MEDIENSPIEGEL 22.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Antisexismus-Transpi im 20 Minuten
- Tour de Lorraine 2010: Interview
- Poledance Reitschule goes Hamburg
- Türstehende-Kontrolle
- RaBe-Info 22.1.10
- Soli-Demo für Samy N
- Anti-WEF-Demo Luzern: viel Gelabber um nichts
- Anti-WEF-Basel: Das andere Davos in BS
- Anti-WEF-Davos: Public Eye Award
- Rauchverbot ZH: Bauanleitung für illegale Bars
- Unsere Uni ZH: Ausgesperrt
- Berlin: Mit Feuer und Flamme gegen Gentrification
- Stieg Larsons Witwe kämpft um Mitsprache
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REITSCHULE
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Fr 22.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Konzert: Markus
Schori spielt
Sarod
20.30 Uhr - Kino - Belarus Fokus: 89 Millimeter -
Freiheit in der
letzten Diktatur Europas, Sebastian Heinzel. Deutschland 2005
20.30 Uhr - Tojo - "Popeye's godda blues" Ein Theater
Comix. 20 Jahre
Club 111
23.00 Uhr - Tojo - Wild Wild East: Shantel (D), D J
Residency
Sa 23.01.10
- Tour de
Lorraine "Alternativen säen"
11.00 Uhr - Frauenraum - Brunch anschliessend diverse
Workshops
"Alternativen säen".
14.00 Uhr - Grosse Halle - Interaktive Ausstellung mit
Performance "Of
all the people in all the world",
20:00 Uhr - Kino - "Au coeur de la proximité",
Nicole
Petitpierre, CH 2009, 39 min, F/d
20:30 Uhr - Frauenraum - "deR AbENd dEr gEsprOchEneN
WOrTe", Weiberslam
mit verschiedenen Slampoetinnen, Moderation: Mighty Meg
21:00 Uhr - Kino - "The Yes Men Fix the World",
(CH-Premiere), Andy
Bichlbaum und Mike Bonanno, USA 2009, 87 min, E/d
22.00 Uhr - Frauenraum - Sister's Funky Tongue Vol 7,
Freestyle-Improvisation zu bewegten Bildern, ab 23:30 Disko mit Agnetta
und Matilda
22.00 Uhr - Dachstock - Rock 'n Soul Rumble: The
Fonxionaires feat.
Miss Brandy Butler (Soul, Biel) & Theo's Fried Chicken Store
(Rockabilly) Host: MC Igee, DJ's Hans Friedensbruch vs. Käpt'n
Blaubär
22.00 Uhr - Tojo - Völlig losgelöst - the Real
Eighties mit
DJ-Kollektiv "Völlig losgelöst".
22.45 Uhr - Kino - "Strike Bike - eine Belegschaft wird
rebellisch",
Robert Pritzkow, Laines Rumpff und Jan Weiser, D 2008, 45 min
23.45 Uhr - Kino - "Superhelden", Janek Romero, D 2008,
65 min
01.00 Uhr - Kino - "Table Bed Chair", Robert Hack und
Jakob Proyer,
Ö 2007, 31 min, E/Hol/e
01.45 Uhr - Kino - Die längst fällige Tele G
Retrospektive!
Satirische Fernsehbeiträge von Guido Henseler
22.30 Uhr - SousLePont - Never BuilT Ruins (Punk; CH, D)
So 24.01.10 - 05.00 Uhr - SousLePont -
Katerfrühstück Surprise
Infos: http://www.reitschule.ch
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Bund 22.1.10
Kurzbesprechungen Club 111
Popeye schlägt sich durch
Pia Strickler Ane Hebeisen
Per Megafon wird der Star des Abends angekündigt:
Popeye,
der Seemann, der sogleich auf die Bühne stolpert, dicht gefolgt
von seiner mehr oder weniger heiss geliebten Freundin Olive Oil samt
zickiger Geschlechtsgenossin. Auch Popeyes grimmiger Gegenspieler
Brutus präsentiert sich dem Publikum. Die Rivalitäten sind
vorprogrammiert, der Theater-Comix kann starten. Der erste Auftritt hat
durstig gemacht und Olive gönnt sich in der Hafenkneipe ein
Bierchen. Genuss- und geräuschvoll trinkt sie den Gerstensaft, ein
ordentlicher Rülpser folgt. Doch die Gemütlichkeit dauert
nicht lange. Die weibliche Konkurrenz taucht auf und der Zickenalarm
geht auf höchster Stufe los. Mit Händen, Ellbogen und
Handtasche werden Nase, Hals und Rippen der Konkurrentin unsanft
bearbeitet. Der herbeigeeilte Popeye kann das Schlimmste verhindern und
wird postwendend Objekt intensiver Verführungsbemühungen
seitens beider weiblicher Wesen. Die Röcke werden kürzer, die
Busen wippen wilder, Popeyes Herz schlägt höher - bis ihm
Olive eine Ohrfeige verpasst.
Mit diesem fulminanten Einstieg schlägt der Club 111
die
erste Seite seines Theater-Comics "Popeye's Godda Blues" auf. In
brillanten Szenen werden die Zuschauenden durch das Leben des Seemanns
Popeye geführt und schliesslich auf eine abenteuerliche Seereise
mitgenommen, inklusive Besuch auf einer Menschenfresserinsel. Die
Mitglieder der vierköpfigen Bühnencrew wechseln dabei immer
wieder ihr Betätigungsfeld: Mal verleihen sie den Comic-Figuren
auf der Bühne mittels Gestik und Mimik einen Körper aus
Fleisch und Blut, mal sitzen sie mit eine Mikrofon am Bühnenrand
und untermalen das Geschehen mit einer herrlich komischen
Geräuschkulisse. Bestechend präzise ist das Zusammenspiel von
optischen und akustischen Mitteln. Überzeugend ist auch der
Bühnenauftritt von Beat-Man alias Beat Zeller, den für einmal
nicht singenden, sondern die Titelfigur spielenden Rock 'n'Roller.
Kurze Gitarren- und Song-Einlagen während und zwischen den Szenen
bilden den roten Faden auf Popeyes Reise durch alle Weltmeere
(Live-Musik: Simon Hari alias Senior Pepe).
Die Einrahmung des Comic-Strips könnte einfacher
nicht sein:
Mit einem Hellraumprojektor wird die jeweilige Szenerie auf eine
Leinwand projiziert (Ausstattung: Andi Becker/Renate Wünsch;
Regie/Live-Projektion: Meret Matter). In Sekundenschnelle wird die
Bühne zum Segelschiff, zur einsamen Insel oder zum Boxring. Denn
um an Geld zu kommen und damit den Ansprüchen seiner Olive gerecht
zu werden, fordert Popeye seinen Erzfeind Brutus heraus. Die
Fäuste fliegen, Blut fliesst, der Sieg fällt knapp aus - die
Szene ist ein köstliches Highlight des kurzweiligen Comic-Abends.
Weitere Vorstellung heute Freitag um 20.30 Uhr im Tojo der
Reitschule. Reservation: tojo@reitschule.ch.
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ANTI-SEXISMUS
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20 Minuten 22.1.10
Reitschule: Jahr des Antisexismus
BERN. Im Manifest der Reitschule steht der Grundsatz "kein
Sexismus, keine physischen oder sexuellen Übergriffe" für
einen respektvollen Umgang der Geschlechter.
"Leider bleibt es noch viel zu oft beim schönen
Vorsatz",
schreiben die Reitschule-Betreiber nun auf Indymedia.org - und rufen
das Jahr 2010 zum Jahr des Antisexismus aus. "Wir wollen etwas tun und
beginnen bei uns."
Den Anfang macht schon einmal ein riesiges Transparent.
http://www.20min.ch/news/bern/story/29161685
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TOUR DE LORRAINE
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Bund 22.1.10
Die Strategie hat sich geändert, die Kritik ist dieselbe
geblieben
Morgen findet in Bern die zehnte Ausgabe der Tour de
Lorraine
statt.
Simona Benovici
Es ist zu einer Tradition geworden: Seit zehn Jahren wird
im
Januar im Berner Lorrainequartier mit Musik, Workshops und Kinoprogramm
solidarisch gegen Globalisierung und Kapitalismus gefestet. Was als
Beizentour zur Finanzierung der Anti-WEF-Demonstrationen begonnen hat,
hat sich zu einem Weltsozialforum im Quartierformat gewandelt. Die
Kritik ist über all die Jahre die gleiche geblieben, geändert
hat sich einzig die Strategie der Veranstalter.
