MEDIENSPIEGEL 20. - 26. FEBRUAR 2012

bernerzeitung.ch 25.2.12 (23.30)

Polizisten auf der Schützenmatte mit Flaschen und Steinen beworfen

Am späten Freitagabend kam es auf dem Parkplatz vor der Reitschule zu Auseinandersetzungen. Laut Augenzeugenberichten warfen verschiedene Besucher der Reithalle Flaschen gegen Einsatzkräfte der Polizei. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt.

Verschiedene teils vemummte Personen versammelten sich laut Aussagen der Kantonspolizei Bern gegen 23 Uhr am Freitagabend zu einer Spontankundgebung. Die Menschenmenge zog anschliessend von der Reithalle via Bollwerk in Richtung Kleeplatz. Beim Eintreffen der Polizeikräfte wendete der Umzug auf Höhe des Kunstmuseums schliesslich wieder und kehrte zur Schützenmatte zurück. Laut Kantonspolizei Bern wurden auf dem Weg dorthin Petarden gezündet und der Verkehr behindert.

Ebenfalls wurden die Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Stienen und Glasflaschen beworfen, wie eine Augenzeugin bereits am Samstagmorgen gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet berichtete.

Massive Sachbeschädigungen Bei den Auseinandersetzungen kam es zu diversen Sachbeschädigungen. Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe eines Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben.

Ebenfalls nahm offensichtlich auch die Bushaltestelle Bollwerk Schaden, wie ein Augenschein vor Ort zeigte. Die Scheibe der Bushaltestelle ist eingeschlagen, noch immer liegen Scherben herum. Auch auf dem Parkplatz vor der Reitschule waren noch Spuren der nächtlichen Auseinandersetzung zu sehen.

Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr.

Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden. Um zirka 1.20 Uhr zog ein grösserer Demonstrationszug mit zum Teil vermummten oder maskierten Teilnehmenden an der Polizeiwache Waisenhaus vorbei Richtung Bollwerk.

In den frühen Morgenstunden ging eine Meldung betreffend Flaschenwürfe gegen parkierte Autos bei der Polizei ein. Vor Ort konnten aber keine Personen mehr festgestellt werden.

Mediengruppe der Reitschule distanziert sich von Gewalt gegenüber der Polizei

In einer Mitteilung vom Samstagabend hielt sie darum auch fest, dass sich die «erwähnten Ereignisse am Freitag kurz vor 23.00 Uhr nicht vor der Reitschule, sondern im Raum Bollwerk-Schützenmatte auf Höhe Hodlerstrasse/Amtshaus/Kapitel Bollwerk» abspielten. Weiter schreibt sie, dass nicht bekannt sei, ob es sich bei den Chaoten um Besucherinnen und Besucher der Reitschule handelte oder um «Fasnächtlerinnen und Fasnächtler».

Zwar verfüge die Reitschule über keine genauen Informationen über die Hintergründe der Ereignisse, aber es scheine sich dabei um eine Protestaktion gegen die Polizei gehandelt zu haben, schreibt die Mediengruppe weiter.

Die Reitschule wollen den wachsenden Unmut gegen die Behörden wegen der verfehlten repressiven Nachtleben- und Freiraumpolitik in der Stadt Bern nicht ausbaden, heisst es zuletzt. (toc/cls)

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derbund.ch 25.2.12 (19:18)
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Flaschen-Steine-und-Gummischrot-auf-der-Schuetzenmatte/story/24349043

Flaschen, Steine und Gummischrot auf der Schützenmatte

In der Nacht auf Samstag kam es beim Bollwerk zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einer Gruppe teils vermummter Personen. Ein Polizist wurde dabei verletzt.

Eine Patrouille des Verkehrsdienstes bemerkte am Freitagabend gegen 23 Uhr eine Spontankundgebung von rund zwanzig, teils vermummten Personen, die von der Reithalle via Bollwerk zum Kleeplatz zogen. Dies schreibt die Polizei in einer Mitteilung am Samstag.

Beim Eintreffen der Polizeikräfte auf der Höhe des Kunstmuseums wendete der Umzug und kehrte zur Schützenmatte zurück. Auf dem Weg dorthin wurde der Verkehr behindert und es wurden Petarden gezündet.

Ein Polizist getroffen

In der Folge wurden die eingetroffenen Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Steinen und Flaschen beworfen. Es kam zu diversen Sachbeschädigungen. Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden ebenfalls beschädigt. Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe des einen Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben.

Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr. Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden.

Nicht im Einflussbereich der Reitschule

Die Mediengruppe der Reitschule hält in einer Mitteilung fest, die Ereignisse hätten sich nicht vor der Reitschule, sondern im Raum Bollwerk-Schützenmatte auf der Höhe Hodlerstrasse/Amtshaus/Kapitel Bollwerk abgespielt: "Diese Örtlichkeiten stehen weder im Verantwortungs- noch im Einflussbereich der Reitschule. Genausowenig wie in derjenigen der örtlich näher gelegenen Lokalitäten Amtshaus, Kapitel Bollwerk, Obolles oder Le Ciel." Weiter schreibt die Mediengruppe, es sei ihr nicht bekannt, ob es sich bei den Randalierenden um Besucher der Reitschule handelte oder nicht.

Über die genauen Hintergründe für die Aktion kann auch die Mediengruppe der Reitschule nur rätseln: "Zwar verfügt die Reitschule über keine genauen Informationen über die Hintergründe der Ereignisse, aber es scheint sich dabei um eine Protestaktion gegen die Polizei gehandelt zu haben." Insofern könnten die Flaschenwürfe als mutmassliche "Aufsichtsbeschwerden per Flaschenpost" interpretiert werden, wie die Mediengruppe schreibt.

Speziell bei Jugendlichen in Bern hätten sich in den letzten Monaten wegen einer "verfehlten repressiven Nachtleben und Freiraumpolitik in der Stadt Bern" Spannungen gegenüber der Polizei aufgebaut. Dieses schlechte Image der Polizei könne, wolle und müsse die Reitschule aber weder ausbaden noch aufpolieren, heisst es im Communiqué der Reitschule.

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Indymedia 25.2.12
https://switzerland.indymedia.org/de/2012/02/85574.shtml

Bullen greifen Knastspaziergang für Hausbesetzer_innen an

25-02-2012 18:29    
AutorIn : Anarch@        
   
In der Nacht auf Samstag haben die Bullen einen Knastspaziergang für die gleichentags verhafteten Hausbesetzer_innen vom Finkenhubelweg angegriffen.    
   
Die Demonstrant_innen wehrten sich entschlossen gegen das repressive Vorgehen der Polizei. Ein Polizist wurde dabei offenbar verletzt.

