MEDIENSPIEGEL 10. - 16. DEZEMBER 2012

kulturstattbern.derbund.ch 16.12.12

http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/blog/2012/12/16/rohlinge-im-wunderland/

 

Rohlinge im "Wunderland"

 

Von Benedikt Sartorius am Sonntag, den 16. Dezember 2012, um 00:01 Uhr

 

Dieses Wochenende gastiert auf dem viel zitierten Problemplatz der Stadt für zwei Tage das "Wunderland", ein "integrativer, unabhängiger Markt". Auf dem Kleeplatz - zwischen Kapitel und Drogenabgabestelle - trinkt man derzeit Glühwein, verziert Lebkuchen, zieht Kerzen, oder besucht die Stände mit allerlei Designgegenständen, Druckkunst - etwa aus der Reitschule-Druckerei - oder Mode.

 

 

Einer dieser Stände präsentiert die Figuren von Heinz Lauener, die mir schon am Progr-Fest aufgefallen sind. Lauener produziert seine sehr kleinen und sehr grossen Holz- und Kleisterfiguren zumeist im Atelier Rohling im Progr. Eine aberwitzige Vielzahl an Figuren - vom Rocker bis zur Disco-Dame - die mich an grosse Outsider-Art-Meister wie auch an die Comics von Daniel Johnston erinnern.

 

 

Später am Abend zogen die Rohlinge vom Progr mit einem Wagen Richtung Kleeplatz, mit Masken, anderweitig verzierten Kostümen, und inszenierten dort im "Wunderland", eine kleine und kurze und sympathische Freakshow, die diesen Ort zusätzlich belebte. Schön.

 

 

Heute im "Wunderland" zwischen 13 Uhr und 19 Uhr: U.a. Der Surprise-Strassenchor auf der offenen Bühne.

 

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bernerzeitung.ch 15.12.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Das-Wunderland-beim-Bollwerk/story/21385765

 

Das Wunderland beim Bollwerk

 

Von jam

 

Am Samstag und Sonntag gibt es beim Bollwerk in Bern viel zu entdecken. Mit einem kreativen Markt soll die Gegend belebt werden.

Willkommen im Wunderland!

 

Neben den üblichen weihnächtlichen Leckereien gibt es Accessoires und Mode zu kaufen. Designer und Künstler zeigen ihr Schaffen, ob mit einer Modeschau, als Performance oder bei einem Konzert. Das "Winterwunderland" ist noch bis am Sonntag um 19.00 Uhr geöffnet.

 

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journal-b.ch 15.12.12

http://www.journal-b.ch/de/122012/kultur/488/%C2%ABWir-haben-keine-Ber%C3%BChrungs%C3%A4ngste%C2%BB.htm

 

"Wir haben keine Berührungsängste"

 

Jessica Allemann

 

Zwischen Drogenanlaufstelle und Reitschule, auf dem Kleeplatz aka "Problemzone Berns" entsteht für zwei Tage das "Winterwunderland", ein integrativer, unabhängiger Markt für Design, Kunst & Mode.

 


In Bern mangelt es an Plattformen für junge Designerinnen und Künstler. Im "Winterwunderland" präsentieren sie Ihre Produkte. (Fotos: Jessica Allemann)

 

Quietschbunte Stände, mit Glittergirlanden und leuchtenden Sternen geschmückt. Dazwischen Graffitikunst, ein verlorener Weihnachtsmann neben einem Holzpinguin. Hier wird geklebt, da getuckert, Teppiche auf dem Schneeboden ausgerollt und Lampions aufgehängt. Glühwein wird angerührt, Marroni werden verbrannt... Hier, zwischen der Drogenanlaufstelle und Reitschule, auf dem Kleeplatz aka "Problemzone" entsteht das "Winterwunderland", ein "integrativer, unabhängiger Markt für Design, Kunst & Mode".

 

"Wir haben den Ort bewusst so gewählt", sagt Felicia Kreiselmaier, die Projektkoordinatorin vom Kollektiv_Freiraum. "Wir wollen an Orte gehen, wo man normalerweise nicht hingeht. Dadurch, dass wir in der Region Bollwerk-Schützenmatt ein 'Winterwunderland' aufstellen, beleben wir den Raum."

 

Plattform für junge Kunst

 

"Das 'Winterwunderland' soll Künstlerinnen und Künstlern ohne eigenes Verkaufslokal die Möglichkeit bieten, ihre Werke anzubieten", sagt Kreiselmaier. Damit werde eine Lücke geschlossen. Denn es mangle in Bern an "Plattformen für integratives, junges und unabhängiges Design", wie die Veranstaltenden von Artacks, dem Restaurant Kapitel und dem Kollektiv Frei_Raum im Konzept des Winterfestivals schreiben. Und weiter: "Dem möchten wir entgegenwirken - und wählen dazu die festliche und lukrative vorweihnachtliche Zeit." Der Markt ist eingebettet in ein Unterhaltungsprogramm mit Konzerten, Tanzaufführungen und Modeperformances,  Kunstausstellungen und wird mit einer Party im Kapitel gefeiert.

 


"Winterwunderland", ein integrativer, unabhängiger Markt für Design, Kunst und Mode. Jessica Allemann

 

Festival mit integrativem Charakter

 

Ein wesentlicher Bestandteil des zweitätigen Winterfestivals ist der integrative Gedanke. "Wir haben Menschen aus Behindertenwohnheimen eingeladen, und Jugendliche helfen an den Essständen mit", sagt Kreiselmaier, "auf das Konzert des Surprise Strassenchors freuen wir uns ganz besonders". Die Nähe zur Drogenanlaufstelle sei ausserdem kein Problem. "Wir haben keine Berührungsängste und schmeissen sicherlich niemanden vom Platz", sagt die Projektkoordinatorin. Man kenne aber natürlich auch die Grenzen und werde gut aneinander vorbeikommen. "Letztlich ist für uns der Mensch wichtig. Egal ob Mann, Frau oder Kind, ob man behindert ist oder am Rande der Gesellschaft lebt: Wir wollen gemeinsam etwas erleben." 

