MEDIENSPIEGEL 17. - 23. SEPTEMBER 2012

journal-b.ch 22.9.12
http://www.journal-b.ch/de/092012/kultur/28/Unter-der-Autobahnbr%C3%BCcke-feiern-Jugendparty-Jugendbewilligung-Jugendkopass-Bern-Nachtleben-Tanzdemo.htm

Unter der Autobahnbrücke feiern

Partyhungrige unter 18 Jahren haben kaum Raum zum Feiern. Ein Jugendkompass soll über das Angebot informieren und Jugendbewilligungen Partys im Freien legalisieren.

22.09.2012 | Jessica Allemann

Seit langem und eben erst wieder wird in der Stadt Bern moniert, dass es Jugendlichen an Raum und Räumen für Partys fehlt. Und es wird beklagt, dass sich Minderjährige auf dem Bahnhofgelände betrinken und vor der Reithalle herumlungern. Der Unmut der Partyszene floss in nicht bewilligte Strassenpartys und Tanzdemos mit bis zu 10 000 Partyhungrigen zusammen. Gerade Outdoor-Partys sollen nun der Berner Jugend neuen Raum geben, um zu feiern.

Das Konzept der Stadt zur Lösung der Berner Nachtlebenproblematik enthält unter anderem zwei Vorschläge von Massnahmen, welche explizit für Jugendliche bessere Bedingungen schaffen sollen. So soll ein Jugendkompass erarbeitet werden, der Jugendliche über die auf sie zugeschnittenen bestehenden Angebote informiert. Die Stadt wolle ausserdem prüfen, ob subventionierte Organisationen und Institutionen dazu verpflichtet werden können, spezielle Veranstaltungen für diese Altersgruppe anzubieten. Jugendpartys seien für Veranstalter aber kein besonders attraktives Geschäft, sagt Alex Haller, Bereichsleiter der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Bern. "Jüngeres Publikum tendiert auch zu Schlägereien und Gewalt. Die Veranstalter haben einen hohen Sicherheitsaufwand - gleichzeitig konsumieren Jugendliche nicht viel."
Zahl illegaler Partys verringern

Die Jugendlichen sollen sich auch selber helfen: Zur Diskussion steht die Einführung einer Jugendbewilligung für Partys im Freien. Diese soll Jugendlichen zwischen 18 und 25 Jahren ermöglichen, eine Party im Freien anzumelden und bewilligen zu lassen. Ziel sei es, "über eine Ansprechperson die Sicherheit und Sauberkeit von Outdoor-Partys ausserhalb der Innenstadt zu verbessern und die Zahl illegaler Partys zu verringern", so steht es im Nachtleben-Konzept der Stadt. Das Vorbild für die Jugendbewilligung stammt aus der Stadt Zürich. Diesen Sommer wurde dort die neue Bewilligungspraxis mittels Pilotversuch gestestet.

Man habe grundsätzlich positive Erfahrungen gemacht, sagt Alexandra Heeb vom Polizeidepartement der Stadt Zürich. Die Delegierte für Quartiersicherheit ist als Teil eines dreiköpfigen Teams für die Bearbeitung der Partygesuche zuständig. "Wir sind auf eine grosse Nachfrage gestossen und haben sogar Anfragen aus der ganzen Schweiz erhalten", sagt sie. Behandelt wurden aber nur die Gesuche aus der Stadt Zürich. Innerhalb von fünf Monaten seien so dreissig Bewilligungen erteilt worden. Davon seien zehn Anlässe wegen schlechten Wetters wieder abgesagt worden. Gerade einmal drei Gesuche hätten nicht bewilligt werden können. "Bei einem Gesuch handelte es sich um einen kommerziellen Veranstalter, zwei weitere wollten mitten in der Stadt Party machen, was wir aus Lärmgründen nicht bewilligen konnten."

Lärm und geeignete Orte sind Knackpunkte

Der Lärm sei denn auch einer der wesentlichen Knackpunkte, sagt Heeb. Zwei Drittel aller bewilligten Partys hätten zwar keine oder nur ein bis zwei Lärmklagen aus der Nachbarschaft zur Folge gehabt, "zwei Partys sind aber lärmtechnisch derart überbordet, dass den Veranstaltern vorläufig keine weitere Bewilligung erteilt wird". Anders sieht es mit der Sauberkeit an den Partyplätzen aus. Fotografisch hält die Polizei den Zustand eines Orts vor und nach der Party fest. "Es wurde immer sehr gut aufgeräumt", bestätigt Heeb. Auch habe man an keiner Party Gewaltprobleme feststellen können.

Eine Schwierigkeit sei das Finden von geeigneten Orten für Jugendpartys im Freien. Drei von den ungefähr sieben Stadtzürcher Standorten befänden sich im Wald, ein Ort liegt unter einer Autobahnbrücke. "Wir versuchen die Partys gleichmässig auf die Standorte zu verteilen, um die Nachbarschaft zu schonen und ein Gleichgewicht bei der Belastung aufrechtzuerhalten", erklärt Heeb.

Im Wald Party feiern

Auch in Bern könnte der Wald ein Standort für bewilligte Jugendpartys unter freiem Himmel sein, wie Alexander Tschäppät anlässlich einer Medienkonferenz zum Nachtleben-Konzept bestätigte. Noch sei aber nicht klar, welche konkreten Orte infrage kämen, sagt Alex Haller, aber man werde sicher keine Jugendpartys auf dem Bundesplatz oder dem Helvetiaplatz veranstalten. Es sei auch noch gar nicht klar, ob Outdoor-Partys die Berner Jugendlichen ansprächen. Eine Verschiebung der Jugendkultur dahin gehend sei denkbar, aber es sei sicher nicht das einzige glücklich machende Prinzip, sagt Haller. Denn "auch die Jüngeren wollen am liebsten in den Clubs sein und dort mitmachen".

Und auch in Zürich bilanziert man zwar positiv, bleibt aber realistisch: "Die Jugendbewilligung kann sicher nicht alle Probleme in Bezug auf den Jugendausgang lösen", sagt Heeb, "aber es verschafft der Stadt eine Entlastung - und der Stress ist auch für die Partyveranstalter raus, weil die legale Party nicht plötzlich aufgelöst wird".

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Bund 22.9.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Das-Potenzial-der-Schuetzenmatte/story/25255792

Das Potenzial der Schützenmatte

Drogenanlaufstelle, Verkehr, Viadukt, Reitschule - die Schützenmatte sei heute ein "unfertiger Ort", sagt Kees Christaanse, Jurypräsident des Schindler Award. Die Entwicklungsmöglichkeiten seien daher gross.

Interview: Bernhard Ott

Herr Christiaanse, warum wurde die Berner Schützenmatte als Übungsobjekt für den Schindler Award 2012 ausgewählt?

Ich war an der Auswahl selber nicht beteiligt, aber ich finde sie sehr passend. Im Raum Schützenmatte gibt es unterschiedliche topografische Niveaus. Es handelt sich um einen unfertigen Ort. Man hat die Ausläufer der Altstadt, und man hat zwei stark genutzte Verkehrsinfrastrukturen - das Bollwerk und den Eisenbahnviadukt. Der Viadukt ist nicht gerade ein elegantes Element. Die Brücke über die Aare ist interessant, aber der Teil Richtung Bahnhof ist eine Betontragödie. Im weiteren Umfeld gibt es den Hügel mit der Universität, die Reitschule und das Eilgutareal. Die Komplexität der Situation, aber auch das Potenzial an Möglichkeiten ist sehr gross.

Auf der Schützenmatte kollidieren die unterschiedlichsten Ansprüche miteinander. Wie gross ist diese Herausforderung planerisch?

Die Herausforderung ist sehr gross. Dies zeigt sich auch an den Wettbewerbsbeiträgen. Wir hatten über 100 Projektbeiträge, mindestens 75 davon sind nicht wirklich überzeugend.

Warum ist die Verbindung zur Aare ein Bestandteil des Wettbewerbs?

