MEDIENSPIEGEL 29. April - 05. Mai 2013

Bund 4.5.13

http://www.derbund.ch/kultur/pop-und-jazz/Weltschmerz-gefuehlig-untermauert/story/15918857

 

Weltschmerz, gefühlig untermauert

 

Von Lena Rittmeyer

 

"Sleepwalker", das zweite Album der Berner Boyband Pablopolar, birgt empfindsamen Sehnsuchtspop. Der ist herzerwärmend, aber zu üppig aufgebauscht.

 


Emotionen will sie durch ihre Musik ausdrücken: Die Berner Indie-Rock-Band Pablopolar. Bild: zvg

 

Mit gesenktem Blick und steifgefrorenen Jeans ziehen sie auf dem Promo-Bild in Turnschuhen durch den Schnee. Auch die gepflegte Umhüllung ihrer Wintermäntel vermag sie nicht warm zu halten, die Berner Buben von Pablopolar, die die Kälte schon im Band-Namen tragen.

 

Denn Frostbeulen scheinen sie sich zugezogen zu haben draussen in der abgestumpften, gefühlskalten Welt. "This is where I always wanna be", singt Manuel Kollbrunner seelenverwundet in der Ballade "Home" und meint genau dort: zu Hause. Und auch "Arlene", eine eingängige Liebeshymne, verkörpert den Wunsch nach Geborgenheit und einem Daheim: "I’ve seen so many places, but this is where I’m home", singt Kollbrunner."Es geht bei uns immer um Verwurzelung, ums Zurückkommen und die Suche nach einem emotionalen oder geistigen Daheim", bestätigt Kollbrunner. "Sehnsucht ist auch immer ein Antrieb, wenn ich selber Musik höre. Ich finde Musik meistens gut, wenn sie etwas ausdrückt, das man erreichen will oder wovon man träumt."Bereits erreicht haben Pablopolar eine Vertragsunterzeichnung beim Major-Label Sony Music, das auch Schweizer Popmusikanten wie Marc Sway oder Ritschi beherbergt. Dort ist nicht nur der Erstling "Any Minute Now", sondern auch das zweite Album "Sleepwalker" erschienen. "Wir haben erst befürchtet, dass uns ein marktführendes Label wie Sony ein musikalisches Diktat auferlegt und uns vorschreibt: So müsst ihr klingen. Wir können aber", so Kollbrunner, "die Musik machen, die uns gefällt."

 

Überladener als das Debütwerk

 

Einzig auf ausgewiesene Bühnenoutfits verzichtet das Quartett fortan: Früher sei man oft in Uniformen aufgetreten - dann bedienten sich die erfolgsverwöhnten 77 Bombay Street ebenfalls dieser Aufmachung, und die angestrebte optische Unverwechselbarkeit lief bald Gefahr, von der Öffentlichkeit als Nachahmung aufgefasst zu werden.

 

Der Wille zur Distinktion, den hätte man auch auf musikalischer Ebene gerne gespürt: Empfindsamer Sehnsuchtspop wurde da aufgebauscht auf CD gebannt und ist mit allerlei Streicher-Pathos und Piano-Brimborium überladener als das Debütwerk. Immerhin: Auf kleine Stürmer und Dränger stösst man hier, die mit herzerwärmendem Idealismus das Leben nach dem letzten Funken Aufrichtigkeit durchforsten.

 

"Wir sind alle emotional verbunden mit unserer Musik, und Emotionen wollen wir auch durch die Musik ausdrücken", beschreibt es Pablo Hofmann, der Schlagzeuger der Gruppe. Etwas gleichförmig wirkt das auf "Sleepwalker", wo letztlich fast jedes der Dutzend Lieder als gefühlige Introspektion den kollektiven Weltschmerz des Quartetts untermauert.

 

Grandios scheitern

 

Dabei reicht die Inspiration weiter: Über Ernest Hemingways Roman "The Old Man and the Sea" hat Kollbrunner das üppig arrangierte Lied "Black Marlin" geschrieben, das auch einen fulminanten Filmsoundtrack hergäbe. Verstärkt wird Kollbrunner gesanglich von der Kosheen-Sängerin Siân Evans. Man habe nach einer Frauenstimme gesucht, "die etwas Kämpferisch-Maskulines und gleichzeitig etwas Feminines ausstrahlt".Wie das von Hemingway geschilderte Ringen eines alten Fischers mit einem riesigen Fisch sollen sich auch die beiden Stimmen in diesem Duett gegenseitig abtasten, bezirzen, aber auch konfrontieren. Und tatsächlich lässt hier Evans Stimme, befreit von ihrem gewohnten Synthiepop-Habitat, erfreut aufhorchen.

 

Hemingways Fischer beeindruckt Kollbrunner: "Geschichten mit einem Protagonisten, der sein Leben hergibt für eine Sache, an die er fest glaubt, und dabei vielleicht auch grandios scheitert, faszinieren mich. Diese Gratwanderung und dieses Fragile möchten wir auch mit unserer Musik ausdrücken." Gescheitert ist auch der chilenische Astronaut Pablo Esteban, der in den Sechzigern den ersten Flug ins Weltall nicht überlebte - seine Kapsel verglühte beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre. Esteban fungierte als Namengeber für Pablopolar. "Für uns ist Esteban ein wahrer Held, denn er hat sich gesagt: ‹Ich machs› - trotz geringer Überlebenschancen", sagt Kollbrunner. "Er ist jetzt für immer in unseren Herzen."


Plattentaufe: 8. Mai, 21 Uhr, Dachstock der Reitschule Bern.

 

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BZ 4.5.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Bundespraesident-Ueli-Maurer-laesst-die-Reitschule-links-liegen/story/19466403

 

Von Markus Ehinger

 

Bundespräsident Ueli Maurer lässt die Reitschule links liegen

 

"Mit der Reitschule kann ich mich nicht identifizieren", sagte Bundespräsident Ueli Maurer beim Rundgang durch den BEA-Gastauftritt der Stadt Bern.

 

Kurz vor 9 Uhr betrat gestern Morgen Bundespräsident Ueli Maurer (SVP) den vor dem BEA-Eingang ausgerollten roten Teppich. Er lauschte dem Militärspiel, liess einen grossen BEA-Ballon in die Luft steigen und streichelte die Kuh namens Lea, die in Begleitung des herzigen Mädchens Bea als Empfangskomitee fungierte. Danach gings direkt in die Curlinghalle, wo die Stadt Bern ihren Gastauftritt hat.

 

Immer an Maurers Seite: Die höchste Schweizerin, Nationalratspräsidentin Maya Graf (Grüne), Ständeratspräsident Filippo Lombardi (CVP), der Berner Regierungspräsident Andreas Rickenbacher (SP), Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) sowie eine grosse Schar von Journalisten. Im Gang in Richtung Auftritt der Reitschule mit ihrem "schwarzen Block" sagte der Stapi zu Maurer: "Rechts gehts zum Stand der Berufsschule, links zur Reitschule. Was bevorzugt der Bundespräsident?" Maurers Antwort folgte prompt: "Ich bleibe rechts."

 

Keine Polemik um Reitschule

 

Eine Polemik um den laut Stapi "witzigen" Auftritt der Reitschule wollte Maurer nicht entstehen lassen. "Die Reitschule gehört halt zu Bern. Es spielt doch keine Rolle, wenn sie sich an der BEA präsentieren kann." Wenn die Stadt Bern der Reitschule eine Plattform bieten wolle, dann solle sie das machen. Maurers Desinteresse konnte Tschäppät nicht ganz verstehen. Später sagte er in die Mikrofone der Radiostationen: "Wenn Maurer lieber Kühe streichelt, ist das sein Entscheid."

 

Maurer ist grosser Bern-Fan

 

Selbst wenn der Bundespräsident die Reitschule links liegen liess, betonte er, wie gut ihm die Stadt Bern gefalle. "Bern ist eine sehr schöne Stadt, und die meisten Berner sind ‹zwäg›. Die Entschleunigung im langsamen Bern tut einem gut." Maurer war schon oft an der BEA. "Wenn man in Bern ist, geht man auch an die BEA." Am besten gefiel dem Magistraten beim Rundgang durch die Curlinghalle der Auftritt der Bernburger mit dem 360-Grad-Panorama. "Die Show ist eindrücklich. Mir gefiel der kurze, selbstironische geschichtliche Abriss der Stadt."

 

Ein T-Shirt für den Bundesrat

 

Im Bern-Pavillon drucken Lernende der Stadtverwaltung T-Shirts. "Es muss keiner hier sein, aber fast alle wollen", rühmte Tschäppät die Lernenden. Natürlich bekam auch der Bundespräsident ein druckfrisches Leibchen in Grösse L inklusive Tragtasche. "Am Schluss des Tages hat er dann einen ganzen Sack voller Prospekte", scherzte Tschäppät.

 

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Bund 4.5.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Ueli-Maurer-hat-Bern-gern/story/28848743

 

Ueli Maurer hat Bern gern

 

Bei der BEA-Eröffnung waren gestern 750 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Kultur anwesend. Mit Ueli Maurer war erstmals überhaupt der amtierende Bundespräsident an der Berner Frühlingsmesse zu Gast.

 

Adrian Schmid

 

(...)

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Das-ist-jetzt-also-der-schwarze-Block/story/10351313

 

Reitschule an der BEA

 

"Das ist jetzt also der schwarze Block!"

 


Anders Thomas Fuchs und Erich Hess: Für das Radio analysieren sie den "schwarzen Block" eingehend. Bild: Valérie Chételat

 

Im Pavillon der Gaststadt Bern an der BEA zieht die Box der Reitschule die Aufmerksamkeit der Besucher und der Medien auf sich. "Das ist jetzt also der schwarze Block!", spricht eine Dame einer Radioreporterin ins Mikrofon. "Der Block sieht aber nicht so schlecht aus", findet die ältere Frau. Sie habe allerdings etwas Mühe, dass sich die Reitschule so präsentieren dürfe: "Zürich hätte die Drogenszene auf dem Letten sicher nicht gezeigt", findet sie.

 

Auch ein Berner Lokalradio will es wissen: Wie reagieren erklärte Reitschulgegner auf den schwarzen Block, der hier als schwarz bemalter Holzwürfel mit Schubladen im rot gestrichenen Kubus steht? SVP-Grossrat Thomas Fuchs und sein Parteikollege Erich Hess analysieren das Werk gemeinsam mit einem jovialen Reporter. "Erich, hast du dein Tag schon platziert?" - "Mein was?" - "Weisst du, die Unterschrift, wie sie die Sprayer machen."

