Bremgarten · Der Versuch, den Jugendtreff "Konkurs" für
neue Gruppen zu öffnen, scheiterte an einer etablierten Gruppe,
die ihn für sich allein beanspruchte. Nun bleibt der Treff
geschlossen und erhält ein neues Nutzungskonzept.
Was tun, wenn eine längst der Zielgruppe entwachsene Gruppe
"ihren" Jugendtreff nicht mehr hergeben will? In Bremgarten führte
Ende Januar offenbar genau das zur Schliessung des Jugendtreffs
"Konkurs". Dieser war einer von drei Treffs der regionalen Jugendarbeit
Wohlen, in der die Gemeinden Wohlen, Bremgarten und Kirchlindach
zusammengeschlossen sind. Im zentral gelegenen roten Container, wo die
Jugendarbeit Bremgarten ihre Büros hat, öffnete der Treff
jeweils am Mittwoch- und Donnerstagabend.
Bier war erlaubt
"Konkurs" richtete sich an 16- bis 20-Jährige, eine
vergleichsweise alte Zielgruppe für einen Jugendtreff. "Das ist
altersmässig ein ähnliches Publikum wie in der Reitschule",
spielt die zuständige Gemeinderätin von Bremgarten, Barbara
Dätwyler (SP), auf das polarisierende Kulturzentrum der
Nachbargemeinde an. Im "Konkurs" war der Konsum von Bier erlaubt,
härterer Alkohol aber verboten. Allein, so Dätwyler: "Es war
nicht immer einfach, die Hausordnung durchzusetzen." Probleme mit
Alkohol waren aber nicht der Hauptgrund für das Aus: "Eine
einzelne Gruppe hat den Treff seit längerer Zeit in Beschlag
genommen", sagt Daniel Ritschard von der Standortgruppe aus Vertretern
von Schule, Elternforum, Kirche und Nachbarschaft.
Am Zielpublikum vorbei
Die dominante Gruppe habe einen "gewissen Alleinnutzungsanspruch
reklamiert und auch durchgesetzt", sagt Ritschard. Zuletzt sei es
einigen aus der Gruppe nur noch darum gegangen, möglichst viele
Regeln zu übertreten.
Schliesslich mussten sich die Verantwortlichen eingestehen, dass die
sanfte Strategie gescheitert war: Ein Jahr lang hatten sie versucht, im
"Konkurs" einen Kulturwandel zu erreichen und den Treff für neue
Gruppen zu öffnen - ohne Erfolg. Besonders stossend: Die dominante
Gruppe setzte sich hauptsächlich aus Personen zusammen, die schon
jahrelang im "Konkurs" verkehrten und mittlerweile zum Teil über
20-jährig waren. Ritschard: "Der Treff funktionierte am
Zielpublikum vorbei. Er bot nicht mehr das Angebot, für das die
Steuerzahler bezahlen."
Jugendliche beklagen sich
Schliesslich sahen die Verantwortlichen nur noch eine Lösung: den
Griff zur Notbremse. Statt sich weiter im "Konkurs" aufzureiben,
entwickeln die Jugendarbeiter, begleitet von der Standortgruppe, jetzt
ein neues Nutzungskonzept. Bis Ende Juni seien vier Sitzungen
vereinbart, sagt Ritschard, dann wolle man der regionalen
Jugendkommission das Konzept vorlegen. "Auf das neue Schuljahr hin
möchten wir damit starten." Auf der Facebook-Seite des "Konkurs"
beklagen sich Jugendliche mit teilweise heftigen Voten, dass sie
übergangen würden. "Das partizipative Element soll auf keinen
Fall verloren gehen", widerspricht Daniel Ritschard. Von den über
Facebook angefragten Jugendlichen meldete sich gestern niemand auf den
Aufruf der Zeitung.
Christoph Hämmann
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Blick am Abend 17.2.12
SP will Haltestelle bei der "Schütz"
VORSTOSS Die Busstation am Bollwerk soll verschoben werden.
Der Berner Gemeinderat will die Schützenmatte neu gestalten.
SPStadtrat Beat Zobrist fordert die Stadtregierung auf, die Idee einer
Verlegung der Bushaltestelle Bollwerk zu prüfen. Die Station soll
um einige Hundert Meter vom Bahnhof zur Schützenmatte verschoben
werden. "So könnte sie für die Besuchenden des Kunstmuseums,
der verschiedenen Restaurants, Bars, Gewerbebetriebe und Büros am
unteren Bollwerk sowie für Kulturveranstaltungen in der Reitschule
genutzt werden ", schreibt Zobrist in seinem Postulat.
Blick am Abend berichtete bereits im April 2010 über die schlecht
frequentierte Haltestelle beim Bollwerk, weil sie nur rund 200 Meter
vom Hauptbahnhof entfernt ist. Laut Regionalkonferenz Bern-Mittelland
steigen täglich nur etwa 2300 Leute ein oder aus.
Zobrist gibt in seinem Postulat zu bedenken, dass die erste
Parkplatzreihe auf der Schützenmatte aufgehoben werden
müsste. Dafür könnte ein Kiosk entstehen und der "Unort"
würde aufgewertet. ehi
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20 Minuten 17.2.12
FDFM: Protestparty im Wasserwerk
BERN. Die Facebookgruppe Figg di Frou Müller (FDFM) sind die
Flegel unter den Berner Nachtleben-Aktivisten. Heute schmeissen sie
eine Protest-Party und stellen einen Blog ins Netz.
Der Kampf um ein gesichertes Berner Nachtleben geht weiter.
Während der Verein Pro Nachtleben Bern eine angekündigten
Aktion gegen das Clubsterben vorbereitet, lädt Figg di Frou
Müller (FDFM) heute zur Protest-Party im Wasserwerk ein. Die lose
Gruppierung aus Veranstaltern und Kulturkonsumenten formierte sich nach
der Schliessung des Sous Souls. "Jetzt längt’s", hiess es damals.
