MEDIENSPIEGEL 10. - 16. OKTOBER 2011

kulturstattbern.derbund.ch 16.10.11

Schwiegersöhne für Mamma Monster

Von Ruth Kofmel am Sonntag, den 16. Oktober 2011, um 13:33 Uhr

Gestern im Dachstock waren The Monsters zwecks Plattentaufe zu hören. Eine, so kann man mit gutem Gewissen sagen, äusserst hartnäckige Band, gibt es sie denn seit fast 25 Jahren. Anders gesagt, schart der Frontmann Beat-Man seit 1986 gewillte Männer um sich, die seiner heftig geliebten Musik, die er mit 60ies Garage Punk, Wild Teenage Trash Rockabilly and Primitive Rock‘n‘Roll umschreibt, jeweils Geburtshilfe leisten.

Songs auf die Welt stellen, das machen sie live wie auf Platte ("Pop Up Yours") äusserst gekonnt. Beat-Man gibt am Konzert den charmanten Conférencier, der die Magenverstimmung des tatsächlich fahlgesichtigen Bassisten als Running Gag ausschlachtet. Die zwei Männer am Klonschlagzeug (was das genau ist, lesen Sie bitte hier nach) sehen aus wie Schwiegermamas-Lieblinge und sind auch sonst ausgesprochen treffsicher, was wiederum sehr gut tönt. Der Bassist hat ein grosses Talent, im richtigen Moment virtuos und musikalisch zu schreien und es mag an der Magenverstimmung gelegen haben, aber das klang sehr glaubwürdig.

Und auch wenn Beat-Man gerne tiefstapelt und sogar auf dem Konzertplakat "a night with no hits, no melody and no skills to shake your ass to" ankündigt, stimmt so nur Letzteres, denn, da waren natürlich Hits zu hören, was am zahlreichen und mitsingenden (manche davon taten das sogar in perfekter Imitation von Beat-Mans Stimme) Publikum festzumachen war, Melodien gab es zu Hauf und spielen können die eben auch - da ist einfach zu viel Tempo drin, als dass man denn jegliche Fingerfertigkeit und Präzision in den Wind schiessen könnte.

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20 Minuten 14.10.11

Pfarrer lässt die Puppen tanzen

Sa, 15.10., 22 Uhr, The Monsters - Albumtaufe, Dachstock.

GARAGE-PUNK. Eine laute und wilde Party ist garantiert: Reverend Beat-Man und seine Schäfchen von The Monsters bitten am Samstag zur Plattentaufe von "Pop Up Yours" - das mittlerweile achte Album der Berner Punk-Institution. Trotz 25 Jahren Bandgeschichte verloren die wackeren Musiker auf dem neuesten Werk nichts von ihrer Wut, Kreativität und Kompromisslosigkeit: Die Platte rockt wie eh und je, glänzt mit geistreichen Songzeilen wie "Blow Um Mau Mau" und schert sich einen Dreck um irgendwelche Trends. In den Worten der Band: "Es ist 187% kein MTV- und Top-100-Shit!" Ausserdem sind die Herren weltweit berühmt für ihre Liveshows. PEC

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Bund 14.10.11

Action Theatre London im Tojo

Schrumpfkur für den aufgeblasenen Zeitgeist

Eigentlich würden sie ja perfekt zusammenpassen. Der Mann und die Frau, die eine Paarungsbörse im Internet zusammengeführt hat. Mögen sie doch beide Tolstois Meisterwerk "Krieg und Frieden". Er stellt sich als Pierre vor, sie doppelt mit Natascha nach. Wobei ihm, dem bekennenden Pazifisten, der erste Teil des Romans allerdings viel lieber ist. Sie dagegen steht ganz klar auf Teil zwei. Wegen des Krieges.

Auch sonst sind da noch ein paar kleine Unterschiede zwischen den beiden nicht mehr ganz jungen Turteltäubchen auszumachen. Doch zu gefährlich ist die Situation, in der das ungleiche Paart bereits bei seinem zweiten Date landet: ein Kajakunfall samt fünf toten Frauen, ungeniessbare Sandwiches, Hunger und die Jagd auf einen weissen Hasen katapultieren die beiden in eine Höhle. Dort stossen sie auf Menschenknochen und die "Schrift der Darwina", ein Dokument, älter als die Bibel, geschrieben auf Englisch und Chinesisch.Und plötzlich stehen nicht mehr das fachgerechte Entfernen von Blutegeln und die delikate Zubereitung von Fledermaus-Burgern ohne Chips im Vordergrund. Jetzt gehts in ihrem Überlebenskampf ans Eingemachte, an die Schöpfungsgeschichte, die umgeschrieben werden und somit auch das ganz persönliche Sein oder Nichtsein neu definiert werden will.

