MEDIENSPIEGEL 04 - 10. FEBRUAR 2013

Bund 9.2.13

 

Emanzipation eines standhaften Samenfadens

 

Auf "The Moustache Princess" folgt "The Rebel Sperm": In ihrer zweiten Ein-Frau-Show brilliert Jackie Brutsche als Samenzelle, die Astronaut werden will.

 

Brigitta Niederhauser

 

"Wie komme ich auf die andere Seite?" Das ist die ganz grosse Frage, die sich das ganz kleine Spermium stellt. Eine existenzielle Frage auch, die Jackie Brutsche zu ihrer fantastischen Show "The Rebel Sperm" inspiriert hat. Die Zürcher Musikerin, Filmerin und Perfomancekünstlerin kennt sich aus in fundamentalen Problemen, das hat sie bereits mit ihrer ersten Ein-Frau-Show "The Moustache Woman" demonstriert (der "Bund" berichtete). Dort hat die ehrgeizige Sängerin Tiffany die Erfahrung gemacht, dass nichts unmöglich ist - vor allem dann, wenn man sich um verwirrende Gender-Fragen foutiert.

 

Auch das zarte Samenfädchen, das mit Millionen anderer auf sein grosses Abenteuer vorbereitet wird, hat einen Traum. Astronaut möchte es werden, und es hat noch einen weiteren Wunsch offen: Es sperrt sich dagegen, auf seine männliche Rolle reduziert zu werden. Also sorgt das kecke Ding erst im Hodensack für Unruhe, bevor es aus der Spermaherde ausschert und bei den Samenfädenrebellen landet.

 

Halb Geisterbahn, halb psychedelisches Flash ist der kurze heftige Trip des standhaften Samenfadens vor der Zeugung, den Jackie Brutsche auf der Bühne im voll besetzten Tojo-Theater der Reitschule inszeniert. In dieser wundersamen Emanzipationsgeschichte einer Samenzelle (Text Beatrix Bühler) verblüfft Brutsche nicht nur als überaus biegsames Spermium, das sich seine herben Einsichten mit der Elektrogitarre von der empfindsamen Seele rockt, sie verschmilzt ebenso mühelos mit den galaktischen und philosophischen Schlünden, die sich auf ihren Videoprojektionen auftun. Monsterhafte Kreaturen bevölkern diese surrealen Gefilde der grellen Farben, wo überall die Erkenntnis lauert, dass jeder Anfang immer auch ein Ende bedeutet.

 

Weitere Aufführungen: heute um 20.30 und morgen um 19 Uhr im Tojo-Theater der Reitschule. www.tojo.ch

 

---

 

BZ 9.2.13

 

Das mutige kleine Spermium

Tojo Theater. Perfekte multimediale Umsetzung: Jackie Brutsches One-Woman-Show "The Rebel Sperm" ist unterhaltsam und durchdacht.

 

Wer hat auf der Bühne schon einmal ein Spermium gespielt? Noch dazu ein besonders kleines? Das ist eigentlich gar nicht besonders schwer. Es braucht bloss eine weisse Maske mit zwei Löchern für die Klimperäuglein und ein aufgemaltes Schwänzchen. Und es braucht die Idee. Und eine solche Idee kann dann doch fast nur jemand wie Jackie Brutsche haben. Brutsche ist Musikerin, Performerin, Filmemacherin und Künstlerin und hat bereits mit ihrem letzten Programm "The Moustache Princess" für Furore gesorgt. Momentan steht sie im Tojo Theater mit ihrer neuen One-Woman-Show "The Rebel Sperm" auf der Bühne.

 

Ein Spiralenkind spricht

 

Streng genommen spielt sie eine autobiografische Geschichte, denn Jackie Brutsche ist ein Spiralenkind, eines, das trotz einer Spirale als Verhütungsmethode entstanden ist. Auch das kleine Spermium, das nun auf der Bühne steht, wird diese Bahn einschlagen. Doch erst stehen ihm einige Hindernisse im Weg: Im linken Hodensack, wo das Spermium lebt, herrscht nämlich ein strenges Regime. Die Spermien werden zusammengetrommelt und abgerichtet: Sie müssen schwimmen, kämpfen und Flöte spielen, damit sie "auf der anderen Seite" Model oder Investmentbanker werden können. Das kleine Spermium aber will nicht schwimmen, kämpfen und Flöte spielen, sondern Astronaut werden. Damit passt es nicht in das System und muss schliesslich abtauchen in den Untergrund. Dort sind die Rebellen, die nicht alles glauben, was ihnen von oben gesagt wird. Und sie wissen: Die Chance für ein Spermium, diesen Kampf zu überleben, ist null. Fast null.

 

Die Sprache im Hodensack

 

Das geschieht grob erzählt auf der Bühne. Doch "The Rebel Sperm" ist viel mehr. Eigentlich gar kein Theater, sondern eine multimediale Show. Brutsche spielt Gitarre, singt, schauspielert und hinter ihr läuft der hinreissende Animationsfilm mit dauererstaunten Spermiengesichtern. Das kleine Spermium reiht sich ganz real auf der ansonsten kargen Bühne mit ein. Brutsche ist Teil der Animation, immer wieder. So fühlt man sich wie im Film, wie an einem Konzert, wie im Theater. Vermutlich sieht so eine perfekte multimediale Umsetzung aus. Und dann muss hier noch die Sprache im linken Hodensack erwähnt werden. Die ist nämlich Englisch, einfaches Englisch, das auch für einen Teenager verständlich sein sollte. Und so kriegt "Blow the flute" gleich eine ganz andere Note. Marina Bolzli

 

Weitere Vorstellungen: Heute, 20.30 Uhr, und morgen Sonntag, 19 Uhr, Tojo Theater.

 

---

bernerzeitung.ch 8.2.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-Creperie-fuer-Nachteulen/story/13136311

Die Crêperie für Nachteulen

 

Am Freitag eröffnet die Crêperie "La Chouette" am Bollwerk. Die Kapitel- und Les-Amis-Betreiber wollen unter anderem mit veganen Crêpes das Nachtvolk anlocken.


