MEDIENSPIEGEL 7.6.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Selbstverwaltung: Hirscheneck BS
- Big Brother SBB: Videokameras auf 100 Bahnhöfen
- Nazi-Störversuch an Europride Europride
- Anti-Atom: Städtischer Anti-AKW-Gegenwind; AKW-Gesuche

----------------------
REITSCHULE
----------------------

So 07.06.09
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch
15.00 Uhr - Tojo - Schanotta nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.
18.00 - Rössli - Piano-Bar
19.00 Uhr - Tojo - Schanotta nach einem Stück von Georg Seidel. Gruppe Wolna.

Mi 10.06.09
19.00 Uhr - SousLePont - Australien Spezialitäten

Do 11.06.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter - elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ Dunch, DJ FRATZ, Janine, Mike & DJ ELfERich
21.00 Uhr - Rössli - THE GOOD, THE BAD AND NO UGLY -- Anti-Folk/Alt-Country

Fr 12.06.09
20.30 Uhr - Tojo - Neuland Gebärdensprachtheater TheaterTraum.
22.00 Uhr - Frauenraum - FRAUENDISCO POPSHOP. Pop till you drop mit Ökotussi und Between! Women only.
23.00 Uhr - Dachstock - Le Zoo Usine & Dachstock present: IRATION STEPPAS (uk) & OBF DUB SOUND SYSTEM (fra) - dub, reggae, dubstep

Sa 13.06.09
14.00 Uhr - Frauenraum - AMIE - Frauenkleidertauschbörse. Women only.
20.30 Uhr - Tojo - Neuland Gebärdensprachtheater TheaterTraum.
22.00 Uhr - Frauenraum - IVA NOVA (russland) IN CONCERT

So 14.06.09 - 18.00 Uhr - Rössli - Pianobar

Infos: www.reitschule.ch

-------------------------------------
SELBSTVERWALTUNG
-------------------------------------

NZZ am Sonntag 7.6.09

Leben ohne Geld

Sie kämpfen für eine Gesellschaft ohne Herrschaft. Sie jäten zwei Stunden für ein Kilo Äpfel und zahlen das Biofleisch mit einem Bon. Wie der Basler Anarchist Roger Portmann und seine Gesinnungsgenossen der Wirtschaftskrise trotzen.

 Yvonne Staat

Am Telefon hat er sich mit diesen Worten vorgestellt: "Ich bin 35 und überzeugter Anarchist." Was erwartet man nach so einer Ankündigung? Einen Wirrkopf? Einen weltfremden Träumer? Einen zornigen Mann in Kapuzenjacke, der zornige Reden gegen den skrupellosen Kapitalismus und dessen Profiteure hält?

Dann das erste Treffen im Büro der Basler Alternativbeiz Hirscheneck, dem "Hirschi", wo Roger Portmann als Koch arbeitet. Die Kapuzenjacke stimmt. Ansonsten: Unter der Kapuzenjacke ein weisses gebügeltes Hemd, null ideologischer Eifer. Dafür solche Sätze: "Warum auf Manager und Banker eindreschen? Wir alle tragen ja das System mit." Roger Portmann ist einer, der mitten im Gespräch plötzlich rot und verlegen werden kann. Und mit roten Wangen sieht er aus wie ein Kind, das den ganzen Tag im Wald gespielt hat.

 14 Schichten arbeitet er pro Monat im "Hirscheneck". Verdient 1650 Franken. Dafür schmiss er vor einigen Jahren sein Geschichtsstudium. Und erhielt im Gegenzug Basisdemokratie pur. Ein Kollektiv aus zwanzig Leuten führt das Restaurant, kein Chef, für jeden derselbe Lohn. Alle Entscheide, selbst eine neue Spaghettimarke, werden im Plenum diskutiert bis zum Konsens. "Das ist mühsamer, als wenn ein Chef sagt, so machen wir das. Man muss sich ständig mit den anderen und sich selbst auseinandersetzen."