 

Die beiden Politiker bleiben skeptisch, auch nachdem sie einen Blick in die verschiedenen Schubladen geworfen haben. "Da wird die Reitschule aber zu gut dargestellt", findet Fuchs. "Genau in dieses Fach gehören Krawallanten", sagt Hess, während er in eine mit Gitterstäben versehene Öffnung linst. Mit einem breiten Grinsen nimmt er zum Schluss die einmalige Gelegenheit wahr und lässt sich von Fuchs Schulter an Schulter mit dem Reporter vor dem schwarzen Block ablichten.

 

"Das interessiert mich nicht"

 

Nicht alle Besucher lassen sich so intensiv auf die Begegnung mit dem Feindbild ein. "Ich habe Angst, mein Auto auf der Schützenmatte zu parkieren", sagt eine Frau. Dasselbe Gefühl wecke nun auch der Stand der Reitschule: "Ich finde diesen schwarzen Würfel abstossend." Ein älterer Mann schaut sich den Block nur aus der Distanz an, geht zügig am Stand vorüber. "Das interessiert mich nicht", sagt er. Die Reitschule sei ein Schandfleck für Bern.

 

Und so, wie sie sich hier als geschlossener Block präsentiere, wolle er gar nicht erst näher hinschauen. Dann muss er aber auf seine Frau warten. "Ich bin positiv überrascht, welche Vielfalt in diesem schwarzen Block steckt", sagt sie, während sie Schublade um Schublade öffnet.

 

Der BEA-Auftritt entzweit auch ein anderes Paar: "Spannend, welche Kreativität in diesem schwarzen Block steckt", sagt eine Frau. "Es ist schade, dass die Reitschule mit einem schwarzen Block kommt. Die Kreativität der Reitschule steckt doch eben genau nicht im schwarzen Block", findet hingegen ihr Begleiter. (zec)


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srf.ch 3.5.13

Wie das Publikum auf den "schwarzen Block" an der BEA reagiert
(Brigitte Mader, 03.05.2013)
Aus Regi BE FR VS vom 03.05.2013, 12:25 Uhr

http://www.srf.ch/player/radio/popupaudioplayer?id=4f73ba16-2b39-4a42-9f8a-bc1f4bf77b95


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20 Minuten 3.5.13

 

Steff la Cheffe: Poppiger und elektronischer

 

BERN. Steff la Cheffe tauft heute das Album "Vögu zum Geburtstag", eine wuchtige Kreuzung aus Rap-, Elektro-, Pop- und Afrika-Momenten.

 

Zum neuen Look - farbig und haarig - gesellt sich bei Rapperin Steff la Cheffe mit dem neuen Album auch gleich ein neuer Sound: poppiger, elektronischer, gelegentlich afrikanisch und in der Erinnerung massiv basslastiger als das vorherige Album. "Vögu zum Geburtstag" heisst der neue Silberling des "Meitschi vom Breitsch".

 

Getauft wird das gute Stück heute Abend im Berner Dachstock. Und Kenner erwarten ein fulminantes Konzert. Die Gründe: Steff la Cheffe gilt als charismatische und energische Performerin. Das Management der Bernerin kündigt zudem effektvolle Live-Verstärkung an: die Berner Rapper Baze, Lo und Leduc sowie Steffs langjähriger Begleiter Dodo Jud. Ausserdem macht die Platte mit ihrer ganzen musikalischen Wucht schon ohne das Live-Drumherum enorm Lust auf Tanzen.

 

Abgerundet wird das Programm mit einem Konzert der jungen Luzerner Elektro-Rapper GeilerAsDu und einer Afterparty mit zwei erprobten DJs: Kid Silly und Kermit.

 

Pedro Codes

 

Fr, 3.5., 21 Uhr, Steff la Cheffe - Plattentaufe, Dachstock.

 

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Bund 3.5.13

 

Schützenmatte wird aufgewertet

 

Die Schützenmatte zwischen Bollwerk, Aarehang und Reitschule wird oft als Unort bezeichnet. Das könnte sich bald ändern: Der Berner Stadtrat hat einstimmig einen 475 000-Franken-Kredit bewilligt. Mit diesem Geld wird ein Planungsprozess zur Aufwertung des Platzes angestossen. Geht es nach dem Fahrplan des Berner Gemeinderates, könnten erste bauliche Massnahmen bereits 2014 umgesetzt werden. (len)

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Startschuss-fuer-Stadtreparatur/story/29254373

 

Startschuss für Stadtreparatur

 

Von Christoph Lenz

 

Der Unort Schützenmatte soll aufgewertet werden. Darüber herrscht im Berner Stadtrat grosse Einigkeit. Auseinander gehen die Meinungen indes bei der Frage: Stadtpark oder Grossüberbauung?

 


Der Stadtrat will die Betonwüste zwischen Bollwerk, Reitschule und Aarehang aufwerten. Erste Massnahmen sollen bereits 2014 umgesetzt werden. Bild: Adrian Moser

 

Lange Jahre haben sich der Berner Gemeinderat und Stadtpräsident Alexander Tschäppät geziert, das heisse Eisen anzufassen. Gestern nun stand die Zukunft der städtischen "Betonwüste" Schützenmatte im Stadtrat endlich zur Diskussion - und Tschäppät verbrannte sich die Finger nicht. Im Gegenteil. Einstimmig bewilligte der Berner Stadtrat gestern den 475 000-Franken-Kredit, mit dem der Planungsprozess für eine Aufwertung der Schützenmatte angestossen werden soll. Geht es nach dem Fahrplan der Stadtbehörden, dürften schon 2014 erste bauliche Massnahmen umgesetzt werden.

 

So unbestritten der Handlungsbedarf bei der urbanen Brache zwischen Bollwerk, Reitschule und Aarehang - so unterschiedlich sind im Stadtrat die Meinungen, was auf dem Areal entstehen soll. Seitens der SP wurde bisher vorab das Potenzial für Kultur, Stadtleben und Städtebau betont. Gemäss SP-Sprecher David Stampfli hat die Partei aber noch keine konkreten Präferenzen für die künftige Nutzung der Schützenmatte. "Wir sind offen für den Planungsprozess", so Stampfli. Sicher sei aber, dass dieser städtische Raum aufleben müsse, geradeso wie der Bundesplatz nach der Aufhebung der Parkplätze.

 

GB-Stadträtin Stéphanie Penher, die vor fünf Jahren eine Motion zur Schützenmatte einreichte, legte ihr Augenmerk vorab auf die Verkehrssituation: Eine Schliessung der Schützenmattstrasse würde sie "sehr begrüssen". Auch GLP-Vertreter Daniel Imthurn sieht in der Aufhebung dieser Strasse "eine wahnsinnige Vision".

 

"Keine Tabus!"

 

Den bürgerlichen Vertretern schwebt - wenig überraschend - eher eine wirtschaftlich optimale Ausnutzung des Geländes vor: FDP-Stadtrat Christoph Zimmerli forderte schon vor einem Jahr, dass auf der Schützenmatte ein Hochhaus errichtet werde. Gestern wehrte sich Zimmerli aber vorab gegen Scheuklappen: "Keine Denkblockaden! Keine Tabus!", rief Zimmerli in den Stadtratssaal. "Das Potenzial der Schützenmatte ist enorm." Man müsse die Chance wahrnehmen und ein Projekt realisieren, das als Sinnbild einer zukunftsgerichteten Stadt und Region tauge.

 

Etwas konkreter sind die Vorstellungen der SVP. Von einem Stadtpark halte die stärkste bürgerliche Fraktion wenig, so Sprecher Alexander Feuz. Wichtig sei, dass der Stadtrat Mut beweise - Mut zu Neuem. "Im Vordergrund steht für uns ganz klar die Verdichtung. Das Gebiet muss weitgehend überbaut werden." Das sieht man bei der BDP/CVP ganz ähnlich. Man hat sogar schon einen ersten möglichen Mieter gefunden: "Die Schützenmatte wäre der optimale Standort für ein Stadthaus, eine zentrale Stadtverwaltung", findet BDP-Stadtrat Philip Kohli. Ein entsprechender Vorstoss befinde sich in der Pipeline.

 

Konfligierende Interessen

 

Mit dem Projektkredit wird nun ein "innovativer und ergebnisoffener" Planungsprozess initiiert. Dabei will der Gemeinderat den sich teils zuwiderlaufenden Interessen der Stakeholder rund um die Schützenmatte Rechnung tragen. Eine hochkomplexe Aufgabe: Da sind etwa die SBB, denen ein grosser Teil des Bodens rund um die Schützenmatte gehört und die primär den Kapazitätsausbau des Bahnhofs Bern über die nächsten 50 Jahre im Auge haben. Eingeschränkt werden die Handlungsoptionen ferner durch die verschiedenen Verkehrsachsen, die sich an diesem Knotenpunkt kreuzen. Hier will der Stadtrat den Handlungsspielraum durch eine weiträumige Verkehrsstudie ermitteln, wie Kommissionssprecherin Stéphanie Penher erklärte. Schliesslich gibt es Anwohner, Nutzer, Parteien und Verbände - und nicht zuletzt die Reitschule -, die alle eigene Interessen verfolgen.

 

Der Gemeinderat speist drei Grobszenarien in den Prozess ein, die von der weitgehenden Überbauung bis zum Stadtpark reichen. In den Planungsprozess einfliessen sollen nicht zuletzt die Ideen und Erkenntnisse aus dem Schindler Award. Im Rahmen dieses Stadtplanungswettbewerbs entwickelten 2012 mehrere Hundert Studenten aus ganz Europa Projektskizzen für die Schützenmatte.

