MEDIENSPIEGEL 18. - 24. JUNI 2012

NZZ am Sonntag 24.6.12

E-Mail der Woche

Von: schweiz.sonntag@nzz.ch Gesendet: Mi, 20. Juni.2012, 11.02 An: h.attenhofer@bluewin.ch Betreff: linkes Bier

Prost, Herr Attenhofer!

Die Berner Reitschule hadert mit ihrem Bierlieferanten Alois Gmür. Zwar ist dessen Einsiedler Rosengarten-Bier sehr beliebt, doch hat CVP-Parlamentarier Gmür im Nationalrat für die Verschärfung des Asylgesetzes gestimmt. Sein Gerstensaft hat in linken Kehlen deshalb ein Gschmäckle. Nun rätseln die Genossen, wo man ein politisch korrektes Bier erwerben kann. Als Sozialdemokrat und Generalsekretär der Gesellschaft zur Förderung der Biervielfalt haben Sie sicher einen Tipp. Nicht dass in der Reitschule noch Mineralwasser konsumiert wird!

Ad gloriam cerevisiae!

Ihre NZZ am Sonntag

Von: h.attenhofer@bluewin.ch Gesendet: Fr, 22. Juni 2012, 8.50 An: schweiz.sonntag@nzz.ch Betreff: AW: linkes Bier Liebe NZZ am Sonntag

Bier ist ein weltumspannendes Genussmittel, das Völker zusammenführt und nach wüsten Parlamentsdebatten Politiker aller Couleur vereinigt. Bier ist neutral und stiftet Frieden. Es beruhigt und macht klug dank Vitamin B. Mineralwasser schafft das nicht. Brauer haben wie alle Biertrinker ein politisches Herz. Wer also Bier boykottiert, handelt unpolitisch und soll Sirup trinken. Wer das nicht akzeptiert, versteht von Bier so viel wie das Krokodil von Fruchtsalat.

Mit Bierernst

Hartmuth Attenhofer

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BZ 23.6.12

Kein «linkes» Bier für die Reitschule

Stadt Bern Bierlieferant der Berner Reitschule ist CVP-Nationalrat Alois Gmür. Weil er der Verschärfung des Asylgesetzes zugestimmt hatte, wurde im Umfeld der Reitschule der Ruf nach einem neuen, «linken» Bier laut. Dennoch: Die Reitschule hält Gmürs Bier die Treue.

Was tun, wenn der Bierlieferant eine ganz andere politische Meinung vertritt als die Konsumenten? Mit diesem Problem sieht sich die Reitschule konfrontiert. Wie «Der Bund» meldete, suchte die Reitschule nach einem neuen, «linken» Bier, weil CVP-Nationalrat Alois Gmür für die Verschärfung des Asylgesetzes votiert hatte. Der Chef der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln ist seit 18 Jahren Lieferant des Berner Kulturbetriebs. Die Reitschule ist Gmürs grösster Kunde.

Auch wenn die Reitschüler Gmürs Haltung missbilligen, auf sein Bier wollen sie nicht verzichten: «Die Reitschule Bern hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit der Brauerei Rosengarten sehr positive Erfahrungen gemacht und wird auch weiter Geschäftspartnerin bleiben», antwortete die Mediengruppe der Reitschule auf Anfrage. Weiter loben die Reitschüler Gmür für seinen «exzellenten Service» und die «sehr guten Lieferbedingungen». Die Angelegenheit hätte zwar intern zu Diskussionen geführt, aber es fehlen offenbar die Alternativen. Denn für die Reitschule kommt nur eine unabhängige Brauerei infrage. Neben der Brauerei Rosengarten könnte die Brauerei Locher mit Appenzeller Bier die Nachfrage der Reitschule decken. Aber im Verwaltungsrat von Locher sitzt Arthur Löpfe, Alt-Nationalrat der SVP. Die Reitschüler meinen dazu: «Die Reitschule Bern bezieht ihr Bier lieber von einem CVP-Familienbetrieb als von einem SVP-Kleinunternehmen.» Längerfristig wäre sicher eine «linke» Bierlieferantin zu begrüssen, so die Mediengruppe, doch sei ihr kein Betrieb bekannt, der die Brauerei Rosengarten bezüglich Lieferumfang und Service ersetzen könnte. rah

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reitschule.ch 22.6.12

Stellungnahme der Mediengruppe der Reitschule gegenüber BZ (ähnlich auch vorher gegenüber Bund + Telebärn):

In den letzten Tagen war dank einem Facebook-Post auf "Reitschule bietet mehr" und dem nahenden medialen "Sommerloch" in einigen Medien einiges über angebliche Reitschule-Pläne bezüglich Bierlieferanten-Wechsel zu lesen und zu hören. Die Reitschule Bern nimmt diese Berichte zur Kenntnis und dankt allen engagierten Menschen, die per Mail oder Facebook ihr Lieblingsbier oder ihre Lieblingsbierlieferant_innen weiterempfahlen.

Die Reitschule Bern hat die geplanten Verschärfungen im Asylbereich mit Unmut und Besorgnis zur Kenntnis genommen. Viele Reitschüler_innen werden nicht nur deshalb am 23. Juni an der Demo "Stopp der menschenverachtenden Migrationspolitik" teilnehmen und den an diesem Wochenende in Bern weilenden Europäischen Marsch der Sans-Papiers und Migrant_innen unterstützen.

Dass Alois Gmür als CVP-Nationalrat im Zuge des Law&Order-Populismus den menschenverachtenden Verschärfungen im Asylbereich zugestimmt hat, ist bedauerlich. Als Bierlieferant zeigt er sonst mehr Herz für seine Mitmenschen als als Nationalrat: Sein Bier bzw. das Einsammeln und Retournieren der Depot-Bierflaschen hilft nicht wenigeN Nothilfe-Bezüger_innen und Illegalisierten beim Überleben. So gesehen unterstützt Gmürs Bier indirekt die Betroffenen der repressiven Asylpolitik.
Die Reitschule Bern empfiehlt ihren Gästen, in Zukunft den Depotfranken auf Getränkeflaschen und -becher "Bleiberecht Bern", "Solidarités sans Frontières" und "Augenauf Bern" zu spenden, um ein Zeichen gegen die menschenverachtende Politik im Asyl- und Migrationsbereich und für die Regularisierung der Sans-Papiers zu setzen.

Auch wenn der konkrete Fall zu Diskussionen geführt hat: Die Reitschule Bern hat in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit der Brauerei Rosengarten sehr positive Erfahrungen gemacht und wird auch weiter Geschäftspartner_in bleiben. Nicht nur wegen der sehr guten Lieferbedingungen und dem exzellenten Service: Die Reitschule Bern bezieht ihr Bier lieber von einem CVP-Familienbetrieb als von einem SVP-Kleinunternehmen.
Längerfristig wäre sicher ein_e "linke" Bierlieferant_in zu begrüssen, doch bis jetzt wäre der Reitschule kein solcher Betrieb bekannt, der die Brauerei Rosengarten bezüglich Lieferumfang und Service ersetzen könnte.

LINKS:
http://www.asyl.ch/demo
http://europaischer-marsch-der-sans-papiers.blogspot.fr/

SPENDENKONTEN:
Bleiberecht für alle Bern
3000 Bern
PC-60-244887-5

Solidarités sans frontières
Schwanengasse 9
3011 Bern
PC 30-13574-6

Menschenrechtsverein augenauf Bern
Quartiergasse 17
3013 Bern
PC: 46 - 186 462 - 9

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Bund 22.6.12

Berner Bars und Clubs gründen IG gegen "Vorschriften-Flut"

Club-Sterben, Ausschank-Verbote, Tanz-Demos - das Thema Nachtleben ist in Bern ein Dauerbrenner. Um die damit einhergehenden Probleme anzugehen, haben sich nun mehrere Bars, Clubs und Kulturlokale zur Bar- und Club-Kommission Bern (Buck) zusammengeschlossen. Laut einer Medienmitteilung strebt die Buck "hauptstadtwürdige Rahmenbedingungen" für ein vielfältiges Kultur- und Nachtleben an. Man verstehe sich als Ergänzung zu den Vereinen Bekult und Pro Nachtleben Bern, wie Adrian Iten, Kommissionspräsident und Betreiber von Adrianos Bar & Café, gestern an der Medienkonferenz zur Gründung der IG sagte: "Bekult repräsentiert die Kulturschaffenden, Pro Nachtleben die Politik und wir die Betriebe." Die Organisationen wollen ihre Aktivitäten absprechen. Zu diesem Zweck soll einmal pro Monat ein "Stammtisch" durchgeführt werden, an dem man gemeinsame Anliegen formuliert. Dazu gehören Forderungen nach mehr Rechtssicherheit für die Lokale, vereinfachten Verfahren für Zwischennutzungen und der "Anspruch auf den öffentlichen Raum", wie es in der Buck-Mitteilung heisst. Iten formulierte es weniger diplomatisch: "Wir wehren uns gegen die Vorschriften-Flut und die Willkür der Behörden."

