MEDIENSPIEGEL
10. - 16. SEPTEMBER 2012
police.be.ch 16.9.12
Bern/Zeugenaufruf: Polizeiangehörige und Unbeteiligte angegriffen
16. September 2012
pkb. Unbekannte haben in der Nacht auf Sonntag auf der
Schützenmatte in Bern Einsatzkräfte der Kantonspolizei in
Bern und Unbeteiligte mit Flaschen angegriffen und eine
Strassenblockade mit brennenden Containern errichtet. Zwei
Polizeiangehörige wurden leicht verletzt. An mehreren Fahrzeugen
dürfte Sachschaden entstanden sein. Betroffene Personen werden
gebeten, sich zu melden.
Aufgrund einer Meldung über zuparkierte Fahrzeuge auf dem
Parkplatz der Schützenmatte begaben sich Einsatzkräfte der
Kantonspolizei Bern am Samstag, 16. September 2012 gegen 2315 Uhr, zu
den Carstandplätzen auf der Schützenmatte. Dort wurden die
Einsatzkräfte unmittelbar nach dem Eintreffen von rund 20
vermummten Personen aus Richtung Eisenbahnbrücke gezielt mit
Flaschenwürfen angegriffen. Um sich und unbeteiligte Dritte,
welche sich bei den Carstandplätzen aufhielten, zu schützen,
mussten die Polizeiangehörigen Gummischrot einsetzen. Zwei
Polizisten wurden durch die geworfenen Flaschen leicht verletzt. Die
vermummten Angreifer zogen sich in der Folge in Richtung Vorplatz der
Reitschule zurück.
Kurze Zeit später meldeten mehrere Personen an die Einsatzzentrale
der Kantonspolizei Bern, wonach vermummte Personen mehrere Container in
Brand gesetzt und auf die Schützenmattstrasse, Höhe
Eisenbahnbrücke, geschoben haben. Die Schützenmattstrasse
musste für rund eineinhalb Stunden gesperrt werden. Nach der
Kontaktaufnahme durch die Polizei mit den Betreibern der Reitschule
wurde die Strassenblockade allmählich geräumt. Gegen 0200 Uhr
konnte die Schützenmattstrasse für den Verkehr wieder
freigegeben werden.
Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch die Flaschenwürfe
Fahrzeuge, welche auf der Schützenmatte parkiert waren,
beschädigt worden sind. Personen, welche Hinweise zur
Täterschaft machen können sowie betroffene Fahrzeughalter
werden gebeten, sich bei der Kantonspolizei Bern unter der Nummer 031
634 41 11 zu melden.
(ah)
****
http://www.derbund.ch/bern/kanton/Brennende-Container-auf-der-Schuetzenmatte/story/12600275
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Brennende-Container--und-verletzte-Polizisten/story/10280888
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Vermummte-gingen-auf-Polizisten-los-16451853
****
---
Bund 15.9.12
Leitplanken fürs Berner Nachtleben
Der Gemeinderat will den Lärmschutz in der oberen Altstadt und
beim Schmiede- und Theaterplatz einschränken. In
«lärmunempfindlichen Gebieten» wie dem City-West soll
mehr Nachtleben stattfinden.
Bernhard Ott, Matthias Ryffel
Die Tanzdemo von Anfang Juni hat geschafft, was zuvor zig
Vorstösse im Stadtrat vergeblich verlangt haben: Der Gemeinderat
schickt ein Nachtleben-Konzept in die Vernehmlassung, das politischen
Zündstoff birgt. «Wir wollen nicht warten, bis der Bund das
Lärmschutzgesetz geändert hat», sagte Gemeinderat Reto
Nause (CVP) gestern vor den Medien. Eine Lockerung der
Lärmschutzwerte im Umweltschutzgesetz ist jüngst in weite
Ferne gerückt, weil sich der Bundesrat gegen die Schaffung
«urbaner Zonen» ausgesprochen hat. Immerhin hielt er aber
fest, dass die Behörden bei der Beurteilung der Störwirkung
von Lärm über einen «erheblichen
Ermessensspielraum» verfügen.
Der Gemeinderat setzt nun am einzigen rechtlichen Hebel an, der sich
ihm bietet: Mit einer Revision der Bauordnung soll im Raum
Aarbergergasse sowie beim Schmiede- und Theaterplatz der
Pflichtwohnanteil beseitigt werden. «Ziel ist es, das
Konfliktpotenzial zu vermindern und die Planungssicherheit für
Ausgehlokale zu erhöhen», sagte Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP). Zudem will der Gemeinderat
abklären, ob eine Ausdehnung des Nachtlebens angrenzend an die
obere Altstadt im Bereich Laupenstrasse und City-West möglich
wäre. «Wir sind daran, parzellengenaue Definitionen
vorzunehmen», sagte Tschäppät.
Keine Sonderregeln für Reitschule
Statthalter Christoph Lerch (SP) ist über das Konzept «nicht
unglücklich». Nun gebe es ein Dokument, das als
«Richtlinie und Massnahmenplan» dienen werde. Lerch stand
in der Kritik, weil er für die Einhaltung der
Lärmvorschriften sorgen musste und zuletzt Zwangsmassnahmen gegen
die Reitschule verfügt hatte. Das Konzept fürs Nachtleben
soll auch für die Reitschule gelten. «Von mir aus hätte
man Sonderregeln für die Vorplatz-Bar schaffen können»,
sagte Tschäppät. Die Reitschule wolle aber behandelt werden
wie alle anderen Clubs auch. Das Nachtleben-Konzept geht nun bis Ende
November in die Vernehmlassung und soll im Frühling 2013
verabschiedet werden. - Seite 25
-
Gemeinderat will Wohnen und Arbeiten stärker trennen
Das Nachtleben-Konzept sieht eine örtliche Reduktion des
Lärmschutzes in der oberen Altstadt vor.
Bernhard Ott
In Sachen Nachtleben ist der Einfluss der Stadt beschränkt. Bei
den Lärmvorschriften oder dem Gastgewerbegesetz haben andere
Instanzen das Sagen. So hat sich der Bundesrat jüngst gegen eine
Änderung des Umweltschutzgesetzes ausgesprochen, um die Schaffung
von Zonen mit höheren Lärmgrenzwerten zu ermöglichen
(«Bund» vom 7. September). Über flexiblere
Öffnungszeiten für Clubs oder ein nächtliches Verbot des
Alkoholverkaufs ausserhalb von Gastgewerbebetrieben wiederum
entscheidet primär der Kanton.
Verzicht auf Wohnen ist möglich
Das stärkste kommunale Instrument zur Steuerung des Nachtlebens
ist die Bauordnung, in der unter anderem festgeschrieben ist, wo das
Wohnen und wo andere Nutzungen Priorität haben. «Wir wollen
kein Shopping- und Ausgehghetto im Zentrum», sagte gestern
Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) bei der
Präsentation des Nachtleben-Konzepts. Der Gemeinderat könne
sich aber vorstellen, «gezielt planungsrechtliche
Änderungen» in der oberen Altstadt vorzunehmen, «um
den Lärmschutz an gewissen Orten zu reduzieren», sagte
Tschäppät. Der Gemeinderat hat in den letzten Wochen einen
«Übersichtsplan Nachtleben Innenstadt» erstellen
lassen, auf dem die zurzeit 108 Betriebe mit Überzeit sowie die
Anzahl Wohnungen im Umfeld dieser Betriebe ersichtlich sind. Auf der
Basis dieses «Konfliktplans» soll nun «baurechtlich
geprüft werden, wo auf einen Wohnanteil verzichtet werden
kann», sagte Tschäppät.
Konkret geht es darum, dass in der oberen Altstadt West (Aarberger- und
Speichergasse), rund um den Schmiedeplatz und im Bereich Theaterplatz
auf den in der Bauordnung festgeschriebenen Pflichtwohnanteil
verzichtet werden könnte. Zudem will der Gemeinderat prüfen,
ob das Nachtleben in «lärmunempfindliche Gebiete in
Altstadtnähe» wie das City-West ausgedehnt werden kann. Die
hierfür erforderliche Änderung der Bauordnung muss allerdings
vom Volk genehmigt werden. Zudem gilt für bestehende Wohnungen die
Besitzstandsgarantie. «Wir können den Leuten nicht
verbieten, in der oberen Altstadt West zu wohnen», sagte
Tschäppät. Zudem könnten Hauseigentümer vor Gericht
allfälligen Schaden wegen materieller Enteignung einklagen.
«Schlüssel liegt im Gespräch»
Nebst längerfristigen Massnahmen sieht das Konzept aber auch kurz-
bis mittelfristig Realisierbares wie zum Beispiel die Ausweitung des
Security-Konzepts in der Aarbergergasse auf die ganze Stadt, den Ausbau
des Moonliner-Angebots und die Einführung einer Jugendbewilligung
vor (siehe Kasten). Vorbild für die Jugendbewilligung ist die
Stadt Zürich. Dort konnten Jugendliche diesen Sommer erstmals
Partys im Freien ausserhalb der Innenstadt mit einem vereinfachten und
unkomplizierten Bewilligungsverfahren durchführen.
Tschäppät versuchte indes, allzu grosse Erwartungen in das
Papier zu dämpfen. «Zwischenmenschliche Probleme kann kein
Konzept lösen.» Der Schlüssel zum Erfolg im
Nutzungskonflikt zwischen Wohnen und Ausgehen liege im Gespräch.
Das Nachtleben-Konzept soll hierfür als Grundlage dienen.
«In der Rathausgasse funktioniert das Zusammenleben, weil
Anwohner- und Clubbetreiber im Gespräch sind. In der Matte ist das
weniger der Fall», sagte Tschäppät.
-
Das Massnahmenpaket im Detail
Wie die Probleme rund ums Nachtleben gemildert werden sollen
Acht Massnahmen könnten kurzfristig realisiert werden, sagte
Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) vor den Medien. Im Einzelnen geht
es um
die Ausweitung des Security-Konzepts auf die ganze Stadt. Betriebe
erhalten nur dann eine Überzeitbewilligung, wenn sie ein
Security-Konzept vorweisen können;
die Schaffung einer Mediationsstelle für Clubbetreiber und
Anwohner;
die Einrichtung einer Lokalvermittlung und Raumbörse (für
Zwischennutzungen);
die Einführung einer Jugendbewilligung für Goa-Partys im
Freien (siehe Haupttext);offene Parks - illegale Partys, Musik und
Littering werden aber nicht geduldet;
die Ausweitung des Littering-Versuchs in der Aarbergergasse, wo die
Stadt Container zur Verfügung stellt, die in der Nacht von den
Clubs betreut werden;
eine Koordination der Städte-Anliegen gegenüber dem Bund;
die Bündelung der Angebote für 16- bis 18-Jährige.
Mittelfristig realisierbar sind der Ausbau des Moonliner-Angebots und
der Bau versenkbarer Pissoirs. Der Gemeinderat unterstützt zudem
eine Motion im Grossen Rat, die eine Kommunalisierung des
Gastgewerbegesetzes verlangt. Die Vernehmlassung zum Nachtleben-Konzept
läuft bis Ende November dieses Jahres. (bob)
-
Verein Nachtleben Bern
«Das Konzept setzt zu einseitig auf Repression»
Der Gemeinderat hat sein Nachtleben-Konzept vorgestellt. Thomas Berger,
Präsident des Vereins Nachtleben Bern, nimmt Stellung.
Interview: Matthias Ryffel
Herr Berger, Sie waren am runden Tisch beteiligt, der die Grundlage
für das heute vorgelegte Nachtleben-Konzept bildete. Sind Sie mit
dem Ergebnis zufrieden?
Die Freude überwiegt, dass wir endlich ein Nachtleben-Konzept
haben. Das Konzept ist insgesamt besser und positiver, als wir es uns
erhofft haben. Vor allen Dingen freut uns das öffentliche
Bekenntnis zu den beiden hängigen Vorstössen im kantonalen
und nationalen Parlament.
Gibt es Schwachpunkte?
Zwei grosse Punkte haben wir zu bemängeln. Erstens: Die
Schliessung der ÖV-Lücke fehlt. Zweitens: Das Konzept setzt
zu einseitig auf Repression. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das
in der Vernehmlassung noch reinbringen - am runden Tisch waren die
Punkte unbestritten.
Das Konzept will doch den Ausbau des Moonliners prüfen.
Das geht uns zu wenig weit. Wieso nicht die innerstädtischen
Verbindungen ausbauen? Ein Pilot-Versuch wäre ein Leichtes: etwa
den 20er-Bus eine Stunde länger verkehren lassen und dann
prüfen: Wie wirkt sich diese Massnahme auf die Innenstadt und auf
die Quartiere aus?
Was ist falsch an Repression?
Wir müssen die Nachtschwärmer zuerst daran erinnern, dass sie
Pflichten haben und sich anpassen müssen - es braucht mehr
Prävention und Sensibilisierung. Büssen können wir dann
immer noch. Die Clubs wären bereit, sich bei der Prävention
stärker zu beteiligen.
Auch finanziell?
Ehe wir über die Finanzierung sprechen, müssen wir wissen,
wie viel das alles kosten wird. In meinen Augen hat aber die
Allgemeinheit die Kosten für die Massnahmen zu tragen. Denn im
Endeffekt ist sie es, die davon profitiert: Ein attraktives Nachtleben
steigert die Attraktivität der ganzen Stadt massgeblich. Es
wäre deshalb falsch, nun alle Gebühren auf die Clubs
abzuwälzen. Die heute hohen Kosten für Reinigung und
Polizeieinsätze dürften sich mit den Massnahmen ja auch
verringern.
Mit allen andern Punkten sind Sie einverstanden?
Nein. Das Alkohol-Verkaufsverbot nach 20 Uhr ist klar der falsche Weg.
Dann betrinkt man sich halt einfach vorher. So vertreibt man junge
Leute aus dem öffentlichen Raum und verlagert das Problem nur.
Auch fehlt mir das Bekenntnis zu den Kulturbetrieben ausserhalb der
oberen Altstadt: Jene Betriebe, die sich an die Spielregeln halten,
müssen geschützt werden und die Garantie haben, dass sie
weiterexistieren können.
Wird das Konzept das Berner Nachtleben-Problem lösen?
Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, damit liessen sich
alle Probleme lösen. Man darf auch nicht vergessen: Was auf dem
Papier gut ausschaut, ist noch nicht umgesetzt. Wer auch immer 2013 im
Stadtberner Gemeinderat sitzt, ist in der Pflicht, das
Nachtleben-Konzept umzusetzen. Schaffen wir das, werden wir die
Probleme aber massiv abschwächen können.
Zur Person
Der Jungfreisinnige Thomas Berger ist Präsident des Vereins
Nachtleben Bern. Der 26-jährige Betriebsökonom wurde im
Nachgang der Tanzdemonstration zu einem der Wortführer der
Nachtschwärmer.
-
Reaktionen aus der Stadtpolitik
«Nicht nur ein Litteringproblem»
GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer zeigt sich vom Nachtleben-Konzept
«positiv überrascht»: Der Gemeinderat setze zur
Behebung von Konflikt auf Dialog, der Massnahmenmix sei ausgewogen.
Widmers Kritik gilt den gleichen Punkten, die auch Thomas Berger,
Präsident des Vereins Nachtleben Bern, bemängelt (siehe
Interview): die fehlende Sensibilisierungskampagne und die geplante
Beschränkung des Alkoholverkaufs. Schliesslich kommt Widmer der
kulturpolitische Teil zu kurz: «Nachtleben bedeutet nicht nur ein
Litteringproblem, sondern auch Kulturangebot für alle.»
Welche Schlagkraft misst Widmer dem Konzept bei? Die Bewilligungshoheit
liege kurzfristig gesehen noch immer beim Statthalter, womit die
Lärmklagen-Problematik nicht gelöst sei. Könne man sich
aber auf das Konzept einigen, signalisiere das einen gesellschaftlichen
Konsens. «Für die Frau Müllers in Bern dürfte es
dann schwieriger werden, Clubs im Alleingang zu bodigen.»
«Konzept für die Politik»
Kritischer aufgenommen wird das Konzept im Reitschulumfeld. Für
Tom Locher, Reitschüler und Stadtratskandidat der Alternativen
Linken, handelt es sich um «ein Nachtleben-Konzept für die
Politik und für die Verwaltung.» Probleme löse das
Konzept eigentlich keine. «Mehr Freiräume für
Jugendliche werden damit nicht geschaffen.» Die Jugendbewilligung
klinge zwar schön. Aber Freiräume brauche es in der Stadt -
und nicht im Wald. Auch die Clubs sind für Tom Locher eher Teil
des Problems als Opfer: «Da bleiben jene ausgeschlossen, die zu
jung sind oder sich den Eintritt nicht leisten können.»
Widerstand könnte sich aber auch von anderer Seite regen: Das
Konzept stellt den Pflichtwohnanteil in der oberen Altstadt infrage.
