MEDIENSPIEGEL 14.7.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Polizeikaserne statt Sommerloch
- Schnüffel-Hotline: Der Bürogummi von nebenan
- Wegrechts-Streit: Gauch vs BE
- Dok-Beitrag zu Marco Camenisch
- Hooligangrippe: Fanarbeit + Repression
- NPD Freiburg: Selbstauflösung nach Antifa-Kampagne
- Homo-/Transsexualität in Kuba: Aufbruchsstimmung
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REITSCHULE
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Mi 15.07.09
19.00 Uhr - SousLePont - Punk
Spezialitäten
Sa 18.07.09
14.00 Uhr - Alter Hirschenpark - Kubb-Grümpel-Turnier
(Anmeldung kubbcup@gmx.ch
So 19.07.09
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Infos: www.reitschule.ch
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SOMMERLOCH
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kulturagenda.be
15.7.09
Mit dem Fäger in die Polizeikaserne
In der Hitparade der Kinderberufswünsche steht der Polizist
zusammen
mit dem Feuerwehrmann und der Tierärztin ganz, ganz weit oben. Mit
dem
Fäger können Kids die Kaserne der Kantonspolizei am
Waisenhausplatz
besuchen. Sie erfahren, wie ein Polizeiauto ausgerüstet ist und
was den
Alltag eines Polizisten prägt.
Kantonspolizei, Bern. Mi., 22.7., 17 Uhr. Anmeldung notwendig auf http://www.faeger.ch
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SCHNÜFFEL-HOTLINE
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Bund 14.7.09
Kurz frottiert
Wer andern eine selbst hinein
Wieder klingelt es. "Ja, Bürgertelefon, guten Tag." Ein
aufgebrachter
älterer Herr ist in der Leitung: "Sie, mein Nachbar hat angeblich
einen
Rückenschaden, aber er schleppt jede Woche zweimal einen Kasten
Bier in
den vierten Stock." Dann höhle der Nachbar die Flaschen auf dem
Sofa,
gucke Talkshows - und beziehe Sozialhilfe. "Ist gut, merci, wir gehen
der Sache nach", sagt der Mann im Büro. "Wissen Sie, ich kenne in
jedem
Quartier Leute, die das für uns überprüfen." Der Anrufer
ist
befriedigt. Zwei Minuten später klingelts wieder. Diesmal hat ein
Bürger beobachtet, dass der Sozialhilfebezüger von
gegenüber bei Bern
Mobil immer schwarz fahre: "Und mit dem Ersparten leistet er sich hie
und da ein Taxi", ruft der Mann in die Muschel. Es sei immer das
gleiche Taxi. Der Fahrer schalte die gelbe Taxi-Lampe nie ein - und
somit auch die Taxiuhr nicht. "Unglaublich", schnauft der Anrufer, "der
Kunde fährt nicht nur schwarz Tram, sondern auch schwarz Taxi."
Ja,
sagt der Mann im Büro, davon habe er gehört, aber das sei ein
anderes
Problem. Er bekritzelt den Block und hängt dann auf. Doch es
herrscht
nicht lange Ruhe. Diesmal ist es eine Dame. Sie hat im Supermarkt
beobachtet, wie ihre Nachbarin - nachweislich eine "Klientin" des
Departements Olibet - im Supermarkt nicht nur "Prix Garantie"-Artikel
aufs Band legte, sondern auch "Fine Food"-Fressalien. "Darf sie das?"
fragt die Dame empört. "Nun ja", antwortet der Berater, "das
alleine
ist noch nicht strafbar, aber bleiben Sie dran, Sie haben ja meine
Nummer." Und im Übrigen, räumt der Mann am Pult ein, habe er
persönlich
die "Budget"-Spaghetti am Liebsten. Der nächste Anrufer ist ein
arbeitsloser Mann. Er habe viel Zeit, um aus dem Fenster zu blicken,
erzählt er. Deshalb falle ihm im Haus gegenüber ein junger
Mann an
einem Bürotisch auf, der hie und da telefoniere. "Es ist kein
richtiger
Bürogummi", tönts aus dem Hörer, "das erkenne ich einen
Kilometer gegen
den Wind." Der Mann sei von Beruf Chauffeur, so der Anrufer weiter,
doch dürfe er derzeit kein Fahrzeug lenken: "Weil er mit 0,9
Promille
Alkohol im Blut das Auto eines Kollegen zu Schrott gefahren hat, einen
SUV." Am Schreibtisch im Parteisekretariat der Jungen SVP erbleicht
Erich J. Hess. "Piep", ruft er hastig in die Muschel, "das Band ist zu
Ende." Und hängt auf.
Markus Dütschler
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HÄUSERKAMPF NORDRING
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Bund 14.7.09
Millionenklage als Pokerspiel
Streit um Wegrecht vor Gericht
Ein Hausbesitzer forderte gestern vor Gericht den Teilabbruch des
Polizeigebäudes am Nordring, weil dieses ein 57 Jahre altes
Wegrecht
einschränkt. Der Kläger will sich gegen "staatlichen
Diebstahl" zur
Wehr setzen.
Simon Widmer
Bescheidenheit ist nicht die Stärke des Hans-Peter Gauch:
"Kommt ihr,
um zu schauen, wie ich sie plattmache?", sagt er mit einem lauten
Lachen zu der kleinen Gruppe von Schaulustigen, die gestern den Prozess
vor dem Berner Gericht besuchten. Plattmachen will Gauch den Kanton
Bern, genauer das kantonale Amt für Grundstücke und
Gebäude (AGG). Im
April 2008 kaufte der gelernte Landwirt ein Mehrfamilienhaus, zu dem
seit 1952 ein Wegrecht im Grundbuch eingetragen war. Seit 1977 steht
vor Gauchs Mehrfamilienhaus das Gebäude der Kantonspolizei, das
dieses
Wegrecht beschneidet.
Über drei Jahrzehnte lang war das Wegrecht kein Thema, doch damit
ist
es nun vorbei: "Teile des Gebäudes müssen abgerissen werden",
sagte
Gauch vor Gericht. Die Kosten eines Teilabbruchs schätzt er auf
fünf
bis zehn Millionen Franken. Seine Forderung unterstrich er wild
gestikulierend mit kernigen Sprüchen: "Die Gegenseite kocht nur
mit
Wasser, ihr fehlen die Ingredienzien", sagte er. Als "Rohdiamant,
welcher der Gegenseite das Genick brechen wird", bezeichnete er eine
Pointe seines dreiviertelstündigen, auf Deutsch und
Französisch
vorgetragenen Plädoyers.
