MEDIENSPIEGEL 22.1.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Antisexismus-Transpi im 20 Minuten
- Tour de Lorraine 2010: Interview
- Poledance Reitschule goes Hamburg
- Türstehende-Kontrolle
- RaBe-Info 22.1.10
- Soli-Demo für Samy N
- Anti-WEF-Demo Luzern: viel Gelabber um nichts
- Anti-WEF-Basel: Das andere Davos in BS
- Anti-WEF-Davos: Public Eye Award
- Rauchverbot ZH: Bauanleitung für illegale Bars
- Unsere Uni ZH: Ausgesperrt
- Berlin: Mit Feuer und Flamme gegen Gentrification
- Stieg Larsons Witwe kämpft um Mitsprache

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REITSCHULE
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Fr 22.01.10
20.00 Uhr - Grosse Halle - INDIENFORUM: Konzert: Markus Schori spielt Sarod
20.30 Uhr - Kino - Belarus Fokus: 89 Millimeter - Freiheit in der letzten Diktatur Europas, Sebastian Heinzel. Deutschland 2005
20.30 Uhr - Tojo - "Popeye's godda blues" Ein Theater Comix. 20 Jahre Club 111
23.00 Uhr - Tojo - Wild Wild East: Shantel (D), D J Residency

Sa 23.01.10 -  Tour de Lorraine "Alternativen säen"
11.00 Uhr - Frauenraum - Brunch anschliessend diverse Workshops "Alternativen säen".
14.00 Uhr - Grosse Halle - Interaktive Ausstellung mit Performance "Of all the people in all the world",
20:00 Uhr - Kino - "Au coeur de la proximité", Nicole Petitpierre, CH 2009, 39 min, F/d
20:30 Uhr - Frauenraum - "deR AbENd dEr gEsprOchEneN WOrTe", Weiberslam mit verschiedenen Slampoetinnen, Moderation: Mighty Meg
21:00 Uhr - Kino - "The Yes Men Fix the World", (CH-Premiere), Andy Bichlbaum und Mike Bonanno, USA 2009, 87 min, E/d
22.00 Uhr - Frauenraum - Sister's Funky Tongue Vol 7, Freestyle-Improvisation zu bewegten Bildern, ab 23:30 Disko mit Agnetta und Matilda
22.00 Uhr - Dachstock - Rock 'n Soul Rumble: The Fonxionaires feat. Miss Brandy Butler (Soul, Biel) & Theo's Fried Chicken Store (Rockabilly) Host: MC Igee, DJ's Hans Friedensbruch vs. Käpt'n Blaubär
22.00 Uhr - Tojo - Völlig losgelöst - the Real Eighties mit DJ-Kollektiv "Völlig losgelöst".
22.45 Uhr - Kino - "Strike Bike - eine Belegschaft wird rebellisch", Robert Pritzkow, Laines Rumpff und Jan Weiser, D 2008, 45 min
23.45 Uhr - Kino - "Superhelden", Janek Romero, D 2008, 65 min
01.00 Uhr - Kino - "Table Bed Chair", Robert Hack und Jakob Proyer, Ö 2007, 31 min, E/Hol/e
01.45 Uhr - Kino - Die längst fällige Tele G Retrospektive! Satirische Fernsehbeiträge von Guido Henseler
22.30 Uhr - SousLePont - Never BuilT Ruins (Punk; CH, D)
So 24.01.10 - 05.00 Uhr - SousLePont - Katerfrühstück Surprise

Infos: http://www.reitschule.ch

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Bund 22.1.10

Kurzbesprechungen Club 111

Popeye schlägt sich durch

Pia Strickler Ane Hebeisen

 Per Megafon wird der Star des Abends angekündigt: Popeye, der Seemann, der sogleich auf die Bühne stolpert, dicht gefolgt von seiner mehr oder weniger heiss geliebten Freundin Olive Oil samt zickiger Geschlechtsgenossin. Auch Popeyes grimmiger Gegenspieler Brutus präsentiert sich dem Publikum. Die Rivalitäten sind vorprogrammiert, der Theater-Comix kann starten. Der erste Auftritt hat durstig gemacht und Olive gönnt sich in der Hafenkneipe ein Bierchen. Genuss- und geräuschvoll trinkt sie den Gerstensaft, ein ordentlicher Rülpser folgt. Doch die Gemütlichkeit dauert nicht lange. Die weibliche Konkurrenz taucht auf und der Zickenalarm geht auf höchster Stufe los. Mit Händen, Ellbogen und Handtasche werden Nase, Hals und Rippen der Konkurrentin unsanft bearbeitet. Der herbeigeeilte Popeye kann das Schlimmste verhindern und wird postwendend Objekt intensiver Verführungsbemühungen seitens beider weiblicher Wesen. Die Röcke werden kürzer, die Busen wippen wilder, Popeyes Herz schlägt höher - bis ihm Olive eine Ohrfeige verpasst.

 Mit diesem fulminanten Einstieg schlägt der Club 111 die erste Seite seines Theater-Comics "Popeye's Godda Blues" auf. In brillanten Szenen werden die Zuschauenden durch das Leben des Seemanns Popeye geführt und schliesslich auf eine abenteuerliche Seereise mitgenommen, inklusive Besuch auf einer Menschenfresserinsel. Die Mitglieder der vierköpfigen Bühnencrew wechseln dabei immer wieder ihr Betätigungsfeld: Mal verleihen sie den Comic-Figuren auf der Bühne mittels Gestik und Mimik einen Körper aus Fleisch und Blut, mal sitzen sie mit eine Mikrofon am Bühnenrand und untermalen das Geschehen mit einer herrlich komischen Geräuschkulisse. Bestechend präzise ist das Zusammenspiel von optischen und akustischen Mitteln. Überzeugend ist auch der Bühnenauftritt von Beat-Man alias Beat Zeller, den für einmal nicht singenden, sondern die Titelfigur spielenden Rock 'n'Roller. Kurze Gitarren- und Song-Einlagen während und zwischen den Szenen bilden den roten Faden auf Popeyes Reise durch alle Weltmeere (Live-Musik: Simon Hari alias Senior Pepe).

 Die Einrahmung des Comic-Strips könnte einfacher nicht sein: Mit einem Hellraumprojektor wird die jeweilige Szenerie auf eine Leinwand projiziert (Ausstattung: Andi Becker/Renate Wünsch; Regie/Live-Projektion: Meret Matter). In Sekundenschnelle wird die Bühne zum Segelschiff, zur einsamen Insel oder zum Boxring. Denn um an Geld zu kommen und damit den Ansprüchen seiner Olive gerecht zu werden, fordert Popeye seinen Erzfeind Brutus heraus. Die Fäuste fliegen, Blut fliesst, der Sieg fällt knapp aus - die Szene ist ein köstliches Highlight des kurzweiligen Comic-Abends.

 Weitere Vorstellung heute Freitag um 20.30 Uhr im Tojo der Reitschule. Reservation: tojo@reitschule.ch.

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ANTI-SEXISMUS
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20 Minuten 22.1.10

Reitschule: Jahr des Antisexismus

 BERN. Im Manifest der Reitschule steht der Grundsatz "kein Sexismus, keine physischen oder sexuellen Übergriffe" für einen respektvollen Umgang der Geschlechter.

 "Leider bleibt es noch viel zu oft beim schönen Vorsatz", schreiben die Reitschule-Betreiber nun auf Indymedia.org - und rufen das Jahr 2010 zum Jahr des Antisexismus aus. "Wir wollen etwas tun und beginnen bei uns."

 Den Anfang macht schon einmal ein riesiges Transparent.
http://www.20min.ch/news/bern/story/29161685

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TOUR DE LORRAINE
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Bund 22.1.10

Die Strategie hat sich geändert, die Kritik ist dieselbe geblieben

 Morgen findet in Bern die zehnte Ausgabe der Tour de Lorraine statt.