Präsentieren statt kritisieren
"Die Linke ist in einem Formtief", stellt David
Böhner fest.
Noch vor einigen Jahren seien viel mehr Leute aus Protest gegen das
World Economic Forum, dem "Symbol des Kapitalismus", auf die Strasse
gegangen, sagt der Mann der ersten Stunde. Als ehemaliges Mitglied der
Anti-WTO-Koordination organisierte Böhner zusammen mit Attac Bern
und der Kommission für Ökumene, Mission und
Entwicklungszusammenarbeit (OeMe) im Jahr 2000 die erste Tour de
Lorraine. Heute, zehn Jahre nach dem ersten Streich, habe der
Strassenprotest kaum mehr Anziehungskraft. "Am Anfang wollten wir gegen
das WEF und für die Protestbewegung mobilisieren", sagt
Böhner. Heute liege der Fokus etwas anders: "Dieses Jahr setzen
wir den Fokus nicht auf Kritik, sondern auf das, was wir erreicht
haben", sagt Katja Boller. Seit fünf Jahren engagiert sich die
Studentin der Sozialarbeit in der Organisation der Tour. "Mit dem
Fokuswechsel wollen wir zeigen, dass auch wir in den letzten Jahren
etwas erreicht haben", sagt die 33-Jährige.
Mit Workshops Alternativen säen
Nachdem sich die Tour de Lorraine in den vergangenen
Jahren
Themenschwerpunkten wie der "Finanzkrise", der "Pharmaindustrie" oder
der "Ernährungssouveränität" gewidmet hat, wollen die
Organisatoren auch heuer weniger mit spektakulären
Grosskundgebungen und militanten Aktionen als mit einem Slogan für
ihr Anliegen werben. Eine organisierte Anti-WEF-Demonstration findet
dieses Jahr in der Stadt Bern nicht statt. Vielmehr wollen die
Organisatoren mit Workshops unter dem Motto "Alternativen säen"
eine Ergänzung zu den Anti-WEF-Demonstrationen in Luzern und Basel
bieten. Vorgestellt werden Ideen selbstbestimmten Lohnerwerbs und
solche, die sich mittels Nachbarschaftshilfe und Tauschprojekte
jenseits des Geldsystems organisieren. Getreu dem Veranstaltungsnamen
finden in insgesamt 15 Lokalen dies- und jenseits der
Lorrainebrücke Konzerte statt. Von Ska über Elektro-Art-Pop
und Soul-Funk bis hin zu Punk ertönen im ehemaligen
Arbeiterquartier der Stadt verschiedenste Klänge. Wie in den
vergangenen Jahren rechnen die Organisatoren mit rund 3000 Besuchern.
"Die Tour war bis anhin recht erfolgreich", sagt Böhner. Über
die Jahre sei die Tour zu einem sicheren Wert im alternativen
Veranstaltungskalender geworden.
Mit dem Erlös, die die Tour de Lorraine abwirft,
werden seit
fünf Jahren Projekte unterstützt, die sich mit Themen wie
sozialer Gerechtigkeit, Umverteilung oder Chancengleichheit
auseinandersetzen. Mehrheitlich profitierten Projekte in der Region
Bern von einem finanziellen Zustupf, sagt Böhner. "Wir haben aber
auch schon Vorhaben in Paraguay und Kolumbien unterstützt." Wer
einen finaziellen Unterstützungsbeitrag erhält, entscheidet
der vor fünf Jahren gegründete Vorstand des Vereins Tour de
Lorraine. Ziel des Vereins ist es, die ursprüngliche Idee der Tour
de Lorraine weiterzuverfolgen, zu erweitern und transparenter zu
gestalten.
Gezähmter, aber kämpferisch
Obwohl über die Jahre die Strassenkämpfer
anscheinend
zahmer geworden sind und die Tour de Lorraine in ruhigere Bahnen
gelenkt wurde, geben sich die Organisatoren trotz Strategiewechsel
für die Zukunft nicht minder kämpferisch. "Die
Globalisierungskritik ist dieselbe geblieben", sagt Boller.
Grundsätzlich habe sich an ihrem Anliegen über all die Jahre
nichts geändert, sagt auch Böhner. Im Gegenteil. "Gerade in
den letzten Jahren wurde vielleicht noch deutlicher, dass es so nicht
weitergehen kann und der Wohlstand völlig ungerecht verteilt ist",
sagt der mit der Forderung nach Freiraum und Selbstbestimmung gross
gewordene Drucker mit Verweis auf die Finanzkrise und das
UBS-Rettungspaket. Er rechnet deshalb auch bei der zehnten Tour mit
viel Besucherzuspruch.
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20 Minuten 22.1.10
Tanzen für einen guten Zweck
Sa, 23.1., 20 Uhr, Tour de Lorraine, diverse Lokale.
DIVERSES. Feiern mit Sinn: Für 25 Fr. Eintritt bieten
zehn
Lokale im Vorfeld des Wef ein buntes Programm mit Kino, Konzerten und
Partys an. Mit dem Erlös unterstützt der Verein Tour de
Lorraine soziale, kulturelle und politische Projekte. Tickets: in der
Turnhalle, in der Reitschule und beim Quartierhof. http://www.tourdelorraine.ch
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POLEDANCE
http://www.poledance.ch
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20 Minuten 22.1.10
Der Stangentanz ist jetzt eine Meisterschaftsdisziplin
Bern. Die erotische Stangen-Akrobatik wird zum Wettkampf: Am 28.
Februar findet in Hamburg die erste Schweizermeisterschaft im Poledance
statt. Mit dabei ist auch die 25-jährige Baslerin Isabelle Boss,
die die sexy Posen seit zwei Jahren in der Reithalle Bern professionell
trainiert. "Poledance stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch
das Selbstbewusstsein", so Boss.
http://www.20min.ch/news/bern/story/12510483
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TÜRSTAND
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Berner Oberländer 22.1.10
Staatliche Kontrolle von privaten Sicherheitsfirmen
Damit Schlägertypen keine Türsteher werden
können
Bei Zwischenfällen in Clubs sind oft Türsteher
involviert. Sie haben heikle Jobs, sind aber in Bern staatlich noch
nicht kontrolliert. Im Kanton St.Gallen ist das anders: Das
Sicherheitspersonal wird von der Polizei geprüft.
Im Berner Club Mad Wallstreet wurden am 29.November 2009
frühmorgens Gäste geschlagen, mit Handschellen gefesselt, in
das nahe Bahnhofparking geschleppt und dort weiter unter massivem Druck
festgehalten. Mitarbeiter der Bahnpolizei, die wegen der Schreie
herbeieilten, mahnten die Türsteher des Clubs zur
Zurückhaltung. Die betroffenen jungen Männer wandten sich
darauf in einem Schreiben an diese Zeitung, in dem sie die
Begebenheiten aus ihrer Sicht schilderten.
Am 9.Januar 2010 ereignete sich wieder ein Zwischenfall im
Club.
Beide werden von der Kantonspolizei untersucht. Sollten sich die
Vorwürfe der Opfer erhärten, wäre das Vorgehen der
Security aber ganz klar nicht zu akzeptierende Übergriffe, wie
Rechtsanwalt Rolf Steinegger Anfang Dezember auf TeleBärn klar
stellte.
In Bern unbeaufsichtigt
Eine Nachfrage bei der Polizei ergab, dass die Branche von
der
Polizei nicht kontrolliert wird. "Das gehört nicht zu unseren
Aufgaben", sagt Sprecherin Rose-Marie Comte. In St.Gallen - und einigen
weiteren Kantonen - ist das anders. "Seit 2005 muss jeder Sicher-
heitsangestellte vor seinem ersten Arbeitstag eine Bewilligung von uns
haben", sagt Richard Senn. Er ist bei der Kantonspolizei St.Gallen als
Spezialist für Sicherheitsfirmen angestellt. "Sicherheitsleute
haben einen anspruchsvollen Job", sagt Senn, und dies bei nicht gerade
fürstlicher Entlöhnung.