Die Kapitel-Betreiber sind auch die Chefs in der Crêperie La Chouette: Fausto De Siena, Tom Weingart und Diego Dahinden (v.l.). Bild: Tobias Ochsenbein


Das ernährungsbewusste Publikum darf sich freuen: Die Betreiber der neuen Crêperie "La Chouette" füllen mit den veganen Crêpes, die es ab Freitag am Bollwerk gibt, eine Marktlücke. "Das ist etwas, das sicher heraussticht. Denn: In der Berner Gastroszene ist es derzeit für Veganer schwierig, etwas kulinarisch Anspruchsvolles zu bekommen. Diese Nische wollen wir nun schliessen", sagt Diego Dahinden vom Betreiberteam. Dieses präsentierte das neue Lokal am Donnerstagabend erstmals den Medien (siehe Bildstrecke).

 

Neben der klassischen süssen und salzigen Crêpe-Palette wollen die Betreiber einige spezielle, kreative Crêpe-Variationen anbieten. Speziell an der neuen Crêperie sind aber nicht nur die Crêpes selbst, sondern auch die Öffnungszeiten: "Wir werden an den Wochenende unsere Tore bis in die frühen Morgenstunden geöffnet haben", sagt Dahinden zu Bernerzeitung.ch/Newsnet. Daher rührt auch der Name des Lokals: "La Chouette" - Die Eule. "Unsere Crêpes sollen darum auch Nachteulen ansprechen", so Dahinden weiter.

 

Bollwerk: Idealer Standort

 

Darum wolle man mit der bretonischen Spezialität das kulinarische Angebot in Bern, das momentan nur knapp über Kebabs und Burgers hinausgehe, bereichern. Das Bollwerk als Standort sei dafür ideal, da sich in direkter Nachbarschaft das Kapitel und das Le Ciel befänden. Auch den Gästen der Reitschule wolle man eine attraktive Verpflegungsmöglichkeit bieten, so Dahinden weiter. Das Lokal ist - neben den paar wenigen Sitzplätzen - darum auch als Take-Away-Betrieb konzipiert.

 

Hinter dem Projekt La Chouette stehen einerseits die Betreiber des Les Amis, andererseits die Kapitel-Geschäftsführer.

toc


-

Öffnungszeiten "La Chouette"

So/Mo: geschlossen
Di/Mi:11.30 - 14.00 Uhr / 17.30 - 22.00 Uhr
Do: 11.30 - 14.00 Uhr / 17.30 - 00.30 Uhr
Fr: 11.30 - 14.00 Uhr / 17.30 - 05.30 Uhr
Sa: 21.00 - 06.30 Uhr


---

 

kulturstattbern.derbund.ch 8.2.13

 

Rebel Sperm im Tojo

 

Von Resli Burri am Freitag, den 8. Februar 2013, um 05:58 Uhr

 

Was wäre, wenn das Spannendste schon geschehen wäre, bevor du den ersten Atemzug getan hast?
Dieser Frage geht die Musikerin, Filmerin und Performerin Jackie Brutsche auf höchst vergnügliche Weise nach. Die Princess hat ihren Schnauz abgelegt und ihre zweite One-Woman-Show kreiert: Rebel Sperm.

 

 

Ein kleines Spermium tut sich schwer im Hodensack, will in der Samenschule nicht schwimmen, kämpfen oder gar Blockflöte spielen. Es verweigert dazu Anabolika und mentales Training und im Spermien-Underground eckt es an weil es das einzige Zappelwesen ist, das zugibt, Astronaut werden zu wollen. Item.

 

Das kecke Vorwesen hat einen unerschütterlichen Durchsetzungswillen (nicht so wie diese von Woody Allen abgezweigten armen Kerle), und es kommt, wie es kommen muss, wenn man so sagen darf.

 

Ein kurzer und erheiternder 3D-Comic erster Güte mit kunstvoll animierten Visuals und Songs.

 

Heute und Samstag jeweils um 20.30 Uhr und am Sonntag um 19 Uhr im Tojo der Reitschule.


---

BZ 7.2.13

 

Hitzige Dialoge

 

Das Theaterkollektiv Mydriasis präsentiert seine neuste Produktion im Berner Tojo-Theater. "Vor die Hunde. Ein Drehspiel in neun Bildern" entstand in Zusammenarbeit mit der Zürcher Autorin Ivana Radmilovic und ihrer Produktionsgemeinschaft "Die Idee lulukulli". Das Stück handelt von der inneren Zerrissenheit eines Mannes, dessen Spiegelbild eines Morgens zum Leben erwacht und ihn als frechen, Nein sagenden Miesepeter bezeichnet. Ein Engel oder ein Teufel? Jedenfalls entbrennen zwischen den beiden bald hitzige Dialoge. Die eine Stimme ist lebensgierig, die andere flüchtet in die Isolation.pd

 

Premiere: Mi, 13. 2., 20.30 Uhr, im Tojo-Theater, Bern. Reservation: info@mydriasis.ch

 

---

 

Kulturagenda.be 7.2.13

http://www.kulturagenda.be/rubrik/buhne/ein_mann_entkaspert_sich/

 

Ein Mann entkaspert sich

 

In der tragischen Komödie "Vor die Hunde" kämpft ein Mann mit seinen inneren Stimmen. Der heitere Abgesang auf die Verpflichtungen des Lebens läuft im Tojo Theater.


Die Nervensäge in meinem Bad: Kaspar (Markus Mathis, r.) ist der ständige Begleiter von Lorenz (Krishan Krone).

Zwei Männer stehen auf der Bühne, aber nur ein Charakter, nämlich Lorenz (Krishan Krone). Kaspar (Markus Mathis) verkörpert die inneren Stimmen, die Lorenz hört. "Man muss sich das ein bisschen wie bei einem Kind vorstellen, das einen unsichtbaren Freund hat", erklärt Regisseurin Magdalena Nadolska. Sie bringt das Schauspiel "Vor die Hunde " als Koproduktion von Mydriasis und "Die Idee Lulukulli" auf die Bühne. "Kaspar ist ein Kumpel, ein Antreiber, der innere Schweinehund und eine furchtbare Nervensäge."