Als Antagonist zur Stadtpolitik will man indes nicht auftreten, wie die Mitglieder des achtköpfigen Vorstands gestern klarmachten. So möchte die Buck auch die Partygänger für Themen wie Lärm und Littering sensibilisieren. Geplant ist zudem, ein Kompetenzzentrum aufzubauen, um sowohl die bislang 22 Buck-Mitglieder als auch die Behörden auf fachlicher und rechtlicher Ebene zu unterstützen. So will man beispielsweise in Clubs bei Beschwerden professionelle Lärmmessungen durchführen.

Vonseiten der Stadt fallen die ersten Reaktionen auf die Buck-Gründung positiv aus: Er begrüsse die Bildung der Kommission, sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) auf Anfrage. "Je mehr Interessen in einer Organisation gebündelt sind, desto besser."

Einen ersten Erfolg konnte Buck praktisch ohne eigenes Zutun feiern. Die Organisation wurde nach ihrer Gründung umgehend an den runden Tisch vom 2. Juli eingeladen. Dieser wurde vom Gemeinderat als Reaktion auf die Tanz-Demo von Anfang Juni einberufen. An den Gesprächen werden die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen zu Wort kommen. Bis im Herbst soll dann auf dieser Basis ein Nachtleben-Konzept erarbeitet werden. (mzi)

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BZ 22.6.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Stammtisch-zur-Nachtkultur-gegruendet/story/11269911

Stammtisch zur Nachtkultur gegründet

Nachtleben · Die Vereine Bekult, Nachtleben Bern und Buck haben einen monatlichen Stammtisch lanciert.

Der Gemeinderat lädt indes zum Runden Tisch.

Am Mittwochabend wurde die Bar- und Clubkommission (Buck), bestehend aus Vertretern diverser Clubs und Bars, gegründet. Nun haben sich der Dachverband Berner Kulturveranstalter (Bekult), Pro Nachtleben Bern und die Buck auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Sie planen, sich einmal pro Monat zu treffen und die Angelegenheiten der Kultur- und Clubstadt Bern zu besprechen und zu koordinieren. "Wir haben uns letzte Woche bereits das erste Mal getroffen. Jetzt suchen wir einen Termin für den nächsten Stammtisch", sagt Thomas Berger, Präsident von Pro Nachtleben Bern. Er erhofft sich, dass mit den Treffen viel Know-how zusammenkommt und das Wissen weitergegeben und gegenseitig ergänzt wird. "Auch die Gründung der Buck ist für uns Gold wert", so Berger.

Runder Tisch im Juli

Auch der Gemeinderat der Stadt Bern lädt zu einem Treffen: zum runden Tisch. Dieser findet am 2. Juli statt. Eingeladen wurden je maximal zwei Vertreter der Stadtratsfraktionen sowie weitere von dieser Frage betroffene Organisationen. Auch die Buck, Bekult und Pro Nachtleben Bern wurden eingeladen, an der Diskussionsrunde teilzunehmen.

Der Meinungsaustausch wird im Zentrum Paul Klee stattfinden. Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) und Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) werden ebenfalls vor Ort sein, moderiert wird der Anlass von Urs Wiedmer. sto

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20 Minuten 22.6.12

Neue IG: Ist das die Lösung für das Berner Nachtleben?

BERN. Eine neue IG will frischen Wind in die Nachtleben-Diskussion bringen und erntet damit nicht nur lobende Worte.

Nach drei Monaten Aufbauphase wurde am Mittwochabend die Bar & Club-Kommission Bern (Buck) ins Leben gerufen. Die Gründungsmitglieder - acht Betreiber von Berner Kultur- oder Gastrobetrieben - stellten sich gestern den Medien. "Wir wollen uns auf konstruktive Art gegen immer mehr Vorschriften und Willkür der Behörden wehren", sagt Buck-Präsident Adrian Iten. In Form eines Kompetenzzentrums wollen die erfahrenen Gründer ihr Know-how an die Mitglieder weitergeben und Ansprechpartner für die Behörden sein. Besonders auf die Lärmproblematik und die Trennung von privatem und öffentlichem Grund wollen sie dabei eingehen. Letzteres sorgt nicht nur bei der Reithalle immer wieder für heftige Diskussionen.

Stadtpräsident Alexander Tschäppät begrüsst die Gründung der Buck: "Dieser Zusammenschluss vereinfacht der Stadt die Planung", sagt er. Alles Weitere werde sich noch zeigen.

Anderer Meinung ist SVP-Stadtrat Roland Jakob: "Bern braucht nicht noch eine weitere Kommission." Die Stadt sei genug kompetent, um in geraumer Zeit eine Lösung zu finden. Wie gut sich die Bar & Club-Kommission einbringen kann, wird sich schon am 2. Juli zeigen: Dann sind die Vertreter nämlich zum runden Tisch mit dem Gemeinderat geladen.

Nathalie Jufer

http://www.buck-bern.ch

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telebaern.tv 21.6.12 (ab 08.30)

Kein "rechtes" Bier mehr: Bierbrauer wollen Reitschule beliefern
http://www.telebaern.tv/120621-news.html

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telebaern.tv 21.6.12 (ab 03.56)

Das Berner Nachtleben: Einladungen für den runden Tisch sind verschickt
http://www.telebaern.tv/120621-news.html

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buck-bern.ch 21.6.12

Donnerstag, 21. Juni

Gemeinsame Pressemitteilung von bekult, Verein Nachtleben Bern und BuCK

Stammtisch zur Berner Nachtkultur gegründet

Im Zusammenhang mit der Neugründung der Bar‐ und Clubkommission BuCK haben sich die drei Vereine bekult, Nachtleben Bern und BuCK auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Im Sinne einer lebendigen Kulturstadt Bern inklusive einem attraktiven Nachtleben wollen bekult, Nachtleben Bern und BuCK ihre Aktivitäten bündeln. Zu diesem Zwecke werden sich Vertreter/innen der drei Vereine ab sofort einmal im Monat zu einem Stammtisch treffen.
Damit sollen die Angelegenheiten der Kultur- und Clubstadt Bern besprochen und das weitere Vorgehen koordiniert werden.

Die drei Vereine haben je ihre eigene Aufgabe:

bekult ist der Dachverband der Berner Kulturveranstalter. bekult versteht sich als kulturpolitische Organisation, welche die Interessen der Berner Kulturszene gegenüber der Politik und Wirtschaft vertritt. Unter den nahezu 70 Mitgliedern befinden sich auch Clubs und Nachtlokale - aber nicht nur. Dabei unterscheidet bekult nicht zwischen öffentlich subventionierten und privaten Kulturveranstaltern.

Pro Nachtleben Bern ist ein Verein, der sich parteiübergreifend auf politischer Ebene für bessere Rahmenbedingungen im Nachtleben einsetzt und insbesondere für eine Lockerung der geltenden gesetzlichen Grundlagen für das Nachtleben kämpft. Er setzt sich aus Vertretern von Parteien, Kulturschaffenden und weiteren interessierten Personen zusammen.

