MEDIENSPIEGEL 25.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturprogramm (Tojo, RaBe)
- (St)Reitschule-Leserbrief in AZ
- Demorecht BE: Kein Weiterzug
- K.O.-Tropfen: Gefahr oder Urban Legend?
- Sicherheitswahn BE: Kommentar WoZ
- Sexwork: Jagd auf Frauenhändler
- Langenthal: Freaks mit Schlagringen
- Polizei vs Grenzwachtkorps
- Sempach 2009: Verurteilungen
- NS Black Metal in Biel
- Plakatgeil: FN kopiert SVP
- Liechtenstein gegen Rechts
- Zum Parteiverbot in Tschechien
- Anti-Atom: Beznau frisiert Ökobilanz
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REITSCHULE
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Do 25.02.10
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa,
Performance.
Live-Konzert zu Filmen aufgeführt mit Hans Koch (CL), Michael
Thieke (CL) und Paed Conca (CL).
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Heu, Stroh und Hafer
Fr 26.02.10
19.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Jolly Roger, Beat Hirt,
Schweiz 2003
20.30 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs"
Agentenstück von Michael
E. Graber. Uraufführung.
21.15 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Radio LoRA 97,5 MHz - 25
Jahre laut!,
Gido Dietrich, Schweiz 2009 und RaDialoge 08, Paola Delco' &
Ricardo Dorantes, CH 2009
22.00 Uhr - SousLePont - RaBe-Fest: The Jackets, The
Dead, Loose
Connection (BE)
22.00 Uhr - Dachstock - RaBe-Fest: Sofa Surfers (Klein
Rec/A), Clara
Clara (F) / DJ Olive Oil (BE)
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Rabe-Fest: Disco: DJ Tom
Zoff (70/80/90
Mambo) / DJ Küse (Lost in Disco) / DJ Electric (Ready to Rock)
23.00 Uhr - Frauenraum - Rabe-Fest: "Female D&B
Special" - DJ
Flight (Play:Musik, Rinse FM, Metalheadz, Bassbin, UK) / MC Ayah (Lucky
Devil Music, Hospital, CIA, UK), DJ Lockee, DJ Ryck & Badboy MC
(RaBass 95.6), DJ Sueshi (Radio X, First Ladies, Basel)
22.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: No More Smoke Signals,
Fanny
Bräuning, CH 2008
Sa 27.02.10
19.30 Uhr - Kino - RaBe-Fest: No More Smoke Signals,
Fanny
Bräuning, CH 2008
20.30 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs"
Agentenstück von Michael
E. Graber. Uraufführung.
21.15 Uhr - Kino - RaBe-Fest: Radio LoRA 97,5 MHz - 25
Jahre laut!,
Gido Dietrich, Schweiz 2009 und RaDialoge 08, Paola Delco' &
Ricardo Dorantes, CH 2009
22.00 Uhr - SousLePont - RaBe-Fest: Lamps of Delta, My
Wolf, Overdrive
Amp Explosion, Mani Porno (CH)
22.00 Uhr - Dachstock - Rabe-Fest mit MyMy (live)
(playhouse/DE);
Styro2000 (motoguzzi/ZH); Racker & Brian Python (festmacher/BE)
22.00 Uhr - Frauenraum - Rabe-Fest: Miss Trouble &
The Television
Project / Anna Aaron / Dr. Minx / El Gata
22.00 Uhr - Rössli-Bar - Rabe-Fest: Dee Jota
(Abnorm), Disko Dario
(elastic trax), Flowbox *live!*(Abnorm), Gelber (4dreams), Navigator
(Dream Vision Media)
22.30 Uhr - Kino - Rabe-Fest: Jolly Roger, Beat Hirt, CH
2003
So 28.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs"
Agentenstück von Michael
E. Graber. Uraufführung.
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Marta Collica &
Kassette
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa,
Performance.
Live-Konzert aufgeführt zu Filmen mit Hans Koch (CL), Michael
Thieke (CL) und Paed Conca (CL).
Infos: http://www.reitschule.ch
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BZ 25.2.10
Lügner im Theater
Was kann und soll Theater im 21.Jahrhundert? Dieser Frage geht
Michael E. Graber in "Agent provocateur" nach. Agenten erzählen
Lügen, genau wie Schauspieler, lautet seine Grunderkenntnis.
Grabers "Agentenstück" handelt denn auch nur bedingt von Agenten.
Das Stück ist viel mehr selber Agent: Es agiert und agitiert unter
falschem Namen, im Bestreben, das Theater als solches zu hinterfragen.
pd
Vorstellungen: 26.2 und 27.2. (je 20.30 Uhr) sowie 28.2. (19
Uhr), Tojo Theater, Bern. www.tojo.ch.
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Bund 25.2.10
Sounds Sofa Surfers am RaBe-Fest
Unbequemes Sofa
Begonnen hat die Karriere der Sofa Surfers im Milieu der Lounge-Musik -
heute klingen sie wie eine post-punkige Version von Massive Attack. Am
RaBe-Fest stellt die Band ihre grandiose neue CD vor.
Ane Hebeisen
Wer an die Gruppe Sofa Surfers denkt, der denkt unweigerlich auch
an einen der grössten Irrtümer der Musikgeschichte.
Es war Ende der Neunzigerjahre, als unter den Musikschaffenden
die Idee ruchbar wurde, Musik für die Lounges dieser Welt zu
verfertigen. Die Absicht dahinter war eine geradezu rebellische,
allerdings wurde in die falsche Richtung rebelliert: Die Musik sollte
dergestalt zur Unaufdringlichkeit dezimiert werden, dass sie in der
Lounge als berieselnde Untermalung für das gepflegte
Kleingespräch dienen konnte. Die Haupt-Drehscheibe dieser Szene
war die gemütliche Stadt Wien, das dort ansässige Duo Kruder
& Dorfmeister wurde in den Stand der Bahnbrecher einer neuen
schicken Musikszene erhoben.
Nichts am Hut mit Bequemlichkeit
Weil die Musikchronisten zuweilen etwas ungenau arbeiten,
gerieten bald auch Wiener Bands in den Lounge-Dunstkreis, die mit ihrer
Musik eigentlich ganz anderes im Sinn hatten, als Tracks zu
produzieren, die niemanden beim Plaudern behelligen. Eine davon waren
die Sofa Surfers, ein vierköpfiges Künstlerkollektiv, das
zwar im engen Dunstkreis von Kruder & Dorfmeister agierte,
musikalisch indes stets die dunkleren Klänge bevorzugte. Die
Tracks der Sofa Surfers waren von abgründigem Dub gezeichnet und
hatten nie etwas am Hut mit schlurfiger Bequemlichkeit, umso mehr
gefiel es den Herren aus Wien, ohne Rücksicht auf Verluste an
neuzeitlichen Club-Sounds zu laborieren.
Doch seit September 2005 ist alles nochmals ganz anders. In
diesem Monat erschien ein unbetiteltes - im Nachhinein als "rotes
Album" bezeichnetes - Werk, auf das die Welt nicht gefasst war. Auf
einmal waren es nicht die Spielereien am Computer, welche die Musik der
Sofa Surfers prägten, im Band-eigenen Studio stapelten sich
plötzlich Instrumente, die gemeinhin zum Erzeugen handgemachter
Rockmusik dienen. Am Frontmikrofon agierte ein dunkelhäutiger
Soul-Vokalist, und anstatt Tracks zu produzieren, wurden
mustergültige Songs geschrieben - schwindelerregende,
schwerblütige, unterkühlte und ausnehmend finstere Rocksongs
mit souligem Innenleben.
Radikale Askese
Gitarre, Bass und Schlagzeug gelangten ohne jegliche Effekte zum
Einsatz, ebenso nackt war die Stimme des Vokalisten Mani Obeya
gehalten, es war, als wollten sich die Österreicher mit derselben
Radikalität, mit der sie früher der elektrischen Forschung
frönten, der technischen Askese hingeben. Und doch war diese Musik
reich an schönen Details, ergreifenden Wendungen und
dramaturgischen Kniffen.
Vorhersehbare Entwicklung
Im März erscheint nun das lang herbeigesehnte Anschlusswerk
des zur Band gewordenen Projekts. "Blindside" ist - bedenkt man die
diversen Haken, welche die Sofa Surfers in ihrer Karriere bereits
geschlagen haben - ein überraschend vorhersehbarer Nachfolger. Die
Band ist durch die ungezählten Live-Auftritte selbstbewusster
geworden, das Spiel mit der Dynamik erscheint noch ausgeklügelter,
und die Effektgeräte wurden aus dem Bypass-Modus erlöst.
Damit läuft der Sofa-Surfers-Klangkörper zwar öfter
Gefahr, in den Dunstkreis real existierender Post-Punk-Bands zu
rücken, und doch schaffen es die Österreicher, im Reich des
Unangepassten unangepasst zu bleiben.
Stets bleibt erkennbar, dass dieser musikalische Bastard nicht
den herkömmlichen Post-Punk-Entwicklungsgang durchlaufen hat, dass
der geistige Ursprung dieser Musik ein differenter ist. Zwar ist der
auf dem Vorgängeralbum zelebrierte patternhaft-technoide Zugang
zur Rockmusik einer fast schon spielfreudig anmutenden Form des
Musizierens gewichen, und doch ist die Passion für die
schattigeren Frequenzen genauso erhalten geblieben wie das Faible
für den stockdunklen Soul.
Niedrige Kadenz
Eine gewisse Geistesverwandtschaft mit den ebenfalls immer
wunderbarer werdenden Massive Attack ist nicht von der Hand zu weisen,
doch die musikalischen Emphasen der Sofa Surfers fallen weit kantiger
aus. Als eine "Hardcore-Band nach dem Krach" schätzen sich die
Sofa Surfers selbst ein. Gemütlich sind sie also auch im Alter
nicht geworden, die vier Österreicher mit ihrem neuen Frontmann -
und wem die Veröffentlichungs-Kadenz der Sofa Surfers zu niedrig
ist, dem seien die zahlreichen Soloprojekte der Bandmitglieder ans Herz
gelegt, allen voran das unlängst erschienene
No-Future-Elektro-Dub-Werk "Density" von Markus Kienzl.
