MEDIENSPIEGEL 09. - 15. JULI 2012

Bund 12.7.12

Orquesta Libre

Jazz-Standards - japanisch serviert

Yasuhiro Yoshigaki ist Drummer, Komponist, Arrangeur und eine Schlüsselfigur der Jazz- und experimentellen Szene Japans. In seinem neusten Projekt, dem Orquesta Libre, nimmt er sich ausgewählten Jazz-Standards an: Er rekonstruiert diese in freien Interpretationen und bereitet sie in ausgefeilten Arrangements für ein zehnköpfiges Orchester auf. (klb)

Tojo Reitschule Mittwoch, 18. Juli, 20.30 Uhr.

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kulturagenda.be 12.7.12

Orquesta Libre im Tojo Theater

Schlagzeuger, Komponist und Arrangeur Yasuhiro Yoshigaki (Mitte) ist eine der Schlüsselfiguren des japanischen Jazz. Mit seiner neuen Band Orquesta Libre spielt er Standards aus Jazz-, Rock- und Filmmusik, unterwirft sie der freien Improvisation, neuen Arrangements und seiner zehnköpfigen Gruppe, die einen grossen Satz Bläser und viel Perkussion vereinigt. Es ist eine Gruppe von Musikern namhafter Orchester, die erstklassige Jazz-Musik verspricht.
Tojo in der Reitschule, Bern. Mi., 18.7., 20 Uhr

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WoZ 12.7.12

Nachtleben

Mehr als eine Laus im Pelz

Die Nacht besteht nicht nur aus Beats und Stroboskoplicht: Dies ist die Botschaft von Mirik Milan. Er muss es wissen, schliesslich ist er der Nachtbürgermeister von Amsterdam. Wäre das auch eine Idee für Schweizer Städte?

Von Tobias Müller, Amsterdam

Mit dem Schwärmen wird Mirik Milan lange nicht fertig. "Die Nacht?" Der 31-Jährige denkt nur kurz nach. "Die Nacht ist für mich ein ganz besonderer Platz. Wo es Festivals gibt und Kultur und die Gay-Szene Partys schmeisst, ohne die ihr Dasein viel schwieriger wäre." Dazu gehörten schicke Discos ebenso wie Künstler­Innen, die draussen in Quartieren wie Noord mit ihren FreundInnen ums Lagerfeuer sässen. Denn: "Die Nacht ist ein freier Ort, an dem man sein kann, wer man ist." Doch bedeutet der Einbruch der Dunkelheit für Milan längst nicht mehr nur Poesie, sondern auch Politik. Seit März ist er Nachtbürgermeister von ­Amsterdam.

Ein Einzelfall ist er damit nicht; in den meisten niederländischen Grossstädten kennt man dieses Amt. Den Anfang machte der Rotterdamer Jazzdichter Jules Deelder, der diesen Beinamen bereits in den siebziger Jahren erhielt. In den neunziger Jahren zog Den Haag nach, und in Amsterdam wird seit 2002 alle zwei Jahre ein neuer Nachtbürgermeister gewählt. Die Initiative geht auf die lokale Fraktion der Partei Groen­Links zurück. "Im Stadtparlament realisierte man damals, dass man keine Ahnung hatte, was in der Stadt passiert, wenn um Mitternacht die Theater schliessen", so Mirik Milan, der nun bis 2014 das Nachtleben gegenüber städtischen Ins­titutionen repräsentiert.

Milan berät und vermittelt, diskutiert und leistet Lobbyarbeit. Gefragt sind an der Schnittstelle zwischen Kommune und Nachtleben Seriosität und ein realpolitischer Ansatz. Viel erreicht hat in dieser Hinsicht die letzte Amtsinhaberin, die renommierte DJ Isis: Sie organisierte eine Onlineuntersuchung zum Zustand des Amsterdamer Nachtlebens. Der "Nachtreport" erschien 2011 und gilt mit über 2000 TeilnehmerInnen als wichtiger Referenzpunkt der Stadtpolitik - und als Grundlage dafür, dass der Nachtbürgermeister, wie Milan sagt, immer ernster genommen wird.