Wird dies die Hauseigentümer auf die Barrikaden führen, die
einen Werteverlust der Liegenschaften fürchten?
SVP-Gemeinderatskandidat Beat Schori vertrat am runden Tisch die
Interessen der Hauseigentümer. Er geht nicht davon aus, dass sich
diese stark wehren werden. «Vorausgesetzt, der Besitzstand ist
garantiert.» Das ist im Konzept so vorgesehen. Richtig findet
Schori auch, dass die Überprüfung der Bauordnung auf die
obere Altstadt beschränkt bleibt.
Lerch ist «nicht unglücklich»
Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat das Nachtleben-Konzept
gestern Nachmittag «noch nicht eingehend studiert». Er ist
aber «sehr froh, dass uns das Dokument als Richtlinie und
Massnahmenplan dienen wird, wie die Stadt Bern vorgehen will». Im
Grunde genommen sei es das, was er von der Stadt erwarte: dass sie ihre
Probleme selbst in die Hand nehme.
Ist der Statthalter damit aus der Schusslinie? Das könne man so
sehen, bestätigt dieser. Und fügt an: «Darüber bin
ich natürlich nicht unglücklich.» Der Gemeinderat
rechnet allerdings mit über fünf Jahren, bis das
Gastgewerbegesetz kommunalisiert und die eidgenössische
Lärmschutzverordnung angepasst ist. Wird Lerch bei Lärmklagen
bis dahin seinen bisherigen Kurs weiterverfolgen? Das könne er so
noch nicht sagen, antwortet der Statthalter. Die Frage betreffe
hängige Verfahren. (rym)
-
Kommentar
Ein Zeichen für mehr Toleranz
Bernhard Ott
Bisher hat es sich der Gemeinderat in Sachen Nachtleben einfach
gemacht. «Dafür sind Polizei und Statthalter
zuständig», sagte Stadtpräsident Alexander
Tschäppät (SP) vor zwei Jahren gegenüber dem
«Bund». Im Frühling dieses Jahres griff der
Gemeinderat die Forderung nach einem Konzept für das Nachtleben
erstmals auf. Dieses sollte aber erst «im Rahmen der Strategie
2020» erarbeitet werden. Zwei Tanzdemos und runde Tische
später sieht alles anders aus: Der Gemeinderat präsentiert
zwei Monate vor den Wahlen ein Konzept für das Nachtleben, das
einiges an Konfliktpotenzial aufweist.
Der Bau versenkbarer Pissoirs, zusätzliche Gassenreinigungen und
die Schaffung von Stellen für Mediation und Raumvermittlung gehen
zunächst einmal ins Geld. Politischer Knackpunkt der Vorlage ist
aber die Reduktion des Lärmschutzes in der oberen Altstadt sowie
beim Schmiede- und Theaterplatz. Die beabsichtigte Streichung des
Pflichtwohnanteils in der Bauordnung ist ein Eingriff ins
Privateigentum, der auch juristische Auseinandersetzungen zur Folge
haben könnte. Gleichzeitig werden damit aber auch erstmals
«parzellengenau» Räume definiert, in denen das
Nachtleben Priorität vor dem Wohnen haben soll. Dies schafft
Planungsklarheit für die Clubbetreiber, aber auch für
Hauseigentümer und Mieter. Wer trotzdem in den genannten
Strassenzügen wohnen möchte, weiss fortan, worauf er sich
einlässt. Er dürfte mit allfälligen Lärmklagen kaum
mehr Clubs zur Schliessung zwingen können.
Bis zu einer Revision der Bauordnung dürfte es aber noch lange
dauern. Kurzfristig ist damit nichts gewonnen. An der Lärmfront
wird weiter der Statthalter das Sagen haben. Er täte aber gut
daran, den vom Bundesrat attestierten «erheblichen
Ermessensspielraum» bei der Beurteilung der Störwirkung des
Lärms auch auszunutzen. Denn der Gemeinderat hat mit dem
Nachtleben-Konzept seine Deckung verlassen und ein Zeichen für
mehr Toleranz gegenüber dem Nachtleben in gewissen Zonen der
Berner Innenstadt gesetzt.
---
BZ 15.9.12
Bern will Polizeistunde aufheben
Stadt Bern. Der Berner Gemeinderat hat gestern das mit Spannung
erwartete Nachtlebenkonzept präsentiert. Die Stadt will einerseits
selbst aktiv werden, fordert aber anderseits auch Bund und Kanton zum
Handeln auf.
Mit 15 Massnahmen will der Berner Gemeinderat die Konflikte rund um das
Berner Nachtleben entschärfen. Bei einigen kann die Stadt selbst
handeln, bei anderen braucht sie die Unterstützung des
Regierungsstatthalteramtes, des Kantons oder des Bundes. Der
Gemeinderat will sich kantonal für die Aufhebung der Polizeistunde
und auf Bundesebene für eine Anpassung der Lärmvorschriften
einsetzen. Kurzfristig sieht das Konzept unter anderem vor, eine
Mediationsstelle zu schaffen oder das Securitykonzept, das sich in der
Aarbergergasse bewährt hat, auf die ganze Stadt auszudehnen. Als
langfristige Massnahme soll die städtische Bauordnung unter die
Lupe genommen werden. Die Stadt will prüfen, wie sich eine
Aufhebung des Pflichtwohnanteils auswirken würde. Thomas Berger,
Pro-Nachtleben-Präsident, zeigte sich gestern sehr zufrieden:
«Wir spüren, dass unser Anliegen ernst genommen wird»,
sagte er. Mit den meisten Punkten des Konzepts sei er einverstanden. Zu
wenig Gewicht im Konzept hat aus seiner Sicht die Sensibilisierung der
Nachtschwärmer erhalten, ablehnen würde sein Verein, dass den
Clubbetreibern weitere Kosten aufgebürdet werden. Die
Vernehmlassung des Nachtlebenkonzepts dauert bis Ende November.
Anschliessend will der Gemeinderat einen zweiten runden Tisch
einberufen, um mit allen Beteiligten über die Ergebnisse zu
diskutieren. Das definitive Konzept wird voraussichtlich im
nächsten Frühling vorliegen.rah Seite 2 + 3
-
Mehr Sicherheit, weniger Alkohol - Berns Nachtleben der Zukunft
Der Gemeinderat will die Probleme rund um das Berner Nachtleben
entschärfen. Mit 15 Massnahmen will er das Verhältnis
zwischen den Gastrobetrieben, den Nachtschwärmern und den
Anwohnern verbessern. Das Konzept wurde gestern den Medien vorgestellt
und in die Vernehmlassung geschickt.
Dieses Dilemma bleibt bestehen: «Die einen wollen Ruhe, die
anderen wollen feiern», sagte Berns Sicherheitsdirektor Reto
Nause (CVP) gestern vor den Medien. In vielen wichtigen Fragen seien
der Stadt die Hände gebunden, wenn es darum gehe, Lösungen
für das Nachtleben zu finden. Mit dem Nachtlebenkonzept will der
Gemeinderat seinen eigenen Handlungsspielraum aber nutzen. Insgesamt 15
Massnahmen stellte er gestern vor, welche zu einer Verbesserung im
Berner Nachtleben führen sollen. Bei einigen kann die Stadt selbst
handeln, bei anderen braucht es die Unterstützung des
Regierungsstatthalteramtes, des Kantons oder des Bundes.
Mehr Security, weniger Abfall
Um die unerwünschten Begleiterscheinungen des Nachtlebens
einzudämmen, soll das Securitykonzept vom Bereich der
Aarbergergasse auf die ganze Stadt ausgedehnt werden. Das
Securitykonzept wurde gemeinsam mit Clubbesitzern und Anwohnern
erarbeitet und hat sich bewährt. Weiter sollen eine
nächtliche Zusatzreinigung, eine Einschränkung des
Alkoholverkaufs und die Erstellung zusätzlicher WC-Anlagen die
Litteringproblematik verringern. Für weniger Lärm durch
Nachtschwärmer in den Quartieren sollen zusätzliche
Moonliner-Busse sorgen. Um Probleme so früh wie möglich zu
entschärfen, will der Gemeinderat eine städtische
Mediationsstelle schaffen.
Überprüfung der Bauordnung
8 der 15 Massnahmen könne die Stadt kurzfristig realisieren – also
innerhalb der nächsten beiden Jahre, sagte Nause. Bei anderen sei
eine Umsetzung frühestens in fünf Jahren realistisch.
Länger dauern dürfte zum Beispiel eine Überprüfung
der Bauordnung, wie Stadtpräsident Alexander Tschäppät
(SP) an der Medienkonferenz sagte. «Wir möchten dabei die
obere und die untere Altstadt gesondert behandeln», so
Tschäppät. Es gelte nun, zu prüfen, wie sich der
Verzicht auf den Pflichtwohnanteil in der oberen Altstadt auswirken
könnte.
Gestern wurde das Nachtlebenkonzept in die Vernehmlassung geschickt.
Diese dauert bis Ende November. Anschliessend will der Gemeinderat
einen zweiten runden Tisch einberufen, um über die Ergebnisse zu
diskutieren. Das definitive Konzept wird voraussichtlich im
nächsten Frühling vorliegen.
Ralph Heiniger
-
Das will der Gemeinderat
Für bessere Bedingungen, gegen Lärm
Die 15 Massnahmen lassen sich inhaltlich in vier verschiedene
Kategorien einteilen. Zu den Massnahmen gegen Vandalismus und Littering
gehören die Ausweitung des Securitykonzepts, Reinigung und
Repression, zusätzliche Toilettenanlagen – auch versenkbare
Pissoirs – und eine Reduktion des Alkoholkonsums. Bei der letzten
Massnahme will sich die Stadt dafür einsetzen, dass alkoholische
Getränke ausserhalb von Gastgewerbebetrieben nach 20 Uhr nicht
mehr verkauft werden dürfen. Die Rahmenbedingungen dafür
bestimmen letztlich Bund und Kanton. Zur Förderung des Dialogs
will der Gemeinderat neben dem Securitykonzept auch eine
städtische Mediationsstelle schaffen und den Erfahrungsaustausch
fördern. Dabei möchte der Gemeinderat die Erfahrungen anderer
Städte in das Berner Nachtleben einfliessen lassen. Damit die
Leute nicht draussen rumhängen und der Lärm reduziert wird,
sieht das Konzept den Ausbau des Moonliner-Angebots vor. Die Stadt will
dies im Rahmen der Regionalkonferenz abklären. Eine weitere
Massnahme ist die Flexibilisierung der Öffnungszeiten. Weil viele
Clubs um 3.30 Uhr schliessen, stürmen viele Besucher zur selben
Zeit auf die Gassen. Die Stadt will sich kantonal für die
Abschaffung der Polizeistunde einsetzen. Zur Verbesserung der
Rahmenbedingungen sollen künftig zum Beispiel Angebote für
Jugendliche besser gebündelt und bekannt gemacht werden.rah
-
«Unser Anliegen wird ernst genommen»
Das vorgelegte Konzept sei ein klares Bekenntnis des Gemeinderats,
findet Pro-Nachtleben-Präsident Thomas Berger.
Herr Berger, was halten Sie vom Nachtlebenkonzept?
Thomas Berger: Wir freuen uns sehr darüber, dass sich der
Gemeinderat mit diesem Konzept klar zum Berner Nachtleben bekennt. Wir
spüren, dass unser Anliegen ernst genommen wird.
Der Gemeinderat will, dass nur Betriebe mit «zuge-
schnittenem» Securitykonzept eine Überzeitbewilligung
erhalten. Eine Erschwernis für die Clubs?
Nicht unbedingt. Es gibt schwarze Schafe unter den Clubbetreibern. Die
meisten haben aber bereits ein sehr gutes Securitykonzept. Die Frage
ist einfach, was als «zugeschnittenes» Konzept bezeichnet
werden soll. Aber wir bestreiten diesen Punkt nicht.
Was halten Sie von einer städtischen Mediationsstelle?
Es ist wichtig, dass man so früh wie möglich über
Probleme spricht. Ideal wäre ein Ombudsmann für das
Nachtleben, an den sich alle wenden könnten.
Können zusätzliche Moonliner-Busse für Entspannung
sorgen?
Zum Teil. Unser Vorschlag wäre, die Betriebszeiten von Bernmobil
zu verlängern. Man könnte zum Beispiel den 20er-Bus und das
9er-Tram in einem Pilotversuch am Abend eine Stunde länger und am
Morgen eine Stunde früher fahren lassen. Danach könnte man
auswerten, ob es in diesen Abschnitten den Anwohnern etwas gebracht hat.
Gibt es im Konzept Massnahmen, die Sie ablehnen?
Wir sind dagegen, die Aussenbestuhlung auch in Zukunft um 0.30 Uhr zu
schliessen. An vielen Orten bleiben die Leute sowieso länger
draussen. Man macht nicht mehr Lärm, wenn man dabei sitzt. Und wir
lehnen die vorgeschlagene Einschränkung des Alkoholverkaufs ab.
Leider wird die Sensibilisierung der Nachtschwärmer im Konzept
kaum berücksichtigt. Wichtig ist für uns auch, dass für
die Clubbetreiber keine zusätzlichen Kosten entstehen.
Die Umsetzung dieser Massnahmen ist aber nicht billig…
Der Status quo ist auch nicht gratis. Ich bin überzeugt, dass die
Umsetzung dieses Konzepts mittelfristig Geld spart. Die Situation ist
für mich vergleichbar mit dem YB-Fanzaun: Eine grosse Investition,
doch die Polizei muss jetzt wegen des Zauns deutlich weniger
Einsatzstunden leisten.
Der Gemeinderat will sich für die Aufhebung der Polizeistunde und
einer Anpassung der Lärmvorschriften einsetzen. Werden diese
Anliegen umgesetzt werden können?
Wir dürfen uns keine Illusionen machen. Aber dass der Gemeinderat
diese beiden Anliegen unterstützt, ist ein deutliches Zeichen.
Interview: Ralph Heiniger
-
Von Geld und Abstimmungen
Alexander Tschäppät (SP) wertet das Nachtlebenkonzept als
Versuch, künftig Konflikte zu entschärfen. Er betont auch,
dass die vorgeschlagenen Massnahmen nicht gratis zu haben sind.
Herr Tschäppät, was bringt das Nachtlebenkonzept aus Ihrer
Sicht?
Alexander Tschäppät: Es ist der Versuch, Rahmenbedingen in
kompakter Form anzubieten, die vielleicht Konflikte entschärfen
können. Aber Konflikte lösen kann nur gelingen, wenn die
Leute aufeinander zugehen. Kein Konzept kann am Schluss verhindern,
dass jemand, der unbedingt eine Klage einreichen will, davon
ablässt.
Wie viele Massnahmen von diesem Konzept wird man umsetzen können?
Es gibt hier zwei Hürden. Die eine ist die finanzielle. Wenn wir
zusätzlich reinigen oder zusätzliche Toiletten bauen, dann
kostet das natürlich Geld. Die zweite Hürde ist
planungsrechtlicher Art. Wenn wir zum Beispiel den Pflichtwohnanteil in
der oberen Altstadt aufheben wollen, dann braucht es dazu eine
Volksabstimmung. Diejenigen Massnahmen im Nachtlebenkonzept, welche
direkt greifen, sind relativ kompliziert und zum Teil recht kostspielig.
Die Vermischung von Party und Wohnen birgt naturgemäss
Konfliktpotenzial. Warum ist Ihnen diese Durchmischung in der Stadt
Bern so wichtig?
Eine Qualität einer guten Stadt ist die, dass sie 24 Stunden
belebt ist. Und nicht, dass es am Abend oder tagsüber Quartiere
gibt, die einfach tot sind. Das bringt sonst ganz andere Probleme mit
sich, und diese Problem wollen wir nicht. Wenn wir den
Pflichtwohnanteil im Bereich der oberen Altstadt aufheben würden,
bliebe dort immer noch eine sehr gute Durchmischung.
Interview: Ralph Heiniger
-
Von billigem Alkohol und Littering
Viele Massnahmen im Nachtlebenkonzept kann die Stadt Bern selbst
umsetzen, sagt Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP).
Herr Nause, welche Massnahmen kann die Stadt auf eigene Faust umsetzen?
Reto Nause: Alle Massnahmen, die auf Dialog ausgerichtet sind, werden
wir alleine durchziehen können. Auch das Securitykonzept, das wir
in der Aarbergergasse bereits eingeführt haben, werden wir sehr
bald auf die ganze Stadt ausdehnen können. Dazu braucht es
möglicherweise eine Anpassung der Bewilligung der Club- und
Gastrobetriebe.
Eine Massnahme, welche die Stadt selbst nicht umsetzen kann, ist der
eingeschränkte Verkauf von Alkohol. Sie möchten, dass nach 20
Uhr nur noch in Gastrobetrieben Alkohol verkauft werden darf. Warum?