Gerade weil sie in einem heiklen Bereich arbeiteten, sei
die
Kontrolle aber nötig. Ausschlag hätten "grosse Probleme in
Discos" gegeben. Türsteher hätten Leute geschlagen. Die
Politik sprang auf, und dann ging alles schnell. 2004 trat eine
Verordnung in Kraft, und Senn arbeitete eine Checkliste aus. Sie zeigt
verbindlich, wie vorzugehen ist, wenn privates Sicherheitspersonal
angestellt wird. Die Anträge prüft Senn.
Zentralstrafregister, Betreibungsregister, Ausbildungsnachweis und
anderes mehr werden beschafft. Das "Durchleuchten" sei mehr als eine
administrative Angelegenheit. Wer einen zweifelhaften Leumund hat,
fällt durch. "Das passiert immer wieder", so Senn. Mittlerweile
sind 2500 Security-Angestellte registriert, fein säuberlich
verlinkt mit ihren Arbeitgebern.
Pionierarbeit
Für die Qualitätssicherung brauche es aber mehr.
Wesentlich seien der Aufbau und die Anerkennung von Ausbildungen
gewesen und das Zulassen von Firmen. "Wir haben Pionierarbeit
geleistet", sagt Senn rückblickend. Mittlerweile kennen einige
Deutschschweizer und die Westschweizer Kantone solche Regelungen. Bern
noch nicht. Dies, obwohl bereits Ende Januar 2007 der Grosse Rat klipp
und klar - aber gegen den Widerstand der SVP - gefordert hat: Schluss
mit selbst ernannten Sheriffs. Für die Umsetzung des Vorstosses
hatte die Polizeidirektion zwei Jahre Zeit. Im Alltag hat sich jedoch
bis jetzt nichts geändert.
Bern zieht 2011 nach
Im Hintergrund hingegen seien die Vorbereitungen weit
gediehen,
sagt der bernische Justiz- und Polizeidirektor Hans-Jürg
Käser (FDP). Im Herbst wollen die Justizdirektoren eine
schweizerische Lösung absegnen. "Dem Konkordat über private
Sicherheitsdienstleistungen muss dann der Grosse Rat zustimmen",
erläutert Käser. Tut er dies und folgen weitere Kantone,
werde der Staatsvertrag zwischen den Kantonen voraussichtlich im
Verlaufe des Jahres 2011 in Kraft treten. Inhaltlich sei er mit der
St.Galler Lösung vergleichbar. "Weil Sicherheitsfirmen oft in
mehreren Kantonen tätig sind, macht aber eine schweizerische
Lösung mehr Sinn."
Im Kanton St.Gallen wird diese Meinung geteilt. "Das ist
eine
dringende Sache", sagt Richard Senn. Es sei problematisch, wenn einige
Kantone keine Kontrollen kennen würden. Seit St.Gallen
kontrolliere, sei die Zahl der Zwischenfälle gesunken. Die
gestiegene Qualität werde geschätzt. Sie verbessere nicht
zuletzt die Akzeptanz des Sicherheitspersonals, betont Senn.
Ob die überbordenden Türsteher des Clubs Mad
Wallstreet
zur Rechenschaft gezogen werden, ist noch offen. Die Polizei wollte mit
Verweis auf die laufende Untersuchung keine Stellung nehmen.
Christoph Aebischer
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RABE-INFO
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RaBe-Info 22. Januar 2010
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2010-01-22-56485.mp3
- Guantanamohäftlinge - Anwältin wirbt in der Schweiz
um die
Aufnahme zweier Uiguren
- Tour de Lorraine - die Anti-WEF Veranstaltung säht heuer
Alternativen http://www.tourdelorraine.ch
- Frühstück direkt an die Haustüre - ein
Schulprojekt
wird zur Firma http://breakfaster.ch
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SAMY N.
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Indymedia 22.1.10
Solidaritätsspaziergang für Samy N ::
AutorIn : samy
Enttäuschend wenig Leute (Ca.40 Personen) haben am
21.01.2010 am
Solidaritätsspaziergang für Samy N. teilgenommen.
Wir finden es erschreckend und traurig, dass trotz grosser
Mobilisierung im Internet und mit Flyern nicht mehr Menschen Zeit
fanden ihren Unmut gegen die Ausschaffung von Samy N. auf die Strasse
zu tragen.
Trotz verhältnismässig grossem Polizeiaufgebot
spazierte die
Gruppe mehr oder weniger ungehindert, friedlich und lautstark durch die
Innenstadt.
Dank Abendverkauf und Filmtagen konnte somit eine Vielzahl von
Personen
auf das harte Schicksal von Samy N. aufmerksam gemacht werden.
Ausschaffung ist Folter, Ausschaffung ist Mord ist nicht nur
eine
Parole sondern die traurige Realität.
Unserer Meinung nach reicht es nicht, seinen Unmut mit einen
Klick auf
Facebook Kund zu tun, sondern es muss das Bleiberecht immer wieder
Gemeinsam und mit allen Mitteln gefordert und erkämpft werden.
---
Solothurner Zeitung 22.1.10
Solidarität mit Samy N.
Gestern Abend wurde zu einem Solidaritätsspaziergang
zugunsten von Samy N. durch die Altstadt aufgerufen. Gut 20 junge
Personen vorwiegend aus der autonomen Szene demonstrierten auf dem
Kronenplatz unter Polizeibeobachtung gegen die Ausweisung. Am 28.
Dezember 2009 hatte seine Lebenspartnerin aus heiterem Himmel erfahren,
dass ihr Freund Samy N. am 19. Januar 2010 ausgeschafft werden soll.
Samy lebt seit sechs Jahren in der Schweiz. Nach Ansicht seines Umfelds
gilt Samy N. als politischer Flüchtling, der nicht in sein
Heimatland, die Republik Kongo, zurückkehren dürfe. (ww)
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ANTI-WEF LUZERN
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NLZ 22.1.10
Anti-WEF-Demo
Organisatoren haften nicht
nsc. Es sei eine "Quadratur des Kreises", allen Interessen
von
Ladeninhabern, Anwohnern und Demonstrationsveranstaltern gerecht zu
werden, sagt die städtische Sicherheitsdirektorin Ursula
Stämmer. Im Interview nimmt sie Stellung zur morgigen
Demonstration in Luzern, die sich gegen das Weltwirtschaftsforum in
Davos richtet. Sie betont, dass allfällige Sachschäden nicht
von den Demo-Organisatoren übernommen werden müssen.
Seite 21
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Anti-WEF-Demonstration
"Kein korrektes Vorgehen"
Interview von Noémie Schafroth
Es sei berechtigt, dass die Demo über die Seebrücke
führe, sagt die Sicherheitsdirektorin. Und sie erklärt, wieso
Schäden nicht an den Veranstaltern hängen bleiben.
Ursula Stämmer, wieso gibt die Stadt die Namen der
Anti-WEF-Demo-Organisatoren nicht preis? Hat die Stadt keine
Informationspflicht?
Ursula Stämmer*: Entscheidend ist, dass die
Bewilligungsbehörde die Identität der Gesuchsteller kennt.
Eine Informationspflicht besteht meiner Meinung nach nicht.
Muss die Demonstration ausgerechnet über die
Seebrücke
führen?
Stämmer: Die Seebrücke ist ein Teil der
ausgehandelten
Route. Sie wurde mit der Polizei besprochen und von ihr als richtig
befunden.
Aber muss die Kundgebungsroute mitten durch die Stadt
verlaufen?
Stämmer: Es ist Teil einer Demonstration, dass sie
gesehen
werden will. Das Bundesgericht sagt, dass diesem Bedürfnis nach
Publizität Rechnung getragen werden muss. Gleichzeitig müssen
die verschiedenen Interessen - Gesuchsteller, Detailhandel,
Anwohnerschaft - gegeneinander abgewogen werden. Es ist eine Quadratur
des Kreises. Ich bin mir bewusst, dass eine solche Situation nicht zur
Zufriedenheit aller gelöst werden kann.
Wurden auch andere Routen geprüft?
Stämmer: Ja, selbstverständlich. Die jetzt
geltende
Route wurde in Absprache mit dem kantonalen Sicherheitsdepartement und
auf Anraten der Luzerner Polizei festgelegt.
Warum findet die Kundgebung nicht erst ab 16 Uhr statt, um
den
Geschäftsinhabern entgegenzukommen?
