MEDIENSPIEGEL 24. - 30. SEPTEMBER 2012

Bund 28.9.12

Reitschule. Neue Initiative?

Der Kulturbetrieb der Reitschule soll an einen neuen Ort verlegt werden, zum Beispiel in den Progr. "Und das Areal der Reitschule wird einem neuen Zweck zugeführt", sagte Grossrat Erich Hess vor den Medien. Dieses Anliegen könne unter Umständen auch zum Gegenstand einer neuen Initiative werden, sagte Parteipräsident Peter Bernasconi auf Nachfrage. Die SVP will zudem die Arbeitszeit in der Stadtverwaltung auf 42 Stunden pro Woche erhöhen und in den nächsten zehn Jahren kontinuierlich Stellen abbauen. Zudem will die Partei mehr Sicherheit und günstigere Parkplätze. (bob)

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20 Minuten 28.9.12

SVP fordert mehr Polizei

BERN. Die SVP der Stadt Bern setzt für die Wahlen im November erneut auf die Karte Sicherheit, Verkehr und Finanzen. Sie will die Polizeipräsenz an neuralgischen Orten verstärken, den "Bussenterror" für Autofahrer stoppen und Stellen in der Verwaltung abbauen. Punkto Dauerbrenner-Thema Reitschule macht SVP-Grossrat Erich Hess neue Vorschläge: Er fordert, dass die kulturellen Veranstaltungen der Reithalle künftig im Progr abgehalten werden. Das Areal der Reitschule könnte man so für einen anderen Zweck verwenden. Die SVP strebt bei den Stadtratswahlen zehn Sitze an. am

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BZ 28.9.12

SVP will "Bussen-Terror" bekämpfen

Wahlen · Die SVP betitelt Verkehrsbussen gegen Autofahrer als "Eintreiben von Geld". Dagegen will sie ankämpfen - getreu dem gestern präsentierten Wahlkampfslogan "Missstände anpacken".

Auf dem Wahlplakat der SVP sieht der Betrachter die Zeichnung eines Mannes, der ein Sennenkäppi mit einem Schweizer Kreuz trägt. Mit grimmigem Gesicht und Armen, wie sie sonst nur Schwingerkönige haben, reisst er einen Baum samt Wurzeln aus. Darüber steht in grossen Lettern: "Missstände anpacken! SVP wählen!" Die Missstände sind: "Sozialer Betrug, rechtsfreie Räume, Demonstrationen, Bürokratie, Jugendkriminalität, hohe Steuern sowie Abgaben und Gebühren". Am Tisch im Hotel Kreuz sitzen der SVP-Parteipräsident Peter Bernasconi und die Stadtratskandidaten Erich Hess, Henri Beuchat, Simon Glauser und Roland Jakob. Gegenüber von ihnen Journalisten, sie notieren, was die SVP-Politiker anprangern.

"Viel zu teure Parkhaustarife"

Das Ergebnis liest sich so: "Die Berner Parkhaustarife gehören zu den höchsten der Schweiz. Für einen Abend zahlt man locker 30 bis 40 Franken", sagt Simon Glauser. "Bei Kontrollen von Autofahrern geht es nicht mehr um Verkehrssicherheit, sondern einzig um das Eintreiben von Geld - das ist Bussen-Terror", sagt Erich Hess. Dabei würde die Polizei besser die Präsenz vor der Reitschule verstärken. Neben der Sicherheit und dem Verkehr sind die Finanzen der dritte Schwerpunkt, den die SVP im Wahlkampf beackern will. "Die Stadt Bern ist dem Taschenspielertrick einer rot-grünen Regierung aufgelaufen. Seit Jahren wird gemogelt", sagt Henri Beuchat. Man sei mit Gebäudesanierungen in Höhe von 570 Millionen Franken im Rückstand. Für die Sanierung der Pensionskassen würden nochmals 600 Millionen Franken fällig. "Nur das Stimmvolk kann noch die Notbremse ziehen und höhere Steuern verhindern."

"Wir packens an"

Um die Missstände zu bekämpfen, müsse das Berner Stimmvolk am 25. November die SVP wählen. "Wir werden die Missstände an der Wurzel packen", sagt Parteipräsident Peter Bernasconi. Das Ziel sind 10 Sitze im Stadtrat (aktuell: 7) und einer im Gemeinderat (aktuell: 0). "Mit diesen Sitzen kämpfen wir für das Beste für Bern, seine Bevölkerung und die Gewerbetreibenden", sagt Fraktionspräsident Roland Jakob.

Tobias Habegger

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Online:
SVP setzt Schwerpunkte bei Sicherheit, Verkehr und Finanzen
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/SVP-setzt-Schwerpunkte-bei-Sicherheit-Verkehr-und-Finanzen/story/25721529
Reitschule-Vertrag: GFL gerät unter Beschuss
http://www.derbund.ch/bern/stadt/ReitschuleVertrag-GFL-geraet-unter-Beschuss/story/21725649
Reitschule: Weniger Securityregeln als private Clubs
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-Weniger-Securityregeln-als-private-Clubs/story/23579517

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Bund 27.9.12

"Eliminate Happiness"

Wohlgefallen und Käse

Eine Gruppe umtriebiger Theatermenschen schürft nach den Rohstoffen der Glückseligkeit.

Seit nicht einmal mehr der gute Protestant den lieben langen Tag nur zu malochen und jeglicher Sünde zu entbehren braucht, darf der Mensch ganz offen nach seinem persönlichen Glück streben. Freilich sind die Antworten auf die Frage, wo das Glück liegt, vielfältig: Bastien Girod vermutet es in der ökologischen Wende, für Hemingway bedeutete es "gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis", und für Konfuzius lag es in der steten Veränderung. Bei diesem verwirrenden Angebot kommt es nur gerade recht, dass eine Gruppe bernbasierter Theatermenschen die Palette an glücksbringenden Massnahmen etwas ausbeinen will.

"Eliminate Happiness" heisst das Stück über die Glückssucht unserer Gesellschaft, die nicht nur Heilsversprechen, sondern auch falsche Fährten bereithält. Zwei Menschen wandern aus, um sich die Glücksformel zu eigen zu machen. Ihr hehres Ziel feit sie aber nicht vor Missgeschicken, sie erliegen dem einen oder anderen Götzenglauben, stellen sich selbst und die Welt infrage, wie es sich für rechte Entdecker gehört.Der Beitrag zur Glücksforschung entspringt einer illustren Runde bühnen- und hinterbühnenversierter Menschen rund um die Produzentin Julia Katharina Maurer, die bereits als Schauspielstudentin Gastspiele am Berner Stadttheater absolvierte und vergangenes Jahr "Wir Kinder der 90er" im Tojo koinszenierte. Als Schauspielerin in "Eliminate Happiness" wird sie flankiert von zwei ehemaligen Kommilitonen der Berner Hochschule der Künste, Lois Bartel und Marek Wieczorek, die sich zwischenzeitlich auf allerlei Bühnen unentbehrlich gemacht haben. Wieczorek etwa im Pink Mama Theatre, Bartel mit ihrer Reckless Factory. Die Produktion kritisch begleitet hat Berns Schauspielgrösse Marcus Signer. Doch wird die Suche der Glücksritter im Stück auch erfolgreich sein? Die Produzentin bleibt im Begleittext kryptisch: Das Glück liege "vielleicht einfach im langsamen und stillen Genuss eines Stücks Käse". (hjo)

Tojo-Theater Mi, 3., bis Sa, 6. 9., 20.30 Uhr.

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kulturagenda.be 27.9.12

Maskenspiel im Tojo

Das Teatro Insonne sind Matteo Fantoni, Sara Venuti und Carina Pousaz, alle drei Abgänger der Scuola Teatro Dimitri. In ihrem Stück "Onirica - Arsenic dreams" stehen sie ohne Worte und mit Masken auf der Bühne. Den Zuschauer entführen sie in die Träume eines alten Paares, dessen Leben sie in suggestiven Bildern noch einmal aufflammen lassen.
Tojo Theater, Bern. Fr., 28., und Sa., 29.9., 20.30 Uhr, und So., 30.9., 19 Uhr

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kulturagenda.be 27.9.12

„We Were Here“ im Kino Reitschule

Eine Welle der Angst macht sich Anfang der 80er-Jahre breit, als die Schwulen- und Lesbenszene mit der damals noch unbekannten Krankheit Aids konfrontiert wird. Mit ergreifenden Interviews von Zeitzeugen reist der Dokumentarfilm "We Were Here" von David Weissman ins San Francisco des Jahres 1981 und erzählt Geschichten von Verstorbenen und mutigen Aktivisten.
Kino in der Reitschule, Bern. Di., 2.10., 20.30 Uhr

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kulturagenda.be 27.9.12

Am Anfang war der Vulkanausbruch

Dank einer Naturkatastrophe hat das Trio Ides of Gemini aus Los Angeles zusammengefunden. Mit ihrer ersten LP "Constantinople" im Gepäck spielen sie im Rössli ihr einziges Schweizer Konzert.

Naturkatastrophen können durchaus positive Aspekte haben. Ein Beispiel dafür ist der Beginn der Bandgeschichte von Ides of Gemini. Seit den Anfängen der psychedelischen Doom- Rock-Band Black Math Horseman war J. Bennett für deren Merchandising zuständig.
So kam es, dass er gemeinsam mit der Band im Frühling 2010 im Flugzeug nach Europa sass, um sie auf eine zweiwöchige Tournee zu begleiten - genau zum Zeitpunkt, als in Island der Vulkan Eyjafiallajökull ausbrach. Die Maschine konnte nicht starten, etliche Flüge wurden gestrichen, und Black Math Horseman steckte fest.
Statt im Hotelzimmer sinnlos Zeit totzuschlagen, begannen Bennett und Black-Math-Horseman-Sängerin Sera Timms gemeinsam Songs zu schreiben. Ganz zum Vergnügen Bennetts. Der Gitarrist war seit je fasziniert von Timms charismatischer Stimme. Als Dritte im Bunde wurde für den Platz am Schlagzeug Kelly Johnston ins Boot geholt. Ides of Gemini war geboren, die Songs, die im Hotelzimmer entstanden waren, wurden auf der EP "The Disruption Writ" festgehalten, und das Trio begann Konzerte zu spielen.

