MEDIENSPIEGEL 08. - 14. OKTOBER 2012

Telebärn 14.10.12
Erneuter Angriff: Polizei ist Opfer von Flaschenwürfen.
http://www.telebaern.tv/121014-news.html

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police.be.ch 14.10.12
http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2012/10/20121014_1513_stadt_bern_polizeifahrzeugmitflaschenbeworfen

Stadt Bern: Polizeifahrzeug mit Flaschen beworfen

 

14. Oktober 2012

 

pkb. In der Nacht auf Sonntag haben Unbekannte in der Stadt Bern Flaschen gegen ein vorbeifahrendes Polizeifahrzeug geworfen. Verletzt wurde niemand, es entstand Sachschaden.

 

Der Vorfall ereignete sich am Sonntag, 14. Oktober 2012 gegen 0350 Uhr auf der Schützenmattstrasse in der Stadt Bern. Ein Polizeifahrzeug fuhr auf der Schützenmattstrasse in Richtung Bierhübeli. Auf Höhe der Eisenbahnbrücke wurde der Streifenwagen vom Reithallenvorplatz her von mindestens zwei vermummten Unbekannten gezielt mit Flaschen beworfen, welche teils mit Farbe gefüllt waren. Durch die Flaschen wurde der linke Seitenspiegel zerstört und die linke Seite des Autos mit schwarzer Farbe verschmutzt.

Die beiden Polizisten blieben unverletzt.

(ah)


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journal-b.ch 14.10.12

http://www.journal-b.ch/de/092012/alltag/172/Ein-Tanz-um-die-Nacht-Teil-3-Das-Finale.htm

 

Ein Tanz um die Nacht: Teil 3, Das Finale

 

Was waren die Auslöser, wo waren die Anfänge? In einer dreiteiligen Geschichte blickt Journal B auf die Entstehung von "Tanz dich frei 2.0", der grössten Jugenddemo seit 1987 zurück.

 

Die letzte "freie" Nacht auf dem Vorplatz vor den vom Regierungsstatthalter Christoph Lerch angekündigten neuen Regelungen feierte man laut, lange und mit Feuerwerkskörpern. Die erste Nacht, in denen die Verbote in Kraft traten, hatte noch mehr Knalleffekt: Am 12. Mai um 0.30 Uhr nämlich bewegte sich ein tanzender Tross von 3000 Leuten Richtung Innenstadt. "Nehmt ihr uns den Vorplatz, nehmen wir uns die Stadt", hiess es auf Bannern und Flyern. Die spontane Demo verlief friedlich.

 

"Wir haben nicht gross mobilisiert, wir sagten nur: Kommt, es wird etwas passieren", erzählt der Reitschüler Tom Locher. Der 12. Mai sei für "Tanz dich frei" entscheidend gewesen. "Für die Nachtdemo haben verschiedene Gruppierungen zusammengearbeitet und man hat realisiert: Wir können etwas bewegen." Das Gleiche galt für 3000 Partygänger.

 

Wer es also nicht durch Mund-zu-Mund-Propaganda oder Facebook erfuhr, tat es durch die Medien: Die Nachtdemo war die Party des Jahres - und am 2. Juni würde wieder getanzt werden. Wer dabei war, wollte nochmal. Und wer nicht dabei war, wollte den zweiten Streich ganz bestimmt nicht verpassen. Mitte Mai solidarisierte sich die Reitschule offiziell mit "Tanz dich frei 2.0" und rief weitere Clubs auf, es ihr gleichzutun. Tags darauf folgten das "Kapitel" und das "Bonsoir".

 

"Nicht kommerzielle Räume sind auch für normale Clubs wichtig", sagt hierzu Kapitel-Betreiber Diego Dahinden. "All die Leute, die zu jung sind oder sich den Eintritt nicht leisten können oder wollen, müssen irgendwohin. In Bern gibt es nur den Vorplatz." Die Reitschule sei in der Stadt so etwas wie eine Jugendarbeiterin - ungewollt.

 

Überhaupt spielte die widerstandserfahrene Reitschule bei der Mobilisierung eine wichtige Rolle. Seit ihrer offiziellen Eröffnung 1987 hatte das autonome Jugendzentrum zahlreiche Existenzkämpfe auszutragen, allein fünf Abbruchabstimmungen hatte sie zu bewältigen. Dazu kommt das politische Engagement wie etwa der Anti-Wto-Gruppierungen, der Reclaim-the-Streets- und der Sauvage-Bewegung. Das bringt Erfahrung und Netzwerke. "Wenn die Reitschule angegriffen wird, stehen sehr viele Leute bereit, um sich zu engagieren", sagt Locher.

 

Das Tanz-dich-frei-OK hielt sich derweil im Hintergrund und überliess das Sprechen denen, die es wollten. Über Facebook wurde neben dem schon bestehenden Text lediglich kommuniziert, dass die Demo friedlich sein soll. Auch Flurin Jecker rief auf seinem Blog zum friedlichen Protest auf. Warum er das tat, obwohl er mit der Organisation überhaupt nichts zu tun hatte? "Nachdem ich schon die Lerch-Sache kommentiert hatte, fühlte ich mich irgendwie verantwortlich", sagt er. Und nennt damit wohl den Grund, der etliche Bands und Veranstalter dazu bewog, die Organisatoren zu kontaktieren, Wagen zu bauen und mitzumischen. Man fühlte sich verantwortlich. So auch Rapper wie Baze, Greis oder PVP vom Hiphop-Label "Chlyklass".

 

"Wir hörten, dass bei der Demo vor allem elektronische Musik laufen würde. Und wir wollten, dass auch die Rap-Szene vertreten ist", erzählt ihr Manager Baldy Minder. Er wandte sich an eine Freundin, von der er die Nummer einer der Organisatoren bekam, und meldete seinen Wagen an. "Das Organisationskomitee wusste natürlich, wie viele Wagen kommen würden, aber gemacht haben wir sie selbst", sagt er.

 

"Im Umkreis von ein paar Kilometern war kein Generator oder Traktor mehr zu haben", erzählt Terry Loosli. Etliche Leute hätten ihn auf der Suche nach fehlenden Teilen angerufen. "Es war eigentlich nicht anders als 1987. Es gab keine durchstrukturierte Organisation, sondern das Ganze beruhte auf einem engen Netzwerk und war sozusagen selbstorganisierend", sagt der Szenekenner. "Ich wüsste auch nicht, dass Patent Ochsner jemals angefragt worden ist."

 

So standen am Samstagnachmittag des 2. Juni bei schönem Wetter zehn mit Soundsystemen bepackte Wagen auf dem Vorplatz. Bei einem Briefing am Nachmittag erfuhren sie ihre Route, erhielten Funkgeräte und eine Menge Dosenbier. Dies konnte in der Reitschule bezogen und zum festen Preis von 3 Franken verkauft werden. Der Erlös würde in einen Pool fliessen, sodass möglichst alle Kosten gedeckt würden. Dann konnte sie losgehen, die Riesenparty. Und jeder konnte sich frei tanzen von was er sich eben gerade eingeengt fühlte.

 

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"Tanz dich frei 2.0"

 

Am 2. Juni 2012 demonstrierten in Bern tausende junge Menschen gegen Einschränkungen im Nachtleben. Wie haben die Organisatoren das bloss angestellt? Ziemlich unkompliziert, wie die Entstehungsgeschichte der grössten politischen Party der Schweiz zeigt. Teil 3 beleuchtet die letzten Tage und Stunden vor der Demonstration.


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Bund 13.10.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Hoechste-Zeit-dem-Vertrag-zuzustimmen/story/18553336

Leitartikel

Bürgerliche verlangen erneut die Rückweisung des Reitschule-Leistungsvertrags. Das ist unnütze Polemik.

Höchste Zeit, dem Vertrag zuzustimmen

 

Timo Kollbrunner

Die Zustände rund um die Reitschule seien "unhaltbar", liess die Polizei zu Beginn der Woche verlauten und forderte ein Gespräch mit dem Stadtpräsidenten und dem Sicherheitsdirektor. Rückblende auf den 31. Oktober 2011: Der Zustand rund um die Reitschule sei "nicht mehr tragbar", sagte damals eine Polizeisprecherin, nachdem Polizisten auf dem Vorplatz angegriffen worden waren, und forderte "politische Massnahmen".

 

Was ist seither geschehen? Das bürgerliche Lager, dank der Hilfe der GFL in der Mehrheit, hat dem Leistungsvertrag nur für ein Jahr zugestimmt, die Reitschule die Unterschrift verweigert. Erst vor zwei Wochen hat der Gemeinderat das überarbeitete Abkommen genehmigt. Erstmals sind der Kulturauftrag und Sicherheitsaspekte getrennt geregelt. Doch Sicherheitsdirektor Reto Nause, der die Reitschule in den Medien gerne mit markigen Worten in die Pflicht nimmt, hat die Chance verpasst, sich einzubringen. Die Verhandlungen mit der Reitschule führte nicht er, sondern die Präsidialdirektion - auch jene zur Sicherheitsvereinbarung. Dass Nause mit dem Resultat nicht zufrieden ist, ist weder ein Geheimnis noch überraschend. Denn in ihrer ganzen Vagheit sind die Sicherheitsbestimmungen in erster Linie ein verschriftlichtes Eingeständnis, dass der Problematik auf dem Vorplatz nicht mit einem schriftlichen Konzept beizukommen ist.

 

Kein direkter Zusammenhang

 

Dennoch ist zu hoffen, dass der Leistungsvertrag im Stadtrat nun tatsächlich durchkommt. Dass die GFL nach ihrem wenig weitsichtigen Hin und Her um die Reitschule dem Vertrag nun eine Mehrheit verschaffen will, ist deshalb zu begrüssen. Würde er besiegelt, bestünde zumindest die Hoffnung, dass die parlamentarischen Diskussionen um die Sub- ventionierung der von der Reitschule erbrachten Kulturleistungen künftig nicht mehr durch unfruchtbare Diskussionen rund um die Sicherheit auf der Schützenmatte in ewige Längen gezogen werden. Denn diese wiederkehrenden, emotionalen Debatten mit den immer gleichen Akteuren und Argumenten im Stadtrat dienen wohl der Profilierung einiger Parlamentarier, nicht aber der Beruhigung der Lage auf dem Vorplatz. Alleine angesichts der stetig zahlreicher werdenden pendenten Geschäfte sollte sich das Stadtparlament solche Leerläufe schlicht nicht mehr leisten.

 

Wenig zielführend sind auch die öffentlichen Hilferufe der Polizei. Es ist nicht nur das Recht, es ist die Pflicht der Polizeileitung, etwas zu unternehmen, wenn sie Zustände erkennt, die für ihre Mitarbeiter unannehmbar sind. Aber öffentlich "unhaltbare Zustände" zu monieren, ohne Lösungen vorzuschlagen - weil es keine einfachen Lösungen gibt - ist kein konstruktiver Beitrag. Mit ihrem medialen Vorpreschen hat die Polizei lediglich die unfruchtbare Doppeldiskussion - die Verknüpfung von kultureller Leistung mit Problemen der Sicherheit - neu entfacht. Wenn sie moniert, seit neustem müsse sie sich selbst bei Einsätzen in Acht nehmen, "die in keinem Zusammenhang mit der Reitschule stehen", übersieht die Polizei, das dies eben auch für manche Attacken auf Polizisten gilt: Sie stehen in keinem direkten Zusammenhang zum Kulturzentrum Reitschule.

 

Konflikte sind programmiert

 

Der Vorplatz der Reitschule ist eben nicht nur der Platz vor der Reitschule. Er ist auch der Platz vor der einzigen Drogenanlaufstelle der Stadt - und damit der "natürliche Lebensraum" von Dealern wie Drogenfahndern. Und er ist der Freiluft-Jugendtreff der Stadt, der Platz, auf dem sich die Berner Jugendlichen des Nachts treffen, ohne Eintritt bezahlen zu müssen. Dass diese Konstellation Konfliktpotenzial birgt, liegt auf der Hand. Unbestritten ist auch, dass sich die Polizei auf der Schützenmatte nicht immer geschickt verhält. Und dass die Polizeiführung in der Vergangenheit nach umstrittenen Einsätzen kaum Willen zeigte, das eigene Tun kritisch zu hinterfragen, hat das Misstrauen ihr gegenüber sicher nicht gesenkt. Eines ist klar: Einer, der mit Flaschenwürfen gegen Polizeiautos seinen Frust abreagiert oder auf der Suche nach Adrenalin vorbeifahrende Polizisten angreift, soll bestraft werden. Doch die Reitschule für seine Taten verantwortlich zu machen, ist zu einfach. Verantwortlich ist der Flaschenwerfer. Und verantwortlich dafür, dass er zur Verantwortung gezogen wird, sind Polizei und Justiz.

