MEDIENSPIEGEL 13. - 19. JANUAR 2012

BZ 18.2.12

Gemeinde schliesst ihre "Reitschule"

Bremgarten · Der Versuch, den Jugendtreff "Konkurs" für neue Gruppen zu öffnen, scheiterte an einer etablierten Gruppe, die ihn für sich allein beanspruchte. Nun bleibt der Treff geschlossen und erhält ein neues Nutzungskonzept.

Was tun, wenn eine längst der Zielgruppe entwachsene Gruppe "ihren" Jugendtreff nicht mehr hergeben will? In Bremgarten führte Ende Januar offenbar genau das zur Schliessung des Jugendtreffs "Konkurs". Dieser war einer von drei Treffs der regionalen Jugendarbeit Wohlen, in der die Gemeinden Wohlen, Bremgarten und Kirchlindach zusammengeschlossen sind. Im zentral gelegenen roten Container, wo die Jugendarbeit Bremgarten ihre Büros hat, öffnete der Treff jeweils am Mittwoch- und Donnerstagabend.

Bier war erlaubt

"Konkurs" richtete sich an 16- bis 20-Jährige, eine vergleichsweise alte Zielgruppe für einen Jugendtreff. "Das ist altersmässig ein ähnliches Publikum wie in der Reitschule", spielt die zuständige Gemeinderätin von Bremgarten, Barbara Dätwyler (SP), auf das polarisierende Kulturzentrum der Nachbargemeinde an. Im "Konkurs" war der Konsum von Bier erlaubt, härterer Alkohol aber verboten. Allein, so Dätwyler: "Es war nicht immer einfach, die Hausordnung durchzusetzen." Probleme mit Alkohol waren aber nicht der Hauptgrund für das Aus: "Eine einzelne Gruppe hat den Treff seit längerer Zeit in Beschlag genommen", sagt Daniel Ritschard von der Standortgruppe aus Vertretern von Schule, Elternforum, Kirche und Nachbarschaft.

Am Zielpublikum vorbei

Die dominante Gruppe habe einen "gewissen Alleinnutzungsanspruch reklamiert und auch durchgesetzt", sagt Ritschard. Zuletzt sei es einigen aus der Gruppe nur noch darum gegangen, möglichst viele Regeln zu übertreten.

Schliesslich mussten sich die Verantwortlichen eingestehen, dass die sanfte Strategie gescheitert war: Ein Jahr lang hatten sie versucht, im "Konkurs" einen Kulturwandel zu erreichen und den Treff für neue Gruppen zu öffnen - ohne Erfolg. Besonders stossend: Die dominante Gruppe setzte sich hauptsächlich aus Personen zusammen, die schon jahrelang im "Konkurs" verkehrten und mittlerweile zum Teil über 20-jährig waren. Ritschard: "Der Treff funktionierte am Zielpublikum vorbei. Er bot nicht mehr das Angebot, für das die Steuerzahler bezahlen."

Jugendliche beklagen sich

Schliesslich sahen die Verantwortlichen nur noch eine Lösung: den Griff zur Notbremse. Statt sich weiter im "Konkurs" aufzureiben, entwickeln die Jugendarbeiter, begleitet von der Standortgruppe, jetzt ein neues Nutzungskonzept. Bis Ende Juni seien vier Sitzungen vereinbart, sagt Ritschard, dann wolle man der regionalen Jugendkommission das Konzept vorlegen. "Auf das neue Schuljahr hin möchten wir damit starten." Auf der Facebook-Seite des "Konkurs" beklagen sich Jugendliche mit teilweise heftigen Voten, dass sie übergangen würden. "Das partizipative Element soll auf keinen Fall verloren gehen", widerspricht Daniel Ritschard. Von den über Facebook angefragten Jugendlichen meldete sich gestern niemand auf den Aufruf der Zeitung.

Christoph Hämmann

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Blick am Abend 17.2.12

SP will Haltestelle bei der "Schütz"

VORSTOSS  Die Busstation am Bollwerk soll verschoben werden.

Der Berner Gemeinderat will die Schützenmatte neu gestalten. SPStadtrat Beat Zobrist fordert die Stadtregierung auf, die Idee einer Verlegung der Bushaltestelle Bollwerk zu prüfen. Die Station soll um einige Hundert Meter vom Bahnhof zur Schützenmatte verschoben werden. "So könnte sie für die Besuchenden des Kunstmuseums, der verschiedenen Restaurants, Bars, Gewerbebetriebe und Büros am unteren Bollwerk sowie für Kulturveranstaltungen in der Reitschule genutzt werden ", schreibt Zobrist in seinem Postulat.

Blick am Abend berichtete bereits im April 2010 über die schlecht frequentierte Haltestelle beim Bollwerk, weil sie nur rund 200 Meter vom Hauptbahnhof entfernt ist. Laut Regionalkonferenz Bern-Mittelland steigen täglich nur etwa 2300 Leute ein oder aus.

Zobrist gibt in seinem Postulat zu bedenken, dass die erste Parkplatzreihe auf der Schützenmatte aufgehoben werden müsste. Dafür könnte ein Kiosk entstehen und der "Unort" würde aufgewertet. ehi

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20 Minuten 17.2.12

FDFM: Protestparty im Wasserwerk

BERN. Die Facebookgruppe Figg di Frou Müller (FDFM) sind die Flegel unter den Berner Nachtleben-Aktivisten. Heute schmeissen sie eine Protest-Party und stellen einen Blog ins Netz.

