MEDIENSPIEGEL 21.4.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, SLP)
- RaBe-Info 20.4.10; Stonewall-Award
- Antirep Tierrechts-/befreiungs-AktivistInnen
- AJZ Biel: "Academie de contre-culture"
- Club-Leben LU: Hunderte Hausverbote
- Squat LU: Geissmättli immer noch besetzt
- Kulturoffensive LU: Leserbriefe
- Autonome Schule ZH: Hohlstrasse besetzt
- Sans-Papiers: Gesundheitsanlaufstelle BS; Berufslehre
- 1. Mai Zureich: 1. Mai-Knatsch geht weiter
- PNOS: Tagi sieht rechte Freude
- Big Brother Sport SG: Sicherheitskosten-Streit
- Honduras-Veranstaltung am 29.4.10
- Dada Antira: Dada-Connections CH-Südafrika

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REITSCHULE
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Mi 21.04.10
19.00 Uhr - SousLePont - Schottische Spezialitäten Abend
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
22.00 Uhr - SousLePont - The Real McKenzies (CAN)

Do 22.04.10
20.30 Uhr - Kino - Kulturprojekt Porta Chuisa, Performance, Live-Konzert aufgeführt mit Hans Koch (cl), Michael Thieke (cl) und Paed Conca (cl)
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
21.00 Uhr - Rössli-Bar - Is was?

Fr 23.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The Cook, the Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar mit DJ Zardas. Standard und lateinamerikanische Tänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und Friends
22.00 Uhr - Dachstock - Eight Legs (UK), Support: My Heart Belongs to Cecilia Winter (zh), DJ's Lazerlight Lepra & Pat

Sa 24.04.10
20.30 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer
20.30 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
21.00 Uhr - Kino - "Fressen und gefressen werden...": The Cook, the Thief, his Wife and her Lover, Peter Greenaway, FR/NL/UK 1989
22.00 Uhr - SousLePont - Dachstock, Rössli & Sous Le Pont present: Eagle*Seagull (PIAS/USA)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Jade (Citrus Rec/HUN), Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic/CH).

So 25.04.10
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Ausspannen
19.00 Uhr - Grosse Halle - "Miss Plastic", gespielt vom Jugendclub U26 von Junge Bühne Bern, Leitung und Regie: Eva Kirchberg, Christoph Hebing
19.00 Uhr - Tojo - "Tagträumer" von William Mastrosimone. Regie: Michael Oberer. Mit Julia Maurer, Marcus Signer.

Infos: http://www.reitschule.ch

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BZ 21.4.10

Der kernige Trucker und die süsse Rose

 Schicksalshaft: Der Trucker Cliff strandet wegen einer Panne in Philadelphia und kauft sich dort bei der Süsswarenverkäuferin Rose ein paar Schokoplätzchen. Sie verliebt sich auf Anhieb in ihn, obwohl der pragmatische Mann so gar nicht zu der verschrobenen Träumerin passen will. So prallen im Stück "Tagträumer" unter Regie von Michael Oberer Romantik und Realität aufeinander.
 pd

 Heute Mittwoch, 20.30 Uhr im Tojo Theater, Bern.

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kulturagenda.be 22.4.10

"Tagträumer" begegnen sich im Tojo

Lastwagenfahrer Cliff (Marcus Signer) hat eine Panne. Darum trifft er im Laden auf Rose (Julia Katharina Maurer) und kauft Schokoplätzchen. Schon ist es um sie geschehen und die Liebesgeschichte nimmt ihren Lauf. Doch was haben sich die beiden zu sagen? "Tagträumer" ist ein Stück von William Mastrosimone, Michael Oberer hat Regie geführt.
Tojo in der Reitschule, Bern. Mi., 21.4., bis Sa., 24.4., 20.30 Uhr, So., 25.4., 19 Uhr

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kulturagenda.be 22.4.10

Eagle Seagull schwebt im Sous le Pont

Die Liste der Musiker, an die man sich bei Eagle Seagulls Musik erinnert, ist ellenlang - und  exzellent: David Bowie, Talking Heads, Pulp, Arcade Fire, um nur ganz wenige zu nennen. Das amerikanische Quintett aus dem Bright-Eyes-Umfeld mischt Indierock mit Glamour und spannenden, unüblichen Songstrukturen. Da beginnen selbst Stücke über fünf Minuten mit leichten Flügeln zu schweben.
Sous Le Pont, Bern. Sa. 24.4., 22 Uhr

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BZ 21.4.10

Neue CD von Eagle Seagull

 Mit gestutzten Flügeln

 Mit "The Year of The How To Book" legt die amerikanische Indierockband Eagle Seagull ihre zweite Platte vor. Am Samstag tritt das Quintett in der Berner Reitschule auf.

 Manche Vögel fliegen weiter, wenn man ihnen die Flügel stutzt. Das beweist die fünfköpfige Formation mit dem kuriosen Namen Eagle Seagull - einer Art Kreuzung aus Adler und Seemöwe - mit ihrer zweiten CD "The Year of The How To Book".

 Freund…

 Bevor die aus Nebraska stammende Band um Sänger und Songwriter Eli Mardock 2006 zu Lieblingen der Musikszene avancierte, fristete sie auf lokalen Bühnen ein Schattendasein. Dort wusste die Formation mit einer Mischung aus Folk, Country und Indierock eingeschworene Fans zu begeistern, darüber hinaus kamen sie jedoch selten zu Auftritten. Das Blatt wendete sich erst, als ihr erstes und selbstbetiteltes Album auf Umwegen in ein Internetforum gelangte und dort für Begeisterungsstürme sorgte.

 Wie ein Lauffeuer verbreitete sich der Name Eagle Seagull, und bald war ihre Debüt-CD, die in winziger Auflage auf einem eigens gegründetem Label eines Freundes erschien, vergriffen. Sie musste nachgepresst werden, denn Berichte und Gerüchte, dass es sich bei Eagle Seagull um die nächste Indierock-Sensation handelt, heizten die Nachfrage enorm an.

 …oder Feind?

 Nach einer ausgedehnten Tour durch Amerika und Europa schien die Erfolgsgeschichte perfekt. Doch vier Jahre später, nachdem erste Klänge des zweiten Albums "The Year of The How To Book" an die Öffentlichkeit gelangten, hagelte es Kritik. Von Verkrampfung und Überambition war die Rede.

 Nach eigenen Regeln

 In Tat und Wahrheit haben Eagle Seagull bloss einen anderen Pfad eingeschlagen, als sich viele erhofften. Die Ecken und Kanten, die das Debüt charmant und der Formation den Underdog-status verliehen hatten, sind auf "The Year of The How To Book" weniger ausgeprägt. Stattdessen findet sich eine neue Dimension, eine Art emotionale Finesse, die besonders in "You're the Reason Why I'm Afraid to Die" und "20000 Light Years" zu berühren vermag. Dies mag nicht allen gefallen, doch genau damit beweisen Eagle Seagull, dass sie den Mut haben, nach ihren eigenen Regeln zu spielen.

 Sarah Elena Schwerzmann

 CD: Eagle Seagull, "The Year of The How To Book", Pias Recordings/Musikvertrieb.

 Konzert: Samstag, 24.4., Sous Le Pont, Reitschule Bern, 22 Uhr.

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RABE-INFO
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Di. 20. April 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_20._April_2010.mp3
- Bürgerliches Referendum verzögert die Umsetzung des Integrationsartikels in Berner Schulen
- Umstrittener Sponsor bei Veranstaltungen für sauberes Trinkwasser
- Schweissen mit Schrott und Alteisen in Münsingen

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rabe.ch 19.4.10

Ein RaBe ist für den Stonewall- Award nominiert!

Der Langjährige RaBe Sendungsmacher Daniel Frey ist für den Stonewall-Award 2010 nominiert.
Der Award wird jedes Jahr vergeben und bezweckt die Förderung von Personen, Gruppen und Projekten, die sich im weitesten Sinn für die Emanzipation und die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben einsetzen.
Daniel Frey ist nominiert für seine Arbeit mit der Sendung gayRadio.ch, und seiner Arbeit in und für homosexuellen Organisationen

Radio RaBe drückt Daniel Frey die Daumen- und auch Ihr könnt Daniel Frey eure Stimme abgeben:

http://www.zurichpridefestival.ch/programm/stonewall-award/

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ANTIREP
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Indymedia 20.4.10

ALARM - Antirep-Kollektiv ::

AutorIn : ALARMistin: http://www.antirep-alarm.tk     

Seit einiger Zeit besteht nun das Antirep-Kollektiv ALARM.     

ALARM ist ein Antirepressionskollektiv, das Personen und Gruppen unterstützt, welche im Zusammenhang mit ihrem Engagement für die Rechte / die Befreiung der Tiere von rechtlichen Massnahmen betroffen sind. ALARM ist ein Kollektiv und funktioniert nach basisdemokratischen Prinzipien. Das ALARM-Kollektiv bedient sich aus pragmatischen Gründen zugleich der Vereinsform, es gibt aber weder Mitgliedschaften noch Beitragszwang und Entscheidungen erfolgen nur durch das Kollektiv. ALARM finanziert seine Tätigkeiten ausschliesslich durch freiwillige Spenden und dergleichen.

ALARM versteht sich als Teil einer emanzipatorischen Bewegung, welche gegen die Ausbeutung von menschlichen und nichtmenschlichen Tieren, gegen Hierarchien, gegen Rassismus, Sexismus, Xenophobie, Homophobie, gegen Umweltzerstörung und für die Freiheit und Autonomie aller Lebewesen kämpft. An dieser Stelle verweisen wir auf die Animal Liberation Hallmarks (al-hallmarks.net). Die in ihr enthaltenen Grundsätze erachten wir als Basis unserer Arbeit und weiterer Zusammenarbeit. Wir distanzieren uns von Tierschutz und religiösen oder rechtsgerichteten Tierrechtsgruppen oder -personen. Die Befreiung der Tiere lässt sich nicht von anderen emanzipatorischen Befreiungskämpfen loslösen. Wie wir uns der ganzheitlichen Befreiungsbewegung zugehörig fühlen und uns mit ihren Teilkämpfen solidarisieren, hoffen wir auch von eben diesen Solidarität empfangen zu können.