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizisten-bei-der-Berner-Reithalle-mit-Flaschen-und-Steinen-beworfen/story/22119671

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Flaschen-Steine-und-Gummischrot-vor-der-Reithalle/story/24349043

Friede den Hütten, Krieg den Palästen!

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reitschule.ch 25.2.12

Medienmitteilung

Zu den Ereignissen beim Bollwerk vom Freitag 24.2.12

Bern, 25.2.12

Sehr geehrte Medienschaffende

Die in der Mitteilung der Kantonspolizei Bern erwähnten Ereignisse am Freitag kurz vor 23.00 Uhr spielten sich nicht VOR der Reitschule, sondern im Raum Bollwerk-Schützenmatte Höhe Hodlerstrasse/Amtshaus/Kapitel Bollwerk ab - dort gab es Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einer Gruppe Unbekannter. Ob es sich dabei um "Reitschule-Besucher_innen" und/oder um Fasnächtler_innen handelte, ist uns nicht bekannt. Die oben erwähnten Örtlichkeiten stehen weder im Verantwortungs- noch im Einflussbereich der Reitschule. Genausowenig wie in derjenigen der örtlich näher gelegenen Lokalitäten Amtshaus, Kapitel Bollwerk, Obolles oder Le Ciel. Wir bitten Sie dies in Ihrer Berichterstattung und Titelwahl zu berücksichtigen.

Zwar verfügt die Reitschule über keine genauen Informationen über die Hintergründe der Ereignisse, aber es scheint sich dabei um eine Protestaktion gegen die Polizei gehandelt zu haben. Insofern könnten wohl die Flaschenwürfe als mutmassliche "Aufsichtsbeschwerden" per Flaschenpost interpretiert werden.

Neben dem wachsenden Unmut gegen die Behörden wegen der verfehlten repressiven Nachtleben- und Freiraumpolitik in der Stadt Bern, haben bekannterweise in der Stadt Bern in den letzten Monaten und Jahren auch die Spannungen zwischen der Kantonspolizei und Teilen der Bevölkerung laufend zugenommen - speziell bei Jugendlichen. Dies nicht zuletzt wegen dem selbstherrlichen Auftreten, brutalen Übergriffen und/oder den unverhältnismässigen Einsätzen der Polizei. Dieses schlechte Image der Polizei kann, will und muss die Reitschule aber weder ausbaden noch aufpolieren.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe
Reitschule Bern

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Medienmitteilung der Kantonspolizei vom 25.2.12
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2012/02/20120225_1615_bern_polizisten_mitflaschenundsteinenbeworfen

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derbund.ch 25.2.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Flaschen-Steine-und-Gummischrot-vor-der-Reithalle/story/24349043

Flaschen, Steine und Gummischrot vor der Reithalle

In der Nacht auf Samstag kam es zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Besuchern der Reithalle. Ein Polizist wurde dabei verletzt.

Eine Patrouille des Verkehrsdienstes bemerkte am Freitagabend gegen 23 Uhr eine Spontankundgebung von rund zwanzig, teils vermummten Personen, die von der Reithalle via Bollwerk zum Kleeplatz zogen. Dies schreibt die Polizei in einer Mitteilung am Samstag.

Beim Eintreffen der Polizeikräfte auf der Höhe des Kunstmuseums wendete der Umzug und kehrte zur Schützenmatte zurück. Auf dem Weg dorthin wurde der Verkehr behindert und es wurden Petarden gezündet.

Ein Polizist getroffen

In der Folge wurden die eingetroffenen Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Steinen und Flaschen beworfen. Es kam zu diversen Sachbeschädigungen. Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden ebenfalls beschädigt. Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe des einen Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben.

Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr. Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden.

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bernerzeitung.ch 25.2.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizisten-bei-der-Berner-Reithalle-mit-Flaschen-und-Steinen-beworfen/story/22119671

Polizisten bei der Berner Reithalle mit Flaschen und Steinen beworfen

Am späten Freitagabend kam es auf dem Parkplatz vor der Reitschule zu Auseinandersetzungen. Laut Augenzeugenberichten warfen verschiedene Besucher der Reithalle Flaschen gegen Einsatzkräfte der Polizei. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt.

Verschiedene teils vemummte Personen versammelten sich laut Aussagen der Kantonspolizei Bern gegen 23 Uhr am Freitagabend zu einer Spontankundgebung. Die Menschenmenge zog anschliessend von der Reithalle via Bollwerk in Richtung Kleeplatz. Beim Eintreffen der Polizeikräfte wendete der Umzug auf Höhe des Kunstmuseums schliesslich wieder und kehrte zur Schützenmatte zurück. Laut Kantonspolizei Bern wurden auf dem Weg dorthin Petarden gezündet und der Verkehr behindert.

Ebenfalls wurden die Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Stienen und Glasflaschen beworfen, wie eine Augenzeugin bereits am Samstagmorgen gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet berichtete.

Massive Sachbeschädigungen

Bei den Auseinandersetzungen kam es zu diversen Sachbeschädigungen. Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe eines Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben.

Ebenfalls nahm offensichtlich auch die Bushaltestelle Bollwerk Schaden, wie ein Augenschein vor Ort zeigte. Die Scheibe der Bushaltestelle ist eingeschlagen, noch immer liegen Scherben herum. Auch auf dem Parkplatz vor der Reitschule waren noch Spuren der nächtlichen Auseinandersetzung zu sehen.

Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr.

Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden. Um zirka 1.20 Uhr zog ein grösserer Demonstrationszug mit zum Teil vermummten oder maskierten Teilnehmenden an der Polizeiwache Waisenhaus vorbei Richtung Bollwerk.

In den frühen Morgenstunden ging eine Meldung betreffend Flaschenwürfe gegen parkierte Autos bei der Polizei ein. Vor Ort konnten aber keine Personen mehr festgestellt werden. (toc/cls)

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20min.ch 25.2.12
http://www.20min.ch/news/bern/story/Mit-Flaschen-und-Steinen-gegen-Polizisten-19168442

Berner Reithalle

Mit Flaschen und Steinen gegen Polizisten

Bei der Reithalle in Bern ist es in der Nacht auf Samstag erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Vermummten und der Polizei gekommen. Ein Polizist wurde verletzt.

Erneut Ärger für die Polizei bei der Reithalle in Bern: In der Nacht auf Samstag kam es zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Reithalle-Besuchern. Die Polizisten wurden mit Flaschen und Steinen beworfen. Ein Polizist wurde leicht verletzt.