BuCK steht für Bar und Club Kommission Bern und ist die Interessengemeinschaft für Gastronomie-, Kulturbetriebe, Veranstalter und Künstler, welche ihre Beiträge zu einem lebendigen Kultur‐ und Nachtleben in der Region Bern leisten. Die BuCK versteht sich als Verbindungsglied zwischen im Nachtleben tätigen Unternehmen und Kulturschaffende und den Behörden, der Politik sowie der Öffentlichkeit.

bekult, Nachtleben Bern und BuCK setzen sich ein für eine attraktive, zeitgenössische und urbane Kulturstadt Bern. Für die Vereine ist ein reges und vielfältiges Nachtleben selbstverständlicher Teil des kulturellen Lebens einer Stadt. Darum begrüssen bekult, Nachtleben Bern und BuCK die Initiative des Gemeinderates, einen Runden Tisch einzuberufen.

Für die drei Vereine ist unabdingbar, dass sie mit mindestens einem Vertreter an diesem Runden Tisch teilnehmen können. bekult, Nachtleben Bern und BuCK bitten den Gemeinderat, eine entsprechende Einladung zu verschicken.

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facebook.com 21.6.12

Tanz Dich Frei 2.0

Alle Nacht den Räten, oder was?

35'000 tanzten in Bern und lösten damit ein kleines politisches Berner Nachtleben-Beben mit nationaler Ausstrahlung aus. Und nun? Ein paar Gedanken zur Freiraumpolitik in der Club-Republik.

"Bullen, Bonzen, Banken - alle müssen wanken" hiess es früher - heute wohl eher "Tanzt um die Banken - bis Bullen und Bonzen wanken". Und sie wankten fleissig (wahlkampftrunken hin und her): Die gleichen, die früher z.B. nach jeder RTS oder Demos aus der linksautonomen Ecke nach Law & Order und Reitschule-Tor-Schliessung schrien - und dies nach dem TDF 2.0 im Falle von Ausschreitungen ebenfalls getan hätten - schleimten sich angesichts der teilnehmenden Massen dermassen beim TDF-(Wahl-)"Volk" ein, dass es selbst skrupellosen neoliberalen PR-Berater_innen schlecht wurde. Und ob Rechts, Mitte oder Links-Grün: Alle versprachen das Blaue bzw. das neoliberale Nachtlebenschwarz-Club-Sondenzonen-Wunder vom Himmel herunter.

Zur selben Zeit versuchte die Polizei in Basel mit (Schuss-)Waffengewalt eine Sauvage anzugreifen, ist die Binz in Zürich immer noch von Räumung und Abbruch bedroht, sind in Bern Wagenplätze immer noch marginalisiert, Häuserbesetzen schwierig und wer mal einen Abend nicht in der von Tschäppät angestrebten "Sonderzone" Reitschule oder auf dem prolligen Piratenbar-Vorplatz verbringen möchte, hat meist nur einen Plan davon, wohin er/sie nicht hin will oder kann. Figg die Clubs! Aber wohin dann? Besetzte Häuser mit minimalem Bar- und/oder Kulturangebot? Fehlanzeige. Punkkonzerte wie früher im Solterpolter? Sowas gab’s mal? Quartierfeste? Werden von der Obrigkeit zum Schweigen gebüsst. Waldpartys? Werden seit 2011 konsequent von Käsers Besatzungstruppen verhindert. Sauvagen, illegale Bars? Mensch, hat’s doch auf dem Vorplatz genug - wieso in die Ferne schweifen, wir sind doch hier nicht in Zureich oder Basel... Bestehen die Freiräume jenseits der Schützenmatte nur noch aus ungestraft verzweifelt Rumschreien auf dem Nachhauseweg?

Freiräume schaffen - für alle, nicht nur für wenige

"Ein wirklicher Freiraum ist immer eine Bedrohung für das Funktionieren dieser Gesellschaft, denn er lässt für einen Moment eine Welt aufblitzen, die mit dem, was uns tagtäglich traurig macht, stresst und normiert, auf Kriegsfuss steht."* schrieben Basler Aktivist_innen. In diesen Zeiten, wo die von den Lerchs dieser Welt bekämpften Party-People-Massen nicht nur die Innenstädte, sondern auch die in den 1980ern und später erkämpften Freiräume und selbst zeitgenössische Sauvagen mit ihrer Konsumgeilheit überrennen und effizienter als jede Gentrifizierung die bisherigen Benutzer_innen verdrängen, sind neue Freiräume vonnöten, die wir "selbstbestimmt" erkämpfen und "mit Werten wie Eigenverantwortung, Selbstständigkeit und Autonomie"** füllen können.***

Doch reicht es, wenn wir weissen Mittelstands-Kinder - egal ob im Clubleben oder auf der Strasse - uns temporäre oder permanente Freiräume erkämpfen und dann befriedigt unseren Rausch ausschlafen? Wo bleiben da die Freiräume für "nicht Verwertbare" und Marginalisierte wie budgetlose Jugendliche, Gassenleute, aussereuropäische Migrant_innen, Illegalisierte oder Nothilfebezüger_innen, die sich diesen Luxus ohne unsere Unterstützung oft nicht leisten können? Wo es halt nicht nur um Wochenend-Fun, sondern auch um Essen, Schlafen, Wohnen, sich frei Bewegen, soziale Kontakte, Ausbildung, Arbeit und vor allem auch um die Verteidigung der "Daseins-Berechtigung" geht?

"Wir stehen alle zueinander, im Wissen, dass es uns alle braucht und dass wir nur gemeinsam stark genug sind, um nicht vom mächtigen Kontrollapparat der Stadt und letztlich des Staates zerquetscht zu werden."**
"Alle Nacht den Räten" reicht da nicht. Darum ist wohl in Bern sowas wie ein "Provisorischer Freiraum-Rat" vonnöten. Denn wie schrieb schon der Anarchist Erich Mühsam anno 1930 so schön: "Es ist wahr, die Formel "Alle Macht den Räten" bedeutet das Bekenntnis zu einer vollständigen Umwälzung der Grundlagen des gesellschaftlichen Seins."****

Oder moderner ausgedrückt: "Es ist nicht Deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur Deine Schuld, wenn Sie so bleibt." (Die Ärzte)

Büro gegen finstere Zeiten Bern

* https://switzerland.indymedia.org/de/2012/06/86726.shtml - vgl. auch WoZ v. 14.6.12
** https://switzerland.indymedia.org/de/2012/06/86645.shtml
*** vgl. mit Reitschule-Manifest: http://www.reitschule.ch/reitschule/presse/060130manifest.pdf
****http://www.anarchismus.at/anarchistische-klassiker/erich-muehsam/167-erich-muehsam-alle-macht-den-raeten


Der Text erscheint in Papierform im Juli-Megafon (Zeitschrift der Reitschule Bern)

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Blick am Abend 21.6.12
http://issuu.com/blickamabend/docs/21.06.2012_be/10
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/berner-club-besitzer-organisieren-sich-id1933660.html

Mir heie Verein

Lärm-Streit

Im Kampf ums Nachtleben schliessen sich die Berner Club-Chefs zusammen.

roger.baur@ringier.ch



Ums Feiern ist den Königen des Berner Nachtlebens schon lange nicht mehr. Mit der "Bar und Club-Kommission Bern", kurz Buck, bündeln sie ihre Kräfte, um endlich für Ruhe im Nachtlärm-Streit zu sorgen. "Wir wehren uns gegen immer mehr Vorschriften und Willkür", sagt Präsident Adrian Iten.

Die Situation sei ernst, denn wenn die Behörden die Gesetze streng nach Vorschrift auslegen, "dann müsste jeder, wirklich jeder Club in der Stadt Bern schliessen".

Doch, so Iten: "Wir wollen keine Demonstrationen und Tanz-Proteste veranstalten. Wir wollen gemeinsam mit den Behörden Lösungen finden." Es sei wichtig, dass jemand miteinbezogen werde, der Praxiserfahrung mitbringe.

"Es kann doch nicht sein, dass das Lärmproblem alleine zwischen Behörden und Ingenieur-Büros diskutiert wird, die das Nachtleben nur aus der Berichterstattung kennen", sagt Adrian Iten, der hauptberuflich als Betreiber der Berner Kaffee-Bar Adrianos tätig ist.

