MEDIENSPIEGEL 21.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)
Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, SLP)
- RaBe-Info 20.4.10; Stonewall-Award
- Antirep Tierrechts-/befreiungs-AktivistInnen
- AJZ Biel: "Academie de contre-culture"
- Club-Leben LU: Hunderte Hausverbote
- Squat LU: Geissmättli immer noch besetzt
- Kulturoffensive LU: Leserbriefe
- Autonome Schule ZH: Hohlstrasse besetzt
- Sans-Papiers: Gesundheitsanlaufstelle BS; Berufslehre
- 1. Mai Zureich: 1. Mai-Knatsch geht weiter
- PNOS: Tagi sieht rechte Freude
- Big Brother Sport SG: Sicherheitskosten-Streit
- Honduras-Veranstaltung am 29.4.10
- Dada Antira: Dada-Connections CH-Südafrika
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REITSCHULE
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Mi 21.04.10
19.00 Uhr - SousLePont - Schottische Spezialitäten
Abend
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William
Mastrosimone. Regie:
Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
22.00 Uhr - SousLePont - The Real McKenzies (CAN)
Do 22.04.10
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa,
Performance,
Live-Konzert aufgeführt mit Hans Koch (cl), Michael Thieke (cl)
und Paed Conca (cl)
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William
Mastrosimone. Regie:
Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Is was?
Fr 23.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William
Mastrosimone. Regie:
Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom
Jugendclub U26
von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph
Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The
Cook, the
Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar mit DJ Zardas. Standard
und
lateinamerikanische Tänze und Disco für Frau und Frau, Mann
und Mann und Friends
22.00 Uhr - Dachstock - Eight Legs (UK), Support: My
Heart Belongs to
Cecilia Winter (zh), DJ's Lazerlight Lepra & Pat
Sa 24.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William
Mastrosimone. Regie:
Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom
Jugendclub U26
von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph
Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The
Cook, the
Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
22.00 Uhr - SousLePont - Dachstock, Rössli &
Sous Le Pont
present: Eagle*Seagull (PIAS/USA)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Jade (Citrus
Rec/HUN),
Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic/CH).
So 25.04.10
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Ausspannen
19.00 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom
Jugendclub U26
von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph
Hebing
19.00 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William
Mastrosimone. Regie:
Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer.
Infos: http://www.reitschule.ch
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BZ 21.4.10
Der kernige Trucker und die süsse Rose
Schicksalshaft: Der Trucker Cliff strandet wegen einer
Panne in
Philadelphia und kauft sich dort bei der Süsswarenverkäuferin
Rose ein paar Schokoplätzchen. Sie verliebt sich auf Anhieb in
ihn, obwohl der pragmatische Mann so gar nicht zu der verschrobenen
Träumerin passen will. So prallen im Stück "Tagträumer"
unter Regie von Michael Oberer Romantik und Realität aufeinander.
pd
Heute Mittwoch, 20.30 Uhr im Tojo Theater, Bern.
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kulturagenda.be 22.4.10
"Tagträumer" begegnen sich im Tojo
Lastwagenfahrer Cliff (Marcus Signer) hat eine Panne. Darum
trifft er
im Laden auf Rose (Julia Katharina Maurer) und kauft
Schokoplätzchen. Schon ist es um sie geschehen und die
Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Doch was haben sich die beiden zu
sagen? "Tagträumer" ist ein Stück von William Mastrosimone,
Michael Oberer hat Regie geführt.
Tojo in der Reitschule, Bern. Mi., 21.4., bis Sa., 24.4., 20.30
Uhr,
So., 25.4., 19 Uhr
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kulturagenda.be 22.4.10
Eagle Seagull schwebt im Sous le Pont
Die Liste der Musiker, an die man sich bei Eagle Seagulls Musik
erinnert, ist ellenlang - und exzellent: David Bowie, Talking
Heads, Pulp, Arcade Fire, um nur ganz wenige zu nennen. Das
amerikanische Quintett aus dem Bright-Eyes-Umfeld mischt Indierock mit
Glamour und spannenden, unüblichen Songstrukturen. Da beginnen
selbst Stücke über fünf Minuten mit leichten
Flügeln zu schweben.
Sous Le Pont, Bern. Sa. 24.4., 22 Uhr
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BZ 21.4.10
Neue CD von Eagle Seagull
Mit gestutzten Flügeln
Mit "The Year of The How To Book" legt die amerikanische
Indierockband Eagle Seagull ihre zweite Platte vor. Am Samstag tritt
das Quintett in der Berner Reitschule auf.
Manche Vögel fliegen weiter, wenn man ihnen die
Flügel
stutzt. Das beweist die fünfköpfige Formation mit dem
kuriosen Namen Eagle Seagull - einer Art Kreuzung aus Adler und
Seemöwe - mit ihrer zweiten CD "The Year of The How To Book".
Freund…
Bevor die aus Nebraska stammende Band um Sänger und
Songwriter Eli Mardock 2006 zu Lieblingen der Musikszene avancierte,
fristete sie auf lokalen Bühnen ein Schattendasein. Dort wusste
die Formation mit einer Mischung aus Folk, Country und Indierock
eingeschworene Fans zu begeistern, darüber hinaus kamen sie jedoch
selten zu Auftritten. Das Blatt wendete sich erst, als ihr erstes und
selbstbetiteltes Album auf Umwegen in ein Internetforum gelangte und
dort für Begeisterungsstürme sorgte.
Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Name Eagle Seagull,
und
bald war ihre Debüt-CD, die in winziger Auflage auf einem eigens
gegründetem Label eines Freundes erschien, vergriffen. Sie musste
nachgepresst werden, denn Berichte und Gerüchte, dass es sich bei
Eagle Seagull um die nächste Indierock-Sensation handelt, heizten
die Nachfrage enorm an.
…oder Feind?
Nach einer ausgedehnten Tour durch Amerika und Europa
schien die
Erfolgsgeschichte perfekt. Doch vier Jahre später, nachdem erste
Klänge des zweiten Albums "The Year of The How To Book" an die
Öffentlichkeit gelangten, hagelte es Kritik. Von Verkrampfung und
Überambition war die Rede.
Nach eigenen Regeln
In Tat und Wahrheit haben Eagle Seagull bloss einen
anderen Pfad
eingeschlagen, als sich viele erhofften. Die Ecken und Kanten, die das
Debüt charmant und der Formation den Underdog-status verliehen
hatten, sind auf "The Year of The How To Book" weniger ausgeprägt.
Stattdessen findet sich eine neue Dimension, eine Art emotionale
Finesse, die besonders in "You're the Reason Why I'm Afraid to Die" und
"20000 Light Years" zu berühren vermag. Dies mag nicht allen
gefallen, doch genau damit beweisen Eagle Seagull, dass sie den Mut
haben, nach ihren eigenen Regeln zu spielen.
Sarah Elena Schwerzmann
CD: Eagle Seagull, "The Year of The How To Book", Pias
Recordings/Musikvertrieb.
Konzert: Samstag, 24.4., Sous Le Pont, Reitschule Bern, 22
Uhr.
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RABE-INFO
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Di. 20. April 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_20._April_2010.mp3
- Bürgerliches Referendum verzögert die Umsetzung des
Integrationsartikels in Berner Schulen
- Umstrittener Sponsor bei Veranstaltungen für sauberes
Trinkwasser
- Schweissen mit Schrott und Alteisen in Münsingen
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rabe.ch 19.4.10
Ein RaBe ist für den Stonewall- Award nominiert!
Der Langjährige RaBe Sendungsmacher Daniel Frey ist
für den
Stonewall-Award 2010 nominiert.
Der Award wird jedes Jahr vergeben und bezweckt die
Förderung von
Personen, Gruppen und Projekten, die sich im weitesten Sinn für
die Emanzipation und die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben
einsetzen.
Daniel Frey ist nominiert für seine Arbeit mit der Sendung
gayRadio.ch, und seiner Arbeit in und für homosexuellen
Organisationen
Radio RaBe drückt Daniel Frey die Daumen- und auch Ihr
könnt
Daniel Frey eure Stimme abgeben:
http://www.zurichpridefestival.ch/programm/stonewall-award/
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ANTIREP
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Indymedia 20.4.10
ALARM - Antirep-Kollektiv ::
AutorIn : ALARMistin: http://www.antirep-alarm.tk
Seit einiger Zeit besteht nun das Antirep-Kollektiv ALARM.
ALARM ist ein Antirepressionskollektiv, das Personen und Gruppen
unterstützt, welche im Zusammenhang mit ihrem Engagement für
die Rechte / die Befreiung der Tiere von rechtlichen Massnahmen
betroffen sind. ALARM ist ein Kollektiv und funktioniert nach
basisdemokratischen Prinzipien. Das ALARM-Kollektiv bedient sich aus
pragmatischen Gründen zugleich der Vereinsform, es gibt aber weder
Mitgliedschaften noch Beitragszwang und Entscheidungen erfolgen nur
durch das Kollektiv. ALARM finanziert seine Tätigkeiten
ausschliesslich durch freiwillige Spenden und dergleichen.
ALARM versteht sich als Teil einer emanzipatorischen Bewegung,
welche
gegen die Ausbeutung von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren,
gegen Hierarchien, gegen Rassismus, Sexismus, Xenophobie, Homophobie,
gegen Umweltzerstörung und für die Freiheit und Autonomie
aller Lebewesen kämpft. An dieser Stelle verweisen wir auf die
Animal Liberation Hallmarks (al-hallmarks.net). Die in ihr enthaltenen
Grundsätze erachten wir als Basis unserer Arbeit und weiterer
Zusammenarbeit. Wir distanzieren uns von Tierschutz und religiösen
oder rechtsgerichteten Tierrechtsgruppen oder -personen. Die Befreiung
der Tiere lässt sich nicht von anderen emanzipatorischen
Befreiungskämpfen loslösen. Wie wir uns der ganzheitlichen
Befreiungsbewegung zugehörig fühlen und uns mit ihren
Teilkämpfen solidarisieren, hoffen wir auch von eben diesen
Solidarität empfangen zu können.
