MEDIENSPIEGEL 16. - 22. Januar 2012

pdabern.ch 22.1.12

Medienmitteilung der Partei der Arbeit Bern

Koordinierte Strafaktion gegen Anti-WEF-Demonstration

In einem perfekt konzertierten Zusammenspiel von Gemeinderat, Medien und Polizei wurde am Samstag, 21. Januar 2012, nicht nur das demokratische Grundrecht auf freie Meinungsäusserung verhöhnt, sondern auch der mindeste Respekt gegenüber der menschlichen Würde dissidenter Bürgerinnen und Bürger. Mittels gezielter Falschmeldungen und breit gestreuter Hetzparolen wurde der Boden bereitet für ein veritables Bürgerkriegsmanöver, das von der Einkesselung friedlich Demonstrierender bis zur Bedrohung der Eingekerkerten durch Hunde kaum einen Versuch der Entwürdigung und Brechung von demokratischem Widerstand ausliess. Die Käfige standen bereit, sie brauchten nur noch gefüllt zu werden. Und das juristische Nachspiel wird diese repressive Inszenierung nur noch absegnen können. KopfnickerInnen (Frau Mader darf sich eingeschlossen sehen) auf allen Posten. Dass dabei Politik (Gemeinderat), Polizei und Medien von der Vorbereitung bis zur "Auswertung" Hand in Hand arbeiteten, weist auf eine unkontrollierbare Machtballung hin, wie sie für eine Strategie der psychologischen Kriegsführung kennzeichnend ist.

Die Partei der Arbeit Bern verurteilt nicht nur die Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäusserung und die erniedrigende Behandlung von Personen, die ausdrücklich nur zwecks Aufnahme der Personalien festgesetzt worden sind; die PdA Bern verurteilt auch den strategischen Schulterschluss zwischen Politik, Polizei, Medien und Justiz, der jeder Vorstellung von Gewaltentrennung und demokratischer Kontrolle von Macht Hohn spricht. Dies ist kein privates Problem der Eingekesselten und Festgenommenen. Dies ist das Problem einer demokratischen Öffentlichkeit. Wer das nicht wahrnehmen kann, wird es nicht wahrhaben wollen. Und wird seine Gründe haben. Wer das erkannt hat, wird sich wehren.

Partei der Arbeit Bern, 22. Januar 2012

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derbund.ch 22.1.12
http://www.derbund.ch/bern/Personen-waren-gezwungen-in-die-eigenen-Kleider-zu-urinieren/story/21736626
(mit Fotos)

"Personen waren gezwungen, in die eigenen Kleider zu urinieren"

Nach der Anti-WEF-Demonstration von Bern fordern linke Parteien eine Untersuchung des Polizei-Einsatzes. Dieser sei massiv übertrieben gewesen. SVP, FDP und CVP sind zufrieden.

Er sei "positiv überrascht, dass die Polizei dieses Mal Recht und Ordnung in Bern herstellen durfte", sagte SVP-Stadtrat Roland Jakob. Nun hoffe er, dass man unbewilligte Demonstrationen auch in Zukunft nicht tolerieren werde.

Ordnung und Sicherheit der Bürger seien schliesslich höher zu gewichten, sagte Jakob. Das Demonstrationsrecht wolle er nicht in Frage stellen, "doch die Spielregeln müssen eingehalten werden - wer demonstrieren will, soll dafür ein Gesuch stellen".

Die SVP und auch die FDP hatten im Vorfeld der Kundgebung Druck auf die Behörden gemacht, keine Gewalt-Exzesse zuzulassen. Beide Parteien hatten aus einem anonymen Mail linker Kreise zitiert, in dem zu Gewalt an der Demo aufgerufen worden sei.

"Absolut korrekt gehandelt"

FDP-Stadtrat Bernhard Eicher äusserte am Sonntag ebenfalls Genugtuung. Er gratulierte dem kantonalen Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) und der Kantonspolizei zum Einsatz. Endlich hätten Stadt und Kanton ein klares Signal gesendet, dass man gewaltbereite Demonstranten nicht toleriere.

Auch die CVP - die Partei des städtischen Sicherheitsdirektors Reto Nause - zeigte sich in einem Communiqué erfreut, dass es keine Ausschreitungen gegeben habe. Die Polizei habe eine gute Lageeinschätzung vorgenommen und "absolut korrekt" gehandelt.

AntiRep sieht Missstände

Scharfe Kritik kam dagegen von der Gruppe AntiRep Bern, die den Demonstrierenden im Internet Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben hatte. Sie bezeichnete das Vorgehen der Polizei als unverhältnismässig.

Die Behörden hätten ihr Vorgehen mit einem Gewaltaufruf im Vorfeld gerechtfertigt, doch das angebliche Schreiben könne weder den Organisatoren noch möglichen Teilnehmern zugeordnet werden, hält AntiRep in einem Communiqué fest.

Die Organisatoren hätten zudem noch am Freitag in einer öffentlichen Stellungnahme betont, sie wünschten eine reibungslose Kundgebung ohne Zwischenfälle. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hätten der Polizei über Lautsprecher ebenfalls mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Demonstration handle.

Kritisiert wurden auch die teils langen Wartezeiten im Festhalteraum Neufeld. Die Demonstranten hätten zuerst lange in Polizei-Kastenwägen vor dem Park Ride warten müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen während dieser Zeit untersagt gewesen.

"Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren", schreibt AntiRep. Die letzten Festgehaltenen seien erst nach Mitternacht aus dem Gewahrsam entlassen worden.

"Nause führt Wahlkampf"

Die Junge Alternative (JA!) forderte den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es dürfe nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen im Keim erstickt und Unbeteiligte festgenommen würden.

Dem zuständigen Sicherheitsdirektor Reto Nause von der CVP warf die Partei vor, er führe Wahlkampf mit Steuergeldern. Mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte habe Nause offenbar rechte Kreise besänftigen und seine Wiederwahl sichern wollen.

In eine ähnliche Richtung geht die Kritik des Grünen Bündnisses. Selbst wenn eine Kundgebung ohne Bewilligung stattfinde, müsse der Polizei-Einsatz verhältnismässig bleiben. Das sei am Samstag nicht der Fall gewesen.

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Anzeige gegen 150 Personen

Nach der verhinderten Anti-WEF-Demo will die Kantonspolizei Bern mehr als 150 Aktivisten wegen Landfriedensbruch anzeigen.

Nach ihren Angaben hat sie im Verlauf des Samstags insgesamt 172 Personen angehalten und kontrolliert. Die meisten von ihnen gehörten zur Gruppe, die beim Bollwerk in Bahnhof-Nähe von Polizisten eingekesselt worden waren.

Mehrere Minderjährige

Die 37 weiblichen und 135 männlichen Personen stammen laut Polizei mehrheitlich aus den Kantonen Bern und Zürich. Bei mehreren Minderjährigen wurden die Eltern informiert.

Die Polizei stellte insgesamt 153 Anzeigen wegen Landfriedensbruch in Aussicht. Weiter werden sich mehrere Demonstranten wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Verstoss gegen das Waffengesetz und Widerhandlungen gegen das Vermummungsverbot zu verantworten haben. Eine Person war zudem polizeilich gesucht worden. (sda)


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derbund.ch 22.1.12
http://www.derbund.ch/bern/Kritik-an-PolizeiEinsatz/story/27529507 (mit Fotos)

Kritik an Polizei-Einsatz

sda / dam

Nach dem gross angelegten Einsatz der Polizei gegen WEF-Gegner wird Kritik laut. Das Vorgehen sei unverhältnismässig gewesen, schreiben linke Gruppierungen.

Die Gruppe AntiRep Bern, die den Demonstrierenden im Internet Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben hatte, bezeichnete das Vorgehen der Polizei als unverhältnismässig.

Die Behörden hätten ihr Vorgehen mit einem Gewaltaufruf im Vorfeld gerechtfertigt, doch der angebliche Aufruf könne weder den Organisatoren noch möglichen Teilnehmern zugeordnet werden, schreibt AntiRep in einem Communiqué vom Sonntag.

Die Organisatoren hätten zudem noch am Freitag in einer öffentlichen Stellungnahme betont, sie wünschten eine reibungslose Kundgebung ohne Zwischenfälle. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hätten der Polizei über Lautsprecher ebenfalls mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Demonstration handle.

Bis Mitternacht festgehalten

Kritisiert wurde auch die teils langen Wartezeiten im Festhalteraum Neufeld. Die Demonstranten hätten zuerst lange in den Autos vor dem ParkRide warten müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen während dieser Zeit untersagt gewesen.

"Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren", schreibt AntiRep. Die letzten Festgehaltenen seien erst nach Mitternacht aus dem Gewahrsam entlassen worden.

"Nause macht Wahlkampf mit Steuergeldern"

Die Junge Alternative (JA!) forderte den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es dürfe nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen einfach im Kern erstickt und Unbeteiligte festgenommen würden.

Dem zuständigen Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) warf die Partei vor, er führe Wahlkampf mit Steuergeldern. Mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte habe Nause offenbar rechte Kreise besänftigen und damit seine Wiederwahl sichern wollen.

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bernerzeitung.ch 22.1.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Berner-Polizei-will-ueber-150-WEFGegner-anzeigen/story/31551779

Berner Polizei will über 150 WEF-Gegner anzeigen

Nach der verhinderten Anti-WEF-Demo in Bern will die Kantonspolizei mehr als 150 Aktivisten wegen Landfriedensbruch anzeigen. Das teilte sie am Sonntag mit.

Nach ihren Angaben hat sie im Verlauf des Samstags insgesamt 172 Personen angehalten und kontrolliert. Die meisten von ihnen gehörten zur Gruppe, die beim Bollwerk in Bahnhof-Nähe von Polizisten eingekesselt worden waren.

Die 37 weiblichen und 135 männlichen Personen stammen laut Polizei mehrheitlich aus den Kantonen Bern und Zürich. Bei mehreren Minderjährigen wurden die Eltern informiert.

Die Polizei stellte insgesamt 153 Anzeigen wegen Landfriedensbruch in Aussicht. Weiter werden sich mehrere Demonstranten wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Verstoss gegen das Waffengesetz und Widerhandlungen gegen das Vermummungsverbot zu verantworten haben. Eine Person war zudem polizeilich gesucht worden.

(jam/sda/)


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bernerzeitung.ch 22.1.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Kritik-von-links-am-Berner-PolizeiEinsatz/story/22376562

Kritik von links am Berner Polizei-Einsatz

sda / jam

Das Vorgehen der Polizei gegen WEF-Gegner in Bern hat gemischte Reaktionen ausgelöst. So forderten das Grüne Bündnis und die Junge Alternative (JA!) am Sonntag eine Untersuchung des "übertriebenen" Polizei-Einsatzes. SVP, FDP und CVP sind zufrieden.

Er sei "positiv überrascht, dass die Polizei dieses Mal Recht und Ordnung in Bern herstellen durfte", sagte SVP-Stadtrat Roland Jakob. Nun hoffe er, dass man unbewilligte Demonstrationen auch in Zukunft nicht tolerieren werde.

Ordnung und Sicherheit der Bürger seien schliesslich höher zu gewichten, sagte Jakob. Das Demonstrationsrecht wolle er nicht in Frage stellen, "doch die Spielregeln müssen eingehalten werden - wer demonstrieren will, soll dafür ein Gesuch stellen".

Die SVP und auch die FDP hatten im Vorfeld der Kundgebung Druck auf die Behörden gemacht, keine Gewalt-Exzesse zuzulassen. Beide Parteien hatten aus einem anonymen Mail linker Kreise zitiert, in dem zu Gewalt an der Demo aufgerufen worden sei.

FDP-Stadtrat Bernhard Eicher äusserte am Sonntag ebenfalls Genugtuung. Er gratulierte dem kantonalen Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) und der Kantonspolizei zum Einsatz. Endlich hätten Stadt und Kanton ein klares Signal gesendet, dass man gewaltbereite Demonstranten nicht toleriere.

Auch die CVP - die Partei des städtischen Sicherheitsdirektors Reto Nause - zeigte sich in einem Communiqué erfreut, dass es keine Ausschreitungen gegeben habe. Die Polizei habe eine gute Lageeinschätzung vorgenommen und "absolut korrekt" gehandelt.

AntiRep sieht Missstände

Scharfe Kritik kam dagegen von der Gruppe AntiRep Bern, die den Demonstrierenden im Internet Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben hatte. Sie bezeichnete das Vorgehen der Polizei als unverhältnismässig.

Die Behörden hätten ihr Vorgehen mit einem Gewaltaufruf im Vorfeld gerechtfertigt, doch das angebliche Schreiben könne weder den Organisatoren noch möglichen Teilnehmern zugeordnet werden, hält AntiRep in einem Communiqué fest.

Die Organisatoren hätten zudem noch am Freitag in einer öffentlichen Stellungnahme betont, sie wünschten eine reibungslose Kundgebung ohne Zwischenfälle. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hätten der Polizei über Lautsprecher ebenfalls mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Demonstration handle.

Kritisiert wurden auch die teils langen Wartezeiten im Festhalteraum Neufeld. Die Demonstranten hätten zuerst lange in Polizei-Kastenwägen vor dem Park Ride warten müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen während dieser Zeit untersagt gewesen.

"Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren", schreibt AntiRep. Die letzten Festgehaltenen seien erst nach Mitternacht aus dem Gewahrsam entlassen worden.

"Nause führt Wahlkampf"

Die Junge Alternative (JA!) forderte den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es dürfe nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen im Keim erstickt und Unbeteiligte festgenommen würden.

Dem zuständigen Sicherheitsdirektor Reto Nause von der CVP warf die Partei vor, er führe Wahlkampf mit Steuergeldern. Mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte habe Nause offenbar rechte Kreise besänftigen und seine Wiederwahl sichern wollen.

In eine ähnliche Richtung geht die Kritik des Grünen Bündnisses. Selbst wenn eine Kundgebung ohne Bewilligung stattfinde, müsse der Polizei-Einsatz verhältnismässig bleiben. Das sei am Samstag nicht der Fall gewesen.

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20min.ch 22.1.12
http://www.20min.ch/news/bern/story/Sie-mussten-gefesselt-in-die-Hosen-machen-27441323

Anti-WEF-Demo

Sie mussten gefesselt in die Hosen machen

Die Polizei sorgte dafür, dass gestern in Bern ein Aufruf zur Randale keinen Erfolg hatte. WEF-Gegner fordern eine Untersuchung des Einsatzes. Er sei nicht verhältnismässig gewesen.

Nach dem Einsatz der Polizei gegen WEF-Gegner in Bern wird Kritik laut. Die Gruppe AntiRep Bern, die den Demonstrierenden im Internet Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben hatte, bezeichnete das Vorgehen der Polizei als unverhältnismässig. Die Behörden hätten ihr Vorgehen mit einem Gewaltaufruf im Vorfeld gerechtfertigt, doch der angebliche Aufruf könne weder den Organisatoren noch möglichen Teilnehmern zugeordnet werden, schreibt AntiRep in einem Communiqué vom Sonntag.

Die Organisatoren hätten zudem noch am Freitag in einer öffentlichen Stellungnahme betont, sie wünschten eine reibungslose Kundgebung ohne Zwischenfälle. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hätten der Polizei über Lautsprecher ebenfalls mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Demonstration handle.

In die Hosen gemacht

Kritisiert wurde auch die teils langen Wartezeiten im Festhalteraum Neufeld. Die Demonstranten hätten zuerst lange in den Autos vor dem Park Ride warten müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen während dieser Zeit untersagt gewesen.

"Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren", schreibt AntiRep. Die letzten Festgehaltenen seien erst nach Mitternacht aus dem Gewahrsam entlassen worden.

"Nause führt Wahlkampf"

Die Junge Alternative (JA!) forderte den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es dürfe nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen einfach im Kern erstickt und Unbeteiligte festgenommen würden.

Dem zuständigen Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) warf die Partei vor, er führe Wahlkampf mit Steuergeldern. Mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte habe Nause offenbar rechte Kreise besänftigen und damit seine Wiederwahl sichern wollen.

Zufriedener Sicherheitsdirektor

Nause hatte am Samstagnachmittag eine positive Bilanz des Polizei-Einsatzes gezogen: Man habe einen Umzug der WEF-Gegner in der Innenstadt verhindern wollen, was gelungen sei. "Es gab im Vorfeld der Kundgebung Aufrufe zur Gewalt, die wir ernst nehmen mussten." Die anonymen Organisatoren der unbewilligten Demonstration hätten sich nie von diesen Aufrufen distanziert.

In einem mitgeführten Fahrzeug und einem Kanalisationsschacht wurden mehrere grosse Pfeffersprays, Vermummungsmaterial sowie Helme gefunden. Über 100 Personen wurden unter anderem wegen Landfriedensbruch angezeigt.

Mehr als 150 Anzeigen

Die Kantonspolizei Bern will mehr als 150 Aktivisten wegen Landfriedensbruch anzeigen. Das teilte sie am Sonntag mit. Nach ihren Angaben hat sie insgesamt 172 Personen angehalten und kontrolliert. Die meisten von ihnen gehörten zur Gruppe, die beim Bollwerk in Bahnhof-Nähe von Polizisten eingekesselt worden waren.

Die 37 weiblichen und 135 männlichen Personen stammen laut Polizei mehrheitlich aus den Kantonen Bern und Zürich. Bei mehreren Minderjährigen wurden die Eltern informiert.

Die Polizei stellte insgesamt 153 Anzeigen wegen Landfriedensbruch in Aussicht. Weiter werden sich mehrere Demonstranten wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Verstoss gegen das Waffengesetz und Widerhandlungen gegen das Vermummungsverbot zu verantworten haben. Eine Person war zudem polizeilich gesucht worden.

(sda)

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Bürgerliche mit Einsatz zufrieden

Er sei "positiv überrascht, dass die Polizei dieses Mal Recht und Ordnung in Bern herstellen durfte", sagte SVP-Stadtrat Roland Jakob auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Nun hoffe er, dass man unbewilligte Demonstrationen auch in Zukunft nicht tolerieren werde. Ordnung und Sicherheit der Bürger seien schliesslich höher zu gewichten, sagte Jakob. Das Demonstrationsrecht wolle er nicht in Frage stellen, "doch die Spielregeln müssen eingehalten werden - wer demonstrieren will, soll dafür ein Gesuch stellen".

FDP-Stadtrat Bernhard Eicher äusserte am Sonntag ebenfalls Genugtuung. Er gratulierte dem kantonalen Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) und der Kantonspolizei zum Einsatz. Endlich hätten Stadt und Kanton ein klares Signal gesendet, dass man gewaltbereite Demonstranten nicht toleriere.

Auch die CVP - die Partei des städtischen Sicherheitsdirektors Reto Nause - zeigte sich in einem Communiqué erfreut, dass es keine Ausschreitungen gegeben habe. Die Polizei habe eine gute Lageeinschätzung vorgenommen und "absolut korrekt" gehandelt.


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Newsnetz 22.1.12

"Personen waren gezwungen, in die eigenen Kleider zu urinieren"

sda / jam

Nach der Anti-WEF-Demonstration von Bern fordern linke Parteien eine Untersuchung des Polizei-Einsatzes. Dieser sei massiv übertrieben gewesen. SVP, FDP und CVP sind zufrieden.

Er sei "positiv überrascht, dass die Polizei dieses Mal Recht und Ordnung in Bern herstellen durfte", sagte SVP-Stadtrat Roland Jakob. Nun hoffe er, dass man unbewilligte Demonstrationen auch in Zukunft nicht tolerieren werde.

Ordnung und Sicherheit der Bürger seien schliesslich höher zu gewichten, sagte Jakob. Das Demonstrationsrecht wolle er nicht in Frage stellen, "doch die Spielregeln müssen eingehalten werden - wer demonstrieren will, soll dafür ein Gesuch stellen".

Die SVP und auch die FDP hatten im Vorfeld der Kundgebung Druck auf die Behörden gemacht, keine Gewalt-Exzesse zuzulassen. Beide Parteien hatten aus einem anonymen Mail linker Kreise zitiert, in dem zu Gewalt an der Demo aufgerufen worden sei.

"Absolut korrekt gehandelt"

FDP-Stadtrat Bernhard Eicher äusserte am Sonntag ebenfalls Genugtuung. Er gratulierte dem kantonalen Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) und der Kantonspolizei zum Einsatz. Endlich hätten Stadt und Kanton ein klares Signal gesendet, dass man gewaltbereite Demonstranten nicht toleriere.

Auch die CVP - die Partei des städtischen Sicherheitsdirektors Reto Nause - zeigte sich in einem Communiqué erfreut, dass es keine Ausschreitungen gegeben habe. Die Polizei habe eine gute Lageeinschätzung vorgenommen und "absolut korrekt" gehandelt.

AntiRep sieht Missstände

Scharfe Kritik kam dagegen von der Gruppe AntiRep Bern, die den Demonstrierenden im Internet Verhaltenstipps mit auf den Weg gegeben hatte. Sie bezeichnete das Vorgehen der Polizei als unverhältnismässig.

Die Behörden hätten ihr Vorgehen mit einem Gewaltaufruf im Vorfeld gerechtfertigt, doch das angebliche Schreiben könne weder den Organisatoren noch möglichen Teilnehmern zugeordnet werden, hält AntiRep in einem Communiqué fest.

Die Organisatoren hätten zudem noch am Freitag in einer öffentlichen Stellungnahme betont, sie wünschten eine reibungslose Kundgebung ohne Zwischenfälle. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hätten der Polizei über Lautsprecher ebenfalls mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Demonstration handle.

Kritisiert wurden auch die teils langen Wartezeiten im Festhalteraum Neufeld. Die Demonstranten hätten zuerst lange in Polizei-Kastenwägen vor dem Park Ride warten müssen. Der Gang zur Toilette sei ihnen während dieser Zeit untersagt gewesen.

"Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren", schreibt AntiRep. Die letzten Festgehaltenen seien erst nach Mitternacht aus dem Gewahrsam entlassen worden.

"Nause führt Wahlkampf"

Die Junge Alternative (JA!) forderte den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es dürfe nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen im Keim erstickt und Unbeteiligte festgenommen würden.

Dem zuständigen Sicherheitsdirektor Reto Nause von der CVP warf die Partei vor, er führe Wahlkampf mit Steuergeldern. Mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte habe Nause offenbar rechte Kreise besänftigen und seine Wiederwahl sichern wollen.

In eine ähnliche Richtung geht die Kritik des Grünen Bündnisses. Selbst wenn eine Kundgebung ohne Bewilligung stattfinde, müsse der Polizei-Einsatz verhältnismässig bleiben. Das sei am Samstag nicht der Fall gewesen.

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svp-stadt-bern.ch 22.1.12

Berner Polizei: Bravo!

Medienmitteilung

Recht und Ordnung in der Stadt Bern! Keine unbewilligten Demos mehr auf Berns Strassen!

Am Samstag 21.01.2012 fand in der Stadt Bern eine unbewilligte Demonstration der Linksautonomen Anarchoszene welche aus der IKUR Reitschule mit organisiert wurde statt. Im Vorfeld zu dieser gesetzeswidrigen Demonstration wurde zu Gewalt durch die Anarchoszene aufgerufen. Durch den beherzten Einsatz der Polizei wurde die angedrohte Gewalt jedoch bereits zu Beginn der Demonstration verhindert. Für ihren beherzten Einsatz für Recht und Ordnung danket die SVP der Stadt Bern und die SVPplus Fraktion allen Polizeibeamtinnen und Beamten recht herzlich. Der gestrige Einsatz hat klar gezeigt, dass unbewilligte und Gewaltorientierte Linksautonome Anarchisten in Bern keinen Nährboden für ihre Demokratiedestabilisierenden auswüchse mehr auffinden werden. Demonstrationen ja, aber nur wenn alle rechtlich relevanten Spielregeln (Gesetze) eingehalten werden. Aus diesem Grund fordern wir vom Gemeinderat auch in Zukunft: Keine unbewilligten Demonstrationen in der Stadt Bern zuzulassen! Ein weiterer Schritt muss deshalb sein, die gewaltbereite Anarchoszene umgehend aus der IKUR Reitschule zu verbannen! Keine Steuergelder für gewalttätige Anarchisten mehr! Die Rechtsgleichheit und Sicherheit muss auch in Bern ohne Kompromisse umgesetzt werden. Kein Rechtsfreier Raum in Bern und insbesondere in der IKUR Reitschule mehr!