Läuft also alles wieder auf einen Streit mit Regierungsstatthalter Christoph Lerch hinaus? "Nein", sagen die Buck-Mitglieder unisono. Das Grundproblem liege nicht bei Lerch. "Wir sehen das Problem eher bei der Fachstelle für Lärm der Stadtpolizei."

Diese erarbeite Unterlagen, aufgrund deren Lerch zu entscheiden habe. "Und es ist ja völlig logisch, dass er sich dabei auf die Aussagen der Polizei verlässt. Schliesslich ist er ja kein Fachmann für Akustik", sagt Iten.

Drei Monate lang wurde der Verein geplant und gestern Abend gegründet. Und bereits heute Mittag trat der Ernstfall ein: Die Stadt Bern hat Buck Bern nämlich schon zum ersten Gespräch aufgeboten - am 2. Juli. Adrian Iten stimmt das optimistisch.

"Alle wollen eine Lösung, niemand ist interessiert daran, dass noch mehr Leute verärgert werden." Buck Bern gehe es darum, "dass in der Stadt Bern weiterhin Platz für ein Nachtleben ist. Das gehört zu einer Stadt einfach dazu."

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derbund.ch 21.6.12
http://www.derbund.ch/bern/Das-ist-ein-Potenzial-das-kein-Politiker-ignorieren-kann/story/20508940

"Das ist ein Potenzial, das kein Politiker ignorieren kann"

In Bern haben Betreiber von Bars, Clubs, Kultur- und Gastronomielokalen eine Interessengemeinschaft gegründet.

Club-Sterben, Ausschank-Verbote, Tanz-Demos - das Thema Nachtleben ist in Bern ein Dauerbrenner. Um die damit einhergehenden Probleme anzugehen, haben sich nun mehrere Bars, Clubs und Kulturlokale zur Bar und Club Kommission Bern (BuCK) zusammengeschlossen. Laut einer Medienmitteilung strebt die BuCK "hauptstadtwürdige Rahmenbedingungen" für ein vielfältiges Kultur- und Nachtleben an. Das Bedürfnis nach Räumen und Möglichkeiten für kulturelle Entfaltung sei ungebrochen, wie die jüngsten Tanzfeste in der Berner Innenstadt gezeigt hätten.

Die Interessengemeinschaft verstehe sich als Ergänzung zu den Vereinen bekult und Pro Nachtleben Bern, sagte Adrian Iten, Kommissions-Präsident und Betreiber von Adrianos Bar & Café gestern an einer Medienkonferenz anlässlich der Gründung von BuCK: "Bekult repräsentiert die Kulturschaffenden, Pro Nachtleben Bern die Politik - und wir vertreten die Betriebe."

Probleme am "Stammtisch" lösen

Die drei Organisationen wollen ihre Aktivitäten absprechen. Zu diesem Zweck soll ein Mal pro Monat ein "Stammtisch" durchgeführt werden, an dem man gemeinsame Anliegen formuliert. Dazu gehören Forderungen nach mehr Rechtssicherheit für die Betriebe, vereinfachte Verfahren für Zwischennutzungen und der "Anspruch auf den öffentlichen Raum", wie es in der BuCK-Mitteilung weiter heisst. Iten formulierte es weniger diplomatisch: "Wir wehren uns einfach gegen die Vorschriften-Flut und die Willkür der Behörden."

Ein kurzfristiges Ziel der Kommission ist es, ihre Mitgliederzahl von derzeit 22 bis Ende Sommer auf über 50 zu erweitern. Willkommen seien Lokal-Betreiber aber auch Einzelpersonen. "Wir müssen auch die Nachtschwärmer selbst abholen - immerhin gut 30000 Leute hier in Bern", sagte der Adrianos-Betreiber. "Das ist ein Potenzial, das kein Politiker ignorieren kann."

Kompetenz-Zentrum geplant

Als Antagonist zur Stadtpolitik will man indes nicht auftreten, wie die Mitglieder des achtköpfigen Vorstands gestern klar machten. So möchte BuCK auch die Partygänger für die Anliegen der Stadt und der Anwohner der Lokale sensibilisieren. "Wenn unsere Gäste ihren Müll vor den Clubs liegen lassen, haben schliesslich auch wir ein Problem", erklärte Bobby Bähler vom Club Bonsoir. Lärm und Littering seien für BuCK sehr wohl ein Thema.

Geplant ist zudem, in Bälde ein Kompetenz-Zentrum aufbauen, um sowohl die BuCK-Mitglieder als auch die Behörden auf fachlicher und rechtlicher Ebene unterstützen. Konkret will man beispielsweise in Clubs professionelle Lärmmessungen durchführen, wenn Lärm-Beschwerden seitens der Bevölkerung vorliegen.

Stapi begrüsst BuCK

Von Seiten der Stadt fallen die ersten Reaktionen auf die BucK-Gründung positiv aus: Er begrüsse die Bildung der Kommission, sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) auf Anfrage. "Je mehr Interessen in einer Organisation gebündelt sind, desto besser." Das Stadtoberhaupt plädiert deshalb dafür, dass sich das Komitee möglichst breit abstützt.

Einen ersten Erfolg konnte BuCK praktisch ohne eigenes Zutun feiern: Die Organisation wurde nach ihrer Gründung umgehend an den Runden Tisch vom 2. Juli eingeladen. Dieser wurde vom Gemeinderat als Reaktion auf die Tanz-Demo von Anfang Juni einberufen. An den Gesprächen sollen die verschiedenen Interessensgruppen - neben Clubbetreibern und Kulturschaffenden unter anderem auch Quartierorganisationen und Hoteliers - zu Wort kommen. Bis in den Herbst möchte die Stadt dann auf dieser Basis ein Nachtleben-Konzept ausarbeiten.

Der Bund / Martin Zimmermann

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bernerzeitung.ch 21.6.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Nachtleben-Kleingewerbe-mischt-mit/story/13815039

Nachtleben: Kleingewerbe mischt mit

Adrianos, Bonsoir, Dachstock, ISC, Kairo, Seite 69, Sous Soul - rund 22 Bars, Klubs und Kleingewerbler fordern Nachtleben und suchen Mitglieder.

Nach drei Monaten Arbeit wurde am Mittwochabend die Bar und Club Kommission Bern (Buck) gegründet. Derzeit zählt sie 22 Mitglieder. Im Vorstand sitzen stadtbekannte Gesichter aus Kultur und Gastronomie: Terri Loosli von Seite 69, Adrian Iten vom Adriano Café, Martin Messerli vom Club ISC, Trine Pauli vom Café Kairo, Christoph Ris vom Dachstock, Bobby Bähler vom Bonsoir, Flo Eichenberger vom Sous Soul und Fire Widmer.

Buck bindet eine weitere Ansprechgruppe in die Nachtleben-Diskussion ein. "Wir haben diese Kommission nicht gegründet, weil uns langweilig ist oder weil wir mehr Geld verdienen wollen", erklärt der Vorstandspräsident Adrian Iten an einer Medienkonferenz am Donnerstagmorgen.

Buck will das Gesetz anwendbar machen. Derzeit werde dieses willkürlich ausgelegt. Dabei nennt der Buck-Vorstand ein Beispiel: "Im Gesetz heisst es, dass die Klubs für Ruhe und Ordnung in und vor dem Klub sorgen müssen. Bloss was heisst Ruhe und Ordnung? Und wie viele Meter vor dem Klub muss das sein?" Nicht nur Rechtssicherheit hat sich Buck auf die Fahne geschrieben, auch Sicherheit, Littering und Lärm grundsätzlich sind ihre Schwerpunkte.

Polizeistunde abschaffen?

In den kommenden Tagen werde Buck die Forderungen von "Pro Nachtleben Bern" prüfen. Vorstellbar sei beispielsweise, dass Buck auch fordert, dass die Gastronomie auf kommunaler und nicht mehr kantonaler Ebene geregelt wird. "Oder wir setzen uns für die Abschaffung der Polizeistunde ein", erklärt der Buck-Vorstand weiter.

