MEDIENSPIEGEL 1.3.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Rabe-Info 1.3.10
- Demo-Initiative im Stadtrat (4.3.10)
- Film über Heroinabgabe-KlientInnen
- Asylnetz LU
- Police ZH: Mehrarbeit ärgert
- Grenzwache vs Police CH
- Fussball: Praxis und Schnellgerichte
- Biedermann Sizzla verleugnet seine
Homohasssong-Verzichtserklärung-Unterschrift
- Ungarn ganz rechts
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REITSCHULE
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Mi 03.03.10
19.00 Uhr - SousLePont - Brasilien Spezialitäten
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche:
dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
Do 04.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche:
dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie:
Michael Schulz.
20.30 Uhr - Kino - DOK am Donnerstag: Space Tourists,
Christian Frei, CH 2009
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Side Road Tour: Factor, Kay
the Aquanaut Def 3 (Canada) und Zoën (Frankreich). Style:
Alternative Hip-Hop
Fr 05.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche:
dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie:
Michael Schulz.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde: Por
Amor, Isabelle Stüssi, CH 2009
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Tsigan (BE), Remy Rem
(2.Liga, Labellobby), Arte Brà und DJ Kermit (Boys on Pills),
Mr. Thrillin (Cratekemistry Soundsystems). Style: Berner Hip-Hop
22.00 Uhr - Frauenraum - POPSHOP: DJ Photoeffekt
(DiscoPopElektro) und DJ Lady Kane (DiscoFunk80iesPopElectro). Women
only!
Sa 06.03.10
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel Küche:
dampfzentrale, Text: Grazia Pergoletti "Dessert"
20.30 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie:
Michael Schulz.
21.00 Uhr - Kino - Migration - Leben in der Fremde:
Wanakam, Thomas Isler, CH 2005
22.00 Uhr - Dachstock - 10 Years USP: Black Hole:
Kindzadza (OSOM Music/RUS). Kasatka (active meditation/DE), Tallkirsch
(kadesha), Tsunamix (mythos productions), Zenkatsu (USP), Milosz (USP),
Stardust (USP), Bassgabe (USP), Ruff (USP), Dusky (USP), Score (plan
b), Tex (plan b). Style: Darkpsy, Full Power Trance
So 07.03.10
09.00 Uhr - Grosse Halle - Flohmarkt und Brunch im
SousLePont bis 16.00 Uhr
13.30 Uhr - Kino - Kinderfilm am Flohmi: Heidi Luigi
Comencini, Schweiz 1952
19.00 Uhr - Tojo - "Im Gange" von 7Elles. Choreografie:
Michael Schulz.
Infos: http://www.reitschule.ch
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kulturstattbern.derbund.ch 1.3.10
Gisela Feuz am Montag den 1. März 2010 um 07:00 Uhr
Kulturbeutel 09/10
(...)
Signora Pergoletti empfiehlt:
Das Tanzstück "Im Gange" der Compagnie 7Elles,
choreographiert von Michael Schulz, weil sie vor etwa zwei Jahren
einmal eine Produktion exakt dieser Truppe gesehen hat und
richtiggehend begeistert war. Im Tojo, Donnerstag bis Samstag um 20.30
Uhr, am Sonntag um 19 Uhr. Und sie erinnert daran, dass im Schlachthaus
die letzte Folge der "Siegenthalers im Seich" zu sehen ist!
(...)
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RABE-INFO
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Mo. 1 März 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_1._Maerz_2010.mp3
- Ein neues Gesetz soll Argentiniens Medienlandschaft
demokratisieren
- Psychologen erforschen die emotionale Wirkung von Musik auf
Menschen
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DEMO-INITIATIVE
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Stadtrats-Sitzung 4.3.10
20. Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten"
(Vortrag sowie Abstimmungsbotschaft) (FSU: Streit / SUE: Nause)
09.000162-1
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2009/09.000162-1/gdbDownload
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DROGEN BE
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BZ 1.3.10
Endstation Sehnsucht: Täglich eine Spritze Heroin
Schicksale im Visier: Der Dokumentarfilm "Nachgift" des
Regisseurs Remo Legnazzi porträtiert vier ehemalige Benützer
der kontrollierten Heroinabgabe (KODA) in Bern. Der Bogen des Films
reicht von ihrer Situation 1996, nach ihrem Eintritt ins KODA bis zu
ihrem Alltag heute. Michel lebt drogenfrei und macht Steinkunst, Evelyn
ist integriert, leitet Küche und Einkauf einer Genossenschaftsbeiz
und bezieht noch nach 11 Jahren ihre tägliche Heroinspritze im
Programm, Markus ist Tauchlehrer und HIV-positiv und Susanne hat ihren
grössten Wunsch nach einer Familie längst aufgegeben und ist
heute Alkoholikerin und abhängig von Methadon. Die Vergangenheit
als "Junkie" hat bei jedem seine Spuren hinterlassen.
pd
Heute Montag, 18.30 Uhr im Kino Kunstmuseum, Bern.
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ASYL
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NLZ 1.3.10
Noch immer droht die Ausweisung
Interview Susanne Balli
Mit Petitionen wollte das Asylnetz Luzern zwei Familien
vor der Ausschaffung bewahren. Diese warten noch immer auf einen
Entscheid.
Die sechsköpfige algerische Familie Arab aus Kriens
soll in ihr Heimatland ausgeschafft werden. Dies, weil die Arabs nicht
als politische Flüchtlinge und die Eltern der vier Kinder als zu
wenig integriert gelten. Die Kinder aber sprechen fliessend
Schweizerdeutsch, sind hier zu Hause und haben keinen Bezug zu
Algerien. Das gleiche Schicksal droht auch der algerischen Familie
Aissaoui aus Luzern. Das Asylnetz Luzern hat sich mit Hilfe der
Ökumene Kriens und der katholischen Kirche der Stadt Luzern
vergangenen Sommer mit Petitionen für beide Familien eingesetzt.
Sie forderten Regierungsrätin Yvonne Schärli auf, sich gegen
die Ausweisungen einzusetzen. Seither hat man nichts mehr von den
Familien gehört.
Felix Kuhn, hat sich die Luzerner Regierung für die
Familien Arab und Aissaoui eingesetzt?
