MEDIENSPIEGEL 19.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (DS)
- (St)Reitschule: Mot(z)ion Mozsa; Vorplatz; JuSo-Positionen
- Nach-Wahlkampf-Kulturpolitik-Debatte im Progr
- Gott: Christenterror gegen AtheistInnen in LU
- Nestlé: Schnüffeln in CH, Töten in Kolumbien
- Razzia: Wilde Räubergeschichten aus Fribourgs Justizunwesen
- Neonazis Grenchen
- Antifa Bergamo gegen neuen Forza Nuova-Treffpunkt
- Anarchismus-Buchtipp
- Revolte auf Lampedusa
- Anti-Atom: FDP BL pro Atomkraft

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 19.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Restaurant Dampfzentrale mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: Bawke, Hisham Zaman, Norwegen 2005, 15 Min. Vinterland, Hisham Zaman, Norwegen 2007, 52 Min
20.30 Uhr - Tojo - Frontex, Compagnie Majacc. Idee/Regie: Roger Binggeli Bernard

Fr 20.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Restaurant Dampfzentrale mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Frontex. Compagnie Majacc. Idee/Regie: Roger Binggeli Bernard
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: Fermîsken Ava Ze - Die Tränen des Zap, Halil Uysal, Kurdistan 2005, 29 Min. The land of legend, Rahim Zabihi, Kurdistan/Iran/D 2008, 73 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Groovebox: Galoppiernde Zuversicht (ZH), Trauma Duo (BE), Wildfang (BE), Alex Like & Lelektro (BE). Stil: analoger Elektro

Sa 21.02.09
19.00 Uhr - SousLePont - Afrika Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Restaurant Dampfzentrale mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Frontex. Compagnie Majacc. Idee/Regie: Roger Binggeli Bernard
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: Hêlîn, Sibel Akkulak, Türkei 2007, 13 Min. Handful of Ash, Nabaz Ahmed, Irak 2007, 33 Min. Kevoka Spî, Viyan Mayî, Irakisch-Kurdistan 2008, 30 Min
22.00 Uhr - SousLePont - One Love Jam: Effalum & Friends, Support: DJ's Cide by Side, Angel by Fall Soundsystem, Jonas Selekta, Zion Sounds Int. Stil: Live African Drum Jazz
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Limewax (UK/NL), Deejaymf, VCA, S.I.P, Sylek. Stil: Drum'n'Bass

So 22.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): No body is perfect, Raphaël Sibilla, F, 2006, 110 min. Doku über Body Modification und Sex zwischen Lust & Schmerz. Sex, Tattoo & Rock'n'Pain-Show"

Infos: www.reitschule.ch

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Bund 19.2.09

Limewax

Frühreif

Als Max Anokhin ein Dreikäsehoch war, steckte der Drum 'n'Bass auch noch in den Kinderschuhen - mittlerweile sind beide erwachsen geworden, der 1988 geborene DJ und die düster-rasante Tanzmusik. Unter dem Künstlernamen Limewax beschallt der nun 21-jährige Ukrainer, der gerne als Wunderkind des Drum'n'Bass bezeichnet wird, die Clubs verschiedener Kontinente - und zwar mit einer besonders dunklen, technoiden Spielart des Genres. (reg)

Reitschule Dachstock
Samstag, 21. Februar, 23 Uhr.

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(ST)REITSCHULE
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reitschule.ch 19.2.09

Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR)
Neubrückstrasse 8, Postfach 5053, 3001 Bern
www.reitschule.ch

Bern, 19.2.09

Medienmitteilung der Reitschule Bern zur Behandlung der Motion Mozsa im Stadtrat

Die Motion Mozsa kritisiert den Organisationsaufbau der Reitschule sowie Sicherheitsprobleme im Umfeld der Reitschule. Die angesetzte Diskussion im Berner Stadtrat nehmen wir zum Anlass, den Medien vertiefende Informationen sowie unsere Einschätzung zuzustellen. Die Reitschule Bern macht und machte immer wieder die Erfahrung, dass es sehr viel einfacher ist, mit all dem, was vor und neben der Reitschule passiert - und nicht immer nachvollziehbar mit der Reitschule in Verbindung gebracht wird - in die Medien zu kommen, als mit dem Kulturprogramm oder den Politveranstaltungen, die mit grossem Engagement und viel Gratisarbeit von den BetreiberInnen der Reitschule organisiert werden.
Von diesem Effekt profitieren neben der Motion Mozsa auch PolitikerInnen und Polizeikreise, die immer wieder Geschehnisse rund um die Reitschule medial für ihre Zwecke missbrauchen.

Viele (Sicherheits-)Probleme rund um die Reitschule sind nicht hausgemacht

Die Bildung der Offenen Drogenszene unter der Eisenbahnbrücke 2006-2008 und die wiederholten Forderungen u.a. der Reitschule nach einer zweiten Drogenanlaufstelle und anderen Überlebenshilfemassnahmen wurden von Behörden und Politik lange ignoriert.
Erst nach dem tragischen Todesfall Anfang September 2008 konnten Behörden und Politik die Augen nicht mehr vor der gesundheitspolitischen überaus bedenklichen Situation verschliessen: Die Repression wurde im Bereich Schützenmatte massiv erhöht, der Gemeinderat hat (in seiner Antwort auf die Motion Mozsa) seine passive Haltung revidiert und eine "rasche Realisierung eines zweiten Standorts für die Anlaufstelle (...) sowie soziale Massnahmen" als notwendig bezeichnet. Seither hat sich die Situation auf dem Vorplatz und unter der Eisenbahnbrücke für die Reitschule massiv verbessert - vorerst zumindest.
Für eine nachhaltige - und nicht nur temporäre - Entspannung der Situation ist eine zweite Drogenanlaufstelle (und als Übergangslösung die Verlängerung der Öffnungszeiten der Drogenanlaufstelle Holderstrasse bis mindestens 24 Uhr) zwingend - auch nach dem negativen Finanzierungsentscheid des Kantons.

Immer wieder werden Demonstrationen im Raum Bollwerk von der Polizei Richtung Reitschule gedrängt, allfällige Auseinandersetzungen spielen sich folglich vor der Reitschule ab. Durch den Einsatz von Gummischrot und Tränengas wird dabei nicht selten auch die Gesundheit und körperliche Integrität von Gästen und Arbeitenden gefährdet (z.B. durch eine Massen-Panik). Nicht anders als für Vereine bei Auseinandersetzungen nach Fussballspielen ist es auch für die Reitschule-BetreiberInnen manchmal schwierig, die Gemüter aller Gäste im Zaum zu halten, da sie solche Polizeiaktionen als Provokation empfinden.

Den Reitschule-BetreiberInnen ist es ein Anliegen, dass das Kultur- und Begegnungszentrum ein Ort ist, wo niemand Angst haben muss vor verbalen oder tätlichen Übergriffen. Als eine von verschiedenen Massnahmen wurde deshalb vor über zwei Jahren die Anlaufstelle gegen Gewalt in der Reitschule geschaffen (http://www.reitschule.ch/reitschule/gruppen/aggr.html). Im Übrigen wird die Reitschule weiterhin mit Projekten auf dem Vorplatz präsent sein, damit der Vorplatz wieder ein "Treffpunkt für alle" werden kann.

"Gegenseitige Zusammenarbeit"

Die oben genannten Auswirkungen der Drogenpolitik sowie das polizeiliche Verhalten gegenüber Demonstrationen im Raum Bollwerk schaffen Reibungsflächen zwischen den BetreiberInnen und Gästen der Reitschule und der Polizei. Über Häufigkeit und Ausprägung solcher Ereignisse herrscht Uneinigkeit zwischen und unter Polizeiführungskräften, Polizeikräften vor Ort, PolitikerInnen sowie Reitschule-BetreiberInnen. Die Stadt konnte z.B. ihre Beschuldigungen bezüglich der Vorplatz-Belebung schliesslich nicht aufrechterhalten. Auch punkto Verbindungstelefon Reitschule-Polizeieinsatzleitung, musste die Stadt zurückkrebsen: Jüngst nach dem 31. Januar, als Polizeidirektor Reto Nause zugeben musste, dass die Reitschule die Polizei kontaktieren wollte und nicht umgekehrt. Die Reitschule ist der Ansicht, dass Konflikte in diesem Bereich nicht in den Medien, sondern in den dafür bestehenden Gefässen geführt werden sollten. Es entsteht andernfalls der Eindruck, dass die Thematik für Wahlkämpfe und Profilierungsversuche missbraucht wird.

Organisation der Reitschule

Die Motion Mozsa kritisiert unter anderem die basisdemokratischen Strukturen der Reitschule, denen es an Verbindlichkeit und Verantwortung mangle.
Die Reitschule-BetreiberInnen widersprechen dieser Ansicht vehement und betonen, dass es sich bei den Strukturen der Reitschule um solide, über die Zeit entwickelte und gewachsene Formen des Zusammenlebens und -arbeitens handelt - ohne Betriebsleitung oder "Chef/Chefin". Eine Abkehr von den basisdemokratischen Strukturen ist nicht verhandelbar, weil es sich um das Fundament des Kultur- und Begegnungszentrums Reitschule handelt.

Zum besseren Verständnis erläutern wir nachfolgend die Organisationsstruktur, wie sie seit vielen Jahren breit abgestützt funktioniert. Das juristische Dach der Reitschule ist seit der Wiedereröffnung im Jahre 1987 der 1986 gegründete Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR). Die Reitschule ist konsensorientiert und basisdemokratisch, ihre Mitglieder sind die Reitschule-Gruppen (RG). Sie verwalten die Räume und betreuen ihre Aufgaben, besprechen Gesamtreitschule-Angelegenheiten wöchentlich an der RG-Delegiertenversammlung, der Koordinationsgruppe (KG), und berufen bei wichtigen, respektive grundsätzlichen Themen Vollversammlungen (VV) ein. Die KG bestimmt die Delegierten für die Stadtgespräche. Sekretariat von KG und VV sowie Ansprechpartnerin gegen aussen ist die Betriebsgruppe, die aus Delegierten der RG besteht. Im Reitschule-Manifest sind die wichtigsten Grundsätze und Organisatorisches festgehalten
(http://www.reitschule.ch/reitschule/presse/060130manifest.pdf).

Punkto Verbindlichkeit weisen wir ein weiteres Mal darauf hin, dass es die Stadt über ein halbes Jahr lang nicht geschafft hat, eine zuständige Person für die vertraglich abgemachten Gespräche zu finden. Die kürzliche Wahl von Regierungsstatthalterin Regula Mader als vorläufige Ansprechpartnerin zeugt aber weiterhin nicht von einem Bestreben seitens der Stadt Verbindlichkeiten einzugehen.


