MEDIENSPIEGEL 08. -14. April 2013

20 Minuten 12.4.13

 

Die Roundies spielen im Dachstock

 

Sa, 13.4., 23 Uhr, A Night with Round Table Knights, Dachstock.

 

HOUSE. Zu ihren Anfängen beglückten die Herren Round Table Knights immer wieder mal den Dachstock mit ihrer Musik. Nachdem die Berner Star-DJs aber vom Bonsoir Club als Resident verpflichtet wurden und ihre internationale Karriere richtig in Fahrt gekommen war, konnte man das Duo in der Bundesstadt nur noch selten ausserhalb vom Bonsi hören. Eine dieser Ausnahmen findet jedoch morgen statt. Die DJs kehren für einmal an den Ort ihrer ersten Partys zurück und beglücken den Dachstock ab 23 Uhr mit einem durchgängigen Set. Das heisst: Es darf die ganze Nacht durchgetanzt werden. pec

 

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Bund 12.4.13

 

Frauenraum erhält Förderpreis Fem Prix

 

Der Verein Feministische Wissenschaft (Fem) verleiht den Förderpreis Fem Prix in diesem Jahr an den Frauenraum der Reitschule Bern. Mit dem vom Verein ins Leben gerufenen Fem Prix würden Projekte gefördert, die die feministische Wissenschaft einem breiteren Publikum zugänglich machten, teilt Fem mit. Mit dem Frauenraum der Reitschule Bern erhalte erstmals ein Veranstaltungs- und Begegnungsort den Fem Prix. Der Frauenraum biete eine Plattform für Künstlerinnen und trage mit Diskussionsveranstaltungen dazu bei, dass feministische Fragestellungen aus der Geschlechterforschung in einen breiteren gesellschaftspolitischen Rahmen gestellt würden, schreibt die Preisjury in ihrer Würdigung. Die Preisverleihung findet am 16. April im Frauenraum statt und ist öffentlich. (pd)

 

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Kulturagenda.be 11.4.13

 

Preis für Frauenraum

 

Der Verein Feministische Wissenschaft verleiht ihren FemPrix erstmals an einen Veranstalter. Preisträger ist der Frauenraum, der für seine Verdienste als Ort für Frauennetzwerke ausgezeichnet wird.


Im Frauenraum gibts keine Männerdomänen: Eine Mitarbeiterin richtet die Bühnenbeleuchtung. © Michael Feller

Der Frauenraum ist ein spezieller Ort innerhalb der Berner Reitschule, der ziemlich versteckt auf der anderen Seite des Innenhofs liegt. Zwar erhalten Männer bei den meisten Veranstaltungen auch Einlass, doch sind auf der Bühne und hinter der Bar, an der Kasse und im Trägerverein Frauen. Besonders für viele lesbische und bisexuelle Ausgängerinnen - aber nicht nur - hat sich der Frauenraum als Nummer eins in Bern etabliert. Nun erhält er den mit 3000 Franken dotierten FemPrix vom Verein Feministische Wissenschaft (FemWiss). Und es stellt sich ersteinmal die Frage: Was hat ein Disco- und Konzertbetrieb bitteschön mit Wissenschaft zu tun?

 

Transfer von feministischen Themen

 

"Der Frauenraum setzt sich für Frauennetzwerke ein", sagt Christine Michel, Stadtparlamentarierin des Grünen Bündnisses und Mitglied von FemWiss. Sie ist Mitglied der Jury, die dem Frauenraum den FemPrix verliehen hat. Im Frauenraum finden zwar zu einem guten Teil Partys und Konzerte statt, aber es ist auch ein Ort der politischen Diskussion, in denen Fragen nach Geschlechterrollen zentral sind. Christine Michel hebt die Podiumsdiskussion "Auf welcher Bühne spielen die Frauen? " über die Rolle der Frauen in der Popmusik hervor, die letztes Jahr stattgefunden hat.

"Damit trägt der Frauenraum zum Transfer von Themen der Geschlechterforschung an ein breites Publikum bei", sagt sie. Und genau das sei die Idee des FemPrix, der alle zwei Jahre und dieses Jahr zum sechsten Mal verliehen wird. Die von Christine Michel angesprochenen Frauennetzwerke sind in der Geschlechterdiskussion zentral. Der Mangel an weiblichen Seilschaften respektive die starren männlichen Netzwerke gelten als Grund für die Lohnungleichheiten und unterschiedlichen Karrierechancen von Frauen und Männern.

Laut Ursina Anderegg vom Frauenraum freuen sich die Preisgeldgewinnerinnen über die Anerkennung, nachdem sie an Anfang erstmal überrascht waren: "Wir sahen uns eigentlich nicht als Teil der feministischen Wissenschaft." Aber letztlich mache der Preis sehr wohl Sinn, "weil es thematische sowie konzeptuelle Schnittstellen gibt", wie sie sagt.

 

In der Reitschule nicht unumstritten

 

Dass der Frauenraum innerhalb der Reitschule eine spezielle Rolle hat, kann Anderegg, die sich seit vier Jahren hier engagiert, bestätigen: "Wir provozieren allein schon durch unsere Existenz." Fragen nach der Notwendigkeit eines quotengeregelten Raums würden immer wieder laut. Im "Kernkollektiv", das den Raum verwaltet, das Programm koordiniert und Veranstaltungen durchführt, gilt eine 100-Prozent-Frauenquote. Die "Off-Gruppen", die dem Kollektiv angegliedert sind, aber unabhängig eigene Veranstaltungen durchführen, müssen zu mindestens 50 Prozent weiblich sein, und auch auf der Bühne müssen mehrheitlich Frauen stehen.

