MEDIENSPIEGEL
29. AUGUST - 4. SEPTEMBER 2011
Der Sonntag 4.9.11
1000 Polizisten für das SVP-Familienfest
Die Partei hält kommenden Samstag eine Kundgebung auf dem
Bundesplatz ab. Das Sicherheitsdispositiv ist enorm
Claudia Marinka
"Der Anlass birgt Gewaltpotenzial. Wir sind gerüstet", sagt
Reto Nause (CVP), Berner Sicherheitsdirektor. Das auf den 10. September
angekündigte SVP-Familienfest hat dem obersten
Sicherheitsverantwortlichen schon im Vorfeld Kopfzerbrechen bereitet.
"Der Anlass beschäftigt mich seit einem halben Jahr."
Wie viele Polizisten im Einsatz stehen werden, ist streng geheim.
Gemäss gut informierten Quellen sind an die tausend Polizisten
für die Bewachung des Bundeshausplatzes aufgeboten - auch Beamte
aus anderen Kantonen. "Das ist massiv, wenn man bedenkt, dass der
Einsatz eines Polizisten bei einem solchen Einsatz rund 100 Franken die
Stunde kostet", sagt Heinz Buttauer, Präsident Verband
Schweizerischer Polizeibeamter. Allein der reguläre Polizeieinsatz
von beispielsweise sechs Stunden würde insgesamt eine halbe
Million Franken kosten.
Die Sicherheitsvorkehrungen haben mit den Erinnerungen an den
SVP-Marsch vom 6. Oktober 2007 in Bern zu tun. Damals erlangten die
"Berner Krawalle" unrühmliche Bekanntheit, als Chaoten einen
SVP-Marsch durch die Berner Altstadt torpedierten. "Im Unterschied zu
2007 ist es eine Platzkundgebung und kein Marsch durch die Stadt. Das
erleichtert es uns, für die Sicherheit des Anlasses zu sorgen",
sagt Reto Nause.
Um nicht noch Öl ins Feuer zu giessen, ist der Anlass
offenbar vorverschoben worden. Ursprünglich wollten die
Verantwortlichen am 8. Oktober feiern. Ein Rekordaufgebot soll dieses
Mal für Ruhe und Ordnung sorgen. "Die Polizei ist immer Kritik
ausgesetzt. Wenn sie wenig Polizisten aufbietet und es kommt zu
Zwischenfällen, kommt der Vorwurf, sie hätte zu wenig getan.
Bietet sie hingegen zu viele auf, spricht man von einem
übertriebenen Sicherheitsdispositiv."
Das Grossaufgebot zur Schadensabwehr erachtet Manfred Blaser,
SVP-Stadtrat aus Bern, für eine "bedenkliche Entwicklung": "Wir
haben ein mulmiges Gefühl, dass so etwas überhaupt nötig
ist", sagt der Parlamentarier. Denn man komme in friedlicher Absicht.
Trotzdem: Die Organisatoren liessen verlauten, sie würden auch in
diesem Jahr mit "Lämpe" rechnen.
In der Reitschule jedenfalls findet unter dem Motto "ganz FEST
gegen Rassismus" eine Gegenveranstaltung statt. Das SVP-Fest und die
Sicherheitsvorkehrungen mit "martialischem Polizeiaufgebot" würden
es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an diesem Tag in der
Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden,
argumentieren die Organisatoren.
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Bund 3.9.11
Ein neuer Verein will die Wogen im Berner Nachtleben glätten
Der neu gegründete Verein "Nachtleben Bern" lancierte
gestern Abend eine Petition.
Andrea Mantel
Die Lärmdiskussionen rund um das Berner Nachtleben und die
damit verbundene Problematik des Clubsterbens haben in den vergangenen
Wochen hohe Wellen geschlagen. Seit kurzem hat nun ein weiterer
Exponent in die Geschehnisse eingegriffen. Der Verein Nachtleben Bern
lancierte gestern Abend im Sous Soul und in Berns Gassen seine
"Petition für ein hauptstadtwürdiges attraktives Nachtleben"
- dies mit einer Unterschriftensammlung. Ebenfalls die Bögen zur
Unterschrift aufgelegt haben die im Komitee des Vereins vertretenen
Berner Clubs Bonsoir, Le Ciel, Propeller, Silo und Wasserwerk.
Unterschreiben kann man aber auch online. Des Weiteren im
Vereinskomitee aufgeführt sind Politiker verschiedenster Parteien,
Organisationen wie Ammonit Events, Bee-Flat oder Gastro Bern, das Les
Amis und die Veranstaltungsgruppe Dachstock.
Keine einseitigen Forderungen
"Unser Ziel ist es, dass sich der Gemeinderat der Stadt Bern zu
einem attraktiven Nachtleben bekennt und sich auch dafür
einsetzt", sagt Thomas Berger (Jungfreisinn) im Namen des neuen
Vereins. "Zudem wollen wir den Teil der Nachtschwärmer, welcher
sich im öffentlichen Raum nicht anständig verhält, dazu
bewegen, sein Verhalten anzupassen, und bei diesen Leuten eine
allgemeine Sensibilisierung wecken." Der Verein will mit der lancierten
Petition nicht nur einseitig Partei ergreifen, sondern auch zur
Diskussion anregen. Konkret gefordert wird auf dem Papier die
Flexibilisierung der Öffnungszeiten und gleich lange Spiesse
für alle Betriebe, ein klares Lärmzonenkonzept, sinnvolle
Lärmgrenzwerte und keine Reduktion, eine umfassendere Gewichtung
der Interessen und die Beschleunigung des Verfahrensablaufes, die
Sensibilisierung der Nachtschwärmer und dass die Stadt ihre Kultur
selber bestimmt. Hochgesteckte Ziele, die in ihrer Formulierung jedoch
etwas schwammig daherkommen. "Es handelt sich nicht nur um eine
Petition, da ist es wichtig, dass die Forderungen von allen verstanden
werden", erklärt Berger. "Und wir können fürs Erste
einmal schauen, wie unsere Aktion bei der Berner Bevölkerung
ankommt." Wenn die Petition anschliessend vom Gemeinderat und
Regierungsstatthalteramt ignoriert werde, sei der Verein Nachtleben
Bern durchaus bereit, weitere Schritte zu ergreifen, sagt Berger.
Aktionen und Interessenten
Der Verein kann auch auf musikalische Unterstützung
zählen. Diese werde von lokalen Musikern in Form eines speziellen
Songs kommen, weiss Berger. Auch sind weitere Unterschriftenaktionen
geplant. Und: "Es haben sich aus der Stadt Biel bereits Politiker
gemeldet, die Interesse haben, unsere Forderungen auch in Biel zu
lancieren und aus Bern erhalten wir stetig Lob und Zuspruch für
unsere Idee", sagt Berger. Wichtig sei ihm abschliessend, dass betont
werde, dass diese Aktion keine Wahlpropaganda sei. "Die Petition ist
parteiübergreifend und sachbezogen - wir werden von links wie von
rechts unterstützt."
Infos:
www.nachtleben-bern.ch
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20 Minuten 2.9.11
Duo Africa Hitech im Dachstock
Sa, 3.9., 23 Uhr, Patchwork Night, Dachstock.
BASS MUSIC. 93 Millionen Meilen muss ein Reisender zurücklegen, um
von der Erde zur Sonne zu gelangen. Diese unvorstellbare Strecke nahmen
Steve Spacek und Mark Pritchard als Titel für ihr erstes
gemeinsames Album "93 Million Miles", das im Mai auf dem renommierten
Label Warp Records rauskam. Ganz so zufällig wie der Name des
Debüts zu Beginn erscheint, ist er allerdings nicht: Das Duo
spannt darin einen Bogen zwischen weit entfernten Musikstilen.
Sänger Spacek etwa führt der Soundcollage eine deftige
Portion Soul zu, während Pritchard für die Anleihen bei eher
unbekannten elektronischen Genres verantwortlich zeichnet.
Jazz-Spielereien, Acid House, Techno-Bleeps, tropische Rhythmen und
digitaler Reggae inklusive. Im Dachstock stellt sich das Duo erstmals
dem Berner Publikum.
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kulturagenda.be 1.9.11
Caspar Brötzmann rockt im Dachstock
Bekannt wurde der deutsche Gitarrist mit seinem Caspar Brötzmann
Massaker. Heute tourt er nur noch unter seinem Namen. Geblieben ist die
ausserordentliche Verbindung von psychedelischen Sounds mit Metal und
Tribal-Strukturen. Diese Mischung, gerne gespielt in
Prog-Rock-Länge, würzt Brötzmann zusätzlich mit
Noise.
Dachstock der Reitschule, Bern. So., 4.9., 20 Uhr
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kulturagenda.be 1.9.11
Patchwork Night mit Africa Hitech im Dachstock
Hinter dem Projekt Africa Hitech stecken die beiden britischen
Produzenten Mark Pritchard und Steve Spacek, die eine Leidenschaft
für elektrische Bassmusik hegen. Ihr erstes gemeinsames Album
heisst "93 Million Miles" und ist eine Mischung aus Detroit Techno,
Soul und jamaikanischem Dancehall.