 


Der rote Teppch wird für alle Menschen ausgerollt. Jessica Allemann


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Bund 15.12.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Der-Polizeidirektor-in-meinem-Arm-/story/19418260


Der Polizeidirektor in meinem Arm

 

Zaffaraya-Unruhen. Ein Berner Schriftsteller war dabei, als Demonstranten den Gemeinderat Marco Albisetti in einen Brunnen tauchten. Der Bericht eines grossen historischen Moments. Matto Kämpf


hjhj

1987 war ich als 17-Jähriger bei den Zaffaraya-Demonstrationen mit dabei. Mehr am Rand als mittendrin. Ich ging in Bern zur Schule, lebte aber noch bei meinen Eltern in der Nähe von Thun. Ich war politisch interessiert und leistete zusammen mit Gleichgesinnten den einer ordentlichen Garnisonstadt entsprechenden Widerstand: Wir gründeten eine Juso-Sektion - mit Statuten, Sitzungen, Protokollen, einer geregelten Anbindung an die Mutterpartei und allem, was dazu gehört. Die Unruhen nach der Zaffaraya-Räumung waren radikal anders. Gern erinnere ich mich an die Demonstrationen an den Donnerstagen, als wir versuchten, den Abendverkauf zu stören. Zu Hunderten strömten wir in den Loeb und fuhren demonstrierend alle Rolltreppen hinauf und wieder hinunter. Beim Loeb-Egge setzten wir uns auf die Tramschienen, und die Chauffeure regten sich noch so richtig auf.

 

An einem Abend Anfang Dezember geriet ich unverhofft in eine heftige Auseinandersetzung. Bei einer Abenddemonstration zogen wir vor das Restaurant Zunfthaus zu Webern, wo angeblich der Polizeidirektor Marco Albisetti beim traditionellen Suurchabis-Essen sei. Wir johlten vor dem Restaurant herum, und plötzlich erschien Albisetti im ersten Stock am Fenster. Ein schönes Bild: Oben, im Schutz der Zünfte und Patrizier, steht die Macht in Form des Polizeidirektors, und unten steht das Volk, oder zumindest ein sehr aufgebrachter Teil davon.

 

Albisetti hatte das Zaffaraya unter massivem Einsatz von Gewalt räumen lassen und auch bei den folgenden Demonstrationen mit Tränengas und Wasserwerfer operiert. Dafür sollte er sich hier rechtfertigen.

 

Nun geschieht aber das Erstaunliche. Albisetti kommt herunter und will tatsächlich mit uns reden. Mit einem Megafon wird so etwas wie ein Gespräch versucht, bis ein paar besonders Wütige den Polizeidirektor ergreifen, zu einem Brunnen schleifen und dort kopfvoran ins Wasser tauchen. Bevor sie ihn vollends in den Brunnen werfen können, stürzen sich andere dazu, darunter auch ich, entreissen ihnen den Polizeidirektor und beschützen ihn fortan. Wir versuchten, die Diskussion wieder aufzunehmen, was aber nicht gelang. Die Aufregung war zu gross, und diejenigen, die sich um den Polizeidirektor gestellt hatten, wurden als Stiefelschlecker beschimpft. Ein Graben ging durch uns Demonstrantinnen und Demonstranten. Albisetti stand neben mir und zitterte. Ob aus Angst oder wegen der Kälte? Vermutlich beides. Ich erinnere mich daran, wie ich mitten in diesem Getümmel stand und plötzlich sah, wie mein Arm um die Schultern des Polizeidirektors gelegt war. Ich betrachtete diesen Arm wie einen fremden Körperteil. Das Ganze löste sich dann irgendwie auf. Vermutlich ging man noch in eine Beiz.

 

Später lag ich aufgeregt im Bett und konnte nicht schlafen. Warum um Himmels willen war er heruntergekommen? Was wollte er? Tatsächlich mit uns diskutieren? Für ihn gab es nichts zu gewinnen. Wir waren nicht seine Wählerinnen und Wähler. Wir verabscheuten ihn. Andere hätten das Fenster wieder geschlossen, Polizeischutz für den Heimweg beordert und weiter gemütlich Suurchabis gemampft. Doch Albisetti trat vor das Haus und liess sich in einen Brunnen werfen. War also dieser Polizeidirektor, der aus Überforderung und Ignoranz in unsrem heissen Herbst so forsch agieren liess, insgeheim doch überzeugt, dass man eigentlich hätte zusammen reden sollen und es selbst in dieser verfahrenen Situation versuchen müsste?

 

Das dachte ich damals. Heute bin ich nicht mehr so sicher, ob es wirklich so edel war. Ein König muss vor das Volk treten können. Ein König, der nicht mehr vor sein Volk treten kann, hat faktisch abgedankt. Wäre Ludwig der Sechzehnte beim Aufmarsch der Aufständischen vor den Tuilerien vor das Volk gestanden, anstatt zu fliehen, wer weiss, vielleicht wäre die Revolution gescheitert und wir würden immer noch den Zehnten entrichten. Heute glaube ich eher, dass Albisetti uns und der Presse demonstrieren wollte: Schaut her, ich habe keine Angst vor euch, ihr könnt mir nichts.

 

Gerne würde ich ihn heute zu diesem Abend befragen, aber Albisetti ist vor 17 Jahren gestorben. Manchmal denke ich, man hätte ihn wohl doch besser ganz in den Brunnen geworfen, alle wären zufriedener nach Hause gegangen: Die Wütigen hätten ihre Wut nachhaltiger stillen können, die Retter hätten ihn aus einer dramatischeren Lage retten können, und das bürgerliche Bern wäre zudem noch in seinen Vorurteilen gegenüber den Chaoten bestätigt worden.

 

25 Jahre Reitschule

www.reitschule.derbund.ch

 

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Kulturtipp 15.12.12

 

JULIAN SARTORIUS

 

"Der tägliche Beat ist mir zur Gewohnheit geworden wie das Zähneputzen"

 

Der Berner Schlagzeuger Julian Sartorius hat 2011 täglich eine kurze Rhythmussequenz entwickelt. Mit diesem "Beat Diary" geht er nun auf Tournee. Erklärungen zu einem aussergewöhnlichen Projekt.

