MEDIENSPIEGEL 28.2.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (RaBe)
- Sexwork: Gegen Frauenhandel
- Aktion Frauenkampftag
- Geno-Beizen-Sterben + -Überleben
- FL: Brandanschläge (von rechts?)
- Landwirtschaft in Palästina
- Anti-Atom: Endlager-Kämpfe

----------------------
REITSCHULE    
----------------------

So 28.02.10
19.00 Uhr - Tojo - "Agents Provocateurs" Agentenstück von Michael E. Graber. Uraufführung.
20.00 Uhr - Rössli-Bar - Marta Collica & Kassette
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa, Performance. Live-Konzert aufgeführt zu Filmen mit Hans Koch (CL), Michael Thieke (CL) und Paed Conca (CL).

Mi 03.03.10
19.00 Uhr - SousLePont - Brasilien Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"

Do 04.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie: Michael Schulz.
20.30 Uhr - Kino - DOK am Donnerstag: Space Tourists, Christian Frei, CH 2009
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Side Road Tour: Factor, Kay the Aquanaut Def 3 (Canada) und Zoën (Frankreich). Style: Alternative Hip-Hop

Fr 05.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie: Michael Schulz.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Por Amor, Isabelle Stüssi, CH 2009
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Tsigan (BE), Remy Rem (2.Liga, Labellobby), Arte Brà und DJ Kermit (Boys on Pills), Mr. Thrillin (Cratekemistry Soundsystems). Style: Berner Hip-Hop
22.00 Uhr - Frauenraum - POPSHOP: DJ Photoeffekt (DiscoPopElektro) und DJ Lady Kane (DiscoFunk80iesPopElectro). Women only!

Sa 06.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche: dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie: Michael Schulz.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Wanakam, Thomas Isler, CH 2005
22.00 Uhr - Dachstock - 10 Years USP: Black Hole: Kindzadza (OSOM Music/RUS). Kasatka (active meditation/DE), Tallkirsch (kadesha), Tsunamix (mythos productions), Zenkatsu (USP), Milosz (USP), Stardust (USP), Bassgabe (USP), Ruff (USP), Dusky (USP), Score (plan b), Tex (plan b). Style: Darkpsy, Full Power Trance

So 07.03.10
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch im SousLePont bis 16.00 Uhr
13.30 Uhr - Kino - Kinderfilm am Flohmi: Heidi Luigi Comencini, Schweiz 1952
19.00 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie: Michael Schulz.

Infos: http://www.reitschule.ch

---

kulturstattbern.derbund.ch 27.2.10

Gisela Feuz am Samstag den 27. Februar 2010 um 15:43 Uhr

RaBe-Fest Teil 1

Radio RaBe, das sei doch ein Hippie-Verein, erklärte einer meiner Schüler kürzlich, als in der Schule das Thema Lokalradios behandelt wurde. "Nun gut, falls Sie da arbeiten, werd ich mir das vielleicht doch mal anhören", hiess es dann wenige Minute später nach einem flammenden Plädoyer meinerseits, in dem zugegebenermassen auch das Wort "Zeugnisnote" vorkam.

Gestern Abend lud Radio RaBe zum fünften Mal zum jährlichen RaBe-Fest ein und der grosse Publikumsaufmarsch verdeutlichte, dass sich RaBe während seines 14-jährigen Bestehens vom Hippie-Verein zu einem kulturell wertvollen und wichtigen Alternativ-Radio gemausert hat. Dachstock, Sous-le-Pont, Rössli und Frauenraum waren jedenfalls alle sehr gut besucht, wobei in den verschiedenen Räumlichkeiten musikalisch alles geboten wurde, was das Herz begehrt.

Während im Sous-Le-Pont mit Loose Connection, The Dead und The Jackets vorallem gerock'n'rollt wurde, kamen im Frauenraum die Anhänger von Drum'n'Bass dank dem Einsatz der Rabass-Jungs voll auf ihre Kosten. Das Highlight aus persönlicher Sicht fand allerdings gestern Abend im Dachstock statt, wo zuerst Clara Clara mit ihrem hektischen, rhythmischen Spasti-Indierock zu verblüffen wussten, bevor die grandiosen Herren Sofa Surfers mit ihrer Mischung aus Trip Hop, fetten Riffs und Downbeat Electronica das Publikum verzauberten.

sofa surfers @ rabefest

Zu später Stunde klopfte dann gar noch Botanica an die Dachstock-Tür und anerbot sich, spontan ein Set zum Besten zu geben. Lob gebührt an dieser Stelle den Verantwortlichen und Mitarbeitern des Dachstocks, welche in aller Hergottsfrüh dieses spontane Konzert ermöglichten und somit dem Publikum ein weiteres Highlight bescherten.

Alles in allem war der gestrige Abend in jeder Hinsicht ein äusserst gelungener Rabe-Abend und wer jetzt noch mal Hippie-Verein sagt, kriegt bis ans Lebensende in jedem Zeugnis eine Zwei. Jawohl.

---

kulturstattbern.derbund.ch 26.2.10

Manuel Gnos am Freitag den 26. Februar 2010 um 17:00 Uhr

Evelinn Trouble am Rabe-Fest

Bevor wir Sie endgültig ins Wochenende entlassen, möchten wir Sie nochmals ans löbliche Rabe-Fest in der Reitschule erinnern. Ich persönlich kann Ihnen nach meinem gestrigen Besuch im Zürcher Helsinki besonders den Auftritt von Evelinn Trouble empfehlen. Nachdem ich von ihrem Auftritt an der letztjährigen Bad Bonn Kilbi doch eher enttäuscht war, hat sich die junge Sängerin aus Zürich wieder zurück in mein Herz gespielt.

Das erste Set im Helsinki war sehr ruhig und enthielt auch einige Coversongs (meist am Klavier gespielt, einer davon aus dem Repertoire ihrer Freundin Sophie Hunger). Das Publikum war erstaunlicherweise auch in den leisesten, kaum hörbaren Passagen ruhig und aufmerksam. Ein Genuss, kann ich Ihnen sagen.

