Basler Zeitung 5.11.08

Kaserne annulliert Konzert des Jamaikaners Capleton

BASEL. Die Homosexuelle Arbeitsgruppe Basel-Stadt feiert einen Erfolg: Die Kaserne Basel beugt sich dem Protest und bläst den Auftritt des Jamaikaners Capleton von morgen Donnerstag ab. Ausschlaggebend dafür ist ein Video, das im Internet kursiert und angeblich belegt, dass Capleton entgegen seiner Beteuerungen noch immer schwulenfeindliche Texte verbreitet.
> Kulturmagazin 3

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Die Kaserne beugt sich dem Druck

Das Capleton-Konzert wird kurzfristig abgesagt

Christian Gebhard

Die Kaserne verzichtet überraschend auf den Auftritt des homophoben Reggaesängers Capleton. Ein YouTube-Video hat den Ausschlag dafür gegeben.

Bekam die Kaserne kalte Füsse? "Nein", sagt ihr Geschäftsführer Thomas Keller, "diese Absage ist keine kurzfristige Aktion." Das stimmt zumindest teilweise. Der angekündigte Auftritt des Reggae- und Dancehall-Sängers Capleton entfachte in den vergangenen Wochen eine Debatte zwischen der Kaserne und den Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel (Habs).

Videobeweis. Grund für die Auseinandersetzung ist, dass der jamaikanische Reggae-sänger in verschiedenen seiner Songs zu Gewalt gegen Homosexuelle aufruft. Es sind sogenannte Battyman-Tunes mit Titeln wie "Burn Out Di Chi Chi" oder "Hang Them Up". Die Ausdrücke "Chi Chi" oder "Battyman" stehen im jamaikanischen Patois abschätzig für schwule Männer.

Auf Druck von Veranstaltern hat Capleton im Mai 2007 den "Reggae Compassionate Act" unterschrieben - eine Charta, die ihn zum Aufführungsverzicht von homophoben Songs verpflichtet (die BaZ berichtete).

In den vergangenen Tagen hat die Berner Projektgruppe "Stop Murder Music" ein YouTube-Video aufgespürt, in dem Capleton Ende 2007 erneut schwulenfeindliche Texte gesungen hat. Homosexuellen-organisationen sahen nun die geforderte Absage des Konzertes von morgen Donnerstag als unausweichliche Konsequenz.

Dass die Kaserne so kurzfristig einlenkt, kommt überraschend, zeigte sich die musikalische Leiterin Laurence Desarzens am Montag an einer Podiumsdiskussion im Unternehmen Mitte doch noch selbstbewusst: "Wir werden das Konzert nicht aufgrund eines Internetlinks absagen." Erst, wenn konkrete Beweise einer Verletzung des Compassionate Acts vorlägen, würde man diesen Schritt erwägen. "Aber dazu müssen wir zuerst Datum und Quelle des YouTube- Videos klären und den Text von unabhängiger Seite übersetzen lassen."

Geschehen ist dies nicht. "Der Text wurde nicht neu übersetzt", sagt Thomas Keller. Auch die Quelle des Videos sei schwierig zu belegen. "Aber wenn es existiert, muss man dies akzeptieren." Die Faktenlage blieb also in den 16 Stunden zwischen Podiumsdiskussion und Annullation unverändert. Dies verstärkt den Eindruck, dass die Kaserne sich dem Druck der Homosexuellengruppen gebeugt hat.

"Ich habe Capleton programmiert, weil er ein sehr wichtiger Reggae-Künstler ist", argumentierte Desarzens noch am Montag. Es sei ihr bewusst, dass die Wahl nicht unproblematisch war. "Aber ich vertrete nicht eine Eventhalle, sondern ein Kulturzentrum - und als ein solches müssen wir das Thema aufgreifen."

Gagenzahlung. Daran hält die Kaserne auch in ihrer gestrigen Medienmitteilung fest: Das Stattfinden des Konzerts wäre, eingebettet in eine engagierte Diskussion, "fruchtbarer als eine Absage". Für Axel Schubert, Vertreter der Habs, ist dies eine unverständliche Vorgehensweise: "Die Debatte muss politisch geführt werden und nicht in einem pop-kulturellen Rahmen."

Die Kaserne hat zudem eine für Freitag geplante Diskussion annulliert, da sich Vertreter der Reggae- und Gayszene zurückgezogen haben. Am Donnerstag wird eine Reggaeparty stattfinden, wer eines der 200 Konzerttickets erworben hat, kann das Geld zurückverlangen. Capletons Gage aber muss die Kaserne voll berappen - ein weiterer finanzieller Rückschlag für den Betrieb.