Bei der Umsetzung einer Gesamtplanung wird sich der Ort derart rasch entwickeln, dass es einen sicheren, behindertengerechten und adäquaten vertikalen Zugang braucht.Die Wettbewerbsteilnehmer hatten Carte blanche. Gibt es prägnante Beiträge?Einige Projektbeiträge legen den Schwerpunkt auf die Reitschule, indem der "Freistaat" aufs ganze Gelände ausgedehnt wird. Andere Projekte integrieren die Drogenanlaufstelle in Gebäude auf dem Gelände. Es gibt aber auch ganz nüchterne Entwürfe: Hier ein Kulturzentrum, dort ein Terrassensystem und ein Wohnbauprojekt. Ein Studentenwettbewerb ist kein Realisierungswettbewerb, sondern ein Anlass zur Förderung von Talenten.

Es gibt nur wenige Beiträge aus der Schweiz.Das wundert mich auch. Standort, Aufgabenstellung und Preise sind sehr attraktiv.

Wie beurteilen Sie den aktuellen Zustand der Schützenmatte?

Es ist ein Unort. Aber es hat hübsche Begebenheiten wie den Universitätshügel und den Aarehang. Das wird heute alles nicht ausgenutzt.Der Berner Stadtpräsident und einer seiner Herausforderer in den Wahlen haben den Bau eines Hochhauses ins Spiel gebracht. Ist ein Hochhaus an diesem Ort städtebaulich attraktiv?In der Schweiz gibt es ja eine Hochhausdebatte, die vor allem in Zürich und Basel stattfindet. Ich stamme aus Rotterdam und wundere mich, warum Hochhäuser hier so dramatisiert werden. Die Hochhäuser in der Schweiz sind ja immer noch viel niedriger als die Hügel in der Nähe. Steht ein Hochhaus alleine, ist ein mögliches Misslingen allerdings dramatisch. Dann kann das Gebäude als Ausdruck von Hilflosigkeit oder Grobheit empfunden werden.

Beim Zürcher Prime Tower gibt es ja auch entsprechende Kritik.

Die Situation dort ist aber nicht sehr dramatisch. Ich bin überzeugt, dass der Prime Tower "Kameraden" erhalten wird.

Ein Hochhaus auf der Schützenmatte sollte nicht alleine stehen?

Unbedingt, ja. Wenn schon, müsste auf der Schützenmatte ein Ensemble von mindestens drei Hochhäusern gebaut werden.

Wie erklären Sie sich die Heftigkeit der Hochhausdebatte in der Schweiz?

Bis vor kurzem gab es eben noch keine Hochhäuser, und jetzt wird es zum Thema. Die einzige Schweizer Stadt, in der es seit je Hochhäuser gibt, ist Chur. Dort geht man aber pragmatisch damit um, weil die Gebäude vor den hohen Bergen weniger auffallen.

Die Stadt schiebt die Gesamtplanung der Schützenmatte seit Jahren vor sich her. Warum gibt es eine Hemmung, diesen Raum zu planen?

Es gibt eben sehr unterschiedliche Interessen, die aufeinanderprallen. Die Interessen der SBB zum Beispiel kollidieren auch in anderen Schweizer Städten mit der Stadtentwicklung. Zudem gibt es die politischen Gräben zwischen jenen, die den Ort am liebsten so belassen würden, wie er ist, und den anderen, die ihn am liebsten "wegputzen" möchten.

Was könnten die Ideen aus dem Schindler Award zur Gesamtplanung der Schützenmatte beitragen, welche die Stadt noch in diesem Jahr in Angriff nehmen will?

Man darf die Wirkung eines solchen Wettbewerbs nicht überschätzen. Die zehn Projekte, die wir für die letzte Auswahlrunde ausgewählt haben, eignen sich aber schon für eine Diskussion über die Möglichkeiten mit den Anspruchsgruppen dieses Ortes.

Wie sieht die Schützenmatte in zehn Jahren im Idealfall aus?

Im besten Fall werden die Elemente Altstadt, Verkehrsinfrastruktur und Universitäts-Hügel gestalterisch miteinander versöhnt. Das Kulturzentrum Reitschule ist an diesem zentralen urbanen Ort in Ordnung. Aber es ist schade, dass die Nutzer die historische Gebäudesubstanz nicht respektieren und das Gebäude versprayt haben.

Einige der Projekte integrieren die Drogenanlaufstelle in ein grösseres Gebäude oder Ensemble. Wie realistisch sind solche Ideen?

Die Schützenmatte ist für die Realisierung solcher Ideen geeignet. Die Möglichkeit von Nachbarschaftskonflikten ist gering.

Gibt es in anderen Städten Europas ähnlich belastete Räume wie die Schützenmatte?

Solche Orte gibts in Berlin, in Amsterdam, in Kopenhagen - allerdings nicht mit denselben komplexen topografischen Begebenheiten.

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Schindler Award als Katalysator für eine harzige Planung?

Seit 2006 fordert der Stadtrat die Ausarbeitung eines Gestaltungs- und Nutzungskonzeptes für den Raum Schützenmatte. Der Gemeinderat schob immer wieder neue Gründe ins Feld, warum der Zeitpunkt hierfür gerade ungünstig sei: Mal waren es die hängigen Initiativen für einen autofreien Bahnhofplatz und den Verkauf der Reitschule an den Meistbietenden, mal waren es die Pläne der SBB oder eine mögliche Tramachse über die Lorrainebrücke. Die zuletzt geäusserte Begründung des Gemeinderates war der Verzicht der Autoeinstellhalle Waisenhausplatz AG (Awag) auf einen Ausbau des P + R Neufeld. Der Ausbau würde es ermöglichen, die Parkplätze auf der Schützenmatte aufzuheben. Die Stadt hält allerdings eine 62-prozentige Aktienmehrheit an der Awag und stellt drei von fünf Verwaltungsratsmitgliedern. Der Stadtrat schenkte dem keinen Glauben und beauftragte den Gemeinderat bis Ende März 2013 einen Planungskredit vorzulegen. Gleichzeitig machte der Schweizer Lifthersteller Schindler den Raum Schützenmatte zum Studienobjekt für den Schindler Award, der sich an Architekturstudenten aus ganz Europa wendet. Der seit 2003 durchgeführte Wettbewerb hatte bisher Areale in Brüssel, Paris, Wien oder Berlin zum Gegenstand. Der Schindler Award ist mit 5000 Euro dotiert. Weitere 25 000 Euro gehen an die Hochschule der Sieger. Die von Kees Christiaanse geleitete Jury hat letzte Woche die Projekte in Bern beurteilt. Die Gewinner werden am 7. Dezember im Zentrum Paul Klee ausgezeichnet. (bob)

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BZ 22.9.12

Hochhaus auf der Schütz

Preis. 1600 Architekturstudenten aus ganz Europa meldeten sich für den diesjährigen Schindler Award an. Das Projekt: die Neugestaltung der Schützenmatte.

Eine Schützenmatte mit Bibliothek oder Schrebergärten. Eine Schützenmatte mit duftenden Bäumen, die Menschen mit Sehbehinderung den Weg weisen. Eine Schützenmatte mit einem Hochhaus, mit einem Hostel, mit Restaurants und Cafés. So sollte der Platz neu gestaltet werden, ginge es nach Jungarchitekten aus ganz Europa. 1600 Anmeldungen gingen für den diesjährigen Schindler Award ein, 46 Projekte wurden vorselektioniert und gestern von der Jury in der Wifag-Halle in Bern beurteilt. "Wir wählten die Schützenmatte als Projektstandort, weil es ein polarisierender Ort ist, eine offene Wunde in der Stadtplanung", so die Wettbewerbsentwickler Tobias Reinhard und Andreas Binkert von Nüesch Development AG. Polarisierende kulturelle Randgruppen sowie eine verkehrstechnisch unbefriedigende Situation, das zeichne die Schützenmatte zurzeit aus. "Dabei steckt viel Potenzial in diesem Ort." Dieses Potenzial der Schützenmatte war in allen Projekten erkennbar. Nur die Umsetzung, die war unterschiedlich: Während einige das Gebiet mittels Grünfläche und einem abgeflachten Aarehang in eine Flaniermeile verwandelten, wollten andere die Stadt verdichten und Hochhäuser statt Bäume vor die Reitschule pflanzen.