Soundmauern

Wenn man sich die Klangästhetik von Ides of Gemini anhört, ist es nicht überraschend, dass die Band auf dem Plattenlabel Neurot ein Zuhause gefunden hat. Wie andere Neurot-Zöglinge (etwa Isis oder Amenra) spielen Ides of Gemini teilweise mit ruhigen, sich aufbauenden Parts, die in schweren Soundmauern münden.

Wuchtig und hypnotisch

Trotzdem unterscheidet sich die Band in einigen Punkten von den anderen. Ihr Klangbild ist zwar wuchtig, jedoch nicht überladen und nie nervös. Trotz der Schwere und der Melancholie wirkt die Musik dank Timms eisigem Gesang träumerisch, ja sogar hypnotisch.
Auf dem Debütalbum "Constantinople" bringt die Band ihr Spektrum zwischen Leichtigkeit und Abgrund auf den Punkt. Zum pulsierenden, kampfeslustigen Schlagzeug und einem rauen Gitarrenspiel gesellen sich der wummernde Bass und die einschneidende Stimme Timms.

Julia Wolf
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Rössli in der Reitschule, Bern
Do., 27.9., 21 Uhr
www.roessli.ch

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Bund 27.9.12

Kode9

Der Gutmann

Allen kommerziellen Ausformungen zum Trotz: Im Dubstep-Underground rumort es noch immer. Mit Kode9 kommt einer der Szene-Helden nach Bern.

Ane Hebeisen

Es ist ein bisschen ungünstig: Da wachsen junge Menschen heran, die der festen Überzeugung sind, dass der amerikanische Computerstimmchen-Manipulator Skrillex der Gipfel des Dubstep darstellt. Vergleicht man die Musik des Amerikaners mit dem, was der Held dieser Zeilen, der aus Glasgow stammende Kode9, ausgetüftelt hat, wird bald klar, dass die beiden an ganz unterschiedlichen Enden der Dubstep-Unterhaltungsskala figurieren. Hier der erste Popstar des Genres mit seinem pragmatischen Verhältnis zu Sound-Ästhetik und Klangforschung, da der musizierende Wissenschaftler, der weit mehr vorhat, als Menschen mit wabernden Bässen zum Tanzen zu bringen.

Hinter dem Projektnamen Kode9 steckt ein gewisser Steve Goodman, der neben seiner musikalischen Tätigkeit vor zwei Jahren ein Buch veröffentlicht hat, in dem er wissenschaftlich erforscht, wie sich mit Musik und Klang Beklemmung und Angst hervorrufen lassen, und er rollt darin die Geschichte der Musik als Folterinstrument und Waffe auf. "Sonic Warfare: Sound, Affect, and the Ecology of Fear" heisst das Werk, an dessen Fortsetzung Steve Goodman derzeit arbeitet.

Unnötig zu erwähnen, dass sich auch sein musikalisches Schaffen eher auf der sinistren Seite abspielt. 2006 pflanzte er mit "Memories of the Future" ein Monument in die bis dahin noch wenig intensiv beackerte Dubstep-Erde. Etwas derartig niederschmetternd Finsteres hatte man bis dahin in der Szene noch nicht vernommen. Die Beats bestanden hauptsächlich aus Tieftönen, und als Melodieführung (wenn man das so nennen will) dienten Effekte aus der Dub-Musik oder eine verhallte Melodica, und darüber erzählte der Raggaman Spaceape Geschichten aus Welten, in denen die Sonne nicht mehr scheint. Das Ganze klang wie Musik aus einem ungünstigen Traum, tanzen liess sich dazu schlecht, dafür umso besser schlafwandeln. "Memories of the Future" ist eines der dramatischsten Alben, das im weiten Zweige der elektronischen Musik im letzten Jahrzehnt erschienen ist - furchteinflössend, futuristisch und von einer einnehmenden Schönheit.

Kein Talent zur Leichtfüssigkeit

Dem Dubstep wurde dieses nebelhafte Meisterstück mitunter deshalb zugeschrieben, weil Steve Goodman zu den Gründerväter des Genres gezählt werden kann. Sein eigenes Label Hyperdub gehörte lange Zeit zu den begehrtesten Anlaufstellen der Szene, Produzenten wie Burial oder The Bug veröffentlichten hier ihre ersten Tracks. Doch nichts von alldem erreichte nur annähernd die Dringlichkeit seines eigenen Werks. 2011 erschien der lang herbeigesehnte Zweitling von Kode9 namens "Black Sun", und die Begeisterung ist ungebrochen. Er wollte ein zugänglicheres, tanzbareres und lüpfigeres Werk schaffen, tat Steve Goodman nach der Veröffentlichung kund. Er sei selber im Nachhinein erstaunt gewesen, wie obskur sein Erstling ausgefallen sei.

Gelungen ist ihm die Kehrtwende nicht wirklich. "Black Sun" geht schon von der Veranlagung her jegliche Leichtfüssigkeit ab. Thematisch spielt das Album in einer Welt kurz nach dem nuklearen Supergau. Die Menschheit ist beschäftigt mir rätselhaften Mutationen ihrer Körper, manche versuchen die drastischen Veränderungen ihrer Umwelt mit der Flucht in Religionen zu verarbeiten, andere ziehen synthetische Substanzen vor, um auf dieser unwirtlichen Erde zu überleben.

Das künstlerische Ergebnis ist dementsprechend beklemmend. Musikalisch geht Kode9 vielleicht etwas facettenreicher zu Werke, streut auch mal eine gerade Bass-Drum ein oder bedient sich im Synthesizer-Sound-Ordner der konventionellen Clubmusik, doch ein fröhliches Album ist "Black Sun" deswegen noch lange nicht. Vielmehr ein neuerlicher Beweis dafür, dass im Dubstep-Underground, aller kommerzieller Ausformungen zum Trotz, noch immer hochspannende Forschung betrieben wird.

Reitschule Dachstock Kode9 (DJ-Set), Samstag, 29. September, 23 Uhr.

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kulturagenda.be 27.9.12

Klartext zum Kulturklima (4) mit Pius Knüsel

Pius Knüsel, der scheidende Leiter von Pro Helvetia, hat wie kaum ein anderer den Überblick über die kulturelle Entwicklung in verschiedenen Schweizer Städten. Im Gespräch mit der Kulturagenda plädiert er für Bern als kulturellen Innovationsmotor. Die ausführliche Fassung des Interviews finden Sie online unter www.kulturagenda.be.

Welchen Einfluss hat Wirtschaft auf das kulturelle Klima einer Stadt?

Ein starker Wirtschaftsstandort hat in der Regel mehr Geld und eine andere Bevölkerungsstruktur. Zürich, Genf oder Basel haben einen hohen Anteil von internationalen Bewohnern aus dem Topmanagement, die nur für ein paar Jahre dort sind.

Und das bedeutet?

Das Topmanagement wird sich eher im bürgerlichen Rahmen bewegen und legt Wert darauf, dass es dem Stadttheater oder der Oper gut geht. Alles wird ein bisschen internationaler, auch die freie Szene. Die lokalen Bezüge werden geschwächt.

Und die Kultur des Verwaltungszentrums Bern sollte auf Repräsentanz angelegt sein?

Bern versucht bekanntlich aufzuholen mit der politisch verordneten Fusion von Stadttheater und Symphonieorchester und mit der angekündigten Renovation des Stadttheaters. Aber Bern hat eine Jugend, die sich zu formulieren beginnt. Da hat die Stadt den anderen etwas voraus.

Sie meinen konkret „Tanz dich frei“?

Genau, diese Demo mit zehntausend Teilnehmern im Sommer. Dass sich Bedürfnisse überhaupt manifestieren konnten - oder sich in Form der Reitschule manifest erhalten haben, aber auch, dass neue Räume wie der Progr entstehen. In Zürich wäre es nicht mehr denkbar, dass der unabhängigen Szene ein Gebäude von dieser Grösse zufällt. Der ökonomische Verwertungsdruck ist zu gross. Den gibts in der Beamtenstadt nicht.

Was versprechen Sie sich vom Progr?

Das ist die Chance einer Stadt! Zürich hat sich Internationalität auf die Fahne geschrieben, Basel wahrscheinlich auch. Wenn Bern dagegen sagt, wir sind der Innovationsmotor, bei uns passiert all das, was der Rest der Schweiz noch nicht versteht, dann muss man aushalten, dass die nächsten zehn, zwanzig Jahre alle ein bisschen komisch hinschauen und sagen: In Bern läuft ja nichts.

Sie geben der Kulturpolitik einen entscheidenden Stellenwert.

Ja, den gebe ich ihr. Ich kann mir in einer Demokratie einfach sehr viele Kulturpolitiken vorstellen. Aus der Nähe mitverfolgt habe ich den ganzen Wandel in Zürich. Ich mag mich noch an die erste Abstimmung darüber erinnern, ob die Rote Fabrik reguläre Subventionen erhalten soll. Das war ein heisser Abstimmungskampf.

Und übersetzt auf Bern hiesse das?