 

kulturtipp: Welches ist Ihr Beat zum heutigen Tag? Julian Sartorius: Oh, Moment...

 

Da kommen mir drei mögliche in den Sinn.

 

Heisst das etwa, Sie haben alle 365 Beats Ihres "Diary" im Kopf? Ja, beinahe. Wenn ich einen höre, steigen mir sofort Erinnerungen und Bilder auf.

 

Ist das normal für einen Musiker? Für einen Improvisator schon.

 

Viele meiner Beats waren Improvisationen. Ich hatte keine fixen Vorstellungen, sondern liess mich inspirieren von dem, was mich umgab. Das bedeutete geschärfte Aufmerksamkeit und grosses Wachsein.

 

Wie kommt man auf die Idee, sich dieses Wachsein ein ganzes Jahr lang aufzuzwingen? Auslöser war ein Kalender der Luzerner Illustratorin Paula Troxler mit einer Zeichnung pro Tag. Diese Idee gefiel mir: Ich wollte die Herausforderung des Ungeplanten erfahren, die Beats sollten ein Abbild meines Lebens sein. Am 1. Januar 2011 habe ich spontan losgelegt. Ob und wie ich das durchziehen würde, war mir damals noch nicht klar.

 

Ganz ehrlich: Wie viele Male haben Sie diesen "Daily Job" vergessen? Zu Beginn musste ich mich schon konzentrieren. Doch bald wurde mir der tägliche Beat zur Gewohnheit wie das Zähneputzen. Im Januar 2012 hatte ich fast Entzugserscheinungen.

 

Eine Sucht also: Was waren die Nebenwirkungen? Zuweilen habe ich die Beats auch verflucht. Das Projekt nahm sehr viel Platz und Zeit in Anspruch.

 

Hat Ihre sonstige Arbeit als Schlagzeuger darunter gelitten? im Gegenteil! Ich bekam eine intensivere Beziehung zu meinem Schlagzeug. Ich arbeitete ja mit allen möglichen Materialien und "Instrumenten", was sich auf mein Spiel ausgewirkt hat.

 

Zum Beispiel? Ich spielte mit Kaffeetassen oder mit zwei Handys mit denen Sie Ihre Trommeln traktierten? Nein. Ich legte sie auf eine Tischplatte. Dann haben Bassist Christian Webet und ich die beiden Handys zeitgleich angerufen, worauf sie in unterschiedlichen Tempi zu vibrieren begannen. In Zügen habe ich mit Blechen und Abdeckmaterialien gespielt, in Hotelzimmern mit Lampenschirmen. Auch Kinderspielsachen habe ich integriert.

 

Eine Quietschsau etwa Da höre ich das Kind im Manne.

 

Ja, klar! Meinem Spiel wohnt der kindliche Aspekt des lustvollen Ausprobierens bei. Ich war schon als Zweijähriger ein "Fegnest" und hab auf allem rumgetrommelt. In der Schule habe ich die Nerven der Lehrkräfte strapaziert.

 

Wann wurde aus dem "Fegnest" ein seriöser Drummer? Den Berufswunsch Schlagzeuger formulierte ich erstmals mit sieben. Klar gab es danach Zweifel, und zwischendurch wollte ich Astronaut werden oder Millionär... Aber mit 16 machte ich ernst.

 

Sie haben die Jazzabteilung der Hochschule Luzern absolviert.

 

Sehen Sie sich als Jazzer? Die Jazzschule Luzern und meine Lehrer wie Fabian Kuratli oder Norbert Pfammatter hatten ein sehr breites Spektrum. Diese Offenheit hat mich fasziniert. Ich sehe mich nicht als Jazzer im engen Sinne. Ich bin Improvisator.

 

Warum spielten Sie denn bei Sophie Hunger? Warum nicht? Ist das nicht eine ganz andere Klangwelt? Das ist ja gerade das Interessante: Meine Haltung als Freier Improvisator in die Welt der Popmusik zu integrieren.

 

Und Sophie Hunger hat das zugelassen? Sophie Hunger hat es offensichtlich genossen, dass ich die Routine aufbrach. Sie selbst ist ja eine grossartige Improvisatorin, die ihre Songs nie zweimal gleich singt.

 

Aber es sind Popsongs mit einem klaren Muster.

 

Ja, aber ich konnte an den kleinsten Finessen tüfteln. Das hat mich sehr inspiriert.

 

Weshalb sind Sie ausgestiegen bei Sophie Hunger? Weil ich Platz brauchte für andere Projekte. Mit Sophie spielten wir rund 100 Konzerte pro Jahr.

 

Ihr "Beat Diary" hat Sie also davon abgehalten, viel Geld zu verdienen? Nein nein, ich mach ja auch noch anderes. Ich habe einfach zu viele Ideen, die ich umsetzen will.

 

Wie weit spannt sich Ihr musikalischer Kosmos? Ich höre sehr unterschiedliche Musik: Von der englischen Rockband Radiohead bis zum Freesaxer Peter Brötzmann. Auch Neue Musik von John Cage.

 

Nun gehen Sie mit "Beat Diary" auf Solo-Tournee. Spielen Sie da alle 365 Beats hintereinander? Nein, das würde keinen Sinn machen. Ich werde improvisieren, und als Ergänzung treten DJs auf.

 

Passt das zusammen? Ja, denn die DJs verwenden für ihre Sessions die 12 Vinylpiatten meines "Beat Diary".

 

Haben Sie deshalb Ihr "Diary" auf Vinyl herausgebracht? Ich glaube, die Tage der CD sind gezählt. Zudem: 90 Beats auf einer CD - das ist gar nicht hörbar am Stück. Die Länge einer Vinyl-Seite aber ist eine gute Hörportion. Einige Leute haben mir erzählt, die Beats und die mitaufgenommenen Umgebungsgeräusche hätten die Wirkung, dass es ihre Aufmerksamkeit für die Alltagsgeräusche erhöht.