Ein Lift an die Aare

Ein wichtiges Element in allen Plänen war das hindernisfreie Bauen, das Bauen für Menschen mit Behinderung. Dieser Fokus war auch Bedingung für die Teilnahme am Award. "Menschen mit Seh- oder Gehbehinderung haben ganz andere Bedürfnisse, die beim Bau berücksichtigt werden müssen", so Binkert. Vielen Jungarchitekten im Wettbewerb war es diesbezüglich wichtig, für Gehbehinderte einen Lift an die Aare zu bauen. Auch die Drogenanlaufstelle neben der Lorrainebrücke musste in das Konzept integriert werden - zum Beispiel als Bestandteil eines Gesundheitszentrums, das allen Bernern offenstünde.

Auch wenn innovativ: Wirklich umsetzbar wären nur wenige der Projekte, die von der Jury beurteilt wurden. "Wir wollen primär das Bewusstsein für integrierendes Bauen schärfen sowie Anstösse liefern", sagt Andreas Binkert. Auf alle Fälle besuchten gestern Stadtpräsident Alexander Tschäppät sowie ein Stadtplaner die Jury während der Arbeit, um sich von den Ideen der Studenten inspirieren zu lassen. Noch ist das Couvert des Siegerteams versiegelt: Der Schindler Award wird am 7. Dezember 2012 im Zentrum Paul Klee verliehen. jek Schindler Award Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen und ist mit 5000 Euro für Studenten sowie 25 000 Euro für Schulen dotiert.

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Stadtrat

Zu der Neugestaltung der Schützenmatte liegt eine Motion aus dem Jahre 2009 vor. Darin verlangt die GB/JA-Fraktion vom Gemeinderat, dem Stadtrat einen Planungskredit und Ideen für die Umnutzung vorzulegen. Die Motion wurde für erheblich erklärt. Nun hat der Stadtrat eine Fristverlängerung bis Ende 2013 genehmigt - noch stünden Entscheidungen zur Bahnhofsplanung und zu den Carparkplätzen aus.jek

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Bund 21.9.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Kanton-uebernimmt-Chessu-nun-doch-nicht/story/22259226

Kanton übernimmt "Chessu" nun doch nicht

Eigentlich wollte der Kanton Bern das Jugend- und Kulturzentrum Gaskessel von der Stadt übernehmen. Doch jetzt hat er die Verantwortung wieder an die Stadt delegiert. Damit ist es an ihr, den "Chessu" wieder als Ort für Jugendliche zu etablieren.

Rahel Bucher

Schaut man auf die Besucherzahlen, ist es in und um den Gaskessel ruhig geworden. Umso heftiger sind die finanziellen und strukturellen Turbulenzen rund um den "Chessu". So wurde vor einem Monat bekannt, dass der Kanton das Jugend- und Kulturzentrum von der Stadt übernehmen will. Alles schien klar: Finanzierung und Steuerung sollten zum Kanton übergehen. Für die Stadt hätte das eine finanzielle Entlastung von rund 400 000 Franken bedeutet. Umstrittener Punkt war einzig die künftige Rolle der Stadt. Jetzt zeigen "Bund"-Recherchen, dass sich der Kanton bereits vor zehn Tagen wieder aus den Verhandlungen zurückgezogen hat. "Das kam für uns überraschend", sagt Niva Bühlmann, Vorstandsmitglied des Gaskessels. Ebenso für die Stadt: "Wir haben keine Freude gehabt", sagt Jürg Häberli, Leiter des Jugendamtes der Stadt Bern. Für 2013 habe man bezüglich Finanzierung zwar eine Lösung mit dem Kanton gefunden, was ab 2014 geschieht, ist noch ungewiss.

Der Kanton begründet den Rückzug vor allem mit seiner prekären finanziellen Situation. Zudem habe sich bei den Verhandlungen für den Leistungsvertrag herausgestellt, dass die Steuerung des Gaskessels durch den Kanton schwierig werden könnte, sagt Regula Unteregger, Vorsteherin des Sozialamts Kanton Bern. Und nicht zuletzt hat der Kanton sein Angebot auch wegen der Kritik auf politischer Ebene zurückgezogen, wie Unteregger sagt. So hat GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer nach Bekanntgabe der Übernahme des Chessus durch den Kanton eine Motion eingereicht. Darin fordert er den Gemeinderat auf, den Gaskessel nicht abzutreten. Bislang wurde die Motion noch nicht beantwortet.

Unattraktiv für Jugendliche

So steht der Chessu-Verein wieder in Verhandlungen mit der Stadt. Bühlmann hofft, dass der Leistungsvertrag so angepasst wird, dass mehr Ressourcen ins Kerngeschäft des Gaskessels - Jugendliche organisieren Partys für Jugendliche - fliessen können. Denn neben den Rangeleien im Hintergrund leidet der Gaskessel seit geraumer Zeit darunter, nicht mehr als Jugendzentrum wahrgenommen zu werden. "Der Gaskessel hat an Anziehungskraft als Jugendzentrum bei den 14- bis 18-Jährigen verloren", sagt dazu Stephan Wyder, von der offenen Jugendarbeit der Stadt Bern (TOJ). Ähnlich beurteilt das Clara Wyss, Präsidentin Jugendrat der Stadt Bern: Zwar sieht sie das Potenzial eines speziellen Ortes für Jugendliche. Allerdings glaubt sie, dass der Gaskessel unter anderem von der Lage her nicht ideal ist, um wieder ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche zu werden. Umso beliebter sei bei den Jugendlichen der Vorplatz der Reitschule. "Hier können wir einfach sein, ohne dass wir konsumieren müssen", sagt sie.

Keine Grossveranstaltungen

Die Behauptung, der Gaskessel habe an Anziehungskraft für Jugendliche verloren, lässt Niva Bühlmann nicht gelten. Einerseits engagierten sich im Verein knapp 100 Jugendliche, argumentiert sie. Auch würden Jugendliche die Mehrheit im Vorstand stellen. Andererseits waren laut Bühlmann im Jahr 2012 gut 70 Prozent aller bislang 111 Veranstaltungen ab 16 Jahren zugänglich und "mehr oder weniger gut besucht". Allerdings werden dazu nicht nur Discos, sondern auch Konzerte und Theater gezählt.

Was fehlt, sind regelmässige Grossveranstaltungen für die 16- bis 20-Jährigen. Finden grosse Partys statt, richten sie sich an ein Publikum ab 18 Jahren. Laut Bühlmann hat das verschiedene Gründe: Einerseits das Fehlen einer Überzeitbewilligung. Konkret würde eine Überzeitbewilligung bedeuten, dass Veranstaltungen im Gaskessel bis 6 Uhr dauern könnten. "Gerade die Altersgruppe der 16- bis 20-Jährigen hat das Bedürfnis weit über 3 Uhr hinaus zu feiern", sagt sie. Doch die Gewerbepolizei mache den Einbau eines Fumoirs zur Bedingung für eine Überzeitbewilligung.Andererseits muss der Gaskessel wegen der fehlenden Überzeitbewilligung mit Einzelbewilligungen arbeiten - davon erhält er höchstens 24 pro Jahr. "An diesen Events muss dann zwingend Geld gemacht werden", sagt Bühlmann. Damit wolle der Gaskessel seine Schulden aus dem Jahr 2009/2010 in Höhe von rund 120 000 Franken abbauen. "Mit einem Publikum zwischen 16 und 20 Jahren wollen und können wir kein Geld machen." Im Gegenteil: In aller Regel seien Veranstaltungen mit jungem Publikum von den Fixkosten her eher teuer. Um wieder mehr Jugendliche in den Gaskessel zu locken, ist eine Partyreihe für Leute ab 16 Jahren in Planung, wie Bühlmann sagt. Die Gestaltung und Häufigkeit des Angebots hänge vom Leistungsvertrag, der Finanzierung sowie der Unterstützung durch die Stadt bei der Aushandlung der Rahmenbedingungen ab. Das Jugendamt will diesbezüglich Hand bieten, wie Jürg Häberli sagt. Das Jugendamt wolle insbesondere in der Frage der Überzeitbewilligung eine Vermittlerfunktion zwischen Gaskessel und Gewerbepolizei übernehmen. Dass der Gaskessel wieder mehr Angebot für Jugendliche schaffen möchte, freut Wyder vom TOJ. Doch glaubt er, dass es Zeit und gute Ideen brauche, um den Chessu wieder als Ort für Jugendliche zu positionieren.

