MEDIENSPIEGEL 22. - 28. OKTOBER 2012

kulturstattbern.derbund.ch 28.10.12

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2012/10/28/feiern-mit-der-reitschule-vol-2/

 

Feiern mit der Reitschule Vol.2

 

Manch einer aus dem Publikum hätte sich gerne eine Scheibe von Endo Anaconda, der "permanenten Jugendrevolte", abgeschnitten.

 

Von Benedikt Sartorius

 

Er fühle sich wie eine permanente Jugendrevolte, befand Endo Anaconda ziemlich zu Beginn des Konzerts, das der kolossale Koloss aller Mundartklassen im Dachstock mit Stiller Has kurzfristig spielte. Das tönt zwar anstrengend, aber auch sehr schön, zumal in Zeiten, in denen jüngere Semester bereits sehr froh wären, wenn sie Teil einer Jugendbewegung sein könnten. Ja, man muss Endo und all den MitstreiterInnen von vor 25 Jahren sehr dankbar sein, dass sie damals diesen Raum besetzten, ihn füllten und sanierten und erneuerten und damit beinahe "meh, meh als mönschemüglech isch" - zumindest für Bern - erreichten. Und noch immer steht die Reitschule da, ob im Schneesturm oder im Sonnenschein oder in um eine Stunde verlängerten Samstagnächten, und das ist sehr gut so.

 

 

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bernerzeitung.ch 28.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Mit-Stiller-Has-und-Gluehwein-gegen-die-Kaelte/story/22968389

 

Mit "Stiller Has" und Glühwein gegen die Kälte

 

Stefan Glantschnig

 

Am Samstag ging das Reitschulefest in Bern in die zweite Runde. hat sich vor der Reithalle auf Stimmenfang begeben. Die Besucher hielten das Fest für eine gute Sache und freuten sich auf das Konzert von "Stiller Has".

 

 

Der Freitagabend war für die Reitschule ein voller Erfolg. Trotz garstigem Wetter liessen sich Tausende auf dem Vorplatz und an den Konzerten blicken, um das 25-jährige Bestehen der Reitschule zu feiern. "Die Stimmung war genial und das Publikum gut gelaunt", schwärmt Jan Brunner, ein jüngerer Besucher des Festes. Der zweite Abend des Reitschulfestes soll dem - trotz Schneefall - in Nichts nachstehen. Stadtlegende Endo Anaconda spielte ab 23 Uhr mit seiner Band "Stiller Has" im Dachstock.

 

Doch gefeiert wurde schon vorher. Bereits um 16 Uhr traten Bands auf dem Vorplatz auf und stimmten die Anwesenden auf eine lange Partynacht ein. Die Besucherzahl hielt sich am frühen Abend noch in Grenzen; man wärmte sich mit Glühwein. Doch die Anwesenden waren von den bisherigen Auftritten begeistert und davon überzeugt, dass der Vorplatz auch am Samstag gefüllt sein wird. Die musikalischen Acts sollten für jeden Geschmack etwas bieten: Neben dem Mundart-Rock von "Stiller Has" kann zu jeglichen Musikgenres der Neuzeit das Tanzbein geschwungen werden.

 

Positive Resonanz des Publikums

 

Die Vielfalt der Musik widerspiegelte sich auch in der Zusammensetzung des Publikums. Das sei ein Pluspunkt, findet Oliver Wild: "Dass die Reithalle eine solche Vielfalt an Menschen anziehen kann, ist positiv." Das komme nicht von ungefähr, meint der 16-Jährige. Die Reithalle sei der einzige Treffpunkt in Bern, an dem man gratis verweilen und bereits nach fünf Minuten neue Bekanntschaften schliessen könne. Die Musik spielt für ihn heute keine Rolle. Die Stimmung und das Miteinander sei der massgebliche Punkt des Festes.

 

Das befürwortet auch Maryolein Schärer, auch wenn die Reitschule für sie etwas ganz anderes symbolisiert und sich die Motivation für die Erhaltung des Kulturraums von derjenigen der heutigen Jugend unterscheidet. Als 25-Jährige kämpfte sie für die Reitschule und ihre Ideale: "Wenn sich 25 Jahre später eine solche Masse an Jugendlichen an einem Ort versammelt, um etwas zu feiern, das unsere Generation erschaffen hat, ist das eine tolle Sache und freut mich."

 

Reitschule symbolisiert Überleben

 

Dass die meisten der Anwesenden des Festes nicht mehr denselben Bezug zu der Institution Reitschule haben, stört die mittlerweile 50-Jährige nicht. Die Gesellschaft und ihre Struktur habe sich entwickelt. Es sei heute kaum mehr möglich wie damals ohne Entlöhnung zu arbeiten und für Eintritte kein Geld zu verlangen, alleine das habe den Charakter der Reitschule schon verändert. Demgegenüber stehe die verbesserte Organisation und die Sauberkeit des Vorplatzes, meint Schärer weiter. Jede Veränderung habe positive und negative Seiten. Für sie zählt jedoch vor allem eins: "Die Reitschule existiert noch, sie symbolisiert für mich Überleben. Das zeigt mir, dass es sich damals gelohnt hat für uns und unsere Zukunft zu kämpfen."

 

Es habe sich auch nicht alles verändert. Genau wie damals würden aus Dummheit Flaschen geworfen und Fehler auf beiden Seiten begangen. Die Diskussion um den Ort sei über die Jahre immer dieselbe geblieben. Das sei schade, die Kraft sollte dafür genutzt werden, weiter kreativ zu bleiben und den sozialen Gedanken beizubehalten, so Schärer. Auf was sie sich heute Abend freut? "Stiller Has, ich kenne Endo schon lange, der ist einer von uns!"

 

Doch nicht alle Besucher haben einen solchen Bezug zur Reithalle. Ein Mann älteren Semesters, der nicht namentlich genannt werden möchte, will heute Abend am Rundgang durch die Reitschule teilnehmen: "Ich bin hier, weil ich mir eine Meinung bilden möchte." Er sei erst kürzlich nach Bern gezogen und wolle sich einen Eindruck von der Reitschule verschaffen, der nicht durch die Medien gefärbt ist.

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kulturstattbern.derbund.ch 27.10.12

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2012/10/27/feiern-mit-der-reitschule/

 

Feiern mit der Reitschule

Von Benedikt Sartorius am Samstag, den 27. Oktober 2012, um 09:48 Uhr

 

 

25 Jahre ist es her, als der Herbst in Bern ein heisser war und der Freiraum Reitschule erobert wurde - eigentlich der gegebene Festanlass, um von früher zu erzählen, "vo dine junge wiude Jahr". Doch hatte am ersten Abend des Reitschulfests beinahe niemand Lust, sich in die Nostalgie und die reiche Geschichte zu flüchten. Denn das Publikum, das war weit jünger als erwartet, trank auf dem Vorplatz zu grossen Hits, pogte zu Mundart-Hardcore, besuchte den Frauenraum und hörte beispielsweise die St. Gallerinnen Velvet Two Stripes oder strömte, natürlich, in den Dachstock, wo Züri West ihre Rückkehr in die Reitschule feierten.

Und ja, es war eine grosse Rückkehr: Die Band um Kuno Lauener, die als Sprachrohr der damaligen Bewegung gilt und aus diesem Grund auch alte Bärte im Publikum erwartet hatte, schraubte nicht viel an der gewohnten "Göteborg"-Tour-Setlist rum, und so gab es kaum Bewegungs-Hits zu hören, nur zeitlose Lieder aus der reichen Kiste, die in dieser ausgelassenen Stimmung, in diesen Gebälken des Dachstocks schöner wirkten als anderswo in der Stadt. Und als der Zugabenblock zu Ende war, mit dem "Popsong" und der okayen "Spinnele", ertönte aus dem Off Lennons eigentlich totgespieltes "Imagine", man sang mit, und alles war sehr sehr schön in diesem Moment im Jahr 2012.

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Das Reitschulefest geht heute in die zweite Runde mit unter vielen Stiller Has, DJs, Filmen aus dem Archiv und einem Katerfrühstück.

 

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Bund 27.10.12
http://www.derbund.ch/bern/stadt/Wir-sind-die-Spiesser-der-Reitschule/story/21584412

Reitschule: Die Arbeitstiere


"Wir sind die Spiesser der Reitschule"

Von Brigitta Niederhauser

"Ohne das Tojo hätte die Stadt Bern ein Problem", sagt Michael Röhrenbach, seit zehn Jahren Mitglied des Theaterkollektivs.



Gastgeber, Talentförderer, Dienstleister und Kritiker der real existierenden Basisdemokratie: Michael Röhrenbach.
Bild: Adrian Moser

 

Als er zum ersten Mal im Tojo auf der Bühne stand, da war er Gott. 22 Jahre ist das her, und Michael Röhrenbach spielte den Allmächtigen in "Spaceboard Galuga". Mit der Kultserie der Berner Gruppe Club 111 wurde das Tojo, der Theaterraum in der Reitschule, weit über Bern hinaus bekannt. Als Schauspieler arbeitete Röhrenbach damals vor allem in Deutschland, seiner Heimat. Die Schweiz kannte er allerdings gut. "Ich bin am Bodensee aufgewachsen und hatte stets den Säntis vor Augen." Bevor er vor zehn Jahren aus familiären Gründen nach Bern zog, war er in Hamburg Mitglied des Künstlerkollektivs Westwerk. "Eigentlich hatte ich damals genug von Kollektiven", sagt der 54-Jährige, "aber die Möglichkeiten in der Reitschule und im Tojo waren zu verlockend."

 

In den Anfängen arbeitete er zu 30 Prozent, heute umfasst sein Pensum das Doppelte, und abgerechnet werden noch immer die geleisteten Stunden. "Mit 25 Franken pro Stunde sind wir die bestbezahlten Arbeitskräfte in der Reitschule, wir sind aber auch die Spiesser hier", sagt Röhrenbach. Daneben arbeitet er noch als Produktionsleiter, Moderator und Sprecher, weiter realisiert er als Theaterpädagoge gerne Projekte mit Secondos. Die Schauspielerei hat er aufgegeben. "Ich wäre heute wohl ein zu nerviger Kollege."

 

Seit seinem Einstieg ins Tojo-Kollektiv vor zehn Jahren hat sich das Theater mit den rund 100 Plätzen zum professionell geführten Gastspielhaus für freie Truppen aus der ganzen Deutschschweiz entwickelt. Das Budget beträgt 200 000 Franken pro Jahr, und gegen 12 000 Zuschauer besuchen die rund 150 Aufführungen. Seit 2008 hat das Tojo einen Leistungsvertrag mit der Stadt und wird mit jährlich 60 000 Franken unterstützt.

 

"Wir sind bei den Subventionsbehörden auf viel Goodwill gestossen", sagt Röhrenbach. Für ihre Bemühungen zugunsten der hiesigen Tanzszene wurden die Tojo-Leute sogar mit einem neuen Tanzboden belohnt. "Ohne Tojo hätte die Stadt ein Problem, weil nicht wenige Gruppen, die von der Theaterkommission gefördert werden, keine Möglichkeit zum Auftreten hätten. Wir werden von Anfragen überschwemmt, sind wir doch im Unterschied zu Dampfzentrale und Schlachthaus, den beiden A-Häusern der freien Szene, sehr niederschwellig." Was das Tojo so beliebt macht, ist nicht nur der stimmige Raum mit seiner märchenhaften Hafenbar. Geschätzt werden auch die kompetente Betreuung durch das zwölfköpfige Kollektiv und die einfache, funktionale Infrastruktur. "Wir geben unsere Erfahrungen gern weiter, helfen bei der Budgetplanung, beim Schreiben von Beitragsgesuchen und erledigen die Pressearbeit", sagt Röhrenbach. Er macht aber keinen Hehl daraus, dass man gern mehr Geld hätte, um selber koproduzieren zu können. Überaus erfolgreich ist die Eigenproduktion "Lustiger Dienstag", die vergnügliche Talentplattform, auf der sich alte Hasen und junge Grünschnäbel treffen. Dass Gruppen, die im Tojo erste Erfolge feiern, mit ihrer nächsten Produktion ins Schlachthaus weiterziehen, stört ihn nicht. "Wir sind hier das Theater mit der breitesten Palette." Und das zu einem günstigen Preis. Ein Billett kostet 20 Franken, und erstaunlich viele Zuschauer spenden einen Solidaritätsfünfliber. So selbstverständlich die Solidarität der Theaterbesucher ist, so schwer tut sich das grosse Kollektiv der Reitschule manchmal mit dem Gemeinschafts- geist. "Oft schauen die einzelnen Veranstaltergruppen nur für sich", hat Röhrenbach beobachtet. Zu schaffen macht ihm auch die Gewalt, die immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Da fühle man sich als Veranstalter wie ins Gesicht geschlagen, wenn ein paar wenige Individuen die ganze Reitschule gefährdeten. "Aber es ist nun mal so: Wo es wenig Reglemente und Sanktionen gibt, da wachsen die Egos unreguliert."

 

Röhrenbach wünscht sich, dass das Reitschulkollektiv auch wieder mal seine Strukturen überdenken würde. "Mit der Vollversammlung verhält es sich ähnlich wie mit der Schweizer Demokratie. Wenn nicht mindestens die Hälfte abstimmen geht, ist das Resultat fragwürdig. In der Reitschule ist es letztlich eine vergleichsweise kleine Clique, welche die Entscheide fällt."

 

Auch wenn er sich über die zu wenig konsequente Umsetzung der Basisdemokratie und versprayte Fensterscheiben nervt - ans Aufhören denkt Michael Röhrenbach nicht. "Die Reitschule ist einzigartig, auch was die Toleranz der Politik und der Bevölkerung betrifft. In Deutschland wären solche Mehrheiten kaum möglich. Hier Gastgeber zu sein, ist ein sehr schönes Gefühl."

 

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25 Jahre Reitschule

www.reitschule.derbund.ch

25 Jahre Reitschule - wer engagiert sich da eigentlich heute? Eine Porträtserie aus der autonomen Zone.

 

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BZ 27.10.12

 

Die Reitschule feiert

 

Stadt Bern. Superstimmung schon gestern Abend auf dem Vorplatz zum Start des dreitägigen Reitschule-Fests, mit dem das 25-jährige Bestehen des Kulturzentrums gefeiert wird. Als Höhepunkt des ersten Abends war ein Konzert von Züri West angesagt. Die Berner Band schliesst damit einen Bogen: Züri West spielten schon 1987, als die Reitschule als Jugend- und Kulturzentrum besetzt wurde. Im BZ-Gespräch diskutieren zwei Reitschule-Mitarbeiter über die Bedeutung und die Probleme sowie über die Wahrnehmung der Reitschule: Sandro Wiedmer vom Dachstock als Aktivist der ersten Stunde und Lorenz Nussbaum, der sich seit drei Jahren im Sicherheitsteam engagiert. Das Fest dauert bis morgen früh. Heute ist unter anderem auch eine Führung durch die Gebäude angesagt.wrs Seite 2 + 3

 

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http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-staendigen-inneren-Konflikte-sind-seit-1987-der-Motor-der-Reitschule-/story/18226982

25 Jahre   Jugend- und Kulturzentrum

 

"Die ständigen inneren Konflikte sind seit 1987 der Motor der Reitschule"

 

Ein grosser Teil des Publikums habe keine Ahnung, wie die Reitschule funktioniere, sagt der 22-jährige Lorenz Nussbaum. Er engagiert sich im Sicherheitsteam und wie Sandro Wiedmer (50) im Dachstock. Zum Jubiläum "25 Jahre Reitschule" reden sie über Reitschule-Kritik, verklärte Vergangenheit und Flaschenwürfe.

 

Wo waren Sie, als die Reitschule 1987 besetzt wurde?

 

Sandro Wiedmer: (schmunzelt) Dabei. Als der damalige städtische Polizeidirektor Marco Albisetti seine Rede vor dem grossen Tor hielt, stand ich neben ihm. Wir wollten Raum für alternative Kultur und für junge Leute erkämpfen. Kurz darauf fing ich an, mich in der Reitschule zu engagieren. Erst im Kino, später im Konzertlokal Dachstock.

 

Lorenz Nussbaum, Sie waren zur Zeit der Besetzung noch nicht geboren. Was wissen Sie darüber?

 

Lorenz Nussbaum: Ich habe Respekt und Bewunderung davor, was die Leute damals machten. Was ablief, kenne ich aus Erzählungen beim Feierabendbier. Persönlich ist mir diese Vergangenheit nicht so wichtig. Mir ist es wichtiger, Probleme im Hier und Jetzt anzuschauen, als zum x-ten Mal auf die Anfangszeiten zurückzublicken.

 

Warum engagieren Sie sich in der Reitschule?

 

Nussbaum: Für mich ist die Reitschule ein kleines Utopia. Nach der Schule begann ich zu arbeiten und hatte unmögliche Chefs. Ich war der Gibmer, Häbmer, Bringmer. Der, der nichts kann und nichts wert ist. Wenn ich eine Idee hatte, interessierte das niemanden. In der Reitschule kann man aufgrund der Strukturen gar nicht überhört werden, wenn man sich engagiert. Deine Stimme zählt etwas, das gefällt mir.

 

Wiedmer: Hier habe ich Freiheit für das, was ich machen will, es gibt Raum für Eigeninitiative und flache Strukturen. Und es ist ein politisches Statement, wenn man sich hier engagiert.

 

Ein Statement wofür?

 

Wiedmer: Für einen Ort, der sich selber verwaltet und in dem Alternativkultur Platz hat. Und ein Statement gegen Konsumzwang, Repression und Unterdrückung.

 

Fühlen Sie sich persönlich angegriffen, wenn die Reitschule in der Kritik steht?

 

Nussbaum: Mmmh, schwierig, zum Teil sicher. In Diskussionen kann ich die Leute aber meistens von meiner Sichtweise und von der Bedeutung der Reitschule überzeugen …

 

Bei grundsätzlichen Kritikern der Reitschule?

 

Nussbaum: Gut, plumpe, unreflektierte Kritik kann ich nicht ernst nehmen. Aber ich stelle fest: Die meisten Leute, die über die Reitschule sprechen, haben keine Ahnung davon, was hier eigentlich läuft. Dazu zähle ich auch grosse Teile des Reitschule-Publikums. Wenn sich jemand mit der Reitschule auseinandersetzt, lasse ich mich aber gerne auf eine kritische Diskussion ein. Daran kann man ja wachsen.

 

Herr Wiedmer, Sie haben sicher schon unzählige solcher Diskussionen geführt. Wann wächst man aus dem Reitschule-Alter heraus?

 

Wiedmer: Das ist eine alte Diskussion. Wir Älteren möchten schon lange ein Bauernhaus kaufen und eine Alters-WG machen. Dafür müssten wir die Eintrittspreise massiv erhöhen, damit wir uns das leisten könnten (lacht). Nein, ganz so ernst ist die Idee nicht. Engagement in der Reitschule hat nichts mit dem Alter zu tun. Aber man wird mit der Zeit zur Ansprechperson für Jüngere.

 

Denken Sie wehmütig an alte Zeiten zurück?

 

Wiedmer: Nein. Früher war nicht alles besser, es war einfach anders. Und es war früher nicht alles grundpolitisch. Spass spielte auch damals eine Rolle.

 

Früher warf man Geld in eine Topfkollekte. Heute zahlt man in der Reitschule Eintritt wie überall. Ideale mussten weichen.

 

Wiedmer: Das ist so. Aber einschneidender als der Eintritt war etwa die Einführung von Löhnen. An der Motivation hat sich dadurch nichts geändert. Aber es ist ehrlich gesagt angenehm, etwas Geld zu erhalten.

 

Nussbaum: Dass es im Dachstock-Kollektiv Lohn gibt, ermöglicht mir, öfter hier zu arbeiten. Ich muss ja Geld verdienen, habe Auslagen. Die Anerkennung ist für mich nicht der Lohn, sondern das Zwischenmenschliche.

 

Gibt es Probleme zwischen den einzelnen Gruppen in der Reitschule?

 

Wiedmer: Es ist konstant, auch konstant schwierig. Aber die ständigen inneren Konflikte sind der eigentliche Motor der Reitschule - seit ihrem Bestehen.

 

Nussbaum: Die Reitschule ist eine Ansammlung von AGs unter einem Dach. Die Reitschule gibt es nicht.

 

Der aktuell wieder diskutierte Leistungsvertrag wird aber zwischen Stadt und Reitschule als Ganzem geschlossen. Er macht also keinen Sinn?

 

Wiedmer: Nein, nicht wirklich. Im Vertrag steht festgehalten, was wir ohnehin machen, nicht mehr und nicht weniger. Früher hatten wir einen Gebrauchsleihvertrag, nun einen Leistungsvertrag. Der Unterschied ist gering.

 

Nussbaum: Mit oder ohne Vertrag macht keinen grossen Unterschied. Es fliesst ja kein direktes Geld für die Miete.

 

Wiedmer: Der Vertrag spielt insofern eine Rolle, als dass sich die Geschichte wie immer vor Wahlen wiederholt und der "Schandfleck Reitschule" nun wieder mal zum Spielball gemacht wird.

 

Ursprung des aktuellen Wirbels waren aber Aufrufe zu Gewalt und Flaschenwürfe aus dem Umfeld der Reitschule.