 

Interview: Frank von Niederhäusern

 

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"Beat Diary"

2011 hat Julian Sartorlus jeden Tag einen Beat kreiert und am Ort der Inspiration gleich aufgenommen. Entstanden ist ein Tagebuch aus Rhythmen und Sounds - eingefangen in der Küche und während Zugreisen, in Hotelzimmern, in der freien Natur oder mitten in Berlin. Alles ist analog eingespielt, also ohne elektronische Hilfsmittel. Mitgespielt haben einzig Nebengeräusche. Zu allen 365 Beats hat Sartorius ein Foto gemacht, das den Entstehungsort und sein Instrumentarium zeigt. (tn)

 

Julian Sartorius

Der aus Thun stammende Schlagzeuger Julian Sartorius (31) hat an der Musikhochschule Luzern studiert.

Seit 2006 ist er als freischaffender Musiker in Europa und Amerika unterwegs. Er spielte mit so unterschiedlichen Leuten wie der Singer-Songwriterin Sophie Hunger, der Lausanner Jazzpianistin Sylvie Courvoisier oder dem Berner Rap-Poeten Kutti MC.

 

Aktuell ist er unter anderem im Trio des Jazzpianisten Colin Vallon zu hören, mit dem englischen Sänger Merz, dem Berner Elektro-Produzenten Dimlite oder der Luzerner Experimentalband Lila. Zudem spielt er Solokonzerte. (fn)

 

www.juliansartorius.ch

 

Julian Sartorius:

Beat Diary.

12-LP-Box samt Fotobuch (Everestrecords 2012) Buch

 

Das Fotobuch ist - mit digitalem Download-Code für die Musik - auch separat erhältlich (Kommode Verlag Zürich 201 2).

 

Konzerte

Sa, 15.1 2., 21.00 Sedel Luzern -Plattentaufe

Di, 18.1 2., 20.00 Sud Basel

Mi, 1 9.12., 21.00 Cavel 2 Genf

Do 2012. 2130 Taptab Schaffhausen

Fr, 21.1 2., 2100 Dachstock Reitschule Bern

Sa, 22 1 2.. 20.00 Helsinki Zürich

So 23.12. 17 30 Botanischer Garten Bern


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BZ 15.12.12

 

Trauer um Punk Mücke

 

Ryffligässchen. Im Ryffligässchen brennen Kerzen. Am 6. Dezember ist im Inselspital ein Punk aus dem Osten Deutschlands gestorben, der sich Mücke nannte. Dort, wo die Kerzen brennen, sass der 44-Jährige oft. "Mücke war schon längere Zeit krank", erzählt Jasmin. Sie sitzt im Büro der kirchlichen Gassenarbeit und trauert um "ihren besten Freund". Gemeinsam lebten sie in einem besetzten Haus in Bern. "Mücke ist nicht auf der Gasse erfroren", sagt Jasmin. Sie ärgert sich über einen Artikel in "20 Minuten", in dem dies so stand. Mücke sei seit mehreren Wochen kaum mehr draussen gewesen. "Dort, wo wir lebten, hat es eine Heizung sowie warmes Wasser und Strom." tob

 

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Telebärn 14.12.12

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20 Minuten 14.12.12

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Randstaendiger-stirbt-auf-der-Gasse-12896585

 

Randständiger stirbt auf der Gasse

 

BERN. Die klirrende Kälte hat ein Todesopfer gefordert. Punker Mücke erlag einer schweren Lungenentzündung. Die Alki-Szene trauert.

 


Mücke war oft im Ryffligässchen in Bern anzutreffen, dort wo heute ein Kerzenmeer schimmert. (Bild: meo)

 

Grabkerzen und Abschiedskarten neben Bierdosen und Zigaretten. Eine Gedenkstätte im Zentrum Berns sorgt für Aufsehen. Die Alki-Szene trauert um Mücke, der jahrelang an seinem Stammplatz im Ryffligässchen anzutreffen war. Neben dem Kerzenmeer steht Jarek. "Hier ist er vor einigen Tagen erfroren", sagt der Randständige betrübt. Eine doppelte Lungenentzündung habe den Mittdreissiger aus Deutschland das Leben gekostet. Eine Ambulanz lieferte ihn zwar noch ins Spital ein, dort starb er aber nach kurzer Zeit.

 

Passanten sind bestürzt: "Es ist beschämend, dass heute in der Schweiz noch Leute erfrieren", meint eine ältere Dame. Laut Aussagen von Kollegen lebte Mücke in einem besetzten Haus im Wankdorf - ohne Heizung. Viele Randständige ziehen einen kalten Fussboden der Notschlafstelle vor. Einige von ihnen verbringen die Nächte gar im öffentlichen WC bei der Heiliggeistkirche. Denn in kalten Nächten sind die Obdachlosenheime oft randvoll. "Wir mussten auch schon Leute abweisen", sagt Ueli Schürch vom Verein Sleeper. Manfred Jegerlehner von der Heilsarmee hat Mücke mehrmals angetroffen und versucht, dessen Leben in geregeltere Bahnen zu lenken: "Er starb nicht nur wegen der Kälte, sondern wegen des vielen Alkohols und des harten Lebens auf der Strasse."

Christian Holzer

 

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Bund 14.12.12

 

Kurz & kritisch

Theater im Tojo

 

Im Zwischenreich der Trivialitäten

 

Und dann sitzt ein anderer an ihrem Platz. Wo kein Platz mehr für sie ist, da tut sich ein bodenloses Loch auf für die junge Wissenschaftlerin. Ohne ihren weissen Kittel landet sie in einem Zwischenreich, gleichermassen gejagt von den Chimären einer fragwürdigen Vergangenheit und einer bedrohlichen Zukunft. Was war mit dem Trendgetränk Isotone los, das eine Reihe von Todesfällen provozierte, statt den Aktienkurs des Unternehmens in die Höhe zu treiben? Hat sie versagt?