Felix Kuhn*: Yvonne Schärli hat im letzten Jahr dem
Bundesamt für Migration die Gesuche um Erteilung einer
humanitären Aufenthaltsbewilligung für die beiden Familien
geschickt. Damit reagierte sie auf die Petition des Asylnetzes und
weiterer Organisationen. Es liegen jedoch noch keine Entscheide vor.
Wann ist damit zu rechnen?
Kuhn: Jeder Entscheid einer Behörde kann weiter
angefochten werden. Wie schnell dann das Bundesverwaltungsgericht
arbeitet, ist schwierig zu sagen.
Wie geht es mit den Familien weiter?
Kuhn: Sie leben schon seit zwei Jahren in der Nothilfe.
Nothilfe bedeutet ein Minimum an finanziellen Mitteln. Zudem gilt ein
absolutes Berufsverbot für die Eltern und die ewige Ungewissheit,
wie es weitergeht.
Wo sind die Familien untergebracht?
Kuhn: Die Familien leben in einfachen Wohnungen.
Können die Kinder die Schule besuchen?
Kuhn: Selbstverständlich. Denn es gibt ein Recht auf
Bildung. Dieses Recht gilt für die Volksschule, nicht aber
für eine Berufsausbildung. In diesem Bereich könnte der
Kanton weitergehen, so wie es einzelne Westschweizer Kantone handhaben.
Für wie viele Leute setzt sich das Asylnetz Luzern
momentan ein?
Kuhn: Zurzeit leben fast 100 Leute von der Nothilfe, wovon
ein Viertel Kinder sind. Viele der Personen in der Nothilfe besuchen
regelmässig den Mittagstisch im Stutzegg, organisiert und
finanziert vom Luzerner Asylnetz.
Hinweis: Der 54-jährige Felix Kuhn ist Texter und
Künstler und im Vorstand Luzerner Asylnetz.
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POLICE ZH
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20 Minuten 1.3.10
Spontan-Demo: Mehrarbeit ärgert Polizisten-Verband
Zürich. Die sofortigen Massnahmen der Stapo nach der
Spontan-Demo Anfang Februar belasten die Polizisten zusätzlich.
Der Polizeibeamten-Verband schlägt Alarm.
Mit einer Spontan-Demo haben rund 500 Personen die
Stadtpolizei Zürich in der Nacht vom 6. auf den 7. Februar
völlig überrumpelt. Im Kreis 4 kam es zu Ausschreitungen mit
hohem Sachschaden. Inzwischen hat die Stapo mit Sofortmassnahmen
reagiert: zum Beispiel mehr Einsatzkräfte zu kritischen Zeiten und
temporäre Pikettdienste. "Für die Polizisten bedeutet dies
beträchtliche Mehrbelastungen, zumal das Kommando die
Personalressourcen nicht optimal einsetzt", sagt Werner Karlen,
Präsident des Polizeibeamten-Verbands der Stadt Zürich, in
der "NZZ am Sonntag".
Dies bestätigt auch Heinz Buttauer, der selber bei
der Stapo arbeitet und Präsident des Verbands Schweizerischer
Polizeibeamter ist: "Solche Mehrbelastungen gehen an die Substanz."
Zumal Polizisten ohnehin schon stark gefordert seien. "In Deutschland
leidet ein Fünftel aller Polizisten am Burn-out-Syndrom - das
dürfte hier nicht anders sein", so Buttauer zu 20 Minuten. Er
fordert deshalb, dass Politik und Polizeiführungen "endlich"
reagieren - der Beruf müsse wieder attraktiver werden, etwa
betreffend Lohn. "Es kann doch nicht sein, dass man wie jetzt in
Zürich mehr Polizisten fordert, aber die Kosten dafür
scheut."
Roman Hodel
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NZZ am Sonntag 28.2.10
Krawalle: Stadtpolizei Zürich trifft Sofortmassnahmen
Mit diversen Vorkehrungen reagiert die Stadtpolizei
Zürich auf die Ausschreitungen nach einer Kundgebung von Anfang
Februar. Für das Personal ergibt sich eine hohe Zusatzbelastung.
Andreas Schmid
Die Ausschreitungen in Zürich in der Nacht vom 6. auf
den 7. Februar haben die Stadtpolizei zum Handeln veranlasst. Sie hat
Sofortmassnahmen ergriffen, um künftig auf Ereignisse wie die
anscheinend spontan veranstaltete Kundgebung in jener Samstagnacht
vorbereitet zu sein. Mehr Einsatzkräfte zu kritischen Zeiten,
temporäre Pikettdienste sowie erhöhte Aufmerksamkeit für
Mobilisierungen gehören dazu, wie aus dem Korps zu vernehmen ist.
Stadtpolizei-Sprecherin Judith Hödl bestätigt,
dass aus den jüngsten Vorfällen Konsequenzen gezogen und
Sofortmassnahmen getroffen wurden. Was diese beinhalten, gibt sie "aus
polizeitaktischen Gründen" nicht bekannt. Die Massnahmen
würden zudem laufend überprüft und wenn nötig
angepasst, betont Hödl.
Im Verlauf des als Party angekündigten Strassenumzugs
von Anfang Februar haben einige hundert Vandalen in den Stadtkreisen 4
und 5 Schäden in Höhe von über einer halben Million
Franken verursacht. Einige wenige Polizisten standen den Krawallmachern
machtlos gegenüber, weitere Einsatzkräfte waren nicht
aufzubieten.
Das inzwischen umgesetzte Paket an Sofortmassnahmen habe
für die Angehörigen des Korps beträchtliche
Mehrbelastungen zur Folge, sagt Werner Karlen, der Präsident des
Polizeibeamten-Verbands der Stadt Zürich. Dieser Zustand sei
überdies unbefriedigend, weil nicht absehbar sei, wie lange die
Sondervorkehrungen in Kraft blieben.
Die zuständige Stadträtin Esther Maurer und
Stadtpolizei-Kommandant Philipp Hotzenköcherle haben personelle
Engpässe als Grund für die vor allem an Wochenenden
schwierige Situation angeführt. Eine Darstellung, der Karlen
widerspricht: "Es ist eine Frage der Prioritätensetzung
bezüglich Einsatz der Ressourcen. Der Bestand ist nicht das
alleinige Problem." In letzter Zeit sei zusätzlich angestelltes
Personal stets für die Verstärkung des rückwärtigen
Raums - vor allem für Aufgaben im Büro - eingesetzt worden,
sagt Karlen. Diese Problematik will der Personalverband nächstens
mit der Polizeiführung diskutieren.