 

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BZ 3.5.13

 

Schützenmatte

 

Geld für Planung

 

Nun rollt die Planung auf der Schützenmatte an. Der Stadtrat hat 475 000 Franken für die Erarbeitung eines Nutzungskonzepts bewilligt. Quer durch die Parteien lobten Stadträte, dass an dieser zentralen Lage endlich etwas gehe. In der Debatte wurde aber auch klar, dass die Vorstellungen, wie die Schütz künftig aussehen solle, bereits vor der eigentlichen Planung weit auseinandergehen. Christoph Zimmerli (FDP) warnte vor "Kleinkrämerei". Stadtpräsident Tschäppät wies darauf hin, dass auf der Schützenmatte für einen Zeitraum von hundert Jahren geplant werde.wrs

 

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bern.ch 2.5.13

 

Stadtratssitzung vom 2.5.2013

http://www.ris.bern.ch/Sitzung.aspx?obj_guid=0fdb90219cbe4b89ac7a69b72861a7ab

 

6 Planungsprozess Schützenmatte: Phase 1 "Erarbeitung des Nutzungskonzepts"; Kredit2013.GR. 000063              

Vortrag :
http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=b8c1a4add7e04e42ab4f7aafff6fcb8e-332&dVersion=3&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag:%20Planungsprozess%20Sch%C3%BCtzenmatte%20Planungskredit%20Phase%201:%20Erarbeitung%20des%20Nutzungskonzepts;%20Kredit

Beilage:
http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=c5dc1689c7fc44c49ab751dcceb51286-332&dVersion=1&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Prozessarchitektur:%20Planungsprozess%20Sch%C3%BCtzenmatte%20Planungskredit%20Phase%201:%20Erarbeitung%20des%20Nutzungskonzepts;%20Kredit

 

7 Motion Fraktion SP/JUSO (Beat Zobrist. SP): Gestaltungskonzept Bollwerk-Schützenmatte-Hodlerstrasse; Abschreibung 2009.SR. 000037                  

http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=aaf9d0d9ed5d4560b7290d9bd969b689-332&dVersion=2&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag:%20Motion%20Fraktion%20SP/JUSO%20(Beat%20Zobrist,%20SP):%20Gestaltungskonzept%20Bollwerk-Sch%C3%BCtzenmatte-Hodlerstrasse

 

8 Motion Fraktion GB/JA! (Stéphanie Penher/Natalie Imboden, GB): Planungskredit für die Umnutzung und städtebauliche Gestaltung der Schützenmatte; Abschreibung 2009.SR. 000187                     

http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=900d92a46d564ca881d510287bc695ee-332&dVersion=3&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag:%20Motion%20Fraktion%20GB/JA!%20(St%C3%A9phanie%20Penher/Natalie%20Imboden,%20GB):%20Planungskredit%20f%C3%BCr%20die%20Umnutzung%20und%20st%C3%A4dtebauliche%20Gestaltung%20der%20Sch%C3%BCtzenmatte

 

9 Motion Fraktion FDP (Christoph Zimmerli, FDP): Zukunftsprojekt statt No go area: Ein Wolkenkratzer auf der Schützenmatte! 2012.SR. 000086                      

http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=bef2eaa2b921451091d42cfa636d8a6b-332&dVersion=1&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag

 

10 Motion Fraktion BDP/CVP (Martin Schneider, BDP/Béatrice Wertli, CVP): Gewährleistung eines geordneten Betriebs der Reitschule mit dem Leistungsvertrag sicherstellen 2012.SR. 000154                     

http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=9f87e63681044d7c9fc3f8059a1f1c15-332&dVersion=1&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag:%20357-12-000169;%20Ablehnung

 

11 Motion Fraktion GB/JA! (Stéphanie Penher/Natalie Imboden, GB): Bollwerk, Schützenmatte und Zugangsachsen besser beleuchten; Begründungsbericht 2009.SR. 000375             

http://www.ris.bern.ch/Dokument.ashx?dId=d48f2e48dd864fdb81d0f017a6e7667c-332&dVersion=1&dView=Dokument&dext=pdf&dFilename=Vortrag%20f.%2014.03.13

 

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kulturstattbern.derbund.ch 2.5.13


"Synapse, ich hör dir trapsen"

 

Von Gisela Feuz am Donnerstag, den 2. Mai 2013, um 10:52 Uhr

Eins vorneweg: Die Herren Smith & Smart sind sich für keinen, aber wirklich absolut keinen musikalischen Unfug zu schade und das live mitzuerleben ist grösstmögliches Unterhaltungs-Kino! Gestern waren die zwei Rabauken aus Berlin im Rössli der Reitschule zu Gast und es war eine wahre Freude den beiden dabei zuzuschauen, wie sie - noch ein bisschen bleich von der Feier am Vorabend, deswegen aber keinesfalls weniger dynamisch - ihren deutschen Sprechgesang aufs Publikum abfeuerten und sich dabei bei so ziemlich allen möglichen und unmöglichen Genres der Musikgeschichte bedienten.

Frischfröhlich kreuzten die Herren Smith & Smart Criss Cross mit Prodigy, auf eine einwandfreie Hardcore-Einlage folgte brettharter Techno, dann wieder wurde über die 80er-Jahre hergezogen, um gleich darauf den unsäglichen Münchner Freiheit- Hit "Ohne Dich" anzustimmen. Dabei kalauerte, freestylte, kommentierte und zitierte Herr Smart (der für sein Mundwerk ja eindeutig einen Waffenschein bräuchte) mit viel Witz, Geist, Liebe zur Sache und Selbstironie, während Herr Smith (der übrigens so heisst, weil er eines Morgens nach einer durchzechten Nacht ausgesehen habe wie der Frontmann von The Cure) wie wild an den Plattentellern rumfuhrwerkte und diese auch gerne mal verkehrt herum bediente.

Man könne ruhig auch einfach im Geiste mitklatschen, allenfalls mit den Synapsen, wenn man sich ansonsten nicht bewegen möge, erklärte Bewegungstherapeut Smart gestern dem Rössli-Publikum gutgelaunt. Bewegt haben sich dann allerdings ausnahmslos alle, und zwar bis in die hintersten Reihen, denn es ist schwer sich nicht von der guten Laune und den äusserst tanzbaren Beats von Smith & Smart anstecken zu lassen. Da ertappt sich selbst die gestandenste Musikspezialistin dabei, wie sie plötzlich frischfröhlich bei "vamos a la playa" mitsingt. *hüstel* Macht aber nüscht.

Smith & Smart sind mit ihrem neuen Album "Anderdogs" live am Samstag 18. Mai im Café Bar Mokka zu sehen. Hingegen! Und wer mehr über die beiden Herren, ihren Werdegang und ihren musikalischen Hintergrund hören möchte, der soll hier das Smith & Smart-Interview auf 95,6 RaBe vom 19. Februar 2013 nachhören. 

 

 

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Bund 2.5.13

 

Motorpsycho

 

Musik für kleine Psychos

 

Die Gruppe Motorpsycho tut, was sie will. Meistens ist das recht psychedelisch, und fast immer ist es sehr gut.

 

Ane Hebeisen

 

Popstar in Norwegen sollte man sein. Zumindest scheint dieser Titel im Norden nicht dazu zu führen, dass man in vorauseilender Vorsicht den musikalischen Konsens sucht und nur noch in Hitradio-Dimensionen denkt. Die Herren von Motorpsycho sind solche norwegischen Popstars; fast jedes ihrer zahlreichen Alben hüpft kurvenlos auf Platz eins der norwegischen Charts, und Zuhörer des staatlichen Senders P3 (das norwegische Pendant zu SRF 3) waren vom Motorpsycho-Song "Vortex Surfer" dermassen begeistert, dass er 1999 24 Stunden lang nonstop über den Äther lief.

 

Erreicht hat die Band diesen Nimbus mit kernigem Indierock, der die schöne Melodie ebenso schätzt wie die psychedelische Ausuferung, und mit einem Œuvre, das bis ins Jahr 1989 zurückreicht. So weit, so gut. Doch für die Norweger kein Grund, bequem zu werden. Immer wieder gehen sie Kooperationen mit Genre-fremden Tonkünstlern ein, unterbreiten ihrer Anhängerschaft auch mal ein Free-Jazz-Metal-Album (das fulminante "The Motor Source Massacre"), das dann auch tatsächlich keinen Niederschlag in den Hitparaden fand. Egal. Die weltweite Fangemeinde verehrt Motorpsycho fast schon kultisch, da lag auch noch ein Science-Fiction-Jazz-Doppelalbum mit dem Trondheimer Jazzorchester drin. 2012 ist dieses unter dem Titel "The Death Defying Unicorn" erschienen und ermunterte das geistige Oberhaupt von Motorpsycho, Hans Magnus Ryan, zu folgendem Statement: "Wir sind eine Band, die stetig auf der Suche nach Entwicklung ist. Die Zusammenarbeit mit dem Orchester war nicht nur eine Herausforderung, sondern auch ein Fingerzeig." Die Anhänger begannen zu rätseln und zu bangen, ob dieser Fingerzeig nun das Ende der lärmenden Gitarren bedeuten könnte. Im April dieses Jahres wurden sie erlöst. Auf dem neuesten Werk "Still Life With Eggplant" spielt der Jazz höchstens eine Nebenrolle, dafür klingt sonderbarer Achtzigerjahre-Art-Rock an, komplex und verwinkelt wie immer, unwahrscheinlich gut wie eh und je. Und wir warten auf das erste Free-Jazz-Album von Baschi.

 

Reitschule Dachstock Sa, 4. Mai, 21 Uhr.

 

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Kulturagenda.be 2.5.13

 

"Der kleine Nick" im Kino in der Reitschule

 

Sicherlich ist so manchem Erwachsenen die Geschichte von "Le petit Nicolas" (1959) ein Begriff aus dem Französischunterricht. Mittlerweile gibt es die Erzählung von René Goscinny für den Nachwuchs von heute auch als Film. Auf einfühlsame Art und Weise wird in "Der kleine Nick" (2009) die Geschichte des kleinen Schlitzohrs erzählt.

Kino in der Reitschule, Bern. So., 6.5., 13.30 Uhr

 

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Kulturagenda.be 2.5.13

http://www.kulturagenda.be/aktion/kolumnen/klartext/uber_die_anarchismus-filmreihe_in_der_reitschule/

 

Klartext über die Anarchismus-Filmreihe im Kino in der Reitschule

 

Das Kino in der Reitschule zeigt einen Monat lang Filme zum Thema Anarchismus. Die neun gezeigten Werke beleuchten das Thema dabei aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln. Der 22-jährige Philosophiestudent Dänu Morgenthaler (Pseudonym) engagiert sich im Kino in der Reitschule und ist bekennender Anarchist. Im Gespräch gibt er Auskunft über die Filmreihe - und über gelebten Anarchismus.

 

Dänu Morgenthaler, Sie wollen nur unter einem Pseudonym Auskunft geben. Weshalb?

 

Obwohl der Anarchismus für eine gerechtere, freiere Welt steht, müssen sich bekennende Anarchisten leider noch immer vor Repressionen und Problemen etwa bei der Stellensuche fürchten. Dies ist sehr schade, aber eine Tatsache. .Liebe, Anarchie - jetzt. heisst der Titel der Filmreihe zum Thema Anarchismus.

 

Liebe und Anarchie, passt das zusammen?

