MEDIENSPIEGEL 3.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Tipps (Kino, DS)
- Reitschule-Initiative: Harziger Endspurt
- Reitschule-Bashing: Polizei korrigiert, Nause kritisiert
- Aufruf Anti-Rep Genf
- Gefangene: Jugendliche 17.1.09 frei, RAZ-Martin noch drin
- Farbe gegen ZFS in ZH
- Genf: Inti mit ausgebuhtem Solidarités-Vanek
- Anarchie-Tage Winterthur (2.2.-7.2.09)
- Toyloy rules: Pnos-Lüthard verurteilt
- Rassimus: Apartheid-Strasse in SG; SD scheitert mit ARG-Initiative
- Antisemitismus + Mendelssohn
- Sexwork: schnelles Geld für Studis
- Griechenland: Schüsse + Handgranate gegen Polizeiwache
- Anti-AKW-Veranstaltung im LaBiu (4.4.09)
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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der
Vorplatz-Präsenz!!!
PROGRAMM:
Mi 04.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - China
Spezialitäten
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Apéro & Musik mit dem kurdischen
Trio Adem, Tarik & Kendal.
Anschliessend Begrüssung und Vorstellung der eingeladenen
Gäste.
Einführung in das kurdische Filmschaffen mit Manu Halil und
Claudia
Paiano
20.30 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - White Mountain, Taha Karimi, Iran
2006, 30 Min
21.10 Uhr - Kino - The stars of my
homeland - Stêrken Welatê Min, Shirin Jihani, Irak
2008, 76 Min. In Anwesenheit der Regisseurin
Do 05.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Hêlîn, Sibel Akkulak,
Türkei 2007, 13 Min; Handful of Ash, Nabaz Ahmed, Irak 2007, 33 Min
21.00 Uhr - Kino - Close-up Kurdistan,
Yüksel Yavuz, D 2007, 104 Min
Fr 06.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Kevoka Spî, Viyan Mayî,
Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
20.30 Uhr - Kino - Vinterland,
Hisham Zaman, Norwegen 2007, 52 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
21.45 Uhr - Kino - The land of legend,
Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop
special: Frauendisco POPSHOP - Katzenball mit Kami Katzes Mix
aus 60ties, R&B, Soul, Beat and Exotica sounds... women only
23.00 Uhr - Dachstock - DJ-Kicks
presents !K7 Tour featuring The Glimmers (Bel) & DJ's
Dactylola & Ereccan Stil: Postdisco-Punk-Electro-Housetech
Sa 07.02.09
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Musikliebe, Yusuf Yesilöz,
Schweiz 2008, 53 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
20.15 Uhr - Kino - Gözmece,
Aydin Sevinc, Türkei 2006, 45 Min. In Anwesenheit des Regisseurs.
2 Türen, Ali Biçer, Schweiz , 7 Min
21.15 Uhr - Kino - Dol - Tal der
Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/F/D, 2006, 94
Min
22.00 Uhr - SousLePont - Guts Pie
Earshot (D), Support: L-N/A (CH) Stil: Revolting Breakbeat. Punk
live cello and drums
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Phenomden & The
Scrucialists, jugglin & after show by: Boss Hi-Fi (ZH) ls Moya
(More Fire Sound, BE). Stil: Finest Reggae
So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens -
Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den
Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel.
Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982
Infos: www.reitschule.ch
& www.grossehalle.ch
---
kulturagenda.be
5.2.09
Kino in der Reitschule: kurdischer Filmzyklus
Die kurdische Kultur und Sprache ist vielerorts noch immer verboten.
Trotzdem wurden in den letzten Jahren zahlreiche kurdische Filme
gedreht. Vom 4. bis 28. Februar zeigt das Kino in der Reitschule einen
Querschnitt durch das aktuelle Filmschaffen, darunter Kurz- und
Dokumentarfilme sowie Spielfilme, zum Beispiel "The land of legend"
(Bild).
Kino in der Reitschule, Bern. Mi., 4., bis Sa., 28.2.
--
Phenomden und The Scrucialists im Dachstock
Es ist nicht restlos geklärt, weshalb gerade Zürich eine so
lebhafte Mundart-Reggae-Szene beheimatet. Vielleicht liegts ja am See,
der zum "Verweilen" einlädt. Jedenfalls ist Phenomden ihr derzeit
erfolgreichster Vertreter und erfreut auf marihuanavernebelten
Festivals im Ausland auch Zuhörer, die nichts von seinen Texten
verstehen. Sie handeln von Musik, der Welt und von seinem Quartier,
Wiedikon
Dachstock der Reitschule, Bern. Sa., 7.2., 22 Uhr
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REITSCHULE-INITIATIVE
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Oltener Tagblatt 3.2.09
Stadt Bern "Harzige" Sammlung für Reitschul-Verkaufsinitiative
In gut einem Monat läuft die sechmonatige Frist zur Einreichung
der städtischen Initiative "Verkauf der Reitschule an den
Meistbietenden" ab. Initiant Erich Hess hat erst 4200 der 5000
Unterschriften zusammen; "es harzt etwas", sagte er dazu auf Anfrage.
20 Prozent der bisher eingegangenen Unterschriften seien ungültig;
beim kantonalen Referendum gegen Harmos oder dem Referendum gegen die
Personenfreizügigkeit seien es nur 3 bis 5 Prozent gewesen. Nach
einem "guten Start", der im Herbst mit dem Stadtrats-Wiederwahlkampf
des JSVP-Präsidenten zusammenfiel, "müssen wir uns nochmals
reinknien". Dabei könne er sich aber "kaum" auf die Partner im
Initiativkomitee verlassen - SVP-Stadträte und rechte
FDP-Politiker; "von denen ist wenig zu erwarten. Will man etwas, muss
man es selber machen." (sat)
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REITSCHULE-BASHING
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Bund 3.2.09
Nause kritisiert Reitschule
Stadt Bern Entgegen der gültigen Abmachung hätten die
Reitschüler am vergangenen Samstag die Polizei im Vorfeld des
unbewilligten WEF-Umzugs nicht über den sich formierenden
Demonstrationszug informiert. Diese Aussage machte der Stadtberner
Polizeidirektor Reto Nause (cvp) gegenüber der "Berner Zeitung".
Gestern relativierte die Kantonspolizei Bern diese Aussage auf Anfrage
des "Bund". Dennoch hält die Stadt Bern an ihrer Kritik an der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) fest.
Mehrere Dutzend vermummte WEF-Gegner waren am Samstagabend von der
Polizei daran gehindert worden, von der Reitschule Richtung Bollwerk
durch Berns Innenstadt zu ziehen ("Bund" von gestern). Am Bollwerk und
auf dem Kleeplatz kam es in der Folge zu Scharmützeln mit der
Polizei. Noch vor Ort führte die Polizei
Personenüberprüfungen durch, in Haft wurde indes keiner der
Demonstranten genommen.
Auswertungen der offiziellen Tonbandaufnahmen haben in der Zwischenzeit
gezeigt, dass kurz nach 21.30 Uhr ein Anruf der
Reitschulverantwortlichen bei der Polizei eingegangen ist. "Die
Tonbandauswertungen ergaben aber, dass der fragliche Anruf zu einem
Zeitpunkt erfolgt ist, als der Angriff der Demonstranten bereits in
vollem Gang gewesen ist", sagte Nause gestern . Selbst wenn ein
Telefonanruf bei der Polizei eingegangen sei, könne von einem
proaktiven Informationsverhalten nicht gesprochen werden. David
Böhner von der Ikur weist die Kritik zurück, wonach die
Reitschule nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Stadt
bereit sei. "Wir waren für die Einsatzkräfte jederzeit
telefonisch erreichbar, wie dies in der Sicherheitsvereinbarung
abgemacht worden ist", sagte Böhner. (sbv)
---
20 Minuten 3.2.09
Wef-Gegner griffen Auto an
BERN. Am Samstag gingen Wef-Gegner vor der Reitschule mit Steinen,
Petarden und Flaschen auf Polizisten los. Ein 20-Minuten-Leser geriet
voll zwischen die Fronten: A. R.* stand mit seinem Volvo am Rotlicht
neben der Reitschule, als die Chaoten losstürmten. "Plötzlich
krachte ein Geschoss durch meine Seitenscheibe", sagt er. Eine mit
stinkender Farbe gefüllte Flasche traf ihn am Oberarm. "Ich war
mit Glassplittern übersät, rote Farbe überall. Ein
Riesenschock." Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn es den
Mann am Kopf getroffen hätte. "Es hätte mich töten
können", glaubt A. R. Er flüchtete über die
Lorrainebrücke, stoppte den beschädigten Wagen und alarmierte
die Polizei. Es dauerte 45 Minuten, bis der Streifenwagen eintraf.
Schliesslich erstattete A. R. Anzeige wegen Gefährdung des
Lebens. am
*Name der Redaktion bekannt
---
derbund.ch 2.2.09
IKUR steht bei Stadt in Kritik
Von sbv
Heute relativierte die Polizei die Aussage des Stadtberner
Polizeidirektors, wonach die Reitschüler am Samstag entgegen
gültiger Abmachung die Polizei im Vorfeld des unbewilligten
WEF-Umzugs nicht über den sich formierenden Demonstrationszug
informiert hätten.
Dennoch lässt die Stadt nicht von ihrer Kritik an der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKUR) ab.
Keine Verhaftungen nach Demo
Mehrere Duzend vermummte WEF-Gegner waren am Samstagabend von der
Polizei daran gehindert worden von der Reitschule Richtung Bollwerk
durch Berns Innenstadt zu ziehen. Am Bollwerk und auf dem Kleeplatz kam
es in der Folge zu Scharmützeln mit der Polizei. Noch vor Ort
führte die Polizei Personenüberprüfungen durch, in Haft
wurde indes keiner der Demonstranten genommen.