Die Frage ist, welche Allianzen sich schmieden lassen. Wenn Bern jetzt sagt, wir setzen auf den archaischen Wildwuchs, wäre das ein kulturpolitisches Konzept, dem ich mittel- bis langfristig eine recht grosse Chance gäbe, auch wenn es Mut und Ausdauer braucht. Aber das wäre im Rahmen der kulturpolitischen Meinungsbildung durchaus zu machen. Ich glaube, aus gut gefördertem "Provinzialismus" wird über eine Generation hinweg meistens etwas entstehen, das von weither viel Anerkennung erhält und Interesse generiert.

Interview: Silvano Cerutti

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BZ 27.9.12

Ungleiche Regeln

Stadt Bern. Die Sicherheitsauflagen für die subventionierte Reitschule sind weniger streng als die Securityregeln für private Berner Clubs.

Im Vergleich mit dem Securitykonzept für die obere Berner Altstadt ist die jüngste Sicherheitsvereinbarung mit den Reitschule-Betreibern ein zahnloser Papiertiger. Während die 19 Clubs mit genereller Überzeitbewilligung in der oberen Altstadt konkrete Auflagen erfüllen müssen, ist die Sicherheitsvereinbarung zwischen der Reitschule und dem Gemeinderat voller schwammiger Gummiparagrafen. Laut Stadtpräsident Tschäppät (SP) ist die Reitschule nicht mit anderen Clubs vergleichbar. Zudem hätten die Reitschüler die Sicherheitslage im Griff. "Trotz zum Teil schwierigen Gästen", sagt Tschäppät.tob Seite 2 + 3

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Leistungsvertrag mit der Reitschule

Reitschule muss weniger   Securityregeln erfüllen als private Clubs

Der Gemeinderat setzt bei den Securityregeln für Stadtberner Clubs zwei verschiedene Massstäbe an. Im Vergleich zum Securitykonzept für die obere Altstadt ist die jüngste Sicherheitsvereinbarung mit den Reitschule-Betreibern ein zahnloser Papiertiger.

Gestern hat der Berner Gemeinderat den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) genehmigt. Dieser Vertrag garantiert den Reitschule-Betreibern jährliche Subventionen von 380 000 Franken bis 2015 (wir berichteten). Bestandteil des Leistungsvertrages ist eine Sicherheitsvereinbarung mit der Ikur. Diese Vereinbarung wurde gestern von bürgerlichen Parteien in der Stadt Bern kritisiert. Zum einen, weil sich die Reitschule-Betreiber erfolgreich dagegen gewehrt haben, das grosse Eingangstor zum Kulturzentrum Reitschule auf Anweisung der Polizei während Demonstrationen schliessen zu müssen. Zum anderen fordert etwa die städtische FDP nach wie vor einen professionellen Sicherheitsdienst für die Reitschule.

Securitys im Vergleich

Die subventionierten Reitschüler sind im Vergleich zu privaten Clubs in der Stadt Bern bezüglich Sicherheitsauflagen glimpflich davongekommen. Dies zeigt ein Vergleich ihrer Sicherheitsvereinbarung mit dem Securitykonzept, das für die 19 Betriebe mit genereller Überzeitbewilligung in der oberen Altstadt gilt (siehe Tabelle rechts). Dieses Securitykonzept wurde im vergangenen Dezember eingeführt. Weil die Behörden damit gute Erfahrungen machten, soll es bald fürs ganze Stadtgebiet gelten.

Doch die Reitschule hat gestern eine eigene Sicherheitsvereinbarung erhalten, voller schwammiger Gummiparagrafen. Während die Clubs in der oberen Altstadt konkrete Auflagen erfüllen müssen, haben die Reitschule-Betreiber etwa zu "berücksichtigen", dass es nicht immer gleich viel Sicherheitspersonal brauche. Es gibt kaum konkrete Abmachungen, deren Einhaltung sich überprüfen lässt. Und: Nirgends sind mögliche Sanktionen durch die Stadt geregelt.

Laut Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) seien die Papiere im Grossen und Ganzen ähnlich. Die Reitschule sei jedoch nicht mit den anderen Clubs vergleichbar. So gehe es bei der Reitschule um eine Leistungsvereinbarung, das andere sei jedoch ein Securitykonzept. "Die Security in der Reitschule hat die Lage im Griff", sagt Tschäppät. "Trotz zum Teil schwieriger Gäste." Probleme bestünden ausserhalb - dort, wo Chaoten aufträten. Auch brandschutztechnisch sei die Reitschule anders als Clubs. "In einem Keller hat es häufig nur einen Ausgang, während die Reitschule jede Menge Fluchttüren hat."

Tobias Habegger · Jessica King

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Sicherheit in der Reitschule

Was sind die genauen Aufgaben der Reitschule-Security? "Aus Sicherheitsgründen und aus Rücksicht auf die mögliche Gefährdung der Security geben wir keine Angaben zu Zahl, Taktik oder Strategie des Sicherheitsdienstes bekannt", schrieb die Mediengruppe der Reitschule gestern auf Anfrage. So kommentierte sie lediglich, dass die Massnahmen an die Gästezahlen und die Anlässe angepasst würden. Zudem: "Wie die Sicherheit gewährleistet wird, muss von Fall zu Fall entschieden werden." Die Reitschule folgt punkto Sicherheit anderen Grundsätzen als jenen von herkömmlichen Clubs. So basiert die Reaktion im Falle eines Konfliktes auf dem Reitschule-Manifest: "Wir versuchen, Konflikte gewaltfrei zu lösen." Zudem würden Lösungsansätze immer weiterentwickelt. So habe man beispielsweise auf die offene Drogenszene 2008 mit der Vorplatzbar und einem Kulturprogramm reagiert, 2010 mit einem Team auf dem Vorplatz.

2009 wurde ein sogenanntes Wellnessteam gegründet, das sich um das Wohl der Gäste kümmert. Das Team kontrolliert Stempel, bewacht Notausgänge, vermittelt in Konfliktsituationen und kümmert sich um Betrunkene. "Das Personal wird geschult", so die Mediengruppe.jek

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Vergleich der Securityregeln

Sicherheit

Clubs in der oberen Altstadt

Jeder Clubbetreiber muss ein Securitypflichtenheft vorlegen. Dieses muss von jedem Securitymitarbeiter unterschrieben werden. Die Einlassregeln müssen klar im Pflichtenheft definiert sein.

Ein Securitymitarbeitender ist nie alleine an der Tür oder in einer heiklen Situation.

Ein Securitymitarbeitender darf keine Vorstrafen im Bereich von Offizialdelikten, welche für die Ausübung dieser Tätigkeit relevant sind, aufweisen.

Reitschule

Die Reitschule-Betreiber sind besorgt, auf dem Vorplatz sowie in der Reitschule und darum herum möglichst nicht repressive Massnahmen für die Sicherheit und die Erhaltung eines offenen Begegnungsraums zu ergreifen.

Die Reitschule-Betreiber, alle Mitarbeiter und Gäste tragen eine gemeinsame Verantwortung für gewaltfreie Konfliktlösungen.

Auf dem Vorplatz der Reitschule schaffen Präsenz- und Belebungsmassnahmen eine möglichst angenehme Stimmung.

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Ausbildung

Clubs in der oberen Altstadt

Die Kantonspolizei Bern gibt in Zusammenarbeit mit der Orts- und Gewerbepolizei der Stadt Bern die erforderlichen Grundkenntnisse an die Bewilligungsinhaberinnen und Bewilligungsinhaber weiter.

Die Grundausbildung der eingesetzten Sicherheitsleute (min. 20 Stunden gemäss GAV) muss nachgewiesen werden.

Die Securitymitarbeitenden verfügen zudem über die entsprechende Ausbildung beziehungsweise Zertifizierung und Bewilligung für die von ihnen eingesetzten Einsatzmittel (Pfefferspray, Schlagstock etc.).

Reitschule

Die Reitschule bietet ihren Mitarbeitenden für die Ausführung ihrer Aufgaben Schulungen mit internen und externen Fachpersonen namentlich in den Bereichen Erste Hilfe, Selbstverteidigung und Konfliktlösung an.

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Notfälle

Clubs in der oberen Altstadt

Die Aufgaben der Sicherheitsleute bei einer Evakuation müssen definiert sein.

Mindestens ein Security aus dem Team muss eine CPR Ausbildung (Reanimation) absolviert haben.

Als Beilage zum Pflichtenheft ist ein Plan der Lokalitäten zu erstellen, worin alle sicherheitsrelevanten Einrichtungen (Notausgänge, Feuerlöscher, Defibrillatoren) eingezeichnet sind.

Reitschule

Die Reitschule-Betreiber sind verantwortlich für die Notfallorganisation.

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Kontakttelefon mit der Polizei

Clubs in der oberen Altstadt

Jeder Betrieb definiert einen Abendverantwortlichen. Dieser bedient das Ereignistelefon.

Reitschule

Am Kontakttelefon antwortet eine kompetente Person, die ihren Namen nennt.

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Online

Markus Scholl: Erstaunlich die Unprofessionalität dieses Vertrages. Ein totales Durcheinander aus Vereinsstatuten, Leistungsvereinbarung und vielem mehr. Einen solchen Vertrag würde nicht einmal ein erstsemestriger Jusstudent ausarbeiten.

Flöru Bantiger: Immer kommt das gleiche Argument mit dem lieben Geld der Steuerzahler. Das Stadttheater verschlingt viel mehr Steuergelder und bietet Kultur nur für eine kleine Szene.

Andreas Martin: Vielleicht ist der Vertrag ja nur ehrlich. Bisher wollte oder konnte man ja auch niemanden zur Verantwortung ziehen, Geld floss, ob sich die "Reitschüler" jetzt an Abmachungen gehalten haben oder nicht.