Die Nacht als Nährboden

Zwanzig Wochenstunden hält den Nachtbürgermeister sein Ehrenamt auf Trab, für das er weder Budget noch Büro hat. Kein Grund zum Klagen, findet Milan: "Ich habe mich dazu verpflichtet – aus Liebe zur Stadt und zur Nacht." Seit Jahren ist er als Organisator von Partys in der Nachtszene der Hauptstadt eine bekannte Figur. Heute arrangiert er als Selbstständiger auch Modeschauen und Fotoshootings. Dazwischen eilt er zur Brainstormingsession über ein Stadtentwicklungsprojekt, tauscht sich mit ProtagonistInnen der Schwulen- und Lesbenszene zum Status Amsterdams aus oder diskutiert mit dem Stadtrat längere Öffnungszeiten.

Oft wird er auch als Jurymitglied eingeladen. So wie Ende Mai im noblen Theater­ambiente der Stadsschouwburg, wo sich vier Kunstinitiativen auf der Suche nach Subventionen präsentierten. Als Kandidaten traten an: ein Animationsfilmfestival, ein schnoddriger Songwriter, ein Orchester und ein Opernprojekt, das Werke des italienischen Komponisten Giacomo Puccini neu inszenieren will.

Das war ganz nach den Vorstellungen des Nachtbürgermeisters: Ein Schwerpunkt seiner Amtszeit ist die Vielfalt der Aktivitäten zwischen Sonnenunter- und -aufgang. "Verbreiterung" nennt er das. "Es geht nicht nur um Partys. Die Nacht ist mehr als Beats und Stroboskoplicht", sagt Milan, der privat Ins­tallationskunst inzwischen mehr abgewinnen kann als einem Riesenrave. "Kultur aller Sorten", das schwebt ihm vor. Dabei geht es nicht nur um Hedonism­us, sondern auch um einen deutlichen ­gesellschaftlichen   An­spruch:   "Clubs und   Nachtleben haben eine gesellschaftliche   Funk­tion, die nicht unterminiert werden darf."

Auch in Amsterdam gibt es Tendenzen, den Soundtrack zum Ausgang vor allem als Be­lästigung wahrzunehmen. Milans Position dazu wird seiner Aufgabe als Vermittler durchaus gerecht. Diskotheken ohne angemessene Isolierung findet er "nicht mehr zeitgemäss". Doch wo Clubs und Bars sind, kommt und geht das Publikum, und ganz geräuschlos geschieht das nun mal nicht. "Es ist wie mit einem Bauarbeiter. Der kann natürlich nicht um zehn Uhr abends bohren. Aber dass er sein Auto bei der Baustelle parkt, muss sein."

Dass Clubs wegen Lärmbeschwerden schliessen müssen, findet Milan indiskutabel. In solchen Fällen sieht er nicht zuletzt die Kommunen in der Verantwortung, nach einem adäquaten Ersatzlokal zu suchen. Der Nachtbürgermeister schaut entschlossen, wenn er davor warnt, dass eine "Klagekultur" im Diskurs über das Nachtleben die Oberhand gewinne: "Die Innenstadt ist schliesslich kein Freiluftmuseum."

Grossen Wert legt Milan auf die produktiven Nebeneffekte des Ausgehens. "Es sind Start-ups oder innovative kleine Betriebe, die neue Ideen entwickeln. Oft gibt es dabei eine direkte Verbindung zum Nachtleben. Vielen Webdesignern, Grafikern oder Art Directors gilt die Nacht als Nährboden für Inspiration. Das war in den Siebzigern so, und heute gilt das für die gesamte Kreativindustrie." Nicht nur eine attraktive Umgebung oder Sicherheit seien für Betriebe bei ihrer Standortwahl wichtig, sondern gerade auch Kultur und eine breite Palette an Ausgehoptionen. Und so folgert Mirik Milan: "Das Nachtleben ist nicht nur eine Laus im Pelz! Auch die Wirtschaft dreht sich darum."

Ein Realist mit Idealen

Die Stadtregierung hat dieses Potenzial erkannt. Und so ziehen Kommune und Nachtbürger­meis­ter an einem Strang, wenn es darum geht, die traditionell eher spartanischen Öffnungszeiten der Hauptstadt zu verlängern. Die Mehrheit der TeilnehmerInnen der "Nachtreport"-Umfrage kritisierte die Sperrstunde. Und da Amsterdam sowohl im Selbstbild als auch in der Gunst vieler Tourist­Innen in einer Liga mit globalen Metropolen spielt, gilt inzwischen auch im Stadthaus ein ausgedehnteres Nachtleben als Standortfaktor. Dass es auch die Polizei entlastet, wenn die Nachteulen in Gleitzeit nach Hause fliegen, statt zeitgleich in grossen alkoholisierten Gruppen auf der Strasse zu landen, ist mehr als ein Nebeneffekt.

