MEDIENSPIEGEL 29. AUGUST - 4. SEPTEMBER 2011

Der Sonntag 4.9.11

1000 Polizisten für das SVP-Familienfest

Die Partei hält kommenden Samstag eine Kundgebung auf dem Bundesplatz ab. Das Sicherheitsdispositiv ist enorm

Claudia Marinka

"Der Anlass birgt Gewaltpotenzial. Wir sind gerüstet", sagt Reto Nause (CVP), Berner Sicherheitsdirektor. Das auf den 10. September angekündigte SVP-Familienfest hat dem obersten Sicherheitsverantwortlichen schon im Vorfeld Kopfzerbrechen bereitet. "Der Anlass beschäftigt mich seit einem halben Jahr."

Wie viele Polizisten im Einsatz stehen werden, ist streng geheim. Gemäss gut informierten Quellen sind an die tausend Polizisten für die Bewachung des Bundeshausplatzes aufgeboten - auch Beamte aus anderen Kantonen. "Das ist massiv, wenn man bedenkt, dass der Einsatz eines Polizisten bei einem solchen Einsatz rund 100 Franken die Stunde kostet", sagt Heinz Buttauer, Präsident Verband Schweizerischer Polizeibeamter. Allein der reguläre Polizeieinsatz von beispielsweise sechs Stunden würde insgesamt eine halbe Million Franken kosten.

Die Sicherheitsvorkehrungen haben mit den Erinnerungen an den SVP-Marsch vom 6. Oktober 2007 in Bern zu tun. Damals erlangten die "Berner Krawalle" unrühmliche Bekanntheit, als Chaoten einen SVP-Marsch durch die Berner Altstadt torpedierten. "Im Unterschied zu 2007 ist es eine Platzkundgebung und kein Marsch durch die Stadt. Das erleichtert es uns, für die Sicherheit des Anlasses zu sorgen", sagt Reto Nause.

Um nicht noch Öl ins Feuer zu giessen, ist der Anlass offenbar vorverschoben worden. Ursprünglich wollten die Verantwortlichen am 8. Oktober feiern. Ein Rekordaufgebot soll dieses Mal für Ruhe und Ordnung sorgen. "Die Polizei ist immer Kritik ausgesetzt. Wenn sie wenig Polizisten aufbietet und es kommt zu Zwischenfällen, kommt der Vorwurf, sie hätte zu wenig getan. Bietet sie hingegen zu viele auf, spricht man von einem übertriebenen Sicherheitsdispositiv."

Das Grossaufgebot zur Schadensabwehr erachtet Manfred Blaser, SVP-Stadtrat aus Bern, für eine "bedenkliche Entwicklung": "Wir haben ein mulmiges Gefühl, dass so etwas überhaupt nötig ist", sagt der Parlamentarier. Denn man komme in friedlicher Absicht. Trotzdem: Die Organisatoren liessen verlauten, sie würden auch in diesem Jahr mit "Lämpe" rechnen.

In der Reitschule jedenfalls findet unter dem Motto "ganz FEST gegen Rassismus" eine Gegenveranstaltung statt. Das SVP-Fest und die Sicherheitsvorkehrungen mit "martialischem Polizeiaufgebot" würden es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden, argumentieren die Organisatoren.

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Bund 3.9.11

Ein neuer Verein will die Wogen im Berner Nachtleben glätten

Der neu gegründete Verein "Nachtleben Bern" lancierte gestern Abend eine Petition.

Andrea Mantel

Die Lärmdiskussionen rund um das Berner Nachtleben und die damit verbundene Problematik des Clubsterbens haben in den vergangenen Wochen hohe Wellen geschlagen. Seit kurzem hat nun ein weiterer Exponent in die Geschehnisse eingegriffen. Der Verein Nachtleben Bern lancierte gestern Abend im Sous Soul und in Berns Gassen seine "Petition für ein hauptstadtwürdiges attraktives Nachtleben" - dies mit einer Unterschriftensammlung. Ebenfalls die Bögen zur Unterschrift aufgelegt haben die im Komitee des Vereins vertretenen Berner Clubs Bonsoir, Le Ciel, Propeller, Silo und Wasserwerk. Unterschreiben kann man aber auch online. Des Weiteren im Vereinskomitee aufgeführt sind Politiker verschiedenster Parteien, Organisationen wie Ammonit Events, Bee-Flat oder Gastro Bern, das Les Amis und die Veranstaltungsgruppe Dachstock.

Keine einseitigen Forderungen

"Unser Ziel ist es, dass sich der Gemeinderat der Stadt Bern zu einem attraktiven Nachtleben bekennt und sich auch dafür einsetzt", sagt Thomas Berger (Jungfreisinn) im Namen des neuen Vereins. "Zudem wollen wir den Teil der Nachtschwärmer, welcher sich im öffentlichen Raum nicht anständig verhält, dazu bewegen, sein Verhalten anzupassen, und bei diesen Leuten eine allgemeine Sensibilisierung wecken." Der Verein will mit der lancierten Petition nicht nur einseitig Partei ergreifen, sondern auch zur Diskussion anregen. Konkret gefordert wird auf dem Papier die Flexibilisierung der Öffnungszeiten und gleich lange Spiesse für alle Betriebe, ein klares Lärmzonenkonzept, sinnvolle Lärmgrenzwerte und keine Reduktion, eine umfassendere Gewichtung der Interessen und die Beschleunigung des Verfahrensablaufes, die Sensibilisierung der Nachtschwärmer und dass die Stadt ihre Kultur selber bestimmt. Hochgesteckte Ziele, die in ihrer Formulierung jedoch etwas schwammig daherkommen. "Es handelt sich nicht nur um eine Petition, da ist es wichtig, dass die Forderungen von allen verstanden werden", erklärt Berger. "Und wir können fürs Erste einmal schauen, wie unsere Aktion bei der Berner Bevölkerung ankommt." Wenn die Petition anschliessend vom Gemeinderat und Regierungsstatthalteramt ignoriert werde, sei der Verein Nachtleben Bern durchaus bereit, weitere Schritte zu ergreifen, sagt Berger.

Aktionen und Interessenten

Der Verein kann auch auf musikalische Unterstützung zählen. Diese werde von lokalen Musikern in Form eines speziellen Songs kommen, weiss Berger. Auch sind weitere Unterschriftenaktionen geplant. Und: "Es haben sich aus der Stadt Biel bereits Politiker gemeldet, die Interesse haben, unsere Forderungen auch in Biel zu lancieren und aus Bern erhalten wir stetig Lob und Zuspruch für unsere Idee", sagt Berger. Wichtig sei ihm abschliessend, dass betont werde, dass diese Aktion keine Wahlpropaganda sei. "Die Petition ist parteiübergreifend und sachbezogen - wir werden von links wie von rechts unterstützt."

Infos: www.nachtleben-bern.ch

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20 Minuten 2.9.11

Duo Africa Hitech im Dachstock

Sa, 3.9., 23 Uhr, Patchwork Night, Dachstock.

BASS MUSIC. 93 Millionen Meilen muss ein Reisender zurücklegen, um von der Erde zur Sonne zu gelangen. Diese unvorstellbare Strecke nahmen Steve Spacek und Mark Pritchard als Titel für ihr erstes gemeinsames Album "93 Million Miles", das im Mai auf dem renommierten Label Warp Records rauskam. Ganz so zufällig wie der Name des Debüts zu Beginn erscheint, ist er allerdings nicht: Das Duo spannt darin einen Bogen zwischen weit entfernten Musikstilen. Sänger Spacek etwa führt der Soundcollage eine deftige Portion Soul zu, während Pritchard für die Anleihen bei eher unbekannten elektronischen Genres verantwortlich zeichnet. Jazz-Spielereien, Acid House, Techno-Bleeps, tropische Rhythmen und digitaler Reggae inklusive. Im Dachstock stellt sich das Duo erstmals dem Berner Publikum.

