MEDIENSPIEGEL 02. - 08. JULI 2012

kulturstattbern.derbund.ch 7.7.12

Ein "Cinebad" am Bollwerk

Von Benedikt Sartorius am Samstag, den 7. Juli 2012, um 10:56 Uhr

Was geschieht eigentlich mit dem einstigen Cinemastar am Bollwerk, das nun mehr als zwei Jahre leergestanden ist?

Nun, man kann es heute in der Zeitung lesen: Es wird zum Gesundheitszentrum mit einem - kurz durchatmen - Cinebad. Der Pool wird zudem aus "edlem Chromnickelstahl" gebaut sein. Und das ist, mit Verlaub, leider nicht wirklich geil, zumal eine Vielzahl an Ideen für eine kulturelle Nutzung dieses Ortes bestanden hätte.



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Bund 7.7.12

Aus der Cinebar am Bollwerk wird ein Cinebad

Das Institut für aquatische Körperarbeit will im ehemaligen Kino Cinemastar für 1,7 Millionen Franken ein Gesundheitsbad mit Kinoleinwand einrichten.

Bernhard Ott

Wo einst Kulturliebhaber verkehrten, werden künftig Erholungssuchende ein und aus gehen: Die Räumlichkeiten des seit längerer Zeit geschlossenen Kinos Cinemastar am Bollwerk sollen gemäss Publikation im "Anzeiger" in ein "Therapie- beziehungsweise Gesundheitsbad" umgenutzt werden. Gemäss Betriebskonzept bleibt die bestehende Kinoleinwand erhalten und dient als Projektionsfläche für Bilder oder Kinofilme. In Anlehnung an die ehemalige Cinebar neben dem Kino ist in den Unterlagen denn auch von einem "Cinebad" die Rede.

Bauherr ist das bisher in Schüpfen beheimatete Institut für aquatische Körperarbeit Schweiz. Es will am Bollwerk auch Büros und Kursräume betreiben. Gemäss Baugesuch sollen 1,7 Millionen Franken in den Umbau investiert werden. Die aquatische Körperarbeit umfasst das Wassershiatsu (Watsu) und das Wassertanzen (Wata). Die Behandlung durch Massage, Mobilisation und Bewegung in warmem Wasser "ermöglicht Erfahrungen in der schwerelosen Dreidimensionalität, die jenen aus der pränatalen Lebensphase ähneln", heisst es auf der Webpage des Instituts. Das Institut bemüht sich zurzeit um die Anerkennung der Schule und des Berufes "Komplementärtherapeut in aquatischer Körperarbeit".

Pool aus "edlem Chromnickelstahl"

Bei der Bauherrschaft will zurzeit niemand Stellung nehmen. Instituts-Inhaber Christian Rothenbühler verweist auf eine Medieninformation von nächster Woche. Liegenschaftsverwalter Herbert Mössinger von Mössinger Immobilien war gestern nicht erreichbar. Gemäss Betriebskonzept soll der Ausbau am Bollwerk "höchste Ansprüche an Materialien und Technik" erfüllen. "Der Pool ist in edlem Chromnickelstahl gehalten und der Boden mit erlesenen Platten verkleidet." Mit der Beleuchtung könne der Raum "in verschiedenste Stimmungen" getaucht werden. Für die Heizung ist die Verlegung einer Fernwärmeleitung vorgesehen. Das Bassinwasser soll mit der Abwärme der Lüftung erwärmt werden. Der Badebetrieb findet an 360 Tagen im Jahr statt. Er beginnt um 8 Uhr und dauert bis 23 Uhr.

Kino Kunstmuseum abgeblitzt

Trotz zentraler Lage stehen die Räumlichkeiten des einstigen Kinos Cinemastar seit zweieinhalb Jahren leer. Die Lage sei nicht optimal, sagte Liegenschaftsverwalter Mössinger einst gegenüber dem "Bund". Zudem sei es nicht einfach, eine neue Mieterschaft für einen Saal zu finden, dessen Foyer denkmalgeschützt sei.

Gegen den Traum eines Konzertsaals einer Gruppe junger Leute hatte sich die Eigentümerschaft quergelegt. Zwischenzeitlich soll es auch Pläne für Läden, Arztpraxen oder einen Hörsaal gegeben haben. Dabei war die Beibehaltung der Nutzung als Kino offenbar nicht ganz unrealistisch. "Wir haben uns fürs Lokal interessiert und hatten eine Projektidee mit zwei Vorführsälen", sagt Thomas Allenbach, Leiter des Kinos Kunstmuseum, auf Anfrage. Das Kino Kunstmuseum ist seit längerer Zeit auf Raumsuche, da das Kunstmuseum den jetzigen Standort in absehbarer Zeit für die Erweiterung der Abteilung Gegenwartskunst benötigt. Laut Allenbach ist ein Umzug ans Bollwerk aber am Widerstand der Eigentümer gescheitert. "Der Umbau wäre für uns auch mit hohen Kosten verbunden gewesen", sagt Allenbach.

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bernerzeitung.ch 6.7.12
http://www.bernerzeitung.ch/kultur/pop-und-jazz/Gastspiel-der-MetalLegenden--Vorband-gesucht/story/19859263

Gastspiel der Metal-Legenden - Vorband gesucht

Die Doom-Legenden Saint Vitus und die Thrash-Legenden Sepultura gastieren nächste Woche beide im Kanton Bern. Das verspricht süffige Nostalgie und harte Klänge.

Auch Legenden haben es schwer. Wenn man Worte benutzt, um eine Band zu bezeichnen, ist es meistens die nette Form zu sagen: "Die Glanzzeit dieser einstigen Pioniere liegt bereits ein Weilchen zurück."

Anfang nächster Woche gastieren gleich zwei legendäre Bands im Kanton Bern. Die amerikanischen Doom-Metaller Saint Vitus spielen am Montag im Berner Dachstock. Die Rocker um Frontmann Scott Weinrich haben in den 1980er-Jahren mitgeholfen, den Musikstil aus der Heavy-Metal-Ecke, in den ihn Black Sabbath langsam zu manövrieren drohten, herauszuprügeln und eine treue Fangemeinde dafür aufzubauen. Traurigerweise blieben Saint Vitus stets eine Band, die vor allem von anderen Musikern geliebt wurde und selber keine grosse Fangemeinde hinter sich scharen konnte.

Magisches Charisma

Ganz anders ist das bei Sepultura, die einen Tag später in der Kulturfabrik in Lyss spielen. In den 1980er-Jahren stieg ihr Stern immer höher in den Metal-Himmel. Gipfel war das Album "Arise" von 1991, das bis heute zu den besten Aufnahmen im Thrash-Metal-Bereich gezählt wird.

Mit dem Erfolg kamen aber die Probleme: Sänger Max Cavalera zerstritt sich mit seinen Bandkumpels und verliess die Gruppe just zu dem Zeitpunkt, als die vier Brasilianer mit Weltmusik innerhalb ihres bewährten Thrash-Stils zu experimentieren begannen. Gitarrist Andreas Kisser und Bassist Paulo Jr. sind heute die letzten Überbleibsel der Erfolgsbesetzung. Und obwohl der neue Sänger Derrick Leon Green ein gewaltiges Stimmorgan aufweist, fehlt doch das magische Charisma von Max Cavalera. Sämtliche Alben nach dessen Ausstieg wurden zwar mit lobenden Worten bedacht, aus den Socken konnten die Platten aber niemanden mehr hauen.

Solides Handwerk

Interessanterweise konnte auch Cavalera ohne seine ehemaligen Mitmusiker nichts Weltbewegendes mehr auf die Beine stellen. Mit seiner Nachfolgeband Soulfly konnte er nicht annährend die gleichen Akzente setzen wie zuvor mit Sepultura.

Obwohl sie den Zenit ihrer Kreativität längst überschritten haben, sind Saint Vitus und Sepultura weiterhin sehenswert. Solides Handwerk ist dauerhaft. Und live sind beide Bands eine Wucht. Insbesondere Sepultura machen seit 30 Jahren kaum etwas anderes, als irgendeine Bühne dieser Welt zu rocken. Eigentlich sind beide Konzerte ein Muss für jeden Rocker. Man sollte einfach keine Innovationen erwarten, sondern sich vielmehr von einer süffigen Nostalgie treiben lassen.

Berner Zeitung / Pascal Münger

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Bund 6.7.12

Verbote bei der Reitschule treten nicht alle sofort in Kraft

Der Kanton ist bezüglich der Verbote bei der Reitschule anderer Meinung als der Regierungsstatthalter.

Auf dem Vorplatz der Berner Reitschule treten nicht alle Verbote sofort in Kraft, welche Regierungsstatthalter Christoph Lerch im Mai verfügte. Der Kanton Bern hat einer Beschwerde gegen einen Teil der Verbote die aufschiebende Wirkung erteilt.