Ein Glanzlicht der neuen, ausgedehnten Grachtennacht ist ein Pilotprojekt mit 24-Stunden-Lizenzen, das im Herbst beginnen soll. Für Mirik Milan war das Thema "Rund-um-die-Uhr-Betrieb" ein Schwerpunkt in seiner Kandidatur, mit der er sich im März im Melkweg, einer Institution der Amsterdamer Nacht, gegen seine MitbewerberInnen durchsetzte. Geht es nach dem Nachtbürgermeister, müssten die Genehmigungen auch nach räumlichen Aspekten vergeben werden. "Wir sind nicht Tokio. Also sollte man diese Etablissements konzentrieren, um eine Art Chinatown der 24-Stunden-Ökonomie zu schaffen."

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der auf Milans Agenda ausdrücklich weit oben steht: die Emanzipation Homosexueller. Anknüpfen will er dabei an die sprichwörtliche liberale Tradition Amsterdams. "Die Stadt", sagt er, "soll ausstrahlen, dass hier allerlei verschiedene Menschen willkommen sind. Das ist unsere Geschichte, auf die wir noch immer stolz sind." Angesichts der zahlreichen homophoben Vorfälle der letzten Jahre, der "Beschimpfungen, die die meisten Homosexuellen erfahren", sieht der Nachtbürgermeister hier reichlich Handlungsbedarf.

In der Nacht seiner Wahl nannte die Jury Milan einen Realisten. Das ist er zweifellos. Dass damit nicht das Fehlen von Idealen gemeint ist, daran lässt er wenig Zweifel. Denn was ihn antreibt, ist nicht zuletzt eine Überzeugung: dass die Nacht allen gehört. "Jeder hat das Recht, die Stadt zu benutzen, wie er das will. Menschen, die älter sind oder ein schönes Haus haben, vergessen das manchmal. Und deshalb ist es schlimm, wenn man eine bestimmte Gruppe Nachtschwärmer aus der Stadt vertreibt."

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Nachtleben in Schweizer Städten

Ein offenes Ohr

Anruf bei der Schweizer Städtekonferenz Kultur (SKK). Frage: "Ist die Nacht ein Thema bei Ihnen?" Antwort: "Bisher kaum. Die Nacht steht momentan eher im Fokus der Sicherheitspolitik."

Die Schlagworte, die die politische und die mediale Debatte über die Nacht prägen, decken sich mit dieser Aussage: Alkohol- und Rauchverbot, Wegweisungsartikel und Lärmklagen. Im Fokus der Debatte stehen Aspekte der Sicherheit und Sauberkeit, die Kulturpolitik nimmt bisher noch wenig Einfluss - anders als in mehreren holländischen Städten (vgl. "Mehr als eine Laus im Pelz").

Eine Ausnahme bildete Anfang Juli ein runder Tisch in Bern: Gut fünfzig Vertreter­Innen aus der Politik, von Kulturinstitutionen, aus der Wirtschaft und von Vereinen diskutierten über das Berner Nachtleben. "Der runde Tisch ging erfolgreich über die Bühne", sagt Christian Pauli, der Bekult vertrat, den Dachverband von rund siebzig im Raum Bern tätigen KulturveranstalterInnen. "Es wurde klar, dass in Bern das Nachtleben mehr als ein Sicherheitsproblem ist: Es geht auch um kulturelle Fragen." Im Zentrum des runden Tischs stand das Nachtlebenkonzept, das im September vom Gemeinderat vorgestellt werden soll. "Die Stadt muss unbedingt ein offenes Ohr haben und als Vermittlungsstelle im Nachtleben funktionieren", sagt Pauli.

Im letzten Jahr trafen sich auch in Genf VertreterInnen von Kulturinstitutionen und PolitikerInnen zur mehrtägigen Konferenz États généraux de la nuit. "Wir müssen aufhören, die Nacht als Verlängerung des Tages zu betrachten", sagt André Waldis, Kulturbeauftragter der Stadt Genf und Kogastgeber der Konferenz. "Die Nacht hat ihre eigenen Problem- und Fragestellungen. Zentral ist fast immer und fast überall der folgende Konflikt: Auf der einen Seite steht das legitime Recht auf Ruhe der Anwohner, auf der anderen Seite das Recht zu feiern." Es gehe darum, mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen. Die Einsetzung eines Nachtbürgermeisters als eine Art Vermittlungsperson und Ombudsmann findet er spannend. Doch einen Nachahmer hat das holländische Modell in der Schweiz bisher nicht gefunden. Wichtig sei es allerdings, die Nacht überhaupt als politisches Thema wahrzunehmen. jj