Der Kampf um ein gesichertes Berner Nachtleben geht weiter. Während der Verein Pro Nachtleben Bern eine angekündigten Aktion gegen das Clubsterben vorbereitet, lädt Figg di Frou Müller (FDFM) heute zur Protest-Party im Wasserwerk ein. Die lose Gruppierung aus Veranstaltern und Kulturkonsumenten formierte sich nach der Schliessung des Sous Souls. "Jetzt längt’s", hiess es damals. Mit einer groben Wortwahl schaltete sich FDFM daraufhin per Facebook erstmals in die Debatte zur Berner Nacht ein. Jetzt soll der Aktionismus weitergehen: Gleichzeitig mit der Fete schaltet das Bündnis den FDFM-Blog online. Dieser soll die künftige Nachtleben-Diskussion kritisch kommentieren. Mitinitiant Terry Loosli: "Wir sind mit niemandem verbandelt und müssen keine Rücksicht nehmen. Deshalb können wir schonungslos mit dem Finger auf Missstände zeigen."

Die Party im Wasi steigt bereits um 21 Uhr. Am Start sind Tomazobi, Copy & Paste, Boba Fett und eine Allstar-DJ-Crew. Der Eintritt funktioniert nach dem System "First Come, First Serve" - es gibt nur eine Abendkasse. Pedro Codes

Fr, 17.2., 21 Uhr, Figg di Frou Müller, Wasserwerk, www.fdfm.ch

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BZ 16.2.12
http://www.bernerzeitung.ch/bzforum/geschichten/Mit-Haut-und-Haar-der-Kueche-verschrieben-/story/15786846

BZ Forum

Mit Haut und Haar der Küche verschrieben

Leserinnenbegegnung Köchin im Sous le Pont, Wirtin der Reitschule - die gelernte Schreinerin Lonny Sommer ist eine erfolgreiche Quereinsteigerin.

Angefangen hat alles vor knapp sechs Jahren, als Lonny Sommer sich im Frauenraum der Reitschule engagierte. Damals übte sie gleichzeitig auch noch ihren erlernten Beruf als Schreinerin aus - hatte den Gefallen an diesem aber bereits verloren. Und so ging plötzlich alles sehr schnell. Im Restaurant Sous le Pont der Reitschule war eine Stelle im Service frei. Kurze Zeit später startete Lonny Sommer ihre Karriere im Gastgewerbe. "Nach ein paar Monaten merkte ich, dass ich eigentlich lieber in der Küche arbeiten würde", erzählt die 30-Jährige. Gesagt, getan. Seit knapp viereinhalb Jahren arbeitet Sommer als Köchin - mit einem Arbeitspensum von rund 80 Prozent. Der Wechsel ins Gastgewerbe überrascht nicht, ist doch Sommer in einer Wirtefamilie gross geworden. Trotzdem, der Jobwechsel sorgte bei den Eltern nicht gerade für Freudensprünge. "Ja", bestätigt Sommer, "mein Wechsel fand zu Beginn keinen grossen Anklang." Vater und Mutter hätten halt nicht verstanden, wieso sie einen gut bezahlten Job aufgebe und als Quereinsteigerin in ein Gewerbe mit schlechteren Verdienstmöglichkeiten wechsle.

Abwechslungsreiche Küche

Doch Geld ist nicht alles, der Spass an der Arbeit für Sommer viel wichtiger. Und den scheint sie in der Reitschule zu haben. Insgesamt neun Personen arbeiten in der Küche des Sous le Pont. Chef ist niemand, alle sind gleichgestellt. "Das ist die Philosophie der Reitschule, man ist Mitarbeiter und Arbeitgeber in einem", erklärt Sommer, und weiter: "Jeder kann Ideen einbringen und mitgestalten. Am Ende entscheidet die Demokratie." Das Küchenteam ist bunt durcheinandergewürfelt. "Wir haben zwei gelernte Köche, aber auch Studenten und Gymeler", sagt Sommer, die sich auch nicht zu schade ist, ab und zu extern einen Tipp einzuholen. "Wenn ich nicht mehr weiter weiss, rufe ich manchmal einen Kollegen an oder frage bei Mam nach." Auch sonst ist das Sous le Pont kein Restaurant wie jedes andere. "Wir haben täglich neue, andere Menüs im Angebot." Diese werden innerhalb der Küchenmannschaft selber zusammengestellt.

Vor ihrer Anstellung sei sie nur sporadisch in der Reitschule gewesen, "Stammgast war ich nicht", sagt sie. Heute hingegen ist Lonny Sommer fast täglich in der Reitschule anzutreffen - nicht zuletzt auch nach der Arbeit, mit den Arbeitskollegen bei einem "Fyrabebier". Mit einer Mitarbeiterin aus dem Service ist Sommer zudem seit 15 Monaten verheiratet. Gemeinsam und mit seinem Hund wohnt das junge Glück im Lorrainequartier. Für die Zukunft wünscht sich Sommer eines Tages Kinder, "und vielleicht einen Job, der ein bisschen weniger stressig ist." Denn der TV-Serien-Junkie, als welchen sich Sommer selber bezeichnet, ist nicht nur Köchin, sondern gleichzeitig auch noch Wirtin - und somit verantwortlich für den gastronomischen Betrieb sämtlicher Reitschul-Institutionen. Diesen Posten hat Lonny Sommer vor anderthalb Jahren übernommen, nachdem sie zuvor das Wirtepatent erfolgreich erworben hatte.

Die Reitschule polarisiert

"Die Reitschule hat offene Türen für alle Leute, vom Punk bis zum Schlipsträger. Sie bietet Freiraum in einer Zeit, in welcher alles eingegrenzt wird. Hier kann man auch einmal draussen auf der Treppe sitzen und eine Dose Bier trinken, ohne dass man gleich weggejagt wird", beschreibt Sommer die Reitschule. Die ewigen politischen Vorstösse, welche die Schliessung der Reitschule wollen, gehen auch an ihr nicht spurlos vorbei. "Wo immer ich meinen Arbeitgeber erwähne, entbrannt gleich eine Diskussion." Insbesondere in den Monaten vor der Abstimmung zur Schliessung der Reitschule sei dies manchmal unerträglich gewesen. Trotzdem gewinnt sie dieser Zeit auch Positives ab. "Wir haben damals wöchentlich Führungen angeboten, viele Leute haben danach ihre Meinung über die Reitschule geändert - und wir haben auch neue Stammkunden gewonnen." Sommer denkt da vor allem an eine Gruppe von Senioren, die nun regelmässig am Nachmittag zum "Käfele" vorbeikommt.