Für Fragen stehen wir Ihnen unter medien@reitschule.ch gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe
Reitschule Bern


P.S.:
Betreffend die Motion Mozsa hat die Reitschule am 9.6.2008 bereits mit einem Offenen Brief Stellung genommen.
(http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/08-06-09-offenerbriefangfl.html)

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Bund 19.2.09

Reitschule: Differenzen bei Rot-Grün

Die RGM-Parteien bekennen sich zur Reitschule - das GB lehnt den GFL-Vorstoss für verbindliche Reitschul-Strukturen aber ab

Bernhard Ott

Der Stadtrat dürfte heute die GFL-Motion für verbindliche Reitschul-Strukturen mit deutlichem Mehr annehmen. Einzig die Fraktion Grünes Bündnis/Junge Alternativelehnt ihn ab. Die SP hat überraschend Stimmfreigabe beschlossen.

Heute debattiert der Stadtrat über verbindliche Strukturen in der Reitschule. Zudem soll die Stadt bei Verstössen gegen die Sicherheitsvereinbarung den Reitschul-Betreibern den Geldhahn zudrehen können. Die Motion stammt nicht aus dem bürgerlichen Lager, sondern von der Grünen Freien Liste (GFL). Stadtrat Erik Mozsa hat damit an einem rot-grünen Tabu gerüttelt und ist denn auch nach Anfeindungen aus der Reitschule aus dem Förderverein Reitschule ausgetreten.

GFL: "SP kann glücklich machen"

Gestern nun demonstrierten die Parteien von Rot-Grün-Mitte (RGM) Einigkeit. In einer gemeinsamen Mitteilung bekennen sie sich zur Reitschule. Gleichzeitig räumen sie aber auch ein, "dass die Verantwortlichen teilweise mit der Situation überfordert sind, was im Übrigen auch aufseiten der Polizei vorkommt." Sie verlangen eine "zuverlässige Dokumentation" der Ereignisse im Raum Reitschule, bei denen die Polizei involviert ist. Damit hätten offensichtlich nicht nur die Reitschul-Betreiber ihre Mühe. "Auch die Polizei kann ihre Aktivitäten im Raum Reitschule nicht zuverlässig belegen", halten die RGM-Parteien fest.

GFL-Fraktionschef Peter Künzler hebt hervor, dass SP und GB mit der Erklärung "immerhin" die Existenz von Sicherheitsproblemen vor der Reitschule anerkennen würden. "Wenn jetzt Bewegung in die SP kommt, so ist damit die ganze Stadt glücklich." Laut Künzler müssten SP und GB die Motion Mozsa nun eigentlich annehmen.

GB: "nicht der richtige Weg"

Zumindest im Fall des GB erfüllt sich diese Hoffnung aber nicht. "Wir unterstützen den Vorstoss von Erik Mozsa nicht", sagt Kofraktionschef Hasim Sancar. Die Stadt dürfe die Strukturen in der Reitschule nicht von aussen vorschreiben. Auch Sanktionen mittels Geldstrafen seien "nicht der richtige Weg", sagt Sancar.

Das GB anerkenne, dass es vor der Reitschule manchmal Sicherheitsprobleme gebe. Diese dürften aber nicht den Reitschul-Betreibern in die Schuhe geschoben werden. "Stadt und Reitschule müssen die Lösungen für diese Probleme gemeinsam finden." Sancar räumt ein, dass auch die hängige Anti-Reitschul-Initiative der SVP und der Vorstoss der Fraktion BDP/CVP eine Rolle spiele. Letzterer verlangt die Auflösung der Interessengemeinschaft Kulturzentrum Reitschule (Ikur) und die Einsetzung einer Geschäftsleitung.

SP: Frage der Umsetzung

Die SP kommt dem Bündnispartner GFL überraschend entgegen. Die Genossinnen und Genossen haben nach Angaben von Fraktionschefin Giovanna Battagliero Stimmfreigabe beschlossen. Da die Bürgerlichen den GFL-Vorstoss unterstützen, zeichnet sich somit eine deutliche Mehrheit ab. Battagliero betont indes, dass sich trotz Stimmfreigabe nichts an der Haltung der SP geändert habe. "Wie bei anderen Kulturanbietern auch kann man der Reitschule nicht einfach die Struktur vorschreiben." Auch die Frage allfälliger Sanktionen bei Nichteinhaltung der Sicherheitsvereinbarung sei "problematisch". Für die SP sei der GFL-Vorstoss eine Frage der Umsetzung. "Wir haben volles Vertrauen, dass der Gemeinderat dabei einen vernünftigen Weg finden wird", sagt die SP-Fraktionschefin.

Battagliero lässt keinen Zweifel daran, dass die gemeinsame Erklärung der RGM-Parteien auch eine Reaktion auf den Vorstoss der Fraktion BDP/CVP ist. "Die Fraktion BDP/CVP will die Abschaffung der Ikur. Das ist nicht in unserem Sinn", sagt Battagliero.

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Berner Rundschau 19.2.09

Vor der Reitschul-Debatte: RGM bekennt sich zur Kultur

Stadtrat Bern SP, GFL und GB einigen sich auf Minima

Samuel Thomi

Heute Abend steht dem Berner Stadtrat voraussichtlich die erste grosse Reitschul-Debatte in neuer Zusammensetzung bevor (vergleiche Ausgabe vom 14. Februar). Erik Mosza von der Grünen Freien Liste (GFL) fordert in einer Motion verbindlichere Strukturen für das Kultur- und Begegnungszentrum. Selber bis letzten Sommer im Vorstand der Betreiberin, der Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur), will der in den Grossen Rat nachgerückte Mosza damit konstruktive Kräfte innerhalb des Kulturbetriebes stärken - und das Lokal somit aus der Schusslinie nehmen.

Der Vorstoss Moszas gilt quasi als Tabubruch; dass auch rot-grüne Volksvertreter sich für die Einhaltung von Abmachungen in und ausserhalb der Reitschule stark machen. Mit seinen Forderungen aber erntete er letzten Sommer nicht nur bei bürgerlichen Hardlinern, sondern auch bis weit ins linke Lager Sympathien (wir berichteten). Aus dem Vorstand der Ikur wurde er jedoch kurzerhand ausgeschlossen.

Gespaltenes Mehrheits-Lager

Die Rot-Grün-Mitte-Parteien (RGM) entzweit der Vorstoss also. Sie meldeten sich gestern dennoch in einer Mitteilung und bekräftigten "den gemeinsamen Teil ihrer Positionen". Sie legten ein "klares Bekenntnis" zur Reitschule ab. Diese sei ein "einzigartiger alternativer Kulturort und gehört zur Stadt". Zwischen den Leistungsverträgen im Kulturbereich - die "alle erfüllt" würden - und der Sicherheitsvereinbarung zwischen der Stadt und der Reitschule müsse man unterscheiden. Zu letzterer äussern sich Sozialdemokraten, GFL und Grünes Bündnis dahingehend, dass das Problem nicht nur Reitschul-seitig begründet sei, sondern es auch der Polizei und dem Gemeinderat an einer klaren Strategie mangle.

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Bund 19.2.09

Konzerte auf dem Vorplatz der Reitschule

Lärm-Limits akzeptiert

Die Reitschul-Betreiber wollen die Auflagen von Statthalterin Regula Mader für die sommerlichen Konzerte auf dem Vorplatz einhalten.

Die Vorgaben von Statthalterin Regula Mader sind klar: Für jedes Konzert auf dem Vorplatz der Reitschule muss vorgängig eine Lautsprecher-Bewilligung bei der Gewerbepolizei eingeholt werden. Konzerte an Wochenenden sind zweimal monatlich bis 23 Uhr erlaubt und dürfen den Grenzwert von 100 Dezibel nicht überschreiten. Werktags sind Konzerte bis 22 Uhr erlaubt. Der Lärm-Grenzwert beträgt 96 Dezibel, zweimal in der Woche 100 Dezibel ("Bund" vom 13. Februar).

Mader gab den Reitschul-Betreibern bis Mitte Februar Zeit, zu diesen Auflagen Stellung zu nehmen. "Sie sind damit grundsätzlich einverstanden", sagt die Statthalterin auf Anfrage. Die noch existierenden Differenzen bezüglich der Art und Weise der Lärmreduktion seien minim. Die Betreiber hätten sich bereit erklärt, verschiedene zusätzliche Massnahmen zur Lärmreduktion zu ergreifen. Sie gehe nun davon aus, dass für jeden Anlass eine Lautsprecher-Bewilligung eingeholt werde. Im letzten Sommer war dies nach Angaben der Gewerbepolizei nie der Fall. Zurzeit ist ein FDP-Vorstoss hängig, der sich aufgrund zahlreicher Lärm-Reklamationen nach der Bewilligungspraxis im Sommer 2008 erkundigt.

Bei Verstössen müssten die Reitschul-Betreiber mit den gleichen Sanktionen rechnen, wie sie auch andere gastgewerbliche Betriebe zu gewärtigen haben, sagt Mader. Die Palette der Sanktionen reiche von der Senkung der Dezibelwerte bis zum Entzug der gastgewerblichen Bewilligung. (bob)

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BZ 19.2.09

Berichtigung

Vorplatz: Noch keine Konzerte

 Der Vorplatz der Reitschule soll auch in diesem Jahr wieder belebt werden. Dies soll nach Auskunft der Reitschule jedoch erst in den warmen Monaten der Fall sein. Momentan würden diesbezügliche Gespräche mit Regierungsstatthalterin Regula Mader geführt. Die Betreiber der Reitschule weisen darauf hin, dass das Programm derzeit noch in Planung sei. Sie legen Wert darauf, dass das Konzert der Punkband Mono für Alle vom 20.März im Restaurant Sous le Pont stattfindet und nicht wie vorgestern in dieser Zeitung vermeldet auf dem Vorplatz. Die neue Rössli-Bar wird am Vortag mit einem Live-konzert eröffnet.

mar

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juso.be 17.2.09

Reisst die Reitschule ab!

Von: Halua Pinto de Magalhães

So sollte wohl eher der Titel der Motion der CVP/BDP-Fraktion heissen, welche die Reitschule unter eine "neue Geschäftsleitung mit kompetenten Menschen" setzen will.

Die Basisdemokratie in der Reitschule habe versagt, schreibt die CVP/BDP-Fraktion in ihrer Motion. Der Vorstoss enthält ähnliche Forderungen wie die GFL-Motion, die nächsten Donnerstag  traktandiert ist. Das Traurige dabei: beide Motionen scheinen mehrheitsfähig zu sein und beide Motionen bescheinigen der Interessengemeinschaft Ikur Handlungsunfähigkeit.

Während der Vorstoss von Erik Mosza (gfl) etwas zurückhaltender formuliert ist, spricht die CVP/BDP-Fraktion von einem gescheiterten "Experiment". Sie schieben den schwarzen Peter der rotgrünen Regierung zu, welche mit ihrer "Laisser-faire-Politik" letztendlich zur Totengräberin der Reitschule werde.