Diese Argumentation sorgte bei Gerhard Schnidrig, der die Interessen
des Kantons vertrat, für Kopfschütteln. Erstens sei es
über dreissig
Jahre nach dem Bau des Gebäudes zu spät für eine
Beschwerde, und
zweitens sei schwer zu erkennen, worin Gauchs Ziel liege.
"Wahrscheinlich geht es ihm nur darum, den Behörden eins
auszuwischen",
sagte Schnidrig.
350 Stunden hatte Gauch, der auf einen Anwalt verzichtete, an seinem
Plädoyer gefeilt. Was treibt den 45-Jährigen an? Er sieht
sich als
Verfechter der Eigentumsrechte, der sich gegen staatlichen Diebstahl
wehrt. Der leidenschaftliche Pokerspieler fügte auch an, dass er
den
Prozess nur als ein Spiel sieht. "Es geht mir nicht ums Geld, davon
habe ich genug", sagte er und zeigte auf seine Rolex-Uhr.
Nichtsdestotrotz hatte er der Gegenseite vor der Verhandlung
einen Vergleich über fünf Millionen Franken angeboten. Dieses
Angebot
zog er zurück - er will nun "bis zum bitteren Ende" kämpfen.
Das
Gerichtsurteil wird in zwei Monaten erwartet. Gleichwohl hat der
Kläger, der wie ein Beamtenschreck auftritt, bereits 100000
Franken
beiseitegelegt, um den Fall bis ans Bundesgericht weiterzuziehen:
"Wahrscheinlich werde ich den ersten Prozess verlieren", sagte er.
Einen Mann vom Schlage eines Hans-Peter Gauch kümmert das nicht:
"Wer
einmal gewinnen will, muss bereit sein, zehnmal zu verlieren."
Simon Widmer
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BZ 14.7.09
Prozess gegen Behörden
Gauchs Show vor dem Zivilgericht
Ohne Anwalt, doch voller Selbstvertrauen und mit schauspielerischem
Talent, hat Hausbesitzer Hans-Peter Gauch seinen Prozess gegen die
Behörden geführt. Er fordert den Teilabriss des Berner
Polizeigebäudes.Das Urteil wurde vertagt.
Er trägt Anzug und Krawatte wie ein Rechtsanwalt. Doch er
verhält sich
im Gerichtssaal, als wäre er ein vorwitziger Schüler, der die
Nerven
seiner Lehrerin - hier die Gerichtspräsidentin - bewusst bis aufs
Äusserste strapaziert. Hans-Peter Gauch, der Kläger, zieht
seine
"grosse Show" vor dem Zivilgericht Bern-Laupen an diesem Montagmorgen
wie angekündigt durch. Zwischenrufe gehören ebenso zu seiner
Vorstellung wie kommentierende Gestik und gezielt platzierte
Fluchwörter, für die er sich im nächsten Atemzug gleich
entschuldigt.
Hinten im Saal sitzen Verwandte und Freunde, deren Befindlichkeit
zwischen Belustigung und Besorgnis schwankt, weil Gauch den Bogen jeden
Moment überspannen könnte.
Doch die Gerichtspräsidentin zeigt Geduld. Geschickt ignoriert sie
die
Provokationen des Klägers. Bestimmt weisst sie diesen zurecht,
wenn er
es zu Bunt treibt, zum Beispiel als Gauch den einzig anwesenden Zeugen
bei dessen Befragung beleidigt.
Das Wegrecht existiert
Der 45-jährige Kläger, geboren im Kanton Aargau, seit 20
Jahren
wohnhaft in Bern, wo er gemäss eigenen Aussagen zehn
Liegenschaften
besitzt, dieser Kläger fordert den Teilabriss des Berner
Polizeigebäudes im Nordring (Ringhof). Er macht ein Wegrecht aus
dem
Jahr 1952 geltend (wir berichteten). Dieses Wegrecht wurde in den
70er-Jahren tatsächlich durch den Erweiterungsbau des
Polizeigebäudes
zur Hälfte abgeschnitten, wie ein Grundbuchauszug beweist.
Allerding
existiert der Durchgang nach wie vor - nur verläuft dieser
eineinhalb
Meter neben dem ursprünglichen Weg. "Wir haben die betroffenen
Anwohner
damals über die Verschiebung des Durchgangs informiert", sagt der
Architekt des Ringhof-Bauprojekts als Zeuge vor Gericht aus. Alle seien
damit einverstanden gewesen.
Gauch will fünf Millionen
"Das ist nun anders - jetzt wehre ich mich!", fährt Gauch dem
Zeugen
ins Wort. Er droht dem kantonalen Amt für Grundstücke und
Gebäude
(AGG), das den Ringhof besitzt, mit dem Gang bis vor Bundesgericht,
wozu er 100000 Franken zur Seite gelegt haben will. "Mein Druck wird so
hoch, dass der Kanton früher oder später auf die
Vergleichsforderung
eingeht", hat Gauch bereits vor dem Prozess lauthals verkündet.
Seine
Forderung betrage 5 Millionen Franken.
Behörden ärgern
Der Anwalt der beklagten Partei beobachtet Gauchs Gebaren im
Gerichtssaal eher amüsiert als genervt. Gelassen hört er dem
Kläger zu,
wie dieser verstorbene und noch lebende Rechtsprofessoren zitiert. 350
Stunden will Gauch laut eigenen Aussagen in die Vorbereitung seines
Parteivortrages investiert haben. Dabei habe er Tage in der
juristischen Bibliothek der Uni Bern verbracht und mehrere tausend
Seiten Entwürfe verfasst. Er schmeisst der Richterin verschiedene
Artikel aus dem Zivilgesetzbuch um die Ohren - und wie diese auszulegen
seien gleich dazu. Hans-Peter Gauch geniesst das Spiel sichtlich, das
er in diesen Minuten mit Instanzen und Behörden spielt. "Das war
nicht
schlecht für einen gelernten Landwirt", sagt er zum Schluss.
Das Plädoyer der Gegenpartei ist kurz: Gauchs Forderung sei
rechtsmissbräuchlich, sagt der Anwalt des Amts für
Gebäude und
Grundstücke. Er sehe nicht ein, welches Ziel der Kläger
verfolge, da
der Durchgang beim Polizeigebäude jederzeit gewährleistet
sei. "Es geht
ihm offensichtlich darum, die Behörden zu ärgern." Zudem
müsse
Hans-Peter Gauch als neuer Hausbesitzer die Entscheide seiner
Rechtsvorgänger tolerieren. "Dieses grundlegende Zitat hat Gauch
in
seinen Vorbereitungen offenbar überlesen."