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kulturstattbern.derbund.ch 10.7.12
http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2012/07/10/constellation-feiert/

Constellation feiert

Von Benedikt Sartorius am Dienstag, den 10. Juli 2012, um 06:11 Uhr

Man wagt rasch den Blick in die fernere Zukunft - quasi ein Early Warning, das sehr rot angestrichen werden muss. Vom 16. bis 18. November gastiert nämlich das Heartland Festival im Dachstock und präsentiert während drei Nächten die Bands des honorigen kanadischen Labels Constellation. Dieses feiert heuer seinen 15. Geburtstag - und wie es diesen feiert.

In Bern dabei ist etwa das grosse Kollektiv Godspeed! You Black Emperor, die ihre diesjährige Europatournee im Dachstock beschliessen werden, die Abspaltung Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra, Carla Bozulichs Evangelista und aber auch mein persönlicher Favorit, der Liedforscher Sandro Perri, der mit seiner letzten Platte "Impossible Spaces" bei mir noch immer für viel Freude sorgt.

Auch tagsüber sind Konzerte angekündigt sowie eine Ausstellung, die sich dem Artwork dieses kompromisslosen Labels widmet. Ich freue mich, und sperre jetzt mal diese drei Daten.

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derbund.ch 10.7.12

"Pro Nachtleben Biel" kämpft für attraktives Nachtleben

sda / bs

Nach Bern gibts nun auch in Biel ein Komitee, das sich für ein attraktives Nachtleben stark macht.

Wie in der Stadt Bern gibt es nun auch in Biel eine Gruppierung, die über zahlreiche behördliche Auflagen für Bars und Klubs klagt und etwas tun will für ein pulsierendes Nachtleben. Es ist das Komitee "Pro Nachtleben Biel", das Mitte Juni gegründet wurde.

Acht Mitglieder der Grünen, der SP, der Grünliberalen und der Jungfreisinnigen bilden die Gruppe; mehrere Klubs, Bars und Kulturveranstalter unterstützen das Komitee. Das ist seiner Facebook- Seite zu entnehmen, die Informationen im "Bieler Tagblatt" vom Dienstag bestätigt.

"Politische Brücken" bauen

"Auch Biel/Bienne braucht ein klares Bekenntnis zu einem vielfältigen und attraktiven Nachtleben", schreibt das Komitee und will "politische Brücken" zwischen Klubs, Bars, Veranstaltern und Behörden bauen. Es spricht von "immer restriktiveren Auflagen", weshalb mehrere Klubs hätten umziehen oder schliessen müssen.

Das Komitee fordert auch Rücksicht der Nachtschwärmer auf die Bewohner Biels und hat Kulturveranstalter und Wirte eingeladen, ihm Erfahrungen, Sorgen und Wünsche mitzuteilen. Auf der Basis dieser Eingaben wollen die acht Komiteemitglieder im Herbst eine Petition formulieren.

Präsident des Komitees ist der Fraktionschef der Grünliberalen im Bieler Stadtrat, Max Wiher. Der Grafiker war nach eigenen Angaben selber viele Jahre lang Kulturveranstalter und DJ. Bisher 335-mal ist der "Gefällt mir"-Knopf auf der Facebook-Seite des Bieler Komitees angeklickt worden.

In Bern unterschrieben fast 11'000 Menschen

Eine Petition bereits formuliert und den Behörden übergeben hat im vergangenen Winter in Bern der im September gegründete Verein Pro Nachtleben Bern. Fast 11'000 Personen unterschrieben die Bittschrift für ein "hauptstadtwürdiges, attraktives Nachtleben".

Forderungen waren etwa flexiblere Öffnungszeiten und gleich lange Spiesse für alle Betriebe. Auch ein "klares Lärmzonenkonzept" möchten die Petitionäre. Dies in dem Sinne, dass in "klar definierten Zonen" Bars und Klubs sicher sind vor Lärmklagen aus der Nachbarschaft.

Vor dem Hintergrund dieser unter anderem von Pro Nachtleben Bern angestossenen Diskussion und den neuen behördlichen Auflagen für die Gastrobetriebe der Reitschule gingen schliesslich Anfang Juni mehr als 10'000 Menschen auf die Strasse. Sie verwandelten die Innenstadt in eine Party-Meile.