Die Forderung neu eine "Geschäftsleitung mit kompetenten Menschen" zu installieren, kommt einem Abriss der gesamten Reitschule gleich. Die Bürgerlichen zeigen wieder einmal, wie wenig Verständnis sie für alternative Kultur haben. Sie tun den Kulturbegriff einfach mit "Experiment" ab und verschliessen somit der Bedeutung, welche die Reitschule im Kulturraum Bern hat. Da ist es sehr erstaunlich, dass weder die GFL noch CVP/BDP die Bedeutung der Reitschule als Kulturlokal in Frage zu stellen scheinen. Dabei verdanken wir den Kulturbetrieb, wie er heute existiert, der Interessengemeinschaft Ikur, welche auf die Bedürfnisse ihrer Klientel eingegangen ist. Das konnte sie nur, weil sie aus diesem kulturellen Umfeld entstanden ist. Es ist fragwürdig, wie externe Kräfte der Klientel gerecht werden sollen. Und um konventionelle Kultur zu leben braucht es keine Reitschule, da könnte ein Neubau bessere Dienste leisten.

Zusätzlich dazu, dass über die Strukturen der Basisdemokratie gespottet wird, werden zudem diese Strukturen für die Situation auf dem Vorplatz verantwortlich gemacht. Als wäre es in irgendeinem kulturellen Interesse ein Umschlagplatz für harte Drogen zu sein. Grund für die Zustände auf dem Vorplatz ist nicht die Nähe zur Reitschule, sondern die viel zu kurzen Öffnungzeiten der Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse sowie das Fehlen einer zweiten Drogenanlaufstelle. Natürlich wird hier wieder die altbekannte Forderung nach Videoüberwachung angebracht, was die Szenenbildung einfach verlagern würde.

Der Gemeinderat hat zudem fest gestellt, dass aktuelle Massnahmen greifen und die Situation wesentlich und sichtbar verbessert haben. Die Repression wurde bereits verstärkt und die Polizei- und PINTO-Präsenz im Perimeter Reithalle erhöht.

Will man den einzigartigen Kulturbetrieb der Reitschule erhalten, müssen neue Wege der Zusammenarbeit gefunden werden. Nur mit einem zielgerichteten Dialog zwischen Gemeinderat und der Ikur kann das Sicherheitsproblem gelöst werden. Ein Diktat von aussen wird den Kulturbetrieb einschneidend verändern, was nicht in Sinne der BesucherInnen der Reitschule sein kann!

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KULTURPOLITIK
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Bund 19.2.09

Verloren auf weitem Feld

Die Stadtratsfraktionen debattierten an einer Podiumsdiskussion über Kulturpolitik - zumindest jene, die anwesend waren

Simon Jäggi

Grundsätzlich über Kulturpolitik geredet werden sollte an der Tacheles-Diskussion. Das Gespräch geriet dann aber doch zum üblichen Schlagabtausch.

Mit Diskussionen über Kulturpolitik ist es so eine Sache. Versucht man über Grundsätzliches zu sprechen, gehen die Debatten kaum je über schwammige Leerformeln hinaus. Thematisiert man Konkretes, verliert man sich rasch in Details. Genau dies widerfuhr am Dienstagabend im Progr auch dem 42. Tacheles, der Podiumsdiskussion von Visarte, dem Berufsverband für visuelle Kunst.

Thema war die "Kunst- und Kulturpolitik der Stadtratsfraktionen". Die Kunsthistorikerin Rachel Mader stellte zu Beginn klar, dass sie von den vier geladenenen Parlamentariern keine Stadtratsdebatte hören wolle, sondern eine grundsätzliche Diskussion über Kulturpolitik. Etwa darüber, welchen Stellenwert das Dossier Kulturpolitik in der Agenda der Parteien habe.

Einen hohen Stellenwert, betonte Natalie Imboden vom Grünen Bündnis, welche die GB/JA-Fraktion in der Runde vertrat. Den Grünen sei es vor allem ein Anliegen, eine vielfältige Kulturförderung zu betreiben und dabei einen Schwerpunkt auf das zeitgenössische Schaffen zu setzen. Doch was versteht man darunter? Alleine in diesem Gärtchen auf dem weiten Feld der Kultur hätte man sich eineinhalb Stunden aufhalten können, doch dazu blieb keine Zeit.

Vage Ideen und konkrete Praxis

Auch die SP habe ein relativ ausführliches Positionspapier zur Kulturpolitik erarbeitet, sagte Annette Lehmann im Namen der SP/Juso-Fraktion. Darin sei von Innovation die Rede, hakte Mader nach, was die SP darunter verstehe. Trotz ausführlichem Papier blieb die Antwort der SP-Frau relativ einsilbig: "Dass Neues entstehen kann."

Noch kein Positionspapier konnte Martin Schneider präsentieren, der auf Jimy Hofers Liste in den Stadtrat gewählt wurde und sich der BDP/CVP-Fraktion angeschlossen hat. Seine Fraktion befinde sich in einem "künstlerischem Gestaltungsprozess". Mit ihm sitze aber ein Mensch in dieser Fraktion, der zwölf Jahre Kultur gemacht habe. Schneider führte unter anderem den Ausgehklub Wasserwerk.

"Es gibt ein Informationsdefizit"

Roland Jakob (svp) räumte dagegen frank und frei ein, dass in seiner SVP-plus-Fraktion die Kulturpolitik nicht zuoberst auf der Traktandenliste stehe. Ein Positionspapier gebe es nicht - und er gebe auch offen zu, dass in seiner Partei bezüglich Kulturleben ein Informationsdefizit bestehe. So habe er zunächst nicht viel über den Progr gewusst und im Kulturzentrum eine zweite Reitschule vermutet. Bei einem Besuch im letzten Herbst habe er aber ein anderes Bild gewonnen. "Wir sind nicht gegen Kultur - die Frage ist nur nach welchen Spielregeln", fand Jakob. So solle Kultur möglichst selbsttragend sein. Ein Stichwort, das Imboden dankbar aufnahm: Die Politik müssen genau jene Kultur fördern, die nicht selbsttragend sein müsse. An diesem Hauptkonflikt zwischen links und rechts entzündeten sich im Parlament oft die Konflikte.

Staatsförderung und Kommerz

Und auch im Progr war die Frage Diskussionsstoff. Die Moderatorin wollte vom SVP-Vertreter wissen, was er unter dem Begriff der Staatskultur verstehe, den seine Partei gerne ins Feld führe. Die staatliche Kulturförderung führe dazu, dass sich Künstler nicht sorgen müssten, was passiere, wenn sie auf keinen grünen Zweig kämen, befand Jakob. Ein Gewerbetreibender könne nicht zum Staat rennen und Geld verlangen, wenn sein Geschäft nicht laufe. Er wünsche sich einfach mehr Eigenverantwortung, mehr Unternehmertum.

Das war wiederum ein Stichwort, das vom Publikum dankbar aufgenommen wurde. Die Initiative der Progr-Künstler sei doch gerade ein Beispiel für Eigeninitiative, wendete ein Podiumsbesucher ein. Innerhalb von sechs Wochen hätten die Künstler elf Millionen zusammengebracht und wollten unternehmerisches Risiko eingehen.

FDP, GFL und GLP kamen nicht

Spätestens beim Begriff Progr geriet die Diskussion dann doch zum üblichen lokalpolitischen Schlagabtausch über eine einzelne Vorlage, nämlich über die künftige Nutzung des ehemaligen Progymnasiums.

Eine Diskussion aber, die noch nicht klar zeigte, wie die eigentliche Stadtratsdebatte zum Progr ausgehen könnte, welche voraussichtlich am 17. März stattfinden wird. Seine Fraktion sei noch daran, sich ihre Meinung zu bilden, meinte Schneider von der CVP/BDP-Fraktion, die als Mitte-Fraktion den Ausschlag geben könnte.

Und drei andere bedeutende Stadtratsparteien waren an der Podiumsdiskussion gar nicht anwesend: FDP, GFL und die Grünliberalen wurden zwar ans Tacheles eingeladen, meldeten sich aber ab.

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BZ 19.2.09

Sounds: Jazzwerkstatt Bern

Die Jazz-Festivität

Selten hat ein Festival in derart kurzer Zeit so viel Aufhorchen erregt wie die Berner Jazzwerkstatt. Nach dem Debüt 2008 in der Cinématte und einem Gastspiel in der Reitschule wird sie von Donnerstag bis Sonntag im Progr eingerichtet. Und dermassen prall ist der Festival-Spielplan, dass selbst die Toiletten der Lokalität als Spielstätte dienen.

Pro Abend treten vier Bands auf der Hauptbühne in der Turnhalle auf, jeweils das zweite Konzert des Abends steht im Zeichen eines jungen Jazz-Komponisten (unter anderem Jan Brönnimann, Elina Duni, Marc Stucki oder Andreas Schaerer), der sein Stück in einer öffentlichen Probe am Nachmittag mit der eigenen Band oder dem topbesetzten Jazzwerkstatt Ballbreaker Ensemble einstudiert. Ansonsten tummelt sich an diesem Jazz-Fest alles, was im Schweizer Jazz Rang und Stil hat, unter den 100 auftretenden Musikern finden sich zudem Exponenten aus Frankreich, Deutschland und Österreich. Dem nicht genug: An der Off-Bar sorgen Musikanten wie Sarbach und Mani Porno an ihren Late-Night-Shows für frische Ohren, und nach den Konzerten wird der Abend mit ausgewählten DJs versüsst. (ane)

Progr Bern
Do bis So, 19. bis 22. Februar. Das Programm: www.jazzwerkstatt.ch

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GOTT
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20min.ch 18.2.09

Anti-Gott-Plakate

Christen senden Hassbotschaften

von Deborah Rast

Die Kampagne "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott" sorgt bei Gläubigen für massive Empörung. Radikale Christen beschimpfen die Freidenker und drohen damit, Busse abzufackeln.

Noch am Dienstag schloss man bei den Luzerner Verkehrsbetrieben (VBL) nicht aus, Plakate mit der Botschaft "Es gibt wahrscheinlich keinen Gott" zuzulassen. In der katholischen Innerschweiz kocht die Volksseele: "Uns wurde gedroht, dass Busse angezündet werden, falls wir die Plakate zeigen würden", sagt ein VBL-Mitarbeiter zu 20 Minuten. Es seien auch Kadermitglieder wüst beschimpft worden, weil religiöse Gefühle verletzt würden. Die Kantonspolizei Luzern bestätigt: "Bei uns ist eine Strafanzeige eingegangen wegen Drohungen gegen die VBL", so Sprecher Richard Huwiler. Grund seien die Atheisten-Plakate.

Bei der VBL ist die Entscheidung nun definitiv gegen die Anti-Gott-Plakate gefallen. "Diese Plakate sind offenbar Anstoss erregend. Sollte eine Anfrage kommen, würden wir diese klar ab lehnen", so Direktor Norbert Schmassmann. Auch bei den Freidenkern gingen seit der Ankündigung der Kampagne diverse Hass-E-Mails von radikalen Christen ein. Doch Reta Caspar, Leiterin der Geschäftsstelle, nimmts gelassen: "Das zeigt nur, dass die Christen gleich radikal sind wie die Muslime, die sie als Extremisten bezeichnen."

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NESTLE
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WoZ 19.2.09

Nestlégate-Nichts gesucht, nichts gefunden.