Gewisse Männer fühlen sich deswegen diskriminiert, weil sie eine kleinere Chance auf einen Auftritt hätten. Doch die Macherinnen im Frauenraum bleiben dabei - wohl nicht zu Unrecht. An der erwähnten Podiumsdiskussion über Frauen auf der Bühne stellte sich heraus, dass der Anteil Frauen in den etablierten Berner Konzertlokalen im tiefen einstelligen Bereich liegt.

Was die Frauen mit dem Preisgeld anfangen wollen, steht laut Anderegg noch nicht fest. Klar ist hingegen, dass das Kollektiv weiterhin feministische Themen anschneiden und unter die Leute bringen will - auch entgegen Widerstände von innen und von aussen. Anlässlich der Verleihung des FemPrix spricht Historikerin Fabienne Amlinger über die Entwicklung der Frauengruppen der Reitschule. Die Laudatio hält Marie- Josée Kuhn, Chefredaktorin der Gewerkschaftszeitung "Work".

 

Michael Feller

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Frauenraum der Reitschule, Bern

Di., 16.4., 19.30 Uhr. www.frauenraum.ch

 

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Mail femwiss.ch 10.4.13

 

Medienmitteilung der FemPrix Jury

 

Bern, 10. April 2013

 

Der Frauenraum der Reitschule Bern erhält den 6. FemPrix - Preis des Vereins Fem

 

Der Verein Feministische Wissenschaft setzt sich seit 30 Jahren für die Förderung der Frauen in der Wissenschaft und der Geschlechterforschung ein. Mit dem vom Verein ins Leben gerufenen FemPrix werden Projekte gefördert, die die feministische Wissenschaft einem breiteren Publikum zugänglich machen. Mit dem Frauenraum der Reitschule Bern erhält erstmals ein Veranstaltungs- und Begegnungsort den FemPrix.

 

Mit den früheren Ausgaben des FemPrix wurden unter anderem Frauenstadtrundgänge und verschiedene Zeitschriften wie die "Olympe" und "Rosa - die Zeitschrift für Geschlechterforschung der Universität Zürich" und mit der Journalistin Catherine Silberschmidt die feministische Filmkritik ausgezeichnet. Mit der Verleihung des 6. Femprix an den Frauenraum der Reitschule Bern entschied sich die Jury, erstmals einen Veranstaltungs- und Begegnungsort zu würdigen.

 

Seit 20 Jahren ist der schönste Raum im alternativen Kulturzentrum der Stadt Bern ein wichtiger Drehpunkt für frauenbewegte Gruppierungen. Aber auch dieser Raum musste erkämpft werden. Heute wird der Frauenraum von einem Kollektiv betrieben, welches kulturelle und gesellschaftspolitische Veranstaltungen organisiert und den Frauenraum als Plattform und Begegnungsort für Frauen benutzt und bespielt. Der Frauenraum bietet insbesondere Künstlerinnen Auftrittsmöglichkeiten und trägt mit seinen Diskussionsveranstaltungen dazu bei, dass feministische Fragestellungen aus der Geschlechterforschung in einen breiteren gesellschaftspolitischen Rahmen gestellt werden.

 

Die Preisverleihung findet am Dienstag, 16. April 2013, 19.30 Uhr im Frauenraum der Reitschule Bern statt und ist öffentlich. An der Preisverleihung hält die Historikerin Fabienne Amlinger einen Vortrag zu Frauengruppen in der Reitschule. Die Laudatio hält Marie-Josée Kuhn, Chefredakteurin der Gewerkschaftszeitung work. Wir laden Sie herzlich dazu ein.

 

Informationen zum Verein Feministische Wissenschaft Schweiz: www.femwiss.ch

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Kulturagenda.be 11.4.13

 

Träumen mit Jimmy im Tojo

 

Jimmy (Sandra Utziger) lebt nur in den Träumen anderer Menschen. Wachen diese auf oder sterben sie gar, fällt das Wesen in ein Existenzvakuum. Erst wenn es ihm gelingt, sich in das Unterbewusstsein eines neuen Träumers zu schleichen, kann es weiterleben. "Jimmy, Traumgeschöpf " ist ein Projekt von Recycled Illusions für eine Schauspielerin, dreizehn Lautsprecher und eine Leinwand.

Tojo Theater, Bern. Mi., 17., Fr., 19., und Sa., 20.4., 20.30 Uhr

 

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Kulturagenda.be 11.4.13

 

Balanescu Quartet im Dachstock

Ein Streichquartett im Dachstock gibts nicht alle Tage. Doch die Gruppe um Violinist Alexander Balanescu ist auch ein spezieller Fall. Seit 25 Jahren bewegt sich der Rumäne mit seinem Balanescu Quartet auf der Suche nach Herausforderungen frei zwischen Avantgarde, Jazz und Klassik. Er hat mit Künstlern wie Ornett Coleman, den Pet Shop Boys oder Kraftwerk zusammengearbeitet.

Dachstock der Reitschule, Bern. So., 14.4., 20 Uhr

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Bund 11.4.13

http://www.derbund.ch/agenda/musik/Bloed-tun-wir-schon/story/25762310

Tomazobi

 

"Blöd tun wir schon"


Von Milena Krstic

So unscheinbar die Kleidung, so luxuriös die Situation, in der Tomazobi stecken: Beim dritten Album "Affehuus" ist das nicht anders.