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Jugendarbeiter und Leiter des Jugendamtes nehmen Stellung

Welche Angebote brauchen Jugendliche im Nachtleben?

Ausgang: Jugendliche zwischen betreutem Angebot und Freiraum.

Jugendarbeiter auf der Gasse

Jugendarbeit: Um einen Austausch mit den Jugendlichen in der Innenstadt zu pflegen und damit ihre Bedürfnisse besser zu kennen, könnte die aufsuchende Jugendarbeit eine Chance sein, sagen Stephan Wyder und Lis Füglister, Geschäftsleiter des Trägervereins für die offene Jugendarbeit der Stadt Bern (TOJ). Jugendamt: "Jugendarbeit während der Ausgehzeiten, zum Beispiel vor der Reitschule, bringt nicht viel", sagt Jürg Häberli, Leiter des Jugendamts der Stadt Bern. Während des Ausgangs sei es schwierig, Beziehungen zu Jugendlichen aufzubauen. Viel wichtiger sei die Bereitstellung von altersgerechten Angeboten.

Strukturierte Jugendangebote

Jugendarbeit: Sowohl in der Stadt als auch in den Quartieren brauche es attraktive Angebote für Jugendliche, heisst es beim TOJ. Besonders in den Wintermonaten, würden für die Jugendlichen Innenräume - wo sie sich ohne Konsumzwang treffen können - wichtiger. Deshalb sei die Suche nach Räumlichkeiten zentral. Dabei denken Wyder und Füglister auch an Übergangslösungen - im Sinne von Zwischennutzungen leer stehender Räume. Eine Unterstützung der Jugendlichen durch Jugendarbeiter bei der Gestaltung des Angebots erachten sie als sinnvoll. Jugendamt: Die Realisierung eines zusätzlichen festen Angebots dürfte aus finanziellen Gründen schwierig werden, sagt Häberli.

Angebote in kommerziellen Clubs

Jugendamt: Eine weitere Möglichkeit könnte in der Zusammenarbeit mit kommerziellen Clubs bestehen. Allerdings sei man da auf den Goodwill der Clubbetreiber angewiesen. "Jugendliche sind für kommerzielle Clubs nicht attraktiv."

Öffentlicher Raum

Jugendarbeit: "Die Innenstadt ist ein wichtiger Raum für die Jugendlichen", sagt Wyder. Dort könnten sie mehr oder weniger anonym in das Leben eintauchen. Allerdings brauche es da auch die Toleranz vonseiten der Gesellschaft. Jugendamt: "Jugendliche brauchen den öffentlichen Raum mehr als früher, und sie sollen ihn auch brauchen", findet Häberli. Dass es dabei zu Konflikten komme, sei nichts Neues. Viel wichtiger sei es, immer wieder das Gespräch zu suchen und Spielregeln auszuhandeln.

Freiraum, selbstverwalteter Raum

Jugendarbeit: "Es ist zentral, dass sich die Jugendlichen für etwas einsetzen können", sagt Wyder vom TOJ. Es sei ein Trugschluss zu glauben, dass Erwachsene ein Angebot schaffen und die Jugendlichen dann einfach kommen. "Viele Jugendliche wollen ihre Räume und Plätze selber wählen." Allerdings bedeute Freiraum zu nutzen auch Verantwortung zu übernehmen, sagt er. Dazu gehöre etwa das Aufräumen nach einer Party. (reh)

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kulturstattbern.derbund.ch 20.9.12

Einbauküche, wieder ausgebaut

Von Roland Fischer am Donnerstag, den 20. September 2012, um 01:42 Uhr

Einbauküche. Damit ist ja schon alles gesagt. Alles eingebaut, alle Zwischenräume verfugt, alle Freiheit in Schubladen. In so einem Raum aus der Retorte spielt das aktuelle Stück der "Kumpane", einer altgedienten Truppe theatraler Grenzüberschreiter aus Schaffhausen, die derzeit im Tojo gastieren. Die Choreographin Tina Beyeler, der Autor Andri Beyeler und der Schauspieler Sebastian Krähenbühl machen Tanztheater im weitesten Wortsinn - Bewegung, Figuren, Text gehen ineinander über.



In "small pieces of truth whispered on the kitchen floor" hat auch die Bühne eine Hauptrolle - wie sich der Raum langsam wandelt im Laufe des Abends ist ein Kabinettstück (und der Beweis, dass ein überzeugendes Bühnenspektakel nicht zwingend in eine teure Materialschlacht ausarten muss).



Die Textpassagen bleiben schön in der Schwebe: Ein Pärchen richtet sich ein, miteinander (oder einander gegenüber), und verödet allmählich - da hilft auch die schöne Kücheneinrichtung und das Telefon als Störenfried nichts. Der Tanz wird dementsprechend körperlich, von der zarten Austarierung zur handfesten Auseinandersetzung. Und die Einbauküche wird dabei ziemlich unzimperlich wieder ausgebaut, was ungeahnte Freiräume schafft. Und Bilder die hängenbleiben.

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kulturagenda.be 20.9.12

L(i)eben?

"Small pieces of truth whispered on the kitchen floor" im Tojo: ran an die Lebensplanung mit Tanz und Text.

Wie soll unser Leben verlaufen? Was  macht uns glücklich? Wollen wir den  Weg allein oder zu zweit gehen? Diese  Fragen stellen sich die Protagonisten des  Tanztheaterstücks "small pieces of truth  whispered on the kitchen floor" der freien  Tanztheatergruppe Kumpane.  Auf der Bühne durchlaufen ein Mann  und eine Frau verschiedene Stufen in ihrer  Lebensplanung und entwickeln sich  wie ihre Umgebung ständig weiter. Zu  Beginn des Stücks wird ein Kopfraum,  eine Art Gedankenkonstrukt, geschaffen.  Dann wird das Bühnenbild plastisch,  wird zu einer Küche und letztlich  zu einer Landschaft.
Auf die räumlichen Umstrukturierungen gehen die beiden Darsteller ein, indem sie sich darin bewegen, ihren Platz und ihre Rolle suchen. Sie finden sich als Paar, beginnen gemeinsame Entscheidungen zu fällen und sich ein Nest zu bauen. Doch plötzlich sind sie sich ihres Zusammenlebens nicht mehr so sicher. Sie fragen sich, ob sie nicht den Traum des anderen oder nach einer fixen Idee von Gesellschaft leben. Die tänzerische Akrobatik des Paares verkörpert ihre Beziehung, die einerseits von Vertrauen und Abhängigkeit und andererseits von Beengung geprägt ist. In diesem Konflikt gefangen, beginnen der Mann und die Frau, sich wieder auf sich selbst zu besinnen. Sie wollen eruieren, was sich hinter ihren jeweiligen Lebensentwürfen versteckt.
Julia Wolf
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Theater Tojo in der Reitschule, Bern
Mi., 19.9., 20.30 Uhr
Weitere Vorstellungen


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WoZ 20.9.12

Ausstellung

Druckerei

Seit 1988 hat die Reitschule in Bern eine eigene Druckerei, in der die Hauszeitung "Megafon" sowie Flyer, Plakate, Broschüren und vieles mehr hergestellt werden. Dank der Siebdruckerei, die 1999 eingerichtet wurde, nimmt die "Drucki" auch externe Gestaltungsaufträge entgegen. In regelmässig durchgeführten Siebdruckkursen können auch LaiInnen das Handwerk lernen.

