MEDIENSPIEGEL 26.5.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo)
- Stadttauben: Neubesetzung im Irgendwo
- Entfernungsartikel: Polizei-Zweifel
- SVP will Erich Hess zwangsrücktreten
- Bewaffneter Kampf: Simon Bolivar-Statue in Bern
- RaBe-Info 26.5.10
- Neonazis Burgdorf: Showdown in der Tattoo-Bar
- Stop Murder Music: Nein zu Elephant Man-Konzert in Lausanne
- Unsere Uni Fribourg: Gegen Ökonomisierung der Uni
- Big Brother Büpf: Internet-Überwachung + Staatstrojaner
- Revolte BS: Frustration über staatliche Leerzustands-Politik?
- Harassenlauf BL: Staat sucht Biertrinkende
- 1. Mai ZH: Happige Bussen
- 30 Jahre Züri brännt
- Kokain LU: 1000 Linien pro Tag
- Big Brother Sport: Hooligans:Finalissima 1:0; Extrazüge
- Portrait Alard du Boiy-Reymond (BfM)
- Antifa Freiburg: Internet-PiratInnen gegen Rechts
- Neonazis Liechtenstein: Verhaftung im Fall Nendeln
- NeofaschistInnen Italien: "Oh Partisan, hol ihn Dir"
- Neonazis Serbien: Angriffe auf Anarcho-SyndikalistInnen
- Anti-Atom: Mühleberg-Anspannung; teures Beznau; Atomunfall-Aktion

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Mi 27.05.10
20.30 Uhr - Tojo - "Burn Out" Von Les Etoiles. Text: Michael Stauffer. Regie: Ragna Guderian.

Do 27.05.10
20.00 Uhr - Kino   - Grand Prix Visions du Réel (Nyon) 2009: L'encerclement - La démocratie dans les rets du néolibéralisme. (Die Einkesselung- die Demokratie in den Fängen des Neoliberalismus), Richard Brouillette, Kanada 2008, BETA SP, 160 Min., Ov/d
20.30 Uhr - Tojo - "Burn Out" Von Les Etoiles. Text: Michael Stauffer. Regie: Ragna Guderian.
21.00 Uhr - Rössli - Punky Reggae Night mit Djane Queen Horror und DJ Lux Vega sowie DJ Caribpunk und B.I.G.G.Y

Fr 28.05.10
20.00 Uhr - Kino - Grand Prix Visions du Réel (Nyon) 2009: L'encerclement - La démocratie dans les rets du néolibéralisme. (Die Einkesselung - die Demokratie in den Fängen  des Neoliberalismus), Richard Brouillette,  Kanada 2008, BETA SP, 160 Min., Ov/d
21.00 Uhr - Frauenraum - Tanzbar: Standard und lateinamerikanische Tänze und Disco für Frau und Frau, Mann und Mann und friends mit DJ Zardas
23.00 Uhr - Dachstock - Super Flu - live & DJ (Monaberry/Herzblut/Traum/D), Ascion (Drumcode/ITA) - Support: Tadeo Doberska (be) - Techno, Minimal, House

Sa 29.05.10
20.00 Uhr - Kino - Grand Prix Visions du Réel (Nyon) 2009: L'encerclement - La démocratie dans les rets du néolibéralisme. (Die Einkesselung - die Demokratie in den Fängen  des Neoliberalismus), Richard Brouillette,  Kanada 2008, BETA SP, 160 Min., Ov/d
20.30 Uhr - Tojo - "Burn Out" Von Les Etoiles. Text: Michael Stauffer. Regie: Ragna Guderian.
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock Darkside: Tech Itch (TechFreak/UK), Deejaymf (cyro.ch), VCA (Biotic Rec), Lost Sequence (DSCI4/ch)

So 30.05.10
20:00 G. - Rössli - Rag y los Hermanos Patchekos (gutfeeling) - lo-fi beat orchestra

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

---

BZ 26.5.10

Dauerstress und Mobbing

 Defizite der Neuzeit: Arbeit ist ein knappes Gut. Der Leistungsdruck steigt. Dauerstress und Mobbing prägen den Arbeitsalltag. Vier Schauspieler, eine Tänzerin und ein Musiker stellen sich diesen Problemen anhand von Bildern, Fakten, Berichten und einer Choreographie, die das alltägliche Grauen in Tanz übersetzt. Ein Stück, das im kollektiven Burn Out endet.
 pd

 Heute Mittwoch, 20.30 Uhr im Tojo Theater, Bern.

-------------------------
STADTTAUBEN
-------------------------

BZ 25.5.10

Bümpliz

 Die Stadttauben sind ausgeflogen

 Die alternative Wohngruppe der Stadttauben hält nicht länger das Grundstück an der Winterholzstrasse in Bümpliz besetzt. Wie gestern aus der Nachbarschaft bekannt wurde, haben die Stadttauben am Samstag das Grundstück verlassen und sind weitergezogen. Das Areal hätten sie in sauberem Zustand zurückgelassen, sagte ein Anwohner gegenüber dieser Zeitung. Wohin die Stadttauben geflogen sind, ist nicht klar. Der Kantonspolizei waren bis gestern Abend keine Meldungen über eine erneute Besetzung eines Geländes bekannt.