Antirepressionsarbeit ist leider notwendig mit einem emanzipatorischen Kampf verbunden, zumal er die Gesellschaft grundlegend ändern will. Staatliche und wirtschaftliche Interessen stehen uns vehement und mächtig gegenüber. Je erfolgreicher wir werden, desto mehr Widerstand haben wir von InteressensvertreterInnen der Gegenseite zu erwarten. Es ist wichtig, dass wir unsere GenossInnen, die im Zuge ihrer politischen Arbeit auf alleine nicht überwindbare oder schwer zu bewältigende Probleme stossen, als Gemeinschaft unterstützen. Trifft es eineN, trifft es uns alle! Mit unserer Antirepressionsarbeit wollen wir einerseits versuchen, präventiv auf Repression vorzubereiten und andererseits von Repression Betroffenen möglichst wirksam zu helfen.

Wichtig ist uns die Vernetzung mit anderen Antirepressionsgruppen, um übergreifende Antirepressionsarbeit leisten zu können.

Solidarität mit und Unterstützung von Personen und Gruppen, die sich mit staatlicher Repression konfrontiert sehen, ist unerlässlicher Bestandteil der Tierrechts- / -befreiungsarbeit. Mittels Strafverfahren, Bussen, Geldstrafen oder sogar Freiheitsstrafen, polizeilichen Schikanen oder massloser Überwachung wird versucht, AktivistInnen mundtot zu machen und nachhaltig einzuschüchtern. Es ist wichtig, dass wir einzelne Betroffene als solidarische Gemeinschaft unterstützen und wo möglich entlasten - nicht zuletzt auch durch finanzielle Beteilung an den immensen Kosten, die durch Repression entstehen können.

Betroffen sind einzelne, gemeint sind wir alle. Umgekehrt heisst dies, dass wir uns alle an der Unterstützung unserer GenossInnen beteiligen sollten. Geld spielt dabei eine oft unterschätzte Rolle. Ein Strafverfahren bspw. kann schnell mal mehrere tausend Franken kosten - eine Last, die AktivistInnen nicht alleine tragen dürfen! Deshalb ist es wichtig, dass wir eine Solidaritätskasse haben. Lasst uns diese füllen, ob mit Solikonzerten, Solivoküs, Spenden oder Daueraufträgen. 5-10 Franken pro Monat beispielsweise kann mensch sich leisten. Tun dies hundert Leute, sind es bereits 500-1′000 Franken pro Monat, welche in Unterstützungsarbeit fliessen können.

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Flyer vorne
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//75135.pdf

Solidarität muss praktisch werden!

Dein Beitrag gegen Repression

Verein Alarm
8000 Zürich
alarmmail@immerda.ch
http://www.antirep-alarm.tk
Konto: Verein Alarm, Alternative Bank Schweiz, IBAN: CH8408390030815210003

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Flyer hinten
http://ch.indymedia.org/media/2010/04//75136.pdf

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AJZ BIEL
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L'Express/L'Impartial 20.4.10

Forum

L'invité

Dernier mois de mai sous la Coupole

Jean-Pierre Palix

 Depuis quarante années, en ville de Bienne, une singulière académie de la contre-culture siège sous la coupole métallique qui fait face au Palais des Congrès. Influencée côté alémanique par un éphémère centre autonome zurichois et inspirée côté romand par les idéaux du mois de mai, la revendication d'un lieu autogéré propre à la jeunesse biennoise s'est manifestée dès 1968 sous différentes formes: défilés, concerts, tracts, journal, débats.

 Ce mouvement émanant de jeunes en besoin urgent d'émancipation a suscité au sein de la population, dans les journaux locaux et auprès des autorités scolaires, syndicales et politiques un élan de sympathie qui reflète bien le dynamisme et l'ouverture d'esprit qui régnaient à cette époque dans la Ville de l'Avenir. Le Comité d'action provisoire, composé de quelques apprentis et étudiants romands et suisses alémaniques, a obtenu relativement aisément l'autorisation de sauvegarder et d'aménager un bâtiment existant, en forme de dôme, sis sur les restes d'une friche industrielle un peu excentrée par rapport au cœur de la ville.

 Intéressée par cette concrétisation d'une utopie, Nathalie Nath, productrice star de la TSR spécialisée dans les sujets de société, enregistra une émission débat avec Colette Magny en artiste invitée. Cette émission permit de populariser les thèses de la jeunesse biennoise en Suisse romande, notamment auprès de la gauche neuchâteloise. Pour la petite histoire, Nathalie Nath fit partie, en 1971, de la première charrette des exclus de la TSR, bien décidée à se purger de tous ses gauchistes mal-pensants.

 Le conseil municipal ayant réclamé des statuts, le comité provisoire lui en a donc fourni, qui n'étaient peut-être pas exactement conformes à ce qu'il attendait: autogestion du Centre autonome de jeunesse (CAJ) par ses utilisateurs qui se constituent en assemblée générale, absence totale de hiérarchie donc refus catégorique d'un animateur responsable suggéré par la Ville, carte blanche aux participants pour l'utilisation de la subvention promise. Tout finit par être avalisé et les premiers aménagements de la Coupole purent être effectués en septembre 1970.

 Les statuts d'aujourd'hui sont pratiquement les mêmes que ceux d'origine, justifiant ainsi toujours cette expression d'"Autonomes Jugendzentrum" si mal traduisible en français. Le bilinguisme n'a jamais posé problème, les structures anti-autoritaires du centre rendant sans objet la traditionnelle rivalité entre Romands et Alémaniques.

 Les aspirations libertaires affichées durant les premières années ont progressivement cédé la place à des activités musicales et socioculturelles, mais les principes autogestionnaires ont toujours été respectés.

 Le CAJ et ses réseaux sociaux décentralisés permettent de stabiliser des populations marginales qui y trouvent sentiment d'appartenance et reconnaissance sociale. De nombreux membres du centre y ont appris à débattre, à organiser des manifestations, à gérer un projet. Au-delà de son aspect formateur, ce singulier creuset culturel connu de la Suisse entière a démontré qu'une organisation autonome et égalitaire - quoique toujours dérangeante aux yeux des tenants de la hiérarchie - peut être efficace, fédératrice, empathique et pérenne.

 L'ambitieux projet urbanistique "Esplanade" qui doit prochainement remodeler tout le quartier va-t-il remettre en cause ce monument presque historique de la contre-culture? Que les Biennois prennent garde à ne pas sacrifier hâtivement cette Coupole que le journal "Le Temps" qualifie d'"icône locale", une des institutions qui font de Bienne une ville originale et attachante.

 JEAN-PIERRE PALIX

 Economiste Neuchâtel

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CLUB LEBEN LU
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NLZ 21.4.10

Hausverbote gegen Partygänger

Von Daniel Schriber

 Drogendealer, Schläger, Randalierer: Gegen solche Leute gehen einige Luzerner Nachtclubs hart vor. Hunderte haben ein Hausverbot.

 Die Zahlen sind eindrücklich: Etwa 1500 Partygäste haben in 40 Schweizer Nachtclubs und Bars ein Hausverbot. Dies ist gestern am Rande einer Medienkonferenz des Vereins Safer Clubbing in Luzern bekannt gegeben worden. Der schweizweit aktive Verein ist seit April 2008 auch in Luzern tätig. Er setzt sich für eine sichere und drogen- und gewaltfreie Partyszene ein. Dazu arbeitet er eng mit Nachtclubs, Bars und den Behörden zusammen.

 140 Hausverbote im "Casineum"

 Wie viele Hausverbote es in Luzern gibt, kann der Verein nicht sagen. Fest steht aber: Es sind Hunderte. So haben allein im "Casineum" an der Haldenstrasse laut Geschäftsführer Wolfgang Bliem etwa 140 Personen Hausverbot. Dabei handle es sich mehrheitlich um Partygäste, die gewalttätig gewesen seien, mit Drogen gehandelt oder illegale Substanzen konsumiert hätten. "Wir verfolgen eine Null-Toleranz-Strategie", erklärt Bliem. Hausverbote würden in der Regel auf unbestimmte Zeit ausgesprochen. Zwar könnten Betroffene einen Antrag auf eine Aufhebung des Hausverbotes stellen - "doch grundsätzlich bleiben wir hart". Durchgesetzt würden die Hausverbote von der Sicherheitsabteilung, die über eine Liste der ausgeschlossenen Clubgänger verfüge.

 Auch ins Roadhouse nahe des Luzerner Bahnhofs erhalten rund 100 Personen keinen Zutritt. "Drogendealer, Diebe und Schläger sind bei uns nicht willkommen", sagt "Roadhouse"-Geschäftsführerin Sandra Himpel. "Etwa alle zwei Wochen wird einem Gast ein Hausverbot erteilt." Wer sich diesem widersetze und erwischt werde, müsse mit einer Anzeige wegen Hausfriedensbruchs rechnen. Im "Roadhouse" sei man jedoch durchaus bereit, Gästen eine zweite Chance zu geben, betont Himpel.

Polizei begrüsst Hausverbote

 Heinz Steiner, Ressortleiter Planung und Einsatz bei der Luzerner Polizei, begrüsst die Sicherheitskonzepte der Clubs. Es genüge nämlich nicht, einfach den grössten und breitesten Türsteher vor einen Club zu stellen. "Mit den Clubs, die bei Safer Clubbing mitmachen, haben wir weniger Probleme." Dabei handelt es sich um folgende Lokale: Bar Frankenstrasse 6, Bar 58, Bourbaki, Casineum, Jazzkantine, Max, Nautilus, Roadhouse, Tschuppis Wonderbar. Nicht dabei sind populäre Clubs wie Rok, Pravda, Opera und The Loft. Heinz Steiner hofft, dass sich dies in Zukunft ändern wird.

 Hinweis: Am Dienstag, 27. April, findet im "Casineum" in Luzern der Anlass Safer Clubbing Open Club statt. Von 16 bis 20 Uhr haben Interessierte die Gelegenheit, hinter die Kulissen des Luzerner Clubs zu schauen. Weitere Infos: www.safer-clubbing.ch

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 Sperrstunde

 "Ruhiger geworden"

 Am 1. September 2009 ist im Kanton Luzern die Sperrstunde zwischen 4 und 5 Uhr aufgehoben worden. "Seither ist es vor den Clubs ruhiger geworden", sagt Maurice Illi von der Stadt Luzern. Denn nun strömten nicht mehr alle Partygänger gleichzeitig auf die Strasse. Illi betont jedoch, dass dieses Fazit möglicherweise auch wegen des Winters so ausgefallen sei. "Denn wenns kalt ist, halten sich naturgemäss weniger Leute lange vor den Clubs auf."