 


Obi, Maze, Tobi und Nick von Tomazobi würden auch zusammen auf dem Sofa lümmeln, wenn sie keine Band wären. Bild: zvg

Vier Männer und ein Rollkoffer erscheinen zum Interview. Knapp eine Stunde wird reichen, um Tomazobis Essenz zu erfassen: Es gibt keinen Sprecher und auch keinen, der besonders viel sagen soll, während die anderen nicken. Alle reden sie viel und mitunter gleichzeitig. "Das ist es auch, was ich unter einer Band verstehe", meint Obi und verschränkt die Arme hinter dem Kopf: "Die Jungs sind meine Freunde. Auch wenn wir keine Musik zusammen machen würden, ginge ich mit ihnen ein Bier trinken." Da sind sich alle einig. Meinungsverschiedenheiten? Scheinen inexistent.

 

Die Veröffentlichung der zweiten CD "Schnouz" gab Anlass zur Nervosität. Grundlos, wie sich herausstellte: Die rüpelhafte Mundart-Musik, so unverfroren und ungeniert wie sie ist, findet ihr Publikum. Dieses ist so bunt gemischt, dass Tomazobi von so ziemlich jedem Veranstalter zum Auftritt geladen werden können. Vom Kreuzfahrtschiff bis zum Konzertlokal im Untergrund, von Hochzeiten bis zu Open Airs haben Tomazobi wohl schon alles beschallt, was sich mit Publikum füllen lässt. Und weil die Shows so gut gefallen, hat die Band erst noch eine stolze Menge CDs verkauft. So stolz, dass alle Mitglieder von der Musik leben können. An ihren Erfolg, den sie mit ihrem Erstling "Chue" im Jahr 2005 generierten, konnten sie unverkrampft anknüpfen. Eine wahrlich luxuriöse Situation, von der viele Musiker nur träumen können.

 

Tiere und Titten

 

Das Songmaterial hätte gar für ein Doppelalbum gereicht, meint Nick Werren, der auch als Manager der Band fungiert. Seine Aussage erstaunt wenig, denn auf "Affehuus" betreiben die mit prolligem Charme ausgestatteten Mannen das, was schon zwei Alben zuvor funktioniert hat: Sie bedienen sich bekannter Liedstrukturen aus aller Welt und rotzen, schmachten oder sülzen einen süffigen Text auf urchigem Berndeutsch darüber.

 

Ihre Lieblingsthemen: das Landleben ("Torero vor Alp"), Tiere ("Affehuus") und weibliche Körperteile, die für Aufregung sorgen ("Schubidu"). Und Beziehungen natürlich ("Hallo Schatz"). Covers gibt es nur zwei: "Gigu", im Original "Just a Gigolo" und "Boehmische Rapsfelder". Gewagt. Queen zu covern, muss man sich erst mal trauen. Tomazobi tuns einfach. Und zwar so nahe am Original wie möglich."Geit das itz so wyter bis zu üsere Pension? / Hou mi us däm Affehuus", sinnieren Tomazobi auf ihrem Titelstück. Sind die Berner etwa gefangen in einem Käfig, in den sie sich selbst eingesperrt haben? "So kann man es auch sehen", meint Obi, der unter anderem bei Müslüm Trompete spielt, aber: "Nach fast jedem Gig sagen wir: Wow, war das wieder ein Affenhaus! Das ist der Grund, weshalb wir das Lied geschrieben haben." Maze, der Gitarrist, schüttelt ungläubig den Kopf: "Es ist der nackte Wahnsinn, dass ausgerechnet Tomazobi das erfolgreichste meiner Projekte ist."

 

Bei aller Professionalität

 

Steckt nicht auch ein Konzept hinter Tomazobi? Tobi lacht: "Unser Konzept könnte sein, dass wir uns umgekehrt proportional dem Publikum anpassen. Spielen wir an einem politisch eher linken Ort, machen wir uns lustig über die SP. Wir kennen mittlerweile die soziologischen Strukturen der Schweiz bestens." Wie steht es denn um die Seriosität? Maze denkt kurz nach, dann: "Wir sind professionelle Musiker." Tobi verzieht das Gesicht und wendet sich seinen Freunden zu: "Aber: Blöd tun wir schon. Das kann man so sagen." Alle nicken. Auch da sind sich Tomazobi einig.

 

Bären Buchsi Freitag, 12. April, 21 Uhr. Reitschule Dachstock Plattentaufe, Samstag, 20. April, 21 Uhr.

 

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Bund 9.4.13

 

Reitschule schlägt gegen das Drogenproblem auf dem Vorplatz "Dealboxen" vor

 

Dealen sei in vielen Clubs längst toleriert, sagt die Reitschule - und fordert nun öffentliche "Dealboxen".

 

Benjamin Hämmerle

 

Das Kulturzentrum Reitschule ist seit seinem Bestehen mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Drogenumschlagplatz zu sein. Mit einer Informationskampagne wehrt sich die Reitschule seit Anfang Jahr einmal mehr gegen die Vorwürfe. Nun geht sie noch einen Schritt weiter: In der April-Ausgabe der Reitschule-Zeitschrift "Megafon" lancieren die Betreiber eine neue Idee, wie das Kulturzentrum von der Drogenszene entlastet und das Dealerproblem aus dem öffentlichen Raum verbannt werden könnte. Die Stadt Bern solle "Dealer-Corner" oder "Deal-Boxen" einrichten, in denen Käufer und Verkäufer ihr Geschäft anonym abwickeln können, fordert Tom Locher von der Reitschule. Vorbild dafür sind die Verrichtungsboxen, in denen Zürcher Prostituierte künftig ihre Freier bedienen sollen. Ein Aprilscherz? Keineswegs, versichert Locher: "Dealen ist wie Prostitution eine gesellschaftliche Realität, die man mit polizeilicher Repression nicht zum Verschwinden bringt."

