MEDIENSPIEGEL 27. AUGUST - 02. SEPTEMBER 2012

BZ 1.9.12

Die Altstadt als Nachtleben-Zone?

Thomas Berger. Vor einem Jahr wurde die Petition Pro Nachtleben Bern lanciert. Es war der Startschuss für eine Debatte um Ruhe, Ordnung Freiheit und Feiern. Der Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern, der jungfreisinnige Thomas Berger, sieht noch einen langen Weg vor sich.

Herr Berger, was zeichnet gutes Nachleben für Sie aus?

Thomas Berger: Die Vielfältigkeit. Ein gutes Nachtleben beinhaltet verschiedene Facetten und gibt den Menschen die Möglichkeit, ihren Ausgang so zu geniessen, wie sie es gerne möchten. Dazu gehören kommerzielle und nicht kommerzielle Angebote. Flatrate-Saufen gehört für mich nicht dazu.

Wie oft geniessen Sie selbst das Nachtleben?

Ich bin eigentlich nicht der Hardcore-Clubber, der freitags und samstags irgendwo an einer Party ist.

Warum setzen Sie sich dann seit einem Jahr dafür ein?

Am Anfang habe ich gedacht, dass es doch einfach sein muss, eine Lösung zu finden. Das war ein Irrtum. Unsere Arbeit war zwischenzeitlich etwas ernüchternd. Es gibt in der Schweiz Bundesrecht, kantonales Recht und Gemeinderecht. Das macht es sehr komplex und gibt den Akteuren immer wieder Gelegenheiten, sich hintereinander zu verstecken. Man braucht viel Ausdauer, um hier etwas zu erreichen.

Wo liegen die Missstände im Berner Nachtleben?

In Bern ist es eine Glücksfrage, ob man einen Club weiterführen kann oder nicht. Es besteht immer die Gefahr, dass plötzlich ein Nachbar einzieht und sich gestört fühlt. Die Gegenspieler des Berner Nachtlebens sind nicht etwa die Behörden, sondern es sind die wenigen renitenten Anwohner.

Sie sprechen vom Sous Soul?

Das Sous Soul war ein solcher Fall. Über eineinhalb Jahre gab es dort immer wieder neue Auflagen und neue Investitionen, die der Club für den Lärmschutz tätigen musste. Irgendwann ging dem Sous Soul dann die Luft aus. Es gibt aber auch andere Beispiele, in denen jemand in das Zentrum der Stadt Bern zog und dann meinte, er müsse absolute Ruhe haben.

Zurzeit steht die Schaffung einer sogenannten Zone für urbanes Wohnen zur Debatte. Wie soll diese Zone aussehen?

Wir wünschen uns, dass man eine solche Zone definiert, damit kein Einzelner einen Club wegklagen kann. Es braucht Auflagen für die Clubs. Lärmschutzauflagen, Sicherheitsauflagen, Brandschutzauflagen. Aber wer diese Auflagen einhält, der soll existieren dürfen. Dann sollen ihn die Behörden in Ruhe lassen.

Erfüllen die Berner Clubs diese Auflagen?

Es gibt nur sehr wenige schwarze Schafe. Aber die vertreten weder wir noch die Vereine Bekult oder Buck. Wenn man aber entsprechende Auflagen ausarbeiten würde, dann hätte man ein Instrument, um einen Club, der sich nicht an die Regeln hält, rasch zu schliessen. Ein solches Instrument gibt es zurzeit nicht.

Ist die Reitschule eines dieser schwarzen Schafe?

Nein. Nicht was das Nachtleben anbelangt und nicht was die Kultur anbelangt. Aus meiner Sicht muss sich die Reitschule entscheiden: Wenn sie autonom sein will, dann soll sie die 260 000 Franken Miete selber bezahlen. Wenn sie einen Leistungsvertrag mit der Stadt hat, dann ist es klar, dass sie Auflagen erfüllen muss.

Wird uns das Nachtlebenkonzept, welches die Stadt demnächst vorlegen will, weiterbringen?

Am ersten runden Tisch wurde uns versprochen, das Konzept komme nach den Herbstferien. Und es wurde vereinbart, dass ein zweiter runder Tisch noch vor den Wahlen durchgeführt wird. Was im Konzept steht und wie gut die Anwohner und wir damit leben können, das werden wir sehen. Es ist jedenfalls sehr gut, dass sich alle Beteiligten zusammengesetzt haben, um nach einem Konsens zu suchen.

Wo können Sie zugunsten eines Konsens Abstriche machen?

Wir werden - im Sinne eines Konsens - nicht versuchen, das Nachtleben in Quartiere hinauszutragen, die heute noch kein Nachtleben haben. Das einzig Realistische ist für mich eine Zone für Nachtleben in der Altstadt.

Sie müssten ja eigentlich nicht auf das Konzept warten. Warum lancieren Sie keine Initiative?