Es geht um Massnahmen im gastgewerblichen Bereich, wie die kantonale Volkswirtschaftsdirektion mitteilte. Sie begründet ihren Entscheid damit, dass Beschwerden im Normalfall aufschiebende Wirkung erhielten und so der Rechtsschutz während der Überprüfung strittiger Anordnungen gewährleistet werde. Von dieser Regel dürfe nur in Ausnahmesituationen abgewichen werden, und eine solche liege bezüglich Vorplatz des autonomen Kulturzentrums nicht vor. Zudem hätten Lerch und der Berner Gemeinderat nach Bekanntgabe des Entscheids diesen in der Öffentlichkeit unterschiedlich interpretiert.

Im Interesse der Rechtssicherheit seien solche offenen Fragen zu klären, bevor einschränkende Massnahmen wirksam würden. Der Kanton ist also anderer Meinung als Lerch, der im Mai allfälligen Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzog.

"Verbote zeigten bereits Wirkung"

Die Volkswirtschaftsdirektion schreibt auch, dass zahlreiche von Lerch verfügte Massnahmen unangefochten geblieben seien. "Bereits dadurch ist eine Verbesserung der Lärmsituation bei der Reitschule möglich." Lerchs einmonatige Verbote für den Barbetrieb und die Konzerte auf dem Vorplatz im Juni hätten bereits Wirkung gezeigt. (sda)

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BZ 6.7.12

Party auf Vorplatz geht vorerst weiter

Reitschule · Zumindest in diesem Sommer bleiben Konzerte und Veranstaltungen auf dem Reitschule-Vorplatz erlaubt. Kantonsbeamte haben Regierungstatthalter Christoph Lerch (SP) gebremst.

Es ist ein Zwischensieg für die Reitschule-Betreiber. Die Volkswirtschaftsdirektion (VOL) des Kantons Bern hat einer Beschwerde gegen Verbote auf dem Vorplatz aufschiebende Wirkung erteilt. Die Verfügung von Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) hat vorerst keine Rechtskraft. Lerch hatte im Mai die Bewilligung für die Gastgewerbebetriebe der Reitschule eingeschränkt (wir berichteten). Demnach wären auf dem Reitschule-Vorplatz nur noch ein Konzert pro Monat sowie jährlich eine Grossveranstaltung erlaubt gewesen.

Mehrere Interpretationen

"Die aufschiebende Wirkung gilt für gastgewerbliche Massnahmen, die den Vorplatz betreffen", sagt Michael Müller, stellvertretender Generalsekretär der VOL. Vor allem über einen Satz aus Lerchs Verfügung wurde in der Öffentlichkeit emotional debattiert. "Gäste, die Getränke nach 0:30 im Freien (inklusive Innenhof) konsumieren, sind wegzuweisen." Laut Michael Müller wurde dieser Passus in der Öffentlichkeit, aber auch vom Regierungsstatthalteramt und vom Gemeinderat der Stadt Bern unterschiedlich interpretiert. "Nun ist niemandem ganz klar, wie dieser Satz gemeint war", sagt Michael Müller. Im Interesse der Rechtssicherheit seien solche offenen Fragen zu klären, bevor einschränkende Massnahmen wirksam würden. Der Kanton ist also anderer Meinung als Christoph Lerch, der im Mai allfälligen Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzog.

Kein Freipass für Reitschüler

Auf dem Reitschule-Vorplatz bleibt - zumindest diesen Sommer - also alles beim Alten. Den definitiven Entscheid über die Beschwerde aus der Reitschule wird die VOL voraussichtlich in einigen Monaten fällen. "Bis dahin tritt auch die verschärfte Beschränkung von Grossanlässen und Konzerten auf dem Vorplatz nicht in Kraft", sagt Michael Müller. "Doch es wäre falsch, dies nun als Freipass zu verstehen. Die Gesetze und auch die Polizeistunde gelten selbstverständlich nach wie vor auch auf dem Vorplatz."

Tobias Habegger

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20 Minuten 6.7.12

Reitschule: Kanton pfeift Lerch zurück

BERN. Die Einschränkungen, die SP-Regierungsstatthalter Christoph Lerch für den Gastgewerbebetrieb beim Reitschulvorplatz ausgesprochen hat, treten nicht alle sofort in Kraft. Das hat der Kanton Bern entschieden und einer Beschwerde aufschiebende Wirkung erteilt. Anfang Mai hatte Lerch die Betriebsbewilligung für die Gastgewerbebetriebe in der Reitschule eingeschränkt. Er forderte unter anderem, dass Gäste, die nach 0.30 Uhr im Freien Getränke konsumieren, wegzuweisen seien. "Offenbar ist niemandem ganz klar, wie dieser Satz gemeint war", so Michael Müller von der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion.

Die Reitschule hat den Entscheid erfreut zur Kenntnis genommen. "Dies zeigt unseres Erachtens deutlich, dass Herr Lerch manchmal juristisch und politisch über das Ziel hinausschiesst", so die Mediengruppe in ihrer Stellungnahme. SIE

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bernerzeitung.ch 5.7.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-Kanton-bremst-Lerch/story/16901757

Reitschule: Kanton bremst Lerch

Auf dem Vorplatz der Berner Reitschule treten nicht alle Verbote sofort in Kraft, welche der Berner Regierungssstatthalter Christoph Lerch im Mai verfügte.

Der Kanton Bern hat einer Beschwerde gegen einen Teil der Verbote die aufschiebende Wirkung erteilt. Es geht um Massnahmen im gastgewerblichen Bereich, wie die kantonale Volkswirtschaftsdirektion (VOL) am Donnerstag mitteilte. "Die aufschiebende Wirkung gilt für gastgewerbliche Massnahmen, die den Vorplatz betreffen", sagt Michael Müller, stellvertretender Generalsekretär der VOL.

Anfang Mai hatte Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) mit einer Verfügung die Betriebsbewilligung für die Gastgewerbebetriebe in der Reitschule eingeschränkt. Vor allem über einen Satz aus Lerchs-Verfügung wurde in der Öffentlichkeit emotional debattiert. "Gäste, die Getränke nach 00:30 im Freien (inklusive Innenhof) konsumieren, sind wegzuweisen." Gemäss Michael Müller wurde dieser Passus in der Öffentlichkeit, aber auch vom Regierungsstatthalteramt und vom Gemeinderat der Stadt Bern unterschiedlich interpretiert. "Nun ist niemandem ganz klar, wie dieser Satz gemeint war", sagt Michael Müller.

Im Interesse der Rechtssicherheit seien solche offenen Fragen zu klären, bevor einschränkende Massnahmen wirksam würden. Der Kanton ist also anderer Meinung als Lerch, der im Mai allfälligen Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzog.

Weiter begründet die Volkswirtschaftsdirektion ihren Entscheid damit, dass Beschwerden im Normalfall aufschiebende Wirkung erhalten und so der Rechtsschutz während der Überprüfung strittiger Anordnungen gewährleistet wird.

Von dieser Regel dürfe nur in Ausnahmesituationen abgewichen werden und eine solche liege bezüglich der Gastgewerbebetriebe des autonomen Kulturzentrums nicht vor.

Auf dem Reitschule-Vorplatz bleibt - zumindest diesen Sommer alles beim Alten. Der definive Entscheid über die Beschwerde aus der Reitschule wird die VOL voraussichtlich in einigen Monaten fällen. "Bis dahin tritt auch die verschärfte Beschränkung von Grossanlässen und Konzerten auf dem Vorplatz nicht in Kraft", sagt Michael Müller. "Doch es wäre falsch, dies nun als Freipass zu verstehen. Die Gesetze und auch die Polizeistunde gelten selbstverständlich nach wie vor auch auf dem Vorplatz."

"Verbesserung der Lärmsituation"

Die Volkswirtschaftsdirektion schreibt auch, dass zahlreiche von Lerch verfügte Massnahmen unangefochten geblieben sind. "Bereits dadurch ist eine Verbesserung der Lärmsituation bei der Reitschule möglich." Lerchs einmonatige Verbote für den Barbetrieb und die Konzerte auf dem Vorplatz im Juni hätten bereits Wirkung gezeigt.

(phm/tob/sda)

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derbund.ch 5.7.12
http://www.derbund.ch/bern/nachrichten/Reitschule-Nicht-alle-VorplatzVerbote-treten-sofort-in-Kraft/story/13508226

Reitschule: Nicht alle Vorplatz-Verbote treten sofort in Kraft

Auf dem Vorplatz der Reitschule treten nicht alle von Statthalter Christoph Lerch verordneten Verbote sofort in Kraft. Dies entschied der Kanton Bern und ist damit anderer Meinung als Lerch.