Antirepressionsarbeit ist leider notwendig mit einem
emanzipatorischen
Kampf verbunden, zumal er die Gesellschaft grundlegend ändern
will. Staatliche und wirtschaftliche Interessen stehen uns vehement und
mächtig gegenüber. Je erfolgreicher wir werden, desto mehr
Widerstand haben wir von InteressensvertreterInnen der Gegenseite zu
erwarten. Es ist wichtig, dass wir unsere GenossInnen, die im Zuge
ihrer politischen Arbeit auf alleine nicht überwindbare oder
schwer zu bewältigende Probleme stossen, als Gemeinschaft
unterstützen. Trifft es eineN, trifft es uns alle! Mit unserer
Antirepressionsarbeit wollen wir einerseits versuchen, präventiv
auf Repression vorzubereiten und andererseits von Repression
Betroffenen möglichst wirksam zu helfen.
Wichtig ist uns die Vernetzung mit anderen
Antirepressionsgruppen, um
übergreifende Antirepressionsarbeit leisten zu können.
Solidarität mit und Unterstützung von Personen und
Gruppen,
die sich mit staatlicher Repression konfrontiert sehen, ist
unerlässlicher Bestandteil der Tierrechts- / -befreiungsarbeit.
Mittels Strafverfahren, Bussen, Geldstrafen oder sogar
Freiheitsstrafen, polizeilichen Schikanen oder massloser
Überwachung wird versucht, AktivistInnen mundtot zu machen und
nachhaltig einzuschüchtern. Es ist wichtig, dass wir einzelne
Betroffene als solidarische Gemeinschaft unterstützen und wo
möglich entlasten - nicht zuletzt auch durch finanzielle Beteilung
an den immensen Kosten, die durch Repression entstehen können.
Betroffen sind einzelne, gemeint sind wir alle. Umgekehrt heisst
dies,
dass wir uns alle an der Unterstützung unserer GenossInnen
beteiligen sollten. Geld spielt dabei eine oft unterschätzte
Rolle. Ein Strafverfahren bspw. kann schnell mal mehrere tausend
Franken kosten - eine Last, die AktivistInnen nicht alleine tragen
dürfen! Deshalb ist es wichtig, dass wir eine
Solidaritätskasse haben. Lasst uns diese füllen, ob mit
Solikonzerten, Solivoküs, Spenden oder Daueraufträgen. 5-10
Franken pro Monat beispielsweise kann mensch sich leisten. Tun dies
hundert Leute, sind es bereits 500-1′000 Franken pro Monat, welche in
Unterstützungsarbeit fliessen können.
--
Flyer vorne
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//75135.pdf
Solidarität muss praktisch werden!
Dein Beitrag gegen Repression
Verein Alarm
8000 Zürich
alarmmail@immerda.ch
http://www.antirep-alarm.tk
Konto: Verein Alarm, Alternative Bank Schweiz, IBAN:
CH8408390030815210003
--
Flyer hinten
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//75136.pdf
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AJZ BIEL
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L'Express/L'Impartial 20.4.10
Forum
L'invité
Dernier mois de mai sous la Coupole
Jean-Pierre Palix
Depuis quarante années, en ville de Bienne, une
singulière académie de la contre-culture siège
sous la coupole métallique qui fait face au Palais des
Congrès. Influencée côté alémanique
par un éphémère centre autonome zurichois et
inspirée côté romand par les idéaux du mois
de mai, la revendication d'un lieu autogéré propre
à la jeunesse biennoise s'est manifestée dès 1968
sous différentes formes: défilés, concerts,
tracts, journal, débats.
Ce mouvement émanant de jeunes en besoin urgent
d'émancipation a suscité au sein de la population, dans
les journaux locaux et auprès des autorités scolaires,
syndicales et politiques un élan de sympathie qui reflète
bien le dynamisme et l'ouverture d'esprit qui régnaient à
cette époque dans la Ville de l'Avenir. Le Comité
d'action provisoire, composé de quelques apprentis et
étudiants romands et suisses alémaniques, a obtenu
relativement aisément l'autorisation de sauvegarder et
d'aménager un bâtiment existant, en forme de dôme,
sis sur les restes d'une friche industrielle un peu excentrée
par rapport au cœur de la ville.
Intéressée par cette concrétisation
d'une
utopie, Nathalie Nath, productrice star de la TSR
spécialisée dans les sujets de société,
enregistra une émission débat avec Colette Magny en
artiste invitée. Cette émission permit de populariser les
thèses de la jeunesse biennoise en Suisse romande, notamment
auprès de la gauche neuchâteloise. Pour la petite
histoire, Nathalie Nath fit partie, en 1971, de la première
charrette des exclus de la TSR, bien décidée à se
purger de tous ses gauchistes mal-pensants.
Le conseil municipal ayant réclamé des
statuts, le
comité provisoire lui en a donc fourni, qui n'étaient
peut-être pas exactement conformes à ce qu'il attendait:
autogestion du Centre autonome de jeunesse (CAJ) par ses utilisateurs
qui se constituent en assemblée générale, absence
totale de hiérarchie donc refus catégorique d'un
animateur responsable suggéré par la Ville, carte blanche
aux participants pour l'utilisation de la subvention promise. Tout
finit par être avalisé et les premiers aménagements
de la Coupole purent être effectués en septembre 1970.
Les statuts d'aujourd'hui sont pratiquement les
mêmes que
ceux d'origine, justifiant ainsi toujours cette expression d'"Autonomes
Jugendzentrum" si mal traduisible en français. Le bilinguisme
n'a jamais posé problème, les structures
anti-autoritaires du centre rendant sans objet la traditionnelle
rivalité entre Romands et Alémaniques.
Les aspirations libertaires affichées durant les
premières années ont progressivement cédé
la place à des activités musicales et socioculturelles,
mais les principes autogestionnaires ont toujours été
respectés.
Le CAJ et ses réseaux sociaux
décentralisés
permettent de stabiliser des populations marginales qui y trouvent
sentiment d'appartenance et reconnaissance sociale. De nombreux membres
du centre y ont appris à débattre, à organiser des
manifestations, à gérer un projet. Au-delà de son
aspect formateur, ce singulier creuset culturel connu de la Suisse
entière a démontré qu'une organisation autonome et
égalitaire - quoique toujours dérangeante aux yeux des
tenants de la hiérarchie - peut être efficace,
fédératrice, empathique et pérenne.
L'ambitieux projet urbanistique "Esplanade" qui doit
prochainement remodeler tout le quartier va-t-il remettre en cause ce
monument presque historique de la contre-culture? Que les Biennois
prennent garde à ne pas sacrifier hâtivement cette Coupole
que le journal "Le Temps" qualifie d'"icône locale", une des
institutions qui font de Bienne une ville originale et attachante.
JEAN-PIERRE PALIX
Economiste Neuchâtel
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CLUB LEBEN LU
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NLZ 21.4.10
Hausverbote gegen Partygänger
Von Daniel Schriber
Drogendealer, Schläger, Randalierer: Gegen solche
Leute
gehen einige Luzerner Nachtclubs hart vor. Hunderte haben ein
Hausverbot.
Die Zahlen sind eindrücklich: Etwa 1500
Partygäste
haben in 40 Schweizer Nachtclubs und Bars ein Hausverbot. Dies ist
gestern am Rande einer Medienkonferenz des Vereins Safer Clubbing in
Luzern bekannt gegeben worden. Der schweizweit aktive Verein ist seit
April 2008 auch in Luzern tätig. Er setzt sich für eine
sichere und drogen- und gewaltfreie Partyszene ein. Dazu arbeitet er
eng mit Nachtclubs, Bars und den Behörden zusammen.
140 Hausverbote im "Casineum"
Wie viele Hausverbote es in Luzern gibt, kann der Verein
nicht
sagen. Fest steht aber: Es sind Hunderte. So haben allein im "Casineum"
an der Haldenstrasse laut Geschäftsführer Wolfgang Bliem etwa
140 Personen Hausverbot. Dabei handle es sich mehrheitlich um
Partygäste, die gewalttätig gewesen seien, mit Drogen
gehandelt oder illegale Substanzen konsumiert hätten. "Wir
verfolgen eine Null-Toleranz-Strategie", erklärt Bliem.
Hausverbote würden in der Regel auf unbestimmte Zeit
ausgesprochen. Zwar könnten Betroffene einen Antrag auf eine
Aufhebung des Hausverbotes stellen - "doch grundsätzlich bleiben
wir hart". Durchgesetzt würden die Hausverbote von der
Sicherheitsabteilung, die über eine Liste der ausgeschlossenen
Clubgänger verfüge.
Auch ins Roadhouse nahe des Luzerner Bahnhofs erhalten
rund 100
Personen keinen Zutritt. "Drogendealer, Diebe und Schläger sind
bei uns nicht willkommen", sagt "Roadhouse"-Geschäftsführerin
Sandra Himpel. "Etwa alle zwei Wochen wird einem Gast ein Hausverbot
erteilt." Wer sich diesem widersetze und erwischt werde, müsse mit
einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs rechnen. Im "Roadhouse" sei man
jedoch durchaus bereit, Gästen eine zweite Chance zu geben, betont
Himpel.
Polizei begrüsst Hausverbote
Heinz Steiner, Ressortleiter Planung und Einsatz bei der
Luzerner
Polizei, begrüsst die Sicherheitskonzepte der Clubs. Es
genüge nämlich nicht, einfach den grössten und
breitesten Türsteher vor einen Club zu stellen. "Mit den Clubs,
die bei Safer Clubbing mitmachen, haben wir weniger Probleme." Dabei
handelt es sich um folgende Lokale: Bar Frankenstrasse 6, Bar 58,
Bourbaki, Casineum, Jazzkantine, Max, Nautilus, Roadhouse, Tschuppis
Wonderbar. Nicht dabei sind populäre Clubs wie Rok, Pravda, Opera
und The Loft. Heinz Steiner hofft, dass sich dies in Zukunft
ändern wird.
Hinweis: Am Dienstag, 27. April, findet im "Casineum" in
Luzern
der Anlass Safer Clubbing Open Club statt. Von 16 bis 20 Uhr haben
Interessierte die Gelegenheit, hinter die Kulissen des Luzerner Clubs
zu schauen. Weitere Infos: www.safer-clubbing.ch
--
Sperrstunde
"Ruhiger geworden"
Am 1. September 2009 ist im Kanton Luzern die Sperrstunde
zwischen 4 und 5 Uhr aufgehoben worden. "Seither ist es vor den Clubs
ruhiger geworden", sagt Maurice Illi von der Stadt Luzern. Denn nun
strömten nicht mehr alle Partygänger gleichzeitig auf die
Strasse. Illi betont jedoch, dass dieses Fazit möglicherweise auch
wegen des Winters so ausgefallen sei. "Denn wenns kalt ist, halten sich
naturgemäss weniger Leute lange vor den Clubs auf."