Wir haben eine Petition lanciert und dafür 10 700 Unterschriften gesammelt. Da stecken Hunderte von Arbeitsstunden dahinter. Wir haben immer gesagt, dass eine Initiative unser letztes Mittel ist. Wir wissen, dass eine Initiative sehr anstrengend ist, sehr viel kostet, und wir müssen auch zugeben: Wir wissen nicht, ob wir an der Urne gewinnen würden.

Ihr Amt als Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern brachte Ihnen nationale Bekanntheit. Wie gehen Sie damit um?

Eigentlich haben wir am Anfang ja nur die Petition lanciert. Damit wollten wir zeigen, dass es Missstände gibt. Plötzlich haben wir gemerkt, wenn wir jetzt weitermachen, haben wir wirklich die Chance, etwas zu schaffen.

Stehen Sie gern im Rampenlicht?

Jeder Jungpolitiker lügt, wenn er behauptet, er würde keine Aufmerksamkeit suchen. Aber es ist falsch, mir vorzuwerfen, dass ich mich nur deswegen engagiere. Ich ziehe mich nicht nackt aus, und ich zünde mir keinen Joint an. Ich habe immer probiert, lösungsorientiert, sachlich und über die Parteigrenzen hinweg mit Leuten zusammenzuarbeiten.

Interview: Ralph Heiniger

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SP-Podium

Wie aber soll es weitergehen mit dem Nachtleben in der Stadt Bern? Dieser Frage ging die SP Stadt Bern gestern Abend in einer Podiumsdiskussion nach. Unter der Leitung von "Bund"-Redaktor Christoph Lenz diskutierten unter anderen Stadtpräsident Alexander Tschäppät, Sven Gubler als Vertreter der vereinigten Altstadtleiste und Flo Eichenberger von der Bar- und Clubkommission (Buck). Besprochen wurden die Probleme der Clubbetreiber und der Anwohner und mögliche Lösungen. Sven Gubler betonte, dass die Mehrheit der Altstadtbewohner gegenüber dem Nachtleben sehr tolerant sei. "Aber es gibt Grenzen." Angesprochen auf einige Lösungsvorschläge, meinte Alexander Tschäppät: "In der Theorie gibt es viele tolle Forderungen. In der Praxis muss man aber Mehrheiten finden und Abstimmungen gewinnen." Pro-Nachtleben-Präsident Thomas Berger wohnte der Diskussion im Publikum bei.rah

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20min.ch 31.8.12

Das letzte Abendmahl : Endstation "mit alles, ohni scharf"

Kühlschrank leer? Wir sagen dir, wo du nach dem Ausgang noch was zu essen findest. In Zürich, Bern, Basel, Luzern und St. Gallen.

Anne-Sophie Keller

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Bern

Pronto Kebab, Aarbergergasse 26:

Vis-à-vis vom Club Bonsoir gibts am Freitag- und Samstagabend bis halb vier mit oder ohne scharf.

Reitschule:

Das wohl umstrittenste Kultur-Areal der Schweiz kümmert sich um seine Gäste: Im Restaurant Sous le Pont kriegt man von Schnitzel bis Vegan alles. Die Öffnungszeiten? Eigentlich bis halb vier. Aber bei der Reitschule weiss man das nie so genau.

Bohnenblust Beck, Moserstrasse 50:

Die Bäckerei am Breitenrein-Platz wird am Freitagabend zum Geheimtipp. Wenn die Bäcker frühmorgens ihre Arbeit beginnen, werden durch die Hintertüre hungrige Clubber mit Feinstem aus der Backstube gefüttert.

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Bund 30.8.12

Schiffe versenken mit Musik

Als die Klänge sprechen lernten: Das Kino in der Reitschule zeigt Stummfilme mit Live-Begleitung.

Sein Materialverschleiss ist wie immer enorm. Im 23-minütigen Film "The Boat" gehen zu Bruch: ein Haus, ein Auto, ein Pier und ein Schiff. Denn Buster Keaton baut sich als braver Familienvater ein Boot, und als er damit fertig ist, passt es nicht durch die Tür. Und dann geht alles schief, was schiefgehen kann. Ähnlich verhält es sich in Keatons Langfilm "The Navigator", in dem sich ein Mann und eine Frau mutterseelenallein auf einem im Meer treibenden Dampfer wiederfinden und schliesslich an einer Kannibaleninsel stranden. In dem 1924 entstandenen Werk allerdings geht Keaton über den reinen Slapstick mit widerspenstigen Liegestühlen, sperrigen Taucheranzügen und unkontrolliert abgehenden Feuerwerkskörpern hinaus: Denn er karikiert die Marotten verwöhnter Reicher herrlich elegant, indem er sein vornehmes Paar auf dem herrenlosen Schiff ein Frühstück mit rohen Eiern, Salzwasser und drei Kaffeebohnen zubereiten lässt.