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20 Minuten 21.4.10

Safer Clubbing: Erst wenige Clubs sind beigetreten

 LUZERN. Beim Verein Safer Clubbing fehlen die grossen Luzerner Clubs. Trotzdem sind die Verantwortlichen vom Erfolg überzeugt.

 Seit zwei Jahren will der Verein Safer Clubbing in Luzern für mehr Sicherheit im Nachtleben sorgen. Doch das Vorhaben harzt: Dem Verein fehlen viele der grossen Clubs und Konzerthäuser wie Pravda, Loft oder Schüür. Das Schwarze Schaf war zwar beim Aufbau des Vereins dabei, machte dann aber doch nicht mit: "Wenn die grossen Clubs beitreten würden, wären wir nicht abgeneigt", so Geschäftsführer Ali Manouchehri. Es bringe jedoch nichts, wenn nur Cafés und Bars im Verein seien.

 Bei der Schüür hingegen sieht man in Safer Clubbing keine Vorteile. "Wir können das Anforderungsprofil gar nicht erfüllen", sagt Geschäftsführerin Daniela Imholz. Die verlangten Personalschulungen und baulichen Massnahmen etwa seien für die Schüür viel zu teuer.

 Philip Getty, Präsident von Safer Clubbing Luzern, Inhaber der Bar F6 und Teilinhaber des Roadhouse, sieht andere Gründe dafür. "Viele Clubbesitzer befürchten einen zu hohen Aufwand", so Getty. "Wir versuchen jetzt aber, sie vom Nutzen des Vereins zu überzeugen." Es gehe vor allem darum, die Verantwortung gegenüber den Besuchern wahrzunehmen und den Standard in den Luzerner Clubs zu verbessern.

 Um diesen den Leuten näherzubringen, veranstaltet der Verein am nächsten Dienstag von 16 bis 20 Uhr einen Tag der offenen Tür im Casineum Luzern.  

Matthias Giordano

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SQUAT LU
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NLZ 21.4.10

"Geissmättli": Was läuft jetzt weiter?

 Eigentlich sollte gestern mit den Vorarbeiten zum Umbau des Restaurants Geissmättli begonnen werden - doch die Liegenschaft ist nach wie vor besetzt. Stefan Christen, Leiter Finanzliegenschaften-Management Stadt Luzern, nimmt Stellung.

 Stefan Christen, was ist der Stand der Dinge?

 Stefan Christen: Weil sich Leute im "Geissmättli" aufhalten, konnten wir noch nicht mit den Vorarbeiten für den Umbau beginnen.

 Wie läuft es jetzt weiter?

 Christen: Wir müssen abwarten, was die Polizei unternimmt. Über deren Taktik sind wir noch nicht informiert. Uns sind deshalb bis auf weiteres die Hände gebunden.

 Müsste man das nicht forcieren?

 Christen: Wir haben alles Mögliche getan. Darauf, was jetzt weiter passiert, haben wir keinen direkten Einfluss mehr. Die Polizei informiert uns, sobald das Haus freiwillig verlassen wurde respektive bei ungenutzter Verstreichung einer gesetzten Frist eine Räumung stattfindet. Ich gehe davon aus, dass dies noch im April passieren wird.

 Ist auch mit finanziellen Folgen für die Stadt zu rechnen, falls sich die Umbauarbeiten verzögern?

 Christen: Sofern mit den Umbauarbeiten in absehbarer Zeit begonnen werden kann, sollten keine finanziellen Folgen entstehen. Offen ist, ob die Besetzer Schäden im Lokal hinterlassen werden. Davon geht man aber nicht aus.

 Besteht die Gefahr, dass das neue Restaurant im "Geissmättli" nicht im Herbst eröffnet werden kann?

 Christen: Nein, der neue Pächter hat genügend Zeit eingeplant, um die notwendigen Einrichtungen im "Geissmättli" vorzunehmen. Problematisch würde es hingegen, wenn die Besetzung noch über einen längeren Zeitraum anhalten würde.

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Blick am Abend 20.4.10

Bauarbeiten verzögert

Besetzt

 Immer noch Kultur-Café statt Bauarbeiten im "Geissmättli". Die Polizei schweigt.

 Das ehemalige Restaurant "Geissmättli" ist immer noch besetzt. Dabei hätten ab dieser Woche die Vorbereitungen für den Umbau starten sollen: Ab Herbst soll dort ein neues Restaurant seine Tore öffnen. Stefan Christen von der Stadt Luzern: "Wir müssen warten, bis das Haus leer ist." Eine Anzeige hat die Stadt eingereicht. Aus taktischen Gründen will man bei der Polizei keine Auskunft geben, wann und ob das Gebäude geräumt wird. Das "Geissmättli" ist seit knapp vier Wochen von der Gruppe "Zick und Zwerg" besetzt. Sie fordert mehr kulturelle Räume in der Stadt Luzern und nutzt derzeit das "Geissmättli" als Kultur-Café. Gerade bei bürgerlichen Politikern stösst die Besetzung auf relativ wenig Gegenliebe. Der Präsident der JSVP hat sogar eine Protestaktion durchgeführt. mg

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KULTUROFFENSIVE LU
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NLZ 21.4.10

Leserbriefe

Kulturoffensive sorgt für Kontroverse

 "Kultur-Umzug: Kampf gegen den Kommerz", "Zentralschweiz am Sonntag" vom 18. April

 Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass die "Zentralschweiz am Sonntag" der Kulturoffensive fast eine ganze Seite inklusive Frontbild widmet und die Linksaktivisten sogar noch lobt für angeblich "kompromissbereites" und "friedliches" Verhalten. Den Journalisten muss bei den Recherchen der schwer übersehbare Umstand entgangen sein, dass die Demo-Teilnehmer Plakate mit Sprüchen wie "Soll ich das NLZ-Gebäude anzünden?" bei sich führten.

 Immerhin handelt es sich hier um eine mehr oder weniger offene Drohung (oder zumindest einen Drohgedanken), der sich indirekt auch gegen die Journalisten richtet, die ja den Inhalt und das Wesen einer Zeitung gegen aussen präsentieren. Für mich ist es jedenfalls ein Hohn, hier von "Kompromiss" und "friedlich" zu schreiben. Auch wenn ich die vielen Sprayereien und Verunreinigungen mit linksextremen Motiven in der Stadt Luzern betrachte, ist es fernab von jeglicher Vernunft, die Aktion Freiraum und Konsorten zu verharmlosen. Das immer noch besetzte Geissmättli lässt grüssen!

Anian Liebrand, Präsident Junge SVP Luzern, Beromünster

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AUTONOME SCHULE ZH
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Tagesanzeiger 20.4.10

Autonome Schule besetzt Baracke an der Hohlstrasse

Gindely Georg

 Die Odyssee geht weiter: Gestern Morgen haben Vertreter der Autonomen Schule Zürich eine Baracke an der Hohlstrasse 170 im Kreis 4 besetzt. Das rund 50 Meter lange Gebäude liegt gegenüber der Tramhaltestelle Güterbahnhof und gehört dem Architekten Ralph Bänziger. Dieser will die Besetzung nicht dulden, weil er den Pavillon selber benötige, wie er auf Anfrage sagt.

 Der Verein "Bildung für alle", der die Autonome Schule betreibt, ist letzten Juni gegründet worden. Er bietet Unterricht für Asylsuchende und Sans-Papiers an. Zuerst besetzte die Autonome Schule einen leerstehenden Schulpavillon neben dem Bad Allenmoos. Nach dessen Räumung durch die Polizei im Januar fand die Autonome Schule für sechs Wochen Asyl im Theaterhaus Gessnerallee. Danach besetzte sie ein Haus an der Badenerstrasse, das jetzt umgebaut wird. Die Autonome Schule zog sich freiwillig zurück; es war vereinbart, dass das Haus nur befristet genutzt werden darf. Im Anschluss fand die Schule Asyl in der Roten Fabrik.

 Der Unterricht - vorwiegend Deutschkurse, aber auch Arabisch-, Yoga- und Computerkurse - wird von rund 100 Frauen und Männern zwischen 20 und 50 Jahren aus den unterschiedlichsten Erdteilen und kulturellen Milieus besucht. Der Verein "Bildung für alle" will in der Autonomen Schule Menschen Zugang zu Bildung ermöglichen, die aufgrund ihres Aufenthaltsstatus vom Bildungs- und Sozialsystem sowie vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. (gg)

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NZZ 20.4.10

Besetzung auf Areal des Güterbahnhofs

Neues Lokal für Autonome Schule

 -yr. ⋅ Auf dem Areal des Güterbahnhofs in Zürich 4, wo dereinst das Polizei- und Justizzentrum gebaut werden soll, haben Aktivisten in der Nacht auf Montag einen Pavillon besetzt. Wie die Besetzer in einer Medienmitteilung schreiben, soll das Lokal per sofort für verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte genutzt werden. Insbesondere soll auch die Autonome Schule Zürich (ASZ) ein neues Zuhause bekommen. Die ASZ bietet unter anderem Deutschkurse für Asylbewerber und Sans-Papiers an. Bis Anfang Jahr hatte sie in einem unbenutzten Pavillon im Schulhaus Allenmoos II unterrichtet, der dann von der Stadt Zürich geräumt wurde. Danach wurde der Unterricht in verschiedenen Provisorien durchgeführt. Gemäss Medienmitteilung stehen hinter der Besetzung neben der Autonomen Schule auch der Verein "Bildung für Alle" und das Bleiberecht-Kollektiv. Im Communiqué wird auch auf die Räumung des autonomen Kulturzentrums Kalkbreite vor einem Monat verwiesen.

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20 Minuten 20.4.10

Pavillon besetzt

 Zürich. Aktivisten haben in der Nacht auf gestern auf dem Güterbahnhof-Areal einen leerstehenden Pavillon besetzt. Den Raum wollen sie unter anderem dem Verein Bildung für Alle zur Verfügung stellen. Dieser führt Deutschkurse für Sans-Papiers durch.