Dachstock Reitschule, Bern. Sa., 3.9., 23 Uhr
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Bund 1.9.11
Marek Hemmann
Grazile Beats vom Stilisten
Techno aus deutschen Landen, das ist oft eine ernste, beinahe
dogmatische Angelegenheit. Marek Hemmann, Ambassador des Labels Freude
am Tanzen, bildet da eine vorzügliche Ausnahme. Seit Jahren
beglückt der Jenaer DJ sein Publikum mit geschmeidig-grazilem
House, Funk, Soul, Jazz, Techno - es ist alles da, aber eben nur ganz
sachte angedeutet. Das ist das Geheimnis dieser flauschigen Tanzmusik.
(len)
Dachstock Freitag, 2. September, 23 Uhr.
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Bund 1.9.11
Elektronische Nacht
Im Tandem zu den Plattentellern
Es soll eine einmalige Nacht werden: elektronisch,
minimalistisch, mit allerhand Soundeffekten und vielen Experimenten,
wenn sich heute im Rössli schweizerisch-ukrainische
Plattenleger-Tandems unter dem Titel "Ukrainian
Connections" an die Arbeit machen. Besonders empfehlenswert:
Zavoloka (Bild), deren Musik mit Grazie beginnt und in Effekten
verdämmert, sowie Younnat, der es organischer und harmonischer
mag. (kas)
Rössli Reitschule Do, 1. September, 21 Uhr
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BZ 1.9.11
Auf Rundfahrt durch die Romandie
Filmreihe · Mit "Blicken über den
Röschtigraben" öffnen fünf Berner
Programmkinos ein Fenster in die Westschweiz. Und entkräften das
eine
oder andere Klischee.
Die Deutschschweiz lacht mit Vorliebe über deutschsprachige
Komödien,
während die Romandie lieber über französischsprachige
Dramen sinniert.
Dazwischen klafft ein filmschweizerischer Röschtigraben. Wirklich
wahr?
Berner Kinos möchten uns einen Monat lang eines Besseren belehren.
Mit "Blicken über den Röschtigraben" wirken fünf
Programmkinos Klischees
und Halbwahrheiten entgegen. So wird auf den Leinwänden von
Cinématte,
Kino in der Reitschule, Kino Kunstmuseum, Kellerkino und Lichtspiel das
Verbindende der Kulturen betont - mit guten Gründen.
Als exemplarische Figur der "Röschtigraben"-Reihe könnte man
den
Berner Filmemacher und Produzenten Res Balzli bezeichnen. Mit "Bouton"
gelang Balzli letzten Frühling eine bewegende Dokumentation
über eine
krebskranke Westschweizer Bauchrednerin. Jetzt stellt Balzli zusammen
mit vier weiteren Berner Filmschaffenden (darunter Reto Caffi, dessen
Kurzfilm "Auf der Strecke" 2009 eine Oscarnomination
erhielt) je einen
Westschweizer Film dem Publikum persönlich vor. Zu sehen gibts
Klassiker wie Yves Yersins "Les petites fugues" (1979)
über einen
Knecht, der nach dem Kauf eines Mofas zum Rebell wird, aber auch
weniger bekannte Werke wie Vincent Pluss’ "On dirait le
sud", das 2003
den Schweizer Filmpreis erhielt, aber zu früh in Vergessenheit
geriet.
Eine Berichtigung tut auch punkto eingangs erwähnter
Halbwahrheiten
not: In einer Umfrage der "SonntagsZeitung" nach dem besten
Schweizer
Film aller Zeiten nannten viele Deutschschweizer Filmjournalisten einen
französischsprachigen Lieblingsfilm. Handkehrum kürten alle
Westschweizer Kritiker Fredi Murers "Höhenfeuer"
(1985) zu ihrem
Favoriten. Murers alpines Inzestdrama belegte schliesslich Platz 1 der
Umfrage. Nun ist "Höhenfeuer" auch im Rahmen der "Blicke über
den
Röschtigraben" - notabene als einziger Deutschschweizer Film -
wieder
zu sehen. Wie das? Die Westschweizer Filmemacherin Jacqueline Veuve,
der eine kleine Retrospektive gewidmet ist, wählte Murers Film zu
ihrer
Carte blanche. Hans Jürg Zinsli
"Blicke über den Röschtigraben": 1. bis 30.
9., Lichtspiel,
Kellerkino, Cinématte, Kino Reitschule, Kino Kunstmuseum Bern.
www.dasanderekino.ch.
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kulturagenda.be 1.9.11
Kurzfilmnacht in fünf Berner Kinos
Wenn der Zyklus "Blicke über den Röstigraben" heisst, muss es
um Filme von jenseits des berühmt-berüchtigten Grabens gehen.
Diese sind einen Monat lang Thema in Kellerkino, Kunstmuseum,
Reitschule, Lichtspiel und Cinématte. Den Auftakt bildet eine
Kurzfilmnacht, u.a. mit Ausschnitten aus "Roman d’Ados" (Bild): In
kurzen Episoden geben Teenager Einblick in ihr Leben.
Programmkinos, Bern. Fr., 2.9., 18 Uhr
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Bund 1.9.11
Kino
Blicke über den Röstigraben
Man spricht Französisch
Originell, verspielt und nah am Leben: Die Filme aus der Romandie
geben derzeit in der Schweiz den Ton an. Die Berner Programmkinos
zeigen, weshalb das so ist.
Thomas Allenbach
Der Berner Filmproduzent und Filmemacher Res Balzli
("Bouton") bringts bündig auf den Punkt: "Das
ist eine saugute Idee." Die Idee, das ist die Film- und
Veranstaltungsreihe "Blicke über den
Röstigraben". Unter diesem Titel bringen die Berner
Programmkinos Cinématte, Kellerkino, Kino in der Reitschule,
Kino Kunstmuseum und Lichtspiel 18 Spielfilme und 12 Kurzfilme aus der
Romandie auf die Berner Leinwände, gebündelt in vier
thematische Programme. "Dieser Austausch ist wichtig", so
Balzli, "eigentlich aber müsste man ein entsprechendes
Programm auch in der Westschweiz machen. Wir in der Deutschschweiz
interessieren uns viel mehr für die Romandie als umgekehrt."
Einen der Filme im Programm hat Balzli ausgewählt: das
subtile Drama "Pas douce" von Jeanne Waltz, mit dem die in
Portugal lebende Autorin und Regisseurin 2008 beim Schweizer Filmpreis
den Quartz für das beste Drehbuch erhielt. Die Cinématte
hat fünf Berner Filmschaffende eingeladen, einen Westschweizer
Film vorzustellen, der ihnen besonders am Herzen liegt. "Ich
musste nicht lange überlegen", sagt Balzli. "Pas
douce", der in den Deutschschweizer Kinos kaum Beachtung fand,
habe ihn tief berührt, weil er ein ganz wichtiges Kriterium
erfülle: "Er zeigt eine Entwicklung, er erzählt, wie
eine junge Todeskandidatin zu einer Frau wird, die wieder Mut fasst.
Die Figur ist in jedem Moment glaubwürdig, auch dank der
Hauptdarstellerin Isild le Besco, für mich eine Entdeckung."
Ansteckendes kulturelles Klima
Ihre Lieblingsfilme zeigen weiter Peter von Gunten ("La
salamandre" von Alain Tanner), Madeleine Fonjallaz ("Les
petites fugues" von Yves Yersin), Jeanne Berthoud ("Le
petit prince a dit" von Christine Pascal) und Reto Caffi. Dieser
hat "On dirait le sud" von Vincent Pluss und den Kurzfilm "Tous
à table" von Ursula Meier ausgewählt,
für Caffi "schlicht einer besten Schweizer Kurzfilme
überhaupt". Meisterhaft erzähle Ursula Meier zwischen
den Zeilen - "in den Deutschschweizer Filmen hingegen wird oft
alles ausgesprochen". Bei "On dirait le sud"
beeindruckten ihn vor allem die Vitalität und Spontaneität.
"Da hat man wirklich das Gefühl, mitten ins Leben geworfen
zu werden."
Die Filme aus der Romandie - und da vor allem die Spielfilme der
Regisseurinnen - geben derzeit im einheimischen Schaffen den Ton an.
Das zeigt sich am deutlichsten beim Schweizer Filmpreis, der in den
letzten drei Jahren in der Kategorie Spielfilm stets an Frauen aus der
Westschweiz ging: an Ursula Meier ("Home"),
Sévèrine Cornamusaz ("Coeur animal") und
Stéphanie Chuat und Véronique Reymond ("La petite
chambre"). "Man hat den Eindruck, dass die Romandie derzeit
die Nase punkto Kreativität vorne hat", sagt Res Balzli. "Das ist
nicht nur eine Frage des individuellen Talents, sondern
auch des kulturellen Klimas. Dieses scheint in der Romandie ansteckend
zu sein." Auch Reto Caffi orientiert sich derzeit vor allem am
Westschweizer Filmschaffen: "Die jüngere Generation in der
Romandie beeindruckt mich mit ihrer Originalität mehr, als was
momentan in der Deutschschweiz passiert."