Buster Keatons Ausflüge ins nautische Fach werden in der Grossen Halle der Reitschule im Rahmen des kleinen Festivals "Film und Musik" gezeigt - und vom in Bern bestens eingeführten Stummfilm-Ensemble Musica nel buio aus Bologna live begleitet. Den Auftakt der Reihe macht ein weniger bekannter, aber nicht minder sehenswerter Stummfilm aus dem Jahr 1924. Regisseur Victor Seastrom erzählt in "He Who Gets Slapped" die etwas bizarre Geschichte eines vom Leben gebeutelten Wissenschaftlers, dem ein fieser Baron die Forschungsergebnisse und die Frau klaut. Worauf der arme Mann, der sich vorkommt wie ein Narr, tatsächlich das Handwerk des Clowns erlernt und fortan im Zirkus auftritt. Er ist jedoch mehr tragisches Schreckgespenst als Spassmacher - spätestens dann, als er sich an seinem Widersacher rächen will.Es warten bei "Film und Musik" auch noch Werke jüngeren Datums auf ihre Live-Vertonung: Für nächste Woche sind Peter Yates’ "Bullit" und Louis Malles "Ascenseur pour l’Echafaud" angekündigt. (reg)

Reitschule Grosse Halle Do, 30. August ("He Who Gets Slapped"), Sa, 1. September (Keaton-Filme), jeweils 20.30 Uhr.

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kulturagenda.be 30.8.12

„He Who Gets Slapped“ in der Grossen Halle

Der Wissenschaftler Paul Beaumont wird von seinem Chef um die Früchte seiner Forschung und um seine Frau gebracht. Enttäuscht und gedemütigt, arbeitet Beaumont fortan als Clown und bekommt unverhofft eine Chance auf Rache. Der Film von 1924 überrascht mit grossartigen Lichteffekten und einer gekonnten Stimmungsdramaturgie.
Grosse Halle der Reitschule, Bern. Do., 30.8., 20.30 Uhr

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WoZ 30.8.12

Film und Musik

Er enthält eine der längsten und spektakulärsten Verfolgungsjagden der Filmgeschichte: der Film "Bullitt" (1968) von Peter Yates mit Steve McQueen als Cop in Los Angeles. Der Kultfilm ist nun in der Reitschule in Bern im Rahmen des kleinen Festivals "Film und Musik" zu sehen, allerdings mit einem etwas anderen Soundtrack: Stefan Rusconi und Ephrem Lüchinger zerlegen als Whistler & Hustler die Titelmelodie des Films. Sie ergänzen teils vorproduzierte Grooves mit live gespielten Klavierklängen und verfremden die Klänge digital.

Der Stummfilm "He Who Gets Slapped" von Victor Sjöström (USA, 1924) wird von Marco Dalpane mit einer eigenen Komposition live am Piano begleitet. Buster Keatons "The Navigator" (1924) sowie "The Boat" (1921), in dem der traurig-lustige Mime Probleme mit seinem Schiff Damfino hat, werden von einem Musiker­Innenensemble aus Bologna live vertont, mit dabei ist auch hier der Pianist Marco Dalpane. Und schliesslich ist auch Louis Malles "Ascenseur pour l’échafaud" aus dem Jahr 1958 mit der wunderschönen Jeanne Moreau zu sehen. Zu hören ist dazu der Miles-Davis-Soundtrack, live interpretiert von Eric Wildbolz, Christian Niederer, Herbie Kopf und Pim Nieuwlands. süs

"Film und Musik" in: Bern Grosse Halle Reithalle, Do, 30. August, Sa, 1., Do, 6. und So, 9. September, jeweils 20.30 Uhr. www.grossehalle.ch

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kulturagenda.be 30.8.12

Gebete wurden erhört: Endlich gehts los!

Die Durststrecke ist vorbei, jetzt wird gefeiert: Die Berner Theaterhäuser öffnen ihre Tore. Im Konzert Theater Bern erschallt mit dem Saisonbeginn auch der Startschuss in die gemeinsame Zukunft von Theater und Orchester.

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Serientäter im Tojo

In der Reitschule dauerte die Theater- Sommerpause nicht ganz so lange. In der Grossen Halle war bereits eine Zombie- Revue zu sehen und im Tojo das Tanzprogramm "Bern Retour 2012". Jetzt geht eine der erfolgreichen Tojo- Theater-Serien weiter, "Kurtli". Auch im achten Teil der Trashproduktion ist mit schrillen und schrägen Szenen zu rechnen. Das Thema des Abends: "Krank".
Sodann: drei Mal über die linke Schulter gespuckt und "toi, toi, toi"!
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Tojo in der Reitschule, Bern
Do., 30.8., bis Sa., 1.9., 20.30 Uhr
www.tojo.ch

Michael Feller

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BZ 30.8.12

Die Normalität des Grauens

Theater "Kurtli krank" heisst die achte Auflage der legendären Trash-Revue. Das Oberthema lädt geradezu ein, die verschiedenen Szenen in bewährter Kurtli-Tradition schrill, schräg, klischiert und trashig zu gestalten. Das Kurtli-Spital ist düster und unhygienisch. Die Patientinnen und Patienten werden komplett vernachlässigt. Es herrscht Endzeitstimmung. Im Mittelpunkt des Programms steht die Normalität des Grauens. Doch Kurtli garantiert, dass die Revue nicht zu einer oft gesehenen Krankenhauspersiflage verkommt und, wie gewohnt, an die Nieren geht.   pd

Heute Donnerstag, Freitag und Samstag, je 20.30 Uhr, Tojo Theater, Reitschule Bern, www.tojo.ch.