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kulturagenda.be 1.9.11

Caspar Brötzmann rockt im Dachstock

Bekannt wurde der deutsche Gitarrist mit seinem Caspar Brötzmann Massaker. Heute tourt er nur noch unter seinem Namen. Geblieben ist die ausserordentliche Verbindung von psychedelischen Sounds mit Metal und Tribal-Strukturen. Diese Mischung, gerne gespielt in Prog-Rock-Länge, würzt Brötzmann zusätzlich mit Noise.
Dachstock der Reitschule, Bern. So., 4.9., 20 Uhr

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kulturagenda.be 1.9.11

Patchwork Night mit Africa Hitech im Dachstock

Hinter dem Projekt Africa Hitech stecken die beiden britischen Produzenten Mark Pritchard und Steve Spacek, die eine Leidenschaft für elektrische Bassmusik hegen. Ihr erstes gemeinsames Album heisst "93 Million Miles" und ist eine Mischung aus Detroit Techno, Soul und jamaikanischem Dancehall.
Dachstock Reitschule, Bern. Sa., 3.9., 23 Uhr

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Bund 1.9.11

Marek Hemmann

Grazile Beats vom Stilisten

Techno aus deutschen Landen, das ist oft eine ernste, beinahe dogmatische Angelegenheit. Marek Hemmann, Ambassador des Labels Freude am Tanzen, bildet da eine vorzügliche Ausnahme. Seit Jahren beglückt der Jenaer DJ sein Publikum mit geschmeidig-grazilem House, Funk, Soul, Jazz, Techno - es ist alles da, aber eben nur ganz sachte angedeutet. Das ist das Geheimnis dieser flauschigen Tanzmusik. (len)

Dachstock Freitag, 2. September, 23 Uhr.

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Bund 1.9.11

Elektronische Nacht

Im Tandem zu den Plattentellern

Es soll eine einmalige Nacht werden: elektronisch, minimalistisch, mit allerhand Soundeffekten und vielen Experimenten, wenn sich heute im Rössli schweizerisch-ukrainische Plattenleger-Tandems unter dem Titel "Ukrainian Connections" an die Arbeit machen. Besonders empfehlenswert: Zavoloka (Bild), deren Musik mit Grazie beginnt und in Effekten verdämmert, sowie Younnat, der es organischer und harmonischer mag. (kas)

Rössli Reitschule Do, 1. September, 21 Uhr

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BZ 1.9.11

Auf Rundfahrt durch die Romandie

Filmreihe · Mit "Blicken über den Röschtigraben" öffnen fünf Berner Programmkinos ein Fenster in die Westschweiz. Und entkräften das eine oder andere Klischee.

Die Deutschschweiz lacht mit Vorliebe über deutschsprachige Komödien, während die Romandie lieber über französischsprachige Dramen sinniert. Dazwischen klafft ein filmschweizerischer Röschtigraben. Wirklich wahr? Berner Kinos möchten uns einen Monat lang eines Besseren belehren. Mit "Blicken über den Röschtigraben" wirken fünf Programmkinos Klischees und Halbwahrheiten entgegen. So wird auf den Leinwänden von Cinématte, Kino in der Reitschule, Kino Kunstmuseum, Kellerkino und Lichtspiel das Verbindende der Kulturen betont - mit guten Gründen.

Als exemplarische Figur der "Röschtigraben"-Reihe könnte man den Berner Filmemacher und Produzenten Res Balzli bezeichnen. Mit "Bouton" gelang Balzli letzten Frühling eine bewegende Dokumentation über eine krebskranke Westschweizer Bauchrednerin. Jetzt stellt Balzli zusammen mit vier weiteren Berner Filmschaffenden (darunter Reto Caffi, dessen Kurzfilm "Auf der Strecke" 2009 eine Oscarnomination erhielt) je einen Westschweizer Film dem Publikum persönlich vor. Zu sehen gibts Klassiker wie Yves Yersins "Les petites fugues" (1979) über einen Knecht, der nach dem Kauf eines Mofas zum Rebell wird, aber auch weniger bekannte Werke wie Vincent Pluss’ "On dirait le sud", das 2003 den Schweizer Filmpreis erhielt, aber zu früh in Vergessenheit geriet. Eine Berichtigung tut auch punkto eingangs erwähnter Halbwahrheiten not: In einer Umfrage der "SonntagsZeitung" nach dem besten Schweizer Film aller Zeiten nannten viele Deutschschweizer Filmjournalisten einen französischsprachigen Lieblingsfilm. Handkehrum kürten alle Westschweizer Kritiker Fredi Murers "Höhenfeuer" (1985) zu ihrem Favoriten. Murers alpines Inzestdrama belegte schliesslich Platz 1 der Umfrage. Nun ist "Höhenfeuer" auch im Rahmen der "Blicke über den Röschtigraben" - notabene als einziger Deutschschweizer Film - wieder zu sehen. Wie das? Die Westschweizer Filmemacherin Jacqueline Veuve, der eine kleine Retrospektive gewidmet ist, wählte Murers Film zu ihrer Carte blanche. Hans Jürg Zinsli

"Blicke über den Röschtigraben": 1. bis 30. 9., Lichtspiel, Kellerkino, Cinématte, Kino Reitschule, Kino Kunstmuseum Bern. www.dasanderekino.ch.

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kulturagenda.be 1.9.11

Kurzfilmnacht in fünf Berner Kinos

Wenn der Zyklus "Blicke über den Röstigraben" heisst, muss es um Filme von jenseits des berühmt-berüchtigten Grabens gehen. Diese sind einen Monat lang Thema in Kellerkino, Kunstmuseum, Reitschule, Lichtspiel und Cinématte. Den Auftakt bildet eine Kurzfilmnacht, u.a. mit Ausschnitten aus "Roman d’Ados" (Bild): In kurzen Episoden geben Teenager Einblick in ihr Leben.
Programmkinos, Bern. Fr., 2.9., 18 Uhr

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Bund 1.9.11

Kino

Blicke über den Röstigraben

Man spricht Französisch

Originell, verspielt und nah am Leben: Die Filme aus der Romandie geben derzeit in der Schweiz den Ton an. Die Berner Programmkinos zeigen, weshalb das so ist.

Thomas Allenbach

Der Berner Filmproduzent und Filmemacher Res Balzli ("Bouton") bringts bündig auf den Punkt: "Das ist eine saugute Idee." Die Idee, das ist die Film- und Veranstaltungsreihe "Blicke über den Röstigraben". Unter diesem Titel bringen die Berner Programmkinos Cinématte, Kellerkino, Kino in der Reitschule, Kino Kunstmuseum und Lichtspiel 18 Spielfilme und 12 Kurzfilme aus der Romandie auf die Berner Leinwände, gebündelt in vier thematische Programme. "Dieser Austausch ist wichtig", so Balzli, "eigentlich aber müsste man ein entsprechendes Programm auch in der Westschweiz machen. Wir in der Deutschschweiz interessieren uns viel mehr für die Romandie als umgekehrt."

Einen der Filme im Programm hat Balzli ausgewählt: das subtile Drama "Pas douce" von Jeanne Waltz, mit dem die in Portugal lebende Autorin und Regisseurin 2008 beim Schweizer Filmpreis den Quartz für das beste Drehbuch erhielt. Die Cinématte hat fünf Berner Filmschaffende eingeladen, einen Westschweizer Film vorzustellen, der ihnen besonders am Herzen liegt. "Ich musste nicht lange überlegen", sagt Balzli. "Pas douce", der in den Deutschschweizer Kinos kaum Beachtung fand, habe ihn tief berührt, weil er ein ganz wichtiges Kriterium erfülle: "Er zeigt eine Entwicklung, er erzählt, wie eine junge Todeskandidatin zu einer Frau wird, die wieder Mut fasst. Die Figur ist in jedem Moment glaubwürdig, auch dank der Hauptdarstellerin Isild le Besco, für mich eine Entdeckung."

Ansteckendes kulturelles Klima

Ihre Lieblingsfilme zeigen weiter Peter von Gunten ("La salamandre" von Alain Tanner), Madeleine Fonjallaz ("Les petites fugues" von Yves Yersin), Jeanne Berthoud ("Le petit prince a dit" von Christine Pascal) und Reto Caffi. Dieser hat "On dirait le sud" von Vincent Pluss und den Kurzfilm "Tous à table" von Ursula Meier ausgewählt, für Caffi "schlicht einer besten Schweizer Kurzfilme überhaupt". Meisterhaft erzähle Ursula Meier zwischen den Zeilen - "in den Deutschschweizer Filmen hingegen wird oft alles ausgesprochen". Bei "On dirait le sud" beeindruckten ihn vor allem die Vitalität und Spontaneität. "Da hat man wirklich das Gefühl, mitten ins Leben geworfen zu werden."

Die Filme aus der Romandie - und da vor allem die Spielfilme der Regisseurinnen - geben derzeit im einheimischen Schaffen den Ton an. Das zeigt sich am deutlichsten beim Schweizer Filmpreis, der in den letzten drei Jahren in der Kategorie Spielfilm stets an Frauen aus der Westschweiz ging: an Ursula Meier ("Home"), Sévèrine Cornamusaz ("Coeur animal") und Stéphanie Chuat und Véronique Reymond ("La petite chambre"). "Man hat den Eindruck, dass die Romandie derzeit die Nase punkto Kreativität vorne hat", sagt Res Balzli. "Das ist nicht nur eine Frage des individuellen Talents, sondern auch des kulturellen Klimas. Dieses scheint in der Romandie ansteckend zu sein." Auch Reto Caffi orientiert sich derzeit vor allem am Westschweizer Filmschaffen: "Die jüngere Generation in der Romandie beeindruckt mich mit ihrer Originalität mehr, als was momentan in der Deutschschweiz passiert."