Nicht einverstanden ist Karlen auch mit Maurers Aussagen,
wonach die Stadtpolizei im Ernstfall nicht kurzfristig Leute aufbieten
könne. "Es gibt ein Alarmsystem, mit dem Leute zugezogen werden
können." Das funktioniere, wie etwa der Bahnunfall vom Oktober
2003 in Zürich Oerlikon gezeigt habe, als schnell einige Dutzend
Polizisten ausgerückt und vor Ort gewesen seien.
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POLICE CH
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BZ 27.2.10
Polizei-Kritik
Grenzwache wehrt sich
Die Grenzwache mischt sich nach Ansicht der Polizei zu
stark in ihre Aufgaben ein. Der Oberzolldirektor lässt das nicht
gelten.
Nachdem sich kantonale Polizeidirektoren und -kommandanten
über die Einmischung des Grenzwachtkorps in ihre Hoheit beklagt
haben (siehe auch Ausgabe von gestern), bezieht nun Oberzolldirektor
Rudolf Dietrich im Interview Stellung. Und er hält klar fest: "Wir
machen nur, was ein Kanton uns per Vertrag delegiert und was zu unserem
Haupteinsatz passt." Das Verhalten der Kantone irritiere ihn, sagt
Dietrich.
mic
Seite 2+3
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Konflikte Grenzwache-Kantonspolizeien
"Doppelspurigkeiten müssen wir sofort abstellen"
Polizeidirektoren und -chefs werfen der Grenzwache vor,
seit Einführung des Schengen-Vertrages vermehrt polizeiliche
Aufgaben auszuführen. Sie fordern die Abschaffung der Truppe.
Oberzolldirektor Rudolf Dietrich wehrt sich.
Herr Dietrich, das Grenzwachtkorps (GWK) operiert heute
mehr irgendwo im Landesinnern als an der Grenze. Glaubt man einigen
Kantonen, geht der Truppe die Arbeit aus. Braucht es die Grenzwache
überhaupt noch?
Rudolf Dietrich: Wer die Abschaffung fordert, missachtet,
dass die Hauptaufgabe der Grenzwache nicht polizeilicher Natur ist,
sondern die Zollarbeit. Der Zoll ist seit Gründung des
Bundesstaates eine nationale Aufgabe. Wir vollziehen rund 150 Gesetze
und Verordnungen. Zwei Drittel des GWK operieren nach wie vor an der
Grenze.
Welche Aufgaben hat denn die Grenzwache seit
Einführung des Schengen-Abkommens und der Öffnung der Grenzen
noch genau?
Die Zollaufgaben sind von Schengen unberührt. Das GWK
hat die Aufgabe, zoll- und fremdenpolizeiliche Bestimmungen
durchzusetzen. Schwergewicht ist dabei nicht die Flasche Schnaps,
sondern zum Beispiel organisierter Schmuggel. Dazu braucht man
professionelle Mittel wie die Observation.
Verdächtige beschatten oder Personenidentifikationen
sind doch typische Polizeiarbeiten. Genau das führe zu
Doppelspurigkeiten, beklagen Polizeikreise.
Wir observieren nur bei schweren Schmuggelfällen. Die
Identifikation von Personen ist seit jeher unser Kerngeschäft.
Wegen der biometrischen Pässe brauchen wir dafür auch neue
technische Geräte.
Übernimmt die Grenzwache inzwischen nicht zu viele
Polizeiaufgaben? Offensichtlich fühlen sich die Kantone eingeengt.
Die Grenzwache kann das nie von sich aus tun. Wir machen
nur, was ein Kanton uns per Vertrag delegiert und was zu unserem
Haupteinsatz passt. Es geht in der Regel um kleinere Delikte. Damit
entlasten wir die Polizei.
Aber macht es denn Sinn, wenn Polizei und Grenzwachtkorps
die gleiche Arbeit machen?
Nein, das macht keinen Sinn, und das tun wir auch nicht.
Doppelspurigkeiten wollen wir nicht. Stellt ein Polizeikommandant
solche fest, dann müssen wir diese sofort abstellen.
In Appenzell-Ausserrhoden wird die Grenzwache in
Doppelpatrouillen mit der Polizei regelmässig für
Polizeiarbeit eingesetzt, etwa bei Einbrüchen und
Hausfriedensbruch. Wäre es da nicht besser, die Grenzwächter
fix der Polizei zuzuteilen?
Ich bestreite, dass die Zusammenarbeit im Kanton Appenzell
so weit geht.
Grenzwächter und Polizeisprecher bestätigen dies
eindeutig. Sie sind offenbar nicht auf dem Laufenden…
Im Kanton Appenzell sind zweimal pro Monat gemeinsame
Patrouillen vereinbart, um Schwergewichtsaktionen gegen illegale
Migration im Grenzraum durchzuführen. Aber, wenn die Frage lautet,
ob ich es gut finde, wenn Grenzwächter regelmässig
gewöhnliche Polizeiarbeit machen, sage ich: Nein.
Es muss ja in der täglichen Arbeit zu
Missverständnissen kommen. Schliesslich sind Grenzwache und
Kantonspolizei nicht dem gleichen Kommando unterstellt.
Kantonale Polizeiangehörige kritisieren, das heutige
System mit Polizei und Grenzwache verletze den militärischen
Grundsatz "Ein Raum, ein Chef". Der Grundsatz ist gut, aber
theoretisch. Die Kantone können die Aufgaben von Zoll und
Zollpolizei gar nicht abdecken. Wenn wir etwas Sicherheitsrelevantes
entdecken, ist es doch im Sinne der Sicherheit unseres Landes, dass wir
eingreifen. Wenn ein Kanton das Gefühl hat, wir machten zu viel,
reduzieren wir aber sofort.
Was spricht grundsätzlich dagegen, die
Grenzwachtleute auf die Kantone zu verteilen?