 Simona Benovici

 Es ist zu einer Tradition geworden: Seit zehn Jahren wird im Januar im Berner Lorrainequartier mit Musik, Workshops und Kinoprogramm solidarisch gegen Globalisierung und Kapitalismus gefestet. Was als Beizentour zur Finanzierung der Anti-WEF-Demonstrationen begonnen hat, hat sich zu einem Weltsozialforum im Quartierformat gewandelt. Die Kritik ist über all die Jahre die gleiche geblieben, geändert hat sich einzig die Strategie der Veranstalter.

 Präsentieren statt kritisieren

 "Die Linke ist in einem Formtief", stellt David Böhner fest. Noch vor einigen Jahren seien viel mehr Leute aus Protest gegen das World Economic Forum, dem "Symbol des Kapitalismus", auf die Strasse gegangen, sagt der Mann der ersten Stunde. Als ehemaliges Mitglied der Anti-WTO-Koordination organisierte Böhner zusammen mit Attac Bern und der Kommission für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeMe) im Jahr 2000 die erste Tour de Lorraine. Heute, zehn Jahre nach dem ersten Streich, habe der Strassenprotest kaum mehr Anziehungskraft. "Am Anfang wollten wir gegen das WEF und für die Protestbewegung mobilisieren", sagt Böhner. Heute liege der Fokus etwas anders: "Dieses Jahr setzen wir den Fokus nicht auf Kritik, sondern auf das, was wir erreicht haben", sagt Katja Boller. Seit fünf Jahren engagiert sich die Studentin der Sozialarbeit in der Organisation der Tour. "Mit dem Fokuswechsel wollen wir zeigen, dass auch wir in den letzten Jahren etwas erreicht haben", sagt die 33-Jährige.

 Mit Workshops Alternativen säen

 Nachdem sich die Tour de Lorraine in den vergangenen Jahren Themenschwerpunkten wie der "Finanzkrise", der "Pharmaindustrie" oder der "Ernährungssouveränität" gewidmet hat, wollen die Organisatoren auch heuer weniger mit spektakulären Grosskundgebungen und militanten Aktionen als mit einem Slogan für ihr Anliegen werben. Eine organisierte Anti-WEF-Demonstration findet dieses Jahr in der Stadt Bern nicht statt. Vielmehr wollen die Organisatoren mit Workshops unter dem Motto "Alternativen säen" eine Ergänzung zu den Anti-WEF-Demonstrationen in Luzern und Basel bieten. Vorgestellt werden Ideen selbstbestimmten Lohnerwerbs und solche, die sich mittels Nachbarschaftshilfe und Tauschprojekte jenseits des Geldsystems organisieren. Getreu dem Veranstaltungsnamen finden in insgesamt 15 Lokalen dies- und jenseits der Lorrainebrücke Konzerte statt. Von Ska über Elektro-Art-Pop und Soul-Funk bis hin zu Punk ertönen im ehemaligen Arbeiterquartier der Stadt verschiedenste Klänge. Wie in den vergangenen Jahren rechnen die Organisatoren mit rund 3000 Besuchern. "Die Tour war bis anhin recht erfolgreich", sagt Böhner. Über die Jahre sei die Tour zu einem sicheren Wert im alternativen Veranstaltungskalender geworden.

 Mit dem Erlös, die die Tour de Lorraine abwirft, werden seit fünf Jahren Projekte unterstützt, die sich mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Umverteilung oder Chancengleichheit auseinandersetzen. Mehrheitlich profitierten Projekte in der Region Bern von einem finanziellen Zustupf, sagt Böhner. "Wir haben aber auch schon Vorhaben in Paraguay und Kolumbien unterstützt." Wer einen finaziellen Unterstützungsbeitrag erhält, entscheidet der vor fünf Jahren gegründete Vorstand des Vereins Tour de Lorraine. Ziel des Vereins ist es, die ursprüngliche Idee der Tour de Lorraine weiterzuverfolgen, zu erweitern und transparenter zu gestalten.

 Gezähmter, aber kämpferisch

 Obwohl über die Jahre die Strassenkämpfer anscheinend zahmer geworden sind und die Tour de Lorraine in ruhigere Bahnen gelenkt wurde, geben sich die Organisatoren trotz Strategiewechsel für die Zukunft nicht minder kämpferisch. "Die Globalisierungskritik ist dieselbe geblieben", sagt Boller. Grundsätzlich habe sich an ihrem Anliegen über all die Jahre nichts geändert, sagt auch Böhner. Im Gegenteil. "Gerade in den letzten Jahren wurde vielleicht noch deutlicher, dass es so nicht weitergehen kann und der Wohlstand völlig ungerecht verteilt ist", sagt der mit der Forderung nach Freiraum und Selbstbestimmung gross gewordene Drucker mit Verweis auf die Finanzkrise und das UBS-Rettungspaket. Er rechnet deshalb auch bei der zehnten Tour mit viel Besucherzuspruch.

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20 Minuten 22.1.10

Tanzen für einen guten Zweck

 Sa, 23.1., 20 Uhr, Tour de Lorraine, diverse Lokale.

 DIVERSES. Feiern mit Sinn: Für 25 Fr. Eintritt bieten zehn Lokale im Vorfeld des Wef ein buntes Programm mit Kino, Konzerten und Partys an. Mit dem Erlös unterstützt der Verein Tour de Lorraine soziale, kulturelle und politische Projekte. Tickets: in der Turnhalle, in der Reitschule und beim Quartierhof. http://www.tourdelorraine.ch

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POLEDANCE
http://www.poledance.ch
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20 Minuten 22.1.10

Der Stangentanz ist jetzt eine Meisterschaftsdisziplin

Bern. Die erotische Stangen-Akrobatik wird zum Wettkampf: Am 28. Februar findet in Hamburg die erste Schweizermeisterschaft im Poledance statt. Mit dabei ist auch die 25-jährige Baslerin Isabelle Boss, die die sexy Posen seit zwei Jahren in der Reithalle Bern professionell trainiert. "Poledance stärkt nicht nur die Muskeln, sondern auch das Selbstbewusstsein", so Boss.
http://www.20min.ch/news/bern/story/12510483

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TÜRSTAND
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Berner Oberländer 22.1.10

Staatliche Kontrolle von privaten Sicherheitsfirmen

 Damit Schlägertypen keine Türsteher werden können

 Bei Zwischenfällen in Clubs sind oft Türsteher involviert. Sie haben heikle Jobs, sind aber in Bern staatlich noch nicht kontrolliert. Im Kanton St.Gallen ist das anders: Das Sicherheitspersonal wird von der Polizei geprüft.

 Im Berner Club Mad Wallstreet wurden am 29.November 2009 frühmorgens Gäste geschlagen, mit Handschellen gefesselt, in das nahe Bahnhofparking geschleppt und dort weiter unter massivem Druck festgehalten. Mitarbeiter der Bahnpolizei, die wegen der Schreie herbeieilten, mahnten die Türsteher des Clubs zur Zurückhaltung. Die betroffenen jungen Männer wandten sich darauf in einem Schreiben an diese Zeitung, in dem sie die Begebenheiten aus ihrer Sicht schilderten.

 Am 9.Januar 2010 ereignete sich wieder ein Zwischenfall im Club. Beide werden von der Kantonspolizei untersucht. Sollten sich die Vorwürfe der Opfer erhärten, wäre das Vorgehen der Security aber ganz klar nicht zu akzeptierende Übergriffe, wie Rechtsanwalt Rolf Steinegger Anfang Dezember auf TeleBärn klar stellte.

 In Bern unbeaufsichtigt

 Eine Nachfrage bei der Polizei ergab, dass die Branche von der Polizei nicht kontrolliert wird. "Das gehört nicht zu unseren Aufgaben", sagt Sprecherin Rose-Marie Comte. In St.Gallen - und einigen weiteren Kantonen - ist das anders. "Seit 2005 muss jeder Sicher- heitsangestellte vor seinem ersten Arbeitstag eine Bewilligung von uns haben", sagt Richard Senn. Er ist bei der Kantonspolizei St.Gallen als Spezialist für Sicherheitsfirmen angestellt. "Sicherheitsleute haben einen anspruchsvollen Job", sagt Senn, und dies bei nicht gerade fürstlicher Entlöhnung.