Die jüngsten Erfolge der Westschweizer Filmerinnen und Filmer haben auch historische Gründe. Es waren Alain Tanner, Michel Soutter, Claude Goretta und ihre Mitstreiter der 1968 gegründeten Groupe 5, die den Bruch mit dem alten Schweizer Film vollzogen (dessen Verdienste heute wieder angemessener gewürdigt werden). In seinem Programmbeitrag schlägt das Kino Kunstmuseum den filmhistorischen Bogen von Tanner & Co. zu deren geistigen Erben, zu Filmemachern wie Lionel Baier oder Jean-Stéphane Bron, die den Pioniergeist der frühen Jahre ins Heute übersetzen. Legendäre Werke wie Michel Soutters "Haschisch" (1967) oder Alain Tanners "Jonas qui aura 25 ans à l’an 2000" (1976) treffen auf die neuen, freihändig realisierten Roadmovies von Lionel Baier ("Toulouse", "Low Cost") oder auf aktuelle Kinoerfolge wie "Cleveland Versus Wall Street" und "La petite chambre".

Von Kino zu Kino

Historische Tiefenbohrungen macht auch das Lichtspiel, und dies am Beispiel von Filmen, die sich ihrerseits der Vergänglichkeit entgegenstellen, die durch präzise, geduldige Beobachtung und Beschreibung zum Beispiel handwerkliche Tradition konservieren. Die Rede ist von Jacqueline Veuve, der Grande Dame des ethnografischen Films. Zu sehen sind unter anderem ihre Porträts des Spielzeugmachers Arnold Golay und des Holzhandwerkers François Pernet, dann auch ihr Film über das von den Jahreszeiten geprägte Leben einer traditionell wirtschaftenden Bauernfamilie ("Chronique paysanne en Gruyère"). Das Kellerkino seinerseits zeigt die Langzeitstudie "Romans d’ados" von Béatrice Bakhti. Über Jahre hat die Filmemacherin sieben Westschweizer Teenager mit der Kamera begleitet. Aus den 400 Stunden Material hat sie einen 400-minütigen Film in vier Kapiteln realisiert, der in der Romandie mit 22 000 Eintritten im Kino (und 160 000 Fernsehzuschauern) einen Grosserfolg feierte. In Bern ging der Film bei der ersten Programmation im Kellerkino unter - nun gibts eine zweite Chance, das Ausnahmewerk auf Leinwand zu sehen.

Eröffnet wird die Reihe heute Donnerstag mit einem filmhistorischen Rückblick. In der Grossen Halle der Reitschule wird "La vocation d’André Carel" von Jean Choux aus dem Jahr 1925 gezeigt, live begleitet von Wieslaw Pipcynksi (Klavier, Theremin) und Regula Küffer (Flöte). Viel Bewegung bringt das Filmprogramm vom Freitag: Zwischen 18 und 24 Uhr zeigen die fünf Kinos in stündlichen Programmen Kurzfilme aus der Romandie, zwischen den Spielstellen verkehren Shuttlebusse und Rikscha-Taxis. Zu sehen ist dabei auch der Dokumentarfilm, den die beiden damals noch jugendlichen Flaneure Alain Tanner und Claude Goretta 1957 am Piccadilly Circus in London drehten und der ganz am Anfang des neuen Schweizer Films steht: "Nice Time".

Eröffnung Reitschule, Grosse Halle, heute Donnerstag, 20.30 Uhr. Die Reihe dauert bis 30. September. www.dasanderekino.ch

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Grosse Halle Film & Musik

Die Projektion von "La vocation d’André Carel" in der Grossen Halle der Reitschule macht heute nicht nur den Auftakt zum "Röstigraben"-Programm, sondern auch zur Reihe Film & Musik. Von 1. bis 17. September präsentieren das Kino in der Reitschule und der Trägerverein Grosse Halle Filme mit zeitgenössischer Live-Musik. Im Programm findet sich neben drei Buster-Keaton-Filmen und Tony Gatlifs "Vengo" auch "Berlin Calling" von Hannes Stöhr mit dem Berliner Elektro-Komponisten und DJ Paul Kalkbrenner (8. 9 und 10. 9). Kalkbrenner gibt am 10. 9. anschliessend an die Projektion ein Konzert (ausverkauft). (klb)

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BZ 1.9.11

Film & Musik

Mit "La vocation d’André Carel" (1925) wird die Filmreihe "Blicke über den Röschtigraben" eröffnet. Zugleich bildet der historische Stummfilm des Genfer Regisseurs Jean Choux den Startschuss zum Minifestival "Film & Musik". An sieben Abenden werden in der Grossen Halle der Berner Reitschule Filme mit zeitgenössischer Livemusik aufgeführt. Auf dem Programm stehen Stummfilmklassiker wie "The Three Ages" (1926) von Buster Keaton (mit moderner Vertonung durch Techno-DJ Jeff Mills), aber auch zeitgenössische Streifen wie "Berlin Calling" (2008). In diesem Drama über den Absturz eines DJs lieferte Technostar Paul Kalkbrenner nicht nur den Soundtrack, sondern spielte auch die Hauptrolle.zas

"Film & Musik": 1. bis 17. September, Grosse Halle der Reitschule Bern.

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WoZ 1.9.11

Film und Musik

Seit bald zwanzig Jahren zeigt in Bern die Kinogruppe des Kinos in der Reitschule Stummfilmklassiker, die live vertont werden. Was als kleiner Anlass im Hof der Reitschule begann, ist mittlerweile zum "Film und Musik"-Festival gewachsen. Dieses Jahr werden nebst wunderbaren Stummfilmperlen auch neuere Filme gezeigt. So zum Beispiel Hannes Störs "Berlin Calling" (2008), eine Tragikomödie über Berlins Partyszene. Der Technoproduzent und DJ Paul Kalkbrenner hat den Soundtrack zum Film geschrieben und spielt auch die Hauptrolle.

In den Stummfilmklassikern "The Three Ages" (1926), "Neighbours" (1920) sowie in "Go West" (1925) ist der traurigste aller Komiker auf der Leinwand zu sehen: Der grossartige Buster Keaton, der selbst auch stets Regie führte. Vertont wird "Three Ges" von Jeff Mills, dem Produzenten elektronischer Musik, die anderen zwei Filme werden vom Stummfilmensemble Musical Nel Buio aus Bologna begleitet. süs

Film und Musik in: Bern Grosse Halle Reitschule, Do, 1. September, 20.30 Uhr; Do, 8., bis Sa, 10. September; Do, 15., bis Sa, 17. September, 20.30 Uhr. www.grossehalle.ch

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kulturagenda.be 1.9.11

Film & Musik in der Grossen Halle
Reitschule Bern

DO/01.09/20.30/La vocation d’André Carel Jean Choux, CH 1925, stumm
Musik Wieslaw Pipczynski und Regula Küffer
Ein Akademikersohn entdeckt an der Waadtländer Riviera die Würde der Arbeit …

DO/08.09/20.30/Berlin Calling Hannes Stöhr, D 2008
Der Berliner Elektro Komponist Martin (Paul Kalkbrenner), genannt DJ Ickarus, tourt mit seiner Managerin und Freundin Mathilde (Rita Lengyel) durch die Tanzclubs der Welt … Der perfekt abgestimmte Soundtrack hat dem Hauptdarsteller und Komponisten Paul Kalkbrenner zum Durchbruch verholfen.

FR/09.09/20.30/The Three Ages Buster Keaton, USA 1926, stumm
Jeff Mills hat zu Keatons erstem abendfüllenden Spielfi lm eine grandiose elektronisch-jazzige Tonspur komponiert. Buster Keaton erzählt mit einer Fülle brillanter Gags, wie er über drei Zeitalter hinweg - Steinzeit, römischer Antike und Gegenwart (1923!) - seinem Rivalen das geliebte Mädchen auszuspannen versucht …

DO/15.09/20.30/Vengo Tony Gatlif, F/E 2000, Musik Mariano Martín und Amir John Haddad

FR/16.09/20.30/Inferno Bertolini/Padovan/De Liguoro, I 1911, Musik Marco Dalpane

SA/17.09/20.30/Neighbors/Go West Buster Keaton, USA 1920/25, Musik "Musica nel buio"

www.grossehalle.ch

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WoZ 1.9.11

Vom Pausenplatz direkt zum Geheimdienst

Staatsschutz

Vom Pausenplatz direkt zum Geheimdienst

Der Schweizer Staatsschutz setzte ihn auf GlobalisierungskritikerInnen im In- und Ausland an. Jetzt redet der Spitzel über seine Tätigkeit.