Telefonanruf erhitzt Gemüter
Auswertungen der offiziellen Tonbandaufnahmen haben in der Zwischenzeit
gezeigt, dass um kurz nach halb zehn Uhr ein Anruf der
Reitschulverantwortlichen bei der Polizei eingegangen ist. "Die
Tonbandauswertungen ergaben aber, dass der fragliche Anruf zu einem
Zeitpunkt erfolgt ist, als der Angriff der Demonstranten bereits in
vollem Gang gewesen ist", sagte Reto Nause auf Anfrage. Selbst wenn ein
Telefonanruf bei der Polizei eingegangen sei, könne von einem
proaktiven Informationsverhalten nicht gesprochen werden.
David Böhner von der IKUR weist indes die Kritik zurück,
wonach die Reitschule nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit
zwischen Stadt und Reitschule bereit ist. "Wir waren für die
Einsatzkräfte jederzeit telefonisch erreichbar, wie dies in der
Sicherheitsvereinbarung abgemacht wurde", sagte Böhner. (sbv)
---
20min.ch 2.2.09
Zwischen den Fronten
WEF-Krawalle:"Es hätte mich töten können"
von Adrian Müller
Frustrierte WEF-Chaoten tobten sich am Samstag vor der Berner
Reitschule aus: Der wütende Mob ging auf Polizisten und Autolenker
los - und brachte einen User von 20 Minuten Online in Lebensgefahr.
Bern Bollwerk, Samstag, 21.38 Uhr: A.R.* fährt mit seinem Volvo
vom Bahnhof-Parking in Richtung Lorrainebrücke, als er neben der
Reitschule vor einem Rotlicht halten muss. Aus dem Nichts taucht ein
Mob vermummter Chaoten auf, wirft Molotow-Cocktails, Steine und
Flaschen gegen auf der anderen Strassenseite postierten Polizisten.
Geschoss fliegt haarscharf am Kopf vorbei
"Plötzlich krachte ein Geschoss durch meine Seitenscheibe",
schildert A.R. den Angriff auf sein Auto. "Ich war mit Glassplittern
übersät, rote Farbe überall. Ein riesen Schock." Die mit
stinkender Farbe gefüllte Flasche trifft ihn am Oberarm. Nicht
auszudenken, wenn es den Autolenker am Kopf getroffen hätte. "Es
hätte mich töten können", glaubt A.R. Als er seine
Gedanken einigermassen geordnet hat, drückt er aufs Gaspedal und
flüchtet über die Lorrainebrücke. Weg vom Flaschenhagel,
weg von den Chaoten.
Chaoten verstecken sich in Reitschule
"Die Angreifer zeigten sich äusserst gewaltbereit, alles ging sehr
schnell", schildert Polizeisprecher Franz Märki die Krawall-Szene.
Nach einem kurzen, aber heftigen Gefecht konnte die Hundertschaft
Polizeigrendadiere die Chaoten in die Reitschule
zurückdrängen. Dort versteckten sie sich unter den Besuchern
des Kulturzentrums. Märki vermutet, dass es sich bei den
Tätern um jene Autonome handelte, welche am Nachmittag bereits in
Genf an der Anti-Wef-Demo wüteten.
Von wo die Krawallmacher kommen, ist A.R egal. Als er sich
einigermassen in Sicherheit fühlt, stoppt er den beschädigten
Wagen und alarmiert die Polizei. Es dauert 45 Minuten, bis der
Streifenwagen eintrifft. Schliesslich erstattet A.R. Anzeige wegen
Gefährdung des Lebens. "Die Täter erwischen wir sowieso
nicht, da sie sich in die Reitschule zurückziehen", erklären
die Beamten vielsagend. Und zeigen mit dem Finger auf ein Politikum,
welches in der Hauptstadt seit Jahren für rote Köpfe sorgt
(siehe Infobox). Dass Chaoten in der Reitschule Unterschlupf finden,
stösst A.R. sauer auf: "In der Haupstadt darf es keinen
rechtsfreien Raum geben."
*Name der Redaktion bekannt
--
Info-Box
Polizeidirektor will härter durchgreifen
Diese Bilder hat man in Bern schon oft gesehen: Vermummte Chaoten
ziehen sich nach Demos in die Reitschule zurück, wo sie sich unter
die normalen Besucher des Kulturzentrums mischen. Der neue
Polizeidirektor Reto Nause will nun die Schraube anziehen: Die
Reitschule müsse die Abmachungen zwischen dem Kulturzentrum und
der Stadt endlich einhalten.
Reitschule warnte Polizei nicht
Dazu gehört etwa, dass die Reitschulbetreiber während
Ausschreitungen mit der Polizei in Kontakt treten, um Chaoten zu
isolieren. Dies ist am vergangen Samstag wiederholt nicht erfolgt: "Die
Telefonaufzeichnungen belegen, dass die Reitschul-Betreiber
gegenüber der Polizei bloss Befürchtungen wegen einem Konzert
äusserten. Nicht aber vor dem sich abzeichnenden Angriff von
Chaoten warnten", erklärte Polizeisprecher Märki
gegenüber 20 Minuten Online.
---
20min.ch 2.2.09
Idee: Reitschule als Guantánamo-Asyl
"Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir im Kanton Bern
Gefangene aus Guantánamo aufnehmen", sagt Polizeidirektor
Hans-Jürg Käser.
Zu viele Fragen - vom Gefahrenpotential bis zur Unterbringung der
Häftlinge - seien ungeklärt. "Vorläufig unternehmen wir
nichts", sagt Käser. Dies obwohl der Bundesrat sein Angebot
gegenüber den USA nur aufrechterhalten kann, wenn die Kantone
mitziehen. "Vorsichtig positiv" steht der Grossrat Christoph Grimm
(Grüne) der Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen
gegenüber. Mit einem Vorstoss will er erreichen, dass die
Regierung weitere Abklärungen trifft: "Unschuldige Gefangene
könnten wir aufnehmen, aber wir müssen sicher sein, dass von
ihnen kein Risiko ausgeht." Mit einem Versprechen wartet SVP-Grossrat
Thomas Fuchs auf: "Falls wir Häftlinge übernehmen
müssen, setze ich alles daran, dass man die Reitschule räumt
und sie dort einsperrt. Damit wären gleich zwei Probleme
gelöst."
mar
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ANTI-REP ANTI-WEF-DEMO GENF
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Indymedia 2.2.09
Antirep-Aufruf zum 31.01. in Genf
AutorIn : antirep
Der Antirep sucht nach weiteren Berichten zu den Festnahmen und
polizeilichen Übergriffen an der Anti-WEF-Demo vom 31.01.09 in
Genf. Wir rufen alle Personen, die festgenommen bzw. Opfer oder ZeugIn
von Übergriffen wurden, dazu auf, ein Gedächtnisprotokoll
(siehe Anleitung unten) zu erstellen und dem Antirep zu schicken.
Bitte sendet eure Berichte an folgende Adresse:
Observatoire des pratiques policières
15 rue des Savoises
1205 Genève
info@opp-ge.ch
Zudem findet in Genf ein Antirep-Nachbereitungs-Treffen statt für
Opfer und ZeugInnen von behördlichen Übergriffen und
Festnahmen. Dort besteht die Möglichkeit mit dem Antirep Kontakt
aufzunehmen, Fragen zu klären und das weitere Vorgehen zu
besprechen:
Samstag, 7. Februar 2009 um 12.00 Uhr
Treffpunkt in der Eingangshalle des Maison des association
15 rue des Savoises, Genf (gleich neben dem Place du Cirque)
Anhaltspunkte zum Erstellen eines Gedächtnisprotokolls
(siehe auch Vorlage im Anhang)
Geschehnisablauf
- Was ist passiert?
- Wo ist es passiert?
- Wann ist es passiert/Zeitspanne?
- Beteiligte Personen (PolizistInnen, Sicherheitsleute, etc.)?
- Hergang und Kontext des Ereignisses
- Kam es zu einer Festnahme? Wenn ja: Was geschah auf dem
Polizeiposten? (Haftbedingungen, Verhör, Gewaltanwendung,
Beschimpfung, Drohungen, etc.)
- Kam es zu Verletzungen? Wenn ja: Existiert ein ärztliches Attest?
ZeugInnen
- Weißt du von anderen Personen, welchen Ähnliches passiert
ist?
- Gibt es in deinem Fall ZeugInnen, welche aussagen würden?
- Existieren Foto- oder Videoaufnahmen?
Kontakte
- Hast du bereits mit jemandem bezüglich deines Falles Kontakt
aufgenommen (mit Anwälten, Organisationen, etc.)?
- Hast du bereits weitere Massnahmen in die Wege geleitet (z.B. Anzeige
gemacht, Kontakt mit Presse aufgenommen, etc.)? Wenn ja: Was waren die
jeweiligen Reaktionen?
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GEFANGENE
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Indymedia 3.2.09
Erklärung zur Freilassung der Gefangenen vom 17. Januar ::
AutorIn : Revolutionäre Jugend Zürich: www.rjz.ch
Nach fast zwei Wochen Haft sind am Freitag dem 30. Januar die beiden
Gefangenen vom 17. Januar entlassen worden. Die beiden Jugendliche
wurden vor dem Büro der Jugendstaatsanwaltschaft in Zürich
von zahlreichen Freunden, GenossInnen und Angehörigen lautstark
begrüsst.
Im Rahmen einer Grosskontrolle in der Innenstadt von Zürich nach
einem Farbanschlag gegen die UBS am Paradeplatz wurden die beiden
sowohl zeitlich wie auch örtlich weit vom Paradeplatz entfernt
festgenommen. Nachdem die Gefangenen konsequent die Aussage bei den
Einvernahmen verweigerten, ordnete die Jugendstaatsanwaltschaft
Beugehaft an, um Aussagen zu erpressen: Wenn die beiden Aussagen machen
würden, würden sie freikommen, liess die zuständige
Jugendstaatsanwältin Müller verlauten.
Während der Haft bekamen die beiden nur einen Bruchteil dessen,
welches in den Knast vorbeigebracht wurde: Ein paar Kleider, einige
Briefe und Schulbücher erreichten die beiden Gefangenen im Knast.
