MEDIENSPIEGEL
02. - 08. APRIL 2012
kulturagenda.be 5.4.12
Realität und Fiktion werden eins
Im Tojo zeigt die Kompanie Grenzgänger ihr experimentelles
Stück "Nico's Love on Stage". In einer verwirrenden Mischung aus
Theater und Film verwischt sie die Grenzen zwischen Realität und
Fiktion.
In "Nico's Love" verkauft der Regisseur Julian skrupellos die Biografie
von Schauspieler Nico. Auf der Bühne treten der Regisseur Julian
M. Grünthal und Schauspieler Nikolai Bosshardt sowohl in
Bühnenrollen als auch als angebliche Privatpersonen auf. Eine
solche Ausgangssituation hat es schon per se darauf angelegt, den
Zuschauer mit der Frage nach Realität und Fiktion in die Irre zu
führen. Und als wäre diese nicht schon kompliziert genug,
mischen die Macher des Stücks, die Kompanie Grenzgänger, auch
noch filmische Mittel ins Schauspiel: auf der Bühne wird gefilmt,
und auf der Leinwand erscheinen Sequenzen aus früheren Drehs.
Zwei Bühnenformate und ein Film
Zwar hat die Luzerner Gruppe "Nico's Love" als eigenständiges
Theaterstück konzipiert, gleichzeitig ist die Produktion aber auch
Teil eines experimentellen Filmprojektes. Regisseur Julian M.
Grünthal will nämlich aus dem Stoff und den Erfahrungen auf
der Bühne bis 2015 den gleichnamigen Film realisieren. Im Sinne
dieses Schaffensprozesses arbeitet die Kompanie mit zwei
Bühnenformaten von "Nico's Love", die sich bei jeder
Aufführung aufeinander beziehen. Das 25-stündige Stück,
"Nico's Love Instant Movie", wird vor Publikum gespielt und das
Geschehen zugleich gefilmt, während die abendfüllende Version
des Stücks, "Nico's Love on Stage", mit traditionell theatralen
Mitteln arbeitet. Nach einem turbulenten Start mit dem 25-Stünder
im Kleintheater Luzern letzten Oktober zeigt Grenzgänger nun seine
90-Minuten-Version im Tojo. Eine weitere 25-stündige Episode von
"Nico's Love Instant Movie" ist nächsten Juni in der Roten Fabrik
in Zürich vorgesehen.
Spiel mit dem Zuschauer
An der besagten Aufführung in Luzern wurde zunächst
während zwei Stunden auf der Bühne und vor Publikum eine
Albtraumszene gedreht. Danach verwandelte sich das Kleintheater in
einen Club, wodurch die klassische Theatersituation aufgelöst und
der Zuschauer zu einem Teil des Geschehens wurde. Es wurde immer
unklarer, was nun gespielt und was echt war. Beispielsweise war nicht
genau auszumachen, ob der Regisseur nun wirklich zu viel getrunken,
sich deshalb nackt ausgezogen und einen Schauspieler tätlich
angegriffen hatte oder ob alles einfach nur inszeniert war. Regisseur
Grünthal meint dazu bewusst vage: "Die Grenze zwischen
Realität und Fiktion wird in ‹Nico's Love› immer wieder
offengelassen› ".
Grenzgänger im wahrsten Sinne des Wortes
Etwas genauer hat sich die Jury des renommierten Nachwuchspreises
für Tanz und Theater, "Premio", ausgedrückt, wo
Grenzgänger vor einem Jahr den ersten Preis gewonnen haben:
"‹Nico's Love› ist ein kluges Spiel aus und mit der konkreten Situation
des Theaters. Mit einfachsten Mitteln betreibt Grenzgänger ein
virtuoses und letztlich beunruhigendes Spiel mit den
Erwartungshaltungen des Publikums." Was nun genau während der 90
Minuten in Bern zu sehen sein wird, ist noch nicht ganz klar. Die
abendfüllende Bühnenversion soll jedenfalls keine
Zusammenfassung der 25-Stunden- Fassung sein. In "Nico's Love on Stage"
wird aber Bezug auf das Geschehen in Luzern genommen. Verraten hat
Julian M. Grünthal nur, dass sich im Tojo ein Team auf der
Bühne wiederfinde, das sich fragt, wie man nach dem Eklat in
Luzern weitermachen könne. Welche Rolle in Bern dem Zuschauer
zuteil wird, erfährt man nur, indem man selber hingeht und sich
überraschen lässt.