 Gerade weil sie in einem heiklen Bereich arbeiteten, sei die Kontrolle aber nötig. Ausschlag hätten "grosse Probleme in Discos" gegeben. Türsteher hätten Leute geschlagen. Die Politik sprang auf, und dann ging alles schnell. 2004 trat eine Verordnung in Kraft, und Senn arbeitete eine Checkliste aus. Sie zeigt verbindlich, wie vorzugehen ist, wenn privates Sicherheitspersonal angestellt wird. Die Anträge prüft Senn. Zentralstrafregister, Betreibungsregister, Ausbildungsnachweis und anderes mehr werden beschafft. Das "Durchleuchten" sei mehr als eine administrative Angelegenheit. Wer einen zweifelhaften Leumund hat, fällt durch. "Das passiert immer wieder", so Senn. Mittlerweile sind 2500 Security-Angestellte registriert, fein säuberlich verlinkt mit ihren Arbeitgebern.

 Pionierarbeit

 Für die Qualitätssicherung brauche es aber mehr. Wesentlich seien der Aufbau und die Anerkennung von Ausbildungen gewesen und das Zulassen von Firmen. "Wir haben Pionierarbeit geleistet", sagt Senn rückblickend. Mittlerweile kennen einige Deutschschweizer und die Westschweizer Kantone solche Regelungen. Bern noch nicht. Dies, obwohl bereits Ende Januar 2007 der Grosse Rat klipp und klar - aber gegen den Widerstand der SVP - gefordert hat: Schluss mit selbst ernannten Sheriffs. Für die Umsetzung des Vorstosses hatte die Polizeidirektion zwei Jahre Zeit. Im Alltag hat sich jedoch bis jetzt nichts geändert.

 Bern zieht 2011 nach

 Im Hintergrund hingegen seien die Vorbereitungen weit gediehen, sagt der bernische Justiz- und Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP). Im Herbst wollen die Justizdirektoren eine schweizerische Lösung absegnen. "Dem Konkordat über private Sicherheitsdienstleistungen muss dann der Grosse Rat zustimmen", erläutert Käser. Tut er dies und folgen weitere Kantone, werde der Staatsvertrag zwischen den Kantonen voraussichtlich im Verlaufe des Jahres 2011 in Kraft treten. Inhaltlich sei er mit der St.Galler Lösung vergleichbar. "Weil Sicherheitsfirmen oft in mehreren Kantonen tätig sind, macht aber eine schweizerische Lösung mehr Sinn."

 Im Kanton St.Gallen wird diese Meinung geteilt. "Das ist eine dringende Sache", sagt Richard Senn. Es sei problematisch, wenn einige Kantone keine Kontrollen kennen würden. Seit St.Gallen kontrolliere, sei die Zahl der Zwischenfälle gesunken. Die gestiegene Qualität werde geschätzt. Sie verbessere nicht zuletzt die Akzeptanz des Sicherheitspersonals, betont Senn.

 Ob die überbordenden Türsteher des Clubs Mad Wallstreet zur Rechenschaft gezogen werden, ist noch offen. Die Polizei wollte mit Verweis auf die laufende Untersuchung keine Stellung nehmen.

 Christoph Aebischer

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RABE-INFO
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RaBe-Info 22. Januar 2010
http://www.rabe.ch/pod/get.php?web=RaBe-Info-2010-01-22-56485.mp3
- Guantanamohäftlinge - Anwältin wirbt in der Schweiz um die Aufnahme zweier Uiguren
- Tour de Lorraine - die Anti-WEF Veranstaltung säht heuer Alternativen http://www.tourdelorraine.ch
- Frühstück direkt an die Haustüre - ein Schulprojekt wird zur Firma http://breakfaster.ch

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SAMY N.
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Indymedia 22.1.10

Solidaritätsspaziergang für Samy N ::

AutorIn : samy         

Enttäuschend wenig Leute (Ca.40 Personen) haben am 21.01.2010 am Solidaritätsspaziergang für Samy N. teilgenommen.     

Wir finden es erschreckend und traurig, dass trotz grosser Mobilisierung im Internet und mit Flyern nicht mehr Menschen Zeit fanden ihren Unmut gegen die Ausschaffung von Samy N. auf die Strasse zu tragen.
Trotz verhältnismässig grossem Polizeiaufgebot spazierte die Gruppe mehr oder weniger ungehindert, friedlich und lautstark durch die Innenstadt.
Dank Abendverkauf und Filmtagen konnte somit eine Vielzahl von Personen auf das harte Schicksal von Samy N. aufmerksam gemacht werden.

Ausschaffung ist Folter, Ausschaffung ist Mord ist nicht nur eine Parole sondern die traurige Realität.
Unserer Meinung nach reicht es nicht, seinen Unmut mit einen Klick auf Facebook Kund zu tun, sondern es muss das Bleiberecht immer wieder Gemeinsam und mit allen Mitteln gefordert und erkämpft werden.

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Solothurner Zeitung 22.1.10

Solidarität mit Samy N.

 Gestern Abend wurde zu einem Solidaritätsspaziergang zugunsten von Samy N. durch die Altstadt aufgerufen. Gut 20 junge Personen vorwiegend aus der autonomen Szene demonstrierten auf dem Kronenplatz unter Polizeibeobachtung gegen die Ausweisung. Am 28. Dezember 2009 hatte seine Lebenspartnerin aus heiterem Himmel erfahren, dass ihr Freund Samy N. am 19. Januar 2010 ausgeschafft werden soll. Samy lebt seit sechs Jahren in der Schweiz. Nach Ansicht seines Umfelds gilt Samy N. als politischer Flüchtling, der nicht in sein Heimatland, die Republik Kongo, zurückkehren dürfe. (ww)

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ANTI-WEF LUZERN
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NLZ 22.1.10

Anti-WEF-Demo

 Organisatoren haften nicht

 nsc. Es sei eine "Quadratur des Kreises", allen Interessen von Ladeninhabern, Anwohnern und Demonstrationsveranstaltern gerecht zu werden, sagt die städtische Sicherheitsdirektorin Ursula Stämmer. Im Interview nimmt sie Stellung zur morgigen Demonstration in Luzern, die sich gegen das Weltwirtschaftsforum in Davos richtet. Sie betont, dass allfällige Sachschäden nicht von den Demo-Organisatoren übernommen werden müssen.

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Anti-WEF-Demonstration

 "Kein korrektes Vorgehen"

Interview von Noémie Schafroth

Es sei berechtigt, dass die Demo über die Seebrücke führe, sagt die Sicherheitsdirektorin. Und sie erklärt, wieso Schäden nicht an den Veranstaltern hängen bleiben.

 Ursula Stämmer, wieso gibt die Stadt die Namen der Anti-WEF-Demo-Organisatoren nicht preis? Hat die Stadt keine Informationspflicht?

 Ursula Stämmer*: Entscheidend ist, dass die Bewilligungsbehörde die Identität der Gesuchsteller kennt. Eine Informationspflicht besteht meiner Meinung nach nicht.

 Muss die Demonstration ausgerechnet über die Seebrücke führen?

 Stämmer: Die Seebrücke ist ein Teil der ausgehandelten Route. Sie wurde mit der Polizei besprochen und von ihr als richtig befunden.

 Aber muss die Kundgebungsroute mitten durch die Stadt verlaufen?

 Stämmer: Es ist Teil einer Demonstration, dass sie gesehen werden will. Das Bundesgericht sagt, dass diesem Bedürfnis nach Publizität Rechnung getragen werden muss. Gleichzeitig müssen die verschiedenen Interessen - Gesuchsteller, Detailhandel, Anwohnerschaft - gegeneinander abgewogen werden. Es ist eine Quadratur des Kreises. Ich bin mir bewusst, dass eine solche Situation nicht zur Zufriedenheit aller gelöst werden kann.

 Wurden auch andere Routen geprüft?

 Stämmer: Ja, selbstverständlich. Die jetzt geltende Route wurde in Absprache mit dem kantonalen Sicherheitsdepartement und auf Anraten der Luzerner Polizei festgelegt.