Dachstock der Reitschule Freitag, 26. Februar, 22 Uhr.
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RaBe-Fest Das Programm
Mit einem zweitägigen Film-, Musik-, Theater- und Tanz-Fest
in der Reitschule begeht das Berner Kulturradio RaBe seinen 14.
Geburtstag.
Freitag, 26. Februar: 20.30 Uhr: "Agents Provocateurs" (Tojo, Fr.
und Sa., Vorschau Seite 38) Ab 22 Uhr: The Jackets, The Dead, Loose
Connection (Sous Le Pont, ungehobelter Rock 'n' Roll) Ab 22 Uhr: Sofa
Surfers (siehe Haupttext), Clara Clara (Dachstock, verspielter
elektronischer Post-Punk aus Frankreich) Ab 23 Uhr: Female D&B
Special mit DJ Flight, MC Ayah, Dj Lockee, DJ Ryck & Bad Boy MC
(Frauenraum) Samstag, 27. Februar: Ab 22 Uhr: Lamps of Delta, My Wolf,
Overdrive Amp Explosion, Mani Porno (Sous Le Pont, Rock aus heimischer
Manufaktur) Ab 22 Uhr: MyMy, Styro 2000, Racker & Brian Python
(Dachstock, elektronische Tanzmusik) Ab 22 Uhr: Miss Trouble &
Television Project, Anna Aaron, Dr. Minx, El Gata (Frauenraum) Ab 22
Uhr: Dee jota, Disko Dario, Flowbox, Gelber, Navigator (Rössli)
Kinoprogramm siehe Seite 41. (ane)
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BZ 25.2.10
Feiern mit dem Raben
Radio RaBe feiert seinen 14.Geburtstag: Den Auftakt zur
zweitägigen Party macht die österreichische Band Sofa
Surfers. Aus der Chill-out-Combo der Neunzigerjahre ist eine
charakterstarke Rockband geworden. Am Samstag sorgen die DJs Racker,
Brian Pyton und Styro2000 für Geburtstagsstimmung.
pd
RaBe-Fest: Freitag, 26., und Samstag, 27.Februar, ab 22 Uhr,
Reitschule Bern.
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(ST)REITSCHULE
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Aargauer Zeitung 25.2.10
Alles im Rahmen der Gesetze
AZ vom 22.2.: Marsch der Autonomen in Aarau
"Nicht wenige aus dem Umfeld der Berner Reithalle, einem von den
Behörden nach wie vor tolerierten, weitgehend rechtsfreien Zentrum
linksextremer Aktivitäten": Diese Aussage muss richtiggestellt
werden. Die Berner Reitschule wandelte sich vom besetzten Haus zu einer
weit über die Schweizer Grenzenhinaus bekannten und
preisgekrönten Kultur-institution. Die 1987 besetzte Reitschule
verfügt seit 1993 über einen Nutzungsvertrag mit der Stadt,
der per 1. Januar 2004 von einem Leistungs- und Mietvertrag
abgelöst wurde. Das Berner Stimmvolk bestätigte in vier
verschiedenen Abstimmungen die kulturelle Arbeit und die Bedeutung als
Kultur- und Begegnungszentrum für die Stadt.
Der Betrieb der Reitschule wird heute von zwei
Trägerschaften (IKuR und Verein Grosse Halle) gemäss den
vereinbarten Bedingungen der Leistungs- und Mietverträge
gewährleistet. Der Reitschule-Betrieb hält sich an die
vorgegebenen gesetzlichen Vorschriften. Es handelt sich also in
keinster Weise um einen rechtsfreien Raum. An öffentlichen
Führungen durch unser Kultur- und Begegnungszentrum können
Klischees und vorgefasste Meinungen hinterfragt werden.
Agnes Hofmann,Tom Locher,
Mediengruppe
Reitschule Bern
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DEMORECHT
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bern.ch 25.2.10
Kundgebungsreglement: Gemeinderat verzichtet auf Weiterzug der
Beschwerde
Der Gemeinderat verzichtet darauf, gegen den verwaltungsgerichtlichen
Entscheid zum Kundgebungsreglement zu rekurrieren. Das Gericht war
vergangene Woche zum Schluss gekommen, dass ein Verbot von
Demonstrationsumzügen in der Innenstadt verfassungswidrig sei. Der
Gemein-derat begründet den Verzicht auf den Weiterzug der
Beschwerde damit, dass er die vom Stadtrat beschlossene
Verschärfung des Kundgebungsreglements nach wie vor ablehnt.
Das Umzugsverbot war im Mai 2008 gegen den Willen des Gemeinderates von
einer Mehrheit des Stadtrates beschlossen worden. Die Stadtregierung
hatte vergeblich argumentiert, dass es fraglich sei, ob eine zeitliche
oder örtliche Einschränkung von Demonstrationsumzügen
verfassungskonform angewendet werden könne. Vielmehr sei davon
auszugehen, dass damit das Grundrecht der Meinungsäusserungs- und
Versammlungsfreiheit zu stark eingeschränkt werde. Zudem wies die
Stadtregierung darauf hin, dass ein generelles Umzugsverbot den
polizeilichen Einsatz kaum erleichtere und sich im Einzelfall sogar
kontraproduktiv auswirken könne.
Mit Beschwerde den Willen des Stadtrates respektiert
In der Folge fochten zahlreiche Parteien, Gewerkschaften und
Verbände das umstrittene Umzugsverbot mit einer Gemeindebeschwerde
an. Diese wurde vom Regierungs-statthalteramt gutgeheissen. Daraufhin
entschied sich der Gemeinderat, den Fall vor das Verwaltungsgericht zu
ziehen. Zwar hatte die Stadtregierung ihre ablehnende Haltung zum
Umzugsverbot nicht geändert. Aber als beschwerdeberechtigte
Exekutive war der Gemeinderat politisch verpflichtet, den Willen der
Mehrheit des Stadtrates zu respektieren und die Beschwerde zumindest an
die nächste Instanz weiterzuziehen.
Kein Weiterzug ans Bundesgericht
Nachdem der Entscheid des Regierungsstatthalteramtes vergangene Woche
vom Verwaltungsgericht klar bestätigt worden ist, sieht der
Gemeinderat keine Veranlassung mehr, die Beschwerde entgegen seiner
eigenen Haltung vor das Bundesgericht zu ziehen. Materiell fühlt
sich die Stadtregierung durch das Verwaltungsgerichtsurteil
bestätigt und verzichtet daher auf alle weiteren juristischen
Schritte.
Informationsdienst der Stadt Bern
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K.O.-TROPFEN
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Bund 25.2.10
Kampf gegen K.-o.-Tropfen
(apn)
Sogenannte K.-o.-Tropfen stellen zurzeit eines der grössten
Probleme der Drogenszene dar. Regierungen in aller Welt müssten
für eine bessere Kontrolle solcher Substanzen sorgen, heisst es im
jüngsten Drogenbericht der Uno, der gestern in Wien vorgestellt
wurde. Demnach ist eine gründliche Aufklärungskampagne
über die Gefahren erforderlich. Die Substanzen seien viel zu
leicht erhältlich, sodass sie schnell in die Hände von
Kriminellen fallen könnten.
K.-o.-Tropfen werden häufig auf Partys ins Getränk
eines potenziellen Opfers gemischt, das sich dann gegen sexuelle
Übergriffe nicht mehr wehren und sich später auch kaum noch
daran erinnern kann. Der Weltdrogenbericht kommt ferner zum Schluss,
dass immer mehr Missbrauch mit verschreibungspflichtigen Medikamenten
betrieben wird. Allein in den USA waren davon 2008 6,2 Millionen
Menschen betroffen.
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NZZ 25.2.10
Drogenkonsum in Europa unverändert
Uno-Drogenbehörde warnt vor Medikamentenmissbrauch
Der Bericht der Uno-Drogenkontrollbehörde zeigt ein
differenziertes Bild des Drogenmissbrauchs in Europa. In einigen
Staaten sind allerdings mehr Menschen von Medikamenten abhängig
als von Heroin, Kokain und Ecstasy zusammen.
mri. ⋅ Der Drogenkonsum ist in Europa 2009 stabil geblieben, wie
die Uno-Drogenkontrollbehörde INCB (International Narcotics
Control Board) in ihrem am Mittwoch veröffentlichten Jahresbericht
festhält. Der Konsum von Cannabis und Kokain ging in
Grossbritannien und Spanien sogar zurück. In der Schweiz,
Österreich und Deutschland blieb der Kokainmissbrauch stabil,
dagegen stieg er in Frankreich und Irland. Auch der Konsum von
Amphetamin ("Speed") und Ecstasy stabilisierte sich in Europa oder nahm
gar ab. Aber in Dänemark, Spanien und Grossbritannien wurden diese
Drogen durch Kokain ersetzt.
Der Drogenschmuggel durch Osteuropa nahm bedeutend zu. Dort
breitete sich auch der Markt für Heroin aus, vor allem in
Russland, Albanien, Kroatien, Weissrussland und der Moldau. Im
Übrigen blieb Europa 2009 der grösste Markt für
Haschisch, das vor allem aus Marokko stammt. Der weltweit grösste
Kokainproduzent ist weiterhin Kolumbien, während Afghanistan am
meisten Heroin herstellt. Die Produktion von Methamphetamin ("Crystal"
oder "Thaipille") und Ecstasy breitet sich geografisch aus; Tonnen von
beschlagnahmten Ausgangsstoffen, die für Mexiko bestimmt waren,
stammten aus Indien und Bangladesh. Die Konfiskation in Guinea von
Chemikalien zur Herstellung dieser Drogen sowie von Transporten, die
für die Zentralafrikanische Republik, Äthiopien und Kenya
bestimmt waren, bestätigt laut dem Bericht die Befürchtung,
dass diese Drogen auch in Afrika produziert werden.