Nur eine kleine Firmenumfrage

Die Untersuchung ist eingestellt. Der Waadtländer ­Untersuchungsrichter Jacques Antenen hat in der Affäre "Nestlégate" nichts Strafbares entdeckt. Die Spioninnen, die im Auftrag von Securitas und Nestlé Attac infiltriert hatten, hätten handschriftliche Notizen über die Versammlungen abgegeben, jedoch keine verbotenen Tonbandaufnahmen oder Fotografien gemacht. Securitas und Nestlé ihrerseits hätten die Berichte archiviert, ohne dar aus gesetzeswidrige Fichen herzustellen. Als Tatbestand wäre nur die Weitergabe von persönlichen Daten infrage gekommen, doch der sei verjährt. Es sei nicht beweisbar, dass die Spioninnen ihre Aktivitäten nach dem Jahr 2005 weitergeführt hätten.

Attac-Mitglied Beatrice Schmid zeigt sich entrüstet, aber nicht erstaunt über das Urteil von letzter Woche: "Statt eine Hausdurchsuchung einzuleiten, Material zu konfiszieren und sich für die genaue Art der Materialbeschaffung zu interessieren, hat sich Antenen damit zufrieden gegeben, die Aussagen der beiden Firmen für bare Münze zu nehmen." Die zweite Spionin habe öffentlich gesagt, ebenfalls rund zehn Berichte verfasst zu haben, die die Klägerin Attac nie zu Gesicht bekommen habe. Besonders empörend für Schmid: Untersuchungsrichter Antenen begründe die Unterlassung einer Hausdurchsuchung damit, dass Attac vor der Fernsehsendung, die die Sache ins Rollen brachte, hätte klagen müssen. "Das wäre gar nicht möglich gewesen, da die Sendung als Grundlage für die Klage diente."

Attac-Rechtsanwalt Jean-Michel Dolivo will gegen den Einstellungs entscheid rekurrieren. Dieser beruhe auf mangelhaften Untersuchungen. Richter Antenen habe beispielsweise keine linguistische Expertise der Spitzelberichte erstellen lassen. Eine solche hätte Klarheit darüber bringen können, ob die vorgelegten Berichte wirklich Gesprächsnotizen oder ab Band abgeschriebene Protokolle seien - er vermutet weiterhin, dass die Spitzel verbotene Tonbandaufnahmen gemacht haben. Der Untersuchungsrichter sei auch nicht genügend auf die Tatsache eingegangen, dass sich die Spioninnen Zugang zu den Mails der Attac-Mitglieder verschafft haben, was eine klare Verletzung der Privatsphäre bedeute. "Das Ziel des Untersuchungsrichters war, die Straffreiheit von Nestlé und Securitas zu garantieren", glaubt Dolivo.

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WoZ 19.2.09

Kolumbien-Auch letztes Jahr sind wieder mehrere Dutzende GewerkschafterInnen umgebracht worden. Daneben wird gezielt überwacht und eingeschüchtert. Etwa in der Nestlé-Fabrik von Bugalagrande.

Morddrohungen auf der Toilette

Von Daniel Stern

Der 41-jährige Freddy Sepulveda arbeitet in der Nestlé-Fabrik von Bugalagrande in Kolumbien. Der Mechaniker wartet die Maschinen, die der Herstellung von Suppen, Schokolade, Babymilch und Nescafé dienen. Doch Sepulveda ist auch Leitungsmitglied der Gewerkschaft Sinaltrainal. In dieser Funktion kam er Ende Januar in die Schweiz.

Wer sich in Kolumbien für die Rechte der Beschäftigten einsetzt, lebt gefährlich. Gemäss Amnesty International sind dort in den letzten zwanzig Jahren 2000 GewerkschafterInnen ermordet worden. In neunzig Prozent der Fälle seien die Schuldigen nie vor Gericht gestellt worden. Sepulveda ist am Forum "Das andere Davos" der globalisierungskritischen Organisation Attac aufgetreten, hat mit Schweizer GewerkschafterInnen gesprochen, VertreterInnen von staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen und JournalistInnen getroffen. Seine wichtigste Botschaft: Die gewerkschaftlich organisierten Nestlé-Beschäftigten in Kolumbien werden bedroht. So sind im August 2008 Morddrohungen an die Toilettenwände in der Fabrik von Buga­lagrande gesprayt worden. "Bald sterben Gewerkschafter. Gewerkschaften raus. Aguilas Negras."

Die Aguilas Negras - die Schwarzen Adler - sind eine paramilitärische Organisation. Sie sind stark im Drogengeschäft aktiv und verüben Auftragsmorde. Von der Gewerkschaft Sinaltrainal sind seit ihrer Gründung vor 25 Jahren bereits 22 Mitglieder ermordet worden. Einer von ihnen war Luciano Enrique Romero. Seine Leiche wurde im September 2005 gefunden - gefesselt, mit Folterspuren und vierzig Messerstichen übersät.

Romero hätte im Oktober 2005 in die Schweiz reisen sollen. Geplant war, dass er an einer öffentlichen Anhörung von Attac und der Organisation Multiwatch teilnähme, um über Nestlés Praktiken in Kolumbien zu berichten. Romero hatte der Firma vorgeworfen, sie hätte längst abgelaufenes Milchpulver verwendet und umetikettiert. Er war zusammen mit neun Kollegen von Nestlé 2002 wegen der Teilnahme an einer Protestversammlung gegen die Verschlechterung der Arbeitsbedingungen entlassen worden. Nestlé behauptet dagegen, die ArbeiterInnen hätten an einem "illegalen Streik" teilgenommen. "Wir können nicht sagen, dass es eine direkte Verantwortung Nestlés an der Ermordung von Romero gibt. Aber sie haben sicher davon profitiert", sagt Sepulveda. Nestlé hatte Attac ab 2003 während mehrerer Jahre durch verdeckt operierende MitarbeiterInnen der Sicherheitsfirma Securitas ausspionieren lassen. Die Spitzel waren unter anderem an Informationen über die Zusammenarbeit von Attac mit Sinaltrainal interessiert (siehe WOZ Nr. 35/08).

Bandenchef ausgeliefert

Für den Mord an Romero sind in Kolumbien inzwischen zwei Paramilitärs verurteilt worden. Sie sollen mit Rodrigo Tovar Pupo alias Jorge 40 in Verbindung gestanden haben, einem Führer der paramilitärischen Dachorganisation AUC. Pupo hatte sich 2006 den Behörden gestellt. Auf seinem Notebook, das den Behörden vorliegt, sind Informationen über 550 Morde dokumentiert. Die Gewerkschaft Sinaltrainal vermutet, dass Pupo Aussagen hätte machen können, in welchem Auftrag die AUC GewerkschafterInnen ermordet hatte. Doch inzwischen ist Pupo zusammen mit zwölf seiner Gesinnungsgenossen von den kolumbianischen Behörden in die USA ausgeliefert worden. Dort wird ihm der Prozess wegen Drogenhandels gemacht. Ermittlungen über die Hintergründe der Morde an den GewerkschafterInnen werden so stark behindert, kritisieren Menschenrechtsorganisatio nen.

Sepulveda sagt, er mache seine gewerkschaftliche Arbeit aus einem Pflichtgefühl heraus. "Ich und meine Familie sind uns der Gefahren bewusst. Aber Angst habe ich keine." 2006 hat ein privater bewaffneter Sicherheitsmann, der im Auftrag von Nestlé arbeitete, seine Mutter über ihn und über seine gewerkschaftlichen Aktivitäten ausgefragt. "Ausserdem hat er auf seinem Motorrad viele Gewerkschafter bis nach Hause verfolgt." Nestlé spitzelt offenbar auch in Kolumbien. Sinaltrainal konfrontierte das kolumbianische Nestlé-Management mit Berichten über die Schnüffeleien des Sicherheitsmannes. Daraufhin wurde er ersetzt. Später fanden die GewerkschafterInnen jedoch heraus, dass Nestlé auch versteckte Kameras auf dem Fabrikareal installiert hatte. Just zu dem Zeitpunkt, als sie bei der Firmenleitung dagegen protes tierten, tauchten laut Sepulveda die Drohungen auf den Toiletten auf.

Allgemeinplätze aus Vevey

Beim Nestlé-Hauptsitz verneint man, dass die Beschäftigten mit Videokameras überwacht würden. "Die Kameras sind nur zur Sicherheit der Beschäftigten und der Einrichtungen da", hält man in einem Brief an Multiwatch fest. Die Beschäftigten wüssten alle über die Standorte der Kameras Bescheid, weiss man in Vevey. Sepulveda verneint und sagt, dass es sich um winzige Kameras handle, die zufällig von einem Arbeiter entdeckt worden waren. Er zeigt Aufnahmen, die im firmeneigenen Intranet aufgetaucht sind. So wurde eine Protestaktion der Gewerkschaft vor dem Firmengebäude gefilmt. Zu sehen sind Grossaufnahmen von GewerkschafterInnen, deren Gesichter ganz offensichtlich gezielt gezoomt wurden.

Sepulveda ist am 13. Februar zurück nach Kolumbien geflogen. Während seines Aufenthaltes in der Schweiz wurde er auch am Nestlé-Hauptsitz in Vevey "für einen Höflichkeitsbesuch", wie Nestlé-Sprecherin Melanie Kohli in einer E-Mail schreibt, empfangen. Zur bedrohlichen Sicherheitslage der Nestlé-Beschäftigten schreibt sie, dass die "Sicherheit aller Angestellten absolute Priorität hat". Über konkrete Massnahmen, welche die Sicherheit der kolumbianischen Beschäftigten verbessern würden, ist allerdings auf Nachfrage nichts zu erfahren. Sepulveda ist am Nestlé-Hauptsitz von einem Angestellten her umgeführt worden, und man hat ihm die verschiedenen Produkte gezeigt, die Nestlé weltweit herstellt. Über die Einschüchterungen wollte man aber nicht reden, so Sepulveda: "Man sagte mir, dass alles, was mit Kolumbien zu tun hat, dort verhandelt werden müsse."

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RAZZIA
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BZ 19.2.09

Razzia bei Linksextremen

Die Polizei hat bei Linksextremen in Bern Waffen entdeckt. Sie werden verdächtigt, eine Freiburger Bar verwüstet zu haben.

Im Oktober 2008 wurde die Freiburger Bar Elvis et moi von rund 30 Vermummten gestürmt und verwüstet. Die Freiburger Untersuchungsbehörden gingen früh davon aus, dass hinter dem Überfall Linksextreme aus Bern stecken könnten. Am Dienstagmorgen führten die Kantonspolizeien Bern und Freiburg nun mehrere Hausdurchsuchungen in Bern durch und verhafteten fünf Männer und zwei Frauen. Ein Mann bleibt in Haft. Im Treffpunkt der Gruppe aus der linksextremen Szene fand die Polizei ein Waffenarsenal.hus

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Razzia in Bern nach Überfall in Freiburg

Die Zerstörer kamen aus Bern

Freiburger und Berner Polizisten haben bei einer Razzia in Bern Waffen gefunden und sieben Personen angehalten. Die Personen aus der linksextremen Szene stehen im Verdacht, die Bar Elvis et moi in Freiburg überfallen zu haben.