Die Jugendstaatsanwaltschaft sorgte dafür, dass der ganze Rest der
Solidaritätsbekundungen in Form von Briefen und Postkarten wie
auch zahlreich vorbeigebrachte Bücher nicht bei den beiden
Gefangenen ankam. Mit der Aussage von der Jugendstaatsanwältin
Müller betreffend des Besuchrechts nahm man es dann doch nicht so
genau: Während der Haft bekam einer der beiden nur eine Stunde
Besuchszeit pro Woche erlaubt, während beim anderen insgesamt etwa
drei Besuche stattfanden: Von einem generellen Besuchsrecht für
die Familie kann also nicht die Rede sein. Auch wurde ein Fax eines
Anwalts an seinen Mandanten im Knast nicht weitergeleitet, wo das Fax
blieb ist unklar...
Ausserhalb des Knastes entwickelte sich eine breite
Solidaritätsbewegung, die mit Plakaten, Flugblättern, Klebern
und diversen Aktionen auf sich aufmerksam machte (Einzelheiten unter www.rjz.ch). Beweis
für die breite
Solidarität mit den beiden Gefangenen liefert der Aufruf für
die Freilassung der beiden, welcher von 49 Organisationen und diversen
Einzelpersonen unterschrieben wurde.
Den beiden Genossen geht es trotz den zahlreichen Schikanen der Bullen
und der Jugendstaatsanwaltschaft gut, sie gehen gestärkt aus
dieser Erfahrung hinaus. Trotz der mageren Beweislage kann es noch zu
einer Anklage kommen und so ist es wichtig, dass die Solidarität
weiter erhalten bleibt und die beiden nicht vergessen gehen.
Weiterhin im Knast sitzt Martin, ein Genosse des Revolutionären
Aufbau, welcher am 20. Januar nach einer Hausdurchsuchung festgenommen
wurde. Genauere Informationen zu seinem Fall findet man unter www.aufbau.org Ihm
gilt weiterhin
unsere volle Solidarität!
Es ist nicht zu überschauen, dass in dieser Zeit der
wirtschaftlichen Krise der Staat versucht mit diesen Verhaftungen
Exempel zu statuieren, um den revolutionären Widerstand im Keim zu
ersticken und mit den Verhaftungen dafür sorgen will, dass das
Image der sauberen, sicheren Schweiz auch während
Grossanlässen, wo das mediale Interesse an der Schweiz besonders
gross ist wie dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF),
erhalten bleibt.
Während am WEF in Davos sich die Kriegsherren und Bonzen dazu
Gedanken machten, wie sie die Welt nach der Krise für sie noch
positiver gestalten können und sich dabei auch noch darüber
austauschen konnten, wofür sie ihre Millionenlöhne ausgeben
wollen, werden Personen, die ihren Unmut gegen das kapitalistische
System ausdrücken, verhaftet und Demonstrationen gegen die
selbsternannte Elite in Davos mit präventiven Festnahmen,
Gummischrot und Tränengas verhindert.
RAUS MIT DEN POLITISCHEN GEFANGENEN - REIN MIT DEN KAPITALISTEN!
WEG MIT DER KRISE HEISST WEG MIT DEM KAPITALISMUS!
---
Indymedia 3.2.09
FÜR DIE FREIHEIT VON MARTIN UND ALLEN POLITISCHEN GEFANGENEN
AutorIn : antistate
FreundInnen der Revolution, Anarchie, Gerechtigkeit!!!
Wir fordern hiermit die sofortige Freilassung unseres Genossen Martin,
der seit dem 20.1.09 in Pfäffikon ZH inhaftiert ist.
In Zeiten der Krise, wo der Kapitalismus versucht uns Menschen noch
mehr zu erpressen, in Zeiten wie diesen, wo der Kapitalismus nichts
mehr zu bieten hat, wo alles langsam zusammenbröckelt,
Spekulanten, Börsenmakler, Finanzhaie und die
multinationalen Konzerne haben sich selber ins Abseits katapultiert.
Sahnten sie doch jahrzehntelang die fetten Gewinne ein, jammern sie und
kriegen dann noch fette Bonis und Milliarden vom Staat, in ihre
gierigen Münder gestopft. Sozusagen greift
der Staat in unsere Tasche und holt sich die ein paar Milliarden, um
die zu unterstützen, die uns tagtäglich ausbeuten!
Wenn sich dann Menschen dagegen wehrn, aufbegehrn, kommt wieder ihr
selbes Spiel, Menschen z.B. einfach wegzusperren.
Wir wollen und kämpfen für eine andere Welt. Wo eben "alle"
Platz haben, egal von wo, wie und warum Menschen kommen.
Ein Leben ohne Erpressung, Ausbeutung, ihrer konsumistischen Erziehung,
das ganze Medienspektakel mit ihren Lügen und Propaganda, die
"Tolerierung und Unterstützung" einer faschistischen SVP, die
soziale Unsicherheit in einem der reichsten Länder der Welt,
diesem Polizei- und
Ueberwachungsstaat, die Liste ist lang. Wir haben andere Ziele mit
diesem Planeten, als nur seine Oekosphäre zu zerstören und
seine Lebewesen auszubeuten.
ökonomisches Umdenken ist notwendig, eine nachhaltige Produktion
ist angesagt, gehen wir zusammen in Richtung einer anderen Welt!
Martin muss raus sofort!
Freiheit für alle politischen Gefangenen weltweit!
Sofortige Freiheit von Marco Camenisch!
mit solidarischen Grüssen
Anti-Akw Initative schweiz
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ANTI-WEF-AKTIONEN
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NZZ 3.2.09
Erneut Farbanschlag in Zürich mit WEF-Bezug
Jugendliche aus U-Haft entlassen
-yr. In der Nacht auf Montag ist in Zürich erneut ein
Farbanschlag verübt worden, diesmal auf ein Gebäude der
Zurich Financial Services (ZFS) am Mythenquai. Dabei entstand laut
Stadtpolizei Zürich ein Sachschaden von mehreren tausend Franken.
Auf einschlägigen Internetportalen wurde ein Bekennerschreiben
einer Gruppierung namens "Smash WEF und Nato!" publiziert. Darin wurde
in einer abenteuerlichen Weise auf die Ausschreitungen und
anschliessenden Festnahmen vom Samstag in Genf Bezug genommen: Die ZFS
habe die ehemalige Genfer Versicherung geschluckt. - Derweil sind am
Freitag zwei Jugendliche aus der Untersuchungshaft entlassen worden,
denen vorgeworfen wird, vor zwei Wochen am Farbanschlag auf den
UBS-Hauptsitz am Paradeplatz beteiligt gewesen zu sein. Wie die
zuständige Jugendanwältin betont, werden die Ermittlungen
gegen die beiden Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren aber
fortgeführt
---
Basler Zeitung 3.2.09
Farbanschlag auf Zürich-Versicherung
Zürich. Gegner des Davoser Weltwirtschaftsforums (WEF) haben in
der Nacht auf Montag auf das Gebäude der Zürich-Versicherung
am Zürcher Mythenquai einen Farbanschlag verübt. Der Schaden
beläuft sich auf mehrere Tausend Franken, wie ein Sprecher der
Stadtpolizei sagte. In einem Bekennerschreiben, das mit "Smash WEF und
Nato" unterzeichnet war, bezeichneten die Urheber des Anschlags ihre
Tat als Antwort "auf das Kesseln der Anti-WEF-Demo" vom Samstag in Genf
und auf Verhaftungen im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums. AP
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ANTI-WEF-DEMO GENF
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Tribune de Genève 3.2.09
Conspué à la manif, Pierre Vanek s'explique
Interview
Le leader de Solidarités s'est fait chahuter lors de la manif
anti-WEF ce samedi. Sa réaction.
Habituellement, c'est lui qui les organise et il y harangue la foule.
Le scénario de la manifestation contre le World Economic Forum
(WEF) de ce samedi était un peu différent. Pierre Vanek,
fer de lance de Solidarités, a été hué
alors qu'il prenait la parole. Des manifestants reprochent au mouvement
d'avoir refusé, dans un premier temps, de s'associer à la
manif anti-WEF.
Cela n'a pas dû vraiment vous plaire ces huées?
Non, mais ce n'est pas grave. Soit ce sont des gens qui ont une
conception peu démocratique de ce que doit être un
mouvement. Soit ils sont mal informés. Pour nous, il
était important de prendre la parole pour marquer notre
présence. Nous nous sommes battus pour que cette manifestation
ne soit pas interdite.
Des militants n'ont visiblement pas compris vos positions successives.
C'est très simple. Solidarités a estimé que cette
manifestation à Genève n'était pas opportune. Nous
n'avions pas de liens avec une partie des organisateurs. La pertinence
de manifester aussi loin de Davos n'a pas été
discutée, les acteurs locaux n'étaient presque pas
impliqués et ça manquait de fond.
Mais samedi, vous étiez quand même là…
Du moment qu'elle était interdite, nous avons tout fait pour que
cela se passe le mieux possible.
Le droit de manifester est un droit fondamental. Nous nous sommes
engagés dans l'organisation.
Qu'est-ce qui vous a décidé?
Je pense que le Conseil d'Etat a fait une bêtise en interdisant
la manifestation. Elle aurait pu se dérouler sans heurts. Le
plus inquiétant, c'est la banalisation de cette mesure. A mes
yeux, il faut des circonstances réellement exceptionnelles pour
justifier une restriction du droit de manifester. Or les circonstances
n'avaient rien d'exceptionnel.
Que répondez-vous à ceux qui vous accusent de calculs
électoralistes?
Je le réfute totalement. Si c'était le cas, nous aurions
écrit un communiqué plus flou pour expliquer que nous
n'appelions pas à manifester.
Ce n'est pas de l'opportunisme que de refuser d'aller à la
bagarre avec la police lorsque cela ne sert pas un objectif clair. Il
n'y en avait pas.
Avez-vous malgré tout des regrets?
On peut toujours mieux faire. Le regret que j'ai, c'est de n'avoir pas
trouvé les ressources pour convoquer à Genève, en
novembre ou décembre, un large front susceptible d'organiser
quelque chose de solide.
