MEDIENSPIEGEL 3.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Tipps (Kino, DS)
- Reitschule-Initiative: Harziger Endspurt
- Reitschule-Bashing: Polizei korrigiert, Nause kritisiert
- Aufruf Anti-Rep Genf
- Gefangene: Jugendliche 17.1.09 frei, RAZ-Martin noch drin
- Farbe gegen ZFS in ZH
- Genf: Inti mit ausgebuhtem Solidarités-Vanek
- Anarchie-Tage Winterthur (2.2.-7.2.09)
- Toyloy rules: Pnos-Lüthard verurteilt
- Rassimus: Apartheid-Strasse in SG; SD scheitert mit ARG-Initiative
- Antisemitismus + Mendelssohn
- Sexwork: schnelles Geld für Studis
- Griechenland: Schüsse + Handgranate gegen Polizeiwache
- Anti-AKW-Veranstaltung im LaBiu (4.4.09)

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Mi 04.02.09  
19.00 Uhr - SousLePont - China Spezialitäten
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Apéro & Musik mit dem kurdischen Trio Adem, Tarik & Kendal. Anschliessend Begrüssung und Vorstellung der eingeladenen Gäste. Einführung in das kurdische Filmschaffen mit Manu Halil und Claudia Paiano
20.30 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - White Mountain, Taha Karimi, Iran 2006, 30 Min
21.10 Uhr - Kino - The stars of my homeland - Stêrken Welatê Min, Shirin Jihani, Irak 2008, 76 Min. In Anwesenheit der Regisseurin

Do 05.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Hêlîn, Sibel Akkulak, Türkei 2007, 13 Min; Handful of Ash, Nabaz Ahmed, Irak 2007, 33 Min
21.00 Uhr - Kino - Close-up Kurdistan, Yüksel Yavuz, D 2007, 104 Min

Fr 06.02.09
20.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Kevoka Spî, Viyan Mayî, Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
20.30 Uhr - Kino - Vinterland, Hisham Zaman, Norwegen 2007, 52 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
21.45 Uhr - Kino - The land of legend, Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
22.00 Uhr - Frauenraum - Popshop special: Frauendisco POPSHOP - Katzenball mit Kami Katzes Mix aus 60ties, R&B, Soul, Beat and Exotica sounds... women only
23.00 Uhr - Dachstock - DJ-Kicks presents !K7 Tour featuring The Glimmers (Bel) & DJ's Dactylola & Ereccan Stil: Postdisco-Punk-Electro-Housetech

Sa 07.02.09
19.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus - Musikliebe, Yusuf Yesilöz, Schweiz 2008, 53 Min. In Anwesenheit des Regisseurs
20.15 Uhr - Kino - Gözmece, Aydin Sevinc, Türkei 2006, 45 Min. In Anwesenheit des Regisseurs. 2 Türen, Ali Biçer, Schweiz , 7 Min
21.15 Uhr - Kino - Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan/F/D, 2006, 94 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Guts Pie Earshot (D), Support: L-N/A (CH) Stil: Revolting Breakbeat. Punk live cello and drums
22.00 Uhr - Dachstock - Cool & Deadly: Phenomden & The Scrucialists, jugglin & after show by: Boss Hi-Fi (ZH) ls Moya (More Fire Sound, BE). Stil: Finest Reggae

So 08.02.09
19.00 Uhr - Progr - Kurdischer Filmzyklus: Entwicklung des kurdischen Filmschaffens - Chancen und Risiken: Gespräch und Filme im Gedenken an den Halil Uysal
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Querelle - Ein Pakt mit dem Teufel. Rainer Werner Fassbinder, D/F 1982

Infos: www.reitschule.ch & www.grossehalle.ch

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kulturagenda.be 5.2.09

Kino in der Reitschule: kurdischer Filmzyklus

Die kurdische Kultur und Sprache ist vielerorts noch immer verboten. Trotzdem wurden in den letzten Jahren zahlreiche kurdische Filme gedreht. Vom 4. bis 28. Februar zeigt das Kino in der Reitschule einen Querschnitt durch das aktuelle Filmschaffen, darunter Kurz- und Dokumentarfilme sowie Spielfilme, zum Beispiel "The land of legend" (Bild).
Kino in der Reitschule, Bern. Mi., 4., bis Sa., 28.2.

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Phenomden und The Scrucialists im Dachstock

Es ist nicht restlos geklärt, weshalb gerade Zürich eine so lebhafte Mundart-Reggae-Szene beheimatet. Vielleicht liegts ja am See, der zum "Verweilen" einlädt. Jedenfalls ist Phenomden ihr derzeit erfolgreichster Vertreter und erfreut auf marihuanavernebelten Festivals im Ausland auch Zuhörer, die nichts von seinen Texten verstehen. Sie handeln von Musik, der Welt und von seinem Quartier, Wiedikon
Dachstock der Reitschule, Bern. Sa., 7.2., 22 Uhr

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REITSCHULE-INITIATIVE
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Oltener Tagblatt 3.2.09

Stadt Bern "Harzige" Sammlung für Reitschul-Verkaufsinitiative

In gut einem Monat läuft die sechmonatige Frist zur Einreichung der städtischen Initiative "Verkauf der Reitschule an den Meistbietenden" ab. Initiant Erich Hess hat erst 4200 der 5000 Unterschriften zusammen; "es harzt etwas", sagte er dazu auf Anfrage. 20 Prozent der bisher eingegangenen Unterschriften seien ungültig; beim kantonalen Referendum gegen Harmos oder dem Referendum gegen die Personenfreizügigkeit seien es nur 3 bis 5 Prozent gewesen. Nach einem "guten Start", der im Herbst mit dem Stadtrats-Wiederwahlkampf des JSVP-Präsidenten zusammenfiel, "müssen wir uns nochmals reinknien". Dabei könne er sich aber "kaum" auf die Partner im Initiativkomitee verlassen - SVP-Stadträte und rechte FDP-Politiker; "von denen ist wenig zu erwarten. Will man etwas, muss man es selber machen." (sat)

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REITSCHULE-BASHING
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Bund 3.2.09

Nause kritisiert Reitschule

Stadt Bern Entgegen der gültigen Abmachung hätten die Reitschüler am vergangenen Samstag die Polizei im Vorfeld des unbewilligten WEF-Umzugs nicht über den sich formierenden Demonstrationszug informiert. Diese Aussage machte der Stadtberner Polizeidirektor Reto Nause (cvp) gegenüber der "Berner Zeitung". Gestern relativierte die Kantonspolizei Bern diese Aussage auf Anfrage des "Bund". Dennoch hält die Stadt Bern an ihrer Kritik an der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) fest.

Mehrere Dutzend vermummte WEF-Gegner waren am Samstagabend von der Polizei daran gehindert worden, von der Reitschule Richtung Bollwerk durch Berns Innenstadt zu ziehen ("Bund" von gestern). Am Bollwerk und auf dem Kleeplatz kam es in der Folge zu Scharmützeln mit der Polizei. Noch vor Ort führte die Polizei Personenüberprüfungen durch, in Haft wurde indes keiner der Demonstranten genommen.

Auswertungen der offiziellen Tonbandaufnahmen haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass kurz nach 21.30 Uhr ein Anruf der Reitschulverantwortlichen bei der Polizei eingegangen ist. "Die Tonbandauswertungen ergaben aber, dass der fragliche Anruf zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, als der Angriff der Demonstranten bereits in vollem Gang gewesen ist", sagte Nause gestern . Selbst wenn ein Telefonanruf bei der Polizei eingegangen sei, könne von einem proaktiven Informationsverhalten nicht gesprochen werden. David Böhner von der Ikur weist die Kritik zurück, wonach die Reitschule nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit mit der Stadt bereit sei. "Wir waren für die Einsatzkräfte jederzeit telefonisch erreichbar, wie dies in der Sicherheitsvereinbarung abgemacht worden ist", sagte Böhner. (sbv)

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20 Minuten 3.2.09

Wef-Gegner griffen Auto an

BERN. Am Samstag gingen Wef-Gegner vor der Reitschule mit Steinen, Petarden und Flaschen auf Polizisten los. Ein 20-Minuten-Leser geriet voll zwischen die Fronten: A. R.* stand mit seinem Volvo am Rotlicht neben der Reitschule, als die Chaoten losstürmten. "Plötzlich krachte ein Geschoss durch meine Seitenscheibe", sagt er. Eine mit stinkender Farbe gefüllte Flasche traf ihn am Oberarm. "Ich war mit Glassplittern übersät, rote Farbe überall. Ein Riesenschock." Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn es den Mann am Kopf getroffen hätte. "Es hätte mich töten können", glaubt A. R. Er flüchtete über die Lorrainebrücke, stoppte den beschädigten Wagen und alarmierte die Polizei. Es dauerte 45 Minuten, bis der Streifenwagen eintraf. Schliesslich erstattete A. R. Anzeige wegen Gefährdung des Lebens.  am

*Name der Redaktion bekannt

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derbund.ch 2.2.09

IKUR steht bei Stadt in Kritik

Von sbv

Heute relativierte die Polizei die Aussage des Stadtberner Polizeidirektors, wonach die Reitschüler am Samstag entgegen gültiger Abmachung die Polizei im Vorfeld des unbewilligten WEF-Umzugs nicht über den sich formierenden Demonstrationszug informiert hätten.

Dennoch lässt die Stadt nicht von ihrer Kritik an der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKUR) ab.

Keine Verhaftungen nach Demo

Mehrere Duzend vermummte WEF-Gegner waren am Samstagabend von der Polizei daran gehindert worden von der Reitschule Richtung Bollwerk durch Berns Innenstadt zu ziehen. Am Bollwerk und auf dem Kleeplatz kam es in der Folge zu Scharmützeln mit der Polizei. Noch vor Ort führte die Polizei Personenüberprüfungen durch, in Haft wurde indes keiner der Demonstranten genommen.