 

Zur derzeitigen Situation in der Reitschule sagt Locher, sie sei "gleichzeitig akut und stinknormal". Im Grossen und Ganzen habe sich die Lage entspannt, seit die Reitschule-Betreiber auf dem Vorplatz vermehrt Präsenz zeigten - unter anderem mit einem Sommerbarbetrieb. Die Reitschule spüre es aber sofort, wenn die Polizei andernorts repressiv gegen Dealer und Konsumenten vorgehe. "Dann ist die Szene in null Komma nichts wieder bei uns."

 

"Clubs haben Hausdealer"

 

Bei der Kantonspolizei sieht man es ähnlich. "Die Schützenmatte ist nach wie vor einer der städtischen Brennpunkte, was die Drogenproblematik betrifft", sagt Sprecherin Corinne Müller. Der offene Konsum sei zwar rückläufig, unter anderem, weil er sich zunehmend in den privaten Bereich verlagere. Das Problem des Dealens bestehe jedoch weiter. Die Dealer zu kontrollieren, sei schwierig, da sich die Verdächtigen in die Reitschule zurückzögen und Beamte immer wieder angegriffen würden.

 

Drogenhandel ist im Gegensatz zu Prostitution illegal. Tom Locher sieht darin kein Problem. "Das Dealer-Corner-Modell wird schliesslich in diversen Berner Nachtclubs längst praktiziert und von den Behörden geduldet", sagt er. Dass viele Clubs Drogendeals tolerierten und sogar ihre eigenen Hausdealer hätten, sei ein offenes Geheimnis. Eine Liste mit möglichen Standorten für die Dealboxen hat Locher auch schon parat. Neben Schützenmatte, Kleiner und Grosser Schanze nennt er auch den Bärenpark und weiter vom Zentrum entfernte Lokalitäten wie den Bahnhof Wankdorf. In jeder Box sollen maximal drei Dealer gleichzeitig aktiv sein dürfen, damit keine offene Szene entsteht. Kontrollieren soll das Ganze die städtische Gewerbe- und Marktpolizei - Locher schlägt vor, ein "Deal-Inspektorat" zu schaffen.

 

Was man von der Idee der Dealboxen hält, will man bei der Kantonspolizei nicht explizit sagen. "Wir haben den gesetzlichen Auftrag, den Drogenhandel zu bekämpfen. Deshalb sind offizielle Drogenumschlagplätze keine Lösung für die Polizei", sagt Sprecherin Müller. Für alles Weitere sei die Politik zuständig. Der Behauptung, Drogendeals in Nachtclubs würden stillschweigend toleriert, widerspricht sie. "Die Polizei geht gegen Drogenhandel in Clubs genauso konsequent vor wie auf der Strasse, wenn entsprechende Hinweise vorliegen."

 

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derbund.ch 8.4.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Dealboxen-als-Loesung-fuer-Berns-Drogenprobleme/story/19842265

 

Dealboxen als Lösung für Berns Drogenprobleme?

 

Von Benjamin Hämmerle.

 

Die Reitschule will die Drogenszene vor ihren Toren loswerden. Ein Vorschlag des Kulturzentrums sieht vor, dass Drogendeals in Zukunft nur noch in eigens dafür vorgesehenen Dealboxen abgewickelt werden.

 


"No Deal Area": Der Vorplatz der Reitschule ist trotz des Warnhinweises ein beliebter Treffpunkt für Drogendealer und -käufer. Bild: Benjamin Hämmerle

 

Das Kulturzentrum Reitschule ist seit seinem Bestehen mit dem Vorwurf konfrontiert, ein Drogenumschlagplatz zu sein oder Drogenhandel zumindest zu tolerieren. Mit einer Informationskampagne wehrt sich die Reitschule seit Anfang Jahr einmal mehr gegen die Vorwürfe. Auch die April-Ausgabe der Reitschule-Zeitschrift "Megafon" ist der Drogenthematik gewidmet.

 

Wie virulent ist das Drogenproblem zwischen Reitschule-Vorplatz und Schützenmatte zurzeit? "Die Situation ist gleichzeitig akut und stinknormal", sagt Tom Locher, Mitglied der Mediengruppe der Reitschule. Im grossen und ganzen habe sich die Lage entspannt, seit die Reitschule-Betreiber auf dem Vorplatz vermehrt Präsenz zeigten - unter anderem mit einem Sommerbarbetrieb. Mühsam werde es, wenn sich an den Wochenenden Partygänger und Gelegenheits-Drogenkonsumenten ihren Stoff besorgten. Zudem spüre es die Reitschule sofort, wenn die Polizei andernorts repressiv gegen Dealer und Konsumenten vorgehe. "Dann ist die Szene in null Komma nichts wieder bei uns."

 

Bei der Kantonspolizei sieht man die Sache ähnlich. "Der Raum Schützenmatte ist nach wie vor einer der städtischen Brennpunkte, was die Drogenproblematik betrifft", sagt Sprecherin Corinne Müller. Der offene Konsum von Drogen sei zwar seit rund zwei Jahren rückgängig, was unter anderem darauf zurückzuführen sei, dass sich der Konsum zunehmend in den privaten Bereich verlagere. Das Problem des Dealens bestehe jedoch unvermindert fort. Die Dealer zu kontrollieren, sei zudem schwierig, da sich die Verdächtigen in die Reitschule zurückzögen und Beamte im Raum Schützenmatte immer wieder angegriffen würden.