Die Uno-Drogenkontrollbehörde warnt weiter vor dem
"versteckten" Problem des Medikamentenmissbrauchs. In einigen
Ländern seien mehr Menschen abhängig von Medikamenten als von
Heroin, Kokain und Ecstasy zusammengenommen. Das ist etwa der Fall in
den USA mit 6,2 Millionen Medikamentenabhängigen, wo der
Missbrauch von rezeptpflichtigen Arzneien an zweiter Stelle hinter dem
Cannabiskonsum steht. Aber auch in Deutschland sind bis zu 1,9
Millionen von Medikamenten abhängig. In Frankreich, Italien,
Litauen und Polen benutzen rund 15 Prozent der Schüler rezeptfreie
Beruhigungsmittel. Die Uno-Drogenbehörde ruft die
europäischen Länder auf, den Missbrauch von Psychopharmaka
genauer zu untersuchen.
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Pressetext 25.2.10
K.o.-Tropfen: Nutzung nimmt zu
Illegale Arzneimittel stammen immer häufiger aus Übersee
Wien (pte) - Die Verwendung von sogenannten K.o.-Tropfen
(Date-Rape-Drogen), also Medikamenten, die dazu dienen, den Widerstand
von Menschen gegen nicht erwünschte sexuelle Aktivitäten
drastisch zu senken, nimmt zu. Das geht aus dem Jahresbericht des
International Narcotics Control Board (INCB) http://www.incb.org
hervor. Die Maßnahmen zur Bekämpfung von Rohypnol, dem
bekanntesten Medikament, haben laut dem Internationalen
Suchtstoffkontrollrat jedoch Wirkung gezeigt.
Fehlende Erinnerung
Beim sexuellen Missbrauch - den Betroffenen fehlt später
häufig jede Erinnerung an das Geschehene - werden zunehmend andere
Substanzen eingesetzt, die weniger strengen internationalen Kontrollen
unterliegen. Die Behörde fordert nun, dass auch diese Substanzen
auf die Liste der Betäubungsmittel aufgenommen und von den
Herstellern mit Sicherheitsmerkmalen wie Farben und Aromastoffen
versehen werden.
In Großbritannien steht Ketamin seit Januar 2006 auf der
Liste der Klasse-C-Medikamente. Gamma-Butyrolacton (GBL) gehörte
zu den Substanzen, die erst im vergangenen Jahr ebenfalls auf die Liste
gesetzt wurden. Beide Substanzen haben auch legale Anwendungen. Das
macht es noch schwerer sie nicht in die Hände von Kriminellen
gelangen zu lassen.
Wie der Missbrauch der Medikamente funktioniert, zeigt der Fall
eines Londoner Taxifahrers. Dieser wurde im März 2009, schuldig
gesprochen, eine Reihe von jungen Frauen betäubt und sexuell
belästigt zu haben. Er verabreichte ihnen Getränke, die mit
Sedativen versetzt waren. Viele der Opfer konnten sich später nur
noch daran erinnern im Taxi eingeschlafen und zu Hause wieder
aufgewacht zu sein. Andere hatten Flashbacks und vage Erinnerungen
daran, dass der Taxifahrer neben ihnen saß.
Illegale Arzneimittel aus Übersee
Dealer setzen laut dem INCB-Bericht immer häufiger illegale
Arzneimittel ein, die in Übersee hergestellt wurden. Es werden
auch zunehmend Call-Center errichtet und die Substanzen ohne
Verschreibung oder Zulassung über das Telefon oder das Internet
verkauft. Indien gilt heute als eines der Zentren dieser Transaktionen.
Der Bericht fordert die Regierungen auf, entsprechende Maßnahmen
gegen diesen Missbrauch moderner Kommunikationstechnologien zu
ergreifen.
Ein "unsichtbares" Problem sei der weit verbreitete Missbrauch
von verschreibungspflichtigen Substanzen wie Morphium, Kodein und
Methadon. In manchen Ländern werden diese Medikamente von mehr
Menschen konsumiert als von jenen, die Heroin, Kokain oder Ecstasy
nehmen. Allein in den USA sind davon insgesamt 6,2 Mio. Menschen
betroffen.
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telegraph.co.uk 27.10.09
Date-rape drink spiking 'an urban legend'
Widespread spiking of drinks with date-rape drugs such as Rohypnol and
GHB is an "urban legend" fuelled by young women unwilling to accept
they have simply consumed too much alcohol, academics believe.
By Stephen Adams
Published: 6:10AM GMT 27 Oct 2009
A study of more than 200 students revealed many wrongly blamed the
effects of a "bad night out" on date-rape drugs, when they had just
drunk excessively.
Many are in "active denial" that drinking large amounts of alcohol can
leave them "incoherent and incapacitated", the Kent University
researchers concluded.
Young women's fears about date-rape drugs are so ingrained that
students mistakenly think it is a more important factor in sexual
assault than being drunk, taking drugs or walking alone at night.
The study, published in the British Journal of Criminology, found
three-quarters of students identified drink spiking as an important
risk - more than alcohol or drugs.
More than half said they knew someone whose drink had been spiked.
But despite popular beliefs, police have found no evidence that rape
victims are commonly drugged with such substances, the researchers said.
Dr Adam Burgess from the university's School of Social Policy,
Sociology and Social Research, said: "Young women appear to be
displacing their anxieties about the consequences of consuming what is
in the bottle on to rumours of what could be put there by someone else.
"The reason why fear of drink-spiking has become widespread seems to be
a mix of it being more convenient to guard against than the effects of
alcohol itself and the fact that such stories are exotic - like a more
adult version of 'stranger danger'."
Rituals to protect drinks from contamination, such as taking drinks to
the lavatory in clubs and bars and buying only bottled drinks, have
become commonplace, the academics noted.
Among young people, drink spiking stories have attractive features that
could "help explain" their disproportionate loss of control after
drinking alcohol, the study found.
Dr Burgess said: "Our findings suggest guarding against drink spiking
has also become a way for women to negotiate how to watch out for each
other in an environment where they might well lose control from alcohol
consumption."
Co-researcher Dr Sarah Moore said: "We would be very interested in
finding out whether the urban myth of spiking is also the result of
parents feeling unable to discuss with their adult daughters how to
manage drinking and sex and representing their anxieties about this
through discussion of drink spiking risks."
Nick Ross, chair of the Jill Dando Institute of Crime Science,
commented: "There is no evidence of widespread use of hypnotics in
sexual assault, let alone Rohypnol, despite many attempts to prove the
contrary.
"During thousands of blood and alcohol tests lots of
judgement-impairing compounds were discovered, but they were mostly
street drugs or prescription pharmaceuticals taken by the victims
themselves, and above all alcohol was the common theme.
"As Dr Burgess observes, it is not scientific evidence which keeps the
drug rape myth alive but the fact that it serves so many useful
functions."
Dr Burgess and his team questioned more than 200 students at
universities in London and south east England.
Earlier this year, Australian researchers found that nont one of 97
young men and women admitted to hospital over 19 months to two Perth
hospital claiming to have had their drinks spiked, had in fact been
drugged.
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SICHERHEITS-WAHN
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WoZ 25.2.10
Kommentar
Eine Initiative für mehr Polizei beschäftigt Bern, die
zweitsicherste Stadt Europas.
Standortmarketing mit der Sicherheit
Die Grüne Freie Liste (GFL) der Stadt Bern (Ideologie: Wir
haben keine Ideologie, sind "pragmatisch, nachhaltig,
lösungsorientiert") hat letzte Woche vor dem Verwaltungsgericht
des Kantons Bern eine Niederlage einstecken müssen. Die fünf
Richter (darunter drei SVPler) haben die Beschwerde gegen einen neuen
Artikel im städtischen Kundgebungsreglement einstimmig
gutgeheissen. Er sei verfassungswidrig. Der Artikel sah vor, dass in
Bern "in der Regel" keine Demoumzüge, sondern nur noch
Platzkundgebungen zu bewilligen seien. Ueli Stückelberger von der
GFL hatte den Vorschlag in einer Phase parteiübergreifender
Hysterie nach den Ausschreitungen anlässlich des SVP-Umzuges Ende
2007 erfolgreich ins Parlament gebracht.
Die GFL reagiert auf das Urteil: "Nun müssen neue Ideen
her!" (Nachhaltig! Lösungsorientiert! Verfassungswidrig?) Ueli
Stückelberger denkt etwa über die Einführung von
vorgeschriebenen Standarddemorouten nach. "Man muss das
Innenstadtgewerbe verstehen. Die Konkurrenz aus der Peripherie ist
hart, wir wollen doch nicht, dass Geschäfte in die Agglomeration
abwandern."
Standortmarketing der besonderen Art betreibt auch Philippe
Müller, FDP-Parlamentarier und Vater einer Initiative für
mehr Polizeipräsenz, über welche die StadtbernerInnen am
7. März abstimmen dürfen. 45 000 zusätzliche Stunden pro
Jahr sollen PolizistInnen durch Berns Strassen patrouillieren.
Das hierfür werbende Abstimmungsplakat ist eine Collage von
23 Zeitungstiteln des Genres "Horrormeldungen aus der Nachbarschaft".
Da heisst es etwa: "Mann mit mehreren Schüssen niedergestreckt",
"Angriffe mit Stein und Messer" oder "Lift-Vandale benutzte Nothammer".
Alle Überschriften seien "original aus lokalen Zeitungen der
letzten Monate und betreffen alle die Stadt Bern". Der letzten Monate?
Der "mit mehreren Schüssen niedergestreckte" Mann wurde vor drei
Jahren angeschossen. Stadt Bern? Der "Angriff mit Stein" geschah in
Münchenbuchsee. Der Liftvandale wiederum wurde von der Polizei
gefasst, kann folglich kaum als Argument für mehr Polizei
herhalten. Müller sagt: "Das haben wir nicht erfunden, es ist
einfach so in dieser Stadt."