Vor allem die Zollarbeit. Und: Gemäss Schengen
müssen wir zum Beispiel jederzeit die Kontrollen an der Grenze
wieder einführen können. Soll der Bundesrat künftig den
16 Grenzkantonen einen Brief schreiben, ob sie bitte an den Grenzen
kontrollieren könnten? Das funktioniert nicht. Die Führung
des Zolls und der Grenzwache muss zentral und national sein. Warum
sollte ein Kanton einen internationalen Zug kontrollieren, der innert
Minuten das Kantonsgebiet durchquert hat?
Wäre es nicht viel effizienter, wenn die Bahnpolizei
diese Aufgabe übernehmen würde? Selbst wenn sie aufgestockt
und teilweise umgeschult werden müsste, sie fährt ja sowieso
schon in Zügen mit.
Die Bahnpolizei hat bisher die Aufgabe, Ruhe und Ordnung
in den Zügen sicherzustellen. Das ist etwas anderes.
Wie erklären Sie sich denn überhaupt die
aktuelle Kritik aus den Kantonen?
Das Grenzwachtkorps ist in den letzten zehn Jahren
deutlich professioneller geworden. Um unseren Auftrag zu erfüllen,
brauchen wir Profis und moderne Ausrüstung. Wir sind im Rahmen der
Konferenz der kantonalen Polizeidirektoren aber regelmässig im
Gespräch miteinander…
…offenbar reden Sie zu wenig deutlich miteinander, wie die
Kritik aus den Kantonen zeigt.
Wir haben in der Vergangenheit alle delikaten Fälle
offen besprochen. Wir sind nie mit Differenzen auseinandergegangen.
Schade ist einfach, dass man jetzt nicht darüber spricht, wie man
gemeinsam mehr für die Sicherheit tun kann, sondern stattdessen
die Abgrenzung sucht.
Interview: Mischa Aebi und Michael Widmer
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FUSSBALL
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Bund 1.3.10
Statt "Pyros" nur Hanf konfisziert
Beim YB-Heimspiel gegen den FC Zürich
unterstützte die Polizei erstmals den Sicherheitsdienst bei den
Einlasskontrollen - mit mässigem Erfolg. Immerhin: Nach dem
"Hochrisikospiel" blieb es ruhig.
Timo Kollbrunner
Eine Stunde vor dem "Hochrisikospiel" zwischen YB und dem
FC Zürich vor dem Gästesektor des Stade de Suisse: Der
Extrazug aus Zürich ist angekommen, lautstark nähern sich die
Zürcher dem Stadion. Was auffällt: Die Eingänge sind
getrennt. Damen rechts, Herren links. Das ist neu und hat seinen Grund.
Erstmals werden die Angestellten des privaten Sicherheitsdienstes, der
die Einlasskontrollen durchführt, von einer Gruppe Polizisten
unterstützt. Wenn vermutet werde, dass eine Person
"pyrotechnisches Material" im Intimbereich ins Stadion schmuggeln
wolle, können sie die Polizisten in einem dafür vorgesehenen
Raum einer Leibesvisitation unterziehen, erklärt Dieter
Schärer, der Einsatzleiter der Polizei an diesem Samstag. Frauen
würden dabei von Polizistinnen untersucht, Männer von
Polizisten.
Mit den verschärften Kontrollen wird ein zentraler
Punkt erfüllt, auf den sich die Berner Klubs letzten November mit
der Stadt geeinigt hatten. Sechs uniformierte Beamte stehen auf den
Treppen zum Gästesektor, ebenso viele sind es vor Sektor D, wo die
YB-Fans ins Stadion strömen. Die meiste Zeit tun sie nichts,
ausser Präsenz zu markieren. "Händer Arbetsplätz
gschaffe", höhnt ein Matchbesucher.
Hin und wieder erweisen sich die Polizisten als
tüchtige Helfer der Sicherheitskräfte: Sie rollen auf den
Treppenstufen Fahnen aus, um darin verborgene Gegenstände
aufzuspüren, oder spähen durch hohle Fahnenstangenrohre. Und
sie machen Stichproben: Zwei von ihnen bringen einen jungen Mann hinter
die Sichtschutzwände, wo er seine Taschen leeren muss. Bei einigen
Matchbesuchern sei Cannabis gefunden worden, sagt Schärer am Tag
darauf. Sie müssen mit einer Busse rechnen. An die
Unterwäsche gehen die Polizisten an diesem Abend allerdings
niemandem. Laut Schärer wurden keine Leibesvisitationen im
Intimbereich durchgeführt.
Beim Führungstor des FC Zürich wird gewiss: Auch
die Polizisten konnten nicht verhindern, dass "Pyros" ins Stadion
geschmuggelt werden. Zur Feier des Tores zünden die FCZ-Fans
mehrere Fackeln. Noch nicht erloschen, werden diese auf die unteren
Sitzreihen geworfen. Dort sitzt zwar zum Glück niemand, allerdings
liegen meterlange Schriftbanner auf den Sitzen, die zu Beginn des
Spiels in die Höhe gehalten worden waren. Nun drohen sie, durch
die Fackelreste Feuer zu fangen. Doch ein paar Männer zertreten
die Glut mit den Füssen, der Einsatz von zwei herbeigeeilten
Feuerwehrmännern wird nicht nötig.
Die Ruhe nach dem Spiel
Mehr noch als das Auge werden die Ohren strapaziert. Das
Publikum im Stadion schreckt zusammen, als ein sehr lauter
Knallkörper gezündet wird. "Die Zutrittskontrolle ist Sache
des Veranstalters", sagt Schärer, "dass Fackeln und
Knallkörper ins Stadion kommen, kann die Präsenz der Polizei
nicht verhindern". Bis kurz vor Spielende haben die Anhänger des
FC Zürich allen Grund, ausgelassen zu sein - doch dann wendet sich
das Blatt. YB gleicht zuerst aus, und in der Nachspielzeit erzielen die
Berner gar noch den Siegestreffer. Die Frustration der Zürcher ist
gross - und wird nicht kleiner dadurch, dass sie nach Abpfiff des
Spiels noch warten müssen, bis sie das Stadion verlassen
dürfen. Der Lärm von Hunderten von Händen, die an die
Metallwände poltern und Auslass fordern, lässt wenig Gutes
erahnen. Dann öffnen sich die Tore, die Menschen stürmen aus
dem Stadion. Doch die Fantrennung funktioniert, die Zürcher werden
durch die abgesperrte Gasse zu ihrem Extrazug begleitet, ohne dass es
zu nennenswerten Scharmützeln mit Bernern kommt. Die
Unterstützung eines Untersuchungsrichters ist an diesem Abend
nicht nötig (siehe Interview unten). Der Zug fährt los, nach
einem verhältnismässig friedlichen "Hochrisikospiel" kehrt
die abendliche Ruhe ein.