Ab und an organisiert die Druckerei auch eine Ausstellung. "Master yourself" lautet die nächste, die sie gemeinsam mit dem Künstlerkollektiv TH3 präsentiert. Das aus sechs Künstler­Innen bestehende Kollektiv beschäftigt sich mit dem Umgang mit Hanf in unserer sogenannt modernen Gesellschaft. Zu sehen sind Druckstiche, Gemälde, Bildschirmausdrucke und auch Filme von Just1, Anthony Kurtz, Julian Morgan, Problem, Aquiles Yubero und Y. E. S. Ausserdem gibt es Dub-Musik von den Cultural Warriors. süs

"Master yourself" in: Bern Reitschule, Durchgang Kino, Do, 20. September, 18-24 Uhr. www.reitschule.ch

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kulturagenda.be 20.9.12

DJ Vadim und Busdriver im Dachstock

Vorsicht: Arbeitstier. Seit 1994 ist der in St. Petersburg geborene DJ Vadim (Bild) im Geschäft. Er wurde 2002 für einen Latin Grammy nominiert, spielte über 2500 Gigs und zeigt trotzdem keine Ermüdungserscheinungen. Vadim ist unter anderem bekannt für seine souligen Hip-Hop-Beats. Ihm zur Seite steht im Dachstock der Amerikaner DJ Busdriver.
Dachstock der Reitschule, Bern. Sa., 22.9., 23 Uhr

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Bund 20.9.12

Professor Wouassa

Heimischer Afrobeat mit fremder Hilfe

Mittlerweile hat wohl jede grössere Stadt ihre Afrobeat-Band. Jene der Stadt Lausanne heisst Professor Wouassa; das Jazz-affine Sextett hat auf seinem CD-Erstling "Dangerous Koko" kurzerhand die Elite der heutigen Afrobeat-Szene versammelt. Mit dabei sind unter anderm Duke Amayo (Antibalas) und Korbo (Fanga), produziert hat das erfreuliche Werk Jason Jaknunas vom kanadischen Soul Jazz Orchestra. (ane)

Reitschule Dachstock Fr, 21. 9., 20.30 Uhr.

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WoZ 20.9.12

Alois Gmür, Politiker und Brauer

Bier für die Linken, Referat für die Rechte

Am letzten Wochenende war es wieder so weit: In Zürich organisierten Ab­trei­bungs­geg­ner­In­nen aus dem Lager der christlichen Rechten einen "Marsch fürs Läbe", ein loses linkes und feministisches Bündnis hielt lautstark dagegen.

Eine bemerkenswerte Rolle spielte dabei Alois Gmür. Der Schwyzer CVP-Nationalrat hielt am Marsch eine Rede. Zugleich ist der Unternehmer aus Einsiedeln in linken Kreisen als Bierlieferant bekannt: Seine Kleinbrauerei Rosengarten AG beliefert etwa die Berner Reitschule, das Aarauer Konzertlokal Kiff und den Zürcher Getränkelieferanten Intercomestibles (vgl. "Wenn Rote Red Bull ordern").

Gmürs offizielles Engagement gegen die Abtreibung dürfte nicht folgenlos bleiben. So sagt Beat Schegg, Geschäftsleitungsmitglied von Intercomestibles: "Wir haben Alois Gmür mitgeteilt, dass sein Auftreten am ‹Marsch fürs Läbe› sich nicht mit unseren Grundsätzen verträgt. Wie wir weiter in der Sache vorgehen, müssen wir erst mal intern diskutieren."

In der Berner Reitschule, dem wichtigsten Abnehmer der Einsiedler Brauerei, war Alois Gmür bereits im Juni ein Thema. Der 57-jährige CVP-Politiker sprach sich in der Sommersession für eine Verschärfung des Asylgesetzes aus. Das gefiel im autonom geführten Kulturzentrum nicht allen, doch man hielt damals aufgrund von guten und langjährigen geschäftlichen Erfahrungen sowie mangels Alternativen am Bier aus Einsiedeln fest. Und heute? "An unserer Haltung hat sich nichts geändert", lässt die Mediengruppe der Reitschule verlauten.

Alois Gmür sagt auf Anfrage, dass er am "Marsch fürs Läbe" zwar eine Rede gehalten habe, aber nicht mitmarschiert sei und auch sonst mit dem Anlass nichts zu tun habe: "Ich bin als Stiftungsratspräsident des Spitals Einsiedeln angefragt worden, um über die Erfahrungen mit unserer Babyklappe zu referieren", sagt er. Negative Rückmeldungen zu seinem Auftritt habe er bisher keine erhalten. jj

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BZ 20.9.12

Afrikaner holen die Stars nach Bern

Culture FactoryVor zehn Jahren begannen afrikanische Asylbewerber in Schwarzenburg Konzerte zu organisieren. Am Wochenende feiert die Plattform Culture Factory in Bern ihr Jubiläum mit einem Grossaufgebot an Künstlern.

Hinter der Bar werden ein paar alte Bekannte stehen. Leute, die früher gerne Bligg oder Grand Mother’s Funck gehört haben. Sie gingen vor zehn Jahren im Jugendzentrum von Schwarzenburg ein und aus. Dort hat Warsame Jahn die Jugendlichen kennen gelernt. Und spontan beschlossen, für die jungen Schweizer eine afrikanische Party zu organisieren. Nun gibt es die damals entstandene Culture Factory seit zehn Jahren. Das soll dieses Wochenende bei einer zweitägigen Party in der Berner Länggasse gefeiert werden. Warsame Jahn erinnert sich noch gut an die Anfänge. Der Somalier war eben als Flüchtling in die Schweiz gekommen und wurde in einem Asylbewerberzentrum in Schwarzenburg untergebracht. "Parkiert", wie er sagt. Er durfte nicht arbeiten, und der Kontakt zu den Einwohnern war nicht da. Im Zug kamen er und andere Asylbewerber aus Afrika ins Gespräch mit den Jugendlichen von Schwarzenburg. Warsame und seine Kollegen hatten eine Idee: Warum nicht eine Party für die Jugendlichen veranstalten? Gesagt, getan. Die Afrikaner fragten den Jugendarbeiter an, und bald darauf veranstalteten sie einmal im Monat eine Party. Für Warsame Jahn war das eine logische Entwicklung: "Wir haben uns gefragt, wie wir uns integrieren könnten, und kamen darauf, dass uns dies am besten mit Musik und Essen gelingt."

Bligg in der Mehrzweckhalle

Ein Jahr später, 2003, waren die Pläne bereits grösser: Die Jugendlichen wünschten sich ein Konzert von Bligg. "Das war meine erste Erfahrung mit einer Bookingagentur, ich verhandelte die Gage", erinnert sich der Somalier. Bligg, damals noch nicht so bekannt wie heute, kam und spielte vor 250 Leuten in der Mehrzweckhalle. Im selben Jahr organisierten Warsame und seine Freunde auch ein Konzert von Grand Mother’s Funck. Die Culture Factory war entstanden. Seither hat sich einiges getan. Warsame Jahn lebt seit längerem in Bern. Nachdem er auf der Baustelle gearbeitet hatte, gründete er ein Cateringunternehmen, Umoja, das afrokaribische Spezialitäten anbietet. Und er organisiert immer noch Konzerte und Partys mit der Culture Factory. Es sind vor allem Reggae- und Hip-Hop-Anlässe. Sie fanden erst im Graffiti Club statt, dann im Sous le Pont in der Reitschule und später im Restaurant Don Camillo. Nun wird das Jubiläum gefeiert. Dabei steht mit der Groove Factory immer dieselbe Band auf der Bühne, ergänzt durch Musiker wie Tommy Vercetti und Dodo oder Kleinformationen der Bands von Effalum und Famara. "Wir laden bewusst viele Künstler von hier ein - wir wollen unseren Leuten zeigen, dass es auch gute Musik aus der Schweiz gibt", sagt Warsame.

Marina Bolzli

Konzerte: Fr, 21. 9., ab 21 Uhr, mit Tommy Vercetti, Black Tiger, Cookie the Herbalist und Churchhill; Sa, 22. 9., ab 20 Uhr, mit Dodo, Famara, Moro und Effalum. Restaurant Mappamondo, Länggassstrasse 44.

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kulturagenda.be 20.9.12

Klartext zum Nachtleben mit Alexander Tschäppät

Nach diversen Problemen rund ums Thema Nachtleben schickt die Stadt Bern einen Massnahmenkatalog in die Vernehmlassung. Erarbeitet wurden die Vorschläge an einem runden Tisch, der sämtliche Akteure in die Pflicht nahm. Entsprechend positiv fielen die ersten Reaktionen auf die Vorschläge aus. Und Stadtpräsident Tschäppät spricht Klartext.