 

Nussbaum: Wir wissen nicht, worum es geht, wer hinter den Aktionen steckt und ob es einen politischen Hintergrund gibt.

 

Was würde es für Sie ändern, wenn Sie es wüssten?

 

Nussbaum: Für mich geht es darum, ob ich damit leben kann. Ein Flaschenwurf kann unterschiedlich motiviert sein …

 

…es ist eine Straftat und Gewalt. Das Reitschule-Manifest aber schliesst Gewalt aus, egal, gegen wen.

 

Nussbaum: Ich meinte nicht, dass es darauf ankommt, auf wen Flaschen geworfen werden, sondern mit welchem Hintergrund. Natürlich macht es keinen Unterschied, ob man auf Dunkelhäutige Flaschen wirft oder auf Polizisten. Aber bei den jüngsten Ereignissen ist doch klar: Da leistet sich jemand einen Joke.

 

Aufrufe zum Mord sind doch kein Joke.

 

Nussbaum: Ich bin sicher: Die Aufrufe stammen von Leuten, die mit den Flaschenwürfen nichts zu tun haben. Und es sind Leute, denen nicht viel an den Strukturen der Reitschule liegt und die nicht eingebunden sind. Denen gefällt es, den Medien auf der Nase herumzutanzen.

 

Wie stehen Sie selber dazu?

 

Nussbaum: Mir passt einfach der Link nicht: Es fliegt eine Flasche vor der Reitschule, also war es die Reitschule. Persönlich finde ich Flaschenwerfen etwas vom Dümmsten, was man tun kann. So was mit einer politischen Botschaft zu legitimieren, ist hirnrissig, das macht keinen Sinn.

 

Sie sehen jemanden, der aus der Reitschule Flaschen wirft oder danach in die Reitschule flüchtet. Was machen Sie?

 

Wiedmer: Ich spreche ihn an.

 

Nussbaum: Ich auch. Aber ich kann nicht für jeden Mitarbeiter der Reitschule sprechen.

 

Es ist kaum vorstellbar, dass niemand weiss, aus welcher Ecke solche Aktionen kommen. Warum isoliert die Reitschule die Leute nicht und grenzt sich ab?

 

Wiedmer: Ich bin mir nicht sicher, ob die Leute wirklich bekannt sind. Es sind solche, die feige die Anonymität der Masse ausnützen. Auch bei der Cafete war die Reitschule nicht glücklich darüber, wie die Leute dort handelten, und schloss das Lokal. Jetzt sind sie wieder da. In der Tat tut sich die Reitschule manchmal schwer, eigene Anliegen durchzusetzen. Aber es ist leider einfach, der Reitschule zu schaden. Man kann ihr viel in die Schuhe schieben, für das sie nichts kann.

 

Nussbaum: Ein Beispiel, wie es auch läuft im Umgang mit Straftaten: Im Dachstock erkannte eine Frau ihren Vergewaltiger. Die Dachstock-Crew rief die Polizei, Zivis nahmen den Mann fest.

 

Lorenz Nussbaum, Sie sind Mitglied des Sicherheitsdiensts, des sogenannten Teams Wellness. Was qualifiziert Sie dafür?

 

Nussbaum: Ich stiess über einen Bekannten zum Team. Wir wollen die Sicherheit der Gäste gewährleisten. Für die Schützenmatte können wir diese Aufgabe aber nicht übernehmen. Wir setzen auf Dialog. Das liegt mir.

 

Aber Sie vergleichen das Team Wellness nicht mit einem Sicherheitsdienst eines Clubs.

 

Nussbaum: Wir arbeiten grundsätzlich anders: Körperliches Kontrollieren ist erst am Ende einer Eskalation eine Option. Man versucht sehr lange, mit problematischen Gästen zu kommunizieren. Ausserdem haben wir keine Uniformen, Handschellen oder Schlagstöcke. Das ist ein weiterer Unterschied. Wir reflektieren unsere Arbeit sehr oft.

 

Stadtpräsident Tschäppät sprach in der BZ einst von einer Sonderzone Reitschule. Die Reitschule lehnte dies ab, es brauche keine Sonderbehandlung.

 

Wiedmer: Da hat sich die Reitschule meiner Meinung nach in Widersprüche verwickelt. Es gibt ja durchaus den Anspruch und das Bewusstsein, dass man in einer Sonderzone ist. Eine Sonderzone sind wir nur schon, weil es hier keinen Konsumzwang gibt.

 

Eine rechtsfreie Sonderzone?

Wiedmer: Sicher nicht. Die Reitschule hat keine legislative Befugnis und macht nicht ihr eigenes Recht. Sie hat aber den Anspruch, dass sie das Recht hier selber durchsetzt. Das führt zugegebenermassen zu Konflikten.

 

Nussbaum: Die Reitschule ist ein Einzugsgebiet für lustige Figuren mit verschiedenen Gesinnungen. Sie kommen hierher, weil es nichts Vergleichbares gibt. Hier sind sie geduldet.

 

Auf der Schützenmatte könnten einst Wohnungen oder Büros stehen. Was bedeutet dies für die Reitschule?

 

Wiedmer: Wohnen würde wohl heissen: mehr Lärmklagen. Das Kulturzentrum BOA in Luzern musste wegen einer solchen Entwicklung schliessen.

 

Nussbaum: Ein Hochhaus wäre doch super. Dann hätte Bern endlich ein richtiges Ghetto …

 

Andernorts sind einst alternative Kulturorte heute etablierte Lokale. Gibt es die Reitschule in heutiger Form in 25 Jahren noch?

 

Wiedmer: Das wäre schlecht. Das würde heissen, dass sie sich nicht weiterentwickelt. Das meinte ich mit dem Motor, der antreibt.

 

Gesprächsleitung: Wolf Röcken

 

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Zu den Personen

 

Sandro Wiedmer (50) ist Mitglied des Kollektivs Dachstock und seit den Anfangszeiten der Reitschule dabei.

 

Lorenz Nussbaum (22) ist ebenfalls Mitglied des Kollektivs Dachstock. Er engagiert sich seit drei Jahren in der Reitschule. Weil er als Mitarbeiter des Sicherheitsteams exponiert arbeite, fragte er, ob er von hinten fotografiert werden könne. Mehr aus Plausch stellte Sandro Wiedmer seinen Stuhl gleich hin.

 

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25 Jahre nach der Besetzung wird seit gestern Abend gefeiert

 

Reitschule-Fest

 

In der 1897 gebauten Reitschule wurde lange Zeit geritten, und es gab Ställe und Plätze für Kutschen. Als die Pferde Ende der 70er aus der Stadt verschwanden, wurden die Räume als Lager gebraucht. Die Jugendunruhen der 80er brachten die Reitschule als autonomes Jugendzentrum ins Gespräch. Ab Oktober 1981 stellte die Stadt der Jugend die Reitschule zur Verfügung. Nach einem halben Jahr wurde sie polizeilich geschlossen und ein halbes Jahr lang bewacht. Die Begründung der Stadt: Es gab keine Einigung auf ein Betriebskonzept, und die Reitschule schaffte es nicht, Ansprechpartner zu definieren. Als die Stadt 1987 das Hüttendorf Zaffaraya räumen liess, brodelte es in der Stadt. Am 31. Oktober 1987 erzwangen Tausende Besucher an einem Fest mit Züri West, Polo Hofer und Stephan Eicher die Wiedereröffnung der Reitschule als Kulturzentrum. Seit gestern feiert die Reitschule dieses Ereignis vor 25 Jahren mit einem Fest. Auf dem Programm steht heute Samstag unter anderem ein Konzert von Stiller Has, um 18 Uhr eine öffentliche Führung.wrs

 

Programm: www.reitschule.ch


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Schweiz Aktuell 26.10.12

 

25 Jahre Berner Reitschule

 

Vor 25 Jahren haben Jugendliche in Bern die Reitschule besetzt. Dies war der Auftakt zum "Heissen Herbst" in Bern - mit Auseinandersetzungen, grossen Demonstrationen, Kulturstreik und Konzerten. Seither hat sich die autonom verwaltete Reitschule zu einem wichtigen Kulturzentrum entwickelt. Wegen Gewalt gegen Polizisten und Krawallen in ihrem Umfeld blieb sie aber immer auch umstritten. Am Wochenende wird das 25-Jahr-Jubiläum gefeiert - während gleichzeitig die Diskussionen um die Reitschule in der Stadt wieder hochkochen.

http://www.videoportal.sf.tv/video?id=165eef5c-3e60-4683-944c-71cc4f0fe587

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20min.ch 26.10.12

http://www.20min.ch/wissen/history/story/Berns-heissester-Herbst-jaehrt-sich-zum-25--Mal-28200739

 

Kampf um Reitschule: Berns heissester Herbst jährt sich zum 25. Mal

 

Krawalle, Konflikte, Konzerte: Vor 25 Jahren besetzten links-autonome Jugendliche erstmals die Berner Reitschule. Das Ereignis war der Auftakt zu gewalttätigen Kämpfen und zähen Verhandlungen.


1919 sorgten vor der Reithalle noch andere Gäste für Spektakel: Der Zirkus Knie spannte sein Zelt auf dem Vorplatz. Im Bild warten am 14. Juni 1919 Gäste auf Einlass. (Bild: Keystone/str)

Es sind die 80er-Jahre - in Zürich lösen die Krawalle mehrerer hundert Jugendlicher vor dem Opernhaus Proteste in der ganzen Schweiz aus, in Bern fordert die links-autonome Bewegung ein Jugendzentrum und nimmt im Jahr 1981 erstmals die Reithalle in Beschlag. Doch das "Begegnungszentrum" überlebt nur kurz: Bereits 1982 wird das Gebäude an der Neubrückenstrasse geräumt und verbarrikadiert. Das Haus bleibt ungenutzt, doch in Bern brodelt es weiter.

 

Mit "Straf-Bars" und unbewilligten Konzerten wird gegen das mangelhafte Kulturangebot protestiert. Als der Stadtrat im Februar 1987 beschliesst, die Reithalle abzubrechen, und mit der Schliessung des 1985 errichteten Hüttendorfs Zaffaraya droht, laufen die Anhänger der Reitschul-Bewegung Sturm. In der Nacht vom 24. Oktober 1987 ziehen rund tausend Jugendliche in das verriegelte Gebäude und fordern die Wiedereröffnung der Reitschule als Autonomes Jugendzentrum.

 

Der "heisse Herbst" in Bern

 

Es ist der Auftakt zum wohl heissesten Herbst in der jüngeren Berner Stadtgeschichte: Am Tag nach der Besetzung zieht eine Demonstration durch die Innenstadt - zerbrochene Scheiben, zerstörtes Mobiliar im Stadttheater und Farbanschläge veranlassen die Polizei dazu, die Reithalle wieder rund um die Uhr zu bewachen. Drei Tage später reicht die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR), getragen von einer breiten Solidaritätswelle und unterstützt von mehreren Kulturlokalen, ein Gesuch für die Bewilligung eines Festes ein.

 

Unter grossem Druck erlaubt der Gemeinderat den "Kulturstreik" am 31. Oktober: Tausende von Besuchern, dreizehn Bands und zahlreiche Kunstdarbietungen versammeln das nahezu komplette Nachtprogramm der Kulturlokale Berns unter dem Dach der Reithalle. Die links-autonome Bewegung fordert die Freigabe sämtlicher Räume des Reitschulareals und verlangt uneingeschränkte Selbstverwaltung des Gebäudes.

 

Nach dem Kulturstreik verlagern sich die Konflikte - das Hüttendorf Zaffaraya steht unter Beschuss. Als am 15. November das gemeinderätliche Ultimatum zur Räumung des Geländes verstreicht, errichten rund 200 Sympathisanten und Anhänger der Reitschul-Bewegung Barrikaden auf dem Gaswerkareal. Zwei Tage später schreitet die Polizei ein. Es kommt zu schweren Auseinandersetzungen mit dutzenden Verletzten.

 

Schandfleck oder Kulturoase?

 

Eine Welle der Entrüstung erfasst die Bevölkerung - Berner Schüler treten in einen Protest-Streik, die Studios zweier Lokalradios werden besetzt und 10 000 Demonstranten fordern die Freigabe des Geländes. Der Gemeinderat gibt dem starken öffentlichen Druck nach und sichert der IKuR zu, dass ein Teil der Reithalle unter der Einhaltung strikter Auflagen provisorisch wieder geöffnet werden kann.

 

Doch damit sind die Konflikte nicht behoben - die Bewegung fordert Autonomie. Bei einer weiteren Hausräumung in Bern werden über hundert Personen verhaftet, Anfang Dezember zieht mehrmals ein tausendköpfiger Demonstrationszug durch die Hauptstadt und stört den Weihnachtsverkauf. Nach diesen Krawallen und der provisorischen Öffnung beginnt die Zeit zäher Verhandlungen. Erst nach vier Jahren, im Dezember 1991, stimmt die IKuR dem gemeinderätlichen Vertrag zur Nutzung der Reithalle zu.

 

Doch das Kulturzentrum bleibt ein Brennpunkt in der Bundesstadt. Unruhen zwischen den Besetzern des Vorplatzes auf dem Reitschulgelände und der IKuR sowie erneute Räumungen sorgen bis in die Gegenwart für Konflikte und negative Schlagzeilen. Schandfleck im Herzen Berns oder Kulturoase ausserhalb gängiger Konventionen? Die Reithalle polarisiert nach wie vor. Doch sicher ist: Das autonome Kulturzentrum kann sich seit der ersten Besetzung vor 25 Jahren als solches halten und noch immer auf eine breite Unterstützung zählen. Auch die jüngste Initiative der SVP zum Verkauf der Immobilie ist im September 2010 auf klare Ablehnung gestossen. (dwi/meg)

 

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bernerzeitung.ch 26.10.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/In-der-Reitschule-wird-gejagt/story/24187614

Von Claudia Salzmann


In der Reitschule wird gejagt

Seit Freitagnachmittag strömt ein etwas anderes Publikum zur Reitschule. Grund dafür ist, die Brocante, die viele Sammler und Jäger in die Grosse Halle zieht.


Die Brocante wird zum 2. Mal in Bern durchgeführt und dauert bis Sonntag an. Bild: Claudia Salzmann

Kristallgläser, Silberbesteck, alte Gemälde und viel Nostalgie findet man an diesem Wochenende in der Grossen Halle. Kurz nach dem Beginn am Freitagnachmittag strömen schon viele Interessierte, meist ältere Semester, zur Reitschule. Viele Romands sind da. Die Standbetreiber kennen sich und Feilschen ist ein Muss.


Gleich beim Eingang steht Christian Schneebergers Stand. Hier schlagen Fotografenherzen höher, auch seines: "Ich habe gerade in New York Originalbilder gekauft." Stolz kramt er sie hervor und bedauert, dass nur wenige Kunden sich die Bilder anschauen.


Seine Einnahmen stammen vor allem vom Verkauf von den Fotoausrüstungen. Er ist der einzige an der Brocante, der Fotozubehör verkauft. In seiner Palette findet man vor allem Kameras und Objektive bis zum Jahr 2000. Lomografie sei vorbei, aber er beobachte, dass viele jüngere Menschen wieder auf Analog umsteigen.


Französischer Charm


Weiter hinten in der Halle fällt ein weiterer Stand auf. Die kamerascheue Standbetreiberin aus Bern hat drei Dekaden Erfahrung: "Der Stand ist mein Leben. Oder ein grosser Teil davon." Sie versucht sich mit französischem Charme vom breiten Angebot abzuheben. Praktisch jedes Wochenende verbringt sie auf Märkten in Frankreich. Dafür scheut sie sich nicht, einen Weg von mehreren hundert Kilometern auf sich zu nehmen. Auch die Brocante hier gefällt ihr: "Es hat keine Flohmarkt-Produkte, alle haben ihre Sachen wirklich gut ausgewählt."


Während ältere Herren sich Stapel von alten Bildern, Postkarten und Fotos anschauen, schlagen die Frauenherzen für Schmuck höher. Die Betreiberin aus Italien meint: "Meistens sind es ältere Frauen, doch seit drei Jahren kommen vermehrt auch junge Frauen." Nicht nur Schmuck, auch Porzellan kaufen sie. Auch die Jugend scheint vor nostalgischen Gefühlen nicht sicher zu sein.

 

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BZ 26.10.12

 

Reitschule-Fest mit Konzerten und Brocante

 

Jubiläum · Heute beginnt das Reitschule-Fest zum 25-Jahr-Jubiläum des Kulturzentrums. Auf dem Programm stehen diverse Konzerte. Gleichzeitig findet die Brocante statt.

 

Heute Freitag ab 18 Uhr beginnt auf dem Vorplatz der Reitschule mit diversen Konzerten das Reitschule-Fest. Höhepunkt des 25-Jahr-Jubiläums der Kulturinstitution ist heute Abend um 22 Uhr das Konzert von Züri West im Dachstock, das bereits ausverkauft ist. Morgen Abend um 22 Uhr spielen im Dachstock Stiller Has. Das Konzert der US-amerikanischen Indie-Rock-Band Firewater wurde wegen eines Unfalls abgesagt. Im ganzen Kulturzentrum stehen von Freitag bis Sonntag diverse Veranstaltungen auf dem Programm. Wer sich ein Bild vom vielfältigen Angebot und von der Geschichte der Reitschule machen will, hat heute und morgen um 18 Uhr Gelegenheit, an einer kostenlosen Führung teilzunehmen. Die Reitschüler sprechen gerade auch Leute an, die das Gebäude bislang nur von aussen kennen.

 

Parallel zum Reitschule-Fest findet in der Grossen Halle von heute bis am Sonntag die zweite Brocante Bern statt. Gemälde, Schmuck, Möbel, Porzellan, Spielzeuge - fünfzig Händler vom Lac Léman bis zum Bodensee werden ihre Bijous präsentieren. sar Das Programm im Detail: www.reitschule.ch.

 

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Bund 26.10.12

 

Brocante

 

50 Händler bieten in der Grossen Halle an

 

Berner und Schweizer Antiquitäten, Kunst, Asiatica, African Art, Militaria, Gemälde, Schmuck und Uhren, Grafiken, Ansichtskarten, Briefmarken, Silber, Spielzeug, Porzellan, Glas und Design: Das Sortiment ist fast grenzenlos. Bereits zum zweiten Mal bieten rund 50 Brocante-Händler vom Genfer- bis zum Bodensee an einem unüblichen Ort, nämlich in der "stimmungsvollen Grossen Halle der Reitschule", ihre Schätze und Raritäten an, wie sie mitteilen. (pd)

 

2. Brocante Bern, Grosse Halle, Reitschule, heute (14-17 Uhr), bis Sonntag.

 

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20 Minuten 26.10.12

 

Reitschule: 25 Jahre Berner Alternativ- und Jugendkultur

 

BERN. Die Reitschule feiert ihr 25-Jähriges. Züri West, Stiller Has, Skaladin und viele mehr sind mit dabei.

 

Im Dachstock, auf dem Vorplatz, im Sous Le Pont, im Frauenraum - überall in der Reitschule wird heute und morgen ein Vierteljahrhundert Alternativ- und Jugendkultur gefeiert. Dies tun die Reitschüler vor allem mit Musik - Züri West und Stiller Has sind ohne Zweifel die Lieblinge unter den Bands. Es gibt aber noch viel mehr Reitschulfest: DJs, Führungen, Filme, Theaterproduktionen und ein Katerfrühstück am Sonntagmorgen.

 

Programm im Überfluss also. Doch wer hingehen will, muss sich sputen: Die Tickets sind nämlich schon knapp. Zu erwarten sind wieder Tausende von Besuchern. Aber nur je 300 Karten für die Konzerte von Züri West am Freitag und Stiller Has am Samstag im Dachstock sind noch übrig. Dazu kommen pro Tag noch 250 weitere Tickets für die gesamte Reitschule ohne Dachstock. Kaufen kann man die Eintritte ab 19 Uhr an der Abendkasse.

 

Das Hingehen lohnt sich aber. Denn so kann man beispielsweise das erst dritte Konzert der Berner Institution Züri West in der Berner Institution Reitschule erleben oder der Auferstehung der Berner Skapunk-Pioniere Skaladin beiwohnen. Pedro Codes

 

Das gesamte Programm findet sich unter www.reitschule.ch

 

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BZ 26.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Streit-um-RabeFest-heizt-Diskussion-an/story/28642846

Nachtleben: Streit um Rabe-Fest heizt Diskussion an

 

Stadt Bern. Nach der Absage des Rabe-Festes geht der Nachtlebenstreit in eine neue Runde. Während die Behörden auf die geltenden Gesetze verweisen, leitet die Nachtlebenlobby vom neusten Konflikt Argumente ab, die ihre Forderungen untermauern.

 

1000 zahlende Mitglieder, das war jahrelang das grosse Ziel des Berner Radios Rabe. Als es letzten Monat erreicht war, plante das Kulturradio für nächsten Freitag und Samstag ein rauschendes Fest. Bands und DJs hätten im leer stehenden Restaurant Äussere Enge bis 6 Uhr morgens für Stimmung gesorgt. Vorgestern aber meldete Rabe auf seiner Website, der Anlass sei abgesagt. Laut Marc Heeb, dem Leiter der Gewerbepolizei, konnte das Fest wegen Auflagen der kantonalen Gebäudeversicherung GVB nicht bewilligt werden (wir berichteten).