--
Rolf Grädel, Generalprokurator des Kantons Bern, zu der
engeren Zusammenarbeit zwischen Polizei und Justiz bei "Risikospielen"
"Entscheidend ist nicht ein rasches Urteil, sondern das
Beweisfundament"
Seit dem vergangenen Wochenende können auch in Bern
bei Ausschreitungen rund um Sportveranstaltungen Schnellrichter zum
Einsatz kommen. Wie ist es zu diesem Entscheid gekommen?
Ich muss zuerst etwas klarstellen: Schnellrichter sind
nichts Neues. Bereits anlässlich der Fussball-Europameisterschaft
waren Schnellrichter im Einsatz. Auch in anderen Bereichen werden sie
eingesetzt. Ein Beispiel: Wenn Ausländer, die keinen festen
Wohnsitz haben, ein Delikt begehen, war man schon immer in der Lage,
kurzfristige Strafmandate auszustellen.
Warum sind denn bei Sportveranstaltungen bisher keine
Schnellrichter eingesetzt worden?
Weil sich bis jetzt diese Problematik gar nie gestellt hat.
In den letzten Jahren hat es doch rund um Spiele von YB,
dem SCB oder auch des EHC Biel immer wieder Ausschreitungen gegeben.
Die Verfahren wurden erledigt wie alle übrigen
Verfahren mit bekannter Täterschaft mit festem Wohnsitz.
Entscheidend beim Vorgehen gegen den Hooliganismus ist nicht, ob innert
ein paar Stunden ein Urteil gefällt werden kann, sondern ob das
Beweisfundament für eine Verurteilung genügt.
Was hat sich denn nun in der Zusammenarbeit von Polizei
und Justiz rund um Sportanlässe konkret verändert?
Neu ist, dass wir die Zusammenarbeit enger verknüpft
haben. Vor Hochrisikospielen nimmt die Polizei mit dem
Untersuchungsrichter Kontakt auf. Man spricht ab, wie man im Falle
einer polizeilichen Intervention vorgehen wird, falls die Polizei die
Unterstützung eines Untersuchungsrichters benötigt.
Kommt dann der Untersuchungsrichter ins Stadion?
Nein. Der Untersuchungsrichter geht dorthin, wo die
Polizei ihren Standort hat, wo diese die Leute hinbringt und die
Personalien aufnimmt. Wird jemand festgenommen, darf die Polizei diese
Person höchstens 24 Stunden festhalten. Danach muss der
Untersuchungsrichter innerhalb von weiteren 24 Stunden entscheiden, ob
ein konkreter Tatverdacht und ein Haftgrund gegeben sind. Im
Zusammenhang mit Hooligans wäre ein naheliegender Haftgrund etwa
die Verdunkelungsgefahr: dass also die betreffende Person in Freiheit
Beweismittel vertuschen oder beseitigen könnte. In diesem Fall
wird der Person die Haft im Büro eröffnet. Dort hat man,
anders als im Stadion, auch die nötigen Unterlagen und den Zugang
zum eidgenössischen Strafregister. Ist der Sachverhalt
geklärt oder kommt man zum Schluss, dass kein Nachweis für
eine strafbare Handlung vorliegt, wird die Person entlassen - mit oder
ohne Strafmandat.
Was muss Ihrer Meinung nach darüber hinaus geschehen?
Man müsste die vorhandenen Instrumentarien, etwa zur
Verhängung von Stadion- und Rayonverboten, noch konsequenter
ausschöpfen. Auf eidgenössischer Ebene wurde zudem von der
Konferenz der Schweizerischen Strafverfolgungsbehörden eine
Arbeitsgruppe eingesetzt, die versucht, eine einheitliche Regelung bei
der Bestrafung der häufigsten Delikte, die hier zur Diskussion
stehen, zu verabschieden.
Welche Delikte sind denn die häufigsten?
Das sind vor allem Landfriedensbruch, Gewalt und Drohung
gegen Beamte, Sachbeschädigungen bis hin zu
Körperverletzungen.
Mit welchen Sanktionen muss ein Hooligan rechnen, der zum
Beispiel mit Gegenständen gegen Polizisten wirft?
Für die Bemessung der konkreten Strafe kommt es auch
noch darauf an, wie gefährlich der Gegenstand war und ob der
Polizist verletzt wurde. Die Strafandrohung für solche Delikte
geht von Geldstrafe bis 3 Jahre Freiheitsstrafe. Wichtig scheint mir
aber, dass künftig bedingte oder teilbedingte Strafen mit einer
Weisung verbunden werden, die zum Beispiel ein Stadion- oder
Rayonverbot beinhalten. Hält sich der Verurteilte nicht an diese
Weisung, kann der bedingte Vollzug der Strafe widerrufen werden. (tik)
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BIEDERMAN(N) SIZZLA
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Sunday Mail Simbawe 28.2.10
http://www1.sundaymail.co.zw/inside.aspx?sectid=4928&cat=3
King Sizzla on mission
By Mtandazo Dube
THE man Zimbabwean promoters have been chasing for the past 10
years is finally here!
Ishe (King) Sizzla Kalonji is in town — it took a personal phone
call from the President of the Republic of Zimbabwe, Cde Robert Mugabe,
for him to make the trip — of course not without support from the
sponsors, Shumba Instrumentation, the Ministry of Information and
Publicity, and the Zimbabwe Tourism Authority, to mention just a few.
The Jamaican dancehall king arrived in the country on Thursday
morning for the 21st February Movement celebrations held last night in
the country's second largest city, Bulawayo, at the ZITF grounds.
The 34-year-old self-confessed mbanje (marijuana) smoker,
anti-gay lyricist and champion of the repatriation movement of black
people living in Western hemispheres promised "love, happiness,
togetherness and righteousness” to music lovers at the ZITF show and
the HICC gig today.