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Bund 30.8.12

"High Heels"

Hochs und Tiefs im Stöckelschuh

Alles über neun Zentimeter gilt als hoch: Der steile Absatzschuh verleiht der Frau ein langes, schlankes Bein und ihrem Ruf etwas durchaus Verruchtes. Warum Frauen High Heels tragen und was der Stöckelschuh mit den persönlichen Hochs und Tiefs zu tun hat, verraten die fünf Performerinnen rund um die in Bern ansässige bolivianische Choreografin Cynthia Gonzales. (reg)

HKB Zikadenweg 35 Fr, 31. Aug., Sa, 1. Sept., 20 Uhr. Von 6. bis 8. Sept. im Tojo-Theater.

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Bund 30.8.12

The World Inferno

Anarchie und Romantik

Dass es in der Anarchie auch Platz für Romantik und hochtrabende Gefühle gibt, das beweist seit nunmehr zehn Alben und ungezählten Vinyl-Singles die Gruppe mit dem kapriziösen Namen The World/Inferno Friendship Society. Die Musik der New Yorker ist ein mal wildes, mal durchaus kunstwollendes Gemenge aus Punk-Cabaret, weltgewandtem Folk und Anarcho-Chanson. Für versierte Polkatänzer dringend empfohlen. (ane)

Reitschule Dachstock Fr, 31. Aug., 22 Uhr.

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kulturagenda.be 30.8.12

Punk-Cabaret im Dachstock

The World Inferno/Friendship Society ist eine ungewöhnliche Musiktruppe. Die Band aus Brooklyn besteht aus acht bis zwölf Musikern und trumpft mit einer wilden Mischung aus Broadway Music, Punk und Chanson-Noir auf. Mit viel Witz, Politik und Verspieltheit kreiert der bunte Haufen einen eigensinnigen und einmaligen Stilmix.
Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 31.8., 21 Uhr

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BZ 29.8.12

Hip & Hiesig

Wenn ein Hase eine Strasse überquert, lebt er gefährlich. Dies gilt besonders für den Hasen, welcher der Berner Band Dead Bunny ihren Namen gab. Er verlor sein Leben auf einer Passstrasse im Berner Oberland, als er mit dem Auto des Vaters von Bassist Fabian Lötscher zusammentraf. Beim Aufprall durchbrach der Hase den Kühlergrill und wurde auf dem Motor geröstet. Das Tier war tot, der Name blieb. Dead Bunny, das sind nebst Lötscher Thomas Schmidiger an Mikrofon und Gitarre sowie Beni Bucher am Schlagzeug. Nach vier Jahren im Proberaum legt die Band ihr Debütalbum "The Truth Is a Fucking Liar" vor. Dabei legen sie die Messlatte hoch: "Wir orientieren uns am Bestmöglichen, eine Platte macht für uns erst Sinn, wenn sie den internationalen Vergleich nicht scheuen muss", sagt Thomas Schmidiger im Gespräch.

Dead Bunny sind "kein Projekt" (O-Ton Bucher), sondern drei Freunde, die sich dem Rock verschrieben haben. An Konzerten verzichten sie auf Backing Tracks. "Wir spielen alles live, das ist es, was uns ausmacht", so Schmidiger. "Das Publikum soll sehen, woher der Sound kommt." Entsprechend direkt wirken die Songs auf "The Truth Is a Fucking Liar"; der Klang bleibt nah am Liveerlebnis. Hie und da werden akustische Gitarre ("Fernando"), eine Farfisa-Orgel ("Cold Blow") oder ein Xylofon beigemischt. Die Essenz aber bilden Gitarre, Bass und Schlagzeug. Die Band wird der Rockattitüde, welche sie im Albumtitel mit "Fucking" betont, auch akustisch gerecht. Sänger Schmidiger bezeichnet das Debüt als "homogene Auswahlsendung". Es enthält relativ sanfte Songs wie "Shadow" - einer sauber durchgespielten Basslinie werden Xylofonklänge gegenübergestellt, darüber schwingt sich die Stimme des Backgroundsängers in ungeahnte Höhen -, aber auch Headbangernummern wie "You Got Something".