Aber eben, vieles ist eine Frage des Marketings. Dass laut einer
internationalen Studie aus dem Jahr 2008 Bern die zweitsicherste Stadt
Europas sei, ist jedenfalls nicht Teil der Collage.
Müllers Plakate begrüssen am Bahnhof Bern die
ankommende Kundschaft der Innenstadtgeschäfte. Diese scheinen sich
ob solcher Negativ-Imagewerbung nicht zu stören. Die
Innenstadtvereinigung Bern City ist Mitglied von Müllers Komitee.
Berns rot-grüne Regierung wirbt indes für einen
direkten Gegenvorschlag, mit geringerer Polizeiaufstockung. Offiziell
tut sie dies des "subjektiven Sicherheitsempfindens" der
Bevölkerung wegen, inoffiziell aus taktischen Gründen.
Im Abstimmungskampf kaum zu Wort gekommen sind bisher Personen,
deren "subjektives Sicherheitsempfinden" durch mehr Polizei eher sinkt.
Da wären etwa über diskriminierende Kontrollen klagende
AfrikanerInnen. Oder Randständige, deren Fernhaltung von
standortmarketingrelevanten Orten bereits heute einige Tausend Stunden
Polizeiarbeit kosten dürfte.
Dinu Gautier
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SEXWORK
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20 Minuten 25.2.10
Stadt Bern soll gegen Frauenhändler vorgehen
Bern. In Bern müssen junge Frauen gegen ihren Willen als
Prostituierte arbeiten. Polizei und Politiker wollen jetzt Jagd auf die
Täter machen.
Natalia* war 24, als sie von Russland nach Bern kam - angeblich
nur zum Tanzen. Hier angekommen, erwartete sie jedoch der blanke
Horror. "Sie wurde geschlagen, bedroht und zum Sex mit Freiern
gezwungen", so Miriam Schwarz, SP-Stadträtin und Vorstandsmitglied
der Prostituierten-Hilfsorganisation Xenia. Natalias Martyrium dauerte
fast ein Jahr, bis sie sich bei Xenia meldete. "Heute lebt sie unter
falschem Namen in einem anderen Kanton", weiss Schwarz.
Auch Alexander Ott, Leiter der Stadtberner Fremdenpolizei, hat
immer häufiger mit solchen Fällen zu tun - und dies sei nur
die Spitze des Eisbergs. "Leider kommt es aber kaum zu Verurteilungen,
da die Opfer sich nicht trauen, gegen ihre Peiniger auszusagen." Denn
diese würden die Frauen und deren Familien bedrohen. An die Freier
werden die Opfer meist übers Internet oder in Cabarets vermittelt.
Ob in Bern auch Kinder als Sexsklaven missbraucht werden, wisse man
nicht. "Wir können es aber leider nicht ausschliessen", sagt Ott.
Die SP fordet die Stadt nun in einem Vorstoss dazu auf, alles
Nötige zu unternehmen, um die Menschenhändler zu stoppen.
Dazu brauche es unter anderem mehr Ressourcen bei der Fremdenpolizei
und Betreuung für die traumatisierten Opfer.
Nina Jecker
*Name geändert
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RASSISMUS
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BZ 25.2.10
Langenthal
Pikantes zur Schlägerei
Die fasnächtliche Schlägerei in Langenthal sorgt weiter
für rote Köpfe: Nachdem die Clique der Freaks in der
gestrigen Ausgabe ihre Sicht des Vorfalls schildern konnte, redet jetzt
die andere Seite. In einer Mail an diese Zeitung teilt ein beteiligter
Ausländer seine Sicht des Vorfalls mit. Die Freaks seien mit
Schlagringen ausgerüstet gewesen, sagt er. "Aus welchem Grund
denn? Weil sie an den Umzug wollten oder weil sie sich bewusst
prügeln wollten?" Zudem seien es auch die jungen Dachdecker
gewesen, die mit der Schlägerei angefangen hätten.
Pikantes Detail: Zwei Mitglieder der Freaks-Clique arbeiten im
Gewerbebetrieb des Langenthaler Ex-SVP-Stadtrats Franz Flückiger.
baz
Seite 19
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Schlägerei in Langenthal
"Die Freaks-Clique hatte Schlagringe dabei"
Was passierte wirklich an der fasnächtlichen Schlägerei
in Langenthal? Ein Ausländer sagt jetzt: Die Freaks wollten
prügeln.
Die fasnächtliche Schlägerei in Langenthal sorgt weiter
für Zündstoff: Nach dem Umzug am Sonntag gerieten die
Freaks-Clique und Ausländer bei der Markthalle aneinander.
Auslöser des Streits: Die Freaks, eine Gruppe junger Dachdecker
aus dem Kanton Bern, provozierten während des Umzugs mit ihrem
Minarettwagen. Laut ihrer Darstellung sind sie selber unschuldig: Die
Ausländer hätten die Schlägerei begonnen, sagten sie
(vgl. Ausgabe von gestern).
Freaks sind "scheinheilig"
Ein Augenzeuge aus der Ausländergruppe stellt den Vorfall
aber anders dar. "Die Freaks hatten Schlagringe", schreibt er in einer
Mail. "Aus welchem Grund denn? Weil sie an den Umzug wollten oder weil
sie sich bewusst prügeln wollten?" Die Version der Freaks
bezeichnet er als "scheinheilig". Auch die Schlägerei bei der
Markthalle schildert der Mann anders als die Freaks: Begonnen
hätten die Dachdecker. Sie hätten drei seiner Kollegen
attackiert. Dann sei die Situation eskaliert. Diese Version stützt
ein zweiter Zeuge.
Gemäss dem Augenzeugen sollen sich die Ausländer dann
mit den Fäusten gewehrt haben. Die Dachdecker hingegen hätten
"mit Stöcken und Schlagringen" gekämpft. Und in die Flucht
geschlagen worden seien die Ausländer schon gar nicht. Aus Angst
vor einer Anzeige hätten sie sich aus dem Staub gemacht, als die
Polizei "mit einem Grossaufgebot" eingetroffen sei. Doch zu einer
Anzeige kommt es nicht: Die Freaks erklärten, sie würden
davon absehen. Die Beamten hätten ihnen erklärt, falls die
Gegenpartei dies auch mache, würden sie allenfalls selber die
Zeche zahlen. Schliesslich hätten sie bei der Schlägerei auch
zugelangt. Polizeisprecher Stefan von Below wies diese Darstellung
zurück. Stattdessen hätten die Beamten die jungen Dachdecker
"rechtlich beraten" - "sie zeigten ihnen die Konsequenzen einer Anzeige
auf". Der Entscheid sei aber bei den Männern gelegen.
Dominik Balmer
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Junge Dachdecker
Ihr Chef ist ein SVP-Mann
Pikantes Detail am Rande der fasnächtlichen Schlägerei
in Langenthal: Zwei junge Dachdecker aus der Freaks-Clique arbeiten im
Gewerbebetrieb des Langenthaler SVP-Politikers Franz Flückiger,
der im letzten Jahr aus dem Stadtrat zurückgetreten ist.
Flückiger wollte den Vorfall gestern auf Anfrage nicht
kommentieren.
Der Minarettwagen gehört zu einem Projekt dreier Dachdecker
aus dem Raum Bern, die die Berufsschule Polybau im freiburgischen
Châtel-Saint-Denis besuchen. Im Rahmen ihrer
Selbstvertiefungsarbeit (SVA) hatten sie sich für den Event
Fasnacht entschieden und deshalb auch einen eigenen Wagen gebaut.
Allerdings wusste der zuständige Lehrer Nicolaj Ammann nichts von
dem Minarettsujet, wie er gestern auf Anfrage sagte. Das sei aber auch
nicht zwingend notwendig. Denn für die Arbeit würden
gemeinsam Ziele vereinbart. Und innerhalb deren seien die Schüler
bei der Umsetzung frei. Ammann, der über die Vorfälle in
Langenthal nicht unterrichtet war, stört sich grundsätzlich
nicht am Minarettwagen. "Wenn man das Thema an der Fasnacht innerhalb
gewisser Grenzen darstellt, ist das erlaubt." Es dürfe einfach
nicht widerrechtlich sein.
Laut Ammann werden Gewalt und Rassismus an der Berufsschule immer
wieder im Unterricht thematisiert. "Wir dulden beides nicht." Seine
Schüler bezeichnete Lehrer Ammann als "gradlinig und
währschaft", sie seien aber "sicher nicht gewaltbereit".
baz
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POLICE CH
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BZ 25.2.10
Grenzwachtkorps
Revierkampf: Polizisten gegen Zöllner
Weil Grenzwächter heute öfter im Binnenland als an der
Grenze stehen, kommen sie der Polizei in die Quere. Polizeichefs
kritisieren unsinnige Doppelspurigkeiten. Der Ruf, die Grenzwacht den
Kantonspolizeien zu übertragen, wird laut.
Allein der folgende Plan verärgert den bernischen
Polizeidirektor Hans Jürg Käser und andere Polizeichefs: Die
Grenzwache hat jüngst erwogen, landesweit acht sogenannte
Identifikationszentren zu errichten. Diese sind darauf spezialisiert,
Personen zu identifizieren: "Dass sich die Grenzwache auf
Personenidentifikation spezialisiert, ist nicht unproblematisch. Das
ist grundsätzlich eine Aufgabe der Polizei", sagt Käser.
Gleicher Ansicht ist Pierre Nidegger, Käsers Amtskollege aus
Freiburg: Solche Doppelspurigkeiten seien "ein Luxus, den sich die
Schweiz kaum leisten kann". Nidegger ist auch Präsident der
kantonalen Polizeikommandanten.