 

Rabe-Mann Martin Schneider, ein erfahrener Partyveranstalter, findet das Vorgehen der Behörden "völlig realitätsfremd". Laut Schneider hätte es mehrere Tausend Franken gekostet, die Auflagen der GVB zu erfüllen. "Für einen einzelnen Anlass wäre das unverhältnismässig gewesen."

 

Vier statt zwei ist zu wenig

 

Was er mit unverhältnismässig auch noch meint, illustriert Schneider mit der Wohnung im ersten Stock des Hauses, wohin sich das Rabe-Fest neben Keller und Erdgeschoss ausgebreitet hätte. "Das erforderte ein Baugesuch für eine Umnutzung - mit Publikation und allem hätte das wohl vier Monate gedauert." Im ehemaligen Restaurant im Erdgeschoss wäre mit moderaten Auflagen ein kleineres Fest möglich, sagt Peter Frick, Leiter Prävention und Intervention bei der GVB. Aber: "Im Untergeschoss und im ersten Stock ist die Personensicherheit nicht gewährleistet." Laut Frick fehlt eine Notbeleuchtung, die Fluchtwege sind zu schmal und teilweise aus brennbarem Material, Türen öffnen nach innen. "Es gibt weltweit jede Woche schreckliche Beispiele dafür, wie Menschen in Panik reagieren", sagt Frick.

 

"Selbstverständlich hatten wir ein Sicherheitskonzept, an jeder Wand hätte ein Feuerlöscher gehangen", entgegnet Veranstalter Schneider. Was die Notausgänge angeht, spricht er gar von "einem Witz". Statt der erforderlichen zwei hätte es im Keller vier Notausgänge gehabt - "nur leider war der einzelne 0,80 statt der verlangten 1,20 Meter breit". Schneider bestreitet nicht, dass die Behörden Sicherheitsfragen streng beurteilen müssen. Jedoch fänden jedes Wochenende ähnliche Partys statt, bei denen niemand eine Bewilligung beantrage. "Würde immer eine beantragt, fände die Hälfte der Kultur in Bern nicht statt." Thomas Berger, Präsident des Vereins Pro Nachtleben Bern, erkennt im Fall des Rabe-Festes "ein Paradebeispiel dafür, dass wir bei einigen Vorschriften prüfen müssen, ob sie zeitgemäss und angemessen sind". Auch andere Forderungen, die sein Verein in der aktuellen Debatte über ein städtisches Nachtlebenkonzept stellt, sieht Berger befeuert. Damit Behörden nicht länger gegenseitig aufeinander verweisen können, fordert Pro Nachtleben einen "Ombudsmann Nachtleben" als zentrale Vermittlungs- und Beschwerdeinstanz. "Bei Zwischennutzungen braucht es weniger strenge Regeln als andernorts", sagt Berger weiter. Veranstalter und Besucher seien sich in einer Location wie der Äusseren Enge bewusst, dass die Sicherheit nicht jener in einem etablierten Club entspreche.

 

Initiative wird zum Thema

 

GVB-Mann Frick und Gewerbepolizist Heeb verweisen auf die geltenden Gesetze, die sie anwenden. Laut Frick sind die GVB-Mitarbeiter "angehalten, den Spielraum, den die Richtlinien bieten, auszuschöpfen". Laut Heeb bewilligt die Gewerbepolizei von rund 700 Gesuchen pro Jahr mehr als 90 Prozent ohne, die restlichen mit Einschränkungen. "Diese Fälle führen zu Auseinandersetzungen im Spannungsfeld zwischen Veranstaltern und Anwohnern, worin wir es niemandem recht machen können." Es stehe allen frei, sagt Heeb weiter, sich für andere Vorschriften einzusetzen.

 

Das ist das, was der Verein Pro Nachtleben macht. Man wolle abwarten, wie die Debatte zum Konzept weitergeht, sagt Präsident Berger. "Aber solche Fälle erhöhen den Druck, dereinst mit einer Initiative die Gesetze anzupassen." Christoph Hämmann

 

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20 Minuten 26.10.12

 

Keine 1000er-Sause für Radio Rabe

 

BERN. Radio Rabe wollte am 2. und 3. November sein 1000. Mitglied feiern. Die geplante 1000er-Party fällt nun aber ins Wasser. Dies weil die Gebäudeversicherung Bern (GVB) Sicherheitsmängel an der Partylocation, dem ehemaligen Restaurant Äussere Enge, feststellte: "Die Personensicherheit kann nicht gewährleistet werden. Die Fluchtwege und Treppenanlagen sind ungenügend", teilte die GVB auf Anfrage mit. Zudem sei keine Sicherheitsbeleuchtung vorhanden und die Fluchtwege bestünden teilweise aus brennbarem Material. Im Erdgeschoss hätte die Party stattfinden können, sofern notwendige Sicherheitsmassnahmen nachgerüstet werden.

 

"Das ist absolut lächerlich und realitätsfremd", sagt Rabe-Sprecher Martin Schneider. Aufgeben will Rabe aber nicht. Die Party werde auf jeden Fall nachgeholt. NOP

 

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Bund 26.10.12

 

Im Bollwerk gibt es bald Crêpes zu später Stunde

 

Die Betreiber des Restaurants Kapitel am Bollwerk 41 wollen expandieren. Gemeinsam mit den Betreibern von Les Amis wollen sie eine Hausnummer weiter, wo einst Reisen nach Südamerika verkauft wurden, Crêpes und Quiches anbieten. Die Crêpes werden vor Ort produziert, die "biologischen Gemüsekuchen" liefert die Küche des Restaurants Kapitel. Mit dem Baugesuch wird auch ein Antrag auf längere Öffnungszeiten bis 3.30 Uhr in der Nacht auf Freitag beziehungsweise 5.00 Uhr in den Nächten auf Samstag und Sonntag eingereicht. "Es gibt vor allem nach 22 Uhr kaum ein qualitativ hochstehendes Essensangebot", lautet im Baugesuch die Begründung für die eher unüblichen Öffnungszeiten für ein Lokal dieser Art. Da die Räumlichkeiten relativ klein sind und daher bloss zwölf Sitzplätze angeboten werden können, wird auf die Einrichtung eines Fumoirs verzichtet. Die zukünftigen Crêpiers sind indes der Überzeugung, "dass durch ein so kleines Lokal kaum Sekundärimmissionen zu erwarten sind", wie es im Baugesuch weiter heisst. "Wir planen ja nicht die Einrichtung einer Disco", sagt Diego Dahinden vom Kapitel auf Anfrage.

 

Gemäss dem Baugesuch soll die Crêperie "jedenfalls in einer ersten Phase" erst abends um 18 Uhr ihre Tore öffnen. Ob die Öffnungs- und Schliesszeiten des Lokals auch tatsächlich so festgelegt werden, lässt Dahinden aber offen. "Es wird sich zeigen müssen, ob wir die Überzeit ausnutzen werden", sagt der Kapitel-Beizer. (bob)

 

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BZ 26.10.12

 

Eine Crêperie für das Bollwerk

 

Die Betreiber des Restaurants Kapitel am Bollwerk und des Restaurants Les Amis in der Rathausgasse haben zusammen die Nachtschwärmer-Gastro GmbH gegründet. Gemeinsam wollen sie am Bollwerk 39 eine Crêperie eröffnen. Im Ladenlokal an der Nummer 39 war zuletzt ein Reisebüro tätig, dann stand das Lokal leer. "Der Innenausbau wurde gestartet, es werden einige Gipser- und Malerarbeiten und Montagen gemacht", sagte Diego Dahinden vom Kapitel. Die Crêperie soll in den nächsten Monaten eröffnen.tan

 

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Regionaljournal Bern 25.10.12

 

25 Jahre Autonomie

 

Das Berner Kulturzentrum Reitschule feiert dieses Wochenende sein 25-jähriges Bestehen. Seit einem Vierteljahrhundert polarisiert der Betrieb auf der Schützenmatte. Grund dafür ist die Autonomie, welche sich die Reitschule auf die Fahnen schreibt.

 


Konzertbesucher feiern bei der Besetzung der Berner Reitschule am 1. November 1987. (Keystone)

 

Für die einen ist die Reitschule ein Ort für kulturelles Schaffen, für die anderen ist sie ein Schandfleck und Ausgangsort von unbewilligten Demonstrationen.

 

Im Haus neben dem Bahnviadukt gelten andere Regeln. Einen Chef gibt es keinen und die Polizei wird nicht gerne gesehen. Das zeigen jüngst mehrere Attacken auf Polizeifahrzeuge. Während die Stadt der Reitschule einen Sonderstatus zugesteht, wird diese Haltung von der bürgerlichen Minderheit regelmässig kritisiert.

 

Zwischen Kommerz und Widerstand


Die Reitschule verändert sich. Sie wird immer mehr zu einem kommerziellen Ort des Nachtlebens. Dem gegenüber stehen politisch motivierte Gruppen, welche die Reitschule auch für sich beanspruchen.

 

Die Beziehung zwischen der Stadt Bern und ihrer Reitschule ist speziell: Die Stadt lässt das autonome Jugendzentrum weitgehend gewähren. Das hat nicht nur mit dem kulturellen Angebot zu tun, sondern auch mit der sozialen Funktion, welche die Reitschule in der Stadt Bern einnimmt. Viele Probleme haben sich dorthin verlagert.

 

Die Politologin Michelle Beyeler kennt die Mechanisem, die eine Bewegungen wie die Reitschule hat. Gerade die basisdemokratische Struktur machen die Kommunikation mit der Stadt schwierig. (hafj)

 

Audio-Beiträge:

 

25 Jahre Reitschule: Bericht und Gespräch

Hören (17:01)

http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2FRegionaljournale%2FBern%2F2012%2F10%2FReitschule.mp3&design=drs1&type=popup&type=popup&skin=srdrs

 

Kurzbericht

Hören (2:00)

http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2FRegionaljournale%2FBern%2F2012%2F10%2F121025_reitschulemorgen.mp3&design=drs1&type=popup&type=popup&skin=srdrs

 

Verantwortlich für diesen Beitrag:

Joël Hafner & Michael Sahli

 

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Telebärn 25.10.12

 

RaBe-Fest aus Sicherheitsgründen abgesagt: Der Spielverderber ist die Gebäudeversicherung.

http://www.telebaern.tv/121025-news.html (ab 06:57)

 

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bernerzeitung.ch 25.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Eine-Creperie-fuer-das-Bollwerk/story/12236018

 

Eine Crêperie für das Bollwerk

 

Von Tanja Kammermann.

 

Die Berner Restaurants Kapitel und Les Amis haben sich für ein neues Projekt zusammengetan. Gemeinsam wollen sie am Bollwerk 39 eine Crêperie eröffnen. Das Baugesuch ist bereits eingereicht.

 

Bald kommt mehr kulinarisches Leben ins Bollwerk. Die Betreiber des Restaurants Kapitel am Bollwerk und des Restaurants Les Amis in der Rathausgasse haben zusammen die Nachtschwärmer-Gastro GmbH gegründet. Seit August ist die GmbH Mieter des Ladenlokals am Bollwerk 39, nur zwei Hausnummern neben dem Kapitel.

 

Gemeinsam erarbeitet das Team aus sechs Leuten zurzeit ein Konzept für eine Crêperie. "Für uns alle ist das Projekt Neuland. Aber wir sind motiviert, in nächster Zeit alle Geheimnisse der Welt der Crêpes zu erfahren", sagte Diego Dahinden vom Kapitel. Im Ladenlokal an der Nummer 39 war zuletzt ein Reisebüro tätig, dann stand das Lokal an frequentierter Lage leer. Jetzt sind bereits die Handwerker am Werk. "Der Innenausbau wurde gestartet, es werden einige Gipser- und Malerarbeiten und Montagen gemacht", sagte Dahinden.

 

Eröffnung in den nächsten Monaten

 

Neben dem Baugesuch hat das Team auch eine Überzeitbewilligung für das neue Lokal beantragt. "Wir wollen uns die Möglichkeit offen lassen, auch nach 00.30 Uhr Crêpes über die Gasse verkaufen zu können. Wie lange wir im Endeffekt offen haben werden, wissen wir noch nicht", sagte Dahinden. Wann die Crêperie eröffnet, ist noch nicht klar. "Wir wollen in den nächsten Monaten aufmachen. Aber wir müssen uns an die Fristen für das Baugesuch halten", so Dahinden.

 

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DRS 1 Rendevous am Mittag 25.10.12

http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/rendez-vous/2753.bt10246082.html

 

Die Reitschule feiert ihren 25. Geburstag

 

Wer in den Berner Bahnhof einfährt, kann sie nicht übersehen: die Reitschule, das buntbemalte alternative Kulturzentrum. Die einen ärgern sich darüber, für die andern ist sie ein fester Bestandteil des Berner Kulturlebens. Dieser Tage wird sie 25.

 

Hören (4:44)

http://www.drs.ch/lib/player/radio.php?audiourl=rtmp%3A%2F%2Fcp23910.edgefcs.net%2Fondemand%2Fmpc%2Fdrs1%2Frendezvous%2F2012%2F10%2F121025_rdv_reitschule.mp3&sg=10000007&sh=10246072&type=popup&skin=srdrs

 

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journal-b.ch 25.10.12

http://www.journal-b.ch/de/102012/alltag/248/Die-Stadt-wollte-einen-grossen-Vorplatz-Bern-Reitschule-Vorplatz-Lorraineviadukt.htm

Die Stadt wollte einen grossen Vorplatz

 

Die Reitschule feiert ihr 25-jähriges Bestehen. Die Geschichte des Gebäudes reicht aber viel weiter zurück. Vor dem Bau des Lorraineviaduktes 1941 war die Reitschule der Treffpunkt für ganz Bern. Nachdem die Gleise den Vorplatz zerschnitten hatten, änderte sich die Nutzung nachhaltig. Dies machte die Transformation zur heutigen Reitschule erst möglich. 




Eigentlich sollte es ja ganz anders kommen. Der Vorplatz der Reitschule, so wie er sich heute präsentiert, war vor rund hundert Jahren nicht das, was die Stadtväter wollten. Sie kämpften dafür, dass der Vorplatz möglichst in seiner ganzen Grösse erhalten blieb. Die Bahn sollte eine neue Linienführung erhalten: Zuerst Richtung Engehalde und von dort über die Aare Richtung Wylerfeld. Daran hatte die Bahn ihrerseits aber kein Interesse. Sie war mit der Linienführung durch die Lorraine, entlang des heutigen Nordrings, vollauf zufrieden und wollte diese Ausbauen. Das verdeutlicht Werner Huber in seinem Buch "Bahnhof Bern 1860-2010" mit verschiedenen Quellen.


Ein (fauler) Kompromiss

Während zweier Jahrzehnte kämpfte die Stadt für ihre Linienführung. Dafür liess sie sogar von Carl Otto Gleim, einem der führenden Eisenbahningenieure der Zeit, ein Gutachten erstellen. Dieser kam 1915 zum Schluss, dass eine Linienführung, wie sie die Stadt forderte, die beste Lösung für Bern wäre. Davon liess sich die Bahn nicht beeindrucken. "Der Effort nützte nichts, die SBB hielten an ihrem Standpunkt fest", schreibt Huber. Das Resultat war typisch schweizerisch - ein Kompromiss.

 

Die Bahnlinie wurde zwar aus der Lorraine an die Lorrainehalde verlagert, aber nicht über die Aare an die Engehalde. So entstand von 1936 bis 1941 der Lehnenviadukt an der Lorrainehalde, der die Reitschule fast streift. Damit war der Vorplatz geteilt. Gleichzeitig wurde die Strasse am Bollwerk verbreitert, und auf der Schützenmatte entstand ein Parkplatz. Das veränderte die Nutzung des Geländes nachhaltig. Zu diesem Schluss kommt auch Huber: "Eine bis heute ungelöste Stelle im Stadtgefüge ist die Schützenmatte, wo die Bahn knapp an der Reitschule vorbeifährt und deren Vorplatz zerschneidet."

 

Zirkus, Theater, politische Versammlungen

 

Von der Einweihung der Reitschule 1897 bis zum Neubau der Bahnlinie 1936 waren dieser Bau und auch der Vorplatz sehr vielseitig genutzt, wie Simon Schweizer in seiner Lizentiatsarbeit 2004 feststellte: "Tatsächlich fanden neben der eigentlichen Nutzung als Reitschule vielerlei Veranstaltungen im Gebäudekomplex auf der Schützenmatte ihren Platz. Basare für Theater und Kunsthalle, Gewerbeausstellungen und politische Versammlungen, wie beispielsweise der Vaterländische Volkstag am 17. Februar 1935, als Bundespräsident Rudolf Minger und weitere Redner für die Wehrvorlage des Bundes warben." 7000 Leute kamen, um dem BGB-Bundesrat in der Reitschule zuzuhören.

 

"Von allem Anfang an war die Reitschule nicht als ausschliesslich pferdesportliche Anlage konzipiert: Sie war auch als Durchführungsort für Volksversammlungen, Ausstellungen oder Zirkusvorstellungen geplant", schrieb Walter Däpp 2007 zum 20-Jahr-Jubiläum des Reitschulbetriebs im "Bund".

 

Für alle Lager

 

Die Bevölkerung der Stadt feierte hier sowohl den 1. Mai als auch den 1. August - wahrscheinlich waren dies aber nicht dieselben Leute. In der Reithalle hatten "sowohl Sozialisten als auch Vaterländische" Platz gefunden, schreiben die beiden Historiker Renat Künzi und Daniel Schläppi 1988 im "Bund": "Die Reitschule beherbergte sowohl ernsthafte Nüchternheit als auch Freudentaumel. Einmal Luftschutzbunker, ein andermal Künstlerolymp, vereinte sie Widersprüche und Gegensätze unter einem Dach und rückte auf diese Weise in die gesellschaftliche Mitte Berns." "Sie war Treffpunkt für Elite und Volk", so Schweizer: "Hier fand das öffentliche Leben Berns statt." Die Reitschule sei auch "ein Barometer für neue Trends" gewesen. Etwas, was die heutigen Betreiberinnen und Betreiber der Reitschule auch für sich in Anspruch nehmen können.


Ende der alten Nutzung

 

Der Neubau der Bahnlinie setzte der ursprünglichen vielseitigen Nutzung allerdings ein Ende. Die Bahnlinie zerschnitt den Vorplatz und schränkte damit die Möglichkeiten deutlich ein. "Das zunehmende Verkehrsaufkommen machte Ausritte rund um die Reitschule problematisch, sodass ausserhalb der Stadt neue Reitanlagen entstanden", so Walter Däpp. Ab den 1960er-Jahren wollte man die Reitschule abbrechen und sanierte das Gebäude deshalb in dieser Zeit auch nicht mehr. 1981 tänzelten die letzten Pferde in der Reitschule. Bald darauf folgten die ersten Jugendlichen, die hier tanzen wollten.

 

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bernerzeitung.ch 25.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-Reitschule-hat-Geburtstag/story/15333984

 

Die Reitschule hat Geburtstag

 

Von Telebärn.

 

Die Reithalle feiert am kommenden Wochenende ihr 25-jähriges Bestehen. Schon in den Anfangszeiten kam es zu Zusammenstössen beim autonomen Kulturzentrum. Zwei Aktivisten aus dieser Zeit erinnern sich.

 

http://www.telebaern.tv/121024-news.html

 

Einer der Aktivisten ist Tilman Rösler, heute Architekt. Er erzählt, warum man die Reitschule vor 25 Jahren besetzte. Auch der ehemalige Schlagzeuger von Züri West Martin Silverberg war damals mit dabei. Bei den Erinnerungen an die Zeit vor 25 Jahren kommen bei ihm die Emotionen hoch.

 

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Bund 25.10.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Stiller-Has-wurden-quasi-im-Dachstock-gegruendet/story/18967658

 

Fünf Fragen an Endo Anaconda

 

Interview: Hanna Jordi

 

Der Frontmann und Sänger von Stiller Has ist nach eigenen Angaben eine "permanente Ein-Mann-Jugendbewegung". Da passt es, dass seine Band am Samstag am Reitschulfest spielt - im ausverkauften Dachstock. Auch für das Konzert von Züri West gibt es nur noch an der Abendkasse Tickets zu ergattern. Glücklicherweise läuft auch ausserhalb des Dachstocks einiges: etwa "Filme aus der Reitschulküche" im Kino, Konzerte auf dem Vorplatz oder Tanzen in Tojo und Frauenraum (zum Beispiel zu Copy & Paste) mit späterem Katerfrühstück im Sous le Pont. Fr, 26., und Sa, 27. 10. Programm: www.reitschule.ch

 

Am Wochenende feiert die Reitschule ihren 25. Geburtstag. Die Band Firewater hat abgesagt, weil sich Sänger Tod A. die Kniescheibe brach. Jetzt sind Stiller Has und The Cesarians die Headliner vom Samstag. Stört es Sie, den Notnagel zu spielen?