Die Freiburger Polizei sprach von einem minuziös geplanten Überfall, nachdem letzten Oktober rund 30 Vermummte die Freiburger Bar Elvis et moi in wenigen Minuten kurz und klein geschlagen hatten (siehe Kasten). Von Anfang an vermutete die Kantonspolizei, dass Anhänger der linksextremen Szene in Bern hinter der Tat stehen könnten. Gestern vermeldeten die Untersuchungsbehörden einen ersten Ermittlungserfolg: Am Dienstagmorgen früh hatten Freiburger Polizisten zusammen mit der Berner Kantonspolizei in der Stadt Bern, verteilt auf dem ganzen Stadtgebiet, acht Hausdurchsuchungen durchgeführt und dabei sieben Personen angehalten.

"Sehr unkooperativ"

Um sechs Uhr in der Früh klingelten sie an den Wohnungstüren. Ohne Gewalt konnte die Polizei sieben Personen festnehmen. Die fünf Männer und zwei Frauen hätten sich "sehr unkooperativ" verhalten, sagte Florian Walser, Chef der Freiburger Kriminalpolizei, gestern vor den Medien. Zwei hätten abgestritten, etwas mit dem Überfall zu tun zu haben. Die andern fünf hätten ihr Recht geltend gemacht, zu schweigen.

Sechs Personen, alle Schweizer, wurden nach den Vernehmungen wieder auf freien Fuss gesetzt. Sie wurden als Auskunftspersonen befragt. Ein 22-jähriger, in der Schweiz geborener und wohnender Deutscher wurde an den Haftrichter weitergeleitet.

DNA-Spuren gefunden

Die Freiburger Untersuchungsbehörden waren durch DNA-Spuren auf Handschuhen und Mützen, die sie in der Bar Elvis et moi und auf dem Fluchtweg gefunden hatten, auf den Deutschen gestossen. Er hat zwar keine Vorstrafen, doch war er bereits von der Berner Polizei angehalten worden; daher war seine DNA registriert.

"Wir haben sehr konkrete Hinweise, dass er in die Taten verwickelt ist", sagte Untersuchungsrichter Marc Bugnon. Zudem bestehe die Gefahr, dass er sich mit weiteren möglichen Tätern absprechen könnte, würde er auf freien Fuss gesetzt. Bugnon ergänzte, die Behörden verfolgten weiterhin zwei Thesen: Zum einen könnte es sich um eine persönliche Abrechnung zwischen Linksextremen und dem Organisator von Soleil Noir handeln. Zum andern könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Täter aus ideologischen Gründen gehandelt hätten. Die Band "Camerata Mediolanense" stammt aus der Dark-Wave-Szene; Teilen dieser Szene wird rechtsextremes Gedankengut nachgesagt.

Grosses Waffenarsenal

"Wir haben die Personen des harten Kerns angehalten", sagte Marc Bugnon. "Nun ermitteln wir auf breiter Front weiter." Neben den Hausdurchsuchungen wurde auch der Raum, welcher der Gruppe als Treffpunkt dient, durchsucht. "Bei diesem Treffpunkt handelt es sich nicht um die Reitschule", betonte Benoît Dumas, Sprecher der Freiburger Polizei.

Bei den Durchsuchungen wurden Waffen - verbotene Messer, eine Softairpistole, Teleskopschlagstöcke und Schlagringe - sowie Computer und Mobiltelefone beschlagnahmt. Die Auswertung der Computer und Telefone soll zu weiteren Tatverdächtigen führen. Die Polizei fand auch Propagandamaterial, mit dessen Hilfe die Gruppe derlinksextremen Szene zugeordnet werden kann, erklärte Benoît Dumas.

Die Kantonspolizei Freiburg ermittelt wegen Landfriedens- und Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, einfacher Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen Beamte und Widerhandlungen gegen das Waffengesetz.

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Der Überfall

Maskiert und bewaffnet

Am 11.Oktober 2008 sollte die Band Camerata Mediolanense in der Freiburger Bar Elvis et moi auftreten. Der Verein Soleil noir aus Lausanne hatte das Konzert organisiert. Doch um 20.20 Uhr drangen rund 30 schwarz gekleidete und vermummte Personen in die Bar an der Murtengasse. Sie schlugen die Eingangstüre ein und verwüsteten alles, was ihnen in die Quere kam: Tische, Stühle, Scheiben und Instrumente. Sie zündeten auch eine Tränengaspetarde. Zu diesem Zeitpunkt waren 13 Personen in der Bar anwesend; sie wurden nicht verletzt.

Als die Täter flüchten wollten, traf eine Polizeipatrouille ein. Die Vermummten sprühten Pfefferspray ins Polizeiauto und griffen die Beamten an, als diese einen Angreifer festhielten. Dabei verletzten sie einen Polizisten leicht an der Hand. Zu ihrem Schutz griffen die Polizisten zu ihrer Dienstwaffe, ohne sie aber einzusetzen. Über die Lausannegasse machten sich die Täter aus dem Staub. Auf ihrem Fluchtweg liessen sie Schlagstöcke und Masken zurück.

Zum Überfall bekannte sich eine "Antifaschistische Aktion, Kommando nazifreie Subkultur". Damit habe sie "den Auftritt der rechtsextremen Dark-Wave-Band Camerata Mediolanense verhindert".

njb/hus

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Bund 19.2.09

Gewalttäter festgenommen

Freiburg Über vier Monate nach der Verwüstung einer Freiburger Bar sind am Dienstag sieben Personen festgenommen worden. Ein 22-Jähriger befindet sich in Haft, wie die Freiburger Polizei gestern bekannt gab. Eine Abrechnung zwischen der Berner Linksszene und Veranstaltern eines Anlasses steht als Motiv im Vordergrund.

Bei dem Blitzangriff einer Gruppe von rund 30 maskierten und mit Stöcken bewaffneten Personen auf die Bar "Elvis et moi" am 11. Oktober war ein Polizist verletzt worden. Die Angreifer, welche gemäss einem Bekennerschreiben zur Antifaschistischen Aktion zählten, zertrümmerten während des privat organisierten Abends mit einem Auftritt einer Gruppe aus der Gothik-Szene Mobiliar und zündeten eine Tränengasgranate.

Die Gewalttäter liessen auf der Flucht Gegenstände zurück, deren Analyse bei den Ermittlungen hilfreich war. So wurden in Bern sieben Personen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren festgenommen und acht Hausdurchsuchungen durchgeführt. Sechs der Festgenommenen wurden wieder auf freien Fuss gesetzt. Gegen einen 22-jährigen in der Schweiz geborenen und wohnhaften Deutschen wurde ein Haftbefehl ausgestellt.

Die Hintergründe des Angriffs sind weiterhin im Dunkeln. Die These, wonach es sich um eine persönliche Abrechnung zwischen Mitgliedern der Berner Linksszene und den Veranstaltern des privaten Abends handelt, ist laut Polizei weiterhin plausibel. (ap)

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La Liberté 19.2.09

Sept personnes interpellées à Berne

Elvis et moi - La police a interpellé mardi sept personnes, membres de la scène d'extrême gauche bernoise, soupçonnées d'être liées au saccage du bar. L'une d'entre elles est placée sous mandat d'arrêt.

Kessava Packiry

La police fribourgeoise vient de frapper un grand coup: quatre mois après le saccage du bar Elvis et moi par une trentaine d'individus cagoulés, elle a mené une opération qui a conduit mardi à l'interpellation de sept suspects, membres de la scène d'extrême gauche à Berne. Il s'agit de deux femmes et de cinq hommes, âgés entre 20 et 30 ans. Six d'entre eux ont été libérés en fin de journée, mais un ressortissant allemand né en Suisse, âgé de 22 ans, a été placé sous mandat d'arrêt et déféré au juge de la détention. C'est ce qu'a indiqué hier lors d'une conférence de presse le juge d'instruction Marc Bugnon.

Le suspect, qui nie les faits, n'a cependant pas contesté que son ADN puisse se retrouver sur l'un des objets abandonnés dans leur fuite par les casseurs. "Il déclare perdre souvent ses gants ou ses bonnets", rapporte le magistrat. "Il n'a pas de casier judiciaire, mais il est connu de la police pour avoir pris part à d'autres actions violentes", ajoute Florian Walser, chef de la Sûreté fribourgeoise.

Motivations pas claires

L'enquête - ouverte pour émeute, violation de domicile, dommages à la propriété, lésions corporelles simples, infraction à la loi fédérale sur les armes, violences et menaces contre les fonctionnaires - entre ainsi dans une nouvelle phase: l'exploitation, entre autres, du matériel saisi chez les personnes interpellées devrait conduire les enquêteurs sur la piste d'autres suspects.

Pour l'heure, les personnes appréhendées sont présumées innocentes, insiste Marc Bugnon. "Nous ne pouvons pas prouver qu'elles étaient présentes le soir des faits. Mais nous avons d'autres éléments qui, nous l'espérons, nous permettront de le dire."

Quant aux motivations des casseurs, elles n'ont pas encore été établies avec clarté. La thèse de motivations idéologiques n'est pas écartée, avance le juge d'instruction. "Il y a un autre élément de l'enquête, cependant, qui nous mène à croire qu'il s'agirait plutôt d'un règlement de comptes personnel." L'une des personnes interpellées, précise-t-il, avait déjà eu maille à partir de manière violente avec l'un des membres de Soleil noir, l'association lausannoise qui a organisé la soirée au Elvis et moi le jour des faits. "Comme par hasard, c'est l'ADN d'un de ses proches que l'on retrouve sur les objets que nous avons analysés..."

Evaporés dans la ville

Le saccage du Elvis et moi, le samedi 11 octobre 2008, a profondément marqué les esprits. Ce jour-là, vers 20 h 15, une trentaine de jeunes cagoulés, vêtus de noir, armés de battes et de bâtons, ont fait irruption dans ce bar de Fribourg, où s'achevaient les préparations d'une soirée privée gothique. Après avoir brisé les vitres et la porte, les inconnus ont fracassé le mobilier, la déco ainsi que le matériel de Camerata Mediolanense, le groupe milanais qui devait se produire. Le tout en quelques minutes. Personne n'a été blessé, mais les dégâts se sont élevés à 30 000 francs.

Organisés et visiblement bien préparés, les casseurs ont réussi à prendre la fuite, arrachant au passage l'un des leurs des mains d'une patrouille de police rapidement arrivée sur place, et blessant l'un des agents. Les individus se sont ensuite évaporés dans les rues de la ville, laissant derrière eux des cagoules, des gants ou encore des bâtons.

Le mail a aussi été utile

C'est l'ADN prélevé sur ces objets qui a permis à la police fribourgeoise de remonter jusqu'au milieu fréquenté par les personnes interpellées mardi. Et de confirmer les soupçons très rapidement avancés par l'instruction: les casseurs seraient des activistes antifas (ndlr: groupuscule d'extrê- me gauche, antifasciste) provenant de Berne.