Stämmer: Bereits bevor die Stadt das
Demonstrationsgesuch
bewilligt hat, wurde zur Demonstration ab 14 Uhr aufgerufen. Das ist
kein korrektes Vorgehen der Organisatoren. Aber unter diesen Vorzeichen
war eine Verschiebung keine Option mehr.
Hat man Kenntnis von weiteren Anti-WEF-Demonstrationen,
die
morgen in anderen Städten stattfinden?
Stämmer: Es gibt in Bern eine Kundgebung und eine
Woche
später in Basel.
Die Stadt hat den Organisatoren acht Auflagen erteilt,
damit die
Demonstration stattfinden kann. Dazu zählen das Bereithalten eines
Ordnungsdienstes und die Kostenübernahme für allfällige
Reinigungs- und Räumungsarbeiten. Auf welche gesetzliche Grundlage
stützen Sie sich dabei?
Stämmer: Die Auflagen stützen sich auf das
Reglement
über die Benützung des öffentlichen Grundes. Es ist
üblich, dass die Veranstalter einer Demonstration einen
Ordnungsdienst stellen, und wir haben damit bislang auch sehr gute
Erfahrungen gemacht. Das wird bei der Anti-WEF-Demo nicht anders sein.
Wegen der Kostenübernahme für allfällige
Reinigungsarbeiten: In der Bewilligung steht, dass der Veranstalter den
öffentlichen Grund zu reinigen hat. Erst wenn er das nicht oder
ungenügend tut, reinigt die Stadt und verrechnet die Kosten. Der
Veranstalter hat es also selber in der Hand, ob Kosten entstehen. Diese
Regelung gilt übrigens auch beim Luzerner Fest oder anderen
Veranstaltungen.
Ist es zulässig, eine Demonstration
möglicherweise
indirekt zu verhindern, weil die Organisatoren das Geld für die
Putzkosten nicht aufbringen können?
Stämmer: Wie gesagt: Die Organisatoren haben es
selbst in
der Hand, ob Kosten entstehen.
Wie sollen die Organisatoren ein Vermummungsverbot
durchsetzen,
wie es die städtischen Auflagen verlangen?
Stämmer: Sie haben vor Beginn des Abmarsches die
Teilnehmer
klar und unmissverständlich darauf aufmerksam zu machen, dass das
Vermummungsverbot für die ganze Veranstaltungsdauer gilt. Es ist
Sache der Polizei zu entscheiden, wie sie mit Personen umgeht, die sich
trotzdem vermummen.
Wenn es zu Sachschäden kommt, haften dann die
Organisatoren,
sofern die Verursacher nicht identifiziert werden können?
Stämmer: Es gelten die gesetzlichen Straf- und
Haftpflichtbestimmungen. Wenn nach einem FCL-Match ein Bus
beschädigt wird und der Verursacher nicht ausfindig gemacht werden
kann, dann bleibt der Schaden auch nicht am FCL hängen.
Hinweis: * Ursula Stämmer ist Direktorin für
Umwelt,
Verkehr und Sicherheit der Stadt Luzern.
Die Seebrücke wird laut Schätzungen der Polizei
morgen
zwischen 15 und 16 Uhr für 15 Minuten gesperrt.
--
Express:
Morgen wird in Luzern gegen das Weltwirtschafts- forum
demonstriert.
Auch in Bern und eine Woche später in Basel gibts
Kundgebungen.
---
Blick am Abend 21.1.10
Mit Streichholz ans Wef
Gewalt
Auf dem Anti-Wef-Demo-Plakat brennt Davos.
Für die FDP ist klar: Die Organisatoren der
Anti-Wef-Demo,
die am nächsten Samstag in Luzern stattfi ndet, rufen zu Gewalt
auf. "Das zeigt ihr Plakat, mit dem sie im Internet für die
Veranstaltung werben", teilen die Liberalen mit. Das Plakat trägt
die Aufschrift "Kapitalismus ab fackeln", zeigt zwei mit
Streichhölzern bewaffnete Figuren und ein Bild, auf dem Davos mit
Feuer und einer Rauch säule abgebildet ist. Die FDP verlangt
deshalb vom Stadtrat, der die Demo gestern bewilligte: Die
Behörden müssen die Organisatoren namentlich kennen. Und
sollte es zu Sachschäden kommen, müsse die Polizei die
Verantwortlichen identifi zieren, damit ihnen die Kosten verrechnet
werden können.
Genau dies werde die Polizei tun, sagte heute Daniel
Deicher von
der Sicherheitsdirektion der Stadt zu Blick am Abend: "Ganz klar -
illegale Handlungen werden strafrechtlich verfolgt." Der Stadt seien
auch mehrere Namen der Organisatoren der Demonstration bekannt. mm
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ANTI-WEF BASEL
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Work 22.1.10
Weltwirtschaftsforum
Das andere Davos in Basel
Die Plünderung wird am Weltwirtschaftsforum WEF in
Davos
geplant. Ende Januar treffen sich dort die Konzernchefs der Welt zum
jährlichen Kriegsrat. Sie haben gerade eine Monsterkrise
angerichtet. Darum werden sie 2010 sehr viel über "Werte"
plappern. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wurde nach Davos
befohlen, um einen neuen Kapitalismus zu fordern. Für die Kameras.
Darin hat er Übung. Denn 43 Prozent der Franzosen möchten den
Kapitalismus abschaffen, sagt eine Umfrage der BBC. So wie eine
Mehrheit in 27 Ländern die Zähmung des plündernden
Kapitals verlangt. In Wahrheit meint Sarkozy: Noch mehr Profit. Noch
mehr Zerstörung der Welt. Noch mehr Raub. Kein Wunder,
fürchten sich die "fetten Katzen im Schnee" (der Sänger
Bono). Um ihre Party zu schützen, wurden 5000 Schweizer Soldaten,
Geheimdienst, die Luftwafffe, Hundertschaften Polizei aufgeboten.
Workshops, Referate
Wer sich aber für die andere Welt interessiert, jene Welt,
die
immer mehr Menschen wollen, fährt nach Basel. Am anderen Davos
werden am 29. und 30. Januar die Konturen einer besseren Wirtschaft und
eine Antwort auf die Krise entworfen. Es geht um eine rabiate Absage an
den Kapitalismus. Und um die ganz konkrete Frage, wo und wie eine
bessere Ordnung gerade gebaut wird.
Was auffällt: Diesmal sind besonders viele
Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus aller Welt dabei. Denn in
den Betrieben, in benachteiligten Regionen wird längst die Zukunft
gebaut. Von unten. Wer's nicht glaubt, kann sich in 8 Workshops und 14
Referaten ein Bild machen.
Das andere Davos. 29./30. Januar in Basel. Mit Gianni
Frizzo
(Officine), Christin Hernandez (Gewerkschafterin, Los Angeles), Silvia
Lazarte (Ex-Präsidentin des Verfassungsrates von Kolumbien), Noam
Chomsky (Professor), Ueli Mäder (Buchautor) und viele anderen.
Kollegienhaus der Universität Basel, Petersplatz 1.
http://www.otherdavos.net
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ANTI-WEF DAVOS
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Work 22.1.10
Public Eye Award
Der Preis, den niemand will
Rechtzeitig zum Auftakt des Davoser Weltwirtschaftsforums
WEF
werden am Samstag, 27. Januar, in Davos die Public Eye Awards vergeben.
Seit letztem Jahr werden die Schmähpreise für die
übelsten Unternehmen des Jahres von der Erklärung von Bern
(EvB) und Greenpeace vergeben. Für die Preisverleihung konnten die
Organisatoren viel Prominenz gewinnen: Wirtschaftsnobelpreisträger
Joseph E. Stiglitz und der ehemalige deutsche Umweltminister
Jürgen Trittin halten Einführungsreferate. Während der
Verleihung treten der Satiriker Patrick Frey, der Rapper Greis und der
Musiker und Schauspieler Carlos Leal auf. Zu den bisherigen Kategorien
Global, Swiss und People's Award kommt dieses Jahr erstmals ein
Greenwash Award, "um der inflationär wachsenden Zahl an
Institutionen Rechnung zu tragen, die mittels sozialökologischer
Feigenblätter versuchen, das Image unbelehrbarer Konzerne
schönzufärben". Nominiert dafür ist unter anderen der
von WWF und Coop mitinitiierte "Runde Tisch für verantwortliches
Soja".