 

Anarchismus wird oft mit Chaos und Gewalt in Verbindung gebracht. Doch Anarchismus will einzig eine Gesellschaft ohne Herrschaft. Eine, in der kein Mensch mehr Wert hat als ein anderer, in der alle gleich, aber keinesfalls gleichgeschaltet sind. Im gelebten Anarchismus behandeln sich die Menschen mit grösstmöglichem Respekt, haben gegenseitiges Vertrauen und pflegen eine faire Kommunikation. Diese drei Punkte erinnern mich an die Liebe.

 

Die basisdemokratische Struktur, wie sie das Kino in der Reitschule kennt, könnte man als gelebten Anarchismus bezeichnen. Was bedeutet dies für den Betrieb des Kinos?

 

Das Kinokollektiv existiert nicht losgelöst von der Umwelt, die nun mal nach kapitalistischen Prinzipien funktioniert. Innerhalb der Gruppe gilt allerdings, dass nur jene Dinge umgesetzt werden, die im Konsens beschlossen worden sind - also nur Sachen, mit denen alle leben können. Insofern gibt es keine Diktatur der Mehrheit. Dies ist elementar im Anarchismus.

 

Diese Haltung fordert von allen Beteiligten ein grosses Mass an Sozialkompetenz und Geduld.

 

Natürlich. Sozialkompetenzen sind aber lernbar. Dabei passieren Fehler, und daraus zu lernen, ist Teil des Prozesses.

 

Kann dies auch im Grossen funktionieren?

 

Dass es funktioniert, zeigt beispielsweise die anarcho-syndikalistische Selbstverwaltung Kataloniens während des Spanischen Bürgerkriegs, die der Film "Vivir la utopiá" (Do., 2.5., 20.30 Uhr, und Fr., 17.5., 21 Uhr) beleuchtet. Leider wurde die Selbstverwaltung durch das Franco-Regime blutig beendet. Viele sind jedoch nach wie vor überzeugt, der Mensch sei zu egoistisch für den Anarchismus. Es ist aber vor allem der Kapitalismus, der uns dazu bringt, Egoisten zu sein.

 

Die gezeigten Filme reichen von der Komödie über die Polit-Doku und den Rebellenfilm bis hin zur bitterbösen Satire. Welches Bild soll vermittelt werden?

 

Dass Anarchismus möglich ist, der nicht im Chaos endet. Aber auch, dass es viele Formen von Anarchismus gibt. Dieser wird stets von den beteiligten Menschen nach ihren Wünschen und Bedürfnissen geprägt. Einige der Filme setzen sich zudem mit der Frage nach der Definition des Anarchismus auseinander. So fragt beispielsweise der Film "Animal Liberation Front" (Fr., 11.5., 21 Uhr), ob auch Tiere gleichberechtigte Wesen sind.

 

Anarchismus ist eine grosse Vision, manche sagen eine grosse Utopie. Wie leben Sie Anarchie im Alltag?

 

Für mich fängt es damit an, dass man im Familien- und Freundeskreis eine gute Gesprächskultur pflegt, Entscheidungen zusammen trifft. Zudem ist es mir wichtig, die Mit- und Umwelt respektvoll zu behandeln und andere zu animieren, dies ebenfalls zu tun.

 

Interview: Basil Weingartner

 

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WoZ 2.5.13

 

Anarchie

 

Das Berner Reitschulkino lädt ein zum Anarchiezyklus. Der Genfer Filmemacher Nicolas Wadimoff fiktionalisierte in "Opération Libertad" (2012) den Linksterrorismus. Er erzählt die Geschichte von fünf FreundInnen, die Ende der siebziger Jahre die Machtverhältnisse in der Gesellschaft durch eine praktische Tat angreifen wollen. Der Überfall auf eine Filiale der SBG (die heutige UBS) soll die Öffentlichkeit aufrütteln, geht aber verhängnisvoll schief.

 

Im Film "La Estrategia del caracol" (1993) wird von einem alten Mietshaus in einem Vorort der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá erzählt: Der Besitzer, ein Emporkömmling, will die BewohnerInnen auf die Strasse setzen. Es sind Don Jacinto, der alte Anarchist, Romero, der Anwalt, der keine Zulassung hat, doch die Gesetzestricks kennt, ein junger Revolutionär, ein Pater, der im Diesseits Befriedigung sucht, Gabriel, der sich als Gabriela verkauft, eine Alte, die mit einem Scheintoten lebt und der ein Wunder geschieht. Jacinto entwickelt einen schlitzohrig-genialen Plan, wie man die noch verbleibende Zeit bis zum angedrohten Rauswurf nutzen kann: die Strategie der Schnecke.

 

Bern Kino in der Reitschule, Neubrückstrasse 8. "Opération Libertad": Fr, 10. Mai, 21 Uhr. "La Estrategia del caracol": Do, 16. Mai, 20.30 Uhr.

 

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Kulturagenda.be 2.5.13

 

Berner Rapperin im Afroaufzug

 

Steff la Cheffe lässt sich auf ihrem neuen Album "Vögu zum Geburtstag" über zugeschriebene Rollen und das Nachtleben aus. In erster Linie gilt: Party ist Trumpf. Gefeiert wird im Dachstock.

 


Steff la Cheffe, Piratin mit Papagei, freiheitlicher Haarpracht und Tanzfieber.© Peter Hauser

 

Über das Wieviel darf sich Stefanie Peter alias Steff la Cheffe nicht beklagen. Über das Worüber wundert sie sich hingegen sehr. Im Song "Ha ke Ahnig" thematisiert die Rapperin das Medieninteresse, das sich allzu oft auf die eigentlich längst abgefeierte Sensation beschränke, dass sie als Frau Rapmusik macht. Wenn man nun aber die Berichte der letzten Tage über ihr neues Album "Vögu zum Geburtstag" liest, hegt man Zweifel, ob die Zeilen auch etwas genützt haben. Da wird ohne erkennbare Ironie gefragt, ob eine Frau so selbstbezogen rappen dürfe wie ein Mann. Oder Steff la Cheffe wird als tapfere Kämpferin im Haifischbecken des männlichen Rap dargestellt, ohne dass ihre Musik Thema wäre. Wenn im Jahr 2013 so über Musikerinnen geschrieben wird, muss man ernüchtert konstatieren, dass es in der Schweizer Musik um die Rollenbilder noch schlecher steht als in anderen Bereichen der Gesellschaft.

 

Tanz ist Trumpf

 

Item, Steff la Cheffes neues Album ist da, und es ist eine bemerkenswerte Platte geworden, die bunt daherkommt und den Sommer vorwegnimmt. Perkussionisten, Bläser und ein ganzes Streichorchester haben mitgewirkt. Afrika ist musikalisches Gastland in den dichten bis überdrehten Arrangements von Produzent Dodo Jud. Tanz ist Trumpf: "Mein erstes Album ‹Bittersüessi Pille› war musikalisch vielseitig und hatte auch Balladen, jetzt wollten wir vor allem tanzbare Songs, die abgehen", erklärt die Musikerin. Die nachdenkliche Steff la Cheffe gibt es zwar noch in Songs wie "Schäri, Schtei, Papier", in dem sie über eine Trennung sprechsingt. Aber die verstecken sich gut zwischen energiegeladenen Stücken wie "Meitschi vom Breitsch" oder "Baggere". Das heisst aber nicht, dass in all der musikalischen Ausgelassenheit nicht auch relevante Themen Platz hätten. In "Grächtigkeitsgass" rappt sie zusammen mit den Gästen Lo & Leduc über das Berner Nachtleben. Gut möglich, dass der Titel zur Hymne für die nächste unbewilligte Partydemo "Tanz dich frei" (geplant am 25. Mai) wird. Was hält sie denn von den Bemühungen der Stadt für den Berner Ausgang? "Es geht in die richtige Richtung. Aber wir alle müssen in der Stadt unseren Platz haben. Wir lassen uns nicht in ein Party-Ghetto zum Beispiel im Wankdorf verdrängen", sagt sie.

 

Die grosse Popkelle

 

Musikalisch haben sich Steff la Cheffe und ihr Team nicht gescheut, auf "Vögu zum Geburtstag" mit der grossen Popkelle anzurichten. Diese schöpft aus Elektromusik sowie aus eingängigen afrikanischen Rhythmen. Das ist aus zweierlei Gründen kein Zufall. Zum einen ist diese Mischung gerade sehr en vogue (man denke etwa an die heisse neue Platte "Kokokyinaka " der Zürcher Elektromusikerin Oy), zum anderen pflegen Rapperin Steff la Cheffe wie Produzent Dodo persönliche und musikalische Beziehungen zu Südafrika. Auf einer gemeinsamen Reise dorthin entstanden auch Aufnahmen, die später ins Album einflossen. Auch wenn ihr der eine oder andere männliche Kollege in Sachen Rap-Geschwindigkeit oder sonstigem technischem Firlefanz überlegen ist: Diese Musikerin hat Charisma, Biss und gute Geschichten - und ist damit den meisten Rappern weit voraus.

 

Michael Feller

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Plattentaufe: Dachstock, Bern

Fr., 3.5., 21 Uhr. www.dachstock.ch

2 Tickets gewinnen: tickets@kulturagenda.be

 

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kulturstattbern.derbund.ch 1.5.13

 

Die Giraffe bleibt zuhause

 

Von Christian Zellweger am Mittwoch, den 1. Mai 2013, um 13:33 Uhr

 

Damit die AUA-Berichterstattung nicht zu kurz kommt, soll hier noch vom Montagabend im Tojo berichtet werden.

 

 

Wenn die Bühne der einzig öffentliche Ort ist, an dem geraucht werden darf, ist es dann wirklich eine Pause, wenn da während der Pause auf der Bühne für die Zuschauer eine Raucherecke eingerichtet wird (die auch rege genutzt wird)? Oder ist es nur ein besonders subtiler Publikumseinbezug in einem Stück, das sich zwar am Thema Interaktion abarbeitet, zwischen Zuschauer und Bühne aber eine ganz klare (Klebeband-) Grenze zieht?

 

"Das Gesetz der Interaktion von isolierten Punkten in einem definierten Feld oder Die Geschichte der Giraffe die (zu viel) Angst macht" ist ja ein Titel, mit dem alleine ein Blogpost schon fast gefüllt wäre. Neben dem fülligen Titel brachte das Duo Zooscope aus Lausanne vor allem einen französischen Akzent mit und - gewissermassen als Dritten im Bunde - einen Hellraumprojektor.