----------------------------
DEMO-RECHT BE
----------------------------

Bund 26.5.10

Polizei zweifelt an Wirkung von Entfernungsartikel

 Am 13. Juni gelangt in der Stadt Bern der Entfernungsartikel zur Abstimmung. Über Sinn und Zweck dieser Ergänzung des Kundgebungsreglements scheiden sich die Geister. Sogar die Kantonspolizei zweifelt daran, dass damit heikle Demonstrationen wirksamer aufgelöst werden könnten. "Aus rechtlicher Sicht dürfte der Entfernungsartikel kaum neue Möglichkeiten zur Bewältigung unfriedlicher Kundgebungen bringen", schreibt sie in einer Stellungnahme. Staatsrechtsprofessor Markus Müller bezeichnet den Artikel als "symbolische Gesetzgebung", mit welcher man vor allem ein Zeichen setzen wolle.

 Gemeinderat Reto Nause (CVP) setzt hingegen grosse Hoffnungen auf den Artikel. Der Unterschied im Vergleich zur heutigen Gesetzgebung sei "gewaltig und gravierend". Der Entfernungsartikel erleichtere die Polizeiarbeit und habe präventive Wirkung. (bro) - Seite 19

--

Polizei zweifelt an der Wirkung des Entfernungsartikels

 In zweieinhalb Wochen steht in Bern die Abstimmung über den Entfernungsartikel an. Dessen Wirkung ist umstritten. Der Berner Staatsrechtsprofessor Markus Müller spricht von "symbolischer Gesetzgebung".

 Christian Brönnimann

 "Aus rechtlicher Sicht dürfte der Entfernungsartikel kaum neue Möglichkeiten zur Bewältigung unfriedlicher Kundgebungen bringen." Diese Aussage stammt nicht etwa aus dem Mund der Gegner der Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten!" (siehe Kasten). Nein, es ist die offizielle Haltung der Kantonspolizei zur Frage, worin die Unterschiede zur heutigen Gesetzgebung bestehen. Bereits nach geltendem Recht kann die Polizei Personen von einem Ort wegweisen, wenn sie die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährden oder stören. Die Frage, ob der Entfernungsartikel aus ihrer Sicht sinnvoll ist, beantwortet die Polizei mit: "Die Kantonspolizei Bern wird das umsetzen, was der Souverän entscheidet. Wir können mit beiden Varianten arbeiten."

 Für die konkrete Polizeiarbeit scheint der Ausgang der Abstimmung am 13. Juni also keine allzu grosse Rolle zu spielen. Diese Einschätzung stützt Markus Meyer, Präsident des bernischen Polizeiverbandes. Die Frage sei verbandsintern gar nie diskutiert worden, "weil sie nicht wichtig genug ist", sagt er und fügt seine persönliche Meinung hinzu: "Wir haben sicher nicht auf den Entfernungsartikel gewartet." Für Meyer gibt es "kein aktuelles Bedürfnis" nach dem Artikel. Die bisherige Regelung reiche aus. Gleichzeitig glaubt Meyer aber auch nicht, dass der Entfernungsartikel bei der Polizeiarbeit zu Problemen führen würde, wie dies von Skeptikern befürchtet wird.

 Beliebt bei Gemeinderäten

 Ganz anderer Meinung ist der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP). Der Unterschied zwischen der aktuellen Gesetzgebung und dem Entfernungsartikel sei "gewaltig und gravierend". Auch der Berner Gesamtgemeinderat hat sich für den Artikel ausgesprochen. Nause: "Jeder, der der Aufforderung der Polizei, eine Kundgebung zu verlassen, nicht nachkäme, würde sich zum Mittäter und damit strafbar machen." Das habe auch präventive Wirkung. Nach geltendem Kundgebungsreglement können nur die Organisatoren einer aus dem Ruder gelaufenen Demonstration rechtlich belangt werden. "Der Entfernungsartikel ist ein sehr einfaches Instrument, das die Auflösung von Demonstrationen für die Polizei erleichtert, wenn dies nötig ist", sagt Nause. Angewandt würde er natürlich nur, "wenn die Indizien erdrückend" seien, und nicht gegen offensichtlich unbeteiligte Personen. "Eine ältere Frau, die mit Einkaufstaschen in den Händen in eine Demonstration gerät, würde sicherlich nicht bestraft", sagt Nause.

 Anders als die Stadt Bern hat Thun das Ortspolizeireglement bereits mit einem ähnlichen Entfernungsartikel verschärft. Nach einem längeren Rechtsverfahren ist dieser vor gut einem Jahr vom Bundesgericht abgesegnet worden. Seither sei er nie "auch nur im Entferntesten" zur Anwendung gekommen, sagt Nauses Amtskollege in Thun, Peter Siegenthaler (SP). Dennoch sei er froh, dass die zusätzliche Handhabe geschaffen worden ist - "für den Fall der Fälle".