Auf dem Vorplatz der Berner Reitschule treten nicht alle Verbote sofort in Kraft, welche der Berner Regierungssstatthalter Christoph Lerch im Mai verfügte. Der Kanton Bern hat einer Beschwerde gegen einen Teil der Verbote die aufschiebende Wirkung erteilt.

Es geht um Massnahmen im gastgewerblichen Bereich, wie die kantonale Volkswirtschaftsdirektion am Donnerstag mitteilte. Sie begründet ihren Entscheid damit, dass Beschwerden im Normalfall aufschiebende Wirkung erhalten und so der Rechtsschutz während der Überprüfung strittiger Anordnungen gewährleistet wird.

Unterschiedliche Interpretationen

Von dieser Regel dürfe nur in Ausnahmesituationen abgewichen werden und eine solche liege bezüglich Vorplatz des autonomen Kulturzentrums nicht vor. Zudem hätten Lerch und der Berner Gemeinderat nach Bekanntgabe des Entscheids diesen in der Öffentlichkeit unterschiedlich interpretiert.

Im Interesse der Rechtssicherheit seien solche offenen Fragen zu klären, bevor einschränkende Massnahmen wirksam würden. Der Kanton ist also anderer Meinung als Lerch, der im Mai allfälligen Beschwerden die aufschiebende Wirkung entzog.

Die Volkswirtschaftsdirektion schreibt auch, dass zahlreiche von Lerch verfügte Massnahmen unangefochten geblieben sind. "Bereits dadurch ist eine Verbesserung der Lärmsituation bei der Reitschule möglich." Lerchs einmonatige Verbote für den Barbetrieb und die Konzerte auf dem Vorplatz im Juni hätten bereits Wirkung gezeigt.

(bs/sda)

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be.ch 5.7.12
http://www.be.ch/portal/de/index/mediencenter/medienmitteilungen.meldungNeu.mm.html/portal/de/meldungen/mm
/2012/07/20120704_1943_kanton_erteilt_beschwerdeaufschiebendewirkung


Vorplatz der Reitschule Bern: Kanton erteilt Beschwerde aufschiebende Wirkung

5. Juli 2012 - Medienmitteilung; Volkswirtschaftsdirektion

Die Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern erteilt einer Beschwerde gegen die vom Regierungsstatthalter für den Vorplatz der Reitschule Bern verfügten gastgewerblichen Massnahmen aufschiebende Wirkung. Dies entspricht dem gesetzlichen Normalfall. Die Voraussetzungen für eine sofortige Einschränkung des Vorplatzbetriebs sind aus Sicht der Volkswirtschaftsdirektion nicht gegeben. Keinen Einfluss mehr hat dieser Entscheid auf die bereits wirksam gewordenen Verbote für Konzerte und die Vorplatzbar während des Monats Juni.

Am 2. Mai 2012 verfügte der Regierungsstatthalter des Verwaltungskreises Bern-Mittelland zahlreiche Massnahmen gegen die Gastgewerbebetriebe der Reitschule Bern. Einer allfälligen Beschwerde dagegen entzog er die aufschiebende Wirkung. Gegen einzelne dieser Massnahmen wurde seitens der Gastgewerbebetriebe Beschwerde bei der Volkswirtschaftsdirektion des Kantons Bern erhoben. Umstritten sind vom Regierungsstatthalter gemachte Anordnungen betreffend den Vorplatz. Zudem wurde verlangt, der Beschwerde bis zum Entscheid in der Hauptsache aufschiebende Wirkung zukommen zu lassen.

Die Volkswirtschaftsdirektion hat diesen Antrag gutgeheissen. Massgebend für diesen Entscheid ist, dass Beschwerden im Normalfall aufschiebende Wirkung haben. Dadurch soll der Rechtsschutz während der Überprüfung strittiger Anordnungen gewährleistet bleiben. Von dieser Regel darf nur in Ausnahmefällen abgewichen werden. Eine solche Ausnahmesituation liegt nach Einschätzung der Volkswirtschaftsdirektion nicht vor. Hinzu kommt, dass die Tragweite der vom Regierungsstatthalter angeordneten Massnahmen unklar ist. Im Nachgang zur Verfügung haben dieser und der Gemeinderat der Stadt Bern in der Öffentlichkeit teilweise unterschiedliche Interpretationen und Relativierungen geäussert. Im Interesse der Rechtssicherheit sind solche offenen Fragen zu klären, bevor einschränkende Massnahmen wirksam werden.

Die Volkswirtschaftsdirektion hält schliesslich fest, dass zahlreiche Massnahmen unangefochten geblieben sind. Bereits dadurch ist eine Verbesserung der Lärmsituation bei der Reitschule möglich. Zudem konnten die verfügten einmonatigen Verbote für den Barbetrieb und die Konzerte auf dem Vorplatz bereits ihre Wirksamkeit entfalten.

Der Entscheid der Volkswirtschaftsdirektion über die Gewährung der aufschiebenden Wirkung kann innert 30 Tagen beim Verwaltungsgericht angefochten werden. Mit dem Entscheid in der Hauptsache ist in einigen Monaten zu rechnen.

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kulturagenda.be 5.7.12

Klartext über Bern bei Tag und Nacht von Michael Feller

Das Thema Nachtleben haben wir an dieser Stelle in einer Reihe von Interviews thematisiert. Nach der Tanzdemo "Tanz dich frei", der Gründung der (privaten) Bar- und Clubkommission BuCK hat der Gemeinderat nun zum runden Tisch über das Berner Nachtleben gerufen. Aus diesem Anlass zieht die Kulturagenda ein Zwischenfazit. 

Mehr Freiräume, weniger Reglementierung, mehr Rechtsgleichheit, weniger Willkür, mehr urbanes Lebensgefühl, weniger Kleingeist, mehr Party. Etwa so könnte man die diffuse Wolke der Erwartungen zusammenfassen, welche das Strassenprotestfest "Tanz dich frei" vom 3. Juni nach sich gezogen hat.
Weitere Akteure haben weitere Forderungen: Lärmgeplagte Anwohnerinnen und Anwohner wollen schlafen, Alt-80er sehnen eine neue Kulturrevolution herbei, Parteien von links bis rechts versuchen fieberhaft herauszufinden, wie sich aus der diffusen Unzufriedenheit politisch Profit ziehen lässt. Und die Journalisten brauchen den Stoff für gute Geschichten. Alle sie (ausser die Medien) haben sich an einem runden Tisch getroffen, zu dem die Stadt Bern eingeladen hat. Was kann man nun von dieser Versammlung erwarten? Im Idealfall entsteht in absehbarer Zeit aufgrund der zusammengetragenen Ideen ein Nachtlebenkonzept, das Verbesserungen erwirken könnte. Auf kantonaler Ebene könnte ein geändertes Gastgewerbegesetz Abhilfe schaffen. Eine neue Handhabung bestehender Gesetze wäre wohl dort angebracht, wo diese bis anhin zu schnell zugunsten der hartnäckigen Anwohnerinnen und Anwohner ausgelegt wurden. Bern könnte sich auch Partyzonen geben, um das Problem einzugrenzen und die Unannehmlichkeiten des Nachtlebens (Lärm, Gewalt, Abfall) effizient zu handhaben.

Es tut sich etwas, und dass nun der Gemeinderat das heikle Dossier anpackt, ist erfreulich. Ironischerweise dürfte indes letztlich genau das Gegenteil des Mottos "Tanz dich frei" resultieren: Durch neue Bestimmungen wird mehr festgeschrieben - das Tanzen ohne Leitplanken ist allen Beteiligten suspekt.
"In Bern fehlt es an freien Räumen", hat letzthin Felicia Kreiselmaier gegenüber der Kulturagenda konstatiert. Sie ist die Initiatorin der "Waschküche", des erfolgreichen neuen Kunstraums im Beaumontquartier. Viel zu viel sei an in dieser Stadt etabliert und festgeschrieben. Wenn Neues entsteht, erhalte es darum Zuspruch, weil es anders ticke als der ganze Rest.

Vielleicht wird etwas gar viel Hoffnung in das ungeborene Nachtlebenkonzept gesteckt. Wenn Bern bei Tag und Nacht eine lebendige Kulturstadt bleiben (oder werden) will, dann kann sie dies nicht nur über Gesetze, Zonen und Konzepte erreichen, sondern ist weiterhin in erster Linie auf die guten Ideen von Menschen angewiesen, die anreissen und verändern wollen.