Alexander Tschäppät, die „Tanz dich frei“- Demo unterstrich die Dringlichkeit der Nachtleben- Problematik. Waren Sie überrascht von der Grösse der Demo?

Nicht eigentlich. Es war ein schöner Sommerabend, und am Stadtfest oder Buskers hat es mehr Leute. Überrascht hat mich die Geschwindigkeit, mit der man heute solche Anlässe organisieren kann.

Die Stadt hat nicht immer glücklich versucht, die Clubfrage über Verordnungen zu lösen. Jetzt wurde ein runder Tisch einberufen. Ist man an die Grenzen des Regierbaren gestossen?

Nachtleben ist nicht etwas, was die Stadt verordnet und fünf Gemeinderäte können es organisieren. Wir können Rahmenbedingungen schaffen und sie vielleicht verbessern. Aber wenn man von den hoch bedauerten Clubs spricht: Wir hatten bei zweien Probleme, und bei einzelnen Clubs muss ich sagen: Es ist nicht immer nur die böse Stadt, die eine komische Rolle spielt, es gibt auch komische Clubbesitzer.

Die Clubs haben zum Teil viel unternommen. Ja. Aber bislang wurden nur sie in die Pflicht genommen.

Wenn einer dort wohnt, wo Nachtleben stattfindet, hat er Klagemöglichkeiten nach Bundesrecht. Das können die Gemeinden nicht verhindern. Und bis jetzt hat das Bundesgericht die Anwohner relativ stark geschützt.

In der Altstadt prallen die Ansprüche aufeinander, und Ihnen sind gesetzlich die Hände gebunden. Wird Toleranzmanagement eine neue Kernaufgabe der Stadt?

Das ist der einzige Weg, wie wir zu vernünftigen Lösungen kommen. Wir können aber nur Hilfe anbieten. Am Schluss sind es die Beteiligten, die zusammen eine Toleranzkultur aufbauen. Wenn jemand klagen will, wird das auch in Zukunft kein Konzept verhindern können.

Die Altstadt ist vieles: Shoppingmeile, Wohn- und Ausgehzone, Knotenpunkt des öffentlichen Verkehrs, Unesco-Welterbe. Ist die angedachte Teilung in Ober- und Unteraltstadt auch ein Versuch, die verschiedenen Interessen aneinander vorbeizubringen?

Wir haben festgestellt, dass das Konfliktpotenzial in der Unteraltstadt viel grösser ist. Das Regime, das wir dort schon vor Jahren eingeführt haben, hat sich bewährt. In der oberen Altstadt prüfen wir jetzt die Aufhebung der Wohnsitzpflicht. Dadurch wird sich eher eine Trennung ergeben, aber man muss auch sehen: Entvölkerte Altstädte sind schlechte Städte.

Bern möchte den Verkauf von Alkohol ab 20 Uhr ausserhalb des Gastgewerbes untersagen.

Das ist eines der Hauptprobleme. Mit zehn Franken kommt man heute auf drei Promille, eine Flasche Vodka kostet nichts mehr. Das hat eine enorme Verschärfung des Konflikts mit sich gebracht. Wir können höchstens noch die Alkoholverkaufszeiten diskutieren. Aber das wird eine sehr lange Diskussion.

Eine höhere Besteuerung des Alkohols ...

... ist aus ökonomischen Gründen kaum machbar. Aber ich wäre der Erste, der sie begrüssen würde.

Interview: Silvano Cerutti

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BZ 19.9.12

Vorerst keine Nomaden in Neubrück

Bern · Die Stadtnomaden ziehen vorläufig nicht an die Neubrückstrasse. Die kantonale Baudirektion wies ein Gesuch der Stadtbauten Bern zurück. Dieses Gesuch hätte einen Umzug der Stadtnomaden trotz der hängigen Beschwerden ermöglicht.

Der Verein Alternative - besser bekannt als Stadtnomaden - wird vorläufig nicht in der Neubrück leben. Die Baubeschwerden, welche unter anderem die Gemeinden Kirchlindach und Bremgarten eingereicht hatten, behalten ihre aufschiebende Wirkung. Das Gesuch der Stadtbauten Bern, den Beschwerden die aufschiebende Wirkung zu entziehen, wurde von der kantonalen Baudirektion abgewiesen. Die Mediensprecherin der Stadtbauten Bern, Nina Susedka, bestätigte eine entsprechende Anfrage dieser Zeitung.Die Stadt Bern möchte, dass die Stadtnomaden bis Ende 2014 in der Neubrück leben können. Definitiv über die Einsprachen entscheiden wird der Kanton voraussichtlich gegen Ende November.

Für Bremgartens Gemeindepräsident Dominique Folletête (FDP) ist dieser Entscheid keine Überraschung. "Jede Baubeschwerde hat im Prinzip aufschiebende Wirkung. Das ist ein normaler Vorgang. Alles andere würde das Baurecht aushebeln." Sollte die kantonale Baudirektion die Baubeschwerden Ende November abweisen, behält sich Folletête weitere Schritte vor. "Es ist möglich, dass wir bei einem negativen Entscheid Einsprache erheben werden." Markus Binder vom städtischen Informationsdienst sagt: "Das Verfahren läuft, die Stadt wartet auf einen definitiven Entscheid der Baudirektion."

"Providurium" in Neubrück?

Die Stadtbauten Bern haben im Frühling ein Baugesuch für die Stadtnomaden an der Neubrückstrasse eingereicht. Regierungsstatthalter Christoph Lerch hatte dieses bewilligt. Gegen diesen Entscheid wurden über 40 Einsprachen eingereicht. Die Neubrück befinde sich gemäss dem Zonenplan der Stadt Bern in einer Zone, die nicht für private Wohnbauprojekte bestimmt sei, bemängelte die Gemeinde Bremgarten in ihrer Einsprache. Weiter sei die geplante Anlage keine "kleine und leicht entfernbare Baute" im Sinne des kantonalen Baugesetzes. Folletête befürchtete "Immissionen aller Art" durch die Stadtnomaden. Weiter bezweifelte er, dass die Stadtnomaden das Gebiet Neubrück tatsächlich Ende 2014 wieder räumen würden. "Aus dem Provisorium könnte schnell ein Providurium werden", so Folletête.

Eigentümerin des Areals in der Neubrück ist die Stadt Bern. Seit Ende 2008 sucht Bern nach neuen Standorten für die Stadtnomaden. Zurzeit befindet sich der Verein Alternative im Wankdorf. Ende Oktober sollen die Stadtnomaden ins Viererfeld umziehen. Das Berner Stimmvolk entscheidet voraussichtlich im Jahr 2013 über eine Zone für Wohnexperimente in Riedbach. Die Quartierkommission Bümpliz Bethlehem lehnt diese Variante ab.

Ralph Heiniger

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blog.derbund.ch/hauptstaedter 18.9.12
http://blog.derbund.ch/hauptstaedter/index.php/445/welche-wcs-braucht-die-stadt/

Welche WCs braucht die Stadt?

Welche öffentlichen Toiletten braucht die Stadt? Silberne, versenkbare, kostenlose? Ein Blick ins "Bund"-Archiv zeigt: Die WC-Frage ist ein politischer Dauerbrenner.

Öffentliche Toiletten sind in Bern ein politischer Dauerbrenner. Ein Blick ins "Bund"-Archiv ergibt einige Wegpunkte:

"Weniger, dafür bessere öffentliche WCs", war im "Bund" vom 23. Februar 1995 zu lesen. Kostenpunkt für eine Verbesserung der Situation: Acht Millionen Franken. Die Investition wurde nötig, da die öffentlichen Toiletten oftmals ungenügend seien. Dies ergibt auch ein Augenschein des Autors: "Die Recherche in den gängigsten öffentlichen Toilettenanlagen und Pissoirs der Innenstadt führt vorerst in die stadteigene Anlage in der Christoffelunterführung: Das WC ist schlichtweg eine Zumutung, riecht es doch penetrant nach Urin, es ist relativ schmutzig, Verschalungen sind abgewetzt, Blaulicht (um Drogenabhängige vom Fixen abzuhalten) dominiert die abstossende Anlage. Kurzum: ein “Absteller”." Die Stadttour führt in die Anlage beim Ryffligässchen ("Eine steile Treppe führt in den Untergrund; die Anlage, die als der Schwulentreffpunkt bekannt ist, wirkt abstossend"), man zieht ins "Metrohäuschen" ("es riecht ebenfalls nicht gerade nach “Airfresh” - nichts wie auf und davon!"), und in die Anlage beim Kornhausdurchgang ("Schummerig, blaues Licht, schielende Blicke").