Als Anarchist will Roger Portmann eine Gesellschaft ohne Herrschaft und ohne Staat, in der jeder dort mitentscheiden kann, wo er persönlich betroffen ist. Als Realist fängt er klein an, im "Hirschi". Demnächst will er aus seiner WG ausziehen, mit Freunden eine Genossenschaft gründen, ein Haus in Basel kaufen und wohnen, wie es sich für einen Anarchisten gehört: als Kollektiv. Mit einer Gemeinschaftsküche, einem Wohnzimmer fürs ganze Haus, gemeinsamen Arbeitsräumen und kleineren Zimmern für die, die auch mal ihre Ruhe haben wollen.

Weltfremd ist Roger Portmann nicht. Klar, auch er geht in die Migros einkaufen. Schliesslich sei man immer noch Teil des Systems. Und halt auch bequem. Aber das meiste kauft er auf dem Markt. Oder in Betrieben, in denen er mit der Alternativwährung Bon-Netz-Bon zahlen kann (vgl. Textkasten). Über fünfzig Unternehmen, Vereine und Geschäfte sind Teil des Netzwerkes, etwa der Bauernhof, der Biofleisch anbietet, oder die Öko-Gärtnerei. Die Elektroinstallateure, die zwar jeder für sich selbständig arbeiten, aber gemeinsam Lehrlinge ausbilden. Das Tourismusbüro, das nachhaltige Reisen auf den Komoren organisiert.

Laut Claudia Studer von der Basler Genossenschaft Netz Soziale Ökonomie, die den Bon herausgibt, kommen seit der Wirtschaftskrise immer mehr neue Betriebe hinzu. Inzwischen ist das Netz so feinmaschig, dass wer will in Basel fast ohne Schweizer Franken durchs Leben kommt.

In Zukunft soll der Bon zudem nicht mehr nur gegen Schweizer Franken eingetauscht werden können, sondern auch gegen Arbeitszeit. Bezahlen im Bioladen geht dann so: Ein Kilo Äpfel? Macht zwei Stunden Unkrautjäten bei uns in der Gärtnerei. Womit man wieder bei Roger Portmann wäre. Er hat die Bons gestaltet. Nichts Patriotisches. Kein Kopf eines bekannten Baslers, sondern Puzzleteile, die ineinandergreifen. "Die Bons verbinden Menschen", sagt er.

 Klar, am liebsten würde Roger Portmann die Wirtschaft, die Gesellschaft, alles auf eine Face-to-Face-Situation runterschrauben. Im Grunde ist das ja nur das Extrem dessen, was heute wieder diskutiert wird: eine Wirtschaftsordnung, die erreichbar ist für den Einzelnen; ein System, das den Menschen wieder mehr einbindet.

Eine Woche nach dem Treffen im stickigen Büro des "Hirschenecks" findet an der Universität Basel ein Kongress zum Thema Selbstverwaltung statt, organisiert vom "Hirschi"-Kollektiv. Die Hörsäle sind bis zum letzten Platz gefüllt. Alles, was die Alternativszene hergibt, ist gekommen. Lockere Stimmung. Die Wirtschaftskrise ist hier nicht Bedrohung, sondern Chance. Die Welt ist aus den Fugen geraten, offen für Neues, das könnte unser Moment sein. So lautet die Botschaft.

Die meisten hier sind jung und selbstbewusst und gehen spielerisch an die Sache heran. Wie wenn die Realität, die sie umformen wollen, ein Experimentierset wäre. "Für die, die Hunger haben - die Paella ist soeben fertig", so können die Jungen die hitzigste Debatte abklemmen.

Es hat auch ein paar Exemplare der 68er Generation darunter. Keine krassen Spassverderber, aber zuweilen kleinliche Pedanten, die alles besser wissen. Experimente? Nicht nötig. Wir enthüllen euch die Wahrheit. Die Wahrheit, das sind dann lange Monologe, etwa darüber, wie internationale Konzerne, "kapitalistische Unternehmer", die Ideale der Kollektivverwaltung für sich instrumentalisieren.