 

Reto Nause beteuert, er wolle den Dialog mit den Reitschulbetreibern suchen. Es ist zu hoffen, dass er das tut, und es ist zu hoffen, dass die Betreiber der Reitschule dem Dialog eine Chance geben. Doch überhöhte Hoffnungen wären verfehlt: Dass sich zwischen Reitschule und Polizei in nächster Zeit eine Zusammenarbeit bar jeden Argwohns entspinnt, ist ebenso Wunschdenken wie die Vorstellung, dass sich dadurch alle Zusammenstösse zwischen Jugendlichen und Polizisten verhindern lassen. Um das Konfrontationspotenzial auf dem Vorplatz nachhaltig zu mindern, bedarf es anderer Mittel. Eine zweite Drogenanlaufstelle etwa oder neue, niederschwellige Angebote für Jugendliche wären sicher besser geeignet, um die Situation auf dem Vorplatz zu beruhigen, als Polemik in der Endlosschlaufe.


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BZ 13.10.12

Der Tanz der Gebärden

 

Tojo-Theater · Verstehen Hörende Gebärden, die sie nicht kennen? Können Gehörlose Tanzmusik wahrnehmen? Mit diesen Fragen experimentiert Choreograf Joshua Monten im Tojo.

Ein Tänzer (Derrick Amanatidis) lässt im Schweinwerferlicht seine Hände sprechen. Zuerst kurz und sachte. Immer bestimmter wiederholt er die Gebärden. Nach und nach bewegen sich weitere Körperteile. Aus dem Dunkeln kommt eine andere Tänzerin (Ariel Cohen) auf ihn zu und sagt klar: "I don’t understand you". Dennoch nähert sie sich an, steigt in die rhythmischen Bewegungen ein. Zwei weitere Tanzende (Eugene W. Rhodes und Fhunyue Gao) begeben sich ins Geschehen. Bald ist für den Zuschauer nicht mehr zu erkennen, was Gebärde, was Tanzelement ist.

Auch für Nichthörende

Die Produktion "About Strange Lands And People" des in New York geborenen Joshua Monten, der von 2004 bis 2008 im Berner Ballett tanzte, ist in Zusammenarbeit mit Menschen entstanden, welche die Gebärdensprache nutzen. Der Ausgangspunkt war die Frage, wie dieses Kommunizieren funktioniert. Aber auch umgekehrt wollte Menton wissen: Was vermögen Gebärden und Tanz von Musik zu vermitteln, wenn man sie nicht hören kann? Somit sollen sowohl Hörende wie Nichthörende einen Zugang zum Stück finden.

Monten vermischt verschiedene Ausdruckselemente zu einem vielschichtigen Tanztheater. Nebst Gebärden und Tanz fliessen auch gesprochene Sprache und schauspielerische Formen mit ein. Die Gebärden werden zudem tänzerisch interpretiert und entwickeln sich damit über ihre eigentlichen Zeichen hinaus. Die vier Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich im Lauf des Stücks immer stärker aufeinander zu. Virtuos stellen sie Szenen des Streits und erotische Momente dar. Körper verknoten sich und stossen sich schliesslich wieder ab. Sie tanzen mehrheitlich zur Klaviersonate in h-Moll von Franz Liszt, doch es gibt auch Einschübe elektronischer Musik sowie stille Sequenzen.

Die Choreografie ist stark durch Wiederholungen von Tanzfiguren und Dialogen in Gebärdensprache geprägt, was dem Stück eine besondere rhythmische Wirkung verleiht. Es entfaltet sich eine beeindruckende Ausdruckskraft - auch ohne dass man die Gebärden versteht.

Regine Gerbert

Tojo-Theater 13.10. um 20.30 Uhr (mit Publikumsgespräch), 14.10. um 19 Uhr. Die Vorstellungen sind mit einer Anlage für induktives Hören ausgestattet.

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journal-b.ch 12.10.12
http://www.journal-b.ch/de/092012/alltag/170/Ein-Tanz-um-die-Nacht-Teil-2-Neuer-Pakt-im-Basislager.htm


Ein Tanz um die Nacht: Teil 2, Neuer Pakt im Basislager

 

Was waren die Auslöser, wo waren die Anfänge? In einer dreiteiligen Geschichte blickt Journal B auf die Entstehung von "Tanz dich frei 2.0" zurück.

 

Die Kampfansage "Figg di Frou Müller" nach der Schliessung des "SousSoul" war ein Ausgangspunkt zu "Tanz dich frei". Diese Protestaktion weitete sich auf Facebook rasch aus. Den Anstoss dazu gab drei Tage später die Nachricht, dass das Partylabel "Ammonit" sein traditionelles Oster-Elektro-Weekend im Kornhausforum nicht durchführen könne - wegen kurzfristig geänderter Behördenbeschlüsse. "Das war für mich der Wendepunkt, der 'Tanz dich frei' möglich machte", sagt Loosli. War die Nachtlebenproblematik bislang ein Thema der Kulturszene gewesen, schwappte sie nun auf die kommerzielle Clubszene über - und somit auf die breite Masse. Der Diskurs gewann öffentlich an Fahrt. Clubbesitzer, Veranstalter und Partygäste empörten sich gleichermassen, die Medien berichteten, und man fragte sich: Gibt es einen neuen Kulturstreik, so wie damals 1987?

 

Auch "Pro Nachtleben Bern", eine Gruppe von jungen Politikern quer durch alle Lager - ausser der SVP - sah jetzt Handlungsbedarf. Sie warnte vor kopflosen Einzelaktionen und berief am 20. Januar eine offene Sitzung für alle Interessierten ein. "Es erschienen Veranstalter, Clubverantwortliche, Privatpersonen, alles mögliche", sagt Tom Berger, Präsident von "Pro Nachtleben Bern". Das Ziel der Sitzung war, gemeinsam eine Demo nach dem Vorbild des Berner Bebens 1987 auf die Beine zu stellen. Und so ging man verschiedene Ideen durch. Wäre es möglich, dass alle Clubs um 0.30 Uhr schliessen und die Gäste (inklusive DJ's) auf die Strasse schicken? Könnte man über einen Radioaufruf Leute für eine überraschende Demo zusammentrommeln? Sollte man die Gemeinderäte vor ihrer Mittwochssitzung abfangen und auf einen Drink einladen? Zentral war auch die Frage, wie man mit dem Thema wirklich viele Leute erreichen kann. An Ideen fehlte es der bunt zusammengewürfelten Versammlung nicht. Doch nach einem zweiten Treffen kristallisierte sich immer klarer heraus, wie gross das Sicherheitsrisiko in jedem Fall sein würde - nämlich unüberschaubar gross. Anonymität war eine Voraussetzung. So schloss Sitzungsleiter Tom Berger: "Wir lassen es bleiben." Und er tat das auch. Doch die Ideen standen im Raum, ebenso die motivierten Leute. "Ich hoffte, oder na ja, ich wusste eigentlich, dass die Sache trotzdem kommt", schmunzelt Berger.

 

Die Veranstaltung "Tanz dich frei 2.0" war zu dieser Zeit schon längst auf Facebook aufgeschaltet. Tom Berger ist überzeugt, dass einige Personen aus der vorangegangenen Sitzung zur Tanz-dich-frei-Organisation dazustiessen und neue Inhalte einbrachten. Waren die bestehende Plattform, der Slogan sowie der Termin als Voraussetzungen für ihr Anliegen doch ideal. Aber war die ursprüngliche Organisation einfach so bereit, ihre antikapitalistische Botschaft um das aktuelle Thema Nachtleben zu erweitern?

 

"Klar gibt es da viele Widersprüche", sagt der langjährige Reitschule-Aktivist Tom Locher. Die Zusammenarbeit mit den Clubs stehe im Kontrast zur Forderung von nicht kommerziellen Räumen. Doch "Tanz dich frei" sei einfach das ideale und zu der Zeit auch einzige mögliche Gefäss für eine Grossdemo gewesen. "Angesichts der aktuellen Ereignisse und der herrschenden Dynamik war das OK bereit, sich ein wenig zurückzunehmen", sagt er. Als sich abzeichnete, wie gross diese Sache werden würde, war man sowieso auf Verstärkung angewiesen. "Die Organisatoren wurden von der neuen Dimension ihrer Demo ja selbst auch überrascht", so Locher.

 

Die Reihen von "Tanz dich frei" wurden also neu geschlossen oder die Basis zumindest verbreitert. Davon standen nun aber noch keine Leute auf der Strasse. Einen entscheidenden Teil von deren Mobilisierung besorgte die Stadt Bern schliesslich selbst. Schon im Februar kündigte Regierungsstatthalter Christoph Lerch neue Auflagen für den Wochenendbetrieb der Reitschule an. Ende April, gut einen Monat vor der Demo, liess er die Bombe platzen: auf dem Vorplatz der Reitschule, auf dem sich an schönen Wochenenden nächtens jeweils 1000 bis 2000 Leute tummeln, dürfe ab 0.30 Uhr künftig kein Alkohol mehr ausgeschenkt und die Gäste sollten weggewiesen werden.

 

"Figg di Herr Lerch" prangte die Antwort der Reitschule umgehend und grossformatig an ihren Mauern. Die neue Kampfansage war rasch allerorts zu sehen - auf der Strasse wie im Internet war ein wahrer Shitstorm losgetreten. "Mit dieser Konfrontation unter der Gürtellinie hatte ich nicht gerechnet", sagte der Sozialdemokrat Christoph Lerch gegenüber "Der Bund". Der beleidigende Leitspruch wurde vielseitig kritisiert. auch Figg-di-Frou-Müller-Initiant Loosli distanziert sich: "Das war eine andere Gruppe, die unseren Spruch übernommen hat." Doch umstritten oder nicht - das Kampfmotto war gefunden und eignete sich als mediales Stück bestens. Zudem hatte die Jugend mit Herrn Lerch nun ein gemeinsames Feindbild, was bekanntlich eint.

 

"Das machen wir nicht mit", verkündete der Blogger Flurin Jecker in seinem Videoblog sowie in einem offenen Brief an den Regierungsstatthalter. Keinesfalls würde sich die Jugend um 0.30 Uhr vom Vorplatz, ihrem letzten freien Ort, wegbewegen, spricht der 21-jährige Biologiestudent eindringlich in die Webcam. Um sich darauf neckisch ein Szenario auszumalen: "Stellen Sie sich mal vor, was es für ein Fest wird, wenn 1000 Leute gleichzeitig den Vorplatz Richtung Stadt verlassen. Das wird geil!" Jeckers Videobotschaft fand ein beachtliches Publikum (nach zwei Tagen 6000 Likes) und wurde für viele zum Credo der Bewegung im Kampf gegen die Auflagen. Und seine Prognose sollte sich schliesslich auch bewahrheiten.


Teil 3 erscheint am Sonntag, 14. Oktober.

 

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kulturstattbern.derbund.ch 11.10.12

 

Festivalzeit

 

Von Benedikt Sartorius am Donnerstag, den 11. Oktober 2012, um 07:29 Uhr

 

Ja, die Festivalsaison ist nicht totzukriegen. Und das ist eigentlich auch ganz gut so, zumal ja dieses Wochenende gleich zwei schöne Veranstaltungen anstehen, die bisher in diesen Rubriken reichlich untergingen.

 

- Da wäre etwa für die Anhängerschaft des lokalen Filmschaffens das Berner Filmpreis-Festival, das in der Cinématte, dem Kino im Kunstmuseum, dem Lichtspiel, dem Kellerkino sowie im Kino der Reitschule stattfindet. Hier kann ab heute nachgeschaut werden, wie vielfältig das Berner Filmschaffen derzeit ist. Und vor allem dürfen gebündelt verpasste oder noch nicht gesehene Werke wie etwa "Work Hard Play Hard" oder "Thorberg" unter die Lupe genommen werden. Ob ich dann für den Publikumspreis abstimmen werde? Das werde ich vor Ort prüfen. Hier jedenfalls der frühmorgens ziemlich stroboskopierende Festivaltrailer:

 

 

- Das Münster eignet sich nicht nur für Treppenlaufen, sondern auch für improvisierte Musik. Seit dreizehn Jahren findet dort das Festival Zoom In statt - dieses Jahr u.a. mit dem Gitarristen Fred Frith, den ich immer noch nie live anhören durfte. Frith wird das Festival, das morgen Freitag beginnt, am Sonntag beenden. Schön.

 

- In einer ferneren Zukunft, nämlich vom 16. bis 18. November, gastiert das Heartland Festival im Dachstock. Neu gibt es für die Labelschau von Constellation Records, die uns MusikerInnen und Formationen wie Matana Roberts, Sandro Perri und Godspeed! You Black Emperor präsentiert, nun auch Tagespässe zum Kaufen. Und eine Woche später ist ja dann bereits Saint-Ghetto-Zeit. Kurz, die Festivalsaison nimmt kein Ende.

 

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kulturagenda.be 11.10.12

 

Klartext zum Kulturklima (6) mit Adi Blum

 

Adi Blum ist freischaffender Autor und Musiker. Er betreibt in Bümpliz den Werktag, einen Raum, in dem unter anderem Kleinkunstveranstaltungen stattfinden. Blum ist zudem Mitglied des Grünen Bündnisses und kandidiert für den Stadtrat.