 Markus Müller, Staatsrechtsprofessor an der Universität Bern, relativiert wiederum die Veränderungen, die der Entfernungsartikel mit sich bringen würde: "In der praktischen Polizeiarbeit wird sich überhaupt nichts ändern", sagt er. Entscheidend sei nur, wie streng die geltende Rechtsordnung vollzogen werde. "Die Möglichkeiten für die Polizei, Zwang anzudrohen oder anzuwenden, um eine Demonstration aufzulösen, sind bei beiden Varianten gleich", erklärt Müller. Dass die bisherige Regelung bei Demonstrationen kaum praktikabel sei, wie dies von den Artikel-Befürwortern vorgebracht wird, sei falsch. Ein rechtlich verbindlicher Befehl, den Kundgebungsort unverzüglich zu verlassen, müsse nicht zwingend schriftlich erfolgen, sondern könne auch mündlich über ein Megafon an eine Menschenansammlung gerichtet werden - genau gleich wie mit dem Entfernungsartikel.

 Die einzige Verschärfung betreffe die Bussenordnung, erklärt Müller. Im Rahmen der heutigen Regelung müsse jeder einzelnen Person, die weggewiesen wird, die Busse direkt angedroht werden. Ansonsten können die Personen zwar unter Zwang abgeführt, danach aber nicht für ihre Anwesenheit gebüsst werden. Mit dem Entfernungsartikel wäre dies neu möglich.

 "Man setzt vor allem ein Zeichen"

 Insgesamt bezeichnet Markus Müller den Entfernungsartikel als "symbolische Gesetzgebung", vergleichbar mit dem Minarettverbot oder dem aktuell diskutierten Burkaverbot. "Man setzt vor allem ein Zeichen", sagt Müller. Der Artikel konkretisiere für die kommunale Ebene, was das kantonale Gesetz bereits regle. So werde die Regelung verdoppelt und verdeutlicht. Gemeinden stehe dieses Vorgehen offen. Wie gross die Wirkung einer solchen Verdoppelung sei, darüber lasse sich streiten, sagt Müller. Er warnt aber davor, allzu grosse Hoffnungen auf den präventiven Effekt zu setzen. Nicht unproblematisch sei hingegen die Nähe zwischen der Ausübung eines legitimen Grundrechts - des Demonstrierens - und einer Straftat, die mit dem Entfernungsartikel geschaffen würde.

--

 Der Entfernungsartikel

 Am 13. Juni gelangt in der Stadt Bern die Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten!" zur Abstimmung. Die Initiative eines bürgerlichen Komitees verlangt einen neuen Artikel im Stadtberner Kundgebungsreglement, wonach die Polizei die Teilnehmer einer Demonstration zum sofortigen Verlassen der Kundgebung auffordern kann. Dies, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu wahren. Wer sich der Aufforderung widersetzt, dem droht eine Busse von bis zu 5000 Franken. ( bro)

 Die Argumente von Initiativ- und Gegenkomitee finden sich in den "Bund"-Ausgaben vom 21. 5. und 12. 5.

Gewaltprävention zum Nulltarif
http://www.derbund.ch/bundprint/Gewaltpraevention-zum-Nulltarif/story/18202147
Linksgrüne Allianz gegen Demo-Initiative
http://www.derbund.ch/bern/Linksgruene-Allianz-gegen-DemoInitiative/story/27964013

--

Entfernungsartikel Gewaltprävention zum Nulltarif, "Bund" vom 21. Mai

 Demokratische Rechte wahren

 Ein Nichts zum Volltarif

 Ein Nein zum Entfernungsartikel hat nichts mit einem Mangel an Vertrauen in die Polizei zu tun, wie Rolf Bodenmüller an einer Medienkonferenz behauptete. Es sind schlicht und ergreifend die Fakten, welche gegen einen Entfernungsartikel sprechen: Bereits heute bestehen rechtliche Grundlagen, um bei gewaltsamen Auseinandersetzungen einzugreifen und OrganisatorInnen zu büssen. Zudem wäre der Entfernungsartikel in der Praxis nur mit einer massiven Vergrösserung - und damit Verteuerung - der Polizeieinsätze umzusetzen, wobei aufgrund der unübersichtlichen Situation in Kauf genommen würde, dass auch Unbeteiligte vom Einsatz betroffen sind. Dazu kommt, dass auch Polizeikreise dem Nutzen des Entfernungsartikels kritisch gegenüberstehen. Viel Geld ausgeben für etwas, was in der Praxis gar nicht funktioniert? Nein danke!

 Lea Bill Bern

 Demokratiefreie Zone!

 Die Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten!" ist eine Fortsetzung der Angriffe auf demokratische Errungenschaften und Meinungsfreiheit. Zuvor wollten die Bürgerlichen das Demonstrationsrecht mit der Einschränkung der Meinungsfreiheit auf Platzkundgebungen reduzieren und Demonstrationsumzüge in der Innenstadt verbieten. Dank der Beschwerde von verschiedenen Parteien und Grundrechtsvereinen wurde dieses Vorhaben rechtzeitig gestoppt, und zwar weil es die Meinungsfreiheit eingeschränkt hätte und somit verfassungswidrig gewesen wäre. Ungeachtet der rechtlichen Verhältnisse versuchen die Bürgerlichen erneut zu provozieren.