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Bund 27.9.12

Kritik an GFL wegen Reitschul-Vertrag

SVP, FDP und BDP werfen der Fraktion GFL/EVP vor, aus wahltaktischen Gründen von ihren eigenen Forderungen bezüglich Sicherheit vor der Reitschule abzuweichen. So beharre insbesondere die GFL nicht mehr auf verbindlichen Strukturen in der Reitschule. Laut GFL/EVP-Fraktionschef Daniel Klauser ist diese Forderung aber erfüllt: "Die Reitschul-Betreiber werden im Vertrag ja als Verein bezeichnet." (bob) - Seiten 10 und 19

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Reitschule-Vertrag: GFL gerät unter Beschuss

Die Mitte-rechts-Parteien werfen der GFL/EVP-Fraktion vor, den Leistungsvertrag mit der Reitschule bloss aus wahltaktischen Gründen gutzuheissen.
Bernhard Ott

Martin Schneider (BDP) kanns nicht fassen: "Bei der Lektüre der Reitschule-Verträge kriege ich Wallungen." Der Leistungsvertrag und die Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit seien mehr oder weniger Kopien der Entwürfe, die der Stadtrat vor Jahresfrist noch abgelehnt habe. Die Bestimmungen seien "gummig". Mit der Abtretung der Kompetenzen zur Schliessung des grossen Tores an die Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur) bleibe das Tor wohl "für immer offen" - auch bei heiklen Demonstrationen. Das Sicherheitskonzept sei ungenügend, da nicht festgelegt werde, welche Aufgaben die bis zu 30 Personen des internen Sicherheitsdienstes übernehmen. Und schliesslich sei ein Passus zur basisdemokratischen Organisation der Reitschule in den Vertrag "hineingeschmuggelt" worden, der den Forderungen der Motion von Erik Mozsa (GFL) völlig widerspreche. "Die Motion Mozsa hat eine verbindliche Vereinsstruktur verlangt. Basisdemokratie funktioniert allenfalls in der Familie oder in der Stadtratsband, aber nicht in einem grösseren Rahmen", sagt Schneider. Vom Umschwenken der Fraktion GFL/EVP ist Schneider aber nicht überrascht: "Da der Stadtrat kurz vor den Wahlen über den Leistungsvertrag befinden wird, war absehbar, dass die GFL/EVP kippt", sagt Schneider.

GFL als "Vasall der SP"?

Erstaunt über das Ja der GFL/EVP zum Reitschule-Vertrag ist hingegen FDP-Fraktionschef Bernhard Eicher. "Für mich ist das letzte Wort noch nicht gesprochen." Er hoffe, dass die Fraktion GFL/EVP "wieder zur Sachpolitik zurückfindet", sagt Eicher. SVP-Fraktionschef Roland Jakob hingegen kann daran nicht mehr glauben. "Die SP hat ihren Vasallen GFL unter Druck gesetzt, sodass dieser seine eigenen Forderungen nicht mehr umsetzen kann", sagt Jakob.

Mehr Verständnis für den Kurs der Liberalgrünen gibts von den Grünliberalen. "Ich hätte nichts gegen eine Vereinsstruktur in der Reitschule. Aber diese Forderung ist unrealistisch", sagt GLP-Fraktionschef Michael Köpfli. Zentral seien die Sicherheitsbestimmungen. Der Sicherheitsdienst der Reitschule habe sich bewährt. Für die Gewalt im Umfeld des Kulturzentrums könnten dessen Betreiber kaum verantwortlich gemacht werden. Im Übrigen würden sich die Positionen von GLP und GFL kaum unterscheiden. "Ich bin stets davon ausgegangen, dass die GFL den Vertrag mittragen wird", sagt Köpfli. Erstaunt habe ihn eher die harte Haltung der Fraktion GFL/EVP vor einem Jahr, als diese gemeinsam mit den Bürgerlichen eine einjährige Befristung des Leistungsvertrages durchgedrückt hatte. Die GLP hatte sich damals für eine zweijährige Frist ausgesprochen.

"Es gibt ja einen Ikur-Präsidenten"

Auch GFL/EVP-Fraktionschef Daniel Klauser sieht Übereinstimmungen mit der Haltung der GLP: "Die GLP war ja auch gegen einen vierjährigen Leistungsvertrag." Die Kritik von SVP und FDP wiederum erstaune ihn nicht, da diese "ohnehin gegen die Reitschule" seien. Die Betreiber der Reitschule hätten nun eine Chance verdient, um das in sie gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen. Schliesslich werde die Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur) im Vertrag als "Verein" bezeichnet. "Mit Tom Locher gibt es auch einen unterzeichnenden Präsidenten", sagt Klauser. Im Vertrag wird hinter den internen Bezeichnungen jeweils ein alternativer Begriff in Klammern angeführt. Dies gilt etwa für die Vollversammlung (Mitgliederversammlung) und die Koordinationsgruppe (Vorstand). Unterzeichnet wird der Vertrag von Tom Locher (Präsident).

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Meinungen

Replik

Beim Thema Reitschule sollten die Parteien die Scheuklappen ablegen.

Der Reitschule eine Chance geben

Lukas Gutzwiller

Im gestrigen Seite-1-Kommentar des "Bund" wirft Timo Kollbrunner der GFL vor, nach einem abenteuerlichen Manöver mit der Ablehnung des Leistungsvertrags Reitschule vor einem Jahr und jetziger Zustimmung auf wahltaktischem Schlingerkurs zu sein.

Die GFL scheint aber praktisch die einzige Partei, welche Politik als Problemlösungsprozess und nicht als Verharren auf alten Positionen versteht. Als einzige Partei innerhalb von RGM hat die GFL die Sicherheitsprobleme in und um die Reitschule nicht einfach negiert, sondern 2008 mit der Motion Mozsa einen konkreten Lösungsansatz für die Probleme um die Reitschule auf den Tisch gelegt. Diese Motion wurde vom Stadtrat überwiesen und gab dem Gemeinderat den Auftrag, zusammen mit der Reitschule die Sicherheitsprobleme anzupacken.

Regierung auf Finger geschaut

Im Februar 2011 hat der Gemeinderat einen neuen Leistungsvertrag mit der Reitschule vorgelegt. Wesentlicher Bestandteil dieses Leistungsvertrags war schon damals eine Vereinbarung über die Abläufe und die Kommunikation. Der Gemeinderat hatte es aber Anfang 2011 verschlafen, diese Vereinbarung zu überarbeiten und den Sicherheitsanliegen der Motion Mozsa gebührend Rechnung zu tragen. Die GFL sah sich deshalb im Februar 2011 veranlasst, zusammen mit den bürgerlichen Parteien den Gemeinderat auf eine Extrarunde zu senden und die Sicherheitsvereinbarung zu überarbeiten.

Innerhalb von RGM ist die GFL somit die einzige Partei, welche den Mut hatte und hat, dem Gemeinderat auf die Finger zu schauen und den neuen Vertrag nicht einfach durchzuwinken. Es ist deshalb der GFL zu verdanken, dass der Gemeinderat das Gespräch mit der Ikur verstärken und die Situation um das grosse Tor klären musste. Entgegen den ursprünglichen Beteuerungen des Gemeinderats, das Tor dürfe aus feuertechnischen Gründen nicht geschlossen werden, ergab sich in der Folge, dass dies durchaus technisch möglich ist.Es ist richtig, dass auch die nun vorliegende Vereinbarung zu Organisation, Kommunikation und Sicherheit noch nicht alle Punkte der Motion Mozsa erfüllt. Bezüglich der Organisation und der Pflichten des Sicherheitsdienstes geht diese Vereinbarung aber deutlich weiter als jene von 2009. Die Reitschule ist klar für die Sicherheit ihrer Gäste verantwortlich, und die Eckpunkte des internen Sicherheitsdienstes sind nun in der Vereinbarung festgehalten. Die Reitschule erhält mit dem neuen Leistungsvertrag die Gelegenheit, zu zeigen, dass sie die Sicherheitsprobleme in den Griff kriegt und ihre Rolle als alternatives Kulturzentrum wahrnehmen kann. Viele Leute in der Stadt Bern unterstützen zwar die Reitschule im Prinzip, goutieren die Sicherheitsprobleme aber nicht.

Aus Schemata ausbrechen

Die Motion Mozsa hat in Bern sowie in und um die Reitschule Grundlegendes bewegt. Gemäss der Berichterstattung im gestrigen "Bund" begrüssen auch die anderen Mitteparteien wie BDP und GLP den neuen Leistungsvertrag. Jetzt geht es darum, mit dem neuen Leistungsvertrag der Reitschule eine Chance zu geben und ihr die Möglichkeit zu bieten, Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Aus Sicht der GFL geht es darum, endlich aus dem allzu gängigen Schema auszubrechen: Rechts ist kein Leistungsvertrag gut genug, weil man keine Reithalle will. Links ist jeder Leistungsvertrag gut genug, weil man die Augen vor den Problemen verschliesst. Uns geht es darum, ohne Scheuklappen mehrheitsfähige Lösungen zu erarbeiten und der Reitschule damit langfristig ihren Weiterbestand zu sichern.

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Online 26.9.12:
Reitschule: Ein Blankoscheck für drei Jahre?
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-Ein-Blankoscheck-fuer-drei-Jahre/story/30486637
Gemeinderat wird Leistungsvertrag mit Reitschule ins Trockene bringen
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Gemeinderat-wird-Leistungsvertrag-mit-Reitschule-ins-Trockene-bringen/story/31827782
Wahltaktischer Schlingerkurs der GFL
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Wahltaktischer-Schlingerkurs-der-GFL/story/23796241
"Die Reitschule kann keine Polizeiarbeit leisten"
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-Reitschule-kann-keine-Polizeiarbeit-leisten/story/26319129
"Die Extrarunde hat sich gelohnt"
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-Extrarunde-hat-sich-gelohnt/story/25116423

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bernerzeitung.ch 26.9.12

Reitschule: Ein Blankoscheck für drei Jahre?