---
20 Minuten 21.4.10
Safer Clubbing: Erst wenige Clubs sind beigetreten
LUZERN. Beim Verein Safer Clubbing fehlen die grossen
Luzerner
Clubs. Trotzdem sind die Verantwortlichen vom Erfolg überzeugt.
Seit zwei Jahren will der Verein Safer Clubbing in Luzern
für mehr Sicherheit im Nachtleben sorgen. Doch das Vorhaben harzt:
Dem Verein fehlen viele der grossen Clubs und Konzerthäuser wie
Pravda, Loft oder Schüür. Das Schwarze Schaf war zwar beim
Aufbau des Vereins dabei, machte dann aber doch nicht mit: "Wenn die
grossen Clubs beitreten würden, wären wir nicht abgeneigt",
so Geschäftsführer Ali Manouchehri. Es bringe jedoch nichts,
wenn nur Cafés und Bars im Verein seien.
Bei der Schüür hingegen sieht man in Safer
Clubbing
keine Vorteile. "Wir können das Anforderungsprofil gar nicht
erfüllen", sagt Geschäftsführerin Daniela Imholz. Die
verlangten Personalschulungen und baulichen Massnahmen etwa seien
für die Schüür viel zu teuer.
Philip Getty, Präsident von Safer Clubbing Luzern,
Inhaber
der Bar F6 und Teilinhaber des Roadhouse, sieht andere Gründe
dafür. "Viele Clubbesitzer befürchten einen zu hohen
Aufwand", so Getty. "Wir versuchen jetzt aber, sie vom Nutzen des
Vereins zu überzeugen." Es gehe vor allem darum, die Verantwortung
gegenüber den Besuchern wahrzunehmen und den Standard in den
Luzerner Clubs zu verbessern.
Um diesen den Leuten näherzubringen, veranstaltet der
Verein
am nächsten Dienstag von 16 bis 20 Uhr einen Tag der offenen
Tür im Casineum Luzern.
Matthias Giordano
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SQUAT LU
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NLZ 21.4.10
"Geissmättli": Was läuft jetzt weiter?
Eigentlich sollte gestern mit den Vorarbeiten zum Umbau
des
Restaurants Geissmättli begonnen werden - doch die Liegenschaft
ist nach wie vor besetzt. Stefan Christen, Leiter
Finanzliegenschaften-Management Stadt Luzern, nimmt Stellung.
Stefan Christen, was ist der Stand der Dinge?
Stefan Christen: Weil sich Leute im "Geissmättli"
aufhalten,
konnten wir noch nicht mit den Vorarbeiten für den Umbau beginnen.
Wie läuft es jetzt weiter?
Christen: Wir müssen abwarten, was die Polizei
unternimmt.
Über deren Taktik sind wir noch nicht informiert. Uns sind deshalb
bis auf weiteres die Hände gebunden.
Müsste man das nicht forcieren?
Christen: Wir haben alles Mögliche getan. Darauf, was
jetzt
weiter passiert, haben wir keinen direkten Einfluss mehr. Die Polizei
informiert uns, sobald das Haus freiwillig verlassen wurde respektive
bei ungenutzter Verstreichung einer gesetzten Frist eine Räumung
stattfindet. Ich gehe davon aus, dass dies noch im April passieren wird.
Ist auch mit finanziellen Folgen für die Stadt zu
rechnen,
falls sich die Umbauarbeiten verzögern?
Christen: Sofern mit den Umbauarbeiten in absehbarer Zeit
begonnen werden kann, sollten keine finanziellen Folgen entstehen.
Offen ist, ob die Besetzer Schäden im Lokal hinterlassen werden.
Davon geht man aber nicht aus.
Besteht die Gefahr, dass das neue Restaurant im
"Geissmättli" nicht im Herbst eröffnet werden kann?
Christen: Nein, der neue Pächter hat genügend
Zeit
eingeplant, um die notwendigen Einrichtungen im "Geissmättli"
vorzunehmen. Problematisch würde es hingegen, wenn die Besetzung
noch über einen längeren Zeitraum anhalten würde.
---
Blick am Abend 20.4.10
Bauarbeiten verzögert
Besetzt
Immer noch Kultur-Café statt Bauarbeiten im
"Geissmättli". Die Polizei schweigt.
Das ehemalige Restaurant "Geissmättli" ist immer noch
besetzt. Dabei hätten ab dieser Woche die Vorbereitungen für
den Umbau starten sollen: Ab Herbst soll dort ein neues Restaurant
seine Tore öffnen. Stefan Christen von der Stadt Luzern: "Wir
müssen warten, bis das Haus leer ist." Eine Anzeige hat die Stadt
eingereicht. Aus taktischen Gründen will man bei der Polizei keine
Auskunft geben, wann und ob das Gebäude geräumt wird. Das
"Geissmättli" ist seit knapp vier Wochen von der Gruppe "Zick und
Zwerg" besetzt. Sie fordert mehr kulturelle Räume in der Stadt
Luzern und nutzt derzeit das "Geissmättli" als Kultur-Café.
Gerade bei bürgerlichen Politikern stösst die Besetzung auf
relativ wenig Gegenliebe. Der Präsident der JSVP hat sogar eine
Protestaktion durchgeführt. mg
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KULTUROFFENSIVE LU
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NLZ 21.4.10
Leserbriefe
Kulturoffensive sorgt für Kontroverse
"Kultur-Umzug: Kampf gegen den Kommerz", "Zentralschweiz
am
Sonntag" vom 18. April
Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass die
"Zentralschweiz am Sonntag" der Kulturoffensive fast eine ganze Seite
inklusive Frontbild widmet und die Linksaktivisten sogar noch lobt
für angeblich "kompromissbereites" und "friedliches" Verhalten.
Den Journalisten muss bei den Recherchen der schwer übersehbare
Umstand entgangen sein, dass die Demo-Teilnehmer Plakate mit
Sprüchen wie "Soll ich das NLZ-Gebäude anzünden?" bei
sich führten.
Immerhin handelt es sich hier um eine mehr oder weniger
offene
Drohung (oder zumindest einen Drohgedanken), der sich indirekt auch
gegen die Journalisten richtet, die ja den Inhalt und das Wesen einer
Zeitung gegen aussen präsentieren. Für mich ist es jedenfalls
ein Hohn, hier von "Kompromiss" und "friedlich" zu schreiben. Auch wenn
ich die vielen Sprayereien und Verunreinigungen mit linksextremen
Motiven in der Stadt Luzern betrachte, ist es fernab von jeglicher
Vernunft, die Aktion Freiraum und Konsorten zu verharmlosen. Das immer
noch besetzte Geissmättli lässt grüssen!
Anian Liebrand, Präsident Junge SVP Luzern, Beromünster
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AUTONOME SCHULE ZH
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Tagesanzeiger 20.4.10
Autonome Schule besetzt Baracke an der Hohlstrasse
Gindely Georg
Die Odyssee geht weiter: Gestern Morgen haben Vertreter
der
Autonomen Schule Zürich eine Baracke an der Hohlstrasse 170 im
Kreis 4 besetzt. Das rund 50 Meter lange Gebäude liegt
gegenüber der Tramhaltestelle Güterbahnhof und gehört
dem Architekten Ralph Bänziger. Dieser will die Besetzung nicht
dulden, weil er den Pavillon selber benötige, wie er auf Anfrage
sagt.
Der Verein "Bildung für alle", der die Autonome
Schule
betreibt, ist letzten Juni gegründet worden. Er bietet Unterricht
für Asylsuchende und Sans-Papiers an. Zuerst besetzte die Autonome
Schule einen leerstehenden Schulpavillon neben dem Bad Allenmoos. Nach
dessen Räumung durch die Polizei im Januar fand die Autonome
Schule für sechs Wochen Asyl im Theaterhaus Gessnerallee. Danach
besetzte sie ein Haus an der Badenerstrasse, das jetzt umgebaut wird.
Die Autonome Schule zog sich freiwillig zurück; es war vereinbart,
dass das Haus nur befristet genutzt werden darf. Im Anschluss fand die
Schule Asyl in der Roten Fabrik.
Der Unterricht - vorwiegend Deutschkurse, aber auch
Arabisch-,
Yoga- und Computerkurse - wird von rund 100 Frauen und Männern
zwischen 20 und 50 Jahren aus den unterschiedlichsten Erdteilen und
kulturellen Milieus besucht. Der Verein "Bildung für alle" will in
der Autonomen Schule Menschen Zugang zu Bildung ermöglichen, die
aufgrund ihres Aufenthaltsstatus vom Bildungs- und Sozialsystem sowie
vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. (gg)
---
NZZ 20.4.10
Besetzung auf Areal des Güterbahnhofs
Neues Lokal für Autonome Schule
-yr. ⋅ Auf dem Areal des Güterbahnhofs in Zürich
4, wo
dereinst das Polizei- und Justizzentrum gebaut werden soll, haben
Aktivisten in der Nacht auf Montag einen Pavillon besetzt. Wie die
Besetzer in einer Medienmitteilung schreiben, soll das Lokal per sofort
für verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte genutzt werden.
Insbesondere soll auch die Autonome Schule Zürich (ASZ) ein neues
Zuhause bekommen. Die ASZ bietet unter anderem Deutschkurse für
Asylbewerber und Sans-Papiers an. Bis Anfang Jahr hatte sie in einem
unbenutzten Pavillon im Schulhaus Allenmoos II unterrichtet, der dann
von der Stadt Zürich geräumt wurde. Danach wurde der
Unterricht in verschiedenen Provisorien durchgeführt. Gemäss
Medienmitteilung stehen hinter der Besetzung neben der Autonomen Schule
auch der Verein "Bildung für Alle" und das Bleiberecht-Kollektiv.
Im Communiqué wird auch auf die Räumung des autonomen
Kulturzentrums Kalkbreite vor einem Monat verwiesen.
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20 Minuten 20.4.10
Pavillon besetzt
Zürich. Aktivisten haben in der Nacht auf gestern auf
dem
Güterbahnhof-Areal einen leerstehenden Pavillon besetzt. Den Raum
wollen sie unter anderem dem Verein Bildung für Alle zur
Verfügung stellen. Dieser führt Deutschkurse für
Sans-Papiers durch.
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bleiberecht.ch
Bildungs- statt Polizeizentrum: Das Programm
Seit Anfang Woche ist die Barracke an der Hohlstrasse 170 auf
dem
Gelände des Güterbahnhofs besetzt. Statt des geplanten
Justiz- und Polizeizentrums schaffen wir dort ein selbstorganisiertes
Bildungs- und Kulturzentrum!