 Das Initiativkomitee "Keine gewalttätigen Demonstranten!" setzt sich aus "sorgenvollen" Bürgern zusammen und bezieht sich gerne auf die Anti-SVP-Demo vom 6. Oktober 2007. Wo waren aber diese "sorgenvollen" Bürger damals und heute, als ebendiese Partei mit ihren fremdenfeindlichen Plakaten den sozialen Frieden aufs Spiel setzte, wo bleibt ihre Sorge für das Gemeinwohl?

 Die Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten!" möchte "demokratiefreie" Zonen erweitern. Sie ist unnötig, falsch, nicht umsetzbar. Sie bringt neue Probleme und öffnet Tür und Tor für Willkür - auch für die PolizistInnen im Dienst eine unerträgliche Situation!

 Demokratische Rechte dürfen auf keinen Fall der damit forcierten Beliebigkeit ausgeliefert werden. Die Initiative stellt alle Kundgebungsteilnehmenden unter Generalverdacht. Sie möchte sie alle mit Bussen bis zu 5000 Franken strafen, wenn sie sich nicht unverzüglich von einer Kundgebung entfernen, sobald die Polizei die Leute zur Entfernung aufgerufen hat. Dieser Artikel gehört auf keinen Fall in das Kundgebungsreglement unserer Haupt- und Politikstadt. Deshalb Nein zur Initiative "Keine gewalttätigen Demonstranten!" am 13. Juni.

 Hasim Sancar, Co-Fraktionspräsident Grünes Bündnis/Junge Alternative Bern

----------------------
ERICH HESS
----------------------

20 Minuten 25.5.10

Parteikollegen wollen Hess zum Rücktritt zwingen

 BERN. Riesenknatsch in der Berner SVP: Weil Erich Hess nicht als Stadtrat zurücktreten will, tobt ein Grabenkampf unter Parteikollegen.

 Hess soll aus der SVP-Stadtratsfraktion ausgeschlossen werden und künftig völlig isoliert politisieren müssen: Mit diesem Antrag will ihn eine Gruppe von SVP-Stadträten zum Rücktritt drängen. "Der Rückenschuss kommt von Fraktionsmitgliedern, die selber zu wenig für Bern tun, aber eifersüchtig und mit meiner Linie nicht einverstanden sind", reagiert Hess. Der Streit dreht sich um einen Ehrenkodex, mit dem sich Hess verpflichtet hatte, den Stadtratssitz aufzugeben, sobald er als Grossrat gewählt wurde. "Es gibt aber auch eine Ausnahmeregelung, auf die ich mich berufen kann", sagt Hess.

 Als Präsident der Jungen SVP Schweiz, Mitglied des Zentralvorstandes und zweier Parlamente hat der junge Hardliner mehr Hüte auf, als es seiner Partei lieb sein kann: "Grundsätzlich verteilen wir unsere Sitze auf möglichst viele Köpfe, damit alle eine Chance haben, sich zu beteiligen", erklärt SVP-Präsident Peter Bernasconi. Andererseits sei Hess ein ausserordentlich aktiver, profilierter Politiker und habe der SVP schon manche Türen geöffnet. "Wir sind daran, eine einvernehmliche Lösung auszuarbeiten", versucht Bernasconi die Wogen zu glätten: Nächsten Dienstag werde über das weitere Vorgehen entschieden.  

Patrick Marbach

----------------------------------------
BEWAFFNETER KAMPF
----------------------------------------

BZ 26.5.10

Wie es der Lateinamerikaner Simón Bolívar nach Bern verschlagen hat. Und wo er sich versteckt.

 Ein Revolutionär im Berner Abseits

 Simón Bolívar in Bern? Adrian von Bubenberg steht als Denkmal am Hirschengraben und Jeremias Gotthelf als Büste im Rosengarten, das ja, aber Simón Bolívar in Bern?

 Wenn am Morgen Angestellte aus aller Herren Länder gleich tramweise von der Haltestelle Weltpostverein zum Weltpostverein-Gebäude hasten, dann eilen sie meist achtlos an ihm vorbei: Die Statue des legendären lateinamerikanischen Freiheitshelden Simón Bolívar ist zwar zwei Meter hoch und steht auf einem Sockel. Dennoch nimmt sie kaum einer wahr. Und bis vor zwei Jahren war sie sogar noch besser im Park des Weltpostvereins versteckt.

 Simón Bolívar gilt als der Befreier Südamerikas von der spanischen Herrschaft. Er ist der Namensgeber Boliviens und wurde 1819 Präsident von Gross-Kolumbien, das Kolumbien und Venezuela vereinte. Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez beschwört sein grosses Vorbild in beinahe jeder Rede, im April etwa bei den Feierlichkeiten zum 200.Jahrestags des Aufstands von Caracas, der einige Jahre später zur Unabhängigkeit Venezuelas führte.