Die jüngsten Erfolge der Westschweizer Filmerinnen und
Filmer haben auch historische Gründe. Es waren Alain Tanner,
Michel Soutter, Claude Goretta und ihre Mitstreiter der 1968
gegründeten Groupe 5, die den Bruch mit dem alten Schweizer Film
vollzogen (dessen Verdienste heute wieder angemessener gewürdigt
werden). In seinem Programmbeitrag schlägt das Kino Kunstmuseum
den filmhistorischen Bogen von Tanner & Co. zu deren geistigen
Erben, zu Filmemachern wie Lionel Baier oder Jean-Stéphane Bron,
die den Pioniergeist der frühen Jahre ins Heute übersetzen.
Legendäre Werke wie Michel Soutters "Haschisch" (1967)
oder Alain Tanners "Jonas qui aura 25 ans à l’an
2000" (1976) treffen auf die neuen, freihändig realisierten
Roadmovies von Lionel Baier ("Toulouse", "Low
Cost") oder auf aktuelle Kinoerfolge wie "Cleveland Versus
Wall Street" und "La petite chambre".
Von Kino zu Kino
Historische Tiefenbohrungen macht auch das Lichtspiel, und dies
am Beispiel von Filmen, die sich ihrerseits der Vergänglichkeit
entgegenstellen, die durch präzise, geduldige Beobachtung und
Beschreibung zum Beispiel handwerkliche Tradition konservieren. Die
Rede ist von Jacqueline Veuve, der Grande Dame des ethnografischen
Films. Zu sehen sind unter anderem ihre Porträts des
Spielzeugmachers Arnold Golay und des Holzhandwerkers François
Pernet, dann auch ihr Film über das von den Jahreszeiten
geprägte Leben einer traditionell wirtschaftenden Bauernfamilie
("Chronique paysanne en Gruyère"). Das Kellerkino
seinerseits zeigt die Langzeitstudie "Romans d’ados" von
Béatrice Bakhti. Über Jahre hat die Filmemacherin sieben
Westschweizer Teenager mit der Kamera begleitet. Aus den 400 Stunden
Material hat sie einen 400-minütigen Film in vier Kapiteln
realisiert, der in der Romandie mit 22 000 Eintritten im Kino (und 160
000 Fernsehzuschauern) einen Grosserfolg feierte. In Bern ging der Film
bei der ersten Programmation im Kellerkino unter - nun gibts eine
zweite Chance, das Ausnahmewerk auf Leinwand zu sehen.
Eröffnet wird die Reihe heute Donnerstag mit einem
filmhistorischen Rückblick. In der Grossen Halle der Reitschule
wird "La vocation d’André Carel" von Jean Choux aus
dem Jahr 1925 gezeigt, live begleitet von Wieslaw Pipcynksi (Klavier,
Theremin) und Regula Küffer (Flöte). Viel Bewegung bringt das
Filmprogramm vom Freitag: Zwischen 18 und 24 Uhr zeigen die fünf
Kinos in stündlichen Programmen Kurzfilme aus der Romandie,
zwischen den Spielstellen verkehren Shuttlebusse und Rikscha-Taxis. Zu
sehen ist dabei auch der Dokumentarfilm, den die beiden damals noch
jugendlichen Flaneure Alain Tanner und Claude Goretta 1957 am
Piccadilly Circus in London drehten und der ganz am Anfang des neuen
Schweizer Films steht: "Nice Time".
Eröffnung Reitschule, Grosse Halle, heute Donnerstag, 20.30
Uhr. Die Reihe dauert bis 30. September. www.dasanderekino.ch
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Grosse Halle Film & Musik
Die Projektion von "La vocation d’André Carel"
in der Grossen Halle der Reitschule macht heute nicht nur den Auftakt
zum "Röstigraben"-Programm, sondern auch zur Reihe
Film & Musik. Von 1. bis 17. September präsentieren das Kino
in der Reitschule und der Trägerverein Grosse Halle Filme mit
zeitgenössischer Live-Musik. Im Programm findet sich neben drei
Buster-Keaton-Filmen und Tony Gatlifs "Vengo" auch "Berlin Calling" von
Hannes Stöhr mit dem Berliner
Elektro-Komponisten und DJ Paul Kalkbrenner (8. 9 und 10. 9).
Kalkbrenner gibt am 10. 9. anschliessend an die Projektion ein Konzert
(ausverkauft). (klb)
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BZ 1.9.11
Film & Musik
Mit "La vocation d’André Carel" (1925) wird
die Filmreihe "Blicke über
den Röschtigraben" eröffnet. Zugleich bildet der
historische Stummfilm
des Genfer Regisseurs Jean Choux den Startschuss zum Minifestival "Film
& Musik". An sieben Abenden werden in der Grossen Halle der
Berner
Reitschule Filme mit zeitgenössischer Livemusik aufgeführt.
Auf dem
Programm stehen Stummfilmklassiker wie "The Three Ages"
(1926) von
Buster Keaton (mit moderner Vertonung durch Techno-DJ Jeff Mills), aber
auch zeitgenössische Streifen wie "Berlin Calling"
(2008). In diesem
Drama über den Absturz eines DJs lieferte Technostar Paul
Kalkbrenner
nicht nur den Soundtrack, sondern spielte auch die Hauptrolle.zas
"Film & Musik": 1. bis 17. September, Grosse
Halle der Reitschule Bern.
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WoZ 1.9.11
Film und Musik
Seit bald zwanzig Jahren zeigt in Bern die Kinogruppe des Kinos
in der Reitschule Stummfilmklassiker, die live vertont werden. Was als
kleiner Anlass im Hof der Reitschule begann, ist mittlerweile zum "Film
und Musik"-Festival gewachsen. Dieses Jahr werden
nebst wunderbaren Stummfilmperlen auch neuere Filme gezeigt. So zum
Beispiel Hannes Störs "Berlin Calling" (2008), eine
Tragikomödie über Berlins Partyszene. Der Technoproduzent und
DJ Paul Kalkbrenner hat den Soundtrack zum Film geschrieben und spielt
auch die Hauptrolle.
In den Stummfilmklassikern "The Three Ages" (1926), "Neighbours" (1920)
sowie in "Go West" (1925)
ist der traurigste aller Komiker auf der Leinwand zu sehen: Der
grossartige Buster Keaton, der selbst auch stets Regie führte.
Vertont wird "Three Ges" von Jeff Mills, dem Produzenten
elektronischer Musik, die anderen zwei Filme werden vom
Stummfilmensemble Musical Nel Buio aus Bologna begleitet. süs
Film und Musik in: Bern Grosse Halle Reitschule, Do, 1.
September, 20.30 Uhr; Do, 8., bis Sa, 10. September; Do, 15., bis Sa,
17. September, 20.30 Uhr. www.grossehalle.ch
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kulturagenda.be 1.9.11
Film & Musik in der Grossen Halle
Reitschule Bern
DO/01.09/20.30/La vocation d’André Carel Jean Choux, CH 1925,
stumm
Musik Wieslaw Pipczynski und Regula Küffer
Ein Akademikersohn entdeckt an der Waadtländer Riviera die
Würde der Arbeit …
DO/08.09/20.30/Berlin Calling Hannes Stöhr, D 2008
Der Berliner Elektro Komponist Martin (Paul Kalkbrenner), genannt DJ
Ickarus, tourt mit seiner Managerin und Freundin Mathilde (Rita
Lengyel) durch die Tanzclubs der Welt … Der perfekt abgestimmte
Soundtrack hat dem Hauptdarsteller und Komponisten Paul Kalkbrenner zum
Durchbruch verholfen.
FR/09.09/20.30/The Three Ages Buster Keaton, USA 1926, stumm
Jeff Mills hat zu Keatons erstem abendfüllenden Spielfi lm eine
grandiose elektronisch-jazzige Tonspur komponiert. Buster Keaton
erzählt mit einer Fülle brillanter Gags, wie er über
drei Zeitalter hinweg - Steinzeit, römischer Antike und Gegenwart
(1923!) - seinem Rivalen das geliebte Mädchen auszuspannen
versucht …
DO/15.09/20.30/Vengo Tony Gatlif, F/E 2000, Musik Mariano Martín
und Amir John Haddad
FR/16.09/20.30/Inferno Bertolini/Padovan/De Liguoro, I 1911, Musik
Marco Dalpane
SA/17.09/20.30/Neighbors/Go West Buster Keaton, USA 1920/25, Musik
"Musica nel buio"
www.grossehalle.ch
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WoZ 1.9.11
Vom Pausenplatz direkt zum Geheimdienst
Staatsschutz
Vom Pausenplatz direkt zum Geheimdienst
Der Schweizer Staatsschutz setzte ihn auf
GlobalisierungskritikerInnen im In- und Ausland an. Jetzt redet der
Spitzel über seine Tätigkeit.