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bleiberecht.ch

Bildungs- statt Polizeizentrum: Das Programm

Seit Anfang Woche ist die Barracke an der Hohlstrasse 170 auf dem Gelände des Güterbahnhofs besetzt. Statt des geplanten Justiz- und Polizeizentrums schaffen wir dort ein selbstorganisiertes Bildungs- und Kulturzentrum!

Solidarischer Besuch ist jederzeit willkommen. Die Barracke befindet sich direkt bei der Tramhaltestelle Güterbahnhof (Zugang durch den Innenhof).

Mit solidarischen Grüssen
Autonome Schule Zürich | Bildung für Alle | Bleiberecht-Kollektiv



DAS PROGRAMM FUER DIE KOMMENDEN TAGE:

MITTWOCH, 21. APRIL

14.30-17.00: Deutschkurs für Menschen mit und ohne Papiere - kein Deutschkurs ist illegal!

18.30-20.00: Atelier

20.00: Abendessen

Ab 21.00: OPENAIR-KINO: KURZFILME DER BfA-THEATERGRUPPE, DANACH ZUERI BRAENNT!

DONNERSTAG, 22. APRIL

10.00-13.00: Deutschkurs

14.00: Theatergruppe

17.00-19.00: Capoeira

19.00-21.00: NEU - Deutsch-Abendkurs

20.00 (in der Pause des Abendkurses): Abendessen

FREITAG, 23. APRIL

14.00-17.00: Deutschkurs

19.00-20.00: NEU - Arabisch für Anfänger

Ab 19.00: MITBRING-BUFFET

Ab 21.00: KINO

danach: BAR

SAMSTAG, 24. APRIL

Ab 21.00: BAR UND KONZERT - DETAILS FOLGEN

SONNTAG, 25. APRIL

Ab 13.00: MITBRING-BRUNCH anschliessend Vollversammlung aller Interessierten

JEDE NACHT: Übernachten im Baracken-Schlafsaal (Schlafsack mitnehmen!)

Weitere Infos laufend unter http://schuel.dot.ch | http://www.bleiberecht.ch | http://alles-fuer-alle.jimdo.com

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Autonome Kultur und Bildung statt Repression und Knäste

Medienmitteilung des Vereins "Bildung für Alle”, der Autonomen Schule Zürich und des Bleiberecht-Kollektivs Zürich

Zürich, 19. April 2010

In der Nacht auf Montag, 19. April wurde die Baracke an der Hohlstrasse 170 auf dem Güterbahnhof-Gelände besetzt und neu belebt. Das Gebäude steht seit mehr als einem Jahr leer. Es wird per sofort für verschiedene Bildungs- und Kulturprojekte neue Heimat sein, die zurzeit durch die Stadt wandern.

Die Besetzer_innen stellen den befreiten Raum unter anderem dem Verein Bildung für Alle zu Verfügung. Seit mehr als einem Jahr besuchen dort rund hundert illegalisierte Flüchtlinge und Migrant_innen, aber auch Asylbewerber_innen, deren Antrag noch im Verfahren ist, drei Mal die Woche Deutschkurse. Es sind Menschen, denen der Weg zur Bildung und Selbstbestimmung vom Bund und Kanton aktiv verweigert wird. Ebenso wird die Baracke mit verschiedenen autonomen Kultur- und Bildungsanlässen belebt werden. Bereits heute Nachmittag wird die erste Veranstaltung der neuen Autonomen Schule Zürich stattfinden, ein Vortrag über Gastfreundschaft. Ebenso werden die Teilnehmenden des Deutschkurses ihr neues Heim besichtigen.

Millionen für die Bedürfnisse der Mächtigen - einst und jetzt

Auf dem Gelände des Güterbahnhofs soll das neue Polizei- und Justizzentrum (PJZ) gebaut werden. Der Kanton will für diesen Polizeipalast 630 Millionen Franken ausgeben. Ein in Beton gegossenes Symbol einer Politik, die von Ausgrenzung und Repression gezeichnet ist. Ein Symbol einer Politik auch, die autonome Projekte immer stärker
einschränkt. Beispiele dafür sind die gewaltsame Räumung der Autonomen Schule Zürich (ASZ), die Sabotierung des Jugend Squat an der Wehntalerstrasse (beides im Januar) und der Abriss des Autonomen Kulturzentrums an der Kalkbreitestrasse 4 im März.

Vor 30 Jahren verteilten die Mächtigen Millionen für das Opernhaus, Symbol der Elitekultur, und räumten das Autonome Jugend Zentrum. Heute bauen sie Repressionspaläste und räumen und vertreiben autonome Kultur
und Bildungsprojekte. Ebenso wie vor 30 Jahre bleibt uns nichts anders übrig, als Widerstand zu leisten. Und das tun wir.

Wie vor 30 Jahren: Wir wehren uns

Wir wehren uns gegen eine Stadt der Reichen, gegen die Gentrifizierung von Stadtkreisen wie dem Kreis 4 und 5, gegen die ständige Schikanierung von Migrant_innen, gegen die alltäglichen und willkürlichen Personenkontrollen, gegen die Illegalisierung und Kriminalisierung von Flüchtlingen und gegen rassistische Pauschalisierungen, wie sie kürzlich von Alain Du Bois-Reymond, Direktor des Bundesamt für Migration, in einem Interview gemacht wurden.

Wir setzen uns ein für eine Gesellschaft ohne Ausgrenzung, für eine Stadt, in der verschiedene Welten machbar sind, eine Stadt ohne Polizei in jeder Ecke. Wir setzen uns ein für Solidarität, für eine natur- und menschfreundliche Stadt, für Schulen und Kinderkrippen, für das Recht auf Bildung, auf Migration und auf Asyl.

Es gibt viel zu tun. Wir bleiben dran - in unserem neuen Zuhause an der Hohlstrasse 170.

Die Autorität ist angreifbar, die Utopie ist machbar.

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SANS-PAPIERS
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Basellandschaftliche Zeitung 21.4.10

Eine Anlaufstelle für kranke Sans-Papiers

Basler Papierlose kriegen neu eine Gesundheitsberatung

 In der Region Basel leben geschätzte 10000 Sans-Papiers. Was machen diese illegal hier lebenden Menschen, wenn sie krank werden? Die Mehrzahl von ihnen nichts: Aus Angst aufzufliegen, trauen sie sich nicht, einen Arzt oder das nächste Spital aufzusuchen - und geraten dadurch womöglich in existenzielle Bedrängnis. Dabei ist zumindest diese Angst der Papierlosen unbegründet: Die ärztliche Schweigepflicht ist gewährleistet.

 An diesem Punkt setzt das neue Heks-Projekt für Sans-Papiers in Basel an. "Bei gesundheitlichen Problemen hören wir uns deren Nöte an, vermitteln sie bei Bedarf an medizinische Fachstellen und sorgen allenfalls für eine finanzielle Notunterstützung", informiert David Ventura, Projektleiter der Gesundheitsberatung. Verfügt ein Papierloser über ein geregeltes Einkommen durch Erwerbstätigkeit, was bei vielen der Fall ist, so empfiehlt die Gesundheitsberatung den Abschluss einer Krankenversicherung. Das ist in der Schweiz möglich, ohne dass deswegen gleich eine Ausweisung angeordnet wird. "Der Zugang zur Gesundheitsversorgung ist in der Schweiz durch die Grundrechte garantiert", stellt Ventura klar.

 Im Gegensatz zu anderen Schweizer Städten wie Zürich oder Genf bestand im ansonsten so weltoffenen Basel bislang kein medizinisches Versorgungsnetz für Menschen ohne Aufenthaltsrecht. Vor dem Start des neuen Projekts wurden die Papierlosen von der Anlaufstelle für Sans-Papiers unterstützt, die an derselben Adresse - im Gewerkschaftshaus an der Rebgasse - domiziliert ist. Von der Nähe profitiere die Gesundheitsberatung, ist David Ventura überzeugt. Ansonsten wäre es schwieriger gewesen, das neue Angebot bekannt zu machen.

 Die vom Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz (Heks) getragene Beratung wird vorerst während einer Pilotphase von zwei Jahren betrieben. Allerdings ist die Finanzierung bis Ende 2011 nicht restlos gesichert. Völlig offen ist, ob das Heks-Projekt in ein neues Gesundheitszentrum für sozial Benachteiligte integriert werden wird, über das in Basel derzeit diskutiert wird . (haj)

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Newsnetz 20.4.10

Kommission befürwortet Lehre für Sans-Papiers

sda / raa

 Die Staatspolitische Kommission des Ständerates (SPK) möchte jungendlichen Papierlosen eine Berufslehre ermöglichen.

 Die Kommission beantragt ihrem Rat, einer Motion aus dem Nationalrat zuzustimmen. Der Entscheid fiel allerdings knapp, mit Stichentscheid des Präsidenten, wie die Parlamentsdienste am Dienstag mitteilten. Die Befürworter machten geltend, die gegenwärtige Situation sei ungerecht. Jugendliche ohne gesetzlichen Status könnten studieren, aber keine Berufslehre absolvieren.

 Die Gegner befürchten, dass die Schweiz "als Einwanderungsland noch attraktiver" würde, wie es in der Mitteilung heisst. Mit einem Ja zur Berufslehre für Sans-Papiers würde die illegale Einwanderung "geradezu begünstigt". Die Kommission hält fest, sie sei sich bewusst, dass die generelle Problematik der Sans-Papiers auch nach der Annahme der Motion bestehen bleibe.

 Kinder formell anerkennen

 Der Nationalrat hatte der Motion von Luc Barthassat (CVP/GE) in der Frühjahrssession zugestimmt. Er sprach sich damals auch für eine Motion mit ähnlichem Anliegen von Antonio Hodgers (Grüne/GE) aus, der die Ständeratskommission nun ebenfalls zugestimmt hat. Hodgers möchte zusätzlich, dass Kinder von Sans-Papiers bei ihrer Geburt in der Schweiz formell anerkannt werden.

 Der Bundesrat stellte sich gegen beide Anliegen. Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf sagte, die Kantone hätten die Möglichkeit, in Härtefällen den Status von Sans-Papiers zu regeln. "Einzelfallregelungen" seien "Globallösungen" vorzuziehen.