Noch nie war billiger Alkohol so einfach erhältlich – und dies bis
so spät in die Nacht – wie heute. Wir haben deshalb einerseits
Probleme mit Betrunkenen und andererseits auch Probleme mit Littering.
Die Flaschen und Büchsen werden am Bahnhof oder am Tankstellenshop
gekauft und dann irgendwo im öffentlichen Raum entsorgt. Dadurch
wird die Stadt Bern mit Tonnen von Abfall konfrontiert.
Bei welchen Massnahmen sind aus Ihrer Sicht die Anwohnerinnen und
Anwohner gefordert?
Ich denke zum Beispiel an die Parks, die wir geöffnet haben
wollen, oder an die Jugendbewilligung. Das wird wahrscheinlich bei
Anwohnern nicht nur auf offene Ohren stossen. Wir zeigen mit unserem
parzellengenauen Plan auch, wo aus unserer Sicht mehr Nachtleben
möglich ist. Das Ganze ist ein Geben und ein Nehmen.
Und was kostet die Umsetzung der Massnahmen?
Das wissen wir nicht. Zuerst müssen wir schauen, was
mehrheitsfähig ist. Massnahmen wie der Ausbau des
Moonliner-Betriebs sind teuer, andere Massnahmen, zum Beispiel im
Bereich der Mediation, kosten nicht so viel. Interview: Ralph Heiniger
-
«Darauf aufbauen»
Altstadtleiste
Sven Gubler, Präsident der Vereinigten Altstadtleiste, zeigt sich
vorsichtig optimistisch. «Es gibt vieles im Konzept, das gut und
machbar ist, aber wirklich einschneidend sind die kurzfristigen
Massnahmen nicht.» Die grösseren Brocken wie die
Lärmvorschriften seien entweder auf Kantons- oder auf Bundesebene
geregelt und deshalb kurzfristig nicht veränderbar. «Es ist
aber nötig, dass wir als Stadt diesbezüglich eine Meinung
vertreten.» Das vorliegende Nachtlebenkonzept sieht er als
wichtige Diskussionsgrundlage und als gutes Arbeitspapier. «Jetzt
kann man darauf aufbauen und schauen, was alle beteiligten Parteien
dazu sagen.»jek
---
NZZ 15.9.12
Für ein Alkoholverkaufsverbot ab 20 Uhr
Die Stadt Bern kämpft gegen Konflikte im Nachtleben und verlangt
Massnahmen vom Bund
Das Nachtleben belastet das Zusammenleben in den Städten immer
mehr. Nun legt die Stadtberner Regierung einen Massnahmenplan vor. Im
Bereich Lärmschutz und Alkoholkonsum appelliert sie dabei an den
Bund.
dgy. Bern · Diese Woche kam es in Lausanne zum Eklat: Nachdem
Kriminalität, ausufernde Partynächte und Ausschreitungen zu
Dauerkonflikten geführt hatten, kapitulierte Sicherheitsdirektor
Marc Vuilleumier vom Linksbündnis «A gauche toute!»:
Er wolle die Verantwortung für die Stadtpolizei abgeben,
erklärte er, worauf die Exekutive das Dossier seinem Kollegen
Grégoire Junod (sp.) übertrug. Die Konflikte rund ums
Nachleben nehmen in allen Städten zu. Im Sommer stand Bern im
Mittelpunkt, als dort unter dem Titel «Tanz dich frei!»
spontan Tausende Jugendliche für mehr Freiraum auf die Strasse
gingen.
Nachtbusse, WC, Security
Am Freitag stellte die Berner Stadtregierung Massnahmen vor, mit
welchen die Konflikte, die auch zu einer Zunahme von juristischen
Auseinandersetzungen führen, entschärft werden sollen. Dabei
geht es beispielsweise um die Ausweitung von Nachtbus-Angeboten,
WC-Anlagen oder Security-Konzepten. Zwei Massnahmen fallen dabei
besonders auf, weil sie Bundesrecht betreffen und deshalb auch in
Städten Anwendung finden könnten. So schlägt die
Regierung vor, dass alkoholische Getränke ausserhalb von
Gastgewerbebetrieben nach 20 Uhr nicht mehr verkauft werden dürfen
sollen. Dies braucht eine gesetzliche Regelung auf Bundes- oder
Kantonsebene. Die Forderung ist nicht neu: In einer Umfrage von 2009
des Städteverbandes unterstützten die meisten Städte die
Einführung von solchen Verkaufsverboten.
Es sei unbestritten, dass mit der Einschränkung des Verkaufs
Lärm, Littering und Vandalismus eingedämmt werden
könnten, sagte der Berner Polizeidirektor Reto Nause (cvp.). In
der Botschaft zur Totalrevision des Alkoholgesetzes schlägt der
Bundesrat deshalb tatsächlich vor, dass im Detailhandel ab 22 Uhr
kein Alkohol mehr verkauft werden dürfe. Aus Sicht von Nause ist
diese Limite zeitlich aber zu spät angesetzt: In Bahnhöfen
wie Bern sei ab 22 Uhr schon heute kein Alkohol mehr erhältlich.
Im Kanton Genf beispielsweise, wo der Verkauf von Alkohol im
Detailhandel seit 2005 bereits ab 21 Uhr verboten ist, ging die Zahl
der Alkoholvergiftungen zurück – und zwar vor allem bei den unter
16-Jährigen, denen noch gar kein Alkohol verkauft werden darf. Der
Gewerbeverband lehnt ein solches Verbot aber als
unverhältnismässig ab.
Weniger Schutz gegen Lärm
Ein zweiter Vorschlag betrifft Konflikte wegen Lärmemissionen. Die
Regierung will das Streitpotenzial in diesem Bereich vermindern und
gleichzeitig die Planungssicherheit für die Ausgeh-Lokale
erhöhen. Allerdings kann die Stadt nur indirekt vorgehen, indem
sie den Pflichtwohnanteil beseitigt. Dies schlägt sie
tatsächlich vor, doch zudem regt sie eine Anpassung der
eidgenössischen Lärmvorschriften an, so dass in gewissen
Stadtteilen andere Grenzwerte eingeführt werden können.
Bereits wurde zu diesem Thema im Nationalrat eine Motion eingereicht,
die vom Bundesrat aber abgelehnt wird. Er sei sich bewusst, dass in
diesem Bereich ein Konfliktpotenzial bestehe, beschied der Bundesrat
erst vor wenigen Tagen: «Er sieht die Lösung nicht darin,
einseitig den Schutz vor Lärm zu schmälern.»
---
Schweiz Aktuell 14.9.12
Endlose Party?
Die Berner Stadtregierung will mit 15 Massnahmen den Konflikt um das
Nachtleben entschärfen. Ziel ist es, das Verhältnis zwischen
Nachtschwärmern, Anwohnern und Clubbetreibern zu verbessern.
http://www.videoportal.sf.tv/video?id=88bf72d7-a2f4-430d-bd22-1476280c8ca8
---
bernerzeitung.ch 14.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Berger-Ein--Bekenntnis-zum-Nachtleben/story/28212940
Berger: «Ein Bekenntnis zum Nachtleben»
Von Ralph Heiniger
Die Berner Stadtregierung hat heute Freitag eine erste Fassung des
Nachtleben-Konzepts in die Vernehmlassung geschickt. Die Massnahmen
seien ein klares Bekenntnis des Gemeinderats, findet
Pro-Nachtleben-Präsident Thomas Berger.
Herr Berger, was halten Sie vom Nachtleben-Konzept?
Thomas Berger: Wir freuen uns sehr darüber, dass sich der
Gemeinderat mit diesem Konzept klar zum Berner Nachtleben bekennt. Wir
spüren, dass unser Anliegen ernst genommen wird.
Der Gemeinderat will, dass nur Betriebe mit
«zugeschnittenem» Security-Konzept eine
Überzeitbewilligung erhalten. Ein Erschwernis für die Clubs?
Nicht unbedingt. Es gibt schwarze Schafe unter den Clubbetreibern. Die
meisten haben aber bereits ein sehr gutes Security-Konzept. Die Frage
ist einfach, was als «zugeschnittenes» Konzept bezeichnet
werden soll. Aber wir bestreiten diesen Punkt nicht.
Was halten Sie von einer städtischen Mediationsstelle?
Es ist wichtig, dass man so früh wie möglich über
Probleme spricht. Ideal wäre ein Ombudsmann für das
Nachtleben, an den sich alle wenden könnten.
Können zusätzliche Moonliner-Busse für Entspannung
sorgen?
Zum Teil. Unser Vorschlag wäre, die Fahrzeiten von Bernmobil zu
verlängern. Man könnte zum Beispiel den 20er-Bus und das
9er-Tram in einem Pilotversuch am Abend eine Stunde länger und am
Morgen eine Stunde früher fahren lassen. Danach kann man
auswerten, ob es in diesen Abschnitten den Anwohnern etwas gebracht hat.
Gibt es im Konzept Massnahmen die sie ablehnen?
Wir sind dagegen, die Aussenbestuhlung auch in Zukunft um 00.30 Uhr zu
schliessen. An vielen Orten bleiben die Leute sowieso länger
draussen. Man macht nicht mehr Lärm, wenn man dabei sitzt. Und wir
lehnen die vorgeschlagene Einschränkung des Alkoholverkaufs ab.
Leider wird die Sensibilisierung der Nachtschwärmer im Konzept
kaum berücksichtigt. Wichtig ist für uns auch, dass für
die Clubbetreiber keine zusätzlichen Kosten entstehen.
Die Umsetzung dieser Massnahmen ist aber nicht billig...
Der status quo ist auch nicht gratis. Ich bin überzeugt, dass die
Umsetzung dieses Konzepts mittelfristig Geld spart. Die Situation ist
für mich vergleichbar mit dem YB-Fanzaun: Eine hohe Investition,
doch die Polizei muss jetzt wegen dem Zaun deutlich weniger
Einsatzstunden leisten.
Der Gemeinderat will sich für eine Kommunalisierung des
Gastgewerbegesetzes und einer Anpassung der Lärmvorschriften
einsetzen. Werden diese Anliegen umgesetzt werden können?
Wir müssen uns keine Illusionen machen. Aber dass der Gemeinderat
diese beiden Anliegen unterstützt, ist ein deutliches Zeichen.
---
derbund.ch 14.9.12 (16:00)
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Nachtleben-bedeutet-nicht-nur-ein-Litteringproblem/story/31748723
"Nachtleben bedeutet nicht nur ein Litteringproblem"
Von Matthias Ryffel
Das Nachtleben-Konzept der Stadt kommt bei politischen Exponenten
unterschiedlich an.
GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer zeigt sich vom Nachtleben-Konzept
"positiv überrascht". Der Gemeinderat setze zur Behebung von
Konflikt auf Dialog. Überdies sei der Massnahmenmix ausgewogen -
"allen wird etwas abverlangt, alle können profitieren."
"Etwas erstaunt" sei er indes schon, dass Forderungen, die er seit 10
Jahren wiederhole, nun plötzlich vom Gemeinderat kämen, sagt
Widmer. "Dass sich das Ausgehverhalten in den letzten 10 Jahren
grundlegend verändert hat, und man die gesetzlichen Grundlagen
daran anpassen muss - diese Einsicht ist für die Behörden
neu."
"Für die Frau Müllers dürfte es schwieriger werden"
Widmers Kritik gilt den gleichen Punkten, die auch
Nachtleben-Präsident Berger bemängelt: Widmer fehlt eine
Sensibilisierungskampagne jenseits der Repressions-Schiene. "Aus
liberaler Überzeugung" kritisiere er die geplante
Beschränkung des Alkohol-Verkaufs. Und schliesslich kommt ihm der
kulturpolitische Teil zu kurz: "Nachtleben bedeutet nicht nur ein
Litteringproblem, sondern auch Kulturangebot für alle", betont
Widmer. Nachtleben als Kulturevent finde im Konzept aber nicht statt.
Welche Schlagkraft misst Widmer dem Konzept also bei? Kurzfristig
gesehen liege die Bewilligungshoheit nach wie vor beim Statthalter,
womit die Lärmklagen-Problematik nicht gelöst sei. Könne
man sich aber auf das Konzept einigen, signalisiere das einen
gesellschaftlichen Konsens. "Für die Frau Müllers in Bern
dürfte es dann schwieriger werden, Clubs im Alleingang zu bodigen."
"Ein Nachtlebenskonzept für die Politik"
Deutlich kritischer aufgenommen wird das Konzept im Reitschul-Umfeld.
Tom Locher, Stadtratskandidat für die Alternative Linke, über
seinen ersten Eindruck: "Ein Nachtlebenskonzept für die Politik
und für die Verwaltung. Jetzt können sich die Politiker
sagen: Wir haben etwas." Probleme löse das Konzept eigentlich
keine, sagt Locher. "Mehr Freiräume für Jugendliche werden
damit nicht geschaffen."
Die Jugendbewilligung klinge schön, aber Freiräume brauche es
in der Stadt und nicht im Wald, präzisiert Locher. Auch in Clubs
und edlen Beizen sieht der Reitschüler eher Teil des Problems als
die Opfer. "Es bleiben jene ausgeschlossen, die für die Clubs zu
jung sind oder sich den Eintritt nicht leisten können." Locher
fordert deshalb niederschwellige Treffpunkte. "Oder aber man
müsste die Clubs verpflichten, Preise und Alterslimiten
herabzusetzen."
Unerwähnt blieben im Konzept auch alternative Wohn- und
Kulturprojekte, wie etwa Wagen-Plätze und besetzte Häuser.
"Auch das ist Kultur", betont Locher. Dort fänden immer wieder
Konzerte und Grillfeste statt. "Würde man dA die Repression
herunterfahren, wäre das schon viel wert." (DerBund.ch/Newsnet)
---
bernerzeitung.ch 14.9.12 (12.47 Uhr)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Nause-und-das-versenkbare-Pissoir/story/24591515
Nause und das versenkbare Pissoir
Der Berner Gemeinderat will das wilde Urinieren in der Innenstadt
eindämmen. Er prüft deshalb den Bau versenkbarer Pissoirs,
wie Sicherheitsdirektor Reto Nause am Freitag bei der Präsentation
des Nachtleben-Konzepts sagte.
An manchen Stellen in der Stadt gebe es heute keine oder zu wenig
Toilettenanlagen, sagte Nause. Das führe dazu, dass
Nachtschwärmer in Laubengänge, verwinkelte Gassen und auch in
Gebäudeeingänge urinierten. Die Reinigung der - in
Privateigentum befindlichen - Laubengänge koste die Stadt etwa
100'000 Franken pro Jahr.
Nun soll geprüft werden, wo das Angebot an Toilettenanlagen in der
Innenstadt ausgebaut werden kann. Ein Pilotversuch mit einer mobilen
Urinierstation im Raum Waisenhausplatz sei letztes Jahr allerdings
wenig erfolgreich verlaufen, sagte Nause. "Die Anlage wurde nur
mässig gebraucht und war mehrfach Ziel von Vandalismus."
"Urilift"
Abhilfe schaffen könnten deshalb neue Modelle, "beispielsweise in
den Boden versenkbare Pissoirs, die in der Nacht hochgefahren werden
können". Die so genannten "Urilifte" sind eine holländische
Erfindung; zwei davon kommen heute schon in St. Gallen zum Einsatz.
Aufgestellt wurden sie beim Bahnhof Winkeln nahe des Fussballstadions.
Mit dem Zug anreisende Fussballfans sollen ihre Notdurft kontrolliert
verrichten können.
Drei Männer gleichzeitig
Ein Urilift hat die Grösse einer Litfasssäule und bietet
gleichzeitig drei Männern die Gelegenheit, die Blase zu leeren.
Zum Einsatz kommen die Pissoirs bei Heimspielen des FC St. Gallen. Mit
einem Schlüssel können die Urilifte hochgefahren und nach der
Abreise der Fans wieder versenkt werden.
Sie müssen also nur sporadisch gereinigt werden und verursachen
ansonsten keinen Aufwand. Ausserdem ziehen sie nicht unerwünschte
"Kundschaft" wie Junkies an.
Nach den Angaben von Nause kommen Urilifte auch etwa in Köln,
London und Rotterdam zum Einsatz. Das versenkbare Pissoir hat
allerdings seinen Preis - jeder Urilift kostet 80'000 Franken.
(js/sda)
---
20min.ch 14.9.12
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/-Das-haette-ich-nicht-fuer-moeglich-gehalten--25318407
Nachtkonzept in Bern
"Das hätte ich nicht für möglich gehalten"
von Antonio Fumagalli - Im Berner Nachtleben soll eine neue Ära
anbrechen, der Gemeinderat hat ein Massnahmenpaket in die
Vernehmlassung geschickt. Betroffene Politiker zeigen sich erfreut.
"Heute ist ein wunderbarer Tag, für dieses Papier haben wir nun 14
Monate gekämpft", sagt Thomas Berger, Präsident der Vereins
Pro Nachtleben Bern und Mitglied der Jungfreisinnigen. Nicht weniger
euphorisch ist Manuel C. Widmer, Stadtrat der Grünen Freien Liste:
"Noch vor fünf Jahren hätte ich dies nicht für
möglich gehalten."