Zimbabwean reggae outfit Transit Crew were standing in for
Kalonji's band and will be in action again tonight alongside Mic Inity
and many other reggae/ragga singers in the country, in what is dubbed
the Youth International Raggae Festival.
The Sunday Mail Leisure caught up with him at a local hotel and
this is what he had to say . . .
Q: How did you get to be invited to perform in Zimbabwe?
A: It was all because of the efforts of Nhamo (Chitimbe) who
tried to bring me here about 10 years ago. We are good friends but I
have been busy and this time I had time plus I was called by the
President of Zimbabwe, so I couldn't turn that down.
I immediately started writing a song for Zimbabwe and I'm going
to be performing it for the first time at the birthday celebrations.
Actually I gave up some shows in Europe to come here for these shows —
so that I can dispel the lies being told about Zimbabwe.
Q: Which other African countries have you performed in?
A: I have been to Ethiopia, Senegal, Gambia and now I'm in
Zimbabwe.
Q: Why is it that you guys talk about repatriation but most of
you have not set foot in a handful of African countries?
A: It's the system. A lot of lies are told about Africa and in
the end we all just get scared. Plus there are not many reggae music
promoters on the continent. We need the money, that's how we artistes
survive; in fact, I think you journalists are not doing your job right.
You need to propagate Africa and conscientise the people, tell
them about the Africa you live in, this Africa that I'm experiencing
right here.
Q: You have only been here for a few hours. What do you think of
the country?
A: Beautiful! Really, it's an honour for me to be here at the
request of the President plus I have seen so much love around. You
people are very hospitable — everything is different and I love it.
But let me also point out that I support President Mugabe's
efforts as a black empowerment icon. However, I feel that he should
take it further by being a champion of black repatriation for black
people living in the Western world.
Q: I understand you were made to sign some documents that forbid
you from singing anti-gay songs when you are in Europe. What is your
position on gay relationships?
A: The preachings and teachings of the Most High say that it is
not right for a man to be with another man or a woman with another
woman. All of us wouldn't be here if it wasn't for the union of a man
and woman. Family is a basic unit in society.
I support the royal family set-up of a king and a queen.
I did not sign any papers, it is just an agreement I have with
certain promoters — it is their system. I cannot stop singing those
songs because there is a message in those songs which people should
hear.
Q: And the marijuana thing?
A: Yes, I smoke marijuana. I believe it's a holy sacrament, used
long before us for righteous purposes. In fact, I was recently charged
for possession of marijuana in Jamaica.
Q: Which Rastafarian church do you belong to?
A: Every one of them. I'm an African and Rastafarianism is all
about Africa.
Q: What is your inspiration?
A: Jah, Africa, Bob Marley, Rastafarianism and the domestic life
of every human being.
Q: What is your comment on the Buju Banton saga?
A: To tell the truth, I don't believe anything bad said about
Rastaman. Rastaman provides the light to the dark world in the west and
they don't like it so they try to destroy. Buju is a talented and very
famous artiste — I don't like what is being done to him and I know his
fans don't like it either.
Q: Some of your fans say that you have gone soft in your music
and that you are no longer releasing music like you used to. What's
your take?
A: I make a lot of music for different people. My audience is
varied so I use different tempos for different music in order to
satisfy my many fans. I have not gone soft at all I just try to reach
out to as many people as possible.
And to say that I'm no longer churning out music as I used to
when I have 60 commercial albums and many other underground products is
an insult to me. It's only that the market enjoys gangster and sex
music, and when I don't give them that they say I'm not releasing.
Actually I have increased not reduced the amount of music I release.
I also use a strategy of making people wait for my music — to
whet their appetites.
Q: Do you classify yourself as a reggae or dancehall artiste?
A: As players of instruments, it is our duty to reach out and
give light to those in the dark in whatever way that we can. All my
actions are a fulfilment of all the African music genres — I'm only
trying to maintain the culture and the tradition. I am a musician.
Q: Should we expect any collaborations between you and local
acts?
A: I'm expecting to be doing something before I leave the
country some time next week. Are there any good singers locally?
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UNGARN
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Cicero 1.3.10
"Noch nie hatten wir solche Angst"
Von Stephan Ozsvath
Weltbühne
Die politische Radikalisierung in Ungarn nimmt dramatisch
zu. Blutige Anschläge gegen Roma, Hetze gegen Juden und
Großungarn-Propaganda fallen auf fruchtbaren Boden. Bei der
Parlamentswahl im April dürfte die rechtsradikale Jobbik-Partei
davon profitieren
Die Straßen sind voller als sonst. Auf Budapests
Freiheitsbrücke stauen sich Autos und Taxis wegen des Streiks der
Verkehrsbetriebe. Gegenüber der restaurierten alten Markthalle
lädt Sándor Seregi seine Kunden ein, die Füße
auf dem Konterfei des Sozialisten Ferenc Gyurcsány abzutreten.
"Die Fußabtreter verkaufen sich sehr gut", sagt der Mittvierziger
mit dem Stirnband. Gyurcsány ist Hassobjekt Nummer eins der
ungarischen Rechtsextremen. Er gilt als Profiteur des alten wie des
neuen Systems. Und seine "Lügenrede", in der er 2006 zugab, die
Wähler über den wahren Kassenstand getäuscht zu haben,
klebt an ihm wie ein schmutziges Bonbon. Umfragen, wenige Wochen vor
der Parlamentswahl im April, sehen daher die Sozialisten deutlich unter
20 Prozent. Daran konnte auch nichts ändern, dass Gyurcsány
die Macht im vergangenen Jahr an einen Jugendfreund abgegeben hat, den
Parteilosen Gordon Bajnai. Die beiden kennen sich aus dem
Kommunistischen Jugendbund KISZ. Beide sind reich. Und beide sind
unbeliebt. Bajnai hat den Ungarn in der Wirtschaftskrise eine Rosskur
verordnet: Er hat Sozialleistungen, Renten und die Gehälter der
etwa 700 000 Angestellten im öffentlichen Dienst gekürzt. Die
OECD bescheinigt Bajnai, der keine weitere politische Karriere
anstrebt, dass er Ungarn wieder auf den richtigen Weg bringt - raus aus
der immensen Staatsverschuldung, auch wenn das unpopulär ist.