Lorenz wird, wie früher oder später jeder Mensch, von der Erkenntnis drangsaliert, dass der Körper nicht mehr so elastisch ist wie früher. Dass man nicht ewig lebt - und allein stirbt. Den Lebemann Lorenz treffen diese Einsichten besonders hart. Plötzlich dreht sich alles nur noch um ihn selbst, sogar die Nachrichten aus dem Küchenradio.

"Natürlich schaut Lorenz auch zurück und fragt sich, wie es gekommen wäre, wenn er sich früher anders entschieden hätte", sagt Nadolska mit einem süffisanten Lächeln. Auf die Verbindlichkeit einer Beziehung wollte sich Lorenz nämlich selbst bei seiner grossen Liebe Anna nicht einlassen. Stattdessen sucht er nach einem Ausweg aus dem Hamsterrad eines Alltags, der von langen Listen unerledigter Dinge geprägt ist. Lorenz will sich endlich nicht mehr vom inneren Schweinehund bekaspern lassen.

cer

 

 \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \

Tojo Theater in der Reitschule, Bern

Mi., 13., bis Sa., 16.2., 20.30 Uhr

www.vordiehunde.ch, www.tojo.ch

 

---

 

Bund 7.2.13

 

Guilty Simpson & Apollo Brown

 

Keine Klagen bisher

 

Apollo Brown und Guilty Simpson haben eines der untadeligsten Rap-Alben des Jahres vorgelegt. Jetzt müssen sie nur noch beweisen, dass es auch live funktioniert.

 

Sie hätten sich zusammengetan, um ein unverfrorenes Rap-Album zu fabrizieren, sagte Produzent Apollo Brown im Vorfeld zu seiner Zusammenarbeit mit dem Detroiter Rapper Guilty Simpson. Allerdings wollten sie sich nicht anbiedern. "Wir bedienen hier nicht Clubs und Radios", stellte er klar. Macht ja nichts, möchte man sagen, solange das Album für sich funktioniert. Und das tut es. Guilty Simpson ist es sich gewohnt, mit den Lichtgestalten der Produzentenriege zu arbeiten - seine Werkliste umfasst Kollaborationen mit J Dilla oder Madlib -, doch im Ex-BWL-Studenten und Neo-Vollzeit-Beatbastler Apollo Brown hat er einen würdigen Sekundanten gefunden. "Dice Game" ist im Wesentlichen ein Hörbuch mit einem überzeugenden Soundtrack aus Samplekonstruktionen, komplett mit Kirchenchören, Hammondorgeln und Damen und Herren ab Vinyl, die ihrer Sehnsucht oder Unbill inbrünstig Ausdruck verleihen. So weit, so erhebend.

 

Düster wird die Angelegenheit, wenn man sich den Texten zuwendet. Simpson hat zwar in der Vergangenheit einen Hang zu tanzflächentauglichen Themen wie "Deine Freundin mag mich lieber als dich" oder "Mein Auto verbraucht mehr Benzin als deins" bewiesen, was ihn beim feingeistigen Stones Throw Label schon als mittelbösen Buben auswies. Auf "Dice Game" nimmt er davon Abstand und äussert sich pointiert zu so unlustigen Themen wie Tod, Abschied und Lebensfehlern. Das könnte einem aufgekratzten Clubpublikum freilich aufs Gemüt schlagen. Doch man staunt: Die "Dice Game"-Tour begann im Herbst und setzt sich nun unverzagt in Europa fort. Offenbar gab es keine Klagen - die beiden sind wohl clubtauglicher als ursprünglich geplant. (hjo)

 

Dachstock Sa, 9. Februar, 22 Uhr.


---

journal-b.ch 5.2.13

http://www.journal-b.ch/de/022013/politik/692/Nachtleben-Bern-%C2%ABPolitik-ist-nicht-die-L%C3%B6sung%C2%BB.htm

 

Nachtleben Bern: "Politik ist nicht die Lösung"

 

Von Beat Kohler

 

So gut ein Konzept für das Nachtleben auch gestaltet sein mag: Jede Jugend wird ihr Nachtleben zu einem grossen Teil selber gestalten und wird bei den älteren Generationen damit anecken. 

 

 

"Wenn man in dieser Frage wirklich Erfolg haben will, muss man die Politik aussen vor lassen", erklärte Sven Gubler, ehemaliger Matteleist-Präsident und aktueller Geschäftsführer von Bern City am Mäntig-Apéro. Doch nicht nur er hat bei der Nachtleben-Frage das Vertrauen in die Politik verloren.

 

Auch Christian Pauli, Präsident von Bekult, glaubt nicht daran, dass die Politik im Moment Teil der Problemlösung ist: "Das ist nicht nur beim Nachtleben so. Der Stadt Bern fehlt insgesamt eine Kulturpolitik." Seine Hoffnung ist, dass der neu zusammengesetzte Gemeinderat hier etwas Abhilfe schaffen kann.

 

Dass schlussendlich alles an der Politik und der Verwaltung hängen bleiben soll, dagegen wehrte sich Marc Heeb, Leiter Orts- und Gewerbepolizei Bern. Fast alles am vorliegenden Nachtlebenkonzept sei kritisiert worden. "Ich hoffe nun auch auf Inputs, die zeigen, wie man es besser macht", meinte er an die Adresse der Kritiker.

 

Fast geriet der Abschluss des Mäntig-Apéros zum Lamento ohne die Hoffnung auf Besserung. Nicht alle beurteilten die Lage ganz so negativ. "In Bern gibt es keine Wahlen dieses Jahr, das ermöglicht konstruktive Diskussionen", sagte Thomas Berger, Präsident von "Pro Nachtleben", hoffnungsvoll. "Um Lösungen zu finden, braucht es ein Miteinander. Wir finden Lösungen, die für alle passen - die Stadt ist gross genug." Für diese Aussage erhielt Berger vom vorwiegend älteren Publikum Applaus. Sie sei gleichzeitig klein genung, dass alle interessierten Kreise an einem Tisch Platz finden, sagte Christian Pauli hinsichtlich des zweiten Treffens am runden Tisch, das im März stattfinden soll.