Für Fragen steht Ihnen Roland Jakob Stadtrat & Fraktionspräsident SVPplus Fraktion gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Roland Jakob

Stadtrat & Fraktionspräsident

SVPplus Fraktion

079 244 40 20

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police.be.ch 22.1.12
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2012/01/20120122_1152_stadt_bern_ueber150anzeigenwegenlandfriedensbruch
(mit Fotos)

Stadt Bern: Über 150 Anzeigen wegen Landfriedensbruch

22. Januar 2012

pkb. Trotz Aufrufen zu Gewalt und Sachbeschädigungen im Vorfeld einer unbewilligten Demonstration kam es in Bern am Samstag zu keinen Ausschreitungen. Mehrere grössere Personengruppen wurden kontrolliert, 172 Personen für genauere Abklärungen angehalten. Die Kantonspolizei Bern hat über 150 Personen Anzeigen wegen Landfriedensbruch in Aussicht gestellt.

An der Demonstration in der Berner Innenstadt vom Samstag, 21. Januar 2012, gegen das Weltwirtschaftsforum musste in Folge entsprechender Aufrufe von einem hohen Gewaltpotenzial ausgegangen werden. Die Kantonspolizei Bern stand unter Mithilfe weiterer Kantone deshalb mit einem Grossaufgebot im Einsatz.
Schliesslich wurde um zirka 1400 Uhr ein Kundgebungszug beim Bollwerk gestoppt, aus diesem wurden Petarden und andere Gegenstände gegen die Polizei eingesetzt, worauf sämtliche Personen für weitere Abklärungen angehalten wurden. Auch bei der Heiliggeistkirche und später in der Speichergasse wurden zwei grössere Personengruppen kontrolliert (siehe Mitteilung vom 21. Januar 2012), wobei ein Grosssteil nach einer Kontrolle vor Ort wieder entlassen wurde.
Im Verlaufe des Tages wurden insgesamt 172 Personen - der weitaus grösste Teil beim Bollwerk - zu einer genaueren Überprüfung angehalten. Dies insbesondere weil sie sich einer Straftat schuldig gemacht hatten oder weil sie verbotene Gegenstände bei sich trugen. Es handelt sich dabei um 37 weibliche und 135 männliche Personen, welche mehrheitlich aus den Kantonen Bern und Zürich stammen. Bei mehreren Minderjährigen wurden die Eltern informiert. Es wurde Vermummungsmaterial, Pfeffersprays, Schutzbrillen, Helme, Petarden, Spraydosen und Filzstifte sichergestellt.
Insgesamt wurden 153 Anzeigen wegen Landfriedensbruch in Aussicht gestellt. Dies betrifft wiederum zum grössten Teil Personen, welche beim Bollwerk angehalten worden waren. Weiter werden sich mehrere Personen unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, Verstoss gegen das Waffengesetz und Widerhandlungen gegen das Vermummungsverbot zu verantworten haben. Eine Person war zudem polizeilich gesucht worden. Insgesamt wurden 140 schriftlich begründete und juristisch kontrollierte Fernhalteverfügungen verfügt. Sämtliche Angehaltenen konnten den Festhalte- und Warteraum vor 0100 Uhr wieder verlassen.
Im Zusammenhang mit der Demonstration sind bis am Sonntagmorgen keine Meldungen über Sachbeschädigungen eingegangen. Im Verlaufe des Tages kam es in der Innenstadt zu mehreren kleineren und grösseren friedlichen Protestkundgebungen. Auch die für den Samstagabend angekündigte Tour de Lorraine verlief friedlich.

(sd/mf)

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Der Sonntag 22.1.12

Anti-WEF-Demo im Keim erstickt

Bern · Im Vorfeld der für gestern angekündigten, unbewilligten "Wipe out WEF"-Demonstration gab es Gewaltaufrufe. Deshalb wollte Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause verhindern, dass die Demonstranten durch die Innenstadt zogen. Es gelang ihm durch den Einsatz von Hunderten Polizisten. Diese kesselten eine von der Reithalle herkommende Gruppe von 100 bis 120 Anti-WEF-Aktivisten sofort ein. Sie wurden von Andrea Stauffacher des zürcherischen revolutionären Aufbaus angeführt. Da die Aktivisten Petarden gegen die Polizisten warfen, wurden sie unter anderem wegen Landfriedensbruchs angezeigt und abtransportiert. Im mitgeführten Auto sowie in einem Kanalisationsschacht fand die Polizei Pfeffersprays, Vermummungsmaterial, Helme und Petarden. Eine zweite Gruppe kesselte die Polizei direkt beim Bahnhof ein - und entliess mit Ausnahme von sieben Personen alle gleich wieder. Sachbeschädigungen gab es keine. (fv)

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Basler Zeitung 22.1.12

Weltwirtschaftsforum

Polizei verhindert mit massivem Aufgebot Demonstration

Berner Einsatzkräfte wurden unterstützt von Basler, Zürcher und Genfer Kollegen - Hunderte Polizisten aufgeboten

Bern. Hunderte Polizisten haben gestern Nachmittag in Bern eine unbewilligte Anti-WEF-Demonstration im Keim erstickt. Sie kesselten gut 100 Aktivisten bereits auf dem Weg zum geplanten Besammlungsort am Bahnhof ein. Die Demonstranten wurden anschliessend zur Personenkontrolle ins Parkhaus Neufeld im Nordwesten Berns gebracht. Dort war ein behelfsmässiger Warte- und Festhalteraum eingebaut worden. Mehrere Personen hätten versucht, die Räume mit Gewalt aufzubrechen. Die Polizei setzte kurzzeitig Pfefferspray in Richtung Decke ein und legte den Festgehaltenen vorübergehend Handschellen an, wie sie abends mitteilte.

Die geplante Demonstration unter dem Motto "Wipe out WEF" hatte für Unruhe gesorgt, weil im Vorfeld Aufrufe zur Gewalt zirkuliert haben sollen. Der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause hatte darauf angekündigt, man werde "alles Menschenmögliche unternehmen, um Ausschreitungen zu verhindern". Einsatzkräfte aus der Nordwestschweiz, Zürich und Genf waren zur Verstärkung der Berner Kollegen angereist.

Wie Klaus Mannhart, Mediensprecher der Basler Polizei der BaZ sagte, standen auch Basler Polizisten in Bern im Einsatz. Zur Stärke der Basler Unterstützung machte Mannhart keine Angaben.

Strassenabschnitte gesperrt

Die Einsatzkräfte verhinderten, dass sich die Aktivisten in die stark frequentierte Innenstadt bewegen konnten. Das hatte unter anderem zur Folge, dass zahlreiche Strassenabschnitte für Passanten gesperrt waren und der öffentliche Verkehr zeitweise lahmgelegt war.Mehrere Dutzend Aktivisten wurden bereits auf dem Weg von der Schützenmatte zum Bahnhof eingekesselt. Rund 100 Demonstranten, die es auf den Bahnhofplatz geschafft hatten, wurden dort eingekreist und kontrolliert.

Die Organisatoren hatten zu einer "überregionalen Kundgebung" gegen das Davoser Weltwirtschaftsforum aufgerufen. Die Aktivisten trugen Transparente mit sich, auf denen etwa "WEF transformieren - Kapitalismus pulverisieren" stand. Eine Sprecherin der eingekesselten Gruppe rief die Polizeikräfte via Megafon vergeblich auf, sie passieren zu lassen und den geplanten Umzug durch die Stadt zu ermöglichen.

Sicherheitsdirektor Nause zog am späten Nachmittag eine positive Zwischenbilanz des Polizeieinsatzes. "Es gab im Vorfeld der Kundgebung Aufrufe zur Gewalt, die wir ernst nehmen mussten", sagte er. Die anonymen Organisatoren der unbewilligten Demonstration hätten sich nie von diesen Aufrufen distanziert. "Am Freitag unternahmen wir einen letzten Versuch, mit den Organisatoren in Kontakt zu treten", berichtete Nause. Das sei nicht gelungen. Darauf habe man entschieden, dass man keinen Umzug durch die am Samstagnachmittag stark belebte Innenstadt zulassen wolle. SDA/dan

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Sonntagszeitung 22.1.12

Demos? Schnee von gestern

Warum die grossen Anti-WEF-Proteste weitgehend verstummt sind

von Michael Soukup

Davos "Auf nach Davos! Kein Krieg! Kein WEF! Kein Kapitalistentreff!" Unter diesem Motto fuhren am 26. Januar 2003 über 1000 Demonstranten im Sonderzug Richtung Davos.

Für die meisten sollte die Fahrt schon am Eingangstor zu Graubünden zu Ende sein. Vor dem Landquarter Bahnhof bildete das behördliche Empfangskomitee eine imposante Kulisse: Militärhelikopter, Doppelabschrankungen und polizeiliche Sondereinheiten in Schutzuniformen.

Die Wut der Globalisierungsgegner, nicht nach Davos gelangen zu können, entlud sich in der Hauptstadt: Statt Davos brannte Bern - und wieder dominierten die gewalttätigen Ausschreitungen die Schlagzeilen.

2004 rechnete man mit dem Schlimmsten. Das Bundesparlament genehmigte den Einsatz von 6500 Soldaten. Doch selbst bürgerliche Politiker hatten mittlerweile die Nase gestrichen voll: "Dieses WEF ist mir persönlich zutiefst unsympathisch. Es ist eine undemokratische Zusammenkunft", sagte etwa der CVP-Ständerat Carlo Schmid.

Heute ist längst wieder Ruhe im Luftkurort eingekehrt - die von der Juso Schweiz organisierten Protest-Iglus sind kaum der Rede wert. Und auch die Demo gestern in Bern vermochte nur wenige WEF-Gegner zu mobilisieren.

"Wie konnte es geschehen, dass das während rund 30 Jahren keinerlei Kontroversen auslösende WEF Anfang 2000 unversehens in einen Strudel oft gewalttätiger Auseinandersetzungen und damit während mehrerer Jahre zum Objekt harter politischer Kontroversen in der Öffentlichkeit geriet, um sich nach einigen Jahren weitgehend unbeschadet wieder aus dieser Situation zu entwickeln?", fragt sich Franz Egle in seiner 2009 erschienenen Dissertation.

Egle ist langjähriger WEF-Berater und "rechte Hand" von Klaus Schwab. Seit einigen Jahren ist der 54-Jährige auch persönlicher Berater des ägyptischen Investors Samih Sawiris.

Der erste Teil der Frage ist leicht zu beantworten: Die Proteste während der WTO-Konferenz in Seattle 1999 bildeten den Auftakt zur weltweiten Anti-Globalisierungs-Bewegung. In der Schweiz wurde darauf der Kampf gegen das WEF zum Fokuspunkt der Schweizer Globalisierungsgegner. Zum Ende der Proteste schreibt Egle: "Trotz hoher Sicherheitskosten brachte 2003 die Wende. Zu den ergriffenen Massnahmen gehörten neben der Einführung eines Sicherheitskonzeptes die vermehrte Öffnung des WEF für Globalisierungskritiker und Medienschaffende."

Die Globalisierungsdebatte begann sich im Kreis zu drehen

Franz Egle gilt damit allgemein als Retter des WEF: "Er brachte die Kritiker zum Schweigen und verhalf Klaus Schwab zu neuem Glanz", schrieb diese Woche die "Handelszeitung". Und die NZZ schmeichelte: "Schwab half er vor zehn Jahren, die Deutungshoheit über das WEF zurückzugewinnen."

Natürlich half dem WEF auch, dass sich die Proteste mit der Zeit auf der ganzen Welt totliefen. "Die Debatte um den ‹Neoliberalismus› und ‹Globalisierung› begann sich im Kreis zu drehen, die globalisierungskritische Bewegung brachte keine konkreten Ergebnisse", schreibt auch Egle.

Allerdings wird die viel gepriesene Öffnung des WEF gegenüber den Globalisierungsgegnern - Stichwort Open Forum Davos - unterschiedlich bewertet. "Sie hatte für die Demobilisierung keine Relevanz", sagt Michelle Beyeler, Dozentin an der Universität Bern. Die Politikwissenschaftlerin hat Ende 2011 eine Habilitationsschrift zur globalisierungskritischen Bewegung eingereicht. Beyeler: "Am meisten geholfen hat die Öffnung gegenüber Schweizer Journalisten. Die grosszügigen Einladungen führten zu einer positiven Berichterstattung."

Spätestens seit 2004 sei die Kritik am WEF abgeflaut und vor allem von Journalisten und Politikern kaum mehr unterstützt worden, wie eine Medieninhaltsanalyse zeige.

Heute, da das Renommee des WEF besser als je zuvor ist, haben die Organisatoren die Akkreditierung von Journalisten eingeschränkt - um zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr.

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Der Sonntag 22.1.12

Occupy vs. WEF

Die Anti-WEF-Bewegung besetzt den öffentlichen Raum und das Internet. Von der Gewalt hat sie sich verabschiedet

Von Florence Vuichard

Davos ist die ideale Plattform, um der Welt öffent lich keit zu zeigen, dass die Occupy-Bewegung derzeit nur im Winterschlaf steckt und durchaus gewillt und fähig ist, im Frühjahr den öffentlichen Raum erneut zu besetzen. Wo sonst lässt sich die Theo rie der 1 versus 99 Prozent besser demonstrieren als am Stelldichein der globalen Wirtschafts- und Politikelite, am Jahrestreffen des World Economic Forum (WEF)? Wo sonst ist der Unterschied zwischen den wenigen, die zum innersten Zirkel der Macht gehören, und dem Rest der Weltbevölkerung, die ausgesperrt ist, einfacher aufzuzeigen? Wo sonst ist die Realität weiter weg als in den Strassen von Davos?

Als vor einem Jahr in Kairos Strassen der Kampf um die Demokratie entbrannte, lauschten die WEF-Teilnehmer erst den Worten von U2-Frontmann Bono, dann der Rede von Angela Merkel. Von der dramatischen Zuspitzung in Ägypten bekamen sie im abgeriegelten Davoser Kongressgebäude bloss über ihre Smartphones etwas mit. An der Veranstaltung selber war die Revolution kein Thema.

Auch wenn Occupy WEF sein Iglu am Dorfrand bauen musste: An medialer Beachtung wirds den WEF-Gegnern nicht fehlen. Schweizer Aushängeschild ist David Roth, der Präsident der Jung sozialisten. Im Gespräch spielt er seine Rolle herunter. Er ist bemüht, die Jusos nur als Logistikpartner, als Zeltmieter darzustellen - insbesondere um allfälliger Kritik aus dem Occupy-Kern entgegenzutreten. Denn die Bewegung, die in Spanien im Mai 2011 ihre Anfänge nahm, in Tel Aviv eine Fortsetzung und in New York einen Namen fand, will sich nicht vereinnahmen lassen.

Jegliche Instrumentalisierung von Occupy sei verpönt, heisst es in Krei- sen der Nichtregierungsorganisationen (NGO). "Wir sind eine Basisbewegung", betont Gunnar Jauch, der 66-jährige Architekt, der wie viele Junge zum harten Kern von "Occupy Paradeplatz" gehört. Ganz im Gegensatz zur letzten globalisierungskritischen Bewegung, bei der die NGO - von den Hilfswerken über Gewerk schaften bis zu Bauernverbänden - die Richtung vorgaben.

Ganz klar grenzt sich Occupy auch von Gewalt ab, so wie dies auch Stéphane Hessel in seinem inzwischen millionenfach verkauften Essay "Empört euch!" ("Indignez-vous!") postuliert, der im Occupy-Zirkel zur Pflichtlektüre gehört. "Die Gewaltlosigkeit ist zentral", betont Jauch, der diese Woche nach Davos reist. Der explizite Gewaltverzicht ist auch eine Lehre aus dem Scheitern der letzten grossen globalisierungskritischen Bewegung.

Die radikalen Gruppen haben der Bewegung in einer ersten Phase zwar Schwung gegeben, sie aber dann mit ihren Gewaltausbrüchen auch zerstört. Der breite internationale Protest, der 1999 in Seattle beim WTO-Gipfel seinen Kristallisa tions punkt hatte, wurde Anfang 2003 beim WEF im Gatter von Fideris GR eingekesselt und beim G-8-Gipfel im französischen Evian erstickt.

Demonstrationen mit Aufruf zur Gewalt, wie das "Wipe out WEF", das ge stern Bern heimsuchte, sind Restanzen davon. Weder bei Occupy noch bei den etablierten NGO will man damit etwas zu tun haben. Gemäss dem Soziologen Kurt Imhof gibts nur zwei Alternativen: "Eine Bewegung kann ihre Resonanz mit Gewalt optimieren oder sie gibt sich mit weniger Resonanz zufrieden, die aber den Inhalten gilt." Occupy hat sich für den zweiten Weg entschieden.

Der Zorn von Occupy richtet sich in erster Linie gegen das ungezügelte Finanz marktsystem, das letztlich etliche Staaten in den Ruin trieb - und den Menschen die Lebensgrundlage raubte. Exponenten der Bewegung fordern eine stärkere Regulierung des Finanzsystems - mittels einer internationalen Transaktionssteuer - und wollen den Abzockern einen Riegel schieben. Einen konkreten Lösungskatalog gibts jedoch nicht. Es gehöre zum Wesen von so zia len Bewegungen, dass sie diffus, zum Teil gar widersprüchlich seien. Das sei bei der 68er- und der 80er-Bewegung nicht anders gewesen, sagt Imhof. "Doch trotz ihrer unterschiedlichen Strömungen haben sie die Gesellschaft verändert."

Occupy versteht sich als "kollektives Nachdenken", das über die "kapitalistische Finanzmisere" entzündet wurde. Die vorgeschlagenen Lösungen sind uneinheitlich, gemeinsam ist den Occupy-Anhängern aber ein Un behagen gegenüber dem herrschenden System - und der Unwille zu akzeptieren, dass ausgerechnet diejenigen Wirtschafts- und Politikführer Rezepte erarbeiten sollen, die für die Krise, in der die Welt steckt, verantwortlich sind. Occu py ist deshalb auch ein Kampf um Deutungshoheit - und das insbesondere auch am WEF.

Occupy hat mit der kollektiven Besetzung des öffentlichen Raums - von der Wall Street bis zum Paradeplatz - den Nerv der Zeit getroffen und viele Menschen für die Systemfehler sensibilisiert. Davon profitieren jetzt auch die eta blierten NGO wie die Erklärung von Bern (EvB), die seit 2000 jährlich in Davos mit dem Public Eye Award den verantwortungslosesten Konzern auszeichnet. Dabei liefern sich drei Unternehmen ein Kopf-an-Kopf-Rennen: der AKW-Betreiber Tepco, der für den GAU von Fukushima mitverantwortlich ist, das südkoreanische Konglomerat Samsung, das in seinen Fabriken teilweise hochgiftige Stoffe einsetzen soll, und der brasilianische Vale-Konzern, der mit einem Staudamm-Bau im Amazonas wohl 40 000 Zwangsumsiedlungen in Kauf nimmt. Bis gestern Nachmittag haben rund 65 000 Personen via Internet ihre Stimme abgegeben. "Das ist ein neuer Rekord", sagt EvB-Sprecher Oliver Classen. Damit hätten schon jetzt über 10 000 mehr ihre Stimme abgegeben als im Vorjahr. "Und die Abstimmung läuft noch bis Donnerstag um Mitternacht."

Ebenfalls in der WEF-Woche starten rund 50 Organisationen ihre "Recht ohne Grenzen"-Kampagne, eine Internetpetition, die fordert, dass Konzerne mit Sitz in der Schweiz auch für das ökologisch und menschenrechtlich bedenkliche Handeln ihrer Tochterfirmen und Lieferanten in fernen Ländern hier zur Verantwortung gezogen werden können. Begleitet wird die Social-Media-Kampagne am Mittwoch von einer Kundgebung in Davos.

Der globalisierungskritische Protest hat mit Occupy und Internet neue Wege gefunden - und er grenzt sich deutlich von den Eliten, vom WEF ab. Die Zeiten, in der das WEF die kritischen Geister einbinden konnte, sind vorbei. Sogar der Evangelische Kirchenbund hat seine Zusammenarbeit gekündigt, der 2002 gemeinsam mit dem WEF das Open Forum lanciert hatte, eine für alle zugängliche Veranstaltung, wo sich Wirtschaftskapitäne, Notenbanker und Politiker ihren Kritikern stellten.

Zum ersten Mal ist das Open Forum heuer eine reine WEF-Veranstaltung. Beobachter erkennen auch schon, dass das Programm dementsprechend weniger interessant und kontrovers ist.

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Indymedia.ch 22.1.12 (02:57)
https://switzerland.indymedia.org/de/2012/01/85072.shtml

AntiRep Bern: Communique zur Anti- WEF- Demo in Bern ::
     
AutorIn : AntiRep Bern        

Am Samstag 21.1.2012 kam es im Zusammenhang mit der angekündigten Demo gegen das WEF in Davos zu rund 170 Verhaftungen. Das AntiRep empfiehlt allen Betroffenen ein ausführliches Gedankenprotokoll zu den Geschehnissen zu schreiben. Bei Fragen meldet euch bei uns:  ea@immerda.ch    
   
Anti- WEF- Demo: Polizei demonstriert ihre Macht in Bern

Für gestern, Samstag 21.1.2012, wurde eine Anti- WEF- Demo in Bern angekündigt. Der Demoumzug wurde von einem Grossaufgebot von Polizeikräften aus verschiedenen Kantonen aber verhindert. Gesamthaft wurden rund 200 Personen - auch Unbeteiligte - eingekesselt. Zahlreiche Personen wurden kontrolliert, festgenommen und weggewiesen.

Die Demonstration hätte sich um 14.00 Uhr bei der Heilliggeistkirche in Bern besammeln wollen. Bereits die Besammlung wurde von den Polizeikräften verhindert. Es wurden rund 150 mutmassliche Demonstrationsteilnehmer_innen im Bollwerk, am Bahnhof Bern und am Bärenplatz eingekesselt. Teilweise wurden die eingekesselten Personen gleich wieder freigelassen, teilweise lediglich einer Personenkontrolle vor Ort unterzogen und teilweise festgenommen. Auch asserhalb der formierten Kessel - sogar schon auf den Zugperrons - kam es zu Verhaftungen. Zusätzlich wurden heute - wie am Tag des SVP- Festes im September 2011 - wieder Wegweisungsverfügungen erlassen. Nach welchen Kriterien die Polizei jeweils vorging, ist nicht ersichtlich. Tatvorwurf sei Landfriedensbruch - obwohl es gemäss dem AntiRep Bern vorliegenden Informationen von Seiten der Demonstration zu keinem Zeitpunkt zu Gewalttätigkeiten im Sinne von Art. 260 StGB gekommen war. Vielmehr scheint es, als würde eine strafrechtliche Legitimation für die Festnahmen konstruiert.

Begründet wird dieser Polizeieinsatz mit dem angeblichen Gewaltpotential, welches von der angekündigten Demonstration ausgegangen wäre. Gemäss einem Pressecommunique der KaPo war "eine Risikoanalyse durchgeführt worden". Weiter schreibt die Polizei, dass die Gefährdung Unbeteiligter und Sachbeschädigungen nicht hätten ausgeschlossen werden können, weshalb entschieden worden war, Personenkontrollen durchzuführen. Dieses Gefahrenpotential wurde gestützt auf einen anonymen Aufruf zur Gewalt konstruiert. Dieser Aufruf ist der Öffentlichkeit bis zum jetzigen Zeitpunkt jedoch nicht zugänglich und kann weder der Organisation noch möglichen Teilnehmer_innen zugeordnet werden. Auch wurde der Organisation vorgeworfen, dass sie nicht zu einer gewaltfreien Demonstration aufgerufen hätte. Die Organisator_innen hatten aber gestern auf der Internetplattform indymedia noch betont, dass die Demonstration reibungslos und ohne Zwischenfälle verlaufen soll. Darüber hinaus hatten die im Bollwerk eingekesselten Personen durch die Lautsprecher mitgeteilt, dass es sich um eine friedliche Kundgebung handelt.

Als Reaktion bildeten sich kleinere friedliche Spontandemonstrationen und Platzkundgebungen in der Innenstadt. Während fünfzehn Minuten zogen rund 100 Personen lautstark durch die Berner Altstadt ohne von der Polizei behelligt zu werden. Um rund 16.30 wurde aber in der Speichergasse ein weiterer Kessel errichtet. Dort wurden Personen auch aus den angrenzenden Lokalen heraus verhaftet, darunter selbst der Leiter eines Workshops der heute stattfindenden Tour de Lorraine.