Ces frictions enterrent-elles toutes chances d'une alliance avec le
Parti du travail en vue des élections?
Non, cela ne va pas se jouer sur cette manifestation. Nous restons
ouverts à la création d'une liste avec d'autres
formations. Mais, en attendant, nous élaborons notre programme.
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ANARCHIE-TAGE
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Indymedia 7.12.09
2.2. - 7.2.09: 5. Anarchietage in Winterthur ::
AutorIn : Libertäre Aktion Winterthur LAW: http://www.anarchietage.ch
Flyer Anarchietage
http://ch.indymedia.org/images/2008/12/65077.jpg
Hört, hört! Die fünften Winterthurer Anarchietage stehen
vor der Tür. Vom 2. bis zum 7. Februar finden öffentliche
Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen statt. Altbewährtes
wie "Praktische Aspekte des Anarchokommunismus" oder unkonventionellere
Themen wie "Anarchie und Sex" machen die Anarchietage zu einer feinen
Sache! Mit Referaten, Filmvorführungen und Diskussionen soll eine
offene, undogmatische Debatte über die anstehenden Fragen
entstehen.
Die Anarchietage haben sich als anarchistische Plattform mit
internationalem Charakter bewährt, zudem bieten die
Veranstaltungen die Möglichkeit zum Informationsaustausch und zur
Vernetzung. Die Vorträge wenden sich an alle interessierten
Menschen und sind kostenfrei. Wir freuen uns auf euch und auf
konstruktive Diskussionen!
PROGRAMM
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Mo, 2.2.: Der Antisemitismus der Schweizer Fröntler - Worin
unterschied sich der Antisemitismus der Fröntler von jenem von
Katholisch-Konservativen und von Freisinnigen?
Hans Stutz, Referat und Diskussion
Di, 3.2.: Bilderschau zu Feldbesetzungen und anderen direkten Aktionen
gegen Agro-Gentechnik in Deutschland 2008
Simone Ott (Giessen), Bilderschau und Diskussion
Mi, 4.2.: Anarchie und Sex
Rudolf Mühland, Referat und Diskussion
Do, 5.2.: Tierrecht und soziale Revolution
Tierrechtsgruppe Zürich, Referat und Diskussion
Fr, 6.2.: Mythos Schule - Warum Bildung entstaatlicht und entschult
werden muss
Ulrich Klemm, Referat und Diskussion
Sa, 7.2.: Praktische Aspekte des Anarchokommunismus
RauWo, Anarchistische Föderation Berlin AFB
--------------
PNOS
--------------
BZ 3.2.09
Pnos-Lüthard büsst für Missen-Attacke
Weil Pnos-Exponent Dominic Lüthard die Miss Schweiz als
"Geschwür" bezeichnet hat, muss er 500 Franken Busse zahlen.
Die Attacke war heftig: Im Oktober 2008 schoss die Langenthaler Partei
National Orientierter Schweizer (Pnos) scharf gegen Miss Schweiz
Whitney Toyloy (18). Auf der Parteihomepage bezeichnete der
Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard die Schönheitskönigin
mit ausländischen Wurzeln als "Geschwür".
Auch Vizemiss Rekha Datta (21) bekam von der offiziell als
rechtsradikal taxierten Splitterpartei ihr Fett weg. Lüthard
schrieb, Toyloy und Datta verkörperten "nur das Geschwür,
welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am
Auffressen ist".
Busse und Geldstrafe
Die Verunglimpfung der schönen Königinnen löste
Empörung aus. Sogar die Online-Ausgabe der deutschen "Welt"
berichtete unter dem Titel "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz"
über den Vorfall. Experten bezeichneten Lüthards Worte als
"rassistisch und herabwürdigend". Und weil potenzielle
Verstösse gegen das Antirassismusgesetz Offizialdelikte sind,
wurde auch der Untersuchungsrichter aktiv.
Das Resultat der Ermittlungen veröffentlichte die Pnos diese Woche
nun auf ihrer Homepage: 800 Franken Busse müsse Lüthard
bezahlen, heisst es. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf der
Pnos-Homepage sei der Inhalt des Strafmandats "nicht ganz präzise
angegeben", sagt der zuständige Untersuchungsrichter Hansjürg
Brodbeck auf Anfrage: Lüthard ist wegen Rassendiskriminierung zu
einer Busse von 500 Franken verurteilt worden. Hinzu kommen 300 Franken
Verfahrenskosten. Darüber hinaus kassierte der Pnos-Schreiberling
zusätzlich eine bedingte Geldstrafe in der Höhe von 1650
Franken (15 Tagessätze à 110 Franken) - mit einer Probezeit
von vier Jahren.
Trotz des Verdikts gibt sich die Partei kämpferisch. Das Urteil
sei angefochten worden, schreibt die Pnos auf ihrer Homepage.
Untersuchungsrichter Brodbeck bestätigt, dass Einsprache erhoben
worden sei. Die Akten würden nun ans Gericht in Aarwangen
überwiesen.
Lüthard ist prozesserfahren
Sollte es zum Prozess kommen, rechnet sich Lüthard gute
Gewinnchancen aus. "Ein Freispruch liegt drin", sagt er auf Anfrage.
Vor allem die Probezeit der Geldstrafe empfinde er als zu hoch -
insbesondere im Vergleich mit Urteilen seiner Parteikollegen. Der
Pnos-Vorsitzende ist nicht zum ersten Mal im Visier der Justiz: Wegen
seiner Rockband stand er auch schon vor dem Richter. Damals verknurrte
ihn die erste Instanz zu einer Busse. Der Richter allerdings sprach
Lüthard wie auch die anderen Bandmitglieder frei.
Die nötige Durchhalteparole liefert die Partei auf ihrer Homepage
gleich mit: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es sein muss, wieder
und wieder und wieder."
Dominik Balmer
---
20min.ch 3.2.09
Whitney Toyloy
Missen-Hetzer zu Geldstrafe verurteilt
von Andy Fischer
Weil er Multikulti-Miss Whitney Toyloy als "Geschwür" bezeichnet
hatte, wurde jetzt der rechtsextreme Politiker Dominic Lüthard
(26) verurteilt. Der Familienvater zeigt sich nicht einsichtig.
Lüthard, Vorsitzender der Partei National Orientierter Schweizer
(Pnos) Langenthal, hatte die dunkelhäutige Miss Schweiz im
vergangenen Herbst auf der Partei-Website als "braune Schweizerin", die
ein "Geschwür" verkörpere, das die freie, unabhängige
Eidgenossenschaft "am Auffressen" sei, bezeichnet (20 Minuten Online
berichtete). Für diese Beleidigung erhielt er jetzt vom
Untersuchungsrichteramt Burgdorf die Quittung. Wegen
Rassendiskriminierung wurde der Kaufmann zu einer bedingten Geldstrafe
von 15 Tagessätzen à 110 Franken verknurrt. Dazu kommen
eine Busse von 500 Franken und Verfahrenskosten in der Höhe von
300 Franken.
Raffy Locher von der Miss-Schweiz-Organisation nahm das Urteil "mit
Genugtuung" zur Kenntnis. Lüthard will es nicht akzeptieren und
hat Einsprache erhoben. Für seine Partei ist ein Verstoss gegen
das Rassendiskriminierungsgesetz "keine Straftat", wie es auf der
Website heisst. Lüthard: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es
sein muss wieder und wieder und wieder."
---
bernerzeitung.ch 2.2.09
Pnos-Lüthard büsst für Missen-Attacke
Von Dominik Balmer
Weil Pnos-Exponent Dominic Lüthard Miss Schweiz Toyloy als
"Geschwür" bezeichnet hat, muss er nun 500 Franken Busse zahlen.
Die Attacke war heftig: Im Oktober 2008 schoss die Langenthaler Partei
National Orientierter Schweizer (Pnos) scharf gegen Miss Schweiz
Whitney Toyloy (18). Auf der Parteihomepage bezeichnete der
Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard die Schönheitskönigin
mit ausländischen Wurzeln als "Geschwür".
Auch Vizemiss Rekha Datta (21) bekam von der offiziell als
rechtsradikal taxierten Splitterpartei ihr Fett weg. Lüthard
schrieb, Toyloy und Datta verkörperten "nur das Geschwür,
welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am
Auffressen ist".
Busse und Geldstrafe
Die Verunglimpfung der schönen Königinnen löste
Empörung aus. Sogar die Onlineausgabe der deutschen "Welt"
berichtete unter dem Titel "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz"
über den Vorfall. Experten bezeichneten Lüthards Worte als
"rassistisch und herabwürdigend". Und weil potenzielle
Verstösse gegen das Antirassismusgesetz Offizialdelikte sind,
wurde auch der Untersuchungsrichter aktiv.
Das Resultat der Ermittlungen veröffentlichte die Pnos diese Woche
nun auf ihrer Homepage: 800 Franken Busse müsse Lüthard
bezahlen, heisst es. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf der
Pnos-Homepage sei der Inhalt des Strafmandats "nicht ganz präzise
angegeben", sagt der zuständige Untersuchungsrichter Hansjürg
Brodbeck auf Anfrage: Lüthard ist wegen Rassendiskriminierung zu
einer Busse von 500 Franken verurteilt worden. Hinzu kommen 300 Franken
Verfahrenskosten. Darüber hinaus kassierte der Pnos-Schreiberling
eine bedingte Geldstrafe in der Höhe von 1650 Franken (15
Tagessätze à 110 Franken) - mit einer Probezeit von vier
Jahren.
Trotz des Verdikts gibt sich die Partei kämpferisch. Das Urteil
sei angefochten worden, schreibt die Pnos auf ihrer Homepage.
Untersuchungsrichter Brodbeck bestätigt, dass Einsprache erhoben
worden sei. Die Akten würden nun ans Gericht in Aarwangen
überwiesen.
Lüthard ist prozesserfahren
Sollte es zum Prozess kommen, rechnet sich Lüthard gute
Gewinnchancen aus. "Ein Freispruch liegt drin", sagt er auf Anfrage.