Das Urteil wurde vertragt. Die Parteien erhalten es in zwei
Monaten schriftlich.
Tobias Habegger
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20min.ch 13.7.09
"Dem Staat eins auswischen"
Polizeigebäude soll Weglein weichen
Ein Hauseigentümer fordert den Kanton Bern heraus. Der Mann
verlangte
vor Gericht den Teilabbruch des Polizeigebäudes im Berner
Nordring,
weil dieses seiner Ansicht nach ein altes Wegrecht verbaut.
Schon vor Prozessbeginn am Zivilgericht Bern-Laupen stellte der
Kläger
klar, dass er auch bereit sei, zu verlieren. "Das ist ein Spiel
für
mich", sagte er lachend. Für den Rechtsstreit, den er als eine
grosse
Show bezeichnete, hat er 100 000 Franken auf die Seite gelegt. Falls
nötig, will der Kläger bis ans Bundesgericht gelangen.
"Es geht mir vor allem darum, den Behörden einen Spiegel
vorzuhalten",
räumte er ein. Doch der Aargauer, der seit Langem im Kanton Bern
wohnt,
würde sich durchaus freuen, wenn der Kanton einen Teil des
Polizeigebäudes abreissen lassen müsste.
Der Mann gab sich in seinem Plädoyer denn auch kampfbereit. Auf
einen
Juristen verzichtete er. Die entsprechenden Rechtsnormen zitierend,
untermauerte er seine Anliegen gleich selbst.
Umstrittener Umbau
Wegen eines Umbaus des Polizeigebäudes am Berner Nordring sei der
Durchgang, der zu seiner Immobilie gehöre, seinerzeit verkleinert
worden, sagte der Kläger. An der schmalsten Stelle messe der Weg
noch
2,58 Meter.
Dabei müsse gemäss des Wegrechts von 1952 der Durchgang 3
Meter breit
sein sowie links und rechts einen Freiraum von 1,2 Metern aufweisen,
sagte er weiter. Diesen Umstand habe er erst nach dem Erwerb der
Liegenschaft entdeckt.
Das alles sieht der Fürsprecher etwas anders, der die Beklagte
vertritt, das Amt für Grundstücke und Gebäude und somit
den Kanton
Bern. Die Zufahrt sei mit dem Umbau am Polizeigebäude lediglich
nach
rechts verschoben worden, hält er fest. Und der neue Besitzer des
Hauses müsse die Entscheide seiner Rechtsvorgänger tolerieren.
Eine bauliche Wiederherstellung der Durchfahrt im sogenannten Ringhof
wäre mit unverhältnismässigen Kosten verbunden, sagte
der Fürsprecher
weiter. Das bestätigte auch der einzige vorgeladene Zeuge, ein
Architekt, der seinerzeit am umstrittenen Umbau des Gebäudes
beteiligt
war.
An der strittigen Stelle befindet sich heute eine Mauer, welche die
Zufahrt zu einer Rampe vom Durchgang trennt. Wegen ihrer statischen
Bedeutung könnte diese Mauer nur unter grossem finanziellen und
baulichen Aufwand entfernt werden, sagte der Zeuge.
"Dem Staat eins auswischen"
Der Fürsprecher betonte in seinem Vortrag zudem die Interessen des
Klägers im Rechtsstreit. Diesem gehe es doch nur darum, "dem Staat
eins
auszuwischen", führte er aus. Die Klage sei aus all diesen
Gründen
abzuweisen.
Ein Urteil wurde am Montag nicht gefällt. Da die beiden Parteien
auf
eine mündliche Eröffnung zu einem späteren Zeitpunkt
verzichteten,
erhalten sie in rund zwei Monaten das Urteil schriftlich zugestellt.
(sda)
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MARCO CAMENISCH
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Indymedia 13.7.09
Marco Camenish im Fernsehen ::
AutorIn : neugieriger
am 21.7. zeigt sf1 in der Reihe Dok einen Film über den
Anarchisten und
politischen Gefangenen Marco Camenisch.
Die Sendung wird am Dienstag, 21.07.2009, 21:05 Uhr auf SF 1
ausgestrahlt. Könnte interessant werden, wie das Fernsehen
über Marco
berichten wird.
mehr Infos unter: http://www.sf.tv/sendungen/dok/index.php?docid=20090721-2105-SF1
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HOOLIGAN-GRIPPE
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NZZ 14.7.09
Investitionen in die Fan-Arbeit zahlen sich aus
Im Kampf gegen Hooliganismus braucht es sowohl Prävention wie
Repression
Von Jörg Häfeli*
In unregelmässigen Abständen machen Fussballfans mit
Ausschreitungen
negativ auf sich aufmerksam. Jörg Häfeli, Dozent an der
Hochschule
Luzern, schlägt im Kampf gegen Hooligans ein zweigleisiges
Vorgehen
vor. Neben Repression soll in sozioprofessionelle Fan-Arbeit investiert
werden. Dieses Vorgehen hat sich nach Ansicht Häfelis in
Deutschland
bewährt.
In den Schweizer Stadien können im Klubfussball grob drei
"Zuschauersegmente" unterschieden werden: Zum einen sind da die Leute
auf der Haupttribüne - eine Mischung von VIP aus der Politik, der
Wirtschaft, der Kultur und dem Sport sowie gesetzten
Klubanhängern.
Demgegenüber gibt es einerseits die Fussball-Liebhaber, die
gelegentlich ein Fussballspiel besuchen, sowie die treuen Anhänger
des
Vereins, die im Stadion sind, wann immer sie können.
"Ein Leben lang treu!"
Tonangebend sind die eigentlichen Fussballfans, die nach dem
Motto
"Ein Leben lang treu!" über Jahre hinweg praktisch jedes Heimspiel
und
viele von ihnen auch jedes Auswärtsspiel ihrer Mannschaft
verfolgen.
Innerhalb dieser Gruppe wiederum kann grundsätzlich zwischen zwei
Bewegungen unterschieden werden: einerseits die jungen Fans im Alter
zwischen 16 und 30 Jahren, die sich in inoffiziellen Fangruppierungen
zusammengeschlossen haben oder mit diesen sympathisieren, anderseits
die älteren ab 30 Jahren, die in den offiziellen, also von den
Klubs
anerkannten Fangruppen organisiert sind.
Die Ersteren können als ultraorientierte Gruppen bezeichnet
werden.