Die Verhafteten wurden in den Polizeiposten Neufeld verbracht. Dort hatte die Polizei bereits im Vorfeld Massenzellen vorbereitet. Die Freigelassenen berichten, dass die Festgenommenen lange Zeit in den Autos vor dem Polizeiposten hatten warten müssen. Der Gang zur Toilette wurde während dieser Wartezeit untersagt. Mehrere Personen waren gezwungen, gefesselt in die eigenen Kleider zu urinieren. Auch wurden die Betroffenen bedroht und beleidigt. Mehrere Personen berichteten uns, dass gegen die in Käfigen festgehalteten Personen Pfefferspray eingesetzt wurde. Die Betroffenen wurden über mehrere Stunden festgehalten. Wahrscheinlich um ca. 01.00 Uhr wurde die letzte Person aus dem Gewahrsam entlassen.

Noch gestern räumte die Polizei ein, dass das Vorgehen vom 10. Septmber 2011 während des SVP- Festes, "nicht rechtens" gewesen sei. Damals wurden zahlreiche Personen willkürlich festgenommen oder aus der Innenstadt weggewiesen. Die Beschwerde gegen eine solche Wegweisungsverfügung wurde gutgeheissen. Der Polizei sei hier ein Fehler unterlaufen und es sei prioritär, dass solche Fehler vermieden werden können, beteuerte gestern der Polizeisprecher gegenüber den Medien. Dennoch ist es nicht erstaunlich, dass die Polizei heute in Bern an diese willkürliche Vorgehensweise angeknüpft hat. Ein solches präventives Eingreifen seitens der Polizei steht im Zusammenhang mit einer allgemeinen Verschiebung des kriminalpolitischen Fokus. Der Schwerpunkt liegt heute in der vorsorglichen Gefahrenabwehr und in der Vorbeugung eines allfälligen Schadens. Damit wird die Grenze zu strafrechtlich relevantem Verhalten stetig vorverlagert, bzw. die Schwelle für polizeiliches Eingreiffen stetig herabgesetzt. Mehr und mehr ist keine strafbahre Tat mehr notwendig, sondern es reicht bereits die potentielle Möglichkeit nichtkonformen Verhaltens dafür aus, um Opfer von Repression zu werden. So bieten heute willkürliche Merkmale wie Äusserlichkeiten und unterstellte Gewaltbereitschaft Grund genung, um eingekesselt, kontrolliert, verhaftet und über mehrere Stunden festgehalten oder weggewiesen zu werden.

Das AntiRep Bern zieht aus dem heutigen Tag eine traurige Bilanz: Gesamthaft wurden über 200 Personen auf blossen Verdacht hin und als präventive Massnahme eingekesselt. Zahlreiche Personen wurden kontrolliert und weggewiesen. Unseren Erkenntnissen entsprechend, wurden gegen 170 Personen festgenommen.

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gbbern.ch 21.1.12

Stadt Bern wieder in Ausnahmezustand!

Das Polizeiaufgebot vom Samstag 21. Januar 2012 in der Stadt Bern gegen die Anti-WEF- Demonstration war übertrieben und ungerechtfertigt. Das Grüne Bündnis fordert vom Gemeinderat, dass dieses Ereignis von einer unabhängigen Stelle untersucht wird und die Kosten offengelegt werden.

Der Gemeinderat ist auf Provokationen der bürgerlichen Parteien eingestiegen, was bereits im Vorfeld der angekündigten Anti-WEF-Demo zu einer ungeschickten und unnötigen Polemik geführt hat. Der Gemeinderat rechtfertigte das Aufgebot mit der Behauptung, die Gewaltbereitschaft der DemonstrantInnen sei sehr hoch. Die Beobachtungen von Mitgliedern des Grünen Bündnis zeigten jedoch ein anderes Bild: Die kleine Gruppe der Demonstrierenden verhielt sich gelassen und liess sich von der aufgestellten Polizeifront nicht provozieren.

Das Grüne Bündnis ist grundsätzlich der Meinung, dass für eine Demonstration bei den Behörden ein Gesuch eingereicht werden soll. Doch auch wenn eine Demonstration ohne Bewilligung stattfindet, soll der Polizeieinsatz verhältnismässig bleiben. Das Grüne Bündnis kritisiert, dass kleine Gruppen, die sich wegen der repressiven Haltung der Polizei in der Innenstadt gebildet haben, ohne Anlass von der Polizei eingekesselt und festgenommen wurden.

Auch PassantInnen und Unbeteiligte wurden festgenommen. Mindestens in zwei von Mitgliedern vom Grünen Bündnis beobachteten Fällen kam es zu ungerechtfertigten Eingriffen. Die Festnahmen erfolgten unter Gewaltanwendung und stellten eine  Machtdemonstration der Polizei dar. Wir gehen bei diesem Einsatz von hohen Kosten aus und verlangen deshalb, dass diese offengelegt werden. Wir dulden nicht, dass die Stadt Bern mit einem übertriebenen Polizeiaufgebot einmal mehr in Ausnahmezustand versetzt wurde.

Das Grüne Bündnis wird sich dafür einsetzen, dass dieser Einsatz im Parlament diskutiert wird. Weitere übertriebene Polizeieinsätze "im Namen der Sicherheit" müssen verhindert werden.

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bernerzeitung.ch 21.1.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-findet-nach-Demo-in-Bern-Pfefferspray-und-Schlagstoecke/story/10194063

Polizei findet nach Demo in Bern Pfefferspray und Schlagstöcke

Die Kantonspolizei Bern zog am Samstagabend eine erste Bilanz zur Anti-WEF-Demo in der Bundesstadt. Mehrere Personen sind verzeigt worden. Zudem hat die Polizei diverse Gegenstände sichergestellt.

Laut Einsatzkräften haben am 21. Januar 2012 um etwa 14 Uhr 100 bis 120 Personen die Reithalle verlassen. Ein Grossteil von ihnen sei vermummt gewesen. Die Gruppe wurde beim Bollwerk gestoppt. Daraufhin seien Petarden und weitere Gegenstände gegen die Polizei geworfen worden. Die Polizei hat daraufhin diverse Personen angehalten. Sie werden unter anderem wegen Landfriedensbruch angezeigt.

In einem mitgeführten Fahrzeug hat die Polizei mehrere grosse Pfeffersprays, Vermummungsmaterial sowie Helme gefunden. Nachdem alle Angehaltenen abtransportiert worden waren, fanden sich zudem in einem Kanalisationsschacht Pfefferspray aber auch Vermummungsmaterial sowie Petarden. Die Polizei hat am Abend Bilder des sichergestellten Materials veröffentlicht (siehe Bildstrecke).

Kontrolle bei 100 Personen

Die Polizei hat "vor dem Hintergrund einer möglichen Gefährdung" von Unbeteiligten auch 100 Personen kontrolliert, die sich bei der Heiliggeistkirche zur unbewilligten Demonstration versammelt hatten. Abgesehen von sieben Personen wurden alle nach einer Überprüfung noch vor Ort entlassen.

Mehrere Personen, die nicht gewaltbereit in Erscheinung getreten waren, seien anschliessend durch die Stadt Bern marschiert, hiess es weiter. Sachbeschädigungen hat die Polizei bis am frühen Abend keine festgestellt.

Pfefferspray und Handschellen

Zur weiteren Überprüfung wurden die angehaltenen Personen in den Festhalte- und Warteraum gebracht. Mehrere Personen hätten dort versucht, die Räume mit Gewalt aufzubrechen. Nach wiederholten erfolglosen Aufrufen zur Beruhigung habe die Polizei kurzzeitig Pfefferspray in Richtung Decke einsetzen müssen, "um eine Eskalation zu vermeiden". Ein Teil der angehaltenen Personen wurde daraufhin vorübergehend in Handschellen gelegt.

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police.be.ch 21.1.12
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2012/01/20120121_1843_stadt_bern_zwischenbilanz1800uhrmehrerepersonenunteranderemwegen
(mit Fotos)

Stadt Bern (Stand 22.00 Uhr): Mehrere Personen unter anderem wegen Landfriedensbruch verzeigt

21. Januar 2012

pkb. Die Kantonspolizei Bern hat im Zuge der Demonstration in Bern gegen das Weltwirtschaftsforum mehrere Personen unter anderem wegen Landfriedensbruch verzeigt. Eine aus der Richtung Reithalle losmarschierte Gruppe hatte nach ihrer Anhaltung Petarden und andere Gegenstände gegen Polizistinnen und Polizisten geworfen.

Für den Samstag, 21. Januar 2012 war in der Berner Innenstadt zu einer Demonstration gegen das Weltwirtschaftsforum aufgerufen worden. In diesem Zusammenhang waren auch Aufrufe zu Gewalt erfolgt. Da kein Gesuch für die Kundgebung bei den verantwortlichen Behörden eingegangen ist und zudem festgestellt werden musste, dass keine Aufrufe zu Gewaltfreiheit erfolgten, war gemeinsam mit den zuständigen Behörden eine Risikoanalyse durchgeführt worden. Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass in der Innenstadt Unbeteiligte gefährdet würden und wegen des Risikos von Sachbeschädigungen war deshalb entschieden worden, Personenkontrollen durchzuführen.
Um zirka 1400 Uhr verliessen zwischen 100 bis 120 Personen die Reithalle. Ein Grossteil von ihnen war vermummt. Die Gruppe wurde in Folge beim Bollwerk gestoppt. Daraufhin flogen Petarden und weitere Gegenstände gegen die Polizei. Die Personen wurden in der Folge angehalten. Die über 100 Personen werden unter anderem wegen Landfriedensbruch angezeigt. In einem mitgeführten Fahrzeug wurden mehrere grosse Pfeffersprays, Vermummungsmaterial sowie Helme gefunden. Nachdem alle Angehaltenen abtransportiert worden waren, fanden sich zudem in einem Kanalisationsschacht Pfefferspray aber auch Vermummungsmaterial sowie Petarden.
Kontrolliert wurden vor dem Hintergrund einer möglichen Gefährdung auch rund 100 Personen, die sich bei der Heiliggeistkirche zur Demonstration versammelt hatten. Abgesehen von sieben Personen wurden alle nach einer Überprüfung noch vor Ort entlassen. Mehrere Personen, die nicht gewaltbereit in Erscheinung getreten waren, marschierten anschliessend durch die Stadt Bern. Sachbeschädigungen wurden bis am frühen Abend nicht festgestellt.
Zur weiteren Überprüfung wurden die Angehaltenen in den Festhalte- und Warteraum gebracht. Mehrere Personen versuchten dort, die Räume mit Gewalt aufzubrechen. Nach wiederholten erfolglosen Aufrufen zur Beruhigung mussten die sich ebenfalls im Raum befindenden Mitarbeitenden kurzzeitig Pfefferspray in Richtung Decke einsetzen. Dies um eine Eskalation zu vermeiden. Ein Teil der Angehaltenen wurde daraufhin vorübergehend in Handschellen gelegt.

(sd/mf)

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Indymedia.ch 21.1.12
https://switzerland.indymedia.org/de/2012/01/85064.shtml

Anti- WEF- Demo: Polizei demonstriert ihre Macht in Bern
 
AutorIn : AntiRep Bern        

Kommende Woche findet einmal mehr das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Dort treffen sich vom 25. bis zum 29. Januar 2012 führende Vertreter_innen aus Politik und Wirtschaft. Unter dem Motto "The Great Transformation: Shaping New Models" (Die grosse Transformation: neue Modelle gestalten) sollen Auswege aus der gegenwärtigen Krise gefunden werden. Für heute, Samstag 21.1.2012, wurde eine Anti- WEF- Demo in Bern angekündigt. Das WEF ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Der Kapitalismus kann nicht transformiert, sondern muss überwunden werden. Deshalb: WIPE OUT WEF!    
   
Die Demonstration hätte sich am 14.00 Uhr bei der Heilliggeistkirche in Bern besammeln wollen. Doch bereits die Besammlung wurde von einem Grossaufgebot von Polizeikräften aus verschiedenen Kantonen verhindert. Gesamthaft wurden gegen 200 mutmassliche Demonstratinsteilnehmer_innen im Bollwerk, am Bahnhof Bern, am Bärenplatz und in der Speichergasse eingekesselt. Teilweise wurden die eingekesselten Personen gleich wieder freigelassen, teilweise lediglich einer Personenkontrolle vor Ort unterzogen und teilweise wurden Personen festgenommen, um auf dem Posten einer Kontrolle unterzogen zu werden. Auch wurden einzelne Personen asserhalb der formierten Kessel - sogar im Innern des Bahnhofs - festgenommen. Nach welchen Kriterien die Polizei hierbei vorging, ist nicht ersichtlich. Dem Antirep sind zum jetzigen Zeitpunkt jedoch über 30 Festnahmen bekannt. Konkrete Tatvorwürfe wurden bislang keine genannt.

Begründet wird dieser Polizeieinsatz mit dem angeblichen Gewaltpotential, welches von der angekündigten Demonstration ausgehen soll. Die Organisator_innen hatten auf der Internetplattform indymedia gestern aber betont, dass die Demonstration reibungslos und ohne Zwischenfälle verlaufen soll. Die im Bollwerk eingekesselten Personen hatten durch die Lautsprecher mitgeteilt, dass die Demonstration friedlich verlaufen soll und das Angebot gemacht, sich zurück zu ziehen. Die Polizei hat sich hierauf jedoch nicht eingelassen.

Noch gestern räumte die Polizei ein, dass das Vorgehen vom 10. Septmber 2011 während des SVP- Festes, "nicht rechtens" gewesen sei. Damals wurden zahlreiche Personen willkürlich festgenommen oder aus der Innenstadt weggewiesen. Die Beschwerde gegen eine solche Wegweisungsverfügung wurde gutgeheissen. Der Polizei sei hier ein Fehler unterlaufen und es sei prioritär, dass solche Fehler vermieden werden können, beteuerte gestern der Polizeisprecher gegenüber den Medien. Dennoch ist es nicht erstaunlich, dass die Polizei heute in Bern an diese willkürliche Vorgehensweise anknüpft. Rund 200 Personen wurden heute Nachmittag ohne ersichtlichen Grund und auf blossen Verdacht hin eingekesselt, kontrolliert oder verhaftet. Betroffen sind friedliche Demonstrant_innen, ebenso wie unbeteiligte Passant_innen.

Ruft uns an, wenn ihr Festnahmen beobachtet oder wieder freigelassen werdet: 077 414 99 60

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jungealternative.ch 21.1.12
http://jungealternative.ch/?p=1307

Sicherheitsdirektor Nause macht Wahlkampf mit Steuergeldern


Mit einem völlig unverhältnismässigen Polizeiaufgebot wurde heute in der Stadt Bern eine friedliche Kundgebung von einigen hundert Personen verhindert. PassantInnen, potentielle Demonstrierende, Kinder und Jugendliche wurden eingekesselt, kontrolliert und festgenommen. Die Junge Alternative JA! kritisiert den Einsatz scharf.

Skurrile Szenen haben sich heute in der Berner Innenstadt abgespielt: Bevor die Demonstration gegen das World Economic Forum sich formieren konnte, wurden zwei Gruppen von wenigen Personen von der Polizei eingekesselt und die Kessel grossräumig abgeriegelt. Ob Demonstrant, Passantin oder Kind - für die Sicherheitskräfte aus Bern, Zürich, Basel, Genf und weiteren Kantonen schien das keine Rolle zu spielen; die Parole hiess offenbar Willkür: Obwohl sich die eingekesselten Personen nichts hatten zuschulden kommen lassen,schliesslich ist die Teilnahme an einer unbewilligten Demonstration in Bern nicht verboten, wurden sie Personenkontrollen unterzogen und zum Teil in den Festhalteraum im Neufeld gebracht. Selbst das Angebot der Demonstrierenden im Kessel, sich zurückzuziehen und die Demo abzubrechen wurde von der Polizei einfach ignoriert. Die ganze Stadt glich einer Festung - freies Zirkulieren war in der Innenstadt für niemanden mehr möglich, einzig der verkehrsfreie Bahnhofplatz und die gesperrte Lorrainebrücke können als positive Nebeneffekte der Polizeidemonstration angeschaut werden.

Für die Junge Alternative JA! ist klar, dass dieser Polizeieinsatz völlig unnötig und unverhältnismässig war. Pro Demonstrierenden konnten sicher 10 PolizistInnen gezählt werden - Betreuungsverhältnisse, von denen Studierende an den Schweizer Universitäten nur träumen können. Offenbar wollte Polizeidirektor Reto Nause mit einer massiven Machtdemonstration der Sicherheitskräfte die rechten Politkräfte besänftigen und damit seine Wiederwahl sichern. Dass dafür eine riesige Summe an Steuergeldern verschleudert und Grundrechte mit Füssen getreten wurden, scheint ihm egal zu sein.

Die JA! fordert den Gemeinderat auf, die Verhältnismässigkeit des Einsatzes zu untersuchen und die Kosten offenzulegen. Es kann nicht sein, dass vollkommen friedliche Kundgebungen einfach im Kern erstickt und Unbeteiligte festgenommen werden. Die Kundgebungsfreiheit muss auch in Bern gewährt bleiben.

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bernerzeitung.ch 21.1.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Massives-Polizeiaufgebot-erstickt-Demo-im-Keim/story/23776978

Massives Polizeiaufgebot erstickt Demo im Keim

Hunderte Polizisten haben am Samstagnachmittag in Bern eine unbewilligte Anti-WEF-Demonstration im Keim erstickt. Sie kesselten gut 100 Aktivisten bereits auf dem Weg zum geplanten Besammlungsort am Bahnhof ein.

Die Demonstranten wurden anschliessend für die Personenkontrolle ins Parkhaus Neufeld im Nordwesten Berns gebracht. Dort war in den letzten Tagen ein behelfsmässiger Warte- und Festhalteraum eingebaut worden.

Wieviele Aktivisten am Abend noch festgehalten wurden, gab die Polizei nicht bekannt. Sie verwies auf zusätzliche Angaben am Sonntag.

Die geplante Demonstration unter dem Motto "Wipe out WEF" hatte für Unruhe gesorgt, weil im Vorfeld Aufrufe zur Gewalt zirkuliert haben sollen. Der städtische Sicherheitsdirektor Reto Nause hatte angekündigt, man werde "alles Menschenmögliche unternehmen, um Ausschreitungen zu verhindern".

Hilfe aus anderen Kantonen

Das Polizei-Aufgebot in der Innenstadt war dementsprechend gross, wie ein sda-Reporter vor Ort feststellte. Einsatzkräfte aus Basel, Zürich und Genf waren zur Verstärkung der Berner Kollegen angereist.

Sie verhinderten, dass sich die Aktivisten in die stark frequentierte Innenstadt bewegen konnten. Das hatte unter anderem zur Folge, dass zahlreiche Strassenabschnitte für Passanten gesperrt waren und der öffentliche Verkehr zeitweise lahmgelegt war.

Beim Bollwerk eingekesselt

Zwischen 100 und 120 Aktivisten wurden bereits auf dem Weg von der Schützenmatte zum Bahnhof eingekesselt. Laut Polizei waren sie meist vermummt und hatten Petarden und verschiedene Gegenstände gegen die Einsatzkräfte geworfen. "Die Personen werden unter anderem wegen Landfriedensbruch angezeigt", schreibt die Polizei.

In einem Fahrzeug, das die Aktivisten mitführten, habe man mehrere grosse Pfeffersprays, Vermummungsmaterial und Helme gefunden, heisst es weiter. Später habe man in einem Kanalisationsschacht beim Bollwerk weiteren Pfefferspray und Vermummungsmaterial entdeckt.

Rund 100 Demonstranten, die es zur Heiliggeistkirche beim Bahnhof geschafft hatten, wurden ebenfalls von Polizisten eingekreist und kontrolliert. Mit Ausnahme von sieben Personen wurden sie wieder entlassen.

Viele Passanten beobachteten die teils bizarre Szenerie mit verhältnismässig wenigen Demonstranten und vielen Polizisten, die meisten von ihnen in Kampfmontur. Auch ein Wasserwerfer stand bei der Heiliggeistkirche bereit.

"Kapitalismus überwinden"

Die Organisatoren hatten zu einer "überregionalen Kundgebung" gegen das Davoser Weltwirtschaftsforum aufgerufen. Die Aktivisten trugen Transparente mit sich, auf denen etwa "WEF transformieren - Kapitalismus pulverisieren" stand. Aktivisten, die nicht eingekreist waren, kritisierten das Vorgehen der Polizei gegen "friedliche Demonstranten".

Sicherheitsdirektor Nause zog am späten Nachmittag auf Anfrage eine positive Bilanz des Polizei-Einsatzes. "Es gab im Vorfeld der Kundgebung Aufrufe zur Gewalt, die wir ernst nehmen mussten", sagte er. Die anonymen Organisatoren der Demonstration hätten sich nie von diesen Aufrufen distanziert.

"Am Freitag unternahmen wir einen letzten Versuch, mit den Organisatoren in Kontakt zu treten", berichtete Nause. Das sei nicht gelungen. Darauf habe man entschieden, dass man keinen Umzug durch die Innenstadt zulassen wolle. (kpn/asu/sda)

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Regionaljournal Bern 21.1.12

Massives Polizeiaufgebot gegen WEF-Gegner

Hunderte Polizisten haben am Samstagnachmittag in Bern eine unbewilligte Anti-WEF-Demonstration im Keim erstickt. Sie kesselten mehrere Dutzend Aktivisten bereits auf dem Weg zum geplanten Besammlungsort am Bahnhof ein.
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/318412.massives-polizeiaufgebot-gegen-wef-gegner.html

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derbund.ch 21.1.12
http://www.derbund.ch/bern/Massives-PolizeiAufgebot-verhindert-AntiWEFDemo/story/21202786

Massives Polizei-Aufgebot verhindert Anti-WEF-Demo

sda / dam

Hunderte Polizisten haben am Samstag eine unbewilligte Anti-WEF-Demonstration im Keim erstickt. Sie kesselten gut 100 Aktivisten bereits auf dem Weg zum geplanten Besammlungsort am Bahnhof ein.

Mit einem massiven Aufgebot trat die Polizei am frühen Samstagnachmittag den Teilnehmern einer Anti-WEF-Kundgebung entgegen. Einsatzkräfte aus Basel, Zürich und Genf waren zur Verstärkung der Berner Kollegen angereist.

Das Grossaufgebot an Sicherheitskräften verhinderte, dass sich die Demonstrierenden in die Innenstadt bewegen konnten. Das hatte unter anderem zur Folge, dass zahlreiche Strassenabschnitte für Passanten gesperrt waren und der öffentliche Verkehr zeitweise lahmgelegt war.

Eingekesselt und kontrolliert

Aufgrund von Aufrufen zu Gewalt im Vorfeld der Demo habe man sich entschlossen, die Teilnehmer der Demonstration einer Personenkontrolle zu unterziehen, sagte Polizeisprecher Michael Fichter.

Ein Teil der Demonstrierenden - einige Dutzend Personen - wurde auf dem Weg von der Schützenmatte zum Besammlungsort am Bahnhof eingekesselt. Anschliessend begann die Polizei damit, die Personalien aufzunehmen. Zugleich wurden die Kleidung und mitgeführte Gepäckstücke durchsucht.

Weitere Demonstranten, die es schon auf den Bahnhofplatz gebracht hatten, wurden dort von Polizisten eingekreist und kontrolliert.

"Kapitalismus pulverisieren"

Die unbewilligte Demonstration unter dem Motto "Wipe out WEF" wollte ein Zeichen setzen gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos. Das WEF sei "nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems Kapitalismus". Dieses Problem müsse überwunden werden - "für eine selbstbestimmte und bedürfnisorientierte Gesellschaft". Aktivisten trugen Transparente mit sich, auf denen etwa "WEF transformieren - Kapitalismus pulverisieren" stand.

Eine Sprecherin der eingekesselten Gruppe wandte sich per Megaphon an die Polizisten und forderte diese auf, die Demonstrierenden zur Reitschule zurückkehren zu lassen: "Die Polizei lässt uns ohne Transparent zurück in die Halle und wir beenden die Demo. Wir haben es für heute versucht und wir haben gesehen, wie viel dem Staat am WEF liegt."