Eine super Beiz

Allgemein seien in den letzten Jahren massiv mehr Gäste in der Reitschule und somit auch im Restaurant Sous le Pont. "Es ist halt auch eine super Beiz", sagt Sommer mit einem Schmunzeln. Doch auch negative Momente hat die Bernerin schon erlebt. Etwa, als sie bei einer zivilen Kontrolle der Polizei im Sous le Pont niedergeschlagen wurde, ohne etwas getan zu haben, wie sie versichert. Trotzdem sagt sie: "Vielleicht bin ich in zehn Jahren immer noch hier. Vielleicht." Eines weiss sie aber mit Sicherheit: Den Kontakt zum Haus, zur Reitschule, wird sie nie verlieren. Nicht umsonst gebe es intern ein Motto: "Einmal Reitschule, immer Reitschule."
Raphael Hadorn

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BZ 16.2.12

Bollwerk

SP und GLP wollen Haltestelle verlegen

Die Stadträte Beat Zobrist (SP) und Peter Ammann (GLP) reichen heute ein Postulat ein, in welchem sie die Verlegung der Bushaltestelle Bollwerk vorschlagen. Wenn die Bushaltestelle hinter die Baumallee der Schützenmatte vorverlegt würde, könnte sie besser genutzt werden, meinen die Postulanten.pd 

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Bund 16.2.12

Verein Alternative zügelt auf das Mittelfeld

Bern - Der Umzug des Vereins Alternative vom Viererfeld auf das benachbarte Mittelfeld ist im Gang und soll in den nächsten Tagen abgeschlossen werden. Der neue Standort für die Bauwagen und Fahrzeuge der Stadtnomaden befindet sich nur etwa 200 Meter vom heutigen entfernt. Das Grundstück gehört der Stadt Bern. Das Mittelfeld befindet sich zwischen dem Burgerheim in der Inneren Enge und den Familiengärten an der Neubrückstrasse.

Eigentlich hätte der Umzug bereits Ende Januar erfolgen sollen. Zur Verspätung kam es zum einen, weil die Stadt noch nicht alle Details geregelt hatte, zum anderen wegen der tiefen Temperaturen. "Die als Zugfahrzeuge verwendeten Traktoren waren wegen der grossen Kälte nicht funktionstüchtig", sagt Walter Langenegger, Informationschef der Stadt Bern. Der Verein Alternative geniesst während dreier Monate Gastrecht auf dem Mittelfeld. "Der Verein hofft auf verständnisvolle Nachbarn", sagte Daniel Kettiger, Anwalt des Vereins.

Das Mittelfeld soll zu einem späteren Zeitpunkt überbaut werden. Der Gemeinderat will dort Wohnungen für die wachsende Berner Bevölkerung schaffen. 2010 beschloss der Gemeinderat ein neues Planungsverfahren. (wal)

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kulturagenda.be 16.2.12

Gute Nacht? - Teil 4 mit Etienne Schönberger

Die Diskussion um das Berner Nachtleben  geht weiter. Nachdem zu Beginn  Fabian Wyssbrod des Partyveranstalters  Ammonit Red und Antwort stand,  danach Christian Pauli von Bekult und  zuletzt der Sozialgeograf Christian Reutlinger,  stellt sich nun ein Vertreter des  Partykollektivs Festmacher unseren Fragen.  Die Festmacher organisieren Partys  ohne Bewilligungen. Bisher für das  meiste Aufsehen haben die Partys auf  dem Vorplatz der Reitschule ("Antistadt"  und "Hafenstadt") gesorgt. Die im Kern  15-köpfige Gruppe hat aber auch schon  im Wald gefeiert und in einer S-  Bahn  ihre Plattenspieler aufgestellt. 

Herr Schönberger, Sie wollen nur unter  einem  Pseudonym Auskunft geben. Ist das  nicht feige? 

Als Festmacher bewegen wir uns mit  unseren Veranstaltungen im Dunkelgraubereich.  Deshalb kann ich mich nur  anonym äussern.

Sie sind auf uns zugekommen und wollen sich  auch zu Berns Nachtleben äussern. Warum? 

Die Clubkulturdiskussion bewegt sich  in falschen Bahnen. Es geht um Interessenskonflikte:  Recht auf Ruhe auf der  einen Seite und Wirtschaftsfreiheit und  Rechtsschutz auf der anderen. Aber es  gibt weitere Punkte. 

Und die wären? 

Im Stadtzentrum wird Meter für Meter  kommerzialisiert. Die Mieten steigen.  Für nichtkommerzielle Kultur gibt es  keinen Platz mehr. Die Clubkultur wird  in die Aussenquartiere gedrängt. Die  Innenstadt nur fürs Wohnen und Shoppen  zu nutzen, ist keine Option. 

Ihre Option sind illegale Partys. Worin liegt  der Reiz? 

Bestimmt nicht im Verbotenen. Für junge  Menschen gibt es kaum Möglichkeiten,  mit wenig Geld etwas aufzubauen.  Darum nehmen wir uns die Plätze und  gestalten sie um, nutzen sie für einmal  anders als gewohnt. 

Illegale Partys veranstalten, weil es keine  Freiräume gibt: Das tönt nach zurechtgelegter  Ausrede. Sie machen es sich sehr einfach. 