Telefonanruf erhitzt Gemüter

Auswertungen der offiziellen Tonbandaufnahmen haben in der Zwischenzeit gezeigt, dass um kurz nach halb zehn Uhr ein Anruf der Reitschulverantwortlichen bei der Polizei eingegangen ist. "Die Tonbandauswertungen ergaben aber, dass der fragliche Anruf zu einem Zeitpunkt erfolgt ist, als der Angriff der Demonstranten bereits in vollem Gang gewesen ist", sagte Reto Nause auf Anfrage. Selbst wenn ein Telefonanruf bei der Polizei eingegangen sei, könne von einem proaktiven Informationsverhalten nicht gesprochen werden.

David Böhner von der IKUR weist indes die Kritik zurück, wonach die Reitschule nicht zu einer konstruktiven Zusammenarbeit zwischen Stadt und Reitschule bereit ist. "Wir waren für die Einsatzkräfte jederzeit telefonisch erreichbar, wie dies in der Sicherheitsvereinbarung abgemacht wurde", sagte Böhner. (sbv)

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20min.ch 2.2.09

Zwischen den Fronten

WEF-Krawalle:"Es hätte mich töten können"

von Adrian Müller

Frustrierte WEF-Chaoten tobten sich am Samstag vor der Berner Reitschule aus: Der wütende Mob ging auf Polizisten und Autolenker los - und brachte einen User von 20 Minuten Online in Lebensgefahr.

Bern Bollwerk, Samstag, 21.38 Uhr: A.R.* fährt mit seinem Volvo vom Bahnhof-Parking in Richtung Lorrainebrücke, als er neben der Reitschule vor einem Rotlicht halten muss. Aus dem Nichts taucht ein Mob vermummter Chaoten auf, wirft Molotow-Cocktails, Steine und Flaschen gegen auf der anderen Strassenseite postierten Polizisten.

Geschoss fliegt haarscharf am Kopf vorbei

"Plötzlich krachte ein Geschoss durch meine Seitenscheibe", schildert A.R. den Angriff auf sein Auto. "Ich war mit Glassplittern übersät, rote Farbe überall. Ein riesen Schock." Die mit stinkender Farbe gefüllte Flasche trifft ihn am Oberarm. Nicht auszudenken, wenn es den Autolenker am Kopf getroffen hätte. "Es hätte mich töten können", glaubt A.R. Als er seine Gedanken einigermassen geordnet hat, drückt er aufs Gaspedal und flüchtet über die Lorrainebrücke. Weg vom Flaschenhagel, weg von den Chaoten.

Chaoten verstecken sich in Reitschule

"Die Angreifer zeigten sich äusserst gewaltbereit, alles ging sehr schnell", schildert Polizeisprecher Franz Märki die Krawall-Szene. Nach einem kurzen, aber heftigen Gefecht konnte die Hundertschaft Polizeigrendadiere die Chaoten in die Reitschule zurückdrängen. Dort versteckten sie sich unter den Besuchern des Kulturzentrums. Märki vermutet, dass es sich bei den Tätern um jene Autonome handelte, welche am Nachmittag bereits in Genf an der Anti-Wef-Demo wüteten.

Von wo die Krawallmacher kommen, ist A.R egal. Als er sich einigermassen in Sicherheit fühlt, stoppt er den beschädigten Wagen und alarmiert die Polizei. Es dauert 45 Minuten, bis der Streifenwagen eintrifft. Schliesslich erstattet A.R. Anzeige wegen Gefährdung des Lebens. "Die Täter erwischen wir sowieso nicht, da sie sich in die Reitschule zurückziehen", erklären die Beamten vielsagend. Und zeigen mit dem Finger auf ein Politikum, welches in der Hauptstadt seit Jahren für rote Köpfe sorgt (siehe Infobox). Dass Chaoten in der Reitschule Unterschlupf finden, stösst A.R. sauer auf: "In der Haupstadt darf es keinen rechtsfreien Raum geben."

*Name der Redaktion bekannt

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Info-Box

Polizeidirektor will härter durchgreifen

Diese Bilder hat man in Bern schon oft gesehen: Vermummte Chaoten ziehen sich nach Demos in die Reitschule zurück, wo sie sich unter die normalen Besucher des Kulturzentrums mischen. Der neue Polizeidirektor Reto Nause will nun die Schraube anziehen: Die Reitschule müsse die Abmachungen zwischen dem Kulturzentrum und der Stadt endlich einhalten.

Reitschule warnte Polizei nicht

Dazu gehört etwa, dass die Reitschulbetreiber während Ausschreitungen mit der Polizei in Kontakt treten, um Chaoten zu isolieren. Dies ist am vergangen Samstag wiederholt nicht erfolgt: "Die Telefonaufzeichnungen belegen, dass die Reitschul-Betreiber gegenüber der Polizei bloss Befürchtungen wegen einem Konzert äusserten. Nicht aber vor dem sich abzeichnenden Angriff von Chaoten warnten", erklärte Polizeisprecher Märki gegenüber 20 Minuten Online.

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20min.ch 2.2.09

Idee: Reitschule als Guantánamo-Asyl

"Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass wir im Kanton Bern Gefangene aus Guantánamo aufnehmen", sagt Polizeidirektor Hans-Jürg Käser.

Zu viele Fragen - vom Gefahrenpotential bis zur Unterbringung der Häftlinge - seien ungeklärt. "Vorläufig unternehmen wir nichts", sagt Käser. Dies obwohl der Bundesrat sein Angebot gegenüber den USA nur aufrechterhalten kann, wenn die Kantone mitziehen. "Vorsichtig positiv" steht der Grossrat Christoph Grimm (Grüne) der Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen gegenüber. Mit einem Vorstoss will er erreichen, dass die Regierung weitere Abklärungen trifft: "Unschuldige Gefangene könnten wir aufnehmen, aber wir müssen sicher sein, dass von ihnen kein Risiko ausgeht." Mit einem Versprechen wartet SVP-Grossrat Thomas Fuchs auf: "Falls wir Häftlinge übernehmen müssen, setze ich alles daran, dass man die Reitschule räumt und sie dort einsperrt. Damit wären gleich zwei Probleme gelöst."

mar

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ANTI-REP ANTI-WEF-DEMO GENF
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Indymedia 2.2.09

Antirep-Aufruf zum 31.01. in Genf

AutorIn : antirep

Der Antirep sucht nach weiteren Berichten zu den Festnahmen und polizeilichen Übergriffen an der Anti-WEF-Demo vom 31.01.09 in Genf. Wir rufen alle Personen, die festgenommen bzw. Opfer oder ZeugIn von Übergriffen wurden, dazu auf, ein Gedächtnisprotokoll (siehe Anleitung unten) zu erstellen und dem Antirep zu schicken.     

Bitte sendet eure Berichte an folgende Adresse:

Observatoire des pratiques policières
15 rue des Savoises
1205 Genève
 info@opp-ge.ch


Zudem findet in Genf ein Antirep-Nachbereitungs-Treffen statt für Opfer und ZeugInnen von behördlichen Übergriffen und Festnahmen. Dort besteht die Möglichkeit mit dem Antirep Kontakt aufzunehmen, Fragen zu klären und das weitere Vorgehen zu besprechen:

Samstag, 7. Februar 2009 um 12.00 Uhr
Treffpunkt in der Eingangshalle des Maison des association
15 rue des Savoises, Genf (gleich neben dem Place du Cirque)


Anhaltspunkte zum Erstellen eines Gedächtnisprotokolls
(siehe auch Vorlage im Anhang)

Geschehnisablauf
- Was ist passiert?
- Wo ist es passiert?
- Wann ist es passiert/Zeitspanne?
- Beteiligte Personen (PolizistInnen, Sicherheitsleute, etc.)?
- Hergang und Kontext des Ereignisses
- Kam es zu einer Festnahme? Wenn ja: Was geschah auf dem Polizeiposten? (Haftbedingungen, Verhör, Gewaltanwendung, Beschimpfung, Drohungen, etc.)
- Kam es zu Verletzungen? Wenn ja: Existiert ein ärztliches Attest?

ZeugInnen
- Weißt du von anderen Personen, welchen Ähnliches passiert ist?
- Gibt es in deinem Fall ZeugInnen, welche aussagen würden?
- Existieren Foto- oder Videoaufnahmen?

Kontakte
- Hast du bereits mit jemandem bezüglich deines Falles Kontakt aufgenommen (mit Anwälten, Organisationen, etc.)?
- Hast du bereits weitere Massnahmen in die Wege geleitet (z.B. Anzeige gemacht, Kontakt mit Presse aufgenommen, etc.)? Wenn ja: Was waren die jeweiligen Reaktionen?

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GEFANGENE
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Indymedia 3.2.09

Erklärung zur Freilassung der Gefangenen vom 17. Januar ::

AutorIn : Revolutionäre Jugend Zürich: www.rjz.ch     

Nach fast zwei Wochen Haft sind am Freitag dem 30. Januar die beiden Gefangenen vom 17. Januar entlassen worden. Die beiden Jugendliche wurden vor dem Büro der Jugendstaatsanwaltschaft in Zürich von zahlreichen Freunden, GenossInnen und Angehörigen lautstark begrüsst.     
    