Am Schluss sitzen trotzdem alle pünktlich und versöhnt um den Paella-Stand im sonnendurchfluteten Innenhof der Universität, die einen mit einer Flasche Afri-Cola, die anderen mit einer Tasse Tee oder Kaffee. Früher, in den 68ern, hätten die Jüngeren die Älteren einfach vor die Tür gesetzt. Heute sagen die jungen Alternativen Sätze wie: "Ich kann von den Alten viel lernen." Heute schleichen sie, wenn sie zu spät zum Vortrag kommen, auf Zehenspitzen zu ihrem Platz. Um ja keinen Lärm zu machen.

Ende April. Der Kongress ist über die Bühne, wieder sitzt man im stickigen "Hirschi"-Büro Roger Portmann gegenüber. Er hat nur kurz Zeit, seine Schicht beginnt gleich. Aber es reicht allemal, um von der Zukunft zu träumen. Portmann erzählt von jungen Leuten aus seinem Freundeskreis, die keine Lust mehr haben auf Parteien oder Gewerkschaften. Die diese versteinerten Institutionen hinter sich gelassen haben, um ihr eigenes Ding zu drehen. Sie tun sich in Gruppen zusammen und wollen aufs Land in einen Hof ziehen. Zusammen leben, zusammen bauern. Im Ernst? "Mir scheint, es werden immer mehr", sagt Portmann.

--

Regionale Zahlungsmittel wie der Basler "Bon-Netz-Bon" boomen

Alternative Währungen machen das Horten von Geld unattraktiv

Die Finanzkrise hat der Idee der Komplementärwährungen neuen Auftrieb gegeben. Gemäss dem Washingtoner Think-Tank Worldwatch Institute gibt es heute weltweit 4000 alternative, von Privaten und Gemeinden lancierte Zahlungssysteme - 40-mal mehr als 1990. Tauschmittel ist nicht das offizielle Geld, sondern Arbeitszeit oder, im Fall der Regionalwährungen, Ersatzgeld. Allein in Deutschland gibt es heute rund 30 Regionalwährungen, etwa den "Chiemgauer" in der Region Chiemsee. In der Schweiz gibt es das "Talent", das in verschiedenen Regionalgruppen zirkuliert, und den "Bon-Netz-Bon" in Basel; im Emmental will eine Gruppe "Emmen-Taler" einführen. Die Herausgeber von Regionalwährungen kritisieren das bestehende Finanzsystem als unsozial. Hauptkritikpunkt ist der Geldzins. Er mache die Reichen immer reicher. Er führe zu einem Wachstumszwang in der Wirtschaft, da ohne Wachstum bestehende Kredite und Zinsforderungen nicht zurückgezahlt werden könnten. Ständiges Wachstum bedeute Umweltzerstörung. Vor allem aber bemängeln die Befürworter der Regionalwährungen, dass das zinsinduzierte Horten von Geld dem regionalen Kreislauf die Kaufkraft entziehe und zur Verarmung der Regionen führe. Deshalb sind die Regionalwährungen meist als "Schwundgelder" konzipiert: Statt Zinsen zu bringen, verlieren sie nach einer gewissen Zeit an Wert. Der Wertverlust macht das Horten von Geld unattraktiv. Jeder gibt seinen "Chiemgauer" so schnell wie möglich aus - und zwar im Chiemgauer-Netzwerk. Yvonne Staat

--------------------------------
BIG BROTHER SBB
--------------------------------

20min.ch 7.6.09

Vandalismus und Gewalt

Videokameras auf 100 SBB-Bahnhöfen

Die SBB weitet ihr Videoüberwachungsnetz in Bahnhöfen und Zügen aus. Wegen Gewalt gegen SBB-Personal und Vandalismus sollen in den nächsten Jahren 100 Regionalbahnhöfe und die älteren Regionalzüge mit Kameras ausgerüstet werden.