Liste der Nominierten unter http://www.publiceye.ch.
Bis zum 26. Januar noch Voting für den Publikumspreis.
Preisverleihung: Mittwoch, 27. Januar, 14 Uhr, Hotel Montana,
Bahnhofstr. 2, Davos Dorf.
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Indymedia 21.1.10
Anti-WEF Aktionswoche auch in Davos! Demo am Samstag! ::
AutorIn : reVOLUTION
reAKTION Improve the State of the World. Rethink, redesign,
rebuild."
Unter dem diesjährigen Motto des World Economic Forum (WEF)
präsentieren, referieren, diskutieren und demonstrieren auch die
Kritiker ihre Vorstellungen von einer nachhaltigen Globalisierung.
Wie jedes Jahr versprechen die Veranstalter in Davos die Welt zu
verbessern. Diesem Lockruf folgen selbsternannte Wirtschaftsexperten,
Politiker, Intellektuelle und sensationslustige Journalisten zum
diesjährigen WEF. Auch die Kritiker wollen die Welt neu gestalten
- aber nicht nur wie bis anhin lediglich in Form der finanziellen
Beteiligung an den Sicherheitskosten dieses Privatanlasses.
Von Mittwoch bis Sonntag werden in Davos also nicht nur
Champagner-Partys gefeiert, es werden auch verantwortungslose
Unternehmen geächtet, Systemalternativen diskutiert (u.a. mit
Cédric Wermuth, Martin Candinas), "die andere Welt" auf der
Leinwand präsentiert, den Verlierer im Spiel der Global Players
gedacht und Hilfe zur Selbsthilfe geboten.
Wie gewohnt wird natürlich auch in diesem Jahr wieder
demonstriert. Farbig und friedlich soll der Umzug von Davos Platz ins
Dorf führen. Unterwegs bilden verschiedene Redner Cédric
Wermuth (Präsident JUSO Schweiz), Aline Trede
(Vize-Präsidentin Grüne Schweiz), Jon Pult (Präsident SP
GR), Alec Gagneux (Initiative für natürliche
Wirtschaftsordnung, INWO) und Musiker den Rahmen für das bunte
Treiben.
Wild geht's auch im Davoser Nachtleben zu und her, wo auf
diversen
Konzerten zum Schallangriff aufs WEF geblasen wird.
Die Informations- und Aktionswoche wird von verschiedenen
Organisationen getragen: Erklärung von Bern, Greenpeace, Amnesty
International, Grüne Partei Davos, JUSO GR, Autonome Jugend Davos,
fairch.ch und das Wallhalla. Ziel der Organisationen ist es, dass jede
unabhängig von einander ihren Beitrag zur Informations- und
Aktionswoche leistet, um so eine umfassende und vielseitige Kritik am
WEF zu äussern
PROGRAMM
Mi 27.01
PUBLIC EYE AWARDS 14Uhr Montana Saal Menschen- und
umweltverachtende
Geschäftspraktiken haben Konsequenzen - für die davon
Betroffenen, aber auch für das Firmenimage. http://www.publiceye.ch
HILF DIR SELBST! - Referat 20Uhr Villa Vecchia Katalin Zoltany
(RO)
berichtet, wie durch gezielte Information & Stärkung des
Selbstvertrauenes die Gewalt gegen Frauen in Osteuropa bekämpft
wird. http://www.heks.ch
Do 28.01
WIRTSCHAFTSSYSTEM & ALTERNATIVEN - Podium 19Uhr
Evang.Kirchgemeindehaus Wie können wir aus der "schwersten
Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren" heraustreten? Einige Vertreter
der Finanzbranche wirtschaften wieder wie in der Vorkrisenzeit. Andere
versuchen aus den Fehlern zu lernen. Auf dem Podium diskutieren
Schweizer Jungpolitiker wie Cédric Wermuth (Juso) und Martin
Candinas (CVP) und Giancarlo Weingart (JFDP): "Wie weiter?" http://www.juso.ch
Fr. 29.01
EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH! - Film 19Uhr
Evang.Kirchgemeindehaus
Dokumentarfilm von Martin Kessler (DE) über das Weltsozialforum
2009 in Bélem und den Kampf der Indianer gegen
Riesenstaudämme im Amazonas-Urwald. http://www.neuewut.de
WEF PARTY - Konzert 20Uhr Walhalla Bar Ernstzunehmende
Konkurrenz
für die von Wirtschaftsverbänden gesponserten
Champagnerpartys: Kali & Smatyetix spielen im Club auf zum
Tanz. http://www.fullmoons.ch
Sa. 30.01.
WEF DEMO 14Uhr Postplatz --> Bhf Dorf Die Bewegung in
Bewegung. In
Form eines friedlichen und farbigen Umzugs wird Stellung bezogen
für eine nachhaltigere Wirtschaftspolitik. Es reden Cédric
Wermuth (Präsident JUSO Schweiz), Aline Trede
(Vize-Präsidentin Grüne Schweiz), Jon Pult (Präsident SP
GR), Alec Gagneux (Initiative für natürliche
Wirtschaftsordnung, INWO). http://www.gruene-davos.ch
DENK-MAL PROZESSION 18Uhr Bahnhof Dorf --> Hohe Promenade
Bereits
zum achten Mal führt Alec Gagneux die interkulturelle Prozession
zum Denkstein, um jenen zu gedenken, welche auf der Schattenseite der
Globalisierung stehen. http://www.fairch.ch
WEF KONZERT 20Uhr Box Davos Schallangriff aufs WEF: Die Mauern
von
Jericho haben den Posaunen auch nicht standgehalten. Krach machen Virus
Human (DE) & Loonataraxis (DE) http://www.punkrockcity.ch
So. 31.01
SCHLITTELPLAUSCH 15Uhr Schatzalp Gemeinsames Beschliessen der
Aktionswoche mit einem Inferno- Schlittenrennen runter von der
Schatzalp.
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RAUCHVERBOT
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Tagesanzeiger 22.1.10
Holt euch die Keller zurück!
Private Raucherclubs? Fumoirs? Alles Mumpitz! Die einzig
wahre
Massnahme gegen das Rauchverbot ist das Revival der illegalen Bar. Eine
retrospektive Würdigung - inklusive Bauanleitung.
Von Thomas Wyss
Zuerst eine Vorbemerkung: Es könnte sein, dass der
Schreibende nach der Veröffentlichung dieses Artikels wegen
"Anstiftung zum zivilen Ungehorsam" zu mehreren Monaten Knast
verurteilt wird. Er wollte nur mitteilen, dass das okay wäre (er
hat noch viel Überzeit, rein organisatorisch wäre es also
kein Problem) und dass man ihn bitte nicht zum Märtyrer
emporstilisieren soll; das wär ihm äusserst unangenehm. Danke.
Zur Zürcher Faktenlage. Es sieht aus wie auf einem
alten
Schlachtgemälde. Auf der einen Seite sehen wir einen Haufen
armseliger Raucher. Sie, die noch vor wenigen Dekaden als stilvolle
Genussmenschen galten, liegen schwer geschlagen im Staube und jammern
röchelnd von "Diktatur" und "gestohlener Freiheit". Auf der
anderen Seite stehen die strahlenden Nichtraucher. Sie, die lange Jahre
als "Chörnlipicker" und "Gesundheitsfanatiker" verhöhnt
wurden, haben - angeführt von Feldmarschall Otto Brändli, dem
gnadenlosen Präsidenten der Zürcher Lungenliga - den Sieg
errungen: Ab 1. Mai werden alle städtischen und kantonalen Bars,
Beizen, Chnellen, Clubs, Discos, Lounges, Restaurants und sonstigen
Vergnügungslokale rauchfrei sein.
Dass dieses Rauchverbot etliche Vorteile mit sich bringt,
können sogar viele Raucher erkennen. Da wären zuerst einmal
die gesundheitlichen Aspekte. Dass das Paffen - auch in passiver Form -
dem Körper schadet, ist unbestritten. Hinzu kommt, dass es doch
ziemlich unangenehm ist, wenn man beim Spaziergang schon bei der ersten
kleinen Steigung einen solch heftigen Keuchhustenanfall bekommt, dass
der vorbeihechelnde Hund vor lauter Schreck eine Panikattacke erleidet.