Wie die Kantonspolizei Bern am Samstag mitteilte, hatte eine Patrouille des Verkehrsdienstes am Freitagabend um zirka 22.45 Uhr eine Spontankundgebung von rund 20, teils vermummten Personen bemerkt, die von der Reithalle via Bollwerk zum Kleeplatz zogen. Beim Eintreffen der Polizeikräfte auf der Höhe des Kunstmuseums wendete der Umzug und kehrte zur Schützenmatte zurück.

Auf dem Weg dorthin wurde der Verkehr behindert, und es wurden Petarden gezündet. In der Folge wurden die eingetroffenen Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Steinen und Flaschen beworfen. Es kam zu diversen Sachbeschädigungen. Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden ebenfalls beschädigt.

Demonstrationszug Richtung Bollwerk

Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe eines Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben. Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr.

Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden. Um zirka 1.20 Uhr zog ein grösserer Demonstrationszug mit zum Teil vermummten oder maskierten Teilnehmenden an der Polizeiwache Waisenhaus vorbei Richtung Bollwerk.

In den frühen Morgenstunden ging eine Meldung betreffend Flaschenwürfe gegen parkierte Autos bei der Polizei ein. Vor Ort konnten aber keine Personen mehr festgestellt werden.

(sda)

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police.be.ch 25.2.12
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2012/02/20120225_1615_bern_polizisten_mitflaschenundsteinenbeworfen

Bern: Polizisten mit Flaschen und Steinen beworfen

25. Februar 2012

pkb. In der Nacht auf Samstag sind Einsatzkräfte der Polizei in Bern angegriffen worden. Es kam zu mehreren Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Besuchern der Reithalle. Ein Polizist wurde leicht verletzt und musste sich ärztlich kontrollieren lassen.

Eine Patrouille des Verkehrsdienstes bemerkte am Freitagabend, 24. Februar 2012, um ca. 2245 Uhr eine Spontankundgebung von rund 20, teils vermummten, Personen, die von der Reithalle via Bollwerk zum Kleeplatz zogen. Beim Eintreffen der Polizeikräfte auf der Höhe des Kunstmuseums wendete der Umzug und kehrte zur Schützenmatte zurück. Auf dem Weg dorthin wurde der Verkehr behindert und es wurden Petarden gezündet.

In der Folge wurden die eingetroffenen Einsatzkräfte der Polizei unvermittelt mit Steinen und Flaschen beworfen. Es kam zu diversen Sachbeschädigungen. Zwei Einsatzfahrzeuge der Polizei wurden ebenfalls beschädigt. Ein Stein durchschlug die Seitenscheibe des einen Polizeiautos und traf einen Polizisten am Kopf. Er musste sich vorübergehend in ärztliche Behandlung begeben.

Die Demonstranten zogen sich kurzzeitig zurück, griffen dann die Polizistinnen und Polizisten aber erneut mit Flaschen- und Steinwürfen an. Diese setzten sich mit Gummischrot zur Wehr. Die vor allem durch Scherben verunreinigte Strasse musste durch das Strasseninspektorat Bern geputzt werden.

Um ca. 0120 Uhr zog ein grösserer Demonstrationszug mit zum Teil vermummten oder maskierten Teilnehmenden an der Polizeiwache Waisenhaus vorbei Richtung Bollwerk.

In den frühen Morgenstunden ging eine Meldung betreffend Flaschenwürfe gegen parkierte Autos bei der Polizei ein. Vor Ort konnten aber keine Personen mehr festgestellt werden.

(boa)

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bernerzeitung.ch 25.2.12 (11:31)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Bei-der-Reitschule-flogen-erneut-Flaschen/story/22119671

Bei der Reitschule flogen erneut Flaschen

Am späten Freitagabend kam es auf dem Parkplatz vor der Reitschule zu Auseinandersetzungen. Laut Augenzeugenberichten warfen verschiedene Personen Flaschen gegen Polizeibeamte. Die Kantonspolizei Bern äusserte sich bisher nicht zu den Vorkommnissen.

Verschiedene Personen sollen gegen 23 Uhr am Freitagabend Glasflaschen vom Parkplatz vor der Reitschule über die Strasse in Richtung Bushaltestelle Bollwerk geworfen haben, wie eine Augenzeugin gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet berichtete. Ziel dieser Attacken war offenbar die Kantonspolizei Bern. Diese konterte die Angriffe mit Gummigeschosse, berichtete die Augenzeugin weiter. Den Auseinandersetzungen soll eine kleine Kundgebung vorausgegangen sein.

Sachschaden an Bushaltestelle

Dabei nahm offensichtlich auch die Bushaltestelle Bollwerk Schaden, wie ein Augenschein vor Ort zeigte. Die Scheibe der Bushaltestelle ist eingeschlagen, noch immer liegen Scherben herum. Auch auf dem Parkplatz vor der Reitschule waren noch Spuren der nächtlichen Auseinandersetzung zu sehen.

Die Kantonspolizei Bern wollte sich am Samstagmorgen gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet nicht zu den Vorfällen äussern, stellte aber für den Samstag eine Pressemitteilung in Aussicht. (toc/cls)

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Bund 25.2.12

Sie spuren, bis sie torkeln und fallen

Es hat etwas Andächtiges, wie die fünf Tänzerinnen langsam im Uhrzeigersinn den Bühnenrändern entlangschlurfen. Und etwas Gespenstisches: In völliger Stille, die nur von monotonen Schleichgeräuschen unterbrochen wird, reiht sich eine nach der anderen in die Spur ein.

"Eingespurt", so heisst das erste Gruppenstück der Berner Tänzerin und Choreografin Sabine Hausherr. Mit William Speakman, der die Bühne im Tojo-Theater mit Teilen aus Spannteppichen und Vinylböden ausgelegt hat, verbindet sie bereits eine langjährige Zusammenarbeit. Ihre gemeinsamen Produktionen bewegen sich häufig zwischen Installation und Performance; so auch "Eingespurt": Nicht nur das Ensemble rund um Hausherr bestimmt das Geschehen, auch der Einsatz von Leuchtstäben oder Neonröhren (Licht: Daniel Müller) und Geräuschkulissen wie fernem Industrielärm (Musik: Damian Zangger) schafft ein geheimnisvolles Ambiente. Unergründlich bleibt auch das Thema des vierzigminütigen Stücks. Es wird bewusst offengelassen, um "individuellen Interpretationen" Raum zu geben. So könnte man die fünf schlurfenden Tänzerinnen in ihrer adretten Freizeit- und Bürokleidung (Kostüme: Salomé Bäumlin) auf der Spur ihres Alltagstrotts sehen, der zwischendurch anhält oder schneller wird. Und schliesslich fällt man torkelnd und stolpernd hin; man kommt von seiner Bahn ab, wirft ausgelassen seine Körperglieder von sich, um sich wenig später in beleuchtete Holzkästen zu zwängen, aufgereiht wie Barbiepuppen in ihrer Kartonverpackung. Doch wo das Publikum zu assoziieren beginnt, folgt bereits der nächste Unterbruch - in loser Reihenfolge werden isolierte Bewegungsabläufe kombiniert. Mal gestikuliert das Ensemble in einer Art Gebärdensprache und taumelt gemeinsam hin und her, mal robben alle quer über die Bühne, rufen Vokale oder halten sich Ohren, Mund und Augen zu. Trotz einiger einnehmender Einfälle - dem Spielzeugdackel beispielsweise, den eine Tänzerin hinter sich herzieht - fehlt es dem Ganzen an jenen poetischen Bildern und bewusst gesetzten Akzenten, die überhaupt zum Interpretieren anregen. Lena Rittmeyer