 Warum findet die Kundgebung nicht erst ab 16 Uhr statt, um den Geschäftsinhabern entgegenzukommen?

 Stämmer: Bereits bevor die Stadt das Demonstrationsgesuch bewilligt hat, wurde zur Demonstration ab 14 Uhr aufgerufen. Das ist kein korrektes Vorgehen der Organisatoren. Aber unter diesen Vorzeichen war eine Verschiebung keine Option mehr.

 Hat man Kenntnis von weiteren Anti-WEF-Demonstrationen, die morgen in anderen Städten stattfinden?

 Stämmer: Es gibt in Bern eine Kundgebung und eine Woche später in Basel.

 Die Stadt hat den Organisatoren acht Auflagen erteilt, damit die Demonstration stattfinden kann. Dazu zählen das Bereithalten eines Ordnungsdienstes und die Kostenübernahme für allfällige Reinigungs- und Räumungsarbeiten. Auf welche gesetzliche Grundlage stützen Sie sich dabei?

 Stämmer: Die Auflagen stützen sich auf das Reglement über die Benützung des öffentlichen Grundes. Es ist üblich, dass die Veranstalter einer Demonstration einen Ordnungsdienst stellen, und wir haben damit bislang auch sehr gute Erfahrungen gemacht. Das wird bei der Anti-WEF-Demo nicht anders sein.

 Wegen der Kostenübernahme für allfällige Reinigungsarbeiten: In der Bewilligung steht, dass der Veranstalter den öffentlichen Grund zu reinigen hat. Erst wenn er das nicht oder ungenügend tut, reinigt die Stadt und verrechnet die Kosten. Der Veranstalter hat es also selber in der Hand, ob Kosten entstehen. Diese Regelung gilt übrigens auch beim Luzerner Fest oder anderen Veranstaltungen.

 Ist es zulässig, eine Demonstration möglicherweise indirekt zu verhindern, weil die Organisatoren das Geld für die Putzkosten nicht aufbringen können?

 Stämmer: Wie gesagt: Die Organisatoren haben es selbst in der Hand, ob Kosten entstehen.

 Wie sollen die Organisatoren ein Vermummungsverbot durchsetzen, wie es die städtischen Auflagen verlangen?

 Stämmer: Sie haben vor Beginn des Abmarsches die Teilnehmer klar und unmissverständlich darauf aufmerksam zu machen, dass das Vermummungsverbot für die ganze Veranstaltungsdauer gilt. Es ist Sache der Polizei zu entscheiden, wie sie mit Personen umgeht, die sich trotzdem vermummen.

 Wenn es zu Sachschäden kommt, haften dann die Organisatoren, sofern die Verursacher nicht identifiziert werden können?

 Stämmer: Es gelten die gesetzlichen Straf- und Haftpflichtbestimmungen. Wenn nach einem FCL-Match ein Bus beschädigt wird und der Verursacher nicht ausfindig gemacht werden kann, dann bleibt der Schaden auch nicht am FCL hängen.

 Hinweis: * Ursula Stämmer ist Direktorin für Umwelt, Verkehr und Sicherheit der Stadt Luzern.

 Die Seebrücke wird laut Schätzungen der Polizei morgen zwischen 15 und 16 Uhr für 15 Minuten gesperrt.

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 Express:

 Morgen wird in Luzern gegen das Weltwirtschafts- forum demonstriert.

 Auch in Bern und eine Woche später in Basel gibts Kundgebungen.

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Blick am Abend 21.1.10

Mit Streichholz ans Wef

Gewalt

 Auf dem Anti-Wef-Demo-Plakat brennt Davos.

 Für die FDP ist klar: Die Organisatoren der Anti-Wef-Demo, die am nächsten Samstag in Luzern stattfi ndet, rufen zu Gewalt auf. "Das zeigt ihr Plakat, mit dem sie im Internet für die Veranstaltung werben", teilen die Liberalen mit. Das Plakat trägt die Aufschrift "Kapitalismus ab fackeln", zeigt zwei mit Streichhölzern bewaffnete Figuren und ein Bild, auf dem Davos mit Feuer und einer Rauch säule abgebildet ist. Die FDP verlangt deshalb vom Stadtrat, der die Demo gestern bewilligte: Die Behörden müssen die Organisatoren namentlich kennen. Und sollte es zu Sachschäden kommen, müsse die Polizei die Verantwortlichen identifi zieren, damit ihnen die Kosten verrechnet werden können.

 Genau dies werde die Polizei tun, sagte heute Daniel Deicher von der Sicherheitsdirektion der Stadt zu Blick am Abend: "Ganz klar - illegale Handlungen werden strafrechtlich verfolgt." Der Stadt seien auch mehrere Namen der Organisatoren der Demonstration bekannt. mm

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ANTI-WEF BASEL
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Work 22.1.10

Weltwirtschaftsforum

 Das andere Davos in Basel

 Die Plünderung wird am Weltwirtschaftsforum WEF in Davos geplant. Ende Januar treffen sich dort die Konzernchefs der Welt zum jährlichen Kriegsrat. Sie haben gerade eine Monsterkrise angerichtet. Darum werden sie 2010 sehr viel über "Werte" plappern. Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wurde nach Davos befohlen, um einen neuen Kapitalismus zu fordern. Für die Kameras. Darin hat er Übung. Denn 43 Prozent der Franzosen möchten den Kapitalismus abschaffen, sagt eine Umfrage der BBC. So wie eine Mehrheit in 27 Ländern die Zähmung des plündernden Kapitals verlangt. In Wahrheit meint Sarkozy: Noch mehr Profit. Noch mehr Zerstörung der Welt. Noch mehr Raub. Kein Wunder, fürchten sich die "fetten Katzen im Schnee" (der Sänger Bono). Um ihre Party zu schützen, wurden 5000 Schweizer Soldaten, Geheimdienst, die Luftwafffe, Hundertschaften Polizei aufgeboten.

 Workshops, Referate

Wer sich aber für die andere Welt interessiert, jene Welt, die immer mehr Menschen wollen, fährt nach Basel. Am anderen Davos werden am 29. und 30. Januar die Konturen einer besseren Wirtschaft und eine Antwort auf die Krise entworfen. Es geht um eine rabiate Absage an den Kapitalismus. Und um die ganz konkrete Frage, wo und wie eine bessere Ordnung gerade gebaut wird.

 Was auffällt: Diesmal sind besonders viele Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter aus aller Welt dabei. Denn in den Betrieben, in benachteiligten Regionen wird längst die Zukunft gebaut. Von unten. Wer's nicht glaubt, kann sich in 8 Workshops und 14 Referaten ein Bild machen.

 Das andere Davos. 29./30. Januar in Basel. Mit Gianni Frizzo (Officine), Christin Hernandez (Gewerkschafterin, Los Angeles), Silvia Lazarte (Ex-Präsidentin des Verfassungsrates von Kolumbien), Noam Chomsky (Professor), Ueli Mäder (Buchautor) und viele anderen. Kollegienhaus der Universität Basel, Petersplatz 1.
http://www.otherdavos.net

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ANTI-WEF DAVOS
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Work 22.1.10

Public Eye Award

 Der Preis, den niemand will

 Rechtzeitig zum Auftakt des Davoser Weltwirtschaftsforums WEF werden am Samstag, 27. Januar, in Davos die Public Eye Awards vergeben. Seit letztem Jahr werden die Schmähpreise für die übelsten Unternehmen des Jahres von der Erklärung von Bern (EvB) und Greenpeace vergeben. Für die Preisverleihung konnten die Organisatoren viel Prominenz gewinnen: Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph E. Stiglitz und der ehemalige deutsche Umweltminister Jürgen Trittin halten Einführungsreferate. Während der Verleihung treten der Satiriker Patrick Frey, der Rapper Greis und der Musiker und Schauspieler Carlos Leal auf. Zu den bisherigen Kategorien Global, Swiss und People's Award kommt dieses Jahr erstmals ein Greenwash Award, "um der inflationär wachsenden Zahl an Institutionen Rechnung zu tragen, die mittels sozialökologischer Feigenblätter versuchen, das Image unbelehrbarer Konzerne schönzufärben". Nominiert dafür ist unter anderen der von WWF und Coop mitinitiierte "Runde Tisch für verantwortliches Soja".