Im Rahmen einer Grosskontrolle in der Innenstadt von Zürich nach einem Farbanschlag gegen die UBS am Paradeplatz wurden die beiden sowohl zeitlich wie auch örtlich weit vom Paradeplatz entfernt festgenommen. Nachdem die Gefangenen konsequent die Aussage bei den Einvernahmen verweigerten, ordnete die Jugendstaatsanwaltschaft Beugehaft an, um Aussagen zu erpressen: Wenn die beiden Aussagen machen würden, würden sie freikommen, liess die zuständige Jugendstaatsanwältin Müller verlauten.
Während der Haft bekamen die beiden nur einen Bruchteil dessen, welches in den Knast vorbeigebracht wurde: Ein paar Kleider, einige Briefe und Schulbücher erreichten die beiden Gefangenen im Knast. Die Jugendstaatsanwaltschaft sorgte dafür, dass der ganze Rest der Solidaritätsbekundungen in Form von Briefen und Postkarten wie auch zahlreich vorbeigebrachte Bücher nicht bei den beiden Gefangenen ankam. Mit der Aussage von der Jugendstaatsanwältin Müller betreffend des Besuchrechts nahm man es dann doch nicht so genau: Während der Haft bekam einer der beiden nur eine Stunde Besuchszeit pro Woche erlaubt, während beim anderen insgesamt etwa drei Besuche stattfanden: Von einem generellen Besuchsrecht für die Familie kann also nicht die Rede sein. Auch wurde ein Fax eines Anwalts an seinen Mandanten im Knast nicht weitergeleitet, wo das Fax blieb ist unklar...
Ausserhalb des Knastes entwickelte sich eine breite Solidaritätsbewegung, die mit Plakaten, Flugblättern, Klebern und diversen Aktionen auf sich aufmerksam machte (Einzelheiten unter www.rjz.ch). Beweis für die breite Solidarität mit den beiden Gefangenen liefert der Aufruf für die Freilassung der beiden, welcher von 49 Organisationen und diversen Einzelpersonen unterschrieben wurde.
Den beiden Genossen geht es trotz den zahlreichen Schikanen der Bullen und der Jugendstaatsanwaltschaft gut, sie gehen gestärkt aus dieser Erfahrung hinaus. Trotz der mageren Beweislage kann es noch zu einer Anklage kommen und so ist es wichtig, dass die Solidarität weiter erhalten bleibt und die beiden nicht vergessen gehen.

Weiterhin im Knast sitzt Martin, ein Genosse des Revolutionären Aufbau, welcher am 20. Januar nach einer Hausdurchsuchung festgenommen wurde. Genauere Informationen zu seinem Fall findet man unter www.aufbau.org Ihm gilt weiterhin unsere volle Solidarität!

Es ist nicht zu überschauen, dass in dieser Zeit der wirtschaftlichen Krise der Staat versucht mit diesen Verhaftungen Exempel zu statuieren, um den revolutionären Widerstand im Keim zu ersticken und mit den Verhaftungen dafür sorgen will, dass das Image der sauberen, sicheren Schweiz auch während Grossanlässen, wo das mediale Interesse an der Schweiz besonders gross ist wie dem diesjährigen Weltwirtschaftsforum (WEF), erhalten bleibt.
Während am WEF in Davos sich die Kriegsherren und Bonzen dazu Gedanken machten, wie sie die Welt nach der Krise für sie noch positiver gestalten können und sich dabei auch noch darüber austauschen konnten, wofür sie ihre Millionenlöhne ausgeben wollen, werden Personen, die ihren Unmut gegen das kapitalistische System ausdrücken, verhaftet und Demonstrationen gegen die selbsternannte Elite in Davos mit präventiven Festnahmen, Gummischrot und Tränengas verhindert.

RAUS MIT DEN POLITISCHEN GEFANGENEN - REIN MIT DEN KAPITALISTEN!
WEG MIT DER KRISE HEISST WEG MIT DEM KAPITALISMUS!

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Indymedia 3.2.09

FÜR DIE FREIHEIT VON MARTIN UND ALLEN POLITISCHEN GEFANGENEN

AutorIn : antistate         

FreundInnen der Revolution, Anarchie, Gerechtigkeit!!!

Wir fordern hiermit die sofortige Freilassung unseres Genossen Martin, der seit dem 20.1.09 in Pfäffikon ZH inhaftiert ist.     
    
In Zeiten der Krise, wo der Kapitalismus versucht uns Menschen noch mehr zu erpressen, in Zeiten wie diesen, wo der Kapitalismus nichts mehr zu bieten hat, wo alles langsam zusammenbröckelt, Spekulanten, Börsenmakler, Finanzhaie und die
multinationalen Konzerne haben sich selber ins Abseits katapultiert. Sahnten sie doch jahrzehntelang die fetten Gewinne ein, jammern sie und kriegen dann noch fette Bonis und Milliarden vom Staat, in ihre gierigen Münder gestopft. Sozusagen greift
der Staat in unsere Tasche und holt sich die ein paar Milliarden, um die zu unterstützen, die uns tagtäglich ausbeuten!

Wenn sich dann Menschen dagegen wehrn, aufbegehrn, kommt wieder ihr selbes Spiel, Menschen z.B. einfach wegzusperren.

Wir wollen und kämpfen für eine andere Welt. Wo eben "alle" Platz haben, egal von wo, wie und warum Menschen kommen.
Ein Leben ohne Erpressung, Ausbeutung, ihrer konsumistischen Erziehung, das ganze Medienspektakel mit ihren Lügen und Propaganda, die "Tolerierung und Unterstützung" einer faschistischen SVP, die soziale Unsicherheit in einem der reichsten Länder der Welt, diesem Polizei- und
Ueberwachungsstaat, die Liste ist lang. Wir haben andere Ziele mit diesem Planeten, als nur seine Oekosphäre zu zerstören und seine Lebewesen auszubeuten.

ökonomisches Umdenken ist notwendig, eine nachhaltige Produktion ist angesagt, gehen wir zusammen in Richtung einer anderen Welt!

Martin muss raus sofort!
Freiheit für alle politischen Gefangenen weltweit!
Sofortige Freiheit von Marco Camenisch!

mit solidarischen Grüssen
Anti-Akw Initative schweiz

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ANTI-WEF-AKTIONEN
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NZZ 3.2.09

Erneut Farbanschlag in Zürich mit WEF-Bezug

Jugendliche aus U-Haft entlassen

 -yr. In der Nacht auf Montag ist in Zürich erneut ein Farbanschlag verübt worden, diesmal auf ein Gebäude der Zurich Financial Services (ZFS) am Mythenquai. Dabei entstand laut Stadtpolizei Zürich ein Sachschaden von mehreren tausend Franken. Auf einschlägigen Internetportalen wurde ein Bekennerschreiben einer Gruppierung namens "Smash WEF und Nato!" publiziert. Darin wurde in einer abenteuerlichen Weise auf die Ausschreitungen und anschliessenden Festnahmen vom Samstag in Genf Bezug genommen: Die ZFS habe die ehemalige Genfer Versicherung geschluckt. - Derweil sind am Freitag zwei Jugendliche aus der Untersuchungshaft entlassen worden, denen vorgeworfen wird, vor zwei Wochen am Farbanschlag auf den UBS-Hauptsitz am Paradeplatz beteiligt gewesen zu sein. Wie die zuständige Jugendanwältin betont, werden die Ermittlungen gegen die beiden Schüler im Alter von 15 und 16 Jahren aber fortgeführt

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Basler Zeitung 3.2.09

Farbanschlag auf Zürich-Versicherung

Zürich. Gegner des Davoser Weltwirtschaftsforums (WEF) haben in der Nacht auf Montag auf das Gebäude der Zürich-Versicherung am Zürcher Mythenquai einen Farbanschlag verübt. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Tausend Franken, wie ein Sprecher der Stadtpolizei sagte. In einem Bekennerschreiben, das mit "Smash WEF und Nato" unterzeichnet war, bezeichneten die Urheber des Anschlags ihre Tat als Antwort "auf das Kesseln der Anti-WEF-Demo" vom Samstag in Genf und auf Verhaftungen im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums.  AP

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ANTI-WEF-DEMO GENF
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Tribune de Genève 3.2.09

Conspué à la manif, Pierre Vanek s'explique

Interview

Le leader de Solidarités s'est fait chahuter lors de la manif anti-WEF ce samedi. Sa réaction.

Habituellement, c'est lui qui les organise et il y harangue la foule. Le scénario de la manifestation contre le World Economic Forum (WEF) de ce samedi était un peu différent. Pierre Vanek, fer de lance de Solidarités, a été hué alors qu'il prenait la parole. Des manifestants reprochent au mouvement d'avoir refusé, dans un premier temps, de s'associer à la manif anti-WEF.

Cela n'a pas dû vraiment vous plaire ces huées?

Non, mais ce n'est pas grave. Soit ce sont des gens qui ont une conception peu démocratique de ce que doit être un mouvement. Soit ils sont mal informés. Pour nous, il était important de prendre la parole pour marquer notre présence. Nous nous sommes battus pour que cette manifestation ne soit pas interdite.

Des militants n'ont visiblement pas compris vos positions successives.

C'est très simple. Solidarités a estimé que cette manifestation à Genève n'était pas opportune. Nous n'avions pas de liens avec une partie des organisateurs. La pertinence de manifester aussi loin de Davos n'a pas été discutée, les acteurs locaux n'étaient presque pas impliqués et ça manquait de fond.

Mais samedi, vous étiez quand même là…

Du moment qu'elle était interdite, nous avons tout fait pour que cela se passe le mieux possible.

Le droit de manifester est un droit fondamental. Nous nous sommes engagés dans l'organisation.

Qu'est-ce qui vous a décidé?

Je pense que le Conseil d'Etat a fait une bêtise en interdisant la manifestation. Elle aurait pu se dérouler sans heurts. Le plus inquiétant, c'est la banalisation de cette mesure. A mes yeux, il faut des circonstances réellement exceptionnelles pour justifier une restriction du droit de manifester. Or les circonstances n'avaient rien d'exceptionnel.

Que répondez-vous à ceux qui vous accusent de calculs électoralistes?

Je le réfute totalement. Si c'était le cas, nous aurions écrit un communiqué plus flou pour expliquer que nous n'appelions pas à manifester.

Ce n'est pas de l'opportunisme que de refuser d'aller à la bagarre avec la police lorsque cela ne sert pas un objectif clair. Il n'y en avait pas.