 Zur Einweihung des neuen Weltpostgebäudes an der Schosshaldenstrasse überboten sich die Mitgliedsstaaten 1953 mit Geschenken. Venezuela schickte die Statue Bolívars nach Bern. Er gilt nämlich auch als Förderer des internationalen Postwesens. Im Frühling 1970 zog der Weltpostverein in das Bürogebäude im Murifeld um. Simón Bolívar wanderte mit und nahm seinen neuen Platz im Park neben einem Replikat der Kopenhagener Meerjungfrau ein. Im Juni 2008 musste Simón Bolívar seinen Berner Standort wieder wechseln - doch diesmal nur ein paar Meter weit.

 Das Werk des italienischen Bildhauers Carlo Pini zeigt Bolívar in der charakteristischen Haltung eines Feldherren und Staatsmannes: Er trägt Uniform, in der Rechten hält er das Schwert und in der Linken eine Gesetzesrolle. Den Fuss des Sockels schmücken heute - als Zeichen der Verbundenheit mit ihrem Freiheitsidol - die Flaggen Venezuelas, Boliviens, Kolumbiens, Ecuadors und Perus.

 Fast so gut versteckt wie Bolívar äugt an der Kirchenfeldstrasse die Büste eines anderen Staatsmanns stoisch durch die Gitterstäbe des Zauns auf die vorbeipreschenden Autos. Im Garten der rumänischen Botschaft steht seit 2007 eine Bronzebüste von Nicolae Titulescu. Dieser war rumänischer Aussenminister und vor Hitlers Machtergreifung während zwei Jahren Vorsitzender des Völkerbundes. Deshalb steht auch in Genf eine Titulescu-Büste. Beide sind Werke des Bildhauers Doru Dragusin, der 1954 das Licht der Welt ausgerechnet in einem walachischen Dorf namens Nicolae Titulescu erblickte.

 An einen anderen berühmten Rumänen erinnert an der Spitalackerstrasse 65 eine schlichte und ebenfalls leicht zu übersehende Gedenktafel: Der Philosoph Lucian Blaga war einst Presseattaché der rumänischen Botschaft in Bern. Befreundet war er hier mit dem Schriftsteller und damaligen "Bund"-Feuilletonredaktor Hugo Marti.

 Publikumswirksamer angebracht ist da schon die Tafel an der Casa d'Italia an der Bühlstrasse, die an den Staatsbesuch des populären italienischen Präsidenten Sandro Pertini vom 19.Mai 1981 erinnert. Bern und Italien, das ist längst eine Erfolgsgeschichte geworden. Lorenzini, Tallarini und Casaluci; Pizza, Espresso und Palmen: Italianità gehört zum guten Ton in dieser Stadt.

 Wer aber sucht schon Revolutionäre aus einer anderen Zeit und Welt, wer sucht in Bern Simón Bolívar? "Tatsächlich verirren sich sehr wenige Besucher wegen der Statue hierher", sagt Rhéal LeBlanc, Kommunikationschef des Weltpostvereins. Wer Bolívar sucht, der pilgert zum Beispiel nach Caracas. Dort liegt Bolívars Urne im Pantheon, und dort wird Hugo Chávez nicht müde, die "Revolution für einen Sozialismus des 21.Jahrhunderts" zu beschwören.

---------------------
RABE-INFO
---------------------

Mi. 26. Mai 2010
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_26._Mai_2010.mp3
- Hanenburger im Restaurant: Konsumentenschutz will gratis Wasser
- Tödlicher Käse bei Lidl: Strafanzeige gegen Produzenten und Verkäufer
- Geschäft mit dem Gefängnis: das US-Haftsystem und seine radikalsten Kritiker

-------------------------------------
NEONAZIS BURGDORF
-------------------------------------

Medienmitteilung der Antifa Bern 25.5.10

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Stadt Burgdorf bleibt ein wichtiger Rummelplatz für  Rechtsextremistinnen und -extremisten. Seit dem 12. Mai 2010 verfügt  die örtliche Neonaziszene gar über einen öffentlichen Treffpunkt: die  "Royal Aces Tattoo-Bar".

Inhaberin des Lokals an der Rütschelengasse 29 - der Treff befindet  sich in den Räumlichkeiten des ehemaligen "Coffee-Shop" - ist laut dem  Schweizerischen Handelsamtsblatt Sophie Güntensperger, die Freundin  des langjährigen Burgdorfer Naziskins Reto Siegenthaler. Der Name  "Royal Aces" dürfte Bezug nehmen auf den Song "Royal Aces sterben nie"  der Nazirock-Band "Barking Dogs".

Verräterische Gästeliste im Facebook

Auf der Website der Bar (http://www.royalaces.ch) geben sich die  BetreiberInnen bedeckt. Die Facebook-Seite  (http://de-de.facebook.com/people/Royal-Aces-Tattoo-Bar/100000860992687) lässt  hingegen keine Zweifel offen, wer das Lokal frequentiert. Unter den  knapp 240 Freunden (Stand 25. Mai 2010) findet sich das Who is Who der  gegenwärtig aktiven Nazis, u.a. Adrian Segessenmann, Alex und Cédric  Rohrbach, Denise Friederich, Dominic Lüthard und Michael Herrmann,  sowie eine ganze Reihe weiterer Akteure der rechten Szene.