 

Sie leben erst seit zwei Jahren in der Stadt Bern. Welche Entwicklungen im kulturellen Bereich haben Sie in dieser Zeit wahrgenommen? Das Programm der etablierten Berner Institutionen hat mich noch nicht so recht überzeugen können. Positiv aufgefallen ist mir dafür der Progr. Die Stadt erlaubt sich, damit zentral mit Kultur aufzutreten. Das finde ich bewundernswert. Ich komme aus Luzern, dort wird alternative Kultur zunehmend an die Ränder gedrängt.

 

Den Verkauf des Progrs an die Kunstschaffenden haben Sie allerdings auch schon kritisiert. Wieso?

 

Ich kritisiere den Verkauf überhaupt nicht. Es ist interessant, dass die Künstlerinitiative bei der Bevölkerung auf eine so breite Gegenliebe gestossen ist. Die Stadt, zu deren Kernaufgaben es gehört, gute Rahmenbedingungen für die Kultur zu bieten, hat durch diese Privatisierung Gestaltungsraum und damit Kontrolle verloren. Aber es ist natürlich nie zu spät, sich erneut zu engagieren.

 

Die Kulturpolitik der Stadt Bern stützt sich im Wesentlichen auf ein Strategiepapier, das im Jahr 2011 ausgelaufen ist. Wie stehen Sie dazu?

 

Die Forderung nach einem neuen Grundlagenpapier erscheint mir selbstverständlich. Das Parlament sollte auf eine gute Faktenlage zurückgreifen können, um seine Aufgaben wahrnehmen zu können. Eine Kulturpolitik ohne Strategie lässt sich mit einem Schiff ohne Kapitän vergleichen: Sie lässt sich treiben.

 

Welchen kulturpolitischen Kurs sollte die Stadt Bern langfristig verfolgen?

 

Es gibt verschiedene Ebenen. Für die kulturelle Vielfalt ist es falsch, 95 Prozent des Budgets auf einige wenige zu konzentrieren. Vielfalt würde bedeuten, 100 Prozent breit anzulegen. Sonst droht ein Festhalten am Bestehenden bis zu dessen Untergang. Kulturverträglichkeit ist für mich auch ein wichtiger Begriff.

 

Was bedeutet das konkret?

 

Bei jedem politischen Entscheid sollte geprüft werden, ob er mit unseren kulturellen Grundsätzen zu vereinbaren ist. Denn Kulturpolitik ist mehr, als nur Räume zur Verfügung zu stellen und über Öffnungszeiten zu diskutieren. Mit bekult gibt es eine Organisation, die versucht, die Kultur zu bündeln. Das ist gut. Ich verstehe allerdings nicht, wieso nur die Veranstalter darin organisiert sind. Kultur bedeutet ja nicht nur zu zeigen, sondern auch zu produzieren. Im Prinzip braucht es "akult", eine Organisation, die alle Kulturschaffenden unter einem Dach versammelt.

 

Sie haben die Zwischennutzung des Stadttheaters vorgeschlagen. Ist die Umnutzung von R.umen eine wirkungsvolle Massnahme zur Förderung der kulturellen Vielfalt?

 

Kirchen beispielsweise werden immer leerer. In Basel gibt es bereits grosse Kulturkirchen. Irgendwann werden auch die etablierten Kulturhäuser umgenutzt werden müssen, weil sie nur noch bei einem kleinen Bevölkerungsteil Zuspruch finden. Dazu kommt, dass in Bern, abgesehen von der Reitschule, Orte fehlen, an denen man sich ohne Konsumationszwang treffen kann. Leerstehende städtische Liegenschaften etwa könnten per sofort für eine Zwischennutzung zur Verfügung gestellt werden. Das müsste nicht in Ausnahmefällen geschehen, sondern zur Regel werden. So wie es ja mit dem Progr auch angefangen hat.

 

Interview: Nelly Jaggi

 

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BZ 11.10.12

 

Schaulaufen für den Berner Filmpreis

 

Filmfestival · Beim Berner Filmpreis soll das Publikum mitreden: Die Programmkinos Cinématte, Reitschule, Kunstmuseum, Kellerkino und Lichtspiel zeigen die nominierten Berner Filme im Vorfeld der Preisverleihung. Bestimmt wird auch ein Publikumspreis.

 

Was der Schweizer Filmpreis leisten soll, darf für den Berner Filmpreis nicht minder gelten: Es braucht für den Anlass eine Formel, die eine breite Öffentlichkeit miteinbezieht, wenn er nicht als reine Branchenveranstaltung abgestempelt werden will. Auch über die aktive lokale Filmszene hinaus soll man mitfiebern: Wer gewinnt dieses Jahr den Berner Oscar? Die Lösung der Stunde lautet Berner Filmpreisfestival und basiert auf einem Konzept des Stadtberner Spielstättenverbunds "Das andere Kino" (bestehend aus den fünf Programmkinos Cinématte, Reitschule, Kunstmuseum, Kellerkino und Lichtspiel) unter Mitarbeit des kantonalen Amts für Kultur.

 

Publikum soll mitfiebern

 

Das Rezept: Rund einen Monat vor der tatsächlichen Verleihung des Berner Filmpreises am 14. November in der Dampfzentrale Bern laufen in allen Programmkinos der Stadt während 3 Tagen (beziehungsweise 4 mit der heutigen Eröffnungsveranstaltung in der Cinématte) sämtliche für den Berner Filmpreis nominierten Kurz- und Langfilme. Das interessierte Publikum kann das Material dabei nicht nur gestaffelt sichten, sondern auch gleich bewerten: Sowohl in der Kurz- als auch in der Langfilmsektion werden die Publikumsfavoriten gesucht. Vergeben werden diese beiden Preise dann an der Abschlussveranstaltung des Festivals am Sonntagabend, einhergehend mit der Bekanntgabe des von einer Jury erkorenen Hauptgewinners des Berner Filmpreises. Bei letzterer Kategorie handelt es sich aber wohlverstanden nur um eine Ankündigung - denn verliehen wird der Hauptpreis, wie oben angemerkt, erst im November.

 

Zu viel Tamtam?

 

Etwas gar viel unübersichtliches Tamtam um den Berner Film? Und vor allem: Braucht die Schweiz wirklich ein weiteres Filmfestival? "Ob es unsere Veranstaltung braucht, das werden wir nach dem kommenden Sonntag wissen", meint Barny Schürch, Betreiber des Kinos Cinématte und Co-Initiant des Projekts. "Für uns zählt vor allem, dass wir als Kinoverbund gemeinsam das lokale Filmschaffen besser dokumentieren können."

 

Dürftige Exklusivität

 

Doch zumindest im Langfilmbereich lässt die Exklusivität des Gebotenen doch etwas zu wünschen übrig: Filme wie "Image Problem", "Buebe gö z Tanz" oder "Mary & Johnny" sind keine unbeschriebenen Blätter mehr. Dazu Barny Schürch: "Selbst innerhalb der gut vernetzten Berner Filmszene halte ich es nicht für gegeben, dass alle schon alles gesehen haben, was ihre Konkurrenz so macht."

 

Georges Wyrsch

 

Berner Filmpreisfestival: 11.-14. Oktober, in den Kinos des Berner Verbunds "Das andere Kino". Programm und Info: http://www.bernerfilmpreisfestival.ch.

 

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Bund 11.10.12

 

Berner Filmpreisfestival

 

Auf die Leinwand!

 

"Und der Sieger ist . . .": Erstmals wird der kantonale Filmpreis im Rahmen eines Mini-Festivals verliehen.

 

Normalerweise geschieht alles ziemlich im Verborgenen - bis dann eine Medienmitteilung erscheint, die nüchtern verkündet, wer den kantonalen Berner Filmpreis, dotiert mit 60 000 Franken, errungen hat.

 

Dieses Jahr ist zwar nicht alles anders - die Expertenjury fällt ihr Verdikt immer noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit -, aber neu werden im Vorfeld der Verleihung die für den Preis nominierten Berner Filme ins Schaufenster gestellt, und zwar im Rahmen des ersten Berner Filmpreisfestivals. Von Donnerstag bis Sonntag zeigen die Berner Kinos von "Das andere Kino" das ausgewählte cineastische Schaffen des Kantons in geballter Form - zwei Spielfilme, neun Dokfilme, acht Kurzfilme. Darunter Werke wie Veronika Minders "My Generation", Andreas Bergers "77 Tage sind nicht genug", Karin Bachmanns "ER/ICH", Marcel Wyss’ "Work Hard Play Hard" oder Dieter Fahrers "Thorberg". Als Schweizer Premiere läuft "Annelie" des Bielers Antej Farac, der in seiner Doku-Fiktion von den heruntergekommenen Bewohnern einer heruntergekommenen Münchner Pension erzählt. "Annelie" feierte letzten Freitag am renommierten Filmfestival im südkoreanischen Busan Weltpremiere - und hat offenbar gute Aussichten auf einen Preis.Aber nicht nur das Amt für Kultur verteilt Geld, auch das Publikum darf einen Preis vergeben, der von Cinébern und "Das andere Kino" finanziert wird. Beide Preise werden am Sonntagabend in der Cinématte überreicht, wobei der Glamour-Faktor bernerisch bescheiden bleiben dürfte. (reg)

 

Kinos Cinématte, Kunstmuseum, Lichtspiel, Kellerkino, Reitschule Do bis So, Programm: www.bernerfilmpreisfestival.ch. Eröffnung: heute Donnerstag, 20 Uhr, Cinématte (mit Kurzfilmblock). Preisverleihung: Sonntag, 18 Uhr, Cinématte (mit Vorführung des Gewinnerfilms).

 

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BZ 11.10.12

 

Drei Bands zum Jubiläum

 

Psychedelic-Folk, Indiepop, Rock: Der ISC Club Bern und der Dachstock der Reitschule spannen zusammen und präsentieren unter dem Banner "25 Jahre Reitschule Bern" drei Bands mit drei unterschiedlichen Stilen im Rössli: Haight Ashbury aus England, Emanuel and the Fear aus den USA und Denis Jones aus England. Alle Konzerte finden in der Reitschule statt.pd

 

Konzert: Donnerstag, 11. Oktober, 21 Uhr, Reitschule, Bern, www.dachstock.ch.


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Telebärn 10.10.12

 

Fokus - "Streithalle" steht Red und Antwort: Tom Locher sieht die Polizei als Provokation.

http://www.telebaern.tv/121010-fokus.html

 

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journal-b.ch 10.10.12
http://www.journal-b.ch/de/092012/alltag/166/Ein-Tanz-um-die-Nacht-Teil-1-Feindbild-Frau-M%C3%BCller-Bern-Tanz-dich-frei-SousSoul-Loosli.htm

Ein Tanz um die Nacht: Teil 1, Feindbild Frau Müller

 

Was waren die Auslöser, wo waren die Anfänge? In einer dreiteiligen Geschichte blickt Journal B auf die Entstehung von "Tanz dich frei 2.0", der grössten Jugenddemo seit 1987 zurück.

 

Sie protestierten gegen Restriktionen im Nachtleben, gegen Konsumzwang, gegen Aufwertungspolitik, gegen spiessige Anwohner. Sie forderten mehr Partys, mehr Freiräume, mehr Clubs, mehr Kultur, mehr Dezibel. Sie wollten ein politisches Zeichen setzen, Knallpetarden zünden, feiern oder einfach nur zuschauen.

 

Zweifellos waren es ganz unterschiedliche Motivationen, die am 2. Juni 18'000 Demonstrantinnen und Demonstranten - gemäss Veranstalter - auf die Strassen der Berner Altstadt trieben. Das Fehlen einer eindeutigen Botschaft veranlasste im Nachhinein Medien und Politik, die gesellschaftliche Bedeutung dieser Demo, ja das Zusammengehen von Party oder Politik überhaupt, infrage zu stellen. besonders die Frage, ob das Volksfest wirklich eine "linke" Demo gewesen sei oder nicht, führte zu Diskussionen - und zahlreichen, teils recht peinlichen Vereinnahmungsversuchen.

 

Fakt ist, die Menschen waren da und haben die Stadt eine Nacht lang eingenommen. Auch wenn sie teilweise unterschiedliche Anliegen hatten - was bei dieser Masse ja eigentlich keine Überraschung ist -, gaben sie gemeinsam ihrer Unzufriedenheit Ausdruck. Doch wie kamen sie dahin? Wie hat man die ach so träge und apolitische Jugend mobilisiert?