Avez-vous malgré tout des regrets?

On peut toujours mieux faire. Le regret que j'ai, c'est de n'avoir pas trouvé les ressources pour convoquer à Genève, en novembre ou décembre, un large front susceptible d'organiser quelque chose de solide.

Ces frictions enterrent-elles toutes chances d'une alliance avec le Parti du travail en vue des élections?

Non, cela ne va pas se jouer sur cette manifestation. Nous restons ouverts à la création d'une liste avec d'autres formations. Mais, en attendant, nous élaborons notre programme.

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ANARCHIE-TAGE
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Indymedia 7.12.09

2.2. - 7.2.09: 5. Anarchietage in Winterthur ::

AutorIn : Libertäre Aktion Winterthur LAW: http://www.anarchietage.ch

Flyer Anarchietage
http://ch.indymedia.org/images/2008/12/65077.jpg

Hört, hört! Die fünften Winterthurer Anarchietage stehen vor der Tür. Vom 2. bis zum 7. Februar finden öffentliche Veranstaltungen zu den verschiedensten Themen statt. Altbewährtes wie "Praktische Aspekte des Anarchokommunismus" oder unkonventionellere Themen wie "Anarchie und Sex" machen die Anarchietage zu einer feinen Sache! Mit Referaten, Filmvorführungen und Diskussionen soll eine offene, undogmatische Debatte über die anstehenden Fragen entstehen.
Die Anarchietage haben sich als anarchistische Plattform mit internationalem Charakter bewährt, zudem bieten die Veranstaltungen die Möglichkeit zum Informationsaustausch und zur Vernetzung. Die Vorträge wenden sich an alle interessierten Menschen und sind kostenfrei. Wir freuen uns auf euch und auf konstruktive Diskussionen!


PROGRAMM
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Mo, 2.2.: Der Antisemitismus der Schweizer Fröntler - Worin unterschied sich der Antisemitismus der Fröntler von jenem von Katholisch-Konservativen und von Freisinnigen?
Hans Stutz, Referat und Diskussion

Di, 3.2.: Bilderschau zu Feldbesetzungen und anderen direkten Aktionen gegen Agro-Gentechnik in Deutschland 2008
Simone Ott (Giessen), Bilderschau und Diskussion

Mi, 4.2.: Anarchie und Sex
Rudolf Mühland, Referat und Diskussion

Do, 5.2.: Tierrecht und soziale Revolution
Tierrechtsgruppe Zürich, Referat und Diskussion

Fr, 6.2.: Mythos Schule - Warum Bildung entstaatlicht und entschult werden muss
Ulrich Klemm, Referat und Diskussion

Sa, 7.2.: Praktische Aspekte des Anarchokommunismus
RauWo, Anarchistische Föderation Berlin AFB

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PNOS
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BZ 3.2.09

Pnos-Lüthard büsst für Missen-Attacke

Weil Pnos-Exponent Dominic Lüthard die Miss Schweiz als "Geschwür" bezeichnet hat, muss er 500 Franken Busse zahlen.

Die Attacke war heftig: Im Oktober 2008 schoss die Langenthaler Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) scharf gegen Miss Schweiz Whitney Toyloy (18). Auf der Parteihomepage bezeichnete der Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard die Schönheitskönigin mit ausländischen Wurzeln als "Geschwür".

Auch Vizemiss Rekha Datta (21) bekam von der offiziell als rechtsradikal taxierten Splitterpartei ihr Fett weg. Lüthard schrieb, Toyloy und Datta verkörperten "nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist".

Busse und Geldstrafe

Die Verunglimpfung der schönen Königinnen löste Empörung aus. Sogar die Online-Ausgabe der deutschen "Welt" berichtete unter dem Titel "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz" über den Vorfall. Experten bezeichneten Lüthards Worte als "rassistisch und herabwürdigend". Und weil potenzielle Verstösse gegen das Antirassismusgesetz Offizialdelikte sind, wurde auch der Untersuchungsrichter aktiv.

Das Resultat der Ermittlungen veröffentlichte die Pnos diese Woche nun auf ihrer Homepage: 800 Franken Busse müsse Lüthard bezahlen, heisst es. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf der Pnos-Homepage sei der Inhalt des Strafmandats "nicht ganz präzise angegeben", sagt der zuständige Untersuchungsrichter Hansjürg Brodbeck auf Anfrage: Lüthard ist wegen Rassendiskriminierung zu einer Busse von 500 Franken verurteilt worden. Hinzu kommen 300 Franken Verfahrenskosten. Darüber hinaus kassierte der Pnos-Schreiberling zusätzlich eine bedingte Geldstrafe in der Höhe von 1650 Franken (15 Tagessätze à 110 Franken) - mit einer Probezeit von vier Jahren.

Trotz des Verdikts gibt sich die Partei kämpferisch. Das Urteil sei angefochten worden, schreibt die Pnos auf ihrer Homepage. Untersuchungsrichter Brodbeck bestätigt, dass Einsprache erhoben worden sei. Die Akten würden nun ans Gericht in Aarwangen überwiesen.

Lüthard ist prozesserfahren

Sollte es zum Prozess kommen, rechnet sich Lüthard gute Gewinnchancen aus. "Ein Freispruch liegt drin", sagt er auf Anfrage. Vor allem die Probezeit der Geldstrafe empfinde er als zu hoch - insbesondere im Vergleich mit Urteilen seiner Parteikollegen. Der Pnos-Vorsitzende ist nicht zum ersten Mal im Visier der Justiz: Wegen seiner Rockband stand er auch schon vor dem Richter. Damals verknurrte ihn die erste Instanz zu einer Busse. Der Richter allerdings sprach Lüthard wie auch die anderen Bandmitglieder frei.

Die nötige Durchhalteparole liefert die Partei auf ihrer Homepage gleich mit: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es sein muss, wieder und wieder und wieder."

Dominik Balmer

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20min.ch 3.2.09

Whitney Toyloy

Missen-Hetzer zu Geldstrafe verurteilt

von Andy Fischer

Weil er Multikulti-Miss Whitney Toyloy als "Geschwür" bezeichnet hatte, wurde jetzt der rechtsextreme Politiker Dominic Lüthard (26) verurteilt. Der Familienvater zeigt sich nicht einsichtig.

Lüthard, Vorsitzender der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) Langenthal, hatte die dunkelhäutige Miss Schweiz im vergangenen Herbst auf der Partei-Website als "braune Schweizerin", die ein "Geschwür" verkörpere, das die freie, unabhängige Eidgenossenschaft "am Auffressen" sei, bezeichnet (20 Minuten Online berichtete). Für diese Beleidigung erhielt er jetzt vom Untersuchungsrichteramt Burgdorf die Quittung. Wegen Rassendiskriminierung wurde der Kaufmann zu einer bedingten Geldstrafe von 15 Tagessätzen à 110 Franken verknurrt. Dazu kommen eine Busse von 500 Franken und Verfahrenskosten in der Höhe von 300 Franken.

Raffy Locher von der Miss-Schweiz-Organisation nahm das Urteil "mit Genugtuung" zur Kenntnis. Lüthard will es nicht akzeptieren und hat Einsprache erhoben. Für seine Partei ist ein Verstoss gegen das Rassendiskriminierungsgesetz "keine Straftat", wie es auf der Website heisst. Lüthard: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es sein muss wieder und wieder und wieder."

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bernerzeitung.ch 2.2.09

Pnos-Lüthard büsst für Missen-Attacke

Von Dominik Balmer

Weil Pnos-Exponent Dominic Lüthard Miss Schweiz Toyloy als "Geschwür" bezeichnet hat, muss er nun 500 Franken Busse zahlen.

Die Attacke war heftig: Im Oktober 2008 schoss die Langenthaler Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) scharf gegen Miss Schweiz Whitney Toyloy (18). Auf der Parteihomepage bezeichnete der Pnos-Vorsitzende Dominic Lüthard die Schönheitskönigin mit ausländischen Wurzeln als "Geschwür".

Auch Vizemiss Rekha Datta (21) bekam von der offiziell als rechtsradikal taxierten Splitterpartei ihr Fett weg. Lüthard schrieb, Toyloy und Datta verkörperten "nur das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist".

Busse und Geldstrafe

Die Verunglimpfung der schönen Königinnen löste Empörung aus. Sogar die Onlineausgabe der deutschen "Welt" berichtete unter dem Titel "Fremdenhass-Attacke auf Miss Schweiz" über den Vorfall. Experten bezeichneten Lüthards Worte als "rassistisch und herabwürdigend". Und weil potenzielle Verstösse gegen das Antirassismusgesetz Offizialdelikte sind, wurde auch der Untersuchungsrichter aktiv.

Das Resultat der Ermittlungen veröffentlichte die Pnos diese Woche nun auf ihrer Homepage: 800 Franken Busse müsse Lüthard bezahlen, heisst es. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Auf der Pnos-Homepage sei der Inhalt des Strafmandats "nicht ganz präzise angegeben", sagt der zuständige Untersuchungsrichter Hansjürg Brodbeck auf Anfrage: Lüthard ist wegen Rassendiskriminierung zu einer Busse von 500 Franken verurteilt worden. Hinzu kommen 300 Franken Verfahrenskosten. Darüber hinaus kassierte der Pnos-Schreiberling eine bedingte Geldstrafe in der Höhe von 1650 Franken (15 Tagessätze à 110 Franken) - mit einer Probezeit von vier Jahren.

Trotz des Verdikts gibt sich die Partei kämpferisch. Das Urteil sei angefochten worden, schreibt die Pnos auf ihrer Homepage. Untersuchungsrichter Brodbeck bestätigt, dass Einsprache erhoben worden sei. Die Akten würden nun ans Gericht in Aarwangen überwiesen.