Sie inszenieren kreative Choreografien, beispielsweise grafisch
kunstvoll gestaltete Grossinstallationen, welche die gesamte Fankurve
bedecken. Oder sie schwenken grosse Fahnen während des gesamten
Spiels,
halten Spruchbänder hoch und stimmen auf das Kommando eines mit
Megaphon ausgestatteten Vorsängers (Capo) Fan-Gesänge an. Das
Abfeuern
von pyrotechnischen Materialen ist ebenfalls Teil dieser Kultur. Neben
ihrer optischen und akustischen Unterstützung ihres Teams fallen
diese
Gruppen durch ihr Engagement gegen die zunehmende Kommerzialisierung
des Fussballs und für die Wahrung von Fan-Interessen auf. Nebst
dem
positiv formulierten Slogan - "Ein Leben lang treu!" - gehört der
Protest "gegen den modernen Fussball" zur Kernbotschaft
ultraorientierter Gruppierungen.
Fankurve als einer der letzten Freiräume
Die mit der Professionalisierung einhergehende Kommerzialisierung
des
Fussballsports hat vielfach zu einer Distanz der Klubs zu seinen
treusten "Kunden", den Fans, geführt. Der Profifussball entwickelt
seine Bedingungen nach marktwirtschaftlichen Kriterien. Die Schweiz ist
im internationalen Geschäft zur "Ausbildungsliga" geworden.
Spieler und
Trainer kommen und gehen ebenso wie Klubverantwortliche - nur die Fans
bleiben "ein Leben lang treu". Die Fans scheinen mit dem Widerspruch
der lebenslänglichen Treue zum Klub und der Modernisierung des
Fussballs umgehen zu können, solange sie im Selbstbestimmungsrecht
auf
das Ausgestalten ihrer Fankultur nicht bevormundet werden.
Die Attraktivität der Fankurve als einer der letzten
Freiräume
kollektiver Ausgelassenheit zieht viele, zumeist männliche
Jugendliche
an, welche ihre Identität beziehungsweise ihre gesellschaftliche
Zugehörigkeit (noch) nicht gefunden haben. Im Sog des Kollektivs
und
auf der Basis der inszenierten Rivalität gegenüber
gegnerischen
Fangruppierungen und der Auflehnung gegen Autoritäten
(Sicherheitspersonal, Polizei) leben sie ihr Aggressionspotential oft
jenseits der rechtsstaatlichen Toleranz aus. Sie glauben, in der
Anonymität der Masse einen rechtsfreien Raum zu betreten und
(endlich)
ihrer Aggression freie Bahn verschaffen zu können. In vielen
Fällen
spielt übermässiger Alkoholkonsum als Motor für die
Hemmungslosigkeit
eine wichtige Rolle. Die hohe Präsenz von Sicherheitspersonal und
Polizei wird als provokativ empfunden und schürt die aggressive
Stimmung.
Hohe Kosten der Sicherheit
Die Probleme mit der Sicherheit rund um Fussball- und
Eishockeyspiele
haben sich in den vergangenen Jahren insofern verschärft, als sich
die
Gewalt nach ausserhalb der Stadien in den öffentlichen Raum
verschoben
hat. Die Sicherheitsaufwendungen der Städte und der Kantone sind
massiv
in die Höhe geschnellt. Die Steuerzahler und die Politik sind
nicht
mehr gewillt, tatenlos zuzusehen und zu bezahlen.
Der Runde Tisch gegen Gewalt im und um den Sport verabschiedete
kürzlich eine Reihe von Massnahmen zur Verminderung dieser
unerwünschten Nebenerscheinungen. Nebst mittel- und langfristigen
Massnahmen forderte er fünf Einzelmassnahmen wie die Verbesserung
der
Eingangskontrollen oder die Einschränkung des Alkoholverkaufs. Die
Reaktionen auf diese Massnahmen spiegeln nun ein altes Muster wider:
Den einen, vorab den Städten und den Kantonen, geht dieses
Massnahmepaket viel zu wenig weit, ohne dabei konkrete Alternativen
aufzuzeigen. Demgegenüber begrüssen die Verbände
präventive Massnahmen
wie die Entwicklung eines nationalen Konzepts für Fan-Arbeit.
Damit
zeigt sich der alte Graben zwischen den privaten Veranstaltern und der
öffentlichen Hand. Statt sich gegenseitig zu bekämpfen,
wäre ein
gemeinsamer Weg dringend notwendig.
Deutschland als Vorbild
Die Erkenntnis, dass dabei ein ausgewogenes Paket von
Prävention und
Repression zielführend ist, hat sich in vielen Ländern
längst
durchgesetzt. Die Fan-Arbeit in Deutschland etwa stützt sich seit
bald
zwei Jahrzehnten auf zwei gewichtige Säulen: Auf der einen Seite
ist
die Fan-Arbeit der Klubs professionell ausgestaltet. Auf der anderen
Seite existieren für die Städte und die Klubs der ersten und
der
zweiten Bundesliga über vierzig sogenannte Fan-Projekte. Diese
Fan-Projekte oder fachlich exakt "sozioprofessionelle Fan-Arbeit"
bilden die Schnittstelle der öffentlichen Jugendarbeit und des
Fussballs. Sie sind vom Klub unabhängig und können so
Kontakte mit
(meist) jugendlichen Fans pflegen, welche die Mannschaft mit Leib und
Seele unterstützen, von den Klubfunktionären jedoch weit
entfernt sind.
In Deutschland hat sich dieses zweigleisige Prinzip bewährt
- in der
Schweiz stecken wir in den Kinderschuhen, was sowohl Fan-Arbeit auf
Klubebene als auch die sozioprofessionelle Fan-Arbeit anbelangt. Aber
Investitionen in diese Systeme lohnen sich.
Weiterer Beitrag im Sportteil, Seite 48
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Ein einziger Hilfeschrei
Die Diskussionen um die Gewalt in den Stadien bestimmen den
Fussballstart in der Schweiz
bir. Rund um den Saisonauftakt im Schweizer Fussball rückte
das Thema
"Gewalt in den Stadien" facettenreich in den Mittelpunkt. St. Gallen
kündigte den Einsatz eines Schnellrichters im Stadion an. Nach St.