Es ist stossend, dass es den Rechtsextremistinnen und -extremisten  erneut gelungen ist, in Burgdorf einen Treffpunkt zu eröffnen. Das  neue Lokal kommt als Dreh- und Angelpunkt wie gerufen: Erst im Februar  2010 wurde in Langenthal der Neonazitreff "RAC-Café" (RAC steht für  "Rock against Communism") von den Behörden geschlossen.

Courage zeigen!

Wir fordern die Liegenschaftsverwalterin Immobilien-Treuhand Jürg Jost  & Co. auf, den Mietvertrag mit den BetreiberInnen der "Royal Aces  Tattoo-Bar" umgehend zu kündigen. Von den Burgdorfer Behörden erwarten  wir, dass sie Courage zeigen und auf eine Lokalschliessung hinwirken.

Wir bleiben dran. Kein Raum für Nazis!

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen

Antifa Bern

-------------------------------------
STOP MURDER MUSIC
-------------------------------------

pinkcross.ch 21.5.10

PINK CROSS fordert Auftrittsverbot für schwulenhassenden Musiker  

Freitag, 21. Mai 2010

Am 27. Mai 2010 will der jamaikanische Reggae-Musiker "Elephant Man" in Lausanne auftreten. O'Neil Bryan alias "Elephant Man" ruft in etlichen seiner Songs zu Gewalt gegen Schwule auf. PINK CROSS, die Dachorganisation der Schwulen in der Schweiz protestiert gegen den Auftritt des Musikers und fordert eine Absage des Konzerts durch den Veranstalter und ein Einreiseverbot für den Musiker.

Würden Sie an ein Konzert gehen, bei dem zu Gewalt gegen Juden aufgerufen wird? Natürlich nicht. Abgesehen davon, dass ein solches öffentliches Konzert aller Wahrscheinlichkeit nach gegen das Antirassimusgesetz verstossen würde und in der Schweiz gar nicht möglich wäre. Aber ein Konzert mit einem Künstler, der in etlichen seiner Songs zu Gewalt gegen Schwule aufruft, dazu Schwule mit dem Maschinengewehr zu ermorden dazu, Lesben zu vergewaltigen, soll möglich sein? Selbst wenn der Künstler diese Songs in der Schweiz nicht singen sollte, von seinen Hasstiraden gegen Schwule und Lesben hat er sich nie distanziert. PINK CROSS fordert deshalb den Veranstalter in Lausanne auf, das Konzert von "Elephant Man" abzusagen. Zudem sollen die Schweizer Behörden gegen den Musiker ein Einreiseverbot verhängen. Wenn gegen islamische Hassprediger Einreiseverbote möglich und nötig sind, muss das auch gegen Musiker möglich sein, die Schwule mit dem Tod  und Lesben mit Vergewaltigung bedrohen.

Link: Stop Murder Music
http://www.stopmurdermusic.ch

---------------------------------------
UNSERE UNI FRIBOURG
---------------------------------------

BZ 26.5.10

Universität Freiburg

 Gruppe wehrt sich gegen "Ökonomisierung der Uni"

 Eine Gruppe Studierender wirft dem Rektorat vor, gegen das Uni-Gesetz verstossen zu haben. Das Rektorat weist dies zurück.

 Wer bestimmt über das geistige Eigentum am Adolphe-Merkle- Institut (AMI)? Diese Frage hat sich die universitätspolitische Gruppierung Unsere Uni gestellt. Sie ist zum Schluss gekommen, dass die Universitätsleitung dieses Recht an die Stiftung des Instituts abgegeben hat, was ihrer Meinung nach einem Verstoss gegen das Universitätsgesetz gleichkomme.

 Beschwerde beim Staatsrat

 In einer fünfseitigen Aufsichtsbeschwerde prangern die Studierenden diesen und weitere Punkte als dem Universitätsgesetz widersprechend an und verlangen vom Staatsrat eine Prüfung der Vorwürfe. Dies ist jedoch nicht verbindlich. "Der Staatsrat muss nicht auf die Beschwerde eintreten", bestätigte David Roth von Unsere Uni gestern vor den Medien, "er würde damit aber sicher zu einer grösseren Transparenz beitragen."

 Die Studierenden befürchten, dass in Zukunft auch Konzerne die Möglichkeit haben werden, Lehrstühle oder Institute an den Universitäten zu übernehmen. "Wir wehren uns gegen eine Ökonomisierung der Universität", sagte Dorian Kessler von Unsere Uni. Die Hochschulen sollten weiterhin bestimmen, was geforscht werde.

 Neben dem verlorenen Recht auf das geistige Eigentum werfen die Studierenden dem Rektorat vor, dass am AMI die akademische Freiheit nicht mehr gewährleistet sei. Sie fragen nach, wieso die private Stiftung ein Kompetenzreglement erlassen konnte, was nach Meinung der Studierenden Sache der Universität wäre. Zudem fragt die Gruppe, wie weit der Stiftungsrat bei der Anstellung von Professoren und anderen Mitarbeitern mitbestimmen darf.