Neu installiert würde die Videoüberwachung vor allem in Bahnhöfen mit hohen Passagierfrequenzen oder dort, wo wiederholt Vandalenakte registriert worden seien, sagte SBB-Sprecher Daniele Pallecchi zu einem Bericht der Zeitung "Sonntag".

Ein Teil dieser Kameras dient zum permanenten Personen- und Objektschutz. Der andere Teil wird für die Überwachung des Betriebes eingesetzt, beispielsweise für die Abwicklung der Personenströme auf den Perrons oder bei den Zugsein- und ausfahrten. Videodaten würden nur auf richterliche Verfügung herausgegeben.

Einer dieser Fälle war die Aufzeichnung einer Schlägerei im Bahnhof Kreuzlingen, wo zwei Jugendliche von drei gleichaltrigen grundlos zusammengeschlagen wurden. Die Veröffentlichung dieser Videofrequenz führte vor kurzem zur Ermittlung der Täter.

Neben den Bahnhöfen will die SBB bis 2012 die Videoüberwachung auch in den Regionalzügen ausbauen. Schon heute sind in 400, meist neuen Regionalzügen Kameras installiert. Neu soll die Überwachung auf die älteren Züge ausgeweitet werden.
Quelle: SDA/ATS

---

Sonntag 7.6.09

SBB rüsten 100 Bahnhöfe mit Videokameras aus

Auch kleinere Stationen sind künftig überwacht - das soll die Sicherheit verbessern

29 Bahnhöfe sind schon heute video- überwacht. Jetzt folgen weitere 100.

Von Nadja Pastega

Die SBB wollen die Sicherheit auf Bahnhöfen und in den Zügen weiter verbessern. Pressesprecher Reto Kormann bestätigt gegenüber "Sonntag", dass geplant sei, bis 2010 rund 100 Regionalbahnhöfe neu mit Videosystemen auszurüsten. "Wichtige Kriterien für die Ausrüstung sind das Personenaufkommen und die Exponiertheit der Bahnhöfe", sagt Kormann.

Die Kamera-Offensive hat zwei Ziele: Sie soll präventiv wirken und das subjektive Sicherheitsgefühl der Kunden verbessern. Und sie soll bei der Fahndung nach Gewalttätern helfen - so wie vor zehn Tagen, als am Bahnhof Kreuzlingen TG mithilfe von Videoaufnahmen drei Schläger verhaftet werden konnten. Datenschützer meldeten in den letzten Tagen Bedenken gegen die Internet-Fahndung an und verglichen sie mit dem mittelalterlichen Pranger - die SBB setzen nichtsdestotrotz auf den Ausbau der Videoüberwachung.

Dies nicht nur auf den Bahnhöfen, sondern auch in den Zügen. "Wir haben in die jüngste Ausschreibung für die Doppelstock-Fahrzeuge des Fernverkehrs eine optionale Ausrüstung mit Videoüberwachung integriert", sagt SBB-Sprecher Kormann. Bereits heute sind 400 Regionalzüge mit Kameras versehen und bis 2012 sollen die älteren Wagen nachgerüstet werden.

Die Erfahrungen der bisherigen Videoüberwachung sind vielversprechend. Kormann: "Dort, wo Kameras klar sichtbar sind, findet weniger Vandalismus statt." Dies sowohl auf den Bahnhöfen als auch in den Zügen, so etwa in der Zürcher S-Bahn.

 Besonders erfreulich: Die Zahl der Tätlichkeiten gegenüber Reisenden und Personal ging in den letzten vier Jahren um 10 Prozent zurück, obwohl die Personenfahrten um 28 Prozent zunahmen. Die Vermutung liegt nahe, dass die zunehmende Präsenz von Kameras dafür mitverantwortlich ist.