Auf dieses Angebot ging die Polizei nicht ein. WEF-Gegner, die nicht eingekreist waren, kritisierten das Vorgehen der Polizei gegen "friedliche Demonstranten".

Holzboxen im Parkhaus Neufeld

Stattdessen wurden die Demonstranten für Personenkontrolle ins Parkhaus Neufeld im Nordwesten Berns gebracht. Dort war in den letzten Tagen ein behelfsmässiger Warte- und Festhalteraum eingebaut worden.

Wieviele Aktivisten am Abend noch festgehalten wurden, gab die Polizei nicht bekannt. Sie werde morgen Sonntag weitere Informationen dazu liefern.

Auch Unbeteiligte festgehalten

Viele Passanten beobachteten die teils bizarre Szenerie, die sich in der Berner Innenstadt bot. Einige wenige Demonstranten standen einer Heerschar von Polizisten gegenüber, die meisten in Kampfmontur. Auch ein Wasserwerfer stand bei der Heiliggeistkirche bereit. Selbst im nahen Warenhaus Loeb waren etliche Einsatzkräfte an den Fenstern postiert.

Bei der gross angelegten Aktion der Polizei gerieten auch Unbeteiligte in den Kessel. So fand sich etwa ein Mutter mit ihrer kleinen Tochter umringt von Polizisten und wurde vorübergehend festgehalten.

Auch zwei Mädchen im Teenager-Alter, die sich an der Loeb-Ecke zum Shopping verabredet hatten, wurden eingekesselt: "Ich merkte zwar, dass hier etwas passiert. Aber es war es schon zu spät. Ich habe der Polizei gesagt, ich hätte nichts mit einer Demonstration zu tun." Nach rund zwanzig Minuten und einer Personenkontrolle wurde sie freigelassen. Ihren HM-Sack trug sie immer noch mit sich.

Sicherheitsdirektor Nause: Ziel erreicht

Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) zog am späten Nachmittag auf Anfrage eine positive Zwischenbilanz des Polizei-Einsatzes. Man habe einen Umzug der WEF-Gegner in der Innenstadt verhindern wollen, was gelungen sei.

"Es gab im Vorfeld der Kundgebung Aufrufe zur Gewalt, die wir ernst nehmen mussten", so Nause. Die anonymen Organisatoren der unbewilligten Demonstration hätten sich nie von diesen Aufrufen distanziert.

"Am Freitag unternahmen wir einen letzten Versuch, mit den Organisatoren in Kontakt zu treten", berichtete Nause. Das sei nicht gelungen. Darauf habe man entschieden, dass man keinen Umzug durch die am Samstagnachmittag stark belebte Innenstadt zulassen wolle.

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Bund 21.1.12

Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt

Für Morgen wurde auf verschiedenen Internetplattformen zu einer unbewilligten Kundgebung in der Berner Innenstadt im Zusammenhang mit dem World Economic Forum (WEF) aufgerufen. Die Polizei will am Nachmittag nach eigenen Angaben "mit einem entsprechenden Dispositiv" präsent sein. Es ist mit grösseren Verkehrsbehinderungen zu rechnen. (pkb)

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BZ 21.1.12

Die Polizei ist bereit

Bern · Weil für die heutige Anti-WEF-Demo in Bern Gewalt angesagt ist, könnte es brenzlig werden.

Bern · Unter dem Motto "Wipe out WEF" wird heute Nachmittag zu einer gewalttätigen Kundgebung in der Berner Innenstadt gegen das Davoser World Economic Forum (WEF) aufgerufen. Offenbar will die Polizei die gewalttätigen Demonstranten nicht mit Samthandschuhen anfassen, sondern hart anpacken. Dazu wurde neben dem Stützpunkt der Kantonspolizei im Park + Ride ein grosser, massiver Warte- und Festhalteraum aufgebaut.jsp Seite 2 + 3

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Der Festhalteraum für gewalttätige Demonstranten ist geheizt

Offenbar will die Polizei heute an der unbewilligten Wipe-out-WEF-Kundgebung mit allfälligen renitenten Demonstranten kurzen Prozess machen: Diese Woche ist im Park + Ride Neufeld ein grosser Festhalteraum gebaut worden. Dort werden, falls nötig, die Personalien Festgenommener aufgenommen.

Heute Samstag könnte es in Bern brenzlig werden: Unter dem Motto "Wipe out WEF" wird zu einer unbewilligten Kundgebung in der Berner Innenstadt gegen das World Economic Forum (WEF) von kommender Woche aufgerufen (wir berichteten). Die Besammlung soll um 14 Uhr bei der Heiliggeistkirche stattfinden. "Die anonymen Organisatoren der Kundgebung haben nicht um eine Bewilligung ersucht", teilte gestern die Kantonspolizei mit. Laut der Polizei ist in der Innenstadt mit grösseren Verkehrsbehinderungen zu rechnen.

Aufrufe zu Gewalt

Weil in Mails und auf einschlägigen Internetseiten zu Gewalt aufgerufen wurde, rechnet die Polizei mit vermummten und renitenten Demoteilnehmern. Offenbar will die Polizei gewalttätige Chaoten nicht mit Seidenhandschuhen anfassen, sondern hart anpacken, durchsuchen und registrieren. Die Kantonspolizei wird mit einem entsprechenden Dispositiv in der Innenstadt präsent sein, wie sie gestern ankündigte.

Massiver Holzbau

Der dazu notwendige Festhalte- und Warteraum im Park + Ride Neufeld wurde nach einer Woche Bauzeit gestern fertiggestellt. Handwerker haben im ersten Obergeschoss seit dem letzten Montag einen Bretterverschlag von ungefähr 10 auf 30 Meter gebaut. Für die Wände zwischen den Betondecken haben die Zimmerleute dickes Holz verwendet. Der Bau wirkt von aussen äusserst massiv. Innen haben Metallbauer auf der ganzen Länge stabile Gitterkäfige für gewalttätige Chaoten erstellt.

Eine "Klimaanlage" sorgt dafür, dass die Festgenommenen nicht frieren. Durch grosse Schläuche wird Frischluft von aussen angesaugt und aufgewärmt in den Festhalteraum geblasen. Zwei Türen ermöglichen den Zugang zum fensterlosen Warteraum.

Seitlich des Blockhauses waren gestern bereits Parkplätze für die Kastenwagen abgesperrt, in denen die Chaoten - meist mit Kabelbindern gefesselt - zum provisorischen Warte- und Festhalteraum im Park + Ride gefahren werden.

Direkt neben Polizeiposten

Der Warteraum ist direkt an den ständigen Polizeistützpunkt Park + Ride Neufeld angebaut, in dem der Unfall- und Verkehrsdienst der Kantonspolizei stationiert ist. Hier befindet sich die Infrastruktur zur Kontrolle der Festgenommenen, zum Beispiel Befragungszimmer und Computer mit Zugriff auf die Personenregister.

Wenn bei Demonstrationen viele Festnahmen erfolgen, mussten Angehaltene in der Vergangenheit oft stundenlang warten, bis sie an der Reihe kamen für die polizeiliche Kontrolle. Renitente Angehaltene verzögern und erschweren die Polizeiarbeit erheblich. Die Durchsuchung ihrer Effekten und die Beschlagnahmung von allfälligen Waffen braucht dementsprechend Zeit. Im Herbst 2011 während des SVP-Familienfestes dauerte es durchschnittlich 2 Stunden, bis die Festgehaltenen wieder auf freiem Fuss waren. Dies stellte die von der Polizei anvisierte ehemalige Regierungsstatthalterin Regula Mader fest, welche im Festhalteraum als Beobachterin zugegen war (vergleiche Box). Die Polizei kann jedoch Personen bis maximal 24 Stunden festhalten. Jürg Spori

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Unabhängige Beobachterin attestiert der Polizei Augenmass

Qualität überprüft

Regula Mader Im Nachgang von Demonstrationen wird immer wieder Kritik an der Polizei laut. Insbesondere die Festnahmepraxis stand am Pranger und der Umstand, dass Festgenommene sich für die Leibesvisitation nackt ausziehen mussten. Nach der Fusion von Stadt- und Kantonspolizei zog Kommandant Stefan Blättler die damalige Regierungsstatthalterin Regula Mader (SP) bei. Sie überprüfte während der Anti-WEF-Demo von 2008 die Festhalte- und Warteräume. Damals wurden 242 Personen festgehalten. Mader stellte zahlreiche Mängel, aber keine Übergriffe fest. Sie kritisierte, dass die angehaltenen Personen unter freiem Himmel in der Kälte ausharren mussten. Es habe an Toiletten, Wasser und Essen gefehlt. Die langen Wartezeiten der mit Kabelbindern gefesselten Kundgebungsteilnehmer beanstandete Mader ebenfalls. Sie formulierte 26 Empfehlungen. Blättler versprach, die Vorschläge umzusetzen. Bei einer neuerlichen Stichprobe Maders im Herbst 2011 während des SVP-Festes stellte sie viele Verbesserungen fest. An diesem Samstag wurden 55 Personen angehalten. Die Mehrzahl der Empfehlungen sei im Festhalteraum P + R Neufeld umgesetzt worden, lobte sie. Auch die Trennung Jugendlicher vom Rest der Festgehaltenen und die Wahrung der Intimsphäre seien nun garantiert gewesen. Die durchschnittliche Aufenthaltszeit habe "höchstens zwei Stunden" betragen. Nackt ausziehen müssen beim Durchsuchen habe sich an diesem Tag niemand. Die Polizei sei juristisch korrekt und verhältnismässig vorgegangen, lautete ihr Fazit. Auch diesmal wurden die Festgehaltenen mit Kabelbindern gefesselt. Diese Massnahme sei üblich und verhältnismässig, sagte Mader, die mittlerweile nicht mehr Statthalterin ist. Zu verbessern sei der Informationsfluss zwischen den Polizisten an der Front und jenen im Warteraum.

Ein Nachspiel hatten die 37 Fernhalteverfügungen. Die Polizei hat nachträglich einige rückgängig gemacht. Ab sofort wird an Kundgebungen eine interne Juristin beigezogen. Sie soll für ein korrektes Vorgehen sorgen.cab

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svp-stadt-bern.ch 21.1.12

svp-stadt-bern.ch 21.1.12
http://svp-stadt-bern.ch/index.php?ConObj=1294&mediaID=1678

Nein zu gewalttätigen Demos!

Medienmitteilung

Linke Anarchisten rufen zur Gewalt bei der unbewilligten Anti - WEF - Demo auf Berns Strassen auf.

Am Samstag 21.01.2012 findet in der Stadt Bern eine unbewilligte Demonstration der Linken Anarchoszene statt. Den dabei gemachten Gewaltaufruf der Anarchoszene, verurteilt die SVP der Stadt Bern und die SVPplus Fraktion aufs schärfste.

Auszug aus dem Anarchisten Aufruf:

"Wir bringen hier und jetzt unsere Kritik auf die Strasse und lassen uns nicht von schön klingenden Versprechungen blenden! Es ist an der Zeit in der Sprache zu antworten in der die anderen sprechen: Gewalt! Machen wir kaputt was uns kaputt macht.

Heraus zur überregionalen Anti-WEF-Demo am 21.1.2012, 14 Uhr Heiliggeistkirche Bern!
Zeigen wir den Bonzen in Bern wer die Macht auf der Strasse hat und verwandeln wir die Stadt in ein Hexenkessel! Auf einen heissen Demosamstag!

Kill all yuppies!
Smash WEF!"


Nach diesen klaren Worten der Anarchisten erwarten wir vom zuständigen Gemeinderat Reto Nause, dass der Schutz der Bevölkerung und der Geschäfter und somit geltendes Recht (Rechtsgleichheit) kompromisslos durchgesetzt wird. Demonstrationen ja, aber nur wenn alle Rechtlich relevanten Spielregeln eingehalten werden. Die Deeskalationspolitik des Gemeinderats ist nach einem solchen schreiben klar gescheitert. Wir fordern: %u201CKein abfeuern von Pyrofackeln und Knallpetarden! Keine Vermummten und Gewaltbereiten Demonstranten! Keine unbewilligten Demonstrationen! Kein Rechtsfreier Raum in Bern! Wir Fordern Sicherheit durch das durchsetzen von Recht und Ordnung in der Stadt Bern.

Für Fragen steht Ihnen Roland Jakob Stadtrat & Fraktionspräsident SVPplus Fraktion gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Roland Jakob

Stadtrat & Fraktionspräsident

SVPplus Fraktion

079 244 40 20

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Indymedia.ch 20.1.12 (17:02)
https://switzerland.indymedia.org/de/2012/01/85058.shtml

Aktuelles zur Anti-WEF Demonstration von Morgen Samstag den ::

AutorIn : anti-Wef        

Liebe Genossinnen, liebe Genossen

Wir besammeln uns wie geplant um 14:00 Uhr bei der Heiliggeistkirche in Bern um gegen das WEF zu demonstrieren.    
   
Schaut vorher regelmässig auf Indymedia, dort wird über allfällige Vorkontrollen informiert. Wir rechnen, trotz massivem Polizeiaufgebot und medialer Hetze im Vorfeld, damit unsere geplante Route durch die Berner Altstadt laufen zu können und hoffen auf eine lautstarke und kraftvolle Demonstration.
Für die Demonstration wurde kein Bewilligungsgesuch eingereicht, allerdings haben wir BernMobil unsere geplante Route mitgeteilt um einen reibungslosen Ablauf der Demo zu gewährleisten. Wir wollen eine selbstdisziplinierte Demo durchführen - solange uns die Polizei in Ruhe lässt. Sollte es wieder zu Bürgerwehrsaktionen von profilierungswütigen, gewaltgeilen, kleinbürgerlichen Möchtegernstadträten kommen, sind wir in der Lage die Demoteilnehmer/innen zu schützen. Für Gewaltphantasien empfehlen wir jedoch den betreffenden Personen ein Boxstudio, um sich auszutoben.

Heraus zur Anti-WEF Kundgebung Morgen Samstag, 14:00Uhr in Bern
Stop Reshaping Capitalism - Abort it

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Work 20.1.12

Tour de Lorraine

Finanzkrise und mehr

Längst ist die Berner Tour de Lorraine mehr als eine linke Beizentour zwischen Reitschule und Café Kairo. Die diesjährige, elfte Auflage bietet kritische Auseinandersetzungen mit Finanzkrise, Globalisierung, Kapitalismus und Wachstum an 17 Veranstaltungsorten. Zwischen Progr und ISS auf der einen, Restaurant du Nord und Luna Llena auf der anderen Seite der Aare. Mit klugen Köpfen wie beispielsweise Karl-Heinz Roth. Neben Bildung und Theorie werden dabei auch Konzerte, Filme, Tanz sowie Kulinarisches in Hülle und Fülle geboten.

Tour de Lorraine. Bern, Freitag, 20., und Samstag, 21. Januar. Detailliertes Programm zu finden unter: www.tourdelorraine.ch und in der Tagespresse.

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20 Minuten 20.1.12

Kultur-Rundlauf durch die Stadt

Sa, 21.1., Tour de Lorraine, verschiedene Lokale, Bern.

DIVERSES. Kaum einen Wunsch lässt die Tour de Lorraine offen: Insgesamt 17 verschiedene Locations diesseits und jenseits der Berner Lorraine-Brücke rufen mit Tanz, Theater, Filmen, DJs und Konzerte zum kulturellen Stafettenlauf auf. So legen etwa im erstmals teilnehmenden Kapitel die DJs John Player und Jay Sanders auf. Das gesamte Programm findet sich auf

www.tourdelorraine.ch

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Bund 20.1.12

Bern steht "heisser Samstag" bevor

Gemeinderat Reto Nause erwartet morgen einen "heissen Samstag" - im Vorfeld einer unbewilligten Anti-WEF-Demonstration wird zu Gewalt aufgerufen. Die Polizei wird bei der Kundgebung erstmals eine Juristin einsetzen, die verhindern soll, dass fehlerhafte Verfügungen ausgestellt werden. Die Polizei hat gestern ihr Bedauern ausgedrückt, dass beim SVP-Fest ein Jugendlicher fälschlicherweise weggewiesen wurde. (tik) - Seite 21

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Polizei rüstet sich für die morgige Anti-WEF-Demo

Die Kantonspolizei bedauert, dass sie am SVP-Fest einen Jugendlichen fälschlicherweise wegwies. Morgen will sie es besser machen.

Timo Kollbrunner

"Uns ist ein Fehler passiert, und wir bedauern das", sagt Polizeisprecher Michael Fichter. Es geht um den Fall eines Jugendlichen, der am 10. September 2011 am Rand des SVP-Familienfestes weggewiesen wurde. Nach den Randalen vier Jahre vorher, war die Nervosität gross. Die Polizei nahm während des Fests 55 Personen fest, 37 erhielten eine Fernhalteverfügung. Sie durften die Innenstadt bis am Morgen nicht mehr betreten. Der Polizei wurde Willkür vorgeworfen.

Vor ein paar Tagen nun hiess der Regierungsrat die Beschwerde des Vaters eines Jugendlichen gut und bezeichnete dessen Wegweisung als "nicht rechtens" ("Bund" vom Dienstag). Dem Jugendlichen war lediglich auf einem vorgedruckten Dokument beschieden worden, er sei "im Zusammenhang mit den unbewilligten Anti-SVP-Protestaktionen" angehalten worden. Eine Protestaktion fand aber erstens gar nicht statt, und zweitens muss jede Wegweisung individuell begründet werden.

Bisher keine Entschuldigung

"Wir akzeptieren diesen Entscheid", sagt Michael Fichter. Da am 10. September viele Personen per vorgedrucktem Dokument weggewiesen wurden, ist anzunehmen, dass weitere Wegweisungen nicht rechtens waren. "Ob in Bezug auf die übrigen Verfügungen Handlungsbedarf besteht, werden wir mit den vorgesetzten Stellen und Aufsichtsinstanzen besprechen", sagt Fichter. Ob sich die Polizei bei dem Jugendlichen entschuldigen wird, lässt er offen. "Prioritär ist, dass solche Fehler nicht mehr passieren." Der Vater des Jugendlichen überlegt sich derweil, die Polizei wegen falscher Anschuldigungen anzuzeigen. "Wir klären mit Anwälten ab, ob das Sinn macht", sagt er. Fichter beteuert, seit dem SVP-Wahlfest seien Verbesserungen beim Informationsfluss und in der Ausbildung vorgenommen worden. Und nach dem Entscheid des Regierungsrates habe die Polizei ihre Kontrolle verbessert. Künftig solle eine Juristin auf Platz sicherstellen, dass ausgestellte Verfügungen rechtens seien.

Nause erwartet "heiklen Samstag"

Bereits morgen wird diese Person erstmals zum Einsatz kommen. Um 14 Uhr treffen sich Demonstranten vor der Heiliggeistkirche zur "Wipe out WEF"-Demo. Die Kundgebung ist nicht bewilligt. "Bei uns ist bisher kein Gesuch eingegangen", sagt Sicherheitsdirektor Reto Nause. Man stehe mit den Organisatoren nicht in Kontakt. In anonymen Mails wird für einen "heissen Demosamstag" Stimmung gemacht: "Es ist an der Zeit, in der Sprache zu antworten, in der die anderen sprechen: Gewalt! Machen wir kaputt, was uns kaputtmacht." Das seien "betrübliche Zeichen", sagt Reto Nause. Seit Wochen stehe er mit der Kantonspolizei für die Planung des morgigen Einsatzes in engem Kontakt. "Ich habe den Eindruck, es könnte ein heikler Samstag werden."

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BZ 20.1.12

Juristin unterstützt Polizeiarbeit

Wegweisungen · Die Polizei reagiert auf Kritik zum Umgang mit Wegweisungen: Wenn Verfügungen ausgestellt werden, ist neu eine interne Juristin dabei.

Rund um das SVP-Fest im September waren Dutzende Personen von der Polizei angehalten worden. Gegen 37 stellte die Polizei eine Fernhalteverfügung aus. Sie durften die Innenstadt bis am Morgen nicht betreten. Ein Vater wehrte sich erfolgreich gegen die Festnahme seines Sohnes. Die Polizeidirektion (POM) hiess die Beschwerde gut (vgl. Dienstagausgabe). Die Verfügung genüge den Mindestanforderungen einer Wegweisung nicht, so die POM.

Die Polizei habe den Entscheid eingehend analysiert und werde das Verfahren nicht weiterführen, sagt Michael Fichter, Sprecher der Kantonspolizei. Fichter sagt, dass die Polizei bereits einige der Punkte umgesetzt habe, welche die POM kritisiere. Im September hatte Ex-Statthalterin Regula Mader (SP) die Abläufe im Festhalteraum analysiert und Empfehlungen abgegeben. Daraufhin sei etwa der Infofluss verbessert und vereinheitlicht worden. Kapo-Kommandant Stefan Blättler habe entschieden, weitere Massnahmen zu treffen. Wenn Verfügungen ausgestellt werden, werde künftig eine interne zusätzliche Person dabei sein, eine Juristin. Dieses Vorgehen werde ab sofort angewendet. Also auch, wenn es morgen an der Anti-WEF-Demo zu solchen Verfügungen kommen sollte. wrs

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20 Minuten 20.1.12

Anti-Wef-Demo: Linke mit Verhaltenstipps im Web

Bern. Leitfaden für die Anti-Wef-Demo: Im Internet geben sich Linksaktivisten Tipps für den Fall, dass es bei der morgigen Demo zur Konfrontation mit der Polizei kommt.

Morgen könnte es an der "Wipe out Wef"-Demo in Bern zu Ausschreitungen kommen: Diese Befürchtung äussert die FDP und macht auf anonyme Gewaltaufrufe im Internet aufmerksam. Die Kantonspolizei hat Kenntnis von der Kundgebung. "Über das Dispositiv geben wir aber keine Auskunft", so Kapo-Sprecher Michael Fichter.

Im linken Lager bereitet man sich schon auf die Begegnung mit der Polizei vor. Vorsorglich wurde eine "Anti‑Repressions-Hotline" eingerichtet, bei der allfällige Übergriffe durch Polizisten gemeldet werden können. Weiter werden online Anweisungen für den Ernstfall einer Verhaftung gegeben, z. B.: "Schalte dein Handy aus und lösche die Adressliste." Die Demonstranten wollen sich gar falsche Namen geben, um sich trotz Anwesenheit der Polizei verständigen zu können.

Friedlicher wird es wohl an der "Tour de Lorraine" zugehen. Heute Abend und morgen Nachmittag wird mit zahlreichen Workshops, Film- und Diskussionsveranstaltungen eine Plattform für kritische Stimmen zum Wef geboten. Die grosse Sause steigt dann morgen Abend, wenn 17 verschiedene Locations mit Partys und Konzerten locken. OK-Mitglied Markus Flück: "Wir rechnen mit etwa 3500 Besuchern." Nathalie Jufer

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BZ 20.1.12

Hinter den Kulissen von "Hamlet"

Tojo-Theater · Ambitiöses Studierenden-Theater: In ihrer zweiten Produktion "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" befragt die Gruppe "Die unteren 10 000" Shakespeares "Hamlet" - und das Medium Theater schlechthin.

Wahrlich - Rosenkranz und Güldenstern sind nicht zu beneiden: In Shakespeares Paradeklassiker "Hamlet" können sich die Jugendfreunde des dänischen Prinzen nur sehr bedingt entfalten. Als klassische Nebenfiguren dürfen die beiden Höflinge - vom König mit Detektivaufgaben in Sachen Hamlet betraut - bloss ein paar Dialoge führen, bevor ein Gesandter überraschend ihr Ableben in England verkündet. In der aktuellen "Hamlet"-Inszenierung des Stadttheaters Bern bleibt von ihnen nicht mehr übrig als ein krudes Duo synchron sprechender Befehlsempfänger.

Verlorene Gestalten

Zum Glück gibt es "Die unteren 10 000" - möchte man meinen. Das junge Berner Theaterkollektiv adelt Rosenkranz und Güldenstern in seiner zweiten Produktion zu Hauptfiguren und widmet sich unter anderem der brennenden Frage, was die beiden während ihrer längeren Bühnenabwesenheiten eigentlich tun und denken.