 

Die Analyse des Ist-Zustandes brachte wenig überraschendes zu Tage. "Das Nachtleben ist schnelllebiger geworden. Früher kannten wir Ruhestörungen nur samstagnachts. Inzwischen erhalten wir von Donnerstag bis Sonntag Post von empörten Anwohnern", sagte Polizist Heeb. Dies habe mit den veränderten Familienstrukuren zu tun. Paare teilen ihr Artbeitspensum auf und haben oft auch unter der Woche einen freien Tag. So beschränkt sich der Ausgang nicht mehr aufs Wochenede.

 

 

 

Zudem sucht jeder nach dem eigenen Kick. Gubler: "Wir sind zu einer 'Ich-Gesellschaft' geworden, in der jeder nur auf seine eigenen Interessen schaut." Die ausgedehntere Nachfrage nach Nachtleben darf deshalb auch für Berger nicht ins grenzenlose ausufern: "Ich will ein facettenreiches und lebendiges Nachtleben, aber nicht an 7 Tage die Woche 24 Stunden Halligalli-Partys". Und auch für Pauli ist klar, dass "in der heutigen Nachtleben-Kultur enorm viel Unkultur steckt".

 

 

Immer wieder tauchten in der Diskussion Vergleiche mit Städten wie Zürich und Lausanne auf, welche verschiedene Entwicklungen im Nachtleben bereits hinter sich haben. Durch verschiedene Voten schimmerte ein gewisser Minderwertigkeitskomplex gegenüber diesen beiden Zentren. Es sei nicht alles gut, was Zürich im Bezug auf das Nachtleben gemacht habe, betonte der Gewerbepolizist. "Bern soll nicht nur die Polizeistunde aufheben wie Zürich, sondern eine ganzheitliche Lösung finden", konterte Berger.

 

 

Dass sich das Nachtleben nicht abschliessend regeln lässt und dass es hier immer zu Reibungen kommen wird, das liess sich aus den beinahe philosophischen Aussagen von Marc Heeb und Christian Pauli heraushören. "Das Nachtleben ist ein sehr dynamischer Prozess. Jede Generation hat ihre eigenen Ausdrucksformen", sagte Heeb und Pauli forderte: "Jede Jugend muss ihre Chance bekommen, die Welt selber zu erobern."

 

Die Voten aus dem Publikum zeigten vor allem eines: Die Bewohner der Stadt wollen einfach nicht jeden Morgen zerbrochene Bierflaschen und Erbrochenes sehen und Urin riechen.

 

 

-

 

Mäntig-Apéro

 

Seit 21 Jahren organisiert Moderator Roland Jeanneret in Bern das Mäntig-Apéro. Am ersten Montag im Monat werden Themen diskutiert, die Bern bewegen. Dieses Mal sprechen Thomas Berger, Präsident "Pro Nachtleben", Sven Gubler, Bern City, Marc Heeb, Gewerbepolizei, und Christian Pauli, Bekult, über das Berner Nachtleben in einer Zeit, in der wir uns zuer 24-Stunden-Gesellschaft entwickeln.

 

---

 

BZ 5.2.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Stadtberner-Politiker-haben--das-Thema-Nachtleben-verschlafen/story/13291093

 

"Stadtberner Politiker haben das Thema Nachtleben verschlafen"

 

Stadt Bern. Am gestrigen Mäntig-Apéro hat Moderator Roland Jeanneret vier Gesprächsgäste zum Berner Nachtleben ausgequetscht. Als Hauptproblem wurde der Alkohol ausgemacht. Das Nachtlebenkonzept erhielt schlechte Noten.


Roland Jeanneret (gelbes Jackett) und seine ???Gäste am Mäntig-Apéro: Sven Gubler, Marc Heeb, Thomas Berger und Christian Pauli (von links).


Das Publikum im Hotel Bern war wie immer am Mäntig-Apéro: mehrheitlich ergraut oder ohne Haare. Dabei hätte sich die Diskussion über die Probleme im Berner Nachtleben geradezu aufgedrängt für jugendliche Zuhörer. Moderator Roland Jeanneret, der König charmanter Fragen und Meister des Mikrofons, diskutierte mit vier Gästen. Gestatten: Thomas Berger, Präsident von Pro Nachtleben, Christian Pauli, Präsident von Bekult, dem Dachverband Berner Kulturveranstalter, Marc Heeb, stellvertretender Polizeiinspektor, und Sven Gubler, Geschäftsführer von Bern City.

 

Die Jugend verfolgte das Gespräch - wenn überhaupt - im Internet. Erstmals in der Geschichte des Mäntig-Apéros wurde dieser via Videostream live auf dem Berner Onlinemagazin "Journal B" übertragen.

 

Lärmklagen an vier Tagen

 

Nicht nur in der Medienbranche hat sich die Welt gewandelt. Auch im Ausgehverhalten. "Was ist der Reiz, erst um Mitternacht auszugehen?", wollte Jeanneret vom 26-jährigen Thomas Berger wissen. "Wir haben die Möglichkeit", antwortete der jungfreisinnige Politiker. "Ich muss nicht zwischen Kino und einer Party entscheiden. Ich kann beides an einem Abend tun." Bekult-Präsident Christian Pauli fügte an: "Bern wird einfach ein bisschen normaler. In anderen grösseren Städten sieht man dieses Ausgehverhalten schon viel länger." Welche Probleme die gesellschaftliche Entwicklung hin zur 24-Stunden-Gesellschaft mit sich bringt, schilderte Marc Heeb vom Polizeiinspektorat wie folgt: "Früher kannten wir Ruhestörungen nur samstagnachts. Jetzt erhalten wir von Donnerstag bis Sonntag Reklamationen von empörten Anwohnern." Sven Gubler meinte: "Wir geniessen diesen Wandel ja auch." Aber die Toleranzgrenze habe sich verschoben. "Die Nachtschwärmer wurden egoistischer. Jeder schaut nur noch auf sich." Aus der Optik Christian Paulis haben Berns Politiker die Nachtlebenproblematik verschlafen. Jede Generation müsse eine Chance erhalten, die Welt selber zu erobern. "Die Jugendpolitik muss man alle 15 bis 20 Jahre überprüfen." Doch möglicherweises habe in der Stadt Bern die Reitschule-Debatte von diesen Fragen abgelenkt.