 > Seite 5

--

Wegen Gewalt: SBB rüsten 100 Bahnhöfe mit Kameras aus

Nicht nur im Regionalverkehr, auch in Schnellzügen könnten Videokameras installiert werden

Der Fahndungserfolg bei den grinsenden Schlägern von Kreuzlingen hat gezeigt, wie wirksam Videoüberwachung auf Bahnhöfen sein kann. Jetzt wird sie ausgebaut.

Von Nadja Pastega

Die SBB haben ein ehrgeiziges Projekt in der Schublade. Die Videoüberwachung auf den Bahnhöfen soll massiv ausgebaut werden. Es ist geplant, bis 2010 rund 100 Regionalbahnhöfe neu mit Videosystemen auszurüsten, wie die SBB bestätigen. "Wichtige Kriterien für die Ausrüstung sind das Personenaufkommen und die Exponiertheit der Bahnhöfe", sagt SBB-Sprecher Reto Kormann.

Heute sind die grösseren SBB-Bahnhöfe bereits videoüberwacht. Es sind dies: Basel, Bern, Genf, Lausanne, Luzern, St. Gallen, Winterthur, Zürich Hauptbahnhof und Zürich Stadelhofen. Auch in rund zwanzig Regionalbahnhöfen sind Videokameras installiert. Die Aufnahmen werden rund um die Uhr aufgezeichnet.

Auch in den Zügen bauen die SBB die Videoüberwachung aus. Heute sind rund 400 Fahrzeuge im Regionalverkehr videoüberwacht. Sie verkehren in sämtlichen Regionen der Schweiz - bis 2012 sollen auch ältere Wagen mit Überwachungskameras nachgerüstet werden. Bei Neuanschaffungen gehören Videoinstallationen zur Grundausstattung.

Sogar in den Schnellzügen schaffen die SBB die technischen Voraussetzungen für eine Überwachung: Im Fernverkehr sind alle neuen Wagen, die zurzeit bestellt werden, dafür ausgerüstet, dass man Kameras einbauen könnte. "Wir haben in die jüngste Ausschreibung für die Doppelstock-Fahrzeuge des Fernverkehrs eine optionale Ausrüstung mit Videoüberwachung integriert", bestätigt SBB-Sprecher Kormann. Die bestehende Fernverkehrsflotte ist dagegen noch nicht mit Kameras ausgerüstet. Auch sei "zurzeit" keine Nachrüstung vorgesehen.

Gewalt und Vandalismus hätten zugenommen, begründen die SBB ihre Überwachungsoffensive. Bahnhöfe und Züge würden vermehrt Schauplätze von strafbaren Handlungen. "Wir stellen fest, dass dort, wo Videokameras gut sichtbar sind, weniger Vandalis- mus stattfindet", sagt Kormann. Zudem könnten die Videoaufnahmen der Beweissicherung bei Straftaten dienen sowie Hinweise für die Ermittlung der Täterschaft liefern.

So geschehen im Fall der drei Schläger, die auf dem Bahnhof Kreuzlingen TG zwei junge Schweizer brutal zusammenschlugen. Das Prügel-Trio wurde rasch gefasst: Bei ihrem Überfall waren die Schläger von einer SBB-Überwachungskamera gefilmt worden. Die Kantonspolizei Thurgau stellte den Film ins Internet.

Die Videoüberwachung ist Teil eines Pakets, mit dem die SBB ihre Sicherheitsmassnahmen verstärken wollen. Dazu gehören:

> In so genannten "Problemzügen" sind Verstärkungen im Einsatz. Die Billettkontrolleure werden seit Januar von Bodyguards der Securitas eskortiert. Bis in einem Jahr sollen Zugbegleiter in allen Zügen nur noch in Doppelbesetzung auftreten.

> Patrouillen der Bahnpolizei sollen potenzielle Vandalen und Gewalttäter abschrecken.