Im zweiten Set setzte Trouble zusammen mit ihrem Bassisten und (erstmals) mit Julian Sartorius am Schlagzeug mehr analoge Elektronik ein und die Sache wurde wilder, auch härter. Das Publikum nahm diese Herausforderung zur Party dankbar an und tanzte herzhaft mit. Sie werden also morgen Abend im Frauenraum Ihren Spass haben!

---

Blick am Abend 26.2.10

NIGHTLIFE
 
TOP Nicht verpassen!

 Nightlife Tipp

 Sofa Surfers (A)

 Fr, 22 Uhr, Reitschule Dachstock, Neubrückstr. 8.

 Der Legende nach wurden die Mitglieder der Wiener Band Sofa Surfers vom österreichischen Downtempo-Duo Kruder & Dorfmeister überredet, sich zusammenzutun. Nach einem bombastischen Debüt mit dem Song Sofa Rockers in den 90er Jahren wurde es still um das Sextett. Mit dem Roten Album (2005) haben sie zurück zum Erfolg gefunden. usgang.ch

------------------
SEXWORK
------------------

Bund 27.2.10

Berns Fremdenpolizei verstärkt den Kampf gegen Frauenhandel

 Bei einer Razzia im Berner Rotlichtmilieu sind mehrere Frauen verhaftet worden.

 Die Fremdenpolizei der Stadt Bern hat in der Nacht auf gestern eine Personenkontrolle im Rotlichtmilieu durchgeführt und dabei Verstösse festgestellt. Zehn ausländische Frauen wurden vorläufig festgenommen, darunter eine, die zur Verhaftung ausgeschrieben und mit einem Einreiseverbot für die Schweiz belegt war.

 Wie die Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie mitteilte, befinden sich weitere Personen wegen Verstössen gegen fremdenpolizeiliche Vorschriften bereits in Ausschaffungshaft. Der Verdacht, dass Sexarbeiterinnen unter Vortäuschung falscher Versprechen in die Schweiz gelockt wurden, habe sich erhärtet, sagte Alexander Ott, Bereichsleiter Einwohnerdienste, Migration und Fremdenpolizei der Stadt Bern. Zur Abklärung des Sachverhalts hat Berns Stadtbehörde die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) in Zürich eingeschaltet.

 Die Fremdenpolizei hat eine zunehmende Zahl von Verstössen gegen das Freizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der EU und verstärkte kriminelle Tendenzen im Rotlichtmilieu festgestellt. Laut dem Sicherheitsdirektor Reto Nause (cvp) wolle die Stadtbehörde den "menschenhandelähnlichen Zuständen Einhalt gebieten". (dv)

---

BZ 26.2.10

Mehrere Anzeigen im Sexmilieu

Die Fremdenpolizei der Stadt Bern hat in der Nacht auf heute in der Stadt Bern eine Personenkontrolle im Rotlichtmilieu durchgeführt und dabei verschiedene Verstösse festgestellt. Es kam zu mehreren Verhaftungen sowie Anzeigen.

Die Fremdenpolizei der Stadt Bern hat in der Nacht vom 25. auf den 26. Februar 2010 in der Stadt Bern eine Personenkontrolle im Rotlichtmilieu durchgeführt. Insgesamt wurden dabei 10 ausländische Personen vorläufig festgenommen.

Eine der Personen war von einem anderen Kanton zur Verhaftung ausgeschrieben und mit einem Einreiseverbot für die Schweiz belegt. Weitere Personen befinden sich aufgrund von Verstössen gegen fremdenpolizeiliche Vorschriften bereits in Ausschaffungshaft. Zudem erhärtete sich bei weiteren Personen der Verdacht, dass diese unter Vortäuschung falscher Versprechen in die Schweiz gelockt wurden. Die betroffenen Personen wurden den zuständigen NGO's zur Abklärung vermittelt.

Die Fremdenpolizei setzt mit diesen wie auch noch folgenden Aktionen ein Zeichen zur Bekämpfung von Verstössen gegen das Freizügigkeitsabkommen zwischen der Schweiz und der Europäischen Union sowie gegen die zusehends verstärkt kriminellen Tendenzen im Rotlichtmilieu. Nause: "Das Problem akzentuiert sich. Uns ist daran gelegen, den menschenhandelähnlichen Zuständen Einhalt zu gebieten. Wir werden auch weiterhin darum bemüht sein, nicht nur repräsentativ tätig zu sein, sondern den Betroffenen grösstmögliche Unterstützung und Rechtssicherheit bieten zu können."
 
Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie

----------------------------------
FRAUENKAMPFTAG
----------------------------------

Indymedia 27.2.10

Aktion zum internationalen Frauenkampftag ::

AutorIn : 8.März Bündnis Zürich         

Mediencommuniqué zum Tanzvergnügen vom 26. Februar 2010

Heute Abend haben rund 200 Leute den Helvetiaplatz besetzt. Bei Konzerten, DJs und Glühwein haben wir uns während 3 Stunden Raum genommen.     

Im Rahmen der Mobilisierungen rund um den internationalen Frauenkampftag haben wir auf unsere Anliegen aufmerksam gemacht.
Immer noch sind Frauen bei der Arbeit, in der Familie und ganz allgemein in der Gesellschaft schlechter gestellt. Wir bekommen weniger Lohn für gleiche Arbeit, haben folglich die kleineren Renten und sind hauptverantwortlich für die unbezahlte Hausarbeit.

Vielerorts werden Frauen wegen ihrem Geschlecht und/ oder ihrer sexuellen Orientierung verfolgt. In vielen Ländern werden jedoch genau diese Missstände nicht als Fluchtgründe anerkannt.

"Ich bin nicht frei, solange nur eine Frau unfrei ist, auch wenn sie ganz andere Ketten trägt als ich."

Wir kämpfen weiter, bis wir unsere Ziele erreicht haben!
Für eine Gesellschaft ohne Geschlechterrollen!
Für eine Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung!
Wir sind laut und kämpferisch!
Gleichzeitig haben wir den Abend genutzt, um für die Frauendemo zu mobilisieren. Tanzen und feiern macht Spass, kämpfen auch!
Frauen - zusammen sind wir stark!

Heraus zur Frauendemo. 6. März, 13.30 Uhr, Hechtplatz Zürich.