Mit einer groben Wortwahl schaltete sich FDFM daraufhin per Facebook
erstmals in die Debatte zur Berner Nacht ein. Jetzt soll der
Aktionismus weitergehen: Gleichzeitig mit der Fete schaltet das
Bündnis den FDFM-Blog online. Dieser soll die künftige
Nachtleben-Diskussion kritisch kommentieren. Mitinitiant Terry Loosli:
"Wir sind mit niemandem verbandelt und müssen keine Rücksicht
nehmen. Deshalb können wir schonungslos mit dem Finger auf
Missstände zeigen."
Die Party im Wasi steigt bereits um 21 Uhr. Am Start sind Tomazobi,
Copy & Paste, Boba Fett und eine Allstar-DJ-Crew. Der Eintritt
funktioniert nach dem System "First Come, First Serve" - es gibt nur
eine Abendkasse. Pedro Codes
Fr, 17.2., 21 Uhr, Figg di Frou Müller, Wasserwerk, www.fdfm.ch
Leserinnenbegegnung Köchin im Sous le Pont, Wirtin der Reitschule
- die gelernte Schreinerin Lonny Sommer ist eine erfolgreiche
Quereinsteigerin.
Angefangen hat alles vor knapp sechs Jahren, als Lonny Sommer sich im
Frauenraum der Reitschule engagierte. Damals übte sie gleichzeitig
auch noch ihren erlernten Beruf als Schreinerin aus - hatte den
Gefallen an diesem aber bereits verloren. Und so ging plötzlich
alles sehr schnell. Im Restaurant Sous le Pont der Reitschule war eine
Stelle im Service frei. Kurze Zeit später startete Lonny Sommer
ihre Karriere im Gastgewerbe. "Nach ein paar Monaten merkte ich,
dass ich eigentlich lieber in der Küche arbeiten
würde", erzählt die 30-Jährige. Gesagt, getan.
Seit knapp viereinhalb Jahren arbeitet Sommer als Köchin - mit
einem Arbeitspensum von rund 80 Prozent. Der Wechsel ins Gastgewerbe
überrascht nicht, ist doch Sommer in einer Wirtefamilie gross
geworden. Trotzdem, der Jobwechsel sorgte bei den Eltern nicht gerade
für Freudensprünge. "Ja", bestätigt Sommer, "mein
Wechsel fand zu Beginn keinen grossen Anklang." Vater
und Mutter hätten halt nicht verstanden, wieso sie einen gut
bezahlten Job aufgebe und als Quereinsteigerin in ein Gewerbe mit
schlechteren Verdienstmöglichkeiten wechsle.
Abwechslungsreiche Küche
Doch Geld ist nicht alles, der Spass an der Arbeit für Sommer viel
wichtiger. Und den scheint sie in der Reitschule zu haben. Insgesamt
neun Personen arbeiten in der Küche des Sous le Pont. Chef ist
niemand, alle sind gleichgestellt. "Das ist die Philosophie der
Reitschule, man ist Mitarbeiter und Arbeitgeber in einem",
erklärt Sommer, und weiter: "Jeder kann Ideen einbringen und
mitgestalten. Am Ende entscheidet die Demokratie." Das
Küchenteam ist bunt durcheinandergewürfelt. "Wir haben
zwei gelernte Köche, aber auch Studenten und Gymeler", sagt
Sommer, die sich auch nicht zu schade ist, ab und zu extern einen Tipp
einzuholen. "Wenn ich nicht mehr weiter weiss, rufe ich manchmal
einen Kollegen an oder frage bei Mam nach." Auch sonst ist das
Sous le Pont kein Restaurant wie jedes andere. "Wir haben
täglich neue, andere Menüs im Angebot." Diese werden
innerhalb der Küchenmannschaft selber zusammengestellt.
Vor ihrer Anstellung sei sie nur sporadisch in der Reitschule gewesen,
"Stammgast war ich nicht", sagt sie. Heute hingegen ist
Lonny Sommer fast täglich in der Reitschule anzutreffen - nicht
zuletzt auch nach der Arbeit, mit den Arbeitskollegen bei einem
"Fyrabebier". Mit einer Mitarbeiterin aus dem Service ist
Sommer zudem seit 15 Monaten verheiratet. Gemeinsam und mit seinem Hund
wohnt das junge Glück im Lorrainequartier. Für die Zukunft
wünscht sich Sommer eines Tages Kinder, "und vielleicht
einen Job, der ein bisschen weniger stressig ist." Denn der
TV-Serien-Junkie, als welchen sich Sommer selber bezeichnet, ist nicht
nur Köchin, sondern gleichzeitig auch noch Wirtin - und somit
verantwortlich für den gastronomischen Betrieb sämtlicher
Reitschul-Institutionen. Diesen Posten hat Lonny Sommer vor anderthalb
Jahren übernommen, nachdem sie zuvor das Wirtepatent erfolgreich
erworben hatte.
Die Reitschule polarisiert
"Die Reitschule hat offene Türen für alle Leute, vom
Punk bis zum Schlipsträger. Sie bietet Freiraum in einer Zeit, in
welcher alles eingegrenzt wird. Hier kann man auch einmal draussen auf
der Treppe sitzen und eine Dose Bier trinken, ohne dass man gleich
weggejagt wird", beschreibt Sommer die Reitschule. Die ewigen
politischen Vorstösse, welche die Schliessung der Reitschule
wollen, gehen auch an ihr nicht spurlos vorbei. "Wo immer ich
meinen Arbeitgeber erwähne, entbrannt gleich eine
Diskussion." Insbesondere in den Monaten vor der Abstimmung zur
Schliessung der Reitschule sei dies manchmal unerträglich gewesen.