 

Natürlich spielte Facebook als Medium eine Rolle. Wenn sich schon einmal 5000 Leute zu einer illegalen (von der Polizei aber wohl oder übel tolerierten) Tanzparty mitten in der Stadt angemeldet haben, will jeder wissen, was dort passiert. "Tanz dich frei" war ab einem gewissen Punkt ein Selbstläufer. Trotzdem muss irgendwo ein Anfang gemacht worden sein. Eine Botschaft formuliert, Sitzungen einberufen, Netzwerke mobilisiert und kommuniziert worden sein. Das Organisationskomitee von "Tanz dich frei 2.0" hält sich anonym und gibt hierzu keinerlei Auskunft. Doch auch ohne ihre Stimme zeichnet sich ab: Es war weniger eine durchstrukturierte Organisation, denn eine von vielen Ereignissen und Faktoren beeinflusste Dynamik, die diese grösste Jugenddemo seit 1987 ermöglichte.

 

Ihre Geschichte beginnt im Sommer 2011, als sich ein paar Hundert Leute zu "Tanz dich frei 1.0" versammelten. Die Demo - sie war wohl aus der Familie der seit 2005 stattfindenden Tanzdemos "Dance out WEF" und "Dance out Moneymania" entsprungen - war klar antikapitalistisch und es wurde gegen Aufwertungspolitik, Ausgrenzung und Ausbeutung getanzt. Vom Thema Nachtleben keine Spur. Ein Jahr später ist alles anders. Was ist da bloss passiert, dass es zum Themenbruch, ja zum gemeinsamen Streich mit der kommerziellen Clubszene kam? Und wie wurden aus 700 Leuten 18'000?

 

"Für mich begann alles mit der Schliessung des SousSoul", sagt Terry Loosli. Der 34-jährige Kulturveranstalter hat die Ereignisse im Vorfeld der Demo nahe miterlebt und selbst "Netzwerkarbeit am Rande" betrieben. Der bald 70-jährige Berner Club musste wegen einer Klage von Charlotte Müller, einer zugezogenen Bewohnerin des Hauses, schliessen. "Das hat die Kulturszene hart getroffen, und von da an waren wir gewillt, etwas zu unternehmen." Und das taten sie: "Figg di Frou Müller" hiess ab dem 15. Januar die Kampfansage eines losen Zusammenschlusses aus der empörten Kulturszene. Auf Facebook, auf Plakaten, T-Shirts und Bieruntersetzern wurde die Parole zelebriert. Für Frau Müller sicher nicht angenehm. "Frau Müller steht hier nicht für Charlotte Müller, sondern für die typische Frau Schweizer", sagt Loosli, er war Mitinitiant der Aktion. So oder so interpretiert - die Aktion stiess auf Sympathie und hatte auf Facebook rasch 600 Likes. "Ich war überrascht, dass ein solcher Kraftausdruck so breit akzeptiert wurde", meint er nüchtern. Was er damals noch nicht wusste: bald würden noch Tausende mehr den Gefällt-mir-Button drücken.


Teil 2 erscheint am Freitag, 12. Oktober.

 

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Bund 10.10.12

 

Reitschule: Stadtparteien halten an ihren Meinungen fest

 

Weder die in letzter Zeit erfolgten Angriffe gegen die Polizei noch deren Kritik an den Zuständen rund um die Reitschule bringen die Haltungen der Parteien zum neuen Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule ins Wanken. Sie bleiben in die gleichen Lager gespalten wie bis anhin.

 

Während sich die FDP für eine Rückweisung und die SVP für eine Ablehnung einsetzen, stellen sich die Mitte-links-Parteien hinter den Leistungsvertrag. Und auch die GFL - die in den letzten zwei Jahren im Zusammenhang mit der Reitschule mehrmals ihre Meinung geändert hat - bleibt jetzt bei ihrem Standpunkt: Sie will den Leistungsvertrag, der noch vor den Wahlen im Stadtrat traktandiert ist, annehmen. Trotzdem betrachtet die SP die GFL noch als einen Unsicherheitsfaktor, wie SP-Stadträtin Lea Kusano bestätigt.

 

Die GFL ihrerseits argumentiert nun ganz klar auf der RGM-Linie. Zudem nimmt sie die Polizei in die Verantwortung. "Die Polizei macht es sich zu einfach, wenn sie ihre Probleme auf einen Ort runterreduziert", sagt GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer. Sie dürfe die Zuständigkeit für die Sicherheit rund um die Reitschule nicht einfach an die Reitschule abschieben. (reh) - Seite 17

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Die-Meinungen-zur-Reitschule-sind-gemacht/story/16028722

"Die Meinungen zur Reitschule sind gemacht"

 

Trotz der neusten Vorfälle, bei denen im Umfeld der Reitschule Polizisten attackiert wurden, weichen die Parteien hinsichtlich des Leistungsvertrags nicht mehr von ihren Positionen ab - auch die GFL nicht. Im Gegenteil: Sie nimmt die Polizei in die Verantwortung.

 

Rahel Bucher

 

In letzter Zeit kam es im Umfeld der Reitschule mehrmals zu Angriffen gegen Polizisten. Am Montag nun übte die Kantonspolizei Kritik an den Zuständen rund um das Kulturzentrum ("Bund" von gestern). Sie gab zudem bekannt, dass es zu einem Gespräch mit Sicherheitsdirektor Reto Nause und Stadtpräsident Alexander Tschäppät kommen wird. Mitten im Wahlherbst und nur zwei Wochen nachdem der Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule präsentiert worden ist, lösen diese Kritik sowie das anberaumte Gespräch auch bei Stadtpolitikern Reaktionen aus.

 

So verurteilen alle Parteien die Übergriffe gegen die Beamten und begrüssen, dass es erneut zu Gesprächen kommt, um die Lage zu diskutieren. Doch ihre Haltung zum Leistungsvertrag bleibt von den Vorkommnissen unbeeinflusst. "Die Meinungen sind gemacht", bringt es GFL-Stadtrat Lukas Gutzwiller auf den Punkt. Während sich die Mitte-links-Parteien hinter den Leistungsvertrag stellen, setzt sich die FDP für eine Rückweisung und die SVP für eine Ablehnung ein.

 

FDP fordert Verschärfungen

 

"Muss zuerst ein Polizist umgebracht werden, bis jemand reagiert", fragt Roland Jakob, SVP-Fraktionschef. Es brauche keinen Leistungsvertrag, sondern die Umsetzung von geltendem Recht, fordert er und nimmt seine politischen Gegner ins Visier. "Wenn andere Parteien den Leistungsvertrag unterstützen, machen sie sich zu Mittätern." Die FDP ist auch kritisch, geht aber weniger weit als die SVP. Sie verlangt die Rückweisung des Leistungsvertrags, wie Bernhard Eicher, Fraktionschef der FDP, sagt. Man werde nur zustimmen, falls Verschärfungen hinsichtlich des Sicherheitsdienstes und der Torschliessung vorgenommen würden. Auch habe sich die Reitschule dem Sicherheitskonzept der oberen Altstadt anzuschliessen, fordert Eicher.

 

Anders die SP: Sie unterstützt die Arbeit der Reitschule bedingungslos, wie Stadträtin Lea Kusano sagt. Oberstes Ziel der SP sei es nach wie vor, den aktuellen Leistungsvertrag zu verabschieden. Sie spricht gar von einem Fiasko, sollte dieser nicht zustande kommen. Ähnlich tönt es bei der GB/JA. Sie würden sich nach wie vor für die Annahme des Kulturleistungsvertrags einsetzen, sagt Stéphanie Penher, Co-Fraktionspräsidentin. Und obwohl sie die Vorkommnisse bedauere, müsste man sie klar vom Kulturzentrum trennen. "Man kann die Reitschule nicht für all die Vorfälle in ihrer Nähe verantwortlich machen", sagt sie. Michael Köpfli, GLP-Fraktionspräsident, lässt verlauten, dass auch seine Partei nicht den ganzen Kulturleistungsvertrag infrage stellen werde.

 

"GFL ist ausschlaggebend"

 

Das Zünglein an der Waage könnte die GFL spielen - SP und SVP fordern ihre Unterstützung. "Ausschlaggebend für die Annahme des Leistungsvertrags sind nicht die Rechtsparteien, sondern die GFL", sagt dazu Lea Kusano. Damit bringt sie die Unsicherheit gegenüber der GFL zum Ausdruck - dies obwohl die GFL momentan für den Leistungsvertrag stimmen will, wie GFL-Stadtrat Lukas Gutzwiller erneut bestätigt. Doch die Partei hat betreffend Reitschule in den letzten zwei Jahren mit einem Schlingerkurs Misstrauen gestiftet.

 

So hat die GFL im letzten Jahr erreicht, dass der damalige Leistungsvertrag im Stadtrat zurückgewiesen und später beschränkt auf ein Jahr verabschiedet wurde. Dies weil der Gemeinderat dem GFL-Vorstoss von Erik Mozsa aus dem Jahr 2008 nicht ausreichend nachgekommen war. Obwohl auch im neuen Leistungsvertrag nicht alle Punkte geregelt sind, spricht Lukas Gutzwiller von einem Quantensprung. "Die Vereinbarung über die Sicherheit ist viel ausführlicher." So sei die Reitschule klar für die Sicherheit ihrer Gäste verantwortlich, und die Eckpunkte des internen Sicherheitsdienstes seien nun in der Vereinbarung festgehalten.

 

Doch weder dürfe man die Betreiber der Reitschule für alle Randalierer haftbar machen, noch könne es die Aufgabe der Reitschule sein, im ganzen Perimeter zwischen ISC und Bollwerk für Sicherheit zu sorgen, sagt er. Das sei die Aufgabe der Polizei. Und obwohl er Verständnis für die belastende Situation der Beamten hat, sagt er: "Polizeiarbeit ist schwierige Arbeit - nicht nur vor der Reitschule." Ebenso argumentiert GFL-Stadtrat Manuel C. Widmer: "Die Polizei macht es sich zu einfach, wenn sie ihre Probleme auf einen Ort reduziert."

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Keine-markante-Steigerung/story/19920720

Reitschule zu den Vorfällen

 

"Keine markante Steigerung"

 

Die Reitschule verurteilt die Gewalt gegen die Polizei, wie sie gestern mitteilte.

 

Grundsätzlich gelte es festzuhalten, dass das Verhältnis zwischen Polizei und Reitschule seit je schwierig sei und man sich gegenseitig mit Misstrauen begegne, schrieb die Mediengruppe der Reitschule gestern in einer Mitteilung. Zu den aktuellsten Vorfällen nahm sie wie folgt Stellung: "Wir verurteilen die Gewalt gegen die Polizisten, da wir es als den falschen Weg erachten, negative Erfahrungen mit der Polizei zu verarbeiten." In Bezug auf die Angriffe könne sie weder die Quantität noch die Qualität genau beurteilen. "Eine markante Steigerung konnten wir jedoch nicht wahrnehmen", heisst es in der Mitteilung weiter. Stattdessen habe sie in den letzten Monaten eine Zunahme von Polizeigewalt beobachtet. Wer sich dagegen wehren wolle und rechtliche Schritte einleite, dem bleibe wenig Hoffnung auf Gerechtigkeit. Dies sei für Betroffene oftmals sehr frustrierend.

 

Einmal mehr appelliert die Reitschule an Besucher und Behörden, ihre Konflikte woanders zu führen. "Es darf nicht sein, dass militante Aktionen gegen die Polizei und allfällige unverhältnismässige Antworten der Polizei auf der Schützenmatte oder vor der Reitschule ausgetragen werden", schreibt die Mediengruppe. Denn gerade an Wochenenden hielten sich dort Hunderte bis Tausende Menschen auf, deren Wohl und Sicherheit der Reitschule ein grosses Anliegen sei und für welche sie die Verantwortung wahrnehmen wolle. (reh)

 

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BZ 10.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-9-Fragen-an-die-Polizei/story/13728043

Reitschule: 9 Fragen an die Polizei

 

Stadt Bern. Die Polizei beklagt "unhaltbare Zustände" bei der Reitschule und sucht das Gespräch mit Alexander Tschäppät. Doch was erwartet die Polizei vom Stadtpräsidenten? Polizeisprecherin Corinne Müller beantwortete schriftlich die dringlichsten Fragen zur Reitschule.

 

1. Nach den jüngsten Vorfällen rund um die Reitschule sucht die Polizei das Gespräch mit Alexander Tschäppät und Reto Nause. Was ist das Ziel des Gesprächs?

 

Corinne Müller: Ziel ist es, darauf hinzuwirken, dass sich die Rahmenbedingungen insofern verändern, als dass die Kantonspolizei Bern ihre Aufgabe im Raum Reitschule gleich erfüllen kann wie andernorts auch. Das heisst, dass Polizisten nicht angegriffen werden und unbeteiligten Dritten uneingeschränkt helfen können.

 

2. Was hindert die Polizei daran, ihre Einsätze vor der Reitschule so auszuführen wie an einem anderen Ort?

 

In der vergangenen Zeit mussten im Raum Schützenmatte/Reitschule mehrere Angriffe auf Polizeikräfte und vorbeifahrende Polizeifahrzeuge verzeichnet werden - unabhängig davon, weswegen die Polizei dort unterwegs war. In solchen Situationen muss die Arbeit woandershin verlagert werden, denn wir können nicht riskieren, dass unbeteiligte Dritte gefährdet werden.