 

Keineswegs. Natürlich ist die Gage nicht berauschend, doch die Aussicht darauf, im Dachstock zu spielen, macht das wett. Für uns ist es wieder mal eine Möglichkeit, in Bern aufzutreten. Es gibt ja ausser der Reitschule nicht mehr so viele Lokale, die der Livemusik eine Plattform geben. Der Progr hat sich auf Jazzartiges und die junge Musik konzentriert, und im Bierhübeli finden auch nicht mehr jede Woche zwei Konzerte statt. Ich wäre an dem Samstag ohnehin ans Firewater-Konzert gegangen - deshalb konnte ich gleich zusagen, als die Anfrage vom Dachstock kam.

 

Vor einem Vierteljahrhundert also wurde die Reitschule besetzt, und Bern erhielt nach einigem Ringen sein Kulturzentrum. Wo waren Sie am Tag der Übernahme?

 

Das ist einfach: an vorderster Front. Ich erinnere mich, wie ich unter dem Gejohle von 150 Mitstreitern mithalf, die Tür zur jetzigen Rösslibar einzutreten. Es war eine wilde Zeit, aber es gab auch viel zu bewegen: Bern war damals so viel konservativer als heute, es gab keinen Raum, wo alternative Kultur stattfinden konnte, und damit null Möglichkeiten zum Austausch. Erst nachher, als die Reitschule als Alternatives Jugendzentrum in Betrieb ging, verbesserte sich die Situation: Man traf sich, um zu jammen, begegnete fähigen Leuten - Stiller Has wurden quasi im Dachstock gegründet. Manchmal droht vergessen zu gehen, welch wichtige Funktion die Reitschule für die Stadt erfüllt.

 

Vor der Reitschule wird derzeit mit dem rhetorischen Zweihänder hantiert, Parolen wie "Kill all cops" zierten zeitweise den Vorplatz. Trübt das Ihre Sicht auf die Reitschule?

 

Ach ja. Es sind wieder einmal Wahlen, da wird aus jedem Mausdreck ein Berg gemacht. Die Reitschule ist nun mal ein Schmelztiegel, in dem sich verschiedenste Leute tummeln, da blüht mitunter auch der schwarz-rote Kitsch. "Kill all cops"? Deshalb bin ich gegen Frühenglisch. Es wird halt gern übertrieben. So, wie die Reitschule-Betreiber keine Terroristen sind, so leben wir auch nicht in einem Polizeistaat. Der Frustrationsdruck auf die Jugend hat sicherlich zugenommen. Dieses Problem löst man aber nicht, indem man die Reitschule schliesst - wohin soll dann die Agglo am Wochenende ihre Jugendlichen exportieren? Die Gemeinden müssten sich dann selbst was einfallen lassen.

Vielleicht lassen sich die Gemüter ja mit Musik beruhigen. Was für ein Programm spielen Stiller Has am Samstag?

 

Das Publikum wird frische Sachen zu hören kriegen: Bei uns steht im Frühjahr ein neues Album an, "Böses Alter". Natürlich könnten wir uns jetzt einfach ins Studio stellen, doch das wäre nicht unser Stil, wir spielen unseren Stoff gerne eine Weile live, bevor wir ihn aufnehmen. Abgesehen davon wird es ein klassisches Stiller-Has-Konzert: Wir machen Biomusik, es ist kein Instrument zu hören, das nicht auf der Bühne gespielt wird. Und die Musik darf ihren Tribut einfordern: Wir spielen, bis die Gitarre verstimmt ist und nicht mehr mitmacht.

 

Wie wird "Böses Alter" klingen?

 

Es fällt mir immer schwer, unsere Musik zu charakterisieren. Eins lässt sich sagen: Wenn "So verdorbe" ein trotziges Album war, dann wird "Böses Alter" - komplett anders tönen.

 

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Korrigendum

 

Reitschule: Antrag der Minderheit war nicht möglich


Die Formulierung eines Minderheitsantrags im Stadtrat zum Leistungsvertrag mit der Reitschule wurde in der vorberatenden Kommission nicht unterbunden. Die entsprechende Formulierung im "Bund" von gestern ist falsch. Vielmehr ist es so, dass das reglementarisch vorgeschriebene Quorum an Gegenstimmen zum Leistungsvertrag in der Kommission nicht erreicht wurde, damit ein Minderheitsantrag hätte zugelassen werden können. (lok)

 

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BZ 25.10.12

 

Besser Esser

 

Solide Küche hinter hoher Schwelle

 

Es dürfte die höchste Türschwelle eines Berner Restaurants sein, jene zum Sous le Pont in der Reitschule. Virtuell, wohlverstanden, der Zugang ist ebenerdig. Wer um das umstrittene Haus einen konsequenten Bogen macht, verpasst aber nicht bloss ein reichhaltiges Kulturprogramm, sondern auch eine solide, preiswerte Beiz.

 

Vor dem Besuch, gerade wenn es der erste ist, lohnt sich ein Blick auf die Homepage. Am Mittwoch etwa ist Spezialitätenabend, und es gibt mal Mittelmeerküche, mal nur Appenzeller Gerichte. Auch wenn offene Bühne ist oder ein Konzert stattfindet, herrscht Ausnahmezustand. Ansonsten regiert der alltägliche Wahnsinn wie an jedem anderen Ort. Im Sous le Pont, wo es keinen Konsumationszwang gibt und für acht Franken ein Gassenmenü angeboten wird, vielleicht noch ein bisschen mehr.

 

An diesem Dienstagabend hatte es im Sous Le Pont nur wenig Leute. Zum Einstieg wählten die Besseresser Ingwer-Rüebli-Suppe (3.80 Fr.) respektive Entenbruststreifen auf einem Pflaumen-Orangen-Salat (8 Fr.). Die Suppe war perfekt, Rüebli und Ingwer streichelten gleichzeitig den Gaumen. Beim Preis für die kleine Portion, die normale Vorspeisengrösse hatte, kann man nur hoffen, dass dafür niemand ausgebeutet worden ist. Die originelle Kombination von Pflaume und Orange zur Ente überzeugte, ein bitter-süsses, ebenfalls sehr günstiges Vergnügen.

 

Beim Hauptgang widerstanden beide dem Schnipo, das hier zu Recht hoch gelobt wird. Stattdessen entschied sich ein Besseresser für das (vegane, wie auf der Karte vermerkt ist) Kokos-Gemüse-Curry mit Glasnudeln (19 Fr.). Basmatireis hätte anstelle der Nudeln besser gepasst, fanden wir, wie uns überhaupt schien, dass da ein indisches Rezept mit einem vietnamesischen und einem thailändischen gemischt worden war. Aber bon, wie tönt es jeweils von den Demos: no border, no nation.

 

Ambitioniert kam der Pouletschenkel daher, der an einer Peterliwurzelsauce mit gebratenen Kartoffelwürfeln an Kräuterbutter und mit Stangensellerie und Rüebli serviert wurde (22 Fr.). Solide das Huhn, das Gemüse schmeckte ausgezeichnet, die Kartoffeln hätten knuspriger sein können. Dazu tranken die Besseresser einen SP68 (5.50 Fr.), benannt nach der Strada provinciale 68 nach Vittoria auf Sizilien. Ein unaufgeregter Tropfen, wie wohltuend.

 

Die Besseresser(besseresser@bernerzeitung.ch)

 

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Restaurant Sous Le Pont Reitschule. Telefon 031 3066955. Sonntag und Montag geschlossen.www.souslepont.ch

 

Auf dem Tisch Täglich Suppe, Vorspeise, drei Menüs, zwei Pastateller und ein Dessert. Schnipo und Falafel, Salate, Fingerfood.

Abgerechnet Die aufwendigen Tagesmenüs kosten 19 bis 22 Franken. Pasta um 13, Schnipo mit Salat 17.50.

Aufgefallen Die Zeiten sind längst vorbei, als antibürgerlich zwingend unfreundlich bedeutete: extrem netter, aufmerksamer, unprätentiöser Service. Grosse Portionen.

Abgefallen Der Espresso ist zu lang und zu heiss.

Essen im "Tinello" - schreiben Sie uns Ihre Meinung

www.besseresser.bernerzeitung.ch

 

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kulturagenda.be 25.10.12

 

Das Kino Reitschule zeigt "Atomic Café"

 

Eine Massvernichtungswaffe als gefeierte Errungenschaft. Der 1982 entstandene Dokumentarfilm "Atomic Café" dokumentiert dieses erstaunliche Phänomen im Nachkriegsamerika anhand von Zeitdokumenten. Da wurde der Schrecken der Bombe schlicht geleugnet, das Mordinstrument zu einem Modeprodukt umfunktioniert, Cocktails und eben Cafés danach benannt.

Kino Reitschule, Bern. Mi., 31.10., 20.30 Uhr

 

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kulturagenda.be 25.10.12

http://www.kulturagenda.be/rubrik/sounds/eine_oase_in_der_asphaltwuste/

Reitschule

 

Eine Oase in der Asphaltwüste

 

Von Basil Weingartner

 

Das Kulturzentrum Reitschule auf der Schützenmatte wird 25 Jahre alt. Dies wird mit einem grossen Fest gefeiert. Die Besucher erwartet ein vielfältiges Kulturprogramm. Mit dabei: Züri West und Stiller Has.

 

 

 

Die Schützenmatte. Ein hundsgewöhnlicher Samstagabend. Suchverkehr auf dem Parkplatz, man hört das Brummen und Hupen der nahen Kreuzung. Oben auf der Brücke fahren die Züge vorbei. Hinter der Brücke eine andere Welt: Da spielen Rockgrössen im gefüllten Dachstock und zeigen auf der Bühne des Tojo Theaters Nachwuchstalente ihr Können. Im Restaurant Sous le Pont wird derweil fein gegessen und eifrig diskutiert. Im Kino läuft eine Trouvaille der Filmgeschichte, während oben im Frauenraum angeregt Literatur analysiert wird. Und rechts in der Grossen Halle gastiert ein Jugendtheater.
Die Reitschule ist ein vielseitiger kultureller Schmelztiegel mit überregionaler Strahlkraft. Ja sogar mit internationaler, wie man seit einer schon fast euphorischen Erwähnung in der "New York Times" weiss. Auch Gemeinderätin Edith Olibet (SP) lobt das Gebotene: "Für mich gehört die Reitschule zur Stadt Bern, ihre Angebote für Kultur und Jugend sind beachtlich und werden beachtet."
Vor genau 25 Jahren geht die unzufriedene und nach mehr Freiräumen suchende Berner Jugend auf die Strasse. Die Reitschule wird damals vom Stadttheater als Requisitenlager verwendet, steht aber de facto leer und befindet sich in einem sehr schlechten Allgemeinzustand.

 

Bewegte Geschichte

 

Die jungen Menschen besetzen das markante Gebäude und beginnen es in Eigenregie und mit viel Herzblut zu erneuern - es herrscht Aufbruchsstimmung. Es wird gebaut, gekocht und diskutiert, Konzerte werden organisiert. Eine der ersten Bands, die auftritt, ist Züri West. Vor wenigen Monaten blickte Sänger Kuno Lauener im Kulturagenda-Interview auf diese prägende Zeit zurück: "Züri West hatte damals eine gewisse Relevanz, weil wir im Umfeld der Proteste Konzerte gaben. Ich habe auch einige Songs dazu geschrieben, weil mich die Sache bewegte."
Nun kehrt Züri West im Rahmen des 25. Reitschulfestes in den Dachstock zurück - ihr Konzert war innert Stunden ausverkauft. Nach wie vor Tickets gibt es für das restliche, gewohnt vielfältige und äusserst umfangreiche Programm. Es werden unzählige Geschmäcker bedient, musikalisch (Folk, Rock, Elektro, Hip-Hop, Reggae, Ska) ebenso wie gastronomisch (alles von der Vorspeise bis zum Katerfrühstück).

 

Ein Farbtupfer

 

Die Reitschule steht seit 25 Jahren nicht nur zwischen rege benutzten Verkehrsachsen, sie gerät auch immer wieder zwischen die politischen und medialen Fronten. Eine grosse Mehrheit der Bernerinnen und Berner steht aber klar hinter der Reitschule, wie sie in fünf Abstimmungen bewies: Der wilde, vielfarbige Anstrich wird als Farbtupfer verstanden, die Reitschule als Bereicherung - kulturell und sozial.
Die scheidende Berner Sozialvorsteherin Edith Olibet bestätigt dies: "Die Reitschule ist ein Ort der Kultur und ein sozialer Treffpunkt, der sich über die Jahre ein gewisse Eigenart und Freiheit bewahrt hat. Das ist ihr hoch anzurechnen." An den öffentlichen Führungen (Fr./Sa., 18 Uhr) kann man selber einen Augenschein nehmen.

 

Fr 26.10 - 18.00 - Reitschulefest- 25 Jahre Reitschule

Konzerte, Filme, Disco, Theater, Tee-Stübli. Gratiskonzerte auf dem Vorplatz ab 18h.

Reitschule Neubrückstrasse 8, 3000 Bern

 

Sa 27.10 - 16.00 - Reitschulefest- 25 Jahre Reitschule

Konzerte, Filme, Disco, Theater, Tee-Stübli. Gratiskonzerte auf dem Vorplatz ab 16h.

Reitschule Neubrückstrasse 8, 3000 Bern

 

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kulturagenda.be 25.10.12

http://www.kulturagenda.be/aktion/kolumnen/klartext/zum_kulturklima_%287%29/

Klartext zum Kulturklima (7) mit Veronica Schaller

 

In den letzten Wochen hat die Berner Kulturagenda mit Kulturschaffenden und Kulturexperten darüber gesprochen, von welchen Einflüssen das Kulturklima einer Stadt abhängt. Wie steht es um die Einflüsse durch die Verwaltung? Wir haben bei Veronica Schaller nachgefragt. Seit 2008 ist sie Kultursekretärin der Stadt Bern.

 

Frau Schaller, wie viel kann eine städtische Verwaltung zum Kulturklima beitragen?

 

Wir haben einen grossen Einfluss auf das Klima bei den Kulturschaffenden, indem wir seriös und transparent Fördergelder vergeben und indem wir klar begründen können, weshalb wir Beitragsgesuche ablehnen. Wir nehmen die Gesuchsteller ernst und schätzen ihre Arbeit. Wie viel Geld insgesamt verteilt wird, ist allerdings eine politische Frage und nicht eine der Verwaltung.

 

Sie haben viel Kontakt mit den Kulturhäusern. Geht es dabei nur darum, ob das Geld richtig eingesetzt wird?

 

Wir reden sicher nicht in Spielpläne hinein. Bei vielem, was diskutiert wird, geht es um ganz praktische Fragen. Einmal im Jahr gibt es Controlling-Gespräche (dabei geht es um die Erfüllung der Subventionsauflagen, d. Red.), dort besprechen wir, wie die Institution aufgestellt ist und welche Veränderungen anstehen. Die Finanzen sind dabei immer auch ein wichtiges Thema.

 

Adi Blum hat in der Kulturagenda gesagt: "Eine Kulturpolitik ohne Strategie lässt sich mit einem Schiff ohne Kapitän vergleichen: Sie lässt sich treiben." Er spricht damit das seit Anfang Jahr vermisste Kulturstrategiepapier an (die letzte Strategie betraf die Jahre 2008 bis 2011). Was sagen Sie dazu?

 

Die Berner Kulturpolitik ist kein Tanker auf offener See ohne Kenntnis von Ladung, Herkunft oder Ziel. Sie ähnelt schon mehr einer Fähre, bringt Geld - Steuergeld - zur Kultur, den Institutionen und Kulturschaffenden.

 

Das heisst: Sie sind eine Geldvermittlerin, Punkt.

 

Wir haben eine schöne Zwischenfunktion. Wir kämpfen bei der Politik um möglichst viel Geld für die Kulturförderung. Auf der anderen Seite versuchen wir den Veranstaltern und Kulturschaffenden glaubhaft zu machen, dass das Geld richtig verteilt wird - nach dem Willen der Politik und nach transparenten Kriterien. Und wir unterstützen sie in allen Fragen, die nicht mit der künstlerischen Ausgestaltung zu tun haben: bauliche Anliegen, Zusammenarbeit mit anderen, Realisierung neuer Projekte, Finanzielles etc.

 

Was ist nun aber mit der neuen Kulturstrategie? Viele Kulturleute fordern eine solche.

 

Wir sind eben eine Fähre und kein Tanker, haben nicht so viele Varianten, wohin es gehen könnte. Eine Kulturstrategie ist wichtig, gibt vor allem Gelegenheit zur Standortbestimmung. Wohin die Reise geht, ist derzeit zuallererst abhängig von der Umsetzung des kantonalen Kulturförderungsgesetzes. Welche Institutionen werden künftig gemeinsam mit Kanton und Regionsgemeinden subventioniert? Und wo kann die Stadt weiterhin eigene Schwerpunkte setzen? Zu diesen Fragen haben wir natürlich schon lange eine Strategie entwickelt: Wir wollen, dass nicht allein finanzpolitische Überlegungen eine Rolle spielen, sondern die städtische Kultur Gewicht hat. Erst wenn diese Diskussion geführt ist, können wir über Strategien für alles andere sprechen. Das ist für das Jahr 2013 geplant.

 

Ein Vorwurf an die Kulturpolitik lautet, dass die etablierten Häuser zu viel und die freie Szene zu wenig erhalten würden. Was sagen Sie dazu?

 

Rund zwei Drittel unseres Budgets gehen an grosse Institutionen, an die Museen und an Konzert Theater Bern. Doch bei den 7,6 Millionen Franken, die an städtische Institutionen gehen, also an die Dampfzentrale, ans Schlachthaus, an die Reitschule oder an das Theater an der Effingerstrasse und so weiter, kann man zu einem grossen Teil von Förderung der Freien Szene sprechen, denn damit werden freischaffende Künstlerinnen und Gruppen finanziert. Allerdings: Ein guter Teil der genannten 7,6 Millionen Franken, nämlich 1,7 Millionen, fliesst in Form von Mietzinseinnahmen wieder zurück in die Stadtkasse. Das ist viel.

 

Wie gehen Sie mit der immer wiederkehrenden Kritik um? Die "Berner Zeitung" hat Sie als "Technokratin" bezeichnet.

 

So oft kommt die Kritik nicht. Natürlich gehört die kritische Begleitung von aussen zu meinem Job, und dass ich das nicht immer lustig finde, ist auch klar. Mein Chef (Stadtpräsident Alexander Tschäppät, d. Red.) hat sich aber - auch öffentlich - sehr positiv über die Arbeit unserer ganzen Abteilung geäussert. Es geht ja nicht nur um mich. Ich weiss aus meinem Arbeitsalltag und von vielen Rückmeldungen, dass wir einen guten Job machen.

 

Interview: Michael Feller

 

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WoZ 25.10.12

 

Palästina / Israel

 

Mit dem Teilungsplan der Uno 1947 sollten zwei Staaten entstehen: Israel und Palästina. Der Staat Israel wurde 1948 gegründet, ein Staat Palästina ist nicht realisiert. Die Ausstellung "Die Nakba" (arabisch für "Katastrophe") zeigt die Geschichte der Vertreibung von Hunderttausenden PalästinenserInnen auf und will Raum bieten für die Auseinandersetzung mit dem Palästinakonflikt in einer Zeit des Umbruchs in vielen arabischen Ländern. An der Vernissage wird Iren Meier, langjährige Nahostkorrespondentin bei Radio DRS, von Menschen in Palästina, Israel und den umliegenden Ländern berichten.   - In der Woche darauf findet ein Thea­terabend von "PENG! Palast & Machol Shalem Dance House" statt. "The holycoaster s(hit) circus" ist ein interdisziplinäres und interkulturelles Theater-/Tanzprojekt.

 

Bern Kornhausforum, Kornhausplatz 18. Vernissage: Do, 1. November, 19 Uhr. Führungen ab 2. November jeweils Di/Do, 17.15 Uhr, und Mi/Fr, 12.30 Uhr. Gruppen: fuehrungen@nakbabern.ch. Ausstellung: Di-Fr, 10-19 Uhr, Sa, 10-17 Uhr. Sie dauert bis 2. Dezember. "The holycoaster s(hit) circus": Tojo Theater der Reitschule, Do-Sa, 8.-10.   November, jeweils 20.30 Uhr, und So, 11. November, 19 Uhr. Ausführliches Programm: www.nakbabern.ch.

 

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BZ 25.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Guerilla-mit-neuer-Domain/story/23592656

"Guerilla" mit neuer Domain

 

Gewaltaufrufe · Die Gruppierung "faulste Stadtguerilla der Welt" hat im Internet eine neue Domain für ihre Hass- und Gewaltaufrufe gegen die Polizei gefunden. Ihre letzte Website wurde vom Betreiber vom Netz genommen.

 

Auf dem Vorplatz der Reitschule war die Internetadresse der "faulsten Stadtguerilla" am Dienstagmorgen aufgepinselt. Bereits am Vormittag hat die städtische Reinigung den Schriftzug - gemeinsam mit einem anderen Gewaltaufruf - entfernt. Am Nachmittag verschwand auch die Website (wir berichteten). Gestern war aber die Website, die mit Bildern von Berner Kantonspolizistinnen und -polizisten zur Gewalt gegen die Polizei aufruft, wieder online. Die Blog-Plattform der "Stadtguerilla" beschreibt sich als nicht kommerziell, antifaschistisch, antisexistisch und privatsphäreorientiert. Betrieben wird der Server dieser Plattform offenbar aus Italien.