Ins finstere Herz der Zivilisation

Wie bereits in ihrer letzten Produktion "Dying for Oil, Gods and iPods" (2010) zerlegen Arne Nannestad und Doraine Green vom Action Theatre (Bern) in Zeiten grenzenloser Selbstentfaltung die ganz grossen Fragen der Weltgeschichte in handtaschentaugliche Kapitel. Mit minimalsten Mitteln - Moskitonetz und Rucksack - brechen die beiden in "Peace - the Permanent War. Twitters from an Other Universe" zu einer tollkühnen Exkursion ins finstere Herz der Zivilisation auf, das einzig durch immer neue Erleuchtungen aufgehellt wird.

Und das ziemlich grell. Denn Doraine Green und Arne Nannestad scheuen in ihrem Überlebenskampf auf der Tojo-Bühne keine Tabus, alle demontieren sie in bewährter und hemdsärmliger Do-it-yourself-Manier: Mythen werden geknackt, Götter entthront, Seelen seziert, Zombies gefüttert und Insekten gegessen. Um Kopf und Kragen reden sich die beiden in ihrem achtzigminütigen Dialog, einem fulminanten Plädoyer für ganz persönliche Überlebensstrategien.

Und je abstruser ihre Geschichten ausarten, desto glaubwürdiger ist das Auftreten von Doraine Green und Arne Nannestad, denen es einmal mehr gelingt, den aufgeblasenen Zeitgeist gehörig zu schrumpfen.

Brigitta Niederhauser

Weitere Aufführungen: Heute und morgen, 14./15. Oktober, jeweils um 20.30 Uhr im Tojo der Reitschule Bern.

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Aargauer Zeitung 14.10.11

La Cherga führt Balkan-Pop in eine neue Ära

La Cherga heisst die neue musikalische Sensation vom Balkan. Die bekannte Mischung aus explosiver Balkanbrass, Jazz und Reggae wird bei La Cherga um Drum ’n’ Bass, Rock, Funk, Soul und Electronica erweitert. Angeführt von der charismatischen Sängerin Adisa Svekic sorgt die kroatisch-bosnischmazedonisch-jamaikanische Band für schweisstreibende Tanzgrooves und führt den Balkan-Pop in eine neue Ära.
Stefan Künzli

La Cherga Revolve, Asphalt Tango. Live: 21. Okt. Dachstock Bern, 22. Okt. KiFF Aarau.

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10vor10 13.10.11

Polizisten an der Front

Jugendliche machen jedes Wochenende die Strassen in Schweizer Städten unsicher. Die Polizisten sind im Dauereinsatz und müssen sich vieles gefallen lassen. "10vor10" hat die Berner Sicherheitspolizei an einem Samstagabend begleitet.
http://videoportal.sf.tv/video?id=df39514e-9406-4134-b645-f84c7ce9d7d3

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kulturstattbern.derbund.ch 13.10.11

Kapitales Poetenkräftemessen

Von Manuel Gnos am Donnerstag, den 13. Oktober 2011, um 06:00 Uhr

Von jungen Menschen lernen gesetztere Semester manchmal Erstaunliches. So zum Beispiel gestern, als Ihr Berichterstatter (selbst in den Enddreissigern) dem Capital Slam im Rössli einen Besuch abstattete. "Fisten tut nur weh bis zum Handgelenk", erklärte eine der Slammerinnen in der Pause nach der Vorrunde. Aha.

Ansonsten war Sex gestern kaum ein Thema in den Texten der Wettkämpfer. Beliebt waren dagegen die Stoffe, die das Leben in unseren Breiten- und Längengraden zusammenhalten: Liebe, TV-Werbung und Apple. Gewonnen hat Patrick Armbruster aus Winterthur, der unter Beweis stellte, was oft auffällt bei dieser Art von Poetenkräftemessen: Das Pulver wird in den Vorrunden verschossen. Was dazu führt, dass die Finalrundentexte meist merklich abfallen gegenüber dem davor Gebotenen. Natürlich, irgendwie muss man es ja in die Endrunde schaffen, trotzdem ist das schade.