 Liste der Nominierten unter http://www.publiceye.ch. Bis zum 26. Januar noch Voting für den Publikumspreis. Preisverleihung: Mittwoch, 27. Januar, 14 Uhr, Hotel Montana, Bahnhofstr. 2, Davos Dorf.

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Indymedia 21.1.10

Anti-WEF Aktionswoche auch in Davos! Demo am Samstag! ::

AutorIn : reVOLUTION         

reAKTION Improve the State of the World. Rethink, redesign, rebuild." Unter dem diesjährigen Motto des World Economic Forum (WEF) präsentieren, referieren, diskutieren und demonstrieren auch die Kritiker ihre Vorstellungen von einer nachhaltigen Globalisierung.     

Wie jedes Jahr versprechen die Veranstalter in Davos die Welt zu verbessern. Diesem Lockruf folgen selbsternannte Wirtschaftsexperten, Politiker, Intellektuelle und sensationslustige Journalisten zum diesjährigen WEF. Auch die Kritiker wollen die Welt neu gestalten - aber nicht nur wie bis anhin lediglich in Form der finanziellen Beteiligung an den Sicherheitskosten dieses Privatanlasses.
Von Mittwoch bis Sonntag werden in Davos also nicht nur Champagner-Partys gefeiert, es werden auch verantwortungslose Unternehmen geächtet, Systemalternativen diskutiert (u.a. mit Cédric Wermuth, Martin Candinas), "die andere Welt" auf der Leinwand präsentiert, den Verlierer im Spiel der Global Players gedacht und Hilfe zur Selbsthilfe geboten.
Wie gewohnt wird natürlich auch in diesem Jahr wieder demonstriert. Farbig und friedlich soll der Umzug von Davos Platz ins Dorf führen. Unterwegs bilden verschiedene Redner Cédric Wermuth (Präsident JUSO Schweiz), Aline Trede (Vize-Präsidentin Grüne Schweiz), Jon Pult (Präsident SP GR), Alec Gagneux (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung, INWO) und Musiker den Rahmen für das bunte Treiben.
Wild geht's auch im Davoser Nachtleben zu und her, wo auf diversen Konzerten zum Schallangriff aufs WEF geblasen wird.
Die Informations- und Aktionswoche wird von verschiedenen Organisationen getragen: Erklärung von Bern, Greenpeace, Amnesty International, Grüne Partei Davos, JUSO GR, Autonome Jugend Davos, fairch.ch und das Wallhalla. Ziel der Organisationen ist es, dass jede unabhängig von einander ihren Beitrag zur Informations- und Aktionswoche leistet, um so eine umfassende und vielseitige Kritik am WEF zu äussern


PROGRAMM
Mi 27.01
PUBLIC EYE AWARDS 14Uhr Montana Saal Menschen- und umweltverachtende Geschäftspraktiken haben Konsequenzen - für die davon Betroffenen, aber auch für das Firmenimage.  http://www.publiceye.ch
HILF DIR SELBST! - Referat 20Uhr Villa Vecchia Katalin Zoltany (RO) berichtet, wie durch gezielte Information & Stärkung des Selbstvertrauenes die Gewalt gegen Frauen in Osteuropa bekämpft wird.  http://www.heks.ch

Do 28.01
WIRTSCHAFTSSYSTEM & ALTERNATIVEN - Podium 19Uhr Evang.Kirchgemeindehaus Wie können wir aus der "schwersten Wirtschaftskrise seit den 30er Jahren" heraustreten? Einige Vertreter der Finanzbranche wirtschaften wieder wie in der Vorkrisenzeit. Andere versuchen aus den Fehlern zu lernen. Auf dem Podium diskutieren Schweizer Jungpolitiker wie Cédric Wermuth (Juso) und Martin Candinas (CVP) und Giancarlo Weingart (JFDP): "Wie weiter?"  http://www.juso.ch

Fr. 29.01
EINE ANDERE WELT IST MÖGLICH! - Film 19Uhr Evang.Kirchgemeindehaus Dokumentarfilm von Martin Kessler (DE) über das Weltsozialforum 2009 in Bélem und den Kampf der Indianer gegen Riesenstaudämme im Amazonas-Urwald.  http://www.neuewut.de
WEF PARTY - Konzert 20Uhr Walhalla Bar Ernstzunehmende Konkurrenz für die von Wirtschaftsverbänden gesponserten Champagnerpartys: Kali & Smatyetix spielen im Club auf zum Tanz.  http://www.fullmoons.ch

Sa. 30.01.
WEF DEMO 14Uhr Postplatz --> Bhf Dorf Die Bewegung in Bewegung. In Form eines friedlichen und farbigen Umzugs wird Stellung bezogen für eine nachhaltigere Wirtschaftspolitik. Es reden Cédric Wermuth (Präsident JUSO Schweiz), Aline Trede (Vize-Präsidentin Grüne Schweiz), Jon Pult (Präsident SP GR), Alec Gagneux (Initiative für natürliche Wirtschaftsordnung, INWO).  http://www.gruene-davos.ch
DENK-MAL PROZESSION 18Uhr Bahnhof Dorf --> Hohe Promenade Bereits zum achten Mal führt Alec Gagneux die interkulturelle Prozession zum Denkstein, um jenen zu gedenken, welche auf der Schattenseite der Globalisierung stehen.  http://www.fairch.ch
WEF KONZERT 20Uhr Box Davos Schallangriff aufs WEF: Die Mauern von Jericho haben den Posaunen auch nicht standgehalten. Krach machen Virus Human (DE) & Loonataraxis (DE)  http://www.punkrockcity.ch

So. 31.01
SCHLITTELPLAUSCH 15Uhr Schatzalp Gemeinsames Beschliessen der Aktionswoche mit einem Inferno- Schlittenrennen runter von der Schatzalp.

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RAUCHVERBOT
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Tagesanzeiger 22.1.10

Holt euch die Keller zurück!

 Private Raucherclubs? Fumoirs? Alles Mumpitz! Die einzig wahre Massnahme gegen das Rauchverbot ist das Revival der illegalen Bar. Eine retrospektive Würdigung - inklusive Bauanleitung.

 Von Thomas Wyss

 Zuerst eine Vorbemerkung: Es könnte sein, dass der Schreibende nach der Veröffentlichung dieses Artikels wegen "Anstiftung zum zivilen Ungehorsam" zu mehreren Monaten Knast verurteilt wird. Er wollte nur mitteilen, dass das okay wäre (er hat noch viel Überzeit, rein organisatorisch wäre es also kein Problem) und dass man ihn bitte nicht zum Märtyrer emporstilisieren soll; das wär ihm äusserst unangenehm. Danke.

 Zur Zürcher Faktenlage. Es sieht aus wie auf einem alten Schlachtgemälde. Auf der einen Seite sehen wir einen Haufen armseliger Raucher. Sie, die noch vor wenigen Dekaden als stilvolle Genussmenschen galten, liegen schwer geschlagen im Staube und jammern röchelnd von "Diktatur" und "gestohlener Freiheit". Auf der anderen Seite stehen die strahlenden Nichtraucher. Sie, die lange Jahre als "Chörnlipicker" und "Gesundheitsfanatiker" verhöhnt wurden, haben - angeführt von Feldmarschall Otto Brändli, dem gnadenlosen Präsidenten der Zürcher Lungenliga - den Sieg errungen: Ab 1. Mai werden alle städtischen und kantonalen Bars, Beizen, Chnellen, Clubs, Discos, Lounges, Restaurants und sonstigen Vergnügungslokale rauchfrei sein.