Christine A. Bloch
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Tojo Theater in der Reitschule, Bern
Di., 10., bis Sa., 14.4., 20.30 Uhr
Weitere Infos unter www.tojo.ch
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Bund 5.4.12
"Nico's Love"
Dahin gehen, wo es wehtut
Was ist echt? Was gespielt? Was Absicht? Was Zufall? Die freie
Theatergruppe Grenzgänger lockt ihr Publikum in einen reizvollen
Strudel der Irritation.
Theater ist ein eigenartiges Konstrukt. Man sitzt im Zuschauerraum und
geht mit jenen, die auf der Bühne stehen, einen unausgesprochenen
Pakt ein: Du spielst etwas, und ich halte es für wahr, obwohl ich
weiss, dass es nur fiktiv ist. Diesen Pakt verschiebt die Schweizer
Theatergruppe Grenzgänger mit "Nico's Love" um eine Nuance. In
ihrem Projekt nämlich begibt sich das Publikum in eine Grauzone:
Ich weiss nie genau, was echt ist und was nicht, und darauf lasse ich
mich ein.
Denn "Nico's Love" von Regisseur Julian M. Grünthal und
Co-Regisseur Nikolai Bosshardt ist eine vertrackte Angelegenheit, die
einem sozusagen den doppelten Boden unter den Füssen wegzieht; ist
gleichzeitig Film und Theater. Das Filmprojekt "Nico's Love" soll bis
spätestens 2015 realisiert werden. In diesem Film soll es um einen
Regisseur mit Borderline-Syndrom gehen, der einen Film drehen will und
dafür die reale Geschichte eines Schauspielers ausbeutet. Das
Figurenpersonal und die Konflikte des Films sind nun die Basis für
verschiedene Bühnenarbeiten der Gruppe Grenzgänger. In Luzern
ging vergangenen Oktober "Nico's Love Instant Movie" über die
Bühne, eine 25-stündige Aufführung samt Party,
Übernachtung und Katerfrühstück, in der eine echte
Filmszene gedreht wurde und Regisseur Julian M. Grünthal am Ende
auf offener Bühne kollabierte. Wo die Fiktion aufhörte und wo
die Realität anfing, das musste jeder für sich entscheiden -
und genau darum geht es der Gruppe: das Publikum in einen Strudel der
Irritation zu locken und es gleichzeitig dorthin zu bringen, wo die
normale Neugier in Voyeurismus umschlägt. Seither entwickelt sich
"Nico's Love" weiter. Vergangenen November hätte in Bern die
90-minütige Fassung "Nico's Love on Stage" gezeigt werden sollen,
in der das Figurenpersonal, das in Luzern an seine Grenzen kam, sich
wieder zu finden versucht. Zwei Tage vor Probenbeginn riss sich
Grünthal die Achillessehne, und die Aufführungen wurden
abgesagt. Nun folgt also der zweite Anlauf.
Rein in die Gefahrenzone
In der fiktiven Geschichte strebt die Gruppe nach absoluter
Authentizität - gedreht wird nur, was man selbst erlebt hat. Denn
darum dreht sich das Ganze auch: um die penetrante Forderung nach
Echtheit, die schnell einmal ungesund werden kann. "Authentizität
ist ja nur eine Vereinbarung", sagt Grünthal, "und im Moment eine
angesagte Strömung. Allerdings eine gefährliche - wenn man
etwa an all die Castingshows denkt. Menschen werden von der
Unterhaltungsindustrie ausgesogen, und sie durchschauen es nicht."