 

Die Gruppierung "faulste Stadtguerilla der Welt" bekannte sich zu mehreren Flaschenwürfen auf die Polizei. Ob die Gruppierung wirklich hinter diesen Aktionen steckt, ist unklar. Ebenso unklar ist, wer sich als Stadtguerilla bezeichnet. rah

 

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Telebärn 24.10.12

 

Die Berner "Streit-Schule" ist 25 Jahre alt: Der grosse Knatsch ist geblieben.

http://www.telebaern.tv/121024-news.html

 

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bewegungsmelder.ch 24.10.12

http://www.bewegungsmelder.ch/news/25-jahre-kultur-autonomie-und-begegnungszone/

 

25 Jahre Kultur, Autonomie und Begegnungszone

 

Reitschule, Reithalle, 'die Burg', Schandfleck von Bern, autonomes Jugendzentrum, Kulturzentrum, rechtsfreier Raum, Hauptquartier der Anarchisten, 'die gute alte Stube' - viele Namen musste der Gebäudekomplex an der Schützenmatte in den letzten 25 Jahren ertragen und mit noch vielen mehr durfte er sich schmücken. Wir blicken zurück und stellen euch vier zentrale Stadien des Projekts Reitschule Bern vor.

 

Ein erster Schritt (1981-82)


Nach den Zürcher Opernhaus-Krawallen werden auch in Bern Stimmen von frustrierten Jugendlichen laut. Ein AJZ (autonomes Jugendzentrum) soll den Jungen Platz und Freiraum bieten. Kurzerhand wird ein Fest in der leer stehenden Reithalle organisiert, mit deren Räumlichkeiten die 'Bewegung der Unzufriedenen' liebäugelt. Nur drei Monate später stimmt der Gemeinderat der Einrichtung eines AJZ in der Reitschule zu, das Eröffnungsfest im neuen Zuhause wird aber erst ein Jahr später gefeiert. Doch die Freude währt nicht lange. Zunehmende Drogenprobleme und Gewaltkonflikte machen dem jungen Zentrum zu schaffen. Auch konnte den Behörden bisher kein zureichendes Betreibungskonzept vorgelegt werden. Es scheint als scheitere die Jugend daran, frisch errungenen Freiraum zu organisieren. Ein
Ultimatum wird verhängt, dann räumt die Polizei nur knapp 8 Monate nach dem Einzug das Gelände. Stacheldraht wird ausgerollt, Wachen beziehen ihre Posten und halten für rund ein Jahr die Tore der Reitschule geschlossen.

 

Der heisse Herbst (1987)


Die Stimmung in der Berner Jugend- und Kulturszene wird zusehends schlechter. Nach den
Jugendunruhen und der Schliessung des Jugendzentrums, lassen die Behörden unter anderem mehrere besetzte Häuser räumen. Das Freie Land Zaffaraya entsteht. Als den BesetzerInnen am Aareufer jedoch ein Ultimatum gestellt wird,sammeln sich zunehmend die Leute. Gleichgesinnte schliessen sich zusammen, stehen ein für mehr Wohn- und Kulturraum. Bereits ein Jahr zuvor hat sich die IKuR (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) gegründet und dem Gemeinderat als Alternative zu diversen Abriss- und Umbauplänen der Reithalle ein Kulturzentrum vorgeschlagen. Am 24. Oktober ist es schliesslich so weit. Über tausend Menschen stürmen die leer stehende, mit Stacheldraht umzäunte Reithalle, schieben sich an den Polizisten vorbei durchs Tor. Es ist eine Feier, wie es wohl kaum jemand erwartet hatte und erst am nächsten Morgen früh werden die letzten Gäste von der Polizei weggescheucht. Eine Woche später kommt es dann zum 'Kulturstreik'. Für einen Abend schliessen nahezu alle bernischen Kulturbetriebe und verlegen Konzerte, Filme und Theaterstücke in die Reitschule. Geschätzte Zehntausend treffen sich und feiern ein Fest, welches keiner von ihnen je vergessen wird. Ein Zeichen, welches auch der Gemeinderat nicht mehr ignorieren kann. In den folgenden Tagen wird verhandelt und besprochen. Immer noch ist die Reitschule ein geschlossenes Gelände und der Gemeinderat hat den Forderungen der IKuR immer noch nicht nachgegeben. Schliesslich wird jedoch die Reitschule mit städtischem Segen über die Feiertage der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zu Beginn des neuen Jahres wird ein Nutzungsvertrag ausgearbeitet.

 

Die definitive Räumung des Vorplatzes (1995)


Langsam, doch immer stetiger, etabliert sich die IKuR in ihrem Zuhause. Neue Räume entstehen durch Renovationen und bieten nun noch mehr Platz für Kulturereignisse. Doch es gibt auch Schattenseiten, so nehmen die Probleme mit den Punks, welche sich schon seit 1987 auf dem Vorplatz in Wohnwägen niedergelassen haben und weiterhin mit Drogen dealen, zu. Die IKuR distanziert sich von den Geschehnissen auf dem Vorplatz, kann sich jedoch nicht aufraffen die ungebetenen Bewohner zu vertreiben. Wohl schmerzen die Erinnerungen an die Ereignisse zwei Jahre zuvor noch zu sehr, als die IKuR die BewohnerInnen des Wohnhauses wegen internen Differenzen auffordern musste, die Reitschule zu verlassen. Eine Aktion, die zwar nötig, aber auch ein harter Schlag für das bisher einige Kollektiv war. Schliesslich räumt die Polizei die Wohnwagensiedlung mit Gewalt. Und obwohl es niemand wirklich auszusprechen wagt, ist diesmal wohl mehr als nur einer der ReitschülerInnen dankbar für die Intervention der Behörde.

 

Reitschule wird erwachsen (heute und auf weiteres)

 

Die Reitschule, wie sie war, als sie vor 25 Jahren besetzt wurde, existiert nicht mehr. Sie hat
sich verändert und ist an sich selbst gewachsen. Von ihren unstrukturierten Anfängen, hat sie sich zu einem selbstorganisierten und vielfältigen Kulturzentrum entwickelt, das für viele Gruppen einen Platz zum Sein und Tun bietet. Doch diese Offenheit birgt auch ihre Probleme, denn sie lockt sowohl kulturell interessiertes Publikum, wie auch politisierende Gruppierungen an und jeder sieht die Halle mit anderen Augen, was Differenzen provoziert. Nicht alle sind mit allem, was in der Reitschule geschieht einverstanden und so nervt man sich über zu viele Technopartys im Dachstock, über die teilweise sehr jungen Menschen auf dem Vorplatz, über ständig politisierende Schwätzer etc. Trotz diesen Uneinigkeiten folgen die Besucher der Reitschule den gleichen Grundsätzen, wie z.B. gegenseitiger Respekt, Antirassismus
und Antisexismus und zusammen formen sie die Reitschule zu einem Ort der Begegnung,
der aber von Aussen immer wieder kritisiert wird und mit diversen Initiativen zerstört werden soll. Fakt ist und bleibt aber, dass die Reitschule zu Bern gehört, wie das Bundeshaus, und dass sie allen Menschen, die offen und neugierig sind die Tore öffnet und ihnen einen Einblick in dieses altehrwürdige Gebäude gewährt.

 

Wir danken der Reitschule für die Bereicherungen, die sie uns Bernern über die Jahre hinweg gegeben hat, gratulieren zum erfolgreichen 25-jährigen Bestehen und wünschen unserem liebsten (und umstrittensten) Sorgenkind noch viele weiter Geburtstage.

 

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Blick am Abend 24.10.12

 

"Kapitel" plant eine Crêperie

 

AUSBAU_ Das Restaurant Kapitel am Bollwerk will sich ein zweites Standbein schaffen. Die Betreiber haben ein Baugesuch für ein Lokal direkt neben dem Restaurant eingereicht. Dort befindet sich heute ein leeres Ladengeschäft. "Wir planen einen Take-Away", sagt Kapitel- Geschäftsführer Fausto de Siena. "Über das konkrete Angebot ist noch nichts entschieden. Es wird aber sicher in Richtung Crêperie gehen." Angst vor fehlender Laufkundschaft hat er nicht. "Für gutes Essen läuft man doch gerne auch ein paar Meter weiter." Mit einer Eröffnung sei aber nicht vor Anfang 2013 zu rechnen. Wie für das Restaurant beantragen die Betreiber auch beim Take-Away eine Überzeitbewilligung.

Und zwar am Donnerstag bis 3.30, Freitag und Samstag bis 5.00 Uhr. rba


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Bund 24.10.12

 

Reitschule: Harte Fronten zum Jubiläum

 

Der Konflikt um die Reitschule bricht nicht ab. Gestern wurde auf dem Vorplatz und im Internet erneut zur Gewalt gegen Polizisten aufgerufen. "Bund"-Recherchen deuten darauf hin, dass die Urheber der Aufrufe aus dem Umfeld der Reitschule stammen könnten.

 

Auf politischer Ebene geht die Debatte weiter. Bürgerliche Politiker forderten gestern eine Rückweisung des Leistungsvertrags zwischen Stadt und Reitschule. Diese Verhärtung der Fronten fällt zusammen mit einem symbolträchtigen Datum: Heute vor 25 Jahren wurde die Reitschule durch einige Hundert Besetzer gestürmt. Es war der Auftakt zum "heissen Herbst" von 1987. Im ersten Teil einer Serie geht der "Bund" der Frage nach, wie sich die Geschwister der Reitschule - die Rote Fabrik in Zürich und die Kaserne in Basel - entwickelt haben. Und warum die Reitschule wurde, was sie heute ist: Segen, Sonderfall und Ärgernis. (lok) - Seiten 19 und 23

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Warum-die-Reitschule-widerborstiger-ist-als-andere-ehemalige-AJZ/story/24435855

Warum die Reitschule widerborstiger ist als andere ehemalige AJZ

 

Was ist aus den autonomen Jugendzentren der 80er-Jahre in Bern, Basel und Zürich geworden?

 

Rahel Bucher

 

"Die Achtziger-Bewegung war insofern erfolgreich, als aus ihr eine Reihe von Nachfolgebewegungen entstanden, denen es in mehreren Schweizer Städten gelungen ist, selbstverwaltete Kulturzentren zu erobern und zu betreiben - einige auf Zeit und andere bis heute."

(Heinz Nigg, Ethnologe)

 

Zu den heute noch existierenden alternativen Kulturzentren gehören etwa die Reitschule in Bern, die Kaserne in Basel und die Rote Fabrik in Zürich. Sie alle nahmen ihren Betrieb einst im kulturfeindlichen Umfeld der 80er-Jahre auf. Auch habe es damals kaum Orte gegeben, an denen sich Jugendliche hätten treffen können, sagt die Berner Historikerin Fabienne Amlinger. Hinzu sei der Kampf um günstigen Wohnraum gekommen. So eroberten sich die Jugendlichen - je nach Stadt mit unterschiedlicher Heftigkeit - neue Polit-, Begegnungs- und Wohnräume ohne kommerziellen Druck. Doch was ähnlich begann, hat sich ganz unterschiedlich entwickelt.

 

Heute bieten zwar alle drei Kulturzentren ein breites Kulturangebot. Von Begegnungsräumen ohne ökonomischen Druck kann jedoch kaum noch die Rede sein. "Die Reitschule ist wohl Berns letzter Ort, wo man hingehen kann, ohne dass man etwas konsumieren muss", sagt Amlinger. Denn aus dem kulturellen Unterangebot der 80er-Jahre ist ein Überangebot entstanden - allerdings ein kommerzielles. So unterscheiden sich auch die Rote Fabrik und die Kaserne in ihren Preisen kaum noch von anderen Kulturanbietern.

 

Kultur steht im Fokus

 

Aber auch sonst haben sich die alternativen Kulturzentren unterschiedlich stark von ihrem Ursprung gelöst. Dies zeigt sich etwa an ihrer Organisationsform. Während die Kaserne Basel dem Intendantenmodell entspricht, ist die Reitschule mit ihrer basisdemokratischen Organisation der Gegenpol dazu. "Jedes Konzert, jede Party wird im Kollektiv besprochen und abgenickt", sagt Wiedmer. "Darin sind wir sehr altertümlich."

 

Die Rote Fabrik schliesslich ist eine Mischform von Kaserne und Reitschule. Laut ihrer Internetseite führen sechzehn fest angestellte Betriebsgruppenmitglieder das Kulturzentrum mit basisdemokratischen Strukturen im Kollektiv. Zwar werden auch in der Reitschule teilweise Löhne bezahlt. Allerdings basiere ein grosser Teil der Arbeit auf Ehrenamt und von der bezahlten Arbeit allein könne niemand leben, sagt Wiedmer. Noch prägnanter zeigen sich die Unterschiede in der inhaltlichen Ausrichtung der drei alternativen Kulturzentren. So liege der Fokus bei der Roten Fabrik und der Kaserne ganz stark auf dem Kulturangebot, während sich die Reitschule die ursprüngliche Idee der Jugendbewegung - in einem autonomen Freiraum ein selbstbestimmtes Leben zu führen - am ehesten habe bewahren können, resümiert die Historikerin Amlinger. Die Reitschule sei etwa nach wie vor ein Ort, wo auch gewohnt werde. Viel wichtiger scheint ihr aber im Vergleich zu den anderen Kulturzentren, dass die Reitschule neben einer kulturellen auch eine politische Funktion habe. Allerdings könne man keinesfalls von der Reitschulpolitik oder den Reitschulwerten an sich reden, sagt Sandro Wiedmer, der seit 1988 in der Reitschule aktiv ist. Da in der Reitschule die unterschiedlichsten Menschen zusammen kämen, sei man sich auch intern längst nicht immer einig. "Vielmehr ist die Reitschule ein Ort von Diskussionen, und das wird sie bleiben", sagt er.

 

Von Widerstand und Widerhall

 

Gleichzeitig ist sie auch ein Ort, der in der Politik immer wieder für Diskussionen sorgt. Denn anders als im Umfeld der Reitschule, entzünden sich weder bei der Roten Fabrik noch bei der Kaserne Konflikte zwischen Aktivisten und Polizei. Könnte man also sagen, dass sich die Reitschule - als einziges alternatives Kulturzentrum - die Polizei als eine Art Feindbild bewahrt hat? Das sei nicht generell die Haltung der Reitschule, sagt die Historikerin Amlinger dazu. Sicherlich sei das Verhältnis zwischen der Reitschule und der Polizei seit jeher ein problematisches. Und wieso grenzt sich die Reitschule nicht deutlicher von Übergriffen gegen Beamte ab? Das Kulturzentrum reflektiere sehr wohl solche Vorfälle und habe in Communiqués die Gewalt gegen die Polizei verurteilt, beurteilt sie die Lage.

 

Während die Rote Fabrik und die Kaserne in Politik und Gesellschaft akzeptiert oder sogar etabliert sind, muss und will die Reitschule immer wieder um ihren möglichst autonomen Platz in der Stadt kämpfen. Das zeigten nicht zuletzt die zähen Verhandlungen um einen neuen Leistungsvertrag. "Der Widerstand liegt in den Wurzeln der Reitschule", sagt Wiedmer dazu. Allerdings meint er damit einen gewaltfreien Widerstand, wie er betont. Nichtsdestotrotz scheint die Alternativkultur heute von einer breiten Öffentlichkeit anerkannt, wie Ethnologe Heinz Nigg in seinem Buch über die 80er-Bewegung schreibt. Jetzt sei es an der Öffentlichkeit, die Impulse aus der Alternativkultur zu nutzen. Das sei bereits geschehen - so zumindest in Bern, ist Amlinger überzeugt. Ideen der Reitschule seien herausgetragen worden und manifestierten sich an anderen Orten in der Stadt - so etwa in der Restaurant- und Clubkultur.

 

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Serie zum Herbst 1987 Als Bern in Bewegung geriet

 

Vor 25 Jahren erlebte Bern einen "heissen Herbst", bestimmt von massiven Konflikten um die Reitschule und das Hüttendorf Zaffaraya. In einer Serie widmet sich der "Bund" in den kommenden Wochen den Ereignissen von 1987, den Hoffnungen und Erinnerungen der Zeitzeugen und den heutigen Realitäten ihrer Erben. (lok)

 

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Chronik

 

Berns heisser Herbst 1987

 

Sie kamen in der Abenddämmerung. Heute vor 25 Jahren besetzten rund Tausend Jugendliche die seit 1982 verriegelte, dem Abbruch geweihte Berner Reitschule. Unter dem Slogan "Reithalleluja subito!" forderten sie die Wiedereröffnung des Gebäudes als AJZ. Es war die Ouvertüre zum heissesten Herbst der jüngeren Berner Stadtgeschichte. Vom 24. Oktober 1987 an überstürzten sich die Ereignisse. Eine Chronik.25. Oktober 1987: Am Tag nach dem unbewilligten Fest ziehen 300 Jugendliche durch die Innenstadt. Einige Demonstranten stürmen das Foyer des Stadttheaters, in dem die Besucher von "Anatevka" gerade die Pausengetränke einnehmen. Das Publikum wird mit Farbbeuteln attackiert. Um 17 Uhr löst sich die Demo auf, die Polizei verbarrikadiert und bewacht die Reitschule. 28. Oktober 1987: Der Gemeinderat gestattet der Interessengemeinschaft für Kultur in der Reitschule am 31. Oktober ein weiteres Fest in der Reithalle durchzuführen. Kulturlokale solidarisieren sich mit den AJZ-Befürwortern und beschliessen einen Kulturstreik. Am 31. Oktober sollen sämtliche Veranstaltungen der beteiligten Bars und Lokale auf dem Vorplatz der Reitschule stattfinden.31. Oktober 1987: Rund um die Reitschule geht ein Fest mit Tausenden Besuchern, 13 Bands, Filmvorführungen und Kunstperformances über die Bühne. Tags darauf solidarisieren sich die AJZ-Befürworter mit den Bewohnern des Zaffaraya. Diese müssen ihr illegal errichtetes Hüttendorf beim Gaswerkareal bis zum 15. November räumen. Anschliessend wird die Reitschule wieder durch die Polizei verbarrikadiert.13. November 1987: Spaltung in der Stadtregierung: Die SP-Gemeinderäte Gret Haller und Alfred Neukomm nehmen Abstand von einer gewaltsamen Räumung des Zaffaraya-Geländes. Die bürgerliche Mehrheit verurteilt diesen "Bruch gegen das Kollegialitätsprinzip" scharf. Tags darauf gehen rund 1500 Menschen für Zaffaraya auf die Strasse. 15. November 1987: Das Ultimatum zur Zaffaraya-Räumung läuft ab. Bewohner errichten Barrikaden rund um das Gaswerkareal. Die Polizei hält sich zurück.17. November 1987: Brennende Barrikaden, schwere Auseinandersetzungen, Dutzende Verletzte - mit rund 200 Grenadieren und unter Einsatz von teils massiver Gewalt räumt die Berner Stadtpolizei an diesem Morgen das Zaffaraya-Gelände. Medienvertreter werden von der Stadtpolizei auf Distanz gehalten. Grosse Teile der Berner Öffentlichkeit sind schockiert. Am Abend findet eine Protestdemonstration mit rund 1000 Teilnehmern statt. Es kommt zu Sachbeschädigungen und Auseinandersetzungen mit der Polizei. In den folgenden Tagen bilden sich immer wieder Protestzüge mit bis zu 3000 Teilnehmern.20. November 1987: Grossdemonstration mit über 10 000 Teilnehmern. Der Gemeinderat lenkt in der Reitschul-Frage ein: Er stellt der Ikur eine provisorische Nutzung als AJZ in Aussicht. 26. November 1987: Die Zaffaraya-Räumung wird im Stadtrat von linker Seite vehement verurteilt, Bürgerliche loben den Einsatz. 3. Dezember 1987: Rund 1000 Demonstrierende stören den Berner Abendverkauf - in den folgenden Wochen wiederholt sich dies immer wieder. Polizeidirektor Marco Albisetti wird von Demonstranten tätlich angegriffen.24. Dezember 1987: Die Reitschule wird als AJZ geöffnet - im Pilotbetrieb über die Festtage. Die Zaffaraya-Frage ist hingegen ungelöst. (len)

Quelle: "Bund", Okt. und Nov. 1987

 

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25 Jahre Reitschule

http://www.reitschule.derbund.ch

 

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Bund 24.10.12

 

Leistungsvertrag

 

Bürgerliche verlangen Rückweisung

 

Das Ja der Sozialkommission zum Leistungsvertrag mit der Reitschule sei "realitätsfremd". BDP, CVP, FDP und SVP wollen Neuverhandlungen über die Sicherheit.