 Dass dieses Rauchverbot etliche Vorteile mit sich bringt, können sogar viele Raucher erkennen. Da wären zuerst einmal die gesundheitlichen Aspekte. Dass das Paffen - auch in passiver Form - dem Körper schadet, ist unbestritten. Hinzu kommt, dass es doch ziemlich unangenehm ist, wenn man beim Spaziergang schon bei der ersten kleinen Steigung einen solch heftigen Keuchhustenanfall bekommt, dass der vorbeihechelnde Hund vor lauter Schreck eine Panikattacke erleidet. Ebenso offensichtlich sind die finanziellen Nachteile. Zigaretten und Zigarren gehen immer mehr ins Geld. Wer ein Jahr lang die Kohle, die er für Raucherwaren ausgibt, ins Sparschwein steckt, kann sich davon problemlos ein "Amour fou"-Wochenende inklusive TGV-Fahrt, Hotel und Spitzenweinen in Paris leisten. Und last but not least geht es auch um die Hygiene. Verbringt man einen Abend in einer rauchgeschwängerten Bar, miefen Haut und Klamotten danach schlimmer als der Abfallcontainer im Hinterhof.

 Ausgestellt wie Affen

 Aber Raucher wären eben nicht Raucher, wenn sie sich all dieser Faktoren zum Trotz nicht doch ab und zu einen Glimmstängel (Joint, Krummen Hund oder eine Niele etc.) gönnen wollen - und zwar nicht daheim, sondern in der bierseligen oder prickelnden Atmosphäre einer Schankstube oder Tanzhalle.

 Der Ball liegt also bei den Zürcher Wirten und Nachtclub-Besitzern. Einige wenige werden sich nach dem Vorbild ihrer Berner Kollegen (siehe TA von gestern) in Renitenz üben und "auf das Rauchverbot schei**en", wie sie es unzimperlich formulieren. Andere werden ihre Bar unter strengen Gesetzesauflagen in einen privaten Raucherclub ummodeln. Die meisten aber, die nicht auf die rauchende Klientel verzichten wollen, werden ein Fumoir einbauen.

 All das ist bekannt - aber macht es auch Sinn? Oder wenigstens Spass? Ist es funny, wenn man eine Memberkarte kaufen muss, nur um dann im "Smoking Club" mit älteren Herren am Tresen zu hocken und sich ihr Geschwätz über die Raucherromantik oder die Pleiten der Schweizer Nati zwischen 1960 und 1975 anzuhören? Ist es lustig, wenn man sich in der Stammbeiz/Lieblingsdisco bei jedem Nikotinbedarf im künstlichen (Fumoir-)Käfig zum Affen machen muss? Die Antwort ist immer dieselbe - nämlich ein verzweifeltes "Neeeiiiinnn!".

 Okay, easy. Aber was tun? Attention, hier kommt die (DIE!) Lösung. Ganz im Sinn und Geist der Zürcher "Reclaim the Streets!"-Bewegung, die vor Jahren versuchte, mit wilden Aktionen die Kultur in den öffentlichen Raum zurückzuholen, propagieren wir: "Reclaim the Cellars!" Holt euch die Keller zurück, liebe Raucher! Lasst dort, im Underground, die verschwundene und schmerzlich vermisste illegale Bar neu auferstehen!

 Mit solchen Outlaw-Oasen reagierte die Jugend Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre auf Sperrstunden und das Tanzverbot an Feiertagen. Mit dem Comeback des Phänomens kann man jetzt das Rauchverbot torpedieren - die Polizei hat nämlich weder Lust noch genügend Personal, um Nacht für Nacht nach Kellerbarrauchern zu fahnden.

 Zweierkisten für die Ewigkeit

 Illegale Bars gab es vor allem in den Kreisen 2, 3, 4, 5 und 8. Sie trugen Namen wie "Sonderbar", "Garasch", "Bargeld", "Zweierbar", "Tanzbar" oder "Klinik" - und sie waren beste Nährböden für Flirts oder Zweierkisten auf Lebzeiten. Weil manch jüngerer Leser wohl noch nie in einer "Illegalen" war, vielleicht aber demnächst eine eröffnen möchte, hier die nötige Bauanleitung:

 Der Raum. Ideal sind grosse, nicht unterteilte Keller mit nahe gelegener Waschküche (dort wird die Bar eingerichtet), welche vom Treppenhaus ohne Umwege (Nachtruhe der Hausbewohner respektieren!) erreicht werden können. Wichtig: Es braucht mindestens ein Hinterhoffenster - ohne Frischluftzufuhr wird es sonst wegen des Rauchs in kurzer Zeit unangenehm stickig.

 Die Dekoration. Bei der Deko/Einrichtung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt: Flohmi-Schnickschnack, auf der Strasse gefundene Sofas, unbrauchbare Weihnachtsgeschenke - erlaubt ist, was gefällt. Tipp 1: Je stilvoller oder dekadenter das Interieur gestaltet wird, desto grösser die Popularität der Bar. Tipp 2: Genügend Aschenbecher aufstellen, sonst wird es rasch siffig.

 Die Bar. Ein simples und ausgewogenes Getränkeangebot (drei Biermarken, drei Longdrinks, ein "House-Special", Wasser, O-Saft, Cola) ist empfehlenswert. Tipp 1: Zigi anbieten, das ist für Raucher ein "USP". Tipp 2: Nüssli und selbst gebackene Brownies gegen das "Foodflash" sind auch sehr beliebt.

 Der DJ. Keinen "Big Name" buchen! Lieber einen ausrangierten Freak fragen, ob er Bock hat, für 100 Stutz seine Plattensammlung durchzuspielen.

 Die Promo. Flyer sind gefährlich, auch die Polizei hat inzwischen dazugelernt. Am geeignetsten ist deshalb nach wie vor eine selektive Mundpropaganda. Tipp: Unverzichtbar sind die beim Hauseingang platzierten Rechaud-Kerzen - und da es um illegale Raucherbars geht, kann man ja noch ein paar Aschenbecher dazustellen.

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UNSERE UNI ZH
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NZZ 22.1.10

Kein Pavillon mehr für "Unsere Uni"

 Universität schliesst Gebäude

 fri. ⋅ Als die protestierenden Studenten von "Unsere Uni" wie in den letzten Wochen am Donnerstagmorgen sich im HIM-Pavillon der Universität zum Diskutieren einfinden wollten, sind sie vor verschlossenen Türen gestanden. In den frühen Morgenstunden hatte die Universitätsleitung die Schlosszylinder auswechseln lassen. Zu dem Zeitpunkt habe sich niemand in dem Gebäude befunden, sagte Universitätssprecher Beat Müller. Weder die Polizei noch ein Sicherheitsdienst seien eingesetzt worden. Die Protestierenden verkündeten dagegen am Vormittag, dass "die Bullen kommen", vermutlich um ihre Anhänger zu mobilisieren. Dem Aufruf, sich auf der Polyterrasse zu versammeln, folgten etwa zwei Dutzend Personen.

 Hintergrund der Schliessung war der Entscheid, den Protest weiterzuführen (NZZ 21. 1. 10). Die Universität hatte den Pavillon bis am 15. Januar zur Verfügung gestellt, damit die Studenten dort einen Forderungskatalog ausarbeiten konnten. Die Frist sei mehrmals mitgeteilt worden, sagte Müller zu gegenteiligen Aussagen von "Unsere Uni". Nachdem der Forderungskatalog eingetroffen ist, will die Universität den Pavillon wieder für den Lehrbetrieb nutzen. In einem Communiqué betont die Universität, für einen weiteren Dialog müsse sich "Unsere Uni" wie andere Studentenorganisationen als Verein organisieren. Was "Unsere Uni" jetzt unternehmen will, darüber will die Gruppe am Freitag debattieren.

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GENTRIFICATION
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Bund 22.1.10

Klassenkampf mit Brandbeschleuniger

 Linksextreme Aktivisten fackeln in Berlin Nacht für Nacht Autos ab. Damit wollen die Zündler die Aufwertung ganzer Stadtviertel verhindern.

 David Nauer, Berlin

 Ein Stück Brandbeschleuniger auf den Pneu, anzünden - davonrennen. Über 200 Mal haben im vergangenen Jahr in Berlin Autos gebrannt. Meist waren es teure Wagen, die in Flammen aufgingen. Meist vermutet die Polizei eine "politische Tatmotivation". Entsprechend blank liegen die Nerven. "Wir dürfen den roten Terror nicht zulassen", tobt Frank Henkel, Chef der Berliner CDU. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) betitelt die Autoanzünder als "rot lackierte Faschisten" - und die "Bild" fragt: "Versinkt unsere Hauptstadt in Anarchie?"