Item, Armbruster hat wohl letztlich gewonnen, weil er mit seinem letzten Text näher an sein Einstiegsniveau herangelangte als Martina Hügi, seineGegenspielerin im Final. Sie hatte mit einem Text über die Liebe zu einem Leprakranken einen passablen Einstieg, bot dann aber im Halbfinal einen Text dar, der zu meinem Liebling des Abends wurde: Mit subtilem Wortwitz und deftigen Einfällen persiflierte sie eine Dauerwerbesendung für die Sterbehilfeorganisation Dignitas, mit Angeboten von "stirb langsam bis ‘die hard’".

Leider ist dieser Text im Netz nirgends zu finden, dafür habe ich für Sie ein Bild des Siegers:

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/files/2011/10/P1060344.jpg

P.S. Diego Häberli, der im zweiten Teil durch den Abend führte, verspätete sich gestern etwas, weil er zusammen mit Alexander Tschäppät die 50. Ausgabe von Pixmix in der Dampfzentrale eröffnen durfte. Von dort gibt es hier und heute leider kein Bericht, weil unsere Abgesandte kurzfristig unpässlich war. Sie dürfen uns aber gerne in den Kommentaren mitteilen, wie es war.

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Bund 13.10.11

The Monsters

Auf ein Gipfeli mit dem Monster

The Monsters präsentieren sich im 25. Jahr ihres Bestehens in Höchstform. Ihr Garage-Rock ’n’ Roll ist auf dem Album "Pop up Yours" primitiver und grossartiger denn je. Frontmann Beat-Man erklärt warum.

Ane Hebeisen

Alles begann am 1. August 1986, einem sonnigen Freitag, an dem keine nennenswerten Weltgeschichten geschrieben wurden. Etwa drei Monate zuvor war in Tschernobyl immerhin ein Atomkraftwerk in die Luft geflogen, YB war amtierender Schweizer Fussballmeister, und in den Hitparaden der Schweiz wechselten sich Eros Ramazotti, Samantha Fox und Elton John an der Spitze ab. Damit waren die drei jungen Herren unzufrieden, die an ebendiesem 1. August 1986 in die Kellerräumlichkeiten eines besetzten Hauses in Kehrsatz hinunterstiegen, während draussen die ersten Raketen zur Feier des 695. Geburtstages der Schweiz gezündet wurden. Zweck der Zusammenkunft: Gründung einer lauten Rockabilly-Punk-Band. Problem dabei: Keiner der Beteiligten beherrschte ein Instrument. An diesem Umstand scheiterte auch bald das Vorhaben, die Stücke alter Helden nachzuspielen. Es musste einfacheres Liedgut ersonnen werden, Songs, die dem Können der Band entsprachen, und so wurde an ebendiesem 1. August 1986 die Gruppe The Monsters erfunden - die lauteste und beste Rock-’n’-Roll-Garage-Punk-Thrash-Band der Schweiz.

Ungezügelte Party-Happenings

Beat-Mans Stimme ist merklich aufgeraut, als er an seinem Frühstückstisch im Berner Wylerquartier die Geschichte seiner Band erzählt. Er klingt ein bisschen wie ein Bandit in einem verstaubten Westernfilm, isst dabei Mohngipfeli mit Käse und versucht daneben seinen aufgeweckten Sohn Chet zu zähmen. Gerade ist er von einer Monsters-Tournee durch halb Europa zurückgekehrt, zwölf Konzerte in zwölf Tagen - ein aufreibendes Programm, wenn man bedenkt, dass Monsters-Konzerte keine ordinären Musikaufführungen, sondern ziemlich ungezügelte Party-Happenings mit ebenso ungezügelten Fans sind. Beat-Man ist Gitarrist und Sänger der Monsters, Letzteres nicht, weil er die beste Stimme der Gründungsmitglieder hatte, sondern weil er am lautesten singen konnte, was zu dieser Zeit weit wichtiger war. "Irgendwann waren wir auf der Suche nach einem Kontrabassisten und hatten vernommen, dass es im Kanton Aargau einen gebe, der die gleiche Frisur hatte wie ich" erzählt Beat-Man. "Wir orderten ihn nach Bern, nahmen ihn in unsere Band auf, fanden dann aber bald heraus, dass er zwar einen Bass besass, diesen aber nicht spielen konnte. Am Ende stand er hinter dem Bass, und wir drückten ihm die Finger dorthin, wo wir den richtigen Ton wähnten. Er heisst Janosh und ist das zweitälteste Bandmitglied der Monsters."