 

Verrichtungsboxen für Drogengeschäfte

 

Nun kommt aus der Reitschule ein höchst unkonventioneller Vorschlag, wie das Kulturzentrum von der Drogenszene entlastet und das Dealerproblem aus dem öffentlichen Raum verbannt werden könnte. Die Stadt Bern solle auf dem gesamten Stadtgebiet Dealer-Corner oder Dealboxen einrichten, in denen Käufer und Verkäufer ihr Geschäft anonym abwickeln können, fordert Tom Locher in der April-Nummer des "Megafon". Als Vorbild dienen ihm dabei die garageähnlichen Verrichtungsboxen der Stadt Zürich, in denen ab August dieses Jahres Strassenprostituierte ihre Freier bedienen werden.

 

Ein Aprilscherz? Keineswegs, versichert Locher: "Dealen ist wie Prostitution eine gesellschaftliche Realität, die man mit polizeilicher Repression nicht zum Verschwinden bringt. Wenn der Staat Boxen gegen die offene Strichszene propagiert, warum nicht auch gegen die offene Deal-Szene?" In der Tatsache, dass Drogenhandel im Gegensatz zu Prostitution illegal ist, sieht er kein Hindernis. "Das Dealer-Corner-Modell wird schliesslich in diversen Berner Nachtclubs schon lange praktiziert und von den Behörden geduldet." Dass viele Clubs Drogendeals tolerierten und oft sogar ihre eigenen Hausdealer hätten, die die Besucher mit dem gewünschten Stoff versorgten, sei ein offenes Geheimnis, sagt der Reitschule-Exponent. Der Polizei wirft er Doppelmoral vor. Während in gewissen Kreisen und an gewissen Orten Modedrogen wie Kokain offensichtlich toleriert würden, griffen die Ordnungshüter hart gegen die Kleindealer auf der Strasse durch.

 

Eine Liste mit möglichen Standorten für die Dealboxen hat Locher auch schon parat. Neben Schützenmatte, Kleiner Schanze und Grosser Schanze werden beispielsweise die Zytglogge, der Bärenpark, aber auch weiter vom Zentrum entfernte Lokalitäten wie der Bahnhof Wankdorf und die Unterführung Bümpliz genannt. Gemäss dem Vorschlag sollen in jeder Box maximal drei Dealer gleichzeitig aktiv sein dürfen, damit keine offene Drogenszene entsteht. Für die Käufer soll eine maximale Aufenthaltsdauer festgeschrieben werden. Kontrollieren soll das Ganze die städtische Gewerbe- und Marktpolizei - Locher schlägt vor, zu diesem Zweck ein "Deal-Inspektorat" zu schaffen.

 

Die Politik ist zuständig

 

Ob man die Idee der Dealboxen gut oder schlecht findet, will man bei der Kantonspolizei nicht explizit sagen. "Wir haben den gesetzlichen Auftrag, den Drogenhandel zu bekämpfen. Deshalb sind offizielle Drogenumschlagplätze keine Lösung für die Polizei", sagt Sprecherin Corinne Müller. Für alles weitere sei die Politik zuständig.

 

Der Behauptung, Drogendeals in Nachtclubs würden stillschweigend toleriert, widerspricht sie. "Die Polizei geht gegen Drogenhandel in Clubs genauso konsequent vor wie auf der Strasse, wenn entsprechende Hinweise vorliegen." Dass es in Clubs trotzdem zu Verstössen gegen das Betäubungsmittelgesetz komme, könne aber nicht ausgeschlossen werden.


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kulturstattbern.derbund.ch 8.4.13

 

Kulturbeutel 15/13

 

Von Gisela Feuz am Montag, den 8. April 2013, um 05:22 Uhr

 

Frau Feuz empfiehlt:
Berns Kulturgarten wird heute Abend bei Bonsoir Jardin zum dritten Mal gegossen und gedüngt. Im Zentrum steht das Thema "Online Marketing", zur Talkrunde geladen sind Daniel Jörg, Romano Strebel und Nino Ruef. Wer’s romantisch mag, der gehe am Mittwoch ins Kairo. Dort lesen Robert Weber und Falko Hennig aus "Ohne Dich ist alles Staub", eine Sammlung von verschiedensten Texten aus über 100 Jahren, die sich alle irgendwie um Herzensangelegenheiten drehen. Und wer am diesjährigen RaBe-Fest den Berliner Komiker Fil verpasst haben sollte, der gehe am Donnerstag unbedingt ins Rössli der Reitschule.

 

Miko Hucko empfiehlt:
Balkan Beat Box am Freitag im Dachstock unbedingt.

(...)

 

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BZ 8.4.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Schuetz-Pfefferspray-gegen-Polizisten/story/30672749

 

Schütz: Pfefferspray gegen Polizisten

Schützenmatte · Bei einer Kontrolle sind in der Nacht auf Sonntag ein Mann und zwei Polizisten von einem Unbekannten mit Pfefferspray angegriffen worden. Und es flogen Flaschen gegen Polizisten.

 

Der Vorfall ereignete sich gegen 1 Uhr in der Nacht auf Sonntag: Polizisten patrouillierten durch den Lunapark auf der Schützenmatte. Wegen Verdacht auf Drogenhandel hielten sie einen Mann an und wollten ihn bei den WC-Anlagen kontrollieren. In diesem Moment näherte sich gemäss Polizeiangaben von der Unterführung Seite Neubrückstrasse her ein Unbekannter und versprühte Pfefferspray gegen die Beamten.