 

3. Kneift die Polizei vor den Reitschülern?

 

Nein, aber die Sicherheit von Unbeteiligten sowie die eigene Sicherheit steht grundsätzlich im Vordergrund. Bei Angriffen werden immer Ermittlungen aufgenommen und wenn möglich auch Spuren gesichert - so kann es sein, dass Fälle nicht unmittelbar nach dem Ereignis, sondern später geklärt werden.

 

4. Was können der Stadtpräsident und der Sicherheitsdirektor Ihrer Meinung nach tun, um die Situation zu verbessern?

 

Die Kantonspolizei hält fest, dass die Rahmenbedingungen für sie im Raum Reitschule derzeit nicht haltbar sind. Wie dies geändert werden kann, muss nun angeschaut werden. Wir suchen hierzu das direkte Gespräch, diesem möchten wir nicht vorgreifen. Somit äussern wir uns auch nicht zu unseren Inputs.

 

5. Können die neuen Leistungsverträge der Reitschule mit der Stadt Bern die Lage verbessern?

 

Wie die Rahmenbedingungen geändert werden können, muss nun angeschaut werden - es ist aus unserer Sicht nicht angebracht, dem Gespräch vorzugreifen. 6. Vermissen Sie in der Stadt Bern die politische Unterstützung für die Polizeiarbeit?

 

Nein.

 

7. Hat die eigens eingerichtete Telefonhotline zwischen Behörden und Reitschule in der letzten Zeit funktioniert?

 

Wir haben die Reitschule in der Vergangenheit verschiedentlich über das Kontakttelefon kontaktiert. Bei einem gezielten Angriff gegen Polizeiangehörige greift dieses Instrument aber zu kurz.

 

8. Im September wurden zwei Polizisten bei einem Routineeinsatz vor der Reitschule verletzt. Wie geht es den beiden jetzt?

 

Die Polizisten wurden damals leicht verletzt. Sie konnten ihren Dienst wieder aufnehmen.

 

9. Wie beeinflussen die Angriffe die Moral der Polizisten?

 

Unsere Mitarbeiter sind geschult und haben gelernt, mit solchen Situationen umzugehen und sie auch zu verarbeiten. Selbstverständlich sind solche Einsätze aber belastend. Insbesondere wenn Kollegen verletzt werden.

 

Ralph Heiniger

 

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Online

 

Reitschule

 

"Kein rechtsfreier Raum"

 

Der Artikel "Polizei wehrt sich gegen ‹unhaltbare Zustände›" (BZ vom 9. Oktober) hat zahlreiche Onlinekommentare ausgelöst.

 

Peter Beutler: Die Reitschule ist kein rechtsfreier Raum und ist als das nicht vorgesehen. Verstösse gegen Recht und Ordnung dürfen auch dort nicht geduldet werden.

 

Kurt Sommer: Pro negativem Vorfall 10 Prozent der Stadtfinanzhilfe kürzen … Was glaubt ihr, wie schnell das Reitschule-OK einen funktionierenden Sicherheitsdienst aufstellt?

 

Nadin Fuhrer: Was das Ganze konkret mit der Reitschule zu tun haben soll, bleibt in diesem Artikel leider wieder mal unbeantwortet. Tatsache ist, dass die Polizei sich offenbar nur zu gern und oft auf der Schütz aufhält.

 

Regina Weber: Wie die Fussballclubs, so hat auch die Reitschule ihre Hooligans. Deshalb Fussballstadien oder die Reitschule zu schliessen, wäre nun wirklich kopflos.

 

Max Schmitt: Ich frage mich ernsthaft, wie lange es noch dauert, bis die Betreiber der Reitschule merken, dass sie am Ast sägen, auf dem sie sitzen.

 

Peter Keller: Ich frage mich bloss, was das für eine Polizei ist, die bei solchen Angriffen den Schwanz einzieht und "flüchtet", anstatt sich zu verteidigen und das Gesetz durchzusetzen.

 

Claudia Meyer: Die Reitschule-Betreiber und -Besucher können ihr Kulturzentrum eben nur verbal verteidigen. Wenn dann vermummte Chaoten die Sau rauslassen, sympathisieren sie mit ihnen, schauen nur zu oder verkrümeln sich in die hinterste Ecke, statt diesen Chaoten entgegenzutreten und ihnen klarzumachen, dass sie auf dem Areal nicht geduldet sind.

 

Franz Stierli: Es ist immer das Gleiche. Für ein paar schwarze Schafe müssen sämtliche Besucher der Reithalle den Kopf herhalten. Schade!

 

Andreas Martin: Das Problem ist aber, dass die Reitschule einen Sonderstatus hat, im Zweifelsfall gegen die Polizei agiert und dem Schwarzen Block als Operationsbasis dient.

 

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20 Minuten 10.10.12

 

Polizei führt Krisengespräch wegen der Reitschule

 

BERN. Für die Kapo sind die Zustände bei der Reitschule unhaltbar. "Wir stellen fest, dass wir unseren Auftrag im Umfeld der Reitschule nicht mehr so erfüllen können wie an einem beliebigen anderen Ort", sagte Kapo-Sprecherin Corinne Müller gestern in der BZ.

 

Immer wieder komme es zu Angriffen auf die Polizei. Im aktuellsten Fall attackierten Vermummte am Wochenende zwei Patrouillen (20 Minuten berichtete). Laut Kapo ist nun ein Krisengespräch mit Stapi Tschäppät und Sicherheitsdirektor Nause geplant. Die Reitschule verurteilte gestern in einem Communiqué militante Aktionen gegen die Polizei. EHI


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Bund 9.10.12

Stadt zeigt, woher das Publikum kommt

 

Nur vierzig Prozent der Besucher der Berner Kulturbetriebe sind Städter. Mit den Zahlen aus einer repräsentativen Befragung will die Stadt untermauern, warum sich Regionalgemeinden und Kanton stärker an den kulturellen Zentrumslasten beteiligen sollen.

 

Felicie Notter

 

Die Kulturbetriebe der Stadt Bern sind nicht nur bei den Städtern beliebt - sondern auch in den umliegenden Gemeinden, im übrigen Kanton, und manche sogar darüber hinaus. Über alle Institutionen gesehen, kommen nur vier von zehn Besuchern aus der Stadt. Dies zeigt eine repräsentative Erhebung der Besucherzahlen durch die Abteilung Kulturelles. Die Zahlen sind Wasser auf die Mühlen derjenigen, die seit langem eine stärkere Beteiligung der Regionsgemeinden und des Kantons an den sogenannten Zentrumslasten im Bereich der Kultur fordern. Dazu gehört auch Stadtpräsident Alexander Tschäppät.

 

Zahlen bestätigen Forderungen

 

"Wenn die Regionsgemeinden sagen, sie würden die kulturellen Angebote in der Stadt nicht nutzen, so können wir nun belegen: Doch, sie tun es - und das freut uns." Veronica Schaller, Leiterin der Abteilung Kulturelles der Stadt Bern, will aber nicht von einem Druckmittel sprechen. Die Zahlen, die nun erstmals für die verschiedenen Institutionen einheitlich erhoben wurden, seien eine "saubere Argumentationshilfe". Immerhin, wo es der Datenschutz zulässt, könnten die Zahlen bis auf Gemeindeebene ausgewertet werden.

 

Für Thomas Hanke (FDP), Präsident der Kommission Kultur Regionalkonferenz Bern-Mittelland, belegt die Erhebung, dass Forderungen, die schon lange im Raum stünden, ihre Berechtigung haben. "Die Zahlen sind ein Indiz, wie die Entschädigungen künftig aussehen könnten", sagt er.

 

"Es ist gut, dass die Studie zeigt, wie auch die Regionsgemeinden stark vom Kulturleben der Stadt profitieren", teilt Stadtpräsident Alexander Tschäppät schriftlich mit. "Jetzt nach mehr Geld zu schreien, wäre aber falsch." Er begrüsse, wenn sich die Region "solidarisch" beteilige - "zum Beispiel beim Stadttheater". Gemäss der Befragung kommen 35 Prozent des Stadttheater-Publikums aus der Stadt, 33 Prozent aus der Region.

 

Mindestens sechs Millionen

 

Die Stadt hat die Erhebung im Hinblick auf die Verhandlungen zum neuen kantonalen Kulturfördergesetz (KKFG) in Auftrag gegeben. Neu ist der Kanton für die Finanzierung der bernischen "Kulturinstitutionen von nationaler Bedeutung" zuständig. Das sind in der Stadt Bern das Zentrum Paul Klee und das Kunstmuseum. "Kulturinstitutionen von regionaler Bedeutung" sollen als "Verbundsaufgaben" neu gemeinsam von Kanton, Stadt und Regionsgemeinden finanziert werden. Welche Institutionen das sind, wird in der Verordnung zum revidierten KKFG festgelegt. Der Entwurf dazu soll Ende Jahr in die Vernehmlassung gehen. In der Region Bern-Mittelland wird das Gesetz ab der neuen Subventionsperiode 2016 in Kraft treten. "Heute zahlen die Regionsgemeinden 6 Millionen Franken an die Finanzierung des kulturellen Angebots der Stadt", so Schaller. "Unser Ziel ist natürlich, dass es bei einem Beitrag in dieser Höhe bleibt."

 

Die Stadt wird die Ergebnisse auch in Zusammenhang mit dem Finanzausgleich (Filag) nutzen. Bis jetzt waren die Zentrumslasten im Kulturbereich zwar im Filag verrechnet. Mit dessen Revision auf 2012 werden sie ein eigener Posten, haben damit im FILAG mehr Gewicht, "und wir haben von Anfang an seriöse Zahlen", so Schaller.

 

In Anbetracht "all dieser technischen und finanzpolitischen Zusammenhänge" betont Veronica Schaller die Bedeutung der kulturpolitischen Diskussion: "Es geht zuerst um die Gestaltung des Kulturangebots in der Stadt Bern und um die Frage, wer dieses mitbestimmt."

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Ein-KunsthalleBesucher-kostet-hundertmal-mehr-als-ein-BuskersFan/story/16729994

Finanzierung städtischer Kulturinstitutionen

 

Ein Kunsthalle-Besucher kostet die Stadt Bern hundertmal mehr als ein Buskers-Fan

 

Die Reitschule ist bei den Musterschülern - die hohe Kultur macht hohe Kosten: eine Analyse der städtischen Kultursubventionen.

 

Eine Ausstellungsbetrachter kostet die Stadt hundertmal mehr als ein Buskers-Besucher: Bricht man die Subventionen der städtischen Kulturinstitutionen auf den einzelnen Besucher hinunter, ist die Diskrepanz gross.

 

Das Buskers-Festival, das Theater an der Effingerstrasse wie auch die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern (Ikur) können einstellige Frankenbeträge pro Besucher vorweisen; tiefe Zahlen bei publikumsstarken Institutionen. Folglich wirtschaftet die oft gescholtene Ikur ziemlich effizient mit den per einjährigem Leistungsvertrag zugeschriebenen Subventionen. Zumal das Angebot Kino, Konzerte und Restaurantbetrieb umfasst. Die Grosse Halle und das Tojo-Theater erhalten unabhängig davon Beiträge.

 

Die hohen Pro-Kopf-Beträge korrelieren mit den hohen Ansprüchen der etablierten Aushängeschilder der Kulturstadt Bern. Im Fall des Spitzenreiters Kunsthalle handelt es sich um einen ganzjährig zu unterhaltenden Museumsbetrieb. Werkaufbewarungs und -erhaltungskosten wie auch Personalkosten sind darum wesentlich höher. Im Walser-Zentrum, das ein kleineres Museum betreibt, fliessen die Subventionen vermehrt der wissenschaftlichen Forschung zu. Die hohen Pro-Kopf-Zahlen stehen folglich nicht zwingend für Ausgaben pro Besucher.

 

Empfänger legen Zahlen vor

 

Die vorliegenden Zahlen gehen aus dem von der städtischen Präsidialdirektion veröffentlichte Controlling-Bericht 2011 hervor. Dieser informiert über die Leistungsverträge zwischen der Stadt Bern und den von ihr subventionierten Kulturinstitutionen. Ausserdem erläutert der Bericht die Einschätzung grösserer Institutionen bezüglich ihrer Betriebsziele und -projekte.

 

Das Controllingverfahren der Stadt Bern verläuft seit neuem getrennt von jenem der Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RK). Die Institutionen verpflichten sich alljährlich, einen Jahresbericht und die interne Rechnung offenzulegen. (kaz)

 

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BZ 9.10.12

 

Städtische Kultur zieht viele Auswärtige an

 

Befragung. 60 Prozent der Personen, die einen subventionierten städtischen Kulturbetrieb besuchen, wohnen nicht in der Stadt. Diese und weitere Daten fliessen nun in die Verhandlungen um die Subventionsgelder ein.