Weitere Vorstellung: heute, 20.30 Uhr, Tojo-Theater.

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BZ 25.2.12

Gefangen im Alltagstrott

Tojo · Das Projekt "eingespurt" im Tojo befindet sich an der Grenze zwischen Tanzperformance und Installation. Die Choreografin und Tänzerin Sabine Hausherr lässt fünf Frauen stark, strauchelnd, einsam und gemeinsam durch eine Wohnlandschaft wandeln.

Füsse schleifen über einen kargen Teppich. Frauen in bürgerlich-modernistischer Kleidung, die Haare adrett frisiert, bewegen sich in der Installation des holländischen Künstlers William Speakman stetig, aber mit leerem Blick voran. Es wirkt, als würden sie in dieser Wohnlandschaft aus Holz, Teppichen und Vinyl auf einer Schiene laufen. Sie bemerken einander vorerst gar nicht, denn jede scheint in ihrem eigenen Alltagstrott gefangen zu sein. "Eingespurt" nennt die Berner Choreografin, die seit 2005 gemeinsam mit William Speakman Projekte (Capture) erarbeitet, ihr neustes Stück. Sie selbst tritt als eine von fünf Tänzerinnen auf. Anfangs ist es nur die Kleidung (Kostüme: Sabine Bäumlin), die der jeweiligen Figur eine gewisse Individualität verleiht.

Freiheit nach dem Fall

Die Performerin Ewelina Guzik, vielen bekannt aus Pipilotti Rists Spielfilm "Pepperminta", trägt ein hausbackenes Kleid und hat stramm geflochtene Zöpfe, Jenni Arne trägt einen kurzen Rock. Beatrix Berger hat ein mädchenhaftes Sommerkleid an, Manuela Imperatori eine elegante Bluse, und Sabine Hausherr selbst wirkt streng und nüchtern. Die Frauen schieben sich zu den manchmal kaum vernehmbaren, subtilen Klängen von Damian Zangger durch den Raum. Nur zwischendurch halten sie gleichzeitig inne, als hätte jemand eine Stopptaste gedrückt. Manchmal verschwinden sie hinter aufgetürmten Schränken, um kurz darauf wieder aufzutreten, als hätte sie jemand ausgespuckt. Die Performerinnen wirken wie gefangen in einem Perpetuum mobile. Nichtsdestotrotz entwickeln sie mit der Zeit eine gewisse Autonomie und nehmen Bezug aufeinander. Es wird anhand von eingefrorenen Gesten und Grimassen kommuniziert oder gar aggressiv um Aufmerksamkeit gerungen. Besonders stark ist der Moment, als der Boden unter den Füssen der Frauen plötzlich aus Eis zu bestehen scheint. Sie geraten mächtig ins Straucheln, und ihre Beine knicken regelrecht ein. Doch gerade durch dieses totale Scheitern scheint sich eine Ausbruchsmöglichkeit zu ergeben. Für einen kurzen Moment tanzen die "Eingespurten" frei, als befänden sie sich an einem Rockkonzert. Doch der Trott, die Einsamkeit und der Wunsch, den anderen eine perfekte Fassade zu präsentieren, holt sie rasch wieder ein. Helen Lagger

Kommende Vorstellungheute Samstag, 25. 2., um 20.30 Uhr im Tojo-Theater, Bern. www.tojo.ch

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20 Minuten 24.2.12

Foreign Beggars im Dachstock

Fr, 24.2., 23 Uhr, Dangerdubz live, Dachstock.

DUBSTEP/GRIME. Foreign Beggars rocken heute Abend den Dachstock. Über 100 Konzerte pro Jahr bestreitet die Dubstep-Crew aus London derzeit. Um richtige Bühnensäue handelt es sich also bei ihnen. Dieser Eigenschaft wegen nahm sie wohl der allgegenwärtige Skrillex mit auf Tour. Bassgeschwängerter und aufpeitschender Support kommt von Ben Danger, BB1 und Kermit.

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kulturstattbern.derbund.ch 23.2.12

The Jacket Madness

Von Gisela Feuz am Donnerstag, den 23. Februar 2012, um 05:03 Uhr

In den 70er Jahren trafen sich in den USA junge Leute gerne zu später Stunde in den Kinosälen der Stadt. Gezeigt wurden die sogenannten "Midnight Movies", also Low-Budet-Filme und kleinere, oftmals sehr trashige Produktionen, welche später zu Kultfilme werden sollten, oder es bereits waren.

Dazu gehörte auch "Reefer Madness", ein Anti-Cannabis-Film aus dem Jahre 1938. Die Amerikanischen Behörden hatte diesen Film produzieren lassen, um damit dem Publikum auf drastische Art und Weise die vermeintlichen Folgen von Cannabis-Konsum aufzuzeigen. Der Film tat dies aber auf dermassen übertriebene und absurde Art und Weise, dass er getrost als komplett fehlgeschlagener Aufklärungsversuch bezeichnet werden kann.

Nebst dem, dass "Reefer Madness" ungewollt höchst vergnügliche Unterhaltung bietet, hat er nun auch die Vorlage geliefert für das neue Video der Berner Garagen-Band The Jackets. Das Decoy Collective hat nämlich eine prima Persiflage auf den Aufklärungsfilm gebastelt, wobei darauf geachtet wurde, dass Figuren, Handlung und Schauplatz in etwa die gleichen geblieben sind. Einzige kleine Änderung: Anstatt vor Cannabis wird hier vor Rock'n'Roll in Form der Jackets gewarnt. Und wenn die verehrte Madame Jackie ihre grossen, dick umpinselten Augen aufreisst, dann glaubt man bigoscht es mit dem Leibhaftigen, pardon, der Leibhaftigen, höchstpersönlich zu tun zu haben.