Trotzdem gewinnt sie dieser Zeit auch Positives ab. "Wir haben
damals wöchentlich Führungen angeboten, viele Leute haben
danach ihre Meinung über die Reitschule geändert - und wir
haben auch neue Stammkunden gewonnen." Sommer denkt da vor allem
an eine Gruppe von Senioren, die nun regelmässig am Nachmittag zum
"Käfele" vorbeikommt.
Eine super Beiz
Allgemein seien in den letzten Jahren massiv mehr Gäste in der
Reitschule und somit auch im Restaurant Sous le Pont. "Es ist
halt auch eine super Beiz", sagt Sommer mit einem Schmunzeln.
Doch auch negative Momente hat die Bernerin schon erlebt. Etwa, als sie
bei einer zivilen Kontrolle der Polizei im Sous le Pont
niedergeschlagen wurde, ohne etwas getan zu haben, wie sie versichert.
Trotzdem sagt sie: "Vielleicht bin ich in zehn Jahren immer noch
hier. Vielleicht." Eines weiss sie aber mit Sicherheit: Den
Kontakt zum Haus, zur Reitschule, wird sie nie verlieren. Nicht umsonst
gebe es intern ein Motto: "Einmal Reitschule, immer
Reitschule."
Raphael Hadorn
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BZ 16.2.12
Bollwerk
SP und GLP wollen Haltestelle verlegen
Die Stadträte Beat Zobrist (SP) und Peter Ammann (GLP) reichen
heute ein Postulat ein, in welchem sie die Verlegung der Bushaltestelle
Bollwerk vorschlagen. Wenn die Bushaltestelle hinter die Baumallee der
Schützenmatte vorverlegt würde, könnte sie besser
genutzt werden, meinen die Postulanten.pd
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Bund 16.2.12
Verein Alternative zügelt auf das Mittelfeld
Bern - Der Umzug des Vereins Alternative vom Viererfeld auf das
benachbarte Mittelfeld ist im Gang und soll in den nächsten Tagen
abgeschlossen werden. Der neue Standort für die Bauwagen und
Fahrzeuge der Stadtnomaden befindet sich nur etwa 200 Meter vom
heutigen entfernt. Das Grundstück gehört der Stadt Bern. Das
Mittelfeld befindet sich zwischen dem Burgerheim in der Inneren Enge
und den Familiengärten an der Neubrückstrasse.
Eigentlich hätte der Umzug bereits Ende Januar erfolgen sollen.
Zur Verspätung kam es zum einen, weil die Stadt noch nicht alle
Details geregelt hatte, zum anderen wegen der tiefen Temperaturen. "Die
als Zugfahrzeuge verwendeten Traktoren waren wegen der
grossen Kälte nicht funktionstüchtig", sagt Walter
Langenegger, Informationschef der Stadt Bern. Der Verein Alternative
geniesst während dreier Monate Gastrecht auf dem Mittelfeld. "Der
Verein hofft auf verständnisvolle Nachbarn",
sagte Daniel Kettiger, Anwalt des Vereins.
Das Mittelfeld soll zu einem späteren Zeitpunkt überbaut
werden. Der Gemeinderat will dort Wohnungen für die wachsende
Berner Bevölkerung schaffen. 2010 beschloss der Gemeinderat ein
neues Planungsverfahren. (wal)
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kulturagenda.be 16.2.12
Gute Nacht? - Teil 4 mit Etienne Schönberger
Die Diskussion um das Berner Nachtleben geht weiter. Nachdem zu
Beginn Fabian Wyssbrod des Partyveranstalters Ammonit Red
und Antwort stand, danach Christian Pauli von Bekult und
zuletzt der Sozialgeograf Christian Reutlinger, stellt sich nun
ein Vertreter des Partykollektivs Festmacher unseren
Fragen. Die Festmacher organisieren Partys ohne
Bewilligungen. Bisher für das meiste Aufsehen haben die
Partys auf dem Vorplatz der Reitschule ("Antistadt" und
"Hafenstadt") gesorgt. Die im Kern 15-köpfige Gruppe hat
aber auch schon im Wald gefeiert und in einer S- Bahn
ihre Plattenspieler aufgestellt.
Herr Schönberger, Sie wollen nur unter einem Pseudonym
Auskunft geben. Ist das nicht feige?
Als Festmacher bewegen wir uns mit unseren Veranstaltungen im
Dunkelgraubereich. Deshalb kann ich mich nur anonym
äussern.
Sie sind auf uns zugekommen und wollen sich auch zu Berns
Nachtleben äussern. Warum?
Die Clubkulturdiskussion bewegt sich in falschen Bahnen. Es geht
um Interessenskonflikte: Recht auf Ruhe auf der einen Seite
und Wirtschaftsfreiheit und Rechtsschutz auf der anderen. Aber
es gibt weitere Punkte.
Und die wären?
Im Stadtzentrum wird Meter für Meter kommerzialisiert. Die
Mieten steigen. Für nichtkommerzielle Kultur gibt es
keinen Platz mehr. Die Clubkultur wird in die Aussenquartiere
gedrängt. Die Innenstadt nur fürs Wohnen und
Shoppen zu nutzen, ist keine Option.
Ihre Option sind illegale Partys. Worin liegt der Reiz?
Bestimmt nicht im Verbotenen. Für junge Menschen gibt es
kaum Möglichkeiten, mit wenig Geld etwas aufzubauen.
Darum nehmen wir uns die Plätze und gestalten sie um, nutzen
sie für einmal anders als gewohnt.
Illegale Partys veranstalten, weil es keine Freiräume gibt:
Das tönt nach zurechtgelegter Ausrede. Sie machen es sich
sehr einfach.