Geniale Dilettanten

Ansonsten hat die Formation einige personelle Mutationen erlebt. Ein Instrument beherrsche er noch heute nicht, behauptet Beat-Man, einen Migros-Gitarrenkurs habe er nach nur einer Lektion abgebrochen, weil es ihm weniger auf die korrekte Harmonie als auf die rohe Energie seines Instruments ankomme. Diesem Prinzip sind Beat-Man und The Monsters bis heute treu geblieben, und auf der neuesten Einspielung "Pop up Yours" (Voodoo Rhythm), die pünktlich zum 25-Jahr-Jubiläum der Band erschienen ist, wird ihm mit der grösstmöglichen Inbrunst gefrönt. Es sind kurze, prägnante und energetische Rock-’n’-Roll-Nummern, die hier auf den Zuhörer lospreschen, einfach im Wortlaut, simpel in Wuchs und Gestalt, aber in einer derartigen Wucht und Erregung dahingespielt, dass keine Wünsche und auch keine Fragen offenbleiben. The Monsters pferchen auf "Pop up Yours" den Rock ’n’ Roll auf seine Grundstoffe zusammen: Primitiv, gradlinig, laut und aggressiv ist er (die Sexyness wird seit je konsequent ausgeblendet), eher dem Instinkt als der Harmonielehre folgend und im Kern - prägnanter denn je - dem bitter-schwarzen Blues verpflichtet. Die Energie hat das Quartett (plus Tonmann) auf seinem sechsten Studiowerk nicht gedrosselt, sondern eher noch potenziert. Gewisse Songs präsentieren sich in HiFi-Stereo inklusive Ohrwurm-Qualität, andere sind kunstvoll in verrauschtem LoFi gehalten und scheppern und knarzen wie zu den Anfangszeiten der Band.

Als Beat-Man vor 25 Jahren die Monsters gründete, war er bereits eine auffällige Erscheinung in der Berner Subkultur. Einer Szene zuzuordnen, war er nicht. Vor dem 1. August 1986 spielte er in einer New-Wave-Band, man traf ihn an Punk-Festivitäten, und über seiner Stirn trug er stets eine schmucke Rockabilly-Tolle. Es war eine Zeit, in der alles möglich schien, die Dogmen des Punk waren gefallen, das Experimentieren konnte beginnen. "Ich war schon damals an den Wurzeln und an der Geschichte der Musik interessiert", erzählt Beat-Man. "Ich bewunderte die Bands der Gegenwart, erkannte aber, dass doch alles, was sie taten, auf den Blues und ganz besonders auf den guten alten Robert Johnson zurückging."

Auf der anderen Seite seines musikalischen Spektrums fanden sich Bands wie die Einstürzenden Neubauten oder Elektro-Blueser wie Jim Foetus, die genialen Dilettanten des Post-Punk, von denen sich Beat-Man und seine Mannschaft den Antrieb holten, ohne viel Können an einem autarken Ausdruck zu werkeln. The Monsters sind Kinder dieser Epoche, und auf "Pop up Yours" präsentiert sich die Band, die den Techno und die Lounge-Musik überlebte, auf dem Höhepunkt ihres Schaffens. Die Ansprüche der Musiker an sich selbst sind gestiegen, von zehn neuen Songs schafft es laut Beat-Man nur gerade einer aufs Album.

Mit aller Entschlossenheit

"The Monsters sind zu meiner musikalischen Heimat geworden", sagt Beat-Man, der als Solokünstler ebenfalls auf der ganzen Welt konzertiert und kürzlich gar einen Auftritt in einer Jubiläumssendung von "Tracks" (Arte) absolvieren durfte (als Einmannband in einem Wrestling-Ring, umrahmt von gut gebauten Nackt-Performerinnen). "Wir sind eine Art Männerclub, wir treffen uns jeden Montag zum Musizieren, zum Trinken und zum Führen von Männergesprächen." Und The Monsters sind längst auch die mit Abstand erfolgreichste Band des berüchtigten Voodoo-Rhythm-Labels, das Beat-Man durch eine immer unwirtlicher werdende Musiklandschaft steuert.

Bloss eines fuchst den Berner mit der heiseren Stimme über Gebühr: Die Monsters-Auftritte in der Schweiz sind rar geworden, weil Beat-Man in seinen Verträgen einen Lautstärken-Wert festlegt, der mit der helvetischen Schall-Verordnung nicht ganz harmoniert. "Unsere Musik muss laut und physisch erlebbar sein. Wenn das nicht gewährleistet ist, trete ich nicht auf. Fertig, Schluss." Und da ist sie wieder, diese wohltuende und im heimischen Musikbusiness so rar gewordene Entschlossenheit, die das Schaffen des Berners kennzeichnet. Eine Entschlossenheit, die auch in jeder Rille des neuen Monsters-Album spür-, hör- und erlebbar wird. Man möchte eine Rakete zünden, zur Feier des Tages.