 Unverständnis bei Rektorat

 Das Rektorat zeigt sich erstaunt über die Beschwerde. Generalsekretär Daniel Schönmann sagt: "Wir wären für einen Dialog bereit gewesen." In einer Medienmitteilung beantwortet er nun die Fragen der Studierenden.

 "Erträge aus Erfindungen können an Dritte abgetreten werden, sofern sie die Forschung finanziell ermöglicht haben", hält Schönmann fest. Das sei kein Abtreten geistigen Eigentums. Hingegen habe das Kompetenzreglement tatsächlich zu Problemen geführt. Diese seien aber in Gesprächen gelöst worden, die Statuten schliesslich von Rektorat und Erziehungsdirektion genehmigt worden.

 Freiheit gewährleistet

 Die akademische Freiheit sei nicht gefährdet. "Sie wird gewährleistet durch die Verankerung des AMI als Forschungsinstitut der Uni ", so Schönmann. Die Industriekooperation sei vertraglich klar geregelt. "Das AMI ist gehalten, Kooperationen mit der Industrie und die Valorisierung der Ergebnisse zu begünstigen", hält der Generalsekretär fest. Analog zum Staatsrat habe der Stiftungsrat ein Vetorecht bei der Anstellung von Professoren (nicht aber bei anderen Angestellten), schreibt das Rektorat weiter.

 Die Vertreter von Unsere Uni betonten, dass sich ihre Aktion nicht gegen das AMI richte. "Wir sind für die Forschung", meinte Dorian Kessler, "diese soll aber in legalem Rahmen ablaufen." Unsere Uni wurde im vergangenen Oktober gegründet. Sie setzt sich unter anderem kritisch mit der Bologna-Reform auseinander.
 pj/hus

---------------------------------
BIG BROTHER BÜPF
---------------------------------

Aargauer Zeitung 25.5.10

Bund will im Internet mehr überwachen

 Schweizer Internetprovider sollen Daten ihrer Kunden auf eigene Kosten doppelt so lange speichern
 
Christian Bütikofer

 Der Bundesrat plant, das Bundesgesetz zur Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (BÜPF) zu erweitern. Bis Anfang September können sich die betroffenen Parteien dazu äussern. Die Kernpunkte: Internetprovider wie Swisscom oder Cablecom sollen künftig gewisse Daten ihrer Kunden doppelt so lange speichern - statt wie heute sechs Monate sollen die Daten ein Jahr lang zur Verfügung stehen. Zudem plant der Bund, die Kosten für eine Überwachung vollständig den Providern zu belasten.

 Das passt vielen Providern nicht. Swisscom-Pressechef Sepp Huber weist darauf hin, dass Swisscom für die sehr aufwändigen Überwachungsmassnahmen in den letzten zwei Jahren einen zweistelligen Millionenbetrag investieren musste.

 Fallen die Entschädigungen weg, wirds für die Provider noch teurer. Cablecom-Mediensprecherin Deborah Bucher rechnet mit Zusatzkosten im sechsstelligen Bereich, sollte Cablecom in Zukunft alle Kosten selbst tragen müssen. Weitere Mehrkosten befürchtet Huber zudem durch die Pflicht, die elektronischen Spuren doppelt so lange aufzubewahren; zudem rechnet Swisscom damit, dass die Anzahl Anfragen seitens der Behörden ansteigen wird. Nicht ganz unbegründet: Das Eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) begründet die Verdoppelung der Datenspeicherung damit, dass zum Zeitpunkt von Ermittlungen die nötigen Daten oft schon gelöscht seien. EJPD-Informationschefin Brigitte Hauser-Süess meint: "Es gibt auch international gesehen ein klar kommuniziertes Bedürfnis vonseiten der Strafverfolgungsbehörden, länger als sechs Monate auf so genannte Verkehrsdaten zurückgreifen zu können."

 Mehr Ermittlungen ermöglichen

 Die Frage, wie viele Ermittlungen in den letzten Jahren verunmöglicht oder behindert wurden, weil die Aufbewahrungsfrist nur sechs Monate betrug, konnte Hauser-Süess nicht beantworten.

 Die Internet-Überwachung ist technisch aufwändig. Damit die Daten vor Gericht auch verwertet werden können, müssen sie diversen Standards genügen. Jeder Schweizer Provider muss sie einhalten, kann dies aber nur in Zusammenarbeit mit dem Justizdepartement. Recherchen der Internetausgabe dieser Zeitung, a-z.ch, zeigen: Das Departement hat bis heute nicht bei allen Schweizer Providern die dazu nötigen Abklärungen und Tests durchgeführt. Entsprechende Vorgaben bestehen seit zehn Jahren, eingeführt wurden sie 2002.

---

inside-it.ch 20.5.10

Schweizer "Staatstrojaner" rückt näher

Aufbewahrungsfrist für Überwachungsdaten soll auf 12 Monate verlängert werden. Auch Hosting-Provider sollen Daten - ohne Entschädigung - aufzeichnen.
 