Wir stellen uns nicht über die Rechte der anderen, aber wir
beantworten die Frage nach der Verhältnismässigkeit
für uns selber. Wir würden nicht monatlich oder
wöchentlich eine grosse Vorplatzparty veranstalten, sondern
nehmen auch Rücksicht auf andere Bedürfnisse.
Einmal pro Jahr sollte ein Fest auf dem Vorplatz drinliegen. Aber
dieses Jahr ist für uns der Vorplatz kein Thema mehr.
Er hat an Reiz verloren.
Was müsste ändern, damit Bern ein attraktives
Nachtleben behält?
Zum einen müssen in der Innenstadt andere
Lärmgrenzwerte gelten als in Wohnquartieren. Die kantonalen
Lärmschutzbehörden sollen Musik endlich nicht
mehr als Lärm betrachten. Und zum anderen müssen sich
die Berner ihren Raum einfach wieder nehmen. Kultur
entsteht nicht auf dem Reissbrett, sondern in den Köpfen.
Wir stehen am selben Punkt wie in den 80ern, als sich die
Jugend den Kulturraum nachhaltig erobert hat.
Heute lässt sich die Jugend kaum mehr mobilisieren.
Für uns ist die Mobilisierung bei Events kein Problem. An
unsere Partys kamen auch schon Tausende.
Aber weil sie feiern wollen, nicht wegen der Politik.
An dem Wochenende der letzten Hafenstadt- Party auf dem
Reitschule-Vorplatz packten über hundert freiwillige
Helfer an. 30 bis 40 Leute nahmen darüber hinaus eine
Woche lang Ferien für die Vorbereitung. Es ist schon Energie
da.
Was halten Sie von den Partymeilen, wie sie Gemeinderat Reto
Nause vorschlägt?
Da bin ich sehr skeptisch. Die spannenden Dinge finden in kleinen
Clubs statt und nicht in einer Partymeile. Dort fertigt man
ein Publikum mit rein konsumorientierten Angeboten ab. Die
Stadt spricht von über hundert
Überzeitbewilligungen. Davon ist eine Handvoll
kulturell interessant, der Rest ist Trinken und
Halligalli.
Was erhoffen Sie sich von den Interessenvertretern?
Die Diskussion hat Feuer gefangen, und ich bin froh, dass daraus
eine breite Debatte entstanden ist. Die Kulturszene ist
sehr heterogen. Jetzt ist es wichtig, dass die Clubkultur mit
einer Stimme spricht. Wir müssen den gemeinsamen
Nenner suchen, und der besteht im kulturellen Anspruch.
Gibt es bereits Bestrebungen?
Ja. Wie diese aussehen, wird sich zeigen. Informationen dazu wird
es in wenigen Wochen geben.
Interview: Michael Feller
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kulturagenda.be 16.2.12
"Subjekt: Kohlhaas" im Tojo Theater
Ausgehend von der historischen Figur des Hans Kohlhase, eines
Pferdehändlers, der nach einem erlittenen Unrecht zur Selbstjustiz
griff, schuf Heinrich von Kleist seinen Michael Kohlhaas. Regisseur
Christian Valerius hat Kleists Novelle für die Bühne
adaptiert und mit Überlegungen der Philosophen Kant, Jünger,
Zizek und Steinweg verbunden.
Tojo Theater in der Reitschule, Bern. Do., 16., bis Sa., 18.2., 20.30
Uhr
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kulturagenda.be 16.2.12
"Herr Lehmann" im Kino in der Reitschule
Das Buch von Sven Regener ist Kult, der Film von Leander Haussmann
nicht weniger witzig: Kurz vor dem Fall der Mauer hat sich der
29-jährige Frank (Christian Ulmen), den alle Herr Lehmann nennen,
in Berlin Kreuzberg eingerichtet. Er möchte so viel
Unverbindlichkeit und so wenig Veränderung wie möglich. Aber
die Zeit und die Liebe sind dagegen.
Kino in der Reitschule, Bern. Fr., 17.2., 21 Uhr
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Bund 16.2.12
Xewin
Bleep & Clonk & Tanzboden-Pop
Aus der Westschweiz hat uns Ende letzten Jahres ein höchst
kurzweiliges Album erreicht, das neckisch zeitgenössischen
Synthesizer-Pop mit bejahrter Bleep-&-Clonk-Elektronik und House
verdrahtet. Xewin nennt sich der Herr in der Schaltzentrale, am
Frontmikrofon wechseln sich der Soul-Sänger Bobby Johnson, die
Rapperin Yarah Bravo und die Aloan-Sängerin Lyn M. ab. Lecker
Futter für die Tanzwütigen. (ane)
Reitschule Rössli Do, 16. Feb., 21 Uhr.
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Bund 16.2.12
Bauchklang
Aus dem Bauch heraus
Bevor Bauchklang die Szenerie eroberten, war das Genre der
A-cappella-Musik den Hosenträgerträgern und den
Gala-Humoristen überlassen. Die Mannen aus Österreich
begnügten sich indes nicht mit lustig gemeinten Covers, sie
schrieben sich ihre Lieder im wahrsten Sinne der Worte auf den eigenen
Leib und etablierten einen neuen A-cappella-Stil irgendwo zwischen
Bio-Groove und Vollkörper-Tribal-Rock. (ane)
Reitschule Dachstock Sa, 18. Feb., 21.30 Uhr.
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Bund 16.2.12
Webba
Bei Herrn Weber waberts
Der Rapper und Produzent Webba hat die elektronische Tiefton-Musik
entdeckt und das erste Berner Dubstep-Rap-Album verfertigt. Das ist
schön. Noch schöner wäre es, wenn etwas radikaler zur
Sache gegangen würde.
Ane Hebeisen
Das Gurtenfestival ist schuld daran, dass der 31-jährige Berner
Pascal Weber derzeit auf Plakaten und in CD-Auslagen im
Superhelden-Kostüm und in Weltretter-Pose zu bewundern ist.