 Ein Donnerstagmittag im Kreuzberg-Quartier. Hier darf Berlin noch etwas schmuddelig sein. Die Häuser sind Graffiti-verschmiert, beklebt mit Plakaten. Beamte in Zivil führen gerade einen Dealer ab. Kreuzberg: Das ist Multikulti und Laisser-faire, Döner Kebab und Revoluzzertum.

 "Gezielte Regelverletzungen"

 Im Backhaus Simitdchi knabbert Florian Schmidt*, 26, wilde Locken, an einem türkischen Gebäck. Der Geschichtsstudent ist Sprecher der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin. Im Gegensatz zu vielen anderen Aktivisten aus der linksautonomen Szene versteckt er sich nicht - er redet gerne. Nur seinen Namen will er nicht in der Zeitung lesen. Eine Vorsichtsmassnahme, schliesslich hat ihn der Verfassungsschutz im Visier.

 Autos anzünden? "Dazu habe ich ein gespaltenes Verhältnis", sagt Schmidt. Er selber arbeite nur legal, organisiere Demos, texte Flugblätter. Schliesslich sei es schwierig, mit einer Brandaktion "die Richtigen" zu treffen. "In einer spätkapitalistischen Gesellschaft kann die Klassenzugehörigkeit nicht mehr anhand des Autos ermittelt werden", lehrt der linke Aktivist. Mit anderen Worten: Zündete man in den Achtzigerjahren einen Mercedes an, traf man bestimmt einen "reichen Spiesser". Inzwischen kann ein teurer Schlitten auch einem "türkischen Asylbewerber" gehören.

 Dennoch, glaubt Schmidt, ist das Anzünden von Autos nicht einfach sinnlos. "Es handelt sich um eine geeignete Methode, um auf soziale Missstände aufmerksam zu machen." In der Tradition der Linken habe es immer wieder "exemplarische Aktionen" gegeben, "gezielte Regelverletzungen". Die Strategie sei erfolgreich. "Seit in Berlin Autos brennen, gibt es eine Debatte über Gentrifizierung", so Schmidt.

 Die Gentrifizierung, die Aufwertung ganzer Stadtviertel: Viele Städte der Welt haben sie erlebt, Berlin ganz besonders in den vergangenen zwanzig Jahren. Nach dem Fall der Mauer steckten die Investoren ihr Geld zunächst in den Prenzlauer Berg, ein ehemals ostdeutsches Arbeiterquartier. Sie haben es herausgeputzt und die langjährigen Anwohner vertrieben. Auch im benachbarten Friedrichshain steigen die Mieten. Nun, so befürchten viele, könnte sich das Kapital auch noch über Kreuzberg hermachen.

 Schon tauchen die ersten Boutiquen auf, Delikatessen-Geschäfte und teure Restaurants. Viele Häuser werden saniert. Ein schleichender Prozess, einer, den man kaum aufhalten kann. Manche versuchen es trotzdem. Mit Gewalt.

 So wie an der Reichenberger Strasse. Friedlich wirkt das Wohnquartier an diesem Nachmittag. Alt-Berliner Mietskasernen, etwas schäbig, aber mit Charme, breite Strassen, kaum Verkehr. Ein Handwerker belädt seinen kleinen Lastwagen, einer mit Kapuzenpullover führt seinen Hund aus. An einer Ecke steht ein moderner Block, um nicht zu sagen: ein Klotz. Carloft heisst die Überbauung für Superreiche. Besonderer Gag: Die Bewohner können mit ihren Karossen bis in die Wohnung fahren. Das Auto wird, so die Idee, dann sicher nicht abgefackelt.

 Chronist der Brandstifter

 Nur: Carloft hat es schwer in Kreuzberg. Der Klotz steht halb leer; der Eigentümer soll schon viel Geld verloren haben. Niemand will hier wohnen - wegen permanenter Angriffe durch Autonome. Farbbeutel, eingeschlagene Scheiben, Pöbeleien. Sichtbar auch jetzt: Im Erdgeschoss hat jemand alle Fenster mit einem schweren Gegenstand zertrümmert. "Bonzen sind hier unerwünscht - das ist die Botschaft", heisst es aus der autonomen Szene.

 Uwe Frers, 42, findet solche Sprüche absolut inakzeptabel. "Die können doch nicht diktieren, wer in Kreuzberg wohnen darf", enerviert sich der Berliner Internetunternehmer. Frers, schwarzer Pullover, Dreitagebart, ist so etwas wie der Chronist der linken Brandstiftungen in Berlin.

 Auf seiner Website http://www.brennende-autos.de rapportiert er täglich, wo es gebrannt hat. Eine Karte zeigt die Geografie des Feuers: Nicht in den noblen Vororten im Westen, wo die meisten Mercedes- und Porsche-Besitzer wohnen, sind die Brandstifter unterwegs. Es brennt vor allem in Kreuzberg und in umliegenden Bezirken. Auslöser für das Projekt war ein, wie Frers sagt, "trauriges Ereignis". Vor drei Jahren spazierte er in der Mittagspause durchs Quartier. Am Ufer des Landwehrkanals: zwei ausgebrannte Autos, ein ausgebrannter Roller. Es stank nach verbranntem Gummi. "Ich war entsetzt", so Frers.

 Ein Praktikant seiner Firma durchforstete daraufhin das Polizeiarchiv, eine Website war schnell programmiert. Seither bildet Brennende-autos.de die Lage ab. Wie an einer Front.

 510 Brandanschläge haben Frers und seine Kollegen schon gezählt. Am häufigsten brennen Mercedes (113), VWs (67) und BMWs (55). Einen richtigen Feuersturm gab es zwischen Weihnachten und Neujahr. Seit Silvester blieb es verhältnismässig ruhig. Ein Zufall, wie Frers glaubt. Oder: eine Folge des kalten Wetters. Berlin und mit ihm sämtliche parkierten Autos liegen unter einer dicken Schneeschicht.

 Kulinarische Versöhnung

 Das Klima der Unsicherheit bleibt ohnehin - auch wenn es einmal ein paar Tage lang nicht brennt. Eigentlich absurd, wie Unternehmer Frers erläutert. Berlin zeichne sich gerade dadurch aus, dass es eine tolerante Metropole sei. "Aber gerade die, die davon am meisten profitieren, kämpfen dagegen." Frers jedenfalls würde einem Porsche-Fahrer nicht mehr empfehlen, sein Auto in Kreuzberg abzustellen. Auch ein allfälliger Wohnungskauf will gut überlegt sein. "Wer hier kauft, kauft Ärger", steht schwarz auf einer Fassade im Quartier. Unweit davon hat jemand die Forderung hingekritzelt: "Immobilienhaie zu Fischstäbchen".

 Besorgt zeigt sich inzwischen der Verfassungsschutz. Im November veröffentlichte er erstmals eine Studie zum Thema "Linke Gewalt in Berlin". Auf dem Titelbild sieht man zwei Feuerwehrleute, die ein brennendes Auto einschäumen. Tenor der Studie: Berlin sei besonders stark von linker Gewalt betroffen, Tendenz steigend. 835 Delikte haben die Verfassungsschützer gezählt in den vergangenen Jahren, darunter Brandanschläge auf staatliche Einrichtungen, demolierte Autos, Gewalt gegen Polizisten. Als Reaktion soll die linke Szene künftig stärker überwacht werden. Innensenator Körting fordert zudem ein Umdenken in der Gesellschaft. Es gebe einen Konsens, dass rechte politische Gewalt nicht hinzunehmen sei, so der Innensenator. "Jetzt gilt es, einen ähnlich demokratischen Konsens auch in der Ausgrenzung links motivierter Gewalttäter zu erzielen."