 

Eine sartresche Hölle ist ihr Aufenthaltsort, eingetaucht in kafkaeskes Grau, wo sich lautlos die Wände verschieben, Menschen aus alten Fotografien lebendig werden und die aufkeimenden Zweifel so bedrohlich sind wie die schwarz maskierten Figuren. Was Frakt, die Bieler Theatertruppe um Alice Müller, mit der sechzigminütigen Eigenproduktion "Ducommun - ein tableau vivant" ausleuchtet, ist eine düstere Geschichte, wie sie sich hinter den Schlagzeilen aus der Wirtschaftswelt verbergen könnte. In minimalistischen, streng strukturierten Bildern spiegelt die dreiköpfige Truppe das herbe Treiben und glänzt erst mit einer raffinierten Choreografie der Ausweglosigkeit und virtuos eingesetzter Zweisprachigkeit. Doch die Spannung verpufft, als der mephistoähnliche Zylindermann aus der Fotografie plötzlich wie ein billiger Opernsänger über den Preis des Fortschritt, zu singen anfängt und mit seinem gestelzten Getue an Troubadix erinnert, den Barden aus "Asterix". Da beginnt sich das abgründige Zwischenreich mit Trivialitäten zu füllen, und so absehbar wie die nun einsetzende Aufzählung moderner Errungenschaften und menschengemachter Katastrophen ist die Moral von der Geschicht: Der Mensch ist des Menschen Wolf. Fukushima hin, Börsenkurs her.

 

Brigitta Niederhauser

 

Aufführungen heute und morgen, 20.30 Uhr, im Tojo der Reitschule Bern


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Bund 13.12.12

 

Bonaparte

 

Von der Eroberung der Welt

 

Die Eroberung der Welt hat er schon fast abgeschlossen. Nun gibt er sich in seinem Heim-Territorium die Ehre: Bonaparte, der Berner Sohn, der auszog, um das Universum mit seiner wilden Elektro-Punk-Zirkus-Revue aufzumischen. Weil das Konzert am Freitag bereits ausverkauft ist, wurde am Donnerstag ein Zusatzkonzert anberaumt, für welches noch einige Tickets erhältlich sind. Es wird das letzte Schweizer Konzert bis 2014 sein. (ane)

 

Dachstock Reitschule Do, 13. 12., 20 Uhr.

 

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kulturagenda.be 13.12.12

 

Erweiterte Öffnungszeiten

 

Bonaparte macht im Dachstock halt. Der Berner Wahlberliner Tobias Jundt und seine bunte Trash-Punk-Band haben neben den gewohnt skurrilen Kostümen das neue Album "Sorry, We’re Open" im Gepäck.

 

Das Musikerdasein ist kein 9-to-5- Job. Das wissen insbesondere auch die Damen und Herren von Bonaparte: Ihr neues Album heisst "Sorry, We’re Open" und verspricht einmal mehr lange Nächte. Zwar erntete die internationale Truppe rund um den Berner Wahlberliner Tobias Jundt dafür nicht nur Lorbeeren. Weil aber Bonaparte erst auf der Bühne aus dem Rahmen fällt, ist das nicht weiter schlimm. Mit "Visual Trash Punk", wie ihr Stil gern bezeichnet wird, garantiert die Truppe für wilde und ausgefallene Shows. Nicht umsonst wird sie zurzeit als eine der besten Livebands bezeichnet. In skurrilen Kostümen stürzen sich die Bandmitglieder auf die Bühne und agieren dort als Musiker, Tänzerinnen und Performer zugleich. Damit erhält Bonaparte dem Rock’n’Roll das exzessive Element, ohne deswegen eine zweifelhafte Drogen-Folklore bedienen zu müssen. Im Dachstock beweist die Band, dass sie es ernst meint mit den erweiterten Öffnungszeiten, und tritt gleich zwei Mal auf.

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Dachstock der Reitschule, Bern

Do., 13., und Fr., 14.12., 20 Uhr

Freitag ausverkauft. www.dachstock.ch



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Bund 13.12.12

 

Moshe & Brzowski

 

Männer aus Maine mit Bärten

 

Neben den Bartfrisuren verbindet die Männer aus Maine eine Vorliebe für Horrorfilme und langsam getakteten Rap. Künstler wie Atmosphere oder Brother Ali haben die zwei schon ihr Vorprogramm bestreiten lassen. Im Rössli sind sie Hauptacts: Rapper Brzowski zelebriert wunderbar beunruhigenden Kellerlochsprechgesang, und DJ Moshe einen Dubstep, den er "Filthstep" nennt. So sind sie, die bärtigen Männer aus Maine. (hjo)

 

Rössli Bar Mittwoch, 19. 12., 21 Uhr.

 

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kulturagenda.be 13.12.12

 

Kommissar Brenner verfilmt: "Silentium"

 

Die Krimis von Wolf Haas geniessen Kultstatus. Mit b.rbeissigem, schwarzem Humor und gesellschaftskritischen Ausfällen erzählt der Romanautor, wie der verschlossene Kommissar Brenner seine Fälle löst. In der Reihe .Jetzt ist schon wieder was geschehen. zeigt das Kino Reitschule Wolf-Haas-Verfilmungen von Wolfgang Murnberger - darunter .Silentium.

(2004). Kino in der Reitschule, Bern. Fr., 14., und Sa., 15.12., 21 Uhr



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BZ 13.12.12

 

Theater im Tojo

 

Eliane Ducommun, eine vorbildliche Mitarbeiterin eines Grossunternehmens, wird für einen Produktionsfehler mit Todesfolge verantwortlich gemacht. Durch ihre fristlose Kündigung verliert sie den Boden unter ihren Füssen und wacht in einer obskuren Parallelwelt wieder auf. Das Berner Tojo-Theater zeigt "Ducommun, ein tableau vivant" der Gruppe Frakt’.pd

 

Vorstellungen: heute, morgen Fr und Sa, 15. 12., 20.30 Uhr, Tojo-Theater Bern. www.tojo.ch.