 

Da wurden dann ganz klassisch Folien aufgelegt, querbeetes Wissen aus Büchern rezitiert zum Thema Theater und Interaktion, Atome und Elektrone gezeichnet Zwecks Demonstration des unvermeidlichen Zusammenkommens der einzelnen Einsamen. Zum einen. Zum anderen aber verwandelte sich das kahl gehaltene Tojo mit etwas Musik und den entsprechenden Folien-Konstruktionen in eine Musical-Bühne, in einen Alptraum-Raum ohne Versteck, oder ein psychedelisches Cartoon-Setting.

 

Und wie schliesst man ein Stück, wenn man die aristotelische Theaterdramaturgie durcheinander gebracht hat und das "gute Ende" schon vor dem Mittelteil spielte, gleich nach dem "guten Anfang"? Einfach ganz gross inszenieren! Dramatische Musik und Gesten, Champagner, Rosen und Konfetti ins Publikum und schon hat man eine Standing Ovation, wie sie ein Hellraumprojektor wohl sonst nie erlebt.

 

Auch wenn das Stück zwischendurch zu einer etwas langezogenen kabarettistischen Nummernrevue verkam, im Grossen und Ganzen wurde man ganz trefflich unterhalten an diesem Montagabend. Und die letzten Konfetti im Bett erinnern auch noch am Mittwoch daran.

 

(Und das mit der Giraffe? Ach, das war dann doch nur ein Ablenkungsmanöver.)


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Bund 1.5.13

 

Aristoteles und die Atome

 

Das Lausanner Duo Zooscope zerlegt das Theater in seine Bauteile.

 

Lena Rittmeyer

 

Die Giraffe aus dem überlangen Stücktitel kommt nur ganz kurz vor. Sie ist imaginär und wird als reines Ablenkungsmanöver herbeibeschworen. Mit ihrem Auftauchen ("Oh, eine Giraffe") geht endlich das Saallicht aus. Und der "gute Anfang", der auf sich warten liess, ist fulminant: Nur mithilfe eines Hellraumprojektors verwandelt sich das Tojo-Theater zum Soundtrack von "What a Feeling" in eine bestechende Musical-Lichtshow und Broadway-Persiflage: Im Gegenlicht und Zigarettenrauch wirft man sich in grosse Posen, auf der Leinwand rotieren bewusstseinserweiternde Visuals.

 

Zuerst die Theorie

 

Doch bevor man dem Publikum das Vergnügen dieser Darbietung, quasi der Probe aufs Exempel, gönnt, gibts erst mal viel Theorie. "Das Gesetz der Interaktion von isolierten Punkten in einem definierten Feld oder Die Geschichte der Giraffe, die (zu viel) Angst macht" lautet der Titel des Stücks, in dem Adrien Rupp und Katy Hernan der Lausanner Gruppe Zooscope den Zuschauern die einfachen und doch wirkungsvollen Mechanismen der Theatermaschinerie vorführen.

 

Laut der aristotelischen Dramentheorie brauche ein anständiges Theaterstück Anfang, Mittelteil und Schluss. Zentral ist auch die Interaktion, und diese erfordere erstmal eine Grenzziehung, ein komplementierendes Energielevel oder einen grossen Kern. Denn was für Atome gilt, das wenden Rupp und Hernan auf Biegen und Brechen auf den Menschen an.

 

In einem konfusen Vortrag auf einer leeren und ausgeleuchteten Bühne vermittelt das Duo in charmant gebrochenem Deutsch ihr zweifelhaftes Halbwissen. Genial dabei ist, wie die zwei Welschen nicht nur die einzelnen theoretischen Bauteile des Theaters demonstrativ offenlegen, sondern mit ihrem Stück gleichzeitig beweisen, wie wenig es eigentlich braucht, um das Publikum für sich zu gewinnen. Hingabe etwa, wie die von Hernan, die, ergriffen von Trennungsängsten, das Publikum am Gehen hindern will. Vieles ist dabei allzu klamaukig und ausgedehnt, und doch überwiegt die Neugier daran, was in diesem aberwitzigen Treiben als Nächstes folgt. So wird die Pause etwa ans Ende des Stücks verlegt und die Zuschauerschaft zu Wein und Gesprächen auf die Bühne gebeten.

 

Und wer möchte, spendet etwas an die Getränke für das nächste Publikum, für welches Zooscope die Korken knallen lassen.

www.auawirleben.ch

 

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BZ 1.5.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Die-Jugendsuenden-der-Reitschueler-an-der-BEA/story/15495454


Die Jugendsünden der Reitschüler an der BEA

 

2013 ist keine Premiere. Reitschüler hatten schon früher Auftritte an der BEA. Allerdings nachts - und auch sonst in einem dunkleren Bereich als wohl in diesem Jahr.

 

Die Reitschule zeigt sich ab Freitag an der BEA. Mit einem schwarzen Block mit Schubladen (siehe Ausgabe von gestern). Das kann Klischees zusätzlich festigen - oder dazu führen, dass sich die Reitschule in einem besseren Licht präsentieren kann, als in jenem, in dem sie für einige bisher erschien.

 

Ein weit zurückliegender BEA-Auftritt von Reitschülern jedenfalls warf ein dunkles Licht auf das Kultur- und Politzentrum. Und dies nicht nur, weil die Auftritte nachts stattfanden, wie die Reitschule-Zeitung "Megafon" in ihrer neuen Ausgabe in Erinnerung ruft. Doch der Reihe nach. Ende der 80er-Jahre reinigten gut 25 Personen aus dem Umfeld der Reitschule und der Hüttensiedlung Zaffaraya im Auftrag eines Putzunternehmens die BEA-Hallen. Die Jobs waren beliebt: Nachtarbeitslöhne, gute Atmosphäre. WGs sollen sich mit Esswaren durchgeschlagen haben, die von der Arbeit mitgebracht worden waren. Und ab und zu soll das verdiente Geld direkt beim Frühstück beim Klassenfeind Schweizerhof wieder ausgegeben worden sein.

 

Mit den Einsätzen kamen Probleme. Es häuften sich in dieser Zeit die Diebstähle auf dem Messegelände. Die BEA reagierte und engagierte eine Sicherheitsfirma, um die Putzequipe zu überwachen. Resultat: Es wurde mehr gestohlen. Eine zweite Sicherheitsfirma kam zum Einsatz - um die Arbeit aller zu überwachen. Resultat: Es wurde mehr gestohlen. Der Schaden soll mehrere Hunderttausend Franken betragen haben.

 

Die Sicherheitsleute waren es nicht. Denn: An der BEA sei damals "gezielt geklaut" worden und "politisch missliebige Stände" seien sabotiert worden, steht im "Megafon". Die Beute wurde in Depots gebunkert, damit sie tagsüber weggeschaffen werden konnte. So hätten sich Beteiligte teilweise "den politischen Kampf finanziert". Treibende Kraft sei eine "kleine Bewegung" gewesen, die sich mit dem kollektiven Stehlen als "Instrument der subversiven Revolution" auseinandergesetzt habe. Die BEA reagierte. Sie hatte zwar keinen direkten Einfluss darauf, wen die Putzfirmen einstellte. Als die Sache aufflog, gings aber schnell. Alt-BEA-Direktor Karl Bürki: "Irgendeinisch isch es de eifach nümm gange."

 

Eines können nach der Publikation der Geschichte nicht mal die schärfsten Kritiker der Reitschule vorwerfen: Dass sie nicht zur üblen Jugendsünde steht. Im Herbst wurde die Reitschule 25 Jahre alt. In diesem Alter sind die meisten ja schon etwas reifer und erwachsener.

Wolf Röcken

 

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megafon.ch 1.5.13

http://megafon.ch/html/artikel.php?IDArtikel=1876

 

Reitschule an der BEA-Pferd (Megafon Nr. 379 Mai 2013)

 

BEA: PUTZ DICH FREI MIT DEM ''SCHWARZEN BLOCK''

Auch wenn die Präsenz der Reitschule an der BEA-Pferd von einigen Medien und der SVP als aussergewöhnlich betrachtet wird: Die Verbindungen zwischen Reitschule und BEA sind historisch viel älter als manche meinen. Denn ähnlich wie der Alt-68er und ehemalige deutsche Aussenminister Joschka Fischer in den 1970ern, hatte ab Ende der 1980er auch die Reitschule eine "Putzgruppe" - nicht an Demos, sondern an der BEA.

Oder um präziser zu sein: Nicht die Reitschule selber als Institution, sondern Leute aus dem näheren und weiteren Umfeld von Reitschule und Zaffaraya. Bis zu 25 dieser beim damaligen Bürgertum als "Chaot_innen" Verpönten stellten mit der Zeit fast die ganze Putzgruppen-Belegschaft, reinigten in Kleingruppen aufgeteilt nachts während der BEA-Saison die Ausstellungshallen und konnten sich so Teile ihres "subversiven" Lebensunterhaltes verdienen. Ab und zu gönnten sie sich nach getaner Arbeit ein ausgiebiges Frühstück beim "Klassenfeind" im Schweizerhof. Angestellt wurden die Leute durch die noch heute für den BEA-Putz zuständige Honegger AG, die wiederum durch den damaligen BEA-Direktor Karl Bürki - ein FDPler - beauftragt waren. Die Jobs waren nicht nur wegen der hohen Nachtarbeit-Löhne beliebt - das durch die personelle Zusammenstellung ermöglichte kollektive Arbeiten sorgte für eine angenehme Arbeitsatmosphäre und ganze linksalternative WGs sollen teilweise von von der BEA-Nachtarbeit mitgebrachten Esswaren gelebt haben.

Überwachtes Millionen-Klauen

Da in dieser Zeit massiv Waren und Geld geklaut wurde - laut Zeitzeug_ innen etwa im Umfang von einer Million Franken - wurde auch die Putzequipe verdächtigt. Daraufhin wurden Securitas angestellt, die die einzelnen Putzkleingruppen im Auge behalten mussten. Trotzdem wurde immer noch geklaut - sogar mehr als vorher. Woraufhin im Jahr darauf zusätzlich die Protectas eingestellt wurde, welche die Arbeit der Securitas überwachen musste. Allerdings nutzte auch dies nichts. Was wohl auch unter anderem daran lag, dass angesichts der Tatsache, dass nicht selten während dem Auf- und Abbau der Stände Sachen verschwanden, es wohl einige Standbetreiber_innen selbst waren, die angesichts der hohen BEA-Standgebühren kleinere und grössere Versicherungsbetrüge verübten.