Von Dinu Gautier
Der Mann war ein Spitzel für den Genfer Staatsschutz sowie
für den Schweizer Inland geheimdienst. Er infiltrierte keine Zelle
mutmasslicher Terroristen - sondern die globalisierungskritische
Organisation Attac in Genf. Von dort aus sollte er Kontakte zu
"radikaleren" Gruppen aufbauen.
Treffpunkt: Hauptbahnhof Genf. Es ist ein heisser Tag. Der
ehemalige Spitzel, nennen wir ihn Lorenz, ist ein schlaksiger Mann. Er
trägt kurze Hosen, etwas strubbelige Haare, ein Bärtchen.
"Es war am Ende meiner Zeit am Gymnasium, im Sommer 2005.
Eine Schulkollegin fragte mich, ob ich Lust hätte, als Informant
der Polizei in der linksextremen Szene zu arbeiten", sagt Lorenz.
Daraufhin traf der damals Neunzehnjährige einen Mitarbeiter der
"Cellule renseignements", wie der Genfer Staatsschutz
heisst. Die Cellule arbeitete eng mit der Zentrale des damaligen
Inlandgeheimdienstes "Dienst für Analyse und Prävention
DAP" zusammen (heute: Nachrichtendienst des Bundes NDB).
Wie der Nachrichtendienstler heisst, der damals in der Cellule
eine leitende Funktion innegehabt habe, will Lorenz nicht verraten. Es
gehe ihm nicht darum, einen "Krieg mit der Polizei
anzuzetteln". Überhaupt habe er mit dem Mann eine schon fast
freundschaftliche Beziehung gehabt. Er nennt ihn Philippe.
Das erste Treffen: "Es war ein bisschen wie im Film. Wir
drehten Runde um Runde in seinem Auto", erinnert sich Lorenz. Ihm
sei gesagt worden, er solle bei Attac Genf mitarbeiten. Dann habe ihm
Philippe ein Handy überreicht - damit sollten sie Kontakt
halten. Fortan hätten sie sich alle zwei, drei Wochen in
Cafés getroffen.
Die erste Mission
Lorenz merkte schon bald, dass Attac nicht das eigentliche Ziel
der Infiltrationsmission war. "Es ging vor allem darum,
Informationen zu Demonstrationen zu beschaffen." Attac als "offene"
Organisation sei ein Mittel zum Zweck gewesen,
sagt Lorenz. "Ich sollte für Attac an Komiteesitzungen
teilnehmen, um mich nach und nach radikaleren Gruppen
anzunähern."
Seine erste "Mission" war eine Demonstration im
Oktober 2005 gegen die Welthandelsorganisation WTO in Genf. Über
hundert Organisationen aus dem In- und Ausland riefen dazu auf. Lorenz
nahm an den Vorbereitungssitzungen teil. Auch an der Demo selber sei er
per Handy in direktem Kontakt mit der Polizei gestanden. "Sie
wollten wissen, was im Innern der Demo geschieht - etwa, ob sich
Leute vermummen."
Zwischenfälle gab es übrigens keine. Protokolle der
Demovorbereitungssitzungen sind noch heute offen im Internet einsehbar.
Lorenz verabschiedete sich daraufhin für längere Zeit
in die Rekrutenschule und in die Ferien. Im September 2006 war er
zurück. Philippe stellte ihm eine neue Kontaktperson vor: Marc aus
der Zentrale des DAP in Bern. Ein Romand, ziemlich alt. Er sollte
Philippe mit der Zeit komplett ablösen. Philippe sei innerhalb der
Genfer Polizei in eine andere Sektion berufen worden. Auch Marc habe
ihm ein Handy gegeben, sagt Lorenz.
Der Nachrichtendienst setzte Lorenz nun auf die Mobilisierungen
gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos und den G8-Gipfel im deutschen
Heiligendamm an. Lorenz erinnert sich an zwei Organisationen, die den
Nachrichtendienst besonders interessierten: der Revolutionäre
Aufbau aus Zürich und das autonome G8-Mobilisierungsnetzwerk
"Dissent!". Verbindungen zu "Dissent!" hatte
etwa der bekannte Genfer Aktivist Olivier de Marcellus. "Solltest
du die Chance haben, dich ihm zu nähern: Er interessiert
uns", habe ihm Philippe gesagt, so Lorenz. Er habe zwar ein- oder
zweimal mit de Marcellus gesprochen. Eine eigentliche Annäherung
habe sich aber nicht ergeben. Dafür nahm Lorenz im Dezember 2006
an einem Infotreffen des "Dissent!"-Netzwerkes im Espace
Autogéré von Lausanne teil.
Noch mehr Spitzel
Ebenfalls gegen Ende 2006 reiste Lorenz nach Bern an eine Sitzung
zur Vorbereitung von Aktionen in Davos. An den Inhalt der Sitzung in
der Reitschule mag er sich nicht mehr erinnern. "Ich verstand ja
auch kaum Schweizerdeutsch." Geblieben ist ihm allerdings, dass
er endlich einem Vertreter des Revolutionären Aufbaus begegnet
ist. Anwesend sei auch eine Person gewesen, die ihm vom
Nachrichtendienst anhand äusserlicher Merkmale vorgängig
beschrieben worden sei: "Sie sagten mir: ‹Der ist bereit, Gewalt
anzuwenden - sicher gegen Sachen, vielleicht sogar gegen
Menschen.›"
Lorenz ist sich sicher, dass es neben ihm andere Spitzel gegeben
haben muss. "Sie zeigten mir Protokolle von Sitzungen und
Sitzungseinladungen, an die der Nachrichtendienst sonst nicht
hätte kommen können." Beweisen könne er das aber
nicht.
In der Clownarmee
Seine nächste Mission brachte Lorenz zunächst nach
Zürich. Die GSoA hatte per E-Mail-Verteiler dazu aufgerufen, als
Clowns in Armeeuniform verkleidet in Davos für Irritationen zu
sorgen. Am 26. Januar 2007 nahm Lorenz im besetzten Haus "Kalkbreite"
in Zürich an einer Vorbereitungssitzung
teil. Eine damals anwesende Person erinnert sich an ihn: "Ich
dachte: ‹Wow, cool, es kommt sogar jemand aus Genf.›"
Lorenz brachte am Treffen in Erfahrung, dass sich die so genannte
Clownarmee tags darauf in Davos nicht an die bewilligte
Demonstrationsroute halten, sondern direkt vor den Luxushotels für
Klamauk sorgen wolle. Er meldete dies pflichtbewusst dem DAP-Agenten
Marc. Trotz dessen Angebot, in einem Hotel zu übernachten,
verbrachte Lorenz die Nacht mit Akti vistInnen. Am nächsten Tag
machte der Spitzel in Diensten der Clown armee Davos unsicher.
Im Sommer 2007 reiste der Informant mit mehreren Hundert Menschen
aus der ganzen Schweiz mit einem Sonderzug nach Rostock. Es sollte
seine letzte Mission werden. Lorenz übernachtete im grossen
Zeltlager der G8-GegnerInnen. Agent Marc sei auch in Rostock gewesen -
allerdings im Hotel. "Ich habe mich zweimal mit ihm
getroffen", was aber nicht einfach gewesen sei, habe er doch
Ausreden erfinden müssen, damit seine KollegInnen von Attac nicht
misstrauisch würden. "Überhaupt: Ich konnte ihm wenig
Interessantes erzählen. Und allzu motiviert war ich auch nicht
mehr."
In Rostock scheint sich zu dem Zeitpunkt eine Art Internationale
der Geheimdienste eingefunden zu haben: "Franzosen waren da, die
Schweizer waren da, usw. Jeder hatte seine Informanten", sagt
Lorenz. Er selber habe aber nur Marc getroffen.
Agent Provocateur
Ein solcher Informant ist Anfang dieses Jahres aufgeflogen: Der
englische Polizist Mark Kennedy, der in England, Deutschland und
anderen Ländern während mindestens sieben Jahren linke
Gruppen infiltriert hatte. Am G8-Gipfel in Heiligendamm war er an
Blockaden beteiligt. Ein Agent Provocateur. Das Bundesland
Mecklenburg-Vorpommern habe ausdrücklich um den Einsatz eines
britischen Undercover-Agenten gebeten, so "Spiegel Online".
"Ich war dagegen nur ein kleiner Fisch", sagt Lorenz.
Und als "kleiner Fisch" erhielt er für drei Tage
Einsatz in Rostock 2500 Franken. "Insgesamt habe ich vielleicht
10 000 Franken verdient." Das Geld sei ihm jeweils bar
ausgehändigt worden.
Mit der Zeit habe ihn gestört, dass er Informationen habe
liefern müssen, dass seine Kontaktpersonen im Gegenzug aber kaum
etwas verraten hätten. Abgesehen davon habe man ihn nie für
seine Mission ausgebildet. "Sie sagten mir auch nicht, was
für Grenzen ich beachten müsse, gaben mir kaum Tipps."