The Jackets werden am Donnerstag 23. März im Rössli der Reitschule ihre neue Platte "Way Out" taufen.

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Bund 23.2.12

"Hodder rettet die Welt"

Der komische Junge hat Grosses vor

Das Glück verwöhnt andere, nur Hodder nicht. Wenn der Junge mit dem eigenartigen Namen eine Trophäe gewinnen würde, dann höchstens als hässlichstes Kind der Klasse. Doch dann taucht eine Fee im Kinderzimmer auf und eröffnet ihm, er sei auserwählt, die Welt zu retten. Eine Aufgabe, der sich Hodder auf seine ganz eigene Art und Weise annimmt. Ein Theater für Kinder ab acht Jahren vom Bieler Théâtre de la Grenouille. (hjo)

Tojo 29. 2. bis 3. 3., je 18 Uhr, 4. 3., 16 Uhr.

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Bund 23.2.12

"Eingespurt"

Die Topografie der Bewegung

Vier Frauen bewegen sich auf eigenartigem Grund, ausgelegt mit Teppichbahnen und Vinyl-Resten. Ihre Mission bleibt dem Zuschauer zu Beginn verschlossen, erst allmählich werden die Bewegungen der Frauen gegenständlicher, sie torkeln, tanzen, hüpfen. Wo sie das hinführt? In ihrer ersten Choreografie für eine Gruppe lädt die Bernerin Sabine Hausherr den Zuschauer ein, das Vorpreschen auf der Bühne zu decodieren. (hjo)

Tojo Do, 23. 2. bis Sa, 25. 2., 20.30 Uhr.

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kulturagenda.be 23.2.12

Performance und Installation: "eingespurt"im Tojo

Geräusche gehen langsam in Musik über. Währenddessen erkunden vier Tänzerinnen einen Raum mit quaderförmigen Elementen - ein Spiel um Verstecken und Erscheinen. Das Stück "eingespurt" der Berner Choreografin Sabine Hausherr und des britisch-holländischen Künstlers William Speakman bewegt sich zwischen Installation und Performance.
Tojo Theater, Bern. Do., 23., bis Sa., 25.2., je 20.30 Uhr

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kulturagenda.be 23.2.12

Anne Listers Geheimnisse im Reitschule-Kino

"The secret diaries of Anne Lister" erzählt die wahre Geschichte der Grossgrundbesitzerin Anne Lister (1791-1840). In einer Zeit, in der gleichgeschlechtliche Beziehungen undenkbar waren, führte sie ein geheimes Liebesleben samt codiertem Tagebuch. Das wurde 200 Jahre
später entschlüsselt und von BBC verfilmt.
Kino in der Reitschule, Bern. Di., 28.2., 20.30 Uhr

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kulturagenda.be 23.2.12

Gute Nacht? - Teil 5 mit DJ Carol Fernandez

Wie sieht das gute Berner Nachtleben aus? Nachdem wir uns bei eher alternativen, kulturaffinen, nicht-ganz-so kommerziell Orientierten umgehört haben, fragen wir auf der anderen Seite nach. Die Bernerin Carol Fernandez legt in Clubs wie Le Ciel, Du Théatre oder Liquid auf. Im Kornhauskeller und -café organisiert sie einmal pro Jahr die Kornhausparty, die es trotz der Diskussionen ums Kornhausforum weiterhin geben wird. Bisher sind Gespräche erschienen mit Fabian Wyssbrod (25.1.), Christian Pauli (1.2.), Sozialgeograf Christian Reutlinger (8.2.) und Etienne Schönberger (15.2.).

Carol Fernandez, wie nehmen Sie die Diskussionen über das Berner Nachtleben wahr?

Ich nehme die Diskussion sehr ernst, denn mich als DJ betrifft es durchaus!

Sie legen in der ganzen Schweiz und auch im Ausland auf. Wie sind die Unterschiede?

Das Berner Partyvolk ist eher introvertiert und konservativ. In anderen Städten herrscht schon ein wenig mehr Action. Woran das genau liegt, kann ich nicht sagen. Man sagt, in Zürich werde mehr Kokain konsumiert, dadurch seien die Leute auch aufgestellter. Schon im grenznahen Ausland sind die Unterschiede in Sachen Ausgelassenheit noch stärker zu spüren.

Sie legen in eher kommerziellen Berner Clubs auf. Nehmen Sie einen Wandel im Berner Nachtleben wahr?

Manchmal hab ich das Gefühl, Bern sei ausgestorben. Man kann nicht sagen, dass nichts läuft. Aber die Leute gehen so früh nach Hause, besonders in der Donnerstagnacht. Ob das jetzt mit der Finanzkrise zu tun hat oder damit, dass die Leute einfach keinen Bock mehr haben, ist schwer zu sagen. Vielleicht trifft beides zu. Das Nachtleben hat sich stark gewandelt. Das Partyvolk ist viel, viel jünger geworden, und zum Teil betrinkt sich die Jugend masslos. Ich finde das unakzeptabel, erst recht den Drogenkonsum. Es es gibt immer mehr immer jüngere Kokainkonsumenten. Das ist traurig.

Stichwort "Clubsterben": Ist das Berner Nachtleben gefährdet?

Mir scheint nicht, dass es zu wenige Lokale gibt. Womöglich besteht dieses Problem bei den nichtkommerziellen Clubs, aber bei den House-Clubs, in denen ich auflege, besteht eher die Gefahr eines Überangebots. Mir sind wenige, volle Lokale lieber als viele halbleere Tanzflächen.

Was halten Sie von der Diskussion über die Lärmgrenzwerte in den Discos? Sind die Behörden zu restriktiv?

Der Lärm in der Disco ist jedes Mal ein Thema. Es gibt Gesetze und Richtlinien und daran muss man sich halten, sonst kommt man wortwörtlich an die Kasse. Ich selber habe die Tendenz, zu laut zu spielen. Aber wenn zu laute Musik den Ohren schadet, ist es mir lieber, wenn eher kleinlich hingeschaut wird, als gar nicht. Denn auf einen Tinnitus hat niemand Bock.

Wie viel Lärm soll man Anwohnern zumuten?

Ich habe Verständnis für die lärmgeplagten Anwohner, denn ich bin die Erste, die Ruhe braucht, wenn ich schlafen will. Diese Frage muss mit gesundem Menschenverstand diskutiert werden. Anwohner, die sich aber auf ihr Ruhebedürfnis fixieren und sich in etwas reinsteigern, kann ich nicht ausstehen. Die sollten umziehen, statt anderen das Leben schwer zu machen. Wie gesagt: Die Innenstadt wirkt öfters wie ausgestorben, deshalb sollte hier rund um die Uhr was laufen. Ein gewisses Mass an Lärm muss drinliegen.