Dans un mail de revendication, envoyé au lendemain de l'agression, le mystérieux groupe Fribourg antifaschistische Aktion accusait Soleil noir et le groupe milanais de frayer dans la mouvance néofasciste. Tant Soleil noir que Camerata Mediolanense ont rejeté ces accusations; ils se sont par ailleurs portés parties civiles dans cette affaire.

Le mail signé par Fribourg antifaschistische Aktion a lui aussi été utile à l'enquête, relève Marc Bugnon. Il n'a pas été envoyé d'Allemagne, comme on a pu le croire, mais bien de Berne. "Et le Fribourg antifaschistische Aktion n'a existé que pour l'occasion. Car nous n'avons pas de groupes antifascistes dans le canton de Fribourg". I

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Fronde, batte, masque à gaz...

L'action de la police fribourgeoise s'est déroulée avec l'appui d'éléments de la police bernoise: dès six heures du matin, les forces de l'ordre ont procédé à des visites domiciliaires, interpellant ainsi sept personnes âgées entre 20 et 30 ans. Elles ont été placées en garde à vue, le temps de leur interrogatoire, afin d'éviter les risques de collusion.

Du matériel a été saisi chez elles: des supports informatiques ainsi que divers documents, mais aussi des poings américains, un masque à gaz, un pistolet à plombs, des couteaux, du spay au poivre, une fronde, une batte... Bref: du matériel susceptible d'être utilisé dans des émeutes.

Les visites domicilaires ont toutes eu lieu en ville de Berne. La police s'est notamment rendue dans un local, où les personnes visées avaient l'habitude de se réunir. "Nous ne pouvions pas nous passer de cette visite domiciliaire. Mais ce local servait aussi, et nous ne le savions pas, à une ONG", relève Marc Bugnon. Membre de cette ONG, Philipp Meyer tient à souligner: "Nous n'avons rien à voir dans cette histoire." KP

"Toute contente!"

Propriétaire du bar Elvis et moi, et présente sur les lieux le soir de l'agression, Valentine Jaquier se déclare aujourd'hui "toute contente". "Je tire mon chapeau à la police: elle a été efficace!"

Quatre mois après les faits, Valentine Jaquier déclare avoir "chassé ça" maintenant. "Je ne veux pas rester dans le négatif. Il faut rester positif. Mais au début, c'est vrai que ça a été très difficile. J'ai voulu retravailler tout de suite, mais ce n'était pas évident." Valentine Jaquier ne le cache pas: elle a dû aller plusieurs fois chez le médecin, voir un psy. "Je prends même des cours de self-défense."

Si le juge d'instruction parvient à traîner devant un tribunal l'un des suspects, qui peut risquer jusqu'à 5 ans de prison, Valentine Jaquier ira évidemment demander au civil des dommages et intérêts. Même si il n'y a qu'un seul prévenu: un article du Code des obligations dit qu'on est tenu solidairement de réparer un dommage.

Avocat de Valentine Jaquier, Christian Delaloye, indique: "Nous demanderons une réparation du dommage que le bar, son outil de travail, a subi. Ainsi que la perte de revenus qu'elle a dû enregistrer. Nous allons également chiffrer le tort moral, car cette agression n'a pas été sans conséquence sur ma cliente."

Le saccage a provoqué pour 30 000 francs de dégâts. Sans parler des objets uniques qui faisaient tout le charme de son bar, véritable antre du kitsch en Suisse. Inestimables, ces objets sont perdus à tout jamais. Valentine Jaquier n'avait reçu de son assurance que 3700 francs. "Mais il y a eu un formidable élan de solidarité: les gens m'ont beaucoup aidée, fait des dons; il y a également eu deux concerts de soutien. Bien sûr, ça ne couvrait de loin pas tous les dégâts, mais ça m'a vraiment fait chaud au cœur. ça m'a fait du bien." KP

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20min.ch 18.2.09

Freiburg

Linksextreme Schläger im Visier

von Patrick Marbach

Sie haben Terror gesät, nun müssen sie selbst zittern: Die Polizei jagt Linksextreme, die in der Freiburger Bar Elvis et moi gewütet haben.

Im Morgengrauen schlug die Polizei zu. Sie stürmte acht Wohnungen und Büros in Bern. Bei den Hausdurchsuchungen wurden am Dienstag Computer und verbotene Waffen beschlagnahmt. "Wir haben ein Arsenal gefunden, von dem wir annehmen, dass es bei den Ausschreitungen im Elvis et moi ein gesetzt wurde", so Benoît Dumas von der Kapo Freiburg. Sieben Personen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren wurden angehalten. Bis auf einen 22-jährigen Mann sind aber alle schon wieder auf freiem Fuss. "Gut möglich, dass wir noch weiteren Personen aus der linksextremen Szene einen Besuch abstatten müssen", sagt Dumas.

Am Überfallkommando, das vor vier Monaten die Freiburger Bar Elvis et moi verwüstet hatte, waren 30 maskierte Schläger beteiligt. Sie setzten Tränengaspetarden ein und nebelten auch Polizisten ein, bis diese ihre Dienstpistolen zückten. In einem Bekennerschreiben erklärten die Chaoten darauf, sie hätten in der Bar einen rechtsextremen Anlass verhindern wollen. "Die Ermittlungen gehen weiter", so Dumas, "wir gehen weiterhin von einer persönlichen Abrechnung oder ideologischen Motiven aus."

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20min.ch 18.2.09

Fribourg/Berne

Bar Elvis et moi saccagé: sept casseurs interpellés

Cinq hommes et deux femmes d'extrême gauche ont été appréhendés. La police envisage la thèse du réglement de compte.
 
"Les casseurs avaient abandonné des objets dont l'analyse a permis de remonter jusqu'au milieu fréquenté par les personnes interpellées", a précisé mercredi le juge d'instruction Marc Bugnon.

Quatre mois après l'attaque du bar Elvis et moi, sept casseurs, entre 20 et 30 ans, ont été interpellés mardi à Berne. L'un des casseurs est un Allemand né en Suisse et âgé de 22 ans. Il a été placé en détention. Les autres ont été relâchés le soir même. Lors des perquisitions, de nombreux objets ont été séquestrés, notamment des supports informatiques et des armes interdites.

L'enquête, qui se poursuit, doit déterminer si le mobile est réellement politique. Selon une seconde thèse, le saccage pourrait en effet résulter d'un règlement de comptes personnel entre l'un des agresseurs et l'un des organisateurs de la soirée, membre de l'association lausannoise Soleil Noir.

Ces deux personnes avaient eu dans un passé récent une altercation violente à la Reithalle à Berne, selon nos informations. Il se trouve que l'Allemand maintenu en garde à vue est un proche de ce militant d'extrême gauche. Marc Bugnon ne veut toutefois pas écarter la piste "politique". Car il est tout à fait possible que les autres protagonistes de la mise à sac du bar aient été motivés par des mobiles politiques.

ats/ap/nlu

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Info-Box

Ils avaient tout détruit en quelques minutes

Le 11 octobre 2008, une trentaine de casseurs vêtus de noir et encagoulés ont fait irruption en soirée dans le bar Elvis et moi, qu'ils ont saccagé en quelques minutes. Dans un communiqué publié deux jours plus tard, un groupe "antifasciste" affirmait avoir agi pour empêcher la tenue d'un concert qualifié de "fasciste". Après le saccage, les agresseurs s'en étaient pris à une patrouille de police arrivée sur les lieux, blessant légèrement un gendarme à la main.

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policefr.ch 18.02.09

Affaire (Elvis et moi )

L'Office des Juges d'instruction et la Police cantonale Fribourg communiquent :  

Affaire Elvis et moi : sept personnes interpellées

Mardi 17 février 2009, la Police cantonale Fribourg appuyée de la police bernoise a mené une opération d'importance dans le cadre de l'enquête sur le saccage du bar " Elvis et moi " survenu à Fribourg le 11 octobre 2008. Sept personnes ont été interpellées lors de huit visites domiciliaires. Cette intervention marque le début d'une nouvelle phase dans l'instruction de cette affaire dont les motivations ne sont pour l'heure pas encore établies avec clarté.

Les importantes investigations entreprises depuis le 11 octobre 2008 par la Police cantonale Fribourg ont permis de procéder aux premières interpellations quatre mois après l'attaque du bar " Elvis et moi " par des individus masqués.Les éléments en possession du juge d'instruction Marc Bugnon désignent aujourd'hui en particulier des membres de la scène d'extrême gauche bernoise. L'enquête est ouverte pour émeute, violation de domicile, dommage à la propriété, lésions corporelles simples, violences et menaces contre les fonctionnaires et infraction à la loi fédérale sur les armes. La Police cantonale Fribourg, appuyée d'éléments de la police bernoise, a procédé hier dès 06h00 à l'interpellation coordonnée de sept personnes âgées de 20 à 30 ans au cours de huit visites domiciliaires en ville de Berne. Les personnes interpellées ont été placées en garde-à-vue afin d'éviter tout risque de collusion pendant le temps de leur interrogatoire.Six ont été libérées en fin de journée et une a été placée sous mandat d'arrêt par le juge d'instruction et déférée au juge de la détention. Il s'agit d'un ressortissant allemand né en Suisse et âgé de 22 ans. Lors des visites domiciliaires de nombreux objets ont été séquestrés, notamment des supports informatiques, des armes interdites, du matériel susceptible d'être utilisé dans des émeutes ainsi que divers documents. Actuellement, la thèse du règlement de comptes personnel entre des membres de la scène d'extrême gauche bernoise et l'un des organisateurs de la soirée privée qui devait se tenir le soir des faits reste envisagée, même si la thèse de motivations idéologique de la part des casseurs n'est pas écartée. L'exploitation du matériel saisi lors des visites domiciliaires pourrait apporter des éléments de réponse. Ces interpellations marquent l'entrée de l'enquête dans une nouvelle phase. Les investigations vont se poursuivre sans qu'il soit pour l'heure possible de dire si de nouvelles mesures de contrainte seront prononcées dans le futur.

Pour mémoire, le 11 octobre 2008, un groupe d'une trentaine de personnes encagoulées et armées de bâtons avait saccagé le bar " Elvis et moi " à Fribourg où devait se tenir une soirée privée organisée par " Soleil noir " ; un groupe dit " gothique " devait s'y produire. Bien organisés et préparés, les casseurs avaient réussi à prendre la fuite non sans arracher l'un des leurs des mains d'une patrouille de police rapidement arrivée sur place. Un policier fribourgeois avait été blessé lors de cette intervention. Gênés dans leur fuite, les casseurs avaient abandonné des objets dont l'analyse a permis de remonter jusqu'au milieu fréquenté par les personnes interpellées ce mardi 17 février.