Von Dinu Gautier

Der Mann war ein Spitzel für den Genfer Staatsschutz sowie für den Schweizer Inland geheimdienst. Er infiltrierte keine Zelle mutmasslicher Terroristen - sondern die globalisierungskritische Organisation Attac in Genf. Von dort aus sollte er Kontakte zu "radikaleren" Gruppen aufbauen.

Treffpunkt: Hauptbahnhof Genf. Es ist ein heisser Tag. Der ehemalige Spitzel, nennen wir ihn Lorenz, ist ein schlaksiger Mann. Er trägt kurze Hosen, etwas strubbelige Haare, ein Bärtchen.

"Es war am Ende meiner Zeit am Gymnasium, im Sommer 2005. Eine Schulkollegin fragte mich, ob ich Lust hätte, als Informant der Polizei in der linksextremen Szene zu arbeiten", sagt Lorenz. Daraufhin traf der damals Neunzehnjährige einen Mitarbeiter der "Cellule renseignements", wie der Genfer Staatsschutz heisst. Die Cellule arbeitete eng mit der Zentrale des damaligen Inlandgeheimdienstes "Dienst für Analyse und Prävention DAP" zusammen (heute: Nachrichtendienst des Bundes NDB).

Wie der Nachrichtendienstler heisst, der damals in der Cellule eine leitende Funktion innegehabt habe, will Lorenz nicht verraten. Es gehe ihm nicht darum, einen "Krieg mit der Polizei anzuzetteln". Überhaupt habe er mit dem Mann eine schon fast freundschaftliche Beziehung gehabt. Er nennt ihn Philippe.

Das erste Treffen: "Es war ein bisschen wie im Film. Wir drehten Runde um Runde in seinem Auto", erinnert sich Lorenz. Ihm sei gesagt worden, er solle bei Attac Genf mitarbeiten. Dann habe ihm Philippe ein Handy überreicht - damit sollten sie Kontakt halten. Fortan hätten sie sich alle zwei, drei Wochen in Cafés getroffen.

Die erste Mission

Lorenz merkte schon bald, dass Attac nicht das eigentliche Ziel der Infiltrationsmission war. "Es ging vor allem darum, Informationen zu Demonstrationen zu beschaffen." Attac als "offene" Organisation sei ein Mittel zum Zweck gewesen, sagt Lorenz. "Ich sollte für Attac an Komiteesitzungen teilnehmen, um mich nach und nach radikaleren Gruppen anzunähern."

Seine erste "Mission" war eine Demonstration im Oktober 2005 gegen die Welthandelsorganisation WTO in Genf. Über hundert Organisationen aus dem In- und Ausland riefen dazu auf. Lorenz nahm an den Vorbereitungssitzungen teil. Auch an der Demo selber sei er per Handy in direktem Kontakt mit der Polizei gestanden. "Sie wollten wissen, was im Innern der Demo geschieht - etwa, ob sich Leute vermummen."

Zwischenfälle gab es übrigens keine. Protokolle der Demovorbereitungssitzungen sind noch heute offen im Internet einsehbar.

Lorenz verabschiedete sich daraufhin für längere Zeit in die Rekrutenschule und in die Ferien. Im September 2006 war er zurück. Philippe stellte ihm eine neue Kontaktperson vor: Marc aus der Zentrale des DAP in Bern. Ein Romand, ziemlich alt. Er sollte Philippe mit der Zeit komplett ablösen. Philippe sei innerhalb der Genfer Polizei in eine andere Sektion berufen worden. Auch Marc habe ihm ein Handy gegeben, sagt Lorenz.

Der Nachrichtendienst setzte Lorenz nun auf die Mobilisierungen gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos und den G8-Gipfel im deutschen Heiligendamm an. Lorenz erinnert sich an zwei Organisationen, die den Nachrichtendienst besonders interessierten: der Revolutionäre Aufbau aus Zürich und das autonome G8-Mobilisierungsnetzwerk "Dissent!". Verbindungen zu "Dissent!" hatte etwa der bekannte Genfer Aktivist Olivier de Marcellus. "Solltest du die Chance haben, dich ihm zu nähern: Er interessiert uns", habe ihm Philippe gesagt, so Lorenz. Er habe zwar ein- oder zweimal mit de Marcellus gesprochen. Eine eigentliche Annäherung habe sich aber nicht ergeben. Dafür nahm Lorenz im Dezember 2006 an einem Infotreffen des "Dissent!"-Netzwerkes im Espace Autogéré von Lausanne teil.

Noch mehr Spitzel

Ebenfalls gegen Ende 2006 reiste Lorenz nach Bern an eine Sitzung zur Vorbereitung von Aktionen in Davos. An den Inhalt der Sitzung in der Reitschule mag er sich nicht mehr erinnern. "Ich verstand ja auch kaum Schweizerdeutsch." Geblieben ist ihm allerdings, dass er endlich einem Vertreter des Revolutionären Aufbaus begegnet ist. Anwesend sei auch eine Person gewesen, die ihm vom Nachrichtendienst anhand äusserlicher Merkmale vorgängig beschrieben worden sei: "Sie sagten mir: ‹Der ist bereit, Gewalt anzuwenden - sicher gegen Sachen, vielleicht sogar gegen Menschen.›"

Lorenz ist sich sicher, dass es neben ihm andere Spitzel gegeben haben muss. "Sie zeigten mir Protokolle von Sitzungen und Sitzungseinladungen, an die der Nachrichtendienst sonst nicht hätte kommen können." Beweisen könne er das aber nicht.

In der Clownarmee

Seine nächste Mission brachte Lorenz zunächst nach Zürich. Die GSoA hatte per E-Mail-Verteiler dazu aufgerufen, als Clowns in Armeeuniform verkleidet in Davos für Irritationen zu sorgen. Am 26. Januar 2007 nahm Lorenz im besetzten Haus "Kalkbreite" in Zürich an einer Vorbereitungssitzung teil. Eine damals anwesende Person erinnert sich an ihn: "Ich dachte: ‹Wow, cool, es kommt sogar jemand aus Genf.›"

Lorenz brachte am Treffen in Erfahrung, dass sich die so genannte Clownarmee tags darauf in Davos nicht an die ­bewilligte Demonstrationsroute halten, sondern direkt vor den Luxushotels für Klamauk sorgen wolle. Er meldete dies pflichtbewusst dem DAP-Agenten Marc. Trotz dessen Angebot, in einem Hotel zu übernachten, verbrachte Lorenz die Nacht mit Akti vistInnen. Am nächsten Tag machte der Spitzel in Diensten der Clown armee Davos unsicher.

Im Sommer 2007 reiste der Informant mit mehreren Hundert Menschen aus der ganzen Schweiz mit einem Sonderzug nach Rostock. Es sollte seine letzte Mission werden. Lorenz übernachtete im grossen Zeltlager der G8-GegnerInnen. Agent Marc sei auch in Rostock gewesen - allerdings im Hotel. "Ich habe mich zweimal mit ihm getroffen", was aber nicht einfach gewesen sei, habe er doch Ausreden erfinden müssen, damit seine KollegInnen von Attac nicht misstrauisch würden. "Überhaupt: Ich konnte ihm wenig Interessantes erzählen. Und allzu motiviert war ich auch nicht mehr."

In Rostock scheint sich zu dem Zeitpunkt eine Art Internationale der Geheimdienste eingefunden zu haben: "Franzosen waren da, die Schweizer waren da, usw. Jeder hatte seine Informanten", sagt Lorenz. Er selber habe aber nur Marc getroffen.

Agent Provocateur

Ein solcher Informant ist Anfang dieses Jahres aufgeflogen: Der englische Polizist Mark Kennedy, der in England, Deutschland und anderen Ländern während mindestens sieben Jahren linke Gruppen infiltriert hatte. Am G8-Gipfel in Heiligendamm war er an Blockaden beteiligt. Ein Agent Provocateur. Das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern habe ausdrücklich um den Einsatz eines britischen Undercover-Agenten gebeten, so "Spiegel Online".

"Ich war dagegen nur ein kleiner Fisch", sagt Lorenz. Und als "kleiner Fisch" erhielt er für drei Tage Einsatz in Rostock 2500 Franken. "Insgesamt habe ich vielleicht 10 000 Franken verdient." Das Geld sei ihm jeweils bar ausgehändigt worden.