 

Nebst den beiden Polizisten wurden auch der Angehaltene sowie einige Passanten getroffen. Kurz darauf warfen Personen, die sich unter der Brücke aufhielten, Flaschen in Richtung der Polizisten. Wohin sich die Flaschenwerfer danach begaben, ist laut der Polizei nicht bekannt. Die beiden Polizisten und der angehaltene Mann spülten auf der Polizeiwache anschliessend ihre Augen aus. Der Mann konnte die Wache um 2 Uhr verlassen. Er wird wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt. Dennoch habe er sich für die Hilfe bedankt, wie die Kantonspolizei meldet.

 

Der Vorfall von gestern ist der dritte im Raum Schützenmatte/Reitschule innerhalb eines Monats. Anfangs März wurde eine Polizeipatrouille auf der Schützenmatte mit Flaschen angegriffen, als sie wegen eines zugeparkten Autos zum Einsatz kam. Vor zwei Wochen wurden Mitarbeiter des Verkehrs- und Abschleppdienstes mit Flaschen beworfen. Die Flaschenwerfer flüchteten in die Reitschule. Als die Polizei erschien, flogen ebenfalls Flaschen. pd/wrs

 

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Bund 8.4.13

http://www.derbund.ch/bern/kanton/Polizeibeamte-mit-Pfefferspray-attackiert/story/27916317

 

Angriff auf Polizei - und auf mutmasslichen Dealer

 

Ein Unbekannter hat in der Nacht auf Sonntag auf der Schützenmatte in Bern zwei Polizisten und einen von den Beamten angehaltenen mutmasslichen Drogenhändler mit Pfefferspray attackiert. Alle drei mussten sich auf einer Polizeiwache den Reizstoff abwaschen. Unmittelbar nach der Attacke warfen Unbekannte Flaschen gegen die Polizisten. Wie die Kantonspolizei schreibt, wird der Angehaltene wegen Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz verzeigt. Er habe sich bei den Beamten ausdrücklich für die geleistete Hilfe bedankt. (sda)

 

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20 Minuten 8.4.13

 

Polizisten mit Pfefferspray attackiert

 

Zwei Polizisten und ein Mann sind bei einer Personenkontrolle auf der Berner Schützenmatte mit Pfefferspray angegriffen worden: Die Polizisten kontrollierten in der Nacht auf gestern einen Mann wegen Verdachts auf Drogenhandel. Da näherte sich eine unbekannte Person und besprühte sie. Die Polizisten und der angehaltene Mann, der wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt wird, mussten auf einer Wache behandelt werden. sie

 

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police.be.ch 7.4.13

http://www.police.be.ch/police/de/index/medien/medien/aktuell.meldungNeu.html/police/de/meldungen/police/news/2013/04/20130407_1751_stadt_bern_angehaltenerundpolizistenmitpfefferspraybesprueht

 

Stadt Bern: Angehaltener und Polizisten mit Pfefferspray besprüht

 

7. April 2013

 

In der Nacht auf Sonntag sind bei einer Personenkontrolle ein Mann und zwei Polizisten auf der Schützenmatte in Bern mit Pfefferspray besprüht worden. Sie mussten in der Folge auf einer Wache behandelt werden.

 

In der Nacht auf Sonntag, 7. April 2013, patrouillierten Polizisten durch den Lunapark, welcher zurzeit auf der Schützenmatte in Bern gastiert. Als eine Patrouille wegen Verdachts auf Drogenhandel kurz nach 0100 Uhr einen Mann anhielt und am Rande der Schützenmatte auf der Höhe der Toilettenanlagen einer Personenkontrolle unterziehen wollte, näherte sich von der Bahnunterführung/Neubrückstrasse her eine unbekannte Person und versprühte Pfefferspray gegen die Polizisten. Dabei wurde auch der angehaltene Mann getroffen. Durch den Sprühnebel kamen auch einige Passanten in Kontakt mit dem Reizstoff. Unmittelbar danach warfen Personen von unter der Brücke Flaschen in Richtung der Polizisten.

 

Auf einer Polizeiwache waren weitere Polizisten dem angehaltenen Mann behilflich den Reizstoff aus den Augen auszuspülen. Auch die betroffenen Polizisten konnten sich dort die Gesichter auswaschen.

 

Der angehaltene Mann konnte die Polizeiwache gegen 0200 Uhr verlassen. Obwohl er wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz angezeigt wird, bedankte er sich bei den Polizisten ausdrücklich für die geleistete Hilfe.

 

(boa)

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Landbote 8.4.13

http://www.landbote.ch/detail/article/fuer-mich-gehoert-zu-jedem-essen-ein-bier/gnews/99229851/

Alois Gmür im Interview

 

"Für mich gehört zu jedem Essen ein Bier"

 

Michael Brunner

 

Bern. CVP-Nationalrat Alois Gmür trinkt täglich einen Liter Bier und ist leidenschaftlicher Brauer des Einsiedler Biers. Der Schwyzer über linke Boykottaufrufe gegen sein Bier, deutsche Bierkultur und das schwierige Werben um die Gunst der Frauen.

 

In diesem Gespräch wird es um Bier und um Politik gehen. Welches Thema ist Ihnen lieber?

 

Alois Gmür: Als Braumeister liegt mir das Bier noch immer näher als die Politik. Aber Bier und Politik gehören zusammen. Vor allem früher spielten sie beide am Stammtisch eine zentrale Rolle. Es kommt nicht von ungefähr, dass man von Bierideen spricht.