Stützpunkt in Bern
Die Grenzwache ist zwar mittlerweile - was Nidegger nicht wusste
- zurückgekrebst. Errichtet werde vorläufig nur ein
Identifikationszentrum in Chiasso, vielleicht ein zweites in Genf, sagt
Jürg Noth, Kommandant der Grenzwache. Am Grundsatz hält der
oberste Grenzwächter aber fest: "In der Personenidentifikation
wollen wir uns professionalisieren. Dort wollen wir führend sein.
Das ist eine unserer Kernkompetenzen." Bekannt sind weitere
Aktivitäten der Grenzwache tief im Landesinnern: Sie hat
kürzlich einen Stützpunkt für Schleierfahndungen in der
Stadt Bern eingerichtet.
Der Streit um die Identifikationszentren ist nur ein Symptom
eines viel umfassenderen Konfliktes: Auf der einen Seite beteuert
Grenzwachtkommandant Noth nämlich, seine Leute hätten seit
Einführung des Schengen-Abkommens nicht weniger, sondern mehr
Arbeit, obwohl Personenkontrollen abgeschafft wurden. Zusätzlicher
administrativer Aufwand ergebe sich wegen der Zusammenarbeit mit
Brüssel. Zudem könnten Grenzwache und Polizei Synergien
nutzen. Noths Botschaft kam an: Der Nationalrat hat jüngst mit
grossem Mehr eine Motion angenommen, welche die Grenzwache um bis
dreihundert Stellen erweitern soll.
Viele Polizeichefs sehen das diametral anders: Was der
Grenzwachtkommandant mache, sei nichts als Werbung in eigener Sache. In
Wirklichkeit habe das Grenzwachtkorps mit Inkrafttreten des
Schengen-Abkommens seine grenzpolizeilichen Aufgaben weitgehend
verloren. Um das grosse Grenzwachtkorps überhaupt noch zu
legitimieren, versuche der Kommandant, ganz gewöhnliche
polizeiliche Aufgaben an sich zu reissen. Das führe zu
Doppelspurigkeiten, Abgrenzungsproblemen und Konflikten mit der Polizei.
Wo man dankbar ist
In einigen Kantonen nimmt man das Angebot der Zöllner zwar
dankbar an: etwa im kleinen Kanton Appenzell Ausserrhoden, der kein
Grenzkanton ist. Dort gehen Grenzwächter und Polizisten gemeinsam
auf Patrouillen. Geht bei der Alarmzentrale ein Notruf ein, rücken
Grenzwächter aus, sei das nun für einen Verkehrsunfall, sei
es bei häuslicher Gewalt oder bei einem Einbruch. Eine
ähnliche Zusammenarbeit gibt es auch im Kanton Aargau.
Radikale Vorschläge
Ganz anders sieht man es jedoch im Grenzkanton St.Gallen. Um
Konflikte zu vermeiden, lassen die St.Galler ganz bewusst weniger
Zusammenarbeit mit der Grenzwache zu. Am liebsten würde man dort
den Spiess sogar umkehren. Die St.Galler Polizeidirektorin Karin
Keller-Sutter setzt sich dafür ein, dass das Grenzwachtkorps des
Bundes aufgelöst wird. Die Grenzwächter würden
gemäss dem Vorschlag der Polizeidirektorin von den
Kantonspolizeien aufgenommen. Die Kantonspolizeien mit den
einverleibten Grenzwächtern wären dann für die Bewachung
der Grenze verantwortlich. Sie würden im Auftrag des Bundes auch
die Zollaufgabe an der Grenze übernehmen. Damit könnte laut
der Polizeidirektorin "der Steuerfranken optimal zu Gunsten der
Bürgersicherheit eingesetzt und könnten Doppelspurigkeiten
beseitigt werden". Dies wäre laut Keller-Sutter "getreu dem
Grundsatz: ein Raum, ein Chef, ein Auftrag".
Einen ähnlichen Vorschlag hat jüngst auch der
Freiburger Polizeikommandant Nidegger geäussert: Er schlägt
vor, mehr als die Hälfte der Grenzwächter auf die
Kantonspolizeien zu verteilen. Und die Sicherheitsaufträge dann
präzise zu regeln. Handlungsbedarf sieht selbst Markus Notter,
Zürcher Polizeidirektor und Präsident der kantonalen
Polizeidirektoren: Die Vorschläge von Keller-Sutter und Nidegger
seien "prüfenswert", sagt er gegenüber dieser Zeitung.
Mischa Aebi
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SCHWEIZ
Polizei in Zahlen
Das Grenzwachkorps besteht aus rund 1900 Grenzwächtern. Es
untersteht dem Bund respektive dem Eidgenössischen
Finanzdepartement. Die Kantonspolizeien hingegen werden jeweils von den
einzelnen Kantonen geführt. In der Schweiz stehen rund 15700
ausgebildete Polizisten im Einsatz.
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SEMPACH
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NLZ 25.2.10
Sempacher Schlachtfeier 2009
Vermummte und Waffenträger verurteilt
Luzia Mattmann
Fünf Teilnehmer der letzten Schlachtfeier in Sempach werden
gebüsst. Die jungen Männer waren teilweise vermummt. Einer
hatte ein Sturmgewehr dabei.
An der Schlachtfeier vom Juni 2009 waren sie vermummt oder
bewaffnet, jetzt wurden sie vom Amtsstatthalteramt Sursee verurteilt.
Drei Linksextreme aus dem Kanton Luzern, die vermummt demonstrierten,
müssen je 150 Franken Busse bezahlen. Zwei auswärtige
Rechtsextreme wurden wegen verbotenen Waffentragens zu bedingten
Geldstrafen zwischen 600 und 3600 Franken sowie Bussen zwischen 350 und
500 Franken verurteilt. Alle müssen zusätzlich
Untersuchungskosten von mehreren hundert Franken bezahlen. Die Urteile
sind rechtskräftig.
Thurgauer mit Gewehr
Bei den bewaffneten Rechtsextremen handelt es sich um zwei
21-jährige Männer aus Kalthäusern TG und Troistorrents
VS. Der Mann aus dem Thurgau hatte ein Sturmgewehr im Auto
mitgeführt, der Walliser eine Teleskop-schlagrute. Letztere ist
laut Polizeiangaben in der Schweiz verboten. "Auch das Mitführen
eines Sturmgewehrs ist verboten", sagt Simon Kopp, Sprecher der
Strafuntersuchungsbehörden. Ein Sturmgewehr darf man lediglich auf
dem Weg zu einer Schiessveranstaltung tragen oder wenn man
Militärdienst leistet. Die beiden Männer wurden laut Simon
Kopp im Rahmen einer Routinekontrolle überprüft.
Die drei vermummten Linksextremen stammen aus Littau, Luzern und
Retschwil; es sind Schweizer im Alter zwischen 19 und 23 Jahren. Um sie
zu identifizieren, musste die Polizei auf Filmaufnahmen
zurückgreifen. Als die Polizei die Vermummten überprüfen
und ihre Identität feststellen wollte, stellte sich eine grosse
Gruppe von Linksaktivisten kreisförmig um sie. Mit Hilfe einer
Filmkamera auf Teleskopstäben filmten sie hoch über den
Köpfen in die Gruppe der Linken. "Anhand von Filmaufnahmen, die
während des Umzugs gemacht wurden, konnte die Polizei die Personen
vergleichen und dann identifizieren", sagt Simon Kopp. Die drei jungen
Männer hätten während der nachfolgenden Untersuchungen
die Aussage verweigert. "Sie haben sich in Sempach und in der Befragung
unkooperativ verhalten", so Kopp.
100 Linke, 200 Rechte
An der Gedenkfeier vom 27. Juni letzten Jahres nahmen neben
zahlreichen Festbesuchern auch rund 200 Personen aus rechtsextremen
Gruppierungen teil. Als Protest gegen die Rechtsextremen demonstrierten
rund 100 Personen aus dem linken Lager in einer bewilligten Kundgebung
gegen die Anwesenheit der Rechten. Manche Personen aus dem linken Lager
waren zeitweise vermummt.
Dieses Jahr findet auf Beschluss der Regierung keine
öffentliche Schlachtfeier statt, sondern nur noch ein
Gedenkanlass. Die Stadt Sempach kündigte an, selbst einen Anlass
zu organisieren, und die kantonale SVP lancierte eine Petition
"für eine würdevolle und traditionsreiche Sempacher
Schlachtfeier".
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Blick 25.2.10
Mit Sturmgewehr und Maske zur Gedenkfeier
Luzern -
Fünf rechtskräftige Verurteilungen zur Gedenkfeier der
Schlacht von Sempach: Am 27. Juni letzten Jahres rückten 200
Rechtsextreme und 100 Juso aus. Die Polizei hielt sie auf Distanz, doch
einige Demonstranten waren auf Konfrontation aus. Zwei Rechtsradikale
aus dem Thurgau und dem Wallis hatten ein Sturmgewehr und einen
Schlagstock dabei. Mehrere Linke vermummten ihr Gesicht. Gestern haben
die zwei Rechten wegen verbotenen Waffentragens bedingte Geldstrafen
von 600 und 3600 Franken sowie Bussen von 350 und 500 Franken kassiert.
Drei 19-bis 23-jährige Linke sind wegen Vermummung mit je 150
Franken Busse bestraft worden.
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20 Minuten 25.2.10
Schlachtfeier: Fünf verurteilt
SURSEE. Die Sempacher Schlachtfeier vom letzten Juni hat
Konsequenzen für fünf Teilnehmer. Das Amtsstatthalteramt
Sursee hat sie wegen Verstössen gegen das Waffengesetz und das
Vermummungsverbot verurteilt. Je ein Walliser und ein Thurgauer
erhielten bedingte Geldstrafen zwischen 600 und 3 600 Franken sowie
Bussen zwischen 350 und 500 Franken, weil sie verbotene Waffen auf sich
trugen. Die beiden sind laut den Luzerner
Strafuntersuchungsbehörden der rechten Szene zuzuordnen. Weiter
wurden drei Linksautonome aus dem Kanton Luzern mit Bussen von je 150
Franken bestraft, weil sie sich an der Kundgebung vermummt hatten. Die
Urteile sind rechtskräftig.