Das Dokument, das die beiden Lokalpolitiker so ins Schwärmen
bringt, ist das "Konzept Nachtleben", das der Berner Gemeinderat heute
Morgen an einer Medienkonferenz präsentierte. Anhand von 15
Massnahmen soll der Konflikt um den Ausgang, der mit der "Tanz-Demo"
von Anfang Juni seinen Höhepunkt gefunden hat, entschärft
werden.
Flexibler offen gleich weniger Lärm
"Fast alle unsere Forderungen wurden erfüllt", sagt Berger. Das
Papier enthalte sogar Punkte - zum Beispiel die im Boden versenkbaren
Pissoirs -, die er nicht erwartet habe. Kollege Widmer streicht
insbesondere die angedachte Flexibilisierung der Öffnungszeiten
hervor: "Nun sieht man endlich ein, dass diese Massnahme nicht zu mehr,
sondern eben zu weniger Lärm führt."
Kritik ruft einzig das geplante Verkaufsverbot für Alkohol ab 20
Uhr hervor: "Die Überlegung, dass mehr Alkohol zu aggressiverer
Stimmung führt, finde ich gerechtfertigt. Ich bezweifle
allerdings, dass diese Massnahme zielführend ist", so Widmer. Ein
Verbot habe noch nie zu etwas Positivem geführt, zudem werde davon
auch der Familienvater, der für den Znacht noch schnell eine
Flasche Wein kaufen wolle, tangiert.
Mehrwert durch attraktives Nachtleben
Das 15-Punkte-Programm des Berner Gemeinderats geht nun in die
Vernehmlassung und wird danach nochmals an einem runden Tisch
besprochen. Noch steht also in den Sternen, welche Massnahmen
überhaupt umgesetzt werden und was diese kosten.
Berger fordert, dass man nun keine "Milchbüechlirechnung"
anstellt: "Der Mehrwert, der durch ein attraktiveres Nachtleben
für eine Stadt entsteht, lässt sich schwer ausrechnen. Aber
er ist sicher grösser als die Kosten für all die Konflikte,
die durch den Status quo entstehen."
-
Das versenkbare Pissoir
Der Berner Gemeinderat will das wilde Urinieren in der Innenstadt
eindämmen. Er prüft deshalb den Bau versenkbarer Pissoirs,
wie
Sicherheitsdirektor Reto Nause am Freitag bei der Präsentation des
Nachtleben-Konzepts sagte.
An manchen Stellen in der Stadt gebe es heute keine oder zu wenig
Toilettenanlagen, sagte Nause. Das führe dazu, dass
Nachtschwärmer in
Laubengänge, verwinkelte Gassen und auch in
Gebäudeeingänge urinierten.
Die Reinigung der - in Privateigentum befindlichen - Laubengänge
koste
die Stadt etwa 100'000 Franken pro Jahr.
Nun soll geprüft werden, wo das Angebot an Toilettenanlagen in der
Innenstadt ausgebaut werden kann. Ein Pilotversuch mit einer mobilen
Urinierstation im Raum Waisenhausplatz sei letztes Jahr allerdings
wenig erfolgreich verlaufen, sagte Nause. "Die Anlage wurde nur
mässig
gebraucht und war mehrfach Ziel von Vandalismus."
Abhilfe schaffen könnten deshalb neue Modelle, "beispielsweise in
den
Boden versenkbare Pissoirs, die in der Nacht hochgefahren werden
können". Die so genannten "Urilifte" sind eine holländische
Erfindung;
zwei davon kommen heute schon in St. Gallen zum Einsatz.
Ein Urilift hat die Grösse einer Litfasssäule und bietet
gleichzeitig
drei Männern die Gelegenheit, die Blase zu leeren. Zum Einsatz
kommen
die Pissoirs bei Heimspielen des FC St. Gallen. Mit einem
Schlüssel
können die Urilifte hochgefahren und nach der Abreise der Fans
wieder
versenkt werden.
Sie müssen also nur sporadisch gereinigt werden und verursachen
ansonsten keinen Aufwand. Ausserdem ziehen sie nicht unerwünschte
"Kundschaft" wie Junkies an. Das versenkbare Pissoir hat allerdings
seinen Preis - jeder Urilift kostet 80'000 Franken. (sda)
---
derbund.ch 14.9.12 (12.40 Uhr)
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Das-Konzept-setzt-zu-einseitig-auf-Repression/story/15470132
"Das Konzept setzt zu einseitig auf Repression"
Interview: Matthias Ryffel.
Der Berner Gemeinderat hat heute sein Nachtleben-Konzept vorgestellt.
Thomas Berger, Präsident des Vereins Nachtleben Bern, nimmt
Stellung zum Papier.
Herr Berger, Sie waren am runden Tisch beteiligt, der die Grundlage
für das heute vorgelegte Nachtleben-Konzept bildete. Sind Sie mit
dem Ergebnis zufrieden?
Die Freude überwiegt, dass wir endlich ein Nachtleben-Konzept
haben. Das Konzept ist insgesamt besser und positiver, als wir es uns
erhofft haben. Vor allen Dingen freut uns das öffentliche
Bekenntnis zu den beiden hängigen Vorstössen im kantonalen
und nationalen Parlament.
Gibt es Schwachpunkte?
Zwei grosse Punkte haben wir zu bemängeln. Erstens: Die
Schliessung der ÖV-Lücke fehlt. Zweitens: Das Konzept setzt
zu einseitig auf Repression. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das
in der Vernehmlassung noch reinbringen - am runden Tisch waren die
Punkte unbestritten.
Das Konzept will doch den Ausbau des Moonliners prüfen.
Das geht uns zu wenig weit. Wieso nicht die innenstädtischen
Verbindungen ausbauen? Ein Pilot-Versuch wäre ein Leichtes: Etwa
den 20er-Bus eine Stunde länger verkehren lassen und dann
prüfen: Wie wirkt sich diese Massnahme auf die Innenstadt aus, und
wie auf die Quartiere?
Was ist falsch an Repression?
Wir müssen die Nachtschwärmer zuerst daran erinnern, dass sie
Pflichten haben und sich anpassen müssen - es braucht mehr
Prävention und Sensibilisierung. Büssen können wir dann
immer noch. Die Clubs wären bereit, sich in der Prävention
stärker zu beteiligen.
Auch finanziell?
Ehe wir über die Finanzierung sprechen, müssen wir wissen,
wie viel das alles kosten wird. In meinen Augen hat aber die
Allgemeinheit die Kosten für die Massnahmen zu tragen. Denn im
Endeffekt ist sie es, die davon profitiert: Ein attraktives Nachtleben
steigert die Attraktivität der ganzen Stadt massgeblich. Es
wäre deshalb falsch, nun alle Gebühren auf die Clubs
abzuwälzen. Die heute hohen Kosten für Reinigung und
Polizeieinsätze dürften sich mit den Massnahmen ja auch
verringern.
Mit allen andern Punkten sind Sie einverstanden?
Nein. Das Alkohol-Verkaufsverbot nach 20 Uhr ist klar der falsche Weg.
Dann betrinkt man sich halt einfach vorher. So vertreibt man junge
Leute aus dem öffentlichen Raum und verlagert das Problem nur.
Auch fehlt mir das Bekenntnis zu den Kulturbetrieben ausserhalb der
oberen Altstadt: Jene Betriebe, die sich an die Spielregeln halten,
müssen geschützt werden und die Garantie haben, dass sie
weiterexistieren können.
Wird das Konzept das Berner Nachtleben-Problem lösen?
Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, damit liessen sich
alle Probleme lösen. Man darf auch nicht vergessen: Was auf dem
Papier gut ausschaut, ist noch nicht umgesetzt. Wer auch immer 2013 im
Gemeinderat sitzt, ist in der Pflicht das Konzept umzusetzen. Schaffen
wir das, werden wir die Probleme aber massiv abschwächen
können. (DerBund.ch/Newsnet)
-
Die beiden Vorstösse zum Nachtleben
Das Gastgewerbegesetz auf Gemeindeebene holen: Die grünliberale
Grossrätin Tanja Sollberger fordert im Kantonsparlament in einer
Motion, dass Gemeinden Bewilligungen im Gastgewerbe selber
erklären können. Gemeinden sollen so mehr Handlungsspielraum,
aber auch mehr Verantwortung erhalten.
Urbane Zonen schaffen: Die grünliberale Nationalrätin Kathrin
Bertschy forderte den Bundesrat im Mai auf, das Umweltschutzgesetz zu
überarbeiten. Die Schaffung einer "Urbanzone" sollte höhere
Toleranzwerte gegenüber Nachtlärm ermöglichen und so ein
"Nebeneinander von Wohnen und Nachtleben" erlauben. Der Bundesrat hat
sich kürzlich dagegen ausgesprochen, das Parlament hat noch nicht
darüber beschieden.
---
regibern.ch 14.9.12 (11.10 Uhr)
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/362413.stadt-bern-15-massnahmen-zum-nachtleben.html
Stadt Bern: 15 Massnahmen zum Nachtleben
Die Berner Stadtregierung stellt 15 Massnahmen zur Diskussion, die den
Konflikt ums Nachtleben entschärfen könnten. Das geht aus dem
"Konzept Nachtleben" hervor, das der Gemeinderat am Freitag in die
Vernehmlassung geschickt hat.
Kurzfristig sollen unter anderem das Security-Konzept ausgeweitet und
eine städtische Mediationsstelle geschaffen werden, wie es an
einer Medienorientierung hiess. Auch prüft der Gemeinderat, ob das
Nachtangebot im öffentlichen Verkehr ausgebaut werden soll
(Moonliner), ob es zusätzliche Toilettenanlagen braucht und die
Öffnungszeiten flexibler sein sollen.
Bundesrecht setzt Grenzen
Das Konzept zeigt auch auf, wo der Stadt Grenzen gesetzt sind. So sind
die Lärmvorschriften im Bundesrecht und die gastgewerblichen
Vorschriften im kantonalen Gastgewerbegesetz festgelegt. Die
Stadtregierung will sich in diesen Bereichen für Verbesserungen
einsetzen.
Ständiger Zankapfel
Das Berner Nachtleben ist seit langem ein heiss diskutiertes Thema.
"Die einen wollen ruhen, die anderen feiern": So fasst der Gemeinderat
das Problem zusammen. Die Kontroverse entzündete sich zuletzt
Anfang Juni; damals gingen mehr als 10'000 junge Menschen auf die
Strasse, um für mehr Freiräume zu demonstrieren. (haym, sda)
Beitrag:
http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2F
Regionaljournale%2FBern%2F2012%2F09%2F120914_pressman.mp3&design=drs1&type=popup&type=popup&skin=srdrs
---
20min.ch 14.9.12 (10.14 Uhr)
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/So-reagiert-Bern-auf--Tanz-dich-frei--17326799
15-Punkte-Plan der Stadt
So reagiert Bern auf "Tanz dich frei"So reagiert Bern auf "Tanz dich
frei"
Die "Tanz-Demo" vom Juni hat Bern aufgerüttelt: Heute Morgen hat
der Gemeinderat ein Konzept präsentiert, das den Konflikt ums
Nachtleben entschärfen soll.
Es war die grösste Jugendkundgebung in Bern seit den
1980er-Jahren: Weit über 10 000 Personen versammelten sich am 2.
Juni 2012 in der Innenstadt und zogen von Musik begleitet bis in die
frühen Morgenstunden durch die Strassen. Motto des Anlasses: "Tanz
dich frei!" Frei von der "behördlichen Reglementierungswut" des
Berner Nachtlebens, welche die anonymen Veranstalter anprangerten.
Video Tanz dich frei
Nun hat die Politik auf die Forderungen reagiert. Der Berner
Gemeinderat präsentierte an einer Medienkonferenz das "Konzept
Nachtleben", das heute in die Vernehmlassung geschickt wird. Im Zentrum
des Konzepts stehen 15 Massnahmen, die den Konflikt ums Nachtleben
entschärfen sollen.
Wo man nicht konsumieren muss
Kurzfristig sollen unter anderem das Security-Konzept ausgeweitet und
eine städtische Mediationsstelle geschaffen werden. Jugendliche
sollen besser darüber informiert werden, wo es Orte ohne
Konsumzwang gibt.
Mittelfristig möchte der Gemeinderat das Nacht-Angebot im
öffentlichen Verkehr ausbauen (Moonliner), zusätzliche
Toilettenanlagen schaffen und die Öffnungszeiten flexibilisieren.
Runder Tisch wird wiederholt
Das Konzept zeigt auch auf, wo der Stadt Grenzen gesetzt sind. So sind
die Lärmvorschriften im Bundesrecht und die gastgewerblichen
Vorschriften im kantonalen Gastgewerbegesetz festgelegt. Die
Stadtregierung will sich in diesen Bereichen für Verbesserungen
einsetzen.
Die Stadtregierung berief im Anschluss an die "Tanz-Demo" einen Runden
Tisch zum Nachtleben ein. Rund 50 Vertreter von Parteien, Behörden
und Vereinen fanden sich Anfang Juli zum Gedankenaustausch ein. Der
Gemeinderat wird den Runden Tisch nochmals einberufen, um sein Konzept
diskutieren zu lassen - allerdings erst nach der Vernehmlassung.
(fum/sda)
---
bernerzeitung.ch 14.9.12 (12.03 Uhr)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-15-Massnahmen-zum-Berner-Nachtleben/story/27289684
Die 15 Massnahmen zum Berner Nachtleben
Die Stadtregierung will den Konflikt ums Nachtleben entschärfen.
Sie hat am Freitag 15 Massnahmen in die Vernehmlassung geschickt, die
das Verhältnis zwischen Clubs, Nachtschwärmern und Anwohnern
verbessern sollen.
Das "Nachtleben-Konzept" der Stadtregierung war mit Spannung erwartet
worden, denn der Konflikt schwelt seit langem. Zuerst berichteten
Medien über ein "Clubsterben" in der Altstadt, das eine Folge
zunehmender Regelungsdichte sei. Dann klagten Anwohner in den
Leserbriefspalten über nächtliche Lärmexzesse.
Zum nationalen Thema wurde das Berner Nachtleben im vergangenen Juni.
Mehr als 10'000 junge Leute gingen an einer "Tanz-Demo" auf die
Strasse, um lautstark mehr Freiräume einzufordern.
"Die einen wollen Ruhe, die anderen wollen feiern", stellte
Sicherheitsdirektor Reto Nause am Freitag vor den Medien fest. Diesen
Konflikt zu lösen, sei nicht einfach - zumal der Stadt in
massgeblichen Fragen die Hände gebunden seien.
Langfristige Pläne
So werden die gastgewerblichen Vorschriften auf Kantonsebene geregelt.
Die Stadtregierung will sich immerhin für flexiblere
Öffnungszeiten stark machen. Bis etwas ändert, dürften
allerdings Jahre vergehen, wie Nause einräumte.
Dasselbe gilt fürs Thema Lärm, denn hier legt der Bund die
Spielregeln fest. Die Stadt könnte das Nachtleben im Zentrum
höchstens fördern, indem sie den Pflichtwohnanteil in der
oberen Altstadt beseitigt. Vor Klagen lärmgeplagter Anwohner
schütze das aber nicht, räumte Stadtpräsident Alexander
Tschäppät ein.
Eine eigentliche "Ausgehmeile" zu schaffen kommt für die
Stadtregierung sowieso nicht in Frage. "Wir wollen kein Shopping- und
Ausgehghetto im Zentrum", sagte Tschäppät. "Nur eine
durchmischte Stadt ist eine lebendige Stadt."
Gegen Gewalt und Verschmutzug
Um Auswüchse des Nachtlebens einzudämmen, schlägt die
Exekutive unter anderem mehr nächtliche Putzkolonnen vor und die
Erstellung zusätzlicher WC-Anlagen. Das bewährte
Security-Konzept für die Obere Altstadt Nord, das zusammen mit
Clubbesitzern und Anwohnern erarbeitet wurde, soll auf die ganze Stadt
ausgedehnt werden.
Als wichtige Massnahme im Kampf gegen Littering sieht Nause eine
Einschränkung des Alkoholverkaufs. Die Stadtregierung
plädiert dafür, dass Alkohol ausserhalb von
Gastgewerbebetrieben nach 20 Uhr nicht mehr verkauft werden darf. Heute
gibt es zum Beispiel im Bahnhof auch spätabends Alkohol zu kaufen.
Für attraktiveres Nachtleben
Das Konzept soll aber nicht nur Bewohner der Altstadt besänftigen,
sondern auch den Nachtschwärmern etwas bringen. Die Stadtregierung
stellt deshalb zusätzliche Nachtbusse zur Diskussion. Ausserdem
möchte sie gerade die Jugendlichen besser informieren über
die "Orte ohne Konsumzwang".