Oder genauer gesagt, das, was sich in den frühen Morgenstunden des
18. Juli 2010 auf der Zeltbühne des Berner Hügelfestes
abgespielt hat. Die Breakbeat-Grobschlächter Chase & Status
waren damit beschäftigt, ihre Idee unter die Leute zu wuchten, aus
Drum-'n'-Bass-Sounds eine massentaugliche Hardcore-Pop-Revue zu
zimmern. Es wummerten die Bässe, es knickten die Grashalme, und es
hüpften die Gurten-Partyenthusiasten, bis die Sprunggelenke
schmerzten. Unter ihnen der Berner Schlacks Pascal Weber, der dieses
Konzert später als Schlüsselerlebnis für die Gestaltung
seines mittelbaren Musikerwerdegangs bezeichnen sollte.Bis dahin war
Webba, wie sich Pascal Weber zielgruppengerecht nennt, ein
rechtschaffener Mundart-Sprechsänger- und -produzent gewesen,
keiner, der mit einem überbordenden Einfallsreichtum
auffällig wurde, der aber stets anständig groovte,
hochstehend textete und auch sonst in der Berner Hip-Hop-Sippe zu den
schlaueren Exponenten gezählt werden durfte. Ketzer und
Schnöder warfen ihm hinter vorgehaltener Hand gar ein gewisses
Strebertum vor. Jedenfalls versprühte er zu wenig Coolness, als
dass juvenile Hip-Hop-Banden mit Webba-T-Shirts durch die Stadt gezogen
wären.
Kein Fashion-Victim
Doch am 18. Juli 2010 ist etwas mit dem Webba passiert, was nun auf der
CD "Uswärts" seinen Niederschlag gefunden hat. Der
Berner hat die Kraft und den Segen des Tieftonbasses entdeckt. Und so
wabern auf seinem neuesten Album hübsche Dubstep-Figuren durch die
Szenerie, die Beats sind mit Sounds von der Drum-'n'-Bass-Festplatte
zusammengebaut worden, und die Raps drehen sich angenehm undogmatisch
um Gesinnungsfragen, um politische Scheinheiligkeiten oder um die guten
alten Berner Meitschi.
Webba gerät auf diesem Album kaum unter Verdacht, als
Fashion-Victim einem langsam schon etwas welken Musik-Trend
nachzuhinken. Dafür sind seine produktionstechnischen Finten zu
stilsicher, und es zeigt sich einmal mehr, dass Rapper, die sich ihre
Beats selber bosseln, sprachrhythmisch sachkundiger zu Werke gehen als
die üblichen Fremd-Beat-Verwerter. Das klingt alles angenehm
unverkrampft und knackig, und trotz dem Einsatz von teilweise ziemlich
gefährlichen Knatter-Sounds ist da ein durchhörbares heutiges
Werk entstanden, das einen frischen Akzent in die Berner
Hip-Hop-Landschaft setzt. Doch die Sache mit der poppigen
Geschmeidigkeit hat auch ihre Kehrseite.
Die Sache mit dem Trance
Weil Webba wohl noch immer unter dem Eindruck des englischen
Produzenten-Duos Chase & Status steht, hat er sich kurzum auch
gleich dessen Problemzonen einverleibt: Es ist keine radikale Form des
Dubstep, die hier hochgehalten wird. Rabiate Ausbrüche werden
sogleich mit Konzessionen an den Massengeschmack kompensiert, dem
Brüsken wird sofort Versöhnliches gegenübergestellt. Bei
Webba äussert sich das im wiederholten Einsatz von
handelsüblichen Melodic-Trance-Synthesizern, die zwar gerade
furchtbar in Mode sind, doch spätestens in zwei Jahren ihr
Verfallsdatum überschritten haben werden. Hier verfällt der
Berner in eine bedauernswerte Biederkeit, die ihm dann doch einige
Schrammen ins Superhelden-Kostüm ätzt. Trotzdem: Die Muskeln,
die er unter dieser Gewandung spielen lässt, sind schon mal
ziemlich beeindruckend.
Dachstock Reitschule Fr, 17. Feb., 22 Uhr.
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kulturagenda.be 16.2.12
"Beats, wo brätsche"
Im Londoner Dubstep hat der Berner Rapper Webba eine neue musikalische
Heimat gefunden und macht mit seinem zweiten Album "Uswärts!" den
Hip-Hop tanzbar. Im Dachstock tauft er diesen Freitag seine neue Platte.
Vorbei die Zeiten, in denen mit verschränkten Armen zu
müden Beats genickt wurde. "Beats, wo brätsche"
sollen es von nun an sein, damit erfindet sich der Rapper
Webba neu. Inspiriert vom britischen Dubstep ersetzt er die
klassischen Hip-Hop-Rhythmen durch Elektro aus dem
Synthesizer und verfolgt mit dem kürzlich erschienenen
Solo-Album "Uswärts!" ein neues Ziel: Der Rap soll
tanzbar werden. Durch die starken Einflüsse aus Drum'n'Bass
und dem Elektrostil Dubstep, entstanden in London,
gelingt ihm das vortrefflich. Seine Vorabsingle "Churzschluss",
die er im Herbst herausgab, ist die erste schweizerdeutsche
Dubstep-Veröffentlichung.