Die Schlachtfeier war unter einem massiven Polizeiaufgebot
durchgeführt worden, weil Linke gegen den Aufmarsch der
Rechtsextremen demonstrierten. gus
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NS BLACK METAL
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Indymedia 25.2.10
NS-Black Metal-Konzert in Biel ::
AutorIn : fightfascism
Das Schweizer Black Metal Label "Bergstolz” plant für Samstag, 27.
Februar, offenbar ein Konzert mit der französischen Black
Metal-Band "Ad Hominem”, das in einem Jugendzentrum in Biel stattfinden
soll.
Das Schweizer Black Metal Label "Bergstolz” plant für Samstag, 27.
Februar, offenbar ein Konzert mit der französischen Black
Metal-Band "Ad Hominem”, das in einem Jugendzentrum in Biel stattfinden
soll. Die Veranstaltung wird konspirativ beworben, siehe den Aufruf im
Folgenden:
"Saturday 27.02.2010
Land: Switzerland
Country: 2500 Biel / Bienne
Street: [zensiert, fightfascism]
This information needs from you utmost discretion
and confidentiality.
Keep away the flyer and any information from all
hypocrites and saboteurs, such as the Internet.
Announce yourself and your friends with full first
and last name and an e-mail address.
Optimal is also a phone number so you can be
informed of any recent changes.
To register, please write to; info@bergstolz.ch
This is a private event and not open for the public.
Cost depending on the number of announces,
between 25 and 30 Swiss franks."
Die Band "Ad Hominem” zählt zu den bekanntesten Vertretern des
sogenannten "National Socialist Black Metal”, sie wurde bereits 1998
gegründet. 2002 veröffentlichte sie einen Tonträger mit
dem Titel "Planet ZOG - The End". "ZOG" steht für "Zionist
Occupied Government", somit ein Synonym für eine angenommene
jüdische Weltverschwörung, die im Geheimen staatliche
Regierungen kontrolliere. Auf dem Tonträger findet sich auch ein
Lied mit dem Titel "Auschwitz rules". In einem Interview sprach
Band-Frontmann "Kaiser Wodhanaz" über seine politische Meinung:
Über den Nationalsozialismus: "However I admire the 39-45 era, and
I feel close to its visual. I`m also against mongrelism, white European
people should have stayed pure.” Über "Ariertum": "Aryanism is
more a way of live than a state. You can be born blond and blue-eyed,
and anyway support mongrelism and love niggers. [...] I rather think
that Aryanism is like elitism.”
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PLAKATGEIL
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sf.tv 25.2.10
Rechtsextreme Partei kopiert Anti-Minarett-Plakat
sda/bers
Die Idee, Minarette als Raketen darzustellen, hat der
französische Front National (FN) für eine regionale Kampagne
in Frankreich übernommen. Die Werbeagentur, welche die
Anti-Minarett-Plakate für die SVP kreiert hatte, will rechtlich
gegen die Partei von Le Pen vorgehen.
"Das ist Diebstahl", ärgerte sich Alexander Segert,
Geschäftsführer der Werbeagentur Goal, in einem Interview in
der Westschweizer Tageszeitung "La Liberté". Die Agentur werde
mit allen Mitteln gegen die Ideen-Klauer vorgehen.
Man wolle nicht, dass die Plakate von anderen Parteien und
Gruppierungen instrumentalisiert oder verfälscht würden,
sagte der Chef der Werbeagentur. "Wir haben noch nie für den FN
gearbeitet. Und werden das auch nie tun."
Das französische Plakat trägt den Titel: "Non à
l'islamisme" ("Nein zum Islamismus"). Es stammt von der
Partei-Jugendorganisation des FN der Region
Provence-Alpes-Côtes-d'Azur. Sie wirbt mit dem Plakat für
Jean-Marie Le Pen bei den anstehenden Regionalwahlen im März, wie
auf ihrer Webseite zu lesen ist.
Bereits die NPD bediente sich
Nicht zum ersten Mal werden Plakate von Alexander Segert, die er
für SVP-Kampagnen kreiert hatte, von rechtsextremen Parteien
übernommen. 2007 hatte die Nationaldemokratische Partei
Deutschlands (NPD) das SVP-Plakat zur Ausschaffungsinitiative für
ihre eigene Kampagne im Bundesland Hessen kopiert. Auf dem SVP-Plakat
waren drei weisse Schafe zu sehen, die ein schwarzes Schaf aus der
Schweiz warfen.
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NEONAZIS FL
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Liechtensteiner Vaterland 25.2.10
Liechtenstein
Gezielt gegen Rechtsradikale
Der Vorfall, bei dem ein mutmasslicher rechtsradikaler
Jugendlicher einen türkischen Jungen verletzte, hat grosse Wellen
geworfen. Nun wollen die Behörden mit einem Massnahmenkatalog
gegen Rechtsradikalismus vorgehen.
Von Janine Köpfli
Die Geschichte, die sich am letzten Schultag vor den Sportferien
in einem Liechtensteiner Bus im Unterland ereignete, bewegte in den
vergangenen Tagen die Gemüter der Bevölkerung. Ein
20-jähriger Mann steigt morgens betrunken in einen Bus mit
Schülern, pöbelt einen 14-jährigen Jungen an und
verletzt ihn mit einem gläsernen Gegenstand am Kopf. Augenzeugen
berichteten, dass der 20-Jährige in Liechtenstein als
Rechtsradikaler bekannt sei und schon öfters für Unmut
gesorgt habe, jedoch nie richtig zur Verantwortung gezogen worden sei
(das "Vaterland" berichtete am 18. Februar). Nach dem Vorfall im Bus
meldeten sich besorgte Eltern der Realschule Eschen zu Wort und
übten Kritik an Polizei und Behörden, dass zu wenig gegen
Rechtsradikale in Liechtenstein getan werde.
"Thema wird ernst genommen"
Gestern nahm Jules Hoch, Chef der Liechtensteiner
Kriminalpolizei, in einem Interview auf Radio L Stellung zu den
Vorwürfen. Er könne die Sorge der Eltern verstehen und
betonte, dass die Polizei und Behörden im angesprochenen Fall
nicht untätig geblieben seien. "Rechtsradikalismus ist ein Thema,
das wir sehr ernst nehmen", sagte Jules Hoch. Die Ermittlungen seien
sofort aufgenommen, Tatverdächtiger und Opfer einvernommen worden.
Zurzeit würden noch Zeugen befragt. Die Ermittlungen sollen laut
Jules Hoch in den nächsten Tagen abgeschlossen sein.
Massnahmenkatalog in Arbeit
Um zu unterstreichen, dass Rechtsradikalismus ernst genommen
werde, wird die Gewaltschutzkommission Ende März einen
Massnahmenkatalog zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus in
Liechtenstein vorlegen. Dies bestätigte Jules Hoch als Mitglied
der Kommission gegenüber Radio L. Der Polizei sei
grundsätzlich der harte Kern der Rechtsradikalen in Liechtenstein
bekannt. Es handle sich um 25 Personen, dazu kämen Mitläufer
und Sympathisanten. Sorgen machen der Liechtensteiner Polizei
allerdings die guten Kontakte der liechtensteinischen Rechtsextremen
nach Vorarlberg. "Wir wissen, dass gerade die Generation der Rechten,
die wir jetzt haben, sich sehr stark an der Szene in Vorarlberg
orientiert. Das macht uns ein bisschen Bauchweh, wie ich schon
öfters gesagt habe", sagte Jules Hoch im Radio-L-Interview. Im
September letzten Jahres veröffentlichte die
Gewaltschutzkommission eine Studie zum Rechtsextremismus in
Liechtenstein. In der 85-seitigen Studie sind unter anderem
rechtsextreme Vorfälle in Liechtenstein der letzten drei Jahre
beschrieben.
Erwähnt ist das Oktoberfest in Mauren im September 2008, an
dem sich rechtsextreme Jugendliche mit türkischen Jugendlichen
eine Massenschlägerei lieferten. Im Frühjahr 2008 stiessen
Globalisierungsgegner bei einer kleinen Kundgebung auf eine Gruppe der
rechten Szene. Am Staatsfeiertag 2008 verletzte ein junger
Rechtsextremer eine Touristin mit einer Flasche. 2007 wurden Plakate
der Antirassismuskampagne "Ohne Ausgrenzung" mit Hakenkreuzen
beschmiert und beschädigt.
Beängstigende Zwischenfälle
An einer Jungbürgerfeier soll ein Rechtsextremer mit dem
Hitlergruss provoziert haben. An der Fasnacht 2008 sollen drei schwarz
gekleidete und mit Palästinensertüchern maskierte Jugendliche
mit Luftgewehren in eine Schule eingedrungen sein. Sie richteten ihre
Gewehre auf einen dunkelhäutigen Schüler und bedrohten ihn.
Ob dieser Vorfall einen rechtsextremistischen Hintergrund hatte, ist
jedoch nicht eindeutig geklärt. In der Studie erwähnt sind
auch eine Maturafeier einer Wirtschaftsklasse, bei der rechtsradikale
Töne angeschlagen wurden und unwidersprochen blieben, sowie
Schüler, die T-Shirts mit der Aufschrift "Hitler on Worldtour"
trugen und unbehelligt den Unterricht im Gymnasium besuchen konnten.
Dazu kommen die Vorfälle im November vergangenen Jahres, die
jedoch bis heute von offizieller Seite nicht eindeutig der rechten
Szene zugeordnet wurden: Unbekannte verunstalten Plakate, die für
Respekt gegenüber Schwulen und Lesben werben. Zwei Wochen
später landen Flugblätter in einigen Briefkästen in
Liechtenstein, die gegen Ausländer und gegen fortschrittlich und
modern denkende Bewohner Liechtensteins Stimmung machen.