Ebenso offensichtlich sind die finanziellen Nachteile. Zigaretten und
Zigarren gehen immer mehr ins Geld. Wer ein Jahr lang die Kohle, die er
für Raucherwaren ausgibt, ins Sparschwein steckt, kann sich davon
problemlos ein "Amour fou"-Wochenende inklusive TGV-Fahrt, Hotel und
Spitzenweinen in Paris leisten. Und last but not least geht es auch um
die Hygiene. Verbringt man einen Abend in einer
rauchgeschwängerten Bar, miefen Haut und Klamotten danach
schlimmer als der Abfallcontainer im Hinterhof.
Ausgestellt wie Affen
Aber Raucher wären eben nicht Raucher, wenn sie sich
all
dieser Faktoren zum Trotz nicht doch ab und zu einen Glimmstängel
(Joint, Krummen Hund oder eine Niele etc.) gönnen wollen - und
zwar nicht daheim, sondern in der bierseligen oder prickelnden
Atmosphäre einer Schankstube oder Tanzhalle.
Der Ball liegt also bei den Zürcher Wirten und
Nachtclub-Besitzern. Einige wenige werden sich nach dem Vorbild ihrer
Berner Kollegen (siehe TA von gestern) in Renitenz üben und "auf
das Rauchverbot schei**en", wie sie es unzimperlich formulieren. Andere
werden ihre Bar unter strengen Gesetzesauflagen in einen privaten
Raucherclub ummodeln. Die meisten aber, die nicht auf die rauchende
Klientel verzichten wollen, werden ein Fumoir einbauen.
All das ist bekannt - aber macht es auch Sinn? Oder
wenigstens
Spass? Ist es funny, wenn man eine Memberkarte kaufen muss, nur um dann
im "Smoking Club" mit älteren Herren am Tresen zu hocken und sich
ihr Geschwätz über die Raucherromantik oder die Pleiten der
Schweizer Nati zwischen 1960 und 1975 anzuhören? Ist es lustig,
wenn man sich in der Stammbeiz/Lieblingsdisco bei jedem Nikotinbedarf
im künstlichen (Fumoir-)Käfig zum Affen machen muss? Die
Antwort ist immer dieselbe - nämlich ein verzweifeltes
"Neeeiiiinnn!".
Okay, easy. Aber was tun? Attention, hier kommt die (DIE!)
Lösung. Ganz im Sinn und Geist der Zürcher "Reclaim the
Streets!"-Bewegung, die vor Jahren versuchte, mit wilden Aktionen die
Kultur in den öffentlichen Raum zurückzuholen, propagieren
wir: "Reclaim the Cellars!" Holt euch die Keller zurück, liebe
Raucher! Lasst dort, im Underground, die verschwundene und schmerzlich
vermisste illegale Bar neu auferstehen!
Mit solchen Outlaw-Oasen reagierte die Jugend Ende der
80er- und
Anfang der 90er-Jahre auf Sperrstunden und das Tanzverbot an
Feiertagen. Mit dem Comeback des Phänomens kann man jetzt das
Rauchverbot torpedieren - die Polizei hat nämlich weder Lust noch
genügend Personal, um Nacht für Nacht nach Kellerbarrauchern
zu fahnden.
Zweierkisten für die Ewigkeit
Illegale Bars gab es vor allem in den Kreisen 2, 3, 4, 5
und 8.
Sie trugen Namen wie "Sonderbar", "Garasch", "Bargeld", "Zweierbar",
"Tanzbar" oder "Klinik" - und sie waren beste Nährböden
für Flirts oder Zweierkisten auf Lebzeiten. Weil manch
jüngerer Leser wohl noch nie in einer "Illegalen" war, vielleicht
aber demnächst eine eröffnen möchte, hier die
nötige Bauanleitung:
Der Raum. Ideal sind grosse, nicht unterteilte Keller mit
nahe
gelegener Waschküche (dort wird die Bar eingerichtet), welche vom
Treppenhaus ohne Umwege (Nachtruhe der Hausbewohner respektieren!)
erreicht werden können. Wichtig: Es braucht mindestens ein
Hinterhoffenster - ohne Frischluftzufuhr wird es sonst wegen des Rauchs
in kurzer Zeit unangenehm stickig.
Die Dekoration. Bei der Deko/Einrichtung sind der Fantasie
keine
Grenzen gesetzt: Flohmi-Schnickschnack, auf der Strasse gefundene
Sofas, unbrauchbare Weihnachtsgeschenke - erlaubt ist, was
gefällt. Tipp 1: Je stilvoller oder dekadenter das Interieur
gestaltet wird, desto grösser die Popularität der Bar. Tipp
2: Genügend Aschenbecher aufstellen, sonst wird es rasch siffig.
Die Bar. Ein simples und ausgewogenes Getränkeangebot
(drei
Biermarken, drei Longdrinks, ein "House-Special", Wasser, O-Saft, Cola)
ist empfehlenswert. Tipp 1: Zigi anbieten, das ist für Raucher ein
"USP". Tipp 2: Nüssli und selbst gebackene Brownies gegen das
"Foodflash" sind auch sehr beliebt.
Der DJ. Keinen "Big Name" buchen! Lieber einen
ausrangierten
Freak fragen, ob er Bock hat, für 100 Stutz seine Plattensammlung
durchzuspielen.
Die Promo. Flyer sind gefährlich, auch die Polizei
hat
inzwischen dazugelernt. Am geeignetsten ist deshalb nach wie vor eine
selektive Mundpropaganda. Tipp: Unverzichtbar sind die beim Hauseingang
platzierten Rechaud-Kerzen - und da es um illegale Raucherbars geht,
kann man ja noch ein paar Aschenbecher dazustellen.
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UNSERE UNI ZH
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NZZ 22.1.10
Kein Pavillon mehr für "Unsere Uni"
Universität schliesst Gebäude
fri. ⋅ Als die protestierenden Studenten von "Unsere Uni"
wie in
den letzten Wochen am Donnerstagmorgen sich im HIM-Pavillon der
Universität zum Diskutieren einfinden wollten, sind sie vor
verschlossenen Türen gestanden. In den frühen Morgenstunden
hatte die Universitätsleitung die Schlosszylinder auswechseln
lassen. Zu dem Zeitpunkt habe sich niemand in dem Gebäude
befunden, sagte Universitätssprecher Beat Müller. Weder die
Polizei noch ein Sicherheitsdienst seien eingesetzt worden. Die
Protestierenden verkündeten dagegen am Vormittag, dass "die Bullen
kommen", vermutlich um ihre Anhänger zu mobilisieren. Dem Aufruf,
sich auf der Polyterrasse zu versammeln, folgten etwa zwei Dutzend
Personen.
Hintergrund der Schliessung war der Entscheid, den Protest
weiterzuführen (NZZ 21. 1. 10). Die Universität hatte den
Pavillon bis am 15. Januar zur Verfügung gestellt, damit die
Studenten dort einen Forderungskatalog ausarbeiten konnten. Die Frist
sei mehrmals mitgeteilt worden, sagte Müller zu gegenteiligen
Aussagen von "Unsere Uni". Nachdem der Forderungskatalog eingetroffen
ist, will die Universität den Pavillon wieder für den
Lehrbetrieb nutzen. In einem Communiqué betont die
Universität, für einen weiteren Dialog müsse sich
"Unsere Uni" wie andere Studentenorganisationen als Verein
organisieren. Was "Unsere Uni" jetzt unternehmen will, darüber
will die Gruppe am Freitag debattieren.
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GENTRIFICATION
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Bund 22.1.10
Klassenkampf mit Brandbeschleuniger
Linksextreme Aktivisten fackeln in Berlin Nacht für
Nacht
Autos ab. Damit wollen die Zündler die Aufwertung ganzer
Stadtviertel verhindern.
David Nauer, Berlin
Ein Stück Brandbeschleuniger auf den Pneu,
anzünden -
davonrennen. Über 200 Mal haben im vergangenen Jahr in Berlin
Autos gebrannt. Meist waren es teure Wagen, die in Flammen aufgingen.
Meist vermutet die Polizei eine "politische Tatmotivation".