Damit zielt "Nico's Love" auch auf eine Grundproblematik des
Schauspiels: Wie viel bin ich als Künstler bereit, von mir zu
geben, und gehe ich dafür dorthin, wos wehtut? "In diese
Gefahrenzone möchten wir uns begeben", so Grünthal. Es ist
ein reizvolles Unterfangen, der Gruppe als Zuschauer dorthin zu folgen.
Und dafür alle herkömmlichen Pakte zu vergessen. (reg)
Tojo-Theater Reitschule Di, 10., Do, 12., Fr, 13., Sa, 14. April,
jeweils 20.30 Uhr.
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BZ 5.4.12
Ein Härtetest zwischen Realität und Fiktion
Theater · Die Gruppe Grenzgänger spielt stundenlang bis zur
Erschöpfung. Nach einem Bühnenkollaps in Luzern führt
sie nun mit "Nico's Love on Stage" ein kürzeres Folgestück im
Berner Tojo auf.
Porno, Party und Drogen: Die voyeuristischen Erwartungen des Publikums
wurden letztes Jahr in Luzern bei der Premiere von "Nico's Love" mehr
als erfüllt. Die seit 2008 bestehende Luzerner Theatergruppe
Grenzgänger spielte ganze 25 Stunden lang, bis Regisseur Julian
Grünthal, der zuvor im Publikum nach Drogen gesucht hatte,
kollabierte. Ob das alles gespielt war oder ob die Produktion
tatsächlich aus den Fugen geriet, lässt die Gruppe, die aus
der Vermischung von Realität und Fiktion
"bewusstseinsveränderndes Manipulationstheater" schafft, offen.
Alles begann mit einem Film
Tatsache ist: Das ausufernde Work in Progress begann mit einem von
Regisseur Grünthal geschriebenen Drehbuch zum Film "Nico's Love".
Darin geht es um einen jungen Mann (Nikolai Bosshardt), der als
Altenpfleger arbeitet. Zu einer pflegebedürftigen Dame hat er ein
besonders enges Verhältnis. Als er mit deren Tochter (Hagar
Admoni-Schipper) zusammentrifft, beginnt er mit ihr eine Affäre.
Viel zu spät merkt er, dass die geheimnisvolle Frau ihn
missbraucht, um den Missbrauch, den sie einst selbst erlebte, zu
verarbeiten und damit der Mutter die Augen zu öffnen. "Auch bei
einem so ernsten Thema geht es letztlich um ein Produkt, das man einem
Publikum verkauft", sagt Julian Grünthal im Gespräch. Das sei
per se kein unproblematisches Verhältnis, das man mit dem
Publikum, den Medien und den Geldgebern eingehe. Im 25-stündigen
Theatermarathon in Luzern hat sich die Crew deshalb mit der "totalen
Selbstvermarktung" auseinandergesetzt und dabei das Publikum bis zur
eigenen Erschöpfung mit einer gehörigen Portion Sex, Drugs
und Rock 'n' Roll gefüttert.
Die Kamera ist wieder dabei
Wie es der Gruppe nach dem Kollaps ergangen ist, wird nun im Tojo in
dem 90-minütigen Stück "Nico's Love on Stage" erzählt.
Natürlich ist auch hier die Kamera wieder dabei, denn letztlich
geht es - zumindest wird es so verkauft - um die Arbeit am Film.
Diesmal sucht die Gruppe nach der totalen Authentizität. Im Fokus
steht dabei Schauspielerin Hagar Admoni-Schipper, die ihre Rolle als
Missbrauchsopfer ein wenig zu ernst nimmt. Sie kommt in Teufels
Küche, als sie in ihrem eigenen Leben nach Anknüpfungspunkten
sucht, um die Rolle so echt wie möglich zu verkörpern. Die
Stärke der Gruppe Grenzgänger, die für ihr Projekt
letztes Jahr den mit 27 000 Franken dotierten Nachwuchspreis für
Theater und Tanz erhielt, liegt im bewussten Spiel mit falscher
Empathie und Authentizität. So wird zunehmend unklarer, wer hier
eigentlich wen missbraucht: So wie Nico im Film mit seiner Angebeteten
ein Sadomasospiel treibt, so treiben es die Grenzgänger mit dem
Publikum. Mal bedienen sie dessen Sensationslust, mal werden die
Erwartungen torpediert. Verwirrung garantiert.