Gallen - Basel schaffte es das Thema am Montag in die Nachrichten von
Radio DRS. Tenor: Der Schnellrichter war da, hatte aber (noch) nichts
zu tun. Der FC Luzern sprach Anfang Juli Stadionsperren gegen 42
Personen aus. YB gab an der Vorsaison-Orientierung bekannt, dass
2008/09 Stadionverbote gegen 61 YB-Anhänger verhängt worden
sind. Die
Disziplinarkommission der Liga veröffentlichte die Strafen gegen
den FC
Zürich und gegen den FC Basel wegen der schwerwiegenden
Vorfälle
(Petarden, Fackeln, Übergriffe) im Meisterschaftsspiel Mitte Mai
im
Letzigrundstadion. Die beiden Klubs, friedlich vereint in der
Empörung,
beriefen daraufhin in Olten eine gemeinsame Medienkonferenz ein, an der
sie in die Offensive gingen, Druck zu erzeugen versuchten und vorab die
abermals verhängten Geisterspiele anprangerten.
In Interviews mit dem Liga-Präsidenten Thomas Grimm
dominierte nur ein
Thema: die Gewalt im Schweizer Fussball. Grimm liess sich als Hardliner
in der Gewaltbekämpfung zitieren. Der FCZ-Präsident Ancillo
Canepa
sprach sich vor den Medien dafür aus, dass man "knallhart" gegen
gewaltbereite Personen vorgehen müsse. An jener Medienkonferenz in
Olten fiel auch das Stichwort "Kuscheljustiz". Bezüglich der
Polizeiarbeit orteten der FCZ und der FCB die "Strategie des
Zurückweichens". Was sagt uns das alles? Die Not ist gross. Die
finanzielle Not, die emotionale Not, auch die Not an Argumenten. Es
fällt in diesem Cocktail schwer, den Überblick zu behalten.
Die Ebenen
vermischen sich, Schuldige werden gesucht und Lösungen nicht
gefunden.
Ein paar Fakten und Gedanken zu Stichworten.
Die Kosten
Geisterspiele treffen die Vereine finanziell hart. Deshalb und
nicht
wegen der absehbaren "Geister-Atmosphäre" im leeren Stadion wehren
sich
die Klubs. Der FCB beziffert den Verlust wegen eines Geisterspiels mit
1 Million Franken. Die Klubs gehen dazu über, die
Sicherheitskosten
offensiv zu kommunizieren. Damit verknüpfen sie die Botschaft:
"Wir tun
einiges!" Der FCB gab 2008 3,6 Millionen für die Sicherheit aus.
Im
Berner Stade de Suisse kostet sie jährlich über 2 Millionen.
Auf der
anderen Seite reiben sich Einwohner die Augen, wenn bekannt wird, dass
der Einsatz der Sicherheitskräfte allein für den Cup-Final
die
öffentliche Hand eine Viertelmillion gekostet hat. Sicherheit ist
teuer. Die Frage ist: Wer muss welche Rechnung begleichen?
Die Geisterspiele
Wird ein Klub gebüsst, spüren die Urheber der Busse
nichts. Was
kümmert sie, wenn der Verein 80 000 Franken zu entrichten hat?
Geisterspiele haben andere Folgen. Sie sind keine Schweizer Erfindung,
die Uefa und die Fifa wenden die Strafe mit dem leeren Stadion seit
Jahren an. Der FCB-Vizepräsident Bernhard Heusler lehnt diese als
"Sippenhaft" ab. Er zieht einen Vergleich zu den Kollektivstrafen im
Militär und sagt, es fehle "jegliche
Verhältnismässigkeit". Nach dem
"Fall Laperrière" (der Schiedsrichter ging bei YB - Xamax zu
Boden,
nachdem ihn ein aus der Berner Fankurve geworfener Gegenstand getroffen
hatte) setzte die Disziplinarkommission ein Zeichen, indem sie nur die
YB-Fankurve und nicht das ganze Stadion für ein Spiel sperren
lässt.
Auf jeden Fall argumentieren die Gegner von Geisterspielen
dürftig:
"Das funktioniert in der Schweiz nicht." Was in Uefa-Wettbewerben
offenbar klappt, geht in der Schweiz nicht. Welches ist die
Alternative? Der Ansatz des FCZ und des FCB: Bussen, die zweckgebunden
in die Prävention zurückfliessen.
Aufheizen
Vielleicht muss man sich auch einmal vergegenwärtigen, mit
welchen
Bildern gerade die Duelle zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich
in
gewissen Medien hochgekocht werden. Vielleicht hat sich auch der
Medienchef des FC Luzern Gedanken darüber gemacht, ob es geschickt
war,
vor dem Barrage-Rückspiel gegen Lugano die Fankurve hoch zu
schreien
und anzustacheln. Eine Viertelstunde später explodierte eine aus
jenem
Sektor geworfene Petarde neben dem Ohr des Schiedsrichter-Assistenten.
Das Spiel stand dem Abbruch nahe. Vielleicht überlegt die Liga, ob
es
geschickt ist, den Spielplan so zu steuern, dass am Ende
"Meisterschaftsfinals" stattfinden. Andere Ligen brauchen diesen
Kunstgriff nicht.
Verschwörungstheorien
Der FC Sion fühlte sich vor dem Cup-Final in Bern gegen YB
von der
ganzen Schweiz verfolgt. Es ist ein im Fussball bekannter Reflex, ein
wiederholtes Ablenkungsmanöver: "Alle gegen uns!" Nach diskutablen
Schiedsrichterentscheiden können Spieler und Funktionäre der
Liga
ungestraft vorwerfen, den Ausgang der Meisterschaft steuern zu wollen.
Der FCZ und der FCB fühlen sich allein schon deshalb
benachteiligt,
weil sie Grossklubs sind. Sie suggerieren, besonders hoch gebüsst
zu
werden, weil sie Geld haben. Der FCZ nimmt sich die Zusammensetzung der
Disziplinarkommission vor. Der FCZ-Präsident Canepa spricht vom
"Dolchstoss", von "sektiererischem Kampf" und von "persönlichen
Abrechnungen gegenüber mir, dem FCZ und dem Stadion-Management".
Immer
wieder orten die Klubs Verschwörungen: "Alle gegen uns!" Am
Schluss
werden alle - je nach Sachlage - irgendwann durch irgendwelche
bösen
Geister verfolgt.
Hilfe!
"Wir haben in der Sicherheitsfrage relativ wenig
Unterstützung", tut
Canepa kund. Der FCZ und der FCB fühlen sich "allein gelassen".