Doch es ging auch heller, etwa beim Zytglogge ("Zwar ist man etwas ausgestellt, aber trotz Sprayereien ist die Anlage sauber und - dank frischer Luft - frei von schlechten Düften"), oder gar "geradezu herausgeputzt" (Klösterlistutz). Besser, wenn auch kostenpflichtig, sah es für die Frauen aus: "Die Damentoiletten sind gemäss übereinstimmenden Aussagen von Benützerinnen vom baulichen Standpunkt her ebenfalls sanierungsbedürftig, aber wegen teilweise geringerer Frequentierung und den geschlossenen, gebührenpflichtigen Kabinen tendenziell ordentlicher." Fazit: "Wer heute in der Innenstadt mal muss, benützt am besten eine der Toilettenanlagen in Warenhäusern oder Restaurants, wobei aus Sicherheitsgründen oft ein Schlüssel oder Jeton verlangt werden muss."

Ein Jahr nach der Eröffnung des McClean-Hygienezentrums im Bahnhof wurden im April 1996 erste Massnahmen getroffen: "Unwiderruflich werden Ende dieses Monats 13 der 43 öffentlichen Toilettenanlagen des Strasseninspektorats und drei von 16 Pissoirs geschlossen", so der "Bund". Doch auch diese drastische Massnahme änderte nichts am schlechten Image: "Düster, stinkend und dreckig" waren die Toiletten auch im Mai 2003 noch - und es war wieder Zeit für ein neues Konzept, das sogenannte Konzept 2004. Das Motto des Konzepts, das bis 2010 realisiert wurde: "Qualität statt Quantität". Es war der Startschuss für die mittlerweile wohlbekannten Unisex-Chromstahl-Stationen, die etwa bei der Münsterplattform und auf der Schützenmatte prominent zu finden sind.

Nun kündet sich eine neue Wegmarke an, dank dem Urilift, dem versenkbaren Pissoir, das Sicherheitsdirektor Reto Nause am vergangenen Freitag im Rahmen des Konzept Nachtleben propagiert hat. Was eine solche Littfasssäule, die auch in Städten wie Köln, London und Rotterdam zu finden ist, so sie denn sichtbar ist, kostet? 80’000 Franken. Und man wird sehen, wie und ob dieser politische Dauerbrenner im Wahlkampf 2012 eine Rolle spielen wird.

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BZ 18.9.12

Das Bollwerk wird zur Baustelle

Stadt Bern. Für 2,2 Millionen Franken werden im Bollwerk Leitungen und Strassen saniert. Gestalterisch bleibt alles beim Alten - im Hinblick auf Projekte wie die zweite Tramachse und Zukunft Bahnhof Bern.

Städtebaulich ist das Bollwerk nicht gerade das Vorzeigestück Berns. Eine Konzeptstudie sollte aufzeigen, was für Möglichkeiten es gibt, das Bollwerk aufzuwerten. Nun ist klar: Vorerst bleibt das Bollwerk wie es ist. Zwar wird die Strasse nächstes Jahr zur Baustelle: Für 2,2 Millionen Franken werden von Frühling bis Ende 2013 Wasser- und Gasleitungen saniert und die Strassen ausgebessert (siehe Kasten zu den konkreten Massnahmen). Doch die Verkehrsführung, die Anzahl der Fahrbahnen und die Gestaltung bleiben gleich. "Diese Sanierungen sind dringend nötig", sagt Stadtingenieur Hans-Peter Wyss. Die Wasserleitungsbrüche von Januar 2006, Oktober 2011 und Februar 2012 hätten gezeigt, in welch schlechtem Zustand sich die Anlagen befänden.

Für Zukunft nichts verbauen

Nur die dringendsten Arbeiten sollen durchgeführt werden. Dank dieser Sanierungen sollen im Bollwerk in den nächsten zwanzig Jahren keine grösseren baulichen Unterhaltsarbeiten nötig sein. Das gibt zeitlichen Spielraum, der in diesem Bereich nötig ist: Denn wegen Grossprojekten und Visionen wie der Zukunft Bahnhof Bern, der zweiten Tramachse, dem möglichen Trambetrieb auf der heutigen Buslinie 20 Richtung Wankdorf sowie dem Betriebs- und Gestaltungskonzept Schützenmatte sind die Planer zurückhaltend mit einschneidenden Massnahmen. "Wir wollen uns für die Zukunft nichts verbauen", betont Stadtingenieur Wyss.

Die Wasser- und Gasleitungen werden so angelegt, dass sie allfälligen Tramschienen nicht in die Quere kämen. "Damit ist aber noch nichts zementiert in Bezug auf eine zweite Tramachse", betont Wyss. Gemeinderätin Regula Rytz (GB) spricht von "Weitsicht". Eine spätere Umgestaltung des Bollwerks oder das Verlegen allfälliger Tramschienen sei wesentlich weniger zeit- und kostenintensiv, wenn die Leitungen im Untergrund bereits an der richtigen Stelle seien.

Strassen bleiben offen

Der Stadtrat entscheidet diesen Herbst über den Baukredit. Zeitgleich mit dem Bollwerk wird die Marktgasse saniert. Die Verkehrskonzepte für die Bauphase wurden aufeinander abgestimmt. Weil in Etappen gebaut wird, bleiben stadtauswärts alle Fahrspuren bestehen. Stadteinwärts wird der öffentliche Verkehr mit dem motorisierten Verkehr auf eine Spur zusammengelegt. Die Bushaltestelle Bollwerk stadteinwärts wird für drei Monate, die Fahrradspur stadtauswärts während der ganzen Bauzeit aufgehoben.

Sandra Rutschi

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Die konkreten Massnahmen

Folgende Arbeiten sind geplant: Die Wasserleitungen werden in die Trottoirs verlegt und die Gasleitung erneuert. Bei der Hauptanlieferung zum Bahnhof ist heute das Trottoir unterbrochen; neu wird dieses durchgängig gestaltet, so dass die Fussgänger Vortritt haben. Die Busse sollen bessere Zufahrtsmöglichkeiten zu beiden Bollwerk-Haltestellen erhalten; gleichzeitig werden die Randsteine zum Trottoir verbreitert oder abgeflacht. Bei der Kreuzung Bollwerk/Neubrückstrasse befindet sich direkt unter dem Belag eine alte Pflästerung, die immer wieder zu Belagsbrüchen und Rissen führt. Diese alte Pflästerung wird durch einen neuen Strassenaufbau ersetzt. Die Mittelinsel wird zudem geringfügig verschoben, damit der stadtauswärts fahrende Bus in der Kurve den Radstreifen nicht mehr überfahren muss. Bei der Kreuzung Bollwerk/Hodlerstrasse/Schützenmattstrasse wird das Profil der Strasse verbessert und verstärkt, so dass es künftig keine Risse und Belagsausbrüche mehr geben wird. Weiter werden punktuelle Reparaturarbeiten durchgeführt und die Bushaltestellen mit Betonplatten ausgerüstet.sar


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kulturstattbern.derbund.ch 17.9.12

Kulturbeutel 38/12

Von Resli Burri am Montag, den 17. September 2012, um 06:02 Uhr

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Herr Sartorius empfiehlt:
Regan Farquhar aka der beste Busdriver der Welt ist wiedermal zu Gast in Bern. Am Samstag gastiert der Schnellrapper im Dachstock, im Paket mit dem ehrwürdigen DJ Vadim. Und bereits heute Abend startet im Café Kairo die Textreihe Text-Tiegel. Die Affiche verspricht Instant-Texte von u.a. Matto Kämpf und Nora Zukker plus eine Moderation von Toni Caradonna.