Und so beendete Lorenz seine Karriere als Spitzel und widmete
sich fortan ganz seinem Politologiestudium. Er, der sich als Linken
bezeichnet ("nahe der SP und der Grünen") mag die
Geheimdienstarbeit nicht grundsätzlich hinterfragen. Selber will
er aber einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen. "Deshalb
habe ich mich bei Attac gemeldet. Ich will nicht wie Günter Grass
jahrzehntelang ein Geheimnis mit mir herumschleppen." Sein
Gesicht und seinen Namen will er trotzdem nicht in der Zeitung sehen.
"Ich möchte auch mal als ganz normaler Besucher ein Fest in
der Reitschule besuchen können", sagt er.
Und was meinen die Bespitzelten? Alessandro Pelizzari von Attac
Genf: "Wir haben den Anspruch, eine offene Organisation zu sein.
Also haben wir ihn auch mit offenen Armen aufgenommen." Dass die
Gruppe unterwandert wurde, überrascht Pelizzari nicht. "Aber
es überrascht mich, dass er es war. Wir waren ihm gegenüber
nie misstrauisch." Wütend sei er nicht. "Aber es nervt
mich, dass wir damals so naiv und blauäugig waren." Dass
demokratische Ausdrucksformen durch den Staat eingeschränkt
würden, erlebe er als Gewerkschafter in Genf übrigens
dauernd, sagt Pelizzari.
Andreas Cassee von der GSoA bezeichnet den Spitzeleinsatz als "Angriff
auf die demokratische Kultur". Es sei wichtig,
sich offen und basisdemokratisch organisieren zu können. "Will der
Staatsschutz Misstrauen säen? Will er, dass sich
Gruppen abschotten?"
Derweilen möchte der Nachrichtendienst des Bundes -
wenig überraschend - den "Sachverhalt weder
bestätigen noch dementieren". Grundsätzlich beantworte
der NDB keine Anfragen zu "vermuteten operationellen
Tätigkeiten".
In Genf wird hingegen dementiert: "Die Genfer Polizei hat
keine ‹Infiltration› der Gruppe Attac durchgeführt. Es gibt mit
Blick auf die Gesetze zur Inneren Sicherheit für unseren Dienst
keinen Grund, diese Organisation zu überwachen."
So bleiben unter anderem folgende Fragen offen: Wieso wurden mit
Attac und der GSoA Gruppen anvisiert, die offenkundig keine Bedrohung
für die Innere Sicherheit darstellen? Auf welcher
Gesetzesgrundlage fand das Ganze überhaupt statt? Wusste
Deutschland vom Einsatz in Heiligendamm? Und wieso rekrutiert der
Staatsschutz Jugendliche auf dem Pausenhof?
ProWOZ
Dieser Artikel wurde ermöglicht durch den Recherchierfonds
des Förder vereins ProWOZ. Dieser Fonds unterstützt
Recherchen und Reportagen, die die finanziellen Möglichkeiten der
WOZ übersteigen. Er speist sich aus Spenden der WOZ-Leser Innen.
Förderverein ProWOZ, Postfach, 8031 Zürich, PC
80-22251-0
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Bund 1.9.11
Reitschule: Vertrag droht im Stadtrat erneut zu scheitern
GFL-Stadtrat Lukas Gutzwiler ist unzufrieden: "Der Auftrag
des Stadtrates ist nur halb erfüllt." Und auch der
BDP-Parlamentarier Martin Schneider meint: "Ich bin
enttäuscht." Gestern hat der Gemeinderat an seiner Sitzung
den neu ausgehandelten Leistungsvertrag mit der Reitschule
gutgeheissen. Die Nachverhandlungen wurden nötig, weil das
Parlament im März den Kredit für das alternative
Kulturzentrum zurückwies - und verlangte, vier Bedingungen in den
Vertrag aufzunehmen. Davon sehen die zwei Stadträte - beide sitzen
in der zuständigen Kommission für Soziales, Bildung und
Kultur - nur zwei Punkte als einigermassen erfüllt an:
Einen permanenten internen Sicherheitsdienst - und dass dieser im
Vertrag festgeschrieben ist. Die Sicherheitsverantwortlichen der
Reitschule werden namentlich genannt.
Nicht erfüllt sehen die Stadträte aber die Forderung
nach einem schriftlichen Sicherheitskonzept für den Vorplatz der
Reitschule. Auch forderte das Parlament eine Lösung für
Probleme mit dem grossen Eingangstor, das in Vergangenheit etwa bei
Demonstrationen als Fluchtweg genutzt wurde. Der Gemeinderat führt
hier an, dass das Tor während des Betriebs aus
Brandschutzgründen nicht geschlossen werden kann - oder sonst
umgebaut werden muss. Im Parlament wird wohl vor allem das
Sicherheitskonzept für den Vorplatz zu reden geben. "Die
Reitschule leistet zwar extrem gute Arbeit, aber in der Welt ausserhalb
der Reitschule gibt es halt Dinge, die schriftlich festgelegt werden
müssen", sagt Schneider. GFL und BDP könnten im
Parlament den Ausschlag geben, dass der Vertrag erneut scheitert. "Es
könnte heikel werden", sagt GFL-Vertreter
Gutzwiler. Er kann sich vorstellen, im Stadtrat zu beantragen, den
Kredit bloss für ein Jahr zu sprechen.
Kultursekretärin Veronica Schaller hat für die
Regierung die Verhandlungen geführt und verneint die Frage nicht,
ob nicht auch der Gemeinderat ein solches Konzept gerne hätte
vorliegen sehen. Wie der "Bund" letzte Woche berichtete,
sperrte sich die Interessengemeinschaft Kultur in der Reitschule (Ikur)
auch gegen weitere Punkte in den Verhandlungen. Etwa gegen einen
Passus, in dem die Ikur wäre verpflichtet worden, alles zu
unternehmen, damit die Polizei bei ihren Einsätzen nicht
gestört wird.
"Dass die Parteien bei Verhandlungen nicht alle ihre
Forderungen durchbringen, ist normal", meint Schaller. Und betont
auch, dass es nicht sinnvoll sei, ein Sicherheitskonzept in einen
Kulturvertrag zu schreiben: "Sonst müsste die Abteilung
Kulturelles überprüfen, ob die Sicherheitsbedingungen
erfüllt sind." Der Gemeinderat will künftig seine
Forderungen in die regelmässigen Gespräche einbringen, die
zwischen Polizei, Stadtbehörden und Reitschule laufen.
Die Reitschule engagiere sich schon sehr stark für die
Sicherheit um die Reitschule, betont deren Mediengruppe auf Anfrage.
Ein schriftliches Konzept halte man aber für die falsche Form. Ein
Papier habe den Nachteil, dass es - je nach Ereignissen - rasch
überholt sei. Viel wichtiger und nützlicher für alle
Seiten sei, stets im Gespräch zu bleiben. Das Geschäft wird
wohl im November im Stadtrat traktandiert. (jäg)
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BZ 1.9.11
Einigung mit Stadt
Reitschule · Der Berner Gemeinderat hat den Vertrag mit der
Reitschule verabschiedet.
Für die Jahre 2012 bis 2015 soll die Reitschule wie bisher
jährlich 380 000 Franken erhalten. Der Berner Gemeinderat hat
gestern den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft
Kulturraum Reitschule genehmigt.
Als Nächstes entscheidet der Berner Stadtrat über den
Kredit. Im Frühling noch hatte das Parlament den
Reitschule-Vertrag zurückgewiesen. Damals erhielt der Gemeinderat
den Auftrag, den Vertrag in vier Punkten zu überarbeiten.tob Seite
3
-
Das Tor zur Reitschule bleibt offen
Stadt Bern. Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit den
Reitschule-Betreibern (Ikur) für die Jahre 2012 bis 2015
verabschiedet. Die Ikur soll jährlich 380 000 Franken erhalten.
Noch fehlt der Segen des Stadtrates. Dieser hatte den Vertrag im
Frühling zurückgewiesen.
Im vergangenen März hat eine Mitte-rechts-Koalition des
Berner Stadtparlaments den Leistungsvertrag zwischen den
Stadtbehörden und den Reitschule-Betreibern zurückgewiesen.
Der Gemeinderat erhielt den Auftrag, den Vertrag in vier Punkten zu
überarbeiten. Sämtliche Punkte betreffen mangelnde
Sicherheitsauflagen.
Gestern teilte der Gemeinderat mit, dieser Auftrag sei nun
erfüllt. Die Regierung habe den Vertrag überarbeitet und sich
mit der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) geeinigt,
stand in einer Mitteilung. Für die Jahre 2012 bis 2015 soll die
Ikur wie bisher 380 000 Franken jährlich erhalten. "Der
überwiegende Teil ist für die Miete vorgesehen",
schreibt der Gemeinderat.
Der Reitschule-Kredit wird dem Stadtrat nun ein zweites Mal
vorgelegt. Ob ihn das Parlament diesmal bewilligt, hängt davon ab,
wie zufrieden die Volksvertreter mit den Anpassungen sind (siehe
Kasten).