 

Eine Bieridee ist also nichts Negatives?

 

Nein, Bierideen können sehr nützlich sein. Natürlich muss man sie aber noch genau prüfen, bevor man sie umsetzt. Oft sind sie auch nur dazu da, das Leben etwas heiterer zu gestalten.

 

Ein Berührungspunkt von Bier und Politik sind auch die Abende während Sessionen in Bern. Oder ist es mehr Legende, dass die Parlamentarier auch mal über die Parteigrenzen hinweg bei einem Bier gemütlich zusammensitzen?

 

Nein, das ist schon so. Häufig trifft man sich nach offiziellen Anlässen an der Hotelbar. Dann trinkt man ein, zwei, drei Bier und lernt sich menschlich näher kennen, auch wenn man politisch vielleicht nicht gleicher Meinung ist.

 

(Die Kellnerin im Bundeshauscafé will die Bestellung aufnehmen.)

 

Einen Espresso, bitte.

 

Sie trinken kein Bier, obwohl hier auf Ihre In­itia­ti­ve das von Ihnen gebraute Einsiedler Bier ausgeschenkt wird? Ich habe gelesen, dass Sie jeden Tag mindestens einen Liter Bier trinken.

 

Ja, aber noch nicht zum Znüni. Für mich gehört zu jedem Mittag- und Abendessen ein Bier. Auch bei den Anlässen hier in Bern, wo es fast nur Wein gibt, trinke ich konsequent ein Bier. Das schmeckt mir einfach besser. Das gehört einfach zu mir.

 

Welches ist Ihr Lieblingsbier?

 

Natürlich dasjenige, das ich selber braue. Wir sind eine innovative Brauerei und haben Auswahl. Wir waren in der Schweiz die Ersten, die ein Bier mit Mais brauten. Wir haben auch Dinkelbier, ein naturtrübes Biobier, ein dunkles Bier, ein normales Lagerbier, ein Spezli und neuerdings ein Starkbier. Je nach Lust und Laune wähle ich eher ein leichtes oder ein starkes Bier.

 

Wer braut abgesehen von Ihnen selber das beste Bier?

 

Die Schweizer Brauereien machen alle gutes Bier. Für mich ist die Hauptsache, dass ich selbst an einem Bankett ein Schweizer Bier erhalte und nicht zum Weinkonsum gezwungen werde.

 

Sie müssen das Schweizer Bier ja loben. Tatsache ist aber, dass jedes fünfte in der Schweiz getrunkene Bier aus dem Ausland kommt. Umgekehrt können Schweizer Biere kaum exportiert werden. Was läuft schief?

 

Das ist tatsächlich ein grosses Problem für uns. Noch nie wurde anteilsmässig so viel Bier importiert wie jetzt. Ein Grund ist der starke Franken. So kommt sehr billiges Bier in die Schweiz.

 

Machen Sie es sich nicht etwas einfach? Ein gutes deutsches Bier ist schlicht besser als ein gutes Schweizer Bier.

 

Nichts gegen deutsches Bier. Ich habe meine Ausbildung zum Braumeister in Deutschland gemacht. Mein Urgrossvater mütterlicherseits war ein deutscher Braumeister, kam in die Schweiz und konnte die Brauerei Rosengarten in Einsiedeln kaufen. Als Deutscher hat er in Sachen Bier Entwicklungshilfe geleistet.

 

Dann stimmen Sie also zu: Deutsches Bier ist besser als schweizerisches?

 

Heute ist der Unterschied minim. Ab Brauerei ist unser Bier dem deutschen ebenbürtig. Aber selbstverständlich ist die deutsche Bierkultur ausgeprägter als die schweizerische. Nehmen Sie nur den Umgang mit Biergläsern: In der Schweiz landen diese viel zu häufig in der Abwaschmaschine. Ein Bierglas soll in sauberem Wasser zuerst heiss, dann kalt gespült werden. Schliesslich lässt man es abtropfen. So erhält man ein schönes Bier aus dem Zapfhahn.

 

Neben ausländischer Konkurrenz "droht" auch ein Verbot des Alkoholverkaufs nach 22 Uhr. Ich nehme an, Sie sind nicht begeistert.

 

Sehen Sie, grundsätzlich haben wir das Alkoholproblem im Griff. Der Konsum ging in den letzten 20 Jahren um ein Viertel zurück. Aber viele Junge kennen kein Mass und trinken am Wochenende viel zu viel. Doch ein Verkaufsverbot nützt nichts dagegen, eventuell ist es sogar kontraproduktiv. Dann werden die Jugendlichen früher viel Alkohol einkaufen. Und vielleicht hätten sie dann sogar das Gefühl, sie müssten nun auch wirklich alles trinken, was sie gekauft haben. Um dieses Problem zu lösen, braucht es andere Ansätze.

 

Das ist ein gutes Stichwort. Sie haben ja einen ziemlich originellen Ansatz, um es mal so zu sagen.

 

(Lacht) Viele Junge wissen nicht, wie sie mit dem Alkohol umgehen sollen. Sie gehen in den Ausgang mit dem Ziel, sich zu betrinken. Das kann es nicht sein. Klüger wäre es, man würde auch unter der Woche mal gemeinsam gemütlich ein Bier trinken, statt sich am Wochenende volllaufen zu lassen. Der Bierkonsum sollte besser verteilt sein.