Solidarischer Besuch ist jederzeit willkommen. Die Barracke
befindet
sich direkt bei der Tramhaltestelle Güterbahnhof (Zugang durch den
Innenhof).
Mit solidarischen Grüssen
Autonome Schule Zürich | Bildung für Alle |
Bleiberecht-Kollektiv
—
DAS PROGRAMM FUER DIE KOMMENDEN TAGE:
MITTWOCH, 21. APRIL
14.30-17.00: Deutschkurs für Menschen mit und ohne Papiere
- kein
Deutschkurs ist illegal!
18.30-20.00: Atelier
20.00: Abendessen
Ab 21.00: OPENAIR-KINO: KURZFILME DER BfA-THEATERGRUPPE, DANACH
ZUERI
BRAENNT!
DONNERSTAG, 22. APRIL
10.00-13.00: Deutschkurs
14.00: Theatergruppe
17.00-19.00: Capoeira
19.00-21.00: NEU - Deutsch-Abendkurs
20.00 (in der Pause des Abendkurses): Abendessen
FREITAG, 23. APRIL
14.00-17.00: Deutschkurs
19.00-20.00: NEU - Arabisch für Anfänger
Ab 19.00: MITBRING-BUFFET
Ab 21.00: KINO
danach: BAR
SAMSTAG, 24. APRIL
Ab 21.00: BAR UND KONZERT - DETAILS FOLGEN
SONNTAG, 25. APRIL
Ab 13.00: MITBRING-BRUNCH anschliessend Vollversammlung aller
Interessierten
JEDE NACHT: Übernachten im Baracken-Schlafsaal (Schlafsack
mitnehmen!)
Weitere Infos laufend unter http://schuel.dot.ch
| http://www.bleiberecht.ch
| http://alles-fuer-alle.jimdo.com
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Autonome Kultur und Bildung statt Repression und Knäste
Medienmitteilung des Vereins "Bildung für Alle”, der
Autonomen
Schule Zürich und des Bleiberecht-Kollektivs Zürich
Zürich, 19. April 2010
In der Nacht auf Montag, 19. April wurde die Baracke an der
Hohlstrasse
170 auf dem Güterbahnhof-Gelände besetzt und neu belebt. Das
Gebäude steht seit mehr als einem Jahr leer. Es wird per sofort
für verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte neue Heimat sein,
die zurzeit durch die Stadt wandern.
Die Besetzer_innen stellen den befreiten Raum unter anderem dem
Verein
Bildung für Alle zu Verfügung. Seit mehr als einem Jahr
besuchen dort rund hundert illegalisierte Flüchtlinge und
Migrant_innen, aber auch Asylbewerber_innen, deren Antrag noch im
Verfahren ist, drei Mal die Woche Deutschkurse. Es sind Menschen, denen
der Weg zur Bildung und Selbstbestimmung vom Bund und Kanton aktiv
verweigert wird. Ebenso wird die Baracke mit verschiedenen autonomen
Kultur- und Bildungsanlässen belebt werden. Bereits heute
Nachmittag wird die erste Veranstaltung der neuen Autonomen Schule
Zürich stattfinden, ein Vortrag über Gastfreundschaft. Ebenso
werden die Teilnehmenden des Deutschkurses ihr neues Heim besichtigen.
Millionen für die Bedürfnisse der Mächtigen -
einst und
jetzt
Auf dem Gelände des Güterbahnhofs soll das neue
Polizei- und
Justizzentrum (PJZ) gebaut werden. Der Kanton will für diesen
Polizeipalast 630 Millionen Franken ausgeben. Ein in Beton gegossenes
Symbol einer Politik, die von Ausgrenzung und Repression gezeichnet
ist. Ein Symbol einer Politik auch, die autonome Projekte immer
stärker
einschränkt. Beispiele dafür sind die gewaltsame
Räumung
der Autonomen Schule Zürich (ASZ), die Sabotierung des Jugend
Squat an der Wehntalerstrasse (beides im Januar) und der Abriss des
Autonomen Kulturzentrums an der Kalkbreitestrasse 4 im März.
Vor 30 Jahren verteilten die Mächtigen Millionen für
das
Opernhaus, Symbol der Elitekultur, und räumten das Autonome Jugend
Zentrum. Heute bauen sie Repressionspaläste und räumen und
vertreiben autonome Kultur
und Bildungsprojekte. Ebenso wie vor 30 Jahre bleibt uns nichts
anders
übrig, als Widerstand zu leisten. Und das tun wir.
Wie vor 30 Jahren: Wir wehren uns
Wir wehren uns gegen eine Stadt der Reichen, gegen die
Gentrifizierung
von Stadtkreisen wie dem Kreis 4 und 5, gegen die ständige
Schikanierung von Migrant_innen, gegen die alltäglichen und
willkürlichen Personenkontrollen, gegen die Illegalisierung und
Kriminalisierung von Flüchtlingen und gegen rassistische
Pauschalisierungen, wie sie kürzlich von Alain Du Bois-Reymond,
Direktor des Bundesamt für Migration, in einem Interview gemacht
wurden.
Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung,
für eine Stadt, in der verschiedene Welten machbar sind, eine
Stadt ohne Polizei in jeder Ecke. Wir setzen uns ein für
Solidarität, für eine natur- und menschfreundliche Stadt,
für Schulen und Kinderkrippen, für das Recht auf Bildung, auf
Migration und auf Asyl.
Es gibt viel zu tun. Wir bleiben dran - in unserem neuen Zuhause
an der
Hohlstrasse 170.
Die Autorität ist angreifbar, die Utopie ist machbar.
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SANS-PAPIERS
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Basellandschaftliche Zeitung 21.4.10
Eine Anlaufstelle für kranke Sans-Papiers
Basler Papierlose kriegen neu eine Gesundheitsberatung
In der Region Basel leben geschätzte 10000
Sans-Papiers. Was
machen diese illegal hier lebenden Menschen, wenn sie krank werden? Die
Mehrzahl von ihnen nichts: Aus Angst aufzufliegen, trauen sie sich
nicht, einen Arzt oder das nächste Spital aufzusuchen - und
geraten dadurch womöglich in existenzielle Bedrängnis. Dabei
ist zumindest diese Angst der Papierlosen unbegründet: Die
ärztliche Schweigepflicht ist gewährleistet.
An diesem Punkt setzt das neue Heks-Projekt für
Sans-Papiers
in Basel an. "Bei gesundheitlichen Problemen hören wir uns deren
Nöte an, vermitteln sie bei Bedarf an medizinische Fachstellen und
sorgen allenfalls für eine finanzielle Notunterstützung",
informiert David Ventura, Projektleiter der Gesundheitsberatung.
Verfügt ein Papierloser über ein geregeltes Einkommen durch
Erwerbstätigkeit, was bei vielen der Fall ist, so empfiehlt die
Gesundheitsberatung den Abschluss einer Krankenversicherung. Das ist in
der Schweiz möglich, ohne dass deswegen gleich eine Ausweisung
angeordnet wird. "Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist in der
Schweiz durch die Grundrechte garantiert", stellt Ventura klar.
Im Gegensatz zu anderen Schweizer Städten wie
Zürich
oder Genf bestand im ansonsten so weltoffenen Basel bislang kein
medizinisches Versorgungsnetz für Menschen ohne Aufenthaltsrecht.
Vor dem Start des neuen Projekts wurden die Papierlosen von der
Anlaufstelle für Sans-Papiers unterstützt, die an derselben
Adresse - im Gewerkschaftshaus an der Rebgasse - domiziliert ist. Von
der Nähe profitiere die Gesundheitsberatung, ist David Ventura
überzeugt. Ansonsten wäre es schwieriger gewesen, das neue
Angebot bekannt zu machen.
Die vom Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (Heks)
getragene Beratung wird vorerst während einer Pilotphase von zwei
Jahren betrieben. Allerdings ist die Finanzierung bis Ende 2011 nicht
restlos gesichert. Völlig offen ist, ob das Heks-Projekt in ein
neues Gesundheitszentrum für sozial Benachteiligte integriert
werden wird, über das in Basel derzeit diskutiert wird . (haj)
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Newsnetz 20.4.10
Kommission befürwortet Lehre für Sans-Papiers
sda / raa
Die Staatspolitische Kommission des Ständerates (SPK)
möchte jungendlichen Papierlosen eine Berufslehre ermöglichen.
Die Kommission beantragt ihrem Rat, einer Motion aus dem
Nationalrat zuzustimmen. Der Entscheid fiel allerdings knapp, mit
Stichentscheid des Präsidenten, wie die Parlamentsdienste am
Dienstag mitteilten. Die Befürworter machten geltend, die
gegenwärtige Situation sei ungerecht. Jugendliche ohne
gesetzlichen Status könnten studieren, aber keine Berufslehre
absolvieren.
Die Gegner befürchten, dass die Schweiz "als
Einwanderungsland noch attraktiver" würde, wie es in der
Mitteilung heisst. Mit einem Ja zur Berufslehre für Sans-Papiers
würde die illegale Einwanderung "geradezu begünstigt". Die
Kommission hält fest, sie sei sich bewusst, dass die generelle
Problematik der Sans-Papiers auch nach der Annahme der Motion bestehen
bleibe.
Kinder formell anerkennen
Der Nationalrat hatte der Motion von Luc Barthassat
(CVP/GE) in
der Frühjahrssession zugestimmt. Er sprach sich damals auch
für eine Motion mit ähnlichem Anliegen von Antonio Hodgers
(Grüne/GE) aus, der die Ständeratskommission nun ebenfalls
zugestimmt hat. Hodgers möchte zusätzlich, dass Kinder von
Sans-Papiers bei ihrer Geburt in der Schweiz formell anerkannt werden.
Der Bundesrat stellte sich gegen beide Anliegen.
Justizministerin
Eveline Widmer-Schlumpf sagte, die Kantone hätten die
Möglichkeit, in Härtefällen den Status von Sans-Papiers
zu regeln. "Einzelfallregelungen" seien "Globallösungen"
vorzuziehen.
Die Frage der Berufslehre für jugendliche
Sans-papiers gab
im März in der Westschweiz zu reden: Die Stadt Lausanne hatte
angekündigt, papierlosen Jugendlichen eine Lehre ermöglichen
zu wollen. Damit stiess sie auf heftige Kritik.