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Basellandschaftliche Zeitung 5.11.08

Kaserne sagt das Capleton-Konzert ab

Proteste Dem Reggae-Sänger Capleton wird Homophobie vorgeworfen: Morgen wird er nicht mehr in Basel auftreten

Die Kaserne Basel hat das morgige Konzert des Reggae-Sängers Capleton abgesagt. In einer Medienmitteilung betonen die Verantwortlichen zwar, sich von Anfang an der Problematik eines Auftrittes des Künstlers, dem Homophobie vorgeworfen wird, bewusst gewesen zu sein. Sie hätten im Vorfeld umfassende Recherchen durchgeführt. Capleton habe sich mit dem Unterschreiben des Reggae Compassionate Act's (RCA) verpflichtet, keine homophoben, rassistischen oder sexistischen Aussagen zu machen. Die Programmverantwortlichen entschlossen sich, Capleton zu buchen, "und das Konzert als Chance für eine breit angelegte Diskussion über Popkultur und Political Correctness zu nutzen".

Die Kehrtwende kam, nachdem stopmurdermusic und die Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel (HABS) ein YouTube-Video vorlegten, das nahelegt, dass Capleton im Dezember 2007 in Jamaica erneut homophobe Aussagen gemacht habe und sich somit nicht an den RCA halte. "Aufgrund dieser neuen Situation hat sich die Kaserne entschieden, den Künstler nicht auftreten zu lassen", heisst es in der Mitteilung.

Kontroverses Podium

Am Montag noch hatten die Verantwortlichen der Kaserne an einer Podiumsdiskussion im Unternehmen Mitte begründet, weshalb sie sich für ein Konzert mit Capleton entschieden hatten. Die Podiumsdiskussion mit dem Titel "Schwulenhetze, Homophobie und öffentliche Verantwortung" war von den Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel (HABS) initiiert worden. Sie hatten auch von Anfang an gegen das geplante Konzert mit dem als homophob bekannten Sänger protestiert und verlangt, dass das Konzert abzusagen sei.

Teilnehmende des Podiums waren die musikalische Leiterin der Kaserne Laurence Desarzens, Tom Locher von stopmurdermusic, Marc Flückiger vom Justizdepartement BS, Moël Volken, Geschäftsführer des Pink Cross, Michael Koechlin vom Erziehungsdepartement und Axel Schubert, der Sprecher der HABS. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Journalisten, Theologen und Kommunikationsexperten Frank Lorenz.

Schon lange in der Kritik

Der jamaikanische Reggae und Dancehall-Star Capleton steht schon länger für seine homophoben Texte in der Kritik. Schwulenhass ist gerade in der jamaikanischen Reggaeszene ein weit verbreitetes Phänomen. In der Vergangenheit kam es auf Grund von Gewaltaufrufen gegen Schwule zu zahlreichen Konzertabsagen und Einreiseverboten in den Schengenraum für Künstler wie Sizzla. In Jamaika kommt es immer wieder zu Gewalttaten gegen Schwule.

Marc Flückiger gab zu bedenken: "Gewaltprävention sollte optimaler Weise nicht durch Verbote, sondern durch Sensibilisierung und Auseinandersetzung stattfinden." Eben diese Auseinandersetzung mit dem Thema sei auch das Ziel der Kaserne gewesen, so Laurence Desarzens. Daher habe man auch als Begleitung zum Konzert Diskussionen eingeplant und eine Kolumne zu dem Thema veröffentlicht.

Die Strategie, das Konzert als Basis für eine Diskussion über Schwulenhass im Reggae zu nutzen, hält Axel Schubert jedoch für wenig sinnvoll: "Die homophoben Reggaefans nehmen an diesen Diskussionen ohnehin nicht teil." Die Unterzeichnung des RCA stelle keine ausreichende Distanzierung vom Homohass dar, so Schubert weiter.

Tom Locher von stopmurdermusic erwähnte die Videos von einem Auftritt Capletons aus dem Jahr 2007, in dem er erneut Schwulenhass propagiert und damit den RCA bricht. Daher schliesse er sich der Forderung der HABS nach einer Absage des Konzerts an. Diese ist nun nach den neuesten Ereignissen Tatsache geworden. (les/bz)


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20min.ch 5.11.08

Eklat in Basel - Konzert abgesagt

Der umstrittene Reggae-Sänger Capleton hetzte gegen Schwule auf. Und will sich gebessert haben. Nun wurde sein Gig in Basel abgesagt - weil ein brisantes Video aufgetaucht ist.