Helen Lagger
Premiere: Di, 10.4, 20.30 Uhr im Tojo Theater, Reithalle Bern. Weitere
Vorstellungen bis 14. April. www.tojo.ch.
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kulturagenda.be 5.4.12
Endzeitballaden von Crippled Black Phoenix im Dachstock
Eine stilistische Einordnung der Musik von Crippled Black Phoenix ist
schwierig. Einige nennen es Progressive Rock, andere Folk oder sogar
Doom, dritte vergleichen die Band mit der frühen Pink Floyd. Die
Engländer bezeichnen ihre Songs selbst als "Endzeitballaden".
Entstanden ist die Band aus Musikern der Formationen Portishead und
Mogwai. Mit dem neuen Album "(Mankind) The Crafty Ape" sind die
Engländer nun zurück in Bern.
Dachstock, Bern. Sa., 7.4., 21 Uhr
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Bund 5.4.12
DJ Shadow.
Nach fünf Jahren intensiven Grabens in Platteneldorados und
Schräubeln im Studio hat die kalifornische DJ-Legende DJ Shadow
2011 sein neues Album "The Less You Know, the Better" präsentiert.
Offenbar wollte er diesmal nichts dem Zufall überlassen - hatten
eingefleischte Fans dem Vorgängeralbum "The Outsider" doch -
Achtung, Fehdehandschuh - "Kommerz" vorgeworfen. Das Ergebnis klingt
nach Hip-Hop, der an den Grenzen apartig ausfranst, mal in Richtung
Britpop, mal in Richtung Afrobeat oder französische Chansonkunst.
Operation gelungen, der Kritiker tanzt. (hjo)
Dachstock Donnerstag, 5. April, 21 Uhr.
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kulturagenda.be 5.4.12
Grosse Ammonit-Sause in der Grossen Halle
Zwischen Gründonnerstag und Ostersamstag wird nicht nur
rumgeeiert: In der Grossen Halle steigt das grosse Springtime Festival
von Ammonit. Während dreier Tage sind Electround
Techno-Künstler wie Seth Troxler (Bild), Trentemøller und
Magda zu bestaunen und zu betanzen. Am Freitag gibt es gar einen
Live-Auftritt von Kosheen. Ganzes Programm:
www.ammonit.ch. Grosse Halle in der Reitschule, Bern. Do., 5., bis Sa.,
7.4.
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blick.ch 5.4.12
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/im-kornhaus-hat-sichs-vorerst-ausgetanzt-id1836364.html
Party in Bern
Im Kornhaus hat sichs vorerst ausgetanzt
BERN - Genug vom ewigen Hin und Her: Ammonit plant bis auf weiteres
keine Events mehr im Kornhausforum.
Über zehn Jahre veranstaltete die Berner Eventfirma Ammonit im
Kornhausforum Partys. Bis im Januar bekannt wurde, dass es keine
Tanzevents mehr geben soll. Grund für das abrupte Ende: Im
Kornhausforum gibts kein Fumoir und so rauchten die Party-Besucher auf
der Strasse und verursachten Lärm. Ammonit richtete zwar ein
temporäres Fumoir ein. Dieses ist jetzt aber verboten.
Das hat Auswirkungen auf das "Electroscope Springtime Festival" am
Oster-Wochenende: Das Festival findet nicht wie früher im
Kornhausforum, sondern in der Grossen Halle der Reitschule statt.
"Aufgrund der unklaren Situation im Kornhausforum waren wir gezwungen,
in eine andere Lokalität zu wechseln", begründet
Ammonit-Produktionsleiter Fabian Wyssbrod die Züglete.