Interview: Michael Feller

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BZ 22.2.12

Giftgrüner Rausch und schräge Helden

Rumpelrock · Mit "Weidwund" wandeln die Kummerbuben auf neuen Wegen: Statt wie bisher Volkslieder zu erneuern, stürzen sich die sechs Berner kopfüber in ihre eigenen Songs voller Sehnsucht, Verzweiflung, Verzückung. Da lauern tierische Abgründe, giftgrüne Absinthräusche - und skurrile Helden vom Dorf.

Zartbesaitete seien gewarnt: Es fliesst Blut. Denn weidwund ist so mancher Held im Universum der Kummerbuben. Angeschossen, verletzt, dem Tod nahe. Und doch mitten im prallen Leben. "Weidwund" nennt die Berner Truppe ihr neues Album. "Mir gefällt das Bild von jemandem, der in den Eingeweiden getroffen ist, von Helden, die schon einiges abbekommen haben", sagt Sänger Simon Jäggi. Und langsam, aber sicher habe man ein Alter erreicht, in dem man selber nicht mehr ganz unversehrt durchs Leben gehe. Kein Wunder, tauchen auf "Weidwund" Figuren auf, die ihre Jugend vergeudet haben, die mit brennenden Schuhen tanzen, denen die Kumpel die Gläser leer saufen. Die Hoffnung ist ein Katzensprung, der Nachgeschmack parliert mit dem Mund, im lauen Bier schwimmen alle Träume der Welt. Willkommen im Kosmos der Kummerbuben.

"Das Mänteli abstreifen"

Hat das Berner Sextett auf den ersten beiden Platten Volkslieder ausgegraben und mit rumpelndem Rock, sehnsuchtgetränktem Folk und durchgeknallter Polka neu vertont, wagt es sich mit "Weidwund" an die eigenen Songs. "Wir wollten das Mänteli der Band abstreifen, die Volkslieder ausgräbt", erklärt Texter Simon Jäggi. Künstlerisch habe sich das Ganze erschöpft - oft seien die Kummerbuben als Konzeptband wahrgenommen worden, die sie nie waren. Jeder hat sich musikalisch stark eingebracht - darum ist die Platte so heterogen geworden. Tatsächlich lebt "Weidwund" von den stimmigen, vielschichtigen Arrangements, von der Dynamik zwischen sanft melancholischen und wild galoppierenden Passagen, zwischen himmelhoch betrübt und zu Tode jauchzend. Wild ist der Start von "Absinth", doch mit einem Male wird das Lied ganz sanft, ganz harmonisch, lässt Raum für die Textzeile "Für ne giftgrüene Momänt hani vergässe, wär i bi" - bis der "Absinth!"-Schrei die vermeintliche Idylle abrupt zerreisst. Ein rumpelnder Tom-Waits-Beat, brummende Bläser, sinistre Orgelklänge treiben die "Helden vom Dorf" voran. Da ist Herbert Minder, der brave Steuerverwalter, der in seiner Schublade eine riesige Vulva entdeckt, und weil vom Reglement her nichts dagegen spricht, einfach mal rein-steigt. Oder Küre Schneider, der aussortierte YB-Biber, der plötzlich Schwimmhäute kriegt und eine Biberburg in Belp übernimmt.

Kopfkino und reale Abstürze

Es sind solch herrlich surreale Momente, die "Weidwund" zum Ereignis machen. Oder die Sehnsucht von "Wild im Härz", das von einer Amour fou erzählt und nicht ganz zufällig heisst wie ein düsteres Drama von David Lynch ("Wild at Heart"). Oder die Berner Befindlichkeiten mit "versiechete Chance" und "Wott mal einisch chönnen erläbe, wi myni Mannschaft nid Zwöite wird"-Groove. Da mag in schrägen Textideen Endo Anaconda aufblitzen, im auch mal lakonischen Gesang Kuno Lauener, im verspielt instrumentierten Sound Patent Ochsner. Aber eigentlich sind die Kummerbuben einfach die Kummerbuben. Sie heben sich ab, ohne selber abzuheben. Sie schunkeln und schwelgen, und dann ballern sie alles über den Haufen. Auf seine Texte angesprochen, erzählt Simon Jäggi von Kopfkino, von Bildern, die in seinem Kopf rumspuken. Aber auch von realen Erlebnissen, die ihn inspirieren. So wie bei "Absinth": "In Deutschland sind wir nach einem Konzert in einen fürchterlichen Absinthrausch reingelaufen - und ich hab gemerkt: Da passiert etwas mit einem, das anders ist als bei anderen Substanzen." Oder bei "Afrika", das von Schweizer Bauern vor langer Zeit erzählt, die sich nach einem Ort sehnten, wo es ihnen besser geht. Und diese Situation den afrikanischen Flüchtlingen gegenüberstellt, die nach Lampedusa zu gelangen versuchen. Bei den Recherchen zu den Volksliedern fiel Jäggi einst auf: "Wir sind ein Volk von Migranten. Um das Weggehen und Heimkommen ging es in jedem zweiten Lied. Aber wir haben das vergessen. Heute machen uns Migranten Angst."

Verzweiflung und Verzückung

Und so reibt sich auf "Weidwund" stille Verzweiflung an wilder Verzückung. Wunderprächtige Bilder ("D'Lüt hei gloubt, we d'Sunne verzwiflet isch, de gits es Aberot") prallen auf ungezügelte Leidenschaft ("Wott mi i di verbisse, wott mi a dim Saft vergifte, mi i Abgrund la rysse"). Und "im Härz da steckt e bluetige Pfiil". Genau: Herzblut vergiessen die Kummerbuben literweise. Sie sind sehnsüchtig, "stierig", schwindelerregend. Und dabei immer wild im Herzen. Michael Gurtner

Kummerbuben: "Weidwund", Irascible. CD-Taufe: Freitag, 2. März, 22 Uhr, Dachstock der Reitschule, Bern.