Und dann zur kurzen Aktion gegen lange Ladenöffnungszeiten. 8. März, 18 Uhr, Bahnhofbrücke Zürich.

Am 13. März fahren wir gemeinsam nach Bern zur überregionalen Demo des "Marche mondiale des femmes".

----------
BEIZ
----------

Sonntag 28.2.10

Das Sterben der Genossenschafts-Beizen: Es geht auch anders

 Viele selbstverwaltete Gasthäuser sind bedroht, doch es gibt bemerkenswerte Ausnahmen. Was ist das Erfolgsrezept?

Von Kurt-Emil Merki

 Das Solothurner "Kreuz" und der Winterthurer "Widder" sind Bereicherungen der lokalen Gastroszene. Und erstaunlich rentabel.

 "Gäbe es den ‹Widder› nicht, so müsste man ihn erfinden": Ernst Wohlwend (63), Stadtpräsident von Winterthur, ist voll des Lobes über die Genossenschaftsbeiz, die in seiner Stadt seit bald 30 Jahren floriert. Das kann von der "Krone" in Aarau nicht behauptet werden. Zwar hat auch dieses Restaurant eine genossenschaftliche Trägerstruktur. Aber jetzt steht die Liegenschaft zum Verkauf. Die Genossenschafter werden das Kapital, das sie zur Verfügung gestellt haben, ans Bein streichen müssen. Die "Krone" ist in Aarau bloss ein Restaurant unter vielen.

 Ganz anders das "Kreuz" in Solothurn. Es ist - wie der "Widder" - erstens eine Institution und zweitens ein rentabler Betrieb. Felix Epper (42), Vorstandsmitglied der Genossenschaft und in der Beiz im Service und in der Administration tätig, mag über Umsatz und Gewinn keine Auskunft geben. Er sagt bloss, dass es "keinen Grund zum Klagen" gebe. Und er weist darauf hin, dass das erste selbstverwaltete Restaurant der Schweiz - das "Kreuz" wurde 1973 als Genossenschaftsrestaurant eröffnet - mittlerweile zwei Annexbetriebe führe: die Sommerbeiz und die Cafébar Landhaus.

 Der Erfolg von "Kreuz" und "Widder" hat Gründe: Beide Betriebe wurden in den letzten Jahren professionalisiert und hierarchisiert, ohne dass dabei der Ruf gelitten hätte, ein "anderes" Gasthaus zu sein. Dazu kommen Qualitäten wie Stabilität und Konstanz. In Winterthur halten die Genossenschafter - unter ihnen der Stadtpräsident und zwei Stadträte sowie Komiker Viktor Giacobbo - dem Unternehmen die Treue. Zudem besteht das heutige Beizenkollektiv seit über zwei Jahrzehnten und auch die Verwaltung ist eingespielt.

 Andreas Mösli (45), seit 15 Jahren Präsident der "Widder"-Genossenschaft: "Die Beizen-Gruppe hat rechtzeitig verstanden, dass sie auf die Bedürfnisse der bunt gemischten Kundschaft Rücksicht nehmen muss." In Winterthur werden täglich bis zu hundert Mittagessen ausgegeben. Am Abend wechselt das Publikum von linksbürgerlich zu links-alternativ. Mösli: "Die Beiz ist für die Winterthurer Jugendszene enorm wichtig. Weil kein Konsumterror herrscht, verkehren bei uns auch Junge, die sonst auf der Strasse rumhängen würden." Der Jahresumsatz, den der "Widder" erzielt, liegt bei einer Million Franken.

 Bei "Widder" und "Kreuz" haben die Verwaltungen darauf geschaut, dass der Wert der Liegenschaft erhalten blieb; die Restaurants und die übrigen Räume wurden laufend renoviert. "Widder"-Finanzchef Bruno Hangarter (59) sagt, dass die Bruttomarge 8 Prozent betrage. Die Anteilscheine werden zu 4 Prozent verzinst.

 Am kommenden Dienstag wird in Winterthur eine gut gelaunte Generalversammlung der Genossenschafts-Verwaltung Decharge erteilen. Ganz nach der Überzeugung von Stadtpräsident Wohlwend: "Der ‹Widder› ist ein echte Bereicherung unserer Gastroszene."

----------------------------
LIECHTENSTEIN
---------------------------

Liechtensteiner Vaterland 27.2.10

Erneuter Brandanschlag

 In der Nacht auf Freitag haben Unbekannte einen Anschlag mit Steinen und Molotowcocktails auf ein Kebap-Bistro in Nendeln verübt. Es ist bereits der dritte dieser Art innerhalb drei Monaten.

 Von Nora Brunhart

 Die Stimmung ist bedrückend im Café-Bistro "Abra Kebabra" in der Nähe des Bahnübergangs in Nendeln. Das Café wurde Opfer eines nächtlichen Anschlags. Die noch unbekannten Täter hatten zuerst die Fenster des Cafés mit Steinen eingeschlagen und anschliessend Molotowcocktails ins Innere geworfen. Erhan Kilic, der Inhaber des Café-Bistro "Abra Kebabra", ist über die Vorkommnisse schockiert. Das kann sein Bruder Sekran Kilic nur bestätigen: "Die Situation ist sehr schlimm für uns. Wir haben drei Monate etwas aufgebaut und jetzt stehen wir plötzlich wieder am Anfang." Die Eröffnung des Cafés war für nächste Woche geplant.

 Bereits der dritte Anschlag

 Der Brandanschlag von Freitag ist nicht der erste dieser Art in Nendeln. Bereits Ende November gab es gleich zwei Brandanschläge mit Molotowcocktails in einer Nacht. Damals wurde zuerst ein Molotowcocktail gegen ein Haus geworfen. Der Wurfbrandsatz prallte damals am Fenster ab und brannte ausserhalb des Gebäudes ab. Trotzdem entstand erheblicher Sachschaden an der Hausfassade.

 Kurze Zeit später wurde ein weiterer Brandsatz auf einen Balkon eines Wohnhauses geworfen. Dadurch gerieten mehrer Objekte in Brand. Die Hausbewohner konnten das Feuer rechtzeitig löschen. Auch hier entstand erheblicher Sachschaden.