Mit der Zeit habe ihn gestört, dass er Informationen habe liefern müssen, dass seine Kontaktpersonen im Gegenzug aber kaum etwas verraten hätten. Abgesehen davon habe man ihn nie für seine Mission ausgebildet. "Sie sagten mir auch nicht, was für Grenzen ich beachten müsse, gaben mir kaum Tipps."

Und so beendete Lorenz seine Karriere als Spitzel und widmete sich fortan ganz seinem Politologiestudium. Er, der sich als Linken bezeichnet ("nahe der SP und der Grünen") mag die Geheimdienstarbeit nicht grundsätzlich hinterfragen. Selber will er aber einen Schlussstrich unter dieses Kapitel ziehen. "Deshalb habe ich mich bei Attac gemeldet. Ich will nicht wie Günter Grass jahrzehntelang ein Geheimnis mit mir herumschleppen." Sein Gesicht und seinen Namen will er trotzdem nicht in der Zeitung sehen. "Ich möchte auch mal als ganz normaler Besucher ein Fest in der Reitschule besuchen können", sagt er.

Und was meinen die Bespitzelten? Alessandro Pelizzari von Attac Genf: "Wir haben den Anspruch, eine offene Organisation zu sein. Also haben wir ihn auch mit offenen Armen aufgenommen." Dass die Gruppe unterwandert wurde, überrascht Pelizzari nicht. "Aber es überrascht mich, dass er es war. Wir waren ihm gegenüber nie misstrauisch." Wütend sei er nicht. "Aber es nervt mich, dass wir damals so naiv und blauäugig waren." Dass demokratische Ausdrucksformen durch den Staat eingeschränkt würden, erlebe er als Gewerkschafter in Genf übrigens dauernd, sagt Pelizzari.

Andreas Cassee von der GSoA bezeichnet den Spitzeleinsatz als "Angriff auf die demokratische Kultur". Es sei wichtig, sich offen und basisdemokratisch organisieren zu können. "Will der Staatsschutz Misstrauen säen? Will er, dass sich Gruppen abschotten?"

Derweilen möchte der Nachrichtendienst des Bundes - wenig überraschend - den "Sachverhalt weder bestätigen noch dementieren". Grundsätzlich beantworte der NDB keine Anfragen zu "vermuteten operationellen Tätigkeiten".

In Genf wird hingegen dementiert: "Die Genfer Polizei hat keine ‹Infiltration› der Gruppe Attac durchgeführt. Es gibt mit Blick auf die Gesetze zur Inneren Sicherheit für unseren Dienst keinen Grund, diese Organisation zu überwachen."

So bleiben unter anderem folgende Fragen offen: Wieso wurden mit Attac und der GSoA Gruppen anvisiert, die offenkundig keine Bedrohung für die Innere Sicherheit darstellen? Auf welcher Gesetzesgrundlage fand das Ganze überhaupt statt? Wusste Deutschland vom Einsatz in Heiligendamm? Und wieso rekrutiert der Staatsschutz Jugendliche auf dem Pausenhof?


ProWOZ

Dieser Artikel wurde ermöglicht durch den Recherchierfonds des Förder vereins ProWOZ. Dieser Fonds unterstützt Recherchen und Reportagen, die die finanziellen Möglichkeiten der WOZ übersteigen. Er speist sich aus Spenden der WOZ-Leser Innen.

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Bund 1.9.11

Reitschule: Vertrag droht im Stadtrat erneut zu scheitern

GFL-Stadtrat Lukas Gutzwiler ist unzufrieden: "Der Auftrag des Stadtrates ist nur halb erfüllt." Und auch der BDP-Parlamentarier Martin Schneider meint: "Ich bin enttäuscht." Gestern hat der Gemeinderat an seiner Sitzung den neu ausgehandelten Leistungsvertrag mit der Reitschule gutgeheissen. Die Nachverhandlungen wurden nötig, weil das Parlament im März den Kredit für das alternative Kulturzentrum zurückwies - und verlangte, vier Bedingungen in den Vertrag aufzunehmen. Davon sehen die zwei Stadträte - beide sitzen in der zuständigen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur - nur zwei Punkte als einigermassen erfüllt an:

Einen permanenten internen Sicherheitsdienst - und dass dieser im Vertrag festgeschrieben ist. Die Sicherheitsverantwortlichen der Reitschule werden namentlich genannt.

Nicht erfüllt sehen die Stadträte aber die Forderung nach einem schriftlichen Sicherheitskonzept für den Vorplatz der Reitschule. Auch forderte das Parlament eine Lösung für Probleme mit dem grossen Eingangstor, das in Vergangenheit etwa bei Demonstrationen als Fluchtweg genutzt wurde. Der Gemeinderat führt hier an, dass das Tor während des Betriebs aus Brandschutzgründen nicht geschlossen werden kann - oder sonst umgebaut werden muss. Im Parlament wird wohl vor allem das Sicherheitskonzept für den Vorplatz zu reden geben. "Die Reitschule leistet zwar extrem gute Arbeit, aber in der Welt ausserhalb der Reitschule gibt es halt Dinge, die schriftlich festgelegt werden müssen", sagt Schneider. GFL und BDP könnten im Parlament den Ausschlag geben, dass der Vertrag erneut scheitert. "Es könnte heikel werden", sagt GFL-Vertreter Gutzwiler. Er kann sich vorstellen, im Stadtrat zu beantragen, den Kredit bloss für ein Jahr zu sprechen.

Kultursekretärin Veronica Schaller hat für die Regierung die Verhandlungen geführt und verneint die Frage nicht, ob nicht auch der Gemeinderat ein solches Konzept gerne hätte vorliegen sehen. Wie der "Bund" letzte Woche berichtete, sperrte sich die Interessengemeinschaft Kultur in der Reitschule (Ikur) auch gegen weitere Punkte in den Verhandlungen. Etwa gegen einen Passus, in dem die Ikur wäre verpflichtet worden, alles zu unternehmen, damit die Polizei bei ihren Einsätzen nicht gestört wird.

"Dass die Parteien bei Verhandlungen nicht alle ihre Forderungen durchbringen, ist normal", meint Schaller. Und betont auch, dass es nicht sinnvoll sei, ein Sicherheitskonzept in einen Kulturvertrag zu schreiben: "Sonst müsste die Abteilung Kulturelles überprüfen, ob die Sicherheitsbedingungen erfüllt sind." Der Gemeinderat will künftig seine Forderungen in die regelmässigen Gespräche einbringen, die zwischen Polizei, Stadtbehörden und Reitschule laufen.

Die Reitschule engagiere sich schon sehr stark für die Sicherheit um die Reitschule, betont deren Mediengruppe auf Anfrage. Ein schriftliches Konzept halte man aber für die falsche Form. Ein Papier habe den Nachteil, dass es - je nach Ereignissen - rasch überholt sei. Viel wichtiger und nützlicher für alle Seiten sei, stets im Gespräch zu bleiben. Das Geschäft wird wohl im November im Stadtrat traktandiert. (jäg)

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BZ 1.9.11

Einigung mit Stadt

Reitschule · Der Berner Gemeinderat hat den Vertrag mit der Reitschule verabschiedet.

Für die Jahre 2012 bis 2015 soll die Reitschule wie bisher jährlich 380 000 Franken erhalten. Der Berner Gemeinderat hat gestern den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule genehmigt.

Als Nächstes entscheidet der Berner Stadtrat über den Kredit. Im Frühling noch hatte das Parlament den Reitschule-Vertrag zurückgewiesen. Damals erhielt der Gemeinderat den Auftrag, den Vertrag in vier Punkten zu überarbeiten.tob Seite 3

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Das Tor zur Reitschule bleibt offen

Stadt Bern. Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit den Reitschule-Betreibern (Ikur) für die Jahre 2012 bis 2015 verabschiedet. Die Ikur soll jährlich 380 000 Franken erhalten. Noch fehlt der Segen des Stadtrates. Dieser hatte den Vertrag im Frühling zurückgewiesen.

Im vergangenen März hat eine Mitte-rechts-Koalition des Berner Stadtparlaments den Leistungsvertrag zwischen den Stadtbehörden und den Reitschule-Betreibern zurückgewiesen. Der Gemeinderat erhielt den Auftrag, den Vertrag in vier Punkten zu überarbeiten. Sämtliche Punkte betreffen mangelnde Sicherheitsauflagen.

Gestern teilte der Gemeinderat mit, dieser Auftrag sei nun erfüllt. Die Regierung habe den Vertrag überarbeitet und sich mit der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) geeinigt, stand in einer Mitteilung. Für die Jahre 2012 bis 2015 soll die Ikur wie bisher 380 000 Franken jährlich erhalten. "Der überwiegende Teil ist für die Miete vorgesehen", schreibt der Gemeinderat.