Die BEA subventioniert die subversive Gegenöffentlichkeit

Doch auch einige Politische waren nicht untätig. Verschiedene Zeitzeug_innen bestätigen, dass in dieser Zeit an der BEA von einigen Leuten gezielt geklaut und politisch missliebige Stände sabotiert worden waren. Es wurde ausgespäht, wo was zu holen war, wo die Standbetreiber_ innen die Tresorschlüssel aufbewahrten oder wie die Alarmanlagen funktionierten. Was nachts geklaut worden war, wurde innerhalb des BEA-Geländes in Depots oder sogar in Abfalleimern gebunkert und dann tagsüber risikofrei weggeschafft. Dadurch konnten die Beteiligten sich selbst und den kollektiven politischen Kampf teilweise finanzieren. So wurden Ende der 1980er zum Beispiel grosse Teile des Video-Equipements der Reitschule-"Volxbibliothek" (heute Infoladen) über die BEA-Aktionen technisch und finanziell aufgerüstet.

Prekariats-Selbsthilfe

Einer der Hintergründe für das organisierte kollektive Klauen war eine kleine Bewegung innerhalb des Reitschule-/Zaffaraya-Umfeldes, die angesichts ihres Daseins als Prekariat (keine Ausbildung, miese Jobs, chronische Geldnot etc.) angefangen hatten, sich mit Diebstahl-Techniken auseinanderzusetzen und den kollektiven Klau als Instrument der subversiven Revolution zu propagieren. So wurden Ladendiebstahl-Techniken "erforscht" und zum Beispiel alugefütterte Taschen fabriziert, um die Laden-Alarmanlagen auszutricksen. Im damaligen "Megaphon" gab es über mehrere Nummern Artikel mit technischen und strategischen Tipps für den kollektiven Ladendiebstahl.

Nachtrag

Jahre später - mensch wird ja älter und manchmal auch Handwerker_ in oder Bio-Kleinunternehmer_ in - hatten einige Ehemalige aus der Putzgruppe zwecks Eigenwerbung selber Stände an der BEA. Und nun sogar die Reitschule selbst. So kann es gehen.

 

(Als Audio-Version auch in der Megafon-Schublade im "Schwarzen Block" am BEA-Stand der Reitschule hörbar)


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Bund 30.4.13

 

BEA-Gaststadt Unter dem Motto "Wir leben Bern" präsentiert sich die Stadt Bern ab Freitag an der Frühjahrsmesse BEA. Der Auftritt soll Berns Vielseitigkeit unterstreichen und zum Schmunzeln, Denken und Staunen anregen. Ein Rundgang.

 

Völlger-Panorama und schwarzer Block

 

Adrian Schmid

 

In der Curlinghalle befindet sich das Zentrum des Gastauftritts der Stadt Bern. In einem grossen, dunklen Raum wurde eine "Piazza" eingerichtet, welche symbolisch von der Aare und zehn Brunnen umsäumt wird. Es hat aber keinen Chindlifrässer und keine Justizia. Oben auf den Brunnen befinden sich Figuren von Mani Matter oder Albert Einstein. An den Wänden rund um die Piazza herum sind in regelmässigen Abständen Zitate in Schnürchenschrift erkennbar. "Die Ahre ist fon Wasser gemacht. Sie ist so was wie ein See, aber es hat fiel mehr strom darin", steht an einer Stelle geschrieben. Die Fehler sind gewollt. Die von Drittklässlern verfassten Zitate stammen aus dem kleinen Bestseller "Ein Berner Schädel ist nicht fon Plastigg" aus dem Jahre 1974. Weiter oben hängen grosse, runde Bildschirme an der Wand. Auf den ständig wechselnden Fotos sind Persönlichkeiten und typische Güter aus der Stadt Bern abgebildet. Mal leuchtet ein Bild mit dem Ovomaltine-Schriftzug auf, mal eines von YB-Stürmer Samuel Afum, auf anderen Fotos sind Jimy Hofer oder Züri West erkennbar. Während der BEA werden auf der Piazza dann auch Konzerte mit Berner Musikern über die Bühne gehen.

 

Rund um die Piazza führt ein Laubengang. In insgesamt 26 Kuben präsentieren sich das Kunstmuseum, das Gymnasium Neufeld, das Marzili-Bad oder die Reitschule. Der Auftritt der Reitschule hat ja schon im Vorfeld der BEA viel Staub aufgewirbelt. Und wie präsentiert sich das Kultur- und Begegnungszentrum nun? Mit einem grossen, schwarzen, eckigen Block. Die Wände rundherum sind rot gestrichen. Im schwarzen Block selber hat es zig Schliessfächer, in welchen das Angebot der Reitschule vorgestellt wird. Beim Durchstöbern findet man in einem Fach ein "Heidi"-Buch, in einem anderen eine Coca-Cola-Flasche mit der Aufschrift "Cocktail", in einer Schublade kommt ein Raum der Reitschule als Modell mit Legofiguren zum Vorschein.

 

Ein Highlight ist der Auftritt der Burgergemeinde Bern. Diese entführt die Besucher mit einer Panorama-Show in die Zeit um 1900. Gezeigt wird eine digitalisierte Form des Völlger-Panoramas. Diese 360-Grad-Ansicht der Stadt Bern hat der Fotograf Hermann Völlger im Jahr 1894 auf dem Münster aufgenommen. Damals war das Gelände hinter dem Historischen Museum noch eine grüne Wiese. Der Komiker Massimo Rocchi fungiert beim Zeitsprung als Reiseleiter. Er hat dabei keine Berührungsängste mit den Figuren der "Belle Epoque". Lenin, Einstein, Theodor Kocher: Alle bekommen ihr Fett weg. Übrigens soll die Panorama-Show im Herbst 2014 in der Innenstadt nochmals gezeigt werden, wie Stadtpräsident Alexander Tschäppät am Rande des Rundgangs verriet.

 

"Wir zeigen an der BEA die Lebendigkeit und Vielseitigkeit der Stadt", sagt Barbara Hayoz. Die ehemalige FDP-Gemeinderätin ist Präsidentin des Vereins Wir leben Bern, welcher den BEA-Auftritt auf die Beine gestellt hat. Alexander Tschäppät freuen vor allem die vielen Facetten des Auftritts. Er hofft zudem, dass dank der BEA der Stadt-Land-Graben ein Stückchen zugeschüttet werden kann. Die BEA zieht ja traditionell gerade auch viele Besucher aus ländlichen Kantonsregionen an. "Wir wollen dem Land zeigen, dass man keine Angst vor uns haben muss", sagt Tschäppät.

 

Der Gastauftritt der Stadt Bern beschränkt sich allerdings nicht nur auf die Curlinghalle. Im Eingangsbereich der Ausstellungshalle 2.1 zeigt sich das internationale Bern. An der Decke hängen Fahnen aus aller Herren Länder. Darunter ist ein langer, roter Teppich ausgerollt. Daneben sind Geschenke ausgestellt, welche die Stadt erhalten hat. Da findet man nicht nur ein Buch aus Rumänien, sondern auch ein Racket von Roger Federer, Klitschkos Boxhandschuhe oder einen Ball, mit welchem an der Euro 08 gekickt wurde.

 

Wer nach all diesen Eindrücken eine Pause braucht, der kann auf dem BEA-Gelände ein Nickerchen machen. Zum Gastauftritt der Stadt gehören auch sechs Themenzimmer, in welchen die Besucher einchecken können. Wer am Abend gar nicht mehr nach Hause will, kann auch gleich die Nacht dort verbringen. Die BEA als Hotel: Das hats bisher noch nie gegeben.

 

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BZ 30.4.13

 

Schwarzer Block an der BEA

 

Stadt Bern. Seit gestern ist bekannt, wie sich die Reitschule an der BEA präsentiert: als Schwarzen Block (siehe Bild). Dieser enthält 24 Schubladen und Klappen, die einen Blick hinter die Kulissen des Kultur- und Begegnungszentrums ermöglichen sollen. Die Reitschule ist eine von 26 Institutionen, die sich in der Curlinghalle auf Einladung der Stadt präsentieren. Insgesamt erstreckt sich der Auftritt der Stadt als Gastregion über vier Standorte. Ein Höhepunkt dürfte der Auftritt der Burgergemeinde sein: Massimo Rocchi zeigt in einer Multimediashow Bern um 1900.hae

 

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BEA   ● Gastauftritt der Stadt Bern

 

Bernburger und Schwarzer Block: Die Stadt zeigt ihre Vielfalt

 

Vier Tage vor der Eröffnung gewährten die Verantwortlichen des Gastauftritts der Stadt Bern an der BEA erste Einblicke: Die Burgergemeinde trumpft mit Massimo Rocchi auf, die Reitschule präsentiert einen schwarzen Block mit reichem Innenleben - und die Stadt inszeniert Brunnen, wie sie heute errichtet würden.

 

Allein die Tatsache, dass die Stadt Bern Gastregion an der diesjährigen BEA ist, scheidet die Geister. Die einen sehen darin eine reizvolle Übungsanlage, andere finden den Besuch bei sich selber eine Schnapsidee. Besonders viel zu reden gab im Vorfeld die Einladung an die Reitschule, sich an der Messe zu präsentieren. Und tatsächlich nahm das städtische Kultur- und Begegnungszentrum die Einladung an: Als eine von 26 Institutionen aus den Bereichen Bildung, Kultur, Hauptstadt, Wohnen, Sport und Wirtschaft bespielt die Reitschule einen Kubus. Die Kuben sind durch einen Laubengang verbunden, der ein bisschen Altstadtambiente in die Curlinghalle zaubert. Gestern gewährten die Verantwortlichen erste Einblicke.

 

24 Zugänge zur Reitschule

 

Auf den ersten Blick beschränkt sich der Auftritt der Reitschule auf einen schwarzen Block. Wer auf die Reitschule reagiert wie ein Stier auf ein rotes Tuch, dürfte sich davon provoziert fühlen: Als Schwarzer Block wird die vermummt und martialisch auftretende Gruppe bezeichnet, die bei Demonstrationen linker Gruppierungen regelmässig mitmarschiert. Die Reitschule sei das Rückzugsgebiet des Schwarzen Blocks, monieren Kritiker.

 

Auf den zweiten Blick ist der schwarze Block an der BEA ein Holzwürfel mit 14 Schubladen und 10 Klappen. Dahinter präsentieren sich die Arbeitsgruppen, Räume und Projekte der Reitschule, wie deren Mediengruppe schreibt: "Wer sich getraut, bekommt die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu schauen." Dies solle "die Vielfalt und Bandbreite des Polit- und Kulturzentrums" zeigen. Während hinter einem Türchen zwei Steckenpferde warten, liegen in einer Schublade Gummigeschosse. Einen eigenwilligen Zugang zur Gewaltdebatte liefert ein Kärtchen im selben Schubladenfach: "Reiche Eltern für alle, sonst gibts Krawalle" steht darauf.