 Ermittlungen laufen

 Die Polizei hat gestern Morgen die Ermittlungen aufgenommen. Die Spurensicherung hat am Tatort verschiedenste Spuren sicherstellen können. "Dieser Anschlag ähnelt den Anschlägen im November sehr", stellt Jules Hoch, Chef der Kriminalpolizei, fest. Es werde jetzt untersucht, ob die Molotowcocktails auf die gleiche Art und Weise hergestellt wurden, wie jene, die bei den letzten beiden Anschlägen benutzt worden waren.

 Wer hinter der Tat, beziehungsweise den Taten steckt, ist noch unklar. Es kursieren jedoch Gerüchte, wonach die Täter der rechten Szene angehören könnten. Jules Hoch kann das nicht bestätigen: "Wir ermitteln in alle Richtungen. Für Aussagen über die Täterschaft ist es noch zu früh".

 Die Ereignisse der jüngsten Zeit haben die Bevölkerung aufschrecken lassen. Besonders der tätliche Angriff auf einen türkischen-stämmigen Schuljungen in einem Bus löste bei vielen Eltern Ängste um ihre Kinder aus. Es werden immer mehr Forderungen laut, dass etwas gegen den Rechtsradikalismus in Liechtenstein getan werden muss. Auch Jules Hoch stimmt dem zu: "Sollten die Täter tatsächlich der rechten Szene angehören, so bestätigt der gestrige Vorfall den dringend notwendigen Handlungsbedarf." Die Gewaltschutzkommission, der auch Hoch angehört, hat einen Massnahmenkatalog zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus in Liechtenstein erarbeitet, der Ende März präsentiert werden soll.

 Nicht aufgeben

 Der Besitzer Erhan Kilic und sein Bruder Serkan sind über die Ereignisse von Freitag entsetzt. Zu denken gibt ihnen vor allem die Tatsache, dass im gleichen Haus auch zwei Familien leben und sie durch den Anschlag ebenfalls gefährdet wurden. Sie hoffen nun auf eine schnelle Aufklärung des Anschlags. Unterkriegen lassen wollen sie sich jedenfalls nicht. "Wir werden alles so schnell wie möglich renovieren und hoffentlich bald Eröffnung feiern", sieht Serkan Kilic bereits wieder positiv in die Zukunft. Seite 3

--

Eine Gewalttat jagt die andere

 Der Anschlag auf ein türkisches Bistro in Nendeln steht in einer Reihe Gewalttaten, die in den vergangenen Monaten Liechtensteins Bevölkerung verunsicherten und verängstigten. Immer wieder ist auch von Rechtsradikalismus die Rede.

 Von Janine Köpfli

 Es ist gut drei Monate her, als zwei Brandanschläge in Nendeln für Schlagzeilen und ein ungutes Gefühl innerhalb der Bevölkerung sorgten. Es ist knapp vier Monate her, dass Unbekannte Plakate, die für Respekt gegenüber Schwulen und Lesben warben, verunstalteten und dass Flugblätter verteilt wurden, die gegen Ausländer und gegen fortschrittlich und modern denkende Bewohner Liechtensteins Stimmung machten. Und es ist noch nicht einmal einen Monat her, dass ein Jugendlicher einen türkischen Jungen in einem Liechtensteiner Bus verletzte. Bisher ist offen, ob diese Zwischenfälle einen rechtsextremen Hintergrund haben oder nicht. Weder die Polizei noch sonst eine offizielle Stelle wollen mögliche Gerüchte in diese Richtung schüren. Dennoch, die Gerüchteküche brodelt, die Leute reden und erzählen beängstigende Zwischenfälle, die scheinbar nie an die Öffentlichkeit gelangt sind - sie reden von Gewalt an Ausländern, von Zwischenfällen mit mutmasslichen Rechtsextremen, von Drohungen, von Angst.

 Längst meldeten sich besorgte Eltern von Schülern der Realschule Eschen zu Wort und übten Kritik an Polizei und Behörden, dass zu wenig gegen Rechtsradikale getan werde. Der jüngste Brandanschlag in Nendeln dürfte diese Diskussion erneut entfachen. Die Ermittlungen der Landespolizei laufen auf Hochtouren, wie Jules Hoch, Chef der Liechtensteiner Kriminalpolizei, bestätigt. Auch im Fall des Brandanschlags von Freitag werde in alle Richtungen ermittelt. Noch sei es zu früh, um Aussagen über die Täterschaft zu machen. Er verstehe die Sorge der Bevölkerung und auch er ist der Meinung, dass etwas gegen die rechte Szene im Land getan werden müsse. Vor wenigen Tagen betonte er in einem Interview auf Radio L, dass Rechtsradikalismus sehr ernst genommen werde. Aus diesem Grund will die Gewaltschutzkommission bis Ende März einen Massnahmenkatalog zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus in Liechtenstein vorlegen.

 Zeugenaufruf: Personen, die Hinweise zum Vorfall in Nendeln liefern können, werden gebeten, sich mit der Landespolizei unter Tel. +423/236 71 11 oder info@landespolizei.li in Verbindung zu setzen.

------------------------------------
LANDWIRTSCHAFT
----------------------------------

Schweizer Bauer 27.2.10

Palästina: Die Auswirkungen der Mauer treffen als Erstes die Bauern

 "Sie wollen, dass wir unser Land vergessen"

Die israelische Mauer lähmt die palästinensische Landwirtschaft. Die Bauern sind gezwungen ihre Felder zu vernachlässigen. Der Handel mit Produkten und Betriebsmitteln ist stark eingeschränkt.

Markus Spuhler

 Wie eine dicke schwere Schlange zieht sich die Mauer über die kargen Hügel in den besetzten Gebieten des Westjordanlands und Ost-Jerusalems. Sie schluckt, was ihr in den Weg kommt: Rebstöcke Olivenbäume, Felder, Ställe, Häuser… Sie hat das Land im Würgegriff und schneidet der Bevölkerung die Luft ab. Sie schränkt die Bewegungsfreiheit der Menschen ein und blockiert die Warenflüsse.