Überarbeitet wurde der Leistungsvertrag in folgenden vier
Punkten:
Interner Sicherheitsdienst
Der Stadtrat hat im Frühling verlangt, dass die Ikur einen
permanenten internen Sicherheitsdienst auf die Beine stellt. Dieser
Sicherheitsdienst müsse eng mit den Behörden
zusammenarbeiten. Gemäss Gemeinderatsmitteilung wurde bei der
Überarbeitung ein "entsprechender Passus im Vertrag
aufgenommen". Veronica Schaller, Leiterin der städtischen
Abteilung Kulturelles, wird konkreter: In der 2009 abgeschlossenen
Sicherheitsvereinbarung mit der Ikur gebe es bereits einen Passus zum
internen Sicherheitsdienst, sagt sie. "Derselbe Passus wird nun
zusätzlich auch im Leistungsvertrag erwähnt."
Name der Kontaktperson
Eine weitere Forderung des Stadtrates: Die
sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule muss namentlich
bekannt sein. Denn bisher verfügten die Behörden bloss
über eine unpersönliche E-Mail-Adresse.
Nun nennt auch die Ikur den Namen der zuständigen Person.
Die Angaben wurden im Anhang zur Sicherheitsvereinbarung eingetragen.
"Diese Person besitzt unter anderem Know-how in Sachen
Gebäudesicherheit oder Brandschutz", sagt Schaller.
Konzept für den Vorplatz
Um Schlägereien, Randale und Drogendeals auf dem Vorplatz zu
bekämpfen, forderte das Stadtparlament ein schriftliches Konzept.
Die Umsetzung dieser Forderung wäre "nicht sinnvoll",
schreibt der Gemeinderat. Die Gründe erklärt Veronica
Schaller: "Die Ikur hat zwar kein schriftliches Konzept für
den Vorplatz. Aber verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich
engagiert darum, diesen Platz zu beleben und damit Drogendealer und
Chaoten fernzuhalten." Anstatt eines weiteren schriftlichen
Konzeptes setzt die Stadtregierung wie bisher auf Gespräche mit
der Ikur. Der Gemeinderat habe gegenüber der Ikur klargemacht,
dass er Vorfälle, bei denen Sicherheitskräfte angegriffen
oder behindert würden, nicht toleriert.
Tor schliessen bei Demos
"Bei Demonstrationen ist das Tor der Reitschule zu
schliessen. Die Reitschule darf nicht als sicherer Rückzugsraum
für Gewalttäterinnen dienen" - so eindeutig wie die
überwiesene Forderung aus dem Stadtrat, so klar sind die Worte,
mit denen die Regierung das Vorhaben abschmettert: "Weil sich das
Tor nicht in Fluchtrichtung öffnen lässt, darf es
während des Betriebes nicht geschlossen werden", steht in
der Mitteilung. Um es schliessen zu können, müsste es
umgebaut werden, was "nicht sinnvoll" sei. Tobias
Habegger
-
Mitte-Stadträte sind nicht einhellig zufrieden
Alle umsetzbaren Forderungen seien berücksichtigt, schreibt
die Junge Alternative, jetzt müsse der Kredit bewilligt werden.
SVP-plus-Fraktionschef Roland Jakob sieht dies anders: Weiterhin
fehlten klare Regeln, und der Gemeinderat setze sich über den
Stadtrat hinweg. Diese Einschätzung teilt
FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher. Er vermisst klar
definierte Sanktionen bei Vertragsverletzung.
Spannend wird es bei den Mitteparteien, die im März im
Stadtrat als Zünglein an der Waage den Leistungsvertrag bachab
schickten. Peter Künzler von der GFL/EVP-Fraktion hatte gestern
die Vertragsveränderungen noch nicht studieren können.
Wichtig finde er insbesondere, dass der Leistungsvertrag die
Kommunikation zwischen Behörden und Reitschule verbindlich regle.
Für Michael Köpfli, Präsident der GLP-Fraktion, ist der
nachgebesserte Vertrag "zufriedenstellend". Zentral sei die
Regelung der beiden ersten Punkte, die Argumentation des Gemeinderats
zu den Punkten 3 und 4 (siehe Haupttext) finde er schlüssig. "Ich
gehe davon aus, dass meine Fraktion dem Vertrag zustimmen
wird." "Erstaunt und enttäuscht" nahm dagegen
Martin Schneider, Reitschule-Experte der BDP/CVP-Fraktion, die
Mitteilung des Gemeinderats entgegen. Das Thema Vorplatzsicherheit sei
ungelöst, beim Tor müsste mindestens ein Umbau verfügt
werden, damit es sich nach aussen öffnen lasse. Er müsse das
Geschäft in der Fraktion und interfraktionell besprechen, so
Schneider, aber: "Der Gemeinderat macht es mir extrem schwer, dem
Vertrag zuzustimmen." Kurz hielt sich die Mediengruppe der
Reitschule: Sie habe den Entscheid zur Kenntnis genommen.hae
-
BZ Kommentar
Politische Vertragskosmetik
Tobias Habegger BZ-Redaktor
Ein seit Jahren bestehender Passus wird auf ein neues Stück
Papier kopiert. Zwei vom Stadtparlament gestellte Forderungen werden
als "nicht sinnvoll" abgetan. Das einzig substanziell Neue
im überarbeiteten Leistungsvertrag ist der Name des Reitschule-
Sicherheitsverantwortlichen. Die restlichen Anpassungen sind
Vertragskosmetik. Sollten die Mittepolitiker im Stadtrat dem
Reitschule-Kredit im Herbst trotzdem zustimmen, zeigt das zweierlei.
Erstens: Die Reitschule geniesst eine Sonderbehandlung. Das ist nach
fünf Abstimmungssiegen berechtigt. Zweitens: Mit der Ablehnung der
ersten Kreditvorlage wollte das Parlament bloss ein Zeichen setzen,
damit jedem Reitschüler klar wird: Den schönen Worten
müssen weiterhin Taten folgen.
Mail: tobias.habegger@ bernerzeitung.ch
Diskussion: blog.bernerzeitung.ch/ leserblog
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Langenthaler Tagblatt 1.9.11
Neuer Vertrag steht
Reitschule Der Berner Gemeinderat nimmt einen neuen Anlauf, um den
Leistungsvertrag mit den Betreibern der Reitschule IKuR unter Dach zu
bringen.
Der Gemeinderat unterbreitet dem Stadtrat einen neu
ausgehandelten Vertrag, der die Forderungen des Parlaments zum Teil
berücksichtigt. Der Stadtrat hatte den Kredit von insgesamt 1,52
Millionen Franken im März mit 42 zu 31 Stimmen
zurückgewiesen. Die üblichen Reitschulgegner von FDP und SVP
wurden damals von Räten der Mitte-Fraktionen GFL/EVP, BDP/CVP und
GLP unterstützt. Sie verlangten die Aufnahme von vier Punkten in
den Vertrag. So sollte der Leistungsvertrag auch Angaben über
einen permanenten internen Sicherheitsdienst enthalten.
Ein entsprechender Passus wurde nun im Vertrag aufgenommen, wie
der Gemeinderat gestern mitteilte. Eine weitere Forderung des
Parlaments sieht die Stadtregierung ebenfalls erfüllt: Schon seit
2009 sei schriftlich festgehalten, wer in der Reitschule für die
Sicherheit verantwortlich sei.
Der Stadtrat verlangte auch ein Sicherheitskonzept für den
Vorplatz der Reitschule. Doch das gehöre nicht in einen
Kulturvertrag, entgegnet der Gemeinderat. Vielmehr müsse dieser
Punkt im Rahmen der regelmässigen Gespräche zwischen
Stadtgärtnerei, Polizei und Reitschul-Betreibern besprochen werden.
Offen bleibt der vierte Streitpunkt, die Torschliessung bei
Demonstrationen. Der Gemeinderat betont, das grosse Eingangstor der
Reitschule öffne gegen innen. Als Fluchttür dürfe sie
während des Betriebs nicht geschlossen werden. Die Tür so
umzubauen, dass sie gegen aussen öffne, sei keine Lösung.
Denn dann könnte sie bei Konflikten von aussen her blockiert
werden - womit die Menschen nicht mehr aus der Reitschule flüchten
könnten.
Die Reitschul-Betreiber haben dem neuen Vertrag zugestimmt. Das
letzte Wort hat der Stadtrat. Die Subventionen betragen weiterhin
380000 Franken pro Jahr, wovon 319000 Franken zur Begleichung des
Mietzinses an die Stadtbauten Bern gehen. Der Rest geht zweckgebunden
an die Nebenkosten. Der bestehende Vertrag mit der IKuR läuft Ende
Jahr aus. (sda/uz)
---
Bund 1.9.11
Reitschüler wollen SVP-Fest "nicht
unkommentiert" lassen
Die Reitschule plant eine Gegenveranstaltung zum SVP-Fest auf dem
Bundesplatz. Thomas Fuchs sieht darin "reine Provokation".