"Die Steuern sind zu hoch, die Regierung macht uns arm",
schimpft der Plattenverkäufer Sándor Seregi. Die politische
Klasse hingegen bereichere sich und verkaufe Ungarn an
ausländische Großkonzerne, ereifert sich der Mann. "Es muss
einen radikalen Wechsel geben", sagt der Langhaarige in Rockerkluft und
zeigt die kleinen Kalender, mit denen die rechtsextreme Partei Jobbik
(Die Rechteren/ Besseren) um Rückenwind bei den Parlamentswahlen
im April wirbt. Die Partei ist der Abstauber bei Politikver
Politikverdrossenen wie Seregi. Bei den Europawahlen im vergangenen
Jahr holte sie fast 15 Prozent der Stimmen, im ländlich
geprägten Armenhaus Ungarns im Osten gibt es Ortschaften, in denen
fast 40 Prozent der Stimmberechtigten Jobbik wählten. "Das sind
Gegenden, wo es den Staat nicht mehr gibt", sagt der Politologe
Zoltán Kisszelly. Dort gibt es keine Polizei, keine Arbeit,
keine Zukunft.
Das heutige Ungarn ist klein und hoch verschuldet. Wer in
der Gegenwart keine Zukunft hat, der träumt von der Vergangenheit.
Großungarn heißt die Zeitschrift, die bei Sándor
Seregi auf dem Tresen liegt. Er verkauft Aufnäher und Aufkleber
mit der großen Landkarte. Sie zeigt Ungarn in den Grenzen von
1914. Damals gehörten noch Siebenbürgen, die Vojvodina, Teile
Sloweniens, der Slowakei, der Karpato-Ukraine und das Burgenland zu
Ungarn. Der Friedensvertrag von Trianon nach dem Ersten Weltkrieg
reduzierte das Land auf ein Drittel seiner einstigen Größe.
Etwa drei Millionen Ungarn leben heute jenseits der Landesgrenze. "Das
ist die brennende Wunde Ungarns", erklärt Kisszelly. Und davon
profitiert Jobbik.
Auf der anderen Seite der Donau, im Stadtteil Buda, hat
Jobbik ein kleines Büro. Vor der Tür stehen ein paar
Glatzköpfe in schwarzen Bomberjacken und rauchen. Stapel der
hauseigenen Zeitschrift Barrikade liegen herum. Von der schmuddeligen
Wand blicken Jobbik-Chef Gábor Vona und die EU-Abgeordnete
Krisztina Morvai. "Die neue Kraft" prahlt das Poster. Im sicheren,
abgedunkelten Hinterzimmer sitzt der Parteichef mit ein paar Getreuen
und bespricht die Wahlkampagne. In Anfällen von
Größenwahn träumt der Vertreter von Sicherheitstechnik
davon, "stärkste Kraft" zu werden. Ausländische Presse ist
für den Parteivorsitzenden im Wahlkampf nicht von Vorteil. Er
lehnt ein Interview ab. Keine Zeit, lässt er erklären. Sein
Kampagnenchef Zsolt Várkonyi nimmt sich umso mehr Zeit.
Wichtigstes Thema: Die sogenannte "Zigeunerkriminalität".
Várkonyi schwadroniert: "Wir kennen das, Zigeunerbanden laufen
rum und nehmen der armen Rentnerin ihr gesamtes Erspartes weg - das ist
wie im wilden Westen." Ähnlich wie im Western will Jobbik das
Problem auch lösen. "Wir wollen das Recht auf Selbstverteidigung
ausweiten", erklärt Várkonyi. Soll sich die Oma also
bewaffnen? "Sie wird nicht mit einer Parabellum rumlaufen." Für
ihre Sicherheit soll vielmehr die Csendörgarde der Vorkriegszeit
sorgen, die für ihre Brutalität berüchtigt war und nun
wiederbelebt werden soll. "Wir wollen nicht nur mit der Ungarischen
Garde das Vakuum füllen." Auch die Todesstrafe will Jobbik wieder
einführen. "Eine Nazipartei sind wir aber nicht", beteuert Vonas
Adlatus.
Mit ihrer Propaganda trifft Jobbik durchaus einen Nerv.
Jobbik habe ein dringendes Problem auf die Tagesordnung gebracht,
bestätigt der Budapester Kriminologe Szilveszter Póczik.
"Auf dem Lande gibt es kriminelle Roma-Familien und ungefähr jeder
Zweite in ungarischen Gefängnissen ist ein Roma." Der
Wissenschaftler nennt das "organisierte Kriminalität auf niedrigem
Niveau": Kleine Diebstähle, Abzocken von Mobiltelefonen in der
Schule, Hauseinbrüche, kleinere Raubüberfälle. "Bei
Bagatelldelikten im Wert von unter 80 Euro muss die Polizei nicht
kommen", erklärt der Politologe Zoltán Kiszelly. "Dieses
staatliche Vakuum versuchte Jobbik mit ihrer Ungarischen Garde zu
füllen." Die vor dreieinhalb Jahren gegründete Garde ist
mittlerweile verboten. Vergeblich: Sie nennt sich jetzt "Neue
Ungarische Garde" und marschiert weiter durch die Roma-Viertel und
verbreitet Angst.
Die Visitenkarte hing im Jobbik-Büro: "Jobbtaxi.hu"
(Rechtstaxi). Der Fahrer ist kahl rasiert und trägt eine schwarze
Bomberjacke. Auf der Taxitür prangt die Großungarn-Landkarte
in den National-Farben Weiß, Rot, Grün. "Jeder Kunde ist uns
willkommen", behauptet Péter Nagybányai. Seit einem Monat
fährt der 33-Jährige "Rechtstaxi". "Das hat nichts zu
bedeuten", sagt der Fahrer und spielt das Thema herunter. "Mir
persönlich ist die Politik sowieso egal", erklärt er,
während er sich durch den dichten Verkehr auf der
Elisabeth-Brücke über die Donau wühlt. "Ich gehe schon
lange nicht mehr wählen." Nicht mal Jobbik? Er schüttelt den
Kopf. "Das wichtigste Problem in Ungarn ist die Arbeitslosigkeit", sagt
er, ohne lange zu überlegen. Sein Chef sieht Jobbik offenbar als
Heilsbringer. Das Motto des Gesinnungstaxi-Unternehmens ist auf der
Internetseite nachzulesen: "Gemeinsam fahren wir für ein besseres,
lebenswerteres Ungarn" - das ist auch der Jobbik-Slogan.