Sie
seien "die Dummen im Umzug", sagt Heusler. "Wir wollen nicht mehr die
Prügelknaben der gewaltbereiten Szene sein", sekundiert Canepa. An
der
Medienkonferenz in Olten wird über den Fussball und die Gewalt
geredet
und das Thema auf die Gesellschaft ausgeweitet. Es gibt die Klubs, die
Spieler, Trainer und Funktionäre, die einmal mehr und einmal
weniger
Vorbild sind. Es gibt die Liga, deren Präsidenten und deren
Sicherheitschef. Es gibt die Disziplinarkommission. Es gibt den
Verband. Es gibt Fan-Gruppierungen und Fan-Beauftragte. Es gibt
Sicherheitschefs in den Stadien. Es gibt Sponsoren, VIP und Investoren.
Es gibt die Politik. Es gibt die Polizei und die Sicherheitsdienste.
Das Spiel hat viele Player und noch mehr Ebenen.
Es gibt auch viel Hilf- und Machtlosigkeit. Vieles, was zuletzt
geäussert und gefordert wurde, ist vor allem Ausdruck davon.
Eigentlich
ist der Cocktail ein einziger Hilfeschrei.
Betrachtungen zur Fanarbeit im Inlandteil
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ANTIFA FREIBURG i.B.
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linksunten.indymedia.org
14.7.09
http://linksunten.indymedia.org/en/node/8882
(mit weiterführenden Links)
NPD-Kreisverband Freiburg-Südlicher Oberrhein zerschlagen
Created by: Autonome Antifa Freiburg
Orden für "langen Atem" und Durchhaltevermögen
Nach einer zweijährige antifaschistischen Kampagne hat sich der
NPD-Kreisvorstand Freiburg-Südlicher Oberrhein am 09.07.2009
aufgelöst.
Erkenntnisse über die Nazis wurden mittels klassischer
Recherchearbeit,
Social Engineering-Angriffen und einer produktiven Kooperation mit der
Datenantifa gesammelt. Anschließend folgten Outings durch
Communiqués,
Flugblätter, Plakate und Graffitis an Wohnorten und Arbeitsstellen
der
Nazis, sowie gezielte Pressearbeit. Die Kampagne gipfelte am 25.06.2009
im Outing des NPD-Kreisvorsitzenden John Bürgel.
Der NPD-Kreisvorsitzende sah sich vor die Wahl gestellt "den
aufgezwungenen schmutzigen Kampf anzunehmen" und
"Anti-Antifastrategien" anzuwenden oder "seine Tätigkeit
einzustellen".
Der nach eigenen Angaben seit über 20 Jahren als "Parteisoldat der
NPD"
tätige Bürgel entschied sich "aus der regionalen politischen
Szene"
abzutreten und veröffentlichte eine politische
Kapitulationserklärung
auf suedlicher-oberrhein.npd.de.
Diese Erklärung wurde am 12.07.2009
samt Outing auf der Naziplattform altermedia.info
gespiegelt und von
vielen Nazis vernichtend kommentiert.
Das sich in einem "desolaten Zustand" befindliche "Weichei", der
"Jammerlappen", "Defätist" und "feige Schlappschwanz" habe auf
eine
"weinerliche Weise, die selbst die an Peinlichkeiten gewiß nicht
arme
Geschichte der NPD in jeder Hinsicht" übertreffe im
"linksschwulen,
hedonistischen Spießerkaff" Freiburg "öffentlich die
weiße Fahne"
gehisst. "Früher, in den bessseren Zeiten" habe man so etwas
"Feigheit
vor dem Feind" genannt und "im Krieg würde das ‚Kopf ab‘
bedeuten…"
wurde Bürgel unverhohlen von seinen Kameraden bedroht. Andere
Nazis
forderten als Reaktion auf Bürgels Outing Terror gegen "exponierte
Linke oder ‚Holocaustüberlebende‘ die man sich als Reaktion auf
Antifa-Übergriffe mal dezent zur Brust nehmen" solle.
"Die Zerstörung der offenen Freiburger Strukuren" sei Bürgels
"Verdienst" und werde "als ‚geschichtliches‘ Element für den
Freiburger
Raum immer wieder bestehen bleiben, ebenso wie sein Name". Dem
baden-württembergischen Landesverband und insbesondere dem
"gescheiterten Posträuber" und "inhaltlich Verantwortlichen"
Alexander
Neidlein sowie dem NPD-Landesvorsitzenden Jürgen Schützinger
wurde eine
Mitschuld an Bürgels "Dokument seltendämlicher
Selbstdemontage" gegeben
und ihnen wurde, sollten sie "einmal nüchtern sein", empfohlen,
"eine
physische Auseinandersetzung im Nest des ‚Königs‘ zu suchen".
Als Reaktion schaltete der NPD-Landesverband am 13.07.2009 die Domain
des Freiburger Kreisverbandes offline und veröffentlichte
seinerseits
eine Erklärung. Bürgel habe sich "aus rein familiären
Gründen aus dem
Kampf um ein besseres Deutschland zurückgezogen", lediglich die
"Form
der ‚Erklärung‘ wird als unverhältnismäßig
gerügt, weil der
antideutsche Feind von Seiten der NPD keine besondere Aufmerksamkeit
bekommen sollte ". Es seien sowieso "bereits mehrere Umstrukturierungen
im Kreisverband" geplant gewesen, um bei der Landtagswahl 2011 "im
gesamten ‚Ländle‘ auf dem Stimmzettel" zu stehen. Weiter werden
alle
"volkstreuen Deutschen" aufgefordert "sich der gemeinsamen ‚Sache‘
unter der Fahne der NPD anzuschließen".
Zwar hat John Marlon Bürgel seine Parteiämter aufgegeben, er
plant
jedoch mitnichten einen Rückzug ins bürgerliche Herdermer
Alltagsleben
mit Sparbuch, Versicherungen, Aktienbeständen und einem
kürzlich fällig
gewordenen Bausparvertrag über 20.451 Euro bei der Bausparkasse
Schwäbisch Hall. Er ist weiterhin aktiv in der vermeintlich
anonymen
Öffentlichkeit der "germanischen Weltnetzgemeinschaft" thiazi.net - dem
größten deutschsprachigen Naziforum. Dort schreibt
Bürgel seit dem
21.10.2007 unter dem Pseudonym "Battleaxe" durchschnittlich 2,04
Beiträge pro Tag, die alle mit der Signatur "BRD-System
abschalten" und
"Ich kann das Wort ‚Holocaust‘ nicht mehr hören!" enden. Bislang
hat er
insgesamt 1290 nationalsozialistische Kommentare verfasst, wofür
dem
regelmäßig zahlenden "fördernden Thiazi-Mitglied" und
"Freund der
Germanen” der "Orden für ‚langen Atem‘ und
Durchhaltevermögen"
verliehen wurde.