Reitschule Dachstock Samstag, 15. Oktober, 22 Uhr.

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kulturagenda.be 13.10.11

Zwei Griffe für den Energieschub

Beat "Beat-Man" Zeller tauft in der Reitschule mit seiner Garage-Punk-Band Monsters das neue Album, "Pop up Yours". Die Songs darauf sind so was wie zu Traubenzucker kristallisierte Musikgeschichte.

"Die Energie ist noch dieselbe wie in den 80er-Jahren", sagt Beat "Beat-Man" Zeller am Telefon. Zwar ist er hörbar auf den Felgen, eben erst zurückgekehrt von einer Europatournee. Aber ebenso hörbar ist: Dieser Mann steht noch immer unter Strom.

Verzerrte Gitarren, schreiender Beat-Man

Anders ginge das auch nicht, bei dem Hochspannungslärm, den die Monsters seit einem Vierteljahrhundert produzieren: reduzierte Songs mit lauten Gitarren, verzerrt bis ins Blecherne, mit dem schreienden Sänger Beat-Man und mit dem hart rumpelnden Schlagzeug. Nein, mit zwei hart rumpelnden Schlagzeugen. Die Monsters treten neuerdings mit einer so ernannten Clone-Drum auf. Das sind zwei vis-à-vis aufgestellte Schlagzeuge mit einer gemeinsamen Bassdrum, die von beiden Seiten bespielt wird. "Wir kamen darauf, als wir damit rechneten, dass Schlagzeuger Tübu aus Zeitnot nicht mit uns auftreten könnte. Er ist schliesslich der Einzige mit einem richtigen Job." Der neue Drummer sollte in die Songs eingeführt werden, doch weil die Musik mit zwei Schlagzeugen noch besser tönte, entschloss sich die Band, gleich so weiterzufahren. Jetzt tritt sie - falls es sich alle einrichten können - mit den zusammengewachsenen Schlagzeugküchen auf.

Lieder mit Traubenzuckerschub

Mit zwei oder drei Griffen kommen die meisten Songs des neuen Albums "Pop up Yours" aus. Nummern wie "Blow Um Mau Mau" tönen wie die eingekochte Garage-Rock-Geschichte der letzten Jahrzehnte. Dröhnend, trashig, wild und mitreissend. Beat-Man strapaziert dabei seine Stimmbänder, dass man sich schon fragt, wie das so viele Jahre lang hat gut gehen können. Er beschränkt sich dabei inhaltlich auf die drei Wörter im Songtitel. Nach 130 Sekunden ist der Spuk schon wieder vorbei, und es folgen weitere Stückchen, die wie Traubenzucker schuben: kurz und heftig. Es sind heitere bis unheimliche Kleinode, die, wie schon seit 25 Jahren und 5 Alben, den gemeinsamen Nenner haben: Sie sind total radiountauglich, weil ungehobelt und ungeschliffen. Es sind Songs für Liebhaber. Erschienen ist die neue Monsters-Scheibe bei Voodoo Rhythm Records - Beat-Mans Label, versteht sich von selbst. Natürlich nicht nur auf Plastik, sondern auch auf Vinyl - auch das ist bekanntlich eine Liebhabersache.

Obwohl, nein, gerade weil Beat-Man nicht in erster Linie auf die Verkäuflichkeit seiner Ware schaut, hat er sich im Zirkel der Liebhaber rumpelnder Rockmusik grossen Respekt verschafft. Die Unbeirrbarkeit Zellers ist gleichermassen bei seiner eigenen Musik zu hören (neben den Monsters: unter anderem "Reverend Beat-Man" und "Die Zorros") wie bei der Musik, die er mit seiner Plattenfirma vertreibt. Was tun am

Montagabend? Üben!

Der gut vernetzte Beat-Man ist aber auch über sein eigenes Gärtchen hinaus eine grosse Nummer. Mit den Techno- DJs Round Table Knights nahm er letztes Jahr den Song "Cut to the Top" auf. Sicher etwas vom Besten, das von der Schweiz aus auf die Reise über die Tanzparkette dieser Welt geschickt wurde. Bei aller Offenheit für musikalisches Fremdkochen - einem Jahrzehnte überdauernden Team wie den Monsters sind feste Gewohnheiten nicht a priori abträglich: "Wir üben seit 25 Jahren immer am Montagabend."