> Seit Ende April setzen die SBB im Rahmen ihres Gewaltpräventionsprogramms "RailFair", das 2003 aufgestartet wurde, so genannte "Präventionsassistenten" ein, um gegen Randalierer vorzugehen.

Die verstärkten Sicherheitsmassnahmen würden Wirkung zeigen, heisst es bei den SBB. Es komme zu weniger Tätlichkeiten gegenüber Reisenden und Personal. "Obwohl sich die Zahl der Personenfahrten seit 2004 um 28 Prozent erhöhte, ging die Zahl der Tätlichkeiten zurück", sagt SBB-Sprecher Kormann. 2004 registrierten die SBB 544 Übergriffe auf Reisende und Personal. 2008 waren es noch 489 - eine Abnahme um 10 Prozent.

---------------------------------------
EURO-PRIDE
---------------------------------------

20min.ch 7.6.09

Lesben und Schwule

Zürich feiert EuroPride - Rechtsextreme störten

Zehntausende von Schwulen und Lesben haben am Samstag an der EuroPride 09 in Zürich gefeiert. Die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch eröffnete die Parade beim Hafendamm Enge. Während die EuroPride selber laut der Zürcher Stadtpolizei friedlich verlief, nahm sie rund 30 teilweise minderjährige Störenfriede fest. Rechtsextreme störten die Parade vorübergehend.

Es war die grösste Parade von und für Lesben, Schwule, Bi- und Transsexuelle, die die Schweiz je gesehen habe, wie der Verein Christopher Street Day erklärte. Am Umzug am Samstagnachmittag mit rund 50 Gruppierungen auf über 20 Fahrzeugen nahmen laut den Organisatoren der EuroPride 09 rund 50.000 Menschen teil; ebenso viele hätten die Strassen gesäumt. Das Motto der Parade lautete "Your rights are my rights". Der rund ein Kilometer lange Tross wälzte sich dem Seebecken entlang, dann die Bahnhofstrasse hinauf, über die Uraniabrücke, zum Helmhaus und über die Münsterbrücke auf den Münsterhof zur Schlusskundgebung.

Die EuroPride 2009 habe von Anfang an das Ziel gehabt, nicht einfach ein schwullesbisches Festival für ganz Europa zu sein, sondern die ganze Bevölkerung und Menschen von überall her dazu einzuladen, "mit uns unser Leben, unsere Errungenschaften und unser Anliegen zu teilen und zu feiern", sagte Stadtpräsidentin Mauch. Man könne sich die Frage stellen, ob und warum es in Zürich noch eine EuroPride brauche. Immerhin habe die Zürcher Bevölkerung vor zwei Monaten eine offen in einer Frauenbeziehung lebende Stadtpräsidentin gewählt. Es gehe aber weiterhin um das Sichtbarmachen, denn im Nicht-Erkennen und Nicht-Benennen liege ein grosses Ausgrenzungspotenzial, sagte Mauch.

Daniel Cohn-Bendit, der kurzfristig als Redner absagen musste, schickte eine Videobotschaft in Deutsch, Französisch und Englisch, in der er an die Menschenrechtsverletzungen an Schwulen, Lesben, Bi- und Transsexuellen erinnerte, vor allem auch im Nahem Osten. Er würdigte das Engagement der EuroPride-Teilnehmenden. Die Parade verlief laut den Organisatoren äusserst friedlich, nur vereinzelt hätten Personen Flugblätter verteilt, auf denen Homosexualität kritisiert oder angegriffen worden seien.

