Baslerzeitung.ch 6.11.08
http://www.bazonline.ch/kultur/pop-jazz/story/13041254
Homophobie-Vorwurf: Capleton zu
Stellungnahme bereit
Von Joël Gernet
Trotz Konzert-Absage wegen homophober Äusserungen will der
umstrittene Reggae-Sänger Capleton am Donnerstag nach Basel kommen
und zu den Vorwürfen Stellung nehmen. Einen direkten Dialog mit
der «habs» scheint Capleton wegen früherer Erfahrungen
jedoch nicht anzustreben.
Der Reggae-Sänger Capleton kommt am Donnerstag nach Basel, obwohl
sein Konzert in der Kaserne abgesagt wurde. Der Jamaikaner
übernachtet in Basel und reist am Freitag weiter zu seinem
Auftritt in Lausanne, erklärt Laurence Desarzens, Musikchefin der
Kaserne.
Capleton hat gemäss Desarzens zugesagt, gegenüber baz.online
zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen, er schüre den Hass gegen
Homosexuelle. Zu einem Treffen mit Axel Schubert von den
«homosexuellen Arbeitsgruppen Basel» (habs) ist der
Sänger allerdings eher nicht bereit, weil er in der Vergangenheit
schlechte Erfahrungen gemacht habe - so seien seine Aussagen in
ähnlichen Diskussionen falsch zitiert worden. Allenfalls sei die
60-jährige Capleton-Managerin Claudette Kenp zum direkten
Gespräch mit Schubert bereit.
Die «habs» und die Berner Aktion «Stop Murder
Music» haben in den vergangenen Wochen intensiv für die
Absage des Capleton-Konzerts gekämpft - allen voran
«habs»-Sprecher Axel Schubert.
Enttäuschung auf allen Seiten
Nach der Podiumsdiskussion von Montagabend, haben sich die unmittelbar
beteiligten Parteien enttäuscht gezeigt: Axel Schubert bedauerte,
dass zu wenig über die gesellschaftliche Verantwortung von
Künstlern wie Capleton diskutiert wurde; Laurence Desarzens
verärgerte, dass sich kein Diskussionsteilnehmer für Capleton
und seine Ansichten im Kontext der jamaikanischen Reggae-Szene
interessiert hat; und Capleton selber liess über sein Management
verlauten, dass er als spiritueller Mensch sehr enttäuscht sei.
(Baz.ch/Newsnetz)
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«Absage wirkt kontraproduktiv»
Johannes Sieber von GayBasel.ch fordert im BaZ-Ventil den Dialog mit
der Reggae-Szene:
«Wir von der Nonprofit-Organisation GayBasel.ch suchen und
pflegen Kontakte zu diversen Institutionen und Szenen. Im Rahmen vom
geplanten Konzert des umstrittenen Reggae-Sängers Capleton in der
Kaserne von heute Donnerstag waren wir bemüht in der Mitgestaltung
einer konstruktiven Podiumsdiskussion zur Thematik Sexismus, Gewalt und
Drogen in der Popkultur. Wir sind der Ansicht, dass der Dialog mit
Vertretern der Reggae-Szene alle einen Schritt weitergebracht
hätte. Mit Bedauern nehmen wir Kenntnis von der Absage des
Konzertes und vom geplanten Podium. Noch mehr bedauern wir, dass Teile
der Gay-Szene diese Absage gefordert haben. Mit dieser Absage ist
unserer Ansicht nach weder etwas für eine Veränderung der
Situation in Jamaika noch für einen Austausch zwischen den
betroffenen Szenen unserer Stadt getan. Die Absage wirkt
kontraproduktiv. Ich persönlich distanziere mich ausserdem vom
Vorgehen der Habs (Homosexuelle Arbeitsgruppen Basel-Stadt) gegen
Capleton und die Veranstaltung. Es entspricht nicht meiner Vorstellung
von konstruktivem Dialog.»