Wir stellen uns nicht über die Rechte  der anderen, aber wir beantworten die  Frage nach der Verhältnismässigkeit für  uns selber. Wir würden nicht monatlich  oder wöchentlich eine grosse Vorplatzparty  veranstalten, sondern nehmen  auch Rücksicht auf andere Bedürfnisse.  Einmal pro Jahr sollte ein Fest auf dem  Vorplatz drinliegen. Aber dieses Jahr ist  für uns der Vorplatz kein Thema mehr.  Er hat an Reiz verloren. 

Was müsste ändern, damit Bern ein attraktives  Nachtleben behält? 

Zum einen müssen in der Innenstadt  andere Lärmgrenzwerte gelten als in  Wohnquartieren. Die kantonalen Lärmschutzbehörden  sollen Musik endlich  nicht mehr als Lärm betrachten. Und  zum anderen müssen sich die Berner  ihren Raum einfach wieder nehmen.  Kultur entsteht nicht auf dem Reissbrett,  sondern in den Köpfen. Wir stehen am  selben Punkt wie in den 80ern, als sich  die Jugend den Kulturraum nachhaltig  erobert hat. 

Heute lässt sich die Jugend kaum mehr  mobilisieren.

Für uns ist die Mobilisierung bei Events  kein Problem. An unsere Partys kamen  auch schon Tausende. 

Aber weil sie feiern wollen, nicht wegen der  Politik. 

An dem Wochenende der letzten Hafenstadt-  Party auf dem Reitschule-Vorplatz  packten über hundert freiwillige Helfer  an. 30 bis 40 Leute nahmen darüber  hinaus eine Woche lang Ferien für die  Vorbereitung. Es ist schon Energie da. 

Was halten Sie von den Partymeilen, wie sie  Gemeinderat Reto Nause vorschlägt? 

Da bin ich sehr skeptisch. Die spannenden  Dinge finden in kleinen Clubs statt  und nicht in einer Partymeile. Dort fertigt  man ein Publikum mit rein konsumorientierten  Angeboten ab. Die Stadt  spricht von über hundert Überzeitbewilligungen.  Davon ist eine Handvoll kulturell  interessant, der Rest ist Trinken und  Halligalli. 

Was erhoffen Sie sich von den Interessenvertretern? 

Die Diskussion hat Feuer gefangen, und  ich bin froh, dass daraus eine breite Debatte  entstanden ist. Die Kulturszene  ist sehr heterogen. Jetzt ist es wichtig,  dass die Clubkultur mit einer Stimme  spricht. Wir müssen den gemeinsamen  Nenner suchen, und der besteht im kulturellen  Anspruch. 

Gibt es bereits Bestrebungen? 

Ja. Wie diese aussehen, wird sich zeigen.  Informationen dazu wird es in wenigen  Wochen geben. 

Interview: Michael Feller 

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kulturagenda.be 16.2.12

"Subjekt: Kohlhaas" im Tojo Theater

Ausgehend von der historischen Figur des Hans Kohlhase, eines Pferdehändlers, der nach einem erlittenen Unrecht zur Selbstjustiz griff, schuf Heinrich von Kleist seinen Michael Kohlhaas. Regisseur Christian Valerius hat Kleists Novelle für die Bühne adaptiert und mit Überlegungen der Philosophen Kant, Jünger, Zizek und Steinweg verbunden.
Tojo Theater in der Reitschule, Bern. Do., 16., bis Sa., 18.2., 20.30 Uhr

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kulturagenda.be 16.2.12

"Herr Lehmann" im Kino in der Reitschule

Das Buch von Sven Regener ist Kult, der Film von Leander Haussmann nicht weniger witzig: Kurz vor dem Fall der Mauer hat sich der 29-jährige Frank (Christian Ulmen), den alle Herr Lehmann nennen, in Berlin Kreuzberg eingerichtet. Er möchte so viel Unverbindlichkeit und so wenig Veränderung wie möglich. Aber die Zeit und die Liebe sind dagegen.
Kino in der Reitschule, Bern. Fr., 17.2., 21 Uhr

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Bund 16.2.12

Xewin

Bleep & Clonk & Tanzboden-Pop

Aus der Westschweiz hat uns Ende letzten Jahres ein höchst kurzweiliges Album erreicht, das neckisch zeitgenössischen Synthesizer-Pop mit bejahrter Bleep-&-Clonk-Elektronik und House verdrahtet. Xewin nennt sich der Herr in der Schaltzentrale, am Frontmikrofon wechseln sich der Soul-Sänger Bobby Johnson, die Rapperin Yarah Bravo und die Aloan-Sängerin Lyn M. ab. Lecker Futter für die Tanzwütigen. (ane)

Reitschule Rössli Do, 16. Feb., 21 Uhr.

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Bund 16.2.12

Bauchklang

Aus dem Bauch heraus

Bevor Bauchklang die Szenerie eroberten, war das Genre der A-cappella-Musik den Hosenträgerträgern und den Gala-Humoristen überlassen. Die Mannen aus Österreich begnügten sich indes nicht mit lustig gemeinten Covers, sie schrieben sich ihre Lieder im wahrsten Sinne der Worte auf den eigenen Leib und etablierten einen neuen A-cappella-Stil irgendwo zwischen Bio-Groove und Vollkörper-Tribal-Rock. (ane)

Reitschule Dachstock Sa, 18. Feb., 21.30 Uhr.

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Bund 16.2.12

Webba

Bei Herrn Weber waberts

Der Rapper und Produzent Webba hat die elektronische Tiefton-Musik entdeckt und das erste Berner Dubstep-Rap-Album verfertigt. Das ist schön. Noch schöner wäre es, wenn etwas radikaler zur Sache gegangen würde.
Ane Hebeisen

Das Gurtenfestival ist schuld daran, dass der 31-jährige Berner Pascal Weber derzeit auf Plakaten und in CD-Auslagen im Superhelden-Kostüm und in Weltretter-Pose zu bewundern ist.