Entsprechend blank liegen die Nerven. "Wir dürfen den roten Terror
nicht zulassen", tobt Frank Henkel, Chef der Berliner CDU. Innensenator
Ehrhart Körting (SPD) betitelt die Autoanzünder als "rot
lackierte Faschisten" - und die "Bild" fragt: "Versinkt unsere
Hauptstadt in Anarchie?"
Ein Donnerstagmittag im Kreuzberg-Quartier. Hier darf
Berlin noch
etwas schmuddelig sein. Die Häuser sind Graffiti-verschmiert,
beklebt mit Plakaten. Beamte in Zivil führen gerade einen Dealer
ab. Kreuzberg: Das ist Multikulti und Laisser-faire, Döner Kebab
und Revoluzzertum.
"Gezielte Regelverletzungen"
Im Backhaus Simitdchi knabbert Florian Schmidt*, 26, wilde
Locken, an einem türkischen Gebäck. Der Geschichtsstudent ist
Sprecher der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin. Im
Gegensatz zu vielen anderen Aktivisten aus der linksautonomen Szene
versteckt er sich nicht - er redet gerne. Nur seinen Namen will er
nicht in der Zeitung lesen. Eine Vorsichtsmassnahme, schliesslich hat
ihn der Verfassungsschutz im Visier.
Autos anzünden? "Dazu habe ich ein gespaltenes
Verhältnis", sagt Schmidt. Er selber arbeite nur legal,
organisiere Demos, texte Flugblätter. Schliesslich sei es
schwierig, mit einer Brandaktion "die Richtigen" zu treffen. "In einer
spätkapitalistischen Gesellschaft kann die
Klassenzugehörigkeit nicht mehr anhand des Autos ermittelt
werden", lehrt der linke Aktivist. Mit anderen Worten: Zündete man
in den Achtzigerjahren einen Mercedes an, traf man bestimmt einen
"reichen Spiesser". Inzwischen kann ein teurer Schlitten auch einem
"türkischen Asylbewerber" gehören.
Dennoch, glaubt Schmidt, ist das Anzünden von Autos
nicht
einfach sinnlos. "Es handelt sich um eine geeignete Methode, um auf
soziale Missstände aufmerksam zu machen." In der Tradition der
Linken habe es immer wieder "exemplarische Aktionen" gegeben, "gezielte
Regelverletzungen". Die Strategie sei erfolgreich. "Seit in Berlin
Autos brennen, gibt es eine Debatte über Gentrifizierung", so
Schmidt.
Die Gentrifizierung, die Aufwertung ganzer Stadtviertel:
Viele
Städte der Welt haben sie erlebt, Berlin ganz besonders in den
vergangenen zwanzig Jahren. Nach dem Fall der Mauer steckten die
Investoren ihr Geld zunächst in den Prenzlauer Berg, ein ehemals
ostdeutsches Arbeiterquartier. Sie haben es herausgeputzt und die
langjährigen Anwohner vertrieben. Auch im benachbarten
Friedrichshain steigen die Mieten. Nun, so befürchten viele,
könnte sich das Kapital auch noch über Kreuzberg hermachen.
Schon tauchen die ersten Boutiquen auf,
Delikatessen-Geschäfte und teure Restaurants. Viele Häuser
werden saniert. Ein schleichender Prozess, einer, den man kaum
aufhalten kann. Manche versuchen es trotzdem. Mit Gewalt.
So wie an der Reichenberger Strasse. Friedlich wirkt das
Wohnquartier an diesem Nachmittag. Alt-Berliner Mietskasernen, etwas
schäbig, aber mit Charme, breite Strassen, kaum Verkehr. Ein
Handwerker belädt seinen kleinen Lastwagen, einer mit
Kapuzenpullover führt seinen Hund aus. An einer Ecke steht ein
moderner Block, um nicht zu sagen: ein Klotz. Carloft heisst die
Überbauung für Superreiche. Besonderer Gag: Die Bewohner
können mit ihren Karossen bis in die Wohnung fahren. Das Auto
wird, so die Idee, dann sicher nicht abgefackelt.
Chronist der Brandstifter
Nur: Carloft hat es schwer in Kreuzberg. Der Klotz steht
halb
leer; der Eigentümer soll schon viel Geld verloren haben. Niemand
will hier wohnen - wegen permanenter Angriffe durch Autonome.
Farbbeutel, eingeschlagene Scheiben, Pöbeleien. Sichtbar auch
jetzt: Im Erdgeschoss hat jemand alle Fenster mit einem schweren
Gegenstand zertrümmert. "Bonzen sind hier unerwünscht - das
ist die Botschaft", heisst es aus der autonomen Szene.
Uwe Frers, 42, findet solche Sprüche absolut
inakzeptabel.
"Die können doch nicht diktieren, wer in Kreuzberg wohnen darf",
enerviert sich der Berliner Internetunternehmer. Frers, schwarzer
Pullover, Dreitagebart, ist so etwas wie der Chronist der linken
Brandstiftungen in Berlin.
Auf seiner Website http://www.brennende-autos.de
rapportiert er täglich, wo es gebrannt hat. Eine Karte zeigt die
Geografie des Feuers: Nicht in den noblen Vororten im Westen, wo die
meisten Mercedes- und Porsche-Besitzer wohnen, sind die Brandstifter
unterwegs. Es brennt vor allem in Kreuzberg und in umliegenden
Bezirken. Auslöser für das Projekt war ein, wie Frers sagt,
"trauriges Ereignis". Vor drei Jahren spazierte er in der Mittagspause
durchs Quartier. Am Ufer des Landwehrkanals: zwei ausgebrannte Autos,
ein ausgebrannter Roller. Es stank nach verbranntem Gummi. "Ich war
entsetzt", so Frers.
Ein Praktikant seiner Firma durchforstete daraufhin das
Polizeiarchiv, eine Website war schnell programmiert. Seither bildet
Brennende-autos.de die Lage ab. Wie an einer Front.
510 Brandanschläge haben Frers und seine Kollegen
schon
gezählt. Am häufigsten brennen Mercedes (113), VWs (67) und
BMWs (55). Einen richtigen Feuersturm gab es zwischen Weihnachten und
Neujahr. Seit Silvester blieb es verhältnismässig ruhig. Ein
Zufall, wie Frers glaubt. Oder: eine Folge des kalten Wetters. Berlin
und mit ihm sämtliche parkierten Autos liegen unter einer dicken
Schneeschicht.
Kulinarische Versöhnung
Das Klima der Unsicherheit bleibt ohnehin - auch wenn es
einmal
ein paar Tage lang nicht brennt. Eigentlich absurd, wie Unternehmer
Frers erläutert. Berlin zeichne sich gerade dadurch aus, dass es
eine tolerante Metropole sei. "Aber gerade die, die davon am meisten
profitieren, kämpfen dagegen." Frers jedenfalls würde einem
Porsche-Fahrer nicht mehr empfehlen, sein Auto in Kreuzberg
abzustellen. Auch ein allfälliger Wohnungskauf will gut
überlegt sein. "Wer hier kauft, kauft Ärger", steht schwarz
auf einer Fassade im Quartier. Unweit davon hat jemand die Forderung
hingekritzelt: "Immobilienhaie zu Fischstäbchen".
Besorgt zeigt sich inzwischen der Verfassungsschutz. Im
November
veröffentlichte er erstmals eine Studie zum Thema "Linke Gewalt in
Berlin". Auf dem Titelbild sieht man zwei Feuerwehrleute, die ein
brennendes Auto einschäumen. Tenor der Studie: Berlin sei
besonders stark von linker Gewalt betroffen, Tendenz steigend. 835
Delikte haben die Verfassungsschützer gezählt in den
vergangenen Jahren, darunter Brandanschläge auf staatliche
Einrichtungen, demolierte Autos, Gewalt gegen Polizisten. Als Reaktion
soll die linke Szene künftig stärker überwacht werden.
Innensenator Körting fordert zudem ein Umdenken in der
Gesellschaft. Es gebe einen Konsens, dass rechte politische Gewalt
nicht hinzunehmen sei, so der Innensenator. "Jetzt gilt es, einen
ähnlich demokratischen Konsens auch in der Ausgrenzung links
motivierter Gewalttäter zu erzielen."
Freilich gibt es auch Hoffnung: Eine Versöhnung
zwischen dem
kapitalistischen Erzfeind und den linken Aktivisten ist möglich.