 

Für Martin Schneider (BDP) ist der Fall klar: "Die Zusammenarbeit zwischen der Reitschule und der Polizei funktioniert nicht." Wie letzte Woche prangte gestern erneut ein Aufruf zur Tötung von Polizisten auf dem Vorplatz der Reitschule. Komme es zu Gewaltaufrufen durch Pinseleien oder Sprayereien auf dem Vorplatz, sei es Sache der Reitschule, diese wieder wegzuputzen, sagt Schneider. Die Reitschule unternehme aber nichts, um solche Provokationen zu unterbinden, heisst es in einer Mitteilung der Fraktion BDP/CVP. Die Bürgerlichen wollen nun Mitte November bei der Behandlung des Leistungsvertrags im Stadtrat einen Rückweisungsantrag stellen, nachdem sie damit in der Kommission nicht durchgedrungen sind. Dem Vernehmen nach hat die Kommission sogar die Formulierung eines Minderheitenantrags im Rat unterbunden. Falls die Rückweisung chancenlos bleibt, wollen BDP und CVP einen Antrag auf Kürzung der Mietsubventionen auf ein Jahr stellen. Zudem sollen die Reitschul-Betreiber zu einer "kooperativen" Zusammenarbeit mit der Polizei verpflichtet werden.

 

GFL/EVP stehen zum Vertrag

 

Die Anträge dürften jedoch chancenlos bleiben. "Ich finde den neuen Gewaltaufruf auf dem Vorplatz auch daneben", sagt Daniel Klauser, Chef der Fraktion GFL/EVP, die im Rat das Zünglein an der Waage spielt. Der Sicherheitsdienst der Reitschule könne aber nicht für die Sicherheit auf der ganzen Schützenmatte verantwortlich gemacht werden. "Auf dem Vorplatz ist die Security nur für die Sicherheit bei Veranstaltungen zuständig", sagt Klauser. (bob)

 

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BZ 24.10.12

 

Leistungsvertrag

 

BDP, CVP, SVP und FDP künden einen Rückweisungsantrag zum Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule an. Auch nach den jüngsten Vorfällen zeichnet sich aber ab, dass der Stadtrat dem Vertrag zustimmen wird.

 

Die vorberatende Kommission hat dem Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule für die Jahre 2013 bis 2015 und dem Kredit von 1,14 Millionen Franken "mehrheitlich" zugestimmt (wir berichteten). Ein Antrag auf Rückweisung kam nicht durch. Gemäss einer Mitteilung fand eine Mehrheit, dass den Forderungen nach einem verbesserten Sicherheitsdienst und einer besseren Zusammenarbeit von Reitschule und Polizei "ausreichend Rechnung getragen" werde. Die Kommissionsmitglieder entschieden, dass das Stimmverhältnis nicht bekannt gegeben wird, wie Präsidentin Lea Kusano (SP) sagt.

 

"Schlicht realitätsfremd"

 

Empört reagiert die BDP/CVP-Fraktion: Die Mehrheit der Kommission sei entweder "gutgläubig oder schlicht realitätsfremd", schreibt sie in einer Mitteilung. Anders könne man sich den Entscheid nicht erklären. "Natürlich ist Wahljahr. Aber es braucht trotzdem Sachpolitik", findet BDP-Co-Präsident Martin Schneider. "Gewalt und die wiederholten Aufrufe zu Mord sind doch einfach nicht tolerierbar." Eine Gruppe tanze der Stadt auf primitive Art auf der Nase herum und der Gemeinderat lasse sich dies einfach gefallen, so Schneider. "Da muss doch die ganze Stadt Nein rufen, und zwar laut." "Masslos enttäuscht" ist SVP-Fraktionschef Roland Jakob. Insbesondere darüber, dass eine Kommissionsmehrheit offenbar nicht zwischen Kultur und den Aufrufen zu Gewalttaten unterscheide. Die SVP greife die Reitschule als Kulturbetrieb nicht an, verurteile aber die Gewaltaufrufe. Wer den Vertrag unterstütze, müsse sich überlegen, ob er sich nicht einer Mittäterschaft schuldig mache, findet Jakob.

 

"Kultur und nicht Krawalle"

 

Die Politik habe eine Verantwortung, dass die Reitschule vor allem wegen der Kultur und nicht wegen Krawallen im Gerede sei, schreibt die BDP/CVP-Fraktion. Und weiter: Die Reitschule hätte es in der Hand, Provokationen wie jene der letzten Tage (siehe Haupttext) zu verhindern, wenn sie wirklich einen Leistungsvertrag wolle - sie tue es aber nicht. Das Problem für Stadtrat Schneider ist nicht das "Papier Leistungsvertrag". "Es geht um die Frage, wie Reitschule und Polizei kooperieren" und dass man miteinander im Gespräch stehe. Wenn der Leistungsvertrag am 15. November im Stadtrat vorliegt, kommt es zu einem interfraktionellen Antrag auf Rückweisung. Die Forderungen seien nach wie vor nicht umgesetzt, schreiben BDP, CVP, FDP und SVP in einer Mitteilung. Die Reitschule werde weder zum Unterhalt eines professionellen Sicherheitsdienstes noch zur Torschliessung bei Problemen auf dem Vorplatz verpflichtet. Stossend sei, dass die Sicherheitsbestimmungen nicht mehr im Leistungsvertrag enthalten seien und somit dem parlamentarischen Einfluss entzogen würden. Stadtrat Martin Schneider will Gespräche mit weiteren Parteien führen. GLP und GFL aber künden an, dass sie dem Leistungsvertrag zustimmen werden. "Grundsätzlich hat sich an unserer Position in den letzten Tagen nichts geändert", sagt GLP-Fraktionschef Michael Köpfli. Auch GFL-Fraktionspräsident Daniel Klauser sagt, dass die Fraktionsmitglieder ein Ja zum Vertrag bestätigt hätten. Vor einem Jahr hatte die GFL mit ihrem Nein den Ausschlag dafür gegeben, dass der Leistungsvertrag auf ein Jahr begrenzt wurde.

 

Zwei Eventualanträge

 

Sollte es keine Mehrheit für die Rückweisung geben, kündigt die BDP/CVP zwei Eventualanträge an: Beim ersten geht es darum, dass festgehalten wird, dass die Reitschule "kooperativ" mit den Behörden zusammenarbeitet. Der zweite Antrag sieht vor, dass der Vertrag erneut nur für ein Jahr abzuschliessen sei - um über die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Reitschule abermals zu verhandeln.wrs

 

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20 Minuten 24.10.12

 

Reitschule: Politik gefordert

 

BERN. Der neue Leistungsvertrag der Stadt mit der Reitschule hat Chancen, am 15. November im Parlament angenommen zu werden. Die vorberatende Kommission ist der Meinung, dass den Forderungen nach einem besseren Sicherheitsdienst und einer Zusammenarbeit von Reitschule und Polizei Rechnung getragen werde. Anders sehen das die BDP, CVP, FDP und SVP. Sie werden dem Vertrag nicht zustimmen, teilten sie gestern mit. SDA/NOP

 

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Bund 24.10.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Stammen-die-Mordaufrufe-aus-dem-Umfeld-der-Reitschule/story/26848288

Stammen die Mordaufrufe aus dem Umfeld der Reitschule?

 

Im Internet ruft die Stadtguerilla zu Gewalt an Polizisten auf. Die Website ist in Holland registriert. Linksradikale Gruppen aus dem Umfeld der Reitschule setzen auf denselben Anbieter.

 

Christoph Lenz

 

Von Bern aus betrachtet liegt das Eiland genau am anderen Ende der Welt: Tokelau. Es zählt 1411 Einwohner auf einer Fläche von zwölf Quadratkilometer und hat seit gestern einen direkten Bezug zur Bundesstadt. Auf einer Website mit der länderspezifischen Endung ".tk" ruft die Berner Stadtguerilla zum Mord an Polizisten auf. Unter Fotos von Polizeibeamten steht: "Wir kriegen euch alle!" Die Stadtguerilla bekennt sich zudem dazu, am frühen Dienstagmorgen die Aufforderung "Kill all cops" auf den Vorplatz der Reitschule gemalt zu haben. Schon letzte Woche wurde ein ähnlich lautendes Graffito vor der Reitschule entdeckt. Der Schriftzug löste Betroffenheit und Empörung aus und wurde von Mitarbeitern der Stadt Bern entfernt. Die Reitschule distanzierte sich vom Aufruf zur Gewalt, liess ihre Beziehung zur Stadtguerilla aber offen.

 

Wer aber ist die Stadtguerilla? Auf der Website ist darüber nichts Näheres zu erfahren. Weiterhin tappen Behörden im Dunkeln, die Kantonspolizei will sich zum Stand ihrer Ermittlungen nicht äussern. Wer sich bei Politikern und Reitschule-Kennern umhört, erhält ganz unterschiedliche Antworten: Mal sind es Nachtbuben, mal Performancekünstler, mal politische Irrläufer.

 

Absolute Anonymität garantiert

 

Eine Web-Recherche ergibt eine Spur, die in die Richtung von linksradikalen und antifaschistischen Gruppierungen deutet. Diese Spur führt über Amsterdam, London und - eben - Tokelau.

 

Der Inselstaat bietet einen einzigartigen Internet-Service an. Jedermann kann bei Mittelsunternehmen eine gebührenfreie Website mit der Endung ".tk" erstellen. Den Inhabern der Website wird volle Anonymität zugesichert. Vor allem in Schwellenländern wie China, Russland, Vietnam und Peru stösst das Angebot auf grosses Interesse. In der Schweiz sind ".tk"-Adressen hingegen bislang kaum verbreitet.

 

Eine Ausnahme bildet die linksradikale Szene. Verschiedene Gruppierungen im Umfeld der Reitschule setzen seit langem auf ".tk"-Seiten. So etwa die Aktion gegen rechte Gewalt (Agrg.tk). Auf ihrer Homepage wurden in der Vergangenheit Veranstaltungen in der Berner Reitschule angekündigt. Zudem verweisen Links auf die Homepages von Gruppierungen wie Antifa Bern, deren Website an der Schützenmatte 8 registriert ist, also in der Reitschule. Die Website der Aktion gegen rechte Gewalt läuft über denselben Provider wie die Seite der Stadtguerilla. Es handelt sich dabei um das in Amsterdam ansässige Unternehmen BV Dot TK.

 

Gestern um 14.30 Uhr wählt der "Bund" die Hotline von BV Dot TK. Auf die Frage, warum Mordaufrufe gegen Polizeibeamte auf ihren Websites geduldet würden, erklärt ein Sachbearbeiter, man werde die Seite der Stadtguerilla untersuchen. Wenige Minuten später ist die Website nicht mehr zugänglich. Auf Nachfrage sagt eine Sachbearbeiterin von BV Dot TK, die Seite sei wegen "missbräuchlicher Inhalte" vorübergehend abgeschaltet. Über die Besitzer der Website dürfe sie aber keine Auskunft geben.

 

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BZ 24.10.12

 

Reitschule: Käser "sehr besorgt"

 

Stadt Bern. Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) zeigt sich sehr besorgt wegen der erneuten Gewaltaufrufe gegen Polizisten. Er will die Stadt bei der Suche nach Lösungen unterstützen.

 

Mit einem neuen Slogan vor der Reitschule und auf einer Website, für welche die "Stadtguerilla" verantwortlich zeichnete, wurde gestern erneut zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen. Der Schriftzug wurde am Morgen vom städtischen Reinigungspersonal entfernt, am Nachmittag wurde die Website vom Netz genommen. "Ich bin erschüttert und sehr besorgt über die Vorfälle gegenüber der Kantonspolizei und die Entwicklung rund um die Reitschule", sagte Regierungsrat Hans-Jürg Käser gestern auf Anfrage. Der Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion will die Stadt Bern operativ und politisch auf der Suche nach Lösungen für die Probleme rund um die Reitschule unterstützen. "Wir befinden uns im Dialog mit dem Berner Gemeinderat", sagt Käser.

 

Im Stadtrat zeichnet sich trotz den jüngsten Ereignissen ein Ja zum überarbeiteten Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule ab. Bürgerliche Parteien künden zwar einen Rückweisungsantrag an. Für eine Mehrheit wären aber Stimmen aus der Mitte nötig. Dort heisst es, man halte an einem Ja zum Vertrag fest.rah/wrsSeite 2

 

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http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Regierungsrat-Kaeser-ist-nach-Gewaltaufrufen-besorgt/story/11574200

Regierungsrat ist nach Gewaltaufrufen besorgt

 

Reitschule · Im Internet rief die Stadtguerilla gestern offen zu Gewalt gegen die Polizei auf. Dazu verwendete sie Bilder von Berner Polizisten. Am Nachmittag wurde die Website vom Netz genommen. Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) zeigt sich besorgt wegen der Gewaltaufrufe.

 

Auf den ersten Blick schien es eine normale Internetseite zu sein. Unter einer Adresse, die "Stadt Bern" im Namen trug, sah man Bilder von freundlich lächelnden Polizistinnen und Polizisten der Kantonspolizei Bern. Ein zweiter Blick brachte ein anderes Bild. Unter den Fotos standen Aufrufe wie "Kill all cops" oder die Drohung "Wir kriegen euch alle".

 

Offen rief die selbst ernannte "faulste Stadtguerilla der Welt" auf der Seite zu Gewalt gegen die Polizei auf. Ziel sei es, "Hass und Gewalt zu verbreiten". Dazu wurden Bilder von Polizistinnen und Polizisten sowie von Fahrzeugen des Berner Polizeikorps verwendet. Gestern Nachmittag wurde die Website vom Netz genommen.

 

"Nicht zu tolerieren"

 

Für Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP), Vorsteher der Polizei- und Militärdirektion des Kantons Bern, haben die Drohungen einen neuen Höhepunkt erreicht. "Ich bin erschüttert und sehr besorgt über die Vorfälle gegenüber der Polizei und die Entwicklung rund um die Reitschule. Wenn sogar im Internet zu Gewalt gegen Polizistinnen und Polizisten aufgerufen wird, so ist das eine Eskalation, die im Rechtsstaat nicht zu tolerieren ist." Regierungsrat Käser betont, dass er nichts gegen die Kulturevents in der Reitschule habe. Die Leistungsverträge seien Sache der Stadt Bern und der Verantwortlichen der Reitschule. Das Thema Sicherheit rund um die Reitschule betreffe die Kantonspolizei - und damit seine Direktion - aber sehr wohl. Dabei geht es Käser sowohl um die Sicherheit innerhalb der Gebäude als auch um die Sicherheit auf dem Vorplatz und auf den Strassen rund um die Reitschule. "Es kann nicht sein, dass Polizeifahrzeuge von der Reitschule aus mit Flaschen beworfen werden und man dann die Suche nach den Verantwortlichen behindert."

 

"Das ist ein Offizialdelikt"

 

Die Suche nach den Urhebern der Stadtguerilla-Website sei schwierig, sagt Käser. Dennoch würde die Kantonspolizei alles daran setzen, um die Verantwortlichen zu finden. "Es wurde zu Gewalt gegen Behörden aufgerufen. Das ist ein Offizialdelikt", betont der Regierungsrat. Was die Suche nach Lösungen zur Situation um die Reitschule betrifft, ist die kantonale Polizei- und Militärdirektion im Dialog mit der Stadt Bern, wie Käser sagt. Sowohl operativ wie auch politisch. "Es muss dabei darum gehen, Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Letztlich kann es nicht im Interesse der Kulturveranstaltungen in der Reitschule sein, wenn Chaoten den Rechtsstaat mit Füssen treten", sagt Hans-Jürg Käser.

 

Gewaltaufruf vor Reitschule

 

In der Nacht auf gestern war die Stadtguerilla gemäss eigenen Angaben erneut auf dem Vorplatz der Reitschule aktiv. Auf den Beton wurde der Slogan "Kill all cops" gemalt. Ab 9 Uhr gestern früh entfernten drei Mitarbeiter des städtischen Tiefbauamts den Schriftzug mit Hochdruckreinigern. Sie brauchten dafür rund eineinhalb Stunden. Die Gruppierung "faulste Stadtguerilla der Welt" meldete sich letzte Woche nach mehreren Flaschenwürfen auf die Polizei. Ob die Gruppierung wirklich hinter diesen Aktionen steckt, ist nicht klar. Ebenfalls unklar ist, wer sich als Stadtguerilla bezeichnet. Ralph Heiniger

 

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BZ 24.10.12

http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Jugendliche-suchen-auf-oeffentlichen-Plaetzen-Freiheit-und-nicht-Zoff-/story/27912042

Jugendliche suchen auf öffentlichen Plätzen Freiheit und nicht Zoff

 

Studie · Wenn Jugendliche sich in öffentlichen Räumen breitmachen, haben sie nicht primär Party oder Zoff im Sinn. Gemäss Studie schätzen sie den Freiraum, wollen ihn aber nicht besetzen. Sie befürworten Regeln und haben nichts gegen Sicherheitspersonal.

 

"Viel Lärm - um was?", fragt die neue Juvenir-Studie zur Aufregung in Politik und Medien, wenn es um Jugendliche im öffentlichen Raum geht. In Bern die Kundgebung "Tanz dich frei" im Juni oder die ständigen Querelen rund um das autonome Kulturzentrum Reitschule, in Zürich die im Radau endende illegale Party auf dem Bellevueplatz im September 2011 oder via soziale Medien bekannt gemachte öffentliche Saufpartys als Botellones - für die Autoren nimmt die Beschäftigung mit Konflikten zu viel Raum ein. Zu diesem Schluss kommen sie, nachdem sie fast tausend repräsentativ ausgewählte Jugendliche in der ganzen Schweiz befragt haben. Die Resultate wurden gestern als erster Teil der breitangelegten Jugendstudie der Jacobs-Stiftung in Zürich vorgestellt (siehe Box).

 

Die Jugend drängt raus

 

Mittags in Bern fällt die Präsenz der Jugend auf: Junge Männer und Frauen sitzen plaudernd und essend auf dem Berner Waisenhausplatz. Tatsächlich sind öffentliche Plätze für die Jugend wichtiger geworden, zeigen die Resultate. Wo sich vor allem Rentner und Mütter mit kleinen Kindern tummelten, drängen Jugendliche hin - besonders ausgeprägt unter 18-Jährige. Jugendliche schätzten öffentliche Plätze. "Rumhängen/chillen" und "Freunde treffen" geben befragte Jugendliche als wichtigste Gründe dafür an. Als geeigneten Ort für Partys sehen ihn bloss 23 Prozent, für Alkoholkonsum immerhin 43 Prozent, für Drogenkonsum dagegen nur 17 Prozent.

 

Konflikte diskutieren die Autoren nicht weg. Als Ursachen nennen die Befragten in absteigender Reihenfolge Pöbeleien über Alkohol zu Streit untereinander oder mit reklamierenden Anwohnern (weitere Gründe siehe Grafik). Aggression, Lärm und Littering sind denn auch das, was die öffentliche Wahrnehmung prägt. Dabei habe nur ein Drittel der befragten Jugendlichen überhaupt einen Konflikt erlebt. Dies gelte ebenso für Jugendliche mit Migrationshintergrund - und widerlegt damit das Bild der gewaltbereiten Ausländer.

 

Drei Viertel schätzen Security

 

Als Ursache für Probleme machen Jugendliche vor allem die fehlende Akzeptanz der Erwachsenen aus, gefolgt von Respektlosigkeiten (auch eigenen) und Alkoholkonsum. Sie zeigen also auch selbstkritisch eigenes Fehlverhalten auf.

 

Einsichtig ist für sie darum, dass gewisse Regeln eingehalten werden müssen. Solchen zum Müll stimmen über 90 Prozent zu. Interessanterweise begrüssen über 75 Prozent patrouillierendes Security-Personal. Schliesslich verstehen knapp über 70 Prozent, dass man nach 22 Uhr weniger laut sein soll.

 

Freiraum, nicht Jugendtreff

 

Jugendliche wollen aber nicht, dass ihnen Räume zugeteilt werden. Gerade die freie Entscheidung macht den Reiz aus. Sie möchten, dass Erwachsene vermehrt das Gespräch suchen bei Problemen. Neun von zehn Jugendlichen haben den Eindruck, Erwachsene hätten ein negatives Bild von ihnen und pflegten Klischees. Die Juvenir-Autoren interpretieren die Aussagen der Jugendlichen dahingehend, dass sie öffentlichen Raum nutzen und nicht besetzen wollten. Es gehe gerade darum, mit anderen Gruppen in Kontakt zu treten. Um einen Anspruch auf Exklusivität gehe es dabei nicht. Öffentliche Plätze seien so gesehen ein Testfeld auf dem Weg ins Erwachsenenleben und damit auch wichtig als Lernort für Demokratie. "Die Gesellschaft muss sich fragen, ob sie Jugendlichen heute die richtigen Plätze anbietet", sagt Alexandra Güntzer von der Jacobs-Stiftung. "Sie wollen nicht mehr Jugendtreffs. Sie wollen sich ihre Aufenthaltsorte selber aussuchen."