Adrian M. Moser
Das SVP-Wahlkampffest auf dem Bundesplatz droht auch in diesem
Jahr eine heisse Sache zu werden. "Es wird garantiert Leute
geben, die uns stören wollen", sagt OK-Mitglied und
Nationalrat Thomas Fuchs mit Blick auf die Ereignisse vom 6. Oktober
2007. Damals verhinderten Linksextreme den bewilligten Umzug durch die
Stadt und es kam zu wüsten Ausschreitungen. Einen Umzug hat die
SVP heuer gar nicht erst geplant - trotzdem mehren sich nun die
Anzeichen, dass es am 10. September erneut zu Ausschreitungen kommen
könnte.
In der Reitschule findet nämlich gleichentags eine
Gegenveranstaltung statt. Dies berichtete gestern die "Berner
Zeitung". Unter dem Motto "Halts Maul Schweiz - ganz FEST
gegen Rassismus" sind tagsüber in der Reitschule Workshops
und Referate geplant. Am Abend spielen Bands auf dem Vorplatz.
"Martialisches Polizeiaufgebot"
Nach den Auseinandersetzungen von 2007 drohten sowohl die Stadt
wie auch die SVP selbst mit "immenser Repression",
schreiben die Veranstalter auf einem Flyer. Die Stadt stelle ein
"martialisches Polizeiaufgebot", die SVP "Schwinger
und Broncos, welche es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an
diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen
zu werden". Die Mediengruppe der Reitschule ergänzt auf
Anfrage: "An diesem Samstagnachmittag sollen in Bern die
rechtsnationalen und fremdenfeindlichen Inhalte der SVP zelebriert
werden. Aus unserer Sicht darf ein solcher Anlass nicht unkommentiert
bleiben."
Thomas Fuchs sieht die Gegenveranstaltung in der Reitschule als "reine
Provokation". "Die Reitschüler
hätten an 364 anderen Tagen Zeit, ihr Fest zu veranstalten",
sagt er. Die SVP habe alles gemacht, um nicht zu provozieren. Das
frühe Datum - sie hätte ihr Fest lieber am 8. Oktober
veranstaltet - habe sie nur akzeptiert, weil der Gemeinderat ihr
zugesichert habe, dass an diesem Tag keine anderen politischen
Veranstaltungen stattfänden. "Wir erwarten, dass wir unseren
Anlass ohne Beeinträchtigungen durchführen
können", so Fuchs.
Reitschüler als Wahlhelfer?
Die Mediengruppe der Reitschule stellt klar, dass im Rahmen der
Gegenveranstaltung kein Umzug durch die Stadt geplant sei. Die
Reitschule appelliere an die Vernunft aller Akteure.
Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) bekräftigt, dass eine
Gegenkundgebung am 10. September auf keinen Fall bewilligt würde.
"Nach den Vorfällen von 2007 müssten sich alle, die an
einer solchen Kundgebung teilnehmen würden, die Frage gefallen
lassen, ob sie nicht in Tat und Wahrheit Wahlhelfer der SVP
sind." Eine Veranstaltung in der Reitschule gemäss der
geltenden Betriebsbewilligung sei aber möglich.
Die Polizei hält sich wie immer in solchen Fällen
bedeckt: "Wir haben Kenntnis von einer Gegenveranstaltung in der
Reithalle", sagt Polizeisprecher Michael Fichter. Der SVP-Anlass
sei bewilligt, also müsse die Polizei auch dafür sorgen, dass
er durchgeführt werden könne. Zum Einfluss, den die
Gegenveranstaltung in der Reitschule auf die Arbeit der Polizei hat,
will er sich aber nicht äussern. "Wir machen im Vorfeld
keine Angaben zu unserer Taktik."
---
derbund.ch 31.8.11
http://www.derbund.ch/bern/Stadt-und-Reitschule-einigen-sich/story/25697321
Stadt und Reitschule einigen sich
Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit der Reitschule angenommen.
Der Vertrag musste neu ausgehandelt werden, nachdem der Kredit im
Frühling vom Stadtrat nicht angenommen wurde.
Der Vertrag sieht für die Jahre 2012 bis 2015 wie bisher
Subventionen in der Höhe von 380'000 Franken pro Jahr vor. Von
diesem
Betrag gehen 319'000 an die Stadtbauten Bern zur Begleichung des
Mietzins.
Dank der Einigung zwischen der verhandelnden Ikur
(Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) und dem Gemeinderat kann
der Kredit nun fristgemäss dem Stadtrat vorgelegt werden.
Neue Punkte
Nachdem
der Stadtrat am 3. März den Kredit nicht akzeptiert hat, wurden in
den
neuen Vertrag vier Punkte neu aufgenommen. Die neuen Punkte verlangen
von der Reitschule einen permanenten internen Sicherheitdienst, der eng
mit den Behörden zusammenarbeit. Auch soll die
sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule künftig
namentlich
bekannt sein.
Zudem soll für den Vorplatz ein Sicherheitskonzept
erstellt, das vertraglich vereinbart wird. Der Gemeinderat hat
gemäss
einer Medienmitteilung klar gemacht, dass Angriffe auf
Sicherheitskräfte nicht toleriert werden. Schliesslich verlangt
der
Stadtrat eine Lösung für das Problem der Torschliessung bei
Demonstrationen.
(bs/pd)
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bernerzeitung.ch 31.8.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Gemeinderat-nimmt-ReitschuleBetreiber-bei-Sicherheit-in-die-Pflicht/story/14083886
Gemeinderat nimmt Reitschule-Betreiber bei Sicherheit in die Pflicht
Laut
Auftrag des Stadtrats hat der Gemeinderat den Leistungsvertrag zwischen
der Stadt Bern und der IKuR überarbeitet. Demnach soll die
Reitschule
für die Jahre 2012 bis 2015 wie bisher Subventionen in der
Höhe von
380'000 Franken pro Jahr erhalten.
Der Gemeinderat hat am Dienstag einem gemeinsam mit dem Verein
Interessengemeinschaft Kulturraum
Reitschule
(IKuR)
überarbeiteten Leistungsvertrag zugestimmt. Damit könne dem
Stadtrat
der Verpflichtungskredit "fristgerecht vorgelegt werden",
wie die
Stadtberner Regierung am Mittwoch mitteilte.
Die Subvention an
die IKuR soll sich wie in den Jahren zuvor auf jährlich 380'000
Franken
belaufen. 319’000 Franken gehen an Stadtbauten Bern zur Begleichung des
Mietzinses, der Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten.
Vier neue Punkte im Leistungsvertrag
Der
Kredit wird dem Stadtparlament in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal
vorgelegt: Am 3. März hatte der Stadtrat den Kredit zugunsten der
IKuR
über insgesamt 1’520'000 Franken für vier Jahre
zurückgewiesen und
verlangt, vier Punkte neu im Vertrag aufzunehmen. Diese drehen sich um
Sicherheitsaspekte und sehen folgendes vor:
- Der Stadtrat verlangte einen permanenten internen
Sicherheitsdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeitet. Ein
entsprechender Passus ist im Vertrag aufgenommen worden.
- Weiter verlangt der Stadtrat, dass die mit der Sicherheit
betraute
Person der Reitschule namentlich bekannt ist. Ihre Koordinaten wurden
im Anhang der 2009 abgeschlossenen "Vereinbarung über die
Abläufe und
Kommunikation" aufgenommen - wie die Namen der Zuständigen
aus der
städtischen Verwaltung auch.
- Für den Vorplatz der Reitschule soll neu Sicherheitskonzept
erstellt und vertraglich vereinbart werden. Der Gemeinderat hat dazu
einen entsprechenden Auftrag erteilt. Er hat gegenüber der IKuR
klargemacht, dass er Vorfälle, bei denen Sicherheitskräfte
angegriffen
oder in Ausübung ihrer gesetzlichen Pflichten behindert werden,
nicht
toleriert. Er erwartet, dass sich die IKuR von derartigen
Übergriffen
und Behinderungen distanziert und Tätern keinen Schutz gewährt
- Schliesslich fordert der Stadtrat eine Lösung für das
Problem der Torschliessung bei Demonstrationen.
Die IKuR hat im August 2011 ihre Zustimmung zum ergänzten
Leistungsvertrag gegeben.
(met)
---
bern.ch 31.8.11
Gemeinderat verabschiedet Leistungsvertrag mit der IKuR
Gemäss
Auftrag des Stadtrats wurde der Leistungsvertrag zwischen der Stadt
Bern und der IKuR überarbeitet. An seiner gestrigen Sitzung hat
der
Gemeinderat dem mit der IKuR neu ausgehandelten Vertrag zugestimmt. Nun
wird der damit verbundene Verpflichtungskredit zum zweiten Mal dem
Stadtrat vorgelegt. Die Reitschule soll für die Jahre 2012 bis
2015 wie
bisher Subventionen in der Höhe von 380'000 Franken pro Jahr
erhalten.
Der überwiegende Teil davon ist für die Miete vorgesehen.