Bei den Sicherheitsleuten der jüdischen Gemeinde
lässt das "Rechtstaxi" die Alarmglocken schrillen. "Wir haben so
viel Angst wie seit zwanzig Jahren nicht mehr", gibt Péter
Feldmájer zu. Er vertritt die jüdischen Gemeinden in Ungarn
und deren etwa 80 000 Mitglieder. Der Hass gewinne wieder an Boden.
"Alles beginnt mit Worten", sagt Feldmájer. Friedhofs- und
Synagogenschändungen, die üblichen Hass-E-Mails, aber auch
tätliche Angriffe - das habe zugenommen.
Nach jüngsten Umfragen der Soziologin Mária
Vásarhelyi sind zwei Drittel der erwachsenen Ungarn der Meinung,
dass die Juden in der Geschäftswelt zu viel zu sagen hätten,
Tendenz steigend. Auf Demonstrationen wird missliebigen Politikern wie
dem Budapester Oberbürgermeister Gábor Demszky
regelmäßig zugerufen: "Ab in die Donau." Eine üble
Anspielung auf die Massenerschießungen ungarischer Juden durch
die Pfeilkreuzler im Winter 1944/45. Zum Gedenken an die Massaker
stehen bronzene Schuhe am Donauufer - im vergangenen Jahr füllte
sie ein Unbekannter mit Schweinefüßen. Die
Jobbik-Europaparlamentarierin Krisztina Morvai differenziert in Reden
gern zwischen "unseresgleichen" und "ihresgleichen" und meint damit
verklausuliert "die Juden". Auf der Internetseite "kuruc.info", hinter
der die Partei Jobbik vermutet wird, werden in einer Fotogalerie
aktuelle Wahlplakate sozialistischer Abgeordneter gezeigt - der eine
wird mit Schläfenlocken und Davidstern verunstaltet. Auf einem
anderen Plakat prangt das deutschsprachige Graffito "Juden raus". Die
Wochenzeitung Magyar Demokrata empfahl vor wenigen Wochen
Rollkommandos, die die Bücher "linksliberaler Landesverräter"
wie György Konrád oder Péter Nádas verbrennen
sollten. Der ehemalige sozialistische Abgeordnete und Fernsehmoderator
Sándor Csintalan wurde von Rechtsextremen 2008 krankenhausreif
geprügelt und erklärte: "Dabei bin ich ja nicht mal
bekennender Jude." Im vergangenen November entfachten rechtsgerichtete
Publizisten einen Sturm im Blätterwald gegen den einzigen
ungarischen Literaturnobelpreisträger Imre Kertész. Er
hatte in einem Interview mit der Zeitung Die Welt den wachsenden
Rechtsdrall in Ungarn beklagt. Schreiber vom Schlage eines Zsolt Bayer
warfen ihm daraufhin vor, "Vaterlandsverräter" und "Jude" zu sein.
"Die Grenzen des Rechtsextremismus sind bis weit in die Gesellschaft
hinein verschoben", warnt der jüdische Philosoph
Gáspár Miklós Tamás.
Die jüdische Gemeinschaft will die antisemitischen
Vorfälle jetzt dokumentieren und eine entsprechende Datenbank
aufbauen. "Es wird irgendwann jemand geben, der diese Hassparolen
wörtlich nimmt", befürchtet Feldmájer. Seit Jahren
versucht der Jurist eine Mehrheit zu mobilisieren, damit
Rechtsextremen, die in einer Subkultur von Internet, Rockbands und
Folklorevereinen ihre Botschaft verbreiten, per Gesetz ein Riegel
vorgeschoben wird. Hassparolen sollen verboten werden können. "Die
Menschenwürde muss geschützt werden", sagt Feldmájer.
"Der Staat muss sie schützen." Entsprechende Initiativen sind
bisher am Präsidenten gescheitert. "Wir geben aber nicht auf."
Dass eine rechtsextreme Partei wie Jobbik ins Parlament kommen kann,
möglicherweise sogar mit einem zweistelligen Ergebnis, macht ihm
Sorgen. Er befürchtet Provokationen gegen die ungarischen Juden,
um Wähler zu mobilisieren. "Ich hoffe sehr, dass die anderen
Parteien sich von Jobbik klar distanzieren. Dieser Appell richtet sich
vor allem an den ehemaligen Ministerpräsidenten Viktor
Orbán, dessen rechtskonservativer Bürgerbund Fidesz mit
einer satten Zwei-Drittel-Mehrheit rechnen kann - genug, um die
Verfassung zu ändern. Mit dem sicheren Sieg in Reichweite
verhält sich die Orbán-Partei aber äußerst
vorsichtig. Weder distanziert sich Orbán offen von der
berüchtigten Garde noch von den extremen Thesen der
Rechtsradikalen, weil er die rechten Randgruppen nicht an Jobbik
verlieren will.
In der Dohány utca, im siebten Bezirk, dem
ehemaligen Judenghetto, residieren die Roma-Funktionäre der
"Romaselbstverwaltung". Am Eingang ist eine Marmortafel "zum Gedenken
an die unschuldigen ermordeten Roma" angebracht. Sechs Morde der
vergangenen zwei Jahre legt die Polizei einem offenbar rechtsextremen
Killerkommando zur Last. "Hier sind unschuldige Menschen umgebracht
worden", erklärt der musikalische Leiter des "100-köpfigen
Zigeuner-Orchesters", Sándor Buffó Rigó, und nimmt
seine Geige von dem Resopaltisch. "Einfach weil in der Krise ein
Sündenbock gesucht wird." Im Keller des Gebäudes probt der
Klangkörper Walzer. Im Dreivierteltakt streichen unzählige
Geigenbögen synchron über die Saiten. "Wir bereiten unsere
Frankreichtournee vor", erklärt der Ensemble-Leiter. Dass die
Ungarische Garde durch die Dörfer marschiere, flößt
auch dem Geiger Furcht ein. "Das ruft sehr unangenehme Erinnerungen
wach", sagt er und vertreibt sie mit süßlichen Walzertakten.