 Die Frage der Berufslehre für jugendliche Sans-papiers gab im März in der Westschweiz zu reden: Die Stadt Lausanne hatte angekündigt, papierlosen Jugendlichen eine Lehre ermöglichen zu wollen. Damit stiess sie auf heftige Kritik.

 Einbürgerung nur für Integrierte

 Die Ständeratskommission beriet in ihrer Sitzung vom Dienstag auch über andere Vorstösse zu den Themen Migration und Zuwanderung, die der Nationalrat in der Frühjahrssession angenommen hatte. Sie sprach sich unter anderem für eine Motion von Roberto Schmidt (CVP/ VS) aus. Nach seinem Willen soll die Einbürgerung an die Kenntnisse der Landessprache und der Integration geknüpft werden.

 Abgelehnt hat die Ständeratskommission dagegen eine Motion von Lukas Reimann (SVP/SG), der auch Niederlassungsbewilligungen an Sprachkenntnisse knüpfen möchte. Der Nationalrat hatte diesem Anliegen zugestimmt. Auch eine bessere Kontrolle von Imamen stiess in der Ständeratskommission auf Ablehnung. Folgt der Ständerat seiner Kommission und lehnt diese Vorstösse ab, sind sie vom Tisch.

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1. MAI ZUREICH
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NZZ 21.4.10

Empörung über Rot-Grün

FDP spricht von 1.-Mai-Skandal

 mbm. ⋅ Der städtischen FDP reicht es, ja sie ist richtig empört über die SP und die Grünen und die AL. Grund für den freisinnigen Zornesausbruch in Zürich ist das Verständnis der drei links-grünen Parteien für das 1.-Mai-Komitee, das sich in Sachen Festbeginn nicht an den Entscheid des Stadtrats halten will (NZZ 20. 4. 10). Wie es in einer Mitteilung der FDP heisst, wurde der Festbeginn aus Sicherheitsgründen auf 20 Uhr festgesetzt. Wenn sich nun die SP, die Grünen und die AL um diese Vorgabe foutieren, sei das ein Skandal. Sollten am Tag der Arbeit die Auflagen der Stadt tatsächlich missachtet und schon um 14 Uhr mit dem Fest begonnen werden, dürfe in Zukunft keine Bewilligung mehr erteilt werden, fordert die Stadtzürcher FDP.

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tagesanzeiger.ch 20.4.10
http://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/Der-Ursprung-der-1MaiKrawalle/story/29766005 (mit Fotos)

Der Ursprung der 1.-Mai-Krawalle

Tina Fassbind

 Zürich wird am Tag der Arbeit regelmässig von Chaoten heimgesucht. Doch wann hat das Katz- und Maus-Spiel zwischen dem Schwarzem Block und der Polizei begonnen? Ein 1.-Mai-Besucher erinnert sich.

 Eingeschlagene Scheiben, brennende Abfallcontainer und Autos, fliegende Pflastersteine, Tränengas und Gummischrotpetarden. Der Zürcher Kreis 4 bietet am Tag der Arbeit regelmässig einen Bild der Verwüstung. Chaoten liefern sich wilde Strassenschlachten mit der Polizei - wer in dem unüberschaubaren Pulk zu den Randalierern gehört und wer zu den Schaulustigen, lässt sich von Jahr zu Jahr schwerer feststellen.

 Peter Macher, SP-Bezirksrat und Anwohner vom Kreis 4, erinnert sich an Zeiten, als es noch nicht so gewalttätig zur Sache ging. Der ehemalige SP-Parteisekretär war früher Mitglied des 1.-Mai-Komitees und nahm bereits als kleiner Junge mit seinem Vater am Umzug teil. "Ich bin eigentlich schon seit 60 Jahren dabei", sagt er gegenüber Tagesanzeiger.ch.

 Laut Macher lässt sich nicht exakt datieren, wann sich die Nachdemos im Anschluss an die offizielle 1.-Mai-Kundgebung in Zürich etabliert haben. "Es war ein fliessender Prozess." Einige Mitglieder der Gruppe 7 (siehe Box) wollten ihren Anliegen noch stärker Ausdruck verleihen. In Protestmärschen sind sie weiter durch die Stadt gezogen. "Das waren anfangs immer noch gut organisierte Proteste mit klaren politischen Inhalten", erinnert sich Macher, "dann haben sich die Nachdemos immer stärker entpolitisiert und immer mehr verselbständigt".

 "Die wilde Zerstörung ist eine Neuerscheinung"

 An den Nachdemos tauchten Mitte der 90er-Jahre Mitglieder des Schwarzen Blocks auf. Sie akzeptieren noch nicht einmal die Haltung des linken 1.-Mai-Komitees. Damit begannen die Umzüge regelmässig in Krawallen zu enden. "Auseinandersetzungen gab es immer wieder am 1. Mai", weiss Peter Macher, "aber dass einfach wild zerstört wird, ist eine Neuerscheinung. Seither spürt man keine politischen Parolen mehr."

 Stoppen lässt sich dieses Phänomen nicht so schnell, glaubt der SP-Mann. "So lange die Krawalle rund um die Nachdemos sowohl medial als auch politisch ausgeschlachtet werden, wird dieser Hype für alle interessant bleiben." Eine Abschaffung der Feierlichkeiten am Tag der Arbeit sei laut Macher allerdings auch keine Lösung. "Ich sehe nicht ein, warum man das tun sollte. Man verbietet schliesslich auch keine Fussballspiele."

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Gruppe 7

Anfangs war der Umzug vom 1. Mai straff von den Gewerkschaften organisiert, die nach Gruppen marschierten. "Nach 1968 wollten neue linke Gruppierungen mitmarschieren. Sie waren den bestehenden Gruppen nicht zuzuordnen, weil sie andere Anliegen vertreten haben als die Gewerkschaften", weiss SP-Bezirksrat Peter Macher. Schliesslich hat man sich dazu entschlossen, die Gruppe 7 zu gründen. In dieser Gruppe marschierte nicht nur die neue Linke mit, sondern auch zahlreiche andere Vertreter aus verschiedenen Ländern. "Das war eine grosse Leistung der Gruppe 7. Sie haben es fertig gebracht, die teils stark zerstrittenen Organisationen unter einen Hut zu bringen", so Macher.

Trotzdem gab es immer wieder Differenzen zwischen der Gruppe 7 und dem Gewerkschaftskartell. Die Gewerkschaften vertraten innenpolitische Themen, die Gruppe 7 forderte internationale Solidarität. Als das Gewerkschaftskartell Zürich die Maikundgebung schliesslich nicht mehr im Freien, sondern in einem Saal über die Bühne gehen lassen wollte, wurde das 1.-Mai-Komitee gegründet. Die Gruppe 7 schloss sich dem Komitee an. Das erste 1.-Mai-Fest unter der neuen Führung wurde 1980 in der Roten Fabrik gefeiert. Heute umfasst das Komitee rund 60 politische und kulturelle Organisationen aus dem In- und Ausland.

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Tagesanzeiger 20.4.10

Streit um 1.-Mai-Festbeginn

 Das 1.-Mai-Komitee hält am Festbeginn nach Schluss der Kundgebung fest. Es wird dabei von SP, Grünen und AL unterstützt.

 Von Stefan Hohler

 Nach dem Streit um den Slogan "Verlieren wir die Beherrschung" zwischen 1.-Mai-Komitee und Gewerkschaften bahnt sich nun eine Auseinandersetzung zwischen dem Komitee und dem Stadtrat an. Das Komitee wehrt sich gegen die vom Stadtrat gemachte Auflage, vor 20 Uhr keinen Festbetrieb zuzulassen. Damit will der Stadtrat eine zeitliche Entflechtung zwischen der zu erwartenden Nachdemo und dem Volksfest.

 "Mit diesem Entscheid wird Tausenden Demonstrationsbesuchern das Recht auf ein gemeinsames, friedliches 1.-Mai-Fest genommen", schreibt das 1.-Mai-Komitee. Das Fest auf dem Kasernenareal entspreche einem Bedürfnis; bis zu 20 000 Festbesuchern würden daran teilnehmen. Komiteesprecherin Anna Klieber hält fest, dass es auch bei anderen Anlässen am Rande zu Zusammenstössen mit der Polizei kommt. "An Fussballmatchs werden die Zuschauer auch nicht aus den Stadien verbannt."

 Finanzielle Konsequenzen

 Die "Befehlsverweigerung" wird auch von SP, Grünen und der Alternativen Liste unterstützt. Für Christoph Hug, langjähriger grüner Gemeinderat und ehemaliger Ratspräsident, ist die stadträtliche Einschränkung "ein Fehlentscheid, den es zu korrigieren gilt". Das 1.-Mai-Fest sei ein typisches Volksfest, das tagsüber stattfinde. Angesprochen auf den zukünftigen grünen Polizeivorsteher Daniel Leupi, der Mitte Mai sein neues Amt antreten wird, meint Hug, man hätte vermutlich auch gleich entschieden, wenn er bereits am 1. Mai Polizeivorsteher gewesen wäre. "Der Entscheid wurde vom Gesamtstadtrat in seiner alten Zusammensetzung gefällt."

 Für Beatrice Reimann, Präsidentin der städtischen SP, ist dies kein öffentlicher Aufruf zum Ungehorsam. Aber man könne von den Umzugsteilnehmern nicht erwarten, dass sie bis 20 Uhr warten, bis endlich das Fest beginne. Der Entscheid des Stadtrats habe grosse finanzielle Konsequenzen für das 1.-Mai-Komitee, welches das Fest organisiert. Reimann betont, dass die SP gleich gehandelt hätte, auch wenn noch Esther Maurer Polizeivorsteherin wäre. "Das Festhalten am früheren Festbeginn hat keinen politischen Hintergrund."

 Reto Casanova, Sprecher des Polizeidepartements, sagt, dass der Stadtrat an seinem Entscheid festhalte und dass die Organistoren des Fests mit einer Verzeigung rechnen müssten. Bereits im letzten Jahr hatte das 1.-Mai-Komitee früher als erlaubt mit dem Fest im Zeughausareal begonnen. Es wurde mit mehreren Hundert Franken gebüsst.