Lüthard ist prozesserfahren

Sollte es zum Prozess kommen, rechnet sich Lüthard gute Gewinnchancen aus. "Ein Freispruch liegt drin", sagt er auf Anfrage. Vor allem die Probezeit der Geldstrafe empfinde er als zu hoch - insbesondere im Vergleich mit Urteilen seiner Parteikollegen. Der Pnos-Vorsitzende ist nicht zum ersten Mal im Visier der Justiz: Wegen seiner Rockband stand er auch schon vor dem Richter. Damals verknurrte ihn die erste Instanz zu einer Busse. Der Richter allerdings sprach Lüthard wie auch die anderen Bandmitglieder frei.

Die nötige Durchhalteparole liefert die Partei auf ihrer Homepage gleich mit: "Also gehen wir vor den Richter. Wenn es sein muss, wieder und wieder und wieder." (Tages-Anzeiger)

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RASSISMUS
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20min.ch 3.2.09

Strassennamen-Knatsch

Warum St. Gallen einen Rassisten ehrt

Die nach dem Burenführer Paul Krüger benannte "Apartheid-Strasse" in St. Gallen soll seit 1980 zur "Dürrenmattstrasse" umbenannt werden. Die Stadt tut sich schwer damit.

Seit über 100 Jahren ehrt die Stadt St. Gallen als einziger Ort der Schweiz mit einem Strassennamen den Burenführer Paul Krüger, der als Wegbereiter der südafrikanischen Apartheid gilt. Ob die "Krügerstrasse" wie geplant auf Ende Mai 2009 in "Dürrenmattstrasse" umbenannt werden kann, ist noch offen.

In den 1980-er Jahren hatte die Anti-Apartheid-Bewegung vergeblich gegen die Umbenennung der Krügerstrasse im zentrumsnahen Vonwil-Quartier gekämpft. Erst der Tod von alt Bundesrat Kurt Furgler im letzten Juli brachte Bewegung in die Angelegenheit. Zum Andenken an den grossen St. Galler und früheren Justizminister wurde eine Strasse mit seinem Namen gefordert. Schliesslich beschloss der St. Galler Stadtrat im Oktober, Furgler auf dem Chrüzacker, wo das Bundesverwaltungsgericht entsteht, mit einer Strasse zu ehren. Die zuvor dort geplante "Dürrenmattstrasse" sollte auf Ende Mai 2009 die "Krügerstrasse" ersetzen. Durch die Rochade sollte der Dichter auf bequeme Weise den südafrikanischen Rassisten und Apartheid-Vorreiter vertreiben.

Errichten eines Mahnmals

Eine Stadtparlamentarierin der SP und der Quartierverein Lachen forderten, aus dem "Krüger"-Strassenschild ein Mahnmal zu errichten und eine Politikerin der Grünen verlangte vom Stadtrat das Bekenntnis, dass die Schweiz das Apartheid-Regime in Südafrika bis in die 1980-er Jahre unterstützt habe. Die blosse Umbenennung der Krügerstrasse sei "zu mager". In einer Umfrage des Quartiervereins unter den Anwohnern der "Krügerstrasse" sprachen sich allerdings die meisten gegen eine Umbenennung aus.

Eine ganz neue Sichtweise des Problems hat jetzt der emeritierte HSG-Professor Yvo Hangartner, der als staatsrechtlicher Gutachter schweizweit bekannt ist, in einem prominent platzierten Beitrag im St. Galler Tagblatt eröffnet. Für ihn war Krüger als der militärische Führer der Buren und Präsident der Transvaal-Republik im Krieg gegen das übermächtige englische Empire ein Freiheitskämpfer. Er sei aber auch unbestritten ein Rassist gewesen, schreibt Hangartner. Dies müsse jedoch zeitbedingt gesehen werden. Auf Anfrage sagte er der AP: "Zu jener Zeit waren ganz Europa und Nordamerika auf die gleiche Weise rassistisch. Wichtiger aber ist die Symbolwirkung, die Krüger hat. Er steht für ein kleines Volk, das von einer riesigen Übermacht bedrängt worden ist. Gleiches geschieht heute beispielsweise mit Tibet. So wie die Tibeter in der Schweiz auf Sympathien stossen, stiessen früher auch die Buren in unserem Land auf Sympathien."

Seltsame Aufruhr

Für den Chef der Strassenbenennungs-Kommission bei der St. Galler Direktion für Bau und Planung, Theo Buff, ist der Wirbel um die Strassenumbenennung "seltsam und mysteriös". Ob aus der "Krügerstrasse" wie geplant Ende Mai die "Dürrenmattstrasse" werde, hänge von der stadträtlichen Beantwortung des noch hängigen grünen Vorstosses ab, meinte Buff.
Quelle: AP

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Info-Box

Anführer der Buren im Krieg gegen England

Stephanus Johannes Paulus Kruger (1825 - 1904) war Bure mit deutschen Wurzeln. Er führte die Buren im Krieg gegen die Engländer an und wurde 1882 Präsident der Transvaal-Republik. Von seinen Leuten wurde er Oom Paul genannt, was in Afrikaans "Onkel Paul" heisst. Um 1900 floh er nach immer stärkerer Bedrängnis durch das englische Empire nach Europa. Die Transvaal-Republik wurde 1902 von den Engländern endgültig besiegt. Nach kurzem Exil starb Krüger im waadtländischen Clarens. Er betrachtete die schwarze Bevölkerung in seiner Heimat, an der er mehrere Massaker verübte, als "Kaffern" und "Wilde", die sich den Weissen bedingungslos unterzuordnen hatten. Wahrscheinlich hatte er in St. Gallen wegen seines ungleichen Kampfes gegen England das Image eines Freiheitshelden. Die "Krügerstrasse" lag ursprünglich in der Gemeinde Straubenzell, die 1918 eingemeindet worden ist. Über die Strassenbenennung gibt es keine Akten.
(AP)

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Basler Zeitung 3.2.09

Misserfolg für Schweizer Demokraten

Eidgenössische Volksinitiative gegen den Antirassismusartikel ist gescheitert

Ruedi Studer, Bern

Zum dritten Mal in Folge bringt die Rechtsaussenpartei Schweizer Demokraten nicht genügend Unterschriften für eine eigene Volksinitiative zusammen.

1993 feierten die Schweizer Demokraten (SD) mit ihrer Volksinitiative "Für einen arbeitsfreien Bundesfeiertag" ihren grössten Erfolg: 84 Prozent betrug der Ja-Anteil. Seither hatten die SD mit Initiativen kein Glück mehr: 1996 erklärte das Parlament die Initiative "für eine vernünftige Asylpolitik" für ungültig, und "EU-Beitrittsverhandlungen vors Volk" wurde 1997 in der Abstimmung abgelehnt. Im gleichen Jahr scheiterte die Initiative "Masshalten bei der Einwanderung" im Sammelstadium, ebenso 2004 das Begehren zur "Begrenzung der Einwanderung aus Nicht-EU-Staaten". Mit der Initiative "Für freie Meinungsäusserung - weg mit dem Maulkorb", welche die Abschaffung des Antirassismusartikels verlangt, reiht sich nun ein weiteres Volksbegehren in die Niederlagenserie ein.

80 000 Unterschriften

Die Sammelfrist läuft zwar noch bis am 7. Februar, doch der erneute Misserfolg ist nicht mehr abzuwenden, wie SD-Geschäftsführer und alt Nationalrat Bernhard Hess gegenüber der BaZ bestätigt: "Wir haben die Unterschriftensammlung eingestellt", sagt er. Und: "Wir haben etwa 75 000 bis 80 000 Unterschriften zusammengebracht." Nötig gewesen wären allerdings 100 000 gültige Signaturen.

Einen Grund für das Scheitern sieht Hess im Referendum gegen die EU-Personenfreizügigkeit, welches von den SD an vorderster Front mitgetragen wurde. "Wir haben unsere Priorität auf das Referendum gesetzt", so Hess, "deshalb haben wir unsere Initiative schon vor gut zwei Monaten aufgegeben." Zudem habe das Thema Antirassismusgesetz bei der Parteibasis zu wenig gezogen, räumt Hess ein. Und: "Die Gerichte haben die Rassismusstrafnorm einigermassen zurückhaltend angewendet."

Ohne SVP

Nicht nur die eigene Basis konnte zu wenig mobilisiert werden, auch Verbündete liessen sich kaum finden. Nur Kleinparteien wie die Freiheitspartei oder die rechtsextreme Partei national orientierter Schweizer unterstützten das Anliegen aktiv.

Keine Schützenhilfe kam hingegen von der SVP. Zwar möchte sie den Antirassismusartikel ebenfalls streichen, wie sie in einem Positionspapier vom November 2006 festhält. Doch die Partei war im vergangenen Jahr mit einer eigenen Initiative beschäftigt: "Die Ausschaffungsinitiative hatte für uns Priorität", erklärt SVP-Sprecher Alain Hauert. Was nicht heissen soll, dass für die SVP das Thema Rassismusstrafnorm vom Tisch ist: "Für uns liegt derzeit der parlamentarische Weg im Vordergrund", so Hauert, "eine SVP-Motion zur ersatzlosen Streichung des Antirassismusartikels ist im Parlament noch hängig." Allerdings hatten ähnlich gerichtete Vorstösse in Bundesbern bisher keine Chance.

Während sich die Rechten auch in Zukunft über den Gesetzesartikel ärgern werden, freut sich auf der andern Seite der Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus, Georg Kreis, über das Scheitern der SD-Initiative: "Ich werte es als gutes Zeichen", sagt der Basler. "Es bestätigt, dass eine starke Mehrheit den Rassismus auch nach bald 15 Jahren nach der dazu durchgeführten Volksabstimmung nicht akzeptiert und verharmlost, und es richtig findet, dass der Staat ein rechtliches Instrumentarium zu seiner Bekämpfung hat."