Dead Bunny klingen echt, roh und nah. Ab und zu gräbt sich ein Riff oder ein Beat tief in den Gehörgang, stösst ins Archiv der Hörenden vor, und diese glauben für Millisekunden an ein Déjà-entendu - werden aber abrupt in die Gegenwart zurückgeholt. Zu eindringlich ist der Sound, als dass man beim Hören an andere Bands denken möchte. Falls doch: Der dominante Bass und die repetitiven Gitarrenriffs erinnern an das Jack-White-Projekt The Dead Weather.

Edith Krähenbühl

Dead Bunny: "The Truth Is a Fucking Liar", Chop Records. Plattentaufe: 14. Sept., Türöffnung 21 Uhr, Dachstock Reitschule.

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bernerzeitung.ch 29.8.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Der-Druck-auf-die-Jugendarbeit-steigt/story/11712893

Der Druck auf die Jugendarbeit steigt

Mit dem Wankdorfclub verschwindet ein weiteres Angebot für Jugendliche, die Jugendarbeit soll einspringen. Doch sie gerät immer mehr unter Druck - an allen Fronten.


Der Reitschulvorplatz ist beliebt bei Jugendlichen. Viele kommen wegen Alterslimiten nicht in die Clubs, oder weil das Budget nicht reicht.
Bild: Jürg Spori


Die Speedy-Disco im Bümplizer Kleefeld-Quartier erweitert sein Angebot. Fortan ist der "Mini-Club" für bis zu 120 Jugendliche unter 18 Jahren bis zu einmal pro Monat geöffnet. "Die Nachfrage bei den Teenagern war gross", sagt Simon Brechbühler, der zuständige Jugendarbeiter der reformierten Kirchgemeinde Bümpliz. "Wir merken, dass laufend Angebote für Jugendliche wegfallen."

Der jüngste Fall: Der Wankdorf-Club im Stade de Suisse. Die Gross-Disco für bis zu 1800 Gäste zog vor allem U20iger an: Keine Alterslimiten, kein Eintrittspreis - allerdings auch kein Gewinn. Der Wankdorf-Club rentierte nicht, deshalb steigt am 1. September die Closing Party. Ein Mitgrund dürfte auch das Zielpublikum gewesen sein: Teenager sind schlechte Kunden. Sie wollen und können nicht viel Geld ausgeben, deshalb wird wenig konsumiert.

Die Jugend hat hohe Ansprüche

Somit weichen die Jugendlichen in den öffentlichen Raum aus. Wochenende für Wochenende treffen sich 16-Jährige vor der Reitschule oder beim Bahnhof. Keine optimalen Tanzflächen für Minderjährige. Doch sie von dort wegzuholen, ist nicht einfach. Stephan Wyder, Geschäftsleiter des Trägervereins für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern (TOJ), sagt, die Ansprüche der Teenager seien wegen den kommerziellen Angeboten gestiegen. "Vor 20 Jahren reichte eine Discokugel für eine Party", sagt Wyder. "Heute wollen die Jugendlichen eine viel aufwändigere Infrastruktur." Auch wenn man die Partygänger zu stark beaufsichtige oder keinen Alkohol ausschenke, verliere das Angebot an Attraktivität. Und wenn keine Jugendlichen die betreuten Discos nutzen, bleibt der gewünschte Effekt aus.

Wyder ist überzeugt, dass bereits heute für Jugendliche in den Stadtteilen attraktive Alternativen zur Innenstadt bestehen. Damit diese aber zusätzliche Wirkung erzeugen kann, soll die Jugendarbeit in den Berner Quartieren und in der Agglomeration verstärkt werden. Andererseits macht sich Wyder keine Illusionen, dass die Innenstadt auf Dauer entlastet werden kann. "Die Jugendlichen suchen die Dynamik und die Anonymität der Masse", sagt Wyder. "Sie wollen nicht ständig kontrolliert werden." Deshalb sollte auch die Jugendarbeit in der Innenstadt präsent sein. Der TOJ denkt an eine Art halbkommerziellen Jugendclub im Zentrum, der von Jugendarbeitern betreut wird. Die Idee wird im Nachtlebenkonzept der Stadt behandelt, von dem eine erste Fassung im September vorliegen soll.

Stadt springt in die Bresche

Optimistisch ist Stephan Wyder nicht. Für ein solches Angebot fehlt momentan das Geld. Der TOJ arbeitet aktuell mit einem Budget von rund 1,7 Millionen Franken. Für ein Angebot in der Innenstadt wären mindestens zwei zusätzliche Arbeitsstellen nötig. Also rund 200'000 Franken. "Ob dieses Geld gesprochen wird, ist ein politischer Entscheid."

Die Jugendarbeit der Stadt Bern wird zu rund 80 Prozent vom Kanton finanziert. Dessen Finanzen sehen alles andere als rosig aus. Auf 2013 erhält die Stadt vom Kanton rund 750'000 Franken weniger für die Kinder- und Jugendarbeit. Die Stadt springt jedoch in die Bresche, der TOJ hat somit gleich viel Geld zur Verfügung.