Soll die Stadt Bern die Reitschule für diese Zugeständnisse mit jährlich 380'000 Franken unterstützen? Hier finden Sie den Wortlaut der Vereinbarung, die Rot-Grün an der nächsten Stadtratssitzung durchwinken will.

Sie nennt sich "Vereinbarung über die Organisation, Kommunikation und Sicherheit" und regelt den Dialog zwischen Reitschule und Behörden. Die Vereinbarung ergänzt den Leistungsvertrag, der die "finanzielle Grundsicherung" der Reitschule durch die Stadt Bern "sicherstellt".

Insbesondere von bürgerlicher Seite wurde vor einem Jahr verlangt, dass die Reitschule sich an gewisse Regeln halten müsse, wenn sie weiterhin von der Stadt Geld beziehen wolle. Kernstück der Forderungen: Die Reitschule müsse sich verpflichten, bei Demos auf Anordnung der Polizei das grosse Tor zu schliessen, damit sich Randalierer nicht mehr ins Gebäude zurückziehen können, wenn ihnen die Polizei zu nahe kommt.

Schwammige Paragrafen

Diese Forderung ist in der Vereinbarung nicht erfüllt. In Artikel 19 heisst es dazu: "Grundsätzlich ist das Grosse Tor während der Öffnungszeiten der Reitschule wie folgt offen: Dienstag bis Donnerstag: 11.30 -24.00h; Freitag: 11.30-02.00h; Samstag 18.00 bis 02.00h." "Gegebenenfalls", heisst es in der Regelung weiter, könnten "die Betreiber/innen das Grosse Tor vorübergehend schliessen, um die Sicherheit der Anwesenden zu gewährleisten."

An schwammigen Gummiparagrafen mangelt es in der Vereinbarung auch sonst nicht. Die Betreiber hätten zu "berücksichtigen", dass es nicht immer gleich viel Sicherheitspersonal brauche, auf dem Vorplatz seien "Präsenz- und Belebungsmassnahmen" für eine "möglichst angenehme Stimmung" zu treffen. Zurzeit seien Mitarbeitende der Reitschule dort präsent und würden sich um diverses "bemühen", heisst es etwa.

Diskutieren Sie mit

Auch sonst ist viel von Kommunikation, Koordination, Reflektion, gemeinsamer Verantwortung und Bemühungen die Rede. Die Vereinbarung enthält zahlreiche Regelungen, welche der Reitschule durch die Anerkennung ihrer "basisdemokratischen Organisation" einen weiten Spielraum eröffnen. So akzeptiert die Stadt etwa, dass sie "in zeitlicher Hinsicht" Rücksicht auf die Dauer der Reitschul-internen Entscheidungsfindung nehmen muss.

Was hingegen fast vollständig fehlt, sind konkrete Abmachungen, deren Einhaltung sich überprüfen lässt. Und: Nirgends sind mögliche Sanktionen durch die Stadt geregelt, die der Reitschule mit der Unterschrift unter diesen Vertrag einen Blankoscheck für 1,14 Millionen ausstellen würde, ohne dafür nennenswerte Gegenleistungen zu erhalten. Lediglich der Leistungsvertrag enthält einen Passus, wonach die Stadt bei Nichteinhaltung der Abmachungen ihre Leistungen kürzen kann. Aber die Hürde ist hoch: Kürzungen sind nur möglich, wenn sie gleichzeitig das ganze Vertragswerk kündigt.

Diese Sicherheitsvereinbarung dürfte deshalb im Stadtrat noch heftig zu reden geben.

Hier finden Sie die vollständige Vereinbarung als PDF.

Die Diskussion hat bereits begonnen: Auf bernerzeitung.ch/bern/Zytblogger diskutieren die Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfer über das brisante Thema. Schalten Sie sich ein und lassen Sie die Volksvertreterinnen und Volksvertreter wissen, wie Sie über das Thema denken.

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Bund 26.9.12

Reitschule erhält wohl Vertrag - dank Kehrtwende der GFL

Der dritte Versuch für einen Leistungsvertrag mit der Reitschule dürfte Erfolg haben.

Timo Kollbrunner

Im dritten Anlauf sollte es klappen: Gestern hat der Gemeinderat einen Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur) präsentiert, der im Parlament eine Mehrheit finden dürfte. Damit wären die jährlich 380 000 Franken Unterstützung für die Reitschule bis Ende 2015 gesichert. 2011 hatte eine knappe Parlamentsmehrheit den Leistungsvertrag erst zurückgewiesen und ihm dann nur für ein Jahr zugestimmt - was die Reitschule ablehnte. Die Gegner waren damals in der Mehrheit, weil sich die GFL/EVP-Fraktion auf die Seite der Bürgerlichen schlug. Sie war der Meinung, die Reitschule dürfe erst wieder unterstützt werden, wenn ein Vorstoss von 2008 umgesetzt sei. Darin hatte der damalige GFL-Stadtrat Erik Mozsa gefordert, die Reitschule müsse verbindliche Strukturen und einen fixen Sicherheitsdienst einrichten, und während Demonstrationen sei das grosse Tor zu schliessen.

Keine konkreten Änderungen

Im neuen Leistungsvertrag werden die Sicherheitsaspekte in einer separaten Vereinbarung festgehalten, die laut Gemeinderat aber ein "integraler Bestandteil" des Vertrags ist. So wurde etwa der Sicherheitsdienst, den die Ikur seit geraumer Zeit betreibt, schriftlich umschrieben. Konkret ändern wird sich allerdings nichts. Und die "Motion Mozsa" wird nur in Teilen erfüllt. So muss das Tor auch künftig bei Demonstrationen nicht geschlossen werden. Dennoch wird die GFL/EVP-Fraktion den Vertrag im Parlament wohl unterstützen und ihm so eine Mehrheit sichern. "Ich finde, man sollte dem Vertrag so nun zustimmen", sagt Fraktionspräsident Daniel Klauser auf Anfrage. Er hofft, dass der Vertrag noch vor den Wahlen Ende November besiegelt ist.

Die Reitschule teilt mit, sie gehe davon aus, "dass bei der aktuellen Kreditrunde Vernunft und Konstruktivität über Taktierereien und Wahlkampfgeplänkel obsiegen werden". Stadtpräsident Tschäppät hofft, der Stadtrat werde den Leistungsvertrag gutheissen, der helfe, "die negativen Auswüchse dieses tollen Betriebs besser in den Griff zu bekommen". Ob dies vor oder nach den Wahlen geschehe, sei sekundär. "Für mich ist das kein Wahlkampfthema." - Seite 17

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Gemeinderat wird Leistungsvertrag mit Reitschule ins Trockene bringen

Die GFL dürfte dem gestern vom Gemeinderat präsentierten Leistungsvertrag mit der Reitschule im Parlament zu einer Mehrheit verhelfen - obwohl die Forderungen der Partei nur zum Teil erfüllt werden.
Timo Kollbrunner

Gestern hat der Gemeinderat den überarbeiteten Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) für die kommenden drei Jahre präsentiert. Zu reden gibt der Leistungsvertrag - nichts. Denn darin geht es nur noch um die kulturellen Leistungen, die die Reitschule erbringen muss, und darum, was sie dafür erhält: einen jährlichen Beitrag von 380 000 Franken, der sich auf 318 780 Franken für die Miete und 61 220 Franken als Beitrag an die Nebenkosten zusammensetzt.

Jene Aspekte, die die politischen Debatten zur Reitschule fast ausschliesslich prägen, werden neu in einer separaten "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit" geregelt, die gemäss Gemeinderat ein "integraler Bestandteil" des Leistungsvertrages ist. Man habe nun, wie mit anderen Kulturbetrieben auch, einen Leistungsvertrag geschaffen, in dem es tatsächlich nur um die kulturelle Leistung geht, und Aspekte der Sicherheit und Kommunikation in eine separate Vereinbarung ausgegliedert, sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) auf Anfrage.

Eine von drei Forderungen erfüllt

Mit der Vereinbarung (siehe Kasten) soll den Forderungen der Motion des ehemaligen GFL-Stadtrats Erik Mozsa Rechnung getragen werden. Weil diese bisher nicht erfüllt wurden, haben die Bürgerlichen mithilfe der GFL den Leistungsvertrag 2011 erst zurückgewiesen und ihm dann nur für ein Jahr zugestimmt. Schaut man die Vereinbarung nun im Detail an, zeigt sich allerdings: Konkret ändern dürfte sich kaum etwas.

Mozsa forderte unter anderem einen "permanenten Sicherheitsdienst, der eng mit den Behörden zusammenarbeitet". Die Reitschule habe auch bisher schon ein Sicherheitsdispositiv gehabt, sagt Alexander Tschäppät. "Aber jetzt hat sie sich zum ersten Mal in einer Vereinbarung dazu verpflichtet, für die Sicherheit zu sorgen." Mozsa hatte auch verlangt, der Gemeinderat müsse der Ikur helfen, verbindliche Strukturen - etwa die eines Vereins - zu schaffen. Bei den Verhandlungen die Strukturen der Reitschule ändern zu wollen, hätte kaum Sinn gemacht, sagt Tschäppät. "Die Reitschule funktioniert seit über 20 Jahren basisdemokratisch, und sie funktioniert hervorragend." Keinen Eingang in die Vereinbarung gefunden hat schliesslich die Forderung, das grosse Tor der Reitschule müsse bei Demonstrationen geschlossen werden, um keine Rückzugsmöglichkeiten zu bieten. Ob das Tor geschlossen oder geöffnet sei, sei für ihn "nicht matchentscheidend", sagt Tschäppät. "Was ich erwarte, ist, dass sich die Reitschule von Chaoten distanziert."Den Match um den neuen Leistungsvertrag entscheidet allerdings nicht der Stadtpräsident, sondern das Parlament. Und konkret: die GFL/EVP-Fraktion. Wenn sie den Leistungsvertrag nun gutheisst, dann kommt er im Parlament durch. Lehnt sie ihn ab, scheitert er wohl.