Strategiewechsel

Die Schweizer Demokraten wiederum setzen nun auf einen Strategiewechsel: "Eine neue Initiative ist vorerst nicht geplant", so Hess. Vielmehr will sich die rechte Kleinpartei mit Referenden profilieren: Über jenes gegen die EU-Personenfreizügigkeit wird am Sonntag abgestimmt. Aktuell sammelt zudem ein rechtes Komitee aus SD und Lega dei Ticinesi Unterschriften für das Referendum gegen die Senkung des BVG-Mindestumwandlungssatzes. Und sollte die zur Diskussion stehende "Lex Koller" abgeschafft werden, ist für Hess schon heute klar: "Dann werden wir das Referendum ergreifen - auch im Alleingang."

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ANTISEMITISMUS
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Basler Zeitung 3.2.09

Felix, Ele, Cesco & Co.

Der Antisemitismus, Felix Mendelssohn-Bartholdy und seine Verwandten

Sigfried Schibli

Heute vor 200 Jahren wurde der Musiker Felix Mendelssohn-Bartholdy geboren. Ein Blick auf sein Leben - und auf das Geschwisterpaar Eleonora und Francesco von Mendelssohn sowie auf einige spezifisch baslerische Aspekte ihres Lebens.

Robert Schumann nannte ihn den "Mozart des 19. Jahrhunderts". Sein Hochzeitsmarsch wird heute noch an vielen Feiern gespielt, und mit dem ersten Violinkonzert machen Geigerinnen und Geiger nach wie vor Furore. Ewige Jugend und Popularität, so scheint es, sind diesem Komponisten sicher. Noch vor wenigen Wochen vermehrte sich sein Œuvre wundersam um ein drittes Klavierkonzert, das bisher fragmentarisch erhalten war und vom US-amerikanischen Musikologen R. Larry Todd vollendet wurde.

Ist so viel Glück überhaupt fassbar? Für Mendelssohn war es das nicht: Der Musiker starb 1847 mit 38 Jahren. Seine Schwester Fanny Hensel war ihm im Tod vorausgegangen. Als Opus 80 schrieb Mendelssohn im Todesjahr noch ein Streichquartett in f-Moll, das durch seine dissonant-dunkle Grundstimmung befremdet. Zeitgenossen beschrieben den "späten" Mendelssohn als fassungslos aufgrund des Todes seiner Schwester und erzählten, Felix sei aus einer Aufführung seines zweiten Violinkonzerts mit dem berühmten Joseph Joachim in Leipzig "irritiert hinausgestürmt".

Er selbst beschrieb seine Stimmung am 9. Oktober 1847 als "grau in grau". Der Götterliebling als Schmerzensmann. Am gleichen Tag erlitt Mendelssohn einen Schlaganfall, den er seiner Frau Cécile gegenüber so beschrieb: Es sei gewesen, "als ob ein fremder Körper sich mit Gewalt in seinen Kopf drängen wollte". Ende Oktober folgt ein zweiter Schlaganfall, dann ein dritter. Am 4. November 1847 ist "FMB" tot.

Stilkritik

Ungeachtet seines traurigen Endes hielt die Nachwelt am Bild des Götterlieblings fest. Schon seine Herkunft stand im Zeichen des Glücks. Er war ein Enkel des Philosophen Moses Mendelssohn, des Modells für Lessings "Nathan der Weise" von 1779. Er wurde populär, obwohl er um die repräsentativen Musikgattungen einen Bogen machte - lieber hielt er sich an Kleinformen wie die "Lieder ohne Worte" oder an das geistliche Oratorium, dem er mit "Paulus" und "Elias" huldigte. Sein "Christus"-Oratorium blieb unvollendet, ebenso eine "Lorelei"-Oper. Seine Oper "Der Onkel aus Boston" blieb erfolglos.

Kritik an Mendelssohn hat es immer wieder gegeben. Selten ist sie zu trennen vom antisemitischen Affekt. Alexander Borodin sprach von Mendelssohns "Routine", die den musikalischen Geschmack verdorben habe. Er nannte seine Musik "äusserlich schön, konventionell, sauber, glatt, formgemäss, bürgerlich". Richard Wagner, der Mendelssohn in Leipzig und Dresden begegnete, seine "Sommernachtstraum"-Musik dirigierte und bisweilen von ihm abschrieb, sprach von "Zerflossenheit und Willkürlichkeit" des musikalischen Stils, die durch Mendelssohn auf die Spitze getrieben worden sei. Er attestierte dem zwei Jahre Älteren, er spreche einen "fast nichtigen Inhalt interessant und geistblendend aus", womit er den antisemitischen Topos der gepflegten Hohlheit benutzte.

Schuldzuweisung

Wagner war sich der antisemitischen Motive seiner Kritik bewusst. In bezeichnender Umkehrung von Ursache und Wirkung suchte er nach Motiven für "unsere Antipathie gegen jüdisches Wesen" und stiess auf Mendelssohn. Er verhehlte nicht, dass dieser "reichste spezifische Talentfülle" und "feinste und mannigfaltigste Bildung" besass. Doch sei ihm kein Werk geglückt, mit dem er eine "tiefer Herz und Seele ergreifende Wirkung" habe erzielen können.

Solche Sätze wurden noch während des "Dritten Reiches" zustimmend zitiert, etwa in Joseph Müller-Blattaus "Geschichte der deutschen Musik" (1938). Müller-Blattau amtierte trotz solcher Entgleisungen nach dem Krieg als Professor für Musikwissenschaft in Deutschland.

Namenszusatz

Die Geschichte der Mendelssohns ist auch eine Geschichte der Assimilation der Juden ans Christentum. Schon Moses Mendelssohn änderte, obwohl praktizierender Jude, seinen Namen von Moses ben Mendel Dessau in Moses Mendelssohn. Damit und mit seinen Schriften wurde er zum Symbol des "regenerierten" Juden - zum Missfallen zionistischer Juden, die in ihm einen falschen Propheten der Assimilation sahen. "Es ist eine Ironie der Geschichte", schreibt R. Larry Todd in seiner umfassenden Mendelssohn-Monografie, "dass die divergierenden Reaktionen zu Leben und Werk denen recht ähnlich sind, die später auch seinem Enkel Felix Mendelssohn Bartholdy entgegengebracht wurden."

Der Namenszusatz Bartholdy geht auf Felix' Vater, den Bankier Abraham Mendelssohn, zurück. Dieser liess seine Kinder protestantisch taufen und trat mit seiner Frau Lea selber zum Protestantismus über, nachdem er sich vom Bankgeschäft verabschiedet hatte. "Abrahams Ausstieg aus der Bank, sein Glaubensübertritt und die Namensänderung unterstrich gleich dreifach den Unterschied ‹von den anderen Mendelssohns›" (R. Larry Todd). Goethes Freund Zelter schrieb denn auch über den jungen Felix, er sei ein "Judensohn, aber kein Jude".

Nebengeräusch

Sein Künstlerleben ist ein Dokument dafür, dass Felix Mendelssohn Christ sein wollte - sein Engagement für die "Matthäuspassion", seine Organistentätigkeit, seine zahlreichen geistlichen Werke. Gleichwohl begleiten antisemitische Geräusche das Nachleben Mendelssohns bis weit ins 20. Jahrhundert.

Die vielleicht seltsamste Anekdote rund um Felix Mendelssohn findet sich in Thomas Blubachers glänzend recherchiertem Buch über die Geschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn, die Ururenkel des Bruders von Felix' Vater Abraham Mendelssohn. 1932 soll die Schauspielerin Eleonora ("Ele") von Mendelssohn in Berlin die Absicht gehabt haben, Hitler zu ermorden. Der Legende zufolge ging sie mit einer Pistole bewaffnet zu einer Hochzeitsfeier, an der auch der "Führer" erschien. Als der Hochzeitsmarsch von Mendelssohn gespielt wurde und Hitler demonstrativ die Kirche verliess, verlor sie den Mut.

Es ist nicht das einzige Mal, dass sich Mendelssohns Musik und das Leben Eleonoras durchkreuzen. Immer wieder spukt die Musik im Leben der Berliner Bankierstochter Eleonora von Mendelssohn und ihres Bruders Francesco herum. Bei Eleonoras Hochzeit mit dem Basler Pianisten Edwin Fischer spielt ihre Mutter Giulietta in der Kirche eine Bach-Bearbeitung von Mendelssohn. Die Hochzeitsreise führt ins Berner Oberland und ins Wallis, das auch Felix Mendelssohn fast hundert Jahre zuvor bereist hat.

Auf der Rückreise sieht und hört sich das Paar - Edwin Fischers gestrenge Mutter Anna ist auch dabei - im Basler Stadttheater Glucks "Iphigenie auf Tauris" an. Nach Berlin zurückgekehrt, taucht das Paar ins gesellschaftliche Leben der Hauptstadt ein und unternimmt gemeinsame Konzertreisen. Walter Rathenau, Ferruccio Busoni, Wilhelm Furtwängler, Alma Mahler und Franz Werfel, Max Reinhardt - das sind nur einige der Prominenten, mit denen man Umgang hat.

Landleben

Mit dem Regisseur Max Reinhardt ist auch das Kriseln der jungen Ehe verbunden: Eleonora kann und will ihren Drang zum Theater nicht zügeln, spielt neben und unter dem Regie-Berserker Fritz Kortner ("Denken Sie, wenn Sie reden!"). Die Theaterkritik attestiert ihr, schön zu sein, aber auch, nicht viel zu können. Sie heiratet einen ungarischen Berufsoffizier, mit dem sie das Schloss Kammer am Attersee erwirbt und dort das Landleben entdeckt. Kein Ende des Schauspielerinnendaseins indes: Eleonora tritt wieder auf die Bühne, diesmal mit mehr Erfolg. Sie hat ein Verhältnis mit Max Reinhardt. Die Zwillinge, die sie 1926 abtreibt, könnten von ihm sein.