Wenn Probleme auftauchen, wird schnell der Ruf nach Verboten und Restriktionen laut. Der ertönt zwar auch unter Jugendlichen. Sie fordern aber mehr Verständnis: "Einerseits sollen Leute, die in die Stadt ziehen, toleranter gegenüber Lärm sein, anderseits sollten die Partygänger sich vermehrt an Regeln halten." Dafür brauche es den Dialog. Positiv erwähnt wird in der Studie dazu der runde Tisch zum Nachtlebenkonzept in Bern. Er wurde nach der Tanzdemo einberufen. Christoph Aebischer

 

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Juvenir-Studie 1.0

 

Jugendliche fragen. Die fünfteilige Jugendstudie, deren erster Teil gestern in Zürich veröffentlicht worden ist, will Jugendliche zu Wort kommen lassen. Sie sollen die Fragen stellen und auch Antworten vorschlagen. Nach einer ersten Phase läuft seit Anfang Oktober in den neuen Medien die Diskussion der Resultate von "Unser Platz - Jugendliche im öffentlichen Raum" weiter. Die Beiträge sollen später in einer Review verarbeitet werden. Die vom privaten Institut Prognos durchgeführte Studie ist eine Initiative der Jacobs Foundation, die sich der Jugendförderung verschrieben hat. Gestiftet hat die Organisation der deutsche Unternehmer Klaus J. Jacobs als Investition in die Zukunft von jungen Menschen. Mitdiskutieren können Jugendliche das Thema im Internet auf der Website http://www.juvenir.ch. Dort ist der Link auf die Facebook-Plattform aufgeschaltet.cab


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derbund.ch 23.10.12 (17.28 Uhr)

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Neuer-ReitschulVertrag-nimmt-Kommissionshuerde/story/14142303

 

Neuer Reitschul-Vertrag nimmt Kommissionshürde

 

Die stadträtliche Kommission hat einen Rückweisungsantrag zum Reitschule-Leistungsvertrag abgelehnt. Der Vertrag hat intakte Chancen, im Stadtrat angenommen zu werden.

 

Gestern Abend fand in der stadträtlichen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) die Beratung des Reitschule-Leistungsvertrages statt. Bürgerliche Stadträte hatten im Vorfeld verschiedene Änderungsanträge angekündigt. Unter anderem die Einführung eines finanziellen Sanktionsmechanismus, wenn es im Umfeld der Reitschule zu gewaltsamen Übergriffen kommt.

 

Kritik kam umgehend

Die Kommissionsmehrheit ist demnach der Meinung, dass den Forderungen des Stadtrats nach einem verbesserten Sicherheitsdienst und einer besseren Zusammenarbeit von Reitschule und Polizei Rechnung getragen werde. Einen Antrag auf Rückweisung der Vorlage lehnte die SBK ab.

 

Kritik kam umgehend von der BDP/CVP-Fraktion: Entweder sei die Mehrheit der Kommission gutgläubig oder schlicht realitätsfremd. Angesichts der aktuellen Gewaltprobleme könnten BDP und CVP der Vorlage nicht zustimmen, heisst es in einem Communiqué.

 

Rückweisungsantrag abgelehnt

 

Laut Kommissionspräsidentin Lea Kusano (SP) hat die Kommission den Kredit zum Vertrag aber mehrheitlich angenommen. Ein Rückweisungsantrag sei abgelehnt worden.

 

Zur Debatte steht ein Leistungsvertrag mit der Reitschul- Betreiberin IKuR für die Jahre 2013-2015. Der Kredit beläuft sich auf insgesamt 1,14 Millionen Franken. Vor Jahresfrist hatte der Stadtrat den vorgeschlagenen Vierjahreskredit abgelehnt und bloss Geld für 2012 gesprochen. Zuerst müssten hängige Sicherheitsaspekte geklärt werden, monierte eine Mitte-Rechts-Mehrheit im Parlament.

 

Der Gemeinderat handelte darauf einen neuen Vertrag mit der IKuR aus. Die Sicherheitsfragen kommen neu in einer separaten Vereinbarung zur Sprache. Diese Vereinbarung ist integraler Bestandteil des Leistungsvertrags. (sda)

 

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bernerzeitung.ch 23.10.12 (17.40 Uhr)

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Neuer-ReitschulVertrag-nimmt-Kommissionshuerde/story/31738361

 

Neuer Reitschul-Vertrag nimmt Kommissionshürde

 

Der neue Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der Reitschule wurde von der vorberatende Kommission gutgeheissen. Die BDP/CVP-Fraktion kritisiert den Entscheid.

 

Der neu ausgehandelte Vertrag der Stadt Bern mit der Reitschule hat intakte Chancen, im Stadtrat angenommen zu werden. Die vorberatende Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) beantragt Zustimmung zu der Vorlage, wie sie am Dienstag mitteilte.

 

Die Kommissionsmehrheit ist demnach der Meinung, dass den Forderungen des Stadtrats nach einem verbesserten Sicherheitsdienst und einer besseren Zusammenarbeit von Reitschule und Polizei Rechnung getragen werde. Einen Antrag auf Rückweisung der Vorlage lehnte die SBK ab.

 

BDP/CVP-Fraktion üben Kritik

 

Kritik kam umgehend von der BDP/CVP-Fraktion: Entweder sei die Mehrheit der Kommission gutgläubig oder schlicht realitätsfremd. Angesichts der aktuellen Gewaltprobleme könnten BDP und CVP der Vorlage nicht zustimmen, heisst es in einem Communiqué.

 

Zur Debatte steht ein Leistungsvertrag mit der Reitschul- Betreiberin IKuR für die Jahre 2013-2015. Der Kredit beläuft sich auf insgesamt 1,14 Millionen Franken. Vor Jahresfrist hatte der Stadtrat den vorgeschlagenen Vierjahreskredit abgelehnt und bloss Geld für 2012 gesprochen.

 

Zuerst müssten hängige Sicherheitsaspekte geklärt werden, monierte eine Mitte-Rechts-Mehrheit im Parlament. Der Gemeinderat handelte darauf einen neuen Vertrag mit der IKuR aus. Die Sicherheitsfragen kommen neu in einer separaten Vereinbarung zur Sprache. Diese Vereinbarung ist integraler Bestandteil des Leistungsvertrags.

(tag/sda)

 

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bern.ch 23.10.12

http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_stadtrat/2012/10/23-16-47

 

Medienmitteilung der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK)

 

SBK beantragt Zustimmung zum Kredit für die Reitschule und zum teilrevidierten Schulreglement

 

Die stadträtliche Kommission für Soziales, Bildung und Kultur hat in ihrer Sitzung vom 22. Oktober 2012 den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) für die Jahre 2013-2015 und die Teilrevision des Schulreglements betreffend Neuregelung der städtischen Schulkommissionen behandelt.

 

Sie hat dabei die folgenden Beschlüsse gefasst:

Für weitere Auskünfte stehen Ihnen die Kommissionsreferenten Martin Schneider für den Leistungsvertrag IKuR (Tel. 078 853 48 26) und Bernhard Eicher für die Teilrevision des Schulreglements (Tel. 079 561 83 07) gerne zur Verfügung.

 

RS/dw


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bernerzeitung.ch 23.10.12 (12.30 Uhr)

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Noch-ein-Aufruf-zur-Gewalt/story/13204320

 

Noch ein Aufruf zur Gewalt

 

Erneut malten Unbekannte einen Aufruf zur Gewalt gegen die Polizei auf den Vorplatz der Reitschule. Der Schriftzug wurde noch am Dienstagvormittag wieder entfernt.

 

Auf den Vorplatz der Reitschule wurden in der Nacht auf Dienstag erneut Gewaltaufrufe gegen die Polizei gemalt. Dieses Mal lautete der Slogan "Kill All Cops". In einer Mail bekannte sich wie in der Woche zuvor die "Faulste Stadtguerilla" zur Aktion. Im Schreiben verwies die "Stadtguerilla" auch auf eine Website, die Bilder von Polizisten der Kantonspolizei Bern zeigt. Die Polizei hat Kenntnis vom Vorfall, will sich dazu aber nicht äussern.

 

Wie bereits vergangene Woche wurden die aufgemalten Aufrufe zu Gewalt gegen die Polizei innert wenigen Stunden entfernt. (toc)

 

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derbund.ch 23.10.12 (11.25 Uhr)

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Erneuter-Schriftzug-vor-der-Reitschule/story/30900687

 

Erneuter Schriftzug vor der Reitschule

 

Erneut war am Dienstagmorgen ein Schriftzug vor der Reitschule zu sehen, der zur Gewalt gegen die Polizei aufruft. Noch am Vormittag wurde dieser wieder entfernt.




Der Schriftzug am Dienstagmorgen. Bild: bs

 

Auf dem Vorplatz der Reitschule waren am Dienstagmorgen wiederum Aufrufe zur Gewalt gegen die Polizei zu lesen. Dieses Mal lautete der Slogan "Kill All Cops!". Bereits am Vormittag wurde dieser wieder entfernt. Wie in der vergangenen Woche bekannte sich die sogenannte "Stadtguerilla" in einer E-Mail zu den Schriftzügen.

 

Zusätzlich zur Gewaltandrohung war die Adresse einer Website angegeben, die zur weiterhin anonymen "faulsten Stadtguerilla der Welt" führt. Diese zeigt u.a. Bilder von Polizisten, versehen mit der Zeile "Wir kriegen euch alle!". (bs)

 

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stadt-bern.tk 23.10.12


 

Hass und Gewalt - die FSG schlägt wieder zu! - Neue Website & Facebook-Präsenz!

 

Liebe Medienschafe!
Wir sind, nach stundenlangen Debatten, zum Schluss gekommen, dass auch der Turbokapitalismus unser Leben beeinträchtigt. Gierige Manager und eine horrende Zinspolitik sind für die Armut vieler verantwortlich. Die Polizei, welche die Interessen der lüsternen Ausbeuter und Arbeiter-Schänder schützt, ist auch hier wieder unser Feind. Wir haben deswegen auch diese Woche die Flaschenpost weiter unseren FeindInnen zugeworfen, welche aber des Fassens nicht mächtig war. Kurz: wieder haben Flaschen Flaschen getroffen!
Der Ultrakapitalismus nimmt immer gröbere Formen an. Die Hyperakkumulierung in diesem Raubtiersystem dient einzig und allein den masslosen Bankern und Managern und deren unersättlichen Lustwandeleien. Wenn wir dieses System nicht bald stoppen, werden die Banker und Manager weiterhin ihr zügelloses Spiel und uns somit alle ins Verderben treiben. Im Megakapitalismus kommen wir normalen Menschen an letzter Stelle. Es sind, kurzfristig gesehen, diverse Lösungen in Sicht: so versucht die Juso beispielsweise mithilfe einer Initiative das maximale Einkommen der Haifisch-Banker und Hyänen-Managern zu limitieren. Das ist unterstützenswert, da die Ausbeuter dann wenigstens nicht zu viel mehr haben als wir Sklaven. Wir wollen aber noch weiter gehen. Den Heuschreckenkapitalismus wollen wir in seine Schranken weisen! Wir müssen die Zinsen uns Kredite abschaffen, welche dieses Schmarotzer-System gar nicht braucht! Denn ohne Zinsen und Kredite wären Wirtschaftskrisen, wie die derzeitige, gar nicht möglich gewesen. Die derzeitige Krise ist nur ein Ausdruck der Raffgierigkeit der Raubtiere - wenn sie schon mit unserem Leben spekulieren, sollen sie auch dafür zahlen. Nahrungsmittel-Spekulationen sind ebenfalls ein Produkt dieses Blutegel-Kapitalismus und moralisch nicht vertretbar. Einem System, welches auf so viel Gewalt und Hass basiert, können wir nur mit Hass und Gewalt antworten. Die Polizei beschützt die Banker und Manager, und gehören also auch unter die Erde! Aus diesem Grund haben wir uns heute Nacht erneut aufgeRAFft, um die Worte "KILL ALL COPS!” auf unseren schönen Vorplatz zu malen. Daneben steht die Adresse unserer neuen Website: www.stadt-bern.tk. Ihr dürft auch gerne FreundIn von uns auf Facebook werden!
Wir haben übrigens bewusst immer die weibliche Form weggelassen - unsere Schwestern, egal ob Polizistinnen, Bankerinnen oder Managerinnen, fordern wir dazu auf, sich uns anzuschliessen. Die gierigen Manager und Banker der Welt sind fleischfressende Männer!

 

TOD DEN RAUBTIERHYPERTURBOKAPITALISTEN!

 

LEBT VEGAN - TÖTET COPS UND KEINE BULLEN!

 

FÜR DIE FRAUEN - GEGEN MÄNNER!

 

Eure faulste Stadtguerilla

 

http://stadt-bern.tk/
http://stadtbern.noblogs.org

https://www.facebook.com/pages/Faulste-Stadtguerilla-der-Welt/470877622956982?ref=ts&fref=ts

 

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Bund 23.10.12

 

Kommission spricht Kredit für Reitschule

 

Die stadträtliche Kommission hat einen Rückweisungsantrag zum Reitschule-Leistungsvertrag abgelehnt.

 

Gestern Abend fand in der stadträtlichen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur die Beratung des Reitschule-Leistungsvertrages statt. Bürgerliche Stadträte hatten im Vorfeld verschiedene Änderungsanträge angekündigt. Unter anderem die Einführung eines finanziellen Sanktionsmechanismus, wenn es im Umfeld der Reitschule zu gewaltsamen Übergriffen kommt. Laut Kommissionspräsidentin Lea Kusano (SP) hat die Kommission den Kredit zum Vertrag aber mehrheitlich angenommen. Ein Rückweisungsantrag sei abgelehnt worden.

 

Sanitätseinsätze nicht ohne Polizei

 

Auch die Sicherheitsdirektion (SUE) befasste sich gestern mit der Reitschule. Sie machte gestern deutlich, dass die Sanitätspolizei Bern nicht bereit ist, bei künftigen Einsätzen in der Reitschule auf Polizeibegleitung zu verzichten. Sie reagierte damit auf eine Forderung der Reitschule-Betreiber. Wie die Erfahrung zeige, sei eine solche Begleitung "sinnlos", so die Argumentation der Reitschule-Betreiber. Sie erschwere die Arbeit der Reitschule-Security und der Rettungskräfte. "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", erklärte Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei. Die SUE hielt fest, dass die Sanitätspolizei immer die Polizei aufbiete, wenn ein Einsatz eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringe - unabhängig vom Ort des Ereignisses. An Freitag- und Samstagabenden sei der Publikumsaufmarsch rund um die Reitschule derart gross, dass die Sanitätspolizei stets in Begleitung von Polizisten ausrücke, verdeutlichte Sicherheitsdirektor Reto Nause gestern auf Anfrage. Die Sanitätspolizei hatte am Wochenende in der Reitschule eine junge Frau versorgt. Das Auto der begleitenden Polizeipatrouille wurde derweil bei der Neubrückstrasse mit farbgefüllten Gegenständen beworfen (der "Bund" berichtete). (sda/sbv)

 

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BZ 23.10.12

 

Kein Einsatz ohne die Polizei

 

Reitschule · Die Sanitätspolizei Bern wird bei Einsätzen bei der Reitschule nicht auf Polizeibegleitung verzichten. Das machte die Stadt Bern am Montag deutlich.

 

Es wäre alles viel einfacher, wenn die Sanitätspolizei bei ihren Einsätzen vor der Reitschule nicht jeweils von der Kantonspolizei begleitet würde. Das findet die Mediengruppe der Reitschule und hat deshalb angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit der Sanitätspolizei zu intensivieren. Davon hält die Sanitätspolizei aber gar nichts. "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", sagt Kommandant Peter Salzgeber. Und Sicherheitsdirektor Reto Nause ergänzt: "Wir bestimmen die Parameter eines Einsatzes selbst." Schliesslich sei auch die Sicherheitsdirektion für die Qualität der Rettungseinsätze verantwortlich. Die vorberatende Stadtratskommission hat sich gestern Abend für den Leistungsvertrag zwischen der Stadt und der Reitschule ausgesprochen. Der Stadtrat wird das Papier voraussichtlich Mitte November behandeln.

rah/wrs

Seite 5

 

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Sanität vor der Reitschule: Nur mit der Kantonspolizei

 

Reitschule · An Wochenenden rückt die Sanitätspolizei nur in Begleitung von Kantonspolizisten zur Reitschule aus. Und so bleibt es auch. Die Sicherheitsdirektion erteilte anders lautenden Plänen der Reitschule eine klare Absage.

 

Die Sanitätspolizei solle in Zukunft ohne Kantonspolizei in die Reitschule ausrücken. Das fordert die Mediengruppe der Reitschule und kündigt auf Facebook an, die Zusammenarbeit mit der Sanitätspolizei zu intensivieren.

 

Daraus wird aber nichts, wie Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause gestern Nachmittag festhielt. "Wir bestimmen die Parameter eines Einsatzes selbst", betonte er. Schliesslich sei seine Direktion für die Qualität eines Rettungseinsatzes und auch für die Sicherheit der Mitarbeiter verantwortlich.

 

Am vergangenen Freitag wurde vor der Reitschule erneut ein Polizeifahrzeug bei einem gemeinsamen Einsatz von Sanität und Polizei angegriffen (wir berichteten). Die Mediengruppe der Reitschule teilte nach dem Vorfall mit: "Wie schon Erfahrungen in der Vergangenheit zeigten, ist die Begleitung von Rettungswagen durch die Kantonspolizei in der Regel sowieso sinnlos und erschwert und behindert die Arbeit der Reitschule-Security und der Ambulanzmitarbeitenden." Angeblich wären die Rettungssanitäter durchaus bereit, auch ohne Polizeibegleitung Einsätze bei der Reitschule durchzuführen, behauptete die Mediengruppe der Reitschule.

 

Bei Delikten oder renitenten Personen

 

Grundsätzlich rückt die Kantonspolizei nur bei wenigen Einsätzen gemeinsam mit der Sanitätspolizei aus. Es gibt drei verschiedene Szenarien, bei denen die Sanität die Polizei aufbieten muss. Erstens, wenn man beim Einsatz von einer strafbaren Handlung ausgehen muss. Zweitens, wenn der Sachverhalt unklar ist. Drittens, wenn die Sanitätspolizei davon ausgehen muss, dass sie am Ort des Einsatzes von renitenten Personen behelligt wird. "Bei jedem Einsatz, der eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringt, bietet die Sanitätspolizei die Kantonspolizei zur Begleitung auf - dies unabhängig vom Ort des Ereignisses", hiess es vonseiten der Sicherheitsdirektion. Besonders an Wochenenden komme es oft zu gemeinsamen Einsätzen. Die Reitschule sei in diesem Fall keine Ausnahme. "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", erklärte Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei. Wie aus Sanitätspolizeikreisen verlautete, wurden die Retter vor der Reitschule auch schon bespuckt und beschimpft. Es sei nicht so, dass man als Retter an allen Orten in der Stadt willkommen sei, hiess es.

 

Verdacht auf K.-o.-Tropfen und Kopfverletzungen

 

In der Nacht auf Samstag musste die Sanitätspolizei zweimal zur Reitschule ausrücken. Einmal, weil der Verdacht bestand, dass einer jungen Frau K.-o.-Tropfen eingeflösst worden waren. Ein andermal, weil jemand angeblich durch eine Flasche schwere Kopfverletzungen erlitten hatte.

 

Ralph Heiniger

 

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Leistungsvertrag

 

Kommission sagt Ja Voraussichtlich Mitte November wird sich der Stadtrat mit dem neuen Leistungsvertrag befassen, den die Stadt und die Reitschule-Betreiber ausgehandelt haben. Er enthält ein zusätzliches Papier zum Thema Sicherheit. Die vorberatende Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) hat dem Vertrag gestern Abend zugestimmt, wie Präsidentin Lea Kusano (SP) sagt. Für weitere Informationen verweist sie auf eine Mitteilung von heute Dienstag. Der SBK gehören folgende Stadträte an: Lea Kusano (SP), Roland Jakob (SVP), Cristina Anliker-Mansour (GB), Lea Bill (JA), Rithy Chheng (SP), Bernhard Eicher (FDP), Lukas Gutzwiller (GFL), Dannie Jost (FDP), Ruedi Keller (SP), Michael Köpfli (GLP), Martin Schneider (BDP).wrs

 

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20 Minuten 23.10.12

 

Polizei unterstützt die Sanität weiter

 

BERN. Die Reitschule schlägt vor, dass die Sanität bei Einsätzen auf der Schützenmatte in Zukunft nicht mehr von der Polizei begleitet wird. Bei diesen Einsätzen haben in der Vergangenheit vermehrt Vermummte die Polizei attackiert. (20 Minuten berichtete). Die Sicherheitsdirektion hält nichts von diesem Vorschlag: Die Sanitätspolizei werde bei jedem Alarm, der eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringe, die Kantonspolizei zur Begleitung aufbieten - unabhängig vom Ort des Ereignisses. "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", sagt Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei Bern. Am Wochenende sei der Publikumsaufmarsch rund um die Reitschule derart gross, dass die Sanitätspolizei stets in Begleitung von Kantonspolizisten ausrücke, betont Sicherheitsdirektor Reto Nause. Das werde so bleiben. EHI/SDA

 

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Telebärn 22.10.12

 

Einsätze bei der Reitschule: Sanitätspolizei bald ohne Rückendeckung durch Kapo.
http://www.telebaern.tv/121022-news.html

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derbund.ch 22.10.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Kein-Alleingang-der-Sanitaet-vor-der-Reitschule/story/17774326

 

Kein Alleingang der Sanität vor der Reitschule

 

Die Sanitätspolizei soll bei gefährlichen Einsätzen weiterhin von der Kantonspolizei begleitet werden - auch vor der Reitschule. Die Sicherheitsdirektion geht damit nicht auf Forderungen der Reitschule ein.