Sie geht durch den Magen. So geschehen bei der McDonald's-Filiale in
Kreuzberg. Als der Fast-Food-Konzern seine erste Niederlassung im
Quartier plante, gab es wütenden Widerstand. Anwohner
organisierten Protest-Picknicks mit Gurkenstäbchen und
Vollkornbrot. Noch während der Bauphase flogen Steine und
Farbbeutel. Ein Arbeiter wurde bedroht. McDonald's liess sich nicht
einschüchtern und brät seine Hamburger seit gut zwei Jahren
auch in Kreuzberg. Die einst so ungeliebte Filiale gilt inzwischen als
eine der bestbesuchten der ganzen Stadt.
* Name geändert.
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STIEG LARSON
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Basler Zeitung 22.1.10
Stieg Larssons Witwe kämpft ums ideelle Erbe
Eva Gabrielsson fordert Mitsprache bei der
künstlerischen
Verwertung der "Millennium"-Trilogie
Hannes Gamillscheg, Kopenhagen
Eva Gabrielsson lebte 30 Jahre mit dem Autor der
Bestseller-Trilogie um die ein bisschen autistische Computer-Hackerin
Lisbeth Salander zusammen - jedoch unverheiratet. Dieser Umstand
rächte sich nach dem Tod von Stieg Larsson.
Wäre sie Lisbeth Salander, die Heldin aus Stieg
Larssons
Krimi-Trilogie, hätte sie längst die Konten von dessen Vater
und Bruder gehackt und sich die Millionen geholt, die ihr zustehen. Den
angeblichen Freunden ihres verstorbenen Lebenspartners, die jetzt
seinen Nachruhm bekleckern, hätte sie ihre Verachtung auf die
Brust tätowiert. Aber Eva Gabrielsson ist nicht Larssons cooles
Fantasieprodukt, sondern die Frau, die mehr als 30 Jahre lang an seiner
Seite lebte. Deshalb muss die 56-jährige Architektin zivilere
Ausdrucksformen für ihren Zorn finden: Klagen, Anwälte, eine
im Entstehen begriffene Selbstbiografie über "Die Jahre nach
Stieg". Und ein Theaterprojekt, in dem sie erstmals Einfluss bekommt
auf das Werk ihres Mannes.
Ende dieses Jahres soll im Kopenhagener Norrebro-Theater
die
Weltpremiere von "Männer, die Frauen hassen" stattfinden. Das ist
der Originaltitel des ersten Bandes der Millennium-Trilogie, der in der
deutschsprachigen Fassung zu "Verblendung" wurde. Und während sie
bei der Verfilmung des Bestsellers ausgeklammert blieb, haben die
Dänen sie für die Theaterfassung als Beraterin angeworben.
Schliesslich war sie die Frau, an der Larsson seine Ideen erprobte, die
ihm Details aus Milieus lieferte, die sie besser kannte als er, und die
wusste, was ihm wichtig war. "In einen Film kann man viel hineinpacken,
im Theater muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren", sagt sie
und will dafür sorgen, dass der Frauenaspekt nicht von
Thrillereffekten überlagert wird.
Arbeitsjunkie
Denn Stieg Larsson bekannte sich als Feminist, schon als sich
die
beiden bei einem Treffen der Vietnam-Bewegung in seiner Heimatstadt
Umea erstmals trafen. Da waren sie 18. Seither waren sie zusammen, von
kurzen Unterbrechungen abgesehen, wenn Eva auszog, weil Stieg zu viel
arbeitete. "Aber nach ein paar Wochen bin ich stets
zurückgekehrt", sagt sie. Bis der Arbeitsjunkie und Kettenraucher
vor fünf Jahren einen Herzinfarkt erlitt, während Eva ein
Projekt für nachhaltiges Bauen in Falun betreute und, obwohl sie
sofort den nächsten Zug nach Hause nahm, erst ins Krankenhaus kam,
als er schon tot war.
Das raubte ihr nicht nur den Mann ihres Lebens, sondern
auch
alles, wovon sie gemeinsam geträumt hatten. Die Trilogie war noch
nicht erschienen, aber vom Verlag angenommen, und auf der Frankfurter
Buchmesse hatte auch das Ausland grosses Interesse für die neuen
Schweden-Krimis bekundet. "Wir wussten, dass sie um nichts schlechter
waren als andere Bestseller", sagt Gabrielsson. Dank dem Geld
dafür wollten sie es künftig ruhiger angehen: nur noch
halbtags arbeiten, eine "Schreiberhütte" in den Schären
bauen, mit zwei Sofas, damit sie nicht mehr streiten müssten, wer
auf der Küchenliege die Beine strecken durfte. Die Skizzen hatte
Eva fertig, mit der Baufirma schon verhandelt. Wenn etwas übrig
blieb, wollten sie ihnen wichtige Projekte fördern.
Auf der Todesliste
Doch dann war alles vorbei, und auf Gabrielsson wartete ein
Kampf, "von
dem ich nicht glaubte, dass er möglich war", wie sie in einem
Interview sagte. Nichts bekam sie von den weit über zehn Millionen
Euro, die Larssons Bücher und deren Verfilmung bisher eingebracht
haben. Selbst um die gemeinsame 53 Quadratmeter grosse Wohnung musste
sie kämpfen. Offiziell gehörte sie ihm. Offiziell waren die
beiden kein Paar. Er wollte sie schützen, weil er durch seine
Arbeit für das von ihm gegründete antirassistische Magazin
"Expo" auf der Todesliste von Rechtsextremisten stand, und das waren
keine leeren Drohungen. Ehe Neonazis 1999 den Gewerkschafter Björn
Söderberg erschossen, hatten sie sich dessen Passfoto und Adresse
bei der Polizei beschafft, und auch Stieg Larssons Daten hatten sie
sich geben lassen.
So hatten Stieg und seine Lebenspartnerin nie geheiratet,
und als
er starb, ohne ein Testament zu hinterlassen, ging das ganze Erbe an
seinen Vater und seinen Bruder, mit denen er in den letzten Jahren kaum
Kontakt gehabt hatte: die Tantiemen, das Urheberrecht, die Wohnung, die
ihr die Larssons dann gnädig überliessen. Nach
fünfjährigem Erbstreit boten sie Gabrielsson eine einmalige
Abfindung über zwei Millionen Euro an. Sie lehnte ab. Sie will
ihren "gerechten Anteil" an einem ständig wachsenden
Vermögen. Rein rechtlich hat sie nichts zu holen, doch Jura sei
nicht immer moralisch, meint sie. "Niemand zwingt Leute zu erben. Man
kann auch eigene Beschlüsse fassen."
Zornige Frau
Es geht ihr nicht nur um das Geld, sondern auch darum, was
andere jetzt
aus dem Nachlass machen. "Stiegs und mein Leben ist grosses Business
geworden", sagt sie, doch sie selbst steht aussen vor. "Ich will nicht
mit Leuten zusammenarbeiten, die mit seinem Namen Geld verdienen
möchten." Nicht bitter sei sie, sagt sie, "aber zornig", und
diesen Zorn hat zuletzt der Autor Kurdo Baksi zu spüren bekommen,
dessen Buch "Mein Freund Stieg Larsson" sie "Verleumdung" nennt, weil
es Larsson als mittelmässigen Journalisten und
überempfindlichen Gernegross darstellt, der parteiisch schrieb und
sich selbst interviewte.
Eva Gabrielsson sieht sich als Hüterin des Rufs ihres
Geliebten und will nicht zulassen, dass er ausgebeutet wird. Darum will
sie auch vermeiden, dass ein anderer den vierten Band der Krimiserie
fertigschreibt, der weitere Millionen einbringen würde. 200 Seiten
liegen in einem Computer, von dem nur sie weiss, wo er ist.
Millennium-Trilogie
Erfolgreich
Von der Millennium-Trilogie des 2004 verstorbenen Schweden Stieg
Larsson mit den deutschen Titeln "Verblendung", "Verdammnis",
"Vergebung" sind bisher allein in der Heimat des Autors 3,5 Millionen
und weltweit in bisher 41 Ländern 20 Millionen Exemplare verkauft
worden. Die Bücher und deren Verfilmung haben umgerechnet
schätzungsweise 20 Millionen Franken eingebracht, noch ehe sie auf
dem US-Markt erschienen sind. H.G.