Der bekannteste davon ist die Reitschule. Sie zieht jedes Wochenende
Tausende Besucher an und wurde von Stadtpräsident
Tschäppät am Freitag über den Klee gelobt.
"Die Reitschule, so umstritten sie ist, funktioniert hervorragend",
stellte Tschäppät fest. Sie habe ein tolles Kulturangebot,
verfüge über einen eigenen Sicherheitsdienst und sei ein
unentbehrlicher Bestandteil des Berner Nachtlebens. Natürlich gebe
es auch "ein paar Idioten", aber die gebe es überall.
Vernehmlassung und Runder Tisch
Die Vernehmlassung zum "Nachtleben-Konzept" des Gemeinderats läuft
bis Ende November. Danach will die Stadtregierung die Ergebnisse an
einem weiteren Runden Tisch mit allen Betroffenen diskutieren. Das
definitive Konzept soll nächsten Frühling vorliegen. (js/sda)
---
derbund.ch 14.9.12 (12.11 Uhr)
http://www.derbund.ch/bern/stadt/15-Massnahmen-zum-Nachtleben/story/30263944
15 Massnahmen zum Nachtleben
Der Berner Gemeinderat legt sein Nachtleben-Konzept vor. Dieses sieht
15 Massnahmen vor.
Der Berner Gemeinderat will den Konflikt ums Nachtleben
entschärfen. Er hat am Freitag 15 Massnahmen in die Vernehmlassung
geschickt, die das Verhältnis zwischen Clubs, Nachtschwärmern
und Anwohnern verbessern helfen sollen.
Das "Nachtleben-Konzept" der Stadtregierung war mit Spannung erwartet
worden, denn der Konflikt schwelt seit langem. Zuerst berichteten
Medien über ein "Clubsterben" in der Altstadt, das eine Folge
zunehmender Regelungsdichte sei. Dann klagten Anwohner in den
Leserbriefspalten über nächtliche Lärmexzesse.
Zum nationalen Thema wurde das Berner Nachtleben im vergangenen Juni.
Mehr als 10'000 junge Leute gingen an einer "Tanz-Demo" auf die
Strasse, um lautstark mehr Freiräume einzufordern.
"Die einen wollen Ruhe, die anderen wollen feiern", stellte
Sicherheitsdirektor Reto Nause am Freitag vor den Medien fest. Diesen
Konflikt zu lösen, sei nicht einfach - zumal der Stadt in
massgeblichen Fragen die Hände gebunden seien.
Langfristige Pläne
So werden die gastgewerblichen Vorschriften auf Kantonsebene geregelt.
Die Stadtregierung will sich immerhin für flexiblere
Öffnungszeiten stark machen. Bis etwas ändert, dürften
allerdings Jahre vergehen, wie Nause einräumte.
Dasselbe gilt fürs Thema Lärm, denn hier legt der Bund die
Spielregeln fest. Die Stadt könnte das Nachtleben im Zentrum
höchstens fördern, indem sie den Pflichtwohnanteil in der
oberen Altstadt beseitigt. Vor Klagen lärmgeplagter Anwohner
schütze das aber nicht, räumte Stadtpräsident Alexander
Tschäppät ein.
Eine eigentliche "Ausgehmeile" zu schaffen kommt für die
Stadtregierung sowieso nicht in Frage. "Wir wollen kein Shopping- und
Ausgehghetto im Zentrum", sagte Tschäppät. "Nur eine
durchmischte Stadt ist eine lebendige Stadt."
Gegen Gewalt und Verschmutzug
Um Auswüchse des Nachtlebens einzudämmen, schlägt die
Exekutive unter anderem mehr nächtliche Putzkolonnen vor und die
Erstellung zusätzlicher WC-Anlagen. Das bewährte
Security-Konzept für die Obere Altstadt Nord, das zusammen mit
Clubbesitzern und Anwohnern erarbeitet wurde, soll auf die ganze Stadt
ausgedehnt werden.
Als wichtige Massnahme im Kampf gegen Littering sieht Nause eine
Einschränkung des Alkoholverkaufs. Die Stadtregierung
plädiert dafür, dass Alkohol ausserhalb von
Gastgewerbebetrieben nach 20 Uhr nicht mehr verkauft werden darf. Heute
gibt es zum Beispiel im Bahnhof auch spätabends Alkohol zu kaufen.
Für attraktiveres Nachtleben
Das Konzept soll aber nicht nur Bewohner der Altstadt besänftigen,
sondern auch den Nachtschwärmern etwas bringen. Die Stadtregierung
stellt deshalb zusätzliche Nachtbusse zur Diskussion. Ausserdem
möchte sie gerade die Jugendlichen besser informieren über
die "Orte ohne Konsumzwang". Der bekannteste davon ist die Reitschule.
Sie zieht jedes Wochenende Tausende Besucher an und wurde von
Stadtpräsident Tschäppät am Freitag über den Klee
gelobt.
"Die Reitschule, so umstritten sie ist, funktioniert hervorragend",
stellte Tschäppät fest. Sie habe ein tolles Kulturangebot,
verfüge über einen eigenen Sicherheitsdienst und sei ein
unentbehrlicher Bestandteil des Berner Nachtlebens. Natürlich gebe
es auch "ein paar Idioten", aber die gebe es überall.
Vernehmlassung und Runder Tisch
Die Vernehmlassung zum "Nachtleben-Konzept" des Gemeinderats läuft
bis Ende November. Danach will die Stadtregierung die Ergebnisse an
einem weiteren Runden Tisch mit allen Betroffenen diskutieren. Das
definitive Konzept soll nächsten Frühling vorliegen. (bs/sda)
---
bern.ch 14.9.12
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/konzeptnacht
Beginn der Vernehmlassung
Das Konzept Nachtleben liegt vor
Der Gemeinderat hat das Konzept Nachtleben genehmigt und in die
Vernehmlassung geschickt. Es beinhaltet 15 Massnahmen aus verschiedenen
Bereichen, die nun öffentlich diskutiert werden sollen. Ziel ist,
nach Abschluss der öffentlichen Mitwirkung ein breit
abgestütztes Massnahmenpapier zu haben, das zur Lösung der
Problematik beiträgt und einen echten Mehrwert für das Berner
Nachtleben bietet.
Die einen wollen Ruhe, die anderen feiern: Unterschiedliche
Bedürfnisse führten in den letzten Monaten in der Stadt Bern
verstärkt zu Nutzungskonflikten zwischen Anwohnenden, Clubs und
Nachtschwärmerinnen und Nachtschwärmern. Aufgrund von
parlamentarischen Vorstössen sowie der Diskussionen in der
Öffentlichkeit, den Rückmeldungen anlässlich des Runden
Tisches zum Nachtleben im Juli 2012 und den Treffen mit dem Verein Pro
Nachtleben hat der Gemeinderat ein Konzept Nachtleben Bern erarbeitet.
Das Konzept zeigt auf, in welchen Bereichen die Stadt aktiv ist, wo sie
künftig ihre Schwerpunkte setzen will und wo ihr
Handlungsspielraum beschränkt ist. So sind etwa die
Lärmvorschriften im Bundesrecht und die gastgewerblichen
Vorschriften im kantonalen Gastgewerbegesetz festgelegt.
Massnahmen aus verschiedenen Bereichen
Das Konzept besteht aus 15 Massnahmen, die nach dem zeitlichen Horizont
ihrer Umsetzung gegliedert sind, zudem sind jeweils die
Zuständigkeit und - wo möglich - die zu erwartenden Kosten
aufgeführt. Fast alle Massnahmen sind mit zum Teil hohen Kosten
verbunden, etwa für zusätzliche Reinigungen. Sie können
nur realisiert werden, wenn ihre Finanzierung durch den Einbezug aller
Beteiligten gesichert werden kann. Bei den Massnahmen handelt sich
einerseits um bereits bewährte, die weitergeführt und
ausgedehnt werden sollen, wie z.B. das Security-Konzept. Andererseits
sind auch neue Projekte und Ideen enthalten, so soll beispielsweise ein
Jugendkompass erarbeitet werden, um das Angebot für Jugendliche
unter 18 Jahren und Orte ohne Konsumzwang bekannter zu machen.
Die Massnahmen des Konzepts Nachtleben im Überblick:
Massnahmen
|
Zielgruppe
|
Zeithorizont
|
Zuständigkeit
|
1. Ausweitung
Security-Konzept
|
Anwohner, Clubs,
Gäste
|
Kurzfristig
|
Clubs, Stadt, RSA, Kapo
|
2. Städtische
Mediationsstelle
|
Anwohner, Clubs
|
Kurzfristig
|
Stadt
|
3. Lokalvermittlung/Raumbörse
|
Clubs,
Jugendliche
|
Kurzfristig
|
Stadt
|
4. Jugendbewilligung
|
Jugendliche
|
Kurzfristig
|
Stadt, RSA
|
5. Offene
Parks
|
Anwohner, Jugendliche
|
Kurzfristig
|
Stadt,
Quartierorg.
|
6. Reinigung
und Repression
|
Anwohner, Clubs,
Jugendliche
|
Kurzfristig
|
Stadt, Clubs, Kapo
|
7. Erfahrungsaustausch
|
Stadt
|
Kurzfristig
|
Stadt, SSV
|
8. Jugendkompass
|
Jugendliche
|
Kurzfristig
|
Stadt
|
9. Ausbau
Moonliner
|
Anwohner, Gäste
|
Mittelfristig
|
Stadt, RK
|
10. Zusätzliche
Toilettenanlagen
|
Anwohner, Gäste
|
Mittelfristig
|
Stadt
|
11. Flexibilisierung
der Öffnungszeiten
|
Clubs,
Anwohner
|
Mittelfristig
|
Kanton
|
12. Reduktion
Alkoholkonsum
|
Anwohner, Gäste, Clubs, Stadt
|
Mittelfristig
|
Bund, Kanton
|
13. Kommunalisierung
Gastgewerbegesetz
|
Clubs,
Anwohner, Stadt
|
Langfristig
|
Kanton
|
14. Überprüfung
Bauordnung
|
Anwohner, Clubs
|
Langfristig
|
Stadt
|
15. Anpassung
der
Lärmvorschriften
|
Clubs
|
Langfristig
|
Bund
|
Abkürzungen: Regierungsstatthalteramt (RSA),
Schweizerischer
Städteverband (SSV), Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RK)
Konzept braucht breite Unterstützung
Mit den Massnahmen werden Anwohnerinnen und Anwohner, Jugendliche,
Clubs und ihre Gäste gleichermassen angesprochen und in die
Verantwortung genommen. Für den Gemeinderat ist klar, dass das
Konzept Nachtleben nur funktioniert, wenn alle Beteiligten die
Massnahmen aktiv mittragen und unterstützen. Er versteht das nun
verabschiedete Konzept als Grundlage für eine breite,
öffentliche Diskussion: So ist gut möglich, dass einzelne der
vorgeschlagenen Massnahmen im Rahmen der Vernehmlassung zu wenig
Rückhalt finden und gestrichen werden, während neue
Vorschläge dazukommen. Entscheidend ist für den Gemeinderat,
dass mit dem nun vorliegenden Konzept erstmals konkrete Massnahmen und
ihre möglichen Folgen aufgezeigt werden. Dies ermöglicht den
einzelnen Organisationen und Verbänden, entsprechend Stellung zu
nehmen. Der Gemeinderat hofft entsprechend auf einen regen und
konstruktiven Austausch.
Definitives Konzept liegt bis im Frühjahr 2013 vor
Die ordentliche Vernehmlassung des Konzepts Nachtleben Bern dauert bis
am 30. November 2012. Danach wird die Stadt die Ergebnisse auswerten
und diese anschliessend mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des
Runden Tisches vertieft diskutieren, ehe das Konzept definitiv
verabschiedet und umgesetzt wird.
Informationsdienst der Stadt Bern
-
Downloads
Konzept Berner Nachtleben Vernehmlassungsvorlage (PDF 857 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/konzeptnacht/konzept_berner_nachtleben_vernehmlassungsvorlage12092012.pdf
Referat Alexander Tschäppät - Konzept Nachtleben (PDF 95 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/konzeptnacht/referat_alexander_tschappat_mk_konzept_nachtleben.pdf
Referat Reto Nause - Konzept Nachtleben (PDF 114 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/konzeptnacht/referat_reto_nause_mk_konzept_nachtleben.pdf
Übersichtsplan grosse Faltkarte (PDF 3 MB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/konzeptnacht/ubersichtsplan_gross_faltkarte.pdf
---
20 Minuten 14.9.12
Tote Häschen auf der Dachstock-Bühne
BERN. Das Rock-Trio Dead Bunny tauft heute sein Debütalbum. Es ist
so druckvoll, dass es danach schreit, live gespielt zu werden.
Der Sound weckt tote Bunnys zum Leben auf: Die Gitarre röhrt,
kreischt und brettert, das Drum kickt, die Bässe tragen und die
Stimme betört. Das Berner Rock-Trio Dead Bunny packte das alles in
sein Debütalbum "The Truth Is a Fucking Liar". Heute
taufen es die Bandmitglieder Thomas Schmidiger (Gitarre, Gesang),
Fabian Lötscher (Bass, Vocals) und Beni T. Bucher (Schlagzeug) im
Berner Dachstock.
Die Band gilt seit einiger Zeit als die Entdeckung im Berner
Rock-Kuchen. Nach dem zweiten Auftritt überhaupt ergatterten sich
die drei einen Konzert-Slot auf dem Gurtenfestival. Tags darauf
gewannen sie den Hauptpreis an der wichtigen M4Music-Demotape-Clinic.
Das war 2011. Daraufhin zementierten etliche Konzerte den Ruf der Band
als explosiven Live-Act. Dies, gepaart mit dem druckvollen ersten Werk,
lässt für die heutige Plattentaufe viel Gutes erahnen: Man
wünscht sich glatt, das Werk live zu hören. Pedro Codes
Fr, 14.9., 21 Uhr, Dead Bunny - Plattentaufe, Dachstock.
---
BZ 14.9.12
Stadtrat sagt Ja zum Millionen-Sparpaket
Stadt Bern. Der Stadtrat hat sich ausführlich mit dem Budget 2013
beschäftigt. Das umstrittene und noch ungenaue
7-Millionen-Sparpaket hat er eher knapp angenommen.
Kulturinstitutionen wie die Reitschule erhalten nur noch
städtische Subventionen, wenn sie einen gültigen
Leistungsvertrag mit der Stadt haben. 2013 findet nur noch ein
autofreier Sonntag statt. Und die zwei Millionen Franken, die im Budget
für den Ausbau der Kitaplätze vorgesehen sind, kommen dem
Ausbau in privaten Kitas zugute. Dies sind drei Änderungen, die
der Stadtrat in der gestrigen Budgetdebatte beschlossen hat. Der
wichtigste Entscheid kam am Schluss: Eher knapp sagte der Rat Ja zum
7-Millionen-Sparpaket, das der Gemeinderat kurzfristig schnüren
musste. Es lag erst grob vor. So will der Gemeinderat etwa beim
Personal sparen. Und er denkt an Gebührenerhöhungen.
Über Details wird erst im Februar geredet - nach der
Volksabstimmung. Nur ganz knapp, mit 31 zu 28 Stimmen, bewilligte der
Stadtrat das Budget 2013 schliesslich in der Schlussabstimmung.wrs
Seite 3
-
Stadrats-Ja zum Sparpaket des Gemeinderats
Budgetdebatte · Die Sorge des Stadtrats war gross, mit dem vom
Gemeinderat vorgeschlagenen Sparpaket die Katze im Sack zu kaufen.
Dennoch stimmte er zu.
(...)
Ja zur Debatte über "Chnorz"
"Das Budget 2013 ist ein Chnorz", hatte Daniel Klauser
für die GFL-/EVP-Fraktion das Dilemma zu Beginn in der
Eintretensdebatte zum Budget zusammengefasst. Die SVP schien diesen
"Chnorz" derart zu scheuen, dass sie einen
Rückweisungsantrag stellte und zum jetzigen Zeitpunkt nicht
über das Budget diskutieren wollte. Das wäre fatal, so Hayoz.
Denn: "Ein neues Budget können wir nicht einfach nach den
Ferien aus dem Ärmel schütteln." Mit 40 zu 18 Stimmen
wurde beschlossen, in die Detaildebatte zu steigen. Für die
Abteilung Kulturelles beschloss der Stadtrat ein neues
übergeordnetes Ziel: Kulturinstitutionen sollen nur noch
Subventionen von der Stadt erhalten, wenn sie mit dieser einen
gültigen Leistungsvertrag unterzeichnet haben. Angesprochen ist
natürlich die Reitschule. Wenn diese im Herbst den
Leistungsvertrag nicht unterschreibe, bekomme sie ab 2014 auch kein
Geld mehr, versicherte Stadtpräsident Alexander
Tschäppät (SP). Der Stadtrat wollte die Präzisierung
dennoch ins Budget aufnehmen.