Einbürgerung nur für Integrierte
Die Ständeratskommission beriet in ihrer Sitzung vom
Dienstag auch über andere Vorstösse zu den Themen Migration
und Zuwanderung, die der Nationalrat in der Frühjahrssession
angenommen hatte. Sie sprach sich unter anderem für eine Motion
von Roberto Schmidt (CVP/ VS) aus. Nach seinem Willen soll die
Einbürgerung an die Kenntnisse der Landessprache und der
Integration geknüpft werden.
Abgelehnt hat die Ständeratskommission dagegen eine
Motion
von Lukas Reimann (SVP/SG), der auch Niederlassungsbewilligungen an
Sprachkenntnisse knüpfen möchte. Der Nationalrat hatte diesem
Anliegen zugestimmt. Auch eine bessere Kontrolle von Imamen stiess in
der Ständeratskommission auf Ablehnung. Folgt der Ständerat
seiner Kommission und lehnt diese Vorstösse ab, sind sie vom Tisch.
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1. MAI ZUREICH
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NZZ 21.4.10
Empörung über Rot-Grün
FDP spricht von 1.-Mai-Skandal
mbm. ⋅ Der städtischen FDP reicht es, ja sie ist
richtig
empört über die SP und die Grünen und die AL. Grund
für den freisinnigen Zornesausbruch in Zürich ist das
Verständnis der drei links-grünen Parteien für das
1.-Mai-Komitee, das sich in Sachen Festbeginn nicht an den Entscheid
des Stadtrats halten will (NZZ 20. 4. 10). Wie es in einer Mitteilung
der FDP heisst, wurde der Festbeginn aus Sicherheitsgründen auf 20
Uhr festgesetzt. Wenn sich nun die SP, die Grünen und die AL um
diese Vorgabe foutieren, sei das ein Skandal. Sollten am Tag der Arbeit
die Auflagen der Stadt tatsächlich missachtet und schon um 14 Uhr
mit dem Fest begonnen werden, dürfe in Zukunft keine Bewilligung
mehr erteilt werden, fordert die Stadtzürcher FDP.
---
tagesanzeiger.ch 20.4.10
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Der-Ursprung-der-1MaiKrawalle/story/29766005
(mit Fotos)
Der Ursprung der 1.-Mai-Krawalle
Tina Fassbind
Zürich wird am Tag der Arbeit regelmässig von
Chaoten
heimgesucht. Doch wann hat das Katz- und Maus-Spiel zwischen dem
Schwarzem Block und der Polizei begonnen? Ein 1.-Mai-Besucher erinnert
sich.
Eingeschlagene Scheiben, brennende Abfallcontainer und
Autos,
fliegende Pflastersteine, Tränengas und Gummischrotpetarden. Der
Zürcher Kreis 4 bietet am Tag der Arbeit regelmässig einen
Bild der Verwüstung. Chaoten liefern sich wilde Strassenschlachten
mit der Polizei - wer in dem unüberschaubaren Pulk zu den
Randalierern gehört und wer zu den Schaulustigen, lässt sich
von Jahr zu Jahr schwerer feststellen.
Peter Macher, SP-Bezirksrat und Anwohner vom Kreis 4,
erinnert
sich an Zeiten, als es noch nicht so gewalttätig zur Sache ging.
Der ehemalige SP-Parteisekretär war früher Mitglied des
1.-Mai-Komitees und nahm bereits als kleiner Junge mit seinem Vater am
Umzug teil. "Ich bin eigentlich schon seit 60 Jahren dabei", sagt er
gegenüber Tagesanzeiger.ch.
Laut Macher lässt sich nicht exakt datieren, wann
sich die
Nachdemos im Anschluss an die offizielle 1.-Mai-Kundgebung in
Zürich etabliert haben. "Es war ein fliessender Prozess." Einige
Mitglieder der Gruppe 7 (siehe Box) wollten ihren Anliegen noch
stärker Ausdruck verleihen. In Protestmärschen sind sie
weiter durch die Stadt gezogen. "Das waren anfangs immer noch gut
organisierte Proteste mit klaren politischen Inhalten", erinnert sich
Macher, "dann haben sich die Nachdemos immer stärker
entpolitisiert und immer mehr verselbständigt".
"Die wilde Zerstörung ist eine Neuerscheinung"
An den Nachdemos tauchten Mitte der 90er-Jahre Mitglieder
des
Schwarzen Blocks auf. Sie akzeptieren noch nicht einmal die Haltung des
linken 1.-Mai-Komitees. Damit begannen die Umzüge regelmässig
in Krawallen zu enden. "Auseinandersetzungen gab es immer wieder am 1.
Mai", weiss Peter Macher, "aber dass einfach wild zerstört wird,
ist eine Neuerscheinung. Seither spürt man keine politischen
Parolen mehr."
Stoppen lässt sich dieses Phänomen nicht so
schnell,
glaubt der SP-Mann. "So lange die Krawalle rund um die Nachdemos sowohl
medial als auch politisch ausgeschlachtet werden, wird dieser Hype
für alle interessant bleiben." Eine Abschaffung der
Feierlichkeiten am Tag der Arbeit sei laut Macher allerdings auch keine
Lösung. "Ich sehe nicht ein, warum man das tun sollte. Man
verbietet schliesslich auch keine Fussballspiele."
--
Gruppe 7
Anfangs war der Umzug vom 1. Mai straff von den Gewerkschaften
organisiert, die nach Gruppen marschierten. "Nach 1968 wollten neue
linke Gruppierungen mitmarschieren. Sie waren den bestehenden Gruppen
nicht zuzuordnen, weil sie andere Anliegen vertreten haben als die
Gewerkschaften", weiss SP-Bezirksrat Peter Macher. Schliesslich hat man
sich dazu entschlossen, die Gruppe 7 zu gründen. In dieser Gruppe
marschierte nicht nur die neue Linke mit, sondern auch zahlreiche
andere Vertreter aus verschiedenen Ländern. "Das war eine grosse
Leistung der Gruppe 7. Sie haben es fertig gebracht, die teils stark
zerstrittenen Organisationen unter einen Hut zu bringen", so Macher.
Trotzdem gab es immer wieder Differenzen zwischen der Gruppe 7
und dem
Gewerkschaftskartell. Die Gewerkschaften vertraten innenpolitische
Themen, die Gruppe 7 forderte internationale Solidarität. Als das
Gewerkschaftskartell Zürich die Maikundgebung schliesslich nicht
mehr im Freien, sondern in einem Saal über die Bühne gehen
lassen wollte, wurde das 1.-Mai-Komitee gegründet. Die Gruppe 7
schloss sich dem Komitee an. Das erste 1.-Mai-Fest unter der neuen
Führung wurde 1980 in der Roten Fabrik gefeiert. Heute umfasst das
Komitee rund 60 politische und kulturelle Organisationen aus dem In-
und Ausland.
---
Tagesanzeiger 20.4.10
Streit um 1.-Mai-Festbeginn
Das 1.-Mai-Komitee hält am Festbeginn nach Schluss
der
Kundgebung fest. Es wird dabei von SP, Grünen und AL
unterstützt.
Von Stefan Hohler
Nach dem Streit um den Slogan "Verlieren wir die
Beherrschung"
zwischen 1.-Mai-Komitee und Gewerkschaften bahnt sich nun eine
Auseinandersetzung zwischen dem Komitee und dem Stadtrat an. Das
Komitee wehrt sich gegen die vom Stadtrat gemachte Auflage, vor 20 Uhr
keinen Festbetrieb zuzulassen. Damit will der Stadtrat eine zeitliche
Entflechtung zwischen der zu erwartenden Nachdemo und dem Volksfest.
"Mit diesem Entscheid wird Tausenden
Demonstrationsbesuchern das
Recht auf ein gemeinsames, friedliches 1.-Mai-Fest genommen", schreibt
das 1.-Mai-Komitee. Das Fest auf dem Kasernenareal entspreche einem
Bedürfnis; bis zu 20 000 Festbesuchern würden daran
teilnehmen. Komiteesprecherin Anna Klieber hält fest, dass es auch
bei anderen Anlässen am Rande zu Zusammenstössen mit der
Polizei kommt. "An Fussballmatchs werden die Zuschauer auch nicht aus
den Stadien verbannt."
Finanzielle Konsequenzen
Die "Befehlsverweigerung" wird auch von SP, Grünen
und der
Alternativen Liste unterstützt. Für Christoph Hug,
langjähriger grüner Gemeinderat und ehemaliger
Ratspräsident, ist die stadträtliche Einschränkung "ein
Fehlentscheid, den es zu korrigieren gilt". Das 1.-Mai-Fest sei ein
typisches Volksfest, das tagsüber stattfinde. Angesprochen auf den
zukünftigen grünen Polizeivorsteher Daniel Leupi, der Mitte
Mai sein neues Amt antreten wird, meint Hug, man hätte vermutlich
auch gleich entschieden, wenn er bereits am 1. Mai Polizeivorsteher
gewesen wäre. "Der Entscheid wurde vom Gesamtstadtrat in seiner
alten Zusammensetzung gefällt."
Für Beatrice Reimann, Präsidentin der
städtischen
SP, ist dies kein öffentlicher Aufruf zum Ungehorsam. Aber man
könne von den Umzugsteilnehmern nicht erwarten, dass sie bis 20
Uhr warten, bis endlich das Fest beginne. Der Entscheid des Stadtrats
habe grosse finanzielle Konsequenzen für das 1.-Mai-Komitee,
welches das Fest organisiert. Reimann betont, dass die SP gleich
gehandelt hätte, auch wenn noch Esther Maurer Polizeivorsteherin
wäre. "Das Festhalten am früheren Festbeginn hat keinen
politischen Hintergrund."
Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements, sagt,
dass der
Stadtrat an seinem Entscheid festhalte und dass die Organistoren des
Fests mit einer Verzeigung rechnen müssten. Bereits im letzten
Jahr hatte das 1.-Mai-Komitee früher als erlaubt mit dem Fest im
Zeughausareal begonnen. Es wurde mit mehreren Hundert Franken
gebüsst.
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NZZ 20.4.10
Streit um Festbeginn am 1. Mai eskaliert
Keine Einigung in Sicht
mbm. ⋅ Ausgerechnet das Stadtzürcher 1.-Mai-Komitee,
das
dieses Jahr den Slogan "Verlieren wir die Beherrschung" gewählt
hat, behauptet, dass das Fest keinen Zusammenhang mit den Gewalttaten
hat. Unterstützt von den linken Parteien SP, GP und AL wehrt sich
das Komitee gegen den von der Stadt verordneten Festbeginn um 20 Uhr.