Vom Rap zur Clubmusik
Mehr als dreizehn Jahre lang war Pascal Weber alias Webba,
Mitbegründer der Rap-Combo Krümelmonstaz, im
traditionellen Hip-Hop zu Hause. "Deheim", so der Titel des
letzten Albums (2009), das war für ihn der Rap der
90er-Jahre mit seinen intellektuellen und sozialkritischen
Texten. Seine Musik wurde davon genauso geprägt wie seine
Karriere als Produzent und Beatboxer, wie die Disziplin der
Mundperkussion genannt wird. Kürzlich dreissig geworden,
stellte sich der Rapper die Frage, ob das nun alles gewesen
sei. "Der herkömmliche Rap hat für mich definitiv an
Attraktivität verloren", gibt Webba zu. Er habe Lust
verspürt, die Grenzen zu durchbrechen und sich ausserhalb
des vertrauten Genres zu bewegen.
Mehr Produzent als Rapper
Den Weg in einen neuen Soundkosmos beschreitet Webba nicht
allein. Wie schon in früheren Produktionen sind auch
auf dem neuen Album viele bekannte Gäste zu hören, so
etwa Steff La Cheffe, Baze oder die gefeierten Newcomer
Lo&Leduc. Ausserdem sind mehrere Co-Produktionen entstanden,
wie jene mit dem Berner DJ Kermit, mit dem er auch in
Zukunft vermehrt zusammenarbeiten und als Produzentenduo
unter dem Namen Rusty Rabbit auftreten will.
Er sei schon immer vor allem Produzent gewesen, erklärt
Webba. Nicht nur fertigt er alle seine Songs konsequent
selber an, er arbeitet zudem seit vielen Jahren als
Musikproduzent mit Schweizer Künstlern wie Big Zis, Black
Tiger oder Wurzel 5 zusammen. Für seine Arbeit wurde
er im Herbst letzten Jahres mit dem Swiss Hip-Hop Music Award
als bester Produzent 2011 ausgezeichnet.
Die Berner Choreografin und Tänzerin Nina Stadler hat zusammen mit
Annalena Fröhlich den kurzen Tanzfilm "Graatzug" nach einer
düsteren Walliser Sage geschaffen. Nun feiert das Tanzstück
"das Bühnenstück zum Film" Premiere (Dampfzentrale, Bern.
Fr., 17., und Sa., 18., 20 Uhr, So., 19.2., 19 Uhr).
1. Bauchklang - Vocal Groove Project im Dachstock der Reitschule (Sa.,
18.2., 21.30 Uhr)
Unglaubliche Klänge. Wer Human Beat Boxing liebt, sollte das
Konzert sicher nicht verpassen.
2. "Das Dschungelbuch" im Kino Lichtspiel (Sa., 18.2., 14 Uhr)
Diesen Film sollte man sich immer wieder mal ansehen, besonders an so
einem charmanten Ort wie dem Lichtspiel.
3. "V:dance everywhere" in den Vidmarhallen (Sa., 18.2., 19.30 Uhr, bis
23.3.)
Erick Guillards Stücke waren immer schon eine Perle im Rahmen von
"Tanz - Made In Bern". Nun kehrt er als freischaffender Choreograf ans
Stadttheater Bern zurück.
Ich sollte meine mürrische Nachbarin zu "V:dance Everywhere"
überreden, ...
... weil ein Abend voller Tanz es manchmal schafft, im Kopf gewisse
---
Thuner Tagblatt 15.2.12
Regierung prüft Ausgehmeilen
Nachtleben · In der Stadt Bern gibt es mehr als 100 Betriebe,
die an Wochenenden eine generelle Überzeitbewilligung haben. Auf
der Suche nach Lösungen für Probleme im Nachtleben will der
Gemeinderat Ausgehmeilen prüfen.
Die Stadt Bern soll auf keinen Fall auf ein Nachtleben verzichten.
Aber: Es soll im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen stattfinden. Auf
diesen Nenner lässt sich die Antwort des Gemeinderats auf einen
überparteilichen Vorstoss zum Nachtleben und zur Clubkultur in
Bern bringen. Von links bis rechts hatten Stadträte in diesem
Vorstoss den Gemeinderat aufgefordert, beim Nachtleben "das Heft in die
Hand zu nehmen" und "nicht vor die Hunde gehen zu lassen". Der
Hintergrund: die Schliessungen oder drohenden Schliessungen diverser
Clubs aufgrund von Dezibelbeschränkungen. Der Gemeinderat nehme
das Aus der Lokale nicht einfach so in Kauf, schreibt die Regierung in
ihrer Antwort. Tatsache sei aber auch, dass in der Stadt immer wieder
neue Nachtlokale entstünden - etwa Le Ciel am Bollwerk oder das
Lokal Rock Garden, das bald in der Christoffelunterführung
eröffnet werden wird und generelle Überzeit beantragt hat.
Nach Meinung des Gemeinderats besteht schon heute ein "attraktives,
einer Hauptstadt würdiges Nachtleben". Dies zeige auch die hohe
Anzahl von Betrieben mit Überzeitbewilligung (siehe Tabelle).
Ausgehmeilen sollens richten
In einem Punkt wird etwas klarer, wie sich die Stadtregierung das
Nachtleben in Bern in Zukunft vorstellt. Sie lasse abklären, ob es
möglich sei, in der Stadt Ausgehmeilen festzulegen, schreibt die
Stadtregierung. Als Vorbild gilt die Aarbergergasse. Dort läuft
ein Versuch, mit einem gemeinsamen Security-Konzept für mehr Ruhe
und Ordnung zu sorgen. Dazu gehören ein Security-Pflichtenheft und
das Bekenntnis, die Security-Charta einzuhalten. Ausserdem muss jeder
Betrieb einen Abendverantwortlichen bestimmen, der Ansprechpartner
für die Behörden ist. Wenn das Security-Konzept in der
Aarbergergasse helfe, den Lärm gegen aussen zu reduzieren,
könnte es für weitere Gebiete angewendet werden, so der
Gemeinderat. Wenn ein solches Konzept funktioniere, könne es viel
zur Akzeptanz der Betriebe selber beitragen.