Spar-, beziehungsweise Ausbaupotenzial sah der Stadtrat bei den
autofreien Sonntagen. Die eine Hälfte der Bevölkerung nerve
sich, die andere Hälfte freue sich darüber, sagte Peter
Ammann für die GLP. Seine Partei brachte den Antrag durch, dass
2013 noch ein autofreier Sonntag stattfinden soll - statt zwei wie
heuer.
(...)
Wolf Röcken, Mirjam Messerli
---
Bund 14.9.12
"Katze im Sack" gab lange zu reden
Der Berner Stadtrat hat gestern Abend das Budget 2013 nach langer
Diskussion genehmigt. Es sieht Sparmassnahmen von sieben Millionen
Franken vor, die noch nicht konkretisiert sind.
Markus Dütschler, Bernhard Ott
(...)
Reitschule: Geld nur bei Vertrag
In der Detaildebatte blieben die üblichen
Kürzungsanträge der SVP bei der Fachstelle für
Gleichstellung oder der Denkmalpflege chancenlos. Für
Gesprächsstoff sorgte ein FDP-Antrag, der das Auszahlen von
Subventionen an Kulturinstitutionen vom Vorliegen eines
rechtsgültigen Leistungsvertrages abhängig macht. Im Fokus
steht dabei die Reitschule, die sich bis anhin geweigert hat, den neuen
Leistungsvertrag zu unterzeichnen. "Ohne Vertrag kein
Geld", sagte BDP/CVP-Co-Fraktionschef Martin Schneider. Auch die
GFL/EVP stellte sich hinter diesen Grundsatz. Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) versicherte, bis Ende Jahr liege ein
unterzeichneter Vertrag vor. Die Mitte-rechts-Mehrheit schien dem nicht
recht Glauben zu schenken: Der FDP-Antrag wurde vom Rat mit 36 zu 31
Stimmen angenommen. In der Folge kamen unter anderem die folgenden
Anträge durch:
(...)
---
toy.ch 13.9.12
http://www.toj.ch/index.php?id=30&tx_ttnews[tt_news]=86&cHash=7549c55683
Jugend braucht Raum
Position des Trägervereins für die offene Jugendarbeit der
Stadt Bern zur aktuellen Diskussion "Nachtleben"
Rückzug aus dem öffentlichen Raum?
Mit Besorgnis beobachtet die offene Jugendarbeit der Stadt Bern eine
Tendenz, Jugendliche aus dem Stadtbild und dem öffentlichen Raum
zu verdrängen. Die mediale Darstellung von Einzelfällen
trägt dazu bei, dass Jugendliche hauptsächlich als
Verursacher von Lärm und Vandalismus wahrgenommen werden und -
insbesondere wenn sie in der Gruppe auftreten - für viele
Erwachsene bedrohlich wirken. Vermehrt stellen wir auch in den
Wohnquartieren einen Rückzug der Jugendlichen aus
öffentlichen Räumen und Plätzen fest. Als Grund für
diese Entwicklung geben Jugendliche oft Konflikte mit der
Nachbarschaft, hohe soziale Kontrolle und ein diffuses Gefühl der
Ausgrenzung an. Dass Jugendliche dadurch beeinflusst werden, ihre
Freizeit in der Innenstadt zu verbringen, scheint nachvollziehbar.
Aus der Sicht der Jugendarbeit trägt jedoch gerade das
Zusammensein unter Gleichaltrigen und das gemeinsame Be-leben des
öffentlichen Raumes viel zu einer guten und gesunden Entwicklung
von Jugendlichen bei. Die Stadt mit ihren öffentlichen
Plätzen und Pärken, Nischen und Gassen ist ein wichtiger
Lernort für Jugendliche. Hier entwickeln sie in
Gleichaltrigen-Gruppen soziale Kompetenzen und sind herausgefordert,
sich mit gesellschaftlichen Normen und Werten auseinander zu setzen.
Dass dies in Form und Auftritt nicht selten den Vorstellungen der
gesetzteren Generationen widerspricht, ist ein zeitloses Phänomen.
Der TOJ begrüsst das Bestreben, im Dialog und in der direkten
Auseinandersetzung mit den verschiedenen Beteiligten, gute
Lösungen für das Nachtleben Bern und für die Nutzung des
öffentlichen Raums zu suchen. Aus der Perspektive der offenen
Jugendarbeit sind uns folgende Punkte besonders wichtig:
* Die Stadt ist Lebensraum für alle Generationen. Alle haben
gleichermassen das Recht, sich frei auf öffentlichen Plätzen,
Strassen und in Räumen aufzuhalten und zu versammeln.
Gegenseitiger Respekt und angemessene Rücksichtnahme auf die
Bedürfnisse anderer ist Pflicht für alle.
* Grundsätzlich muss darauf hingewirkt werden, dass eine
angemessene Lärmbelastung durch Personen im öffentlichen Raum
toleriert wird. Dem Wunsch, einen Aussenraum zu beleben, soll dabei
mindestens gleich viel Bedeutung zukommen wie dem Bedürfnis nach
Ruhe einzelner AnwohnerInnen.
* Jugendliche sind keine homogene Gruppe. Sie haben
unterschiedliche Vorstellungen und Möglichkeiten, ihre Freizeit zu
verbringen. Dieser Heterogenität ist mit verschiedenen
Lösungsansätzen Rechnung zu tragen.
* Es soll nicht darüber spekuliert werden, was Jugendliche
wünschen und brauchen. Mit geeigneten Massnahmen und Methoden
sollen sie dazu motiviert werden, ihre Anliegen selber zu vertreten und
ihre Vorstellungen Kund zu tun.
* Jugendliche haben ein anderes Zeiterleben als Erwachsene. Anliegen
einzelner Gruppen sind oft akut und werden mit grosser Vehemenz
vertreten. Der Dringlichkeit von Jugendanliegen soll in geeigneter Form
begegnet werden.
* Es ist die Aufgabe der Jugendlichen, sich von der Erwachsenenwelt
abzugrenzen. Jugendliche brauchen Orte und Räume, wo Subkulturen
entstehen und gelebt werden dürfen.
Lösungsvorschläge
* Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahren werden in der
Innenstadt altersgerechte Angebote und Orte ohne Konsumzwang geschaffen.
* Der Fahrplan des Moonliner wird überprüft und bei Bedarf
verdichtet.
* In allen Stadtteilen werden attraktive und zeitgemässe
Jugendräume zur Verfügung gestellt und die Stadt setzt sich
für einen belebten öffentlichen Raum ein.
* Die Stadt setzt sich für die Zwischennutzung von leer stehenden
Räumen und Gebäuden zur Nutzung durch Jugendliche ein. Der
TOJ kann als Vermittler zwischen EigentümerInnen und jugendlichen
NutzerInnen beauftragt werden.
Es reicht jedoch nicht, das Raumangebot für Jugendliche
quantitativ und qualitativ zu verbessern. Viele Jugendliche wollen
„ihre“ Räume und Plätze selber bestimmen. Durch das
„Erkämpfen“ werden Orte identitätsstiftend. Es braucht daher
von der Stadt her die manifestierte Bereitschaft, immer wieder neu mit
Jugendgruppen über ihre Anliegen, mögliche Freiräume und
Begrenzungen zu verhandeln. In Zusammenarbeit mit JugendarbeiterInnen
kann die Stadt Jugendlichen ermöglichen, in Aushandlungsprozesse
einzusteigen, um gemeinsam nach befriedigenden Lösungen zu suchen.
Der TOJ verfügt über langjährige Erfahrung in der
Begleitung von Jugendgruppen. Mit einem entsprechenden Auftrag
können wir auch in der Innenstadt Aushandlungsprozesse begleiten.
Dateien:
Jugend_braucht_Raum.pdf
93 K
---
Bund 13.9.12
Nachtleben: Gemeinderat lässt den runden Tisch links liegen
Tschäppät und Nause stellen morgen das lange erwartete
Nachtleben-Konzept vor. Sie setzen sich damit über eine
Vereinbarung des runden Tisches hinweg.
Christoph Lenz
Plötzlich herrschte Minne. Ein Jahr lang bestimmte das Berner
Nachtleben die Schlagzeilen, dann besänftigte Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) Anfang Juli die Gemüter.
Inzwischen hat sich die Zuversicht bei den rund zwanzig
Interessenverbänden und Parteien, die am runden Tisch teilnahmen,
aber abgekühlt - aus mehreren Gründen. Zum einen warten sie
nun schon zehn Wochen auf eine Abschrift der Diskussion. Haben die
Behörden das Protokoll etwa vergessen oder gar verschleppt?
Walter Langenegger, Informationschef der Stadt Bern, weist diesen
Vorwurf zurück. Die Verspätung begründet er wie folgt:
"Trotz mehrfacher Mahnungen hat der von der Stadt engagierte
Protokollführer seinen Auftrag leider nicht erfüllt." Nun
übernehme eine andere Person die Transkription der Aufzeichnungen.
"Vorgesehen ist, dass das Protokoll mit der Eröffnung der
Vernehmlassung verschickt wird."
Gemeinderat dreht Vorgehen um
Mit diesem Vorgehen irritiert der Gemeinderat die Teilnehmer des runden
Tisches ein zweites Mal: Er setzt sich über getroffene
Vereinbarungen hinweg. Im Juli kamen Teilnehmer und Gemeinderat
überein, dass noch im Herbst ein zweiter runder Tisch stattfinden
würde. Dort würde man einen Entwurf des Nachtleben-Konzepts
diskutieren. Erst anschliessend sollte das Konzept der
Öffentlichkeit präsentiert werden.
Nun drehen Tschäppät und Nause das Vorgehen um. Schon morgen
legen sie das Konzept öffentlich auf. Die Diskussion am runden
Tisch ist vertagt. Dafür läuft bis Ende November eine
Vernehmlassungsrunde. Der nächste runde Tisch findet
voraussichtlich erst Anfang 2013 statt. Pikant: Diese Änderungen
wurden den Teilnehmern des runden Tischs nicht mitgeteilt. Viele
erfuhren gestern durch Medienvertreter davon. "Das hinterlässt
einen bitteren Nachgeschmack", sagt Thomas Berger, Präsident des
Vereins Pro Nachtleben.
Beat Schori: "So nicht"
Deutlichere Worte wählt SVP-Gemeinderatskandidat Beat Schori. "So
geht man nicht mit Leuten um, die sich bemühen, bei der
Lösung eines Problems mitzuhelfen", sagt Schori, der als Vertreter
des Hauseigentümer-Verbands am runden Tisch teilnahm. Durch die
Änderung des Verfahrens setze der Gemeinderat zudem die sachliche
Diskussionskultur des runden Tisches aufs Spiel. "Jetzt findet die
Debatte öffentlich statt, da können sich die Fronten eher
verhärten", glaubt Schori.
Walter Langenegger hält entgegen: "Den runden Tisch vor dem Start
der Vernehmlassung einzuladen, war ebenfalls eine Option. Der
Gemeinderat hat sich aber dagegen entschieden."
Stadtpräsident Tschäppät hebt derweil die Vorteile des
neuen Vorgehens hervor: "Nun können alle Beteiligten die
Vorschläge in Ruhe studieren und sich eine Meinung bilden. Zudem
können am Runden Tisch gleich die Ergebnisse der Vernehmlassung in
die Diskussion miteinbezogen und auf der Basis aller Rückmeldungen
Änderungen vorgenommen werden. Der Gemeinderat erhofft sich von
diesem Vorgehen eine inhaltlich gut abgestützte Diskussion."
Spannung aufs Konzept überwiegt
Trotz der Misstöne: Letztlich überwiegt bei den
Interessenverbänden die Vorfreude auf das Papier: "Mit einem
überzeugenden Nachtleben-Konzept kann der Gemeinderat die
Nachlässigkeit beim Protokoll vergessen machen", sagt Christian
Pauli, Präsident des Dachverbands der Berner Kulturveranstalter
Bekult. Auch Thomas Berger betont, er sei glücklich, dass es mit
dem Konzept endlich vorwärts geht. "Der Verein Pro Nachtleben Bern
freut sich auf die bevorstehende Vernehmlassung."
---
BZ 13.9.12
Top Tipps
(...)
Theater
Reitschule-Thriller
Im Rahmen der Biennale Bern läuft das Theaterprojekt
"Kultur/Kapital/Spionage", angekündigt als "Agententhriller quer
durch Räume und Geschichten der Reitschule". Die Stimmen der
Schauspieler sind dabei mittels Lautsprecherinstallation auf das
Reitschule-Areal verteilt. Das Publikum folgt dem Geschehen frei und
kann wechselnd "filmische oder hörspielartige Perspektiven"
einnehmen.pd
Vorstellungen: Sa, 15. 9., und So, 16. 9., jeweils 18 Uhr, ab
Tojo-Theater Bern (teilweise draussen). Reservation:
www.biennale-bern.ch.
---
Bund 13.9.12
Biennale Bern. Rimini Protokoll, Tim Zulauf und "Die gute Bank"
Fr. 4343.50 für gute Taten
Dieser Tage geht die Mammutveranstaltung zu Ende: mit Karl Marx im
Theater, Spionage in der Reitschule und guten Ideen im Kassenschrank.
Regula Fuchs
Jeder kennt es. Aber keiner hat es gelesen. Denn man brauchte, um es zu
lesen und zu verstehen, ein Arbeitsjahr, abzüglich Ferien und
Feiertage. So rechnet es jedenfalls einer der Protagonisten im
Stück "Karl Marx: Das Kapital, Erster Band" vor. Die
deutsch-schweizerische Theatergruppe Rimini Protokoll will dem Publikum
damit nicht etwa eine neue Textauslegung oder eine theatrale Digestion
der marxschen Ideen schmackhaft machen, sondern möchte Marx’
Schrift in konkrete Erfahrung auflösen. Denn wie stets in den
Stücken von Rimini Protokoll treten nicht ausgebildete
Schauspieler auf die Bühne, sondern sogenannte Experten des
Alltags: also Laien, die in aufwendigen Castings gesucht werden und die
Erhellendes zur jeweiligen Thematik aus ihrem Leben berichten.
"Karl Marx: Das Kapital, Erster Band" hatte bereits 2006 am
Düsseldorfer Schauspielhaus Premiere, und damals standen unter
anderem auf der Bühne: ein Statistiker und Wirtschaftstheoretiker,
der sich seit vierzig Jahren mit dem "Kapital" von Marx
beschäftigte. Ein spielsüchtiger Zocker, der vor allem mit
dem Verschwinden von Geld Erfahrung hatte. Oder ein blinder
Call-Center-Agent, der aus dem "Kapital" in Blindenschrift vorlas.
Mittlerweile wurde das Stück von Tokio bis Moskau gespielt, und
wohin würde es dieser Tage besser passen als in den Rahmen der
Biennale Bern, die sich die Geldflüsse und das Nachdenken
darüber zum Thema gemacht hat?
Die FDP in der Reitschule
Die interdisziplinäre Mammutveranstaltung neigt sich nun
allmählich dem Ende zu, höchste Zeit also, noch auf zwei
weitere Programmpunkte hinzuweisen. Etwa auf Tim Zulaufs
Theaterparcours "Kultur/Kapital/Spionage" in der Reitschule. Diesen
Herbst feiert die autonome Stätte für Kultur, Widerstand und
Zerstreuung ihren 25. Geburtstag, jetzt schon animierte sie den
Schweizer Regisseur, über das Verhältnis von Kulturindustrie
und Alternativkultur nachzudenken. Das inszeniert er nun mit seiner
Gruppe KMU Produktionen als Agententhriller an verschiedenen
Schauplätzen über die ganze Reitschule verteilt. Das Publikum
hört über Lautsprecher die Stimmen der Schauspieler oder
sieht sich filmische Szenen an.
So flüstert auf der Schützenmatte ein Stadtrat panisch, dass
in der Reithalle Kapital vernichtet werde, gleichzeitig stellen
Reitschüler fest, dass in der Holzwerkstatt Exponenten der FDP
Modelle für ein Hochhaus auf der Schützenmatte schreinern.
Alle spionieren sich gegenseitig aus, dazu krümmt sich die
Zeitachse, und Gegenwart und Vergangenheit begegnen sich. Tim Zulauf
hat vor einem Jahr ein ähnliches Projekt für die Rote Fabrik
in Zürich entwickelt; die Adaption des Stücks in der
Reitschule fokussiert insbesondere die Verflechtung von finanziellem
und kulturellem Kapital.
Im gleichen thematischen Dunstkreis befindet sich auch "Die gute Bank",
die am Wochenende zur Hauptversammlung lädt. Statt bloss Kapital
anzuhäufen, finanziert diese Bank, deren erste Filiale am 2.