Die Organisatoren des 1.-Mai-Fests beharren darauf, schon um 14 Uhr,
nach der Schlusskundgebung in der Stadthausanlage, den Festbetrieb auf
dem Kasernenareal aufzunehmen. Auf einen Rekurs soll trotzdem
verzichtet werden, da dieser sowieso erst nach dem Tag der Arbeit
behandelt würde. Man will aber noch Verhandlungen mit der Stadt
führen, wie es in einer Mitteilung heisst. Zwischen den Zeilen
lässt sich allerdings kein Spielraum herauslesen. Das Komitee
führt für seine Haltung auch kommerzielle Gründe an:
Wenn zu wenig Bratwürste verkauft würden, sei das Fest
zukünftig gefährdet. Vielleicht wäre ja genau das die
Lösung für das Grundproblem am 1. Mai.
---
Landbote 20.4.10
1.-Mai-Komitee: Provokation und Streit mit der Stadt
"Verlieren wir die Beherrschung" heisst der
diesjährige
1.-Mai-Slogan. Diesen goutieren nicht alle Linken. Einig ist man sich
aber, dass der erst um 20 Uhr bewilligte Festbeginn "nicht hinnehmbar"
ist.
Zürich - Das Zürcher 1.-Mai-Komitee wehrt sich
zusammen mit
SP, Grünen und AL gegen die Auflage der Stadt, das Fest am Tag der
Arbeit erst Stunden nach dem Umzug beginnen zu lassen. Dieser Entscheid
sei "nicht hinnehmbar", heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von
gestern. Mit der Auflage, vor 20 Uhr keinen Festbetrieb zuzulassen,
nehme die Stadt Tausenden von Demonstrationsbesuchern das Recht auf ein
gemeinsames, friedliches 1.-Mai-Fest auf dem Kasernenareal. Die
Erfahrungen des letzten Jahres hätten gezeigt, dass das
Festgelände bereits am frühen Nachmittag gefüllt gewesen
sei - trotz offiziellem Festbeginn am Abend.
Die Begründung, dass ein Festbeginn im Anschluss an
den
Umzug Ausschreitungen begünstige, akzeptiert das Komitee nicht.
Das Fest stehe "in keinerlei Beziehung" zu den Ausschreitungen. Die
"Nachdemo" habe nie auf dem Festareal begonnen und man habe diese auch
in der Vergangenheit in keiner Art und Weise gebilligt. Man halte
deshalb an einem Festbeginn im Anschluss an die Schlusskundgebung auf
dem Bürkliplatz fest. Auf einen Rekurs verzichte das Komitee, da
diesem erst nach dem 1. Mai stattgegeben würde. Bis zum Tag der
Arbeit würden aber entsprechende Verhandlungen mit der Stadt
geführt.
Die Stadt selbst wird von ihrem Entscheid indes nicht
abrücken, wie der Sprecher des Polizeidepartements, Reto Casanova,
auf Anfrage sagte. Man sei aber an Gesprächen mit dem Komitee
interessiert: "Wir werden weiterhin nach Lösungen suchen." Falls
es nicht zu einer Einigung komme und das Fest vor 20 Uhr beginne,
"werden wir das 1.-Mai-Komitee verzeigen", erklärte Casanova.
Slogan "verantwortungslos"
Nicht einverstanden sind SP und Gewerkschaften mit dem vom
1.-Mai-Komitee gewählten Slogan "Verlieren wir die Beherrschung".
Sie bezeichnen diesen als "verfänglich und verantwortungslos". Das
Komitee, das verschiedene Organisatoren vereint, spiele mit dem Feuer,
kritisierten die Unia, VPOD, Kommunikation und Comedia. Anders als das
Komitee bestehen die Gewerkschaften auf einer zeitlichen und
räumlichen Trennung von Demonstration und Fest - wie bereits in
den vergangenen Jahren. (sda)
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20 Minuten 20.4.10
1. Mai: "Komitee macht, was es will"
ZÜRICH. Das 1.-Mai-Komitee hält sich nicht an
die
Auflagen der Stadt - es gab gestern bekannt, man starte das Fest
bereits um 14 Uhr und nicht wie bewilligt um 20 Uhr. "Absolut
jenseits", sagt SVP-Fraktionschef Mauro Tuena, "das Komitee macht, was
es will." Dabei habe sich selbst das Parlament dafür
ausgesprochen, Fest und Umzug zu trennen. "Jetzt soll das Komitee die
Kosten für einen allfälligen Polizeieinsatz tragen", fordert
Tuena.
Komitee-Sprecherin Anna Klieber hält fest: "Das Fest
hat
nichts mit der Nachdemo zu tun, daher akzeptieren wir auch die
Begründung der Stadt nicht, wonach der Beginn um 14 Uhr Krawalle
begünstigt." SP, Grüne und AL stellen sich hinter diesen
Entscheid: "Wir waren uns schnell einig", sagt SP-Co-Präsidentin
Beatrice Reimann. Dem Komitee blüht nun laut Reto Casanova,
Sprecher des städtischen Polizeidepartements, eine Anzeige - die
Busse dürfte wie letztes Jahr ein paar Hundert Franken betragen.
"Das nehmen wir in Kauf", sagt Klieber, "notfalls fragen wir die
Parteien um finanzielle Hilfe an." rom
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PNOS
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Tagesanzeiger 21.4.10
Die kleine Geschichte Ausnahmsweise freuen sich Rechtsextreme
über
einen Antifa-Schlag gegen sie.
Ein Dienst unter Feinden
Maurice Thiriet
Immer, wenn antifaschistische Hacker privaten Mailverkehr
oder
Adressdatenbanken aus rechtsradikalen Kreisen oder
Internetversanddiensten publizieren, ist bei den Neonazis der
Katzenjammer gross. Dann wissen plötzlich alle, welch
dunkelbraunes Gedankengut die sich nach aussen hin seriös gebenden
Burschen wälzen, wenn sie unter sich sind. Oder dass ein Neonazi
einem anderen Neonazi gerne Armbinden mit Hakenkreuz schenken will.
Oder es wissen plötzlich alle, dass der Neonazi seine Vorgesetzten
im Militär "etwas schwul" findet und dass er nach Feierabend schon
öfter den Wunsch verspürt hat, ein Tutu zu tragen.
Ähnliches ist der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos)
bereits öfter passiert.
Nun haben die Antifa-Hacker erneut zugeschlagen und die
Kundendatenbank von Thor Steinar gehackt. Die Kleidermarke,
positioniert im Segment "von Nazis für Nazis", führt unter
anderem Shirts mit der Abbildung eines Maschinengewehrs von Heckler und
Koch in Kombination mit dem Aufdruck "Hausbesuche". Das
ursprüngliche Logo der deutschen Firma ist 2004 wegen zu starker
Anlehnung an Nazisymbolik verboten worden. Noch heute ist das Tragen
der Marke Thor Steinar im deutschen Bundestag und mehreren
Fussballstadien verboten.
Im gehackten Kundenstamm von Thor Steinar fanden sich
unter
anderem auch rund 1000 Schweizer Adressen. Und natürlich, man ahnt
es, finden sich unter den rund 1000 Schweizer Namen auch bekannte
Mitglieder der Pnos. Ein neuerlicher Rückschlag für die
Bemühungen um ein seriöses Image.
Aber, statt wie sonst üblich, zum Katzenjammer
über die
bösen und arbeitsscheuen Antifaschisten-Hacker anzusetzen, nutzen
die Rechtsextremen die Vorarbeit der Hacker für
zielgruppenspezifisches Marketing: Zwar sind wohl viele der Namen auf
der Liste frei erfunden, weil auch Staatsschützer, Antifaschisten
und Journalisten sich als Kunden ausgeben, um an Informationen aus dem
rechtsextremen Dunstkreis zu kommen. Andere haben ohne politische
Hintergedanken bei Thor Steinar bestellt oder sind aus der
rechtsextremen Szene ausgestiegen. Doch im Grossen und Ganzen umfasst
die von der Antifa veröffentlichte Datenbank exakt die potenzielle
Klientel der Pnos: Menschen mit einer Affinität zu rechtsextremem
Gedankengut.
Also setzte sich Pnos-Präsident Dominic Lüthard
an den
Computer und schrieb einen Brief. Den schickte er an 600
Deutschschweizer Adressen auf der Thor-Steinar-Kundenliste, "um sie auf
diese feige Hackattacke vonseiten linker Kreise aufmerksam zu machen",
wie es im Schreiben einleitend heisst. Unten wird dem geneigten Leser
klar, woher der Wind weht: "In der Beilage finden Sie ein paar
Werbeartikel, die Sie vielleicht zu einer Mitgliedschaft in unserer
Partei bewegen könnten", schreibt Lüthard - beigelegt sind
auch Einzahlungsscheine. Damit habe das Mailing nach Angaben
Lüthards bereits genug an Spenden generiert, um die Kosten zu
decken. Über die Zahl der Neueintritte in die Partei könne
man noch nichts sagen. Per Mail hätten sich bis jetzt fünf
Personen angemeldet, doch davon rät Lüthard in seinem Brief
"aus Sicherheitsgründen" ab. Und das Postfach leere er nur einmal
im Monat.
Auf seiner Homepage stichelt er derweil gegen die
Antifa-Hacker:
"Wir werden alle weiteren Veröffentlichungen auch als Chance
nutzen." Aus dem Umfeld der antifaschistischen Hacker heisst es, dass
man trotzdem weitermache. Die Öffentlichkeit müsse erfahren,
wer die Neonazis seien und was sie nach der Arbeit tun würden.
Lüthard, so viel sei verraten, lernt Französisch
-
damit er auch die 100 welschen Kunden von Thor Steinar anschreiben kann.
Maurice Thiriet
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BIG BROTHER SPORT
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St. Galler Tagblatt 21.4.10
FCSG im politischen Gegenwind
Der FC St. Gallen möchte, dass die Stadt ihn bei den
Sicherheitskosten entlastet. Die SVP hat sich bereits dezidiert gegen
diese Forderung gestellt. Auch die meisten anderen Fraktionen im
Stadtparlament haben wenig Verständnis dafür.