So steigen sie denn aus den Zuschauerreihen hinab in eine abstrakte Hinterbühnenwelt aus getürmten Kartonschachteln. Dominic Wüthrich gibt den Rosenkranz, Sandro Ilg den Güldenstern. Oder doch umgekehrt? Austauschbarkeit, so scheint es, gehört zum Prinzip. Zwei verlorene Gestalten in karierten Hemden sind da zu beobachten, die selber vorab beobachten und sich in einem Netz aus grossen und kleinen Fragen verstricken. Die Fragen gelten der Rolle, die ihnen zugedacht worden ist. Sie gelten den überklugen Sentenzen, die Prinz Hamlet gerne zum Besten gibt. Und sie gelten dem (klassischen) Theater schlechthin, dem offenkundig nicht mehr zu trauen ist.

Shakespeares Tragödie magert dabei zum vagen Skelett. In loser Folge erscheinen szenische und sprachliche Versatzstücke. Hamlet (Maximilian Phal), Ophelia (Julia Haenni) und König Claudius (Tiziano Martini) geistern als stilisierte Pantomimen durch die Szenerie, deren Stimmen reichlich behäbig aus dem Off erklingen.

Beckett & Co. lassen grüssen

So originell die Grundidee anmutet - sie basiert im Wesentlichen auf dem Stück "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" von Tom Stoppard (1966). Und das gilt auch für die Anspielungen auf Becketts "Warten auf Godot", die in der Inszenierung zum Ausdruck kommen. Zudem scheinen viele theatertheoretische Schriften eingeflossen zu sein, was dem textlastigen Bühnenprojekt die Aura raunender Klugheit verleiht. Gutes Theater wird daraus allerdings nur sehr bedingt.

Zu aufgesetzt wirken letztlich die beiden - bald streitenden, bald (ver)zweifelnden - Protagonisten, zu bemüht und gestrig wirkt die Produktion in ihrem Bedürfnis nach konsequenter Brechung. Immerhin: In den besten Momenten gelingen dem Ensemble dichte Szenen von atmosphärischer Qualität, zu der das Pseudo-Renaissance-Streichquartett einiges beiträgt. Oliver Meier

Weitere Vorstellung: heute, 20.30 Uhr, Tojo-Theater.

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Basler Zeitung 20.1.12

Grande Dame und Punk in einem

Die Basler Schauspielerin Grazia Pergoletti im Schlachthaus Theater Bern

Von Sarah Leonor Müller

Grazia Pergoletti ist eine Grande Dame der freien Theaterszene. Eine Grande Dame mit anarchistischer Vergangenheit. "Ach, das ist alles schon wahnsinnig lange her", winkt die Schauspielerin ab. Irgendwie wirkt sie erstaunt, dass man sich noch immer für ihre Jugend in Basel und ihre Hausbesetzerzeit interessiert. Pergoletti wurde 1964 in Basel geboren.

"War ich ein Punk?", nimmt Pergoletti die Frage dann doch noch einmal auf, "ja, ich war ein Punk. Allerdings ein Kunstgewerbeschule-Punk." Bevor sie zur Schauspielerei kam, machte Pergoletti einen Abstecher. Sie studierte an der Schule für Gestaltung in Basel zunächst Bühnenbild. Bis sie merkte: "Es gibt andere, die das besser können als ich", wie sie rückblickend sagt.

Dann entdeckte die junge Frau eine Anzeige des Basler Jugendtheaters (heute Junges Theater Basel). Neue Schauspieler wurden gesucht. Da wusste sie: "Das ist es. Die müssen mich nehmen!" Nach zwei Produktionen im Jugendtheater zog es die Laienschauspielerin an die Theaterschule 1230 in Bern. Es war ein pragmatischer Kurzentschluss, der Pergoletti in die Stadt führte: Dort waren die Aufnahmeprüfungen zuerst ausgeschrieben.

Den Bezug zur Anarchoszene verlor die Schauspielerin nie. Durch das Mitwirken in der Berner Achtziger-Bewegung hat sich die Bühnenkünstlerin in der freien Theaterszene etabliert.

Flaggschiff der Alternativkultur

Es herrschte Aufbruchstimmung. 1987 wurde die Reitschule, bis heute wichtigstes Flaggschiff der Berner Alternativkultur, besetzt. Zusammen mit der Regisseurin Meret Matter, Tochter des Berner Barden, nahm Pergoletti einen Raum für den Aufbau des Tojo-Theaters in Beschlag und gründete das Theater Club 111.

Geld war keines da. Mit legendären Tojo-Discos finanzierten sie sich die Infrastruktur und nebenbei jobbten sie in der Brasserie Lorraine, wie es so manche unabhängige Geister - etwa Endo Anaconda oder Samuel Schwarz - taten. "Es war in den Achtzigern ganz klar, dass man in die freie Szene geht", sagt Pergoletti. Natürlich habe man auf die international wichtigen Häuser wie das Thalia in Hamburg geschielt, doch sei es einfach unwahrscheinlich gewesen, dorthin zu kommen. "Und ans Stadttheater Bern wollte damals - ehrlich gesagt - niemand. Lieber stellte man selber etwas auf die Beine."

Pergoletti und Matter waren nicht karriereorientiert, sie waren ambitioniert: "Wir haben wirklich alles für unser Theater gegeben", sagt Pergoletti. Den Durchbruch schafften sie 1991 mit der fünfteiligen Science-Fiction-Serie "Spaceboard Galuga". "Das Fernsehen kam, wir traten im Theaterhaus Gessnerallee auf, und wir wurden endlich subventioniert. - Was wollte ich mehr?", sagt sie rückblickend. Bis heute mischt das Theater Club 111 mit witzigen, nicht eben apolitischen Performances wie "Finanzblätz CH" (2008) die Schweizer Theaterszene auf.

Als Meret Matter zu Marthalers Zeiten ans Schauspielhaus Zürich ging, verschlug es auch Pergoletti als Gast dorthin. Eine tiefe Liaison zum Stadttheaterbetrieb begann. Doch "egal, was man macht", sagt sie überzeugt, "die Arbeit ist nicht von der Institution abhängig. Man muss sich an Leuten orientieren, die vertreten, was du gut findest." In den letzten zehn Jahren sei die Trennlinie zwischen freier Szene und Stadttheater immer dünner geworden.

In die Institution

Über ihr dreijähriges Engagement ab 2004 am Berner Stadttheater gerät sie ins Schwärmen: "Es war eine super Erfahrung. Man hatte andauernd eine neue Teamleitung und lernte daher, ganz verschiedene Sachen zu liefern." In dieser Zeit traf sie den Regisseur Tomas Schweigen, über den sie als Gast zur freien Zürcher Gruppe "Far A Day Cage" stiess.

Momentan spielt die freie Schauspielerin in der Uraufführungsproduktion "Verkleidete Engel habe ich schon viele gesehen" unter der Regie von Magdalena Nadolska im Schlachthaus in Bern. Als Fernsehmoderatorin in Begleitung eines musizierenden Engels (Christine Hasler) geht Pergoletti dem Glauben der Berner auf den Grund. "Nun sag, wie hast dus mit der Religion?" ist zurzeit Motto des Winterfestivals im Schlachthaus Theater.

Heute wohnt Pergoletti wieder mehrheitlich in Basel. Und Regisseur Tomas Schweigen ist zurzeit am Theater Basel tätig. Unweigerlich verführt das zur Frage: "Nun sag, wie hast dus mit dem Theater Basel?" Pergoletti schmunzelt: "Dorthin würde ich natürlich sofort gehen."

"Verkleidete Engel habe ich schon viele gesehen". Premiere, 24.01.2012, 20.30 Uhr, Schlachthaus Theater Bern www.schlachthaus.ch

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Bund 20.1.12

Club-Sterben: Wird jetzt die Aarbergergasse geklont?

Der Gemeinderat sucht Lösungen für das Berner Nachtleben. Er prüft die Schaffung neuer "Ausgehmeilen".

Christoph Lenz

Die Botschaft datiert vom 14. Dezember 2011. Doch wenn sie heute vom Ratssekretariat veröffentlicht wird, kommt sie genau zum richtigen Zeitpunkt. Seitdem das Kornhausforum am Mittwoch mitgeteilt hat, ab sofort würden im alten Gemäuer keine Partys mehr stattfinden, kocht der Unmut des Ausgehvolks wieder hoch (siehe "Bund" von gestern). Was der Gemeinderat nun als Antwort auf die Interpellation "Lässt der Gemeinderat das Berner Nachtleben einfach vor die Hunde gehen . . .", die im Sommer 2011 von Manuel C. Widmer (GFL) und sieben weiteren Stadträten aller politischer Couleur eingereicht wurde, vorlegt, könnte die Gemüter wieder etwas beruhigen.

Denn: Der Gemeinderat gibt sich konziliant, zumindest in einem Punkt. So erklärt die Stadtregierung in ihrer Antwort, sie prüfe, ob es in der Stadt Bern möglich sei, an weiteren Standorten "Ausgehmeilen" planerisch festzulegen. Als Ausgehmeile wurde bislang stets die Aarbergergasse bezeichnet. Entscheidend ist, wie der Pilotversuch mit dem Security-Konzept Obere Altstadt Nord verläuft. Sollte das Konzept sich als "geeignet zur Verhinderung und Verminderung von Sekundärlärm" erweisen, könnte es auch "für weitere Orte" angewandt werden, schreibt der Gemeinderat. Ansonsten bleibt die Stadtregierung standfest. Weiterhin ist sie der Meinung, dass die Stadt Bern mit an Wochenenden über 100 Überzeitbewilligungen pro Tag ein attraktives Nacht- und Kulturleben biete. Dieses müsse aber "im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten realisiert werden". Ferner wird darauf verwiesen, dass nicht nur Lokale verschwänden, sondern stets auch neue hinzukämen. (len)

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BZ 20.1.12

Buskers-Fest gefährdet

Kornhausforum · Vom Aus für Partys ist auch das Buskers-Schlussfest betroffen. Der Leiter des Kornhausforums erwartet Vorschläge von der Abteilung Kulturelles.

Überzeitbewilligungen sind nur im Paket mit einem Fumoir zu haben. Dies beschied der Regierungsstatthalter dem Kornhausforum schon vor Längerem. In letzter Zeit behalf man sich mit einem Provisorium. Weil die Besitzerin des Kornhauses, die städtische Liegenschaftsverwaltung, nun den Einbau und den Betrieb eines Fumoirs "verbietet", wie Forumsleiter Bernhard Giger sagt, habe man Konsequenzen ziehen müssen (wir berichteten). Neben den Partys von Ammonit Events ist auch das Schlussfest des Busker-Festivals betroffen. "Wir möchten diesen Anlass aber behalten", sagt Giger. Er erwartet, dass die Abteilung Kulturelles der Stadt hier aktiv wird und eine Lösung findet. Giger versteht nicht, weshalb überhaupt ein Fumoir nötig ist, rauchen könne man ja auch draussen. Die Kosten für ein Fumoir - nebst dem fehlenden Platz dafür - hätte sich das Forum sowieso nicht leisten können.

Feuerpolizeilich heikel

Das Geld ist auch für Fernand Raval, Leiter der städtischen Liegenschaftsverwaltung, ein wichtiges Argument. Umso mehr, als das alte Gebäude kaum so abzudichten wäre, dass der Rauch nicht durch Ritzen entweichen könnte. Dies habe unter anderem zu Fehlalarmen geführt. "Wir hatten zudem feuerpolizeiliche Beanstandungen, weil Fehlalarme nicht sachgerecht abgestellt worden waren", ergänzt Raval. Die Sicherheit sei nicht gewährleistet gewesen. Für ihn ist das Kornhausforum als Partylokal Vergangenheit. Laut Medienchef Walter Langenegger will sich der Gemeinderat der Frage annehmen.

Ammonit sucht neue Bleibe

Beendet hat die zwölfjährige Zusammenarbeit mit dem Partyveranstalter Ammonit Events das Kornhausforum. "Wir hatten keine andere Wahl", begründet Giger. Differenzen oder Probleme habe es keine gegeben. Die Anlässe um Ostern werden in die grosse Halle der Reitschule verlegt, wie Fabian Wyssbrod von Ammonit Events mitteilt. "Für die Zeit danach suchen wir ein neues Lokal in Bern." Er geht davon aus, dass die Liegenschaftsverwaltung nach der vergeblichen Suche nach der Ursache der Fehlalarme die Geduld verlor. Sein Fazit: "Damit war der Vorwand da, um die Partys loszuwerden, die ihr sowieso ein Dorn im Auge waren." cab

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20 Minuten 20.1.12

Stellungnahme nach Party-Aus

BERN. Nach dem Entscheid, dass im Kornhausforum keine Partys mehr gefeiert werden dürfen (gestern in 20 Minuten), nimmt der Veranstalter Ammonit Events nun auf Facebook Stellung. Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt habe der Berner Musikszene einen weiteren Schlag ins Gesicht verpasst. Ammonit veranstaltet seit zwölf Jahren erfolgreiche Events im Kornhaus. Niemals sei man auf Beiträge aus öffentlichen Kassen angewiesen gewesen. Der Entscheid gegen die Partys fiel, weil nur mit Fumoir gefeiert werden darf, das installierte Fumoir aber offenbar den Anforderungen nicht genügt.

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ammonitevents 19.1.12

https://www.facebook.com/#!/ammonitevents/posts/314401565265002

Stellungnahme von ammonit Events zur Berichterstattung über die aktuellen Geschehnisse im Berner Kornhausforum

Nach der überraschenden und fragwürdigen Verfügung der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern nehmen wir als betroffener Veranstalter folgendermassen Stellung:

ammonit Events veranstaltet seit über 12 Jahren erfolgreich im Berner Kornhausforum. Wir kreierten im vergangenen Jahrzehnt Veranstaltungen und schufen eine Plattform für junge Berner Künstler sowie internationale Top-Acts. Unsere Events etablierten sich rasch und zogen jährlich mehrere tausend Besucher aus der gesamten Schweiz in die Bundeshauptstadt.

Die Leitung der Kornhausforums wusste unsere Arbeit stets sehr zu schätzen und förderte unsere Projekte. Obwohl wir immer marktübliche Preise für die Lokal-Miete bezahlten, standen unsere Veranstaltungen zu jeder Zeit auf eigenen Beinen und wurden selbst finanziert. ammonit Events hat noch nie einen Antrag auf Subventionen oder Beiträge aus öffentlichen Kassen beantragt.

Leider kamen mit den Jahren immer neue Auflagen und Gesetze, welche unser Schaffen komplexer und aufwändiger werden liessen. ammonit Events hat sich diesen Herausforderungen stets gestellt und kam sämtlichen neuen Forderungen seitens der städtischen Behörden nach.

Vor gut zwei Jahren wurde seitens der Behörden Folgendes eröffnet: Die für uns notwendige Bewilligung werde nur noch erteilt, wenn ein Fumoir nachgewiesen werden kann - um Anwohner vor nächtlichen Lärm-Emissionen zu schützen. Wir liessen im Anschluss vom Regierungsstatthalteramt ein entsprechendes Fumoir bewilligen. Dieses betrieben wir mit grossem Aufwand und mit einer mobilen Lüftung, welche wir selber finanzierten (!).

Die Situation schien bereinigt und sämtliche Parteien zufrieden - ausser eine: Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern, welcher die Partyreihen im Kornhaus seit Jahren ein Dorn im Auge waren. Der konkrete Grund wurde uns jedoch nie mitgeteilt. Unsere Vermutung, dass eine gewisse Verschlossenheit und ein Nicht-Verständnis für Entwicklungen in der Jugendkultur dabei eine tragende Rolle gespielt hatten, wurde uns aus gut unterrichteten Kreisen bestätigt.

Dass die selbe Verwaltung "die Gunst der Stunde" unter dem Vorwand der Feueralarme nutzt, Ihre Macht auszuspielen ist ein offenes Geheimnis. Fakt ist, dass die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern Ihrer Pflicht jahrelang nicht nachgekommen ist, sich mit der Brandmeldeanlage im Kornhaus auseinanderzusetzen und Fehler zu beheben. Ammonit hat das Handling mit den Brand-Alarmen im Kornhaus immer vorschriftsgemäss und wie von der Vermieterin instruiert durchgeführt. Fatal an dieser Angelegenheit ist zusätzlich, dass weder die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern, noch die zuständigen Behörden oder die Feuerwehr die Brandmeldeanlage dieses öffentlichen Gebäudes ordnungsgemäss bedienen kann. Sämtliche Fehlalarme (auch ausserhalb des Veranstaltungsbetriebes) können nämlich bis dato nicht eindeutig einer Ursache zugeordnet werden.

Dass sich diese Verwaltung nun mit unbegründeten und nicht belegten Fakten auf die Äste begibt, wirft doch viele Fragen auf.

Facts, Folgen & Forderungen:

Die Facts:

Ohne Fumoir keine Überzeitbewilligung. Ohne Überzeitbewilligung keine Party- Veranstaltungen mehr.
Aufgrund des Ausgehverhaltens der jungen Erwachsenen ist das Beenden einer Party um 02.45 Uhr absurd und undenkbar. Wir streben mit unseren Veranstaltungen eine Qualität an, die unter solchen zeitlichen Einschränkungen nicht mehr angeboten werden kann.

ammonit bereichert die "Kultur-Stadt" Bern mit eigenständigen, wertvollen Musikanlässen seit über 13 Jahren und hat sich zu einem der renommiertesten Veranstalter elektronischer Musik in der Stadt & Region entwickelt.

ammonit bespielt Nischen im Musikgeschehen, fördert junge, talentierte Künstler, nimmt ernsthaft an der lebhaften Musik-Kultur teil und holt seit Jahren internationale Künstler nach Bern.

ammonit sitzt & sass der Stadt nie auf dem Portemonnaie!

ammonit schafft soziale Netzwerke und wertvolle Arbeitsplätze.

Die Folgen:

ammonit wurde durch den Entscheid der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern eine wichtige Plattform genommen.

ammonit arbeitet & plant langfristig. Dieser Entscheid ist höchst brisant für uns als Veranstalter - und könnte Schadenersatzforderungen für abgeschlossene Künstlerverträge seitens derer Agenturen mit sich bringen.

Die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern fördert mit ihrem Entscheid das "Berner Clubsterben" und erteilt der Berner Musikszene einen weiteren Schlag ins Gesicht.

Das schon lange gebeutelte Budget des Kornhausforums wird arg strapaziert (Verlust von mehreren Zehntausend Franken Mieteinnahmen pro Jahr).

Die Forderungen:

Bern braucht ein klares Bekenntnis zu einem hauptstadtwürdigen, attraktiven Nachtleben! ammonit fordert zudem ein dringliches Zusammenarbeiten von Veranstaltern und relevanten Behörden sowie der Politik. Es kann nicht sein, dass willkürliche Entscheide unsere Zukunft gefährden.

ammonit Events, Bern, 19. Januar 2012

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derbund.ch 19.1.12

"Es wird eine Aktion geben"

Von Hanna Jordi.

Nach dem Ende der Partys im Kornhausforum gewinnt die Diskussion um das Clubsterben an Dynamik: Der Verein Pro Nachtleben Bern kündigt für nächste Woche eine Aktion an - und ein Veranstalter organisiert eine Protest-Party.

Kaum wurde publik, dass die Partyreihe im Kornhausforum eingestellt werden muss, kündigte der Verein Pro Nachtleben Bern an, "andere Saiten" aufzuziehen. "Den bürokratischen Weg haben wir bereits beschritten", führt Vereinspräsident Thomas Berger aus. "10’700 Personen haben die Petition für ein hauptstadtwürdiges Nachtleben unterschrieben - und vom Gemeinderat haben wir ausser einer Eingangsbestätigung nichts vernommen".

Nun sei der Verein von den neuesten Entwicklungen im Kornhausforum überrascht worden. Berger spricht von einem "moralischen Tiefschlag". Entsprechend wird nun gehandelt: "Nächste Woche wird es eine Aktion geben", so Berger. Worum es sich dabei handelt, will er nicht preisgeben - "um den Überraschungseffekt nicht zu verderben", wie er sagt. Doch Berger ist zuversichtlich, was die Mobilisierung anbelangt: "Wir sind gut vernetzt und stehen im Kontakt mit verschiedenen Kollektiven."

Hoffen auf eine politische Dynamik

Christian Pauli, Präsident des Vereins der Berner Kulturveranstalter Bekult, hofft auf eine politische Dynamik , die sich vor dem Hintergrund der jüngsten Vorkommnisse in der Causa Clubsterben entwickeln könnte, wie er auf Anfrage von DerBund.ch/Newsnet sagt.

Ob und wie sich die Kulturveranstalter in die laufende Debatte einbringen werden, sei noch offen. "In der Vorstandssitzung vom nächsten Dienstag wird das Kornhausforum aber sicher Thema sein."

"Wir leben nicht in den Achtzigern"

Während sich jene, die für "transparente Rahmenbedingungen und klar definierte Auflagen" (Wortlaut der Petition) einstehen, noch nicht in die Karten blicken lassen, sind andere für offenherzigere Bekenntnisse zu haben. Die Gruppe mit dem expliziten Namen "Figg di Frou Müller" erfreut sich auf Facebook derzeit grosser Beliebtheit: "Innerhalb von drei Tagen haben wir fast die 1000-Mitglieder-Marke geknackt", sagt Mit-Initiator Terry Loosli.

Auf der politischen Ebene sei die Situation blockiert - entsprechende Vorstösse aus dem Stadtrat sind noch hängig - also gelte es, die Basis für die Problematik zu sensibilisieren, sagt Loosli zum Sinn und Zweck der Gruppe - zu sensibilisieren für die "Willkür und und die Missstände" in der Bewilligungspraxis der städtischen Behörden, wie er sagt.

"Frou Müller" steht laut Facebook-Information für die Menschen, die "neben deine Lieblings-Bar, neben deinen Lieblings-Club ziehen" und dann beginnen, "sich zu beschweren". Bisher vermisste Terry Loosli eine gewisse Handlungsbereitschaft unter den Betroffenen, den Nachtschwärmern unter dem Kulturpublikum, ihren Unmut kundzutun: "Wir leben nicht mehr in den Achtzigerjahren", sagt er in Anspielung auf die damaligen Jugendunruhen und konstatiert eine gewisse Lethargie in der Zielgruppe. "Es ist aber möglich, dass der Leidensdruck mit dem Ende der Partys im Kornhausforum nun eine Grenze überschritten hat."

Frau Müller könnte auch Frau Meier heissen

Loosli, der im Dachstock und im Kapitel engagiert ist und im geschlossenen Sous Soul tätig war, will niemanden persönlich angreifen, wie er sagt. "Frau Müller könnte auch Frau Meier heissen", relativiert er.

"Frau Meier" - diesen Namen trägt auch das Lied von Mani Matter im Titel, in dem sich Hans-Jakobli und Babettli abwechslungsweise über den Lärm des anderen beschweren und der mit den Worten schliesst: "I wett fasch säge: D'Wält wär freier we meh würd grüeft: He he Frou Meier!".

Ein erstes Mal bekommen sich die Mitglieder des "losen Zusammenschlusses von kulturaffinen Menschen" am 17. Februar zu Gesicht. Dann findet die Party "Figg di Frou Müller" im Wasserwerk Club statt. (DerBund.ch/Newsnet)

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Blick am Abend 19.1.12
http://issuu.com/blickamabend/docs/19.01.2012_be/10

"Behörden sind der Tod des Nachtlebens"

FINITO  Im Kornhausforum gibts keine Partys mehr. Bei den Nachtschwärmern brodelt es gewaltig.

markus.ehinger@ringier.ch

Das beliebte Kellerlokal SousSoul ist seit Ende 2011 geschlossen. Das Wasserwerk steht ebenfalls vor dem Aus. Und seit gestern ist bekannt, dass es auch im Kornhausforum keine Partys mehr geben wird.

Grund für das abrupte Ende der Partys: Im Kornhausforum gibts kein Fumoir und so rauchen die Party-Besucher auf der Strasse und verursachen Lärm. Fernand Raval, Abteilungsleiter der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern: "Das Kornhaus ist eine städtische, öffentliche Liegenschaft. Und in solchen ist das Rauchen prinzipiell untersagt." Er betont, dass das Kornhausforum und nicht die Liegenschaftsverwaltung entschieden habe, keine Partys mehr durchzuführen. "Es ist aber auch richtig, dass wir heute nicht Hand bieten konnten, damit ein Fumoir im Kornhaus eingebaut wird, welches allen Sicherheitsvorschriften genügt", sagt Raval.

Immerhin: Walter Langenegger, Infochef der Stadt Bern, sagt heute im "Bund", dass die Stadt eine Nachrüstung mit Fumoir prüfen werde.