 

Vier von zehn Besuchern der städtisch subventionierten Kulturorte leben in der Stadt selber. Etwa der gleich grosse Anteil wohnt im restlichen Kantonsgebiet. Und gut 20 Prozent reisen für Stadtberner Kultur von Wohnorten ausserhalb des Kantons und aus dem Ausland an. Die Zahlen stammen aus einer Befragung, welche die Stadt im Sommer bei rund 12 500 Kulturbesuchern in 21 Betrieben durchgeführt hat. Ziel der Aktion war es, Zahlenmaterial für die kommende politische Debatte zu haben, wie Veronica Schaller, Leiterin der Abteilung Kulturelles der Stadt, sagt. In den nächsten Monaten stehen Diskussionen um die Finanzierung der Kulturbetriebe an. Einerseits geht es um die Revision des kantonalen Finanz- und Lastenausgleichs (Filag). Im Filag ist neu die Abgeltung von Zentrumsleistungen im kulturellen Bereich vorgesehen.

 

Künftig kantonal geregelt

 

Andererseits laufen die Verhandlungen darüber, wer im Rahmen des neuen kantonalen Kulturförderungsgesetzes wie viel an kulturelle Institutionen zahlt. "Für diese Debatte sind solche Zahlen eine Argumentationshilfe", sagt Schaller. Das kantonale Gesetz soll ab 2016 gelten. Zurzeit laufen die Verhandlungen zwischen der Stadt, den Regionsgemeinden und dem Kanton. Ein Kategoriensystem soll zeigen, welche Kulturbetriebe welche lokale Bedeutung haben. Der Anteil für jede einzelne Institution ist dabei nicht umstritten. Es geht um die Verteilung der gesamten Subventionssumme auf Stadt, Gemeinden und Kanton. Noch in diesem Jahr soll der Kanton einen ersten Entwurf des Gesetzes vorlegen. "Aus Sicht der Stadt gilt es abzuwägen, ob sie bei einer Institution weniger zahlt, dafür aber an Einfluss verliert", sagt Schaller. Bei der Umfrage, welche die Stadt durchgeführt hat, sind das Kunstmuseum und das Zentrum Paul Klee nicht dabei. Die beiden Häuser werden schon ab 2014 finanziell vom Kanton getragen.

 

Beliebt in der Stadt…

 

Aus der Befragung geht unter anderem hervor, welche Betriebe mehr als 50 Prozent Stadtberner anlocken. Sechs solche Institutionen gibt es: Lichtspiel/Kinemathek Bern, Kino Kunstmuseum, Bee-Flat (Konzertorganisatoren im Progr), Theater Schlachthaus, Kornhausforum und das Theaterfestival Auawirleben.

 

Drei Betriebe lockten während der Erhebungszeit mehr Besucher aus den Regionsgemeinden als aus der Stadt an: Be-Jazz, das Theater an der Effingerstrasse und das Symphonieorchester von Konzert Theater Bern. Die stärkste überregionale Ausstrahlung mit einem hohen Anteil an Besuchern aus der ganzen Schweiz und aus dem Ausland haben gemäss der Studie das Historische Museum, die Kunsthalle, Auawirleben, die Dampfzentrale sowie die Reitschule mit dem Konzertlokal Dachstock. Gut ein Viertel der Reitschule-Besucher stammte aus anderen Kantonen als aus Bern. In einer Mitteilung fordert das Grüne Bündnis, dass sich der Kanton und die Regionsgemeinden "angemessen" an den Zentrumslasten und Ausgaben für Kultur in der Hauptstadt Bern beteiligen. So sei ein vielfältiges Berner Kulturangebot auch in Zukunft möglich. Wolf Röcken

 

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20 Minuten 9.10.12

 

Berns Kultur nicht nur für Berner

 

BERN. 23 Kulturbetriebe subventioniert die Stadt Bern jährlich. Davon profitieren aber nicht nur Stadtberner. Lediglich 40 Prozent der Besucher stammen aus der Stadt, fast gleich viele aus dem restlichen Kanton. Die übrigen aus anderen Kantonen (16 Prozent) oder dem Ausland (5 Prozent). Besonders beliebt bei den Städtern sind die Kinos Lichtspiel und Kunstmuseum (70 Prozent Berner). Am unbeliebtesten, dafür von den Ausländern am meisten besucht, ist das Historische Museum. Leute aus der Agglomeration besuchen das BEJazz am häufigsten. Ausserkantonale zieht es mit rund 30 Prozent am ehesten in die Reitschule oder die Dampfzentrale.

 

Für die Studie wurden über 12 000 Personen befragt. Das Kunstmuseum und das Zentrum Paul Klee wurden nicht berücksichtigt, weil sie 2013 nicht mehr von der Stadt subventioniert werden. CHO

 

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Bund 9.10.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Unhaltbare-Zustaende-rund-um-die-Reitschule/story/22614154

"Unhaltbare Zustände" rund um die Reitschule

 

Die Polizei weiss nicht mehr weiter und will ein Krisengespräch mit der Stadt.

 

Rahel Bucher und Hanna Jordi

 

Die Angriffe gegen Polizisten im Umfeld der Reitschule haben sich in den letzen Wochen gehäuft. Nun spricht die Kantonspolizei Klartext: Die Beamten müssten ihre Arbeit unter "unhaltbaren Zuständen" leisten, sagte Polizeisprecherin Corinne Müller gestern gegenüber dem "Bund". Inzwischen sei es so weit, dass sich die Polizei selbst dann in Acht nehmen müsse, wenn sie sich um Zwischenfälle kümmere, die in keinem Zusammenhang mit der Reitschule stünden. Um diese Zustände zu lindern, findet nun ein Krisengespräch zwischen Manuel Willi, Chef der Kantonspolizei Region Bern, Sicherheitsdirektor Reto Nause und Stadtpräsident Alexander Tschäppät statt.

 

Der Hilferuf der Polizei sowie das neu anberaumte Gespräch kommen zu einem politisch brisanten Zeitpunkt: Im November finden in der Stadt Wahlen statt. Zudem präsentierte der Gemeinderat erst vor zwei Wochen den neuen Leistungsvertrag mit der Reitschule. Das Thema Sicherheit wurde allerdings nicht direkt in den Vertrag integriert. Stattdessen wird es in einer separaten "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit" geregelt.

 

Nause: "Alles andere als einfach"

 

Die Darstellung der Polizei wirft die Frage nach dem sicherheitspolitischen Nutzen der neuen Vereinbarung auf. Wer soll in welchem Bereich rund um die Reitschule die Verantwortung übernehmen? "Die Lösung des Sicherheitsproblems ist alles andere als einfach", sagt dazu Sicherheitsdirektor Reto Nause. Er betont zudem, es habe immer wieder Phasen gegeben, in denen es für die Polizei bei der Reitschule "mühsam" gewesen sei. Er glaubt aber nicht, dass die Reitschule-Betreiber von der Urheberschaft all der Übergriffe wissen. Deshalb will er das anstehende Gespräch mit der Polizei nicht in einen direkten Zusammenhang mit den Sicherheitsvereinbarungen im Leistungsvertrag bringen. Dennoch ist Nause überzeugt, dass es eine Sicherheitsstrategie brauche, bei der alle mitmachen müssten. Welche Rolle der Leistungsvertrag dabei spielt, wird sich zeigen, wenn er demnächst in Berns Stadtrat diskutiert werden wird. - Seite 18

 

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Polizei sucht sich Hilfe bei der Stadt

 

Gewaltsame Übergriffe gegen Beamte hätten ein "unhaltbares" Mass erreicht, lässt die Kantonspolizei Bern verlauten. Bei einem Treffen mit Reto Nause und Alexander Tschäppät will sie nach Lösungen suchen.

 

Rahel Bucher, Hanna Jordi

 

Flaschen, die zu Wurfgeschossen werden, und zerborstene Polizeiautoscheiben: Gleich zweimal wurde die Kantonspolizei Bern in der Nacht von Samstag auf Sonntag vor der Reitschule in Scharmützel verwickelt (siehe "Bund" von gestern). Es ist nicht der einzige Vorfall in den letzten Wochen (siehe Box).

 

Polizeisprecherin Corinne Müller spricht auf Anfrage denn auch von "unhaltbaren Zuständen", was die Polizeiarbeit rund um die Reitschule angehe. "In den letzten Wochen stellten wir eine Häufung der Zwischenfälle fest", so Müller. Eine genaue Statistik über die Zunahme prekärer Polizeieinsätze im Zusammenhang mit der Reitschule steht noch aus. Zwar beschwerte sich die Polizei bereits in der Vergangenheit darüber, dass sie Einsätze in der Reitschule nicht ungehindert durchführen könne. Im März und September 2011 kam es zu Vorfällen, bei denen auf beiden Seiten Personen verletzt wurden. Die Darstellungen der Vorkommnisse der Reitschule und der Polizei gingen dabei jeweils weit auseinander.

 

Angriff während Hilfeleistung

 

Dennoch spricht Müller jetzt von einer Verschärfung: "Bislang ergaben sich die Probleme meist dann, wenn Beamte direkt vor oder in der Reitschule einen Einsatz durchzuführen hatten. Inzwischen ist es so, dass sich die Polizei selbst dann in Acht nehmen muss, wenn sie sich um Zwischenfälle kümmert, die in keinem Zusammenhang mit der Reitschule stehen." So geschehen etwa in den zwei Fällen vom Wochenende: Ein Seitenfenster des Polizeiautos ging zu Bruch, als sich Beamte auf dem Parkplatz Schützenmatte um eine Person kümmerten, die in einer Schlägerei verletzt worden war. Der zweite Vorfall ergab sich, als die Polizisten von einem Einsatz in Zollikofen zurückkehrend die Reithalle passierten. Diesmal ging die Frontscheibe zu Bruch.

 

Die Täter sind unbekannt. "In einem Fall wurden vermummte Personen gesichtet, die aus dem Hinterhalt tätig wurden", sagt Corinne Müller. Für die Polizei hat sich die Situation so weit verschärft, dass sie nun das Gespräch mit den politischen Entscheidungsträgern sucht. Bereits wurde ein Treffen zwischen Manuel Willi, Chef der Kantonspolizei Region Bern, Sicherheitsdirektor Nause und Stadtpräsident Alexander Tschäppät anberaumt. "Unser Ziel ist, dass sich die Rahmenbedingungen so verändern, dass die Polizei ihrer Arbeit rund um die Reitschule ungestört nachgehen kann - wie überall sonst in der Stadt auch", sagt Corinne Müller. Dass neben dem Sicherheitsdirektor auch der Stadtpräsident am Gespräch teilnimmt, hat mit dem Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der Reitschule zu tun, der demnächst dem Parlament vorgelegt wird. Tschäppät soll aufgrund seiner Kenntnisse über das Geschäft beigezogen werden, wie Reto Nause sagt. Der überarbeitete Leistungsvertrag wurde vor zwei Wochen präsentiert - inklusive der neuen separaten "Vereinbarung über Organisation, Kommunikation und Sicherheit".

 

Strassenblockaden als Auslöser

 

Auslöser für das Treffen seien die Strassenblockaden Mitte September gewesen, sagt Nause. Zentral sei die Frage, wie man die Übergriffe rund um die Reitschule besser in den Griff bekomme. Denn der Sicherheitsdirektor teilt die Meinung der Polizei: "Die Situation hat sich zugespitzt." Er glaubt indes nicht, dass die Reitschule-Betreiber um die Urheberschaft der Übergriffe wüssten. So will er das demnächst anstehende Gespräch auch nicht in einen direkten Zusammenhang mit den Sicherheitsklauseln im Leistungsvertrag bringen. Die Reitschule-Betreiber konnten gestern vor Redaktionsschluss keine Stellung mehr nehmen.

I

n der Zwischenzeit wird die Reithalle nicht zur behördlichen Sperrzone erklärt. Würden Personen gefährdet, rücke die Polizei aus, unabhängig vom Standort, versichert Polizeisprecherin Müller. "Allerdings hat jeder Beamte die Aufgabe, sich selbst und Dritte zu schützen. Aufgrund der jüngsten Ereignisse hat sich die Aufmerksamkeit nun natürlich erhöht."

 

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Chronologie Angriffe auf Polizisten rund um die Reithalle

 

Seit Anfang Jahr verschickte die Kantonspolizei Bern sechs Meldungen, denen zufolge Beamte im Umkreis der Reitschule Opfer von Gewalthandlungen wurden:

 

25. Februar: Bei einer Spontankundgebung von 20 teils Vermummten werden Polizisten bei der Schützenmatte mit Steinen und Flaschen beworfen. Ein Beamter wird leicht verletzt.