Danach kam es in Bern zu einem Rundtischgespräch zum Nachtleben mit rund 50 Vertreterinnen und Vertretern von Parteien, Stadt und Vereinen. Ein Konzept zum Nachtleben soll in Bern in diesem Herbst vorliegen.

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bernerzeitung.ch 10.7.12

Auch in Biel kämpft Komitee für attraktives Nachtleben

sda / dln

Wie in der Stadt Bern gibt es nun auch in Biel eine Gruppierung, die über zahlreiche behördliche Auflagen für Bars und Klubs klagt und etwas tun will für ein pulsierendes Nachtleben.

Acht Mitglieder der Grünen, der SP, der Grünliberalen und der Jungfreisinnigen bilden die Gruppe; mehrere Klubs, Bars und Kulturveranstalter unterstützen das Komitee. Das ist seiner Facebook- Seite zu entnehmen, die Informationen im "Bieler Tagblatt" vom Dienstag bestätigt.

"Auch Biel/Bienne braucht ein klares Bekenntnis zu einem vielfältigen und attraktiven Nachtleben", schreibt das Komitee und will "politische Brücken" zwischen Klubs, Bars, Veranstaltern und Behörden bauen. Es spricht von "immer restriktiveren Auflagen", weshalb mehrere Klubs hätten umziehen oder schliessen müssen.

Das Komitee fordert auch Rücksicht der Nachtschwärmer auf die Bewohner Biels und hat Kulturveranstalter und Wirte eingeladen, ihm Erfahrungen, Sorgen und Wünsche mitzuteilen. Auf der Basis dieser Eingaben wollen die acht Komiteemitglieder im Herbst eine Petition formulieren.

Präsident des Komitees ist der Fraktionschef der Grünliberalen im Bieler Stadtrat, Max Wiher. Der Grafiker war nach eigenen Angaben selber viele Jahre lang Kulturveranstalter und DJ. Bisher 335-mal ist der "Gefällt mir"-Knopf auf der Facebook-Seite des Bieler Komitees angeklickt worden.

In Bern unterschrieben fast 11'000 Menschen

Eine Petition bereits formuliert und den Behörden übergeben hat im vergangenen Winter in Bern der im September gegründete Verein Pro Nachtleben Bern. Fast 11'000 Personen unterschrieben die Bittschrift für ein "hauptstadtwürdiges, attraktives Nachtleben".

Forderungen waren etwa flexiblere Öffnungszeiten und gleich lange Spiesse für alle Betriebe. Auch ein "klares Lärmzonenkonzept" möchten die Petitionäre. Dies in dem Sinne, dass in "klar definierten Zonen" Bars und Klubs sicher sind vor Lärmklagen aus der Nachbarschaft.

Vor dem Hintergrund dieser unter anderem von Pro Nachtleben Bern angestossenen Diskussion und aufgrund neuer behördlicher Auflagen für die Gastrobetriebe des Berner Kulturzentrums Reitschule gingen schliesslich Anfang Juni mehr als 10'000 Menschen auf die Strasse. Sie verwandelten die Berner Innenstadt in eine Party-Meile.

Danach kam es in Bern zu einem Rundtischgespräch zum Nachtleben mit rund 50 Vertreterinnen und Vertretern von Parteien, Stadt und Vereinen.

Die Berner Tanzparty sei nicht direkter Auslöser für die Gründung des Bieler Komitees gewesen, sagt dazu Wiher, "doch es hat mich sicher nicht negativ beeinflusst. Ich war auch in Bern." In Biel sei keine solche Party geplant.

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Bund 10.7.12

Ein neues Zuhause für die Cinébar-Nostalgiker

Ehemalige Cinébar-Angestellte eröffnen eine Bar in der Speichergasse.

Simon Jäggi

Was hat die ehemalige Cinébar am Bollwerk so einzigartig gemacht? Matthias Nydegger sucht Gründe: Es habe eine unvergleichliche Atmosphäre geherrscht. Vielleicht die Mischung der Gäste. Vielleicht die Lage am viel befahrenen Bollwerk. Vielleicht das Nicht-Konzept der Bar, die nie mehr als eine Bar sein wollte. Sicher ist: Bis heute trauern noch immer zahlreiche Bernerinnen und Berner der Bar des Kinos Cinémastar nach, das im Mai 2010 schliessen musste. Matthias Nydegger ist einer von ihnen. Zusammen mit drei ehemaligen Cinébar-Angestellten versuchte er, aus den Räumlichkeiten des Quinnie-Kinos ein Konzertlokal zu schaffen. Die Pläne des "Kulturwerk"-Teams scheiterten aber, weil der Vermieter keinen Kulturbetrieb mehr wollte. Letzte Woche wurde bekannt, dass die Liegenschaft Bollwerk 21 zu einem öffentlichen Bad umgebaut wird: Das Cinébad wird vom Institut für Aquatische Körperarbeit geführt.