 

Wie die Mediengruppe mitteilte, werden immer mindestens zwei Personen den Stand der Reitschule betreuen, "Red und Antwort stehen und allfällige Fragen klären".

 

20 Musik-Acts aus Bern

 

Alexander Tschäppät (SP) machte gestern nicht zum ersten Mal klar, wie er die Rolle der Reitschule in Bern sieht. "Sie gehört zu Bern wie die Burgergemeinde", sagte der Stadtpräsident. Der Kubus der Burger überragt alle anderen und dürfte mit dem Völlger-Panorama ein grosses Publikum anlocken (siehe Zweittext).

 

Gesäumt ist die Curlinghalle von zehn Brunnen, wie sie vielleicht heutzutage gebaut würden (siehe Kasten "Brunnen"). Ansonsten prägt eine grosse Leere die Halle. "Hier kann man mal 15 Minuten ausruhen", sagte Tschäppät. Aber Obacht: Jeden Tag um 13 und 17 Uhr finden auf der "Piazza" akustische Konzerte statt. Dafür buchte "Mr. Gurtenfestival" Philippe Cornu 20 Acts aus der Berner Musikszene.

 

Am Rand der "Piazza" steht eine Nachbildung des Lischetti-Brunnens an der Postgasse. Barbara Hayoz, Ex-Gemeinderätin und Präsidentin des Vereins "Wir leben Bern", bewies gestern, dass die Kopie wie das Original begehbar ist, wobei sie sich für ihren "Auftritt von oben herab" entschuldigte. Hier können sich Besucher zu Reden aufschwingen oder mindestens per Knopfdruck ein Foto von sich selber machen.

 

Auftritt an vier Standorten

 

Insgesamt erstreckt sich der Auftritt der Stadt und ihrer Partner über vier Standorte. Der Eingangsbereich des Geländes wird von Stadtgrün Bern gestaltet und soll zum Verweilen einladen. Die Eingangshalle 2.1 zeigt das internationale Bern, Bern als Hauptstadt sowie Partner aus der Wirtschaft. In der Festhalle schliesslich gestalten Hotellerie Bern und Mittelland und Gastro Stadt Bern einen Auftritt.

 

Christoph Hämmann

 

Bern an der BEA Dossier zur BEA:

bea.bernerzeitung.ch

 

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20 Minuten 30.4.13

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Reitschule-geht-mit-Schwarzem-Block-an-BEA-17955499

 

Reitschule geht mit Schwarzem Block an BEA

 

BERN. Der Schwarze Block kommt an die BEA: Die Reithalle nimmt dabei ihre Kritiker auf die Schippe. Nicht alle finden es witzig.

 


Stapi Alexander Tschäppät getraut sich und guckt in das Innere des Schwarzen Blocks.

 

Achtung, Ironie: Die Reitschüler präsentieren sich an ihrem Stand an der Frühjahrsmesse als Schwarzer Block. "Die BEA-Besucher sollten die Reitschule auf den ersten Blick so vorfinden, wie sie in den Medien häufig dargestellt wird - als Schwarzer Block", erklärt die Mediengruppe der Reithalle den ungewöhnlichen Auftritt. Doch wer sich getraue, könne einen Blick in den grossen Holzwürfel mit 14 Schubladen und 10 Klappen werfen und hinter die Kulissen der Reithalle blicken. Dahinter verbergen sich mehr als Vorurteile und viele bunte Informationen zu den Angeboten des alternativen Kulturzentrums, wie etwa dem Tojo-Theater. "In stundenlanger Arbeit haben die Reitschüler Porträts geschrieben, gesägt und gebastelt. Schliesslich wurden die vielen Einzelarbeiten zum Block zusammengefügt", so die Mediengruppe.

 

Stapi Alexander Tschäppät findet Gefallen am Reithallen-Würfel: "Das ist doch genau typischer Berner Humor." Gar nicht lustig findet dies SVP-Fraktionschef Roland Jakob: "Es kann nicht sein, dass man den gewalttätigen Schwarzen Block als Teil von Bern zählt." Nun will er eine Gegenaktion an der BEA planen. Wie diese aussieht, hält er noch geheim. Die Stadt Bern ist dieses Jahr Gastregion an der BEA und präsentiert sich unter anderem mit 26 Kuben - eben einer dieser wurde von der Reithalle gestaltet. Die BEA geht am Freitag auf.

Sophie Reinhardt

 

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https://www.facebook.com/beuchat 29.4.13

 

Beuchat Henri:

Tschäppät gibt dem "schwarzen Block" ein zweifelhaftes Schaufenster. Das verlangt nach Klärung. Dieser Akt der Dreistigkeit kann mit Fug und Recht als grotesk, pervers, unangebracht und höchst unsensibel bezeichnet werden. Der "Schwarze Block" sorgt regelmässig für Schrecken und Grauen in Schweizer Städten.

 

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blick.ch 29.4.13

http://www.blick.ch/news/schweiz/bern/nur-die-reithalle-bleibt-ganz-brav-id2287334.html

 

Berner BEA lockt mit Zeitreise-Show und Mittagschläfchen Nur die Reithalle bleibt ganz brav

 

BERN - Die Stadt Bern enthüllte heute ihren Gastauftritt für die Berner BEA. Sie punktet mit spektakulären Zeitreisen und Übernachtungsmöglichkeiten direkt auf dem Gelände.

 

Es gibt Dinge, die muss man einfach gesehen haben. Etwas, das man kaum beschreiben und nur schlecht zeigen kann - so ein Coup ist Bern für die nächste BEA gelungen, wie sie heute Morgen an der Präsentation ihres Auftrittes enthüllte. Eine Zeitmaschine katapultiert die Besucher ins Bern von 1900. In einem Raum eröffnet sich dem Besucher ein Rund-um-Panorama vom Berner Münster von damals.

 

Das alleine ist schon interessant. Etwa beim Blick in Richtung Kirchenfeldbrücke. Kurz hinter dem Helvetiaplatz, wo heute tausende von Häuser stehen, begann damals bereits das weite Nichts.

 

Ironischer Reiseführer

 

Aber beim Panorama allein bleibts nicht. Massimo Rocchi agiert nämlich als gewitzter Reiseführer durch die damalige Zeit ("Von Wattenwyl wurde leider in Afrika von einem Löwen gefressen. Nun steht er ausgestopft im Museum...der Löwe, nicht von Wattenwyl.")

 

Diese Multimedia-Vision ist aber nicht das Einzige, mit dem sich Bern als Gaststadt an der diesjährigen BEA in Erinnerung behalten wird. "Wir setzen auf Ruhe und Rhythmus", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät. "Denn die diesjährige BEA wird vom Bundespräsidenten und den beiden Ratspräsidenten besucht, also wird sicher dort schon genug gescheit geschwätzt." Und so spielen in der Berner Halle täglich um 13 und 17 Uhr Musiker auf. Gus MacGregor, Nils Burri, Luk von Bergen oder Menci & Band.

 

Braver Reithalle-Auftritt

 

Rundherum haben sich kleinere Partner angesiedelt. Etwa die Reithalle mit ihrem langerwarteten Auftritt: Ein eher enttäuschender Griff in die "Vorurteils-Schubladen" bei einem Kunst-Kubus. 

 

Auch vor Ort vertreten ist das Parlament, es lockt die Besucher mit einem Quiz. "Es erstaunt mich", sagt Tschäppät, "dass man noch nicht früher auf die Idee kam, auch das Bundeshaus an die BEA einzuladen."

 

Auch erstmals wird man an der BEA übernachten können. Die Lernenden der Berner Hotels haben sechs Zimmer vorbereitet. Für 50 Franken pro Nacht oder 10 Franken pro Mittagsschlaf kann man hier zwei Augen zudrücken.

 


Kunst statt Kommunikation: Der Auftritt der Reithalle.

 

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Regionaljournal Bern 29.4.13

http://www.srf.ch/news/regional/bern-freiburg-wallis/die-stadt-bern-praesentiert-sich-an-der-bea

 

Die Stadt Bern präsentiert sich an der BEA

 

Joël Hafner

 

Als Gaststadt musste sich Bern etwas einfallen lassen, um das Publikum auf eigenem Boden zu begeistern.

 


Stadtpräsident Alexander Tschäppät untersucht den schwarzen Block der Reitschule. SRF

 

Bern zeigt sich in Bern einem Berner Publikum. Das ist nicht ganz so einfach. Mit Witz und Charme präsentiert sich die Stadt von ihren verschiedensten Seiten. Mit dabei: Müll, ein Schwan, das Meer und der schwarze Block.

 

Audio:

Bern an der BEA (Joël Hafner, 29.04.2013) 1:10 min

http://www.srf.ch/player/radio/popupaudioplayer?id=89f7f547-09e3-4838-bf74-555be78ef46c

 

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derbund.ch 29.4.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Der-Schwarze-Block-kommt-an-die-Bea/story/20417147

 

Der Schwarze Block kommt an die Bea

 

Von Martin Erdmann.  

 

Die Reitschule präsentiert sich an der Bea mit einem Objekt, das tiefgründiger ist, als es auf den ersten Blick scheint. Zudem zeigen die Stadt und ihre Partner eine Zeitreise mit Massimo Rocchi und viel Müll.

 


Der Schwarze Block der Reitschule. Bild: mer

 

Die Einladung sorgte für Wirbel: Die Stadt Bern wollte die Reitschule als Aussteller an der Bea. Wie sich diese an der Frühlingsmesse präsentieren wird, war bisher völlig unklar. Jetzt ist das Geheimnis gelüftet: Die Reitschule bringt den Schwarzen Block an die Bea - und zwar wortwörtlich. In ihrem Kubus steht ein schwarzer Holzwürfel. In diesem steckt jedoch mehr, als von aussen zu sehen ist. Verschiedene Klappen bieten Einblicke in das Innenleben der Reitschule.

 

Barbara Hayoz hielt sich die Option auf die Handbremse offen: "Hätte die Reitschule mit ihrem Auftritt gegen die guten Sitten verstossen, dann hätten wir eingegriffen." Die Präsidentin des Vereins "Wir leben Bern", welcher den Auftritt der Stadt Bern und ihrer Partner organisierte, musste jedoch nicht intervenieren. "Die Reitschule präsentiert sich sehr vielseitig. Das passt in unser Konzept. Es ist ein gelungener Auftritt."