'
Der
Gemeinderat hat einem gemeinsam mit dem Verein Interessengemeinschaft
Kulturraum Reitschule (IKuR) überarbeiteten Leistungsvertrag
zugestimmt. Damit kann dem Stadtrat der Verpflichtungskredit
fristgerecht vorgelegt werden. Die Subvention an die IKuR soll sich wie
in den Jahren zuvor auf jährlich 380'000 Franken belaufen. 319000
Franken gehen an Stadtbauten Bern zur Begleichung des Mietzinses, der
Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten.
Vier neue Punkte im Leistungsvertrag
Der Kredit wird dem Stadtrat in diesem Jahr zum zweiten Mal
vorgelegt: Am 3. März hatte der Stadtrat den Kredit zugunsten der
IKuR
über insgesamt 1'520'000 Franken für vier Jahre
zurückgewiesen und
verlangt, vier Punkte neu im Vertrag aufzunehmen.
Nach den Verhandlungen zwischen der Stadt und der IKuR beschloss
der Gemeinderat Folgendes:
Der Stadtrat verlangte einen permanenten internen
Sicherheitsdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeitet. Ein
entsprechender Passus ist im Vertrag aufgenommen worden.
Weiter will der Stadtrat, dass die
sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule namentlich bekannt
ist. Ihre Koordinaten wurden im Anhang der 2009 abgeschlossenen
"Vereinbarung über die Abläufe und Kommunikation" aufgenommen
- wie die
Namen der Zuständigen aus der städtischen Verwaltung auch.
Für den Vorplatz der Reitschule soll nach dem Willen des
Stadtrates ein Sicherheitskonzept erstellt und vertraglich vereinbart
werden. Die IKuR befasse sich intensiv mit dem Thema Sicherheit,
schreibt der Gemeindrat in seinem Vortrag. Die IKuR verfüge
über eine
interne Sicherheitsorganisation, die bedarfsorientiert organisiert sei
und laufend an die aktuellen Anforderungen, die sich etwa saisonal
unterscheiden, angepasst wird. Ein schriftlich festgelegtes Konzept
besteht nicht. Die Aufnahme eines Sicherheitskonzepts in einen
Kulturvertrag sei auch nicht sinnvoll, so der Gemeinderat. Vielmehr
müsse die Forderung im Rahmen der regelmässig stattfindenden
Gespräche
zwischen Stadtgärtnerei, Polizei und IKuR besprochen und
schliesslich
durchgesetzt werden. Der Gemeinderat hat dazu einen entsprechenden
Auftrag erteilt. Er hat gegenüber der IKuR klargemacht, dass er
Vorfälle, bei denen Sicherheitskräfte angegriffen oder in
Ausübung
ihrer gesetzlichen Pflichten behindert werden, nicht toleriert. Er
erwartet, dass sich die IKuR von derartigen Übergriffen und
Behinderungen distanziert und Täterinnen und Tätern keinen
Schutz
gewährt.
Schliesslich fordert der Stadtrat eine Lösung für
das
Problem der Torschliessung bei Demonstrationen. Dazu hält der
Gemeinderat Folgendes fest: Das grosse Eingangstor der Reitschule
öffnet gegen innen. Gemäss der Gebäudeversicherung Bern
müssen
Fluchttüren, zu denen das Eingangstor zählt, rasch und in
Fluchtrichtung geöffnet werden können. Weil das Tor sich
nicht in
Fluchtrichtung öffnen lässt, darf es während des
Betriebs nicht
geschlossen werden. Um es schliessen zu können, müsste es
demnach
umgebaut werden, was in den Augen des Gemeinderats indes nicht sinnvoll
wäre. Denn sobald das Tor mit Panikschlössern versehen ist,
könnte es
ohnehin jederzeit geöffnet werden. Zudem kann gerade bei
Konfliktsituationen eine Menschenmenge auf dem Vorplatz die
Öffnung des
Tors gegen aussen blockieren, womit die Flucht von drinnen nach
draussen behindert würde.
Die IKuR hat im August 2011 ihre Zustimmung zum ergänzten
Leistungsvertrag gegeben. Nach der Zustimmung durch den Gemeinderat
liegt es nun am Stadtrat, über den Verpflichtungskredit zu
befinden.
Die kulturellen Aktivitäten der Reitschule
Die Subvention von jährlich 380'000 Franken für Miete
und
einen Teil der Nebenkosten der Reitschule, die im Besitz der Stadt Bern
ist, kommt dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule
(IKuR) zugute. Die IKuR setzt sich für die Erhaltung der alten
Berner
Reitschule ein und nutzt diese als alternativen Kultur- und
Begegnungsraum. In der Reitschule findet sich alles vom Konzertraum
über ein Restaurant bis hin zum Kino und Theater.
Informationsdienst der Stadt Bern
---
derbund.ch 31.8.11
Reitschule plant Gegenanlass zum SVP-Wahlfest
bs
Die SVP führt am 10. September ein Wahlfest auf dem
Bundesplatz durch. Nun ist ein Gegenanlass in der Reitschule geplant.
Gemäss der "Berner Zeitung" findet am 10.
September ein Gegenanlass in der Reitschule statt. Unter dem Motto
"ganz FEST gegen Rassismus" soll gegen das SVP-Fest
protestiert werden. Ein Dorn im Auge sei den Organisatoren der
Gegenveranstaltung die Sicherheitsvorkehrungen, die ein "martialisches
Polizeiaufgebot" vorsehen. Damit werde es "kritischen Menschen"
verunmöglicht, sich am 10.
September frei in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder
festgenommen zu werden.
Geplant sind am Gegenanlass in der Reitschule Workshops sowie
Konzerte am Abend.
SVP setzt private Security ein
Die Organisatoren des SVP-Wahlfests rechnen gemäss der "Berner
Zeitung" mit Hunderten von Teilnehmern. Um
Vandalenakte zu verhindern, setze die SVP zur Sicherheit der Besucher
auf dem Bundesplatz Broncos-Security sowie SVP-Mitglieder ein. Der
Platz werde zudem mit einem Zaun abgesperrt. Ausserhalb des Platzes sei
für die Sicherheit die Polizei zuständig.
Der Anlass soll gemäss den Organisatoren bis 17 Uhr dauern.
---
BZ 31.8.11
Gegenanlass zum SVP-Familienfest geplant
10. September · Die SVP setzt für ihr Familienfest
auf dem Bundesplatz zum Teil auf eigene Sicherheitsleute. In der
Reitschule ist eine Gegenveranstaltung angekündigt.
Mit Hunderten von Besuchern rechnen die Organisatoren des
SVP-Familienfests vom 10. September auf dem Bundesplatz. Sie sollen vom
Bahnhof aus von Helfern auf direktem Weg zum Platz begleitet werden und
nicht quer durch die Stadt ziehen, wie Thomas Fuchs, Einsatzleiter
Bundesplatz im OK, erklärt. Reisebusse werden die Leute aussteigen
lassen und die Stadt wieder verlassen, um nicht "Zielscheiben von
Vandalen" zu werden. Für die Sicherheit auf dem Platz sollen
SVP-Mitglieder selber sowie Broncos-Security sorgen. Ausserhalb des
Platzes, der gegen den Bundesplatz mit einem Zaun abgesperrt wird, sei
die Polizei zuständig, so Fuchs.
Gegenanlass in Reitschule
Die Sicherheitsvorkehrungen haben mit den Erinnerungen an den
SVP-Marsch von 2007 in Bern zu tun. Damals wurde der Umzug durch die
Stadt von Linksextremen gestört. Auf dem Bundesplatz wurde
diverses Material zerstört, es entstanden wüste Bilder. Er
rechne auch in diesem Jahr mit "Lämpe", sagt Thomas
Fuchs offen. Nicht am Anlass selber, sondern eher im Nachgang. Eine
Gegenveranstaltung ist angekündigt, wenn auch nicht in der
Innenstadt. In der Reitschule findet unter dem Motto "ganz FEST
gegen Rassismus" ab Mittag eine Gegenveranstaltung statt. Das
Logo nimmt die schwarzen Schafe aus SVP-Kampagnen auf. Das SVP-Fest und
die Sicherheitsvorkehrungen mit "martialischem
Polizeiaufgebot" würden es kritischen Menschen
verunmöglichen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne
kontrolliert oder festgenommen zu werden, argumentieren die
Organisatoren. Am Nachmittag sind in der Reitschule Workshops, ab 18
Uhr dann Konzerte angekündigt.
Fahrende Bühne und Sanität
Der SVP-Anlass soll um 17 Uhr beendet sein. Der Abbau dürfte
rasch gehen, denn es werden keine festen Bauten auf dem Platz
errichtet. Einzig eine fahrende Bühne, Verpflegungsstände und
ein Sanitätswagen sollen darauf stehen. Die Ereignisse 2007
hätten gezeigt, dass eine Sanität "durchaus Sinn"
machen könne, sagt Fuchs. Und wenn es nur darum ginge,
"Wespenstiche zu behandeln". Die Bewilligung für das
SVP-Fest soll laut Auskunft bei der Gewerbepolizei "demnächst"
ausgestellt werden. wrs
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Kulturbeutel 35/11
Von Benedikt Sartorius am Montag, den 29. August 2011, um 06:05
Uhr