GFL: "Man sollte so zustimmen"

Ein Gespräch mit Fraktionspräsident Daniel Klauser macht klar: Seine Fraktion wird ziemlich sicher Ja stimmen. Nach einer Durchsicht des neuen Leistungsvertrags und der Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit sagt Klauser: "Wir sind einen grossen Schritt weiter." Die Extrarunde habe sich gelohnt, die Forderungen der "Motion Mozsa" seien nun endlich "weitgehend umgesetzt" worden. Nun liege eine ausführliche Sicherheitsvereinbarung vor, und es sei klar festgehalten, dass die Ikur für die Sicherheit verantwortlich sei. "Das ist das, was man erwarten konnte." Einzig in Bezug auf die Schliessung des Tores hätte er sich "etwas mehr erhofft", sagt Klauser. In diesem Punkt sei die Motion Mozsa "nicht vollständig erfüllt". Aber dass die Reitschule nicht darauf eingegangen sei, das Tor immer zu schliessen, wenn die Polizei dies verlange, dafür habe er "gewisses Verständnis". Das Fazit von Klauser: "Der Gemeinderat hat seine Hausaufgaben gemacht. Ich finde, man sollte dem Vertrag so nun zustimmen." Er sei "zuversichtlich, dass der Vertrag im Stadtrat nun durchgeht". Sein Parteikollege Lukas Gutzwiller sehe das auch so. Er hoffe, sagt Klauser, dass das Geschäft, nachdem es die Kommission durchlaufen hat, noch vor den Wahlen in den Stadtrat komme, damit "die Sache vor den Wahlen abgeschlossen werden kann".

BDP: "Vom Schiff aus vernünftig"

BDP-Stadtrat Martin Schneider hat den Leistungsvertrag und die Vereinbarung noch nicht gesehen. Auf die Eckpunkte der Vereinbarung angesprochen, sagt er aber, das höre sich "vom Schiff aus vernünftig" an. Michael Köpfli, Fraktionspräsident der GLP, sagt nach einer ersten Durchsicht, der Leistungsvertrag erscheine ihm "vernünftig". Er gehe davon aus, "dass unsere Fraktion diesem so zustimmen kann". Wenig überraschend schliesslich sind die Positionen links- und rechtsaussen. Die Junge Alternative tut ihre Freude kund, "dass die Ikur und die Stadt Bern ob all dem Hin und Her nicht die Nerven verloren haben und stattdessen mit kühlem Kopf an eine weitere Verhandlungsrunde gegangen sind". Die SVP dagegen teilt mit, sie werde dem Vertrag nicht zustimmen. Die Schliessung des Tors auf Aufforderung der Polizei bei Demonstrationen sei "ein Muss und nicht verhandelbar". Mit dem Vertrag decke und fördere der Gemeinderat "die linke Gewaltszene in der Reitschule und wird somit zum Mitinitiator künftiger illegaler Demonstrationszüge".

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Was die Vereinbarung regelt

Aufsicht der Ikur schwarz auf weiss

In der "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit", die Bestandteil des neuen Leistungsvertrags sein wird, haben die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) und die Stadt erstmals schriftlich festgelegt, wer wofür zuständig ist und wer wem als Kontaktperson zur Verfügung steht. Der Grundsatz: "Die Ikur ist verantwortlich für die Notfallorganisation und die interne Sicherheit." Ikur-Mitarbeitende vermitteln etwa in Konfliktsituationen, versorgen Betrunkene und "sind um Eindämmung des Drogenhandels auf dem Areal der Reitschule bemüht". Sie nehmen aber keine polizeilichen Aufgaben wahr. Auch künftig muss die Reitschule das grosse Tor nicht auf Anordnung der Polizei schliessen. In der Vereinbarung steht lediglich, dass das Tor von den Betreibern vorübergehend geschlossen werden kann, "um die Sicherheit der Anwesenden zu gewährleisten". In vierteljährlichen Gesprächen wollen Stadt und Ikur im Dialog bleiben. (tik)

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Der Streit um Sicherheit GFL stellte die Strukturfrage

Im Mai 2008 reicht Erik Mozsa (GFL) eine Motion ein, die verbindliche Strukturen in der Reitschule fordert, zum Beispiel in Form eines Vereins. Zudem soll dem Kulturzentrum bei Verstössen gegen die Vereinbarungen das Geld gekürzt werden. Der Stadtrat überweist die Motion im Februar 2009 mit 51 zu 20 Stimmen. Von verbindlichen Strukturen redet allmählich aber niemand mehr. Im November 2011 genehmigt eine Mitte-rechts-Mehrheit im Stadtrat den Leistungsvertrag mit der Reitschule bloss für eines statt für vier Jahre. Das Parlament verlangt die Akzeptierung zentraler Sicherheitsbestimmungen im Vertrag. Die Reitschule weigert sich daraufhin, den einjährigen Vertrag zu unterzeichnen. Die Jungparteien von Rot-Grün-Mitte (RGM) ihrerseits verweigern aus Protest gegen die GFL eine Kandidatur auf der RGM-Liste für den Gemeinderat, wodurch die fünfte Linie auf der Liste frei bleibt.Seit Januar 2012 herrscht ein vertragsloser Zustand zwischen der Stadt und dem Kulturzentrum. Die Stadt zahlt die Miete der Reitschule direkt an die Stadtbauten. (bob)

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Kommentar

Wahltaktischer Schlingerkurs der GFL

Timo Kollbrunner

Es war ein abenteuerliches Manöver, das die GFL im letzten Jahr mithilfe der Bürgerlichen im Parlament vollführte. Die Partei bewirkte, dass der Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule erst zurückgewiesen und dann nur für ein Jahr verabschiedet wurde - weil der Gemeinderat einem GFL-Vorstoss zur Eindämmung der Gewalt um die Reitschule von 2008 nicht genügend Rechnung getragen habe.

Mit der Verquickung des Leistungsauftrags eines demokratisch legitimierten Kulturbetriebs mit den Gewaltproblemen in dessen Umfeld verschaffte sich die Partei etwas Publizität - und nachhaltigen Schaden. Die linken Jungparteien verweigerten aus Protest eine Kandidatur für die Gemeinderatswahlen. Die fünfte Linie der RGM-Wahlliste bleibt damit leer. Wenn Wähler nun dort den Namen von Mitte-Kandidaten hinschreiben, schadet das in erster Linie der GFL. Im neuen Leistungsvertrag fand die Forderung, über die am meisten diskutiert wurde, keinen Niederschlag: Das grosse Tor der Reitschule muss auch künftig nicht auf Geheiss der Polizei geschlossen werden. Und vom grundsätzlichen Anliegen des früheren GFL-Stadtrat Erik Mosza spricht ohnehin längst keiner mehr. Er forderte nicht weniger als die Abschaffung der Basisdemokratie in der Reitschule - weil diese verhindere, dass Auflagen durchgesetzt werden könnten. In der neuen Vereinbarung steht nun: "Die Reitschule ist basisdemokratisch organisiert." Die Basisdemokratie ist somit verbrieft. Und was sagt die GFL zu alldem? Sie ist zufrieden. Die Motion Mosza sei "weitgehend umgesetzt", sagt der Fraktionschef - und stellt in Aussicht, dass man den Leistungsvertrag unterstützen werde. Dieser Schlingerkurs lässt nur einen Schluss zu: Die Partei hat kalte Füsse bekommen. Die Aussicht, als Leistungsvertrags-Verhinderer auf der RGM-Liste in die Gemeinderatswahlen zu gehen, muss sie abgeschreckt haben. Zu absehbar, dass dann (noch mehr) linke Wähler die GFL-Kandidatin Tania Espinoza von der Liste gestrichen hätten. Ihr Profil dürfte die Partei mit diesem Slalom kaum gestärkt haben - auch in Bezug auf die Stadtratswahlen.

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BZ 26.9.12

Sicherheit im Vertrag geregelt

Reitschule · Im November kommt der Leistungsvertrag mit der Reitschule erneut vor den Berner Stadtrat. Mitte-links ist zufrieden mit der neuen Fassung, die erstmals Sicherheitsfragen regelt.

Voraussichtlich im November wird sich der Berner Stadtrat ein zweites Mal mit der finanziellen Unterstützung für das Kulturzentrum Reitschule befassen. Der Gemeinderat legt dem Stadtrat den überarbeiteten Leistungsvertrag zwischen der Stadt und der Reitschule vor. Wie es das Parlament letzten November verlangt hat, sind Sicherheitsfragen erstmals Bestandteil des Vertrages. Die Reitschule müsse im Bereich Sicherheit mit den Behörden kooperieren, betont Stadtpräsident Alexander Tschäppät im Interview. Man dürfe sie aber nicht für Polizeiaufgaben verantwortlich machen. Getrennt sind in den Verträgen die Bereiche Kultur, Sicherheit und Gastronomie. Die Zwangsmassnahmen, die Regierungsstatthalter Christoph Lerch im Mai gegenüber den Gastrobetrieben verfügt hatte, sind zum grössten Teil nicht in Kraft. Lerch hatte einer Beschwerde der Reitschule die aufschiebende Wirkung entzogen. Die kantonale Volkswirtschaftsdirektion hob diese Massnahme auf. Die Beschwerde der Reitschule ist nach wie vor hängig und der grösste Teil der Zwangsmassnahmen noch nicht umgesetzt.mm/wrs Seite 3

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Leistungsvertrag mit der Reitschule

Die Sicherheit ist neu vertraglich geregelt

Der Berner Gemeinderat nimmt einen zweiten Anlauf, um die finanzielle Unterstützung für das Kulturzentrum Reitschule bis 2015 zu regeln. Wie es das Parlament verlangt hat, sind Sicherheitsfragen erstmals Bestandteil des Leistungsvertrags. Mitte-links reagiert positiv, die Bürgerlichen bleiben skeptisch.