"Es ist leicht, bei der Jugendarbeit zu sparen"

Simon Brechbühler, Jugendarbeiter der reformierten Kirchgemeinde Bümpliz, ist skeptisch gegenüber Kanton und Stadt. Die Brennpunkte würden grösser, die Erwartungen der Stadt an freiwillige Organisationen wie die Kirchgemeinde steigen, doch zusätzliche Finanzen gäbe es nicht. "Es ist natürlich leicht, bei der Jugendarbeit zu sparen", sagt Brechbühler. "Bei unserer Arbeit sieht man keinen direkten Output. Man kann nicht sagen: Ich investiere eine Million Franken und dafür muss ich in zehn Jahren fünf Millionen weniger Sozialhilfe bezahlen."

In der Kirchgemeinde Bümpliz leisten sieben Arbeiter pro Jahr rund 1000 Stunden Sozialarbeit und Arbeit im öffentlichen Sozialraum. Trotzdem ist die Situation der Speedy-Disco alles andere als gesichert. "Wir sind auf die Mitarbeit der Jugendlichen angewiesen", sagt Brechbühler. Sie legen in der Disco auf, dekorieren oder schmeissen die Bar fast selbständig. Im Moment sei die Motivation der Jugendlichen gross. "Doch unsere Erfahrungen zeigen, dass viele Teenager bei Angeboten nicht selber aktiv mitarbeiten wollen." Dadurch könnte das Angebot unattraktiv werden. "Wenn die Partizipation der Jugendlichen bei der Speedy-Disco wegfallen würde, dann weiss ich auch nicht." Zumal auch die Kirchgemeinde finanziell nicht auf Rosen gebettet ist. "Wir spüren die Kirchenaustritte", sagt Brechbühler. "Die Einbussen bei den Kirchensteuern werden teils auf die Jugendarbeit abgewälzt."

Gaskessel soll Junge anziehen

Eine Hoffnung für die Jugendarbeit der Stadt Bern ist der Gaskessel. Der Kanton übernimmt das Jugend- und Kulturzentrum an der Aare auf 2013. Aktuell laufen Verhandlungen mit der Stadt, in wieweit diese beim "Chessu" künftig mitreden kann. Teamleiter Francisco Droguett hat Ende Juni im Interview mit angekündigt, man wolle wieder vermehrt Jugendliche anziehen. Deshalb wird ab dem Winter eine neue Partyreihe geplant, die Jugendliche ansprechen soll.

Dominik Galliker

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Bund 28.8.12

Die Anwärter für den Berner Filmpreis 2012

Nun ist bekannt, welche Filme für den Filmpreis nominiert sind - und am neuen Festival in Bern gezeigt werden.

Regula Fuchs

Vergangenen April hat das Amt für Kultur des Kantons mitgeteilt, dass die Filme, die von der Fachjury für den Filmpreis 2012 nominiert werden, dem Publikum im Rahmen des neuen Berner-Filmpreis-Festivals gezeigt werden ("Kleiner Bund" vom 25. April). Nun ist klar, welche Filme zu dieser "Sélection" gehören.

Aus insgesamt 45 eingereichten Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilmen hat die Jury unter dem Vorsitz von Filmregisseurin Jeanne Berthoud 19 Werke ausgewählt. Darunter sind die bereits im Kino ausgewerteten Dokumentarfilme "Buebe gö z Tanz" von Steve Walker, "My Generation" von Veronika Minder, "Planet Mokka" von Markus Baumann oder "77 Tage sind nicht genug" von Andreas Berger. Ebenfalls nominiert sind "Thorberg" von Dieter Fahrer ("Kleiner Bund" vom Samstag) und "Image Problem" von Simon Baumann und Andreas Pfiffner, die im September in die Kinos kommen. Neben "Mary & Johnny" von Samuel Schwarz ist nur ein weiterer langer Spielfilm in der Auswahl: Antej Faracs "Annelie", wobei die Doku-Fiktion über die heruntergekommenen Bewohner einer heruntergekommenen Münchner Pension zwischen den Genres pendelt.

Das Filmpreis-Festival dauert vom 11. bis 14. Oktober und findet in den Kinos Cinématte, Kellerkino, Kunstmuseum, Reitschule und Lichtspiel statt. Die Gewinnerfilme des mit einer Gesamtsumme von 60 000 Franken dotierten Berner Filmpreises werden am letzten Abend des Festivals bekannt gegeben. Zudem haben die Zuschauer die Möglichkeit, einen Publikumspreis zu vergeben.

Das Festival: 11. bis 14. Oktober. Infos: http://www.bernerfilmpreisfestival.ch.