Oder genauer gesagt, das, was sich in den frühen Morgenstunden des 18. Juli 2010 auf der Zeltbühne des Berner Hügelfestes abgespielt hat. Die Breakbeat-Grobschlächter Chase & Status waren damit beschäftigt, ihre Idee unter die Leute zu wuchten, aus Drum-'n'-Bass-Sounds eine massentaugliche Hardcore-Pop-Revue zu zimmern. Es wummerten die Bässe, es knickten die Grashalme, und es hüpften die Gurten-Partyenthusiasten, bis die Sprunggelenke schmerzten. Unter ihnen der Berner Schlacks Pascal Weber, der dieses Konzert später als Schlüsselerlebnis für die Gestaltung seines mittelbaren Musikerwerdegangs bezeichnen sollte.Bis dahin war Webba, wie sich Pascal Weber zielgruppengerecht nennt, ein rechtschaffener Mundart-Sprechsänger- und -produzent gewesen, keiner, der mit einem überbordenden Einfallsreichtum auffällig wurde, der aber stets anständig groovte, hochstehend textete und auch sonst in der Berner Hip-Hop-Sippe zu den schlaueren Exponenten gezählt werden durfte. Ketzer und Schnöder warfen ihm hinter vorgehaltener Hand gar ein gewisses Strebertum vor. Jedenfalls versprühte er zu wenig Coolness, als dass juvenile Hip-Hop-Banden mit Webba-T-Shirts durch die Stadt gezogen wären.

Kein Fashion-Victim

Doch am 18. Juli 2010 ist etwas mit dem Webba passiert, was nun auf der CD "Uswärts" seinen Niederschlag gefunden hat. Der Berner hat die Kraft und den Segen des Tieftonbasses entdeckt. Und so wabern auf seinem neuesten Album hübsche Dubstep-Figuren durch die Szenerie, die Beats sind mit Sounds von der Drum-'n'-Bass-Festplatte zusammengebaut worden, und die Raps drehen sich angenehm undogmatisch um Gesinnungsfragen, um politische Scheinheiligkeiten oder um die guten alten Berner Meitschi.

Webba gerät auf diesem Album kaum unter Verdacht, als Fashion-Victim einem langsam schon etwas welken Musik-Trend nachzuhinken. Dafür sind seine produktionstechnischen Finten zu stilsicher, und es zeigt sich einmal mehr, dass Rapper, die sich ihre Beats selber bosseln, sprachrhythmisch sachkundiger zu Werke gehen als die üblichen Fremd-Beat-Verwerter. Das klingt alles angenehm unverkrampft und knackig, und trotz dem Einsatz von teilweise ziemlich gefährlichen Knatter-Sounds ist da ein durchhörbares heutiges Werk entstanden, das einen frischen Akzent in die Berner Hip-Hop-Landschaft setzt. Doch die Sache mit der poppigen Geschmeidigkeit hat auch ihre Kehrseite.

Die Sache mit dem Trance

Weil Webba wohl noch immer unter dem Eindruck des englischen Produzenten-Duos Chase & Status steht, hat er sich kurzum auch gleich dessen Problemzonen einverleibt: Es ist keine radikale Form des Dubstep, die hier hochgehalten wird. Rabiate Ausbrüche werden sogleich mit Konzessionen an den Massengeschmack kompensiert, dem Brüsken wird sofort Versöhnliches gegenübergestellt. Bei Webba äussert sich das im wiederholten Einsatz von handelsüblichen Melodic-Trance-Synthesizern, die zwar gerade furchtbar in Mode sind, doch spätestens in zwei Jahren ihr Verfallsdatum überschritten haben werden. Hier verfällt der Berner in eine bedauernswerte Biederkeit, die ihm dann doch einige Schrammen ins Superhelden-Kostüm ätzt. Trotzdem: Die Muskeln, die er unter dieser Gewandung spielen lässt, sind schon mal ziemlich beeindruckend.

Dachstock Reitschule Fr, 17. Feb., 22 Uhr.

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kulturagenda.be 16.2.12

"Beats, wo brätsche"

Im Londoner Dubstep hat der Berner Rapper Webba eine neue musikalische Heimat gefunden und macht mit seinem zweiten Album "Uswärts!" den Hip-Hop tanzbar. Im Dachstock tauft er diesen Freitag seine neue Platte.

Vorbei die Zeiten, in denen mit verschränkten  Armen zu müden Beats genickt  wurde. "Beats, wo brätsche" sollen  es von nun an sein, damit erfindet sich  der Rapper Webba neu. Inspiriert vom  britischen Dubstep ersetzt er die klassischen  Hip-Hop-Rhythmen durch Elektro  aus dem Synthesizer und verfolgt mit  dem kürzlich erschienenen Solo-Album  "Uswärts!" ein neues Ziel: Der Rap soll  tanzbar werden. Durch die starken Einflüsse  aus Drum'n'Bass und dem Elektrostil  Dubstep,  entstanden in London,  gelingt ihm das vortrefflich. Seine Vorabsingle  "Churzschluss", die er im Herbst  herausgab, ist die erste schweizerdeutsche  Dubstep-Veröffentlichung.

Vom Rap zur Clubmusik

Mehr als dreizehn Jahre lang war Pascal  Weber alias Webba, Mitbegründer der  Rap-Combo Krümelmonstaz, im traditionellen  Hip-Hop zu Hause. "Deheim",  so der Titel des letzten Albums (2009),  das war für ihn der Rap der 90er-Jahre  mit seinen intellektuellen und sozialkritischen  Texten. Seine Musik wurde  davon genauso geprägt wie seine Karriere  als Produzent und Beatboxer, wie die  Disziplin der Mundperkussion genannt  wird. Kürzlich dreissig geworden, stellte  sich der Rapper die Frage, ob das nun  alles gewesen sei. "Der herkömmliche  Rap hat für mich definitiv an Attraktivität  verloren", gibt Webba zu. Er habe  Lust verspürt, die Grenzen zu durchbrechen  und sich ausserhalb des vertrauten  Genres zu bewegen.