Bürgel lässt sich in dem Naziforum nicht nur über den
"üppigen Busen"
seiner Frau Bettina aus, zu dem er ein "extrem intensives
Verhältnis"
habe, veröffentlicht Fotos seiner kleinen Tochter "beim Gedicht
aufsagen an Weihnachten", bekommt emotionale Unterstützung,
Anerkennung
und pflegt ein soziales Netzwerk, sondern verbreitet aktiv sein
nationalsozialistisches Gedankengut. Bürgel nutzt
Alltagssituationen
wie die Begegnung mit einer "Frau mit ihrem behinderten, mongoloiden
Sohn" während eines Restaurantbesuchs mit seiner Familie, um gegen
das
"schon rein äußerlich sehr unappettlich" aussehende Kind zu
hetzen, das
"starken Brechreiz" bei ihm auslöse.
Während Bürgel in der Kriegsführung gegenüber
"verwandten
indogermanischen Völkern" noch "(wenn möglich) gewisse
völkerrechtliche
und moralische Normen" befürwortet, habe er "gegenüber allen
farbigen
Völkern, egal ob ost- oder vorderasiatischer, schwarzer oder
indianischer Herkunft", die er "am liebsten unter europäischer
Kolonialherrschaft" sähe, "keinerlei moralische Bedenken,
daß evtl. ein
totaler, in jeder Hinsicht rücksichtsloser Krieg geführt"
werde. Zur
Frage der "Grenzen der Rassenschande" kennt Bürgel kein Erbarmen
für
"deutsche, oder weiße Frauen allgemein", die "sich mit
Fremdrassigen
einlassen": "Die sollen (heilsame) Prügel von ihrem Neger oder
sonstwas
beziehen, bis sie nach Gott schreien. Das sehe ich nur mit
unverhohlener Schadenfreude zu! In diesem Falle finde ich es in der Tat
bedauerlich, daß auch solche Rasseverräterinnen unter dem
Schutz des
Gesetzes stehn."
Bürgels Rassismus ist nur schwer zu ertragen, wenn er
beispielsweise
über seine Arbeit in einem Betrieb schreibt, "in dem viele Neger
als
Reinigungskräfte angestellt" seien. Der "Geruch der Schwarzen" sei
"manchesmal so unerträglich", daß es ihm "übel" werde.
Für ihn sei das
der "typische Geruch der Rasse": " Der Geruch, nein ich muß von
Gestank
sprechen, ist schwer zu beschreiben, er hat etwas beißendes, auch
leicht süßliches." Zynisch beschreibt "Battleaxe" seine
Vernichtungsphantasien: "Da ich kürzlich einen Film über die
Todesstrafe sah und dabei dieses Thema angedeutet wurde, frage ich
mich, ob der verschmorte Brandgeruch bei der Hinrichtung eines Negers
auf dem elektrischen Stuhl penetranter ist als bei einem Weißen,
und ob
es in der Zeit der Rassentrennung für Schwarze einen separaten
elektrischen Struhl gegeben hat?"
Wenig verwunderlich stimmt John Bürgel in der Umfrage "Wer sind
Eure
Lieblings-Obernazis (nach Hitler)? " im Naziforum "nachdrücklich
für
Dr. Robert Ley", einen der 24 im Nürnberger Prozess als
Hauptkriegsverbrecher angeklagten Nationalsozialisten. Und "Wer ist der
Hauptfeind?" beantwortet Bürgel als stereotyper Antisemit mit:
"Das
liberalistisch-kapitalistische Zentrum an der Ostküste der USA."
Einer
unter dem Pseudonym "Amazone" schreibenden Faschistin, die ebenfalls
geoutet wurde und sich nun bedroht fühlt, gibt Bürgel noch am
11.07.2009 den Ratschlag: "Verhalte dich vorsichtig, aber ganz ruhig
und ohne hektische Reaktionen. In den meisten Fällen beruhigt sich
eine
solche Situation wieder innerhalb einiger Wochen. Das Gedächtnis
der
Leute um solche ‚Skandale‘ läßt allgemein schnell nach. Je
nach
örtlicher Polizei, kann man durchaus auch auf deren Hilfe
zählen,
gegebenenfalls Anzeige erstatten und bei akuten Bedrohungssituationen
dort Hilfe holen. Viel Glück!"
Die NPD kündigte bereits auf ihrem Landesparteitag 2006 die
Umstrukturierungen zur Landtagswahl 2011 an. Die Kommunalwahl 2009
sollte als "Sprungbrett für die Landtagswahl" genutzt werden, was
zumindest in Freiburg kläglich scheiterte. Wir werden wie den
letzten
auch den kommenden Landtagswahlkampf der NPD und alle
Wiederaufbauversuche von NPD-Strukturen in Freiburg und Umgebung aktiv
sabotieren.
FaschistInnen angreifen!
Autonome Antifa Freiburg
Communiqué vom 14.07.2009
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HOMO-/TRANS-SEXUALITÄT KUBA
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NZZ 14.7.09
Feuilleton (fe)
Schauplatz Kuba
Glasnost für Homo- und Transsexuelle
Comingout statt staatlich verordneter "Umerziehung"
Homosexualität und die kubanische Revolution waren lange Zeit
inkompatibel. Erst in den neunziger Jahren begann die zaghafte
Öffnung
gegenüber Homo- und Transsexuellen. Für deren Rechte
kämpft seit
einigen Jahren Mariela Castro, die Tochter von Staatschef Raúl
Castro.
"Conducta impropia" steht auf der beigefarbenen Plane über dem
Eingang
zur Galerie Servando. Der Standort der Galerie ist gut gewählt.
Sie
liegt in direkter Nachbarschaft zum nationalen Filminstitut in Havanna,
dem ICAIC. Für aufgeschlossene und kritisch denkende Besucher ist
damit
gesorgt, denn das Institut ist eine Bastion der Intellektuellen Kubas.
Ein Grund, weshalb Alejandro González froh war, seine Bilder aus
einer
anderen, weitgehend unbekannten kubanischen Welt hier ausstellen zu
können.
Entsprechend stark sind auch die Reaktionen auf die Ausstellung der
Fotos von homo- und transsexuellen Kubanern, die sich allein im
Atelier, zu zweit oder in kleinen Gruppen an den Stadtstränden von
Havanna aufnehmen liessen. Bilder, die in Kuba für Furore sorgten.
Viele Kubaner hätten keine Ahnung von diesem Teil der
Realität, erklärt
Iván Garcia, ein unabhängiger Journalist aus Havanna. Auch
der Fotograf
Alejandro González war überrascht, als er in die Welt der
Homo- und
Transsexuellen, der Dragqueens und Transvestiten eintauchte.