"Wir wollen nicht der Sündenbock für andere sein"
Seit Anfang März erlauben die Liegenschaftsverwaltung und die
Gewerbepolizei wieder Partys ohne Fumoir. "Das ist einerseits gut.
Anderseits heisst das, dass Leute draussen rauchen. Es ist praktisch
unmöglich, absolute Ruhe zu garantieren. Notabene hats noch viele
weitere Lokale rund ums Kornhaus, die auch Lärm verursachen", sagt
Wyssbrod. "Wir wollen nicht der Sündenbock für andere
Lärmverursacher sein. Immerhin hatten wir dank des Fumoirs, das
jetzt leider nicht mehr erlaubt ist, seit zwei Jahren keine
Lärmklagen mehr zu verzeichnen." Ammonit hat vorläufig genug
vom ewigen Hin und Her. "Events zu veranstalten ist mit immer mehr
Aufwand und Hürden verbunden. Es darf einem nicht
überraschen, dass es immer weniger Kultur gibt, wenn Klubbesitzer
oder Veranstalter nicht wissen, woran sie sind."
Es besteht noch Hoffnung
Für Anlässe brauche Ammonit ein halbes Jahr Planungszeit.
"Wenn wir keine Sicherheit zur Durchführung haben, müssen wir
eben in andere Lokalitäten ausweichen." Die Eventfirma plant
deshalb in nächster Zeit keine Partys mehr im Kornhausforum. Ganz
resignieren will Ammonit aber nicht: "Wir sind interessiert, wieder
Anlässe zu veranstalten. Dafür braucht es aber ein klares
Bekenntnis aller Beteiligten." Geplant sind demnächst
Gespräche an einem Runden Tisch mit allen involvierten Parteien.
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Bund 5.4.12
Electroscope
Bis die Balken knirschen
Ein Frühlingsfest für die Freunde der strombetriebenen Musik
steht an.
Es ist ein beachtliches Aufgebot an Elektronik-Kompetenz, das an diesem
Wochenende im Rahmen des Electroscope-Festivals für die
Beschallung der Grossen Halle der Reitschule besorgt sein wird. Zu den
nominell gewichtigsten Stargästen gehören die
Bio-Trance-Frickler Trentemoller, die im Gegensatz zu ihrem
beachtlichen Auftritt am letztjährigen Gurtenfestival allerdings
nur ein DJ-Set aufführen werden. Ganz anders die englischen Trip'
n' Bass-Ikonen von Kosheen, die ihr bestens betanzbares
Elektro-Soul-Konglomerat live darbringen werden. Vorfreude ist auch im
Hinblick auf die Auftritte der beiden Berner Hoheiten der
strombetriebenen Musik, Fiji und Filewile angebracht. Erstere werden
Kostproben ihres bald erscheinenden neuen Albums geben, Zweitere
stellen erstmals in Bern ihr neues Soundsystem vor. (ane)
Grosse Halle Reitschule Do, 5. 4.: Seth Troxler, Magda, Tiefschwarz u.
a. Fr, 6. 4.: Kosheen, Fiji, Filewile Soundsystem u. a. Sa, 7. 4.:
Trentemoller, Lexy & K-Paul, Whomadewho, Round Table Knights u. a.
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BZ 5.4.12
"Wir im Westen sind der Ghüderchübu der Stadt"
Überraschende Allianzen und eine Stimmung wie in einem
Hexenkessel: An einem Infoanlass über die geplante Zone für
Wohnexperimente in Riedbach stellten sich Anwohner und Stadtnomaden
geschlossen gegen Stadtpräsident Alexander Tschäppät.
Dienstagabend, im Saal des Restaurants Bahnhof in Riedbach. Über
100 Leute quetschen sich an die Tische, um mit Stadtpräsident
Alexander Tschäppät über die geplante Zone für
Wohnexperimente in Riedbach zu diskutieren. Eine Frau mit grauer
Föhnfrisur und ein Mann mit blonden Rastas sitzen im Publikum und
strecken die Köpfe zusammen. "Wissen Sie, Sie müssen keine
Angst vor uns haben", sagt der junge Stadtnomade. "Das habe ich auch
nicht", antwortet sie. "Darum geht es nicht. Es geht darum, ob Sie
hierhin passen. Wissen Sie, hier denken viele Leute bürgerlich.