 

Kein Alkohol nach 20 Uhr

 

Rasch einmal streifte die Diskussion das Thema Alkohol. "Nachts zwischen drei und fünf Uhr ist für Polizisten die gefährlichste Zeit, weil Jugendliche unterwegs sind, die zu viel Alkohol intus haben", sagte Marc Heeb. Als Reaktion darauf wollen die Stadtbehörden den Alkoholverkauf nach 20 Uhr verbieten. "Sinnlos", antwortete Thomas Berger. "Das ist wie einer, der jeden Tag ein Aspirin schluckt, anstatt sich die Frage zu stellen, weshalb er Kopfweh hat." Berger forderte mehr Präventionskampagnen an den Schulen. Marc Heeb entgegnete: Bereits heute sei es Pflichtfach für Berner Schüler, in der Nacht mit der Polizei auf Streife zu gehen - zu Präventionszwecken.

 

Schlechte Noten fürs Konzept

 

Beim Thema Nachtlebenkonzept waren sich die Gesprächsteilnehmer einig. Das Fazit zum Papier aus der Direktion von Gemeinderat Reto Nause (CVP) befindet sich derzeit in der Vernehmlassung. Am Mäntig-Apéro bekam es schlechte Noten: "Es ist sehr repressiv und bringt viele Verschärfungen." Der Präventionsteil fehle komplett, sagte Thomas Berger. "Im Wahljahr haben sich offenbar zu viele Politikerinnen und Politiker mit diesem Thema gebrüstet", so Sven Gubler. Jetzt sollten diejenigen miteinander reden, die etwas damit zu tun haben. Für Christian Pauli fehlt im Nachtlebenkonzept die Stimme der Kultur. "Die Präsidialdirektion und die Abteilung Kulturelles sind quasi inexistent." Aus Sicht der Behörden versprach Marc Heeb: "Wir nehmen das Konzept sehr ernst und sind offen für alle die Inputs, die aufzeigen, wie es besser geht", sagte er.

 

Tobias Habegger

 

---

 

20 Minuten 5.2.13

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Seit-zwei-Jahren-wartet-Bern-auf-sein--Hotel-Suff--10928985


Seit zwei Jahren wartet Bern auf sein "Hotel Suff"

 

BERN. Der Kanton soll eine Ausnüchterungsstelleerhalten - das ist seit zwei Jahren beschlossen. Doch passiert ist seither wenig.


In Bern noch auf der Warteliste: Eine Ausnüchterungsstelle wie hier in Zürich. (Bild: Keystone)


Zweckentfremdete Ambulanzen, überforderte Taxifahrer - betrunkene Nachtschwärmer landen oft am falschen Ort und sorgen dort für Mehraufwand (20 Minuten berichtete). Mit dem klaren Entscheid, eine zentrale Ausnüchterungsstelle (ZAS) zu schaffen, hat der Grosse Rat vor zwei Jahren die Weichen gestellt. "So wäre auch endlich die finanzielle Frage bei Exzessen geklärt", meint EVP-Grossrat und Motionär Ruedi Löffel. Die Nacht auf der Ausnüchterungspritsche würde den Trunkenbolden nämlich in Rechnung gestellt: 600 bis 900 Franken müssten sie für ihren Rausch blechen. In der Stadt Zürich läuft ein Pilotprojekt bereits seit drei Jahren - mit grossem Erfolg. Das "Hotel Suff" ist seit Januar gar jede Nacht geöffnet. Jährlich wurden dort über 600 Nachtschwärmer von der Polizei eingeliefert. Für den Präventionsexperten ist klar, dass die Umsetzung im Kanton Bern überfällig ist: "Die Situation mit randalierenden Trinkern hat sich in den letzten zwei Jahren eher noch verstärkt."

 

Doch die Mühlen mahlen langsam. Beim zuständigen Amt verweist man auf laufende Abklärungen: "Dass wir das Projekt auf kantonaler Ebene umsetzen müssen, macht es sehr komplex", so Polizeidirektor Hans-Jürg Käser. Das Konzept könne nicht einfach von der "Partystadt" Zürich übernommen werden. So steht weiter in den Sternen, wann in der Bundesstadt die ZAS in Betrieb geht.

 

Nathalie Jufer

 

-

 

Testkäufe werden weiter gemacht

 

BERN. Der Kanton und das Blaue Kreuz wollen an Alkoholtestkäufen festhalten. Köniz hatte letzte Woche entschieden, vorerst auf diese zu verzichten. Die Gemeinde reagierte damit auf ein Bundesgerichtsurteil, wonach Testkaufergebnisse vor Gericht als Beweismittel angefochten werden können. Aus verwaltungstechnischer Sicht ist die Situation anders: Testkäufe seien erforderlich, um den Jugendschutz gemäss Gastgewerbegesetz durchzusetzen. SDA

 

---

 

Bund 5.2.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/SVP-verlangt-Diskussion-ueber-Reitschule-und-BEA/story/29656741

SVP verlangt Diskussion über Reitschule und BEA

 

Der Reitschule-Auftritt an der BEA verstimmt Berner Politiker. Nun verschaffen sie ihrem Ärger Luft.

 

Christoph Lenz

 

Die Stadt Bern will der Reitschule einen prominenten Platz an der BEA Pferd 2013 zur Verfügung stellen (siehe "Bund" vom Samstag). Bürgerliche Politiker reagierten am Wochenende erstaunt bis empört, nun verschaffen sie ihrem Ärger Luft. "Soll das die neue Streichelstrategie des Gemeinderats zur Umsetzung von Marxismus und Anarchie in der Stadt Bern sein?", fragt SVP-Fraktionspräsident Roland Jakob im Entwurf zu einem dringlichen Vorstoss, der dem "Bund" vorliegt. Bereits in wenigen Wochen dürfte die Interpellation im Stadtrat diskutiert werden. Für Jakob gibt es dabei nur einen möglichen Ausgang: "Die Reitschule muss umgehend wieder ausgeladen werden."