Bei Einsätzen, welche eine Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringen, will die Sanitätspolizei auch künftig
die Kantonspolizei zur Begleitung aufbieten - dies unabhängig vom Ort.
Bild: Manuel Zingg


Die Sanitätspolizei soll künftig bei Einsätzen rund um die Reitschule ohne Begleitung der Kantonspolizei ausrücken. Das verlangte die Mediengruppe der Reitschule am Sonntag in einer Mitteilung. Sie reagierte damit auf Vorfälle vom Freitagabend, als Unbekannte ein Polizeiauto mit "farbgefüllten Gegenständen" angegriffen hatten.

 

Die Sicherheit der Mitarbeitenden an oberster Stelle

 

Die Kantonspolizei war zur Unterstützung der Sanität ausgerückt, welche einer jungen Frau Hilfe leistete. Die Reitschule kündete daraufhin an, "in den nächsten Tagen" mit der Sanitätspolizei Kontakt aufnehmen zu wollen. Die Begleitung der Rettungswagen durch die Kantonspolizei sei "sowieso sinnlos" und erschwere und behindere die Arbeit der Reitschule-Security und der Sanitäter.

 

Am Montagnachmittag reagierte die Sicherheitsdirektion mit einer Mitteilung. Sie hält darin fest, dass die Sanitätspolizei bei jedem Einsatz, "der eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringt", eine Begleitung der Kantonspolizei anfordere. Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei Bern, betont: "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle".

 

An Freitag- und Samstagabenden sei der Publikumsaufmarsch rund um die Reitschule derart gross, dass die Sanitätspolizei stets in Begleitung von Kantonspolizisten ausrücke, verdeutlichte Sicherheitsdirektor Reto Nause auf Anfrage der SDA. Das werde so bleiben.

 

Ob die von der Reitschule angestrebten Gespräche mit der Sanitätspolizei stattgefunden haben, ist aus der Mitteilung nicht ersichtlich.

 

Rund um die Reitschule war es in den letzten Wochen immer wieder zu ähnlichen Vorfällen gekommen. Eine unbekannte "Stadtguerilla" hatte sich vergangene Woche dazu bekannt, vor dem Kulturzentrum mit Schriftzügen zu Gewalt an Polizisten aufgerufen und Flaschen gegen Einsatzkräfte geworfen zu haben.

 

(jb/pd)

 

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bernerzeitung.ch 22.10.12 (16:25 Uhr)

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Sanitaetspolizei-haelt-an-ihrer-Praxis-bei-ReitschulEinsaetzen-fest/story/20609675

 

Sanitätspolizei hält an ihrer Praxis bei Reitschul-Einsätzen fest

 

Die Sanitätspolizei Bern ist nicht bereit, bei Einsätzen in der Reitschule künftig stets auf Polizeibegleitung zu verzichten. Das machte die Stadt Bern am Montag deutlich.

 

"Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", erklärte Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei, in einem Communiqué.

 

Die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie hielt fest, dass die Sanitätspolizei immer die Kantonspolizei aufbiete, wenn ein Einsatz eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringe - unabhängig vom Ort des Ereignisses.

 

An Freitag- und Samstagabenden sei der Publikumsaufmarsch rund um die Reitschule derart gross, dass die Sanitätspolizei stets in Begleitung von Kantonspolizisten ausrücke, verdeutlichte Sicherheitsdirektor Reto Nause auf Anfrage. Das werde so bleiben.

 

Die Reitschul-Betreiber hatten verlangt, dass die Sanitätspolizei ihre Einsätze künftig ohne Begleitung der Kapo leiste. Wie die Erfahrung zeige, sei eine solche Begleitung "sinnlos". Sie erschwere die Arbeit der Reitschule-Security und der Rettungskräfte.

 

Die Sanitätspolizei hatte am Wochenende in der Reitschule eine junge Frau versorgt. Das Auto der begleitenden Kapo-Patrouille wurde derweil bei der Neubrückstrasse mit farbgefüllten Gegenständen beworfen.

(dln/sda)

 

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bern.ch 22.10.12

http://www.bern.ch/mediencenter/aktuell_ptk_sta/2012/10/sanitaet

 

 

Einsätze der Sanitätspolizei

 

Sicherheit der Mitarbeitenden geht in jedem Fall vor

 

Am Wochenende wurde bei der Reitschule ein Fahrzeug einer Polizeipatrouille beschädigt, die zur Unterstützung eines Einsatzes der Sanitätspolizei Bern aufgeboten worden war. Die Reitschule verlangt nun, dass die Sanitätspolizei künftig auf die Begleitung durch die Kantonspolizei Bern verzichtet. Die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie hält fest, dass die Sanitätspolizei bei jedem Einsatz, der eine mögliche Gefährdung der Rettungskräfte mit sich bringt, die Kantonspolizei zur Begleitung aufbietet - dies unabhängig vom Ort des Ereignisses. "Die Sicherheit unserer Mitarbeitenden steht bei allen Einsätzen an oberster Stelle", betont Peter Salzgeber, Kommandant der Sanitätspolizei Bern.

 

Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie

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kulturstattbern.derbund.ch 22.10.12

 

Kulturbeutel 43/12

 

Von Gisela Feuz am Montag, den 22. Oktober 2012, um 05:03 Uhr

 

(...)

 

Herr Sartorius empfiehlt:
Der "heisse Herbst" jährt sich in dieser goldenen und warmen Woche zum 25. Mal. Und das will gefeiert werden: Am Freitag und Samstag in der Reitschule, mit Züri West und Stiller Has (als Ersatz für Firewater), vielen weiteren Konzerten, Haustouren, Discos, Filmen und einem Katerfrühstück.

 

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Bund 22.10.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Wir-sind-alle-chriminelle-Singels/story/25594856

 

Wir sind alle chriminelle Singels!

 

Müslüm ist ein grosser Komiker - so viel weiss man. Dass er auch noch ganz andere Talente hat, bewies er an der Taufe seiner Platte "Süpervitamin" im Dachstock.

 

Milena Krstic

 

Eine Bauchtänzerin mit Weihrauchschwenker, die Musiker in orientalischer Kostümierung, ein kleinwüchsiger Zirkusartist - Semih Yavsaner empfiehlt sich prächtig als Organisator für türkische Hochzeiten. Den Erfolg seiner Vorzeigeimmigrantenfigur Müslüm verdankt er hauptsächlich sich selbst. Aber dass seine CD Goldstatus erreicht hat, wird auch an deren tadelloser Produktion liegen.

 

Müslüm ist schon lange kein wandelnder Zufall mehr. Mit einer Profiband im Rücken kann er sich ganz der Gastgeberrolle hingeben und führt charmant durchs Programm. Klar, es ist alles Show: sein aufgeklebter Schnauz, die Kostüme, der türkisch-berndeutsche Akzent. Aber der Fake ist weder kitschig noch lächerlich, sondern eine Komödie auf hohem Niveau. Müslüm sitzt als Erfinder des Immigrantenpops einsam auf seinem Thron und wird dort wahrscheinlich noch lange sitzen. In den Texten und Melodien schwingt immer diese schwerblütige Balkan-Melancholie mit, was eben das ist, was viele Liebhaber des Genres gerade begeistert. Die Kompositionen würden auch mit ernsthaften Texten bestens funktionieren und Müslüm den Einzug ins World-Music-Special bescheren.

 

Entertainer im Schaukelstuhl

 

Müslüm durchläuft ein ganzes Rollenrepertoire, ist mal Partyhengst im Blumenprint-Hemd, dann ein Zuhälterverschnitt im weissen Elvis-Dress, und so setzt er sich irgendwann in den Schaukelstuhl, um die Geschichte der "chlainen Echengstabi-Giraffe" zu erzählen. Das Publikum ist entzückt und strahlt, und am liebsten würden sich jetzt alle an den Händen fassen und türkische Volkstänze vollführen. Zwar geschieht nicht gerade das, aber etwas Ähnliches: Wenn Müslüm davon singt, ein Ausländer fernab seiner Heimat zu sein, dann zeigt sich die Menge solidarisch und singt lauthals mit. Wenn er die Vorzüge eines Singlelebens besingt, dann wollen sogar Frischverliebte konvertieren. Und wenn er gemeinsam mit seinem Berufskollegen Kutti MC, der in Lederaufmachung auf der Bühne erscheint, das Dasein eines "Chriminellen" zelebriert - ja, dann wird die Meute auch chriminell. Heute Nacht sind wir alle Immigranten und alle "chriminelle Singels"! Müslüm steht am Bühnenrand und freut sich. Und da sieht man auch das Lachen des Semih Yavsaner, der allen Grund dazu hat, stolz zu sein. Er ist es, der die Ausländerdebatte so kreativ und sympathisch in neuer Form auf den Tisch gebracht hat und beweist, dass man das auch tanzend und feiernd tun kann.

 

Glückshormone im Dachstock

 

Ein Blick in die Runden, und es steht fest: Das Süpervitamin hat gewirkt! Das Publikum fällt sich in die Arme, und auch wer Müslüm bisher eher belächelt hat, staunt ob der Professionalität, mit der dieser Mann hantiert. Die Luft im Dachstock ist glückshormongeschwängert. Ausser dass Müslüm auch oben ohne eine gute Figur macht, lustvoll politische Debatten startet und einen ausverkauften Dachstock zum Tanzen bringt, kann er auch noch wirklich gut singen. Ein Immigrant allererster Güteklasse!

 

Müslüm ist schon lange kein wandelnder Zufall mehr, sondern der unangefochtene König des Immigranten-Pops.

 

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Bund 22.10.12

 

Farbanschlag auf Streifenwagen

 

Bei der Berner Reitschule haben Unbekannte erneut die Polizei angegriffen. Eine Patrouille war am Freitagabend zur Unterstützung der Sanität ausgerückt, die einer jungen Frau Hilfe leistete. Das Polizeiauto stand bei der Neubrückstrasse. Dort sei es mit farbgefüllten Gegenständen beworfen worden, teilte die Polizei am Samstag mit. Die Polizisten blieben unverletzt, mussten sich aber zurückziehen. Am Auto und an einem Signalbalken entstand Schaden. Mit verstärkten Kräften rückte die Polizei danach erneut zur Unterstützung der Sanität aus, die die Hilfeleistung vor Ort zu Ende führte. Nach Angaben der Mediengruppe der Reitschule vom Sonntag hatte die Frau K.-o.-Tropfen eingenommen. Nach Mitternacht war ein weiterer Einsatz bei der Reitschule nötig. Dabei kam es zu keinen Zwischenfällen. Allerdings habe die Polizei keine "Abklärungen vor Ort" durchgeführt, teilt die Reitschule mit. Ein Mann war mit einer Flasche am Kopf verletzt worden.

 

Polizeibegleitung "sinnlos"

 

Die Reitschule schreibt, dass sie mit der Sanitätspolizei bald Kontakt aufnehmen wolle. Ziel seien Sanitätseinsätze ohne Polizeibegleitung. Wie die Erfahrung zeige, sei diese "in der Regel sowieso sinnlos" und erschwere die Arbeit der Reitschule-Security und der Rettungskräfte. Einzelne Sanitäter hätten bereits signalisiert, mit dieser Praxis einverstanden zu sein.

 

Bei der Reitschule war es in letzter Zeit mehrmals zu ähnlichen Vorfällen gekommen. Unbekannte hatten ausserdem vor dem Kulturzentrum zu Gewalt gegen Polizisten aufgerufen. (sda/pd)

 

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BZ 22.10.12

 

Attacke gegen Polizeiauto vor der Reitschule

 

Stadt Bern. Farbanschlag gegen einen Streifenwagen: Am Freitagabend kam es bei der Reitschule erneut zu Angriffen auf die Polizei.

 

Die Polizeimeldungen gleichen sich Woche für Woche. Was sich ändert ist das Datum. Der Inhalt bleibt: Polizisten rücken aus zur Reitschule, wo sie auf dem Vorplatz mit Gegenständen beworfen werden. Am Freitagabend gegen 23.40 Uhr waren es farbgefüllte Gegenständen. Eine Streife hatte die Ambulanz auf den Vorplatz begleitet, weil eine junge Frau medizinische Hilfe benötigte. Gemäss Polizeimeldung blieben die Polizisten unverletzt - doch sie mussten sich zurückziehen. Später wurden an ihrem Fahrzeug Farbschäden entdeckt. Die Polizei rückte daraufhin mit mehreren Einsatzkräften nach und blieb mit der Sanität in Verbindung. Diese führte die Hilfeleistung vor Ort zu Ende.

 

Sanität ohne Polizei

 

Laut Reitschul-Betreiber wurde die Sanität am Freitag wegen eines K.-o.-Tropfen-Falls alarmiert. "Die Versorgung der Patientin durch die Ambulanz war dabei zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Zwei später eingetroffene Kastenwagen wurden nicht behelligt", schreibt die Mediengruppe. Die Reitschule will in den nächsten Tagen mit der Sanitätspolizei Bern Kontakt aufnehmen, um zu erreichen, dass in Zukunft Ambulanzeinsätze ohne die Kantonspolizei durchgeführt werden. tob

 

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20 Minuten 22.10.12

 

Erneut Attacke auf die Polizei

 

BERN. Wieder gab es bei der Reitschule in der Nacht auf Samstag zwei Angriffe auf die Polizei. Als die Sanität wegen eines K.-o.-Tropfen-Verdachts um 23.40 Uhr eine Frau betreute, forderte sie Unterstützung durch die Polizei. Unbekannte bewarfen dann das Polizeiauto mit farbgefüllten Gegenständen. Zur zweiten Attacke kam es um 0.30 Uhr, als die Polizei erneut die Sanität unterstützte. Gestern hat die Mediengruppe der Reitschule mitgeteilt, dass diese in Zukunft mit der Sanitätspolizei zusammenarbeiten wolle, so dass sie nicht mehr von der Polizei unterstützt werden muss. EHI

 

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Bund 22.10.12

 

"Ich bin nie ein Hardliner gewesen"

 

Der 62-jährige Beat Schori will es noch einmal wissen. Zum dritten Mal kandidiert er für den Berner Gemeinderat und zum ersten Mal fürs Stadtpräsidium. Er sei dem Ruf seiner Partei gefolgt, sagt Schori.

 

Bernhard Ott

 

Auf dem "Bund"-Podium der Kandidaten fürs Stadtpräsidium wirkte er verhalten. Für den amtierenden Stadtpräsidenten Alexander Tschäppät (SP) hatte der altgediente SVP-Politiker Beat Schori gar lobende Worte übrig - auch wenn er es meist vermeidet, seinen direkten Kontrahenten oder gegnerische Parteien beim Namen zu nennen. Er spricht lieber summarisch von "RGM", vom Parteienbündnis Rot-Grün-Mitte, das die Stadt Bern in den letzten zwei Jahrzehnten politisch geprägt hat. Dann sagt er Sätze wie "RGM hat nicht alles falsch gemacht", wenn vom Verschwinden der offenen Drogenszene oder den in den letzten paar Jahren meist friedlich verlaufenen Demonstrationen die Rede ist. Und er räumt ein, dass die öffentliche Sicherheit in der Stadt Bern, eines seiner politischen Lieblingsthemen, "weniger ein Thema ist als auch schon". Bedauern mag er darob aber keines empfinden, ganz im Gegenteil. Beat Schori ist beinahe beleidigt, wenn man ihn darauf hinweist, dass ihm und seiner Partei doch ein Wahlkampfthema abhandengekommen ist. "Ich brauche keine Wahlkampfthemen mehr."

 

Der 62-jährige SVP-Politiker hat seine dritte Kandidatur für die kommunale Exekutive und seine erste Kandidatur fürs Stadtpräsidium nicht aktiv angestrebt, wie er betont. Seine Partei sei auf ihn zugekommen, nachdem Tierparkdirektor Bernd Schildger in letzter Sekunde seine Kandidatur zurückgezogen hatte, was die Quereinsteiger-Strategie zum Scheitern brachte. Auf den seit 1987 der SVP angehörigen Schori konnte sich die Parteispitze verlassen. "Wenn meine Partei mich ruft, bin ich da."

 

"Im Gemeinderat hört Politik auf"

 

Für den Politiker Schori ist entscheidend, von wem er seinen Auftrag hat. Als langjähriger Stadt- und Grossrat habe er den Auftrag von den Wählern seiner Partei, die eine entsprechend konsequente Politik von ihm erwartet hätten. In den Gemeinderat oder gar ins Stadtpräsidium werde man aber nicht gewählt, um Parteipolitik zu machen, sagt Schori. "Im Gemeinderat hört für mich die Politik auf."

 

Diesem Credo war er auch im repräsentativen Amt des Stadtratspräsidenten treu, das er 2003 bekleidete. Schori fühlt sich denn auch missverstanden, wenn ihm von "den Medien" das Hardliner-Image angehängt wird. "Das haben die Medien stets in mich hineininterpretiert." Er sei grundsätzlich "nicht sehr forsch" und könne gut zuhören. "Ich bin nie ein Hardliner gewesen. Ich bin einfach in gewissen Fragen sehr konsequent." Konsequent ist Schori etwa auch in Fragen der Parteilinie. So trat er einst parteiintern mit Erfolg gegen die amtierende Gemeinderätin Ursula Begert an und positionierte damit die SVP Stadt Bern klar rechts der Mitte. Dabei ist es ihm aber nicht gelungen, Begerts Sitz im Gemeinderat für die SVP zu erhalten.

 

Schori vermisst den Respekt

 

Vom politischen Gegner wird Schori ein angenehmer persönlicher Umgang attestiert. "Er ist kein Thomas Fuchs oder Erich Hess", sagt Béatrice Stucki (SP), Schoris langjährige Ratskollegin auf städtischer und kantonaler Ebene. Schori sei auch kein Hardliner, "dafür ist er zu sensibel", sagt die Gewerkschafterin. Sobald es um Sachfragen gehe, wechsle er aber die Tonlage. "Er hat einen starken Anti-RGM-Reflex und hat als Grossrat oft gegen die Interessen der Stadt gestimmt."

 

Grossrat Schori hat in der Tat oft versucht, Entscheide des Stadtrats mit Vorstössen im Kantonsparlament auszuhebeln. So wollte er etwa ein kantonsweites Bettelverbot durchdrücken, die Kantonsbeteiligung an den Kosten des Bahnhofplatzumbaus "abschiessen" und die von der Stadt geplante Reduktion von Parkplätzen im Raum Wankdorf-Allmend rückgängig machen.

 

"Einige meiner Vorstösse waren eine Folge der Polizeifusion", sagt Schori heute. Für die Polizei sollten kantonsweit dieselben Regeln gelten. Aber ja, die Umgehung von Beschlüssen der Stadt auf kantonaler Ebene sei "in Notfällen" legitim. Gewissen Exponenten der städtischen Politik mangle es an Respekt. So sei es seitens der Stadt zum Beispiel nicht korrekt gewesen, das Zentrum Paul Klee zu bauen und erst danach die hohle Hand bei den Regionsgemeinden und dem Kanton zu machen, als es um die Finanzierung der Betriebskosten ging.

 

Bonus-Malus für die Reitschule

 

Zieht Schori über das aus seiner Sicht allzu selbstsichere Auftreten der Stadt gegen aussen her, werden doch noch Emotionen spürbar. In der Wortwahl bleibt er jedoch stets gemässigt. "Schori ist konziliant und kann Kompromisse eingehen", sagt Grossrat Philippe Müller (FDP), der mit seinem einstigen Stadtratskollegen im Vorstand des Hauseigentümerverbandes (HEV) sitzt. Von einem Kandidaten fürs Stadtpräsidium erwarte er allerdings "etwas mehr Angriffigkeit", sagt Müller.

 

Solcherlei Kritik kann Schori nicht beirren. Ob im Wahlkampf oder später vielleicht im Gemeinderat - er brauche keine Rücksichten auf eine Wahl oder Wiederwahl zu nehmen. "Ich suche ja keine neue Stelle mehr." Im Gemeinderat würde er sich bemühen, die rot-grünen Mitglieder von einem unternehmerfreundlichen Kurs zu überzeugen. Und sie mit der einen oder anderen Idee herauszufordern. So möchte er sich etwa für marktgerechte Mieten in städtischen Liegenschaften einsetzen, um mit dem Gewinn "gezielt jenen zu helfen, die es nötig haben". Damit könne verhindert werden, dass Mieter auch mit hohem Einkommen in den verbilligten Wohnungen verbleiben. Und er möchte "Erfolgsprämien" bei den Subventionen für das Kulturzentrum Reitschule einführen. "Wenn sie das Maximum wollen, darf es keine Gewaltakte gegen Polizeiautos mehr geben", sagt Schori.Das mag hart klingen. Aber die Existenz der Reitschule stellt Schori heute nicht mehr infrage. Und sogar die rot-grüne Mehrheit hat er offenbar akzeptiert. "Als Gegengewicht zu Alexander Tschäppät, Ursula Wyss (SP) und Franziska Teuscher (GB) braucht es einen Bürgerlichen wie mich." Ein Hardliner klingt tatsächlich anders.