Mehr Produzent als Rapper

Den Weg in einen neuen Soundkosmos  beschreitet Webba nicht allein. Wie  schon in früheren Produktionen sind  auch auf dem neuen Album viele bekannte  Gäste zu hören, so etwa Steff La  Cheffe, Baze oder die gefeierten Newcomer  Lo&Leduc. Ausserdem sind mehrere  Co-Produktionen entstanden, wie jene  mit dem Berner DJ Kermit, mit dem er  auch in Zukunft vermehrt zusammenarbeiten  und als Produzentenduo unter  dem Namen Rusty Rabbit auftreten will. 
Er sei schon immer vor allem Produzent  gewesen, erklärt Webba. Nicht nur fertigt  er alle seine Songs konsequent selber  an, er arbeitet zudem seit vielen Jahren  als Musikproduzent mit Schweizer  Künstlern wie Big Zis, Black Tiger oder  Wurzel 5 zusammen. Für seine Arbeit  wurde er im Herbst letzten Jahres mit  dem Swiss Hip-Hop Music Award als  bester Produzent 2011 ausgezeichnet.

Anna Tschumi
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Dachstock in der Reitschule, Bern
Fr., 17.2., 22 Uhr
www.dachstock.ch

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kulturagenda.be 16.2.12

3 Kulturtipps von Nina Stadler

Die Berner Choreografin und Tänzerin Nina Stadler hat zusammen mit Annalena Fröhlich den kurzen Tanzfilm "Graatzug" nach einer düsteren Walliser Sage geschaffen. Nun feiert das Tanzstück "das Bühnenstück zum Film" Premiere (Dampfzentrale, Bern. Fr., 17., und Sa., 18., 20 Uhr, So., 19.2., 19 Uhr).

1. Bauchklang - Vocal Groove Project im Dachstock der Reitschule (Sa., 18.2., 21.30 Uhr)
Unglaubliche Klänge. Wer Human Beat Boxing liebt, sollte das Konzert sicher  nicht verpassen.

2. "Das Dschungelbuch" im Kino Lichtspiel (Sa., 18.2., 14 Uhr)
Diesen Film sollte man sich immer wieder mal ansehen, besonders an so einem charmanten Ort wie dem Lichtspiel.

3. "V:dance everywhere" in den Vidmarhallen (Sa., 18.2., 19.30 Uhr, bis 23.3.)
Erick Guillards Stücke waren immer schon eine Perle im Rahmen von "Tanz - Made In Bern". Nun kehrt er als freischaffender Choreograf ans Stadttheater Bern zurück.

Ich sollte meine mürrische Nachbarin zu "V:dance Everywhere" überreden, ...
... weil ein Abend voller Tanz es manchmal schafft, im Kopf gewisse

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Thuner Tagblatt 15.2.12

Regierung prüft Ausgehmeilen

Nachtleben · In der Stadt Bern gibt es mehr als 100 Betriebe, die an Wochenenden eine generelle Überzeitbewilligung haben. Auf der Suche nach Lösungen für Probleme im Nachtleben will der Gemeinderat Ausgehmeilen prüfen.

Die Stadt Bern soll auf keinen Fall auf ein Nachtleben verzichten. Aber: Es soll im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen stattfinden. Auf diesen Nenner lässt sich die Antwort des Gemeinderats auf einen überparteilichen Vorstoss zum Nachtleben und zur Clubkultur in Bern bringen. Von links bis rechts hatten Stadträte in diesem Vorstoss den Gemeinderat aufgefordert, beim Nachtleben "das Heft in die Hand zu nehmen" und "nicht vor die Hunde gehen zu lassen". Der Hintergrund: die Schliessungen oder drohenden Schliessungen diverser Clubs aufgrund von Dezibelbeschränkungen. Der Gemeinderat nehme das Aus der Lokale nicht einfach so in Kauf, schreibt die Regierung in ihrer Antwort. Tatsache sei aber auch, dass in der Stadt immer wieder neue Nachtlokale entstünden - etwa Le Ciel am Bollwerk oder das Lokal Rock Garden, das bald in der Christoffelunterführung eröffnet werden wird und generelle Überzeit beantragt hat. Nach Meinung des Gemeinderats besteht schon heute ein "attraktives, einer Hauptstadt würdiges Nachtleben". Dies zeige auch die hohe Anzahl von Betrieben mit Überzeitbewilligung (siehe Tabelle).

Ausgehmeilen sollens richten

In einem Punkt wird etwas klarer, wie sich die Stadtregierung das Nachtleben in Bern in Zukunft vorstellt. Sie lasse abklären, ob es möglich sei, in der Stadt Ausgehmeilen festzulegen, schreibt die Stadtregierung. Als Vorbild gilt die Aarbergergasse. Dort läuft ein Versuch, mit einem gemeinsamen Security-Konzept für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen. Dazu gehören ein Security-Pflichtenheft und das Bekenntnis, die Security-Charta einzuhalten. Ausserdem muss jeder Betrieb einen Abendverantwortlichen bestimmen, der Ansprechpartner für die Behörden ist. Wenn das Security-Konzept in der Aarbergergasse helfe, den Lärm gegen aussen zu reduzieren, könnte es für weitere Gebiete angewendet werden, so der Gemeinderat. Wenn ein solches Konzept funktioniere, könne es viel zur Akzeptanz der Betriebe selber beitragen.

Welche Gebiete als Ausgehmeilen definiert werden könnten, lässt der Gemeinderat offen. Aber er schreibt von "Grundvoraussetzungen": Die Gebäudehüllen müssten geeignet sein für solche Lokale oder ohne grossen finanziellen Aufwand verbaut werden können. Ausserdem sollte es in unmittelbarer Nähe keine Nachbarn geben. Und Zu- und Wegfahrt dürften nicht an bewohnten Gebieten vorbeiführen.