Der Reitschule-Kredit wird dem Stadtrat nun ein zweites Mal vorgelegt. Ob ihn das Parlament diesmal bewilligt, hängt davon ab, wie zufrieden die Volksvertreter mit den Anpassungen sind (siehe Kasten).

Überarbeitet wurde der Leistungsvertrag in folgenden vier Punkten:

Interner Sicherheitsdienst

Der Stadtrat hat im Frühling verlangt, dass die Ikur einen permanenten internen Sicherheitsdienst auf die Beine stellt. Dieser Sicherheitsdienst müsse eng mit den Behörden zusammenarbeiten. Gemäss Gemeinderatsmitteilung wurde bei der Überarbeitung ein "entsprechender Passus im Vertrag aufgenommen". Veronica Schaller, Leiterin der städtischen Abteilung Kulturelles, wird konkreter: In der 2009 abgeschlossenen Sicherheitsvereinbarung mit der Ikur gebe es bereits einen Passus zum internen Sicherheitsdienst, sagt sie. "Derselbe Passus wird nun zusätzlich auch im Leistungsvertrag erwähnt."

Name der Kontaktperson

Eine weitere Forderung des Stadtrates: Die sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule muss namentlich bekannt sein. Denn bisher verfügten die Behörden bloss über eine unpersönliche E-Mail-Adresse.

Nun nennt auch die Ikur den Namen der zuständigen Person. Die Angaben wurden im Anhang zur Sicherheitsvereinbarung eingetragen. "Diese Person besitzt unter anderem Know-how in Sachen Gebäudesicherheit oder Brandschutz", sagt Schaller.

Konzept für den Vorplatz

Um Schlägereien, Randale und Drogendeals auf dem Vorplatz zu bekämpfen, forderte das Stadtparlament ein schriftliches Konzept. Die Umsetzung dieser Forderung wäre "nicht sinnvoll", schreibt der Gemeinderat. Die Gründe erklärt Veronica Schaller: "Die Ikur hat zwar kein schriftliches Konzept für den Vorplatz. Aber verschiedene Arbeitsgruppen kümmern sich engagiert darum, diesen Platz zu beleben und damit Drogendealer und Chaoten fernzuhalten." Anstatt eines weiteren schriftlichen Konzeptes setzt die Stadtregierung wie bisher auf Gespräche mit der Ikur. Der Gemeinderat habe gegenüber der Ikur klargemacht, dass er Vorfälle, bei denen Sicherheitskräfte angegriffen oder behindert würden, nicht toleriert.

Tor schliessen bei Demos

"Bei Demonstrationen ist das Tor der Reitschule zu schliessen. Die Reitschule darf nicht als sicherer Rückzugsraum für Gewalttäterinnen dienen" - so eindeutig wie die überwiesene Forderung aus dem Stadtrat, so klar sind die Worte, mit denen die Regierung das Vorhaben abschmettert: "Weil sich das Tor nicht in Fluchtrichtung öffnen lässt, darf es während des Betriebes nicht geschlossen werden", steht in der Mitteilung. Um es schliessen zu können, müsste es umgebaut werden, was "nicht sinnvoll" sei. Tobias Habegger

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Mitte-Stadträte sind nicht einhellig zufrieden

Alle umsetzbaren Forderungen seien berücksichtigt, schreibt die Junge Alternative, jetzt müsse der Kredit bewilligt werden. SVP-plus-Fraktionschef Roland Jakob sieht dies anders: Weiterhin fehlten klare Regeln, und der Gemeinderat setze sich über den Stadtrat hinweg. Diese Einschätzung teilt FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher. Er vermisst klar definierte Sanktionen bei Vertragsverletzung.

Spannend wird es bei den Mitteparteien, die im März im Stadtrat als Zünglein an der Waage den Leistungsvertrag bachab schickten. Peter Künzler von der GFL/EVP-Fraktion hatte gestern die Vertragsveränderungen noch nicht studieren können. Wichtig finde er insbesondere, dass der Leistungsvertrag die Kommunikation zwischen Behörden und Reitschule verbindlich regle. Für Michael Köpfli, Präsident der GLP-Fraktion, ist der nachgebesserte Vertrag "zufriedenstellend". Zentral sei die Regelung der beiden ersten Punkte, die Argumentation des Gemeinderats zu den Punkten 3 und 4 (siehe Haupttext) finde er schlüssig. "Ich gehe davon aus, dass meine Fraktion dem Vertrag zustimmen wird." "Erstaunt und enttäuscht" nahm dagegen Martin Schneider, Reitschule-Experte der BDP/CVP-Fraktion, die Mitteilung des Gemeinderats entgegen. Das Thema Vorplatzsicherheit sei ungelöst, beim Tor müsste mindestens ein Umbau verfügt werden, damit es sich nach aussen öffnen lasse. Er müsse das Geschäft in der Fraktion und interfraktionell besprechen, so Schneider, aber: "Der Gemeinderat macht es mir extrem schwer, dem Vertrag zuzustimmen." Kurz hielt sich die Mediengruppe der Reitschule: Sie habe den Entscheid zur Kenntnis genommen.hae

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BZ Kommentar

Politische Vertragskosmetik

Tobias Habegger BZ-Redaktor

Ein seit Jahren bestehender Passus wird auf ein neues Stück Papier kopiert. Zwei vom Stadtparlament gestellte Forderungen werden als "nicht sinnvoll" abgetan. Das einzig substanziell Neue im überarbeiteten Leistungsvertrag ist der Name des Reitschule- Sicherheitsverantwortlichen. Die restlichen Anpassungen sind Vertragskosmetik. Sollten die Mittepolitiker im Stadtrat dem Reitschule-Kredit im Herbst trotzdem zustimmen, zeigt das zweierlei. Erstens: Die Reitschule geniesst eine Sonderbehandlung. Das ist nach fünf Abstimmungssiegen berechtigt. Zweitens: Mit der Ablehnung der ersten Kreditvorlage wollte das Parlament bloss ein Zeichen setzen, damit jedem Reitschüler klar wird: Den schönen Worten müssen weiterhin Taten folgen.

Mail: tobias.habegger@ bernerzeitung.ch

Diskussion: blog.bernerzeitung.ch/ leserblog

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Langenthaler Tagblatt 1.9.11

Neuer Vertrag steht

Reitschule Der Berner Gemeinderat nimmt einen neuen Anlauf, um den Leistungsvertrag mit den Betreibern der Reitschule IKuR unter Dach zu bringen.

Der Gemeinderat unterbreitet dem Stadtrat einen neu ausgehandelten Vertrag, der die Forderungen des Parlaments zum Teil berücksichtigt. Der Stadtrat hatte den Kredit von insgesamt 1,52 Millionen Franken im März mit 42 zu 31 Stimmen zurückgewiesen. Die üblichen Reitschulgegner von FDP und SVP wurden damals von Räten der Mitte-Fraktionen GFL/EVP, BDP/CVP und GLP unterstützt. Sie verlangten die Aufnahme von vier Punkten in den Vertrag. So sollte der Leistungsvertrag auch Angaben über einen permanenten internen Sicherheitsdienst enthalten.

Ein entsprechender Passus wurde nun im Vertrag aufgenommen, wie der Gemeinderat gestern mitteilte. Eine weitere Forderung des Parlaments sieht die Stadtregierung ebenfalls erfüllt: Schon seit 2009 sei schriftlich festgehalten, wer in der Reitschule für die Sicherheit verantwortlich sei.

Der Stadtrat verlangte auch ein Sicherheitskonzept für den Vorplatz der Reitschule. Doch das gehöre nicht in einen Kulturvertrag, entgegnet der Gemeinderat. Vielmehr müsse dieser Punkt im Rahmen der regelmässigen Gespräche zwischen Stadtgärtnerei, Polizei und Reitschul-Betreibern besprochen werden.

Offen bleibt der vierte Streitpunkt, die Torschliessung bei Demonstrationen. Der Gemeinderat betont, das grosse Eingangstor der Reitschule öffne gegen innen. Als Fluchttür dürfe sie während des Betriebs nicht geschlossen werden. Die Tür so umzubauen, dass sie gegen aussen öffne, sei keine Lösung. Denn dann könnte sie bei Konflikten von aussen her blockiert werden - womit die Menschen nicht mehr aus der Reitschule flüchten könnten.