Der jamaikanische Reggae-Künstler Capleton tritt morgen nicht in der Kaserne auf. Der Sänger hatte in der Vergangenheit mit schwulenfeindlichen Äusserungen provoziert, doch die Kaserne legitimierte die Buchung damit, dass sich Capleton mit der Unterzeichnung des "Reggae Compassionate Act" von seinen Parolen distanziert habe.

Nun trugen Schwulengruppen ein Video an die Kaserne heran, das ihn letztes Jahr bei neuen homophoben Aus­sagen zeigt. "Dies veränderte die Ausgangslage um 180 Grad", so Kasernen-Geschäftsführer Thomas Keller. Für das Konzert waren schon mehrere hundert Tickets verkauft worden.

Die homosexuellen Arbeitsgruppen Basel Habs hatten für die Absage gekämpft. "Mit der Absage ist es nicht getan", sagt Sprecher Axel Schubert. In einem Brief forderten sie vom Sänger, sich öffentlich für seine schwulenfeindlichen Äusserungen zu entschuldigen.

Johannes Sieber von GayBasel.ch hingegen findet, dass die Absage nichts bringt: Nur weil man Capleton den Mund verbiete, werde sich nichts ändern. "Alle, die ihn sehen wollten, werden auf die Schwulenszene wütend sein", so Sieber. Das müsse nun die Habs ausbaden.

lua/dd

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punkt.ch 5.11.08

Capleton singt nicht

"YouTube"-Video entlarvt Sänger

Der Reggae-Sänger Capleton geriet aufgrund seiner homosexuellenfeindlichen Songtexte in die Schlagzeilen (".ch" berichtete). Nun wird sein Konzert, das für Donnerstag in der Kaserne Basel geplant war, abgesagt. Der Event findet wegen eines Videos auf der Internetplattform "YouTube" nicht statt. Es zeige, dass Capleton im Dezember 2007 erneut homophobe Aussagen gemacht habe, teilte die Kaserne gestern mit. Damit habe Capleton gegen seinen schriftlichen Verzicht, sexistisch zu singen, verstossen. (mi/sda)

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St. Galler Tagblatt 5.11.08

Basel lädt Reggae-Sänger Capleton aus

Der unter anderem für homosexuellenfeindliche Liedtexte bekannte jamaikanische Reggae-Sänger Capleton wird morgen nicht in der Kaserne Basel auftreten: Das Konzert wurde wegen eines Videos auf YouTube abgesagt. Das Video lege nahe, dass Capleton im Dezember 2007 in Jamaika erneut homophobe Aussagen gemacht habe, teilte die Kaserne Basel mit. Damit habe Capleton gegen den Reggae Compassionate Act verstossen, mit dessen Unterzeichnung sich der umstrittene Musiker zum Verzicht auf homophobe, rassistische und sexistische Äusserungen verpflichtet hat.

Auf das Video aufmerksam gemacht hatten "Stop Murder Music" und die Homosexuellen Arbeitsgruppen Basel. Diese wehren sich seit längerem gegen das Konzert. Die Kasernen-Leitung war sich nach eigenen Angaben von Anfang an der Problematik des Capleton-Auftritts bewusst. Die Buchung sei indes erst nach umfassenden Recherchen vorgenommen worden. Die Kaserne Basel hat auch eine begleitende Podiumsdiskussion über Gewalt, Drogen und Sexismus in der Popmusik abgesagt. (sda)

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20min.ch 5.11.08

Capleton interdit à Bâle, pas à Lausanne

BÂLE. La Kaserne de Bâle a décidé d'annuler le concert de Capleton prévu demain. Des organisations homosexuelles s'étaient plaintes auprès de l'institution culturelle bâloise. Le chanteur de reggae jamaïquain est connu pour ses propos homophobes. Capleton fait actuellement une tournée européenne. Il est programmé samedi soir à Lausanne dans le cadre du Metropop Festival.

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L'Express/L'Impartial 5.11.08

BÂLE

Capleton déprogrammé parce qu'homophobe

La Kaserne de Bâle a annulé le concert de Capleton prévu demain. Des organisations homosexuelles s'étaient plaintes auprès de l'institution, le chanteur de reggae jamaïcain étant connu pour ses propos homophobes. La salle de concert a pris connaissance d'une vidéo montrant Capleton tenir une nouvelle fois des propos homophobes. Il est programmé vendredi à Lausanne dans le cadre du festival Metropop. /ats

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24heures 5.11.08

Pas de reggae homophobe!

BÂLE - La Kaserne de Bâle a décidé d'annuler le concert de Capleton prévu demain, suite à des plaintes d'organisations homosexuelles. Le chanteur de reggae jamaïcain est connu pour ses propos homophobes. Son concert à Lausanne, samedi, est en revanche maintenu.

ATS