 

Im Rahmen seines Vorstosses stellt Jakob auch grundsätzliche Fragen zum Gastauftritt Berns an der BEA. Koordiniert wird dieser vom Verein Wir leben Bern. Das Geld kommt aber zu beträchtlichen Teilen aus der Stadtkasse: Der Gemeinderat unterstützt den Verein mit 300 000 Franken. Nun will Jakob wissen, wie dieses Geld verwendet wird und ob der Gemeinderat das Beschaffungsrecht und den Stadtrat umgangen habe, indem er den Betrag direkt dem Verein überwiesen habe.

 

"Wahre Kosten" verschleiert?

 

Viel Verständnis für die Fragen von Roland Jakob hat Stadtrat Mario Imhof (FDP). Er hat den Gemeinderat bereits im September zum BEA-Gastauftritt befragt, die Antworten seien "unbefriedigend" ausgefallen, sagt Imhof. Der FDP-Stadtrat vermisst vorab die Transparenz: "Es wird nicht offengelegt, was mit dem Unterstützungsbeitrag der öffentlichen Hand passiert", sagt er. Auch die "wahren Kosten" für die Steuerzahler würden nicht ausgewiesen. "Wenn verschiedene Institutionen der Stadtverwaltung über zehn Tage an der BEA präsent sind, geht das ganz schön ins Geld." Imhof weiss, wovon er spricht: Mit seiner Expogate AG ist der FDP-Stadtrat beruflich primär im Messebereich tätig.

 

Barbara Hayoz, Alt-Gemeinderätin und Präsidentin des Vereins Wir leben Bern, will auf Anfrage keine Stellung nehmen zu etwaigen Zusatzkosten, die für die Stadt Bern anfallen könnten. Auch die Frage zum Gesamtbudget des Vereins bleibt unbeantwortet. Detaillierte Informationen würden an einer Medienkonferenz im Frühling bekannt gegeben, so Hayoz.

 

---

 

journal-b.ch 4.2.13

http://www.journal-b.ch/de/022013/politik/682/24-Stunden-Gesellschaft-in-Bern-%E2%80%93-Die-Podiumsdiskussion.htm

 

24-Stunden-Gesellschaft in Bern - Die Podiumsdiskussion

 

Roland Jeanneret diskutiert unter anderem mit Thomas Berger, Präsident "Pro Nachtleben", Sven Gubler, Bern City, Marc Heeb, Gewerbepolizei, und Christian Pauli, Bekult, das neue Berner Nachtlebenkonzept.

 

 

Seit 21 Jahren organisiert Moderator Roland Jeanneret in Bern das Mäntig-Apéro. Am ersten Montag im Monat werden Themen diskutiert, die Bern bewegen. Dieses Mal sprechen Thomas Berger, Präsident "Pro Nachtleben", Sven Gubler, Bern City, Marc Heeb, Gewerbepolizei, und Christian Pauli, Bekult, über das Berner Nachtleben. Eine Zusammenfassung des Abends und Tonspuren mir Aussagen der einzelnen Exponenten aus der Live-Übertragung finden Sie morgen an dieser Stelle.

 

Beat Kohler, Simon Klopfenstein, Nino Ruef, Sophie Keilwerth

 

---

 

journal-b.ch 4.2.13

http://www.journal-b.ch/de/022013/politik/684/Tanz-Dich-Frei---Der-Film-|-Teil-1.htm

 

Tanz Dich Frei - Der Film | Teil 1

 

Im ersten Teil vom Film zu Tanz Dich Frei Drei schaut Journal B gemeinsam mit dem Gemeinderat Reto Nause zurück auf den Event des letzten Jahres.  

 

Hier ist der erste Teil von Tanz Dich Frei - Drei - Der Film wird in mehreren Teilen auf Journal B Veröffentlicht!

 

Reto Nause erklärt, welche Schwierigkeiten die Stadt mit "Tanz Dich Frei" und den anonymen Veranstaltern hat. 

 

Nino Ruef

---

kulturstattbern.derbund.ch 4.2.13

 

Kulturbeutel 6/13

 

Von Miko Hucko am Montag, den 4. Februar 2013, um 06:14 Uhr

(...)

Herr Burri meint::
Es wird sich sicher lohnen, Ende Woche ins Tojo zu pilgern um der One-Woman-Show "The Rebel Sperm" von Jackie Brutsche beizuwohnen.

(...)

Herr Imhof empfiehlt:
Ist die 69te Seite eines Buches wie das 13te Stockwerk eines Hotels? Nein, diese Seite 69 ist homosexuell, heterofreundlich, findet sich im Kapitel Bollwerk wieder und lädt am Donnerstag zur progressiven Techno-Feierei. Die nötige Portion Live-Elektronik gibts dann am Freitag im Dachstock. Dort liest sich das Midilux’sche Menü wie folgt: Fairmont LIVE (aka Jake Fairley, CAN), Ander LIVE (ZH) & Racker (BE). Und zu guter Letzt gehts zur widerspenstigen Jugend nach Kehrsatz, wo das Tanzkarussell mit den housigen Grössen Burnski (DE) und Alex Arnout (UK) in der Kultarena aufwartet.

Mit diesem Beitrag begrüssen wir ganz herzlich Miko Hucko auf dem KulturStattBern-Dampfer!

 

---

 

derbund.ch 4.2.13

http://blog.derbund.ch/hauptstaedter/index.php/2418/wieso-man-nicht-an-die-bea-gehen-sollte/

 

Wieso man nicht an die BEA gehen sollte

 

Martin Erdmann

 

Die Stadt Bern ist dieses Jahr die Gastregion an der BEA. Die Reitschule wurde auch eingeladen. Das ist zwar sehr furchteinflössend, aber schlussendlich nicht der Grund, wieso die BEA dieses Jahr gemieden werden sollte.