Vor allem die Probezeit der Geldstrafe empfinde er als zu hoch -
insbesondere im Vergleich mit Urteilen seiner Parteikollegen. Der
Pnos-Vorsitzende ist nicht zum ersten Mal im Visier der Justiz: Wegen
seiner Rockband stand er auch schon vor dem Richter. Damals verknurrte
ihn die erste Instanz zu einer Busse. Der Richter allerdings sprach
Lüthard wie auch die anderen Bandmitglieder frei.
Die nötige Durchhalteparole liefert die Partei auf ihrer Homepage
gleich mit: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es sein muss, wieder
und wieder und wieder." (Tages-Anzeiger)
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RASSISMUS
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20min.ch 3.2.09
Strassennamen-Knatsch
Warum St. Gallen einen Rassisten ehrt
Die nach dem Burenführer Paul Krüger benannte
"Apartheid-Strasse" in St. Gallen soll seit 1980 zur
"Dürrenmattstrasse" umbenannt werden. Die Stadt tut sich schwer
damit.
Seit über 100 Jahren ehrt die Stadt St. Gallen als einziger Ort
der Schweiz mit einem Strassennamen den Burenführer Paul
Krüger, der als Wegbereiter der südafrikanischen Apartheid
gilt. Ob die "Krügerstrasse" wie geplant auf Ende Mai 2009 in
"Dürrenmattstrasse" umbenannt werden kann, ist noch offen.
In den 1980-er Jahren hatte die Anti-Apartheid-Bewegung vergeblich
gegen die Umbenennung der Krügerstrasse im zentrumsnahen
Vonwil-Quartier gekämpft. Erst der Tod von alt Bundesrat Kurt
Furgler im letzten Juli brachte Bewegung in die Angelegenheit. Zum
Andenken an den grossen St. Galler und früheren Justizminister
wurde eine Strasse mit seinem Namen gefordert. Schliesslich beschloss
der St. Galler Stadtrat im Oktober, Furgler auf dem Chrüzacker, wo
das Bundesverwaltungsgericht entsteht, mit einer Strasse zu ehren. Die
zuvor dort geplante "Dürrenmattstrasse" sollte auf Ende Mai 2009
die "Krügerstrasse" ersetzen. Durch die Rochade sollte der Dichter
auf bequeme Weise den südafrikanischen Rassisten und
Apartheid-Vorreiter vertreiben.
Errichten eines Mahnmals
Eine Stadtparlamentarierin der SP und der Quartierverein Lachen
forderten, aus dem "Krüger"-Strassenschild ein Mahnmal zu
errichten und eine Politikerin der Grünen verlangte vom Stadtrat
das Bekenntnis, dass die Schweiz das Apartheid-Regime in Südafrika
bis in die 1980-er Jahre unterstützt habe. Die blosse Umbenennung
der Krügerstrasse sei "zu mager". In einer Umfrage des
Quartiervereins unter den Anwohnern der "Krügerstrasse" sprachen
sich allerdings die meisten gegen eine Umbenennung aus.
Eine ganz neue Sichtweise des Problems hat jetzt der emeritierte
HSG-Professor Yvo Hangartner, der als staatsrechtlicher Gutachter
schweizweit bekannt ist, in einem prominent platzierten Beitrag im St.
Galler Tagblatt eröffnet. Für ihn war Krüger als der
militärische Führer der Buren und Präsident der
Transvaal-Republik im Krieg gegen das übermächtige englische
Empire ein Freiheitskämpfer. Er sei aber auch unbestritten ein
Rassist gewesen, schreibt Hangartner. Dies müsse jedoch
zeitbedingt gesehen werden. Auf Anfrage sagte er der AP: "Zu jener Zeit
waren ganz Europa und Nordamerika auf die gleiche Weise rassistisch.
Wichtiger aber ist die Symbolwirkung, die Krüger hat. Er steht
für ein kleines Volk, das von einer riesigen Übermacht
bedrängt worden ist. Gleiches geschieht heute beispielsweise mit
Tibet. So wie die Tibeter in der Schweiz auf Sympathien stossen,
stiessen früher auch die Buren in unserem Land auf Sympathien."
Seltsame Aufruhr
Für den Chef der Strassenbenennungs-Kommission bei der St. Galler
Direktion für Bau und Planung, Theo Buff, ist der Wirbel um die
Strassenumbenennung "seltsam und mysteriös". Ob aus der
"Krügerstrasse" wie geplant Ende Mai die "Dürrenmattstrasse"
werde, hänge von der stadträtlichen Beantwortung des noch
hängigen grünen Vorstosses ab, meinte Buff.
Quelle: AP
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Info-Box
Anführer der Buren im Krieg gegen England
Stephanus Johannes Paulus Kruger (1825 - 1904) war Bure mit deutschen
Wurzeln. Er führte die Buren im Krieg gegen die Engländer an
und wurde 1882 Präsident der Transvaal-Republik. Von seinen Leuten
wurde er Oom Paul genannt, was in Afrikaans "Onkel Paul" heisst. Um
1900 floh er nach immer stärkerer Bedrängnis durch das
englische Empire nach Europa. Die Transvaal-Republik wurde 1902 von den
Engländern endgültig besiegt. Nach kurzem Exil starb
Krüger im waadtländischen Clarens. Er betrachtete die
schwarze Bevölkerung in seiner Heimat, an der er mehrere Massaker
verübte, als "Kaffern" und "Wilde", die sich den Weissen
bedingungslos unterzuordnen hatten. Wahrscheinlich hatte er in St.
Gallen wegen seines ungleichen Kampfes gegen England das Image eines
Freiheitshelden. Die "Krügerstrasse" lag ursprünglich in der
Gemeinde Straubenzell, die 1918 eingemeindet worden ist. Über die
Strassenbenennung gibt es keine Akten.
(AP)
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Basler Zeitung 3.2.09
Misserfolg für Schweizer Demokraten
Eidgenössische Volksinitiative gegen den Antirassismusartikel ist
gescheitert
Ruedi Studer, Bern
Zum dritten Mal in Folge bringt die Rechtsaussenpartei Schweizer
Demokraten nicht genügend Unterschriften für eine eigene
Volksinitiative zusammen.
1993 feierten die Schweizer Demokraten (SD) mit ihrer Volksinitiative
"Für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag" ihren grössten
Erfolg: 84 Prozent betrug der Ja-Anteil. Seither hatten die SD mit
Initiativen kein Glück mehr: 1996 erklärte das Parlament die
Initiative "für eine vernünftige Asylpolitik" für
ungültig, und "EU-Beitrittsverhandlungen vors Volk" wurde 1997 in
der Abstimmung abgelehnt. Im gleichen Jahr scheiterte die Initiative
"Masshalten bei der Einwanderung" im Sammelstadium, ebenso 2004 das
Begehren zur "Begrenzung der Einwanderung aus Nicht-EU-Staaten". Mit
der Initiative "Für freie Meinungsäusserung - weg mit dem
Maulkorb", welche die Abschaffung des Antirassismusartikels verlangt,
reiht sich nun ein weiteres Volksbegehren in die Niederlagenserie ein.
80 000 Unterschriften
Die Sammelfrist läuft zwar noch bis am 7. Februar, doch der
erneute Misserfolg ist nicht mehr abzuwenden, wie
SD-Geschäftsführer und alt Nationalrat Bernhard Hess
gegenüber der BaZ bestätigt: "Wir haben die
Unterschriftensammlung eingestellt", sagt er. Und: "Wir haben etwa 75
000 bis 80 000 Unterschriften zusammengebracht." Nötig gewesen
wären allerdings 100 000 gültige Signaturen.
Einen Grund für das Scheitern sieht Hess im Referendum gegen die
EU-Personenfreizügigkeit, welches von den SD an vorderster Front
mitgetragen wurde. "Wir haben unsere Priorität auf das Referendum
gesetzt", so Hess, "deshalb haben wir unsere Initiative schon vor gut
zwei Monaten aufgegeben." Zudem habe das Thema Antirassismusgesetz bei
der Parteibasis zu wenig gezogen, räumt Hess ein. Und: "Die
Gerichte haben die Rassismusstrafnorm einigermassen zurückhaltend
angewendet."
Ohne SVP
Nicht nur die eigene Basis konnte zu wenig mobilisiert werden, auch
Verbündete liessen sich kaum finden. Nur Kleinparteien wie die
Freiheitspartei oder die rechtsextreme Partei national orientierter
Schweizer unterstützten das Anliegen aktiv.
Keine Schützenhilfe kam hingegen von der SVP. Zwar möchte sie
den Antirassismusartikel ebenfalls streichen, wie sie in einem
Positionspapier vom November 2006 festhält. Doch die Partei war im
vergangenen Jahr mit einer eigenen Initiative beschäftigt: "Die
Ausschaffungsinitiative hatte für uns Priorität",
erklärt SVP-Sprecher Alain Hauert. Was nicht heissen soll, dass
für die SVP das Thema Rassismusstrafnorm vom Tisch ist: "Für
uns liegt derzeit der parlamentarische Weg im Vordergrund", so Hauert,
"eine SVP-Motion zur ersatzlosen Streichung des Antirassismusartikels
ist im Parlament noch hängig." Allerdings hatten ähnlich
gerichtete Vorstösse in Bundesbern bisher keine Chance.
Während sich die Rechten auch in Zukunft über den
Gesetzesartikel ärgern werden, freut sich auf der andern Seite der
Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus,
Georg Kreis, über das Scheitern der SD-Initiative: "Ich werte es
als gutes Zeichen", sagt der Basler. "Es bestätigt, dass eine
starke Mehrheit den Rassismus auch nach bald 15 Jahren nach der dazu
durchgeführten Volksabstimmung nicht akzeptiert und verharmlost,
und es richtig findet, dass der Staat ein rechtliches Instrumentarium
zu seiner Bekämpfung hat."