 

SVP plant geheime Aktion

 

SVP-Fraktionschef Roland Jakob hat den Bea-Auftritt der Reitschule schon im Vorfeld kritisiert und eine Gegenaktion angekündigt. Was genau geplant ist, bleibt teilweise geheim. "Der Schwarze Block informiert auch nicht, was er plant. Jetzt machen wir das auch mal so", sagt Jakob gegenüber DerBund.ch/Newsnet.

 

Nur so viel ist klar: Am 4. Mai will die SVP an ihrem Bea-Stand über das Thema Sicherheit informieren. Kernpunkt: die Reitschule. "Wir akzeptieren nicht, dass die Reitschule dem Schwarzen Block Unterschlupf bietet und dadurch die Stadt Bern immer unsicherer wird", sagt Jakob. Die SVP will an der Bea "ohne Polemik und nur mit Fakten" über die Situation aufklären.

 

Wird die Ausstellung der Stadt gerecht?

 

Die Reitschule besetzt aber nur einen der 26 Kuben, welche die Stadt Bern in der Curlinghalle repräsentieren sollen. Dabei wurde dem Klischee den Kampf angesagt. "Wir wollen Bern als vielseitige und dynamische Stadt mit internationaler Ausstrahlung präsentieren. Auf die gängigen Vorurteile wurden verzichtet", sagt Hayoz.

 

Mit diesem Konzept sollen neue Publikumssegmente erschlossen werden. Denn die Bea würde hauptsächlich von Leuten aus der Region Bern besucht werden, sagt Hayoz. Das soll in diesem Jahr anders sein. "Wir hoffen, dass wir möglichst viele Stadtberner mit unserer Ausstellung an die Bea locken können."

 

Doch werden sich diese mit dem Gezeigten identifizieren können? "Die Mehrheit der Städter wird sich in der Ausstellung wiederfinden", sagt Hayoz. Zudem soll das musikalische Rahmenprogramm - das es mit der Waldbühne des Gurtenfestivals aufnehmen könne, wie Hayoz sagt - auch vermehrt junges Publikum anziehen (siehe Kasten).

 

Burgergemeinde setzt auf Komik

 

Die Abteilung Entsorgung und Recycling der Stadt Bern hat ihren Kubus zugemüllt. Es soll gezeigt werden, mit was die Stadt jeden Tag zu kämpfen hat. Wesentlich aufgeräumter präsentiert sich die Schule für Gestaltung Bern und Biel. In ihrem Kasten hängt ein Mobile. Das Marzili lässt sich von einem Schwan vertreten und am Ende des Ganges wird für den Ausbau des Berner Bahnhofs geweibelt.

 

Den eindrücklichsten Auftritt sicherte sich jedoch die Burgergemeinde. Sie lädt zu einer schwindelerregenden Zeitreise durch Berns Vergangenheit ein. Reiseleiter: Massimo Rocchi. Der Komiker flitzt auf einem gigantischen Rundbild hin und her und erzählt Anekdoten wie Lenins Faszination für Glühbirnen, oder wie dem Kunstmaler und Grosswildjäger Bernhard von Wattenwyl von einem Löwen der Kopf abgerissen wurde.

 

Doch seit wann macht die Burgergemeinde auf lustig? Christophe von Werdt von der Burgergemeinde gesteht, dass die Darbietung eher ungewohnt ist - jedoch mit Absicht. "Wir haben uns bewusst für eine humoristische und selbstironische Darbietung entschieden. Wir wollen das Publikum dadurch überraschen."

 

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bernerzeitung.ch 29.4.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Von-der-Reitschule-bis-zur-Burgergemeinde--Stadt-Bern-an-der-Bea/story/22486760

 

Von der Reitschule bis zur Burgergemeinde - Stadt Bern an der Bea

 

Am Freitag öffnet die Frühjahrsmesse Bea ihre Tore - mit Bern als Gaststadt. Die Burgergemeinde präsentiert sich dabei Seite an Seite mit dem alternativen Kulturzentrum Reitschule, wie ein Medienrundgang vom Montag zeigte.

 


Alexander Tschäppät bei der Begehung am "schwarzen Block" der Reitschule. Bild: Urs Baumann

 

Berns Stadtpräsident Alexander Tschäppät und alt Gemeinderätin Barbara Hayoz als Präsidentin des Vereins "Wir leben Bern" führten die Medien zu den verschiedenen Schauplätzen, an denen sich die Stadt Bern und ihre Partner den Bea-Besuchern vorstellen.

 

Auf besonderes Interesse stiess der Auftritt der politisch immer wieder umstrittenen Reitschule - er hatte im Vorfeld für Kritik gesorgt. Die Reitschule präsentiert sich in einem von 26 Kuben in der Curlinghalle auf dem Bea-Gelände - mit einem "schwarzen Block".

 

Zu sehen sind aber nicht etwa vermummte Demonstranten, sondern ein schwarz gestrichenes Möbelstück mit Schubladen und kleinen Schranktüren, hinter denen sich Informationen zu den Angeboten des Kultur- und Begegnungszentrums auf der Schützenmatte verstecken.

 

Mit Witz stellt sich auch die Berner Burgergemeinde dar: Eine elfminütige Show führt den Bea-Besucher auf einem digitalisierten 360-Grad-Panoramabild mit 85 Quadratmetern Leinwand zurück ins Bern um 1900 - mit dem Komiker Massimo Rocchi als Fremdenführer. In einem "Ahnenpalaver" diskutieren zudem burgerliche Persönlichkeiten aus verschiedenen Epochen über die Burgergemeinde.

 

Parlament erstmals an einer Messe

 

Neben Burgergemeinde und Reitschule haben weitere Berner Institutionen und Organisationen solche Kuben gestaltet, darunter die Universität, das Berner Bildungszentum Pflege, die Innenstadtorganisation Berncity, der Grand-Prix und die Fasnacht.

 

Auch das internationale Bern stellt sich an der Bea dar. Und in der als weitläufige Piazza gestalteten Curlinghalle finden täglich Konzerte mit Berner Musikern statt. Organisiert haben dieses Rahmenprogramm die Macher des Gurtenfestivals um Philippe Cornu.

 

Wer dann immer noch nicht genug hat, kann sogar an der Bea übernachten, in einem von sechs Themenzimmern, welche die Stadt Bern in der Festhalle eingerichtet hat. Das sei ein Novum in der Geschichte der Bea, unterstrich Vereinspräsidentin Hayoz.

 

Weil die Stadt Bern Gast ist, präsentiert sich erstmals auch Bundesbern an der Bea, es sei der erste Auftritt der Bundesversammlung an einer Publikumsmesse, schreiben die Parlamentsdienste in einer Medienmitteilung. Am Stand des Parlaments sind täglich ein bis zwei Ratsmitglieder anwesend, um den Dialog mit den Bea-Besucherinnen und -Besuchern zu pflegen. Diese können in einem Quiz ihr Parlamentswissen testen, als Preis winkt ein Besuch im Bundeshaus.

 

Bea mit zwei Sonderschauen

 

Die traditionelle Frühjahrsmesse Bea dauert vom 3. bis zum 12. Mai. Sie wartet mit zwei Sonderschauen auf, wie die Organisatoren von der Bernexpo AG in einer Medienmitteilung schreiben.

 

In der Schau "tunBern.ch" des Handels- und Industrievereins des Kantons Berns können Kinder zwischen 7 und 13 Jahren in die Welt der Naturwissenschaft und Technik eintauchen.

 

Und in der Sonderschau "BKW Energiewende live" will der bernische Energieversorger BKW Antworten auf Fragen rund um das Thema Energiewende geben. Parallel zur Bea findet gleichenorts die Nationale Pferdemesse statt.

(dln/sda)

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kulturstattbern.derbund.ch 29.4.13

 

Kulturbeutel 18/13

 

Von Resli Burri am Montag, den 29. April 2013, um 05:54 Uhr

 

(...)

 

Fischer empfiehlt:
Das Buskers-Besuchern noch bestens in Erinnerung gebliebene Pullup Orchestra am Donnerstag im Rössli. Zehn Mannen mit abverdienten Jazz-Sporen und einer Mission: Brass und HipHop zusammenzubringen. Tönt gut!

 

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Bund 29.4.13

 

Das Kollektiv Neue Dringlichkeit bei Auawirleben

 

Lippenbekenntnisse hinter dem Zaun

 

Dunkelhäutige Babypuppen fliegen in weitem Bogen auf die Bühne. Als geballte Ladung industriell hergestellten schlechten Gewissens landen sie vor den Füssen der drei Abgesandten des Zürcher Theaterkollektivs Neue Dringlichkeit. "Brazilification" heisst das Stück, in dem Miriam Walther Kohn, Christopher Kriese und Marcel Grissmer, alle drei mit persönlichem Brasilien-Bezug, die klaffende Kluft zwischen Arm und Reich bespiegeln ("Berner Woche" vom 25. April). Anschauungsgegenstand sind die Favelas, verlotterte Barackensiedlungen wie etwa in São Paulo, wo die organisierte Kriminalität einen auf gute Nachbarschaft macht und sich angeblich auch mal gegenseitig Eier oder Mehl ausleiht.

 

Ein Maschendrahtzaun durchschneidet im Tojo-Theater in V-Form den Bühnenraum, ein Sinnbild natürlich für die scharfen sozialen Grenzen zwischen den Weissen, die "mit Jetski durchs Meer donnern", und den sehr häufig schwarzen gewaltbereiten Habenichtsen, die einfach "zu viel ficken" und noch mehr hungrige Kinder in die Welt stellen. Sodass selbst das Reisehandbuch "Lonely Planet" vor ihnen warnt.

 

Direkt, ungefiltert und teils improvisiert tragen die drei Darsteller in dunklen Synthetikanzügen solche Textschnipsel, Gedanken und Zitate vor. Mit bürgerlichem Namen sprechen sie einander an, erläutern ihre Familiengeschichte, die uns nach Brasilien führt, schildern Überfälle auf der Strasse oder die Entdeckung der eigenen Sexualität auf einer Autofahrt durch die Favelas. Auch mit politischen Statements wird nicht gespart: Es gebe keine Alternative zum Kapitalismus, verkündet der eine; gewaltbereite Arme sollten verschwinden, verlangt der andere.Zur Illustration einer Erzählung wird eine Rolle kurz markiert; Textpassagen gipfeln in Musikeinlagen, etwa einem Sprechgesang über Pelzmäntel und den "Abstand zur Niedrigkeit" zu trashigen Laptop-Beats. Doch all den Lippenbekenntnissen fehlt die dramaturgische Verbindung. So entsteht eine Art verkopftes Diskurstheater, das vieles mit Worten berührt, aber nur weniges in eine anschauliche Form bringt.

 

Lena Rittmeyer