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Neu bei Kummerbuben

Besetzung Die dritte CD bedeutet für die Kummerbuben mehrfach einen Neuanfang: Erstmals spielen sie eigene Songs, für den Akkordeonisten Mario Batkovic ist der Gitarrist Moritz Alfons eingestiegen. Und ein Novum ist auch, dass die Kummerbuben Radio-Airplay bei DRS 3 erhalten - der eingängige Song "Schwalbe" läuft im Tagesprogramm. "Mit den Volksliedern sind wir bei DRS 1 und 3 zwischen Stuhl und Bank gefallen", blickt Sänger Simon Jäggi zurück. mik

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20 Minuten 21.2.12

Frou-Müller-Shirt

Jetzt können Kulturliebhaber auch auf Textil ein Statement für mehr Nachtleben in Bern abgeben: Die Gruppe "Figg di Frou Müller" verkauft ab sofort T-Shirts mit dem provokativen Slogan. Frau Müller steht laut den Initianten stellvertretend für alle "Meiers, Biglers, Burris oder Kipfers", die mit ihren steten Beschwerden zum Kultur- und Klubsterben der Stadt beitragen.

Die Shirts gibts für 30 Franken auf

www.fdfm.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 20.2.12

Kulturbeutel 8/12

Von Ruth Kofmel am Montag, den 20. Februar 2012, um 05:40 Uhr

Kofmel empfiehlt:
Am Freitag im Dachstock zu wabernden Basslines aus dem besten Soundsystem der Stadt ausprobieren, ob sich Knochen und Gelenke nach der Kälteperiode noch in geschmeidige Ekstase tanzen lassen. Es spielen die Foreign Beggars auf, altgediente englische Haudegen, die im Dubstep und Grime zu Hause sind.

(...)

Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie heute Abend ins Musigbistro. Geboten wird "Rauschdichtung" der Schriftsteller Sam Hofacher, Christoph Simon, Renato Kaiser und Ivo Engeler. Wer wilden und wütenden Punkrock mag, der gehe am Donnerstag ins Rössli zur "3 Chord Wonder"-Reihe, wo The Strapones aus Thun wild tun werden. Wer's lieber zart und pianopoppig  mag, der besuche dann das Konzert von Birgit Bidder im ISC.

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Bund 20.2.12

Der Reitschule droht Zwang

80 Beschwerden, 3 Ermahnungen, aber keine Fortschritte - die Lärm- und Sicherheitssituation rund um die Reitschule wird heiss debattiert. Nun schaltet sich Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) in die Diskussion ein: Falls in den Gesprächen mit der Reitschule keine Einigung erzielt wird, werde er für den Vorplatz Zwangsmassnahmen verfügen. Darüber hinaus outet sich Lerch im Interview als Unterstützer der Nachtleben-Petition. Mit einem tauglichen Konzept wären  die Clubsterben-Konflikte nicht aufgebrochen. Der Regierungsstatthalter äussert sich zudem zur 2010 in Kraft getretenen Reform der Verwaltungskreise im Kanton Bern. "Sie wurde von mir und auch anderen unterschätzt." (len) - Seite 19

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"Jetzt kommt die Reitschule an die Reihe"

Er steht allen immerzu auf die Füsse: Regierungssttatthalter Christoph Lerch (SP) bekennt Farbe beim Berner Nachtleben, droht der Reitschule mit Zwang und entschuldigt sich für Verzögerungen in den letzten Jahren.

Interview: Christoph Lenz

2011 hat der Regierungsrat das Statthalteramt Bern-Mittelland durchleuchtet. Das Zeugnis ist vernichtend: Sie sind "total überlastet" und "zu wenig präsent". Was sagen Sie dazu?

Die Interviews zum Audit-Bericht wurden Anfang 2011 durchgeführt. Schon im Frühling und Sommer haben wir Sofortmassnahmen ergriffen, um die dringendsten Probleme zu lösen. Ich erhielt befristete Stellen und habe Verfahren gestrafft. Als die Medienmitteilung Ende 2011 veröffentlicht wurde, entsprachen die Befunde nicht mehr der tatsächlichen Situation. Es war nicht mehr so schlimm.

Aber es war schlimm.

2010, ja. Ich will mich an dieser Stelle auch für alle Verzögerungen und Verspätungen in den Reformjahren entschuldigen. Wichtig ist mir dennoch, dass der Befund des Audits lautete: Das Statthalteramt Bern-Mittelland ist trotz seiner Grösse führbar. Es braucht aber Anpassungen bei der Organisation und der Führungsstruktur. Der Umbau wird nun schrittweise vollzogen. Neu stehen mir auch zwei Stellvertretende statt nur 0,7 zur Seite. Das verschafft mir Luft.

Die Verzögerungen betrafen vorab Baugeschäfte und Beschwerden.

Als ich 2010 antrat, standen mir 29 Vollzeitstellen zur Verfügung, doch nur 24 waren besetzt. Beim Bau mussten wir empfindliche Abgänge, auch auf Leitungsebene, ersetzen. Weil der Markt für Bauinspektoren ausgetrocknet ist, dauerte das sehr lange. Erst im November 2010 war die Bauabteilung komplett besetzt. Von diesem Moment an konnten die Bearbeitungsfristen gesenkt werden.

Was war der Grund der Abgänge?

Eine Reform löst immer Ungewissheit aus. Die Neubildung des Statthalteramts Bern-Mittelland war eine grosse Übung. Sechs Amtsbezirke - Bern, Fraubrunnen, Laupen, Konolfingen, Schwarzenburg und Seftigen - wurden zusammengefasst. Da gab es enorme Unterschiede, einige Ämter waren perfekt organisiert, bei anderen war es weniger gut. Teams mussten neu gebildet werden und zusammenwachsen. Inzwischen haben wir die Bauabteilung auf Kurs gebracht.

Sie halten die Fristen ein?

Jawohl, und zwar in allen Bereichen. Für dieses Engagement danke ich meinen Mitarbeitenden ganz herzlich.

Sie erhielten befristete Stellen, seit Anfang Jahr ist der Stellenplan Bern-Mittelland erhöht. Führen diese Massnahmen zu Mehrkosten?

Ja. Bei den Personalkosten hat man zu eng gerechnet. Dafür sind wir bei den Sachausgaben unter Budget.

Die Politik wollte eine schlankere, günstigere Verwaltung. Ist diese Vorgabe noch einzuhalten?

Die Einsparungen bewegen sich wahrscheinlich nicht im ursprünglich vorgesehenen Rahmen. Aber die 10 Statthalterämter sind günstiger als die zuvor 26. Für 2012 steht eine Evaluation der Bezirksreform an. Sie wird in dieser Frage endgültig Klarheit schaffen.

Die Kehrseite der Einsparungen: Markus Grossenbacher, Chef der Statthalter, spricht von einem "grossen Verlust an Bürgernähe".