Und nun gibt es auch gute Neuigkeiten für die Cinébar-Nostalgiker: Vier Mitglieder des "Kulturwerk"-Teams haben sich zu einer GmbH zusammengeschlossen und übernehmen das Restaurant Burgunder. Nach einem kleineren Umbau soll es Ende August eröffnet werden - der Name Burgunder wird bleiben. Man wolle im kleinen Lokal an der Speichergasse 15 den Geist der Cinébar aufleben lassen: "Wir setzen auf einen klassischen Barbetrieb", sagt Mitbetreiber Matthias Nydegger. Zwar hätten sich nun schon mehrere Betreiber am Standort die Zähne ausgebissen, dennoch glaubt Nydegger an den Erfolg: Da sie keine Speisen anböten, sei der Personalaufwand kleiner. Zudem hoffen die Betreiber, dass die "Cinébar-Szene" im Burgunder eine neue Heimat findet. "Aber dass der Sommer schwierig wird, sind wir uns bewusst." Die Bar soll täglich von 17 Uhr bis 23.30 Uhr geöffnet sein - freitags jeweils bis 3.30 Uhr. Zudem ist das Lokal am Wochenende auch morgens ab 10 Uhr auf - sonntags gibts Brunch bis in die Nachmittagsstunden.

Auch Änderungen im Quadrat

Bisherige Betreiberin des Restaurants Burgunder ist die KG Gastrokultur GmbH, die unter anderem die beiden Könizer Restaurants Le Beizli und Zum Schloss führt. Die Sommermonate seien das Hauptproblem gewesen, sagt Michel Gygax von KG Gastrokultur: "Wir mussten in 9 Monaten Umsatz für ein ganzes Jahr machen." Schlecht sei die Beiz, in der man auch essen konnte, nicht gelaufen: In den kühleren Monaten habe man oft Gäste wegschicken müssen - wegen der kleinen Grösse sei man aber nie auf einen grünen Zweig gekommen. Neuerungen hat aber auch die KG Gastrokultur zu vermelden: Sie übernimmt das Quadrat in Zollikofen, das sich bisher als Mittagsrestaurant einen Namen geschaffen hat. Es wird Ende August neu eröffnet. Näheres zum Betrieb soll in den nächsten Wochen folgen.

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BZ 10.7.12

Das alte Kino wird zum Bad

Bollwerk · Im ehemaligen Kino Cinema Star entsteht ein Ciné Bad. Das Institut für Aquatische Körperarbeit (IAKA) Schweiz plant ein öffentliches Bad - die Kinoatmosphäre geht dennoch nicht ganz verloren.

Seit rund zweieinhalb Jahren stehen die Räumlichkeiten des Kino Cinema Star leer. Nun soll in der Liegenschaft am Bollwerk 21 Kinoatmosphäre und Badekultur vereint werden. "Unser Ziel ist, entspannende, erholsame Veranstaltungen durchzuführen", sagte Christian Rothenbühler, Vizepräsident des IAKA. Im Erdgeschoss sind ein Edelstahlbecken mit Massagedüsen und Sprudelbereichen, angrenzender Ruhezone und Kinoleinwand geplant. Im Untergeschoss wird ein Becken für Aquatische Körperarbeit eingebaut. Nebst den IAKA-Angeboten werden laut Rothenbühler auch kulturelle Veranstaltungen durchgeführt.

Die Eröffnung ist auf nächsten Januar gesetzt, sofern bis zum 6. August keine Einsprachen eingehen und mit dem Bau begonnen werden kann. Das Projekt kostet rund 2,5 Millionen Franken. Auch die Ciné Bar feiert demnächst Wiedereröffnung: Vier ehemalige Mitarbeiter haben diese Woche eine GmbH gegründet und übernehmen die Burgunder Bar an der Speichergasse. Ende August nehmen sie den Betrieb auf. sto/adk