Die Reitschul-Betreiber haben dem neuen Vertrag zugestimmt. Das letzte Wort hat der Stadtrat. Die Subventionen betragen weiterhin 380000 Franken pro Jahr, wovon 319000 Franken zur Begleichung des Mietzinses an die Stadtbauten Bern gehen. Der Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten. Der bestehende Vertrag mit der IKuR läuft Ende Jahr aus. (sda/uz)

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Bund 1.9.11

Reitschüler wollen SVP-Fest "nicht unkommentiert" lassen

Die Reitschule plant eine Gegenveranstaltung zum SVP-Fest auf dem Bundesplatz. Thomas Fuchs sieht darin "reine Provokation".

Adrian M. Moser

Das SVP-Wahlkampffest auf dem Bundesplatz droht auch in diesem Jahr eine heisse Sache zu werden. "Es wird garantiert Leute geben, die uns stören wollen", sagt OK-Mitglied und Nationalrat Thomas Fuchs mit Blick auf die Ereignisse vom 6. Oktober 2007. Damals verhinderten Linksextreme den bewilligten Umzug durch die Stadt und es kam zu wüsten Ausschreitungen. Einen Umzug hat die SVP heuer gar nicht erst geplant - trotzdem mehren sich nun die Anzeichen, dass es am 10. September erneut zu Ausschreitungen kommen könnte.

In der Reitschule findet nämlich gleichentags eine Gegenveranstaltung statt. Dies berichtete gestern die "Berner Zeitung". Unter dem Motto "Halts Maul Schweiz - ganz FEST gegen Rassismus" sind tagsüber in der Reitschule Workshops und Referate geplant. Am Abend spielen Bands auf dem Vorplatz.

"Martialisches Polizeiaufgebot"

Nach den Auseinandersetzungen von 2007 drohten sowohl die Stadt wie auch die SVP selbst mit "immenser Repression", schreiben die Veranstalter auf einem Flyer. Die Stadt stelle ein "martialisches Polizeiaufgebot", die SVP "Schwinger und Broncos, welche es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden". Die Mediengruppe der Reitschule ergänzt auf Anfrage: "An diesem Samstagnachmittag sollen in Bern die rechtsnationalen und fremdenfeindlichen Inhalte der SVP zelebriert werden. Aus unserer Sicht darf ein solcher Anlass nicht unkommentiert bleiben."

Thomas Fuchs sieht die Gegenveranstaltung in der Reitschule als "reine Provokation". "Die Reitschüler hätten an 364 anderen Tagen Zeit, ihr Fest zu veranstalten", sagt er. Die SVP habe alles gemacht, um nicht zu provozieren. Das frühe Datum - sie hätte ihr Fest lieber am 8. Oktober veranstaltet - habe sie nur akzeptiert, weil der Gemeinderat ihr zugesichert habe, dass an diesem Tag keine anderen politischen Veranstaltungen stattfänden. "Wir erwarten, dass wir unseren Anlass ohne Beeinträchtigungen durchführen können", so Fuchs.

Reitschüler als Wahlhelfer?

Die Mediengruppe der Reitschule stellt klar, dass im Rahmen der Gegenveranstaltung kein Umzug durch die Stadt geplant sei. Die Reitschule appelliere an die Vernunft aller Akteure. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) bekräftigt, dass eine Gegenkundgebung am 10. September auf keinen Fall bewilligt würde. "Nach den Vorfällen von 2007 müssten sich alle, die an einer solchen Kundgebung teilnehmen würden, die Frage gefallen lassen, ob sie nicht in Tat und Wahrheit Wahlhelfer der SVP sind." Eine Veranstaltung in der Reitschule gemäss der geltenden Betriebsbewilligung sei aber möglich.

Die Polizei hält sich wie immer in solchen Fällen bedeckt: "Wir haben Kenntnis von einer Gegenveranstaltung in der Reithalle", sagt Polizeisprecher Michael Fichter. Der SVP-Anlass sei bewilligt, also müsse die Polizei auch dafür sorgen, dass er durchgeführt werden könne. Zum Einfluss, den die Gegenveranstaltung in der Reitschule auf die Arbeit der Polizei hat, will er sich aber nicht äussern. "Wir machen im Vorfeld keine Angaben zu unserer Taktik."

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derbund.ch 31.8.11
http://www.derbund.ch/bern/Stadt-und-Reitschule-einigen-sich/story/25697321

Stadt und Reitschule einigen sich

Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit der Reitschule angenommen. Der Vertrag musste neu ausgehandelt werden, nachdem der Kredit im Frühling vom Stadtrat nicht angenommen wurde.

Der Vertrag sieht für die Jahre 2012 bis 2015 wie bisher Subventionen in der Höhe von 380'000 Franken pro Jahr vor. Von diesem Betrag gehen 319'000 an die Stadtbauten Bern zur Begleichung des Mietzins.

Dank der Einigung zwischen der verhandelnden Ikur (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) und dem Gemeinderat kann der Kredit nun fristgemäss dem Stadtrat vorgelegt werden.

Neue Punkte

Nachdem der Stadtrat am 3. März den Kredit nicht akzeptiert hat, wurden in den neuen Vertrag vier Punkte neu aufgenommen. Die neuen Punkte verlangen von der Reitschule einen permanenten internen Sicherheitdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeit. Auch soll die sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule künftig namentlich bekannt sein.

Zudem soll für den Vorplatz ein Sicherheitskonzept erstellt, das vertraglich vereinbart wird. Der Gemeinderat hat gemäss einer Medienmitteilung klar gemacht, dass Angriffe auf Sicherheitskräfte nicht toleriert werden. Schliesslich verlangt der Stadtrat eine Lösung für das Problem der Torschliessung bei Demonstrationen. (bs/pd)

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bernerzeitung.ch 31.8.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Gemeinderat-nimmt-ReitschuleBetreiber-bei-Sicherheit-in-die-Pflicht/story/14083886

Gemeinderat nimmt Reitschule-Betreiber bei Sicherheit in die Pflicht

Laut Auftrag des Stadtrats hat der Gemeinderat den Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der IKuR überarbeitet. Demnach soll die Reitschule für die Jahre 2012 bis 2015 wie bisher Subventionen in der Höhe von 380'000 Franken pro Jahr erhalten.

Der Gemeinderat hat am Dienstag einem gemeinsam mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) überarbeiteten Leistungsvertrag zugestimmt. Damit könne dem Stadtrat der Verpflichtungskredit "fristgerecht vorgelegt werden", wie die Stadtberner Regierung am Mittwoch mitteilte.

Die Subvention an die IKuR soll sich wie in den Jahren zuvor auf jährlich 380'000 Franken belaufen. 319’000 Franken gehen an Stadtbauten Bern zur Begleichung des Mietzinses, der Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten.

Vier neue Punkte im Leistungsvertrag

Der Kredit wird dem Stadtparlament in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal vorgelegt: Am 3. März hatte der Stadtrat den Kredit zugunsten der IKuR über insgesamt 1’520'000 Franken für vier Jahre zurückgewiesen und verlangt, vier Punkte neu im Vertrag aufzunehmen. Diese drehen sich um Sicherheitsaspekte und sehen folgendes vor:
Die IKuR hat im August 2011 ihre Zustimmung zum ergänzten Leistungsvertrag gegeben. (met)

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bern.ch 31.8.11

http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2011/08/ikurgr

31.08.2011

Gemeinderat verabschiedet Leistungsvertrag mit der IKuR

Gemäss Auftrag des Stadtrats wurde der Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der IKuR überarbeitet. An seiner gestrigen Sitzung hat der Gemeinderat dem mit der IKuR neu ausgehandelten Vertrag zugestimmt. Nun wird der damit verbundene Verpflichtungskredit zum zweiten Mal dem Stadtrat vorgelegt. Die Reitschule soll für die Jahre 2012 bis 2015 wie bisher Subventionen in der Höhe von 380'000 Franken pro Jahr erhalten. Der überwiegende Teil davon ist für die Miete vorgesehen.
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Der Gemeinderat hat einem gemeinsam mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) überarbeiteten Leistungsvertrag zugestimmt. Damit kann dem Stadtrat der Verpflichtungskredit fristgerecht vorgelegt werden. Die Subvention an die IKuR soll sich wie in den Jahren zuvor auf jährlich 380'000 Franken belaufen. 319000 Franken gehen an Stadtbauten Bern zur Begleichung des Mietzinses, der Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten.

Vier neue Punkte im Leistungsvertrag

Der Kredit wird dem Stadtrat in diesem Jahr zum zweiten Mal vorgelegt: Am 3. März hatte der Stadtrat den Kredit zugunsten der IKuR über insgesamt 1'520'000 Franken für vier Jahre zurückgewiesen und verlangt, vier Punkte neu im Vertrag aufzunehmen.
Nach den Verhandlungen zwischen der Stadt und der IKuR beschloss der Gemeinderat Folgendes:

  • Der Stadtrat verlangte einen permanenten internen Sicherheitsdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeitet. Ein entsprechender Passus ist im Vertrag aufgenommen worden.