Paradiesvogel

Kaum weniger bizarr verlief das Leben von Eleonoras Bruder Francesco ("Cesco"), den Blubacher als "sicherlich exzentrischsten glamourous boy der Weimarer Republik" und "schillerndsten Paradiesvogel der Berliner Gesellschaft" bezeichnet. Der bisexuelle Bohémien ist befreundet mit dem Pianisten Vladimir Horowitz, dem Filmregisseur Friedrich Wilhelm Murnau und dem Schauspieler Gustaf Gründgens, mit der Androgynen-Ikone Ruth Landshoff und mit der Nackttänzerin Josephine Baker sowie mit dem Ehepaar Salka und Berthold Viertel.

Von der Ausbildung her war Francesco Cellist und trat etwa im Verbund mit dem Busch-Quartett in Schuberts Streichquintett auf oder musizierte im Duo mit Buschs Schwiegersohn Rudolf Serkin. Auch Klaviertrio-Auftritte mit Bruno Eisner und Albert Einstein sind dokumentiert. Eine Reise an der Seite des bisexuellen Vladimir Horowitz führte ihn auch nach Basel ins Haus des Kunsthistorikers Christoph Bernoulli an der Holbeinstrasse 69, wo Horowitz und Serkin einander kennen lernten und viele attraktive junge Männer ein- und ausgingen.

Exildasein

Der wachsende Antisemitismus verunmöglicht den Mendelssohns, in Deutschland zu bleiben. Zwar pflegt Franceso Freundschaften selbst mit Antisemiten wie dem Regisseur des Propagandafilms "Jud Süss", Veit Harlan, und mit dem Nazi-Sympathisanten Gustaf Gründgens. Doch der Silvesterabend 1932 ist der letzte, den die Mendelssohns gemeinsam in Berlin verbringen. Ende Januar 1933 kommt Francesco in New York an, wo er die "Dreigroschenoper" inszeniert. Eleonora verlässt Berlin im Februar und geht mit Reinhardts Inszenierung von Pirandellos "Sechs Personen suchen einen Autor" auf Tournee - nach Bukarest und Budapest, Holland und Belgien, aber auch nach Bern, Zürich, Genf und Basel.

1935 wandert Eleonora mit einer Immigrationskarte ausgestattet in die USA aus, bricht aber ihre Kontakte zum alten Europa nicht ab. Ihr Bruder feiert mit der "Dreigroschenoper" in Paris einen Triumph, verfällt danach dem Alkohol und wird nie mehr inszenieren. Dank einer Liaison seiner Schwester mit Arturo Toscanini findet er Unterschlupf in dessen Orchester in San Antonio (Texas), wird aber wegen seiner Trunksucht entlassen.

Was für Francesco der Alkohol, ist für seine Schwester das Morphium. Nach dem Krieg lässt sie sich vorübergehend in der Basler "Friedmatt" behandeln, später heiratet sie einen Homosexuellen, um nicht allein zu sein. 1951 stirbt sie unter ungeklärten Umständen, 51-jährig. Francesco verbringt die letzten Jahre, von Freunden umsorgt, in New York, wo er 1972 stirbt. Sein Piatti-Cello - die wertvollste Erinnerung an seine Herkunft aus einer musikalischen Familie - wird für eine halbe Million Dollar verkauft.

 > R. Larry Todd: "Felix Mendelssohn Bartholdy. Sein Leben, seine Musik". Carus/Reclam 2008, 798 S., ca. Fr. 84.-.

 > Thomas Blubacher: "‹Gibt es etwas Schöneres als Sehnsucht?› Die Geschwister Eleonora und Francesco von Mendelssohn". Henschel 2008, 447 S., ca. Fr. 50.-.

 > Eine Buchvorstellung mit Thomas Blubacher speziell über die Basler Bezüge der Mendelssohns findet am Donnerstag, den 26. März um 18 Uhr im CityForum der BaZ am Aeschenplatz statt.

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SEXWORK
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Bund 3.2.09

Werkstudentin mit Sexarbeit

Wenn sich Studentinnen prostituieren: Das schnelle Geld scheint zu locken, obwohl es andere Einnahmequellen gibt

Elsbeth Tobler

Prostitution als Mittel gegen Geldmangel? Risiken und Nebenwirkungen sind schwer, wie Erfahrungsberichte von Studentinnen belegen. Experten betonen, es seien keine Einzelfälle, obwohl sich ein Studium durchaus anders finanzieren lasse.

Schüchtern lächelt die junge Frau mit den langen dunklen Haaren, als sie das Lokal betritt. Sie setzt sich, bestellt Mineralwasser, da klingelt ihr Handy. Ihre Mutter fragt, wann sie zum Essen komme. Pünktlich um 20 Uhr, verspricht sie. Nichts lässt darauf schliessen, dass das Leben dieser 24-Jährigen anders verlaufen ist als das anderer junger Frauen. Doch Anne (Name geändert) hat als Prostituierte gearbeitet - jahrelang. Ihre Familie ist ahnungslos.

Vor einem Jahr ist Anne aus dem Sexgewerbe ausgestiegen. Sie stammt aus einer intakten intellektuellen Familie auf dem Land. Wie ihr älterer Bruder zieht sie nach bravourös bestandener Matura nach Zürich, um zu studieren. In der Freizeit besucht sie eine private Schauspielschule. Ihre Eltern verdienen zu wenig, um Anne hinreichend zu unterstützen, aber zu viel, um staatliche Studienförderung beanspruchen zu können. Anne beantragt kein Darlehen. Sie scheut die Schulden. Also büffelt sie tagsüber und arbeitet nebenher in einem Restaurant und in einer Bank.

Diskretion und Abgründe

Das Geld reicht trotzdem nicht: "Lebensunterhalt, die teure Schauspielschule, Studiengebühren, der Wunsch nach etwas Genuss." Anne sucht im Internet nach schnellen Lösungen. Zuerst bewirbt sie sich als Fotomodell, dann in einem Edelbordell. Schon am ersten Abend hat sie Kunden. Ihre moralischen und ethischen Bedenken sind gross. Dennoch lässt sie sich bald regelmässig an zwei Werktagen und übers Wochenende auf die Prostitution ein. Pro Tag empfängt sie bis zu 15 Freier.

Anne berichtet von einsamen Singles auf der Suche nach Zuwendung, von Geschäftsleuten, die in der Dunkelheit kommen und nach einer Stunde diskret wieder gehen, und von Stammkunden, die sich mittags für zehn Minuten bei ihr aufhalten. Sie erzählt von vereinzelt guten Gesprächen, aber auch von Abgründen, von Trieb und Gewalt.

Illusionen fördern

"Als Prostituierte sollte man sich illusionsfördernd inszenieren können", sagt Anne. "Du musst dem Kunden das zeigen, was er in dir sehen will." Am einfachsten sei es, wenn der Kontakt oberflächlich bleibe und sie eine klare Grenze zwischen ihrem Körper und ihren Emotionen wahren könne. Wenn man die zierliche Frau in Jeans und T-Shirt so reden hört, scheint sie von einer anderen Person zu sprechen. Und ein wenig stimmt das wohl auch.

Geldsorgen belasten viele während des Studiums. "Neun von zehn Studierenden können bei der Ausbildung auf die Unterstützung ihrer Eltern zählen", erklärt Maximilian Jaeger, Delegierter des Rektors der Universität Zürich. Und für rund 14 Prozent sind Stipendien sowie zinslose Darlehen wichtige Geldquellen. Härtefälle können sich auch direkt an die Hochschulen wenden.

Dennoch reichen diese Ressourcen oft nicht aus. "Über 50 Prozent der rund 150000 Studentinnen und Studenten an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen müssen einer Erwerbstätigkeit nachgehen", sagt Jaeger. Arbeitsvermittlungen an Universitäten sowie Online-Job-Portale helfen bei der Suche nach einer Verdienstmöglichkeit. Die Internet-Plattform Students.ch etwa bietet permanent rund 200 offene Stellen. Beliebt sind auch gut bezahlte Praktika.

Keine Zwangslage

Die Höhe der zusätzlich möglichen Einkünfte ist jedoch begrenzt, weshalb Studentinnen und Studenten ihre Finanzen gut einteilen und auch sparen müssen. Die Vorstellung jedoch, dass bedürftige Studierende mangels öffentlicher Beihilfe und eigener Mittel in die Prostitution gezwungen würden, weisen Maximilian Jaeger und andere Fachleute vehement zurück.

Thomas Dyllick, Prorektor der Universität St. Gallen, ist mit Studentinnen und Studenten, die eine Nebentätigkeit im Sexgewerbe ausüben, noch nie konfrontiert worden. Er konstatiert: "Studierende sind erwachsene Menschen, von denen wir erwarten, dass sie wissen, was sie tun. Auch kümmern wir uns in der Regel nicht um ihr Privatleben, es sei denn, es wirke sich merklich auf das Studium bzw. die Studienleistungen aus."

"Schnelles, grosses Geld" gesucht

Doch der Sexmarkt zieht mit der Versprechung hoher Einkünfte ganz offensichtlich "attraktive und tabulose" Studentinnen an. Fachleute in Grossbritannien sind besorgt angesichts der zunehmenden Zahl studentischer Prostituierter. In Deutschland und Frankreich machen Autobiografien Schlagzeilen, in denen weibliche Studierende ihre Aktivitäten im Sexgewerbe schildern. Bis zu 40000 Studentinnen in Frankreich sollen als Sexarbeiterinnen ihr Geld verdienen. Für die Schweiz fehlen verlässliche Zahlen. Dass es nicht um Einzelerscheinungen geht, belegen Reaktionen auf die Erstpublikation dieses Artikels in der NZZ.