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NZZ 20.4.10

Streit um Festbeginn am 1. Mai eskaliert

Keine Einigung in Sicht

 mbm. ⋅ Ausgerechnet das Stadtzürcher 1.-Mai-Komitee, das dieses Jahr den Slogan "Verlieren wir die Beherrschung" gewählt hat, behauptet, dass das Fest keinen Zusammenhang mit den Gewalttaten hat. Unterstützt von den linken Parteien SP, GP und AL wehrt sich das Komitee gegen den von der Stadt verordneten Festbeginn um 20 Uhr. Die Organisatoren des 1.-Mai-Fests beharren darauf, schon um 14 Uhr, nach der Schlusskundgebung in der Stadthausanlage, den Festbetrieb auf dem Kasernenareal aufzunehmen. Auf einen Rekurs soll trotzdem verzichtet werden, da dieser sowieso erst nach dem Tag der Arbeit behandelt würde. Man will aber noch Verhandlungen mit der Stadt führen, wie es in einer Mitteilung heisst. Zwischen den Zeilen lässt sich allerdings kein Spielraum herauslesen. Das Komitee führt für seine Haltung auch kommerzielle Gründe an: Wenn zu wenig Bratwürste verkauft würden, sei das Fest zukünftig gefährdet. Vielleicht wäre ja genau das die Lösung für das Grundproblem am 1. Mai.

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Landbote 20.4.10

1.-Mai-Komitee: Provokation und Streit mit der Stadt

 "Verlieren wir die Beherrschung" heisst der diesjährige 1.-Mai-Slogan. Diesen goutieren nicht alle Linken. Einig ist man sich aber, dass der erst um 20 Uhr bewilligte Festbeginn "nicht hinnehmbar" ist.

Zürich - Das Zürcher 1.-Mai-Komitee wehrt sich zusammen mit SP, Grünen und AL gegen die Auflage der Stadt, das Fest am Tag der Arbeit erst Stunden nach dem Umzug beginnen zu lassen. Dieser Entscheid sei "nicht hinnehmbar", heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von gestern. Mit der Auflage, vor 20 Uhr keinen Festbetrieb zuzulassen, nehme die Stadt Tausenden von Demonstrationsbesuchern das Recht auf ein gemeinsames, friedliches 1.-Mai-Fest auf dem Kasernenareal. Die Erfahrungen des letzten Jahres hätten gezeigt, dass das Festgelände bereits am frühen Nachmittag gefüllt gewesen sei - trotz offiziellem Festbeginn am Abend.

 Die Begründung, dass ein Festbeginn im Anschluss an den Umzug Ausschreitungen begünstige, akzeptiert das Komitee nicht. Das Fest stehe "in keinerlei Beziehung" zu den Ausschreitungen. Die "Nachdemo" habe nie auf dem Festareal begonnen und man habe diese auch in der Vergangenheit in keiner Art und Weise gebilligt. Man halte deshalb an einem Festbeginn im Anschluss an die Schlusskundgebung auf dem Bürkliplatz fest. Auf einen Rekurs verzichte das Komitee, da diesem erst nach dem 1. Mai stattgegeben würde. Bis zum Tag der Arbeit würden aber entsprechende Verhandlungen mit der Stadt geführt.

 Die Stadt selbst wird von ihrem Entscheid indes nicht abrücken, wie der Sprecher des Polizeidepartements, Reto Casanova, auf Anfrage sagte. Man sei aber an Gesprächen mit dem Komitee interessiert: "Wir werden weiterhin nach Lösungen suchen." Falls es nicht zu einer Einigung komme und das Fest vor 20 Uhr beginne, "werden wir das 1.-Mai-Komitee verzeigen", erklärte Casanova.

 Slogan "verantwortungslos"

 Nicht einverstanden sind SP und Gewerkschaften mit dem vom 1.-Mai-Komitee gewählten Slogan "Verlieren wir die Beherrschung". Sie bezeichnen diesen als "verfänglich und verantwortungslos". Das Komitee, das verschiedene Organisatoren vereint, spiele mit dem Feuer, kritisierten die Unia, VPOD, Kommunikation und Comedia. Anders als das Komitee bestehen die Gewerkschaften auf einer zeitlichen und räumlichen Trennung von Demonstration und Fest - wie bereits in den vergangenen Jahren. (sda)

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20 Minuten 20.4.10

1. Mai: "Komitee macht, was es will"

 ZÜRICH. Das 1.-Mai-Komitee hält sich nicht an die Auflagen der Stadt - es gab gestern bekannt, man starte das Fest bereits um 14 Uhr und nicht wie bewilligt um 20 Uhr. "Absolut jenseits", sagt SVP-Fraktionschef Mauro Tuena, "das Komitee macht, was es will." Dabei habe sich selbst das Parlament dafür ausgesprochen, Fest und Umzug zu trennen. "Jetzt soll das Komitee die Kosten für einen allfälligen Polizeieinsatz tragen", fordert Tuena.

 Komitee-Sprecherin Anna Klieber hält fest: "Das Fest hat nichts mit der Nachdemo zu tun, daher akzeptieren wir auch die Begründung der Stadt nicht, wonach der Beginn um 14 Uhr Krawalle begünstigt." SP, Grüne und AL stellen sich hinter diesen Entscheid: "Wir waren uns schnell einig", sagt SP-Co-Präsidentin Beatrice Reimann. Dem Komitee blüht nun laut Reto Casanova, Sprecher des städtischen Polizeidepartements, eine Anzeige - die Busse dürfte wie letztes Jahr ein paar Hundert Franken betragen. "Das nehmen wir in Kauf", sagt Klieber, "notfalls fragen wir die Parteien um finanzielle Hilfe an."  rom

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PNOS
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Tagesanzeiger 21.4.10

Die kleine Geschichte Ausnahmsweise freuen sich Rechtsextreme über einen Antifa-Schlag gegen sie.

Ein Dienst unter Feinden

Maurice Thiriet

 Immer, wenn antifaschistische Hacker privaten Mailverkehr oder Adressdatenbanken aus rechtsradikalen Kreisen oder Internetversanddiensten publizieren, ist bei den Neonazis der Katzenjammer gross. Dann wissen plötzlich alle, welch dunkelbraunes Gedankengut die sich nach aussen hin seriös gebenden Burschen wälzen, wenn sie unter sich sind. Oder dass ein Neonazi einem anderen Neonazi gerne Armbinden mit Hakenkreuz schenken will. Oder es wissen plötzlich alle, dass der Neonazi seine Vorgesetzten im Militär "etwas schwul" findet und dass er nach Feierabend schon öfter den Wunsch verspürt hat, ein Tutu zu tragen. Ähnliches ist der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) bereits öfter passiert.

 Nun haben die Antifa-Hacker erneut zugeschlagen und die Kundendatenbank von Thor Steinar gehackt. Die Kleidermarke, positioniert im Segment "von Nazis für Nazis", führt unter anderem Shirts mit der Abbildung eines Maschinengewehrs von Heckler und Koch in Kombination mit dem Aufdruck "Hausbesuche". Das ursprüngliche Logo der deutschen Firma ist 2004 wegen zu starker Anlehnung an Nazisymbolik verboten worden. Noch heute ist das Tragen der Marke Thor Steinar im deutschen Bundestag und mehreren Fussballstadien verboten.

 Im gehackten Kundenstamm von Thor Steinar fanden sich unter anderem auch rund 1000 Schweizer Adressen. Und natürlich, man ahnt es, finden sich unter den rund 1000 Schweizer Namen auch bekannte Mitglieder der Pnos. Ein neuerlicher Rückschlag für die Bemühungen um ein seriöses Image.

 Aber, statt wie sonst üblich, zum Katzenjammer über die bösen und arbeitsscheuen Antifaschisten-Hacker anzusetzen, nutzen die Rechtsextremen die Vorarbeit der Hacker für zielgruppenspezifisches Marketing: Zwar sind wohl viele der Namen auf der Liste frei erfunden, weil auch Staatsschützer, Antifaschisten und Journalisten sich als Kunden ausgeben, um an Informationen aus dem rechtsextremen Dunstkreis zu kommen. Andere haben ohne politische Hintergedanken bei Thor Steinar bestellt oder sind aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen. Doch im Grossen und Ganzen umfasst die von der Antifa veröffentlichte Datenbank exakt die potenzielle Klientel der Pnos: Menschen mit einer Affinität zu rechtsextremem Gedankengut.

 Also setzte sich Pnos-Präsident Dominic Lüthard an den Computer und schrieb einen Brief. Den schickte er an 600 Deutschschweizer Adressen auf der Thor-Steinar-Kundenliste, "um sie auf diese feige Hackattacke vonseiten linker Kreise aufmerksam zu machen", wie es im Schreiben einleitend heisst. Unten wird dem geneigten Leser klar, woher der Wind weht: "In der Beilage finden Sie ein paar Werbeartikel, die Sie vielleicht zu einer Mitgliedschaft in unserer Partei bewegen könnten", schreibt Lüthard - beigelegt sind auch Einzahlungsscheine. Damit habe das Mailing nach Angaben Lüthards bereits genug an Spenden generiert, um die Kosten zu decken. Über die Zahl der Neueintritte in die Partei könne man noch nichts sagen. Per Mail hätten sich bis jetzt fünf Personen angemeldet, doch davon rät Lüthard in seinem Brief "aus Sicherheitsgründen" ab. Und das Postfach leere er nur einmal im Monat.

 Auf seiner Homepage stichelt er derweil gegen die Antifa-Hacker: "Wir werden alle weiteren Veröffentlichungen auch als Chance nutzen." Aus dem Umfeld der antifaschistischen Hacker heisst es, dass man trotzdem weitermache. Die Öffentlichkeit müsse erfahren, wer die Neonazis seien und was sie nach der Arbeit tun würden.

 Lüthard, so viel sei verraten, lernt Französisch - damit er auch die 100 welschen Kunden von Thor Steinar anschreiben kann.

 Maurice Thiriet

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BIG BROTHER SPORT
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St. Galler Tagblatt 21.4.10

FCSG im politischen Gegenwind

 Der FC St. Gallen möchte, dass die Stadt ihn bei den Sicherheitskosten entlastet. Die SVP hat sich bereits dezidiert gegen diese Forderung gestellt. Auch die meisten anderen Fraktionen im Stadtparlament haben wenig Verständnis dafür.