Ziel der Kommission ist es, möglichst bald alle Bars, Klubs und Läden als Mitglieder zu gewinnen. "Wir wollen aber auch die Nachtschwärmer gewinnen", erklärt Iten. Eine Kommission mit 30'000 Mitgliedern, wie es in der Tanznacht waren, habe viel Gewicht. Das werde kein Politiker ignorieren können. Dabei geht es weniger um Mitbestimmung, sondern um Sensibilisierung. "Es sind ja auch hauptsächlich unsere Kunden, die manchmal ein Schlachtfeld hinterlassen", erklärt Bobby Bähler vom Bonsoir. Verantwortlich dafür werden die Klubs gemacht und nicht die Nachtschwärmer.

Nicht nur lokal, sondern auch national sucht Buck Kontakt zu anderen Vereinigungen. Gespräche mit dem Zürcher Pendant und Petzi hätten bereits stattgefunden. "Viele Gesetze sind auf nationaler Ebene angesiedelt, deshalb ist auch die Zusammenarbeit mit anderen Städten nötig", erklärt Fire Widmer, ein weiteres Mitglied des Buck-Vorstandes.

Claudia Salzmann

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bernerzeitung.ch 21.6.12

Lokal- und Clubbetreiber unterstützen Nachtleben

In Bern haben Betreiber von Bars, Clubs, Kultur- und Gastronomielokalen eine Interessengemeinschaft gegründet. Die Bar und Club Kommission Bern (BuCK) strebt "hauptstadtwürdige Rahmenbedingungen" für ein vielfältiges Kultur- und Nachtleben an.

Das Bedürfnis nach Räumen und Möglichkeiten für kulturelle Entfaltung sei ungebrochen, schrieb die BuCK in einer in der Nacht auf Donnerstag verschickten Mitteilung. Nicht zuletzt die Tanzpartys mit Tausenden Besuchern in Bern hätten dies veranschaulicht.

Lösungen im Interessenkonflikt zwischen Veranstaltern, Lokalbetreibern und Gästen auf der einen und Anwohnern auf der anderen Seite "scheinen zurzeit nicht geboten", hiess es in der Mitteilung. Die BuCK versteht sich nach eigenen Angaben als Bindeglied zwischen ihren Mitgliedern und den Behörden.

Ihre Forderungen sind Rechtssicherheit für Betriebe, vereinfachte Verfahren für Zwischennutzungen und "Anspruch auf den öffentlichen Raum", wie sie schrieb. Mit einem Kompetenz-Zentrum will die BuCK ihre Mitglieder auf fachlicher und rechtlicher Ebene unterstützen. Die drei Vereine bekult, Nachtleben Bern und BuCK wollen ihre Aktivitäten künftig bündeln, wie es in der Mitteilung hiess.

sda / dln

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WoZ 21.6.12

Marsch der Sans-Papiers

Die Internationale Koalition der Sans-Papiers und der MigrantInnen ruft zu einem gros­sen Marsch durch sechs europäische Länder auf. Er soll den Forderungen nach kollektiver Regularisierung, Bewegungs- und Niederlassungsfrei­heit und einem wirksamen Flüchtlingsschutz Nachdruck verleihen. In der kommenden Woche erreicht der Marsch, der in Brüssel begonnen hat und in Strassburg enden wird, die Schweizer Grenze.

Am Donnerstag, 21. Juni, findet am Zoll Otterbach in Basel ab 11 Uhr ein antirassistischer Lauf statt, zu dem die Bevölkerung herzlich eingeladen ist. Ab 12 Uhr geht es im Kunstraum Bblackboxx mit einem Empfangsfest für den Marsch weiter: Rund 200 Marschierende, darunter etwa 150 Sans-Papiers, werden die deutsch-schweizerische Grenze passieren. Für Musik, Performances und Verpflegung ist gesorgt.

Am Freitag, 22. Juni, setzt sich der Marsch fort. Um 10 Uhr startet auf dem NT-Areal ein Stadtrundgang. Die Teilnehmenden ziehen gemeinsam durch die Stadt und machen an für die Migrationspolitik relevanten Stationen halt. Um den verschiedenen Nationalitäten der TeilnehmerInnen gerecht zu werden, wird der Stadtrundgang simultan in kleinen Gruppen auf Französisch, Englisch und Türkisch übersetzt.

Am Samstag, 23. Juni, ist Bern an der Reihe. Dort verbindet sich der Sans-Papiers-Marsch mit der Grossdemonstration "Stopp der menschenverachtenden Migrationspolitik". Die Demo ist eine Reaktion auf die Verschärfungsmassnahmen im Asylwesen, die der Nationalrat letzte Woche beschlossen hat. Erster Treffpunkt ist um 12 Uhr bei der ORS-Notunterkunft an der Hochfeldstrasse 42. Die eigentliche Demonstration beginnt um 14.30 Uhr an der Schützenmatte und endet um 17 Uhr auf dem Bundesplatz.

Am Sonntag, 24. Juni, geht es von Bern aus ins freiburgische Wünnewil, wo ein unterirdi-sches Asylzentrum steht. Der Marsch stoppt dort vorläufig, ein Solidaritätscamp wird aufgebaut.

Der Abschluss des Sans-Papiers-Marschs findet am Montag, 2. Juli, in Genf statt. Er führt zum Ausschaffungsgefängnis in Frambois.

Basel Antirassistischer Lauf beim Zoll Otterbach, Do, 21. Juli, 11 Uhr. Basel Empfangsfest im Kunstraum Bblackboxx, Freiburgerstrasse 36, Do, 21. Juli, 12 Uhr. Basel Migrationspolitischer Stadtrundgang NT-Areal, Fr, 22. Juli, 10 Uhr. Bern Treffpunkt Sans-Papiers-Marsch bei der ORS-Notunterkunft, Hochfelderstrasse 42, Sa, 23. Juni, 12 Uhr. Bern Treffpunkt Grossdemonstration "Stopp der menschenverach­tenden Migrationspolitik" bei der Schützenmatte, Sa, 23. Juni, 14.30 Uhr. Bern Treffpunkt für Sans-Papiers-Marsch nach Wünnewil bei der Schützenmatte, So, 24. Juni, 11 Uhr. Genf Sans-Papiers-Marsch zum Ausschaffungsgefängnis Frambois, Mo, 2. Juli. Weitere Informationen auf: http://marche-europeenne-des-sans-papiers.blogspot.ch.

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WoZ 21.6.12

Kost und Logis

Kopfsteinpflasterrinnen

Nicole Ziegler über den "Pinkel dich frei"-Event in Bern

Ich stand an einer Strassenbiegung in Bern, es war kurz vor Mitternacht, die Strassen hallten voller Musik und waren vollgestopft mit Menschen, die sich freuten und gegen enge Platzverhältnisse und biedere Nachtlebengesetze in der Hauptstadt antanzten, anstiessen und anküssten. Ich merkte gerade, dass ich eigentlich dringend pinkeln müsste, als meine Freundin Eva-Maria mich zum fünfzehnjährigen Sohn irgendeiner Bekannten von ihr zerrte, den sie soeben in der Menge entdeckt hatte. Er war oben ohne, trug ein Stirnband und trank ein Bier.

Eva-Maria drückte und herzte ihn, stellte mich vor und redete dann auf ihn ein. Irgendwann legte er Eva-Maria die Hand auf die Schulter und sagte: "Hey, cool, bist du auch da, meine Mum wäre nie gekommen - jetzt muss ich aber mal weiter, tschühüss, gell." Er verschwand in der Menge, und Eva-Maria winkte ihm nach.

"So ein herziger junger Mann", sagte sie zu mir. "Ich muss superdringend pinkeln", erwiderte ich. Aber da, wo wir jetzt standen, gab es gerade kein Durchkommen. Im ersten Stock des Hauses, vor dem wir standen, tanzte der Sohn der Bekannten im Fenster, und Hunderte von jungen Menschen kreischten und pfiffen in seine Richtung. Er musste an der Dachrinne hochgeklettert sein, und seine Bewegungen schienen zwar geschmeidig, aber das Fenstersims wirkte nicht allzu breit und ver­trau­ens­erweckend.