Die Nachtschwärmer haben genug von den Hiobsbotschaften. "Jetzt reichts. Mit dem Entscheid, im Kornhausforum keine Partys mehr zuzulassen, verliert das Berner Nachtleben ein weiteres Aushängeschild", sagt Thomas Berger vom Verein Nachtleben Bern. GFLStadtrat und DJ MCW, Manuel C. Widmer, twittert: "Behörden sind der Tod des Nachtlebens! Und der Gemeinderat pennt weiter."

Kritik gegen die Behörden gibts auch auf Facebook. Die Gruppe "Figg Di Frou Müller" hat grossen Zuwachs. "Frau Müller" stehe stellvertretend für alle Meiers, Scheideggers, Lüthis, Kipfers, oder wie auch immer sie hiessen, steht auf einem Flyer: "Sie ziehen in die Stadt, in die ‹urbanen› Zentren. Sie ziehen neben deine Lieblings-Bar, neben deinen Lieblings-Club, neben das Konzertlokal. Schon bald beginnen sie damit, sich zu beschweren.". Die Entscheidungsträger seien die gleichen "Bünzlis" und deshalb würden die Lärm-Kläger Recht bekommen. "Jetzt reichts, wir klagen an. Mit Kultur." Im Wasserwerk soll deshalb am Freitag, 17. Februar, eine "Figg Di Frou Müller"-Protestparty steigen.

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Bund 19.1.12

Tour de Lorraine

Erst der Workshop, dann die Party

Schon seit einer Weile kommt auf den Plakatwänden der Stadt eine hässliche Spinne gekrochen: der klotzige Körper eine Dampfwalze, die Beine Kranhälse. Noch bildhafter kann man die Schattenseiten des Wachstumswahns kaum darstellen, als die jährlich wiederkehrende Tour de Lorraine es heuer tut. Zum zwölften Mal findet parallel zum Wirtschaftsforum in Davos in Bern ein Gegenforum statt. Diesmal unter dem Motto "Wachstumswahnsinn loswerden". Doch nicht nur die politisch Engagierten und sozial Wachen dürfen sich am Wochenende austoben - auch die Mitglieder der Vergnügungsgesellschaft kommen auf ihre Kosten; denn die Tour de Lorraine folgt der Maxime, wonach zwar erst die Arbeit, dann aber sicher das Vergnügen kommt. Workshops und rauschende Feste halten sich hübsch die Waage.

Eine Premiere . . .

Nach der Informationsveranstaltung im Café Kairo trumpft das Kino in der Reitschule mit einer Schweizer Premiere auf: Der Dokumentarfilm "Die Ökonomie des Glücks" dreier amerikanischer Filmemacher lässt Menschen zu Wort kommen, die sich für eine entglobalisierte Ökonomie einsetzen, für ein lokales Bewusstsein - von der Karotte am Marktstand bis zur Altersuniversität, um das Wissen der älteren Bevölkerung zu bewahren.

. . . und die Qual der Wahl

Am Samstag buhlen zwölf Workshops in der Turnhalle Progr um engagierte Diskussionsteilnehmer. Und in den Abendstunden gilt es dann, ein lokales Bewusstsein für die Gefilde zwischen Reitschule und Breitfeld zu entwickeln: 13 Veranstaltungsorte geben die Bühne frei für smarte Künstler wie die Baseball Bat Boogie Bastards (Brasserie Lorraine), die klingen, als würde Johnny Rotten Jerry-Lee-Lewis interpretieren, Herzensbrecher-Barde Alejandro Jiménez (Wartsaal), die Berner Swing-Elektroniker Klischée (Aare Garage) oder Festmacher Bud Clyde (ebenda). Wem eine Darbietung nicht passt, dem kommt das äusserst ökonomische Rundum-Ticket à 25 Franken entgegen. Solcherart ausgestattet, braucht er nur ein paar Meter weiter in die nächste Lokalität, zum nächsten Fest, zu stolpern. (hjo)

Lorraine Fr, 20. 1., und Sa, 21. 1. Ausführliches Programm unter: www.tourdelorraine.ch

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 WoZ 19.1.12

Tour de Lorraine

Weltwirtschaftskrise

Erneut steckt die Weltwirtschaft in einer Krise. Das Karussell dreht sich immer schneller, die Häufigkeit der Krisen nimmt zu: Nach der Finanz- und Bankenkrise vor drei Jahren droht nun die Eurokrise die globale Wirtschaft in den Abgrund zu ziehen. Regierungen werden abgesetzt und durch TechnokratInnen aus dem Bankenwesen ersetzt, doch die Lösungsansätze der Mächtigen bleiben dieselben.

Das oberste Ziel bleibt die Steigerung des Wirtschaftswachstums. Damit soll die Arbeitslosigkeit bekämpft und mehr produziert und konsumiert werden. Seit ein paar Jahren wird dies von einer wachsenden Anzahl von Basisorganisationen, Bewegungen und Intellektuellen kritisiert, die für eine bedarfsorientierte, solidarische Ökonomie einstehen, für ein Leben in Würde und Wohlstand für alle ohne unendliches Wirtschaftswachstum und ökologische Katastrophen. Forderungen, die in den letzten Monaten auch vermehrt auf öffentlichen Plätzen in vielen Städten weltweit ­ihren Ausdruck fanden und die Hoffnung nähren, dass der Homo oeconomicus, wie er sich jährlich am Weltwirtschaftsforum in Davos einfindet, ein Auslaufmodell ist.

Mit zahlreichen Workshops, Film- und Diskussionsveranstaltungen will die zwölfte Ausgabe der Berner Tour de Lorraine eine Plattform bieten, um die Konzepte der Wachstumskritik und die Visionen einer Postwachstumsgesellschaft kennenzulernen und weiterzudiskutieren, beispielsweise in der Infoveranstaltung "Die Weltwirtschaftskrise - Konsequenzen und Perspektiven" mit dem Historiker, Sozialforscher und Autor von "Globale Krise - Globale Proletarisierung - Gegenperspektiven", Karl-Heinz Roth, der auch einen Einführungsvortrag zum Thema "Krise des Kapitalismus" halten wird. Dabei werden die Krise sowie deren Hintergründe dargestellt und ein erstes Mal diskutiert.

Am Samstagmorgen wird mit Roth die Diskussion des Vorabends weitergeführt (nicht im offiziellen Tour-de-Lorraine-Programm). Die­se baut direkt auf dem Vortrag auf, weshalb es nur eine kurze Einführung geben wird. Um eine Vertiefung zu ermöglichen, sind deshalb der Besuch des Vor­abendvortrags oder anderweitige "Krisenkenntnisse" erwünscht. Die übrigen Veranstaltungen können auch ohne Vorkenntnisse besucht ­werden.

Denjenigen, die zuvor am Samstagmorgen an der vertiefenden Diskussion teilnehmen, wird ein (vegetarisches/veganes) Mittagessen angeboten. Eine kurze Voranmeldung fürs Mittag­essen bei info@faubern.ch genügt. Ausserdem hält Karl-Heinz Roth Kurzvorträge (mit anschliessender Diskussion): zuerst zur Frage, wie die gegenwärtigen, weltweiten Protestbewegungen zu deuten sind, danach zur Frage, welche Perspektiven (von unten) die aktuelle Krise bietet.

Wie jedes Jahr steigt dann am Samstag­abend das grosse Fest in diversen Lokalen dies- und jenseits der Lorrainebrücke mit vielen Konzerten und DJs. Der gesamte Erlös der Tour de Lorraine wird für Kampagnen und Projekte verwendet, die sich für soziale Gerechtigkeit ein­setzen.

Bern Einführungsvortrag: Café Kairo, Damm- weg 43, Fr, 20. Januar, 19.30 Uhr. Vertiefende Diskussion: Infoladen der Reitschule, Sa, 21. Januar, 10 Uhr. 1. Kurzvortrag: Treffpunkt im Progr, Waisenhausplatz 30, Sa, 21. Januar, 13 Uhr. 2. Kurzvortrag: Treffpunkt im Progr, Sa, 15.30 Uhr. Detailliertes Programm und Infos zu den Workshops und zum Fest: www.tourdelorraine.ch, www.faubern.ch.

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WoZ 19.1.12

Hausmitteilungen

Redaktion

Dyttrich in der Lorraine

Unter dem Titel "Wachstumswahnsinnloswerden" finden am 21. Januar anlässlich der Tour de Lorraine in Bern diverse Vorträge und Workshops statt (vgl. Seite 27 sowie www.tourdelorraine.ch). Mit dabei ist auch WOZ-Redaktorin Bettina Dyttrich, die von 15.30 bis 17.30 Uhr den Workshop "Landwirtschaft als Care-Arbeit" anbietet: Was hat die Pflege von Kranken mit dem Alltag von BäuerInnen zu tun? Der Workshop ist gratis, eine Anmeldung ist nicht erforderlich, der Treffpunkt ist in der Turnhalle des Progr.

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kulturagenda.be 19.1.12

Protest ist nicht genug

Die 12. Tour de Lorraine veranstaltet wieder ein Happening mit Bands, Partys, Workshops und Filmen in 17 Veranstaltungsorten. Im Rahmenprogramm geht es diesmal um mögliche Auswege aus der Wirtschaftskrise.

Die amerikanische Linguistin Helena Norberg-Hodge hat während Jahrzehnten verschiedene Gesellschaften untersucht. So konnte sie über einen grossen Zeitraum mitverfolgen, welche Auswirkungen die Globalisierung auf das abgeschieden in Tibet lebende Volk der Ladakh hatte. Der massenhafte Import subventionierter Nahrungsmittel zerstörte ein funktionierendes Gesellschafts- und Wirtschaftsgefüge. Zu den Folgen gehörten Arbeitslosigkeit, schwindender Zusammenhalt und ein Gefühl der Minderwertigkeit.

Der Unsinn versteckter Subventionen

Diese Studien dienten Norberg-Hodges als Grundlage für ihren preisgekrönten Dokumentarfilm "Die Ökonomie des Glücks". In ihm porträtiert sie unter anderem rund um den Globus Initiativen, welche lokal orientierte Wirtschaftssysteme fördern. Es kommen aber auch Marktexperten zu Wort wie der konservative englische Parlamentarier Zac Goldsmith. Er macht auf den Unsinn versteckter Subventionen aufmerksam: Bei einer Vollkostenrechnung würden sich Auswüchse internationaler Transporte nicht mehr lohnen. So importiert und exportiert England gleichzeitig annähernd gleich grosse Mengen von Milch, Brot, Eiern und Schweinefleisch.
Es sind solche Fakten, die den Film eindrücklich machen, den die Tour de Lorraine als Schweizer Premiere zeigt. Sie verdeutlichen, dass das reine Wirtschaftswachstum an sich auch völlig absurde Effekte erzielt. So trägt beispielsweise Umweltzerstörung zum Wachstum des Bruttoinlandproduktes bei, etwa wenn nur noch Wasser aus Flaschen getrunken werden kann. "Wenn man mit den Menschen spricht", sagt Alwin Egger vom Organisationskomitee der Tour de Lorraine, "ist fast allen klar, dass die Ressourcen der Erde endlich sind. Die meisten sehen bloss keinen Ausweg aus unserem System."

Konstruktive Kritik statt Protest

Als man im letzten Sommer begonnen habe, die diesjährige Veranstaltung zu planen, erklärt Egger, habe man nicht einfach die Krise thematisieren wollen: "Das wäre nur eine Reaktion gewesen." Vielmehr wolle man in verschiedenen Workshops und mit Filmen wie "Die Ökonomie des Glücks" aufzeigen, dass es alternative Ansätze gebe. "Wir haben keine fixfertigen Lösungen", gesteht Egger, "aber Vorschläge, über die man diskutieren kann."
Entstanden ist die Tour als Protestveranstaltung gegen das World Economic Forum in Davos. "Das sind wir immer noch", betont Egger, "aber wir transportieren unsere eigenen Inhalte." Damit geht der veranstaltende Verein einen Weg, den auch andere kritische Organisationen eingeschlagen haben. Der Fokus liegt heute weniger auf dem Protest als auf konstruktiver Kritik. Von diesem Ansatz sind auch die verschiedenen Workshops an der Tour geprägt, die Handlungsalternativen vermitteln. Und nach all der Theorie geht es auf zur eigentlichen Tour: dem Abklappern all der Partys und Konzerte in den Lokalen des Quartiers.

Silvano Cerutti
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
• Tour de Lorraine: Diverse Orte, Bern
Fr., 20., und Sa., 21.1.
www.tourdelorraine.ch
• "Die Ökonomie des Glücks":
Kino in der Reitschule, Bern
Fr., 20.1., 20 Uhr, und Sa., 21.1., 20.30 Uhr

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BZ 19.1.12

Aufrufe zu Gewalt an Demo

Anti-Wef-Demo · Für nächsten Samstag wird im Internet und in Mails zu Gewalt an der "Wipe out WEF"-Demo in Bern aufgerufen. Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause will Ausschreitungen unterbinden.

Die Stadt Bern steht vor einem heiklen Wochenende: "Es ist an der Zeit, in der Sprache zu antworten, in der die anderen sprechen: Gewalt! Machen wir kaputt, was uns kaputt macht. Zeigen wir den Bonzen in Bern, wer die Macht auf der Strasse hat, und verwandeln wir die Stadt in einen Hexenkessel!" Solche Schlachtrufe werden in anonymen Mails und auf einschlägigen Internetseiten für die "Wipe out WEF"-Demonstration vom nächsten Samstagnachmittag in Bern verbreitet.

FDP ist besorgt

Diese Aufrufe zu Gewalt bereiten der Stadtberner FDP Sorge: "Wir erwarten von Sicherheitsdirektor Reto Nause, dass er aufzeigt, wie er im Fall von Ausschreitungen reagieren will", forderte gestern Fraktionschef Bernhard Eicher.

Nause verfolgt Situation

"Ich bin erstaunt, dass die FDP an die Medien gelangt: Ich habe heute mit der Partei ein Treffen, an dem die Kundgebung vom nächsten Samstag thematisiert wird", sagte Sicherheitsdirektor Reto Nause gestern auf Anfrage dieser Zeitung. Er stehe seit mehreren Wochen in engem Kontakt mit der Kantonspolizei Bern. "Wir verfolgen die Situation sehr genau und werden alles Menschenmögliche unternehmen, um Ausschreitungen zu verhindern", so Nause. Und: "Aus taktischen Gründen kann ich zum geplanten Sicherheitsdispositiv keine Angaben machen." Ebenfalls aus taktischen Gründen konnte gestern Kantonspolizei-Sprecher Michael Fichter nichts zum Einsatzdispositiv der Polizei sagen: "Wir haben Kenntnis von der Demonstration und werden am Samstag die Situation im Auge behalten." Weil bei Demonstrationen dieser Art die Aktivisten meistens von der Reitschule starten und sich dann dorthin zurückziehen, forderte gestern FDP-Fraktionschef Bernhard Eicher auch, dass die Betreiber der Reitschule im Falle von Ausschreitungen die Tore schliessen müssen.

Nause appelliert an Vernunft

Zu dieser Forderung der FDP wollte sich gestern Sicherheitsdirektor Reto Nause nicht äussern. Doch er hält fest: "Möglicherweise wird die Reitschule am Samstag nicht die zentralste Rolle spielen. Ob dann die Tore offen oder zu sind, spielt am Samstag für die operativen Entscheide der Kantonspolizei vor Ort möglicherweise keine so grosse Rolle, wie das die FDP befürchtet." Schliesslich appelliert Sicherheitsdirektor Reto Nause an die Vernunft der Kundgebungsteilnehmenden, damit es in Bern zu keinen Ausschreitungen kommt. Jürg Spori

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Weltwoche 19.1.12

Böse Medien

In der Bevölkerung steigt die Angst vor kriminellen Übergriffen. Nach Ansicht des Stadtbasler   Polizei- und Justizvorstehers Hanspeter Gass sind die Medienberichte über Verbrechen daran schuld.   Die Fakten sprechen dagegen. Manipuliert wird vor allem durch Verschweigen.

Von Alex Baur

In der Nacht auf den 8. Januar war in Zürich Schwamendingen die Hölle los. Ein Anwohner, der an jenem Sonntag gegen ein Uhr in der Früh durch Sirenengeheul aus dem Schlaf gerissen wurde, zählte über ein Dutzend Polizei- und Rettungsfahrzeuge, die mit Blaulicht zum Gemeinschaftszentrum (GZ) Hirzenbach preschten. Als die Aktion nach zwei Stunden immer noch im Gang war, begab sich der Anwohner zum GZ, wo er neun Einsatzwagen zählte. Die Polizei- und Rettungskräfte waren bereits am Zusammenräumen. Gegen halb vier Uhr kehrte wieder Ruhe im Quartier ein.

Vergeblich suchte der Mann in den nächsten Tagen eine klärende Polizeimeldung in den Medien. Zum besagten Wochenende ver­öffentlichte die Stadtpolizei Zürich lediglich eine Meldung: "Einbrecher in flagranti verhaftet". Der 24-jährige Schweizer habe sich sofort ergeben und sei geständig. Das konnte es nicht gewesen sein. Dafür machte im Quartier bald ein Gerücht die Runde: Zwei Gruppen von "Schwarzen" seien anlässlich einer "Zeremonie" im GZ aufeinander losgegangen. Es habe mehrere Verletzte und Verhaftungen gegeben.

Eine Anfrage bei der Stadtpolizei blieb letzte Woche vorerst unbeantwortet. Auf Nachfrage bestätigte Stapo-Sprecher Marco Cortesi am Dienstag den Grosseinsatz. Den Anlass habe eine Massenrauferei unter Eritreern gegeben. Acht Personen wurden hospitalisiert, neun von elf mutmasslichen Schlägern verhaftet. Die Ermittlungen seien sehr harzig angelaufen, weil es an Übersetzern mangelte.

Wurde der Grosseinsatz gegen die Eritreer aus Gründen der Political Correctness verheimlicht? Cortesi stellt diesen Verdacht vehement in Abrede. Einen politischen Einfluss auf die Medienstelle gebe es nicht. Entscheidend sei gewesen, dass sich die Verletzungen als nicht gravierend erwiesen hätten. Schlägereien gebe es öfter in Zürich. Die Stadtpolizei erhalte täglich gegen 200 Meldungen, man müsse immer eine Auswahl treffen.

Die politische Relevanz vermeintlich banaler Polizeimeldungen ist ein Politikum. Während rechte Politiker eine Verharmlosung der Pro­bleme wittern, verlangen Linke mehr Zurückhaltung. Vor dem Hintergrund eines Volks­begehrens, das eine massive Aufstockung der Polizeipräsenz in der Stadt Basel fordert, wird am Rheinknie zurzeit heftig über dieses ­Thema debattiert. Umfragen deuten darauf hin, dass sich die Bevölkerung von Kriminellen zusehends bedroht fühlt. Nach Ansicht von Polizeivorsteher Hanspeter Gass (FDP), der die Initiative im Namen der Regierung bekämpft, sind am gefühlten Sicherheits­defizit aber die Medien schuld. Sie sollen in ­Basel zu viel und zu oft über Verbrechen berichten.

Die Stadtregierung nimmt damit eine Argumentation auf, die im letzten Sommer vom Stadtbasler SP-Präsidenten Martin Lüchinger eingebracht wurde. Die Kritik richtete sich ­damals vor allem gegen die Basler Zeitung und deren Chef Markus Somm. Gass beruft sich auf die Kriminalstatistik, die allerdings nicht ­weiterhilft. Je nachdem, wie man die Deliktart und den Zeitraum auswählt, lässt sich daraus eine Zu- oder Abnahme der Delinquenz ableiten. Betrachtet man die letzten 25 Jahre, ging die Zahl der registrierten Vermögensdelikte in der Schweiz leicht zurück, jene der Delikte gegen Leib und Leben verdoppelte sich praktisch.

Massive Zunahme von Gewaltdelikten

Kriminalstatistiken sind trügerisch, denn sie weisen nur die Straftaten aus, die zur Anzeige gebracht werden. Das kann zu Ausschlägen in beide Richtungen führen. Der Kriminalist Martin Killias (SP) hat in einer Langzeitstudie nachgewiesen, dass etwa bezüglich Raubüberfällen in den letzten 25 Jahren die Anzeigebereitschaft markant zurückging, bei Sexual­delikten nahm sie dagegen vorübergehend zu. Wurden 1985 noch 90 Prozent der Raubtaten der Polizei gemeldet, sind es heute noch knapp 50 Prozent. Im gleichen Zeitraum vervielfachte sich die Zahl der gewalttätigen Übergriffe um den Faktor fünf. Die Suva verzeichnete über die letzten zwanzig Jahre eine Zunahme der gewaltbedingten Verletzungen unter männlichen Jugendlichen um 300 Prozent.

Was herauskommt, wenn Gesetzesverstösse und kriminelle Machenschaften nach dem Gusto der Politiker kommuniziert werden, zeigt ein Beispiel aus Bern. In einer Anfrage verlangte der Parlamentarier Alexander Feuz (FDP) im September Auskunft über Gesetzesverstösse im weitgehend rechtsfreien Raum der Reithalle. Mit Verweis auf einen Bericht der Berner Kantonspolizei räumte die rot-grüne Stadtregierung zwar ein, dass im sogenannten Kulturzentrum gelegentlich Gesetze gebrochen und Polizisten verprügelt würden, doch Derartiges passiere auch andernorts. Als Feuz insistierte und den Polizeibericht verlangte, traute er seinen Augen kaum. Die wesentlichen Elemente des Rapports - etwa dass die orga­nisierte politische Gewalt in Bern "immer ­wieder" von der Reithalle ausgehe, dass die "Sicherheit nicht gewährleistet" sei und dass es regelmässig zu Klagen von Anwohnern komme - hatte die Regierung als politisch unerwünscht ganz einfach eliminiert.

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Bund 19.1.12

Accordion Special

Die lange Nacht der Handzuginstrumente

Der morgige Freitag ist für Liebhaber des Akkordeons ein Freudentag. Die Reihe "Wild Wild East" lädt zum "Accordion Special" und zum Doppelkonzert: Die Minsker Band Gurzuf unterlegt das Klagelied des Akkordeons mit Schlagzeug und hat sich damit auf Festivalbühnen in aller Herren Länder unentbehrlich gemacht. Im Anschluss spielt Lokalmatador Mario Batkovic zum Tanz auf - für einmal pur als Solokünstler. (hjo)

Dachstock Freitag, 20. Jan., 21.30 Uhr

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Bund 19.1.12

Astronautalis

Hip-Hop mit eingeschlagener Nase

Wenn der Amerikaner Andy Bothwell zum Mikrofon greift, wird aus der altehrwürdigen Sprechgesangsmusik abenteuerlicher Folk und futuristischer Blues. Eine Entdeckung.

Ane Hebeisen

Den rauen Rapper mit Whisky-Stimme gibt man ihm aufs erste Hinsehen nicht. Andy Bothwell, der unter dem Namen Astronautalis durch die musikalischen Umlaufbahnen irrlichtert, ist blond, blauäugig und schmalschultrig, sein Bartwuchs lückenhaft, sein Wesen zu wenig neurotisch, als dass von diesem einstigen Theater-Studenten etwas Unberechenbares erwartet werden dürfte.

Etwas besser sieht es aus, wenn man einen Blick auf seine Vita wirft: Geboren in Northern Virginia als Sohn eines Eisenbahn-Ingenieurs, der für seine von zahlreichen Bar-Schlägereien zerdrückte Nase stadtbekannt war, und einer Schönheit aus Kentucky, die mit 17 vor ihrem gewalttätigen Vater geflüchtet war, um Fotografin zu werden. In seinem Stammbaum wimmelt es von Trampern, Matrosen, Spionen, Testpiloten, Geschichtenerzählern und sonstigen Rastlosen. Andy Bothwell schert da nicht aus. Seine Rastlosigkeit lebt er auf weitschweifigen Tourneen aus, sieben Jahre seines 30-jährigen Lebens verbrachte er zwischen Camper und Konzertbühne. Er sei wohl einer der verweichlichtsten Hip-Hop-Burschen ever, sagt er von sich selbst, weil seine Eltern alles daran gesetzt hätten, dass es ihm besser ergehe als ihnen selbst. Mit zwölf begann er zu freestylen, nahm an ungezählten Hip-Hop-Battles teil, bis er merkte, dass ihn der sportive Wettkampf nicht weiterbrachte, dass es schlauer und ökonomischer sei, seinen poetischen Auswurf auf Papier oder - warum eigentlich auch nicht - auf Tonträger festzuhalten.