 

Sie haben das nun sehr zurückhaltend formuliert. Im Herbst sagten Sie in einem Interview, die Jugendlichen seien heute schlechter trainiert, weil sie unter der Woche kaum noch mit Vereinskollegen ein Bier trinken gehen. Deshalb würden sie weniger vertragen.

 

Das war im "Anderen Interview" mit der "Neuen Luzerner Zeitung". Aus meiner Sicht ist das ein Gefäss, wo auch mal ein Spass, eine Übertreibung erlaubt ist.

 

Und dann überraschten Sie die heftigen Reaktionen darauf?

 

Ja, meine Aussagen wurden todernst genommen.

 

Das Wort des Neonationalrats Gmür hat halt ein anderes Gewicht als dasjenige des früheren Kantonsrats Gmür. Immerhin haben Sie die oben erwähnte Aussage auch einmal im Schwyzer Kantonsrat gemacht.

 

Als Nationalrat ist man viel stärker im Schaufenster. Im Kantonsrat kennt man auch die Journalisten und hat ein gutes Verhältnis zu ihnen. Die wissen, wie eine Aussage zu verstehen ist.

 

Sie sind auch wegen anderer Aussagen unter Druck gekommen. Viele Ihrer Kunden sind Linke, Sie sind konservativ. Wie gehen Sie damit um, dass Sie nun teilweise boykottiert werden?

 

Alle Kunden kennen mich persönlich. Deshalb hat es mich überrascht, dass Einzelne mein Bier nicht mehr wollen, etwa weil ich bei der Asylgesetzrevision so stimmte wie der Rest der CVP-Fraktion auch. Aber Bier ist ein emotionales Produkt, bei einem Bier wird diskutiert. Da ist es naheliegend, dass man auch über denjenigen redet, der das Bier braut.

 

Haben Sie eine Erklärung dafür, dass vor allem Linke Ihr Bier mögen?

 

Bier ist das Getränk der Arbeiter. Zudem hat es mit der Entwicklung des Biermarktes zu tun. Mittlerweile kon- trollieren Carlsberg und Heineken mit ihren in der Schweiz gekauften Brauereien 75 Prozent des Marktes. Gerade Linken gefällt das nicht, weshalb sie nach Alternativen suchen. Und wir sind von den kleinen, unabhängigen Brauereien eine der leistungsfähigsten und innovativsten.

 

Ihr grösster Kunde ist die linksalternative Berner Reithalle. Da konnten Sie die Wogen glätten.

 

Ja, und natürlich hoffe ich, dass das auch so bleibt, wenn ich bei einer anderen Frage wieder einmal anders stimme als die Linke.

 

Ihre Rettung war, dass Arthur Loepfe, alt CVP-Nationalrat und Verwaltungsratspräsident der Appenzeller Brauerei Locher, noch weiter rechts steht als Sie.

 

Stimmt. In unserer Branche bin ich als gemässigt konservativer CVPler quasi noch einer von den Linken. Die meisten anderen Brauereibesitzer sind bei der FDP oder der SVP.

 

Früher lieferten Sie Ihr Bier persönlich aus. Sie sollen Angst gehabt haben, wenn Sie die Reithalle dafür besuchten?

 

Auf dem Vorplatz hatte es jeweils schon am Morgen um halb neun Uhr merkwürdige Gestalten. Vor allem meine Kinder, die manchmal auch mitkamen, hatten richtig Angst.

 

Als Präsident der Interessengemeinschaft unabhängiger Klein- und Mittelbrauereien kämpfen Sie seit rund einem Jahr intensiv dafür, dass auch Frauen mehr Bier trinken. Mit Erfolg?

 

Unsere Frauen trinken zu wenig Bier. Das wollen wir ändern. Deutschland ist da vorbildlich. Dort trinken viele Frauen Bier und das tut auch ihnen gut, nicht nur den Männern. Deshalb wollen wir bei den Frauen Erfolg haben. Aber das ist, wie in anderen Bereichen, nicht immer so einfach (lacht).

 

Was tun Sie denn für den Erfolg bei den Frauen? Brauen Sie ein spezielles Bier für die Frauen?

 

Nein, die Geschmäcker der Frauen sind verschieden, das gilt auch beim Bier. Deshalb raten wir den Frauen, unsere vielfältigen regionalen Biere zu probieren. Sicher hat es für jede mindestens eines darunter, das ihr schmeckt.

 

In der eigenen Familie sind Sie aber offenbar nicht sehr erfolgreich. Ihre vier Töchter trinken kein Bier.

 

(Lacht) Langsam bringe ich sie auf den Geschmack. Doch es war für mich lange wirklich frustrierend: Da braut man täglich gutes Bier, zumindest glaubt man das. Und die eigenen Töchter mögen es nicht. Immerhin lässt sich mein Sohn zurzeit in München zum Braumeister ausbilden.

 

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Zur Person

 

Alois Gmür (57) ist seit 2011 CVP-Nationalrat. Der Einsiedler ist Miteigentümer und Geschäftsführer der Brauerei Rosengarten. Sein Einsiedler Bier erreicht in der Schweiz einen Marktanteil von 0,5 Prozent. Getrunken wird es vor allem in linken Kreisen. Gmür ist Präsident der Interessengemeinschaft unabhängiger Klein- und Mittelbrauereien und des Spitals von Einsiedeln. In letztgenannter Funktion hat er entscheidend dazu beigetragen, dass in Einsiedeln das erste Babyfenster der Schweiz entstand. Dort können Mütter in Not ihr Kind anonym abgeben. Gmür ist verheiratet und Vater von fünf erwachsenen Kindern. (mbr)