Eva-Maria klammerte sich an meinem Arm fest. "Jesses, spinnts dem?" - "Lass uns eine Toilette suchen, bitte." Aber Eva-Maria war nicht vom Fleck zu kriegen. Der Sohn ­ihrer Bekannten kletterte gerade auf fünf Metern Höhe vom ersten zum zweiten Fenster hinüber. "Ich kann gar nicht hinsehen!", sagte Eva-Maria und starrte wie gebannt auf die Szene. Die Menge rückte zwei Meter vor, der Sohn der Bekannten hatte jetzt gerade zum dritten Fenster gewechselt, und Eva-Maria schrie auf. Neben mir pinkelte ein junger Mann auf den Boden, ein paar Urinspritzer trafen meine nackten Beine.

"Soll ich seine Mutter anrufen?" Eva-Maria schaute mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern, ich hatte wirklich andere, drängendere Probleme. Dann schaute sie wieder zum Sohn der Bekannten hoch, der gerade auf einem Bein stand, weil er einen seiner Schuhe verloren hatte. Die Menge kreischte, Eva-Maria auch. Neben mir ging eine junge Frau in die Hocke, zog ihre Unterhose unter dem Rock bis zu den Knien herunter und pinkelte. "Recht geschiehts denen, was tun sie auch so knausrig mit dem Nachtleben!", dachte ich, grinste die junge Frau an und schaute ihrem Urin nach, der sich seinen Weg durch die Rinnen des altehrwürdigen Berner Kopfsteinpflasters suchte.

Nicole Ziegler lebt in Bern und pinkelt in ausserordentlichen Notsituationen auch mal im McDonald’s.

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20 Minuten 21.6.12

Neues Bier für Berner Reitschule?

BERN. Die Berner Reitschule bezieht jährlich rund 500 Hektoliter Bier von der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln. Nun droht dem Innerschweizer Gerstensaft-Hersteller der Absprung seiner grössten Kundin. Der Grund: Brauerei-Chef und CVP-Politiker Alois Gmür befürwortete jüngst im Nationalrat die Streichung der Sozialhilfe abgewiesener Asylbewerber. Er habe nur die Position der CVP-Fraktion vertreten, beteuerte der Politiker gegenüber dem "Tages-Anzeiger". Er schätze die Reitschule als Kundin und sei in den letzen 18 Jahren ein richtiger Sympathisant geworden.

Das ist den Betreibern der Reitschule egal, sie fordern "interne Diskussionen über den Bier-Hersteller" und würden längerfristig einen linken Bierlieferanten begrüssen. Für die Einsiedler Brauerei ein Verlust, der sie treffen würde: "Ich werde das Gespräch mit der Reitschule suchen", so Gmür. meo

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buck-bern.ch 20.6.12

Bern, 20. Juni 2012

MEDIIENMITTEILUNG

BuCK - Bar und Club Kommission Bern

Während seit Monaten eine angeregte öffentliche Diskussion über die kulturpolitische Lage in Bern geführt wird und die „Nachtlebenproblematik“ sich einen festen Platz in der Schweizer Medienlandschaft gesichert hat, haben sich die Bar-, Club-, Gastround Kulturbetreiber der Stadt Bern zu einer Interessensgemeinschaft zusammengeschlossen. Nach einer intensiven Aufbauphase wurde gestern Abend im Café Kairo die Bar und Club Kommission Bern (BuCK) feierlich gegründet. Sie hat zum Ziel, hauptstadtwürdige Rahmenbedingungen für ein vielfältiges und lebendiges Berner Kultur- und Nachtleben zu schaffen.

Das Bedürfnis nach Räumen und Möglichkeiten für die kulturelle Entfaltung besteht ungebrochen - das haben in den vergangenen Wochen nicht zuletzt die Tanzparties mit jeweils tausenden von Besuchern in der Berner Innenstadt eindrücklich veranschaulicht.

In der aktuellen Diskussion um das Nachtleben läuft es auf die Frage hinaus, wie mit den Interessenkonflikten umzugehen ist. Auf der einen Seite die Veranstalter/Betreiber und das Publikum, auf der anderen ruhebedürftige Nachbaren. Brauchbare Lösungen scheinen zur Zeit nicht geboten.

Damit konstruktive Diskussionen möglich, Probleme nüchtern erkannt und nachhaltige Lösungen gefunden werden (können), braucht es kompetente Ansprechpartner. Durch den Zusammenschluss der Betriebe und Künstler, welche im Berner Kultur-, Gastro- und Nachtleben tätig sind, ist diese Grundlage nun im Aufbau.

Die BuCK versteht sich als Bindeglied zwischen den einzelnen Mitgliedern und den relevanten Behörden, der Politik sowie der Öffentlichkeit. Die Mitglieder der BuCK treten solidarisch auf. Bei Problemen soll die BuCK Ansprechpartner für Behörden und Politik sein und

• als Schlichtungsstelle lösungsorientierte Ansätze finden und Konflikte oder Probleme im Rahmen ihrer Möglichkeiten lösen
• die breite Öffentlichkeit sensibilisieren für den kulturellen und wirtschaftlichen Beitrag des Nachtlebens

Die erste und zentrale Forderung der BuCK ist

• Rechtssicherheit für alle Betriebe, die sich an die behördlichen Auflagen halten

Weiter fordert sie
• vereinfachte Verfahren für Zwischennutzungen und
• erhebt Anspruch auf den öffentlichen Raum

Die Aufgaben, die die BuCK angehen muss sind sehr vielfältig. Diesem Umstand wird in der Organisation Rechnung getragen. Kernstück des Vereins ist das Kompetenz-Zentrum, welches die Mitglieder auf fachlicher und rechtlicher Ebene unterstützt. Diese strukturelle Schnittstelle der BuCK besteht aus Betriebs-, Rechtsberatung und den Fachbereichen Nachtleben & Events, Gastronomie, Musik & Kultur sowie Politik. Mit dieser Struktur lassen sich die Anliegen der Mitglieder kompetent und zielführend behandeln, die heterogene Nachtleben-Landschaft vernetzen, das Wissen verfügbar machen und der Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten sicherstellen.

Im Zusammenhang mit der Neugründung der BuCK haben sich die drei Vereine bekult, Nachtleben Bern und BuCK auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt. Im Sinne einer lebendigen Kulturstadt Bern inklusive einem attraktiven Nachtleben wollen bekult, Nachtleben Bern und BuCK ihre Aktivitäten bündeln. Zu diesem Zwecke werden sich Vertreter/innen der drei Vereine ab sofort einmal im Monat zu einem Stammtisch treffen. So sollen die Angelegenheiten der Kultur- und Clubstadt Bern besprochen und das weitere Vorgehen koordiniert werden.

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Telebärn 20.6.12

Zu "rechtes" Bier: Reitschüler boykottieren Gmür-Brauerei.
http://www.telebaern.tv/120620-news.html

Das Tagesgespräch: CVP-Nationalrat Alois Gmür zu linkem Boykott.
http://www.telebaern.tv/120620-info.html

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Telezüri 20.6.12
Zu "rechtes" Bier: Reitschüler boykottieren Gmür-Brauerei
http://www.telezueri.ch/webtv/?&channel_id=71&video_id=258270
(letzter Beitrag)

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Blick am Abend/blick.ch 20.6.12
http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/aufruf-zum-bier-boykott-id1932376.html
http://issuu.com/blickamabend/docs/20.06.2012_be/12


Asyldebatte

Aufruf zum Bier-Boykott

Bern - CVP-Nationalrat Alois Gmür braut das Bier für die Reitschule - und ist für die Verschärfung des Asylgesetztes. Das passt den Reitschülern nicht.

Vielleicht sollte sich die Reitschule nach letztem Mittwoch auch mal Gedanken machen, von wem sie ihr Bier bezieht", fragt ein User auf Facebook in der Gruppe "Reitschule bietet mehr!" Hintergrund für seinen Gedankenanstoss: CVP-Nationalrat Alois Gmür war letzte Woche für die Streichung der Sozialhilfe für Asylsuchende. Als Braumeister und Inhaber der Brauerei Rosengarten liefert er der Reitschule sein Einsiedler-Bier.

Einige User auf Facebook rufen nun zum Einsiedler-Bier-Boykott auf. "Dein Bier, dein Bier, trinken wir nicht mehr hier!", schreibt etwa ein Gruppenmitglied.