Über die Bücher musste die Berner Stadtregierung, als das Parlament letzten November den Leistungsvertrag mit der Reitschule lediglich für ein Jahr absegnete. Der Gemeinderat müsse zuerst mit der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) die Verantwortlichkeiten im Bereich Sicherheit klären, lautete der Auftrag des Stadtrats (siehe Kasten rechts). Diesen Auftrag hat der Gemeinderat nun aus seiner Sicht erfüllt: Er hat den Leistungsvertrag gemeinsam mit den Reitschule-Betreibern überarbeitet und dabei erstmals gewisse Sicherheitsfragen schriftlich geregelt. "Der Gemeinderat ist überzeugt, dass mit diesem Ergebnis ein gutes Stück zum friedlichen Betrieb der Reitschule beigetragen wird", heisst es im Vortrag an den Stadtrat.

Das Tor bleibt ein Streitpunkt

Die vom Stadtrat verlangten Präzisierungen sind in einer separaten "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit" festgehalten. Wie Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) betont, habe die Reitschule schon bisher eine Sicherheitsstrategie gehabt. Erstmals liege diese nun aber schriftlich vor. Vertraglich geregelt ist unter anderem, dass Ikur-Mitarbeiter auf dem Vorplatz der Reitschule präsent sein und bei Konflikten vermittelnd eingreifen müssen. Tschäppät betont, dass der Gemeinderat erwartet, dass die Reitschule mit der Polizei kooperiert. Polizeiarbeit dürfe und müsse die Reitschule aber keine leisten (Interview).

Nicht erfüllt ist weiterhin die Forderung gewisser Parlamentarier, dass die Reitschule während konfliktträchtiger Demonstrationen das grosse Tor auf Anordnung der Polizei schliessen müsse. So soll verhindert werden, dass sich Randalierer in die Reitschule zurückziehen können. Dieser Punkt dürfte in der Stadtratsdebatte noch zu reden geben.

Im November im Stadtrat

Voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte wird der Vertrag in der vorberatenden Kommission behandelt. Der Stadtrat wird wohl Mitte oder Ende November darüber debattieren. "Unser Ziel ist es, dass wir den Vertrag noch dieses Jahr unter Dach und Fach bekommen. Sonst haben wir 2013 keine gültige Leistungsvereinbarung", sagt Alexander Tschäppät. Die Subventionen wurden bis Ende 2012 gesprochen. Es gebe "keinen Plan B", falls der Stadtrat den Vertrag nicht befürworte. Falls der Stadtrat Änderungen am Entwurf vornehmen würde, müssten die Stadt und die Ikur erneut verhandeln. Unabhängig vom Ausgang der Stadtratsdebatte verpflichten sich Stadt und Reitschule-Betreiber im Vertrag, sich künftig vierteljährlich zum Gespräch zu treffen.

380 000 Franken pro Jahr

Der eigentliche Leistungsvertrag orientiert sich an den Verträgen, welche die Stadt auch mit anderen Kulturinstitutionen abgeschlossen hat. Der Gemeinderat will das Kulturzentrum Reitschule weiterhin mit 380 000 Franken pro Jahr unterstützen. Dem Stadtrat wird ein Dreijahreskredit von 1,14 Millionen vorgelegt. Zum Entwurf liegt die Zustimmung der Ikur vor. "Die neue Struktur der Verträge schafft Übersichtlichkeit, Verbindlichkeit und klärt die Zuständigkeiten", lobt die Reitschule in einer Medienmitteilung. Sie geht davon aus, "dass bei der aktuellen Kreditrunde Vernunft und Konstruktivität über Wahlkampfgeplänkel obsiegen werden".

Mirjam Messerli · Wolf Röcken

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"Die Extrarunde hat sich gelohnt"

Der neue Leistungsvertrag könnte im Stadtrat eine knappe Mehrheit finden. Die GFL, die vor einem Jahr den Ausschlag zum Nein für einen vierjährigen Vertrag gab, sieht ihre Forderungen nun "weitgehend" erfüllt.

Im November 2011 bewilligte der Stadtrat einen lediglich einjährigen Leistungsvertrag mit der Reitschule und widersetzte sich damit dem Gemeinderat. Dieser hatte, wie bis anhin, einen vierjährigen Vertrag vorgeschlagen. Eine Partei gab damals den Ausschlag: die GFL. Die acht anwesenden GFL-Stadträte scherten aus dem RGM-Bündnis aus und sorgten für die Entscheidung zugunsten des nur einjährigen Vertrags. Hintergrund dieses Entscheids ist die Motion des früheren GFL-Stadtrats Erik Mosza aus dem Jahr 2008. Er hatte die Sicherheitsdiskussion rund um die Reitschule mit seinem Vorstoss ursprünglich ins Rollen gebracht. Mosza forderte klare Verantwortlichkeiten im Bereich Sicherheit, konkret einen Sicherheitsdienst.

Die Forderungen der Motion Mosza seien nun "weitgehend erfüllt", sagt GFL/EVP-Fraktionschef Daniel Klauser. "Die Extrarunde, die Gemeinderat und Ikur einlegen mussten, hat sich gelohnt. Bezüglich Sicherheitsvereinbarung ist man einen grossen Schritt weiter." Es sei nun klar festgehalten, dass die Reitschule-Betreiber verantwortlich seien für die Sicherheit ihrer Gäste. Im Bereich des Sicherheitsdienstes stelle er "grosse Fortschritte im Rahmen des Möglichen" fest, sagt Klauser. Nicht zu hundert Prozent erfüllt seien die Forderungen der Motion Mosza, was die Schliessung des grossen Tors anbelangt. "Da hätten wir uns mehr erhofft." Einerseits sei nun zwar die Behauptung, das Tor könne aus feuerpolizeilichen Gründen gar nicht geschlossen werden, auch vom Gemeinderat definitiv widerlegt worden. Andererseits seien die Formulierungen mit fixen Öffnungszeiten "etwas sonderbar". Dass die Reitschule nicht einlenke, dass die Polizei eine Torschliessung anordnen könne, sei aber "ein Stück weit nachvollziehbar", so Klauser. Die Meinung in der GFL-Fraktion ist noch nicht gemacht.

Daniel Klauser geht aber davon aus, dass seine Fraktion dem Leistungsvertrag nun zustimme und es damit auch im Stadtrat zu einem Ja komme. Die GFL stehe zur Reitschule. Der Vertrag biete dem Kulturzentrum eine Chance. "Entscheidend wird die Umsetzung des Vertrags sein sowie die Bewährung in der Praxis." Die SVP bleibt laut einer Mitteilung bei ihrer ablehnenden Haltung. Der Gemeinderat decke und fördere weiter "die linke Gewaltszene" in der Reitschule. Insbesondere stört sich die SVP an der vorgeschlagenen Praxis im Umgang mit dem grossen Tor. Die Schliessung auf Aufforderung der Polizei sei bei Demonstrationen, die aus dem Umfeld der Reitschule kommen, ein Muss und nicht verhandelbar. Die linken Parteien JA und SP zeigen sich ob dem neuen Leistungsvertrag erfreut. "Der Gemeinderat ist den ablehnenden Parteien weit entgegengekommen", so Annette Lehmann (SP). Die Extrarunde habe sich nicht unbedingt gelohnt. "Die Reitschule hat vorher viel gemacht in Punkto Sicherheit. Jetzt ist es einfach auf Papier festgehalten."wrs/jek

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"Die Reitschule kann keine Polizeiarbeit leisten"

Die Reitschule muss im Bereich Sicherheit kooperieren, darf aber aus Sicht von Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) nicht für Polizeiaufgaben verantwortlich gemacht werden.

Herr Tschäppät, der Gemeinderat ist überzeugt, dass der neu mit der Reitschule ausgehandelte Vertrag "ein gutes Stück zum friedlichen Betrieb" der Reitschule beitragen wird. Weshalb?

Alexander Tschäppät: In der Reitschule verkehren Tausende von Menschen. Darunter sind nicht nur einfache Gäste. Trotzdem hört man wenig Negatives aus der Reitschule. Der Kulturbetrieb funktioniert gut. In diesem Bereich macht die Reitschule einen tollen Job, sonst käme nicht jeder zweite Besucher von ausserhalb der Stadt Bern.

Im Bereich Sicherheit rund um die Reitschule gibt es aber immer wieder Probleme.

Ich will gar nicht ausblenden, was nicht gut läuft. Aber man darf die Ikur und das ganze Reitschule-Publikum nicht in Sippenhaft nehmen. Es gibt immer einige "Tuble", die nicht wissen, wie man sich benimmt. Das ist im Fussball so, das ist leider auch rund um die Reitschule so. Das fällt dann jeweils negativ auf die Reitschule zurück.

Zurück zum Leistungsvertrag. Weshalb also soll er bezüglich Sicherheitsfragen eine deutliche Verbesserung bringen?

Der Stadtrat verlangte, dass wir mit der Reitschule gewisse Punkte klären. Das haben wir getan. Erstmals sind die Sicherheitsfragen Bestandteil des Vertrages zwischen Stadt und Ikur.

Was heisst das konkret?

Wir konnten beispielsweise festhalten, wo die Verantwortung des internen Sicherheitsdiensts der Reitschule liegt und wo sie endet.

Ein umstrittener Punkt bleibt unverändert: Die Reitschule wird auch weiterhin das grosse Tor nicht auf Anforderung der Polizei schliessen. Weshalb?