 

SVP-Fraktionschef Roland Jakob ist sprachlos. Also nicht ganz. "Das wäre der helle Wahnsinn", bringt er gerade noch so raus. Aber was bringt den guten Mann denn so in Rage? Natürlich die Reitschule. Diese wurde nun tatsächlich an die BEA eingeladen. Was mag die Verantwortlichen bei diesem Entscheid bloss geritten haben? Das dürften sich Anhänger von traditionellen Messeveranstaltungen fragen. Schliesslich war die BEA bisher immer sehr bodenständig. Nostalgiker erinnern sich noch gerne an die erste BEA anno 1951. Damals gab es noch einen Hausfrauentag und einen Ballonwettflug. Was sollen jetzt die Messefreunde, die vielleicht aus Hermiswil, Kienersrüti oder auch Meienried anreisen, nur denken? Die wissen doch überhaupt nicht, was sie am Stand der Reitschule erwarten wird? Werden dort bloss Drogen verkauft oder wird man auch noch verprügelt?

 

Da ist es doch nichts als verständlich, dass Politiker um den guten Ruf ihrer Stadt bangen. Neben dem etwas sprachlosen Jakob mokiert sich auch FDP-Fraktionschef Bernhard Eicher über die Einladung an die Reitschule. Er befürchtet, dass man sich damit im Kanton Bern keine Freunde macht. Das ist natürlich eine unangenehme Situation. Für Jakob und Eicher ist die Reitschule wohl so eine Art Grosstante, die altersbedingt schon ein wenig verwirrt ist und deswegen gerne mal im Auto vergessen wird, wenn der Familienausflug öffentlich und für alle sichtbar stattfindet. Dumm nur, dass die Reitschule eine stattliche Dame und nicht leicht zu übersehen ist. Spätestens wenn die Züge aus Hermiswil, Kienersrüti oder auch Meienried an ihr vorbeirollen, dürfte der Anhänger von traditionellen Messeveranstaltungen in leichte Panik geraten. Und das ist nun wirklich keine gute Voraussetzung, um Freunde zu werden.

 

Langsam drängt sich die Frage auf, ob der Besuch an der diesjährigen BEA nicht lieber ausgelassen werden sollte. Zumindest was die Stadt Bern als Gastregion betrifft. Nicht etwa, weil es einem vor prügelnden Dealern am Reitschule-Stand graut. Nein, der Grund ist ein völlig anderer: Es ist doch völlig bizarr, eine Ausstellung zu besuchen, die einem jene Stadt näherbringen soll, in der sie auch stattfindet. Das ist etwa so, als wollte man Fahrradfahren lernen, indem man sich alle Etappen der Tour de France am Fernsehen ansieht - irgendwie bescheuert.

 

Die BEA ist nicht die Weltausstellung, und Bern liegt nicht auf der Osterinsel. Es ist selbst von Hermiswil, Kienersrüti oder auch Meienried innert Tagesfrist zu erreichen und zwar jeden Tag. Wieso sollte man sich also mit einem sorgfältig ausgemisteten und herausgeputzten Bern auf dem Messegelände abgeben, wenn einem die echte Stadt zu Füssen liegt - und das völlig gratis. Vielleicht geht man sogar einmal bei der Reitschule vorbei. Und ja, wenn man sich geschickt anstellt, bekommt man dort wahrscheinlich Drogen. Und ja, wenn man Ärger sucht, wird man diesen eventuell auch finden. Aber vielleicht findet man auch etwas ganz anderes - nämlich Freunde.

 

-

 

Martin Erdmann wohnt seit Mai 2012 in der Länggasse. Kennt inzwischen das vollständige Sortiment sämtlicher Plattenläden der Stadt sowie alle YB-Spieler inklusive Rückennummer.

 


Der Vorplatz der Reitschule. Nicht im Bild: Fiese Dealer und grimmige Schläger.

 

---

 

20 Minuten 4.2.13

 

Reitschule soll für Stadt an die Bea

 

BERN. Die Reitschule soll die diesjährige Gastregion Stadt Bern an der Bea vertreten. Trotz den zuletzt negativen Schlagzeilen wurde das Kulturzentrum vom Verein "Wir leben Bern" eingeladen, mit 25 weiteren Organisationen die Stadt an der Frühjahrsmesse zu repräsentieren. Der Entscheid schlägt hohe Wellen: "Das wäre der helle Wahnsinn", sagt etwa SVP-Fraktionschef Roland Jakob gegenüber dem "Bund". Die Reitschule müsse umgehend wieder ausgeladen werden. Auch Mitteparteien hegen Bedenken: Für FDP-Fraktionschef Bernhard Eicher wird etwa das Cliché "Bern gleich Reitschule" einmal mehr bestätigt.

 

Rückendeckung erhalten die Organisatoren derweil von Links: "Die Reitschule gehört zur Stadt Bern", so GB/JA-Fraktionspräsidentin Stephanie Penher. Die Reitschüler selbst schliessen eine Teilnahme derzeit nicht aus. JUN

 

---

 

BZ 4.2.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-gedeckte-Allmende-auf-der-Schuetz-erfindet-sich-neu/story/14212920

 

Die "gedeckte Allmende" auf der Schütz erfindet sich neu

 

Reitschule · Die Betreiber der Grosse Halle schmieden Zukunftspläne. Ein Plan sieht vor, aus der Halle einen Konzertsaal zu machen.

 


Wird die grosse Halle der Reitschule bald ein beheizbarer Konzertsaal für 2000 Gäste? Bild: Thomas Wüthrich

 

Die Grosse Halle der Reitschule hat kürzlich an einer Klausur über ihre künftige Ausrichtung nachgedacht und unter Berner Kulturveranstaltern ein Brainstorming initiiert. Für Stadtpräsident Alexander Tschäppät ist die kulturelle Nutzung der Halle "von grosser Bedeutung". Die Grosse Halle sei "ein wunderbarer Veranstaltungsort" und helfe, die Reitschule als Ganzes als Kulturort zu definieren.