Reto Voneschen
Der FC St. Gallen möchte weniger für
Polizeieinsätze rund um die AFG Arena bezahlen. Die Kosten, die
verrechnet würden, sprengten das Budget des Clubs. In der
laufenden Saison seien 500 000 Franken an offenen Rechnungen
aufgelaufen; bis Ende Saison werde sich die Summe vergrössern. Das
sagte FCSG-Präsident Michael Hüppi in der "Wochen-Zeitung".
Die Chancen, dass die Stadt aufgelaufene Rechnungen erlässt und
mehr an die Stadionsicherheit bezahlt, sind nach Meinung von Hüppi
selber klein. Die Stimmung in der Lokalpolitik gegenüber dem FCSG
sei schlecht.
Parlament redet fast sicher mit
Das ist relevant, weil es um Beträge geht, bei denen
der
Stadtrat nicht allein entscheiden kann. Ein Schuldenerlass für die
laufende Saison bis 150 000 Franken läge in der Kompetenz des
Stadtrats. In der Grössenordnung von 150 000 bis 750 000 Franken
entscheidet das Stadtparlament. Bei höheren Beträgen spielt
das fakultative Referendum; es kann damit also sogar eine
Volksabstimmung über einen Parlamentsentscheid verlangt werden.
Was die Stimmung im Parlament anbelangt, liegt der
FCSG-Präsident mit seiner Einschätzung richtig. Kritik an
einer allfälligen Kostenübernahme durch die Stadt kommt nicht
nur aus der links-grünen Ecke. Auch bürgerliche Fraktionen
stehen dem Anliegen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Die SVP hat
sich in einer Mitteilung klar und scharf geäussert. Fazit: Wer
kein Geld für die Sicherheit hat, soll keine Super-League-Spiele
mehr organisieren (Tagblatt von gestern).
CVP: Vertrag erfüllen
Ein Schuldenerlass für den FC St. Gallen würde
wohl
auch in seiner Fraktion auf Unverständnis stossen, sagt
CVP-Fraktionspräsident Philipp Schneider. Dies vor allem, weil
versprochen worden sei, dass sich der FCSG im neuen Stadion selber
finanzieren könne. Zwar zahle der FC in St. Gallen mehr für
die Sicherheit als Clubs in anderen Städten, sein Kostenanteil von
60 Prozent sei aber gerechtfertigt und vertraglich geregelt. Der
Vertrag müsse eingehalten werden. Darüber, ob der
Kostenanteil künftig tiefer liegen solle, könne man sich bei
Aushandlung eines neuen Vertrags unterhalten. Vom FC dürfe man
aber erwarten, dass er alles unternehme, um die Probleme in den Griff
zu bekommen, sagt Schneider.
FDP: Konstruktiv bleiben
Auch die FDP-Fraktion im Stadtparlament sei nicht erfreut
über die Probleme um die FCSG-Spiele, sagt
Stadtparteipräsidentin und Stadtparlamentarierin Jennifer Deuel.
Die SVP bringe die Gefühle auf den Punkt, die viele
Städterinnen und Städter hegten. Konstruktiv sei der Ansatz
aber nicht. Auch für Deuel wäre es falsch, dem Steuerzahler
zusätzliche Sicherheitskosten aufzubürden. Falsch wäre
es für sie aber auch, wenn die Stadt den FCSG ruinieren
würde. Man müsse dem Club die Schulden stunden, bis er
zusätzliche Gelder gefunden habe und bis Massnahmen gegen Chaoten
im und ums Stadion griffen. Damit sänken die Sicherheitskosten.
Gegen Chaoten helfe nur konsequentes Durchgreifen, ist Deuel
überzeugt. Die wirklichen Fans müssten sich klar von den
Chaoten distanzieren.
SP: Genug von Begehrlichkeiten
Keine Freude am Wunsch des FCSG nach Kostenentlastung hat
die
Fraktion von SP, Juso und PFG. Man sei der Meinung, dass es
bezüglich Begehrlichkeiten aus dem Spitzenfussball reiche, sagt
Fraktionspräsident Martin Boesch (SP). Der FCSG müsse
Verantwortung übernehmen und seine Probleme lösen. Unter die
Art und Weise, wie die Stadt dem Club die Schulden stundet, mache seine
Fraktion ein Fragezeichen. Bürger würden da anders behandelt.
Bezüglich der Mittel, mit denen man Probleme rund um
Fussballspiele angehen sollte, teilt die Fraktion von SP, Juso und PFG
den SVP-Standpunkt ausdrücklich nicht. Allein auf Repression zu
setzen, führe in die Sackgasse. Es brauche eine differenzierte,
auf verschiedenen Säulen ruhende Strategie. Eine davon müsste
nach Meinung von Martin Boesch ein Projekt für Fanarbeit sein.
Grüne: Versprechen jetzt halten
Kein Musikgehör für die Forderungen des FCSG hat
man
auch in der Fraktion von Grünen, Grünliberalen und Jungen
Grünen. Als das neue Stadion geplant worden sei, habe es
Versprechen gegeben, was die finanzielle Beteiligung der Stadt angehe.
Auf ihre Einhaltung müsse man pochen, sagt Fraktionspräsident
Thomas Schwager (Grüne). Zur Lösung der Probleme sei zentral,
dass der FCSG und seine Fans einsähen, dass sie in einem Boot
sässen. Entweder fänden sie sich oder sie gingen miteinander
unter, glaubt Schwager.
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St. Galler Tagblatt 20.4.10
Fussball: SVP will harte Linie fahren
Die SVP der Stadt St. Gallen wehrt sich in einer
Mitteilung gegen
die Idee, die Stadt müsse einen höheren Teil der Kosten
für die Sicherheit rund um die AFG Arena übernehmen. Das sei
definitiv nicht mehr Aufgabe des Steuerzahlers.
Mit einer geharnischten Mitteilung reagiert die SVP auf
Aussagen
von Michael Hüppi in der "Wochenzeitung". Der Präsident des
FCSG war im Interview unter anderem auf die Finanzierung der
Sicherheitsmassnahmen ums Stadion eingegangen. Die Stadt verlange zu
viel, der Club könne das nicht mehr bezahlen. Bereits seien
unbezahlte Rechnungen von rund 500 000 Franken aufgelaufen.
Ohne Geld keine Spiele mehr
Für die SVP der Stadt St. Gallen ist die Sache
einfach: Wenn
ein Fussballclub kein Geld für die Sicherheit ums Stadion
lockermachen kann oder will, soll er darin keine Super-League-Spiele
organisieren dürfen. Es gebe weder "ein gottgegebenes Recht auf
die Durchführung von Fussballspielen", noch sei in der Verfassung
verankert, dass Steuerzahler für Fehler eines Fussballclubs,
seiner Fans oder seiner Spieler geradestehen müssten, heisst es in
einer SVP-Mitteilung.
Es sei ein starkes Stück, was sich der Vorstand des
FCSG
leiste, kritisiert die SVP-Stadtpartei weiter. Er jammere, dass die
Sicherheitskosten viel zu hoch seien, und wolle sich gleich an den
öffentlichen Tropf hängen. Gleichzeitig wolle er "der Polizei
in sicherheitsrelevante Dinge dreinreden". Das sei "dreist und nicht
akzeptabel".
FCSG: Abmachungen einhalten
Die SVP betont, dass sie von Anfang an hinter dem FCSG
gestanden
und ihn immer wieder unterstützt habe. Etwa als es um
günstigen Boden, finanzielle Beiträge oder um Bewilligungen
gegangen sei. Dies sei aber unter der Voraussetzung geschehen, dass die
Verantwortlichen von FCSG und Stadion ihre Aufgaben wahrgenommen und
"sauber kalkuliert" hätten. Jetzt erwartet die SVP-Stadtpartei vom
Club "nichts weiter, als dass er sich an seinen Teil der Abmachungen
hält".
Für Choreographien ohne Pyro
Die SVP ist gemäss Mitteilung der Überzeugung,
dass
"anständige Choreographien" zur Unterstützung der eigenen
Mannschaft durchaus Sinn machen. Sie ist aber ebenso überzeugt,
dass für solche Choreographien keine pyrotechnischen Mittel
nötig sind. Deshalb vertritt sie die Meinung, dass Vergehen gegen
das "Pyro-Verbot" konsequent und hart bestraft werden müssten.
Für die SVP-Stadtpartei müssen die Fans zur
Kenntnis
nehmen, dass auch sie die Zukunft ihres Clubs in Händen halten:
"Sie können weiter zulassen, dass einige Chaoten den Sport und
damit ihren Verein kaputtmachen. Oder sie können (endlich!)
aufwachen und zur Kenntnis nehmen, dass es fünf vor zwölf
ist", heisst es in der SVP-Mitteilung.
Gewalt ist real
Beide, Club wie Fans, müssen gemäss SVP zur
Kenntnis
nehmen, dass der Steuerzahler nicht schon wieder als "Melkkuh" zur
Verfügung steht. Daran werde auch das Jammern des
FCSG-Präsidenten nichts ändern. Dies, weil Gewalt um
Fussballspiele keine von den Medien herbeigeredeten Spaltenfüller
seien, sondern ein ernstes und auf keinen Fall hinzunehmendes Problem.
Es liege nicht mehr drin, dass Fussballfans "immer noch irgendwelchen
gefährlichen Ritualen hinterher trauern, anstatt ihrem Verein
wirklich helfen zu wollen".
Trotz der Rolle "als bürgerliche Opposition" will die
SVP
dem Stadtrat den Rücken stärken: Er solle sich gegenüber
Forderungen des FCSG nach finanzieller Hilfe oder finanziellen
Entgegenkommen unnachgiebig zeigen. So, wie er dies bei anderen Themen
auch tue, schreibt die SVP. (pd/vre)
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HONDURAS
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Gewerkschaften und Volksbewegungen nach dem Putsch - Kampf
für
Demokratie und soziale Gerechtigkeit in Honduras
Carlos H. Reyes berichtet
Carlos H. Reyes ist Präsident der honduranischen
Gewerkschaft
STIBYS. 2009 war er Präsidentschaftskandidat der Volksbewegungen.
Er zog eine Kandidatur im Herbst zurück,
als sich abzeichnete, dass die Wahlen auf illegitime Weise unter
der
De-facto-Regierung Micheletti stattfinden würden, die durch den
Militärputsch im Juni 2009 an die Macht
gekommen war. Carlos H. Reyes ist ein wichtiger Vertreter der
breiten
Volkswiderstandsfront ("Frente Nacional de la Resistencia Popular"
FNRP). Die darin zusammengeschlossenen Organisationen setzen sich
für die Einsetzung einer Verfassungsgebenden Versammlung und damit
für die Demokratisierung des Landes und für soziale
Gerechtigkeit ein. Carlos H. Reyes berichtet über die aktuelle
Situation in Honduras, die Repression und die Morde. Aber er wird auch
über den Kampf der Gewerkschaften und den Volkswiderstand
sprechen, ebenso über die Bedeutung der Ereignisse in Honduras
für ganz Lateinamerika.