Strategiewechsel
Die Schweizer Demokraten wiederum setzen nun auf einen
Strategiewechsel: "Eine neue Initiative ist vorerst nicht geplant", so
Hess. Vielmehr will sich die rechte Kleinpartei mit Referenden
profilieren: Über jenes gegen die EU-Personenfreizügigkeit
wird am Sonntag abgestimmt. Aktuell sammelt zudem ein rechtes Komitee
aus SD und Lega dei Ticinesi Unterschriften für das Referendum
gegen die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes. Und sollte die zur
Diskussion stehende "Lex Koller" abgeschafft werden, ist für Hess
schon heute klar: "Dann werden wir das Referendum ergreifen - auch im
Alleingang."
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ANTISEMITISMUS
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Basler Zeitung 3.2.09
Felix, Ele, Cesco & Co.
Der Antisemitismus, Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Verwandten
Sigfried Schibli
Heute vor 200 Jahren wurde der Musiker Felix Mendelssohn-Bartholdy
geboren. Ein Blick auf sein Leben - und auf das Geschwisterpaar
Eleonora und Francesco von Mendelssohn sowie auf einige spezifisch
baslerische Aspekte ihres Lebens.
Robert Schumann nannte ihn den "Mozart des 19. Jahrhunderts". Sein
Hochzeitsmarsch wird heute noch an vielen Feiern gespielt, und mit dem
ersten Violinkonzert machen Geigerinnen und Geiger nach wie vor Furore.
Ewige Jugend und Popularität, so scheint es, sind diesem
Komponisten sicher. Noch vor wenigen Wochen vermehrte sich sein Œuvre
wundersam um ein drittes Klavierkonzert, das bisher fragmentarisch
erhalten war und vom US-amerikanischen Musikologen R. Larry Todd
vollendet wurde.
Ist so viel Glück überhaupt fassbar? Für Mendelssohn war
es das nicht: Der Musiker starb 1847 mit 38 Jahren. Seine Schwester
Fanny Hensel war ihm im Tod vorausgegangen. Als Opus 80 schrieb
Mendelssohn im Todesjahr noch ein Streichquartett in f-Moll, das durch
seine dissonant-dunkle Grundstimmung befremdet. Zeitgenossen
beschrieben den "späten" Mendelssohn als fassungslos aufgrund des
Todes seiner Schwester und erzählten, Felix sei aus einer
Aufführung seines zweiten Violinkonzerts mit dem berühmten
Joseph Joachim in Leipzig "irritiert hinausgestürmt".
Er selbst beschrieb seine Stimmung am 9. Oktober 1847 als "grau in
grau". Der Götterliebling als Schmerzensmann. Am gleichen Tag
erlitt Mendelssohn einen Schlaganfall, den er seiner Frau Cécile
gegenüber so beschrieb: Es sei gewesen, "als ob ein fremder
Körper sich mit Gewalt in seinen Kopf drängen wollte". Ende
Oktober folgt ein zweiter Schlaganfall, dann ein dritter. Am 4.
November 1847 ist "FMB" tot.
Stilkritik
Ungeachtet seines traurigen Endes hielt die Nachwelt am Bild des
Götterlieblings fest. Schon seine Herkunft stand im Zeichen des
Glücks. Er war ein Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn, des
Modells für Lessings "Nathan der Weise" von 1779. Er wurde
populär, obwohl er um die repräsentativen Musikgattungen
einen Bogen machte - lieber hielt er sich an Kleinformen wie die
"Lieder ohne Worte" oder an das geistliche Oratorium, dem er mit
"Paulus" und "Elias" huldigte. Sein "Christus"-Oratorium blieb
unvollendet, ebenso eine "Lorelei"-Oper. Seine Oper "Der Onkel aus
Boston" blieb erfolglos.
Kritik an Mendelssohn hat es immer wieder gegeben. Selten ist sie zu
trennen vom antisemitischen Affekt. Alexander Borodin sprach von
Mendelssohns "Routine", die den musikalischen Geschmack verdorben habe.
Er nannte seine Musik "äusserlich schön, konventionell,
sauber, glatt, formgemäss, bürgerlich". Richard Wagner, der
Mendelssohn in Leipzig und Dresden begegnete, seine
"Sommernachtstraum"-Musik dirigierte und bisweilen von ihm abschrieb,
sprach von "Zerflossenheit und Willkürlichkeit" des musikalischen
Stils, die durch Mendelssohn auf die Spitze getrieben worden sei. Er
attestierte dem zwei Jahre Älteren, er spreche einen "fast
nichtigen Inhalt interessant und geistblendend aus", womit er den
antisemitischen Topos der gepflegten Hohlheit benutzte.
Schuldzuweisung
Wagner war sich der antisemitischen Motive seiner Kritik bewusst. In
bezeichnender Umkehrung von Ursache und Wirkung suchte er nach Motiven
für "unsere Antipathie gegen jüdisches Wesen" und stiess auf
Mendelssohn. Er verhehlte nicht, dass dieser "reichste spezifische
Talentfülle" und "feinste und mannigfaltigste Bildung" besass.
Doch sei ihm kein Werk geglückt, mit dem er eine "tiefer Herz und
Seele ergreifende Wirkung" habe erzielen können.
Solche Sätze wurden noch während des "Dritten Reiches"
zustimmend zitiert, etwa in Joseph Müller-Blattaus "Geschichte der
deutschen Musik" (1938). Müller-Blattau amtierte trotz solcher
Entgleisungen nach dem Krieg als Professor für Musikwissenschaft
in Deutschland.
Namenszusatz
Die Geschichte der Mendelssohns ist auch eine Geschichte der
Assimilation der Juden ans Christentum. Schon Moses Mendelssohn
änderte, obwohl praktizierender Jude, seinen Namen von Moses ben
Mendel Dessau in Moses Mendelssohn. Damit und mit seinen Schriften
wurde er zum Symbol des "regenerierten" Juden - zum Missfallen
zionistischer Juden, die in ihm einen falschen Propheten der
Assimilation sahen. "Es ist eine Ironie der Geschichte", schreibt R.
Larry Todd in seiner umfassenden Mendelssohn-Monografie, "dass die
divergierenden Reaktionen zu Leben und Werk denen recht ähnlich
sind, die später auch seinem Enkel Felix Mendelssohn Bartholdy
entgegengebracht wurden."
Der Namenszusatz Bartholdy geht auf Felix' Vater, den Bankier Abraham
Mendelssohn, zurück. Dieser liess seine Kinder protestantisch
taufen und trat mit seiner Frau Lea selber zum Protestantismus
über, nachdem er sich vom Bankgeschäft verabschiedet hatte.
"Abrahams Ausstieg aus der Bank, sein Glaubensübertritt und die
Namensänderung unterstrich gleich dreifach den Unterschied ‹von
den anderen Mendelssohns›" (R. Larry Todd). Goethes Freund Zelter
schrieb denn auch über den jungen Felix, er sei ein "Judensohn,
aber kein Jude".
Nebengeräusch
Sein Künstlerleben ist ein Dokument dafür, dass Felix
Mendelssohn Christ sein wollte - sein Engagement für die
"Matthäuspassion", seine Organistentätigkeit, seine
zahlreichen geistlichen Werke. Gleichwohl begleiten antisemitische
Geräusche das Nachleben Mendelssohns bis weit ins 20. Jahrhundert.
Die vielleicht seltsamste Anekdote rund um Felix Mendelssohn findet
sich in Thomas Blubachers glänzend recherchiertem Buch über
die Geschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn, die Ururenkel
des Bruders von Felix' Vater Abraham Mendelssohn. 1932 soll die
Schauspielerin Eleonora ("Ele") von Mendelssohn in Berlin die Absicht
gehabt haben, Hitler zu ermorden. Der Legende zufolge ging sie mit
einer Pistole bewaffnet zu einer Hochzeitsfeier, an der auch der
"Führer" erschien. Als der Hochzeitsmarsch von Mendelssohn
gespielt wurde und Hitler demonstrativ die Kirche verliess, verlor sie
den Mut.
Es ist nicht das einzige Mal, dass sich Mendelssohns Musik und das
Leben Eleonoras durchkreuzen. Immer wieder spukt die Musik im Leben der
Berliner Bankierstochter Eleonora von Mendelssohn und ihres Bruders
Francesco herum. Bei Eleonoras Hochzeit mit dem Basler Pianisten Edwin
Fischer spielt ihre Mutter Giulietta in der Kirche eine
Bach-Bearbeitung von Mendelssohn. Die Hochzeitsreise führt ins
Berner Oberland und ins Wallis, das auch Felix Mendelssohn fast hundert
Jahre zuvor bereist hat.
Auf der Rückreise sieht und hört sich das Paar - Edwin
Fischers gestrenge Mutter Anna ist auch dabei - im Basler Stadttheater
Glucks "Iphigenie auf Tauris" an. Nach Berlin zurückgekehrt,
taucht das Paar ins gesellschaftliche Leben der Hauptstadt ein und
unternimmt gemeinsame Konzertreisen. Walter Rathenau, Ferruccio Busoni,
Wilhelm Furtwängler, Alma Mahler und Franz Werfel, Max Reinhardt -
das sind nur einige der Prominenten, mit denen man Umgang hat.
Landleben
Mit dem Regisseur Max Reinhardt ist auch das Kriseln der jungen Ehe
verbunden: Eleonora kann und will ihren Drang zum Theater nicht
zügeln, spielt neben und unter dem Regie-Berserker Fritz Kortner
("Denken Sie, wenn Sie reden!"). Die Theaterkritik attestiert ihr,
schön zu sein, aber auch, nicht viel zu können. Sie heiratet
einen ungarischen Berufsoffizier, mit dem sie das Schloss Kammer am
Attersee erwirbt und dort das Landleben entdeckt. Kein Ende des
Schauspielerinnendaseins indes: Eleonora tritt wieder auf die
Bühne, diesmal mit mehr Erfolg. Sie hat ein Verhältnis mit
Max Reinhardt. Die Zwillinge, die sie 1926 abtreibt, könnten von
ihm sein.