Eine Störaktion habe durch konsequentes Eingreifen frühzeitig verhindert werden können, teilte die Zürcher Stadtpolizei am Sonntag mit. Kurz nach 16.00 Uhr habe sich eine Gruppe dem Umzug angeschlossen und rechtsorientierte Parolen skandiert. Der mehrmaligen Aufforderung der Polizei, den Umzug zu verlassen und die Kundgebung zu beenden, hätten sie keine Folge geleistet. Nachdem sie sich auch den angeordneten Personenkontrollen widersetzten, nahm die Polizei rund 30 Personen wegen Hinderung einer Amtshandlung vorübergehend fest. Die 23 Männer und sieben Frauen seien im Alter von 15 bis 32 Jahren gewesen, darunter neun Minderjährige. Sie wurden noch am Samstagabend aus der Polizeihaft entlassen, beziehungsweise in die Obhut der Eltern gegeben. Die Parade und das Stadtfest selber verliefen aus polizeilicher Sicht friedlich, wie es in der Mitteilung weiter heisst.
Quelle: SDA/ATS

------------------------
ANTI-ATOM
-----------------------

NZZ am Sonntag 7.6.09

Gegenwind aus Städten für Atomkraft

Die AKW-Pläne von Axpo, Alpiq und BKW stossen auf wenig Interesse

Nach Zürich und Bern will auch Schaffhausen auf Atomenergie verzichten. Damit verabschieden sich nicht nur Konsumenten, sondern auch potenzielle Investoren von AKW-Strom.

Gabriela Weiss

Den Stromkonzernen Alpiq, Axpo und BKW bläst eine steife Bise entgegen. Ihre Pläne für den Bau neuer Atomkraftwerke stossen zunehmend auf Ablehnung. Denn vermehrt setzen Städte und Kantone auf erneuerbare Energiequellen und planen langfristig den Ausstieg aus der Atomkraft. Nach Basel, Zürich und Bern hat sich vergangene Woche auch das Parlament der Stadt Schaffhausen dafür entschieden, bis 2050 auf Atomenergie zu verzichten (siehe auch Tabelle). Die Stromkonzerne dürften diese politische Entwicklung mit Sorge verfolgen. Denn sie wollen in 15 bis 20 Jahren mit zwei neuen Atomkraftwerken Beznau 1 und 2 sowie Mühleberg ersetzen und so die Versorgungssicherheit der Schweiz garantieren, wie die Konzerne immer wieder betonen.

Ob es dazu tatsächlich den Bau neuer AKW in der Schweiz braucht, bezweifelt Rolf Wüstenhagen, Professor für Management of Renewables an der Universität St. Gallen: "Die Strategie dieser Städte und Kantone widerspiegelt die Präferenz in der Bevölkerung." Das dürfte zur Herausforderung für die Stromkonzerne werden, wenn es um den Bau neuer Atomkraftwerke geht. Denn in 20 Jahren müssen diese die nötige Zahl der Kunden finden, die diesen Strom kaufen möchten. "Bis dahin werden sich die erneuerbaren Energien weiterentwickelt haben", prognostiziert Wüstenhagen.

Seine Sicht stützt Massimo Filippini, Professor für Energiewirtschaft an der ETH Zürich und an der Università della Svizzera Italiana in Lugano: "Die Endkonsumenten dürften in ein paar Jahren Wahlfreiheit haben, und andere Erzeugungstechnologien werden kontinuierlich wettbewerbsfähiger. Deshalb verstärkt sich mit der Strommarktliberalisierung das finanzielle Risiko von Investitionen in Atomkraftwerke", sagt er. Läuft die Marktöffnung in der Schweiz nach Plan, so können ab 2014 nicht nur die Grossverbraucher, sondern auch die Haushalte ihren Lieferanten frei wählen. "Mit der Liberalisierung der Elektrizitätsmärkte werden tendenziell Investitionen in kapitalintensive Produktionstechnologien wie Atomkraft erschwert", sagt Filippini weiter. Der Grund: Die hohe Investitionssumme, die lange Lebensdauer sowie schwieriger werdende langfristige Preisprognosen werden laut dem ETH-Professor mit erhöhter Unsicherheit assoziiert und drücken aus der Sicht von Investoren auf die Attraktivität solcher Projekte.