"Wie in Grossstädten"

Allgemein weist der Gemeinderat die Vorwürfe zurück, sich nicht um das Nachtleben zu kümmern. Bern sei in Bezug auf die Anzahl Betriebe mit Grossstädten in Europa vergleichbar. Vor allem an Wochenenden sei Bern ein "richtiggehender Anziehungsmagnet". Ungenügend sei das Unterhaltungsangebot für 16- bis 18-Jährige, da viele Lokale eine Alterslimite hätte.

Wolf Röcken

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Betriebe mit Überzeit

Schliessungszeit gemässgenereller Überzeitbewilligung
                                             

bis 3.30 Uhr bis 5 Uhr Total Betriebe mit genereller Überzeit
Sonntag auf Montag
42
2
55
Montag auf Dienstag 43
2
65
Dienstag auf Mittwoch 43
2
70
Mittwoch auf Donnerstag 46
2
71
Donnerstag auf Freitag 58
2
87
Freitag auf Samstag 66
15
106
Samstag auf Sonntag 67
15
107

Quelle Stadt Bern, Stand Oktober 2011

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BZ 15.2.12

Volle Bierflaschen gegen Autos - Polizei rechtfertigt sich

Reitschule Bern. Nach den Flaschenwürfen am Neujahr aus der Reitschule kritisierten betroffene Autofahrer die Polizeiarbeit als "unzumutbar". Die Opfer beschwerten sich beim Polizeikommandanten. Sein Stellvertreter hat nun geantwortet.

Am Neujahrstag um die Mittagszeit warfen dunkel gekleidete Männer volle Bierflaschen von der Reitschule in Richtung Strasse. Damit trafen sie mindestens vier vorbeifahrende Autos auf der Neubrückstrasse, wobei die Frontscheibe eines BMW in die Brüche ging. An den getroffenen Autos entstand ein Sachschaden von je 2000 Franken, verletzt wurde niemand. Drei der vier geschädigten Autofahrer erstatteten daraufhin Anzeige.

Am 10. Januar beschwerten sich die vier Autofahrer zudem in einem gemeinsamen Brief an Polizeikommandant Stefan Blättler über die Polizeiarbeit: Die sofort alarmierte Polizei hätte lediglich von aussen das Haus angeschaut und habe sich danach wieder zurückgezogen. "Die Täter standen nach den Vandalenakten immer noch vor der Reitschule oder verschwanden darin, als die Polizei kam", enervieren sich die betroffenen Autofahrer im Brief. Nachdem die Polizei das Gelände verlassen hatte, seien die Flaschenwerfer wieder vor dem Gebäude sichtbar gewesen.

Von Polizei enttäuscht

Aber nicht nur das schnelle Verschwinden der Beamten kritisieren die Autofahrer, sondern auch deren Vorgehen: "Es kam kein Beamter zu den Geschädigten und nahm sich des Problems an. Es wurden keine Aussagen aufgenommen, keine Fotos gemacht und kein Rapport erstellt." Eine halbe Stunde nachdem die Beamten des Gelände verlassen hatten, erhielten die vier Autofahrer zudem einen Anruf aus der Polizeizentrale: Es wurde ihnen davon abgeraten, weiterzuwarten. Auf telefonische Nachfrage bei der Polizei sei ihnen mitgeteilt worden, dass für den Vorfall kein Sachbearbeiter zuständig sei. Die vier zeigen sich fassungslos: "Wir finden das passive Vorgehen der Berner Polizei unzumutbar, weil sich niemand der Geschädigten annahm. Wir sind zutiefst enttäuscht."

Auch Flaschen gegen Polizei

Jetzt, einen Monat später, hat der Kantonspolizei-Kommandant-Stellvertreter Peter Baumgartner auf den Brief der vier geschädigten Autofahrer geantwortet. Dabei geht er detailliert auf den Einsatz der Polizisten ein. "Vor Ort konnte eine Person gesichtet werden, welche eine Flasche in Richtung der Polizeimitarbeiter warf", schreibt Baumgartner im Brief, der dieser Zeitung vorliegt. Kurz darauf hätten weitere Personen angefangen, Flaschen zu schleudern, wobei einige Polizisten getroffen wurden. Glücklicherweise seien aber keine Mitarbeiter verletzt worden.

Wie Baumgartner schildert, bezog die angeforderte Verstärkung vor der Reithalle Stellung. Ein Einsatz gegen die Flaschenwerfer sei "in Betracht" gezogen worden. Offenbar hat aber die zentrale Lage der Reitschule Schwierigkeiten bereitet, da die Neubrückstrasse eine der Hauptverkehrsachsen der Stadt Bern ist. "Während der Aktion musste diese Strasse gesichert und abgesperrt werden, was die vorhandenen Mittel der Polizei einschränkte", erklärt Baumgartner im Brief. Nach den Flaschenwürfen habe die Polizei mit der Reithalle telefonisch Kontakt aufgenommen und die Reinigung der Strasse organisiert. Die Mitarbeiter des Strasseninspektorats hätten die Reinigungsarbeiten aber nur mit Polizeischutz unternehmen können.

Peter Baumgartner betont im Brief, dass die Sicherheit weiterer unbeteiligter Dritter bei diesem Einsatz oberste Priorität gehabt habe: "Die Verfolgung der Täterschaft war sekundär." Ebenfalls aus Sicherheitsgründen seien die Autofahrer angewiesen worden, abseits auf der Schützenmatte auf die Polizisten zu warten. Nach dem Einsatz seien sie aber nicht mehr auffindbar gewesen. Es sei ihnen jedoch telefonisch geraten worden, in den nächsten Tagen auf einem Polizeiposten Anzeige zu erstatten, so Baumgartner weiter.