4. März: Ein Polizeifahrzeug wird beim Rotlicht der Verzweigung Neubrückstrasse/Bollwerk mit Steinen beworfen. Kurze Zeit später versammeln sich vermummte Personen vor dem Amtshaus, verursachen Sachbeschädigungen und bewerfen von der Schützenmatte aus die Polizei mit Steinen. Eine Beamtin wird leicht verletzt.8. September: Ein Polizeifahrzeug wird beim Vorbeifahren vor der Schützenmatte von mindestens zwei Unbekannten mit Farbflaschen beworfen. Es entsteht Sachschaden.

16. September: Unbekannte greifen auf der Schützenmatte Einsatzkräfte der Polizei mit Flaschen an. Es wird eine Strassenblockade mit brennenden Containern errichtet. Zwei Polizisten werden leicht verletzt.

27. September: Zwei Botschaftsschützer werden auf dem Parkplatz Schützenmatte angefahren. Dies geschieht im Zuge einer Personenkontrolle zweier Männer, die unvermittelt ins Auto sprangen und losfuhren. Die Botschaftsschützer werden leicht verletzt.

7. Oktober: Beim Parkplatz Schützenmatte greift die Polizei einen Verletzten auf, der am Boden liegt. Beim Verlassen des Ortes wird das Polizeiauto mit Gegenständen beworfen. Das Seitenfenster geht zu Bruch. Etwas später fährt ein Polizeifahrzeug auf der Neubrückstrasse an der Reithalle vorbei. Dabei wird dieses mit Flaschen und Steinen angegriffen. Die Frontscheibe birst. (man)

 

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BZ 9.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-Polizei-wehrt-sich-gegen--unhaltbare-Zustaende/story/10708886

Reitschule: Polizei sucht Gespräch mit Tschäppät

 

Stadt Bern. Es reicht jetzt, findet die Kantonspolizei Bern. Am Wochenende wurden Polizisten dreimal vor der Reitschule angegriffen. Die Polizei suchte das Gespräch mit Stadtpräsident Alexander Tschäppät.

 

Am Freitag ging eine Gruppe von Vermummten aus der Reitschule auf Polizisten zu, die auf der Schützenmatte einen Routineeinsatz erledigten. In der Nacht auf Sonntag wurden zwei Pa-trouillenfahrzeuge, die auf oder neben der Schützenmatte unterwegs waren, mit Flaschen und Steinen attackiert. Für die Polizei sind die Zustände unhaltbar: "Wir stellen fest, dass wir unseren Auftrag im Umfeld der Reitschule nicht mehr so erfüllen können wie an einem beliebigen anderen Ort", sagt Corinne Müller. Auch Rolf P. Steinegger, der Präsident des Verbands schweizerischer Polizeibeamter Sektion Bern-Stadt, verurteilt die Situation auf der Schützenmatte scharf: "Die anhaltenden Sachbeschädigungen und die Gewalt vor der Reitschule sind inakzeptabel." Um die Situation zu verbessern, wandte sich die Polizei an den Stadtpräsidenten. "Wir wollen ein Gespräch mit Alexander Tschäppät und Sicherheitsdirektor Reto Nause", sagt Müller.

 

Reto Nause bestätigt, dass ein solches Gespräch stattfinden wird. Er sagte, er habe viel Verständnis dafür, dass Polizisten Einsätze rund um die Reitschule als ausserordentlich schwierig empfinden.rah Seite 2

 

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Polizei wehrt sich gegen "unhaltbare Zustände"

 

Reitschule · Die Polizei hat genug. Am Wochenende wurden vor der Reitschule erneut Polizeifahrzeuge mit Flaschen beworfen und Polizisten von Vermummten bedroht. Die Polizei sucht nun das Gespräch mit dem Stadtpräsidenten.

 

Die Kantonspolizei Bern hatte am Wochenende sehr viel Arbeit auf der Schützenmatte. Am späten Freitagabend kam es zu einer tätlichen Auseinandersetzung auf dem Parkplatz vor der Reitschule. Zwei Autofahrer waren aneinandergeraten. Als die Polizei gerufen wurde, konnte sie den Vorfall aber nicht vor Ort abklären. "Eine Gruppe von vermummten Personen aus der Reitschule trat den Polizisten entgegen", sagt Corinne Müller, Mediensprecherin der Polizei. Die anwesenden Polizisten hätten sich durch die Vermummten bedroht gefühlt. "Sie konnten die Sicherheit von unbeteiligten Personen nicht mehr gewährleisten und sahen sich gezwungen, die Abklärungen auf dem Polizeiposten weiterzuführen", sagt Müller. In der Nacht auf Sonntag ereigneten sich weitere Vorfälle. Gleich zweimal wurden bei der Reitschule Polizeiautos mit Flaschen und Steinen beworfen (wir berichteten). Die jüngsten Ereignisse sind die vorläufigen Höhepunkte in einer Reihe von Vorfällen (siehe Kasten). Es sei in letzter Zeit wieder häufiger zu Vorfällen gekommen, ob direkt bei der Reitschule, auf dem Parkplatz Schützenmatte oder bei der Neubrückstrasse, sagt auch Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP).

Für die Polizei sind die Zustände unhaltbar: "Wir stellen fest, dass wir unseren Auftrag im Umfeld der Reitschule nicht mehr so erfüllen können wie an einem beliebigen anderen Ort", sagt Corinne Müller. Es habe schon immer Vorkommnisse rund um die Reitschule gegeben. In letzter Zeit aber würden Polizisten oft bereits gewaltsam attackiert, wenn sie beliebige Aufträge im Raum Schützenmatte erfüllen. "In der Nacht auf Sonntag wurden Polizisten angegriffen, welche die Sanitätspolizei bei einem Rettungseinsatz unterstützten."

 

Gespräch mit Tschäppät

 

Um die Situation zu verbessern, wendet sich die Polizei nun an den Stadtpräsidenten. "Wir suchen das Gespräch mit Alexander Tschäppät und Sicherheitsdirektor Reto Nause", sagt Müller. Nause bestätigt, dass "in nächster Zeit" ein Treffen zwischen Alexander Tschäppät, Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, und ihm angesetzt sei, um die aktuelle Situation zu besprechen. Auslöser des Treffens sei der Vorfall Mitte September gewesen, als Unbekannte auf der Seite Neubrück eine Strassenbarrikade errichteten (wir berichteten). Mögliche Ansätze will Nause nicht vorwegnehmen. Er sagt aber: "Videoüberwachung und ein ständiges Polizeiaufgebot sind sicher keine Lösungen. Es braucht noch Ideen."

 

"Inakzeptable Gewalt"

 

Auch Rolf P. Steinegger, der Präsident des Verbands schweizerischer Polizeibeamter Sektion Bern-Stadt, verurteilt die Situation auf der Schützenmatte scharf: "Die anhaltenden Sachbeschädigungen und die Gewalt vor der Reitschule sind inakzeptabel." Er erwarte eine konsequente und energische Strafverfolgung (siehe Kasten unten rechts). Den Einwand, dass es im Umfeld der Reitschule schwierig sei, einen einzelnen Täter ausfindig zu machen, lässt er nicht gelten. "Keine Strafverfolgung einzuleiten, weil die Suche nach dem Täter schwierig ist, entspricht nicht der Handlungsweise der Polizei." Er habe viel Verständnis dafür, dass Polizisten Einsätze rund um die Reitschule als ausserordentlich schwierig empfinden, sagt Reto Nause.

 

Sicherheitsdienst in der Kritik

 

"Wir bringen bei der Sicherheit rund um die Reitschule nur Verbesserungen hin, wenn ein Commitment aller Beteiligten besteht", ist Nause überzeugt. Er ist der Meinung, dass der Sicherheitsdienst der Reitschule einen wesentlich grösseren Beitrag leisten könne als bisher, um Vorfälle rund um die Reitschule zu verhindern oder wenigstens einzudämmen. "Ich verstehe die Reitschule als Club, der für die Sicherheit seiner Gäste verantwortlich ist."

 

Ralph Heiniger, Wolf Röcken

 

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Strafmass

 

Wer eine Flasche auf ein Auto wirft, macht sich grundsätzlich der Sachbeschädigung schuldig. Es handelt sich dabei um ein Antragsdelikt, das mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet wird. Bei den Vorfällen vor der Reitschule ist zusätzlich der Tatbestand der Gewalt und Drohung gegen Beamte und Behörden zu prüfen. Die Strafandrohung ist grundsätzlich die gleiche, es handelt sich dabei aber um ein Offizialdelikt. Sachbeschädigung ist ein Antragsdelikt. Nur wenn ein Täter die Sachbeschädigung "aus Anlass einer öffentlichen Zusammenrottung begangen" hat, wird sie zum Offizialdelikt.rah


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Gewalt und Sachbeschädigung

 

Die Polizei hatte in letzter Zeit viel Arbeit rund um die Berner Reitschule und die Schützenmatte. Mitte September wurden zwei Polizisten verletzt, als sie bei einem Routineeinsatz auf der Schützenmatte aus der Richtung der Reitschule mit Flaschen beworfen wurden. Später zündeten Unbekannte Container an und blockierten die Strasse. Gleich zweimal wurden in der Nacht auf vergangenen Sonntag bei der Reitschule Polizeiautos mit Flaschen und Steinen beworfen. Beim ersten Vorfall kurz vor 2 Uhr nachts zerbarst die Seitenscheibe eines Streifenwagens, beim zweiten Angriff um etwa 5.20 Uhr ging die Frontscheibe eines Polizeipatrouillenfahrzeugs kaputt. Dazu kommen bei beiden Autos etliche Dellen in der Karosserie.

 

Die Polizei war kurz vor 2 Uhr auf dem Parkplatz Schützenmatte, weil eine Person nach einer Schlägerei verletzt auf dem Boden lag. Der Verletzte musste ins Spital gebracht werden. Bis jetzt wurde aber keine Anzeige erhoben. Ende August lag ein 17-Jähriger nach einer Prügelei auf dem Vorplatz der Reitschule im Koma. Wie Recherchen der Berner Zeitung ergaben, handelt es sich beim mutmasslichen Täter um einen ehemaligen Security-Mitarbeiter der Reitschule, der an diesem Abend aber nicht im Arbeitseinsatz stand.rah

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bernerzeitung.ch 8.10.12 (13.00 Uhr)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Subventionierte-Kultur-zieht-mehr-Auswaertige-an/story/27369472


Subventionierte Kultur zieht mehr Auswärtige an

 

Die Kulturbetriebe, die von der Stadt Bern subventioniert werden, ziehen mehr Auswärtige als Einheimische an. Das geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag der städtischen Abteilung Kulturelles durchgeführt wurde.

Die Stadt Bern will die Publikumsbefragung künftig alle vier Jahre durchführen. Zum einen sind die Daten von Bedeutung bei der Berechnung der so genannten Zentrumsleistungen, die der Stadt gemäss kantonalem Finanzausgleich abgegolten werden müssen.

Zum anderen dienen die Zahlen der Stadt auch als Argumentationshilfe bei der Diskussion über die künftige Finanzierung der Berner Kulturinstitutionen. Denn die Anteile von Stadt, Kanton und Regionsgemeinden sind nicht in Stein gemeisselt. Die Stadt erhofft sich hier eine Entlastung.

 

16 Prozent aus anderen Kantonen

 

Insgesamt 12'464 Besucher von 21 Kulturbetrieben wurden nach ihrer Herkunft befragt. Fazit: Nur 40 Prozent wohnen in der Stadt Bern. Fast ebenso viele Personen stammen aus anderen bernischen Gemeinden. 16 Prozent der Besucher wohnen in anderen Kantonen, knapp 5 Prozent reisten aus dem Ausland an.

 

In manchen Kulturbetrieben dominiert das Stadtberner Publikum, zum Beispiel im Kino Lichtspiel und im Kino Kunstmuseum. Anderswo sind die Besucher aus der Region stärker vertreten, etwa bei BeJazz und im Theater an der Effingerstrasse.

 

Eine stark überregionale Ausstrahlung haben das Bernische Historische Museum und die Kunsthalle, aber auch etwa die Dampfzentrale und die Reitschule. (cls/sda)


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derbund.ch 8.10.12 (12.45 Uhr)
http://www.derbund.ch/bern/stadt/60-Prozent-auswaertige-Gaeste-in-den-Stadtberner-Kulturbetrieben/story/12134651


60 Prozent auswärtige Gäste in den Stadtberner Kulturbetrieben

 

Die subventionierten Kulturbetriebe der Stadt Bern ziehen mehr auswärtige als einheimische Gäste an.

Die Kulturbetriebe, die von der Stadt Bern subventioniert werden, ziehen mehr Auswärtige als Einheimische an. Das geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag der städtischen Abteilung Kulturelles durchgeführt wurde.

 

Die Stadt Bern will die Publikumsbefragung künftig alle vier Jahre durchführen. Zum einen sind die Daten von Bedeutung bei der Berechnung der so genannten Zentrumsleistungen, die der Stadt gemäss kantonalem Finanzausgleich abgegolten werden müssen.