Aus meiner Sicht ist die ausgehandelte Lösung sinnvoll. Das Tor ist während der Betriebszeiten der Reitschule offen. Grosse Demonstrationen, an denen es zu Ausschreitungen kommen kann, finden in der Regel ausserhalb dieser Öffnungszeiten statt.

Nicht, wenn sich solche Demos in den Abend hineinziehen…

Dann nicht. Aber man darf nicht die Illusion haben, man könnte die Reitschule einfach kurzfristig schliessen, weil die Polizei das verlangt. Wenn eine Veranstaltung läuft, kann die Reitschule das Tor nicht einfach zusperren. Das wäre viel zu gefährlich.

Wie löst man dieses Problem?

Für mich ist nicht die Lösung, dass man das Tor schliesst, sondern dass sich die Reitschule klar abgrenzt von Randalierern. Diese müssen wissen, dass sie dort nicht willkommen sind und keinen Unterschlupf finden. Die Ikur muss mit der Polizei kooperieren. Das erwartet der Gemeinderat. Aber die Reitschule kann und darf nicht die Arbeit der Polizei übernehmen.

Hat aus Ihrer Sicht die Reitschule bei den letzten Vorkommnissen - Stichwort Flaschenwürfe und Strassenbarrikaden - genügend kooperiert?

Ja. Die Reitschule hat versucht zur Deeskalation beizutragen. Beim jüngsten Vorfall ist dies auch gelungen. Das erwartet der Gemeinderat auch weiterhin.

Was passiert, falls sich während der laufenden Vertragsdauer zeigt, dass gewisse Punkte nicht eingehalten werden?

Die Subventionen können gekürzt werden, wenn der Vertrag nicht eingehalten wird.

Interview: Mirjam Messerli

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20 Minuten 26.9.12

Reitschule muss eigenen Sicherheitsdienst stellen

BERN. Die Reitschule wird wieder zum Zankapfel. Bürgerliche kritisieren den neuen Leistungsvertrag.

Mitarbeiter der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule müssen in Zukunft auf dem Vorplatz präsent sein. Das ist die markanteste Neuerung im Kapitel Sicherheit des gestern vom Gemeinderat verabschiedeten Leistungsvertrags mit der Reitschule. "Die Reitschule hat ein Interesse daran, dass eine gewisse Ordnung auf dem Vorplatz herrscht", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät. Es sei deshalb vernünftig, wenn die Reitschüler im Rahmen ihrer Möglichkeiten für Ordnung sorgten - "ohne dass sie die Polizei ersetzt". Die Reitschule habe schon bisher eine Sicherheitsstrategie gehabt. Diese sei nun schriftlich festgehalten worden.

Nicht zufrieden mit dem neuen Leistungsvertrag ist FDP-Stadtrat Bernhard Eicher: "Wir fordern seit Jahren einen professionellen Sicherheitsdienst. Diese Forderung ist nicht erfüllt." Ähnlich tönt es bei der SVP. "Der Gemeinderat ist wieder nicht gewillt, die Sicherheitsfragen abschliessend im Leistungsvertrag festzuschreiben", sagt SVP-Fraktionspräsident Roland Jakob.

Dafür äussert sich die Reitschule positiv: "Wir begrüssen die Genehmigung des Leistungsvertrags durch den Gemeinderat", teilte die Mediengruppe mit. Ob das Parlament den Kredit in der Höhe von 1,4 Millionen Franken für die Reitschule für die Jahre 2013 bis 2015 genehmigt, entscheidet der Stadtrat erst Mitte November. Markus Ehinger

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Online 25.9.12:
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Gemeinderat-genehmigt-ReitschuleLeistungsvertrag/story/31827782
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Gemeinderat-legt-neuen-Vertrag-mit-der-Reitschule-vor/story/29057145

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reitschule.ch 25.9.12

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Reitschule Bern begrüsst die Genehmigung des Leistungsvertrages durch den Gemeinderat. Die neue Struktur der Vertragswerke, die im Laufe des Jahres in mehreren Treffen zwischen Stadt und Reitschule sorgfältig ausgearbeitet wurden, schafft Übersichtlichkeit, Verbindlichkeit und klärt die Zuständigkeiten für alle Beteiligten. Das Kultur- und Begegnungszentrum Reitschule wünscht sich daher zu seinem 25. Geburtstag vom Stadtparlament ein Ja zum Leistungsvertrags-Kredit.

Im März und November 2011 hatte eine knappe Mitte-Rechts-Mehrheit - trotz Einigkeit zwischen den Vertragspartner_innen (Stadt Bern, Reitschule) - mit diffusen Argumenten zweimal den Kredit für den Reitschule-Leistungsvertrag verweigert.

Die Reitschule Bern geht nun davon aus, dass bei der aktuellen Kreditrunde Vernunft und Konstruktivität über Taktierereien und Wahlkampfgeplänkel obsiegen werden.
Es kann nicht sein, dass Konflikte zwischen Stadtparlament und Stadtregierung auf dem Rücken der Reitschule ausgetragen werden.

Am 26. und 27. Oktober 2012 feiert die Reitschule Bern mit einem rauschenden Fest ihr 25-jähriges Bestehen - eine gute Gelegenheit (für Parlamentarier_innen und alle anderen auch), wieder einmal die Reitschule zu besuchen, zum Beispiel an den öffentlichen Führungen.

Mit freundlichen Grüssen
Mediengruppe Reitschule Bern

Hintergrund: Link zu den Stellungnahmen der Reitschule von 2011:
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/11-11-29-PK-LV-Nein.html

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bern.ch 25.9.12
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/leistungsvertr

Leistungsvertrag erhält neue Struktur

Gemeinderat genehmigt Leistungsvertrag mit der Reitschule

Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) für die Jahre 2013 bis 2015 genehmigt. Dieser beschränkt sich neu auf die Pflichten und Leistungsvorgaben im kulturellen Bereich. Sicherheitsfragen werden neu in einer separaten Vereinbarung geregelt. Diese hat zum Ziel, den Dialog zu stärken und ist integraler Bestandteil des Vertrages.

Der Gemeinderat hat den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) neu strukturiert. Der Leistungsvertrag beschränkt sich ausschliesslich auf die Kultur. Die Bestimmungen halten sich eng an die Verträge, welche die Stadt auch mit anderen Kulturinstitutionen abgeschlossen hat. Geregelt sind unter anderem die Leistungen des Vereins, wie die Infrastruktur für das kulturelle Angebot. Dafür unterstützt die Stadt den Verein mit einem jährlichen Globalbeitrag von CHF 380'000, CHF 318'780 für die Jahresmiete und CHF 61'220 als Beitrag an die Nebenkosten.

Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit

Integraler Bestandteil des Leistungsvertrages ist neu eine "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit". Darin regeln die Stadt und IKuR die Zusammenarbeit und bezeichnen Zuständigkeiten und Kontaktpersonen. Vereinbart sind auch vierteljährliche Gespräche zwischen der Stadt und IKuR, um situationsbezogen Probleme zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Bei Bedarf können weitere Gesprächsteilnehmende beigezogen werden.

Ein Kapitel der Vereinbarung ist der Sicherheit gewidmet. Darin ist festgeschrieben, dass die IKuR verantwortlich ist für die Notfallorganisation sowie die Sicherheit der Gäste und der Mitarbeitenden. Mitarbeitende der IKuR müssen auf dem Vorplatz präsent sein. Sie fungieren unter anderem als Ansprechpersonen und vermitteln in Konfliktsituationen. Geregelt sind auch die Öffnungszeiten des grossen Tors (Dienstag - Donnerstag: 11.30 - 24 Uhr, Freitag: 11.30 - 2 Uhr, Samstag, 18 - 2 Uhr). Dieses kann die Reitschule vorübergehend schliessen, um die Sicherheit der Anwesenden zu gewährleisten, etwa bei Demonstrationen. Allerdings übernimmt der Verein IKuR keine polizeilichen Aufgaben.

Der Gemeinderat ist überzeugt, dass mit dem neu ausgehandelten Vertragswerk der besonderen Stellung der Reitschule als autonomes, nicht-kommerzielles Kultur- und Begegnungszentrum gerecht wird und gleichzeitig klarer geregelt ist, wo welche Fragen diskutiert werden müssen. Er genehmigt den Leistungsvertrag und die neue Vereinbarung und legt dem Stadtrat einen Kredit von CHF 1'140'000 für die Jahre 2013 bis 2015 vor.

Informationsdienst der Stadt Bern

Downloads
- Vereinbarung IKuR (PDF 155 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/leistungsvertr/0925_vereinbarung_ikur.pdf
- Leistungsvertrag IKuR (PDF 165 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/leistungsvertr/0925_leistungsvertrag_ikur.pdf
- Vortrag Leistungsvertrag IKuR (PDF 97.0 KB)
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/09/leistungsvertr/0925_vortrag_leistungsvertrag_ikur.pdf

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kulturstattbern.derbund.ch 24.9.12

Kulturbeutel 39/12

Von Benedikt Sartorius am Montag, den 24. September 2012, um 06:09 Uhr

Herr Imhof empfiehlt:
Ein langes elektronisches Zappelwochenende steht uns bevor: Am Donnerstag lädt die Fraktion Tanz alias die "Brückenkinder" zum Warm-Up im Club Bonsoir. Freitags gehts nahtlos weiter und der wunderbare Oliver Schories steht mit seinem vielseitigen Mix im Dachstock auf dem Programm. Und zu guter Letzt gibt sich Pépé Bradock - der Schutzpatron des housigen Untergrunds - im Kapitel die Ehre. Ab i d’Discoschliifer!

(...)

Herr Sartorius empfiehlt:
Die tiefsten Bässe, und die besten sowieso: Die hat Soundtheoretiker, Dubstep-Pionier und Labelbegründer Steve Goodman alias Kode9 im Gepäck. Am Samstag im Dachstock.

(...)