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kulturagenda.be 5.7.12

Doom-Legenden im Dachstock

Saint Vitus aus Los Angeles ist seit 2010 wieder vereint und musikalisch aktiv. Zwischen 1979 und 1995 gehörten die Doom-Metal-Pioniere zu den einflussreichsten Bands ihres Genres. Die Band um Sänger Scott "Wino" Weinrich und Gitarrist Dave Chandler macht mit ihren achten Album "Lillie: F-65" in Bern halt und dröhnt den Berner Dachstock zu.
Dachstock in der Reitschule, Bern. Mo., 9.7., 20 Uhr

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Bund 5.7.12

Saint Vitus

Auch Lillie bringt keine Ruhe

Nach jahrelanger Pause haben sich Saint Vitus wieder aufgerichtet. Auch das neue Album "Lillie: F-65" dreht sich konsequent um Themen wie Tod, Leid und Verzweiflung.
Julian Zahnd

Ein behäbiger Start, erster Ruhm im Untergrund, dann Stille. Zweimaliges kurzes Aufflackern - wieder Pause. Ungefähr so liest sich die über 30-jährige Bandgeschichte von Saint Vitus. Ob sich die US-Metaller in ihren Ruhephasen direkt in die Hölle verzogen, um dort ihren teuflischen Sound zu garen - so sicher weiss man das nicht. Immerhin: Sänger Scott "Wino" Weinrich betätigte sich weiter musikalisch und hatte mit The Obsessed einige Erfolge.

Ältere Jahrgänge mögen sich noch daran erinnern, wie Saint Vitus in der vorletzten Dekade mit tosendem Soundbombast und zusammen mit Rocklegende Henry Rollins das Dach der Grossen Halle in der Reitschule fast zum Einsturz brachten. Nun kehrt die Band zurück, mit neuem Album. 17 Jahre liegen seit der letzten Produktion zurück, doch soundmässig hat sich auf dem aktuellen Album "Lillie: F-65" nicht viel geändert. Noch immer bildet die vibrierend verzerrte Gitarre von Dave Chandler, mit der er Wände rissig spielt, das Rückgrat dieser Musik. Noch immer bricht der Gitarrenmann zeitweilig aus in breit gezogene und virtuose Soli. Dazu wummern Bass und Schlagzeug beschwörend und ewig lang - ohne jemals langweilig zu sein.

Pioniere des Doom-Metal

Das alles tönt bereits bedrohlich. Richtig furchteinflössend wirken die düsteren Klänge zusammen mit Bildern, wie sie im Video "Let Them Fall" zu sehen sind: Lauter gequälte Gesichter zeigen sich da, in zähem Nebel halb verschwunden, die Schreie der schmerzgeplagten Gestalten bleiben letztlich aber stumm. Stattdessen verkünden die Satzfragmente von Sänger Wino Weinrich Hoffnungslosigkeit. Von "Misere ohne Ende" und dergleichen singt er. Die Stimmung, die das Lied heraufbeschwört, ist glücksabsorbierend, und die Musik dazu scheint das Elend erst richtig breitzutreten.

Saint Vitus gelten als Gründerväter dieses Musikstils, des Doom-Metal, der sich im Laufe der 70er-Jahre vom Heavy Metal abkoppelt und mit seinen stark gedrosselten Tempi und den tiefdunklen Tönen Endzeitstimmung verbreitet. In den ersten Jahren nach der Bandgründung 1979 war dies noch alles andere als ruhmreich: Saint Vitus sollen während dieser Zeit Konzerte vor knapp über 50 Zuhörern gespielt haben. Doch es wurde besser. Gegen Ende der 80er-Jahre füllen die düsteren Metaller während ihrer Europatournee sämtliche Säle. Zu diesem Zeitpunkt hat der Vierertrupp bereits fünf Alben auf dem Markt, befindet sich auf dem Höhepunkt der Karriere: Als Sänger Wino Weinrich, der 1986 der Band beigetreten war, diese 1990 verlässt, verstummt ihr Doom-Metal allmählich. 2003 sowie 2009 züngeln die Flammen aus dem Untergrund nochmals an die Oberfläche, doch diese Revivals währen nur kurz.

Neues aus dem Apothekerschrank

Dennoch köchelt der heilige Vitus, angeblich unter anderem Schutzpatron der Apotheker, weitere Rezepturen. "Lillie: F-65" ist sein jüngster Wurf aus diesem Jahr, und der Titel verweist auf ein Beruhigungsmittel, das Chandler selber häufig konsumierte. Ruhe aber geben Saint Vitus nicht. Den kürzlich verstorbenen Schlagzeuger Armando Acosta ersetzt heute mit Henry Vasquez ein Mann, der die Felle gemäss Chandler "richtig hart schlagen kann". Es ist daher anzunehmen, dass sich die Balken der Reitschule am Konzertabend ein weiteres Mal biegen werden.

Dachstock Reitschule Mo, 9. Juli, 20 Uhr.

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BZ 5.7.12

Gastspiel der Metal-Legenden

Hardrock · Die Doom-Legenden Saint Vitus und die Thrash-Legenden Sepultura gastieren nächste Woche beide im Kanton Bern. Das verspricht süffige Nostalgie und harte Klänge.

Auch Legenden haben es schwer. Wenn man Worte benutzt, um eine Band zu bezeichnen, ist es meistens die nette Form zu sagen: "Die Glanzzeit dieser einstigen Pioniere liegt bereits ein Weilchen zurück." Anfang nächster Woche gastieren gleich zwei legendäre Bands im Kanton Bern. Die amerikanischen Doom-Metaller Saint Vitus spielen am Montag im Berner Dachstock. Die Rocker um Frontmann Scott Weinrich haben in den 1980er-Jahren mitgeholfen, den Musikstil aus der Heavy-Metal-Ecke, in den ihn Black Sabbath langsam zu manövrieren drohten, herauszuprügeln und eine treue Fangemeinde dafür aufzubauen. Traurigerweise blieben Saint Vitus stets eine Band, die vor allem von anderen Musikern geliebt wurde und selber keine grosse Fangemeinde hinter sich scharen konnte.

Magisches Charisma

Ganz anders ist das bei Sepultura, die einen Tag später in der Kulturfabrik in Lyss spielen. In den 1980er-Jahren stieg ihr Stern immer höher in den Metal-Himmel. Gipfel war das Album "Arise" von 1991, das bis heute zu den besten Aufnahmen im Thrash-Metal-Bereich gezählt wird. Mit dem Erfolg kamen aber die Probleme: Sänger Max Cavalera zerstritt sich mit seinen Bandkumpels und verliess die Gruppe just zu dem Zeitpunkt, als die vier Brasilianer mit Weltmusik innerhalb ihres bewährten Thrash-Stils zu experimentieren begannen. Gitarrist Andreas Kisser und Bassist Paulo Jr. sind heute die letzten Überbleibsel der Erfolgsbesetzung. Und obwohl der neue Sänger Derrick Leon Green ein gewaltiges Stimmorgan aufweist, fehlt doch das magische Charisma von Max Cavalera. Sämtliche Alben nach dessen Ausstieg wurden zwar mit lobenden Worten bedacht, aus den Socken konnten die Platten aber niemanden mehr hauen.

Solides Handwerk

Interessanterweise konnte auch Cavalera ohne seine ehemaligen Mitmusiker nichts Weltbewegendes mehr auf die Beine stellen. Mit seiner Nachfolgeband Soulfly konnte er nicht annährend die gleichen Akzente setzen wie zuvor mit Sepultura.

Obwohl sie den Zenit ihrer Kreativität längst überschritten haben, sind Saint Vitus und Sepultura weiterhin sehenswert. Solides Handwerk ist dauerhaft. Und live sind beide Bands eine Wucht. Insbesondere Sepultura machen seit 30 Jahren kaum etwas anderes, als irgendeine Bühne dieser Welt zu rocken. Eigentlich sind beide Konzerte ein Muss für jeden Rocker. Man sollte einfach keine Innovationen erwarten, sondern sich vielmehr von einer süffigen Nostalgie treiben lassen. Pascal Münger

Saint Vitus: Montag, 9. Juli, Dachstock, Reitschule Bern Türöffnung 20 Uhr. www.reitschule.ch Sepultura: Dienstag, 10. Juli, Kufa Lyss, Türöffnung 19 Uhr. www.kufa.ch

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Blick am Abend 4.7.12

Trotz Streit: Über 100 Nacht-Bewilligungen

NACHTLÄRM  Von wegen tote Hose: 102 Berner Lokale dürfen die Nacht zum Tag machen..

Von Roger Baur und Markus Ehinger

Von A wie Art Café bis W wie Wasserwerk: Die Liste der Berner Lokale mit einer Überzeitbewilligung ist lang. Eine detaillierte Aufstellung, die Blick am Abend vorliegt, zeigt sogar: Auch unter der Woche dürften die meisten der derzeit 102 Lokale öffnen. Meistens bis 3.30 Uhr, einige sogar bis 5 Uhr.