Paradiesvogel
Kaum weniger bizarr verlief das Leben von Eleonoras Bruder Francesco
("Cesco"), den Blubacher als "sicherlich exzentrischsten glamourous boy
der Weimarer Republik" und "schillerndsten Paradiesvogel der Berliner
Gesellschaft" bezeichnet. Der bisexuelle Bohémien ist befreundet
mit dem Pianisten Vladimir Horowitz, dem Filmregisseur Friedrich
Wilhelm Murnau und dem Schauspieler Gustaf Gründgens, mit der
Androgynen-Ikone Ruth Landshoff und mit der Nackttänzerin
Josephine Baker sowie mit dem Ehepaar Salka und Berthold Viertel.
Von der Ausbildung her war Francesco Cellist und trat etwa im Verbund
mit dem Busch-Quartett in Schuberts Streichquintett auf oder musizierte
im Duo mit Buschs Schwiegersohn Rudolf Serkin. Auch
Klaviertrio-Auftritte mit Bruno Eisner und Albert Einstein sind
dokumentiert. Eine Reise an der Seite des bisexuellen Vladimir Horowitz
führte ihn auch nach Basel ins Haus des Kunsthistorikers Christoph
Bernoulli an der Holbeinstrasse 69, wo Horowitz und Serkin einander
kennen lernten und viele attraktive junge Männer ein- und
ausgingen.
Exildasein
Der wachsende Antisemitismus verunmöglicht den Mendelssohns, in
Deutschland zu bleiben. Zwar pflegt Franceso Freundschaften selbst mit
Antisemiten wie dem Regisseur des Propagandafilms "Jud Süss", Veit
Harlan, und mit dem Nazi-Sympathisanten Gustaf Gründgens. Doch der
Silvesterabend 1932 ist der letzte, den die Mendelssohns gemeinsam in
Berlin verbringen. Ende Januar 1933 kommt Francesco in New York an, wo
er die "Dreigroschenoper" inszeniert. Eleonora verlässt Berlin im
Februar und geht mit Reinhardts Inszenierung von Pirandellos "Sechs
Personen suchen einen Autor" auf Tournee - nach Bukarest und Budapest,
Holland und Belgien, aber auch nach Bern, Zürich, Genf und Basel.
1935 wandert Eleonora mit einer Immigrationskarte ausgestattet in die
USA aus, bricht aber ihre Kontakte zum alten Europa nicht ab. Ihr
Bruder feiert mit der "Dreigroschenoper" in Paris einen Triumph,
verfällt danach dem Alkohol und wird nie mehr inszenieren. Dank
einer Liaison seiner Schwester mit Arturo Toscanini findet er
Unterschlupf in dessen Orchester in San Antonio (Texas), wird aber
wegen seiner Trunksucht entlassen.
Was für Francesco der Alkohol, ist für seine Schwester das
Morphium. Nach dem Krieg lässt sie sich vorübergehend in der
Basler "Friedmatt" behandeln, später heiratet sie einen
Homosexuellen, um nicht allein zu sein. 1951 stirbt sie unter
ungeklärten Umständen, 51-jährig. Francesco verbringt
die letzten Jahre, von Freunden umsorgt, in New York, wo er 1972
stirbt. Sein Piatti-Cello - die wertvollste Erinnerung an seine
Herkunft aus einer musikalischen Familie - wird für eine halbe
Million Dollar verkauft.
> R. Larry Todd: "Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Leben,
seine Musik". Carus/Reclam 2008, 798 S., ca. Fr. 84.-.
> Thomas Blubacher: "‹Gibt es etwas Schöneres als
Sehnsucht?› Die Geschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn".
Henschel 2008, 447 S., ca. Fr. 50.-.
> Eine Buchvorstellung mit Thomas Blubacher speziell über
die Basler Bezüge der Mendelssohns findet am Donnerstag, den 26.
März um 18 Uhr im CityForum der BaZ am Aeschenplatz statt.
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SEXWORK
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Bund 3.2.09
Werkstudentin mit Sexarbeit
Wenn sich Studentinnen prostituieren: Das schnelle Geld scheint zu
locken, obwohl es andere Einnahmequellen gibt
Elsbeth Tobler
Prostitution als Mittel gegen Geldmangel? Risiken und Nebenwirkungen
sind schwer, wie Erfahrungsberichte von Studentinnen belegen. Experten
betonen, es seien keine Einzelfälle, obwohl sich ein Studium
durchaus anders finanzieren lasse.
Schüchtern lächelt die junge Frau mit den langen dunklen
Haaren, als sie das Lokal betritt. Sie setzt sich, bestellt
Mineralwasser, da klingelt ihr Handy. Ihre Mutter fragt, wann sie zum
Essen komme. Pünktlich um 20 Uhr, verspricht sie. Nichts
lässt darauf schliessen, dass das Leben dieser 24-Jährigen
anders verlaufen ist als das anderer junger Frauen. Doch Anne (Name
geändert) hat als Prostituierte gearbeitet - jahrelang. Ihre
Familie ist ahnungslos.
Vor einem Jahr ist Anne aus dem Sexgewerbe ausgestiegen. Sie stammt aus
einer intakten intellektuellen Familie auf dem Land. Wie ihr
älterer Bruder zieht sie nach bravourös bestandener Matura
nach Zürich, um zu studieren. In der Freizeit besucht sie eine
private Schauspielschule. Ihre Eltern verdienen zu wenig, um Anne
hinreichend zu unterstützen, aber zu viel, um staatliche
Studienförderung beanspruchen zu können. Anne beantragt kein
Darlehen. Sie scheut die Schulden. Also büffelt sie tagsüber
und arbeitet nebenher in einem Restaurant und in einer Bank.
Diskretion und Abgründe
Das Geld reicht trotzdem nicht: "Lebensunterhalt, die teure
Schauspielschule, Studiengebühren, der Wunsch nach etwas Genuss."
Anne sucht im Internet nach schnellen Lösungen. Zuerst bewirbt sie
sich als Fotomodell, dann in einem Edelbordell. Schon am ersten Abend
hat sie Kunden. Ihre moralischen und ethischen Bedenken sind gross.
Dennoch lässt sie sich bald regelmässig an zwei Werktagen und
übers Wochenende auf die Prostitution ein. Pro Tag empfängt
sie bis zu 15 Freier.
Anne berichtet von einsamen Singles auf der Suche nach Zuwendung, von
Geschäftsleuten, die in der Dunkelheit kommen und nach einer
Stunde diskret wieder gehen, und von Stammkunden, die sich mittags
für zehn Minuten bei ihr aufhalten. Sie erzählt von
vereinzelt guten Gesprächen, aber auch von Abgründen, von
Trieb und Gewalt.
Illusionen fördern
"Als Prostituierte sollte man sich illusionsfördernd inszenieren
können", sagt Anne. "Du musst dem Kunden das zeigen, was er in dir
sehen will." Am einfachsten sei es, wenn der Kontakt oberflächlich
bleibe und sie eine klare Grenze zwischen ihrem Körper und ihren
Emotionen wahren könne. Wenn man die zierliche Frau in Jeans und
T-Shirt so reden hört, scheint sie von einer anderen Person zu
sprechen. Und ein wenig stimmt das wohl auch.
Geldsorgen belasten viele während des Studiums. "Neun von zehn
Studierenden können bei der Ausbildung auf die Unterstützung
ihrer Eltern zählen", erklärt Maximilian Jaeger, Delegierter
des Rektors der Universität Zürich. Und für rund 14
Prozent sind Stipendien sowie zinslose Darlehen wichtige Geldquellen.
Härtefälle können sich auch direkt an die Hochschulen
wenden.
Dennoch reichen diese Ressourcen oft nicht aus. "Über 50 Prozent
der rund 150000 Studentinnen und Studenten an Schweizer
Universitäten und Fachhochschulen müssen einer
Erwerbstätigkeit nachgehen", sagt Jaeger. Arbeitsvermittlungen an
Universitäten sowie Online-Job-Portale helfen bei der Suche nach
einer Verdienstmöglichkeit. Die Internet-Plattform Students.ch
etwa bietet permanent rund 200 offene Stellen. Beliebt sind auch gut
bezahlte Praktika.
Keine Zwangslage
Die Höhe der zusätzlich möglichen Einkünfte ist
jedoch begrenzt, weshalb Studentinnen und Studenten ihre Finanzen gut
einteilen und auch sparen müssen. Die Vorstellung jedoch, dass
bedürftige Studierende mangels öffentlicher Beihilfe und
eigener Mittel in die Prostitution gezwungen würden, weisen
Maximilian Jaeger und andere Fachleute vehement zurück.
Thomas Dyllick, Prorektor der Universität St. Gallen, ist mit
Studentinnen und Studenten, die eine Nebentätigkeit im Sexgewerbe
ausüben, noch nie konfrontiert worden. Er konstatiert:
"Studierende sind erwachsene Menschen, von denen wir erwarten, dass sie
wissen, was sie tun. Auch kümmern wir uns in der Regel nicht um
ihr Privatleben, es sei denn, es wirke sich merklich auf das Studium
bzw. die Studienleistungen aus."
"Schnelles, grosses Geld" gesucht
Doch der Sexmarkt zieht mit der Versprechung hoher Einkünfte ganz
offensichtlich "attraktive und tabulose" Studentinnen an. Fachleute in
Grossbritannien sind besorgt angesichts der zunehmenden Zahl
studentischer Prostituierter. In Deutschland und Frankreich machen
Autobiografien Schlagzeilen, in denen weibliche Studierende ihre
Aktivitäten im Sexgewerbe schildern. Bis zu 40000 Studentinnen in
Frankreich sollen als Sexarbeiterinnen ihr Geld verdienen. Für die
Schweiz fehlen verlässliche Zahlen. Dass es nicht um
Einzelerscheinungen geht, belegen Reaktionen auf die Erstpublikation
dieses Artikels in der NZZ.