 Viel Land verloren

 Die Ersten, die ihre Auswirkungen zu spüren bekommen, sind die palästinensischen Bauern. Rund 70Prozent der Palästinenser in den besetzten Gebieten leben ganz oder teilweise von der Landwirtschaft und sind auf ihren Boden angewiesen. Dieser wird aber immer knapper. Nur zu rund 70Prozent des Bodens in den besetzten Gebieten der Westbank haben die Palästinenser Zugang. Der Rest ist von der israelischen Armee gesperrtes Gebiet oder unter der Kontrolle von illegalen jüdischen Siedlern. Aber auch die Mauer raubt den Bauern immer mehr Anbau- und Wohnfläche. Diese baut Israel nämlich nicht auf der "Green Line" (siehe Kasten), sondern meist innerhalb des Gebietes, welches Israel 1967 im Sechstagekrieg besetzt hatte. In vielen Dörfern schneidet die Mauer also die Bauern oft von einem beträchtlichen Teil ihres Landes ab.

 Zugang massiv erschwert

 "Vor dem Bau wurde uns stets zugesichert, wir hätten auch nachher noch freien Zugang zu unseren Feldern, die ausserhalb der Mauer liegen" erzählt Rasim Jamil Assi, Landwirt im Dorf Beit Liqia, nahe der "Green Line" auf halbem Weg zwischen Ramallah und Tel Aviv. Doch die Realität sieht anders aus: "Die Tore sind sehr unregelmässig und meist nur für kurze Zeit geöffnet, und selbst dann ist eine spezielle Bewilligung nötig, um zu passieren. Zudem sind wir der Willkür der Soldaten ausgeliefert, manchmal lassen sie uns den ganzen Morgen am Tor warten. Oft bleibt das Tor ganz geschlossen." Die Obst- und Olivenbäume angemessen zu pflegen, sei so unmöglich. "Eigentlich müsste man die Bäume fast täglich kontrollieren."

 Assi bewirtschaftet mit seiner siebenköpfigen Familie vier Hektaren Land. Vor allem mit Oliven- und Feigenbäumen sowie Tafeltrauben, die einen grossen Teil seines Einkommens ausmachen. Wo es der steinige Boden zulässt, betreibt er etwas Ackerbau mit Weizen, Bohnen und Feldgemüse wie Auberginen, Tomaten, Petersilie und Pfefferminze. Daneben hält die Familie neun Ziegen für Milch und Fleisch für den Eigenbedarf.

 Das Land verwildert

 Investitionen in das Land ausserhalb der Mauer lohnen sich nicht mehr. Etwa neue Bäume zu pflanzen, ist wenig aussichtsreich, wenn man sie nicht regelmässig wässern und pflegen kann. "Wir sind gezwungen, unser Land zu vernachlässigen", so Rasim Jamil Assi. In der Folge verwildert es, der Nutzen für die Bauern schwindet. "Sie wollen, dass wir unser Land vergessen und aufgeben", ist Assi überzeugt.

 Nährstoffprobleme

 Die palästinensische Landwirtschaft ist traditionell sehr extensiv und kommt in der Regel mit wenig bis gar keinen Pflanzenschutzmitteln oder Mineraldünger aus.

 Der Flächenverlust bedeutet für viele Bauern einen massiven Einschnitt in ihr Einkommen. Deshalb sehen sie sich nun gezwungen, die Produktion auf den verbleibenden Flächen zu intensivieren. Doch dafür fehlen oft die Inputs.

 Nach dem Bau der Mauer mussten die Landwirte in Beit Liqya den Bestand an Ziegen und Schafen massiv einschränken, weil die Futtergrundlage nicht mehr ausreicht und externes Futter nicht erhältlich oder zu teuer ist. Mit dem geringeren Tierbestand ging auch das Hofdüngerangebot stark zurück. Die fehlenden Nährstoffe für den Pflanzenbau sind schwierig zu ersetzen. "Früher konnten wir Mist auf nahe gelegen intensiven israelischen Milchviehbetrieben holen", erinnert sich Assi. "Seit dem Bau der Mauer ist dies nicht mehr möglich." Die Einfuhr von Betriebsmitteln wie Pflanzenschutzmittel und vor allem Mineraldünger kontrolliert die Besatzungsmacht. Assi ärgert sich: "Falls wir mal Dünger, etwa Harnstoff, kaufen können, ist er viel zu teuer und erst noch von schlechter Qualität."

 Obwohl unter den palästinensischen Gebieten in der Westbank grosse Grundwasservorkommen liegen, ist das Wasser für die Palästinenser äusserst knapp. Diese Grundwasserreserven werden seit 1967 von der Besatzungsmacht kontrolliert, die sie dann an die palästinensische Autonomiebehörden sehr teuer zurückverkauft. Für die Bewässerung der Felder ist es vielfach zu teuer, mancherorts reicht es im Sommer nicht einmal für die Haushalte.

 Einerseits dient die Landwirtschaft als Auffangbecken für Arbeitskräfte aus Sektoren, die unter der Besatzung leiden. Andererseits sehen sich viele Bauern gezwungen, einer anderen Arbeit nachzugehen, weil die Landverluste das Einkommen der Familien einschränken. Diese finden sie vielfach in den jüdischen Siedlungen in den besetzten Gebieten oder jenseits der Mauer in den nahe gelegen Vororten Tel Avivs. Dort arbeiten sie paradoxerweise nicht selten in der Landwirtschaft. Wegen der Mauer können viele ihren Arbeitsplatz aber nicht mehr innert nützlicher Frist erreichen. Assi etwa hatte früher nebenbei als Lehrer in einer jüdischen Siedlung gearbeitet. Diese Stelle musste er aufgeben.

 Teilerfolg vor Gericht

 Verschiedene Organisationen und Dorfgemeinschaften, haben vor dem Israelischen Supreme Court gegen die Mauer und deren Verlauf geklagt. In zwei Urteilen von 2004 und 2005 haben sie dabei recht bekommen. Das Gericht hat zwar die Mauer an sich entgegen dem Entscheid des UN-Tribunals (siehe Kasten) für legal befunden. Den Einwand, dass die Mauer illegalerweise die Rechte der Palästinenser beschneiden würde, hat das Gericht aber anerkannt und angeordnet, dass der Verlauf in gewissen Abschnitten neu geplant werden müsse. Die Bauern von Beit Liqya haben so 300 Hektaren verloren geglaubtes Land zurückgewonnen, da der effektive Verlauf der Mauer entgegen dem ursprünglichen Plan um einige hundert Meter zurückversetzt werden musste.