  • Weiter will der Stadtrat, dass die sicherheitsverantwortliche Person der Reitschule namentlich bekannt ist. Ihre Koordinaten wurden im Anhang der 2009 abgeschlossenen "Vereinbarung über die Abläufe und Kommunikation" aufgenommen - wie die Namen der Zuständigen aus der städtischen Verwaltung auch.

  • Für den Vorplatz der Reitschule soll nach dem Willen des Stadtrates ein Sicherheitskonzept erstellt und vertraglich vereinbart werden. Die IKuR befasse sich intensiv mit dem Thema Sicherheit, schreibt der Gemeindrat in seinem Vortrag. Die IKuR verfüge über eine interne Sicherheitsorganisation, die bedarfsorientiert organisiert sei und laufend an die aktuellen Anforderungen, die sich etwa saisonal unterscheiden, angepasst wird. Ein schriftlich festgelegtes Konzept besteht nicht. Die Aufnahme eines Sicherheitskonzepts in einen Kulturvertrag sei auch nicht sinnvoll, so der Gemeinderat. Vielmehr müsse die Forderung im Rahmen der regelmässig stattfindenden Gespräche zwischen Stadtgärtnerei, Polizei und IKuR besprochen und schliesslich durchgesetzt werden. Der Gemeinderat hat dazu einen entsprechenden Auftrag erteilt. Er hat gegenüber der IKuR klargemacht, dass er Vorfälle, bei denen Sicherheitskräfte angegriffen oder in Ausübung ihrer gesetzlichen Pflichten behindert werden, nicht toleriert. Er erwartet, dass sich die IKuR von derartigen Übergriffen und Behinderungen distanziert und Täterinnen und Tätern keinen Schutz gewährt.

  • Schliesslich fordert der Stadtrat eine Lösung für das Problem der Torschliessung bei Demonstrationen. Dazu hält der Gemeinderat Folgendes fest: Das grosse Eingangstor der Reitschule öffnet gegen innen. Gemäss der Gebäudeversicherung Bern müssen Fluchttüren, zu denen das Eingangstor zählt, rasch und in Fluchtrichtung geöffnet werden können. Weil das Tor sich nicht in Fluchtrichtung öffnen lässt, darf es während des Betriebs nicht geschlossen werden. Um es schliessen zu können, müsste es demnach umgebaut werden, was in den Augen des Gemeinderats indes nicht sinnvoll wäre. Denn sobald das Tor mit Panikschlössern versehen ist, könnte es ohnehin jederzeit geöffnet werden. Zudem kann gerade bei Konfliktsituationen eine Menschenmenge auf dem Vorplatz die Öffnung des Tors gegen aussen blockieren, womit die Flucht von drinnen nach draussen behindert würde.

  • Die IKuR hat im August 2011 ihre Zustimmung zum ergänzten Leistungsvertrag gegeben. Nach der Zustimmung durch den Gemeinderat liegt es nun am Stadtrat, über den Verpflichtungskredit zu befinden.
    Die kulturellen Aktivitäten der Reitschule

    Die Subvention von jährlich 380'000 Franken für Miete und einen Teil der Nebenkosten der Reitschule, die im Besitz der Stadt Bern ist, kommt dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) zugute. Die IKuR setzt sich für die Erhaltung der alten Berner Reitschule ein und nutzt diese als alternativen Kultur- und Begegnungsraum. In der Reitschule findet sich alles vom Konzertraum über ein Restaurant bis hin zum Kino und Theater.

    Informationsdienst der Stadt Bern

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    derbund.ch 31.8.11

    Reitschule plant Gegenanlass zum SVP-Wahlfest

    bs

    Die SVP führt am 10. September ein Wahlfest auf dem Bundesplatz durch. Nun ist ein Gegenanlass in der Reitschule geplant.

    Gemäss der "Berner Zeitung" findet am 10. September ein Gegenanlass in der Reitschule statt. Unter dem Motto "ganz FEST gegen Rassismus" soll gegen das SVP-Fest protestiert werden. Ein Dorn im Auge sei den Organisatoren der Gegenveranstaltung die Sicherheitsvorkehrungen, die ein "martialisches Polizeiaufgebot" vorsehen. Damit werde es "kritischen Menschen" verunmöglicht, sich am 10. September frei in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden.

    Geplant sind am Gegenanlass in der Reitschule Workshops sowie Konzerte am Abend.

    SVP setzt private Security ein

    Die Organisatoren des SVP-Wahlfests rechnen gemäss der "Berner Zeitung" mit Hunderten von Teilnehmern. Um Vandalenakte zu verhindern, setze die SVP zur Sicherheit der Besucher auf dem Bundesplatz Broncos-Security sowie SVP-Mitglieder ein. Der Platz werde zudem mit einem Zaun abgesperrt. Ausserhalb des Platzes sei für die Sicherheit die Polizei zuständig.

    Der Anlass soll gemäss den Organisatoren bis 17 Uhr dauern.

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    BZ 31.8.11

    Gegenanlass zum SVP-Familienfest geplant

    10. September · Die SVP setzt für ihr Familienfest auf dem Bundesplatz zum Teil auf eigene Sicherheitsleute. In der Reitschule ist eine Gegenveranstaltung angekündigt.

    Mit Hunderten von Besuchern rechnen die Organisatoren des SVP-Familienfests vom 10. September auf dem Bundesplatz. Sie sollen vom Bahnhof aus von Helfern auf direktem Weg zum Platz begleitet werden und nicht quer durch die Stadt ziehen, wie Thomas Fuchs, Einsatzleiter Bundesplatz im OK, erklärt. Reisebusse werden die Leute aussteigen lassen und die Stadt wieder verlassen, um nicht "Zielscheiben von Vandalen" zu werden. Für die Sicherheit auf dem Platz sollen SVP-Mitglieder selber sowie Broncos-Security sorgen. Ausserhalb des Platzes, der gegen den Bundesplatz mit einem Zaun abgesperrt wird, sei die Polizei zuständig, so Fuchs.

    Gegenanlass in Reitschule

    Die Sicherheitsvorkehrungen haben mit den Erinnerungen an den SVP-Marsch von 2007 in Bern zu tun. Damals wurde der Umzug durch die Stadt von Linksextremen gestört. Auf dem Bundesplatz wurde diverses Material zerstört, es entstanden wüste Bilder. Er rechne auch in diesem Jahr mit "Lämpe", sagt Thomas Fuchs offen. Nicht am Anlass selber, sondern eher im Nachgang. Eine Gegenveranstaltung ist angekündigt, wenn auch nicht in der Innenstadt. In der Reitschule findet unter dem Motto "ganz FEST gegen Rassismus" ab Mittag eine Gegenveranstaltung statt. Das Logo nimmt die schwarzen Schafe aus SVP-Kampagnen auf. Das SVP-Fest und die Sicherheitsvorkehrungen mit "martialischem Polizeiaufgebot" würden es kritischen Menschen verunmöglichen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert oder festgenommen zu werden, argumentieren die Organisatoren. Am Nachmittag sind in der Reitschule Workshops, ab 18 Uhr dann Konzerte angekündigt.

    Fahrende Bühne und Sanität

    Der SVP-Anlass soll um 17 Uhr beendet sein. Der Abbau dürfte rasch gehen, denn es werden keine festen Bauten auf dem Platz errichtet. Einzig eine fahrende Bühne, Verpflegungsstände und ein Sanitätswagen sollen darauf stehen. Die Ereignisse 2007 hätten gezeigt, dass eine Sanität "durchaus Sinn" machen könne, sagt Fuchs. Und wenn es nur darum ginge, "Wespenstiche zu behandeln". Die Bewilligung für das SVP-Fest soll laut Auskunft bei der Gewerbepolizei "demnächst" ausgestellt werden. wrs

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    Kulturbeutel 35/11

    Von Benedikt Sartorius am Montag, den 29. August 2011, um 06:05 Uhr

    Herr Sartorius empfiehlt:

    Die Club-Saison beginnt - und zwar am Dienstag in der Dampfzentrale mit The Ex, die nach ihrem grossen Kilbi-Konzert nun mit den frei explodierenden Bläsern (u.a. Ken Vandermark und Mats Gustaffson) in Bern gastieren. Auch höchst zu empfehlen: Das Warp-Duo Africa Hitech vermisst Samstagnachts im Dachstock die Clubmusik zwischen Erde und Sonne und produziert Bassmusik mit kosmischem Sun-Ra-Einschlag.

    (...)