Michael Feller

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Dachstock der Reitschule, Bern
Sa., 15.10., 22 Uhr. www.dachstock.ch

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BZ 13.10.11

Rock

Monster im Dachstock

Nach 25 Jahren Bandgeschichte tauft die Berner Band The Monsters ihr achtes Album. Die Songs auf ihrer neuen Platte erinnern an die frühen AC/CD oder UFO. Sie sind aufs Minimum reduziert, Beatman singt, nein, schreit nur ein paar wenige Worte. Die Musik bleibt konsequent laut und wild, doch ist sie primitiver denn je. Immer noch scheissen die Grunge- und Punkmusiker auf Verkaufszahlen und etwaige Trends.pd

Konzert und Plattentaufe:

Sa, 15. Oktober, Türöffnung 22 Uhr, Dachstock, Reithalle, Bern.

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Bund 13.10.11

Busdriver

Sachverständiger für Surrealismus

Busdriver aus Los Angeles lotet die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten des Hip-Hop aus.

Die Ansage ist unmissverständlich: "Club Anthems, this is what you want. Right? - Sorry, Fuckers." So leitete Regan Farquhar sein letztes Album "Jhelli Beam" ein und machte unmissverständlich klar, dass da einer keineswegs im Sinn hat, geläufige Hip-Hop-Stereotypen wiederzukäuen. Und das Bedienen von Hörgewohnheiten liess er dann auch ein ganzes Album lang äusserst konsequent bleiben.

Busdriver gehört zu jener seltenen Spezies in der Sprechgesangsszene, die die Möglichkeiten und - ganz besonders - die Unmöglichkeiten des Genres auszuloten pflegen. Für die ganz grosse Karriere steht ihm immer wieder sein Forschergeist und sein etwas besonderer Humor im Wege. Seine Stimme wurde im Blues und im Folk geschult, seine Skills an diversen Freestyle-Wettkämpfen verfeinert - und seine Idee von Groove ist nicht mit einer simplen Bassdrum und einer Snare zu bewerkstelligen.

Do-It-Yourself-Frickler

Die Beats von Busdriver holpern auch schon mal über den Viervierteltakt hinaus, es kann auch vorkommen, dass er eine Mozart-Partitur als Rap-Vorlage auswählt oder dass er die unsorgfältig geschnittene Aufnahme einer Industriemaschine als Taktgeber benutzt. Und wenn ihm der Sinn danach steht, erfindet er kurzerhand das Genre des Stadion-Hip-Hops - mitsamt grossen Gesten, dicken Hosen und ganz viel Ironie.

Im Kreise der amerikanischen Hip-Hop-Familie ist Busdriver der Do-It-Yourself-Frickler, der Über-den-Tellerrand-Späher und der Sachverständige für Kunst und Surrealismus. Lange Zeit findet er keine Plattenfirma, die seine irrwitzigen und tollkühnen Bastelarbeiten herausgeben will, weshalb er aus lauter Verzweiflung Anfang der Nullerjahre ein eigenes Label gründet, um irgendwann dann doch die Anerkennung der Zunftgenossen und der begeisterten Fachpresse einzuheimsen.

Mittlerweile veröffentlicht er mal auf dem Tom-Waits-Label Epitaph, mal auf dem Ninja-Tune-Hip-Hop-Ableger Big Dada. Die Reaktionen auf seine Alben reichen von Verzückung über Verstörung bis zu ungezügelter Begeisterung. Bloss die Hip-Hop-Polizei hat ihn auf dem Kieker - und zwar mächtig. (ane)

Reitschule Rössli Mittwoch, 19. Oktober, 20 Uhr.

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kulturstattbern.derbund.ch 10.10.11

Kulturbeutel 41/11

Von Gisela Feuz am Montag, den 10. Oktober 2011, um 05:04 Uhr

Frau Feuz empfiehlt:
Am Mittwoch findet in der Dampfzentrale bereits die 50. Ausgabe von PixMix statt, dem Foto-Event, an welchem einem von höchst interessanten Projekten bis hin zu solchen mit hohem Fremdschämfaktor alles begegnen kann. Am Samstag empfiehlt Frau Feuz die Plattentaufe der unverwüstlichen Monsters im Dachstock oder aber, wers ruhiger mag, die theatralische Umsetzung von Aglaja Veteranys "Warum das Kind in der Polenta kocht" in der Vidmarhalle 2.

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