Aber auch Lokale ohne Überzeitbewilligung dürfen die Nacht durchmachen: 24 mal pro Jahr dürfen sie bis 3.30 Uhr öffnen - dafür reicht ein einfaches Formular.
Wer hingegen auf die Liste der regelmässigen Nachtvögel möchte, muss ein Baugesuch stellen. Dieser Antrag wird im Anzeiger publiziert, was die Zeit bis zur Bewilligung auf etwa 3 bis 4 Monate wachsen lässt.

"Das Problem in Bern ist nicht primär die Bewilligung zu erhalten, das Problem ist sie zu behalten", sagt Thomas Berger, Präsident des Vereins Pro Nachtleben. Er ortet das Problem andernorts: Regeln wie die Lärmvorschriften oder die Pflicht, ein Fumoir zu führen, erschweren den Alltag massiv. Es sei denn auch kein Zufall, dass viele Lokale mit Überzeitbewilligungen reine Bars oder Restaurants sind. "Und die alleine sorgen noch nicht für ein gutes Nachtleben."

Ein Blick ins vielgelobte Zürich zeigt aber: Auch hier tanzt nachts nichts ohne den Segen einer Behörde. Die Polizei erteilt Bewilligungen im Schnellverfahren. Das dauert zwei Wochen und kostet einmalig 1300 Franken. Zusätzlich wird jedes Jahr eine Kontrollgebühr von 1500 Franken für den Inhaber fällig. Zum Vergleich: In Bern werden einmalig 500 bis 1000 Franken für das städtische Bauinspektorat und 1000 bis 1500 Franken für die Publikation im amtlichen Anzeiger fällig. Die fällt in Zürich weg. Denn im Gegensatz zu Bern erfährt dort die Öffentlichkeit nichts und kann folglich auch keine Einsprache erheben. Beträgt nämlich der Wohnanteil in der Umgebung des Lokals weniger als 90 Prozent, muss die Bewilligung erteilt werden. "Da haben wir dann jeweils gar keinen Spielraum mehr", sagt Rolf Traxler von der Stadtpolizei Zürich.

640 Lokale besitzen heute eine solche, umgerechnet auf die Bevölkerung sind das rund doppelt so viele wie in Bern.

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Bund 4.7.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Keine-Polizeistunde-24-Stunden-OeV-und-ein-Jugendzentrum/story/10604275

Keine Polizeistunde, 24 Stunden ÖV und ein Jugendzentrum

Nach dem ersten runden Tisch zum Berner Nachtleben stehen drei Vorschläge im Vordergrund.

Timo Kollbrunner

Wen man auch fragt, alle sind zufrieden. Es sei gut gewesen, habe man sich zusammengesetzt, sagen die Akteure nach dem ersten runden Tisch über das Berner Nachtleben. Wirklich konkrete Vorschläge, wie in Bern Rahmenbedingungen für ein gleichzeitig hauptstadtwürdiges und für die Stadtbewohner erträgliches Nachtleben geschaffen werden sollen, gab es am Montag verständlicherweise noch wenige. Ende September dürfte das anders sein. Dann sollen am nächsten runden Tisch die Massnahmen diskutiert werden, die der Gemeinderat in seinem Nachtleben-Konzept verbriefen will. Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) sagt auf Anfrage, er halte es für einen "vielversprechenden Weg", die Punkte des Konzepts am runden Tisch zu diskutieren, "bevor das Konzept in den breiten öffentlichen Diskurs geht".

Doch auch am ersten runden Tisch vom Montag gab es Forderungen, die eine nähere Betrachtung verdienen:

Ein Jugendzentrum im Zentrum

In einem Punkt bestand Konsens: Für minderjährige Jugendliche fehlt es im Stadtzentrum an Ausgangsmöglichkeiten. "Es braucht einen Jugendraum in der Innenstadt", sagt Christian Pauli, Präsident des Vereins Bekult - auch, um den Vorplatz der Reitschule zu entlasten, wo am Wochenende Hundertschaften von Minderjährigen weilten. "Die Bedürfnisse der 14- bis 18-Jährigen sind schlecht abgedeckt", sagt auch Alexander Tschäppät - das habe der runde Tisch klar zutage gefördert. Aber einen geeigneten, zentralen Ort für einen Jugendraum zu finden, sei "nicht ganz einfach". Bekanntlich gelte: "Je zentraler, desto teurer."

ÖV die ganze Nacht hindurch

Auch ein Anliegen von Thomas Berger, dem Präsidenten des Vereins Pro Nachtleben und Mitglied der Jungfreisinnigen, wurde am Montag diskutiert: Die ÖV-Lücke zwischen dem letzten Nachtbus und dem ersten Bus oder Tram sei zu schliessen. Er möchte, dass "ernsthaft geprüft wird, was ein durchgehender Betrieb kosten und was er bringen würde", sagt Berger. "Wenn die Leute nach dem Ausgang nach Hause gehen, haben wir sie nicht in der Stadt", sagt auch Tschäppät. Doch auch ein durchgehender öffentlicher Verkehr sei eine Kostenfrage.

Aufhebung der Polizeistunde

Den radikalsten Vorschlag machte am Montag Christian Pauli: Er schlägt eine Abschaffung der Polizeistunde vor - versuchsweise zumindest. Das heisst: Die Clubs dürften selber bestimmen, wie lange sie geöffnet sind. Mit einer Aufhebung der Polizeistunde wäre die "aberwitzige Bürokratie" Vergangenheit, mit der sich Clubbetreiber heute herumschlagen müssten, um eine Überzeitbewilligung zu erhalten, sagt Pauli. Ausserdem würden nicht mehr alle Ausgänger gleichzeitig - um halb vier, wenn die Clubs mit Bewilligung schliessen - auf die Strasse strömen. Pauli schlägt vor, die Polizeistunde als Pilotversuch aufzuheben - für zwei Jahre beispielsweise. "Dann würde man sehen, ob der Markt das Angebot nicht von alleine regelt." Alexander Tschäppät kann die Polizeistunde nicht aufheben - dafür wäre der Kanton zuständig. Ob eine Aufhebung oder Lockerung der Polizeistunde zu einer Entspannung beitragen könnte, sei schwer abzuschätzen, sagt er. "Aber man sollte darüber reden. Man sollte das prüfen."

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BZ 4.7.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Harmonie-am-runden-Tisch-/story/22049059

Harmonie am runden Tisch

Nachtleben · Nach dem runden Tisch zum Berner Nachtleben am Montag verströmen die Hauptakteure Zuversicht. Die Gespräche seien konstruktiv und gut verlaufen, heisst es. Im September könnte es einen zweiten runden Tisch geben.

Während dreier Stunden haben 24 Parteien diskutiert. Ruhig, sachlich und lösungsorientiert. Auch wenn die Positionen unterschiedlich waren, sei am runden Tisch gegenseitiger Respekt spürbar gewesen. So empfand Gesprächsleiter Urs Wiedmer, bekannt als "Arena"-Moderator , die Diskussion rund um das Berner Nachtleben. "Ich habe festgestellt, dass alle Parteien einander zugehört haben, und dass ein dementsprechend angenehmes Klima herrschte." Wiedmer sieht den ersten runden Tisch als "vielversprechenden Anfang". Trotz der Disziplin aller Teilnehmer sei die Moderation anspruchsvoll gewesen. "Wenn 24 Parteien an einem Tisch sitzen, ist es nicht einfach, jedem gerecht zu werden", so Wiedmer.

Besprochen wurden viele Vorschläge. So zum Beispiel Massnahmen zum Lärmschutz, zur Polizeistunde, vereinfachte Bewilligungsverfahren, ein neues Abfallkonzept oder ein 24-Stunden-Tram gegen Ruhestörer. Beschlossen wurde aber nichts.

"Gute Grundstimmung"

Das Resümee von Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) fällt ebenso positiv aus. "Es war sehr angenehm, und es herrschte eine positive Grundstimmung". Es sei allerdings auch nicht so schwierig gewesen, die Harmonie zu halten, da es ja am runden Tisch primär um einen Meinungsaustausch und nicht um Umsetzungen gegangen sei, sagt Tschäppät. Thomas Berger, Präsident von Pro Nachtleben zeigte sich nach den Gesprächen am runden Tisch zufrieden. "Die Gesprächskultur war sehr konstruktiv, und wir konnten einige Probleme konkret ansprechen." Der grösste Gewinn sei für ihn der Dialog zwischen den Nachtleben-Fürsprechern und den Quartierleisten gewesen. "Wir wollen kein Tohuwabohu ohne Unterbruch. Die Sensibilisierung der Nachtschwärmer ist auch für uns ein wichtiges Thema", betont Berger. Es herrsche zudem Konsens darüber, dass das Angebot für die 14- bis 18-Jährigen verbessert werden müsse, sagte der Pro-Nachtleben-Präsident. Dazu gäbe es mehrere Möglichkeiten.