Die Verfasser der Studie von der Hochschule für Soziale
Arbeit in Basel kommen zum Schluss, dass "die Einschätzungen der
Fachpersonen zeigen, dass Rechtsextremismus in Liechtenstein zwar im
Rückblick weniger massiv und sichtbar in Erscheinung tritt, als
dies noch vor wenigen Jahren der Fall war; die Einschätzungen
zeigen aber auch, dass es in unregelmässigen Abständen zu
Vorfällen mit manifester Gewaltanwendung kommt."
Ob der 20-Jährige, der den türkischen Jungen verletzte,
tatsächlich der rechten Szene zuzuordnen ist, ist bis heute
unklar. Die Landespolizei hat zur Gesinnung des Tatverdächtigen
keine Angaben gemacht. Wie der Massnahmenkatalog gegen
Rechtsextremismus aussehen soll und ob er den Eltern und Schülern
die Angst nehmen kann, ist abzuwarten.
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16.9.09
Rechtsextremismus im Fürstentum Liechtenstein
Eine qualitative Studie zu Hintergründen und Herangehensweisen
Im Auftrag der Gewaltschutzkommission des Fürstentums Liechtenstein
http://www.landespolizei.li/LinkClick.aspx?fileticket=E4%2FsAPdUewI%3D&tabid=409&mid=1475
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NEONAZIS CZ
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WoZ 25.2.10
Tschechien
Nazikontakte als Verbotsgrund
Das Oberste Verwaltungsgericht in Tschechien hat letzte Woche die
rechtsextreme Arbeiterpartei (DS) verboten. Den Verbotsantrag hatte die
tschechische Regierung unter Federführung des Innenministeriums
gestellt. In der Begründung des Verwaltungsgerichts heisst es
unter anderem, dass die DS in Kontakt mit der gewaltbereiten Neo
naziszene stehe und einige Punkte des Parteiprogramms verfassungswidrig
seien. Das Gericht hat damit einen Präzedenzfall geschaffen;
bisher wurden in Tschechien Parteien nur aus formalrechtlichen
Gründen verboten. Noch vor einem Jahr war ein entsprechender
Antrag der Regierung aus Mangel an Beweisen gescheitert. Bemerkenswert
ist, dass die Regierung ihrem neuen Verbotsantrag Fotos beigelegt hat,
die die Antifaschistische Aktion veröffentlicht hatte, die
offiziell als extremistisch eingestuft wird. Auf diesen Fotos zeigen
DS-Mitglieder den Hitlergruss. Die rechtsextreme Partei, die im Jahre
2003 als deutschfeindliche Bürgerpartei gegründet wurde, aber
seit zwei Jahren enge Kontakte zur deutschen NPD pflegt, erwägt
den Gang vors Verfassungsgericht. Jan Jirát
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ANTI-ATOM
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WoZ 25.2.10
AKW Beznau
Frisierte Ökobilanz
Atomstrom ist sauber und klimafreundlich - dies hat das
Energieunternehmen Axpo am Beispiel des AKW Beznau angeblich
wissenschaftlich belegt. "Positive Ökobilanz - vom Uranabbau bis
zur Tiefenlagerung", schreibt die Axpo auf ihrer Website und behauptet,
lediglich einige Flusskraftwerke könnten mit dem Beznau-Strom
mithalten.
Der Zürcher Ökobilanzexperte Gabor Doka hat den
Umweltbericht von Beznau genau analysiert. Sein Urteil fällt
vernichtend aus: Was das Bild des makellosen Atomstroms trüben
könnte, wurde weggelassen oder schöngerechnet. Einen Fehler
hat die Axpo inzwischen selber eingeräumt - die anderen
Kritikpunkte weist das Energieunternehmen von sich, ist aber nicht in
der Lage, die Kritik glaubhaft zu widerlegen.
Die Absicht hinter der frisierten Ökobilanz: Die Axpo
möchte einen neuen Meiler bauen und braucht deshalb eine
Bevölkerung, die glaubt, mit dem Bau neuer AKWs könne man dem
Klimawandel entrinnen. Zwar produzieren Atomkraftwerke tatsächlich
relativ geringe Mengen CO2 - doch gefährlich sind sie aus ganz
andern Gründen. Das Risiko einer schweren radioaktiven Verseuchung
ist bis heute nicht gebannt. Das modernste AKW, das zurzeit im
finnischen Olkiluoto gebaut wird, weist einen gravierenden
Konstruktionsfehler auf. Und auf der Baustelle herrscht
besorgniserregendes Chaos. sb
--
Das AKW Beznau und das Klima - Das Energieunternehmen Axpo hat eine
Umweltbilanz publiziert, die belegen soll, wie umweltfreundlich das AKW
Beznau ist. Der Ökobilanzierer Gabor Doka zersaust das Papier.
Sauber falsch gerechnet
Von Susan Boos
Das Klimaargument verunsichert sogar atomkritische Kreise. Die
Atomlobby setzt deshalb mit voller Kraft auf dieses Argument. Auf ihrem
Internetportal www.kernenergie.ch steht zum Beispiel unter dem Bild
eines schmelzenden Gletschers: "Klimawandel: die Kernenergie ist Teil
der Lösung." Weiter heisst es: "In der Schweiz erzeugen
Wasserkraft und Kernenergie pro Kilowattstunde die geringsten Mengen an
Treibhausgasen."
So einfach ist es nicht, sagt der Zürcher
Ökobilanz-Experte Gabor Doka. Er hat im Auftrag von Greenpeace ein
bislang unveröffentlichtes Gutachten zur Ökobilanz des AKW
Beznau erstellt. Das Energieunternehmen Axpo betreibt dieses
Atomkraftwerk in der Nähe von Baden - notabene das älteste
der Schweiz. Im vergangenen Herbst hatte die Axpo die
"Umweltdeklaration Kernkraftwerk Beznau" publiziert. Liest man diese
Umweltbilanz, gibt es keinen umweltfreundlicheren Strom als den aus
Beznau.
Doch eine Umweltbilanz erstellen ist sehr kompliziert. Zum
Beispiel müsste man exakt wissen, woher das Uran stammt, das in
Beznau verbrannt wird. Greenpeace zweifelte schon früher an der
Behauptung der Axpo, man setze in Beznau zu einem beträchtlichen
Teil waffenfähiges Uran aus Russland ein (vgl. Kasten). Die Axpo
präsentierte dies als Beitrag zur Abrüstung - gleichzeitig
liess das Waffenuran aber auch die Umweltbilanz des AKW besser aus
sehen (weshalb das so ist, erklärt Doka im nachfolgenden
Gespräch).
Vor Kurzem musste nun die Axpo eingestehen, dass Greenpeace recht
hatte und in Beznau tatsächlich kein Waffenuran zum Einsatz kommt;
man werde deshalb auch die Umweltbilanz überarbeiten.
Die Herkunft des Urans hat einen grossen Einfluss auf die
Umweltbilanz, weil das CO2, das im Atomstrom steckt, nur zu einem
geringen Teil in den Atomkraftwerken entsteht - sondern vor allem beim
Uranabbau, der Urananreicherung und der Herstellung der Brennstäbe
produziert wird.
Die Beznau-Umweltbilanz weist aber noch ganz andere, nicht minder
gravierende Mängel auf, wie Gabor Doka darlegt.
WOZ: Gabor Doka, eine Kilowattstunde Beznau-Strom verur sacht -
laut der Axpo-Umweltbi lanz - nur drei Gramm CO2. Strom aus Wasserkraft
verursacht im Durchschnitt vier Gramm. Ist der Beznau-Strom wirklich so
toll und klimafreundlich?
Gabor Doka: Atomstrom produziert tatsächlich relativ wenig
klimaschädigende Abgase - doch das ist nicht neu, und CO2
repräsentiert nur einen Teil der Umweltbelastung durch Atomstrom.
Trotzdem: Drei Gramm CO2 klingt weltmeisterlich. Andere
Berechnungen kommen auf wesentlich mehr. Ist Beznau wirklich besser als
andere Atomkraftwerke?
Das ist eine komplexe Frage und hängt mit der EPD zusammen
...
EPD?
Die Axpo hat ihre Umweltdeklaration nach einem international
zertifizierten System, dem sogenannten EPD, verfasst, damit die
Ergebnisse vergleichbar sind. Die Resultate hängen aber von vielen
Einzelaspekten ab wie zum Beispiel der Frage, woher das Uran stammt.
In Ihrem Gutachten werfen Sie die Frage auf, ob die
Brennstäbe tatsächlich Waffenuran enthalten, wie die Axpo
ursprünglich behauptet hat. Es könnte auch Uran sein, das
früher in atombetriebenen russischen U-Booten eingesetzt war.
Warum soll das eine besser als das andere sein?
Die Axpo gab in ihrem Umweltbericht an, es werde hoch
angereichertes, russisches Atomwaffenuran verwendet. Dieses Waffenuran
gilt als rezykliert, wenn es im Reaktor eingesetzt wird. Die
Umweltbelastung, die bei der Herstellung dieses Urans entstanden ist,
wird deshalb nicht den Atomkraft werken angerechnet.
Sondern?
Dem ursprünglichen Zweck - also dem russischen Militär.
Und die Atomkraftwerke kommen sauber weg?
Genau. Das EPD-System macht diesbezüglich klare Vorgaben:
Wenn rezykliert wird, wird sauber geschnitten - was vor dem Recycling
war, geht zulasten des alten Produktes. Lediglich die Umweltbelastung,
die entsteht, um aus Waffen uran Brennstäbe zu machen, wird dem
Atomstrom angerechnet. Das ist nicht viel, weil man dieses Uran nur ver
dünnen muss.