 Wöchentliche Demos

 In Beit Liqya wurde die Mauer bereits vor einigen Jahren unter heftigem Widerstand fertiggestellt. Die Dorfbewohner müssen nun so gut wie möglich mit der Situation zurecht kommen. In einigen anderen Abschnitten ist die Mauer aber erst geplant. So zum Beispiel in Bil'in, einem kleinen Dorf, das sich seit Jahren hartnäckig und erfolgreich gegen den Bau der Mauer wehrt und so zu etwas wie einem Symbol für den gewaltfreien Widerstand in Palästina wurde. Aber auch in vielen anderen Dörfern demonstrieren die Bewohner jeden Freitag gewaltfrei gegen den Bau der Mauer. Zusammen mit mauer-kritischen Israeli und internationalen Menschenrechtsaktivisten. Sie stossen dabei regelmässig auf harte Repression seitens der israelischen Armee.

http://www.popularstruggle.org

-------------------------
ANTI-ATOM
-----------------------

Tagesanzeiger 27.2.10

Kampf gegen Atomendlager kann weitergehen

 Alle sechs von der Nagra vorgeschlagenen Regionen eignen sich für das Lagern von radioaktiven Abfällen. Das haben die Experten des Bundes festgestellt. Im Kanton Zürich könnte im Wehntal oder im Weinland ein Lager entstehen.

 Von Daniel Schneebeli

 Bern/Zürich - Für die radioaktiven Abfälle aus den bestehenden und aus allfälligen neuen Kernkraftwerken, aus Industrie und medizinischer Forschung braucht es in der Schweiz Endlager, die tief ins sichere Gestein gebaut werden können. Das eidgenössische Inspektorat für Nuklearsicherheit (Ensi) hat gestern in einem Gutachten die sechs Standortvorschläge der nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) bestätigt. Die Atomaufsichtsbehörde stellt der Nagra gute Noten aus. Sie habe umfassende Analysen gemacht und korrekt und nachvollziehbar entschieden.

 Die sechs Nagra-Standortgebiete sind: Wellenberg NW, Jura-Südfuss SO und AG, Bözberg AG, Südranden SH, Nördlich Lägern und Zürcher Weinland ZH. Alle sechs Regionen eignen sich für die Lagerung von schwach- und mittelradioaktiver Abfälle. In Südranden, Nördlich Lägern und im Zürcher Weinland könnten auch hochradioaktive Abfälle deponiert werden.

 Bau der Tiefenlager schwierig

 Das Ensi teilt die Meinung der Nagra, für hochradioaktive Abfälle eigne sich besonders der äusserst homogene und feinkörnige Opalinuston, der im Weinland und im Zürcher Unterland mit starker Mächtigkeit vorkommt. Opalinuston ist eine 175 Millionen Jahre alte marine Ablagerung.

 Die Atomaufsicht schätzt es allerdings als schwierig ein, in einer Tiefe von 900 Metern im Opalinuston ein Endlager zu bauen. Sie bezweifelt, ob die von der Nagra vorgesehenen Stützmittel (Anker, Kopfschutz) ausreichen, um auch in 10 000 Jahren genügend Sicherheit zu garantieren.

 Mindestens weitere acht Jahre

 Bis ein Lager gebaut werden kann, wird es noch lange dauern. Erst wird jetzt das Ensi-Gutachten der Kommission für nukleare Sicherheit vorgelegt. Dann erstellt das Bundesamt für Energie einen Bericht, der erst den Kantonen, Organisationen und Parteien, dann dem Bundesrat vorgelegt wird. Dieser entscheidet Mitte 2011, welche Gebiete im Sachplan geologische Tiefenlager als mögliche Standortregionen eingetragen werden sollen. Es werden mindestens zwei pro Abfallkategorie sein. Voraussichtlich zwischen 2014 und 2018 will der Bund diese Gebiete vertieft untersuchen lassen - unter anderem mit Sondierbohrungen. Erst anschliessend kann die Nagra Rahmenbewilligungen für die Lager einreichen.

 Gegner nicht überrascht

 Die Gegner eines Endlagers im Kanton Zürich, zu denen auch der Waldshuter Landrat Tilman Bollacher gehört, zeigten sich gestern wenig überrascht, dass sowohl das Weinland als auch das Gebiet Lägern weiter für ein Lager infrage kommen. "Alles andere wäre eine Desavouierung der Nagra gewesen", sagte Markus Baumgartner, Sprecher des "Forums Opalinuston". In Benken und in Eglisau wird am Montag über das Ensi-Gutachten informiert.

---

NZZ 27.2.10

Standorte für Atommülllager bestätigt

 Wellenberg als "deutlich weniger geeignet" bezeichnet - offene Fragen bei der Bautechnik

 hof. ⋅ Seit über einem Jahr liegen die Vorschläge für mögliche Tiefenlager-Standorte auf dem Tisch. Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) erachtet die Gebiete Südranden, Zürcher Weinland, Nördlich Lägern, Bözberg, Jurasüdfuss und Wellenberg als geeignet, um schwach- und mittelradioaktive bzw. hochradioaktive Abfälle zu entsorgen (siehe Karte). Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) hat diese Standorte auf ihre Qualität als Lagerstätten geprüft und bescheinigt der Nagra, eine nachvollziehbare Auswahl getroffen zu haben, wie es am Freitag mitteilte.

 Die Nagra habe korrekte Analysen vorgelegt und die geologischen Grundlagen seien umfassend und gut dokumentiert worden, bescheinigt das Ensi. Zudem seien alle relevanten Informationen für die Auswahl der Standorte ausreichend berücksichtigt und die vom Bundesrat vorgegebenen Kriterien richtig angewendet worden.