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Fribourg, den 18.02.09  

Das Untersuchungsrichteramt und die Kantonspolizei Fribourg teilen mit:  

Affäre "Elvis et moi": sieben Personnen angehalten Am Dienstag, 17. Februar 2009, führte die Kantonspolizei Freiburg, mit Unterstützung der Berner Polizei, im Rahmen der Untersuchung infolge der  Verwüstung der Bar "Elvis et moi" vom 11. Oktober 2008, in Freiburg, eine umfassende Polizeiaktion durch. Bei 8 Hausdurchsuchungen wurden 7 Personen angehalten. Mit diesem polizeilichen Einsatz erreichte die Untersuchung in dieser Strafsache eine neue Phase, wobei die Hintergründe dieser Angelegenheit bis zur Stunde noch nicht eindeutig abgeklärt sind.

Die seit dem 11. Oktober 2008 laufenden Ermittlungen der Kantonspolizei Freiburg führten vier Monate nach dem Angriff durch maskierte Täter auf die Bar "Elvis et moi" zu ersten Anhaltungen. Der Untersuchungsrichter Marc Bugnon verfügt über Indizien, die auf eine Verbindung zur Berner linksextremen Szene hinweisen. Es wurde eine Untersuchung eröffnet wegen Landfriedensbruchs, Hausfriedensbruchs, Sachbeschädigung, einfacher Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen Beamte und Widerhandlungen gegen das Waffengesetz. Der gestern früh um 0600 Uhr angelaufene und koordinierte Polizeieinsatz führte in der Stadt Bern zu 8 Hausdurchsuchungen und zur Anhaltung von 7 Personen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren. Diese wurden wegen Kollusionsgefahr und für die Dauer ihrer Einvernahme in Polizeigewahrsam genommen. 6 wurden nach ihren Einvernahmen auf freien Fuss gesetzt.  Gegen eine Person wurde durch den Untersuchungsrichter ein Haftbefehl ausgestellt und dem Haftrichter weitergeleitet. Es handelt sich um einen 22. jahrigen, in der Schweiz geborenen und wohnhaften deutschen Staatsangehörigen. Anlässlich der Hausdurchsuchungen wurden mehrere Gegenstände, verschiedene Dokumente, verbotene Waffen sowie Material, das vermutlich bei Landfriedensbruch eingesetzt wird, beschlagnahmt.   

Die These, wonach es sich bei dieser Gewalttat um eine persönliche Abrechnung zwischen Mitgliedern der Berner Linksszene und den Veranstaltern eines privaten Abends, der am Tage des Angriffs stattfinden sollte, handelt, lässt sich weiter aufrechterhalten. Die These, wonach die Gewalttäter aus ideologischen Beweggründen gehandelt haben, kann jedoch auch nicht vollständig ausgeschlossen werden. Die Auswertung des bei den Hausdurchsuchungen beschlagnahmten Materials könnte vielleicht weitere Indizien geben.  

Mit diesen Anhaltungen erreicht die Strafuntersuchung eine neue Phase. Die Ermittlungen werden weitergeführt. Im Moment steht noch nicht fest, ob in Zukunft noch weitere Zwangsmassnahmen angeordnet werden müssen.  

Es sei daran erinnert, dass am 11. Oktober 2008 eine Gruppe von ungefähr dreissig maskierten und mit Stöcken bewaffneten Personen die Bar "Elvis et moi" in Freiburg verwüstet haben. Es sollte ein von der Vereinigung "Soleil noir" (Schwarze Sonne) privat veranstalteter Abend stattfinden mit dem Auftritt einer Gruppe aus der "Gothikszene". Gut organisiert und vorbereitet, konnten die Gewalttäter die Flucht ergreifen. Zudem gelang es Ihnen einen Mittäter aus dem Gewahrsam einer rasch am Tatort eingetroffenen Polizeipatrouille zu befreien. Ein Freiburger Polizeibeamter wurde bei diesem Einsatz verletzt. Die Gewalttäter liessen auf der Flucht Gegenstände zurück, deren Analyse es nun erlaubte, bis zum Milieu vorzustossen, das von den heute vorläufig angehaltenen Personen besucht wird.    

Auteur :
Police cantonale Fribourg / Service de presse et prévention

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Franz Riklin, Von der Aufklärung verschont. Eine unwahre und 54 wahre Geschichten zu den Missständen im Freiburger Justizwesen der letzten 10 Jahre (zugleich ein Versuch, totalitäre Strukturen aufzuzeigen, wie man sie in den Niederungen des Freiburger Politghettos vorfindet)
Freiburg, November 2001
http://www.swiss-scandals.org/riklin.bd.pdf

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NEONAZIS
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Solothurner Zeitung 19.2.09

Grenchen

"Es ist, als ob man durchs Feuer geht"

Britannia Pub Naziattacke hält Iris Krenger in Atem

Die Fasnacht steht vor der Türe. Doch der Geschäftsführerin vom "Brit" ist es nicht ums Spassen. Seit sie letzten Donnerstag mit Pfefferspray attackiert wurde, sitzt ihr die Angst im Nacken.

Was Iris Krenger vor einer Woche erlebt hat, wird sie so schnell nicht wieder vergessen. Sie sei im hinteren Teil der Bar gewesen, als ihr eine Mitarbeiterin meldete, dass drei "Glatzen" hereingekommen seien. Darauf tat die Geschäftsführerin das, was sie immer tue, wenn Neonazis das "Brit" betreten. "Ich ging an ihren Tisch, sagte, dass sie hier nicht bedient werden, was sie ja bereits wüssten, und dass sie gehen sollten." Einer der drei sei in Grenchen bestens bekannt und habe seit 2006 ein Hausverbot. Iris Krenger führt das "Brit" seit zwei Jahren. "Ich habe hier tolle Gäste und kann es mir nicht leisten, diese zu verlieren", begründet sie.

Die drei Männer seien daraufhin zum Ausgang gegangen, wo ihnen Iris Krenger die Tür aufhielt. "Sie waren bereits draussen, als ich im Augenwinkel sah, dass sich ein Fuss in die Tür stellte - da hatte ich das Zeugs schon im Gesicht." Sie hätte vor Schmerz geschrien, ebenso der Sicherheitsverantwortliche, der neben ihr gestanden hat. "Es ist, als ob man durchs Feuer geht. Ich konnte nichts mehr sehen." Iris Krenger und der Mann vom Sicherheitsdienst wurden nach Solothurn ins Bürgerspital gebracht, wo sie unverzüglich behandelt wurden. "Selbst die Ärzte haben nach Luft geschnappt, denn das Zeugs bleibt an den Kleidern haften." Die Bar sei nach dem Vorfall geschlossen worden. "Wir mussten alles säubern, alles war voll."

Verstärkte Patrouillen

Bei dem "Zeugs" handelte es sich höchstwahrscheinlich um einen Pfefferspray, möglicherweise auch um ein Gemisch aus Pfefferspray und Tränengas, wie Hugo Kohler, Vizekommandant der Stadtpolizei bestätigt. Der Täter war am folgenden Tag gefasst worden und gestand die Angelegenheit. Als Begründung habe er erklärt, er hätte sich nur verteidigt und mit seiner Tat niemanden angreifen wollen. "Wir sind noch dabei, Zeugen einzuvernehmen", fügt Hugo Kohler an. Sobald diese Arbeit abgeschlossen sei, gehe eine Strafanzeige wegen Tätlichkeit und einfacher Körperverletzung an die Staatsanwaltschaft, die über das Strafmass entscheiden wird.

Der betroffenen Wirtin hilft dies vorerst wenig. Sie hat grosse Angst vor einer Wiederholungstat - insbesondere während der Fasnacht. Ihr Lebenspartner Kurt Gilomen wirft der Stadtpolizei zudem vor, nicht rasch genug gehandelt zu haben und die Adressen der Täter nicht preisgeben zu wollen, womit ein schriftliches Hausverbot ausgestellt werden könnte. Vizekommandant Kohler versucht zu beruhigen: "Während der Fasnachtszeit werden die Patrouillen generell verstärkt, weil mehr Leute unterwegs sind." Dass die Stadtpolizei nicht effizient gearbeitet habe, wehrt er ab: "Das sind Kleinigkeiten im gesamten Prozess." Sobald das laufende Verfahren abgeschlossen ist, und das sei in Kürze, würden die Betriebsführer die gewünschten Adressen erhalten. (bel)

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FORZA NUOVA
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Indymedia 18.2.09

Forza Nuova; Neuer Treffpunk in Bergamo (Italien)verhindern ::

AutorIn : Antifaschista         

Am Samstag 28. Februar will die neofaschistische Partei Forza Nuova ihren neuen Sitz im Zentrum von Bergamo einweihen: Auch im 2009 sind wir wieder einmal gezwungen dabei zu zusehen, wie einer Partei, die sich offen als faschistisch bekennt, politischen Spielraum zugestanden wird.     
    
Forza Nuova ist eine faschistische und integralistische katholische Bewegung. Sie wurde 1997 von den zwei Faschisten Roberto Fiore und Massimo Morsello gegründet. Die Partei ist verantwortlich für Aggressionen und Gewaltakte gegen MigrantInnen, Roma, Homosexuelle und Linke. Eines der grausamsten Übergriffe war der Mord an Nicola Tommasoli in Verona, dam der Kopf durch Fusstritte zertrümmert wurde, weil sein Look zu "alternativ" erschien.

In einem Land, wo gewaltsame Repression gegen alles, was von der Norm abweicht ausgeübt wird, um "Sicherheit" zu gewährleisten, versuchen die Faschisten wieder den Kopf zu heben. Dies wird von einer Regierung legitimiert, welche sich schamlos mit faschistischen Kräften alliiert.

In Bergamo gibt es keinen Platz für Forza Nuova und es wird nie einen für sie geben.
Kein Fussbreit den Faschisten!!

Wir laden alle AntifaschistInnen ein, ihrer Wut freien Lauf zu lassen!!

AntifaschistInnen Bergamo

Angaben zu Treffpunkt und Uhrzeit folgen

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ANARCHISMUS
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WoZ 19.2.09

Sachbuch

"Neuer Anarchismus in den USA"-Vielfältige Strömungen, aber oft fragwürdige Positionen: Ein Lesebuch geht den Widersprüchen des US-amerikanischen Anarchismus nach.

Spiegelung der Träume

Von Bettina Dyttrich

Staatsfeinde gibt es in den USA viele. Für einen grossen Teil der US-AmerikanerInnen ist der Staat mit seinen Rechten und Pflichten, Gesetzen und Steuern ein notwendiges Übel. Sind die USA also ein Traumland für AnarchistInnen? Einer, der es wissen muss, ist Gabriel Kuhn. Der in Innsbruck geborene Autor lebte jahrelang dort und war in anarchis tischen Kreisen aktiv.