Experten gehen bei der Studentenprostitution zwar nicht von einem Massenphänomen aus, verweisen aber gleichzeitig mit Unbehagen auf den stark wachsenden Markt im Verborgenen. Zuhauf präsentieren einschlägige Magazine und das Internet Links und Adressen. Laut einer Pressemeldung sind vermehrt Studentinnen der Universität Genf in die Sexbranche involviert. Und der Betreiber einer "VIP-Escortagentur" aus der Westschweiz bestätigt, dass 80 Prozent seiner 300 freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem gesamtschweizerischen Universitäts- und Fachhochschulumfeld kommen. Die in- und ausländischen Studentinnen sowie vereinzelt auch Studenten wollten in erster Linie das "schnelle, grosse Geld" verdienen, betont er.

"Angst, man merkte, was ich tue"

Über ihre Nöte als Prostituierte sprach Anne bis anhin kaum. "Ich hatte stets Angst, dass man merkt, was ich tue", sagt sie. "Meinen Eltern und Kommilitoninnen habe ich immer neue Geschichten erzählt, wie ich mein Geld verdiene." Vertraut sie sich jemandem an, zerbrechen Beziehungen und Freundschaften. Doch der hohe Verdienst tröstet sie über "Einsamkeit, Scham und Ekel" hinweg. Mehrfach nimmt Anne professionelle Hilfe in Anspruch.

Der Psychologe Wulf Rössler, Direktor der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich, hat den Zusammenhang zwischen Sexarbeit, Zwang und psychischer Gesundheit untersucht. Sein Forschungsprojekt "Sexwork and Health" zeigt: "Mehr als die Hälfte der Sexarbeiterinnen verheimlichen ihre Tätigkeit vor Familie und Umfeld. Viele fühlen sich stigmatisiert und wegen ihrer Arbeit aus ihrem Bekanntenkreis ausgeschlossen, was die Isolation verstärkt."

Zwischen Uni und Sexarbeit

Besonders belastend sei die Strassen- und Beschaffungsprostitution. "Hier müssen die Betroffenen ihre Emotionen verstärkt negieren. Insbesondere dann, wenn sie Gewalt sowie Sexpraktiken zulassen, die ihnen zuwider und auch gefährlich sind", sagt Rössler. Tatsächlich lebten viele Prostituierte stets in der Angst vor sexuell übertragbaren Krankheiten und Infektionen. Ausserdem seien sie für posttraumatische Belastungssyndrome und andere Folgestörungen wie Depressionen anfällig.

"Ein Mal und nicht mehr", schwört sich Lena (Name geändert), eine 23-jährige Wirtschaftsstudentin aus dem Mittelland, als sie sich auf das "lukrative Angebot" eines Mannes einlässt. Doch schon nach ein paar Wochen besitzen ein Dutzend Sexkonsumenten ihre Handynummer. Inzwischen besucht sie ihre Kunden in Hotels oder begleitet sie während der Semesterferien auf "Dienstreisen". Durch eine Freundin gerät Lena in das Doppelleben zwischen Universität und Gelegenheitsprostitution. "Obwohl die Agenturen einen Teil des Honorars behalten, bleibt für mich genügend übrig", betont sie. "Einige Kunden zeigen sich nach einer Liebesnacht auch noch beim Shopping erkenntlich" - Luxuswaren im Austausch für den verkauften Körper. Lena findet daran nichts Verwerfliches.

 "Dass auch dieser sogenannte Labelsex eine Art von Prostitution ist, scheint ihr nicht bewusst zu sein", sagt Angela Montanile. Seit 20 Jahren beobachtet die Chefin der Abteilung Milieu- und Sexualdelikte der Stadtpolizei Zürich die Szene. Noch immer berührt sie jeder Fall. "Viele junge Frauen hoffen, über sexuelle Dienstleistungen ihren Traummann zu finden. Und die Männer glauben an die Eroberung."

"Knallhartes Geschäft"

Beide Seiten müssten sich nach der Geld- oder Geschenkübergabe wohl neu besinnen, um Illusion und Täuschung zu verdrängen. "Am Ende bleibt die Sexarbeit ein knallhartes Geschäft, zeitlich begrenzt, ohne wahre Gefühle, ohne Verpflichtung", resümiert Montanile. Zudem müssten diese Frauen rund um die Uhr von Kopf bis Fuss perfekt gestylt sein, was kosten- und zeitaufwendig sei und mit zunehmendem Alter ein Problem werde.

"Der Konkurrenzkampf ist gross. Es geht um Geld, Macht und Kontrolle. Und das Eindringen in die physische Intimität unterscheide

t diese Arbeit von jeder anderen", erklärt Angela Montanile. Für sie besteht das Problem aber nicht nur in der Tätigkeit selbst, sondern auch in den Rahmenbedingungen: "Ob Edelbordell, Escortservice oder Strassenprostitution, immer wieder wird die sexuelle Integrität verletzt." Zudem seien die Frauen den milieutypischen Gefahren wie Drogenmissbrauch, Gewalt und Erpressung ausgesetzt.

Ermittelt wird von der Polizei auch bei Verdacht auf Steuerhinterziehung, Förderung der Prostitution sowie Menschenhandel. Betroffene Studentinnen und Studenten können sich anonym an Beratungsstellen wenden, in Bern beispielsweise an Xenia oder direkt an die Universität Bern. Rege genutzt werden auch die Dargebotene Hand sowie die Nightline Zürich, die für Studierende der Universität Zürich und der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich eingerichtet wurde.

"Etwas in mir ist zerstört"

Für Anne wurde die Arbeit als Prostituierte zunehmend zur Belastung. Ihr Zuhälter behandelte sie zwar fair, und Kondome waren Pflicht. Doch Drogenkonsum und Gewalt vonseiten der Kunden musste auch sie erleben. Die harte Realität der Sexarbeit kollidierte immer öfter mit ihren Wertvorstellungen. Anne, die sich als "tiefgründig" bezeichnet, war verzweifelt: "Abends, wenn ich nach Hause kam, hatte ich viele Hundertfrankennoten in der Tasche, aber ich war tieftraurig."

Vor einem Jahr schaffte sie den Ausstieg aus der Sexbranche, nachdem sie die private Schauspielschule erfolgreich abgeschlossen hatte. "Die Berührungen taten mir so weh, dass ich eines Tages das Bordell nicht mehr betreten konnte", erinnert sie sich. Doch die Rückkehr ins bürgerliche Leben erweist sich als schwierig. "Etwas in mir ist zerstört", erklärt Anne. "Noch immer habe ich die Bilder im Kopf - Szenen, die ich mit weit über 8000 Kunden erlebt habe. Ich habe Angst vor der Zukunft, vor Gefühlen, auch vor einem Gesundheitscheck."

Anne lebt heute zurückgezogen. Mit aller Kraft widmet sie sich ihrem Studium. "Vielleicht kann ich nach dem Abschluss ins Ausland gehen. Ich träume davon, in einem klassischen Schauspiel auf der Bühne zu stehen oder als Theaterregisseurin zu arbeiten." Auch eine andere Hoffnung hat sie nicht aufgegeben: "die Hoffnung auf die grosse Liebe".

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Zeiterscheinung

Mit Befremden stellt Ueli Mäder, Professor für Soziologie an der Universität Basel, fest, dass die Dienstleistung Sexualität wohl in die heutige Gesellschaft passe. Einerseits sei "das Streben nach materiellen Werten typisch für unsere Zeit" und Hedonismus ziemlich weit verbreitet. Anderseits ist laut Mäder das Reden über Sexualität explizit und direkt: "Die kontinuierliche Enttabuisierung von Sex und seine Omnipräsenz im Alltag haben dazu geführt, dass Sexualität als Konsumgut wie auch Sexdienste als normal empfunden werden."

Der Weg in die Prostitution kann laut Fachleuten auch von individuellen Lebenssituationen und persönlichen Schicksalen begünstigt werden. Dazu gehören etwa mangelnde Geborgenheit und unverbindliche soziale Gefüge, wie sie zunehmend anzutreffen sind, aber auch erlittene physische und sexuelle Gewalt, Identitäts- und Identifikationsprobleme.

Ueli Mäder wünscht sich, dass jeder Einzelne "eine soziale sexuelle Zufriedenheit mit mündigen, emanzipierten Individuen leben kann". Deshalb seien gerade junge Menschen bei ihrer sexuellen Entwicklung darin zu unterstützen, verantwortlich zu handeln. (et)

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GRIECHENLAND
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20min.ch 3.2.09

Griechenland

Handgranate auf Polizeiwache

Unbekannte haben eine Polizeiwache nahe der griechischen Hauptstadt Athen angegriffen.

Auf das Gebäude in Korydallos wurden nach Polizeiangaben am frühen Morgen Schüsse abgefeuert, ausserdem setzten die Angreifer eine Handgranate ein, die aber nicht explodierte. Verletzt wurde ersten Berichten zufolge niemand. Vor rund einem Monat war in Athen ein Polizist angeschossen und schwer verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die linksextremistische Organisation Revolutionärer Kampf.
Quelle: AP

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ANTI-ATOM
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Indymedia 26.1.09

04.02.2009 - Anti-AKW Veranstaltung - Biel ::

AutorIn : Nuc Leo: www.labiu.ch     

Das AKW Mühleberg - Der Schrottreaktor in der Nähe von Bern mit Rissen im Kernmantel ist seit dem 6. November 1972 in Betrieb. Nun ist ein Neubau geplant und dagegen regt sich Widerstand: 1900 Einsprachen sind eingegangen doch die BKW Energie AG hält an ihren Bauplänen fest.

Höchste Zeit also, dass wir unser Wissen über den Risiko-Reaktor Mühleberg auffrischen und über Energiealternativen nachdenken.

Ein Abend mit Jürg Joss von Fokus Anti-Atom: www.fokusantiatom.ch

Mittwoch, 4. Februar 2009, 20 Uhr - LA BIU - Wydenauweg 38, Biel www.labiu.ch