Reto Voneschen

 Der FC St. Gallen möchte weniger für Polizeieinsätze rund um die AFG Arena bezahlen. Die Kosten, die verrechnet würden, sprengten das Budget des Clubs. In der laufenden Saison seien 500 000 Franken an offenen Rechnungen aufgelaufen; bis Ende Saison werde sich die Summe vergrössern. Das sagte FCSG-Präsident Michael Hüppi in der "Wochen-Zeitung". Die Chancen, dass die Stadt aufgelaufene Rechnungen erlässt und mehr an die Stadionsicherheit bezahlt, sind nach Meinung von Hüppi selber klein. Die Stimmung in der Lokalpolitik gegenüber dem FCSG sei schlecht.

 Parlament redet fast sicher mit

 Das ist relevant, weil es um Beträge geht, bei denen der Stadtrat nicht allein entscheiden kann. Ein Schuldenerlass für die laufende Saison bis 150 000 Franken läge in der Kompetenz des Stadtrats. In der Grössenordnung von 150 000 bis 750 000 Franken entscheidet das Stadtparlament. Bei höheren Beträgen spielt das fakultative Referendum; es kann damit also sogar eine Volksabstimmung über einen Parlamentsentscheid verlangt werden.

 Was die Stimmung im Parlament anbelangt, liegt der FCSG-Präsident mit seiner Einschätzung richtig. Kritik an einer allfälligen Kostenübernahme durch die Stadt kommt nicht nur aus der links-grünen Ecke. Auch bürgerliche Fraktionen stehen dem Anliegen skeptisch bis ablehnend gegenüber. Die SVP hat sich in einer Mitteilung klar und scharf geäussert. Fazit: Wer kein Geld für die Sicherheit hat, soll keine Super-League-Spiele mehr organisieren (Tagblatt von gestern).

 CVP: Vertrag erfüllen

 Ein Schuldenerlass für den FC St. Gallen würde wohl auch in seiner Fraktion auf Unverständnis stossen, sagt CVP-Fraktionspräsident Philipp Schneider. Dies vor allem, weil versprochen worden sei, dass sich der FCSG im neuen Stadion selber finanzieren könne. Zwar zahle der FC in St. Gallen mehr für die Sicherheit als Clubs in anderen Städten, sein Kostenanteil von 60 Prozent sei aber gerechtfertigt und vertraglich geregelt. Der Vertrag müsse eingehalten werden. Darüber, ob der Kostenanteil künftig tiefer liegen solle, könne man sich bei Aushandlung eines neuen Vertrags unterhalten. Vom FC dürfe man aber erwarten, dass er alles unternehme, um die Probleme in den Griff zu bekommen, sagt Schneider.

 FDP: Konstruktiv bleiben

 Auch die FDP-Fraktion im Stadtparlament sei nicht erfreut über die Probleme um die FCSG-Spiele, sagt Stadtparteipräsidentin und Stadtparlamentarierin Jennifer Deuel. Die SVP bringe die Gefühle auf den Punkt, die viele Städterinnen und Städter hegten. Konstruktiv sei der Ansatz aber nicht. Auch für Deuel wäre es falsch, dem Steuerzahler zusätzliche Sicherheitskosten aufzubürden. Falsch wäre es für sie aber auch, wenn die Stadt den FCSG ruinieren würde. Man müsse dem Club die Schulden stunden, bis er zusätzliche Gelder gefunden habe und bis Massnahmen gegen Chaoten im und ums Stadion griffen. Damit sänken die Sicherheitskosten. Gegen Chaoten helfe nur konsequentes Durchgreifen, ist Deuel überzeugt. Die wirklichen Fans müssten sich klar von den Chaoten distanzieren.

 SP: Genug von Begehrlichkeiten

 Keine Freude am Wunsch des FCSG nach Kostenentlastung hat die Fraktion von SP, Juso und PFG. Man sei der Meinung, dass es bezüglich Begehrlichkeiten aus dem Spitzenfussball reiche, sagt Fraktionspräsident Martin Boesch (SP). Der FCSG müsse Verantwortung übernehmen und seine Probleme lösen. Unter die Art und Weise, wie die Stadt dem Club die Schulden stundet, mache seine Fraktion ein Fragezeichen. Bürger würden da anders behandelt.

 Bezüglich der Mittel, mit denen man Probleme rund um Fussballspiele angehen sollte, teilt die Fraktion von SP, Juso und PFG den SVP-Standpunkt ausdrücklich nicht. Allein auf Repression zu setzen, führe in die Sackgasse. Es brauche eine differenzierte, auf verschiedenen Säulen ruhende Strategie. Eine davon müsste nach Meinung von Martin Boesch ein Projekt für Fanarbeit sein.

 Grüne: Versprechen jetzt halten

 Kein Musikgehör für die Forderungen des FCSG hat man auch in der Fraktion von Grünen, Grünliberalen und Jungen Grünen. Als das neue Stadion geplant worden sei, habe es Versprechen gegeben, was die finanzielle Beteiligung der Stadt angehe. Auf ihre Einhaltung müsse man pochen, sagt Fraktionspräsident Thomas Schwager (Grüne). Zur Lösung der Probleme sei zentral, dass der FCSG und seine Fans einsähen, dass sie in einem Boot sässen. Entweder fänden sie sich oder sie gingen miteinander unter, glaubt Schwager.

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St. Galler Tagblatt 20.4.10

Fussball: SVP will harte Linie fahren

 Die SVP der Stadt St. Gallen wehrt sich in einer Mitteilung gegen die Idee, die Stadt müsse einen höheren Teil der Kosten für die Sicherheit rund um die AFG Arena übernehmen. Das sei definitiv nicht mehr Aufgabe des Steuerzahlers.

 Mit einer geharnischten Mitteilung reagiert die SVP auf Aussagen von Michael Hüppi in der "Wochenzeitung". Der Präsident des FCSG war im Interview unter anderem auf die Finanzierung der Sicherheitsmassnahmen ums Stadion eingegangen. Die Stadt verlange zu viel, der Club könne das nicht mehr bezahlen. Bereits seien unbezahlte Rechnungen von rund 500 000 Franken aufgelaufen.

 Ohne Geld keine Spiele mehr

 Für die SVP der Stadt St. Gallen ist die Sache einfach: Wenn ein Fussballclub kein Geld für die Sicherheit ums Stadion lockermachen kann oder will, soll er darin keine Super-League-Spiele organisieren dürfen. Es gebe weder "ein gottgegebenes Recht auf die Durchführung von Fussballspielen", noch sei in der Verfassung verankert, dass Steuerzahler für Fehler eines Fussballclubs, seiner Fans oder seiner Spieler geradestehen müssten, heisst es in einer SVP-Mitteilung.

 Es sei ein starkes Stück, was sich der Vorstand des FCSG leiste, kritisiert die SVP-Stadtpartei weiter. Er jammere, dass die Sicherheitskosten viel zu hoch seien, und wolle sich gleich an den öffentlichen Tropf hängen. Gleichzeitig wolle er "der Polizei in sicherheitsrelevante Dinge dreinreden". Das sei "dreist und nicht akzeptabel".

 FCSG: Abmachungen einhalten

 Die SVP betont, dass sie von Anfang an hinter dem FCSG gestanden und ihn immer wieder unterstützt habe. Etwa als es um günstigen Boden, finanzielle Beiträge oder um Bewilligungen gegangen sei. Dies sei aber unter der Voraussetzung geschehen, dass die Verantwortlichen von FCSG und Stadion ihre Aufgaben wahrgenommen und "sauber kalkuliert" hätten. Jetzt erwartet die SVP-Stadtpartei vom Club "nichts weiter, als dass er sich an seinen Teil der Abmachungen hält".

 Für Choreographien ohne Pyro

 Die SVP ist gemäss Mitteilung der Überzeugung, dass "anständige Choreographien" zur Unterstützung der eigenen Mannschaft durchaus Sinn machen. Sie ist aber ebenso überzeugt, dass für solche Choreographien keine pyrotechnischen Mittel nötig sind. Deshalb vertritt sie die Meinung, dass Vergehen gegen das "Pyro-Verbot" konsequent und hart bestraft werden müssten.

 Für die SVP-Stadtpartei müssen die Fans zur Kenntnis nehmen, dass auch sie die Zukunft ihres Clubs in Händen halten: "Sie können weiter zulassen, dass einige Chaoten den Sport und damit ihren Verein kaputtmachen. Oder sie können (endlich!) aufwachen und zur Kenntnis nehmen, dass es fünf vor zwölf ist", heisst es in der SVP-Mitteilung.

 Gewalt ist real

 Beide, Club wie Fans, müssen gemäss SVP zur Kenntnis nehmen, dass der Steuerzahler nicht schon wieder als "Melkkuh" zur Verfügung steht. Daran werde auch das Jammern des FCSG-Präsidenten nichts ändern. Dies, weil Gewalt um Fussballspiele keine von den Medien herbeigeredeten Spaltenfüller seien, sondern ein ernstes und auf keinen Fall hinzunehmendes Problem. Es liege nicht mehr drin, dass Fussballfans "immer noch irgendwelchen gefährlichen Ritualen hinterher trauern, anstatt ihrem Verein wirklich helfen zu wollen".

 Trotz der Rolle "als bürgerliche Opposition" will die SVP dem Stadtrat den Rücken stärken: Er solle sich gegenüber Forderungen des FCSG nach finanzieller Hilfe oder finanziellen Entgegenkommen unnachgiebig zeigen. So, wie er dies bei anderen Themen auch tue, schreibt die SVP. (pd/vre)

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HONDURAS
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Gewerkschaften und Volksbewegungen nach dem Putsch - Kampf für Demokratie und soziale Gerechtigkeit in Honduras
Carlos H. Reyes berichtet

Carlos H. Reyes ist Präsident der honduranischen Gewerkschaft STIBYS. 2009 war er Präsidentschaftskandidat der Volksbewegungen. Er zog eine Kandidatur im Herbst zurück,
als sich abzeichnete, dass die Wahlen auf illegitime Weise unter der De-facto-Regierung Micheletti stattfinden würden, die durch den Militärputsch im Juni 2009 an die Macht
gekommen war. Carlos H. Reyes ist ein wichtiger Vertreter der breiten Volkswiderstandsfront ("Frente Nacional de la Resistencia Popular" FNRP). Die darin zusammengeschlossenen Organisationen setzen sich für die Einsetzung einer Verfassungsgebenden Versammlung und damit für die Demokratisierung des Landes und für soziale Gerechtigkeit ein. Carlos H. Reyes berichtet über die aktuelle Situation in Honduras, die Repression und die Morde. Aber er wird auch über den Kampf der Gewerkschaften und den Volkswiderstand sprechen, ebenso über die Bedeutung der Ereignisse in Honduras für ganz Lateinamerika.