Runder Tisch, Runde zwei?

Der Gemeinderat werde im September ein Nachtleben-Konzept vorlegen, wie Tschäppät gestern noch einmal bekräftigte. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es unmittelbar danach einen zweiten runden Tisch geben wird", sagte Tschäppät. Der Kreis der Interessierten dürfte dann sogar noch grösser werden, vermutet der Stadtpräsident. Urs Wiedmer würde sich erneut als Gesprächsleiter zur Verfügung stellen, sagte der Moderator auf Anfrage. rah

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20 Minuten 4.7.12

Gute Stimmung am runden Tisch

BERN. Rund 50 Vertreter von Parteien, Stadtbehörden und Vereinen haben an einem runden Tisch zum Berner Nachtleben teilgenommen. Auch Stapi Alexander Tschäppät war am Montagabend dabei und lobte die gute Stimmung: "Alle sind gewillt, eine Lösung zu finden." Die Kunst sei nun, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Ein Problem sei beispielsweise, dass Nachtschwärmer nicht nach Hause könnten wenn die Clubs um drei Uhr morgens schliessen, sagt Tschäppät. Dies, weil der ÖV erst wieder uab sechs Uhr fahre.

Auch Thomas Berger vom Verein Pro Nachtleben ist zufrieden mit den Gesprächen: Es seien zahlreiche Missverständnisse zwischen Nachtschwärmern und Anwohnern ausgeräumt worden. Bis im September soll die Stadt nun ein Konzept ausarbeiten. SIE

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Schweiz Aktuell 3.7.12

Runder Tisch Nachtleben

An einem grossen runden Tisch diskutierten Betroffene aus allen Lagern über die Zukunft des Berner Nachtlebens. Die Interessen von lärmgeplagten Anwohnern und partyfreudigen Jugendlichen unter einen Hut zu bringen, ist nicht einfach. Immerhin hat der runde Tisch zum gegenseitigen Verständnis beigetragen.
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=0df5028e-259f-4d20-90df-e29a52607834

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Blick am Abend 3.7.12

Party-Streit: Fällt jetzt die Polizeistunde?

Lärmproblem ->  In Berner Clubs darf vielleicht schon bald die ganze Nacht gefeiert werden.

roger.baur@ringier.ch

Als gestern Abend um neun Uhr das Krisentreffen zum Berner Nachtleben für beendet erklärt wurde, war klar: Die Öffnungszeiten sind eines der grössten Probleme im Berner Nachtleben. Weil nämlich die Clubs alle gleichzeitig um vier Uhr schliessen, wirds schlagartig laut in der Stadt.

Ein Rezept dagegen: die völlige Freigabe der Club-Öffnungszeiten. In diesem Fall könnten die Partygänger bis zum ersten Tram in den Clubs bleiben. Nach dem Treffen von 24 Organisationen ist das eine der Möglichkeiten, die nun von der Stadt beleuchtet werden. Weitere Vorschläge waren ein 24-Stunden-Tram und ein Partyraum für Kids unter 16 in der Innenstadt (Blick am Abend berichtete).

Auch das Problem Abfall, Schmutz und Fäkalien auf den Strassen wurde eingekreist und soll ausgemerzt werden. Hier orteten die Beteiligten die Ursachen bei zu wenig öffentlichen Toiletten, bei fehlenden Abfallkübeln und beim städtischen Reinigungsdienst, der viele Laubengänge nicht sauber macht. Denn heute müssen die Besitzer von Altstadt-Häusern den Dreck selber wegräumen.

Vom Tisch hingegen ist nach dem gestrigen Abend die Idee einer Partyzone. Sie stiess bei allen Beteiligten auf Widerstand. "So etwas in der oberen Altstadt wäre für uns eine Katastrophe" , sagt Beatrice Imboden, die als Vertreterin der Berner Hotels am Tisch sass. "Unsere Hotels dort hätten schliessen müssen."

Nun liegt der Ball bei der Stadt. Sie will noch vor den Wahlen ein Konzept mit Massnahmen vorlegen, mit denen man konkret die hitzige Debatte abkühlen kann. Doch die Weichen für einen Kompromiss scheinen gestellt. "Der gestrige Abend hat geholfen, viel Verständnis füreinander aufzubringen", sagt Thomas Berger, Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern. "Es gab keine Auseinandersetzungen, keine Anfeindungen, sondern einen konstruktiven Austausch." Auch Hôtelière Beatrice Imboden lobt die "gute Gesprächskultur".

Was auch immer die Stadt vermutlich bereits im September vorlegen wird - die Lösungen werden kosten. Aber, so Berger: "Auch der heutige Zustand geht ins Geld. Die ganzen Beschwerden und Verfahren sind nicht gratis."

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DRS 1 Regionaljournal Bern 3.7.12

Kompromissbereitschaft am Runden Tisch

Rund 50 Vertreter von Parteien, Stadtbehörden und Vereinen haben am Montagabend an einem Runden Tisch über das Berner Nachtleben diskutiert. Trotz unterschiedlicher Standpunkte habe man Kompromissbereitschaft signalisiert, sagten verschiedene Teilnehmer.

"Wir haben einander zugehört, was extrem positiv war", sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) nach dem Runden Tisch. Es sei überhaupt nicht so gewesen, dass man versucht hätte, verhärtete Positionen zu verteidigen. Allen sei bewusst, dass der Lösungsansatz nicht einfach sein werde, doch man wolle den Dialog weiterführen, fügte Tschäppät an.

Die Berner Stadtregierung will im Herbst ein Konzept zum Stadtleben vorlegen. Dann sollen präzisere Ideen vorliegen, deren Umsetzung ebenfalls breit diskutiert werden müsse, erklärte Tschäppät.

Auch Thomas Berger vom Verein Pro Nachtleben hat den Runden Tisch als positiv empfunden. Er habe viel weniger verhärtete Fronten vorgefunden als erwartet, sagte Berger. Während der Diskussion seien auch konkrete Lösungsvorschläge auf den Tisch gekommen.

Betreuten Jugendraum gefordert

Eigentlich unbestritten sei die Forderung nach betreuter Jugendarbeit oder einem betreuten Jugendraum in der Innenstadt, sagte Berger. Zu prüfen seien überdies die Betriebszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Lücke zwischen dem letzten Nachtbus und dem ersten Tram am Wochenende müsse geschlossen werden, damit die Nachtschwärmer in dieser Zeit weniger Lärm verursachten.

Auch die zweite Vizepräsidentin des Statdtrats, Tania Espinoza (GFL), sprach von einer respektvollen und konstruktiven Gesprächsrunde. Die Teilnehmer des Runden Tisches hätten etwa über die Bildung einer Sonderzone, Dezibelbeschränkungen oder Rechtsgleichheit geredet. Denkbar wäre etwa auch eine Mediationsstelle, die zwischen Anwohnern und Clubbesitzern vermittelt, erklärte Espinoza.

Nachtleben ein Dauerbrenner

In der Stadt Bern sind das Nachtleben respektive dessen mitunter negative Auswirkungen ein grosses Thema. Mehr als 10'000 junge Menschen beteiligten sich Anfang Juni an einer Tanz-Kundgebung und demonstrierten für mehr Freiräume. (liec, sda)


Audio-Beiträge:
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/349612.kompromissbereitschaft-am-runden-tisch.html

Ergebnisse des Runden Tisches
Hören (2:06)

Interview mit Alexander Tschäppät
Hören (2:21)

Verantwortlich für diesen Beitrag:
Christian Liechti

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Bund 3.7.12

Diskussionen um Berner Nachtleben

Am gestrigen runden Tisch versammelten sich gut 50 Vertreter von Parteien, Stadtbehörden und Vereinen, um über das Berner Nachtleben zu reden. Man diskutierte unter anderem über betreute Jugendarbeit, Betriebszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel oder Sonderzonen in der Stadt. Die ersten Stimmen waren positiv.

Kein Thema am runden Tisch war der an der Tanzdemo entstandene Abfallberg. 20 Tonnen Müll habe die Strassenparty verursacht, hatte Gemeinderat Reto Nause am Tag nach der Demo verlauten lassen. Einer vertieften Prüfung hielt diese Zahl indes nicht stand: Nach dem Wägen des "Ghüders" und nach Abzug der üblichen Abfallmenge an einem Wochenende beläuft sich der Netto-Tanzdemo-Müllberg auf 10 Tonnen. "Ich habe immer gesagt, dass die 20 Tonnen eine Schätzung waren", verteidigte sich Nause gestern. (lok) - Seite 19

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Rambazamba als Standortfaktor

Internationale Studien zeigen: Wenn eine Stadt wirtschaftlich prosperieren will, sollte sie aufs Nachtleben setzen. Die Bedeutung der Clubs werde in Bern unterschätzt, beklagen hiesige Clubbetreiber.