"Als Unternehmer ist man immer erpressbar"

"Dass Alois Gmür als CVP-Nationalrat im Zuge des Law&Order-Populismus den Verschärfungen im Asylbereich zugestimmt hat, ist bedauerlich", sagte die Mediengruppe der Reitschule gestern zu Blick am Abend. Der konkrete Fall werde voraussichtlich zu reitschule-internen Diskussionen führen, obwohl die Reitschule bisher gute Erfahrungen mit der Brauerei gemacht habe. Längerfristig wäre aber ein linker Bierlieferant zu begrüssen, "doch bis jetzt wäre der Reitschule kein solcher Betrieb bekannt, der die Brauerei Rosengarten bezüglich Lieferumfang und Service ersetzen könnte."

Nationalrat Alois Gmür hat zahlreiche Emails von Aktivisten erhalten. "Ich habe ihnen die Beweggründe für mein Abstimmungsverhalten dargelegt." Er sei als Bierbrauer auf jeden Biertrinker angewiesen. "Aber als Unternehmer ist man halt immer erpressbar."

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Bund 20.6.12

Na dann, Prost! CVP-Nationalrat Alois Gmür stimmte für die Verschärfung des Asylgesetzes. Jetzt hat der Chef der Brauerei Rosengarten ein Problem: Die Reitschule, seine grösste Kundin, sieht sich nach "linkem" Bier um.

Zu rechts: Reitschüler wollen CVP-Bier boykottieren

Christoph Lenz

Politik und Geschäft - sie lassen sich nicht trennen. Kaum jemand weiss das besser als Alois Gmür. Als der CVP-Politiker und Chef der Brauerei Rosengarten in Einsiedeln eine Grünabfuhr startete, löschten lokale Kleingewerbler ihren Durst jahrelang mit auswärtigem Bier - aus Protest. "Wir haben es gut überlebt", sagt Gmür.

Jetzt könnte sich die Geschichte wiederholen - mit schlimmeren Folgen. Vor dem Absprung steht nämlich die grösste Kundin der Brauerei Rosengarten, die Berner Reitschule. Der Grund: Am Mittwoch befürwortete Gmür im Nationalrat die Streichung der Sozialhilfe für abgewiesene Asylbewerber. Nun wird im Umfeld des Kulturzentrums heftig polemisiert. "Vielleicht sollte sich die Reitschule mal Gedanken machen, von wem sie ihr Bier bezieht", schreibt Aktivist Terry Loosli auf Facebook. Er werde ab sofort kein Einsiedler Bier mehr trinken. "Ich mag mit meinem Geld keine unsozialen rechten Hardliner unterstützen."

Alois Gmür ist ob solcher Äusserungen beunruhigt: "Als Unternehmer ist man immer erpressbar."

Es wäre aber auch zu kurios. Die Reitschule hat den Konsum mit reinem, linkem Gewissen in allen Bereichen der Speisekarte zur Meisterschaft gebracht. Wer ein Schnitzel bestellt, sichert dem regionalen Bio-Bauern ein Auskommen. Wer eine Tasse Kaffee trinkt, unterstützt die Zapatisten in Mexiko. Und ausgerechnet hier sollen Anarchisten, Autonome und Bleiberecht-Aktivisten künftig das Gebräu eines Asylrecht-Scharfmachers schlürfen? "No way." Das ist nicht nur der Tenor auf Facebook. Auch die Reitschule erwartet "interne Diskussionen über den Bier-Hersteller". Denn: "Längerfristig wäre ein linker Bierlieferant zu begrüssen."

Linkes Bier also? Wenn es doch nur so einfach wäre. Die Rosengarten-Brauerei kommt den links-alternativen Vorstellungen eines sozialen Unternehmens nämlich erstaunlich nahe. Seit 140 Jahren ist die Brauerei in Einsiedeln zu Hause. Mit ihren zwei Dutzend Angestellten produziert sie jährlich 15 000 Hektoliter Bier - eine im Branchenvergleich lächerlich kleine Menge. Das Unternehmen befindet sich zudem fest in Familienhand. Alle Abteilungsleiter heissen zum Nachnamen Gmür, die Verwaltungsräte ebenfalls. Und seit 1994 sitzen sogar dieselben fünf Gmürs im Führungsgremium. Kurz: In der Brauerei Rosengarten sind kurzfristiges Wachstumsdenken, Profitgier und Preisdrückerei kaum anzutreffen. Das räumt auch die Reitschule ein, wenngleich halbherzig: "Als Bierlieferant zeigt Alois Gmür mehr Herz für seine Mitmenschen als Nationalrat."

Gerade deshalb waren sie ja miteinander ins Geschäft gekommen, die Reitschule und Gmür. Als die frühere Bier-Lieferantin, die Boxer-Brauerei, 1994 von einer indischen Unternehmergruppe geschluckt wurde, entsprach das gar nicht dem Geschmack der globalisierungskritischen Reitschüler. Wenige Wochen später traf Alois Gmür mit einer Kostprobe "Einsiedler Bier" bei der Reitschule ein. Seither schickt er jede Woche einen Lieferwagen auf die Reise nach Bern, beladen mit Lager, Dinkelbier und Maisgold, insgesamt rund zehn Hektoliter. Damit macht der Bierbedarf der Reitschule, gegen 500 Hektoliter pro Jahr, rund 4 Prozent des gesamten Jahresabsatzes der Brauerei Rosengarten aus.

Ein empfindlicher Verlust? "Es würde uns schon treffen, wenn sich die Reitschule abwenden würde. Die Existenz der Brauerei Rosengarten ist jedoch nicht bedroht", sagt Gmür. Enttäuscht aber, das sei er schon. Er schätze die Reitschule nicht nur als Kundin, er sei ein richtiger Sympathisant geworden in den letzten 18 Jahren. "Dass ich nun für meine politische Überzeugung bestraft werden soll, das schmerzt." Zumal er keineswegs ein Hardliner sei. Er habe nur die Position der CVP-Fraktion vertreten. Das will er nun auch jenen klarmachen, die zum Bier-Boykott aufrufen. "Ich werde das Gespräch mit der Reitschule suchen", sagt Gmür.

So schlecht stehen seine Karten nicht. Es gibt in der Schweiz kaum unabhängige Brauereien, die den Bedarf der Reitschule decken können. "Infrage kommt einzig Appenzeller Bier", sagt Gmür. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass das eine echte Alternative wäre. In der Tat: An der Spitze von Appenzeller Bier steht Arthur Löpfe, Alt-Nationalrat der SVP. Das weiss auch die Reitschule: "Uns ist kein linker Betrieb bekannt, der die Brauerei Rosengarten ersetzen kann. Einstweilen beziehen wir unser Bier lieber von einem CVP-Familienbetrieb als von einem SVP-Kleinunternehmen."

Man merke: Linkes Gewissen hin, rechtes Bier her - ganz ohne Bier wärs am Schlimmsten. Auch in der Reitschule.

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Korrigenda (Bund 21.6.12)

Arthur Loepfe: CVP, nicht SVP

Im Artikel über die Auswahl des Bierlieferanten der Reitschule ("Bund" von gestern) wurde der ehemalige Innerrhoder Nationalrat Arthur Loepfe als SVP-Politiker bezeichnet. Loepfe politisierte jedoch für die CVP. (lok)
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20 Minuten 20.6.12

"Neuer Raum" zwischen Progr und Kunstmuseum

BERN. Das Kulturzentrum Progr bekommt fünf neue Öffnungen zur Hodlerstrasse hin. Dieser Durchbruch ist nicht nur eine Öffnung des Progr. Es wird damit ein neuer Raum zwischen Progr und Kunstmuseum erschlossen. Stadtpräsident Alexander Tschäppät wird den "Neuen Raum" offiziell taufen. Paten sind das Kunstmuseum und der Progr. Die feierliche Taufzeremonie inklusive Apéro findet am Freitagabend um 17.30 Uhr statt.