Wegen unserer Grösse trifft diese Feststellung für Bern-Mittelland am meisten zu. Das wurde jedoch mit der Reform in Kauf genommen. Ein Statthalter alleine kann unmöglich die Bürgernähe von zuvor sechs erbringen. Bei uns verlagert sich die Bürgernähe nun auf die Abteilungen. Aber wenn Bürgerinnen ein Gespräch mit mir wünschen, stehe ich zur Verfügung.

Ist der Verwaltungskreis Bern-Mittelland nicht einfach zu gross?

Der Grosse Rat hat das so beschlossen. Wir setzen nur um.

Ihre persönliche Meinung?

Rein sachlich gesehen war der Entscheid für Bern-Mittelland richtig. Alle fünf Amtsbezirke rund um Bern sind auf das Zentrum ausgerichtet. Planung, Verkehr, Kultur, Wirtschaft - diese Fragen reichen über Bezirksgrenzen hinaus.

Hat sich die Reform gelohnt?

Stand heute: Ja. Aber ich und auch andere haben diesen Reformprozess unterschätzt.

Auch der Grosse Rat?

Wahrscheinlich schon.

Nun steht die Idee im Raum, den Kreis Bern-Mittelland zu halbieren. Was halten Sie davon?

Ich akzeptiere jeden politischen Entscheid. Das Problem ist, eine Halbierung macht keinen Sinn. Man kann die Stadt Bern nicht halbieren. Und ohne die Stadt Bern gibt es kaum eine ausgewogene Aufteilung.

Reden wir vom Nachtleben. Verstehen Sie, dass sich Jugendliche für ihr Anliegen wehren.

Ja. Ich habe die Nachtleben-Petition ja unterschrieben, weil ich das Anliegen unterstütze.

Trotzdem gelten Sie als Totengräber des Berner Nachtlebens.

Meines Erachtens stimmt das so nicht. Ich bin nicht der, der alle Clubs schliesst. Das Gesetz sieht diese Möglichkeit vor, wenn man das Gespräch gesucht, Mahnungen ausgesprochen und mit schärferen Mitteln gedroht hat. Ich wende nur die Gesetze an, die die Politik beschlossen hat.

Vor Ihrer Wahl zum Regierungsstatthalter haben Sie dem "Bund" ein Interview gegeben. Der Titel lautete: "Es gibt durchaus Ermessensspielraum". Heute stellen Sie sich als blossen Vollzugsbeamten dar.

Klar gibt es auch im Gastgewerbe einen Ermessensspielraum. Aber man kann nicht jahrelang nur milde Massnahmen ergreifen. Damit macht man sich unglaubwürdig. Wir müssen eine kohärente, willkürfreie Praxis haben.

Ist es kohärent, dass man die Betreiber des Sous-Soul zum Aufgeben bringt, dass man aber bei der Reitschule, wo 80 Lärmklagen hängig sind, nur runde Tische einberuft?

Die Reitschule hat ihre Berechtigung. Das Berner Stimmvolk hat fünfmal Ja gesagt zur Reitschule. Es gibt viel Gutes dort. Aber deswegen ist es noch lange kein rechtsfreier Raum. Wer Kultur betreibt, muss auch Verantwortung übernehmen.

Nochmals: Wenn bei der Reitschule 80 Lärmklagen eingehen, gibt es einen runden Tisch. Wenn bei einem anderen Club 80 Lärmklagen eingehen, wird das Licht gelöscht.

Gut, das ist eine provokative These.

Ist sie falsch?

Ja. Wir können nicht alles gleichzeitig machen. Wir haben mit den Clubs in der Aarbergergasse ein Security-Konzept zustande gebracht. Jetzt kommt die Reitschule an die Reihe. Für sie gelten die gleichen Gesetze wie für alle anderen.

Was verlangen Sie konkret?

Ich bin nur für das Gastgewerbe zuständig. Hier geht es vor allem um die Einhaltung der Lärmvorschriften und den Ausbau des Sicherheitsdienstes.

Gibt es Fortschritte am runden Tisch?

Das ist kein runder Tisch. Bei der Reitschule stehen Verhandlungen über konkrete Massnahmen unmittelbar bevor. Die Koordination zwischen der Stadt Bern, der Kantonspolizei und uns hat lange gedauert. Dadurch ist leider der Eindruck entstanden, dass bei der Reitschule nichts passiert.

Ganz praktisch: Sind Verwaltungszwangsmassnahmen denkbar?

Ja. Solche sind durchaus denkbar.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wenn Gespräche und Ermahnungen . . .

. . . es gab schon drei Ermahnungen.

. . . sowie Strafverfahren wenig gebracht haben, werden wir - neben Selbstverständlichkeiten wie das Geschlossenhalten von Fenstern und Türen - auch konkrete Massnahmen für den Vorplatz prüfen. Dort, wo keine Einigung erzielt wird, werden wir nötige Massnahmen verfügen. Mehr kann ich dazu derzeit nicht sagen. Wir befinden uns in einem laufenden Verfahren.

Kurz: Vorläufig machen Sie nichts.

Doch, wir sind dran. Eine Besprechung mit der Reitschule ist angesetzt.

Seit langem wartet man darauf, dass der Gemeinderat ein Nachtlebenkonzept vorlegt. Muss der Statthalter ausbaden, was der Gemeinderat versäumt?

Es liegt nicht an mir, dem Gemeinderat zu sagen, er mache seinen Job schlecht. Dafür gibt es den Stadtrat. Meine Aufgabe ist es, gemeinsam mit dem Gemeinderat eine Linie zu definieren und dafür zu sorgen, dass diese kohärent durchgesetzt wird.

Wären die Konflikte rund ums Nachtleben mit einem tauglichen Konzept allenfalls gar nicht aufgebrochen?

Ja. Davon bin ich überzeugt. Wenn man zum Beispiel Zonen mit höheren Lärmempfindlichkeitsstufen planerisch festlegt und so definiert, wo es mehr Lärm geben darf, führt das zu weniger Lärmklagen. Aber so etwas kann man nicht von heute auf morgen beschliessen.

In der Zwischenzeit sind Sie der Blitzableiter.

Das kann man so sagen.

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Zur Person Christoph Lerch

Seit zwei Jahren waltet der 55-jährige Christoph Lerch (SP) als Regierungsstatthalter Bern-Mittelland. Dieser Amtsbezirk wurde 2010 im Zuge der Verwaltungsstrukturreform aus zuvor sechs Statthalterämtern gebildet. Mit 380 000 Einwohnern ist Bern-Mittelland mit deutlichem Abstand der grösste Verwaltungskreis im Kanton Bern. Vor seiner Wahl leitete der Fürsprecher Christoph Lerch den Juristischen Dienst der Berner Fachhochschulen. (len)