Genf: Montag, 26. April, 19.30 Uhr, Maison des Associations, 15, rue des Savoises

Basel: Mittwoch, 28. April, 19.00 Uhr, Volkshaus, Rebgasse 12.

Bern: Donnerstag, 29. April, 19.30 Uhr, Progr, Waisenhausplatz 30

St. Gallen: Freitag, 30. April, 19.30 Uhr, Restaurant Dufour, Bahnhofstr. 19

Zürich: Sonntag, 2. Mai, 14.30 Uhr, Zeughaus 5 am 1.-Mai-Fest

Ausserdem spricht Carlos Reyes an der 1.-Mai-Kundgebung in Basel um 11 Uhr auf dem Marktplatz.

Organisiert vom Solifonds: http://www.solifonds.ch

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DADA ANTIRA
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Bund 20.4.10

Dada hilft gegen jede Krise

 "Dada ist die beste Medizin", erklärten die Dadaisten. Medizin, die nicht nur gegen den Ersten Weltkrieg half, sondern auch gegen den Rassenwahn der Apartheid in Südafrika.

 Sascha Renner, Kapstadt

 Im Kino haben wir kürzlich staunend miterlebt, wie ein Rugbyteam, die südafrikanischen "Springboks", ein von der Apartheid zerrissenes Land einte (Clint Eastwoods "Invictus"). Mit dem überraschenden Gewinn des Weltmeistertitels 1995 wandelte sich das Nationalteam auf einen Schlag vom verhassten Symbol des weissen Rassismus zur Integrationsfigur - zum Team aller Südafrikaner. Die Utopie einer Nation, in der sich die verschiedenen Volksgruppen so harmonisch wie die Farben in einem Regenbogen zusammenfügen, nahm für einen Augenblick Gestalt an.

 Genauso wie die stämmigen Springboks war auch die bildende Kunst im Apartheids-Südafrika ein Sinnbild für die anglo-burische Kultur und ihre Dominanz. Unter dem Bantu Education Act von 1953 wurden Nicht-Weisse systematisch von jeglichem Kunstunterricht ausgeschlossen, und erst 1989 fand in der Johannesburg Art Gallery die erste Ausstellung von schwarzen Künstlern statt. Das Museum galt den entrechteten Südafrikanern als so weiss wie die Clotted Cream auf den Scones ihrer Unterdrücker.

 Bankrott der Ideen

 Aber gerade in den Künsten formierte sich auch der Widerstand, der das Apartheid-Regime mit zu Fall brachte. Die Resistance Art, die Widerstandskunst, gab dem politischen Kampf der Gewerkschaften und Studenten in den 70er- und 80er-Jahren ein erkennbares Gesicht. Heutige Stars wie William Kentridge, der soeben seine grosse Retrospektive im New Yorker Museum of Modern Art eröffnete, oder Kendell Geers artikulierten ihre explosive Sprache erstmals im Spannungsfeld des sich zuspitzenden Rassenkonflikts. Es war im Feld der Kunst und der Alternativkultur, in dem das utopische Zusammenleben und -arbeiten aller Südafrikaner erstmals praktiziert und die trennenden Apartheid-Gesetze unterlaufen wurden. Wie die Springboks so wurden auch die Künste auf beinahe unglaubliche Weise zum Integrationsvehikel.

 Dabei spielten Dada-Strategien, wie sie im Zürcher Cabaret Voltaire und später in Berlin, New York und weiteren Metropolen erprobt wurden, eine zentrale Rolle. Der Stein, den die Dadaisten ins Wasser schleuderten, erzeugte ringförmige Wellen - und diese zeitigten an einem zwar weit entfernten, jedoch ähnlich konfliktgeladenen Ort grosse Wirkung.

 Dazu muss man sich in Erinnerung rufen: Der Zürcher Dadaismus war eine Reaktion auf den intellektuellen Totalbankrott des alten Europa, wie er im Ersten Weltkrieg offenbar wurde. "Der Dadaist kämpft gegen die Agonie und den Todestaumel der Zeit", definierte Hugo Ball, der Vordenker der Zürcher Dadaisten, 1916 das Programm der Bewegung. Seine Begründung: "Dieser erniedrigenden Zeit ist es nicht gelungen, uns Respekt abzunötigen. Was wäre auch respektabel und imponierend an ihr? Ihre Kanonen? Unsere grosse Trommel übertönt sie. Ihr Idealismus? Längst zum Gelächter geworden."

 Tinguely in Johannesburg

 Der Intellekt hatte versagt, also wandten sich die Dadaisten gegen die Kunst und den abendländischen Geist schlechthin. "Da der Bankrott der Ideen das Menschenbild bis in die innersten Schichten zerblättert hat, bleibt nur die Blague und die blutige Pose", so Ball. Die Folge: eine Antikunst, die das Werk durch die Aktion ersetzte, die Institution durch den Untergrund, den Militarismus durch das Exil, die Dekoration durch die Opposition, die Komposition durch den Zufall, die Akademie durch das Leben, den Common Sense durch den Nonsens. Damit gelang es den Dadaisten, sich gegen das herrschende Wertesystem aufzulehnen, ohne in simple Propaganda zu verfallen.

 Einflussreiche Nouveaux Réalistes

 In Südafrika fanden ihre Ideen besonderen Widerhall. Aber auf welche Weise? Die Wege sind verschlungen, wie so oft, wenn es um künstlerische Aneignung geht. Die Tragweite des Dadaismus wurde überhaupt erst vollumfänglich erkannt, als er Ende der 1950er-Jahre aufgegriffen und als Neodada aktualisiert wurde. Führend waren dabei die Nouveaux Réalistes um die Schweizer Daniel Spoerri und Jean Tinguely. Zu beiden unterhielten südafrikanische Künstler Kontakte. Ein bisher unbekanntes Filmdokument des Künstlers Malcolm Payne zeigt Tinguely, wie er in Johannesburg eine Plastik schweisst.

 Der südafrikanische Aktionskünstler Walter Battiss seinerseits pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu Daniel Spoerri. Battiss, der an drei Documentas zu Ehren kam, erhob sich gegen die scharfe Zensur während der Apartheid. Als die ahnungslose Zensurbehörde ein Foto von Michelangelos "David" als sittenwidrig einstufte und verbot, gründete Battiss "Fook Island": einen Staat mit eigener Währung und Schrift, in dem die freie Meinungsäusserung ebenso galt wie die freie Liebe. Andere Dada-Strategien, wie die Sinnentleerung der Sprache, finden sich beim Johannesburger Künstler Willem Boshoff. In seinen Gedichten stellt er die optische Wirkung der Buchstaben über den Wortinhalt und entleert so die Sprache der Macht, das Afrikaans.

 "Es gab keine Alternative"

 Als die Widerstandsbewegung in den 1980er-Jahren erstarkte, radikalisierten sich auch viele Künstler. Anstelle der kunstästhetischen Reformen von Dada-Zürich traten nun als Vorbild für künstlerisch-politisches Handeln die direkten, massenwirksamen Aktionen von Dada-Berlin.

 John Heartfield, der die Weimarer Polit-Aristokratie mit satirischen Collagen verhöhnte, findet sich bei mehreren Widerstandskünstlern als Zitat. Seine bekannte Hyäne, die zähnefletschend über die Leichen des Naziterrors hinweggeht, taucht als eisernes Monster (bei Brett Murray) oder Fotomontage (bei Jo Ratcliffe) auf. Der "Preussische Erzengel", der den Dadaisten 1920 eine Anzeige wegen Beleidigung der Wehrmacht einbrachte, hallt in Willie Besters "Soldat" mit Schnuller aus Abfallmaterialien nach.

 "Es gab für einen Künstler gar keine Alternative", erinnert sich der Ausstellungsmacher Roger van Wyk, damals in der künstlerischen Widerstandsbewegung aktiv. "Foto, Film und Presse waren in den Townships verboten. Also gestalteten wir im Untergrund Transparente, T-Shirts und Poster, um die Bewegung zu unterstützen." So stahl man beispielsweise aus einem Armeecamp teures Papier für Abziehbilder, bedruckte es mit dem Konterfei von Apartheid-Politikern im Innern einer Bombe und verteilte die Kleber im Land.

 Keine plumpe Agitation

 Neben der Resonanz von Dada in Afrika existierte umgekehrt auch ein Einfluss von Afrika auf die Dadaisten, und dieser ist bekanntermassen gross. Richard Huelsenbeck trommelte im Cabaret Voltaire 1916 die Literatur mit "Negerrhythmen" in Grund und Boden. Sophie Taeuber-Arp fertigte Perlenarbeiten nach Zulu-Vorbildern. Und Marcel Janco lobte in seinem Vortrag an der ETH nicht nur die Vollkommenheit afrikanischer Plastik, sondern wählte die Stammeskunst auch als Motiv für ein Ausstellungsplakat in der Dada-Galerie am Zürcher Paradeplatz.

 Es ist eine Ironie der Geschichte: Die Schweiz, die mit ihren Handelsaktivitäten das Apartheid-Regime stützte, lieferte mit Dada zugleich das Rezept für dessen Torpedierung. Das Verdienst der Schau war so ein doppeltes: Sie zeigt, wie Kunst auf gescheite Art subversiv und politisch sein kann, ohne dass sie in plumpe Agitation verfällt. Und sie offenbart, wie aktuell, inspirierend und reich an künstlerischen Handlungsweisen Dada bis heute ist - eine Allzweck-Werkzeugkiste für Krisenzeiten. Durchaus auch für jene, die wir gegenwärtig durchleben.

 In Zusammenarbeit mit Pro Helvetia zeigte die Südafrikanische Nationalgalerie in Kapstadt Anfang Jahr die Ausstellung "Dada South?". Dokumentation unter: http://www.dadasouth.blogspot.com. Ein Katalog ist in Arbeit.