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Bund 19.6.12

Bar- und Club-Kommission gegründet

In Bern wurde die Bar- und Club-Kommission Bern (Buck) gegründet. Dies gaben die Gründungsmitglieder gestern bekannt. Die Bar- und Club-Kommission Bern ist die Interessengemeinschaft für Gastronomie-, Kulturbetriebe, Veranstalter und Künstler, welche ihren Beitrag zu einem lebendigen Kultur- und Nachtleben in der Region Bern leisten. Die Buck versteht sich als Verbindungsglied zwischen den im Nachtleben tätigen Unternehmen und den Behörden, der Politik sowie der Öffentlichkeit. (pd)

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BZ 18.6.12

Juso ist abgeblitzt

Nachtleben · Nur wer ihre "Charta für linke Städte" unterschreibt, erhält die Unterstützung von den Juso. Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät nimmts gelassen.

Es ist ein Schuss gegen Tschäppät und Mauch, urteilte der "SonntagsBlick": Nur wer ihre "Charta für linke Städte" unterschreibt, erhält von den Juso Wahlkampf-unterstützung. Die Charta umfasst unter anderem ein Verbot von Videoüberwachung, mehr Respekt für Jugendkultur und unkomplizierte Bewilligungen für Outdoorpartys. Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät zeigt sich ob dem Ultimatum wenig beeindruckt: "Ich werde meine Meinung sicher nicht danach richten, ob ich von jemandem Unterstützung bekomme oder nicht. Meine Aufgabe als Stadtpräsident ist es, für alle da zu sein. Für die Jungen, aber auch für diejenigen, die Ruhe wollen." rah

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BZ 18.6.12

Bei der Nostalgie liegt das Neuere im Trend

Puce bremgarten Rund 100 Händler liessen am Wochenende im Berner Vorort die Vergangenheit aufleben. Der alljährliche Markt gehört zur vielfältigen Berner Brocante-Szene.

Die 70er-Jahre, da leuchteten Lampen mit gelben Plastikschirmen. Man schritt über braune Nylonspannteppiche - Stilpioniere zogen sie auch an den Wänden hoch. Und da gabs diese Sitzbirnen, gefüllt mit Styroporkügelchen. Man versank so tief drin, dass man die Schwiegermutter nur zu zweit wieder hochbrachte. Jetzt sind die Seventies zurück. Zum Beispiel an der Brocante in Bremgarten. Der Berner Viktor Sigrist ist einer von 98 Händlern, die am Wochenende hier Nostalgisches verkauft haben. Mit seiner Ehefrau Monika setzt Viktor Sigrist vor allem auf junge Antiquitäten, auf Ware aus den 60er- bis 80er-Jahren.

Junge Kundschaft

Bei Sigrists gibts Lampen zwischen 30 und 120 Franken, farbige Plastikeierbecherli für 3 Franken oder ein liebevoll restauriertes, voll funktionsfähiges 40-jähriges Klappvelo für 180 Franken. Als eigentliche Spezialität bezeichnet Sigrist sein Rössler-Geschirr. "Ich habe rund tausend Teile davon", sagt er. Sigrist ist Hobbyhändler. Als Bauführer ist er oft an Umbauten beteiligt. Er komme über Wohnungsräumungen und Schuttmulden zu seinem Material. "Die 70er-Jahre liegen im Trend und verkaufen sich gut", so Sigrist. Vor allem junge Kunden würden sich bei ihm eindecken. Mit seinem Angebot sticht Sigrist am Bremgartner Puce hervor. Die meisten Händler verkaufen hier ältere Ware und damit das konventionelle Brocante-Angebot. Sie decken damit ab, was beim alljährlichen Anlass im Berner Vorort vor allem gesucht wird: klassische Nostalgie. Beim hochsommerlich heissen Gang am vergangenen Wochenende über den Markt sind die üblichen Standardsätze zu hören - dass das Angebot früher viel besser, viel günstiger und viel grösser gewesen sei. Das ist falsch. Nicht zuletzt weil Händler wie Sigrist neue, jüngere Ware nachliefern, bleibt das Sortiment gross und gut. Und weil der einstige Nostalgieboom abgeflaut ist, stagnieren die Preise. Börsenanalysten würden sagen, dass sich der Schweizer Brocante-Markt seitwärts bewegt.

Mehr Händler als letztes Mal

Immerhin ist Veranstaltungschef Peter Kramer zufrieden mit dem diesjährigen Puce. Er organisiert mit der Dorfmusik Bremgarten den Anlass. "Wir hatten mit 98 Händlern 6 Aussteller mehr als letztes Jahr", so Kramer, "die meisten konnten sich über gute Verkäufe freuen."

Peter Steiger

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Die anderen Märkte:

Der Vergessene

Matte-Märit Am Wochenende konnte das Publikum nicht nur in Bremgarten, sondern auch in der Berner Matte stöbern. Eigentlich schade, dass dieser Markt auf dem Mühlenplatz nicht auf Touren kommt. Der Standort ist gut, die Umgebung stimmungsvoll. Das Angebot ist zwar nicht begeisternd, viel Brocante-Dutzendware. Doch muss man sich nicht über Schrott ärgern, und allerlei Interessantes lässt sich alleweil finden. Marktorganisator ist die Stadt Bern. Die Standgebühren für die rund 40 Händler sind deshalb tief. Doch weil für den Anlass kaum geworben wird, hat er nur relativ wenig Publikum. So richtig kribbelige Jäger-und-Sammler-Ambiance kommt deshalb selten auf.pst

Mühlenplatz. Jeden 3. Samstag im Monat, Mai bis Oktober, nächstes Mal am 21. Juli, 8 bis 16 Uhr.

Der Überraschende

Berner Brocante Im letzten Herbst fand die einzige Berner Hallenbrocante zum ersten Mal in der Grossen Halle der Reitschule statt. Vorher war sie in der BEA-Expo, dann in der Curlinghalle. Weil der Brocante-Boom abflaute, wurde der Anlass immer kleiner. Jetzt treffen sich die Freunde der gediegenen Nostalgie ausgerechnet dort, wo sich gemäss Vorurteil Anarchos und Chaoten gute Nacht sagen. Das habe viele verunsichert, räumt Erwin Brönnimann ein, der Organisator des Anlasses. Doch arbeite sein Team ausgezeichnet mit den Reitschule-Leuten zusammen. Der nächste Anlass ist gesichert: Rund 50 Händler bieten Ende Oktober ein eher klassisches Brocante-Sortiment an.pst

Grosse Halle, Reitschule. Nächstes Mal vom 26. bis am 28. Oktober.

Der Aufregend-nervige

Reitschule-Flohmi Der monatliche Flohmarkt bei der Reitschule und in der Grossen Halle ist aufregend, ergiebig und kribbelig. Er ist aber auch nervend, ärgerlich und abstossend. Aufregend ist er, weil man hier wirklich alles findet, was man braucht oder nicht braucht, weil er international ist und weil er Bern für einmal Grossstadtflair verschafft. Er nervt, weil Berge von Technikschrott herumliegen und weil die oft knallharte Atmosphäre abstösst. Der Anlass ist keine Brocante, sondern ein Flohmarkt. Neben Überzähligem aus Schränken und Estrichen und Plunder, der eher auf den Entsorgungshof gehört, ist immer auch Hochwertiges und Hochpreisiges zu finden.pst

Reitschule. Jeden 1. Sonntag im Monat, ganzjährig, nächstes Mal am 1. Juli, 8 bis 16 Uhr.

Der Angesagte

Zentralmarkt Ganz klar: Der Zentralmarkt bei der Dampfzentrale ist Berns schönster Brocante-Anlass. Gute Stimmung, gutes, breites Sortiment, kein Schrott, genügend Parkplätze: Die Veranstaltung mit rund 90 Händlern ist am letzten Sonntag des Monats stets einen Besuch wert. Hier findet die Kundschaft auch Trendiges, jüngere Ware, Angesagtes aus den 50er- bis 80er-Jahren. Unter anderem ist der Zentralmarkt in der Moderne angekommen, weil der Organisator des Anlasses, Dominique Maiga, und sein Team selber Trendiges anbieten. Das Beispiel zieht weitere Verkäufer und Käufer an, die auf der gleichen Linie liegen.pst

Dampfzentrale. Jeden letzten Sonntag des Monats, Mai bis September, nächstes Mal am 24. Juni, 10 bis 16 Uhr.