Simon Jäggi

Richard Florida ist ein streitbarer Stadtplaner, der eine dezidierte Meinung zum Nachtleben hat: Im Standortwettbewerb hält er eine prosperierende Club- und Musikszene für bedeutender als die harten, konventionellen Faktoren - also etwa den Steuerfuss. Der amerikanische Soziologe ist der Ansicht, dass eine Stadt attraktiv sein müsse für Kreative und Talente. Gelingt dies, folge der wirtschaftliche Aufschwung. Um für die "creative class" attraktiv zu werden, empfiehlt Florida den Städten, für Toleranz, liberale Einstellung, Vielfalt und ein innovatives multikulturelles Angebot zu sorgen. Die Populärkultur spiele dabei eine grosse Rolle.

Floridas Theorie zeigt sich in Berlin in der Praxis: Während viele Wirtschaftszweige darbten, konnte der Club- und Veranstaltungsbereich im letzten Jahrzehnt ein überdurchschnittliches Wachstum verzeichnen - und hat sich zum wichtigsten Standortfaktor entwickelt. Das zeigt eine Studie, welche die Berliner Verwaltung in Auftrag gegeben hat. Weitere wichtige Erkenntnisse sind:

Clubs erzielen den höchsten Umsatzanteil mit Gastronomie (65 Prozent). Die Einnahmen durch Eintritte sind dagegen eher bescheiden (17 Prozent).

Ungefähr zwanzig Prozent der Einnahmen werden über Touristen eingenommen. Die Bedeutung dieser Zielgruppe wächst ständig.

Im Durchschnitt beschäftigten die Clubs zwölf Festangestellte, darüber hinaus zwölf bis dreizehn freiberuflich Tätige. Zudem arbeiten die Clubs pro Jahr im Durchschnitt mit 150 Künstlern, Musikern und DJs zusammen.

Bei den Behörden fehlt es an der Bereitschaft, die Club- und Veranstalterszene als "konstruktiven Teil der Kreativwirtschaft anzuerkennen".

Sorgen macht der Nachtleben-Szene die Gentrifizierung: Durch Bauvorhaben verschwinden Veranstaltungsorte, weil Stadtteile saniert oder abgerissen werden. Zudem sind auch in Berlin die Lärmkonflikte latent: Alle Unternehmen sind mit Beschwerden und Anzeigen aufgrund von Lärm konfrontiert.

Ins selbe Horn bläst eine weitergefasste Studie der Stadt Wien, welche die wirtschaftliche Bedeutung von "Kultur und Creative Industries" in sechs europäischen Metropolen vergleicht:

Kultur nimmt einen prominenten Stellenwert in den Stadtentwicklungsstrategien von London, Berlin, Paris, Mailand und Barcelona ein.

Die Wachstumszahlen der "Kreativindustrie" liegen bis zu 50 Prozent über den Wachstumsraten der jeweiligen Volkswirtschaften. Durch die Globalisierung und die weitere Verlagerung der Güterproduktion nimmt die Relevanz des Sektors noch mehr zu.

Bei der Förderung des Kulturtourismus zeigt sich, dass Kulturpolitik auf Tradition und Moderne setzen soll.

Doch was können die beiden Studien über das beschauliche Bern aussagen? Einiges, findet Rolf "Bobby" Bähler, Mitbetreiber des Ausgehlokals Bonsoir. "Bern ist eine Hauptstadtregion mit überregionaler Ausstrahlung." Betrachte man die Agglomeration und das Einzugsgebiet, habe Bern tatsächlich Metropolitancharakter, obwohl es die Bundesbehörden zunächst nicht zu den Metropolitanregionen dazuzählten. In Bereichen wie Verkehr oder Verwaltung werde diese Zentrumsfunktion anerkannt, im Bereich Nachtleben aber nicht. "Politiker sind widersprüchlich, die Bern gerne als Metropolitanregion sehen - im Nachtleben aber argumentieren, Bern sei halt nicht wie Zürich."

Die Politik ignoriere die wachsende Relevanz der Musik- und Clubszene: "Die wirtschaftliche Bedeutung wird völlig ignoriert - auch von Wirtschaftsverbänden." Die Nachtleben-Branche werde stets unters Gastgewerbe subsumiert: "Es findet keine Segmentierung statt." Auch innerhalb der Ausgehlokale müsse unterschieden werden: "Wer sagt, dass die Schliessung des Sous-Soul nicht so tragisch sei, weil gleichzeitig das Le Ciel eröffnet habe, hat einfach keine Ahnung." Bähler schlägt dieselbe Massnahme vor, die in Berlin ergriffen wurde: Politiker auf Clubtour zu schicken, um ihnen die Vielfalt des Ausgehlebens vor Augen zu führen.

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Runder Tisch

Grosse Kompromissbereitschaft

Rund 50 Vertreter von Parteien, Stadtbehörden und Vereinen haben gestern Abend an einem runden Tisch über das Berner Nachtleben diskutiert.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte habe man Kompromissbereitschaft signalisiert, sagten verschiedene Teilnehmer. "Wir haben einander zugehört, was extrem positiv war", sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) nach dem runden Tisch. Es sei überhaupt nicht so gewesen, dass man versucht hätte, verhärtete Positionen zu verteidigen. Allen sei bewusst, dass der Lösungsansatz nicht einfach sein werde, doch man wolle den Dialog weiterführen, fügte Tschäppät an. Die Stadtregierung will bekanntlich im Herbst ein Konzept zum Stadtleben vorlegen. Dann sollen präzisere Ideen vorliegen, deren Umsetzung ebenfalls breit diskutiert werden müsse, erklärte Tschäppät.

Auch Thomas Berger vom Verein Pro Nachtleben hat den runden Tisch als positiv empfunden. Er habe viel weniger verhärtete Fronten vorgefunden als erwartet, sagte Berger. Während der Diskussion seien auch konkrete Lösungsvorschläge auf den Tisch gekommen. Eigentlich unbestritten sei die Forderung nach betreuter Jugendarbeit oder einem betreuten Jugendraum in der Innenstadt, sagte Berger. Zu prüfen seien überdies die Betriebszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Lücke zwischen dem letzten Nachtbus und dem ersten Tram am Wochenende müsse geschlossen werden, damit die Nachtschwärmer in dieser Zeit weniger Lärm verursachten.Auch die zweite Vize-Stadtratspräsidentin Tania Espinoza (GFL) sprach von einer respektvollen und konstruktiven Gesprächsrunde. Die Teilnehmer des runden Tisches hätten etwa über die Bildung einer Sonderzone, Dezibelbeschränkungen oder Rechtsgleichheit geredet. Denkbar wäre etwa auch eine Mediationsstelle, die zwischen Anwohnern und Clubbesitzern vermittelt, erklärte Espinoza. (sda)

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Tanzdemo

Abfallberg schrumpft und schrumpft

20 Tonnen Abfall seien bei der Tanzdemo angefallen, sagte Gemeinderat Nause. Es waren aber "nur" zehn.

An der Tanzdemo scheiden sich die Geister. Befürworter und Kritiker untermauern dabei ihre Position gerne mit Zahlen. Erstere schwärmen von den "10 000 Demonstranten", die am 2. Juni die Strasse erobert hätten. Letztere verweisen auf die 20 Tonnen Abfall, die bei diesem "Saubannerzug" angefallen seien. Die Abfallmenge geht auf Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) zurück: Er diktierte den Medien am Tag nach der Demo die eindrückliche Müll-Tonnage.

Auf Nachfrage des Politikers Manuel C. Widmer (GFL) stellte sich nun heraus, dass der Abfallberg der Strassenparty nur halb so gross war wie ursprünglich mitgeteilt. Bereits am Montag nach der Demo, als die Strassenreinigung den eingesammelten "Ghüder" wiegen liess, zeigte die Waage "nur" 13 Tonnen an. Abzüglich der an normalen Wochenenden in der oberen Altstadt anfallenden 3 bis 4 Tonnen bleibt ein Netto-Tanzdemo-Müll von rund 10 Tonnen.

"Unsere erste Schätzung vom Sonntagmittag war etwas zu hoch", räumt Martin Schneider, Leiter Strassenreinigung im Tiefbauamt, ein. Jedoch sei die Abfallmenge für die Strassenreinigung sekundär. "Teuer war vor allem das Reinigungspersonal, das während der Demo zusätzlich im Einsatz stand. Die Kosten dieses ausserordentlichen Einsatzes betrugen rund 35 000 Franken."