Geschichten eines Streunenden

Vier solcher Tonträger sind bisher erschienen. Es sind musikalische und produktionstechnische Goldstücke, archaisch im Wesen und doch nach modernsten Produktionsmethoden festgehalten. Auf keinem seiner Alben dürfte der Vermerk "file under Hip-Hop" angebracht worden sein, obwohl sich Andy Bothwell auch heute noch als Rapper verstanden wissen will. Doch zu breit ist sein Interesse, zu weitläufig sein musikalisches Einzugsgebiet. Die Musik von Astronautalis fusst allermeistens auf einem Blues-Fundament, manchmal finden sich darin Spurenelemente aus dem Folk und der Country-Musik, es gibt aber auch übersteuerte Elektronik, knackige Breakbeats, Stromgitarren, es gibt Rap in allen Schattierungen und in den allerschönsten Momenten erzählt diese rauchige Singstimme raffiniert gesponnene Geschichten aus dem Streunerleben des Andy Bothwell.

Das Singen erlernte er am College, nachdem ihn alle Lehrer zuvor für talentlos erklärt hatten. Die Entdeckung seiner Singstimme sei ein langwieriger, beinahe traumatischer Prozess gewesen, auf den er nicht gerne zurückblicke, auch im Hinblick darauf, sich das letzte übriggebliebene Fünkchen Streetcredibility zu bewahren, sagte Andy Bothwell kürzlich in einem Interview. Doch genau diese Singstimme macht das Projekt Astronautalis so anbetungswürdig.

Mal röchelt Andy Bothwell wie Howlin’ Wolf nach durchzechter Nacht, mal setzt seine Bassstimme zu seelenwunden Balladen an, neben Metallharmonie, Streichorchester und Rumpel-Funk-Schlagzeug, mal gemahnt er mit seinem männlich-markanten Organ an den ebenfalls Hip-Hop-geschulten Everlast auf dem Zenit seines Schaffens. Wie soll man das umschreiben? Südstaaten-Hip-Hop mit eingeschlagener Nase. Das könnte passen.

Reitschule Rössli Sonntag, 22. Januar, 20 Uhr. Astronautalis wird begleitet vom ähnlich staunenswerten amerikanischen Rapper Bleubird.

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kulturagenda.be 19.1.12

Absurdes Theater im Tojo

Das junge Regiekollektiv "Die unteren 10 000" will mit seinem Stück "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" nicht bloss unterhalten. Im Zentrum stehen die beiden Nebenfiguren aus Shakespeares "Hamlet", wobei der Form der Darstellung mehr Aufmerksamkeit gewidmet wird als der Handlung selbst. Ein absurdes Theater, das auf jeglichen Realitätsbezug verzichtet.
Tojo, Bern. Mi., 18., bis Fr., 20.1., 20.30 Uhr

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kulturagenda.be 19.1.12

3 Kulturtipps von Christine Lauterburg

Im Programm "Vergiiget - Verjuchzed - Verzapft" übernimmt Christine Lauterburg den geigenden und den juhzenden Part. Musikalisch ergänzt wird sie von Dide Marfurt, für das Literarische ist Tanja Kummer zuständig (Bären Buchsi, Münchenbuchsee. Sa., 21.1., 21 Uhr).

1. "Riesenkristalle - der Schatz vom Planggenstock" im Naturhistorischen Museum (Dauerausstellung)
Eine wundervolle Ausstellung, die viel Begeisterung bringt und das Gemüt mit Glanz und Freude und Licht füllt.

2. Mokka Elektronix im Café Mokka in Thun (Do., 19.1., 20 Uhr)
Einen Gang ins wunderschöne Café Mokka zu Thun mit seiner prächtigen Kulturszene lohnt sich in jedem Fall.

3. "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" im Tojo (Do., 19., und Fr., 20.1., 20.30 Uhr)
Wieder Mal in die Reithalle - in die Trutzburg der Berner Kultur.


Den biederen Reitschule-Kritiker würde ich zu "Rosenkranz und Güldenstern sind tot" ins Tojo schicken, …

… denn statt für den Abbruch des "hässlichen Gebäudes" zu plädieren, sollte er es sich bei einem Theaterbesuch lieber einmal von innen anschauen und erst dann seine Meinung abgeben!

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Bund 19.1.12

Erdbeben im Berner Nachtleben: keine Partys mehr im Kornhausforum

Nach über zehn Jahren wird die Partyreihe im Kornhausforum eingestellt. Schuld seien die Behörden, sagen die Betreiber. Nun brodelt es unter Politikern und Kulturschaffenden.

Christoph Lenz

Der Satz klingt nach einem schlechten Horrorfilm: "Erst das Sous-Soul, jetzt das Kornhausforum. Wen es wohl als Nächstes trifft?" Der Satz stammt von GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer, der sich seit Jahren für das Nachtleben in der Stadt Bern einsetzt. Jetzt sagt er: "Diese Nachricht bringt das Fass zum Überlaufen."

Vor Neujahr schloss das Konzertlokal Sous-Soul in der unteren Altstadt seine Tore, weil die Betreiber nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit einer Lärmklägerin und dem Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland entmutigt aufgaben. Gestern folgte die nächste Hiobsbotschaft: "Ab sofort finden keine Partys mehr statt", schreibt das Kornhausforum in einer Mitteilung.

Gewerbepolizei will ein Fumoir

Seit über zehn Jahren richtete die Berner Eventbude Ammonit Events drei verlängerte Tanzwochenenden pro Jahr aus. Die Partys waren mit 500 Gästen regelmässig ausverkauft. Nun aber ist Schluss. Der Grund: Die Berner Gewerbepolizei fordert von den Veranstaltern, dass sie im Kornhausforum ein Fumoir einbauen. Dies soll verhindern, dass rauchende Gäste rund um das Kornhaus für Lärm sorgen. Die städtische Liegenschaftsverwaltung hingegen verbietet den Einbau eines Fumoirs. "Das Kornhaus ist eine städtische öffentliche Liegenschaft. Und in solchen ist das Rauchen prinzipiell untersagt", erklärt Fernand Raval, Abteilungsleiter der Liegenschaftsverwaltung. Hinzu komme, dass der Einbau finanziell schlicht nicht drinliege.

Pro Nachtleben droht der Politik

"Absurd", findet Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums. "Die eine Behörde verlangt danach, die andere verbietet es." Und wie bereits die Sous-Soul-Macher sagt auch Giger: "Ich mag nicht mehr." In den letzten Jahren hätten er und die Veranstalter wirklich alles unternommen, um sämtliche Anforderungen zu erfüllen und die Bedürfnisse der Anwohner zu respektieren. Vergebens. Wie er ohne die 25 000 bis 27 000 Franken Mieteinnahmen auskommen will, welche die Partys pro Jahr für das Kornhausforum generierten, weiss Giger noch nicht. "Denkbar ist, dass wir unser Programm reduzieren und mehr Fremdvermietungen machen."

Dem Nachtleben gehe "ein weiteres Aushängeschild" verloren, bedauert der Verein Pro Nachtleben gestern. Weiter fordern die Aktivisten die zuständigen Behörden auf, per sofort ein Moratorium zu erlassen "gegen auf Amtsschimmel zurückzuführende Club-Schliessungen". Sollte es zu weiteren Schliessungen kommen, werde der Verein "andere Saiten aufziehen".

Stadt will über die Bücher gehen

"Bern hat ein attraktives Nachtleben. Über 100 Betriebe haben am Wochenende eine Überzeitbewilligung", sagt Walter Langenegger, Chef des Informationsdienstes der Stadt Bern. Er hat auch eine gute Nachricht für das Kornhausforum: "Die Stadt wird sicher eine Nachrüstung mit Fumoir prüfen." Falsch findet Langenegger hingegen die Behauptung, die Politik reagiere nicht auf Entwicklungen im Nachtleben. So werde ein Security-Konzept eingeführt, das Probleme wie Lärm und Littering lösen könnte. Unzulässig findet er, die Schuld für Club-Schliessungen bei den Behörden zu suchen. Oftmals seien wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend. Und beim Lärm gebe es übergeordnete Gesetze, über die sich die Stadt Bern nicht einfach hinwegsetzen könne.

Anders sieht das Manuel C. Widmer: Die Stadt lasse die Berner Clubs im Stich. Und vom Kanton würden sie "abgewürgt", sagt er. Er bleibt vorerst beim Horrorjargon.

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BZ 19.1.12

Forum ohne Partys

Kornhaus · Im Kornhausforum finden künftig keine Partys mehr statt. Grund dafür sei das Rauchverbot.

Zwischen Weihnachten und Neujahr, über Ostern und im Herbst fanden im Kornhausforum seit zehn Jahren Partyreihen statt. Damit ist jetzt Schluss. Wie die Veranstalter von Ammonit Events mitteilten, werden sie künftig wegen des Rauchverbots keine Partys mehr im Kornhausforum organisieren. 2011 fanden fünfzehn Partynächte im Kornhausforum statt. In den letzten Jahren haben die Veranstalter auf Verlangen des Regierungsstatthalters im Kornhausforum ein provisorisches Fumoir eingerichtet. Allerdings musste die Feuerwehr mehrmals wegen Fehlalarm ausrücken. Fazit des Hauseigentümers, der städtischen Liegenschaftsverwaltung: Das Gebäude ist zu durchlässig und eignet sich nicht für den Betrieb eines Fumoirs. Das Risiko, dass es zu einem Brand mit verheerenden Auswirkungen kommen könnte, sei zu gross. Ab sofort ist das Betreiben eines Fumoirs deshalb verboten. Einzige Ausnahme sei das Fumoir im Kornhauskeller. Aus Sicht der Veranstalter ein Schlag ins Gesicht: "Wenn der Hauseigentümer die Fumoirs verbietet, die Bewilligungsbehörde - der Regierungsstatthalter - aber Fumoirs verlangt, geht nichts mehr: eine in höchstem Mass absurde Situation", heisst es in einer Medienmitteilung.

Für Bernhard Giger, Leiter des Kornhausforums, ist das Ende schmerzhaft. "Wir wollen ein Haus sein, das für alle Leute etwas bietet, also auch für junge Gäste." Jetzt werde man nach einem anderen Angebot suchen müssen, um diese Klientel anzulocken. Wichtig waren die Partys für Giger aber auch in finanzieller Hinsicht: Sie spülten etwa 25 000 Franken, also rund ein Drittel der Einnahmen durch eigene Vermietungen, in die Kasse des Kornhausforums. rah

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20 Minuten 19.1.12

Auch im Kornhaus gehen die Lichter aus

BERN. Der Kahlschlag im Berner Nachtleben geht weiter: Jetzt hat es sich auch im Kornhausforum ausgetanzt. Nachdem es im Sous Soul und Wasserwerk am Lärm lag, stört diesmal angeblich der Rauch. Die Liegenschaftsverwaltung hat den Veranstaltern untersagt, das von ihnen auf eigene Kosten eingebaute Fumoir weiterhin zu benutzen. Gleichzeitig bewilligt der Regierungsstatthalter die Kornhaus-Partys nur noch unter der Auflage, dass ein Fumoir zur Verfügung steht.

"Eine in höchstem Mass absurde Situation", reagieren die Kornhaus- Betreiber. Sie können die Räume deshalb ab sofort nicht mehr für Partyanlässe freigeben oder vermieten. Dies trifft hauptsächlich die Ammonit-Events, könnte aber auch für die Buskers-Festivalnächte das Aus bedeuten. mar

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kulturstattbern.derbund.ch 18.1.12

Das Kornhausforum hat ausgetanzt

Von Gisela Feuz am Mittwoch, den 18. Januar 2012, um 16:48 Uhr

Nach dem Sous Soul muss nun offenbar auch das Kornhausforum, die Partyreihe von ammonit im Kornhaus, dran glauben. Wie dem heutigen Newsletter des Kornhausforums zu entnehmen ist, finden die jeweils über Weihnachten/Neujahr, Ostern und im Herbst organisierten Veranstaltungen ab sofort nicht mehr statt. Der Grund? Ein aus Sicherheitsgründen verfügtes, absolutes Rauchverbot.
Der Regierungsstatthalter hat ammonit die Durchführung von Parties im Kornhausforum einst nur unter der Auflage erlaubt, dass ein temporäres Fumoir eingebaut werde. Damit sollte verhindert werden, dass spät nachts auf dem Trottoir vor dem Kornhauseingang gepafft und lauthals diskutiert wird. ammonit befolgte diese Anweisungen und baute auf eigene Kosten ein Lungenteer-Tempel ein. Leider wurden aber aus besagtem Fumoir einige Fehlalarme an die Feuerwehr rausgeschickt (wobei nicht geklärt werden konnte, ob der Rauch daran schuld war oder die Nebelmaschine), weswegen die städtische Liegenschaftsverwaltung, der das Gebäude gehört, intervenierte und das Fumoir verbot.

Mit diesem Verbot ist eine Durchführung von weiteren Parties praktisch unmöglich geworden, denn wenn der Hauseigentümer das Fumoir verbietet, die Bewilligungsbehörde ein solches aber verlangt, geht nichts mehr. Willkommen in Absurdibünzlistan. So hat sich’s nun also auch im Kornhausforum ausgetanzt. Schade!

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derbund.ch 18.1.12

Keine Partys mehr im Kornhausforum

Eine über zehnjährige Tradition geht zu Ende: Ab sofort finden keine Partys mehr im Kornhausforum statt. Der Grund: das absolute Rauchverbot, das aus Sicherheitsgründen auch keine Fumoirs mehr zulässt.

Das absolute Rauchverbot, das die Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern aus Sicherheitsgründen ausgesprochen hat und im Kornhausforum neu auch keine Fumoirs mehr zulässt, beendet eine Ära: Nach über zehn Jahren ist Schluss mit den Partyreihen, die jeweils über Ostern, Weihnachten und Neujahr von der Firma Ammonit Events organisiert wurden.

Fumoir-Verbot verunmögliche Partys

Seit der Einführung des Gesetzes zum Schutz vor dem Passivrauchen durfte im Kornhausforum an den Partys nicht mehr geraucht werden. Ein Fumoir bauten die Veranstalter im Jahr 2010 ein, um grössere Menschenansammlungen vor dem Kornhausforum zu vermeiden.

Im vergangenen Jahr sei während den Partynächten mehrere Male der Brandalarm ausgelöst worden. Zwar handelte es sich dabei um Fehlalarme, die für die städtische Liegenschaftsverwaltung das Fass aber wohl zum Überlaufen brachten. Die Vermieterin erachtete die Risiken, dass es zu einem schwerwiegenden Schaden kommen könnte, als zu gross - und verbot das Fumoir.

Mit dem Fumoir-Verbot hätten sich die Bedingungen für die Durchführung von Partys nicht bloss verschärft, sondern verunmöglichen solche Veranstaltungen: "Wenn der Hauseigentümer - die Liegenschaftsverwaltung - die Fumoirs verbietet, die die Bewilligungsbehörde - der Regierungsstatthalter - aber Fumoirs verlangt, geht nichts mehr: Eine in höchstem Mass absurde Situation", schreibt das Kornhausforum in der Mitteilung weiter. Aus diesen Gründen verzichtet das Kornhausforum künftig, die Räume für Partys zu vermieten.

(bs)

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kornhausforum.ch 18.1.12

Kornhausforum Newsletter 18. Januar 2012

Es ist ausgetanzt:

Keine Partys mehr im Kornhausforum

Im Kornhausforum Bern geht eine über zehnjährige Tradition zu Ende: Die von ammonit events jeweils über Weihnachten/Neujahr, über Ostern und im Herbst organisierten Partyreihen finden ab sofort nicht mehr statt. Aktueller Anlass ist das von der Vermieterin, der Liegenschaftsverwaltung der Stadt Bern, aus Sicherheitsgründen verfügte, absolute Rauchverbot.

Das kantonale Gesetz zum Schutz vor dem Passivrauchen ist seit Juli 2009 in Kraft. An das Rauchverbot hat sich seither selbstverständlich auch das Kornhausforum gehalten. Das galt auch für Partys; ihre Besucher rauchten vor dem Haus auf der Gasse. Dies änderte im Frühling 2010.  Der Regierungsstatthalter bewilligte dem Veranstalter ammonit events die Durchführung von Partys im Kornhausforum nur noch unter der Bedingung, dass ein temporäres Fumoirs eingebaut werde. Die Partys wurden damit gleich behandelt wie ein Dauerbetrieb. Für einen Betrieb mit Überzeitbewilligung bis um 7 Uhr morgens wird nämlich ein Fumoir von Seiten der Gewerbepolizei zwingend vorgeschrieben. Damit soll verhindert werden, dass es während der Nacht vor dem Partylokal - in diesem Fall vor dem Kornhauseingang an der Zeughausgasse - zu grösseren Ansammlungen kommt. Seit zwei Jahren hat deshalb der Veranstalter ammonit events in einem Nebensaal im 1. Obergeschoss bei den Partys auf eigene Kosten ein Fumoir eingebaut.

Im vergangenen Jahr gab es während der Partynächte mehrere Male Brandalarm und die Feuerwehr musste ausrücken, obwohl es sich um Fehlalarme handelte. Bei Tests im Dezember 2011 mit Nebelmaschine und Zigarettenrauch konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob der Brandalarm jeweils durch die Rauch- und Nebelentwicklung ausgelöst wurde. Dies war jedoch Grund genug für die städtische Liegenschaftsverwaltung (LV) - das Kornhaus befindet sich im Besitz der Stadt Bern -, zu intervenieren und die Fumoirs auch in Ausnahmefällen wie den erwähnten Partys ab sofort zu verbieten. Der LV sind die Risiken, dass es zu einem schwer wiegenden Schaden kommen könnte, zu gross. Zudem verweist sie darauf, dass das vor 300 Jahren gebaute, in den 1990er-Jahren totalsanierte Haus zu durchlässig und deshalb für einen Betrieb mit Fumoir nicht geeignet sei. Einzige Ausnahme bildet, wie die LV in einem Brief an das Kornhausforum schreibt, "das speziell umgebaute Fumoir im Restaurant Kornhauskeller".

Das Kornhausforum hat in den letzten zwei Jahren zusammen mit ammonit events alles nur Mögliche unternommen, um Sicherheit und Ordnung in und ums Haus zu gewährleisten. Die Anzahl der Partynächte wurde auf jährlich 15 eingeschränkt, als Partner arbeitete das Kornhausforum mit nur einem Veranstalter, es gab keinen Anlass mehr mit freiem Eintritt und die Alterslimite wurde angehoben. Deutlich erhöht wurde auch die Anzahl der Security-Leute, und schliesslich wurde die auch sonst nicht vorteilhafte Toiletten-Situation im Kornhaus optimiert. Mit dem jetzt von der LV ausgesprochenen Fumoir-Verbot haben sich die Bedingungen für die Durchführung von Partys nicht bloss verschärft - sie machen eine Durchführung in Zukunft praktisch unmöglich. Denn wenn der Hauseigentümer - die Liegenschaftsverwaltung - die Fumoirs verbietet, die Bewilligungsbehörde - der Regierungsstatthalter - aber Fumoirs verlangt, geht nichts mehr: Eine in höchstem Mass absurde Situation.

Das Kornhausforum akzeptiert den Entscheid der Liegenschaftsverwaltung und kann die Gründe, die dazu führten, grösstenteils nachvollziehen. Auch wir fragten uns manchmal, wie weit die Belastung des Hauses durch einen Grossanlass dieser Art gehen kann, und vor allem, welchen Aufwand wir, in Zusammenarbeit mit dem Veranstalter, bereit sind zu leisten, um eine sichere und umweltverträgliche Durchführung möglich zu machen. Das Kornhausforum hat sich darum entschieden, seine Räume in Zukunft nicht mehr für Partyanlässe frei zu geben und zu vermieten. Es wird auch nicht andere Formen von Partys ausprobieren. Die Reihe "Playground" über Weihnachten/Neujahr vor wenigen Wochen war die letzte - es ist ausgetanzt im Kornhausforum.

Aber wenn nicht im Kornhausforum - wo dann? Seit über zehn Jahren sind die Partys im Kornhausforum Teil der Berner Nachtkultur. Gerade das Spezielle daran, dass sie nicht in einem privaten Club, sondern in den Räumen einer öffentlichen Einrichtung stattfanden, wurde von vielen geschätzt - von Besucherinnen und Besuchern, aber auch von Eltern. Mit den drei Partyreihen pro Jahr verschwindet ein weiteres Angebot aus dem Berner Nachtleben. In der Clubszene brodelt es. Allen - dem vorwiegend jungen Publikum, den Clubbetreibern, der Polizei und den zuständigen Behörden - ist klar, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Nur der Gemeinderat, auf dessen Vorstellungen des Berner Nachtlebens alle warten, scheint sich nicht wirklich zuständig zu fühlen.

Von der 24-Stunden-Gesellschaft kann man nicht nur reden, man muss sie auch organisieren. Es bringt nichts, ein dichtes Moonliner-Netz aufzubauen, wenn die Stadt die Tausenden von Nachtschwärmern nicht auffangen kann. Es braucht genügend Angebote, aber auch klare Richtlinien und Konzepte für die Nachtkultur in Bern. Dies insbesondere, weil Nachtkultur immer auch und oft vor allem Jugendkultur ist.

Teil der Berner Nachtkultur sind im August die Veranstaltungen, die das Buskers Bern-Festival im Kornhausforum durchführt. Die Buskershaus-Nächte dauern jeweils bis in den frühen Morgenstunden, deshalb wurde den Organisatoren auch hier die Einrichtung eines Fumoirs aufgenötigt. Ob und wie der Ausklang der Festivalnächte in Zukunft noch im Kornhaus wird über die Bühne gehen können, entscheidet nicht das Kornhausforum - das liegt an den zuständigen städtischen Stellen.

Der ammonit events - Simon Ragaz und seinem Team - danken wir herzlich für die über Jahre gute und anregende Zusammenarbeit.

Trotzdem: Bis bald, im Kornhausforum.

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fdp-stadtbern.ch 18.1.12

Wipe out WEF: Geordnete Kundgebung ja - Gewaltorgien nein

Für den kommenden Samstag 21. Januar 2012, 14.00 Uhr wird auf dem Internetportal indymedia.ch/de zu einer "Wipe out WEF"-Kundgebung aufgerufen. Für die Berner Freisinnigen ist klar: Sofern die Organisatoren mit den Behörden zusammenarbeiten und eine entsprechende Bewilligung einholen, ist ihnen das Recht auf freie Meinungsäusserung zu gewähren.

Sorge bereitet den Freisinnigen allerdings eine von Unbekannten verschickte Mail. Darin wird zu Gewalt aufgerufen:

"Es ist an der Zeit in der Sprache zu antworten in der die anderen sprechen: Gewalt! Machen wir kaputt was uns kaputt macht. (....) Zeigen wir den Bonzen in Bern wer die Macht auf der Strasse hat und verwandeln wir die Stadt in einen Hexenkessel!"

Die Berner Freisinnigen verurteilt jeglichen Aufruf zu Gewalt und Sach-beschädigungen. Die FDP.Die Liberalen erwarten von den Verantwortlichen folgendes:

1. Die Organisatoren der Kundgebung haben sich von besagtem Mailinhalt klar zu distanzieren.

2. Der Sicherheitsdirektor hat aufzuzeigen, wie er im Falle von Ausschreitungen reagieren will.

3. Die Betreiber der Reitschule haben im Falle von Ausschreitungen die Tore zu schliessen.

 
Für Fragen stehen zur Verfügung:

Bernhard Eicher                                       Dolores Dana
079 561 83 07                                           079 286 06 25
Fraktionschef FDP                                   Parteipräsidentin FDP

 
Bern, 18. Januar 2012

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BZ 18.1.12

Zwang von oben war für die Fass-Bar heilsam

Stadt Bern. Dem Kulturzentrum Reitschule drohen Zwangsmassnahmen. Was bedeutet das für einen Betrieb? Bei der Fass-Bar in der Altstadt entschärften sie die früher unhaltbaren Zustände. Der heutige Betreiber kann mit den Einschränkungen leben.