(...)

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20 Minuten 17.9.12

Im Nachtleben soll neue Ära anbrechen

BERN. Mit 15 Massnahmen soll das Konzept Nachtleben, das der Berner Gemeinderat am Freitag präsentierte, Konflikte um den Ausgang in der Bundesstadt entschärfen. Involvierte Politiker zeigen sich erfreut. "Fast alle unsere Forderungen wurden erfüllt", sagt Thomas Berger, Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern und Mitglied der Jungfreisinnigen. Das Papier enthalte sogar Punkte, die er nicht erwartet habe - zum Beispiel die im Boden versenkbaren Pissoirs.

GFL-Stadtrat und DJ Manuel C. Widmer streicht insbesondere die angedachte Flexibilisierung der Öffnungszeiten hervor: "Nun sieht man endlich ein, dass diese Massnahme nicht zu mehr, sondern eben zu weniger Lärm führt." Kritik ruft einzig das geplante Verkaufsverbot für Alkohol über die Gasse ab 20 Uhr hervor. FUM

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Bund 17.9.12
http://www.derbund.ch/bern/kanton/Brennende-Container-auf-der-Schuetzenmatte/story/12600275

Scharmützel mit der Polizei vor der Reitschule

In der Nacht auf Sonntag sind in der Nähe der Reitschule vermummte Personen mit Polizisten zusammengestossen. Nach Angaben der Kantonspolizei begab sich eine Patrouille gegen 23.15 Uhr zu den Carstandplätzen Schützenmatte, nachdem eine Meldung über zuparkierte Fahrzeuge eingegangen war.

Dort wurden die Einsatzkräfte von rund 20 Unbekannten mit Flaschen beworfen. Zur Verstärkung riefen sie ein grösseres Aufgebot von Polizisten herbei, die mit Gummischrot gegen die Vermummten vorgingen. Die Angreifer zogen sich daraufhin in Richtung Vorplatz der Reitschule zurück.

Brennende Container

Kurze Zeit später ging eine Meldung bei der Polizei ein, wonach vermummte Personen mehrere Container in Brand gesetzt und auf die Schützenmattstrasse geschoben hätten. Die Strasse musste für rund eineinhalb Stunden für den Verkehr gesperrt werden.

Die Polizei nahm Kontakt mit den Betreibern der Reitschule auf, worauf die Blockade allmählich geräumt wurde, wie es im Communiqué weiter heisst. Gegen 2 Uhr konnte die Schützenmattstrasse wieder freigegeben werden.

Über die Identität der vermummten Personen hat die Polizei keine Informationen. Es sei jedoch naheliegend, dass es sich um Personen aus dem Umfeld der Reitschule handelt, sagte Mediensprecher Andreas Hofmann auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die Polizei sucht nach Zeugen, die Hinweise auf die Täterschaft geben können.

Die Mediengruppe der Reitschule bestätigte gestern Abend auf Anfrage die Vorfälle. Mitarbeitende und Gäste hätten erfolgreich eine Deeskalation erreicht. Nach Angaben der Reitschule liegen auch ihnen keine weiteren Informationen über den Hintergrund der Ereignisse vor. (sda/gbl)

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BZ 17.9.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Brennende-Container--und-verletzte-Polizisten/story/10280888

Prügel und Barrikaden

Stadt Bern. Die Polizei hatte am Wochenende in Bern viel Arbeit. Fussballfans prügelten sich im Bahnhof, bei der Reitschule wurden Container in Brand gesteckt. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt.

Das Wochenende in der Stadt Bern war von Gewalt geprägt: Am Samstag wurden drei Personen verletzt, als im Berner Bahnhof Anhänger des BSC Young Boys und des FC Thun aneinandergerieten. Dies, obschon die beiden Teams nicht einmal gegeneinander gespielt hatten. Zwei Polizisten wurden verletzt, als sie bei einem Routineeinsatz auf der Schützenmatte aus der Richtung der Reitschule mit Flaschen beworfen wurden. Später zündeten Unbekannte Container an und blockierten damit die Strasse.mm
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Brennende Container und verletzte Polizisten

Reitschule · Ein Routinepolizeieinsatz auf der Berner Schützenmatte endete in der Nacht auf Sonntag mit brennenden Strassenblockaden und zwei verletzten Polizisten. Die Reitschule habe mitgeholfen, die Situation zu beruhigen, sagt die Mediengruppe.

Es war ein Routine-Einsatz für die Kantonspolizei, aber einmal mehr eskalierte die Situation am Wochenende im Raum Schützenmatte-Reitschule. Aufgrund einer Meldung über zuparkierte Fahrzeuge auf dem Parkplatz der Schützenmatte hatten sich Kantonspolizisten am Samstag gegen 23.15 Uhr zu den Car-Standplätzen begeben. Dort seien die Einsatzkräfte unmittelbar nach dem Eintreffen von rund zwanzig vermummten Personen aus Richtung der Eisenbahnbrücke mit Flaschen beworfen worden, schreibt die Polizei in ihrer gestrigen Medienmitteilung.

Die Polizei reagierte auf die Angriffe und setzte Gummischrot ein. "Dies, um sich selber und unbeteiligte Dritte zu schützen." Zwei Polizisten seien durch die geworfenen Flaschen leicht verletzt worden. Die vermummten Angreifer hätten sich in Richtung Vorplatz der Reitschule zurückgezogen.

Brennende Container

Doch auch nach diesem Einsatz kehrte im betroffenen Gebiet keine Ruhe ein: Kurze Zeit später meldeten mehrere Personen der Einsatzzentrale der Polizei, dass vermummte Personen mehrere Container in Brand gesetzt und auf die Schützenmattstrasse geschoben hätten. Die Strasse wurde auf der Höhe der Eisenbahnbrücke blockiert.

Kontakt mit der Reitschule

Die Schützenmattstrasse musste für rund anderthalb Stunden gesperrt werden. Man habe mit den Betreibern der Reitschule Kontakt aufgenommen, meldet die Polizei. Daraufhin sei die Strassenblockade "allmählich geräumt worden". Gegen 2 Uhr konnte die Schützenmattstrasse wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Von Seiten der Reitschule nahm gestern die Mediengruppe auf Anfrage schriftlich Stellung: "Die Darstellung der Ereignisse durch die Polizei deckt sich in etwa mit unseren Informationen", heisst es. Dank der Intervention von Arbeitenden und Gästen habe beide Male "erfolgreich eine Deeskalation" erreicht werden können. "Verletzt wurde unseres Wissens dabei niemand (ausser den in der Kapo-Meldung erwähnten Polizisten)", hält die Mediengruppe weiter fest. Zwei bis drei Abfallcontainer der Reitschule seien "durch Feuereinwirkung in Mitleidenschaft gezogen worden", schreibt die Reitschule. Zu den Hintergründen der beiden Ereignisse verfüge sie über keine weiteren Informationen.

Die Kantonspolizei Bern sucht nun Zeugen der Vorfälle. Personen, welche Hinweise zur Täterschaft machen können, werden gebeten, sich unter der Telefonnumer 031 634 41 11 zu melden, schreiben die Ordnungshüter im Communiqué, pd/mm

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20 Minuten 17.9.12
http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Vermummte-gingen-auf-Polizisten-los-16451853

Flaschenwürfe gegen Polizei

BERN. Bei der Reitschule attackierten in der Nacht auf Sonntag Unbekannte die Polizei mit gezielten Flaschenwürfen. Die Beamten waren wegen blockierten Autos auf die Schützenmatte gerufen worden. Nach einem Gummischrot-Einsatz zogen sich die vermummten Angreifer laut Kapo Bern in Richtung Vorplatz der Reitschule zurück. Zwei Polizisten wurden beim Angriff leicht verletzt. Kurze Zeit später setzten die Vermummten mehrere Abfallcontainer in Brand und errichteten bei der Eisenbahnbrücke eine Barrikade. Die Strasse war für rund eineinhalb Stunden gesperrt. eHI