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kulturstattbern.derbund.ch 27.8.12

Kulturbeutel 35/12

Von Gisela Feuz am Montag, den 27. August 2012, um 05:19 Uhr

Frau Feuz empfiehlt:
Alle Cinébar-Nachtrauerer aufgepasst: Am Freitag wird so quasi der Nachfolger der kleinen schnuckligen Ex-Bar am Bollwerk eröffnet, nämlich die Burgunder Bar und zwar an der Speichergasse. Wer sich mehr für Anarcho-Folk und Punk-Cabaret interessiert, der gehe am Freitag zu World Inferno in den Dachstock und falls Sie mal wieder ein neues chices Möbelstück, etwas zum Anziehen oder ein schmuckes 60er-Jahre Accessoire brauchen, dann schauen Sie doch am Samstag im Vintage-Laden von Madame Memphis Belle vorbei, denn diese lädt zum Ausverkauf.

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Bund 27.8.12

Gemüsesuppe statt Cheeseburger

Der Berner Tobias Jundt verkörperte mit seiner Band Bonaparte wie kein anderer das ausschweifende Berlin. Nun muss er für dessen Untergang herhalten: Das neue Album erntet durchzogene Kritiken. Völlig zu Unrecht.

Ane Hebeisen

Dass es auch schlecht enden könnte mit der Eroberung der Welt, hatte weiland Bonapartes Namensgeber höchstselbst demonstriert. Kaum geriet Napoleon ins Taumeln, stellte sich die ganze Welt gegen ihn. Es folgten Krieg, Verbannung und Schmach. So sind sie, die Launen der Zeit.

Der Bonaparte, von dem hier die Rede ist, ist jedoch ein ganz anderes Kaliber. Der ist sensibel und schlau genug, der Welt noch so einige Schnippchen zu schlagen. Vor einer Woche hat dieser Bonaparte sein drittes Album "Sorry, We’re Open" veröffentlicht. Und was noch vor zwei Jahren als Ausbund an Originalität und kreativem Irrsinn gefeiert wurde, steht nun unter feuilletonistischem Generalverdacht: zu viel Brimborium, zu wenig Hitpotenzial, wird in der deutschen Presse reklamiert. Argumente, die noch bis vor kurzem Anlass boten, diesen Bonaparte als Helden des Untergrunds zu bejubeln. "‹Sorry, We’re Open› ist sicherlich nicht die erste Platte, die gen Ende abfällt, aber es ist eine der tragischsten", schreibt die "Zeit". "Ein bisschen Maskerade, eine Konfettikanone, nackter Busen und wildes Gezappel machen noch keine gute Popmusik", schnödet der "Musikexpress".

Abgesperrte Strassenzüge

Bonaparte stammt aus Bern, heisst im richtigen Leben Tobias Jundt und ist 2008 ausgezogen, um mit einer neuen Band-Idee in Berlin wieder aufzutauchen. Wild sollte diese Band sein, ein Rock’-n’-Roll-Live-Abenteuer bieten, und im Zentrum sollte Musik stehen, die geradeso in den Bäuchen rumort. Seine Konzerte arrivierten im Berlin der späten Nullerjahre und nachher in ganz Europa zur Partysensation. Und sein Bühnenpersonal legt sich dafür mächtig ins Zeug: Da sind Schattenboxer zu bestaunen, Feuerspuckerinnen, tanzende Tiere, tanzende Brüste, und Bonaparte schmettert seiner verblüfften Hörerschaft mal kantige, mal übermütige, mal einfältige oder wunderbar primitive Elektro-Rock’-n’-Roll-Bastelarbeiten um die Ohren. Er wollte Spass, jetzt hat er ihn. Und der Erfolg mutet fast schon unheimlich an: Die Hallen sind noch immer ausverkauft. Und bei einem Geheimkonzert in Berlin traten letztes Jahr keine Geringeren als Die Ärzte als Bonaparte-Vorband auf, es mussten ganze Strassenzüge abgesperrt werden.

Vom wilden und ekstatischen Party-Berlin wird heute nur noch in der Vergangenheitsform berichtet. Clubs müssen schliessen und teurem Wohnraum Platz machen, nicht einmal den Bau eines Flughafens kriegen die Berliner auf die Reihe. So ist es momentan ziemlich en vogue, die einst so zügellose Hauptstadt schlechtzureden. Und da dieses Bild des ausschweifenden und masslosen Berlin niemand besser verkörpert als Herr Bonaparte aus Bern, muss er nun auch für dessen Ruin herhalten.

"I should have burnt Berlin down", singt Tobias Jundt auf seinem Album einmal vorausahnend. Hätte er es bloss getan. Denn die Berlin-Metapher taucht in jedem Bonaparte-Artikel auf und nervt Tobias Jundt merklich. "Berlin, Berlin . . . Bonaparte erzählt ja nicht von Berlin. Es geht hier um eine Reise, darum, gemeinsam etwas zu erreichen, um die Community als Rettung dieser Welt. Um die Erschaffung der Wunderwelt Bonaparte." Und die vermeintliche Hitlosigkeit seines neuen Albums kontert er mit einem souveränen Lächeln auf den Stockzähnen: "Im Medium Musik geht es doch um mehr als bloss um Hits. Es geht um eine Haltung. Ich schreibe dann schon irgendwann wieder eine Handvoll Hits, doch diesmal hatte ich Lust, eine urchige Gemüsesuppe statt eines Cheeseburgers zuzubereiten."