Doch Sie haben da andere Ansichten." Der Mann nickt. "Ich weiss." Sie
lächeln sich zu.
Vorne sitzt Stadtpräsident Tschäppät, als einziger mit
Krawatte. Der Leist Oberbottigen hat ihn im Anschluss an die
Hauptversammlung eingeladen, "sozusagen für den gemütlichen
Teil", wie Leistpräsident Heinz Brönnimann sagt. Aus dem
Nebenzimmer erklingt der Gesang eines Jodlerchors, doch
Tschäppät hat eine Vorahnung: "Wahrscheinlich wird es
für Sie gemütlicher als für mich." Dann erklärt er,
weshalb Gruppierungen wie die Stadtnomaden oder die Stadttauben in
Riedbach angesiedelt werden sollen (siehe Kasten). Nach dem Vortrag
schnellen die Hände in die Höhe. "Herr Tschäppät,
ist es Zufall, dass sich drei der vier geprüften Areale im Westen
Berns befinden?", fragt ein Anwohner. "Alles, was man in der Stadt
nicht will, bringt man bei uns unter. Wir sind der
Ghüderchübu der Stadt!" Tschäppät widerspricht:
"Das seid ihr nicht. Auch andere Quartiere haben Probleme. Bern-Ost hat
die Autobahn, die Länggasse die KVA."
Die Fragen prasseln auf den Stadtpräsidenten ein. Wer gehört
werden will, muss laut sprechen. Den Jodlerchor von nebenan hört
man längst nicht mehr. Eine Stadtnomadin fragt, welche
Gruppierungen denn in Riedbach untergebracht werden sollen. "Alle, die
dorthin wollen und die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt
unterzeichnen", antwortet Tschäppät. "Und wenn uns die
anderen nicht passen, dann müssen wir trotzdem bleiben?", fragt
sie. Dabei sei nie mit ihnen über diese Lösung diskutiert
worden. "Ihr schafft ein Ghetto für uns", konstatiert ein
Stadtnomade.
"Nein, es geht darum, diese Wohnform zu legalisieren", sagt
Tschäppät. Auch ein Hochhaus dürfe nur dort gebaut
werden, wo ein Zonenplan dies vorsehe. Und auch in einer
Einfamilienhaussiedlung kämen manchmal nicht alle Nachbarn gut
miteinander aus. Für ihn ist klar: Wenn die Stimmberechtigten
diese Zone annehmen, so dulden sie diese Wohnform auf Stadtboden. "Aber
nur in dieser Zone, sonst nirgends. Wenn ihr dann nicht dorthin ziehen
wollt, könnt ihr gerne in eine andere Gemeinde gehen." Bei einem
Nein werde die Wohnform vom Volk nicht akzeptiert. Es gehe nicht darum,
eine Lösung für eine einzelne Gruppe zu finden, sondern einen
Ort, wo legal so gewohnt werden dürfe.
Die Frau mit Föhnfrisur wispert dem Mann mit den Rastas zu:
"Verstehen Sie sich denn mit den anderen Gruppierungen, die auch auf
dieses Land ziehen sollen?" Er zuckt mit den Schultern, spricht leise
mit der Frau. "Herr Tschäppät", ruft sie kurz darauf, "Sie
wollen diese Leute dorthin stecken, obschon die gar nicht miteinander
auskommen." Ein Anwohner stimmt ein: "Ihr plant an den
Bedürfnissen vorbei." Und ein Stadtnomade findet: "Ich verstehe,
dass sich die Leute hier verarscht fühlen. Was passiert denn, wenn
die Zone voll ist? Dann haben wir wieder dasselbe Problem."