"Ich habe nur die Zahl weitergegeben, die ich am Tag nach der Demo von der Strassenreinigung erhalten habe", verteidigt sich Gemeinderat Nause, der im Übrigen den Sondereffort der Strassenreinigung lobt. Zudem habe er die Zahl immer als Schätzung deklariert. Dass der Abfallberg nur halb so gross ist, ändere ohnehin kaum etwas an den Tatsachen: "Egal ob 5 oder 20 Tonnen, die Tanzdemo hat der Strassenreinigung sehr viel Arbeit und der Stadt Bern grosse Kosten verursacht." (len)

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bernerzeitung.ch 2.7.12

Kompromissbereitschaft am Runden Tisch zum Nachtleben

sda / js

Rund 50 Vertreter von Parteien, Stadtbehörden und Vereinen haben am Montagabend an einem Runden Tisch über das Berner Nachtleben diskutiert.

Trotz unterschiedlicher Standpunkte habe man Kompromissbereitschaft signalisiert, sagten verschiedene Teilnehmer.

"Wir haben einander zugehört, was extrem positiv war", sagte Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) nach dem Runden Tisch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Es sei überhaupt nicht so gewesen, dass man versucht hätte, verhärtete Positionen zu verteidigen.

Allen sei bewusst, dass der Lösungsansatz nicht einfach sein werde, doch man wolle den Dialog weiterführen, fügte Tschäppät an. Die Berner Stadtregierung will bekanntlich im Herbst ein Konzept zum Stadtleben vorlegen. Dann sollen präzisere Ideen vorliegen, deren Umsetzung ebenfalls breit diskutiert werden müsse, erklärte Tschäppät.

Auch Thomas Berger vom Verein Pro Nachtleben hat den Runden Tisch als positiv empfunden. Er habe viel weniger verhärtete Fronten vorgefunden als erwartet, sagte Berger. Während der Diskussion seien auch konkrete Lösungsvorschläge auf den Tisch gekommen.

Betreuten Jugendraum gefordert

Eigentlich unbestritten sei die Forderung nach betreuter Jugendarbeit oder einem betreuten Jugendraum in der Innenstadt, sagte Berger. Zu prüfen seien überdies die Betriebszeiten der öffentlichen Verkehrsmittel. Die Lücke zwischen dem letzten Nachtbus und dem ersten Tram am Wochenende müsse geschlossen werden, damit die Nachtschwärmer in dieser Zeit weniger Lärm verursachten.

Auch die zweite Vize-Stadtratspräsidentin Tania Espinoza (GFL) sprach von einer respektvollen und konstruktiven Gesprächsrunde. Die Teilnehmer des Runden Tisches hätten etwa über die Bildung einer Sonderzone, Dezibelbeschränkungen oder Rechtsgleichheit geredet. Denkbar wäre etwa auch eine Mediationsstelle, die zwischen Anwohnern und Clubbesitzern vermittelt, erklärte Espinoza.

In der Stadt Bern ist das Nachtleben respektive sind dessen mitunter negative Auswirkungen ein grosses Thema. Mehr als 10'000 junge Menschen beteiligten sich Anfang Juni an einer Tanz-Kundgebung und demonstrierten für mehr Freiräume.

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DRS 1 Regionaljournal Bern 2.7.12

Wieviel Nachtleben braucht eine Stadt?

In Bern wird das Thema Nachtleben derzeit rege diskutiert. Ein Blick in andere Städte zeigt ganz unterschiedliche Ansätze: In Lausanne wurde 2006 ein neues Ausgeh-Quartier eröffnet, am Wochenende vergnügen sich dort bis zu 30 000 Leute. In Chur hingegen wurde das Nachtleben durch ein neues Polizeigesetz massiv eingeschränkt.

Die Diskussionen, wie das Nachtleben in einer Stadt organisiert werden soll, reissen in Bern nicht ab: Am Montagabend haben Vertreter aller Parteien und betroffenen Kreise an einem grossen Runden Tisch darüber diskutiert.

In Lausanne und Chur wurden in den letzten Jahren zwei verschiedene Modelle eingeführt: Lausanne hat nach Demonstrationen Jugendlicher Ende der 90-er Jahre das Nachtleben liberalisiert. Chur hatte vor 10 Jahren ein reges Nachtleben, das nun mit der Einführung eines neuen Polizeigesetzes eingeschränkt wurde.

Das Alkoholverbot in Chur

Zwischen 0.30 Uhr und 7 Uhr darf in der Öffentlichkeit kein Alkohol konsumiert werden. Wer trotzdem trinkt, wird gebüsst. Zudem müssen Bars und Restaurants um 1 Uhr schliessen. Das die wichtigsten Neuerungen des Polizeigesetzes, das in Chur vor vier Jahren eingeführt wurde. Die Jugendlichen sind unzufrieden und haben im Mai dagegen protestiert. Für sie ist Chur nun eine tote Stadt. Sie fordern eine Liberalisierung - und dürfen hoffen: In Chur finden dieses Jahr Wahlen statt und die Politiker zeigen sich auch deshalb kompromissbereit.

Party im Zentrum von Lausanne

Im neuen Quartier "Flon" im Zentrum von Lausanne vergnügen sich am Wochenende bis zu 30 000 Leute. Bars und Discos haben bis 5 Uhr geöffnet. Der Alkohol ist günstig und wird auch über die Gasse verkauft. Die Anwohner beklagen sich, Lärm und Sachbeschädigungen häufen sich.

Die Regierung hat deshalb bereits eine "heure blanche" eingeführt: Zwischen 5 und 6.30 Uhr darf kein Alkohol ausgeschenkt und konsumiert werden. Der Nachteil daran: Bis zu 10 000 Menschen stehen am frühen Morgen auf der Strasse, bereits zweimal kam es zu einer grossen Schlägerei. Das Kantonsparlament prüft im Moment weitere Restriktionen, vor allem was den Alkoholverkauf anbelangt.

Ob Lausanne oder Chur, beide Modelle haben Vor- und Nachteile und an beiden Orten wird nun ein Mittelweg geprüft. (widc)


Gespräch mit den Korrespondenten aus Lausanne und Chur
Hören (9:07)
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/kompromissbereitschaft-am-runden-tisch/349612.349599.wieviel-nachtleben-braucht-eine-stadt.html

Verantwortlich für diesen Beitrag:

Christine Widmer

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Blick am Abend 2.7.12

Bern

24-Stunden-Tram gegen Ruhestörer

Nachtlärm

Am runden Tisch zu Berns Ausgeh-Problem wird heute eine brisante Idee diskutiert.

roger.baur @ringier.ch

Zletschte Tram fährt möglicherweise schon bald nicht mehr. Geht es nach dem Willen der Berner Jungfreisinnigen, soll Bern mobil schon bald rund um die Uhr auf Achse sein. "Das könnte das Lärmproblem massiv entlasten", sagt Vorstandsmitglied Thomas Berger. Denn heute setzen die Berner Clubs ihre Gäste um halb fünf vor die Türe, der letzte Moonliner-Bus fährt aber schon um 3.45 Uhr, das erste Trams um halb sechs.

"Viele Partygänger verbringen so eine Stunde auf der Gasse und machen dort Lärm", sagt Berger. "Darum wollen wir diese Lücke im Angebot des öffentlichen Verkehrs schliessen."

Die Jungfreisinnigen bringen ihre Idee am runden Tisch der Stadt Bern von heute Abend ein. An diesem Treffen diskutieren 24 Parteien, Gruppierungen, Verbände und Behörden mögliche Lösungen im Streit ums Berner Nacht leben. Wie das neue Angebot finanziert werden soll, ist noch unklar. "Man wird zuerst eruieren müssen, wie viel man dadurch andernorts einsparen kann. Denn schliesslich verursachen die Lärmprobleme auch Kosten", sagt Berger.

Noch ist unklar, welche Linien die Nachtschicht übernehmen. Berger: "Ein Betrieb am Wochenende auf den wichtigsten Strecken würde genügen."

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Bern

Partyraum für Teenies gefordert

Runder Tisch

Fünf Berner Organisationen aus dem Berner Nachtleben werden am runden Tisch von heute Abend eine gemeinsame Forderung einreichen. Blick am Abend weiss: Das Nachtlärm-Problem wollen die fünf mit einem Jugendraum in der Innenstadt angehen. Denn heute bleibt vielen Jugendlichen unter 16 bis 18 Jahren der Zugang zu Clubs und Partys verwehrt. Als Folge davon verbringen sie den Ausgang auf der Strasse. Ein Jugendraum in der City für die jüngsten Ausgeher soll hier in die Bresche springen. Die Initianten (BeKult, Petzi, Buck, IKuR und Verein pro Nachtleben) hoffen, dass die Stadt noch vor den Wahlen ein Konzept erstellt. rba