Experten gehen bei der Studentenprostitution zwar nicht von einem
Massenphänomen aus, verweisen aber gleichzeitig mit Unbehagen auf
den stark wachsenden Markt im Verborgenen. Zuhauf präsentieren
einschlägige Magazine und das Internet Links und Adressen. Laut
einer Pressemeldung sind vermehrt Studentinnen der Universität
Genf in die Sexbranche involviert. Und der Betreiber einer
"VIP-Escortagentur" aus der Westschweiz bestätigt, dass 80 Prozent
seiner 300 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem
gesamtschweizerischen Universitäts- und Fachhochschulumfeld
kommen. Die in- und ausländischen Studentinnen sowie vereinzelt
auch Studenten wollten in erster Linie das "schnelle, grosse Geld"
verdienen, betont er.
"Angst, man merkte, was ich tue"
Über ihre Nöte als Prostituierte sprach Anne bis anhin kaum.
"Ich hatte stets Angst, dass man merkt, was ich tue", sagt sie. "Meinen
Eltern und Kommilitoninnen habe ich immer neue Geschichten
erzählt, wie ich mein Geld verdiene." Vertraut sie sich jemandem
an, zerbrechen Beziehungen und Freundschaften. Doch der hohe Verdienst
tröstet sie über "Einsamkeit, Scham und Ekel" hinweg.
Mehrfach nimmt Anne professionelle Hilfe in Anspruch.
Der Psychologe Wulf Rössler, Direktor der Psychiatrischen
Universitätsklinik Zürich, hat den Zusammenhang zwischen
Sexarbeit, Zwang und psychischer Gesundheit untersucht. Sein
Forschungsprojekt "Sexwork and Health" zeigt: "Mehr als die Hälfte
der Sexarbeiterinnen verheimlichen ihre Tätigkeit vor Familie und
Umfeld. Viele fühlen sich stigmatisiert und wegen ihrer Arbeit aus
ihrem Bekanntenkreis ausgeschlossen, was die Isolation verstärkt."
Zwischen Uni und Sexarbeit
Besonders belastend sei die Strassen- und Beschaffungsprostitution.
"Hier müssen die Betroffenen ihre Emotionen verstärkt
negieren. Insbesondere dann, wenn sie Gewalt sowie Sexpraktiken
zulassen, die ihnen zuwider und auch gefährlich sind", sagt
Rössler. Tatsächlich lebten viele Prostituierte stets in der
Angst vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Infektionen.
Ausserdem seien sie für posttraumatische Belastungssyndrome und
andere Folgestörungen wie Depressionen anfällig.
"Ein Mal und nicht mehr", schwört sich Lena (Name geändert),
eine 23-jährige Wirtschaftsstudentin aus dem Mittelland, als sie
sich auf das "lukrative Angebot" eines Mannes einlässt. Doch schon
nach ein paar Wochen besitzen ein Dutzend Sexkonsumenten ihre
Handynummer. Inzwischen besucht sie ihre Kunden in Hotels oder
begleitet sie während der Semesterferien auf "Dienstreisen". Durch
eine Freundin gerät Lena in das Doppelleben zwischen
Universität und Gelegenheitsprostitution. "Obwohl die Agenturen
einen Teil des Honorars behalten, bleibt für mich genügend
übrig", betont sie. "Einige Kunden zeigen sich nach einer
Liebesnacht auch noch beim Shopping erkenntlich" - Luxuswaren im
Austausch für den verkauften Körper. Lena findet daran nichts
Verwerfliches.
"Dass auch dieser sogenannte Labelsex eine Art von Prostitution
ist, scheint ihr nicht bewusst zu sein", sagt Angela Montanile. Seit 20
Jahren beobachtet die Chefin der Abteilung Milieu- und Sexualdelikte
der Stadtpolizei Zürich die Szene. Noch immer berührt sie
jeder Fall. "Viele junge Frauen hoffen, über sexuelle
Dienstleistungen ihren Traummann zu finden. Und die Männer glauben
an die Eroberung."
"Knallhartes Geschäft"
Beide Seiten müssten sich nach der Geld- oder
Geschenkübergabe wohl neu besinnen, um Illusion und Täuschung
zu verdrängen. "Am Ende bleibt die Sexarbeit ein knallhartes
Geschäft, zeitlich begrenzt, ohne wahre Gefühle, ohne
Verpflichtung", resümiert Montanile. Zudem müssten diese
Frauen rund um die Uhr von Kopf bis Fuss perfekt gestylt sein, was
kosten- und zeitaufwendig sei und mit zunehmendem Alter ein Problem
werde.
"Der Konkurrenzkampf ist gross. Es geht um Geld, Macht und Kontrolle.
Und das Eindringen in die physische Intimität unterscheide
t diese Arbeit von jeder anderen", erklärt Angela Montanile.
Für sie besteht das Problem aber nicht nur in der Tätigkeit
selbst, sondern auch in den Rahmenbedingungen: "Ob Edelbordell,
Escortservice oder Strassenprostitution, immer wieder wird die sexuelle
Integrität verletzt." Zudem seien die Frauen den milieutypischen
Gefahren wie Drogenmissbrauch, Gewalt und Erpressung ausgesetzt.
Ermittelt wird von der Polizei auch bei Verdacht auf
Steuerhinterziehung, Förderung der Prostitution sowie
Menschenhandel. Betroffene Studentinnen und Studenten können sich
anonym an Beratungsstellen wenden, in Bern beispielsweise an Xenia oder
direkt an die Universität Bern. Rege genutzt werden auch die
Dargebotene Hand sowie die Nightline Zürich, die für
Studierende der Universität Zürich und der
Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich
eingerichtet wurde.
"Etwas in mir ist zerstört"
Für Anne wurde die Arbeit als Prostituierte zunehmend zur
Belastung. Ihr Zuhälter behandelte sie zwar fair, und Kondome
waren Pflicht. Doch Drogenkonsum und Gewalt vonseiten der Kunden musste
auch sie erleben. Die harte Realität der Sexarbeit kollidierte
immer öfter mit ihren Wertvorstellungen. Anne, die sich als
"tiefgründig" bezeichnet, war verzweifelt: "Abends, wenn ich nach
Hause kam, hatte ich viele Hundertfrankennoten in der Tasche, aber ich
war tieftraurig."
Vor einem Jahr schaffte sie den Ausstieg aus der Sexbranche, nachdem
sie die private Schauspielschule erfolgreich abgeschlossen hatte. "Die
Berührungen taten mir so weh, dass ich eines Tages das Bordell
nicht mehr betreten konnte", erinnert sie sich. Doch die Rückkehr
ins bürgerliche Leben erweist sich als schwierig. "Etwas in mir
ist zerstört", erklärt Anne. "Noch immer habe ich die Bilder
im Kopf - Szenen, die ich mit weit über 8000 Kunden erlebt habe.
Ich habe Angst vor der Zukunft, vor Gefühlen, auch vor einem
Gesundheitscheck."
Anne lebt heute zurückgezogen. Mit aller Kraft widmet sie sich
ihrem Studium. "Vielleicht kann ich nach dem Abschluss ins Ausland
gehen. Ich träume davon, in einem klassischen Schauspiel auf der
Bühne zu stehen oder als Theaterregisseurin zu arbeiten." Auch
eine andere Hoffnung hat sie nicht aufgegeben: "die Hoffnung auf die
grosse Liebe".
--
Zeiterscheinung
Mit Befremden stellt Ueli Mäder, Professor für Soziologie an
der Universität Basel, fest, dass die Dienstleistung
Sexualität wohl in die heutige Gesellschaft passe. Einerseits sei
"das Streben nach materiellen Werten typisch für unsere Zeit" und
Hedonismus ziemlich weit verbreitet. Anderseits ist laut Mäder das
Reden über Sexualität explizit und direkt: "Die
kontinuierliche Enttabuisierung von Sex und seine Omnipräsenz im
Alltag haben dazu geführt, dass Sexualität als Konsumgut wie
auch Sexdienste als normal empfunden werden."
Der Weg in die Prostitution kann laut Fachleuten auch von individuellen
Lebenssituationen und persönlichen Schicksalen begünstigt
werden. Dazu gehören etwa mangelnde Geborgenheit und
unverbindliche soziale Gefüge, wie sie zunehmend anzutreffen sind,
aber auch erlittene physische und sexuelle Gewalt, Identitäts- und
Identifikationsprobleme.
Ueli Mäder wünscht sich, dass jeder Einzelne "eine soziale
sexuelle Zufriedenheit mit mündigen, emanzipierten Individuen
leben kann". Deshalb seien gerade junge Menschen bei ihrer sexuellen
Entwicklung darin zu unterstützen, verantwortlich zu handeln. (et)
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GRIECHENLAND
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20min.ch 3.2.09
Griechenland
Handgranate auf Polizeiwache
Unbekannte haben eine Polizeiwache nahe der griechischen Hauptstadt
Athen angegriffen.
Auf das Gebäude in Korydallos wurden nach Polizeiangaben am
frühen Morgen Schüsse abgefeuert, ausserdem setzten die
Angreifer eine Handgranate ein, die aber nicht explodierte. Verletzt
wurde ersten Berichten zufolge niemand. Vor rund einem Monat war in
Athen ein Polizist angeschossen und schwer verletzt worden. Zu dem
Anschlag bekannte sich die linksextremistische Organisation
Revolutionärer Kampf.
Quelle: AP
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ANTI-ATOM
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Indymedia 26.1.09
04.02.2009 - Anti-AKW Veranstaltung - Biel ::
AutorIn : Nuc Leo: www.labiu.ch
Das AKW Mühleberg - Der Schrottreaktor in der Nähe von Bern
mit Rissen im Kernmantel ist seit dem 6. November 1972 in Betrieb. Nun
ist ein Neubau geplant und dagegen regt sich Widerstand: 1900
Einsprachen sind eingegangen doch die BKW Energie AG hält an ihren
Bauplänen fest.
Höchste Zeit also, dass wir unser Wissen über den
Risiko-Reaktor Mühleberg auffrischen und über
Energiealternativen nachdenken.
Ein Abend mit Jürg Joss von Fokus Anti-Atom: www.fokusantiatom.ch
Mittwoch, 4. Februar 2009, 20 Uhr - LA BIU - Wydenauweg 38, Biel www.labiu.ch