 

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kulturagenda.be 13.12.12

 

Ein "tableau vivant" im Tojo

 

Was meinen wir eigentlich, wenn wir .Fortschritt. sagen? Die Bieler Theatergruppe Frakt beschäftigt sich mit dem Pioniergeist des 19. Jahrhunderts und dem Skeptizismus von heute. Dazu erzählt sie im Stück .Ducommun, ein tableau vivant. die Geschichte von Eliane, die für einen Produktionsfehler verantwortlich gemacht wird.

Theater Tojo in der Reitschule, Bern. Mi., 12., bis Sa., 15.12., 20.30 Uhr



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derbund.ch 12.12.12

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Keine-zweite-Drogenanlaufstelle-in-Bern/story/28578245

 

Keine zweite Drogenanlaufstelle in Bern

 

In der Stadt Bern bestehe kein Bedarf für ein zweites Fixerstübli. Der Grund: Seit die Süchtigen aus Thun ausbleiben, habe sich die Situation wesentlich entspannt.

 


Die Situation rund um die Hodlerstrasse hat sich seit 2008 entspannt. Dies vorallem, weil die Süchtigen aus Thun ausbleiben. Bild: Valérie Chételat

 

"Eine zweite Drogenanlaufstelle ist für uns kein Thema mehr, weil sich die Situation seit 2008 entspannt hat", sagt Regula Müller, Leiterin Koordinationsstelle Sucht der Direktion Bildung, Soziales und Sport gegenüber der "Berner Zeitung". Grund sei der Angebotsausbau im Berner Oberland, was zur Folge habe, dass die Süchtigen aus Thun ausbleiben.

 

Gegen eine zweite Abgabestelle an der Murtenstrasse

 

Wieder aufgeflammt ist die Diskussion über eine zweite Abgabestelle im Zusammenhang mit der Ausarbeitung des Leistungsvertrags der Stadt Bern mit der Reitschule. Die Reitschule würde ein zweites Fixerstübli nach wie vor begrüssen, da ein solches die Situation auf dem Vorplatz weiter entspannen könnte. Für die Stadt ist das heute kein Thema mehr.

 

Bereits 2009 hat sich die Stadt gegen eine zweite Abgabestelle an der Murtenstrasse entschieden - weil das Geld fehlte. (jb)


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BZ 12.12.12

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Kein-Bedarf-fuer-zweite-Drogenanlaufstelle/story/22251415

 

Der Stadt reicht ein Fixerstübli

 

Bern · Seit die Süchtigen aus dem Oberland in Thun bleiben, hat sich das Platzproblem bei der Drogenanlaufstelle in Bern entspannt.

 

2008 platzte die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse in der Stadt Bern aus allen Nähten. Doch ein zweites Fixerstübli wurde damals abgelehnt. Stattdessen bleibt seither die Anlaufstelle länger geöffnet, und bei der Ausweiskontrolle werden Süchtige aus dem Oberland weggeschickt. Die Stadt Thun baute daraufhin das Angebot für Süchtige aus. Vier Jahre später zeigt sich nun, dass diese Massnahmen erfolgreich waren: Während 2008 maximal 120 Leute gleichzeitig in die Anlaufstelle rein durften und regelmässig Süchtige abgewiesen werden mussten, sind heute höchstens 100 Leute gleichzeitig im Fixerstübli. Das Thema zweite Drogenanlaufstelle ist für die Stadt damit erledigt, wie Regula Müller von der Koordinationsstelle Sucht sagt. Es gebe keinen Bedarf mehr. Anders sieht dies die Reitschule: Bei der Diskussion rund um den Leistungsvertrag mit der Stadt Bern wurde das Thema zweite Drogenanlaufstelle wieder auf den Tisch gebracht. Ein 24-Stunden-Angebot würde die Situation auf dem Vorplatz verbessern, findet die Reitschule. Regula Müller winkt aber ab. Die Anlaufstelle soll nicht zum Aufenthaltsraum werden.sar Seite 2 + 3

 

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Drogenpolitik

 

Für eine zweite Drogenanlaufstelle besteht kein Bedarf mehr

 

Seit die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse keine Süchtigen aus dem Oberland mehr einlässt, gibt es kein Kapazitätsproblem mehr. Vier Jahre nach den heftigen Diskussionen ist eine zweite Anlaufstelle für die Stadt kein Thema mehr - anders sieht das die Reitschule.

 


Saubere Plätze für den hygienischen Drogenkonsum bietet die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse. Aber nicht rund um die Uhr. Bild: Susanne Keller

 

Im Zusammenhang mit dem Reitschule-Leistungsvertrag kam in den letzten Wochen ein Thema auf den Tisch, das vor vier Jahren die Gemüter erhitzt hatte: der Ruf nach einer zweiten Drogenanlaufstelle. Die Reitschule würde eine solche nach wie vor begrüssen. Sie verspricht sich davon eine Entschärfung der Situation auf dem Vorplatz (siehe Zweittext). Doch seitens der Stadt winkt man ab: "Eine zweite Drogenanlaufstelle ist für uns kein Thema mehr, weil sich die Situation seit 2008 wesentlich entspannt hat", sagt Regula Müller, Leiterin Koordinationsstelle Sucht der Direktion Bildung, Soziales und Sport. 2008 platzte die Anlaufstelle an der Hodlerstrasse aus allen Nähten. Trotzdem entschied sich die Stadt 2009 wegen Geldmangel gegen ein zweites Fixerstübli, das an der Murtenstrasse eingerichtet worden wäre. Im Vorfeld hatte sich bereits der Kanton, der das Angebot bezahlt, von der Finanzierung zurückgezogen.