 

Um den Jahreswechsel äusserten sich in der "Berner Kulturagenda" Bierhübeli-Betreiber Philippe Cornu und Giorgio Andreoli von der Betriebsgruppe der Grossen Halle zu deren Zukunft. Cornu würde die Halle am liebsten zu einem Konzertsaal für 2000 Gäste ausbauen, beheizbar machen und fehlende Infrastruktur einbauen, sagte er. "In einer solchen Halle könnten dann alle Veranstalter ihre grösseren Events veranstalten."

 

Mitbetreiber Andreoli bezeichnete die Halle als "gedeckte Allmende", die auch als Werkstatt und Entwicklungsort genutzt werden könne. Auf Nachfrage räumt er ein, dass der Grossen Halle etwas mehr Infrastruktur eventuell gut anstehen könnte. "Die Halle soll aber einfach bleiben", hält er fest. Obwohl sie nicht heizbar ist, sei die Halle letztes Jahr doch an über 250 Tagen bespielt worden, gibt Andreoli zu bedenken. Allein die "Blinde Insel" - Essen in absoluter Dunkelheit - habe über 1000 Gäste angezogen, eine Ausstellung über Ungleichheit verzeichnete mehr als 1200 Eintritte. Der monatliche Flohmarkt mit durchschnittlich 168 Ständen werde jährlich von rund 28 000 Personen besucht. Vielleicht habe die Grosse Halle ein Kommunikationsproblem, mutmasst Andreoli. "Bei der Bandbreite unserer Aktivitäten ist es schwierig, ganzheitlich wahrgenommen zu werden." Laut Andreoli gehen die Zukunftsgespräche zur Halle Ende Februar weiter. Danach wollen die Verantwortlichen über erste Erkenntnisse und weitere Schritte informieren.

 

Bereits bekannt ist, dass 2013 Konzert Theater Bern zwei Premieren in der Grossen Halle feiern wird. Im April kommt "Neither (Weder)", eine Oper in einem Akt nach einem Text von Samuel Beckett, zur schweizerischen Erstaufführung. Im Juni findet das Familienkonzert des Berner Symphonieorchesters in der Grossen Halle statt.

 

Christoph Hämmann

 

---

 

Bund 4.2.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Berner-Staedte-sollen-ihr-Nachtleben-selber-regeln/story/10077612

 

Berner Städte sollen ihr Nachtleben selber regeln

 

Städte wie Bern, Thun und Biel sollen künftig Überzeitbewilligungen selber erteilen - ohne Umweg über den Regierungsstatthalter.

 

Joël Baumann

 

Überzeitbewilligungen erteilt der Regierungsstatthalter. Was im Gastgewerbegesetz geregelt ist, gilt für den ganzen Kanton Bern gleichermassen. Das soll sich nun ändern: Städte und grosse Gemeinden sollen künftig selber Überzeitbewilligungen erteilen können und sich nicht auf Empfehlungen beschränken müssen. Kantonspolitikerinnen um Tanja Sollberger (GLP) haben am vergangenen Mittwoch im Grossen Rat eine Motion eingereicht. Die lokale Politik müsse mitreden können, aber auch mehr Verantwortung übernehmen: "Der Gemeinderat und der Stadtpräsident sollen dem Regierungsstatthalter nicht mehr den Schwarzen Peter zuschieben können", so Motionärin Sollberger. Sie fordert den Regierungsrat auf, "die Entscheidkompetenz bei gastgewerblichen Bewilligungen" auf den Gemeinderat zu übertragen.

 

Die Zentrumsfunktion der Städte

 

Pikant: Es ist nicht die erste Motion mit diesem Ziel. Kurz nach "Tanz dich frei" im Juni 2012 reichte Sollberger den Vorstoss "Mehr Handlungsspielraum für Gemeinden" ein. Der Regierungsrat lehnte die Anpassung des Gesetzes ab. Die bestehende Praxis habe sich bewährt. Sollberger zog den Vorstoss zurück. Die erste Motion reichte Sollberger noch alleine ein. Mittlerweile haben sich Giovanna Battagliero (SP), die Grüne Natalie Imboden und Vania Kohli (BDP) dazugesellt. Im Gegensatz zum ersten zielt der zweite Vorstoss nun explizit auf grosse Gemeinden und Städte mit "Zentrumsfunktion": "Die Lokalpolitik muss sagen, wo und welches Nachtleben sie haben will", heisst es in der Motion. Ein Satz, der ähnlich im Nachtleben-Konzept steht. "Wir nehmen die Forderung des Vereins Pro Nachtleben auf", sagt Sollberger. "Dafür ist eine Anpassung auf kantonaler Ebene nötig."

 

"Wir tun uns schwer"

 

Der Präsident des Vereins Thomas Berger (Jungfreisinn) sagt: "Wenn es umsetzbar ist, wäre das ein guter Weg. In grossen Gemeinden, wo eine gewisse Distanz zwischen Exekutive und Gesuchsstellern besteht, ergibt der Umweg über den Regierungsstatthalter keinen Sinn." Er räumt der Motion jedoch geringe Chancen ein. Warum? "Es ist enttäuschend, dass der Vorstoss nicht breiter abgestützt eingereicht wird." Somit brauche es umso mehr Überzeugungsarbeit, um eine Mehrheit für den Vorstoss zu gewinnen, so Berger. "Auch Gemeinden wie Langenthal, Burgdorf oder Adelboden hätten ins Boot geholt werden müssen." Sollberger entgegnet: "Wir haben Grossräte aus der FDP und der SVP angefragt, jedoch keine Unterstützung erhalten." Aber: "Die Unterstützung ist da, wenn auch vor allem aus städtischen Regionen."

 

Und was halten die Regierungsstatthalter davon? "Grundsätzlich nicht viel", sagt Kurt von Känel, Leiter der Geschäftsstelle der Regierungsstatthalterämter. "Wir tun uns schwer mit einer solchen Änderung, weil wir keinen Handlungsbedarf sehen." Eine Änderung würde nicht mehr Effizienz bringen. "Das Verfahren würde sogar teurer, weil das jetzige Know-how fehlen würde", sagt von Känel. Und: "Ein Regierungsstatthalter muss auch Entscheide fällen, die nicht gut aufgenommen werden."