Den Zugang verschaffte ihm dabei seine Freundin, eine Ärztin vom
kubanischen Institut für Sexualerziehung (Cenesex), die ihn mit
einigen
der bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten der Szene
zusammenbrachte. Der Rest sei fast von allein gekommen, denn als er mit
seiner Kamera aufgetaucht sei, hätten sich viele von sich aus in
Pose
geworfen. Und auch zu den Studioaufnahmen seien die allermeisten der
Leute, die er am Strand kennenlernte, spontan bereit gewesen. Auch dies
ein Beleg dafür, dass sich in Kuba etwas ändert.
Vom Underground auf die Strasse
Bisher fanden die Variétés, Shows und Partys der Szene
zumeist im
Untergrund statt. Staatliche Cafés, Bars und Theater öffnen
ihre Türen
nur selten für die beliebten Travestie-Shows. Die meisten Manager
ständen diesen Shows ablehnend gegenüber, erklärt
Imperio, einer der
bekannten Travestiekünstler des Landes. Der 35-jährige
Student, ein
bekennender Homosexueller mit fester Beziehung, hat im Mai letzten
Jahres gemeinsam mit einer ganzen Reihe weiterer Dragqueens für
die
Rechte der Community in Havanna demonstriert. Nicht irgendwo, sondern
im kubanischen Pavillon mitten auf der Rampa. So wird die 23. Strasse
Havannas genannt, die auf dem Malecón, der Uferpromenade, endet,
wo
sich im Schutz der Dunkelheit die "Vampire der Nacht" treffen. So
nennen sich scherzhaft Nachtschwärmer wie Alexey, ein schwuler
Tänzer
und einer der Protagonisten des Dokumentarfilms "Zwei
Heimatländer,
Kuba und die Nacht" des deutschen Filmemachers Christian Liffers. Der
Film, eine kritische Auseinandersetzung über den Umgang mit
Homosexualität in Kuba, lief dort auf dem "Festival des armen
Kinos",
welches alljährlich im Osten der Insel stattfindet.
Das ist ein positives Beispiel für die gesellschaftliche
Auseinandersetzung mit der Homosexualität, die vom Cenesex
eingefordert
wird. Diesem steht mit Mariela Castro Espin, der Tochter von Staatschef
Raúl Castro, eine Frau vor, die vor allem im Ausland als
Reformerin
gilt, weil sie sich energisch für die Rechte von Homo- wie
Transsexuellen einsetzt. Mit Erfolg, denn seit dem Juni 2008
dürfen
sich Transsexuelle in Kuba ganz legal einer Geschlechtsumwandlung
unterziehen. Das gesellschaftliche Klima gegenüber Homosexuellen,
die
früher geringschätzig als maricónes, als Schwule,
abgetan wurden, hat
sich gebessert, bestätigt Imperio alias Abraham. Beinahe jeden
Abend
steht er auf der Bühne, um in edler Robe und mit grosser Geste
berühmte
Bolero- und Schlagersängerinnen zu imitieren. Die Shows haben
nicht nur
in Havanna ihre Fans. So feierte in Santa Clara - der im Zentrum der
Insel gelegenen Stadt, wo der Revolutionsheld Ernesto "Che" Guevara
begraben liegt - dieses Jahr das "El Mejunje" sein
25-Jahr-Jubiläum.
Das in den Räumen eines alten Hotels untergebrachte Kulturzentrum
ist
Kubas einziges unabhängiges Transvestiten-Theater.
Ihren Teil zur Öffnung beigetragen haben auch Regisseure wie
Tómas
Gutiérrez Alea, der 1993 "Erdbeer und Schokolade" auf dem
internationalen Filmfestival von Havanna vorstellte und damit eine
gesellschaftliche Auseinandersetzung über den Umgang mit
Homosexualität
in Kuba anstiess. Vollkommen neue Töne in einem Land, in dem bis
dahin
der folgende Satz als offizielle Leitlinie im Umgang mit
Homosexualität
galt: "Wir sind niemals zu der Überzeugung gekommen", so Fidel
Castro
1966, "dass ein Homosexueller die Charakterstärke eines
Revolutionärs
hat."
Der Satz lieferte damals die Basis für die Einrichtung von
Arbeitslagern zur "Umerziehung", den sogenannten "Militäreinheiten
zur
Unterstützung der Produktion" (UMAP). In einem dieser Lager sollte
auch
der international bekannte Sänger Pablo Milanés - so die
Parole - "zum
richtigen Mann werden". Auch in der Dokumentation zur Ausstellung von
Alejandro González finden sich derartige Details wieder.
Minuziös hat
der 33-jährige Fotograf die wichtigsten Etappen im Umgang mit der
homosexuellen Minderheit festgehalten und den Besuchern zur
Ausstellungseröffnung in die Hand gedrückt. Wenig später
verschwanden
die aufwendigen Broschüren allerdings aus der Galerie.
Warten auf die Schwulen-Ehe
Die Herleitung des Begriffs "ungebührliches Verhalten" - als
welches
das Schwulsein im Polizeijargon bezeichnet wird - passte den
Verantwortlichen in Havanna anscheinend genauso wenig wie die
Erwähnung
nüchterner Fakten - darunter etwa die Ausreise von 125 000
Kubanern
über den Hafen von Mariel 1980. Unter den Emigranten, die Fidel
Castro
öffentlich als "lumpens" bezeichnet hat, waren auch zahlreiche
Homosexuelle wie Reinaldo Arenas - Kubas wohl bekanntester
homosexueller Autor. Der verliess das Land, weil er für sich keine
Perspektiven auf der Insel sah.
An Ausreise denkt der Travestie-Star Abraham hingegen nicht. Er kann
von seiner Arbeit leben, hat eine eigene Wohnung und kann sich darauf
verlassen, als HIV-Positiver in Kuba medizinisch angemessen versorgt zu
werden - Vorteile, die er anderswo kaum hätte. Ärger mit der
Polizei,
über deren Willkür viele Homo- und Transsexuelle laut dem
Institut für
Sexualerziehung immer wieder klagen, hat Abraham nie gehabt. Gleichwohl
würde er es begrüssen, wenn er seinen Partner Elier heiraten
könnte.
Doch da werden sie noch ein wenig warten müssen, denn die
entsprechenden Gesetzesanträge hat Mariela Castro
zurückgezogen. Dafür
scheint es noch ein wenig zu früh zu sein im revolutionären
Kuba.
Knut Henkel