 

Süchtige bleiben im Oberland

 

Laut Müller hat sich die Situation inzwischen vor allem deshalb verbessert, weil die Süchtigen aus Thun im Oberland bleiben. Dies, weil Thun zum einen das Angebot für Abhängige ausgebaut hat (siehe Kasten). Zum anderen, weil im Fixerstübli in Bern Ausweiskontrollen durchgeführt und seit Mitte 2008 auch keine Personen aus dem Oberland mehr eingelassen werden. Ein weiterer Grund für die entspannten Platzverhältnisse ist, dass die Drogenanlaufstelle am Abend länger und auch am Sonntag für einige Stunden geöffnet ist. Einige Jahre galt die Regel, dass maximal 120 Personen gleichzeitig ins Fixerstübli eingelassen werden dürfen. "Damals musste die Anlaufstelle Leute wegschicken", erinnert sich Müller. Heute seien maximal 100 Personen gleichzeitig in der Lokalität an der Hodlerstrasse. 2008 hatte sich auf der Schützenmatte eine offene Drogenszene entwickelt. Bis zu 80 Leute konsumierten täglich Drogen auf dem Vorplatz der Reitschule und unter der Brücke. Seit diese offene Drogenszene polizeilich aufgelöst wurde, habe sich die Situation für die Reitschule verbessert, anerkennt die Mediengruppe der Reitschule.

 

Kein 24-Stunden-Betrieb

 

Für die Drogenabhängigen aber nicht, denn diese würden auf den Aarehang, in Seitengassen oder in Drogenwohnungen ausweichen. Es gebe kaum Angebote für hygienischen Konsum, wenn die Anlaufstelle geschlossen sei. "Aus gesundheitspolitischen Gründen wäre daher eine zweite Drogenanlaufstelle und ein ergänzendes niederschwelliges System von hygienischen Konsumplätzen für die Bildung eines 24-Stunden-Angebotes wünschenswert", schreibt die Mediengruppe auf Anfrage. Bereits 2008 war davon die Rede, dass die beiden Fixerstübli im Wechsel betrieben würden und somit ein Rund-um-die-Uhr-Angebot vorhanden sein würde. Regula Müller von der Koordinationsstelle Sucht sieht das anders. "Die Drogenanlaufstelle soll nicht zum Aufenthaltsraum werden", sagt sie. Die Öffnungszeiten sollen den Süchtigen eine gewisse Tagesstruktur geben. In der Schweiz gebe es deshalb nirgends ein 24-Stunden-Angebot. Saubere Spritzen seien rund um die Uhr an Automaten erhältlich. "Man muss sich auch bewusst sein, dass ein 24-Stunden-Betrieb massiv mehr kosten würde", sagt Müller. Heute kostet die Anlaufstelle 2,2 Millionen Franken pro Jahr. Müller schätzt, dass diese Zahl um mindestens 4,5 Millionen Franken steigen würde bei einem 24-Stunden-Angebot.

 

Drogenszene an einem Ort

 

Um eine Verschiebung der Anlaufstelle geht es der Reitschule nicht. Es sei sinnvoll, dass die Lokalität zentral liege. "Wir wollen nicht mitmachen bei der heuchlerischen Logik von ‹Ich finde es zwar gut, aber nicht in meiner Nachbarschaft›", so die Mediengruppe. Die Mitarbeiter der Anlaufstelle würden sehr gute Arbeit machen. Solange es "illegalisierte Drogen" gebe, sei das Angebot von hygienischen Konsumplätzen, freiwilliger Beratung und sterilen Spritzen sinnvoll. Die Reitschule gibt sich laut eigenen Angaben Mühe, mit Präsenz auf dem Vorplatz gegen Kaufende und Verkaufende vorzugehen. Für die Polizei, so findet die Reitschule, sei es einfacher, den Drogenhandel an einem anstatt an mehreren Orten zu überwachen. Wenn es bloss eine Anlaufstelle gebe, bewege sich die Szene nicht (siehe Zweittext).

 

Andere Kunden auf Vorplatz

 

Ist also die Nachbarschaft der Drogenanlaufstelle schuld daran, dass auf dem Vorplatz gedealt wird? Nur bedingt, findet Regula Müller. "Es kaufen nur wenige Besucherinnen und Besucher der Anlaufstelle auf dem Vorplatz ein. Auch als die Anlaufstelle noch in der Nägeligasse war, befand sich die Szene zeitweise auf dem Vorplatz." Das Argument der Reitschule, dass die Szene sich mit nur einer Anlaufstelle nicht bewege, leuchtet ihr nicht ein. "Die Drogenabhängigen sind lediglich bei der Anlaufstelle, wenn diese offen ist."

 

Sandra Rutschi


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Stadt Thun

 

Seit November 2008 werden in der Drogenanlaufstelle in der Stadt Bern keine Süchtigen aus dem Oberland mehr eingelassen. Die Massnahmen, die Thun daraufhin ergriff, fasst die Stadt unter dem Begriff "Schadensminderungspaket" zusammen. Dazu gehören zusätzliche Halbtage in der Werkstatt plus, die laut Peter Siegenthaler, Vorsteher der Direktion Sicherheit und Soziales der Stadt Thun, schnell ausgelastet waren. Die vorverlegte Eintrittszeit in der Notschlafstelle wird von über 75 Prozent der Besucher benutzt. "Mit dem Betrieb eines internen Hygieneraumes konnte die Stimmung spürbar entspannt werden", so Siegenthaler. In diesem Raum können Bewohner der Villa Schlossberg und Leute, die in der Notschlafstelle übernachten, steril spritzen oder rauchen. Beim teilbetreuten Wohnen in der Villa Schlossberg gibt es zudem neu Nachtwachen. "So ist es möglich, Bewohner mit tieferen Wohnkompetenzen aufzunehmen."

 

Im Infocafé Sput, wo gebrauchte Spritzen gegen saubere eingetauscht werden können, mussten die Öffnungszeiten auf den Morgen verlegt werden. Seither treffen sich dort gegen 30 Personen. "Dass das Schadensminderungspaket die prekären Platzverhältnisse in Bern gemildert hat, dürfte zu 50 Prozent zutreffen", sagt Siegenthaler. Es sei aber anzunehmen, dass auch die Ausweispflicht dazu beigetragen habe.sar

 

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http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/DrogenDrivein-und-suechtige-Manager/story/23621660

Dealer

 

Drogen-Drive-in und süchtige Manager auf dem Vorplatz der Reitschule

 

Die Drogenszene zu vertreiben, sei gar nicht im Interesse der Polizei, findet die Reitschule. Die Reitschule erschwere die Arbeit der Polizei auf dem Vorplatz, kontert Polizeichef Manuel Willi.