 Das Ensi hat für die Überprüfung verschiedene Experten beigezogen, etwa das Bundesamt für Landestopografie, verschiedene Ingenieurbüros sowie die Kommission für nukleare Entsorgung (KNE). Letztere setzt sich vor allem aus universitären Fachleuten zusammen. Auch die KNE stellt der Nagra gute Noten aus. Sie weist aber auch auf Fragen hin, die die Bautechnik eines Lagers für hochradioaktive Abfälle betreffen. So müsse das Ausbaukonzept eines solchen Lagers noch genauer spezifiziert werden, da es Auswirkungen auf die Begrenzung der entsprechenden Standortgebiete - insbesondere eine Verkleinerung - haben könnte, schreibt die KNE.

 Aufhorchen lassen die Ausführungen der KNE zum Standort Wellenberg, wo bereits einmal ein Tiefenlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle hätte gebaut werden sollen. Das Vorhaben scheiterte aber am Widerstand der lokalen Bevölkerung. Die KNE betrachtet den Wellenberg "trotz einiger sehr positiver Eigenschaften als deutlich weniger geeignet als die anderen vorgeschlagenen Standortgebiete" - und zwar nicht aus politischen, sondern aus geologischen Gründen, wie der Geologieprofessor der ETH Zürich, Simon Löw, sagt. Auch der Jurasüdfuss wird als weniger günstig bezeichnet.

 Das Gutachten des Ensi wird nun ebenfalls begutachtet. Bis ein definitiver Entscheid fällt, wo Lager gegraben werden, vergehen noch viele Jahre. Voraussichtlich 2011 wird der Bundesrat entscheiden, welche Gebiete in den Sachplan aufgenommen werden. Frühestens 2019 kann die Nagra Rahmenbewilligungsgesuche für die Lager einreichen.

--

Zürichsee Zeitung 27.2.10

Radioaktive Abfälle Zürcher Unterland als mögliches Endlager

 Die Standortfrage wird konkreter

 Dass im Kanton Zürich einst ein Endlager für radioaktive Abfälle gebaut werden könnte, erscheint wahrscheinlicher als auch schon.

 Marcello Odermatt, Bern

 Das Gebiet Nördlich Lägeren und das Zürcher Weinland haben gute Karten oder ziehen, je nach Sichtweise, den Schwarzen Peter. Es geht um die künftige Lagerung radioaktiver Abfälle. Nach mehr als 30 Jahren Standortsuche hat die Schweiz immer noch kein Endlager für deren Entsorgung. Seit zwei Jahren sucht der Bund im Rahmen einer neuen, breit angelegten Analyse den besten Standort. Das Gebiet Nördlich Lägeren beinhaltet vor allem Gemeinden des Zücher Unterlands und des benachbarten Aargau. Neben Nördlich Lägeren und dem Weinland (ZH/TG) kommen die Gebiete Südranden (SH), Bözberg (AG), der Jura-Südfuss sowie der Wellenberg (NW) in Frage. Gestern haben das Nuklearsicherheitsinspektorat, die Kommission für nukleare Entsorgung und das Bundesamt für Landestopografie diese Gebiete als bautechnisch machbar und sicher beurteilt, wie das schon die für die Suche zuständige Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gemacht hatte.

 Die Prüfung hat ergeben, dass alle Gebiete für die Lagerung schwach- bis mittelradioaktiver Abfälle in Frage kommen. Allerdings zeichnet sich ab, dass der Jura-Südfuss und der Wellenberg in der zweiten Etappe der Standortwahl rausfallen. Die Experten kamen zum Schluss, dass sie in gewissen Punkten nur "bedingt günstig" seien. Als Vorentscheid wollten sie dies aber nicht verstanden wissen. Für hochradioaktive Abfälle kommen nur das Weinland, Nördlich Lägeren und Bözberg in Frage.

 Volksabstimmung in zehn Jahren

 Aufgrund der Analysen wird der Bund nun einen Bericht erstellen. Interessierte Kreise können dazu Stellung nehmen. Bis Mitte 2011 wird der Bundesrat die Auswahl einengen. Dann folgt die zweite Etappe, in der soziale und ökonomische Auswirkungen auf die betroffenen Gemeinden untersucht werden. Dazu wird die lokale Bevölkerung mit einbezogen. Dies wird voraussichtlich bis 2015 dauern. Dann wird sich der Bundesrat auf zwei Regionen pro Abfallkategorie entscheiden. Zwischen 2015 und 2019 werden die verbliebenen Standorte mit Sondierbohrungen vertieft untersucht. Dann folgt das Rahmenbewilligungsgesuch, zu dem Parlament und, sofern das Referendum ergriffen wird, Volk zustimmen müssen. Die gesamtschweizerische Bevölkerung wird also über das Lager bestimmen. Die kantonale und regionale Bevölkerung wird nichts mehr zu sagen haben, wie dies früher der Fall war, als 2002 das Nidwaldner Volk ein Endlager am Wellenberg abgelehnt hatte. Die Inbetriebnahme ist für das schwach- und mittelradioaktive Endlager 2030, für das hochradioaktive 2040 geplant.

 Die betroffenen Kantone nahmen gestern von den Ergebnissen mit gemischten Reaktionen Stellung. Der Kanton Zürich liess verlauten, die Unterlagen würden "kritisch" geprüft. Bereits früher machte der Regierungsrat allerdings geltend, der Kanton habe schon genug Sonder- und Zentrumslasten.

---

Aargauer Zeitung 27.2.10

Aargau bleibt im Endlager-Fokus

 Überprüfung des Bundes bestätigt die sechs Standort-Regionen für ein Atom-Tiefenlager

 Die Nagra hat gut gearbeitet, sagt der Bund. Darum wird am Bözberg, am Jura-Südfuss und nördlich der Lägern weiterhin ein Tiefenlager-Standort gesucht.

 Hans Lüthi

 Bei den neusten Abklärungen zum Tiefenlager geht es um sicherheitstechnische Urteile von Expertengruppen. Aber diese wirken sich konkret auf die Standort-Regionen aus. Gemäss dem Bundesamt für Energie (BFE) hat die Nationale Genossenschaft für die Entsorgung der radioaktiven Abfälle (Nagra) "eine fachlich fundierte, umfassende und nachvollziehbare Analyse" gemacht. Konsequenz daraus: Die Standort-Regionen bleiben unverändert, für je ein Lager mit hochaktiven und schwach- bis mittelaktiven Abfällen (oder ein Kombilager) kommen weiterhin die Region Bözberg, das Gebiet "Nördlich Lägern" und das Zürcher Weinland infrage. Um schwach- bis mittelaktive Abfälle geht es am Jura-Südfuss, am Südranden und am Wellenberg.