August auf dem Bärenplatz eröffnet wurde, gute Taten. In der
Intervention von Judith Wilske und Maren Simoneit konnten Bernerinnen
und Berner eine gute Woche lang Geld oder Ideen für gute Taten
spendieren. Dabei sind zusammengekommen: 4343 Franken 50 sowie acht
gute Taten, die die Bank geprüft und angenommen hat. Darunter:
"Ganzheitliche Baumpflege", "Verschönerung der Räume in der
Asylanlage Hochfeld" oder "Geschenke für die einheimische
Bevölkerung bei Ferienreisen im Ausland". Nun gut, das
Ideen-Kapital Berns scheint noch ausbaubar.
Diverse Orte www.biennale-bern.ch "Karl Marx: Das Kapital":
Schlachthaus-Theater, Do und Fr, je 20 Uhr.
---
Bund 13.9.12
Tanz
"Small Pieces of Truth Whispered on the Kitchen Floor"
Das Wort wird Rhythmus
Sehnsucht und Lebenslust: Die Schaffhauser Gruppe Kumpane zeigt ihre
neue Produktion "Small Pieces of Truth Whispered on the Kitchen Floor".
Maya Künzler
Eine Bühne steht auf der Bühne. In strengem Schwarzweiss
gehalten (von Angi Paz Soldan) und leicht verzogen, ruft sie
unweigerlich Assoziationen an den deutschen Stummfilm hervor. So
beginnt "Small Pieces of Truth Whispered on the Kitchen Floor" denn
auch ein bisschen wie ein Film, wie eine fantastische Kopfgeburt. Aus
einer Klappe kullern zwei schwarze Unwesen, die sich ruckartig
hochwuchten, stumm den Mund aufreissen und wieder zurück auf den
Boden sacken.
Es ist seit 2003 die siebte Produktion der Gruppe Kumpane,
gegründet von der Tänzerin und Choreografin Tina Beyeler.
Wieder mit dabei sind der Theaterautor und Tina Beyelers Bruder Andri
Beyeler, der den Mundart-Text dazu geschrieben hat, und der
Schauspieler Sebastian Krähenbühl. Der tanzt auch, balanciert
auf dem Rücken liegend seine Partnerin zuverlässig auf den
Füssen und fängt sie sicher auf, wenn sie sich ihm heftig
entgegenwirft. Beyeler ist eine äusserst agile,
akrobatisch-kühne und ausdrucksstarke Tänzerin.
In der Zwischenzeit hat das Duo den magischen Raum in eine konkrete
Küchenlandschaft umfunktioniert und turnt, zur eigens dafür
komponierten Musik von Frank Gerber, über den Herd und den
Kühlschrank hoch. Kaum eingerichtet, schrillt das Telefon und
bringt die Alltagswelt zurück in die verträumte Zweisamkeit.
Das Wort wird in seinen rhythmischen Wiederholungen selber zur Musik
und fliesst über in die Bewegung. Dass Text und Tanz dabei
eigenständig bleiben, ist feine Kunst. In der Stille wird
Verunsicherung spürbar, im sinnlichen Tanz Lebenslust und
Sehnsucht greifbar. Kumpane erschaffen so neue Gedanken- und
Zwischenräume. Schliesslich öffnet sich die Bühne zum
Himmel - mit Krähenbühl sehen wir die Seeschwalben ziehen.
Der Film im eigenen Kopf läuft.
Reitschule Tojo Mi, 19. 9., sowie Fr und Sa, 21. und 22. 9., jeweils
20.30 Uhr.
---
Bund 13.9.12
Dead Bunny
Der erste Wurf
Bern erhält Zuzug von einem Tierchen, das trotz seines rapportiert
bedenklichen Gesundheitszustands kein bisschen still ist. Dead Bunny
machen Lärm, oft mit Pop-Appeal.
Peter Kissling
Die Wahrheit, bekanntlich eine Tochter des mächtigsten unter den
griechischen Göttern, Zeus, eine üble Lügnerin zu
nennen, ist ein starkes Stück. Dead Bunny, drei Herren noch nicht
mittleren Alters, tuns trotzdem: "The Truth Is a Fucking Liar" (Chop
Records/Irascible) haben sie ihren ersten Longplayer betitelt, ihr nach
den alten Massstäben der verblichenen Musikindustrie eigentliches
Debüt. Doch sie sind Wiederholungstäter, der Vorwurf findet
sich schon in ihrem "Tax Prayer" auf einer EP, in deren Umfeld die
Berner Rockband 2011 erstmals das Licht der Öffentlichkeit suchte.
Als wollten sie Streit mit den Göttern, sehen die drei Männer
nicht aus; sie treten auf in Kleidung, die der Business-Mensch fast als
Smart Casual durchgehen liesse, und könnten damit jederzeit auch
anspruchsvolleren Schwierigeltern in spe unter die Augen kommen. Keine
Halbstarken, keine Bürgerschrecke, keine Revoluzzer - der kahle
Kopf von Sänger und Gitarrist Thomas Schmidiger schreckt
niemanden, so wenig wie die akkurate Frisur und der auf Kontur
geschnittene Bart des Bassisten Fabian Lötscher. Der Dritte im
Bunde - Schlagzeuger Beni T. Bucher - steht da handwerksbedingt auf der
Bühne ein wenig zurück. Ausgereift ist ihre Attitüde,
denn bei diesem Bunny handelt es sich offenkundig um ein Kaninchen -
diese sind im Gegensatz zum Echten Hasen ja Nesthocker und warten ihr
Weilchen, bis sie dem Duft frischer Rüebli folgen.
Jahre im Übungsraum, betonen die Musiker immer wieder, sind den
ersten Auftritten vorausgegangen; ausbezahlt hat sich dies insofern,
als Dead Bunny, kaum aus dem Nest gehoppelt, die Aufmerksamkeit unserer
Förderkultur gewann. 2011 wurden Preise eingeheimst, einen
Bierhübeli-Auftritt im Rahmen der vom Landessender in alle guten
Stuben übertragenen 8x15-Reihe gabs obendrein.
Hauptsache: Musik
Nun, heurige Hasen waren die drei schon damals nicht. Ein Nebenleben in
ordentlichem Erwerb ist auszumachen, ebenso ein musikalisches Vorleben.
Schmidiger und Lötscher spielten bei Soundscape, stammen aus dem
Luzernischen, im Entlebuch verliert sich die Spur, Berner sind sie seit
Jahren. Bucher auch, der seinerseits bei den Gogo Ghouls spielte und
dort dem Geist der amerikanischen Sixties huldigte. Mass nehmen sie an
den Grossen im Geschäft: nicht an den Eintagsfliegen und
Popsternchen, den Hitparadenstürmern und Downloadkönigen,
sondern an den Helden der donnernden Fraktion, des lauten und
druckvollen Spiels.
Kein Hauch von Revolution liegt in der Luft. Eigentümlich ortlos
ist der Auftritt von Dead Bunny, sie legen keinen Wert auf Distanz zu
ihrer Umgebung, aber Zugehörigkeit und Herkunft scheinen sie
ebenso wenig zu beanspruchen. Einen Platz auf den grünen Auen des
Berner Rock reklamieren die drei Musiker nicht. Rollenspiele sind ihre
Sache nicht, Englisch ist Umgangssprache, schmal das Line-up der Band.
Nichts ist stärker als Schlagzeug, Bass und zwei Gitarren,
dekretierte vor Jahrzehnten Lou Reed, nicht erst Dead Bunny strafen ihn
hierfür Lügen.
Aus vermeintlichem Mangel schöpft die Band ihre Kraft. Was Dead
Bunny haben und was sie können, nutzen sie konsequent, und "The
Truth Is a Fucking Liar" ist ein beredtes Zeugnis dafür, wie viel
die Band im letzten Jahr an Subtilität und Ausdruckskraft gewonnen
hat. Dead Bunny setzen auf Überwältigung und Verführung,
können die Hörer vor eine massive Wand ihrer
Saiteninstrumente stellen, aber auch mit einer kleinen Melodie auf
andere Gedanken bringen. Sie gehen konzentriert zu Werke, Ausuferndes
ist nicht ihr Ding und ein typischer Bunny-Song nach vier Minuten
Geschichte. Hier liegt eine ihrer Stärken. Experimentelle Sounds
führen sie nicht im Angebot, aber immer wieder finden sie eine
kleine Wendung, die einem Lied eine neue Färbung gibt. Schmidiger
lässt seine Stimme öfters durch einen Telefonhörer
verzerren oder flicht wie im Eröffnungsstück "Fernando" eine
Flamencogitarre ein, bei weniger Pop-affinen Songs ist es ein
klassisches Gitarrensolo. Der Respekt der harten Fraktion dürfte
ihnen gewiss sein, und das eine oder andere Herz dürften sie auch
gewinnen, ohne je mit einer Ballade die Tränendrüsen zu
bedienen. Dieses Karnickel ist hier, um zu bleiben.
Reitschule Dachstock Freitag, 14. Sept., 21 Uhr (Türe). Am
Donnerstag, 13. Sept., 20 Uhr, Showcase bei Chop Records mit My Heart
Belongs to Cecilia Winter.
---
kulturagenda.be 13.9.12
Leben für statt von dem toten Hasen
Mitreissende Rocksongs und viel Energie sind die Markenzeichen von Dead
Bunny. Die Berner Band gilt als Entdeckung der hiesigen Rockszene. Im
Dachstock tauft sie ihr Debütalbum "The Truth is a Fucking Liar".
Ein Hase prallte gegen das Auto und blieb tot liegen. Das tote "bunny"
liess die Berner Band, die damals einen Namen suchte, nicht mehr los.
Und wie ein Schlag kam schliesslich auch der Erfolg. Es war das zweite
Konzert überhaupt, mit dem sich Dead Bunny am
Waldbühne-Wettbewerb 2011 einen Auftritt am Gurtenfestival
erspielte.
Tags darauf bekamen Gitarrist und Sänger Thomas Schmidiger,
Bassist Fabian Lötscher und Schlagzeuger Beni T. Bucher den
M4Music-Förderpreis in der Sparte Rock. Es folgten Auftritte, ein
Mini-Album und viel Aufmerksamkeit. Dem ersten Konzert waren zwei Jahre
im Proberaum vorausgegangen. "Wir haben so lange mit dem Auftreten
gewartet, bis wir wussten: Jetzt sind wir gut genug", sagt Schmidiger
im Gespräch. Ein Jahr nach den ersten Erfolgen tauft Dead Bunny im
Dachstock nun das Debütalbum "The Truth is a Fucking Liar".
Inspirationen erraten
Schlagzeug, eingängige Gitarre und dominierender Bass bilden das
Herzstück der neun Songs auf dem Erstlingswerk. Vereinzelt
erklingt ein Xylophon oder man vernimmt eine akustische Gitarre.
Darüber legt sich Schmidigers rauchige Stimme und wickelt die
Zuhörer ein. Die Songs erzählen auf eine bisweilen ironische
oder sarkastische Weise kleine Geschichten aus dem normalen Leben. Dead
Bunny versteht es, Elemente aus Rock und Americana zu einem prickelnden
Mix zusammenzuführen.
"The Truth is a Fucking Liar" drängt einem regelrecht auf,
Einflüsse entschlüsseln zu wollen. Es klingt manchmal nach
Queens of the Stone Age oder Jack White, erinnert dann an Black Keys
oder gar Pink Floyd. Aber die Referenzen lassen sich nicht festnageln.
Es ist ein Spiel, das Dead Bunny treibt. Schlicht als "eine
Verarbeitung möglichst breiter Inspirationen" betitelt der
Sänger selbst das Album. "50 Jahre Rockgeschichte kann man nicht
einfach ausser Acht lassen, darum versuchen wir, nicht nur Trends zu
befolgen."
Rocker mit Brotjobs
Alle drei Bandmitglieder betätigen sich als Songwriter. Viel
entsteht bei Jam Sessions. Die einzelnen Schnipsel würden
schliesslich so lange arrangiert, bis der Song für alle drei
passe, erklärt Schmidiger. Da erstaunt nicht, dass auf dem Album
ganz verschiedene Songs ihren Platz gefunden haben: Eher locker und
sachte kommt etwa "Shadows" daher, während "You Got Something" mit
harten Gitarrenriffs vor Energie nur so strotzt.
Letztgenannter steht vielleicht am besten für das, was man von der
Band live erwarten darf. Bereits nach wenigen Konzerten eilte Dead
Bunny der Ruf voraus, mit eindrücklicher Energie und
Rockattitüde versehen zu sein. "Für uns steht immer an erster
Stelle, alles zu geben, egal auf welcher Bühne wir spielen ", sagt
der Sänger, der nebenher als Webdesigner arbeitet. Auch die
anderen gehen einem Brotjob nach. Lötscher ist Assistenzarzt,
Bucher arbeitet als Gärtner. Setzt Dead Bunny bald ganz auf die
Karte Musik? Schmidiger sagt es so: "Wichtiger als von der Musik zu
leben, ist, für sie zu leben."
Regine Gerber
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \
Dachstock der Reitschule, Bern
Fr., 14.9., 21 Uhr, www.dachstock.ch
Die Kulturagenda verlost 2 Å~ 2 Tickets:
tickets@kulturagenda.be
---
kulturagenda.be 13.9.12
Klartext zum Kulturklima (3) mit Christian Pauli
Christian Pauli ist Leiter der Kommunikation an der Berner Hochschule
der Künste. Er ist zudem Präsident des Vereins bekult, der
sich für die Belange der Berner Kulturveranstalter einsetzt. Zuvor
war er Co-Leiter der Dampfzentrale.
Christian Pauli, was braucht es, damit sich der Einfluss einer
Kunsthochschule in einer Stadt bemerkbar machen kann? Im Bereich
Performance haben Sie beispielsweise internationale Dozenten, doch man
nimmt sie wenig wahr, die Jazzer hingegen verfügen über eine
äusserst lebendige und präsente Szene mit lokal verankerten
Dozenten.
In der öffentlichen Wahrnehmung hinkt die HKB ihrem Einfluss auf
das kulturelle Klima hinterher. Es gibt die HKB auch erst seit zehn
Jahren, das ist eine sehr kurze Zeit. Ja, es stimmt, der Jazz geniesst
in Bern seit Jahrzehnten eine breite Öffentlichkeit. Die
Performance hingegen wird eher am Rand rezipiert. Seit Norbert Klassen
verfügt sie aber über starke, international vernetzte Figuren
wie zum Beispiel den HKB-Dozenten Valerian Maly.
Mangelt es der Performance an der geeigneten Infrastruktur?
Nein, diesen Eindruck habe ich nicht. Die Infrastruktur in Bern ist
gut, eigentlich für alle Sparten.
Dann liegt das Problem in der Wahrnehmung?
Diese Frage stellen sich alle, die sich mit zeitgenössischer
Kultur in Bern befassen. Ungesicherte künstlerische Positionen
sind hier schwer zu vertreten. Von der Mentalität bis zur
Grösse der Stadt spielen da letztlich viele Faktoren zusammen.
Die diesjährige Biennale Bern wurde massgeblich von Roman
Brotbeck, einem Dozenten der HKB geprägt. Ein Einzelfall?
Nein. Wir haben eine grosse Zahl von Dozierenden, die im In- und
Ausland sehr aktiv sind: Die Jazz- und Performance- Szene haben wir
bereits erwähnt, aber auch in der klassischen Musik, in den
bildenden Künsten, Literatur, Medienkunst, Théâtre
musical, in der Oper, aber auch im Bereich Restaurierung und Forschung
sind HKB-Dozierende europäisch und international vernetzt. Das ist
für eine Kunsthochschule auch eine Selbstverständlichkeit.
Jetzt gilt es, noch stärker erlebbar zu machen, dass die Stadt
über eine international aufgestellte Institution von einer
gewissen Grösse verfügt.
Das wird auch über ehemalige Studierende laufen, die erst jetzt
beginnen, sich zu etablieren.
Ich könnte Ihnen hier eine Liste von Absolventinnen und
Absolventen aller Sparten nennen, die sich in der Kunstwelt bereits
einen Namen gemacht haben. Viele von ihnen sind nicht auf eine
Disziplin festgelegt. Das Transdisziplinäre war an der HKB von
Anfang an wichtig.
Inwiefern ist die Schule abhängig von der lokalen Kulturpolitik?
Grundsätzlich sind wir abhängig von der Bildungs- und nicht
von der Kulturpolitik. Was wir brauchen, ist eine gute Anbindung an die
lokale Kulturszene. Wir nutzen Plattformen wie den Progr, die
Dampfzentrale oder das Stadttheater, wo wir die Ausbildung, die nach
innen gerichtet ist, mit Auftritten gegen aussen sichtbar machen.
Interview: Silvano Cerutti
---
BZ 13.9.12
Prügelei vor der Reitschule: "Es war Notwehr"
Reitschule · Der mutmassliche Täter der folgenschweren
Prügelei auf dem Vorplatz der Reitschule habe in Notwehr
gehandelt. Dies behauptet jedenfalls sein Vater gegenüber dieser
Zeitung.