Ziehen sich Dealer und Süchtige in die Reitschule zurück oder treibt sie die Polizei aktiv dorthin? Bild: Keystone

Je nach Wochentag befinden sich laut Schätzungen der Reitschule zehn bis achtzig mutmassliche Dealer auf dem Vorplatz. "Sie sind zahlreicher als auch schon", schreibt die Reitschule-Mediengruppe auf Anfrage. Gewalttätige Vorfälle seien aber im Gegensatz zu früher, als Dealergangs unterwegs waren, die Ausnahme. Ein grösseres Problem als die süchtigen seien die "nichtsüchtigen Käufer". An Wochenenden verwandle sich die Schützenmatte oft in ein Drogen-Drive-in. Jugendliche und junge Erwachsene kämen mit dem Auto, um Drogen einzukaufen.

 

Mit einigen komme es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen - sei es, weil sie zum Weggehen aufgefordert würden, sei es, weil sie Dealer verprügeln wollen, die sie angeblich "gelinkt" hätten. Es gebe auch Dealer, die Jugendlichen relativ billiges Kokain oder Speed verkaufen oder diese Drogen gar als eine Art "Werbegeschenk" gratis abgeben.

 

In den letzten Jahren seien zu den klassischen Drogensüchtigen vermehrt "die in der bürgerlichen Gesellschaft etablierten" Kokainkonsumierenden dazugekommen. "Wer sich die einigermassen reinen Substanzen der Teppichetagen nicht (mehr) leisten kann oder keinen Zugang dazu hat, sucht in Bern als Erstes die Schützenmatte auf", schreibt die Mediengruppe der Reitschule.

 

Die Reitschule findet, sie verwende "viel Zeit, Geld und Energie", diesen Drogenhandel auf "einigermassen erträglichem Niveau" zu halten. "Würde die Reitschule das nicht tun, gäbe es innert kürzester Zeit wieder eine offene Drogenszene." Seit dem Verbot der Hanfläden seien Gras oder Haschisch auf der Gasse rar geworden - der Markt für weiche und harte Drogen habe sich wieder vermischt, schreibt die Reitschule. Das alternative Kulturzentrum stellt sich auf den Standpunkt, dass eine Legalisierung aller Drogen den Strassendeal unattraktiv machen würde.

 

Im letzten halben Jahr sei die Situation mit Drogendeal und Drogenabhängigen konstant geblieben, sagt Manuel Willi, Chef Region Bern bei der Kantonspolizei. Eine grössere Zunahme stellt die Polizei nicht fest. "Es ist aber eine Tatsache, dass auch auf dem Vorplatz mit Drogen gehandelt wird", sagt Willi. "Deshalb sind wir dort auch sehr aktiv." Die Sicht der Reitschule, laut der sie viel Energie aufwende, um den Deal auf dem Vorplatz im Rahmen zu halten, teilt Willi nicht. Die Kontrollen auf dem Vorplatz würden stark erschwert, weil sich Dealer und Süchtige in die Reitschule zurückziehen oder gar mit Interventionen seitens von Aktivisten zu rechnen sei. Das mache den Vorplatz für Dealer attraktiv. "Wenn eine Intervention nicht direkt vor Ort möglich ist, agiert die Polizei später, wenn sich die Dealer vom Vorplatz wegbewegt haben", erklärt Willi.

 

Die Kantonspolizei vertreibe Dealergruppen und die Drogenszene zum Beispiel von der Grossen Schanze oder der Innenstadt seit 15 Jahren meist Richtung Schützenmatte, findet die Reitschule. Die Arbeit der Polizeieinheiten "lässt nicht gerade darauf schliessen, dass ein Interesse daran besteht, dass der Deal ganz von der Schützenmatte vertrieben wird", schreibt die Mediengruppe. Denn dort sei der Deal "schön überschaubar". Dass die Vertreibung "alles andere als konsequent umgesetzt" werde, liege nicht an der angeblichen Beihilfe der Reitschule zum Drogenhandel, findet die Mediengruppe. Sondern daran, dass eine sesshafte Szene einfacher zu überwachen sei als eine, die sich konstant bewege. Es nütze der Polizei, dass es nur eine Anlaufstelle gebe (siehe Haupttext).

 

Dass Polizisten Dealergruppen zur Reitschule treiben würden, entbehre jeder Logik, kontert Willi. "Erstens entscheidet die flüchtende Person, wohin sie geht. Zweitens haben wir kein Interesse daran, Dealer und Süchtige zur Reitschule zu treiben - eben weil dort Interventionen schwierig sind", betont der Polizeichef.

 

Und: "Ob es eine oder zwei Anlaufstellen gibt, macht für uns keinen Unterschied. Schon heute muss die Polizei an mehreren Brennpunkten in der Stadt präsent sein."sar


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kulturstattbern.derbund.ch 10.12.12

Kulturbeutel 50/12

Von Gisela Feuz am Montag, den 10. Dezember 2012, um 05:20 Uhr

Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie am Mittwoch zu Deadmen’s Suit ins Rössli. Das dänische Duo huldigt dem rauen und unpolierten Rock’n'Roll der 50er-Jahre. Wer harte Gitarrenriffs in Kombination mit deutschem Sprechgesang mag, der gehe am Freitag zu Kraftklub ins Bierhübeli. Am Samstag oder Sonntag lohnt es sich dann, auf dem Vorplatz des Kapitels beim Bollwerk vorbeizuschauen. Im Wunderland, dem integrativen und unabhängigen Markt für Design, Kunst und Mode, gibt es weihnachtliche Stände von Berner und Schweizer DesignerInnen und KünstlerInnen, Live-Painting, Kunstinstallationen, offene Bühne, Freakshow und vieles mehr zu bestaunen.

Herr Burri empfiehlt:
Vom 15 Dezember an ist das Buch DING DONG von Dirk Bonsma  im Handel, und das gehört unter jeden Weihnachtsbaum. Das skurrile Musikspektakel der Truppe um den Berlin-Berner Bonaparte  ist am Donnerstag und Freitag im Dachstock zu erleben.

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