Welche Gebiete als Ausgehmeilen definiert werden könnten,
lässt der Gemeinderat offen. Aber er schreibt von
"Grundvoraussetzungen": Die Gebäudehüllen müssten
geeignet sein für solche Lokale oder ohne grossen finanziellen
Aufwand verbaut werden können. Ausserdem sollte es in
unmittelbarer Nähe keine Nachbarn geben. Und Zu- und Wegfahrt
dürften nicht an bewohnten Gebieten vorbeiführen.
"Wie in Grossstädten"
Allgemein weist der Gemeinderat die Vorwürfe zurück, sich
nicht um das Nachtleben zu kümmern. Bern sei in Bezug auf die
Anzahl Betriebe mit Grossstädten in Europa vergleichbar. Vor allem
an Wochenenden sei Bern ein "richtiggehender Anziehungsmagnet".
Ungenügend sei das Unterhaltungsangebot für 16- bis
18-Jährige, da viele Lokale eine Alterslimite hätte.
Volle Bierflaschen gegen Autos - Polizei rechtfertigt sich
Reitschule Bern. Nach den Flaschenwürfen am Neujahr aus der
Reitschule kritisierten betroffene Autofahrer die Polizeiarbeit als
"unzumutbar". Die Opfer beschwerten sich beim Polizeikommandanten. Sein
Stellvertreter hat nun geantwortet.
Am Neujahrstag um die Mittagszeit warfen dunkel gekleidete Männer
volle Bierflaschen von der Reitschule in Richtung Strasse. Damit trafen
sie mindestens vier vorbeifahrende Autos auf der Neubrückstrasse,
wobei die Frontscheibe eines BMW in die Brüche ging. An den
getroffenen Autos entstand ein Sachschaden von je 2000 Franken,
verletzt wurde niemand. Drei der vier geschädigten Autofahrer
erstatteten daraufhin Anzeige.
Am 10. Januar beschwerten sich die vier Autofahrer zudem in einem
gemeinsamen Brief an Polizeikommandant Stefan Blättler über
die Polizeiarbeit: Die sofort alarmierte Polizei hätte lediglich
von aussen das Haus angeschaut und habe sich danach wieder
zurückgezogen. "Die Täter standen nach den Vandalenakten
immer noch vor der Reitschule oder verschwanden darin, als die Polizei
kam", enervieren sich die betroffenen Autofahrer im Brief. Nachdem die
Polizei das Gelände verlassen hatte, seien die Flaschenwerfer
wieder vor dem Gebäude sichtbar gewesen.
Von Polizei enttäuscht
Aber nicht nur das schnelle Verschwinden der Beamten kritisieren die
Autofahrer, sondern auch deren Vorgehen: "Es kam kein Beamter zu den
Geschädigten und nahm sich des Problems an. Es wurden keine
Aussagen aufgenommen, keine Fotos gemacht und kein Rapport erstellt."
Eine halbe Stunde nachdem die Beamten des Gelände verlassen
hatten, erhielten die vier Autofahrer zudem einen Anruf aus der
Polizeizentrale: Es wurde ihnen davon abgeraten, weiterzuwarten. Auf
telefonische Nachfrage bei der Polizei sei ihnen mitgeteilt worden,
dass für den Vorfall kein Sachbearbeiter zuständig sei. Die
vier zeigen sich fassungslos: "Wir finden das passive Vorgehen der
Berner Polizei unzumutbar, weil sich niemand der Geschädigten
annahm. Wir sind zutiefst enttäuscht."
Auch Flaschen gegen Polizei
Jetzt, einen Monat später, hat der
Kantonspolizei-Kommandant-Stellvertreter Peter Baumgartner auf den
Brief der vier geschädigten Autofahrer geantwortet. Dabei geht er
detailliert auf den Einsatz der Polizisten ein. "Vor Ort konnte eine
Person gesichtet werden, welche eine Flasche in Richtung der
Polizeimitarbeiter warf", schreibt Baumgartner im Brief, der dieser
Zeitung vorliegt. Kurz darauf hätten weitere Personen angefangen,
Flaschen zu schleudern, wobei einige Polizisten getroffen wurden.
Glücklicherweise seien aber keine Mitarbeiter verletzt worden.
Wie Baumgartner schildert, bezog die angeforderte Verstärkung vor
der Reithalle Stellung. Ein Einsatz gegen die Flaschenwerfer sei "in
Betracht" gezogen worden. Offenbar hat aber die zentrale Lage der
Reitschule Schwierigkeiten bereitet, da die Neubrückstrasse eine
der Hauptverkehrsachsen der Stadt Bern ist. "Während der Aktion
musste diese Strasse gesichert und abgesperrt werden, was die
vorhandenen Mittel der Polizei einschränkte", erklärt
Baumgartner im Brief. Nach den Flaschenwürfen habe die Polizei mit
der Reithalle telefonisch Kontakt aufgenommen und die Reinigung der
Strasse organisiert. Die Mitarbeiter des Strasseninspektorats
hätten die Reinigungsarbeiten aber nur mit Polizeischutz
unternehmen können.
Peter Baumgartner betont im Brief, dass die Sicherheit weiterer
unbeteiligter Dritter bei diesem Einsatz oberste Priorität gehabt
habe: "Die Verfolgung der Täterschaft war sekundär."
Ebenfalls aus Sicherheitsgründen seien die Autofahrer angewiesen
worden, abseits auf der Schützenmatte auf die Polizisten zu
warten. Nach dem Einsatz seien sie aber nicht mehr auffindbar gewesen.
Es sei ihnen jedoch telefonisch geraten worden, in den nächsten
Tagen auf einem Polizeiposten Anzeige zu erstatten, so Baumgartner
weiter.