Am 25. August kam es auf dem Vorplatz der Reitschule zu einer
schwerwiegenden tätlichen Auseinandersetzung zwischen einem
17-Jährigen und einem 21-Jährigen. Dabei erlitt der
17-Jährige so schwere Verletzungen, dass er einige Tage im Koma
lag. Mittlerweile geht es ihm wieder etwas besser (wir berichteten).
Beim mutmasslichen Täter* handelt es sich um einen
21-Jährigen mit abgeschlossener Berufslehre aus der Region Bern.
Wie der Vater des mutmasslichen Täters gegenüber dieser
Zeitung sagt, sei sein Sohn an jenem Abend auf dem Vorplatz der
Reitschule angegriffen worden. "Es war Notwehr. Dies können
mehrere Zeugen bestätigen", behauptet der Vater, der diese
Angelegenheit keinesfalls auf die leichte Schulter nimmt. "Mein Sohn
ist kein Prügler. Er ist sportlich und kräftig, und als er
angegriffen wurde, hat er sich verteidigt." Das 17-jährige Opfer
sei daraufhin sehr unglücklich gestürzt. Der Vater des
mutmasslichen Täters wünscht dem Opfer auf diesem Weg gute
Besserung.
Ehemaliger "Security"?
Wie der Vater bestätigt, habe sein Sohn mehrmals als Security
für die Reitschule gearbeitet, um etwas Geld zu verdienen. Seit
einiger Zeit sei er aber nicht mehr als Security im Einsatz gewesen, so
der Vater. Eine vorherige Anfrage wegen der Beschäftigung des
mutmasslichen Täters beantwortete die Mediengruppe der Reitschule
am Dienstagabend wie folgt: "Um den Vermutungen und Spekulationen des
Artikels in der Berner Zeitung (...) ein Ende zu bereiten,
bestätigt die Mediengruppe der Reitschule Bern, dass es sich beim
Täter nicht um einen Mitarbeiter der Reitschule handelt."
Ralph Heiniger *Name der Redaktion bekannt
---
bernerzeitung.ch 11.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Der-Pruegler-war-angeblich-ein-Mitarbeiter-der-Reitschule/story/25382133
Der Prügler war angeblich ein Mitarbeiter der Reitschule
Von Ralph Heiniger.
Dem Ende August in Bern verprügelten 17-Jährigen geht es
wieder etwas besser. Beim mutmasslichen Täter handelt es sich
angeblich um einen Mitarbeiter der Reitschule. Die Mediengruppe
dementiert dies jedoch.
Es war eine Auseinandersetzung mit schwerwiegenden Folgen. Polizei und
Sanität wurden in der Nacht des 25.August auf den Vorplatz der
Reitschule gerufen, weil eine Person bewusstlos am Boden lag. Beim
Bewusstlosen handelte es sich um einen 17-Jährigen, der von einem
21-Jährigen niedergeschlagen worden war.
Der 17-Jährige lag mehrere Tage im Koma - die Polizei hatte
erklärt, dass er sich in kritischem Zustand befinde. Angeblich
schwebte er sogar in Lebensgefahr. Jetzt geht es ihm zwar wieder
besser, wie Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage bestätigt,
aber: "Ob er bleibende Schäden davontragen wird, kann noch nicht
gesagt werden."
Beim mutmasslichen Täter, einem 21-Jährigen, der am Tag nach
der Tat angehalten werden konnte, handelt es sich wohl um einen
Mitarbeiter der Reitschule. Offenbar hat er aber an jenem Abend nicht
gearbeitet. Wie die Polizei bereits mitteilte, erklärte er in
einer ersten Befragung, sich aufgrund seines Alkoholkonsums an nichts
mehr erinnern zu können. Die Polizei sucht immer noch Zeugen zum
Vorfall.
Die Mediengruppe der Reitschule teilte am Dienstagabend mit, es handle
sich beim Täter nicht um einen Mitarbeiter der Reitschule. Man
wolle den Spekulationen ein Ende bereiten (siehe Kommentare). Bis dahin
hatte sich die Mediengruppe nicht äussern wollen: "Die Reitschule
selber ist nicht in das laufende Strafrechtsverfahren involviert,
deshalb kann die Mediengruppe der Reitschule auch keine Auskünfte
zu Tathergang, Opfer oder Täter geben. Wir hoffen
selbstverständlich, dass es dem Opfer den Umständen
entsprechend gut geht und wünschen ihm gute Besserung."
Fuchs’ Unverständnis
Aus Sicht von SVP-Grossrat Thomas Fuchs wurde der Vorfall vonseiten der
Polizei kleingeredet. Er will deshalb das Thema in der kommenden
Fragestunde des Regierungsrats aufnehmen. Der Politiker kann nicht
verstehen, warum verschwiegen wurde, dass der mutmassliche Täter
für die Reitschule arbeitet.
Polizeisprecher Michael Fichter entgegnet: "Über die
Beschäftigung eines mutmasslichen Täters dürfen die
Strafverfolgungsbehörden aus Gründen des
Persönlichkeitsschutzes nur dann Auskunft geben, wenn sie direkt
in einem Zusammenhang mit der Tat steht." Dies sei in diesem Fall nicht
gegeben.
(Berner Zeitung)
-
Flaschenwürfe
In der Nacht auf Samstag haben Unbekannte bei der Schützenmatte -
in unmittelbarer Nähe der Reitschule - mit Farbe gefüllte
Flaschen gegen ein Patrouillenfahrzeug der Kantonspolizei Bern
geworfen. Die Polizei ruft in einer Medienmitteilung Zeugen dazu auf,
sich bei ihr zu melden. Ein Hohn, findet Thomas Fuchs: "Wenn die
Polizei mit Flaschen beworfen wird und dann am Schluss noch Zeugen
sucht, dann stimmt doch etwas nicht." Da ja die Polizei direkt
betroffen gewesen sei, hätte sie den Vorfall direkt untersuchen
müssen, anstatt im Nachhinein nach Zeugen zu suchen, findet Fuchs.
Polizeisprecher Micheal Fichter erklärt: "Natürlich versucht
die Polizei einen solchen Vorfall sofort aufzuklären." Der
Zeugenaufruf bedeute einfach, dass die Polizei alle Möglichkeiten
zur Ergreifung der Täter ausschöpfen wolle.
---
bernerzeitung.ch 11.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/kultur/pop-und-jazz/Dead-Bunny-ziehen-den-Dachstock-dem-Gurten-vor/story/14686989
"Dead Bunny" ziehen den Dachstock dem Gurten vor
Von Dorothée Nagel
Am Freitag tauft die Berner Band Dead Bunny ihr erstes Album im
Dachstock der Reitschule. Thomas Schmidiger, Sänger und Gitarrist,
erzählt, warum der Anlass gerade dort stattfindet und wie ihre
Lieder entstehen.
Ein Assistenzarzt, ein Webentwickler und ein Landschaftsgärtner -
gemeinsam stehen sie als Musiker auf der Bühne und wollen das
Publikum mit ihrem rockigen Sound begeistern. Am kommenden Freitag ist
es soweit: Dead Bunny präsentieren ihr erstes Album. Die
Plattentaufe findet im Dachstock der Reitschule statt und "auf dieses
Ereignis haben wir lange hingearbeitet", erzählt Thomas
Schmidiger, Sänger und Gitarrist der Band. Seit drei Jahren sind
er, Fabian Lötscher und Beni T. Bucher eine Band. Sie haben sich
Zeit gelassen, sowohl bis zu ihrem ersten Konzert, als auch bis zum
ersten Album.
Die Lieder stammen alle aus der eigenen Feder. Laut Schmidiger
entstehen diese meist auf zwei unterschiedliche Arten: Entweder beim
gemeinsamen jammen, oder die Ideen kommen im halbwachen Zustand, wie
etwa an einem Sonntagmorgen. Dann sei es allerdings ratsam, schnell
etwas aufzunehmen, bevor man alles wieder vergesse, lacht Schmidiger.
Von klassischen bis abstrakten Themen
Neben der Musik sind alle drei in ihren Berufen tätig, doch "die
Musik nimmt momentan schon sehr viel Zeit in Anspruch." Die Musik zum
Beruf zu machen sei aber nicht primäres Ziel. Viel eher solle die
Musik befreit sein vom Geldverdienen. Die Message hinter den Liedern
sei essentieller als grosse Auftritte und "es ist schöner, wenn
weniger Leute kommen, die uns substantiell gut finden, als riesige
Massen, die uns bloss dem Namen nach kennen." Hinter den Texten steht,
wie Schmidiger erklärt, allerdings kein Programm. Manchmal sei es
sogar schwierig, selbst zu beschreiben, worum es geht: "Teilweise sind
es natürlich die klassischen Themen, aber manchmal wird es auch
recht abstrakt."
Dies spiegelt auch der Titel des Albums wider - "The truth is a fucking
liar" ist paradox und ursprünglich eine Zeile aus einem
früheren Song der Band. Eher spontan sei dies zum Titel
gewählt worden. Zum Album selbst erzählt Schmidiger: "Wir
wollen damit zeigen, dass man auch in der Schweiz gute Alben
rausbringen kann." Die Schweizer Musikszene leide unter einem
Minderwertigkeitskomplex, den es endlich abzuschütteln gelte.
Der Wahlclub Nummer eins
Die Plattentaufe steht nun vor der Tür und findet an einem
für Dead Bunny besonderen Ort statt. Der Dachstock war der
Wahlclub Nummer eins für dieses Ereignis, denn "wir haben immer
gedacht, wenn man dort spielen kann, hat man schon etwas geschafft",
beschreibt Schmidiger die Situation. Da sie sowieso lieber in Clubs als
an Openairs spielen würden, habe ein solches Konzert für sie
auch eine weitaus grössere Bedeutung als zum Beispiel ihr Auftritt
auf dem Gurten.
Bis es am Freitag soweit sei, müsse noch weiter Werbung gemacht
werden. "Der Dachstock birgt das Risiko, dass er recht gross ist und
somit auch schwieriger, zu füllen ist", schätzt Schmidiger
die Situation ein. Diese Haltung entspreche einfach seinem
Realitätssinn, lacht er. Aber auch, wenn es nicht komplett
ausverkauft sein sollte - "ein super Anlass wird es auf jeden Fall."
Dorothée Nagel
---
bernerzeitung.ch 11.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/kanton-bern/Trotz-linken-Bedenken-Keine-Wahlbeobachter-in-Saanen/story/27466330
(...)
Reitschule: Staatsanwaltschaft informiert
SVP-Grossrat Thomas Fuchs brachte einen gewalttätigen Vorfall im
Umfeld der Berner Reitschule aufs Tapet. Er wollte wissen, warum die
Polizei nicht darüber informierte, dass der mutmassliche
Täter ein Mitarbeiter der Reitschule sei.
Polizei- und Militärdirektor Hans-Jürg Käser verwies auf
den Umstand, dass für den erlassenen Zeugenaufruf die
Staatsanwaltschaft verantwortlich sei. Diese beurteile, welche
Informationen für die Kommunikation nötig seien. Aus
Gründen des Persönlichkeitsschutzes würden keine Angaben
zum Arbeitgeber der Betroffenen gemacht.
(sda)
---
BZ 11.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Der-Pruegler-war-ein-Mitarbeiter-der-Reitschule/story/25382133
Täter ist ein Angestellter der Reithalle
Reitschule · Der 17-Jährige, der vor der Reitschule
niedergeschlagen wurde, ist aus dem Koma erwacht. Ob er wieder
vollständig gesund wird, ist noch nicht sicher.
Es war ein Niederschlag mit Folgen. Der 17-Jährige, der vor zwei
Wochen auf dem Reitschule-Vorplatz attackiert worden war, lag Tage im
Koma und schwebte in Lebensgefahr. Jetzt gehe es ihm besser, sagt die
Polizei. Beim mutmasslichen Täter, einem 21-Jährigen, der am
Tag nach der Tat angehalten werden konnte, handelt es sich nach
Informationen dieser Zeitung um einen Mitarbeiter der Reitschule.
Offenbar hatte er am Tatabend aber nicht gearbeitet. Wegen seines
Alkoholrauschs könne er sich nicht an den Abend und die Tat
erinnern, sagte er der Polizei.rah
Seite 3
-
Der Prügler war ein Mitarbeiter der Reitschule
Stadt Bern. Dem 17- Jährigen, der vor zwei Wochen vor der
Reitschule
niedergeschlagen wurde, geht es wieder etwas besser. Ob er jemals
wieder ganz gesund wird, ist aber noch offen. Beim mutmasslichen
Täter handelt es sich angeblich um einen Mitarbeiter der
Reitschule.
Es war eine Auseinandersetzung mit schwerwiegenden Folgen. Polizei und
Sanität wurden in der Nacht des 25. August auf den Vorplatz der
Reitschule gerufen, weil eine Person bewusstlos am Boden lag. Beim
Bewusstlosen handelte es sich um einen 17-Jährigen, der von einem
21-Jährigen niedergeschlagen worden war (wir berichteten). Der
17-Jährige lag mehrere Tage im Koma - die Polizei hatte
erklärt, dass er sich in kritischem Zustand befinde. Angeblich
schwebte er sogar in Lebensgefahr. Jetzt geht es ihm zwar wieder
besser, wie Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage bestätigt,
aber: "Ob er bleibende Schäden davontragen wird, kann noch nicht
gesagt werden." Beim mutmasslichen Täter, einem 21-Jährigen,
der am Tag nach der Tat angehalten werden konnte, handelt es sich wohl
um einen Mitarbeiter der Reitschule. Offenbar hat er aber an jenem
Abend nicht gearbeitet. Wie die Polizei bereits mitteilte,
erklärte er in einer ersten Befragung, sich aufgrund seines
Alkoholkonsums an nichts mehr erinnern zu können. Die Polizei
sucht immer noch Zeugen zum Vorfall.
Fuchs fragt den Regierungsrat
Aus Sicht von SVP-Grossrat Thomas Fuchs wurde der Vorfall vonseiten der
Polizei kleingeredet. Er will deshalb das Thema in der kommenden
Fragestunde des Regierungsrats aufnehmen. "Es wirkt auf mich, als
würde die Polizei versuchen, den Ball rund um die Reitschule
möglichst flach zu halten", sagt Fuchs. Der Politiker kann nicht
verstehen, warum verschwiegen wurde, dass der mutmassliche Täter
für die Reitschule arbeitet. Fuchs: "Ich wünsche mir, dass
die Polizei offener kommuniziert. Das würde auch ihre Ermittlungen
einfacher machen." Polizeisprecher Michael Fichter entgegnet:
"Über die Beschäftigung eines mutmasslichen Täters
dürfen die Strafverfolgungsbehörden aus Gründen des
Persönlichkeitsschutzes nur dann Auskunft geben, wenn sie direkt
in einem Zusammenhang mit der Tat steht." Dies sei in diesem Fall nicht
gegeben.
"Gute Besserung"
Die Mediengruppe der Reitschule nimmt zum Vorfall vom 25. August wie
folgt Stellung: "Die Reitschule selber ist nicht in das laufende
Strafrechtsverfahren involviert, deshalb kann die Mediengruppe der
Reitschule auch keine Auskünfte zu Tathergang, Opfer oder
Täter geben. Wir hoffen selbstverständlich, dass es dem Opfer
den Umständen entsprechend gut geht und wünschen ihm gute
Besserung."
Ralph Heiniger
-
Flaschenwürfe
In der Nacht auf Samstag haben Unbekannte bei der Schützenmatte -
in unmittelbarer Nähe der Reitschule - mit Farbe gefüllte
Flaschen gegen ein Patrouillenfahrzeug der Kantonspolizei Bern geworfen
(wir berichteten). Die Polizei ruft in einer Medienmitteilung Zeugen
dazu auf, sich bei ihr zu melden. Ein Hohn, findet Thomas Fuchs: "Wenn
die Polizei mit Flaschen beworfen wird und dann am Schluss noch Zeugen
sucht, dann stimmt doch etwas nicht." Da ja die Polizei direkt
betroffen gewesen sei, hätte sie den Vorfall direkt untersuchen
müssen, anstatt im Nachhinein nach Zeugen zu suchen, findet Fuchs.
Polizeisprecher Micheal Fichter erklärt: "Natürlich versucht
die Polizei einen solchen Vorfall sofort aufzuklären." Der
Zeugenaufruf bedeute einfach, dass die Polizei alle Möglichkeiten
zur Ergreifung der Täter ausschöpfen wolle.rah
---
kulturstattbern.derbund.ch 10.9.12
Kulturbeutel 37/12
Von Benedikt Sartorius am Montag, den 10. September 2012, um 05:16 Uhr
(...)
Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie am Freitag zu
Dead Bunny in den Dachstock. Das
muntere
Garagenrock-Trio aus Bern lässt dort die Eule aus dem Sack und
tauft sein neues Album "The Truth is a Fucking Liar". (Aber aber, mein
Herren, watch your language!)
(...)