Chic und sexy

Mit einem historischen Rückblick ruft Kuhn in Erinnerung, wie wichtig der Anarchismus in Nordamerika einmal war. So war die ArbeiterInnenversammlung auf dem Haymarket in Chicago am 1. Mai 1886, der Ursprung der linken 1.-Mai-Feiern, anarchistisch geprägt. Der Schwerpunkt des Buches liegt jedoch auf dem letzten Jahrzehnt. Nach den Protesten gegen das Treffen der Welthandelsorganisation WTO in Seattle im November 1999 wuchs die anarchistische Szene rasant - auch weil die Medien auf der Suche nach den spannendsten Figuren häufig Anarchist Innen porträtierten. "Der Anarchismus war - dank der medialen Inszenierung einer anarchistischen Bedrohung - chic und sexy geworden." Es gehe ihm vor allem darum, "einen Eindruck von der Vielfalt, aber auch von den Schwächen und Konflikten der US-amerikanischen anarchistischen Bewegung zu vermitteln", schreibt Kuhn. Das gelingt ihm ausgezeichnet. Er hat neunzehn Originaltexte übersetzt, die bisher nur in englischer Sprache zugänglich waren. Ausführlich stellt er die AutorInnen vor und geht auch auf die Diskussionen ein, die die Texte ausgelöst haben.

Das Buch zeigt eine erstaunliche Vielfalt von Strömungen und Szenen. Es gibt Organisationen, die klassische anarchistische Arbeitskampfpolitik betreiben, etwa die Northeastern Federation of Anarcho-Communists (NEFAC). Am anderen Ende stehen "primitivistische" Kreise, die vor allem an der Nordwestküste beheimatet sind. PrimitivistInnen halten die Zivilisation und mit ihr die Landwirtschaft für das Grundübel und vertreten "rewilding", die Rückverwilderung von Mensch und Tier. Heftig gestritten wird über die Frage, ob sich AnarchistInnen noch als Teil einer linken Tradition verstehen sollten. AktivistInnen nichteuropäischer Herkunft werfen der Szene ausserdem vor, die Anliegen ethnischer Minderheiten zu wenig zu beachten. Aufschlussreich ist dazu Elizabeth Martinez› Text, der der Frage nachgeht, warum sich so wenige nichtweisse Menschen an den Seattle-Protesten beteiligten.

Für viele junge AktivistInnen bedeutet Anarchie vor allem Freiheit, Abenteuer, Subkultur. Mit Güterzügen und Autostopp reisen sie quer durchs Land, planen Aktionen, organisieren Strassenpartys und propagieren vegane Ernährung. Kein Wunder, dass Gruppen wie NEFAC diesen "Lifestyle Anarchism" vehement ablehnen - aber der Traum vom wilden Leben trägt entscheidend zur Attraktivität der Szene bei. Und er ist direkt mit uramerikanischen Träumen verknüpft: Ein Leben "on the road", Individualismus, Streben nach Glück. "Anarchismus bedeutet, die Suche nach Sinn und Glück in deinem Leben selbst zu bestimmen", schreibt beispielsweise das Crimeth-Inc.-Kollektiv.

Auch bei anderen Themen spiegelt die Bewegung die Gesellschaft, aus der sie kommt: Die Idealisierung der wilden Natur der PrimitivistInnen und radikalen Umweltschutzgruppen ist nicht weit vom Naturkult durchschnittlicher NationalparkbesucherInnen entfernt - während eine vertiefte Auseinandersetzung mit ökologischen Fragen fehlt.

Die Theorie fehlt

Der US-Anarchismus ist heute vor allem vom Aktivismus geprägt. Auf der Ebene der Theoriebildung ist wenig los. Das zeigt auch Kuhns Buch: Pamphlete und Erlebnisberichte dominieren. Eine Ausnahme macht Saul Newman, der versucht, anarchistisches Denken mit postmoderner und poststrukturalis tischer Theorie zu verbinden. Bedenkenswert ist vor allem sein Vorschlag, die Machtanalyse von Michel Foucault zu berücksichtigen: Machtausübung und Herrschaft finden immer und überall statt, auch in Befreiungsbewegungen. Ein wichtiger Punkt angesichts der romantischen Vorstellungen vieler AnarchistInnen: "Menschen sind frei, sich mit allen Menschen zu vereinen, mit denen sie sich vereinen wollen, und zwar auf genau die Weise, auf die sie das wollen. Gleichermassen sind sie frei, diese Vereinigungen jederzeit aufzuheben", schreibt etwa Jason McQuinn, einer der "postlinken" AnarchistInnen - als hätte es nie eine Psychoanalyse gegeben.

Das ist nur ein Beispiel für einen Schwachpunkt, der immer wieder auftaucht. Viele AnarchistInnen glauben offenbar immer noch, dass mit der Abschaffung hierarchischer Institutionen auch die Machtausübung verschwindet - obwohl Erfahrungen in informellen linken Gruppen etwas anderes zeigen.

So bleibt inhaltlich einiges ziemlich unbefriedigend. Dennoch ist das Buch sehr lesenswert - gerade weil Kuhn kein geschöntes Bild zeichnet, sondern Widersprüche, Schwächen und Ambi valenzen offen anspricht.


Gabriel Kuhn (Hg.): "‹Neuer Anarchismus› in den USA. Seattle und die Folgen". Unrast Verlag. Münster 2008. 304 Seiten. Fr. 30.90.

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LAMPEDUSA
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Bund 19.2.09

Neuer Aufruhr auf Lampedusa

Bei einer Flüchtlingsrevolte sind gestern 24 Personen verletzt worden

Dominik Straub, Rom

Auf Lampedusa eskaliert die Situation: Zusammenstösse zwischen Flüchtlingen und der Polizei, Zerstörung des Hauptgebäudes durch einen Brand. Lampedusas Bürgermeister fordert die Entlassung von Innenminister Roberto Maroni.

Nach Angaben der Behörden begann die Revolte mit einem Streit unter einigen Flüchtlingen. Als Polizeibeamte schlichten wollten, wurden sie etwa von 20 Insassen angegriffen. Daraus entstand ein allgemeiner Aufstand, in dessen Verlauf einige Insassen ihre Matratzen in Brand steckten. In der Folge brannte das Hauptgebäude vollständig ab; die Polizei setzte Schlagstöcke und Tränengas ein. 22 Polizisten und 2 Flüchtlinge wurden verletzt oder erlitten Rauchvergiftungen. Am Abend war die Situation wieder unter Kontrolle.

Zum Zeitpunkt der Revolte befanden sich 860 Flüchtlinge im Lager, in der Mehrzahl Tunesier. Das Lager war Anfang Jahr von Innenminister Roberto Maroni von einem Aufnahmezentrum, in welchem die Flüchtlinge nur einige Tage verbrachten, in ein Abschiebelager umgewandelt worden: Zur Abschreckung weiterer Immigranten werden die Flüchtlinge nicht mehr aufs Festland gebracht, sondern sie sollen direkt von der Insel in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden. Weil Italien aber nur mit Ägypten ein Rückübernahmeabkommen hat, bedeutet dies für die meisten Flüchtlinge, dass sie auf unbestimmte Zeit in Lampedusa festgehalten werden.

Die Folge ist nicht nur eine chronische Überbelegung des für maximal 800 Personen konzipierten Lagers, sondern eine sich täglich zuspitzende Spannung: Nachdem es bereits Ende Januar zu einer Massenflucht von etwa 1300 Flüchtlingen gekommen war, sind in den letzten Tagen rund 300 Immigranten in einen Hungerstreik getreten, um gegen die geplante Zwangsausschaffung von 107 ihrer Mitinsassen zu protestieren.

"Die Schuld am Aufstand trägt die Regierung, die das Aufnahmezentrum in ein Lager verwandelt hat", erklärte gestern Lampedusas Bürgermeister Bernardino De Rubeis. "Die Flüchtlinge sind verzweifelt." Er forderte Ministerpräsident Berlusconi auf, das Zentrum zu evakuieren und Innenminister Roberto Maroni zu entlassen.

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ANTI-ATOM
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Basler Zeitung 19.2.09

Die FDP setzt auf die Atomkraft

Parteileitung will Abschaffung des Anti-Atom-Paragrafen in der Verfassung diskutieren

Daniel Schindler

Nach ihrem Sonderparteitag zum Thema Energie spricht sich die Baselbieter FDP klar für den Ersatz der bestehenden AKW aus. Von der SVP gibts Zustimmung, die anderen Parteien sind befremdet.

Jahrelang hat sich die Baselbieter FDP beim Thema Atomkraft um eine klare Positionierung gedrückt. Seit dem Sonderparteitag zum Thema Energiepolitik am Dienstagabend im Kuspo Pratteln ist klar: Anders als die Basler FDP übernimmt die FDP Baselland die Position ihrer schweizerischen Mutterpartei. Sie spricht sich klar für den Ersatz der bestehenden AKW aus. In einer von der Partei verabschiedeten Resolution heisst es, mit der Planung soll "sofort begonnen werden, um Versorgungslücken zu vermeiden". Die Rahmenbewilligung für künftige Neuanlagen sowie der Bau eines geologisch sicheren Tiefenlagers müssten "vorangetrieben werden".

Mit dieser Resolution rennt die FDP offene Türen ein - bei der SVP. Thomas de Courten, SVP-Fraktionspräsident im Baselbieter Landrat: "Ich begrüsse es, dass die FDP sich unserer Position angeschlossen hat."

"Klare Leitlinien". Mit der am Dienstag verabschiedeten Resolution - sie beinhaltet neben dem Ja zur Atomkraft auch ein Bekenntnis zur Förderung der Energieeffizienz und erneuerbarer Energie sowie zur Geothermieforschung - verfügt die Baselbieter FDP laut Parteipräsident Michael Herrmann nun über "klare Leitlinien und Entscheidungsgrundlagen".

Konsequenterweise müsste sich die Partei für die Abschaffung des Anti-Atom-Paragrafen in der Baselbieter Verfassung einsetzen, der die Regierung dazu verpflichtet, sich gegen AKW in unmittelbarer Nähe zu wehren. Darüber habe die Parteileitung noch nicht diskutiert, sagt Herrmann. Doch habe sie von der Basis den Auftrag erhalten, auch diesen Verfassungsartikel kritisch zu diskutieren.

Den letzten entsprechenden Vorstoss aus den Reihen der FDP - eine Motion von Landrat Patrick Schäfli - hat das Parlament im April 2008 wuchtig bachab geschickt. Dies mit massiver Hilfe der eigenen Fraktion, gegen eine geschlossene SVP. Neben Schäfli wollten aus der FDP nur Siro Imber und der heutige Fraktionspräsident Daniele Ceccarelli den Paragrafen abschaffen.

"Falsches Signal". Ein erneuter Vorstoss zur Abschaffung des Anti-Atom-Paragrafen in der Verfassung hätte auch heute wohl nur eine kleine Chance im Landrat. Für CVP-Fraktionspräsidentin Elisabeth Schneider setzt das Bekenntnis der FDP zur Atomkraft nämlich "ein völlig falsches Signal". Damit würden "sämtliche Bestrebungen zunichte gemacht, alternative Energien zu fördern", sagt sie.

Und SP-Fraktionspräsident Daniel Münger gibt sich kampfeslustig: "Ich würde mich freuen, wenn die FDP den Antrag nochmals stellen würde. Er würde deutlich abgelehnt."