 

Zum anderen dienen die Zahlen der Stadt auch als Argumentationshilfe bei der Diskussion über die künftige Finanzierung der Berner Kulturinstitutionen. Denn die Anteile von Stadt, Kanton und Regionsgemeinden sind nicht in Stein gemeisselt. Die Stadt erhofft sich hier eine Entlastung.

 

Reitschule mit stark überregionaler Ausstrahlung

 

Insgesamt 12'464 Besucher von 21 Kulturbetrieben wurden nach ihrer Herkunft befragt. Fazit: Nur 40 Prozent wohnen in der Stadt Bern. Fast ebenso viele Personen stammen aus anderen bernischen Gemeinden. 16 Prozent der Besucher wohnen in anderen Kantonen, knapp 5 Prozent reisten aus dem Ausland an.

 

In manchen Kulturbetrieben dominiert das Stadtberner Publikum, zum Beispiel im Kino Lichtspiel und im Kino Kunstmuseum. Anderswo sind die Besucher aus der Region stärker vertreten, etwa bei BeJazz und im Theater an der Effingerstrasse.

 

Eine stark überregionale Ausstrahlung haben das Bernische Historische Museum und die Kunsthalle, aber auch etwa die Dampfzentrale und die Reitschule.

(bs/sda)

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regibern.ch 8.10.12
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/366333.berner-kultur-fuer-berner-besucher.html

Berner Kultur für Berner Besucher

Vier von zehn Besucher der Kulturinstitutionen, welche von der Stadt Bern subventioniert werden, wohnen in der Stadt. Fast gleich viele kommen aus dem übrigen Kanton Bern, die Mehrheit davon aus den Gemeinden rund um die Stadt.


Dies ergab eine Publikumsbefragung der Berner Kulturinstitutionen. Bei 21 erfassten Betrieben wurden rund 12'000 Besucher befragt. Für die einzelnen Institutionen sieht die Zusammensetzung des Publikums sehr unterschiedlich aus. Befragt wurden beispielsweise Besucher des Schlachthaus Theaters, des Konzert Theaters Bern, des Historischen Museums oder der Berner Reitschule.


Befragung wiederholen

Die Stadt Bern will die Publikumsbefragung künftig alle vier Jahre durchführen. Zum einen sind die Daten von Bedeutung bei der Berechnung der so genannten Zentrumsleistungen, die der Stadt gemäss kantonalem Finanzausgleich abgegolten werden müssen. Zum anderen dienen die Zahlen der Stadt auch als Argumentationshilfe bei der Diskussion über die künftige Finanzierung der Berner Kulturinstitutionen. Denn die Anteile von Stadt, Kanton und Regionsgemeinden sind nicht in Stein gemeisselt. Die Stadt erhofft sich hier eine Entlastung.
(baum, sda)


Beitrag hören (2:54):
http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2FRegionaljournale%2FBern%2F2012%2F10%2F121008_RegiBEFRVS_Mittag_1_Baumer.mp3&design=drs1&type=popup&type=popup&skin=srdrs
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bern.ch 8.10.12
http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/10/kulturbetriebe

Studie zur Herkunft des Publikums in den subventionierten Kulturinstitutionen

Kulturbetriebe der Stadt Bern in der Region beliebt

Vier von zehn Besucherinnen und Besuchern der Kulturinstitutionen, welche von der Stadt Bern subventioniert werden, wohnen in der Stadt. Fast gleich viele kommen aus dem übrigen Kanton Bern, die Mehrheit davon aus Gemeinden der Region Bern-Mittelland. Dies ergab eine systematische Publikumsbefragung der Berner Kulturinstitutionen.

Im Mai/Juni und im August 2012 hat die Abteilung Kulturelles der Stadt Bern ermitteln lassen, woher das Publikum kommt, welches die von der Stadt Bern subventionierten Kulturinstitutionen besucht. Bei den 21 erfassten Institutionen - ohne Kunstmuseum und ohne Zentrum Paul Klee - wurde eine Direktbefragungen bei insgesamt 12‘464 Besucherinnen und Besucher vorgenommen, was einem repräsentativen Schnitt der Gesamtbesucherzahl entspricht. Das Ergebnis: Nur eine Minderheit, nämlich rund 40 Prozent der Besucherinnen und Besucher, wohnt in der Stadt Bern. Etwa gleich viele Personen wohnen in den  übrigen Gemeinden des Kantons Bern (37.3%). Rund ein Fünftel des Publikums wohnt in der Schweiz ausserhalb des Kantons Bern oder im Ausland.

Im Detail zeigt sich folgende Aufteilung nach Wohnort:

Stadt Bern 40.4 Prozent
Gemeinden Bern-Mittelland ohne Stadt Bern 25.5 Prozent
übriger Kanton 11.8 Prozent
übrige Schweiz 16.3 Prozent
Ausland 4.7 Prozent
Keine Angaben 1.3 Prozent

Besonders beliebt bei den Stadtbernerinnen und -bernern…

Für die einzelnen Kulturinstitutionen sieht die Zusammensetzung des Publikums allerdings sehr unterschiedlich aus. Mehr als 50 Prozent Stadtbernerinnen und -berner im Publikum weisen das Kino Lichtspiel (69%), das Kino Kunstmuseum (66%), bee-flat (63%), das Schlachthaus Theater (55%), das Kornhausforum (53%) und AUAWIRLEBEN (52%) auf. 

… bei den Regionsgemeinden …

Mehr Besucherinnen und Besucher aus den umliegenden Gemeinden (Region Bern-Mittelland ) als aus der Stadt Bern weisen BeJazz (48% aus der Region, 39% aus der Stadt), Das Theater an der Effingerstrasse (46% zu 34%) und Konzert Theater Bern (Symphonieorchester 37% zu 32%) auf.

… und ausserhalb des Kantons Bern

Eine starke überregionale Ausstrahlung mit einem hohen Anteil an Publikum aus der übrigen Schweiz und dem Ausland haben das Bernische Historische Museum (45%), die Kunsthalle (34%), AUAWIRLEBEN (30%), die Dampfzentrale (29%) und die Reitschule/Dachstock (27%). 

Die systematische Erhebung der Besucher/innen-Herkunft soll alle vier Jahre an den von der Stadt subventionierten Institutionen stattfinden. Die Daten fliessen unter anderem ein in die Berechnung der Abgeltung von Zentrumsleistungen, wie sie im revidierten Kantonalen Gesetz über den Finanz- und Lastenausgleich (FILAG) vorgesehen ist. Sie dienen aber auch als Argumentationshilfe zur künftigen Finanzierung der Berner Kulturinstitutionen. Dabei geht es nicht um eine Neuverteilung der Gelder zwischen den Kulturinstitutionen, sondern um die Diskussion, welchen Anteil Stadt, Kanton und Regionsgemeinden davon finanzieren

Präsidialdirektion der Stadt Bern

Downloads:

NACHGEFRAGT - Kulturbesuch in Bern (lang) (PDF 988 KB)

http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/10/kulturbetriebe/ergebnisbericht_nachgefragt.pdf

NACHGEFRAGT - Kulturbesuch in Bern (kurz) (PDF 425 KB)

http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/10/kulturbetriebe/ergebnisbericht_nachgefragt_kurz.pdf

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kulturstattbern.derbund.ch 8.10.12

Kulturbeutel 41/12


Von Gisela Feuz am Montag, den 8. Oktober 2012, um 05:16 Uhr

Frau Feuz empfiehlt: Gehen Sie morgen Dienstag doch ins ONO zu Pretty Mery K und lassen Sie sich von deren Neo-Folk-Gitarren-Pop betören. Am Donnerstag gehen Sie dann zum Konzert von Emanuel and the Fear, nein, nicht wie geplant ins ISC, sondern ins Rössli. Das Rock-Orchester aus Brooklyn ist zwar nur in "kleiner" Besetzung unterwegs, hat so aber immer noch sieben MusikantInnen auf der Bühne stehen, um kaleidoskopischen Psychedelic-Frickel-Pop zu fabrizieren.

Herr Imhof empfiehlt: Das kommende Wochenende steht im Zeichen des Lokalpatriotismus: "Bernisch" beginnts am Donnerstag mit dem langjährigen Supernova-Radiomann (RaBe) und Kosmonauten Daniel Imhof im Kapitel. DIE DJ-Possee von Bern-City überhaupt lädt dann am Tag darauf im ISC zur Partyserie "The Pralinée under the Schoggistängelis aka P.U.T.S.", welche ich hier wohl nicht weiter vorstellen muss. Und am Samstag ist dann der Name auch gleich Programm. Im Dachstock liest sich das midilux’sche Menü wie folgt: C’est BERNE! mit Patrick Podage, Brian Python, Ferris Le Bleu, Xylophee.

(...)

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Bund 8.10.12

Gemeinderat Leistungsvertrag mit Reitschule ins Trockene bringen, "Bund" vom 26. September


Es gibt keine Alternative


Der Leistungsvertrag mit der Reitschule ist längst fällig. Die Reitschule als Kultur- und Begegnungszentrum ist über die Stadtgrenze (wenn nicht nationale Grenze) hinaus bekannt. Sie erfüllt wichtige soziale Funktionen, indem sie Ausgeschlossene und Menschen mit psychischen Belastungen integriert, ihnen einen Raum bietet.

Die Reitschule kennt keinen Konsumzwang und setzt damit einen achtenswerten Kontrapunkt zur Verbrauchergesellschaft. Aktivistinnen und Aktivisten der Reitschule leisten viel freiwillige Arbeit, die auch eine Anerkennung verdient.


Die unakzeptablen Vorkommnisse auf der Schützenmatte können nicht der Reitschule in die Schuhe geschoben werden. Die Reitschule distanziert sich auch explizit davon. Doch leider wird die Reitschule immer wieder zum Sündenbock mancher politischer Parteien, die sich damit auf Stimmenfang machen. Eigentlich sind sich diese Parteien bewusst, dass es keine Alternative gibt und dass die Reitschule eine gesellschaftliche Rolle spielt, die auch ihnen zugutekommt, nicht nur in wahltaktischer Hinsicht. Wohin würden einige Tausend Jugendliche pro Woche gehen, wenn es die Reitschule nicht gäbe? Es ist höchste Zeit, dass die Leistungsvereinbarung mit der Reitschule vom Stadtrat genehmigt wird.


Hasim Sancar, Co-Fraktionspräsident Grünes Bündnis/Junge Alternative

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BZ 8.10.12

Polizeiautos beschädigt


Schützenmatte · Gleich zweimal wurden in der Nacht auf Sonntag bei der Reitschule Polizeiautos mit Flaschen und Steinen beworfen.

Beim ersten Vorfall kurz vor zwei Uhr nachts zerbarst die Seitenscheibe eines Streifenwagens. Polizei und Sanität waren auf den Parkplatz Schützenmatte gerufen worden, weil eine Person nach einer Schlägerei verletzt auf dem Boden lag. Der Verletzte wurde ins Spital gebracht, und die Polizei wurde beim Verlassen des Tatorts von Unbekannten mit Gegenständen beworfen. So schreibt es die Polizei in einer Medienmitteilung.

Beim zweiten Vorfall in der selben Nacht fuhr eine Polizeipatrouille um etwa 5.20 Uhr nach einem Einsatz in Zollikofen nach Bern zurück. Bei der Reitschule wurden die Polizisten im fahrenden Auto von "mehreren Unbekannten gezielt mit Flaschen und Steinen angegriffen". Diesmal zerbarst die Frontscheibe. Bei den Vorfällen wurden keine Personen verletzt. pd/tob

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Bund 8.10.12

Zwei Polizeiautos beschädigt

Unbekannte haben in der Nacht auf gestern zwei Polizeiautos angegriffen und beschädigt. Sie bewarfen die Fahrzeuge mit Gegenständen und zerstörten Scheiben. Der erste Vorfall ereignete sich auf der Schützenmatte, der zweite auf der Neubrückstrasse hinter der Reithalle, wie die Polizei mitteilte. (sda)

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20 Minuten 8.10.12

Reithalle: Angriff auf die Polizei

BERN. Kaum ein Wochenende ohne Attacken auf Polizeipatrouillen bei der Reitschule. In der Nacht auf Sonntag mussten die Polizei und Sanität kurz vor 2 Uhr wegen einer Schlägerei ausrücken. Als die Beamten die Schützenmatte verliessen, bewarfen Unbekannte das Auto mit Gegenständen. Eine Seitenscheibe des Autos ging in die Brüche. Als eine weitere Patrouille kurz nach 5 Uhr von einem Einsatz in Zollikofen zurückkehrte und die Reitschule auf der Neubrückstrasse passierte, wurde sie gezielt mit Flaschen und Steinen angegriffen. Die Frontscheibe zerbarst. Verletzt wurde niemand. EHI

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Blick 8.10.12

Polizei-Autos angegriffen


Bern - Unbekannte haben in der Nacht auf gestern zwei Polizeiautos angegriffen und beschädigt. Sie bewarfen die Fahrzeuge mit schweren Gegenständen. Beide Vorfälle ereigneten sich in der Nähe des Kulturzentrums Reitschule.