Kommando bedauert

Nach den detaillierten Erklärungen zum genauen Tathergang findet Baumgartner dann noch beschwichtigende Worte. "Ich kann nachvollziehen, dass diese Informationspolitik aus Ihrer Sicht als ungenügend betrachtet wird", schreibt er im letzten Abschnitt. Allerdings hatte aus polizeilicher Sicht die Sicherheit im Vergleich zur Aufnahme von Rapporten Priorität. Zudem sei die Situation für die Polizisten bedeutend schwieriger gewesen, als dies vielleicht von aussen gewirkt habe. Baumgartner schliesst den Brief so: "Insofern die Priorisierung und die vorhandenen Rahmenbedingen seitens der Polizei bei Ihnen den Eindruck mangelnder Unterstützung hervorgerufen haben, bedaure ich dies."
Jürg Spori, jek

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kulturstattbern.derbund.ch 15.2.12
http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2012/02/15/henry-rollins-und-lafaro/

Henry Rollins und LaFaro

Von Gisela Feuz am Mittwoch, den 15. Februar 2012, um 12:00 Uhr

Es ist schwierig, im Punk-Business in Würde zu altern. Einer, der das geschafft hat, ist Henry Rollins. Der Frontmann der Hardcore Punk Band Black Flag ist mittlerweile auch als Filmschauspieler, Schriftsteller, TV-Persönlichkeit und vor allem aber auch als "Spoken Word Artist" unterwegs. Gestern demonstrierte der blendend aussehende, durchtrainierte Mitfünfziger bei seinem einzigen Schweizer Auftritt im Dachstock seine Redegewandtheit und Wortgewaltigkeit während ganzen 2,5 Stunden und zwar ohne Punkt und Komma und ohne auch nur einmal einen Schluck Wasser zu trinken.

Henry Rollins ist ein Mann, der nicht nur viel erlebt und gesehen hat, sondern auch belesen und intelligent ist, das tagespolitische Geschehen kritisch reflektiert und seine soziale Einstellung dezidiert vertritt. Wer gestern eine Stand-Up Comedy-Performance nach amerikanischem Vorbild erwartet, in der eine Pointe die nächste jagt, der wurde (zum Glück) enttäuscht. Selbstironisch wurde da die eigene jugendliche Unvernunft kommentiert, die frugale Lebensweise der frühen Punkjahre aufs Korn genommen, aber auch die Absurditäten des amerikanischen Wahlkampfs wurden sarkastisch beurteilt und texanische Engstirnigkeit und Homophobie bitterbös kommentiert.

Im Anschluss gabs im Rössli dann genau das zu sehen, worüber Herr Rollins zu Beginn des Abends oben im Dachstock gesprochen hatte: wunderbare jugendliche Unvernunft. LaFaro aus Belfast bestachen mit ihrer exakten, tighten und explosiven Mischung aus Hardcore, Metal und Punk, demonstrierten aber auch, dass das Tourleben für eine unbekannte Band, welche Spartenmusik spielt, manchmal alles andere als Zuckerschlecken ist. Viel Geld lässt sich mit so was nämlich nicht verdienen. Und zudem sass der LaFaro-Sänger gestern mit vierfach gebrochenem Fuss und diversen Schrauben und Metallplatten im Bein auf der Bühne und musste von seinen Band-Mitgliedern überall hin getragen werden. Und morgen, ja morgen würden 9 Stunden Fahrt nach Rom im Mini-Tourbus auf dem Plan stehen. Herrjeh. Gute Reise, die Herren!

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/files/2012/02/DSC02719.jpg

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kulturstattbern.derbund.ch 13.2.12

Kulturbeutel 7/12
Von Benedikt Sartorius am Montag, den 13. Februar 2012, um 06:06 Uhr

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Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie am Dienstag zu Henry Rollins' Spoken Word Performance in den Dachstock. Der ehemalige Hardcore Punk-Frontmann wird mit fortschreitendem Alter nicht etwa gemässigter oder langsam, sondern ist nachwievor ein scharfer Beobachter des Zeitgeschehens und kommentiert in hohem Tempo dieses manchmal humorvoll, manchmal bitterböse. Am Donnerstag lohnt sich ein Besuch bei Hellsongs  im ISC. Diese vertonen in Singer-Songwriter-Manier alte Klassiker aus dem Heavy Metal-Bereich und kreieren so einen ganz eigenen  betörenden Lounge-Metal.

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20 Minuten 13.2.12

Webba - Dubstep wie aus fremden Galaxien

Das zweite Album des Berner Rappers ist alles andere als alltäglich und trumpft auf.

Der Rapper Webba ist seit mehr als 13 Jahren in der Schweizer Musikszene aktiv und bricht auf seiner neuen Platte "Uswärts!" aus seinem typischen Schema aus. Wie auf seiner ersten Platte "Deheim?" sind einige Mitglieder der Berner Hip-Hop Gemeinde vertreten, aber im Gegensatz zu "Deheim?" ist "Uswärts!" Dubstep- und Drum'n'Bass-orientiert. Auch visuell geht Webba neue Wege und erkundet im Musikvideo von "Aasträngend" sogar ausserirdische Welten. Neues auszuprobieren zeigt den Drang Webbas, sich immer wieder neu zu fordern. Dies gilt nicht nur für seine Musik, auch im Privaten strebt er nach mehr: Webba, der mit bürgerlichem Namen Pascal Weber heisst: "Ich habe eine Arbeit, die mir Spass macht, und mache gleichzeitig wieder eine Ausbildung. Nur Musik zu machen, wäre mir zu langweilig." Wer "Uswärts!" mit Webba, Baze und Co. taufen möchte, geht am Freitag in den Dachstock nach Bern.

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www.bandderwoche.20min.ch

BAND DER WOCHE

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