Genf: Montag, 26. April, 19.30 Uhr, Maison des Associations, 15,
rue
des Savoises
Basel: Mittwoch, 28. April, 19.00 Uhr, Volkshaus, Rebgasse 12.
Bern: Donnerstag, 29. April, 19.30 Uhr, Progr, Waisenhausplatz 30
St. Gallen: Freitag, 30. April, 19.30 Uhr, Restaurant Dufour,
Bahnhofstr. 19
Zürich: Sonntag, 2. Mai, 14.30 Uhr, Zeughaus 5 am
1.-Mai-Fest
Ausserdem spricht Carlos Reyes an der 1.-Mai-Kundgebung in Basel
um 11
Uhr auf dem Marktplatz.
Organisiert vom Solifonds: http://www.solifonds.ch
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DADA ANTIRA
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Bund 20.4.10
Dada hilft gegen jede Krise
"Dada ist die beste Medizin", erklärten die
Dadaisten.
Medizin, die nicht nur gegen den Ersten Weltkrieg half, sondern auch
gegen den Rassenwahn der Apartheid in Südafrika.
Sascha Renner, Kapstadt
Im Kino haben wir kürzlich staunend miterlebt, wie
ein
Rugbyteam, die südafrikanischen "Springboks", ein von der
Apartheid zerrissenes Land einte (Clint Eastwoods "Invictus"). Mit dem
überraschenden Gewinn des Weltmeistertitels 1995 wandelte sich das
Nationalteam auf einen Schlag vom verhassten Symbol des weissen
Rassismus zur Integrationsfigur - zum Team aller Südafrikaner. Die
Utopie einer Nation, in der sich die verschiedenen Volksgruppen so
harmonisch wie die Farben in einem Regenbogen zusammenfügen, nahm
für einen Augenblick Gestalt an.
Genauso wie die stämmigen Springboks war auch die
bildende
Kunst im Apartheids-Südafrika ein Sinnbild für die
anglo-burische Kultur und ihre Dominanz. Unter dem Bantu Education Act
von 1953 wurden Nicht-Weisse systematisch von jeglichem Kunstunterricht
ausgeschlossen, und erst 1989 fand in der Johannesburg Art Gallery die
erste Ausstellung von schwarzen Künstlern statt. Das Museum galt
den entrechteten Südafrikanern als so weiss wie die Clotted Cream
auf den Scones ihrer Unterdrücker.
Bankrott der Ideen
Aber gerade in den Künsten formierte sich auch der
Widerstand, der das Apartheid-Regime mit zu Fall brachte. Die
Resistance Art, die Widerstandskunst, gab dem politischen Kampf der
Gewerkschaften und Studenten in den 70er- und 80er-Jahren ein
erkennbares Gesicht. Heutige Stars wie William Kentridge, der soeben
seine grosse Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art
eröffnete, oder Kendell Geers artikulierten ihre explosive Sprache
erstmals im Spannungsfeld des sich zuspitzenden Rassenkonflikts. Es war
im Feld der Kunst und der Alternativkultur, in dem das utopische
Zusammenleben und -arbeiten aller Südafrikaner erstmals
praktiziert und die trennenden Apartheid-Gesetze unterlaufen wurden.
Wie die Springboks so wurden auch die Künste auf beinahe
unglaubliche Weise zum Integrationsvehikel.
Dabei spielten Dada-Strategien, wie sie im Zürcher
Cabaret
Voltaire und später in Berlin, New York und weiteren Metropolen
erprobt wurden, eine zentrale Rolle. Der Stein, den die Dadaisten ins
Wasser schleuderten, erzeugte ringförmige Wellen - und diese
zeitigten an einem zwar weit entfernten, jedoch ähnlich
konfliktgeladenen Ort grosse Wirkung.
Dazu muss man sich in Erinnerung rufen: Der Zürcher
Dadaismus war eine Reaktion auf den intellektuellen Totalbankrott des
alten Europa, wie er im Ersten Weltkrieg offenbar wurde. "Der Dadaist
kämpft gegen die Agonie und den Todestaumel der Zeit", definierte
Hugo Ball, der Vordenker der Zürcher Dadaisten, 1916 das Programm
der Bewegung. Seine Begründung: "Dieser erniedrigenden Zeit ist es
nicht gelungen, uns Respekt abzunötigen. Was wäre auch
respektabel und imponierend an ihr? Ihre Kanonen? Unsere grosse Trommel
übertönt sie. Ihr Idealismus? Längst zum Gelächter
geworden."
Tinguely in Johannesburg
Der Intellekt hatte versagt, also wandten sich die
Dadaisten
gegen die Kunst und den abendländischen Geist schlechthin. "Da der
Bankrott der Ideen das Menschenbild bis in die innersten Schichten
zerblättert hat, bleibt nur die Blague und die blutige Pose", so
Ball. Die Folge: eine Antikunst, die das Werk durch die Aktion
ersetzte, die Institution durch den Untergrund, den Militarismus durch
das Exil, die Dekoration durch die Opposition, die Komposition durch
den Zufall, die Akademie durch das Leben, den Common Sense durch den
Nonsens. Damit gelang es den Dadaisten, sich gegen das herrschende
Wertesystem aufzulehnen, ohne in simple Propaganda zu verfallen.
Einflussreiche Nouveaux Réalistes
In Südafrika fanden ihre Ideen besonderen Widerhall.
Aber
auf welche Weise? Die Wege sind verschlungen, wie so oft, wenn es um
künstlerische Aneignung geht. Die Tragweite des Dadaismus wurde
überhaupt erst vollumfänglich erkannt, als er Ende der
1950er-Jahre aufgegriffen und als Neodada aktualisiert wurde.
Führend waren dabei die Nouveaux Réalistes um die Schweizer
Daniel Spoerri und Jean Tinguely. Zu beiden unterhielten
südafrikanische Künstler Kontakte. Ein bisher unbekanntes
Filmdokument des Künstlers Malcolm Payne zeigt Tinguely, wie er in
Johannesburg eine Plastik schweisst.
Der südafrikanische Aktionskünstler Walter
Battiss
seinerseits pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu Daniel
Spoerri. Battiss, der an drei Documentas zu Ehren kam, erhob sich gegen
die scharfe Zensur während der Apartheid. Als die ahnungslose
Zensurbehörde ein Foto von Michelangelos "David" als sittenwidrig
einstufte und verbot, gründete Battiss "Fook Island": einen Staat
mit eigener Währung und Schrift, in dem die freie
Meinungsäusserung ebenso galt wie die freie Liebe. Andere
Dada-Strategien, wie die Sinnentleerung der Sprache, finden sich beim
Johannesburger Künstler Willem Boshoff. In seinen Gedichten stellt
er die optische Wirkung der Buchstaben über den Wortinhalt und
entleert so die Sprache der Macht, das Afrikaans.
"Es gab keine Alternative"
Als die Widerstandsbewegung in den 1980er-Jahren
erstarkte,
radikalisierten sich auch viele Künstler. Anstelle der
kunstästhetischen Reformen von Dada-Zürich traten nun als
Vorbild für künstlerisch-politisches Handeln die direkten,
massenwirksamen Aktionen von Dada-Berlin.
John Heartfield, der die Weimarer Polit-Aristokratie mit
satirischen Collagen verhöhnte, findet sich bei mehreren
Widerstandskünstlern als Zitat. Seine bekannte Hyäne, die
zähnefletschend über die Leichen des Naziterrors hinweggeht,
taucht als eisernes Monster (bei Brett Murray) oder Fotomontage (bei Jo
Ratcliffe) auf. Der "Preussische Erzengel", der den Dadaisten 1920 eine
Anzeige wegen Beleidigung der Wehrmacht einbrachte, hallt in Willie
Besters "Soldat" mit Schnuller aus Abfallmaterialien nach.
"Es gab für einen Künstler gar keine
Alternative",
erinnert sich der Ausstellungsmacher Roger van Wyk, damals in der
künstlerischen Widerstandsbewegung aktiv. "Foto, Film und Presse
waren in den Townships verboten. Also gestalteten wir im Untergrund
Transparente, T-Shirts und Poster, um die Bewegung zu
unterstützen." So stahl man beispielsweise aus einem Armeecamp
teures Papier für Abziehbilder, bedruckte es mit dem Konterfei von
Apartheid-Politikern im Innern einer Bombe und verteilte die Kleber im
Land.
Keine plumpe Agitation
Neben der Resonanz von Dada in Afrika existierte umgekehrt
auch
ein Einfluss von Afrika auf die Dadaisten, und dieser ist
bekanntermassen gross. Richard Huelsenbeck trommelte im Cabaret
Voltaire 1916 die Literatur mit "Negerrhythmen" in Grund und Boden.
Sophie Taeuber-Arp fertigte Perlenarbeiten nach Zulu-Vorbildern. Und
Marcel Janco lobte in seinem Vortrag an der ETH nicht nur die
Vollkommenheit afrikanischer Plastik, sondern wählte die
Stammeskunst auch als Motiv für ein Ausstellungsplakat in der
Dada-Galerie am Zürcher Paradeplatz.
Es ist eine Ironie der Geschichte: Die Schweiz, die mit
ihren
Handelsaktivitäten das Apartheid-Regime stützte, lieferte mit
Dada zugleich das Rezept für dessen Torpedierung. Das Verdienst
der Schau war so ein doppeltes: Sie zeigt, wie Kunst auf gescheite Art
subversiv und politisch sein kann, ohne dass sie in plumpe Agitation
verfällt. Und sie offenbart, wie aktuell, inspirierend und reich
an künstlerischen Handlungsweisen Dada bis heute ist - eine
Allzweck-Werkzeugkiste für Krisenzeiten. Durchaus auch für
jene, die wir gegenwärtig durchleben.
In Zusammenarbeit mit Pro Helvetia zeigte die
Südafrikanische Nationalgalerie in Kapstadt Anfang Jahr die
Ausstellung "Dada South?". Dokumentation unter: http://www.dadasouth.blogspot.com.
Ein Katalog ist in Arbeit.