Sandra Rutschi
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Die Pläne in Riedbach
Wohnexperimente. Auf einer Fläche von 6000 Quadratmetern sollen
künftig Gruppierungen wie die Stadtnomaden oder die Stadttauben in
einer "Zone für Wohnexperimente" leben können. Das Land
gehört der Stadt Bern und wird zurzeit landwirtschaftlich genutzt.
Heute müssen die Gruppierungen nach drei Monaten den Standort
wechseln. "Diese Lösung hat sich bewährt, die Gruppierungen
hielten sich an die Abmachungen", sagt Tschäppät. Standorte
waren etwa das Weyerli, das Viererfeld, Wankdorf-City oder das
Schermenareal. "Das Problem ist, dass einige dieser Areale wegfallen,
weil sie überbaut werden", so Tschäppät. So könne
dieses Rotationsprinzip auf Dauer nicht mehr funktionieren. Die Stadt
suchte deshalb gemeinsam mit anderen betroffenen Landbesitzern wie etwa
der Burgergemeinde nach einem festen Standort für die
Gruppierungen. Geprüft wurden Fussacker, Riedbach, Hasli und
Neubrück. Die Wahl fiel auf Riedbach, weil das Areal durch das
benachbarte Ausbildungs- und frühere Zivilschutzzentrum einfach
und günstig mit Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen erschlossen
werden kann. Mit den Gruppierungen, die dort hinziehen wollen, soll
eine Nutzungsvereinbarung abgeschlossen werden. Läuft alles nach
Plan, stimmen die Berner im März 2013 an der Urne über die
Umzonung des Landes ab. Bis spätestens Ende 2014 soll das
Neubrück-Areal als Zwischenlösung genutzt werden.sar
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bern.ch 4.4.12
Arrondierung beim Bundeshaus
Gemeinderat will Bundesterrasse dem Bund abtreten
Die Eidgenossenschaft hat in den Jahren 2006 bis 2008 das Bundeshaus
renoviert. Als nächster Schritt soll die Umgebung des Bundeshauses
aufgewertet werden. Bund und Stadt Bern sind übereingekommen, bei
dieser Gelegenheit auch die Eigentumsverhältnisse rund ums
Bundeshaus zu bereinigen. Der Gemeinderat beantragt daher dem Stadtrat,
den westlichen Teil der Bundesterrasse, der aus historischen
Gründen im städtischen Eigentum steht, an die
Eidgenossenschaft abzutreten.
Das Bundehaus und der Bundeshauskomplex sind im Grundeigentum der
Eidgenossenschaft. Nur die Parzelle Nr. 1383, welche den westlichen
Teil der Bundesterrasse samt der dazu gehörenden Parkanlage sowie
den Raum zwischen dem Bernerhof und dem Bundeshaus West umfasst,
gehört der Stadt Bern. Die enge Zusammenarbeit zwischen Bund und
Stadt Bern hat dazu geführt, dass die geplante Aufwertung der
Bundeshausumgebung mit einer Bereinigung der Eigentumsverhältnisse
einhergehen soll. Die Parzelle Nr. 1383 inkl. Stützmauer soll an
den Bund abgetreten werden. Damit kann die ganze Bundeshausumgebung in
Zukunft aus einer Hand bewirtschaftet werden.
Durchgangsrecht garantiert
Mit dem Geschäft soll den Bedürfnissen des Bundeshauses wie
jenen der Öffentlichkeit gleichermassen Rechnung getragen werden.
Voraussetzung für die Abtretung der Parzelle ist deshalb, dass der
Bund der Stadt Bern vertraglich die nötigen Dienstbarkeiten
einräumt: öffentliches Wegrecht, ober- und unterirdisches
Überbaurecht für die Bergstation der Marzilibahn,
Parkplatzbenutzungsrecht für Autos, Motorräder und Velos,
Fahrwegrecht und Durchleitungsrechte für Werkleitungen.