Inzwischen hat die Axpo eingeräumt, dass die
Brennstäbe, die in Beznau eingesetzt werden, nicht aus Waffenuran
hergestellt werden - wie Sie es vermutet haben. Was bedeutet dies nun
für die Ökobilanz von Beznau?
Sie fällt schlechter aus, denn dieses Uran muss zuerst
aufbereitet werden, sonst kann man es nicht weiterverwenden. Ein
solches Recyclingverfahren braucht viel Energie und belastet die Umwelt
stark, was dem Atomstrom angerechnet werden muss. Wenn das Recycling
überdies in problematischen Anlagen wie etwa jener von Majak im
Ural stattfindet, verschlechtert sich die Ökobilanz
zusätzlich, da diese maroden Produktionsstätten die Umwelt
vermutlich massiv belasten.
Die Axpo will in den nächsten Monaten genauer prüfen,
in welchen russischen Anlagen der Brennstoff für das AKW Beznau
wiederaufbereitet wird. Warum kennen die AKW-Betreiber die
Produktionskette so schlecht?
Offensichtlich fehlen ihnen die genauen Angaben. Eigentlich
würde man meinen, sie sollten von ihren russischen Lieferanten in
solch wichtigen Fragen Transparenz einfordern. Das haben sie aber
bislang nicht getan.
Weist die Umweltbilanz von Beznau noch andere Mängel auf?
Ja, drei Punkte könnte man da erwähnen. Der erste
betrifft die Berechnung des Stromverlustes. Die Deklaration geht davon
aus, dass bis zum Kunden drei Prozent des Stroms verloren gehen. Der
Kunde ist in diesen Berechnungen der Stromhändler, nicht der
Endkonsument. Korrekt müsste man aber den Stromverlust bis zur
Steckdose im Haushalt berücksichtigen, da gehen insgesamt
zwölf Prozent des Stroms verloren. Das verschlechtert
natürlich das Ergebnis und ist ein Fehler, der nicht hätte
passieren dürfen.
Der zweite Punkt betrifft die toxi schen Emissionen - wie zum
Beispiel Schwermetalle oder radioaktive Stof fe -, auf die in der
Ökobilanz nur mangelhaft eingegangen wurde. Diese Emissionen sind
bei einem Atomkraftwerk aber viel relevanter als die Frage, wie viel
CO2 es erzeugt.
Und der dritte Fehler?
Der betrifft das Natururan, das Beznau benötigt - dieses
wird in der Deklaration nicht als Energieträger gezählt,
obschon es einer ist. Und das sind immerhin 97 Prozent der
nicht-erneuerbaren Energieressourcen, die Beznau braucht, die unter den
Teppich gekehrt wurden.
Laut Umweltbilanz stammt weiteres Beznau-Uran aus dem sogenannten
Lösungsbergbau, der nicht sehr umweltbelastend sein soll.
Axpo sagt, ihr Lieferant verarbeite ausschliesslich Uran aus
Lösungsbergbau, welches aus Kasachstan stamme. Dieser Lieferant,
Springfields Fuels Limited, gibt hingegen selber an, Uran zu
verarbeiten, das überall auf der Welt gefördert wurde -
deshalb habe ich meine Zweifel an der Aussage der Axpo. Das Uran, das
Springfields Fuels aus Kasachstan nach Europa importiert, beträgt
auch nur einen Bruchteil ihrer Verarbeitungskapazität. Der Rest
ihres importierten Urans stammt aus Tagebauminen in Russland, Kanada,
Niger und Australien. Der Tagebau verursacht jedoch grosse Mengen an
radioaktiven und giftigen Abfällen.
Ist der Lösungsbergbau tatsächlich umweltfreundlicher?
Da pumpt man Säure in den Boden, um das Uran herauszulösen.
Danach pumpt man dieses strahlende, flüssige Gemisch wieder aus
dem Boden, doch ein Teil der Säure bleibt im Boden. Klingt nicht
besonders sauber.
Stimmt, langfristig kann auch diese Methode schwere Probleme
verursachen. Ein Gebiet, aus dem man so Uran gefördert hat,
müsste man meiner Meinung nach als Deponie-Altlast behandeln. Die
Gesteinsstruktur wurde durch den Menschen verändert - man hat
Säure und gelöste Schwermetalle im Boden drin, die
verschwinden nicht einfach. Vielleicht kann man diese Stoffe für
einige Jahrzehnte im Untergrund zurückhalten. Aber irgendwann
kommen sie raus, wenn auch vielleicht erst nach Jahrhunderten oder
Jahrtausenden. Aber nach unserem gegenwärtigen Wissen kommen sie
raus, in grösseren oder kleineren Mengen, das ist nur eine Frage
der Zeit.
Wenn die Axpo korrekt gerechnet hätte, wie viel CO2
würde nun eine Kilowattstunde Beznau-Strom verursachen?
Die CO2-Belastung wäre vermutlich etwa doppelt so hoch. Aber
das ist nicht das Problem, sondern das "Burden shifting", das Verlagern
der Lasten.
Was meinen Sie damit?
Wenn - wie die Axpo es in diesem Fall tut - primär vom
Kohlendioxid gesprochen wird. Die anderen gravierenden Belastungen
kommen in der Kommunikation gegen aussen gar nicht mehr vor. Man
verengt den Fokus auf einen einzigen Umweltaspekt: das Klimaargument.
So kann man kurzschliessen: Atomkraftwerke sind super. Doch wenn man
die gesamte Ökobilanz anschaut, sieht man, dass das nicht stimmen
muss.
In vielen Ökobilanzen kommen Atomkraftwerke gut weg. In
einigen Berechnungen stehen sogar Windturbinen oder Solarstrom
schlechter da. Das ist doch irritierend.
Wenn man bei den Berechnungen nur den Normalbetrieb betrachtet -
und das tut man in den klassischen Ökobilan zen -, steht die
Kernenergie bezüglich Umweltschäden relativ gut da. Doch
sobald man bei den Berechnungen zum Beispiel Risiken von Unfällen
und Proliferation mit einbezieht, kommt sie sehr schlecht weg, weil die
Mehrheit diese Risiken nicht tolerieren mag.
Gabor Dokas Gutachten: http://www.doka.ch/GutachtenEPDBeznauDoka.pdf
--
Gabor Doka
An der Universität Zürich studierte Gabor Doka (45)
Chemie, seit 1992 arbeitet er als Ökobilanzierer und
unterhält in Zürich ein eigenes Büro. Er ist vor allem
im Bereich Entsorgung und Deponien tätig. Vor zwei Jahren
untersuchte er im Auftrag des Paul-Scherrer-Instituts (PSI) die
Umweltbelastung des Uranbergbaus. Dokas Berechnungen führten dazu,
dass sich in der wohl wichtigsten internationalen Umweltdatenbank
ecoinvent die Ökobilanz von Atomstrom schlagartig um den Faktor
2,7 verschlechterte.
--
Die Axpo antwortet - wenig überzeugend
Die WOZ hat die Axpo mit den Vorwürfen von Gabor Doka
konftrontiert. Vor allem geht es dabei um die drei offensichtlichen
Fehler, die in der Umweltdeklaration gemacht wurden -
um die Berechnung des Strom verlustes, die mangelhaft auf
geführten toxischen Emissionen und das Natururan, das nur als
Material-, nicht aber als Energieressource aufgeführt wird.
In ihrer Stellungnahme weist Axpo-Sprecherin Anahid Rickmann, die
für Atomfragen zuständig ist, sämtliche Vorwürfe
zurück.
≥ Zum Stromverlust: "In der Deklaration weisen wir die
Umweltbelastung für unsere Kunden aus. Dies sind die
Kantonswerke", schreibt Rickmann.
Umweltdeklaration müsse un missverständlich bis zu den
E ndkonsumentinnen und nicht etwa nur bis zu den Zwischenhändlern
bilanziert werden.
≥ Zu den toxischen Emissionen: "Der Vorwurf entbehrt jeder
Grundlage", schreibt die Axpo-Sprecherin: "Die Umweltdeklaration umfass
detailliert auch toxische Emissionen." Die Gewichtung von Emissionen
sei subjektiv und entspreche nicht den Regeln der Umweltdeklaration.
Gabor antwortet darauf, sein Vorwurf habe nie gelautet, die
toxischen Emissionen seien nicht in der Deklaration, sondern sie seien
mangelhaft aufgeführt. Es würden Angaben gemacht, aber diese
seien "spärlich bis falsch, weil Wesentliches weggelassen wurde".
Wenn die Axpo-Sprecherin die spärlichen Angaben als "detailliert"
bezeichne, zeige das eher, dass sie nicht wisse, welcher
Detaillierungsgrad in Ökobilanzen üblich sei: "Diese Details
standen den Machern der Studie vermutlich zur Verfügung, wurden
aber wohl bei der Publikation bewusst weggelassen."
≥ Zum Natururan: Eine unabhängige Stelle habe die "korrekte
Berechnung der Deklaration bestätigt", schreibt Axpo-Sprecherin
Rickmann dazu.
Doka kontert: Auch hier habe er nie kritisiert, dass das
Natururan nicht aufgeführt werde, sondern eben unzureichend. Die
Deklaration führe die gesamthaft benötigten "fossilen
Ressourcen" an (0,0489 Megajoule pro Kilowattstunde) - ignoriere in
diesem Zusammenhang aber das Natururan, inklusive wären es etwa
2,25 Megajoule.
≥ Fazit: Die Umweltdeklaration hatte offensichtlich nur ein Ziel:
Vorzurechnen, wie klimafreundlich Beznau-Strom ist. Doch die CO2-Frage
ist bei einem AKW irrelevant, kritisch sind ganz andere, bedrohliche
Umweltbelastungen. Wenn die Axpo schon eine standardisierte
Umweltdeklaration machen lässt, muss sie sich an die geltenden
Regeln halten und darf nicht kleinrechnen oder weglassen, was dem Image
schaden könnte. Sonst verkommen Ökobilanzen zu reinen
Greenwashing-Aktionen. sb