Kommando bedauert
Nach den detaillierten Erklärungen zum genauen Tathergang findet
Baumgartner dann noch beschwichtigende Worte. "Ich kann nachvollziehen,
dass diese Informationspolitik aus Ihrer Sicht als ungenügend
betrachtet wird", schreibt er im letzten Abschnitt. Allerdings hatte
aus polizeilicher Sicht die Sicherheit im Vergleich zur Aufnahme von
Rapporten Priorität. Zudem sei die Situation für die
Polizisten bedeutend schwieriger gewesen, als dies vielleicht von
aussen gewirkt habe. Baumgartner schliesst den Brief so: "Insofern die
Priorisierung und die vorhandenen Rahmenbedingen seitens der Polizei
bei Ihnen den Eindruck mangelnder Unterstützung hervorgerufen
haben, bedaure ich dies."
Jürg Spori, jek
Von Gisela Feuz am Mittwoch, den 15. Februar 2012, um 12:00 Uhr
Es ist schwierig, im Punk-Business in Würde zu altern. Einer, der
das geschafft hat, ist Henry Rollins. Der Frontmann der Hardcore Punk
Band Black Flag ist mittlerweile auch als Filmschauspieler,
Schriftsteller, TV-Persönlichkeit und vor allem aber auch als
"Spoken Word Artist" unterwegs. Gestern demonstrierte der
blendend aussehende, durchtrainierte Mitfünfziger bei seinem
einzigen Schweizer Auftritt im Dachstock seine Redegewandtheit und
Wortgewaltigkeit während ganzen 2,5 Stunden und zwar ohne Punkt
und Komma und ohne auch nur einmal einen Schluck Wasser zu trinken.
Henry Rollins ist ein Mann, der nicht nur viel erlebt und gesehen hat,
sondern auch belesen und intelligent ist, das tagespolitische Geschehen
kritisch reflektiert und seine soziale Einstellung dezidiert vertritt.
Wer gestern eine Stand-Up Comedy-Performance nach amerikanischem
Vorbild erwartet, in der eine Pointe die nächste jagt, der wurde
(zum Glück) enttäuscht. Selbstironisch wurde da die eigene
jugendliche Unvernunft kommentiert, die frugale Lebensweise der
frühen Punkjahre aufs Korn genommen, aber auch die
Absurditäten des amerikanischen Wahlkampfs wurden sarkastisch
beurteilt und texanische Engstirnigkeit und Homophobie bitterbös
kommentiert.
Im Anschluss gabs im Rössli dann genau das zu sehen, worüber
Herr Rollins zu Beginn des Abends oben im Dachstock gesprochen hatte:
wunderbare jugendliche Unvernunft. LaFaro aus Belfast bestachen mit
ihrer exakten, tighten und explosiven Mischung aus Hardcore, Metal und
Punk, demonstrierten aber auch, dass das Tourleben für eine
unbekannte Band, welche Spartenmusik spielt, manchmal alles andere als
Zuckerschlecken ist. Viel Geld lässt sich mit so was nämlich
nicht verdienen. Und zudem sass der LaFaro-Sänger gestern mit
vierfach gebrochenem Fuss und diversen Schrauben und Metallplatten im
Bein auf der Bühne und musste von seinen Band-Mitgliedern
überall hin getragen werden. Und morgen, ja morgen würden 9
Stunden Fahrt nach Rom im Mini-Tourbus auf dem Plan stehen. Herrjeh.
Gute Reise, die Herren!
Kulturbeutel 7/12
Von Benedikt Sartorius am Montag, den 13. Februar 2012, um 06:06 Uhr
(...)
Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie am Dienstag zu Henry Rollins' Spoken Word
Performance in den Dachstock. Der ehemalige Hardcore Punk-Frontmann
wird mit fortschreitendem Alter nicht etwa gemässigter oder
langsam, sondern ist nachwievor ein scharfer Beobachter des
Zeitgeschehens und kommentiert in hohem Tempo dieses manchmal
humorvoll, manchmal bitterböse. Am Donnerstag lohnt sich ein
Besuch bei Hellsongs im ISC. Diese vertonen in
Singer-Songwriter-Manier alte Klassiker aus dem Heavy Metal-Bereich und
kreieren so einen ganz eigenen betörenden Lounge-Metal.
(...)
---
20 Minuten 13.2.12
Webba - Dubstep wie aus fremden Galaxien
Das zweite Album des Berner Rappers ist alles andere als
alltäglich und trumpft auf.
Der Rapper Webba ist seit mehr als 13 Jahren in der Schweizer
Musikszene aktiv und bricht auf seiner neuen Platte "Uswärts!" aus
seinem typischen Schema aus. Wie auf seiner ersten Platte "Deheim?"
sind einige Mitglieder der Berner Hip-Hop Gemeinde vertreten, aber im
Gegensatz zu "Deheim?" ist "Uswärts!" Dubstep- und
Drum'n'Bass-orientiert. Auch visuell geht Webba neue Wege und erkundet
im Musikvideo von "Aasträngend" sogar ausserirdische Welten. Neues
auszuprobieren zeigt den Drang Webbas, sich immer wieder neu zu
fordern. Dies gilt nicht nur für seine Musik, auch im Privaten
strebt er nach mehr: Webba, der mit bürgerlichem Namen Pascal
Weber heisst: "Ich habe eine Arbeit, die mir Spass macht, und mache
gleichzeitig wieder eine Ausbildung. Nur Musik zu machen, wäre mir
zu langweilig." Wer "Uswärts!" mit Webba, Baze und Co. taufen
möchte, geht am Freitag in den Dachstock nach Bern.
-
www.bandderwoche.20min.ch
BAND DER WOCHE
Webba sowie 4000 weitere Bands aus Bern und allen anderen Regionen der
Deutschschweiz gibt es jetzt auf den Lokalseiten von 20 Minuten Online.
Wollen Sie sich und Ihre Band dort einem breiten Publikum
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