kollektivs sind noch kurz, dafür umso schillernder. Die Tänzerinnen und Tänzer sind alle Anfang zwanzig, besuchten (oder besuchen noch) renommierte Ausbildungsstätten für Tanz im Ausland und stammen aus Bern. Von Kindsbeinen an trainierten sie hier ihre Körper in klassischem, zeitgenössischem und modernem Tanz. In ihren gemeinsamen täglichen Trainings verband sie schon bald der Wunsch nach einer professionellen Tanzkarriere. Nach Schulabschluss zerstreuten sie sich in alle Himmelsrichtungen, um Tanz zu studieren. Je nach Präferenz und Ausrichtung eher klassisch, theatral oder zeitgenössisch.

Vom Workshop zum Kollektiv

Seither treffen sie sich - bei aller Distanz und Weltläufigkeit - Sommer für Sommer im Akar-Studio zu den dort angebotenen Workshops wieder. Vor zwei Jahren fassten sie den Beschluss, diese jährlichen Treffen produktiv zu nutzen und in ihrer Heimatstadt zu zeigen, was sie in den Jahren an Tanzsprachen und -techniken gelernt hatten. Das Bern-Retour-Kollektiv war geboren. In drei Auftritten im Tojo-Theater zeigten sie 2010 sechs Stücke, die sich inhaltlich und formal mit ihren unterschiedlichen tänzerischen Hintergründen auseinandersetzten. Da wurden Pirouetten gedreht und Spagatsprünge neben Bodenrollen vollführt, ohne Berührungsängste und doch sorgfältig ineinanderchoreografiert. Eine weitere (Ko-)Produktion folgte mit einem verspielten Duett von Gianna Grünig und Nathan Freyermuth letzten Februar in der Dampfzentrale.

Stille, Heimat, Identität

Der allgemeine Erfolg beflügelte die Truppe. Dieses Jahr folgt die nächste Runde des Kollektivs, inzwischen angewachsen auf neun Mitglieder plus einen Gast, von denen acht an der aktuellen Produktion beteiligt sind. Diese besteht aus sieben Kurzstücken von Alina Jaggi, Vivianne Balsiger, Gianna Grünig, Vera Stierli, Cedric Huss, Franziska Roelli und Michael Wälti. Unter Themen wie Leichtigkeit, Stille, Heimat oder Identität tüfteln sie weiter an ihren unterschiedlichen Handschriften als Tänzer-Choreografen. Ihrem Traum von der professionellen Bühnenkarriere sind sie inzwischen ein Stück näher gerückt. Mit viel Eigeninitiative, der Lust am Ausprobieren und dem Erkunden der eigenen künstlerischen Sprache.Julia Wehren

Tojo-Theater Do., 25., bis Sa., 27. August, jeweils 20.30 Uhr. So., 28. August, 19 Uhr.

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BZ 25.8.11

Choreografie in vielen Facetten

Tanz. Für ihre zweite Produktion "Bern Retour 2011" haben die Tänzerinnen und Tänzer des Bern Retour Kollektivs sechs Stücke choreographiert. Alle Tanzschaffenden haben in einer anderen europäischen Stadt studiert. So wurden sie in ihrer künstlerischen Auffassung von Tanz unterschiedlich geprägt: Abstrakte, physische Stücke, theatrale Choreographien mit Wort und Gesang, Soli, Duette und Gruppenstücke geben einen Eindruck von der Vielfältigkeit des europäischen zeitgenössischen Tanzes.pd
Heute Donnerstag, Freitag und Samstag,je 20.30 Uhr und Sonntag, 19 Uhr, Tojo Theater, Reitschule Bern.

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kulturagenda.be 25.8.11

Lesung und Film in der Grossen Halle

Das Theater Klappsitz (im Bild: Roswitha Dost) widmet sich zum Schluss seiner britischen Woche dem Vordenker der Antipsychiatrie Ronald D. Laing. Zu hören sind Laings Dialoge "Liebst du (wirklich) mich?", die mit viel Witz die missverständliche Kommunikation in menschlichen Beziehungen offenlegen. Anschliessend wird der Film "Das sogenannte Normale" gezeigt.
Grosse Halle in der Reitschule, Bern. Do., 25.8., 20.30 Uhr

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Bund 25.8.11

Reitschule: "Wir haben uns mit der Stadt geeinigt."

Noch Anfang August drohten die Verhandlungen über einen neuen Leistungsvertrag zu scheitern, weil die Reitschule keine Konzessionen eingehen wollte.

Simon Jäggi

Die Zeit drängt: Nächsten Mittwoch muss der Gemeinderat an seiner Sitzung den neu verhandelten Leistungsvertrag mit der Reitschule verabschieden. Der Grund: Im März hat der Stadtrat den Kredit für den Leistungsvertrag mit dem alternativen Kulturzentrum zurückgewiesen. Und das Reglement verlangt: Ein zurückgewiesenes Geschäft muss die Regierung nach spätestens sechs Monaten behandelt haben - und es danach gleich dem Parlament vorlegen.

Der neu ausgehandelte Vertrag wird das Parlament genau beäugen: Im Frühling hat eine Mitte-rechts-Koalition dafür nämlich kein Geld sprechen wollen, weil Forderungen eines angenommen GFL-Vorstosses (Motion des ehemaligen Stadtrats Erik Mozsa) noch nicht gänzlich erfüllt seien. Es wurde etwa gefordert, dass die Reitschule Name und Kontaktangaben des Sicherheitsbeauftragten herausgeben müsse.

Streitpunkt: Eingangstor

Noch Anfang Monat standen die Verhandlungen aber auf der Kippe. Die Reitschule wollte nämlich die im neuen Leistungsvertrag verlangten Konzessionen nicht eingehen, wie der "Bund" aus gut informierter Quelle weiss. In einer Stellungnahme zum neuen Vertragsentwurf zeigte sich die verhandelnde Ikur (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) nicht bereit, die Kontaktdaten des Sicherheitsbeauftragten anzugeben. Und die Ikur wollte sich auch nicht verpflichten lassen, alles zu unternehmen, damit die Polizei bei Einsätzen in der Reitschule nicht behindert wird. In der Vergangenheit kam es bei Demos und Drogenrazzien vor, dass das grosse Eingangstor geschlossen wurde. Diesen Passus hat der Gemeinderat in den Vertragsentwurf eingebracht, nachdem das Parlament den Kredit zurückwiesen hatte. Sollten die Verhandlungen scheitern, droht ein vertragsloser Zustand.

Bei der Stadt klingt es vorsichtiger

Nun sieht es aber danach aus, dass man sich gefunden hat. Ob die Reitschule nun zu Konzessionen bereit war - und wie diese genau aussehen, dazu wollten sich gestern beide Parteien nicht äussern. Die Mediengruppe der Reitschule lässt auf Anfrage verlauten, dass man sich an einer Sitzung vom letzten Donnerstag habe einigen können. Bevor das Geschäft vom Gemeinderat abgesegnet geworden ist, äussere man sich nicht. Vonseiten der Stadt mag man aber noch nicht von einer Einigung reden. Peter Tschanz, Generalsekretär der zuständigen Präsidialdirektion, sagt: "Wir sind optimistisch, dass es zu einer Einigung kommt." Und auch Kultursekretärin Veronica Schaller, die an den Verhandlungen teilgenommen hat, meint: "Wir sind optimistisch, dass der Gemeinderat dem Stadtrat fristgerecht ein einvernehmliches Ergebnis wird vorlegen können."