Die Fronten waren verhärtet. Anwohner und Betreiber der Fass-Bar an der Gerechtigkeitsgasse 49 in der Stadt Bern piesackten sich, wo es ging. Dann verordneten die Behörden Zwang: Keine Überzeitbewilligungen mehr, keine After-Hours und Security am Eingang des Kellerlokals. Solche oder ähnliche Zwangsmassnahmen beantragt die Stadt auch für das Kulturzentrum Reitschule (vergleiche Box).

Jene bei der Fass-Bar hatten Folgen: Der Betreiber strich die Segel und verschacherte die Bar an André Brechbühl. Der 28-jährige Elektriker aus dem Emmental erfüllte sich einen lang gehegten Wunsch und landete unvorbereitet in einem Wespennest: "Ich wusste nichts von der Vorgeschichte", sagt er rückblickend. Mit seiner aufrichtigen Art holte er sich den Goodwill der Hausbesitzer und der Nachbarn zurück. Mittlerweile machte der Regierungsstatthalter gar einen Teil der Zwangsmassnahmen rückgängig. "Wir können nun wieder 24 Mal pro Jahr bis um halb vier Uhr morgens geöffnet haben", erzählt Brechbühl, das sei wichtig für einen rentablen Betrieb. Mit den anderen beiden Einschränkungen kann er leben: "After-Hours gehören nicht hierhin", ist er überzeugt. Und den Sicherheitsdienst löst er, indem eine Person mehr arbeitet. So kann er selber oben auf der Gasse für Ordnung sorgen. Und die ist ihm wichtig. Um den frischen Wind, der im Lokal seit 2009 weht, auch augenfällig zu machen, hat Brechbühl den Namen des Lokals zu "die neue Fass-Bar" modifiziert.

Keine Reklamationen mehr

Brechbühl setzt aufs Gespräch und hat damit Erfolg. Das hat auch die städtische Orts- und Gewerbepolizei gemerkt: "Seit anderthalb Jahren habe ich in diesem Dossier keinen Eintrag mehr", sagt deren Leiter Marc Heeb. Für ihn ist dies ein positives Beispiel, wie mit gezielten Zwangsmassnahmen eine unbefriedigende Situation entschärft werden konnte. "Durchschnittlich ein Mal pro Woche", schätzt Heeb, liege ein solcher Fall auf seinem Tisch. Dies bei fast 700 Gastgewerbebetrieben auf dem Stadtgebiet.

Tatsächlich führten solche Konflikte wie jener in der Fass-Bar häufig zum Abgang des Wirts. Sanktionen helfen gemäss Heeb, eine verfahrene Situation wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Der Katalog an Massnahmen sei sehr breit und die Verhältnismässigkeit müsse gewahrt bleiben. Begonnen wird also mit "humanen Einschränkungen", wie Heeb betont. Sie könnten sehr gezielt ausgesprochen werden und von der Schliessung eines Fensters, der zeitweiligen Einschränkung des Alkoholausschanks bis hin zum Betriebsverbot reichen. Verwaltungszwangsmassnahmen, wie das Instrument korrekt heisst, würden aber erst als Ultima Ratio ergriffen; dann nämlich, wenn mehrmaliges Ermahnen nichts gefruchtet hat.

Stolz auf das Erreichte

Bei Fass-Bar-Inhaber Brechbühl ist das überflüssig. Er ist stolz auf das Erreichte: "Unsere Musikanlage ist nicht plombiert so wie in anderen Bars." Das wertet er als Vertrauensbeweis. Nun wollen die Behörden den Weg, der hier zum Erfolg geführt hat, auch bei der Reitschule beschreiten.

Christoph Aebischer

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Reitschule

Antrag auf Massnahmen

Trotz Ermahnungen kommt es im Kulturzentrum Reitschule immer wieder zu Verstössen gegen das Gastgewerbegesetz. Am 15. November hat das städtische Polizeiinspektorat beim Regierungsstatthalter Antrag auf Verwaltungszwangsmassnahmen beim Gastrobetrieb Reitschule gestellt. Dies ging aus der Antwort des Gemeinderats auf eine Interpellation von FDP-Stadtrat Alexander Feuz hervor (wir berichteten). Feuz ist mit den Antworten nicht zufrieden. Einige Fragen seien gar nicht beantwortet worden. Und von einer Gleichbehandlung der Betriebe, wie der Gemeinderat schreibe, könne nicht die Rede sein. Die Stadt müsse die Verträge mit den bisherigen Betreibern der Reitschule künden. Ein neuer Vertragspartner müsse Gewähr bieten, dass hier kein rechtsfreier Raum geduldet werde. Vor allem eines stört Feuz: dass der Gemeinderat nur zwei Tage später, am 17. November, als im Stadtrat der Leistungsvertrag behandelt wurde, nicht über den Antrag auf Zwangsmassnahmen informierte. "Das wurde bewusst verschwiegen", so Feuz.

Dass der Gemeinderat nicht informierte, entspricht allerdings dem Prinzip der Gewaltenteilung. Beim Antrag des Polizeiinspektorats handelt es sich laut Martin Albrecht, Generalsekretär der städtischen Sicherheitsdirektion, um eine Amtshandlung im Rahmen des Vollzugs des Gastgewerbegesetzes. Die Umsetzung habe politikunabhängig in einem juristischen und rechtsstaatlichen Verfahren zu erfolgen. Über solche Amtshandlungen werden Gemeinde- und Stadtrat deshalb in der Regel nicht informiert. Vom Antrag erfuhr der Gemeinderat erst nach dem 1. Dezember, also nachdem Feuz den Vorstoss eingereicht hatte.wrs

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Langenthaler Tagblatt 18.1.12

Polizei wies zu Unrecht weg

SVP Familienfest Mit ungewohnt deutlicher Kritik an der Arbeit der Kantonspolizei bestätigt Polizeidirektor Käser eine Beschwerde gegen eine Wegweisung.

Rund ums "Familienfest" der SVP auf dem Bundesplatz vom 10. September griff die Kantonspolizei Bern unter anderem mit 37 Wegweisungen durch. Zu hart, wie sich nun zeigt. Hans-Jürg Käser, Chef der kantonalen Polizei- und Militärdirektion (POM), hat einem Jugendlichen respektive dessen Vater vollumfänglich Recht gegeben. Die pauschal abgefasste, vorgefertigte Begründung der Wegweisung aus dem Stadtzentrum bis zum nächsten Morgen genüge den "Mindestanforderungen an die Begründung einer Wegweisungs- und Fernhalteverfügung nicht".

Dazu habe die Polizei weder in der Verfügung noch im Schriftenwechsel mit der POM argumentiert, der Jugendliche habe sich bei der Anhaltung in einer Personenansammlung befunden. Laut Polizeigesetz wäre dies aber zwingend. Dass er einen Rucksack trug, die Aussage verweigerte respektive sich angeblich unkooperativ verhielt, lasse sich nicht als Störung oder Gefährdung der öffentlichen Sicherheit einstufen, so gestrige Medienberichte. Die Beschwerde kann noch an das Verwaltungsgericht weiter gezogen werden.

Bereits im November nahm die Kantonspolizei die Weg- weisung des Co-Präsidenten der bernischen Jungen Grünen am SVP-Familienfest zurück und entschuldigte sich. Als Grund wurden ihm ein paar linke Flyer im Rucksack genannt (az LT berichtete). (Sat)

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BZ 18.1.12

Norient

Besucherrekord am Filmfestival

Rund 1000 Besucher verzeichnete das viertägige Norient-Musikfilm-Festival - ein Besucherrekord. Da der Andrang so gross war, wurden Zusatzvorstellungen organisiert.pd

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kulturstattbern.derbund.ch 17.1.12

Im Wald mit den Kummerbuben

Von Gisela Feuz am Dienstag, den 17. Januar 2012, um 05:00 Uhr

"Isch sicher feik (Engl. fake = Fälschung), so lang wie dä schiffet!", so der Kommentar eines Stehpinkel-Fachmannes, an den sich die Schreiberin vertrauensvoll wandte, da sie sich in diesem Gebiet ja eher weniger auskennt. Es sei also gar nicht so einfach gewesen, bis man etwas gefunden habe, das ungefähr die Farbe von Urin habe, bestätigt Herr Roja-Films denn auch den Verdacht, dass im neuen von ihm produzierten Video der Herren Kummerbuben nicht alles mit rechten Dingen zugeht.

Eine höchst vergnügliche Angelegenheit ist es geworden, dieses Video zu "Wild im Härz", der Vorabsingle zum Album, welches in Bälde erscheinen soll. Man schaut gerne zu, was die Mannen denn da so alles treiben in ihrer Stube im Bremgartenwald und da vieles gleichzeitig passiert, macht man das gerne auch mehrmals, schon nur um herauszufinden, was Herr Jäggi denn da genau in die Baumrinde schnitzt und ob Herr Higi das Bier auch trinkt, welches er aus dem Kühlschrank grübelt.

http://www.youtube.com/watch?v=C7A51nVPrPo&feature=player_embedded

In der ganzen Choreographie gefallen vor allem auch die nonchalanten Tanzeinlagen der Kummerbuben und da schaut man dann auch grosszügig darüber hinweg, dass der Herr Stehpinkler weder spült noch sich die Hände wäscht. Der Grüsel der.
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Die Kummerbuben laden am Freitag 2. März zur Taufe der neuen Platte "Weidwund" im Dachstock.

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Bund 17.1.12

Käser kassiert Polizeiverfügung

Um Gegendemonstrationen zu verhindern, griff die Polizei beim SVP-Wahlfest am 10. September 2011 massiv durch, nahm Dutzende von Personen fest und verbot ihnen vorübergehend den Aufenthalt in der Berner Innenstadt.

Eine dieser Wegweisungsverfügungen gegen einen jugendlichen Passanten hat Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) nun aufgehoben. Er hiess damit die Beschwerde des Vaters des Jugendlichen gut. Der Vater zeigte sich auf Anfrage erleichtert, dass mit dem Entscheid die Anschuldigungen der Polizei gegen seinen Sohn hinfällig werden. Die Polizei hatte ihm vorgeworfen, er habe sich an einer unbewilligten Protestaktion beteiligt und die öffentliche Ordnung gestört und gefährdet. (st) - Seite 17

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Polizeidirektor Käser: Wegweisung bei SVP-Fest war nicht rechtens

Regierungsrat Käser heisst eine Beschwerde gegen eine polizeiliche Wegweisung am SVP-Wahlfest gut - und kritisiert die Polizeipraxis massiv.

Simon Thönen

Beim SVP-Wahlfest vom letzten September in Bern griff die Polizei massiv durch, um Gegendemonstrationen bereits im Keim zu ersticken. Sie nahm Dutzende von mutmasslichen Gegendemonstranten in Polizeigewahrsam, gegen 37 erliess sie auch sogenannte Fernhalteverfügungen: Die Betroffenen durften die ganze Berner Innenstadt bis am nächsten Morgen früh nicht mehr betreten.

Als sich nachträglich herausstellte, dass gar keine Gegendemonstration stattgefunden hatte, gerieten die massiven Mittel der Polizei gegen Passanten, die sie als Demonstranten verdächtigte, in die Kritik. Teilweise erhoben die Betroffenen auch Beschwerde. Eine dieser Beschwerden hat der kantonale Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP) nun am 13. Januar gutgeheissen.

Es handelt sich um den Fall eines Jugendlichen, den die Polizei am Rande des SVP-Wahlfests festgenommen, gefesselt, abgeführt und auf der Polizeiwache mit einer Fernhalte-Verfügung belegt hatte. Dagegen erhob der Vater des Jugendlichen anschliessend erfolgreich Beschwerde.

Massive Kritik Käsers an Polizei

Die Begründung des Entscheids, mit dem Polizeidirektor Käser die Fernhalteverfügung aufhob, ist für die Kantonspolizei wenig schmeichelhaft. Die Polizei müsse eine Wegweisung begründen, schreibt der Polizeidirektor - und zwar umso genauer, je länger die Wegweisung von einem bestimmten Ort dauert und je grösser das gesperrte Gebiet ist. Die Polizei darf also jemanden nicht einfach wegweisen, sie muss auch begründen, warum ein Bürger in seiner Freiheit eingeschränkt wird.

Doch genau dies tat die Polizei nicht. Der Verfügung fehle "jegliche sachverhaltsmässige Individualisierung", kritisiert Käser. "Es ergibt sich ohne weiteres", so der Polizeidirektor, dass die angefochtene Verfügung "den Mindestanforderungen an die Begründung einer Wegweisungs- und Fernhalteverfügung nicht genügt." Insbesondere habe die Polizei nicht nachgewiesen, dass der angehaltene Jugendliche Teil einer Gegendemonstration war. "Das Vorbringen des Beschwerdeführers, wonach es im Moment seiner Anhaltung an diesem Ort keine Personenansammlung gegeben habe, ist damit unwidersprochen und unwiderlegt geblieben."

Vater prüft Anzeige gegen Polizei

Der Vater des Jugendlichen zeigte sich auf Anfrage erleichtert über die Aufhebung der Verfügung. "Die falsche Anschuldigung der Polizei gegen meinen Sohn ist damit widerlegt", sagt er. Die Polizei begründete die Verfügung damit, dass der Jugendliche an einer "unbewilligten Anti-SVP-Protestaktion" teilgenommen und damit "die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet und gestört" habe. Dies seien "gravierende und unhaltbare Vorwürfe" gewesen, betont der Vater. Er werde nun eine Anzeige gegen die Polizei wegen falscher Anschuldigung prüfen.

Polizei nimmt noch keine Stellung

Der Entscheid wirft auch grundsätzliche Fragen zur Polizeipraxis auf. Denn Käser stützt seine Begründung auf ein Verwaltungsgerichtsurteil von 2009. Doch auch seither hat die Polizei immer wieder umstrittene Wegweisungsverfügungen erlassen. Muss die Polizei ihre Praxis nun ändern? Die Kantonspolizei nahm dazu gestern keine Stellung. Sie habe den Entscheid von Käser noch nicht erhalten, hiess es auf Anfrage.

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BZ 17.1.12

Festnahme war nicht rechtens

SVP-Fest · Ein Vater wehrte sich erfolgreich gegen die Festnahme seines Sohnes am Tag des SVP-Festes in der Berner Innenstadt. Die kantonale Polizeidirektion hiess seine Beschwerde gut und hob die verhängte Fernhalteverfügung auf.

Erfolg für einen Vater aus der Region Bern, der sich auf rechtlichem Weg gegen die Festnahme seines Sohnes anlässlich des SVP-Fests vom 10. September auf dem Bundesplatz wehrte: Die kantonale Polizei- und Militärdirektion (POM) heisst die Beschwerde des Vaters gut. Die von der Polizei verfügte Fernhaltung wurde als "nicht rechtsgenüglich" aufgehoben. "Die angefochtene Verfügung genügt den Mindestanforderungen einer Wegweisungs- und Fernhalteverfügung nicht", heisst es in dem von Polizeidirektor Hans-Jürg Käser unterzeichneten Entscheid.

Zwei Beschwerden

Der Vater war einer von zwei Beschwerdeführern. Die Wegweisung gegen den Co-Präsidenten der jungen Grünen hatte die Kantonspolizei Bern bereits im November 2011 aufgehoben (wir berichteten). Zu diesem Fall hatte sich die Direktion Käser deshalb nicht äussern müssen.

Am 10. September hatte sich die SVP Schweiz auf dem Bundesplatz versammelt. Die Stimmung war im Vorfeld des Anlasses aufgeladen. Es standen deshalb Hunderte von Polizisten im Einsatz und riegelten den Zugang zur Innenstadt und zum Festgelände ab. 55 Personen wurden von der Polizei angehalten und vorübergehend festgenommen, weil sie in deren damaliger Einschätzung die öffentliche Sicherheit gefährdeten. 37 dieser Personen erhielten eine Fernhalteverfügung. mm

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20 Minuten 17.1.12

Berner Schwule sollen das Tanzbein schwingen

BERN. Eine Bieler Tanzlehrerin will mit einem neuen Angebot mehr Schwule aufs Tanzparkett locken. Die hiesige Gay Community begrüsst das Angebot.

Während Walzer, Discofox und Salsa bei weiblichen Homopaaren in Bern hoch im Kurs sind, sträuben sich Schwule noch, ihre Partner im Dreivierteltakt übers Parkett zu führen. "In meinen Kursen sind nur sehr wenige schwule Teilnehmer", so Tanzlehrerin Ursula Winterhalder (41). Die Bielerin bietet in ihrer Tanzschule Rainbowdancer in Bern Paartanzkurse für Gays an. "Von den 30 Paaren, die wöchentlich kommen, bestehen nur zwei aus Männern." Mit einem neuen Partyangebot will Winterhalder jetzt auch Schwule aufs Parkett bringen. Dafür rieseln an der TanzBAR in der Berner Reitschule neu nebst Walzerklängen und Salsarhythmen auch Discobeats aus den Boxen. Bisher handelte es sich beim Gay-Event um eine reine Paartanz-Veranstaltung. Die Idee scheint zu fruchten: An der ersten Party mit neuem Programm wurden letzten Samstag rund dreimal so viele Eintritte wie gewöhnlich verkauft. Ob sich die neuen Partygäste auch für den Standardtanz begeistern lassen, wird sich zeigen. Mitinitiantin Winterhalder: "Ich würde mich natürlich freuen, auch mehr Schwule für meine Kurse zu gewinnen." Nathalie jufer

www.rainbowdancer.ch

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20 Minuten 17.1.12

Schindler Award: Lösung für die Schützenmatte

BERN. Nachdem lokale politische Bemühungen noch keine Früchte getragen haben, kümmern sich nun europäische Studis um die Neuplanung des Gebiets Schützenmatte.

Die Berner Schützenmatte stehe in "starkem Kontrast" zur charmanten Altstadt - Aare, Kunstmuseum und Co. müssten sich den Raum mit einem unansehnlichen Parkplatz, einer riesigen Eisenbahnbrücke, dem Kulturzentrum Reitschule sowie der städtischen Heroinabgabestelle teilen. Mit diesen Worten wirbt der Lifthersteller Schindler für den Schindler Award (Box). Damit fordert die Firma europäische Architekturstudenten auf, sich Gedanken über die bessere Nutzung der Schützenmatte zu machen. Nebst Ruhm und Ehre winkt den Siegern ein Preisgeld von 5000 Euro, ihre Schule kriegt 25 000 Euro. Zu überzeugen gilt es eine 15-köpfige Jury; darunter die Berner Martin Beutler (Soziologe) und Mark Werren (Stadtplaner). Die Gewinner werden am 7. Dezember im Zentrum Paul Klee gekürt.

Im Stadtparlament gibt die Schützenmatte oft zu reden, FDP-Stadtrat Christoph Zimmerli kämpfte auch schon gegen die "No-Go-Area". "Jegliche Massnahmen, die zur Aufwertung beitragen und so die Lebensqualität steigern, sind zu begrüssen", sagt er. Er sähe dort am liebsten ein Geschäftshochhaus mit Restaurant. Ob die Stadt Teile des Siegerprojekts umsetzen wird, ist offen. Stadtpräsident Alexander Tschäppät freut sich aber auf die Resultate: "Der Ort ist heute einer der stadttragenden Räume und tatsächlich ein Un-Ort. Dort gibt es ein Riesenpotenzial", sagt er.

Simone Hubacher

www.schindleraward.com

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Premiere beim fünften Award

EBIKON/BERN. Zum fünften Mal schreibt der internationale Lifthersteller Schindler mit Sitz in Ebikon den Schindler Award aus. Dieser ist zu einem der bekanntesten Architekturwettbewerbe Europas geworden. Nach Brüssel, Paris, Berlin und Wien steht heuer erstmals die Schweiz und damit die Schützenmatte in Bern im Fokus des Wettbewerbs. Letztes Jahr haben drei Studenten der Fachhochschule Burgdorf den Wettbewerb in Berlin gewonnen.

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20min.ch 16.1.12
http://www.20min.ch/news/bern/story/Loesung-fuer-die-Schuetzenmatte-19567229

Schindler Award
(http://www.schindleraward.com)

Lösung für die Schützenmatte

von Simone Hubacher - Nachdem lokale politische Bemühungen noch keine Früchte getragen haben, kümmern sich nun europäische Studis um die Neuplanung des Gebiets Schützenmatte.

Die Berner Schützenmatte stehe in "starkem Kontrast" zur charmanten Altstadt - Aare, Kunstmuseum und Co. müssten sich den Raum mit einem unansehnlichen Parkplatz, einer riesigen Eisenbahnbrücke, dem Kulturzentrum Reitschule sowie der städtischen Heroinabgabestelle teilen. Mit diesen Worten wirbt der Lifthersteller Schindler für den Schindler Award (Box). Damit fordert die Firma europäische Architekturstudenten auf, sich Gedanken über die bessere Nutzung der Schützenmatte zu machen. Nebst Ruhm und Ehre winkt den Siegern ein Preisgeld von 5000 Euro, ihre Schule kriegt 25 000 Euro. Zu überzeugen gilt es eine 15-köpfige Jury; darunter die Berner Martin Beutler (Soziologe) und Mark Werren (Stadtplaner). Die Gewinner werden am 7. Dezember im Zentrum Paul Klee gekürt.

Im Stadtparlament gibt die Schützenmatte oft zu reden, FDP-Stadtrat Christoph Zimmerli kämpfte auch schon gegen die "No-Go-Area". "Jegliche Massnahmen, die zur Aufwertung beitragen und so die Lebensqualität steigern, sind zu begrüssen", sagt er. Er sähe dort am liebsten ein Geschäftshochhaus mit Restaurant. Ob die Stadt Teile des Siegerprojekts umsetzen wird, ist offen. Stadtpräsident Alexander Tschäppät freut sich aber auf die Resultate: "Der Ort ist heute einer der stadttragenden Räume und tatsächlich ein Un-Ort. Dort gibt es ein Riesenpotenzial", sagt er.

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Premiere beim fünften Award

Zum fünften Mal schreibt der internationale Lifthersteller Schindler mit Sitz in Ebikon den Schindler Award aus. Dieser ist zu einem der bekanntesten Architekturwettbewerbe Europas geworden. Nach Brüssel, Paris, Berlin und Wien steht heuer erstmals die Schweiz und damit die Schützenmatte in Bern im Fokus des Wettbewerbs. Letztes Jahr haben drei Studenten der Fachhochschule Burgdorf den Wettbewerb in Berlin gewonnen.

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Umfrage

Hat die Schützenmatte vor der Berner Reithalle es verdient, beim internationalen Raumgestaltungs-Wettbewerb "Schindler Award" eine Rolle zu spielen?

    * Ja, auf jeden Fall.
    * Nein, die Schützenmatte ist so hässlich.

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kulturstattbern.derbund.ch 16.1.12

Kulturbeutel 3/12

Von Benedikt Sartorius am Montag, den 16. Januar 2012, um 06:06 Uhr

Herr Sartorius empfiehlt:
Nie mehr Schissmusik: Am Freitag steht der Newcomerabend "Shit & Schein" in der Dampfzentrale an - und präsentiert Bands wie Second Stop Is Ebikon oder Metzger & Bauer. Und natürlich höre ich dann erst vor Ort in diese Bands ein. Auch gut: Der Sonntag im Rössli mit Astronautalis.

Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie doch am Donnerstag in die Cinématte. Dort feiert die Popkino-Reihe "Song & Dance Men" bereits das 5-jährige Bestehen und zwar mit Michel Gondry und Spike Jonze. Gezeigt wird der Kultstreifen "Be Kind Rewind" und ein Überraschungsfilm. Am Samstag besuchen sie dann selbstverständlich einen oder mehrere der 17 Veranstaltungsorte der Tour de Lorraine.

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BZ 16.1.12

Demo gegen WEF

Vom 25. zum 29. Januar findet in Davos wiederum das Weltwirtschaftsforum WEF statt. In Bern rufen diverse Gruppen unter dem Motto "Wipe out WEF" zu Gegendemonstrationen auf. Am Nachmittag des 21. Januar soll bei der Heiliggeistkirche eine überregionale Anti-WEF-Demo stattfinden.pd

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BZ 16.1.12

Tour de Lorraine

Am gleichen Tag wie die Anti-WEF-Demo (siehe oben) findet auch die Tour de Lorraine statt. Die Veranstaltung mit Konzerten und Workshops entstand aus der Anti-WEF-Bewegung. Als Konzertlokal neu dabei ist das Kapitel am Bollwerk.pd