 Freilich gibt es auch Hoffnung: Eine Versöhnung zwischen dem kapitalistischen Erzfeind und den linken Aktivisten ist möglich. Sie geht durch den Magen. So geschehen bei der McDonald's-Filiale in Kreuzberg. Als der Fast-Food-Konzern seine erste Niederlassung im Quartier plante, gab es wütenden Widerstand. Anwohner organisierten Protest-Picknicks mit Gurkenstäbchen und Vollkornbrot. Noch während der Bauphase flogen Steine und Farbbeutel. Ein Arbeiter wurde bedroht. McDonald's liess sich nicht einschüchtern und brät seine Hamburger seit gut zwei Jahren auch in Kreuzberg. Die einst so ungeliebte Filiale gilt inzwischen als eine der bestbesuchten der ganzen Stadt.

 * Name geändert.

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STIEG LARSON
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Basler Zeitung 22.1.10

Stieg Larssons Witwe kämpft ums ideelle Erbe

 Eva Gabrielsson fordert Mitsprache bei der künstlerischen Verwertung der "Millennium"-Trilogie

 Hannes Gamillscheg, Kopenhagen

 Eva Gabrielsson lebte 30 Jahre mit dem Autor der Bestseller-Trilogie um die ein bisschen autistische Computer-Hackerin Lisbeth Salander zusammen - jedoch unverheiratet. Dieser Umstand rächte sich nach dem Tod von Stieg Larsson.

 Wäre sie Lisbeth Salander, die Heldin aus Stieg Larssons Krimi-Trilogie, hätte sie längst die Konten von dessen Vater und Bruder gehackt und sich die Millionen geholt, die ihr zustehen. Den angeblichen Freunden ihres verstorbenen Lebenspartners, die jetzt seinen Nachruhm bekleckern, hätte sie ihre Verachtung auf die Brust tätowiert. Aber Eva Gabrielsson ist nicht Larssons cooles Fantasieprodukt, sondern die Frau, die mehr als 30 Jahre lang an seiner Seite lebte. Deshalb muss die 56-jährige Architektin zivilere Ausdrucksformen für ihren Zorn finden: Klagen, Anwälte, eine im Entstehen begriffene Selbstbiografie über "Die Jahre nach Stieg". Und ein Theaterprojekt, in dem sie erstmals Einfluss bekommt auf das Werk ihres Mannes.

 Ende dieses Jahres soll im Kopenhagener Norrebro-Theater die Weltpremiere von "Männer, die Frauen hassen" stattfinden. Das ist der Originaltitel des ersten Bandes der Millennium-Trilogie, der in der deutschsprachigen Fassung zu "Verblendung" wurde. Und während sie bei der Verfilmung des Bestsellers ausgeklammert blieb, haben die Dänen sie für die Theaterfassung als Beraterin angeworben. Schliesslich war sie die Frau, an der Larsson seine Ideen erprobte, die ihm Details aus Milieus lieferte, die sie besser kannte als er, und die wusste, was ihm wichtig war. "In einen Film kann man viel hineinpacken, im Theater muss man sich auf das Wesentliche konzentrieren", sagt sie und will dafür sorgen, dass der Frauenaspekt nicht von Thrillereffekten überlagert wird.

Arbeitsjunkie

Denn Stieg Larsson bekannte sich als Feminist, schon als sich die beiden bei einem Treffen der Vietnam-Bewegung in seiner Heimatstadt Umea erstmals trafen. Da waren sie 18. Seither waren sie zusammen, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, wenn Eva auszog, weil Stieg zu viel arbeitete. "Aber nach ein paar Wochen bin ich stets zurückgekehrt", sagt sie. Bis der Arbeitsjunkie und Kettenraucher vor fünf Jahren einen Herzinfarkt erlitt, während Eva ein Projekt für nachhaltiges Bauen in Falun betreute und, obwohl sie sofort den nächsten Zug nach Hause nahm, erst ins Krankenhaus kam, als er schon tot war.

 Das raubte ihr nicht nur den Mann ihres Lebens, sondern auch alles, wovon sie gemeinsam geträumt hatten. Die Trilogie war noch nicht erschienen, aber vom Verlag angenommen, und auf der Frankfurter Buchmesse hatte auch das Ausland grosses Interesse für die neuen Schweden-Krimis bekundet. "Wir wussten, dass sie um nichts schlechter waren als andere Bestseller", sagt Gabrielsson. Dank dem Geld dafür wollten sie es künftig ruhiger angehen: nur noch halbtags arbeiten, eine "Schreiberhütte" in den Schären bauen, mit zwei Sofas, damit sie nicht mehr streiten müssten, wer auf der Küchenliege die Beine strecken durfte. Die Skizzen hatte Eva fertig, mit der Baufirma schon verhandelt. Wenn etwas übrig blieb, wollten sie ihnen wichtige Projekte fördern.

Auf der Todesliste

Doch dann war alles vorbei, und auf Gabrielsson wartete ein Kampf, "von dem ich nicht glaubte, dass er möglich war", wie sie in einem Interview sagte. Nichts bekam sie von den weit über zehn Millionen Euro, die Larssons Bücher und deren Verfilmung bisher eingebracht haben. Selbst um die gemeinsame 53 Quadratmeter grosse Wohnung musste sie kämpfen. Offiziell gehörte sie ihm. Offiziell waren die beiden kein Paar. Er wollte sie schützen, weil er durch seine Arbeit für das von ihm gegründete antirassistische Magazin "Expo" auf der Todesliste von Rechtsextremisten stand, und das waren keine leeren Drohungen. Ehe Neonazis 1999 den Gewerkschafter Björn Söderberg erschossen, hatten sie sich dessen Passfoto und Adresse bei der Polizei beschafft, und auch Stieg Larssons Daten hatten sie sich geben lassen.

 So hatten Stieg und seine Lebenspartnerin nie geheiratet, und als er starb, ohne ein Testament zu hinterlassen, ging das ganze Erbe an seinen Vater und seinen Bruder, mit denen er in den letzten Jahren kaum Kontakt gehabt hatte: die Tantiemen, das Urheberrecht, die Wohnung, die ihr die Larssons dann gnädig überliessen. Nach fünfjährigem Erbstreit boten sie Gabrielsson eine einmalige Abfindung über zwei Millionen Euro an. Sie lehnte ab. Sie will ihren "gerechten Anteil" an einem ständig wachsenden Vermögen. Rein rechtlich hat sie nichts zu holen, doch Jura sei nicht immer moralisch, meint sie. "Niemand zwingt Leute zu erben. Man kann auch eigene Beschlüsse fassen."

 Zornige Frau

Es geht ihr nicht nur um das Geld, sondern auch darum, was andere jetzt aus dem Nachlass machen. "Stiegs und mein Leben ist grosses Business geworden", sagt sie, doch sie selbst steht aussen vor. "Ich will nicht mit Leuten zusammenarbeiten, die mit seinem Namen Geld verdienen möchten." Nicht bitter sei sie, sagt sie, "aber zornig", und diesen Zorn hat zuletzt der Autor Kurdo Baksi zu spüren bekommen, dessen Buch "Mein Freund Stieg Larsson" sie "Verleumdung" nennt, weil es Larsson als mittelmässigen Journalisten und überempfindlichen Gernegross darstellt, der parteiisch schrieb und sich selbst interviewte.

 Eva Gabrielsson sieht sich als Hüterin des Rufs ihres Geliebten und will nicht zulassen, dass er ausgebeutet wird. Darum will sie auch vermeiden, dass ein anderer den vierten Band der Krimiserie fertigschreibt, der weitere Millionen einbringen würde. 200 Seiten liegen in einem Computer, von dem nur sie weiss, wo er ist.

 Millennium-Trilogie

 Erfolgreich

Von der Millennium-Trilogie des 2004 verstorbenen Schweden Stieg Larsson mit den deutschen Titeln "Verblendung", "Verdammnis", "Vergebung" sind bisher allein in der Heimat des Autors 3,5 Millionen und weltweit in bisher 41 Ländern 20 Millionen Exemplare verkauft worden. Die Bücher und deren Verfilmung haben umgerechnet schätzungsweise 20 Millionen Franken eingebracht, noch ehe sie auf dem US-Markt erschienen sind.  H.G.