Mit dem politischen Trend in einzelnen Städten und Kantonen dürften auch potenzielle Partner für die Finanzierung neuer Atomkraftwerke wegfallen. Das Investitionsrisiko kann somit weniger breit gestreut werden und lastet hauptsächlich auf den Schultern der Stromkonzerne, die ganz (Axpo) oder mehrheitlich (Alpiq und BKW) im Besitz der öffentlichen Hand sind. Filippini ortet deshalb ein "Moral hazard"-Problem: "Die Eigentümer der Energieunternehmen müssen nicht unbedingt vollständig für mögliche zukünftige Kosten wie Unfallkosten oder externe Kosten aufkommen. Das kann dazu führen, dass im Investitionsentscheid diese Aspekte unterschätzt werden", analysiert er.

Dass die Finanzmärkte das Investitionsrisiko neuer AKW als zu hoch beurteilen, zeigt der Blick in die USA: Dort wurden Mitte 2007, noch vor der Finanzkrise, AKW-Projekte abgeblasen, weil die Finanzierung ohne staatliche Beteiligung nicht zustande kam. Kein Wunder, fragt Craig A. Severance, Autor der Studie "Business Risks and Costs of New Nuclear Power" in der Märzausgabe der Fachzeitschrift "Electricity Journal", ob es weise sei für einen Versorger, eine Strategie zu verfolgen, die nicht einmal die einst so risikofreudige Wall Street ohne staatliche Garantien finanzieren wollte.

Die Entwicklungen in der Schweiz und den USA beobachten die Schweizer Stromkonzerne gelassen: "Der Ausstiegswunsch der Städte bezieht sich auf die Jahre 2040 bis 2050", sagt Alpiq-Sprecher Andreas Werz. Das zeige, dass die Städte nicht sicher seien, ob sie dereinst tatsächlich auf Atomstrom verzichten können. BKW, Axpo und Alpiq beziehen sich zudem gerne auf die Energiestrategie des Bundes: Er hält darin den Bau von zwei neuen AKW als Ersatz für Beznau und Mühleberg für notwendig.

---

Sonntagszeitung 7.6.09

Axpo-Vize fordert runden Tisch für AKW-Planung

Strombranche kann sich nicht darauf einigen, welches AKW-Gesuch zurückgezogen wird

Bern Die Stromkonzerne Alpiq, Axpo und BKW können sich nicht darauf einigen, ob das Gesuch für das Atomkraftwerk Beznau, Gösgen oder Mühleberg zurückgezogen werden soll. Nun will Axpo-Vizepräsident und FDP-Ständerat Pankraz Freitag am Mittwoch im Ständerat die Energiekommission beauftragen, an einem runden Tisch gemeinsam mit der Strombranche ein Konzept für Atom- und Gaskraftwerke auszuarbeiten - statt wie traktandiert nur über das CO2-Regime für Gaskraftwerke zu entscheiden.

Die Zeit drängt: Der Bundesrat verlangt eine Einigung auf zwei Gesuche bis Ende Juni, wenn sich der AKW-Bewilligungsprozess nicht in die Länge ziehen soll. Werden an einem runden Tisch Atom- und Gaskraftwerke zu einem Geschäft verknüpft, vergrössert sich der Spielraum für einen baldigen Kompromiss. Ein möglicher Deal wäre, dass Axpo-nahe Politiker die Alpiq beim baureifen Gaskraftwerk Chavalon unterstützen. Im Gegenzug müsste Alpiq auf das AKW Gösgen verzichten und sich an Beznau oder Mühleberg beteiligen.

Laut Freitag ist die Idee eines runden Tisches in ersten Gesprächen auf "gute Resonanz" gestossen. Weil die Idee von einem Interessenvertreter der Axpo kommt, könnte ihr aber Widerstand erwachsen von Politikern, die der Konkurrenz nahestehen. Auch die atomkritische Linke dürfte kein Interesse an einer Einigung haben. Andreas Windlinger