 Analysen durch den Aargau

 Die Strategie der Nagra ist durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in Würenlingen, die Kommission für nukleare Entsorgung und die Kommission für nukleare Sicherheit untersucht worden. Obwohl schon reichlich Experten am Werk sind, will auch der Aargau selber "genau analysieren, ob sich aus dem Ensi-Gutachten Anhaltspunkte ergeben, die eine Anpassung der geologischen Standortgebiete im Aargau zur Folge hätten". Denn: "Andere räumliche Ausscheidungen würden zu veränderter Betroffenheit von Aargauer Gemeinden führen", schreibt das Departement Bau, Verkehr und Umwelt (BVU) in einer Stellungnahme. Und der Aargau macht damit klar, dass er dem Bund nicht alles abkauft, was dieser beim Tiefenlager schön präsentiert. Darum haben die tangierten Kantone eine eigene "Expertengruppe Sicherheit" gegründet, um sich von unabhängigen Fachpersonen beraten zu lassen.

 Nach Fusionen 85 Gemeinden

 Im Aargau sind alle tangierten Gemeinden geblieben - die Zahl hat sich dennoch reduziert, von 91 auf 85. Nach den Fusionen per 2010 sind am Bözberg noch 44 Gemeinden (-5) betroffen, am Aargauer Jura-Südfuss noch 28 Gemeinden (-1) nach der Fusion von Aarau-Rohr und "Nördlich Lägern" unverändert 13 Aargauer Kommunen.

 "Der Jura-Südfuss hat geringere Chancen, in die engere Wahl zu kommen", sagte Michael Aebersold, Sektionschef für radioaktive Abfälle beim BFE, vor den Medien in Bern. Die Region bleibt jedoch gleichrangig in der weiteren Abklärung. Erst Mitte 2011 entscheidet der Bundesrat, welche Gebiete dabei bleiben.

 Die FDP Aargau kommt zum Schluss, das Tiefenlager sei dort zu bauen, "wo die Abfälle sicher verwahrt werden können". Ins gleiche Horn stösst die CVP Aargau, die für die drei Pfeiler Effizienz, Erneuerbare und Kernenergie eintritt. Nach den Sommerferien können Kantone und Gemeinden Stellung nehmen. Der definitive Standort für ein oder zwei Lager soll erst 2018/19 gewählt werden. Zum Bau kann das Volk in 8 bis 10 Jahren Stellung nehmen.

---

Südostschweiz 27.2.10

Lager-Standorte auf Tauglichkeit überprüft

 Alle von der Nagra vorgeschlagenen Lager-Standorte für radioaktive Abfälle kommen nach einer Prüfung weiterhin in Frage. Die Standorte Wellenberg und Jura-Südfuss sind jedoch weit weniger geeignet.

 Bern. - Wie Hans Wanner vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) gestern vor den Medien in Bern erklärte, haben alle sechs von der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) vorgeschlagenen Standorte die sicherheitstechnischen Eignungskriterien erfüllt. Der Wellenberg im Kanton Obwalden und Nidwalden sowie der Jura-Südfuss schnitten bei gewissen Kriterien weniger gut ab als Südranden im Kanton Schaffhausen, das Zürcher Weinland, Nördlich Lägeren in den Kantonen Zürich und Aargau und Bözberg im Kanton Aargau, wie Wanner sagte.

 Wellenberg nur "bedingt günstig"

 Das Ensi beurteilt den Wellenberg in fünf von 13 Kriterien als nur "bedingt günstig". Am Jura-Südfuss gilt dies für vier von 13 Kriterien. Vom Tisch sind der Wellenberg und der Jura-Südfuss als Standorte für Tiefenlager von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen damit aber nicht.Die Standorte Zürcher Weinland, Nördlich Lägeren und Bözberg schneiden auch als mögliche Standorte für die Lagerung von hochradioaktiven Abfällen günstig bis sehr günstig ab. Diese Schlussfolgerungen teilen auch die Experten der Kommission für nukleare Entsorgung, die dem Ensi eine Stellungnahme abgaben. Die Kommission betrachtet insbesondere den Wellenberg "trotz einiger sehr positiver Eigenschaften" als "deutlich weniger geeignet" als die anderen möglichen Standorte.

 In dem veröffentlichten Gutachten kommt das Ensi zum Schluss, dass die Abweichungen zwischen den Bewertungen der Nagra und des Ensi nur geringfügig seien. Die Analysen, die Ende 2008 zur Standort-Vorauswahl der Nagra geführt hatten, seien korrekt und nachvollziehbar, die geologischen Grundlagen umfassend und gut dokumentiert. Alle relevanten Informationen für die Auswahl der Gebiete seien ausreichend berücksichtigt; die Nagra habe die vorgegebenen Kriterien korrekt angewendet.

 Unterschiedliche Reaktionen

 Erfreut nahmen die Kantonsregierungen Solothurn, Ob- und Nidwalden den Ensi-Befund zur Kenntnis: Sie strichen heraus, dass die Standorte Jura-Südfuss und Wellenberg weniger geeignet seien. Das gelte es im weiteren Verfahren zu berücksichtigen. Auch in Schaffhausen, wo die Behörden per Gesetz zum Widerstand verpflichtet sind, wurde festgehalten, der Südranden sei ungeeignet. Eher abwartend zeigten sich dagegen die Behörden in den Kantonen Aargau, Zürich und Thurgau. Sie wollen das neue Gutachten kritisch prüfen.

 Bundesrat entscheidet 2011

 Nun ist die Kommission für nukleare Sicherheit am Zug, die den Bundesrat berät. Sie legt in rund zwei Monaten eine Stellungnahme zum Ensi-Gutachten vor. Anschliessend schickt das Bundesamt für Energie einen Bericht in die Anhörung. Der Bundesrat will laut Ensi 2011 entscheiden, welche Standorte weiter zur Auswahl stehen. (sda)