Neue Regelungen für drei Brunnen
Gleichzeitig einigten sich Bund und Stadt auf neue Regelungen für
drei Brunnen. Zurzeit besorgt der Bund den Unterhalt des
Welttelegrafenbrunnens auf dem Helvetiaplatz und des Weltpostbrunnens
auf der Kleinen Schanze - beide Brunnen stehen indessen auf
Grundeigentum der Stadt Bern. Umgekehrt besorgt die Stadt bis heute den
Unterhalt des Bernabrunnens, der aber im Innenhof vor dem Bundeshaus
West auf Boden des Bundes steht. Die beiden Parteien haben sich darauf
geeinigt, dass die Stadt den Bernabrunnen ebenfalls an den Bund abtritt.
Da es sich bei der Bundesterrasse nicht um ein marktfähiges Objekt
handelt und nur ein Käufer - die Eidgenossenschaft - in Frage
kommt, konnte deren Verkehrswert nur geschätzt werden. Er wurde
aufgrund von Landwerten, die in letzter Zeit zum Beispiel für die
Arrondierung von Parkanlagen oder für Trottoir- und
Strassenverbreiterungen angewandt wurden, auf 400 Franken pro
Quadratmeter festgelegt. Daraus ergab sich für die rund 6000
Quadratmeter messende Parzelle ein Preis von 2,4 Millionen Franken.
Damit verrechnet werden die Kosten für alle anstehenden
Sanierungs- und Bauarbeiten, welche die Stadt Bern in nächster
Zukunft für die Bundesterrasse und den Bernabrunnen zu leisten
hätte. Daraus resultiert für die Stadt Bern ein Nettoertrag
von 65‘000 Franken.
Stadtrat ist zuständig
Die Bundesterrasse gehört heute zum Verwaltungsvermögen der
Stadt Bern. Damit sie an den Bund veräussert werden kann, muss sie
zuerst ins Finanzvermögen übertragen werden. Diese sogenannte
Entwidmung und die anschliessende Übertragung der Bundesterrasse
an die Eidgenossenschaft fallen in die Zuständigkeit des
Stadtrats, wobei die Vorlage dem fakultativen Referendum unterliegt.
Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün
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20 Minuten 3.4.12
500.- Franken Finderlohn: Skrupelloser
Einbruch in Berner Club
Die Club-Verantwortlichen sind
empört, die Party-Gänger fühlen mit: Im Berner Dachstock
(Reitschule) wurde in der Nacht auf Sonntag Gegenstände im Wert
von ca. CHF 2'500.- geklaut.
Auch Clubs sind vor Diebstahl nicht
gefeit: So wurde in der Nacht auf Sonntag, 1. April, aus dem
Dachstock-Büro, das versteckt hinter dem Backstage liegt, ein
Macbook Pro, eine Digitalkamera und ein Portemonnaie mit CHF 350.-
Inhalt und Karten entwendet. "Die Diebe müssen richtig skrupellos
gewesen sein", berichtet Baldy Minder, Chlyklass-Manager und
Dachstock-Partyveranstalter, gegenüber tilllate.com. Dies vor
allem, weil der Club an der Neubrückstrasse zur Tatzeit - zwischen
4:00 und 6:00 Uhr - bereits geschlossen hatte. Es sei ausserdem das
erste Mal, dass etwas aus dem Büro gestohlen wurde.
Der Diebstahl tut besonders weh: Auf
der Digitalkamera sind Aufnahmen der Boys-on-Pills-Plattentaufe
gespeichert, die für den Dieb wertlos sind - allerdings nicht so
für die Bandmitglieder (wie Rapper Baze). "Sowas ist einfach nur
mühsam", beschwert sich Baldy Minder sichtlich entnervt. Auch das
Macbook Pro der Bookerin des Dachstocks hat mehrere Dokumente
gespeichert und beinhaltete unzählige Stunden Arbeit.
500.- Franken Finderlohn
Die Dachstock-Verantwortlichen wollen
das gestohlene Gut so schnell wie möglich zurück haben.
Dafür haben sie einen Finderlohn von CHF 500.- ausgesetzt. Alle
Hinweise können an dachstock@reitschule.ch geschickt werden. (rgl)