Im Moment agieren

Und diese Suppe schmeckt - aller Nörgelei zum Trotz - nach wie vor exzellent. 16 Lieder hat Tobias Jundt in seinem neuen Studio zusammengebastelt, ein Studio, das er übrigens wie eine kleine Wohnung eingerichtet hat, weil er die Idee des Homerecordings nicht aufgeben mochte. Es ist kein Album, das einen im Sturm erobert, es entblättert seine Reize etwas gemächlicher. Zu diesen Reizen gehört indes schon das wunderliche Intro, in welchem Heilsarmee-Metallharmonie auf Roboter-Stimme trifft - ziemlich gespenstisch das Ganze. Und was hinter dem Intro wartet, ist nicht weniger verwirrlich. Da lauert zum Beispiel ein sehr eigentümlicher Vintage-Elektro-Chanson ("C’est a moi qu’tu penses?", da wartet eine ganze Menge elektronisch verzierter Rock ’n’ Roll ("A Little Braindead", "Mañana Forever"), da wartet Swing-Jazz, hochtrabende und doch sonderbar verdrehte Indie-Schönheit ("In the Breaks") 80s-Discokugelmusik ("High Heels to Hell") und noch allerhand Unverträgliches mehr.

Und natürlich findet sich in dieser Suppe auch viel Wasser (dazu gehört auch die allzu sehr auf Gaudi-Pointen ausgelegte Kooperation mit der Gruppe Deichkind), und natürlich kann man monieren, sich an Bonapartes nöligen Sprechgesang irgendwann sattgehört zu haben. Doch "Sorry, We’re Open" ist unter dem Strich ganz einfach ein verdammt kurzweiliges, fantasietriefendes, im allerbesten Sinne impertinentes und windschiefes Prachtswerk. Es ist elektronischer und eklektischer ausgefallen als seine beiden Vorgänger, womöglich sogar ein bisschen subtiler, Punkattitüden vermengen sich hier mit purer Freude am Spass und an der Eskapade. "Natürlich würde ich den Leuten gerne coole Beats wie Modeselektor, Basslines wie Skrillex und Saxofonsoli wie Sony Rollins um die Ohren hauen - aber ich kann nur mich selber sein. Bonaparte ist dann am besten, wenn er tief im Moment drin agieren kann und aus sich selber schürft."Dass ihm nicht das perfekte Album geglückt ist, das räumt auch Tobias Jundt ein: "Im Grunde genommen haben wir es hier mit den Auswüchsen der modernen Musikindustrie zu tun. Da Musiker nur noch Geld mit Konzerten verdienen, müssen sie die ganze Zeit auf Tour sein, entsprechend können sie sich nur noch kurze Auszeiten nehmen, um Alben aufzunehmen. Willkommen im neuen Jahrzehnt."

Bonaparte in New York

Während der Arbeit zu seinem dritten Bonaparte-Album seien denn auch durchaus auch Zweifel aufgeblitzt. Auch Ängste, sich zu wiederholen: "Man will sich den Grundsätzen, welche diese Musik oder dieses Projekt ausmachen, treu bleiben. Gleichzeitig will man nicht stagnieren und versuchen, dass die Musik mit einem wachsen kann", sagt Tobias Jundt. Und so begreift er das Werk als ein Schwellenalbum: "Man passt den Wasserspiegel an, um danach zu neuen Ufern aufbrechen zu können. Natürlich wäre es schade, wenn die Leute in diesem Album den bonapartschen Geist nicht mehr wiederfänden und die Clubs leer blieben. Dann würde ich halt etwas Neues machen. Davor habe ich keine Angst."

Zu neuen Ufern wird Tobias Jundt demnächst ohnehin aufbrechen. Er darf ein halbes Jahr lang das Stadtberner Atelier in New York bewohnen. Das letzte Mal, als er sich ins Exil verzog (damals war es Barcelona), heckte er das Bonaparte-Konzept aus. Könnte es sein, dass er mit Ideen für eine ganz neue Band aus den USA zurückkehrt? "Das könnte durchaus passieren", sagt Tobias Jundt. "Es brodelt noch so einiges in mir drin. Aber das, was als Nächstes kommt, wird sowieso neu sein, egal ob ich es in Honolulu oder Münsingen aufnehmen werde. Ich werde mich austauschen, ich werde sammeln und jagen und meinen Weg weitergehen. Wie das klingen wird, ob ich Songs schreibe und aufnehme oder ob ich eher visuelle Umsetzungen ausbrüte, weiss ich noch nicht." Die Welteroberung des Bonaparte wird weitergehen. Zunächst ist einmal Kanonenrohrputzen angesagt.

Das Album: "Sorry, We’re Open" (Staatsakt/Warner). Die Konzerte: 13. und 14. Dezember im Dachstock der Reitschule.