Den Schweizer Strafverfolgungsbehörden soll es in Zukunft erlaubt sein, bei ihren Ermittlungen auch auf einen "Staatstrojaner" zurückzugreifen. Dies geht aus dem Gesetzesentwurf des überarbeiteten "Bundesgesetzes betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehr" (BÜPF) hervor, den der Bundesrat am Mittwoch in die Vernehmlassung geschickt hat.
 
In Art. 270bis der Strafprozessordnung soll dazu eine "ausdrückliche gesetzliche Grundlage" verankert werden, um "auf Anordnung der Staatsanwaltschaft eine Methode mit Hilfe von speziellen Überwachungsinstrumenten anzuwenden". Im Bericht zur Vernehmlassung wird dazu als Beispiel die Überwachung der Internettelefonie genannt, wo die zwischen den Teilnehmern ausgetauschten Daten verschlüsselt sind und beim Abhören damit unbrauchbar sind. Die "spezielle Überwachungsmethode" soll deshalb gemäss dem Bericht darin bestehen, "dass ein spezielles Informatikprogramm in das überwachte Datenverarbeitungssystem eingeführt wird, um die ausgetauschten Daten zu entschlüsseln und damit Zugang zu den Informationen zu erhalten".
 
De-fakto heisst das, dass die Strafverfolgungsbehörden in Zukunft eine spezielle "Abhör-Software" auf Computern von Verdächtigen installieren könnten. Eine Software notabene, die Antivirenhersteller in ihrem Vokabular als "Trojaner" bezeichnen und selbst dann abwehren wollen, wenn es sich um einen "Staatstrojaner" handelt, wie diese bereits 2007 erklärten (http://www.inside-it.ch/frontend/insideit?_d=_article&site=ii&news.id=11449). Allerdings sieht der neue Gesetzesentwurf ausdrücklich auch die Möglichkeit vor, ein "zusätzliches Programm" in das überwachte System einzuschleusen, "mit dem das Antivirusprogramm umgangen wird". Die Überwachung via "Staatstrojaner" soll nach dem Willen des Bundesrates ausserdem auch auf portablen Computern oder Smartphones angewendet werden dürfen.
 
Auch Hosting-Provider sollen künftig Daten liefern

Im Entwurf wird auch der Kreis derjenigen Dienstleister erweitert, die unter der bisherigen Regelung noch keine Daten an die Ermittler liefern sollen. Explizit werden in den Unterlagen Unternehmen wie "reine Service-Provider, Hosting-Provider" genannt, die weder der Konzessionspflicht noch einer Meldepflicht unterstehen. Diese sollen neu ebenfalls verpflichtet werden, Verbindungsdaten ihrer Kunden zu sammeln.
 
Die bisherige Frist von sechs Monaten, während der die Anbieter die Verbindungsdaten ihrer Kunden rückwirkend speichern müssen, soll ausserdem auf zwölf Monate ausgedehnt werden. Dies sei im Interesse einer wirksameren Strafverfolgung, da die Erfahrung zeige, dass zum Zeitpunkt einer Überwachung die betreffenden Daten oft bereits gelöscht seien, heisst es in einer Mitteilung des Bundesamtes für Justiz.
 
Keine Entschädigungen mehr für Überwachungsmassnahmen

Für die Kosten der Überwachungsmassnahmen will der Bund künftig nicht mehr aufkommen und hat die Aufwandentschädigungen im neuen Gesetzesentwurf gestrichen. Man übernehme damit eine Bestimmung aus dem Konsolidierungsprogrammes 2011-2013 zur Entlastung des Bundeshaushaltes, heisst es in der Medienmitteilung. Neben finanzpolitischen würden auch rechtliche Gründe für die Aufhebung bestehen, denn wie für Banken, die Unterlagen erheben, bestehe auch für Personen, die eine Überwachung durchführen, eine Pflicht zur "Edition" (gemeint ist wohl die Zusammenstellung von Daten), die vom Staat nicht zu entschädigen sei. In den letzten Jahren hatte der Bund im Durchschnitt jährlich rund 8,9 Millionen Franken (http://www.inside-it.ch/frontend/insideit?_d=_article&site=ii&news.id=20517) in Zusammenhang mit Überwachungsaufträgen ausbezahlt.

(Thomas Bruehwiler)

Mehr zu diesem Thema:

* Provider-Entschädigung für Überwachungen soll gestrichen werden
http://www.inside-it.ch/frontend/insideit;jsessionid=A95E10D0AB2982AC0A568D9B6D79E158?_d=_article&site=ii&news.id=20517
* Die Schweiz will Internet in Realtime überwachen
http://www.inside-it.ch/frontend/insideit;jsessionid=A95E10D0AB2982AC0A568D9B6D79E158?_d=_article&site=ii&news.id=18371
* Nationalrat gegen Freibrief für Online-Durchsuchung und Lauschangriff
http://www.inside-it.ch/frontend/insideit;jsessionid=A95E10D0AB2982AC0A568D9B6D79E158?_d=_article&site=ii&news.id=16422

-----------------------
REVOLTE BS
-----------------------

Basler Zeitung 26.5.10

Autonome schlugen zu

 Chaoten wollten Polizei zeigen, wie machtlos sie ist

 Mischa Hauswirth

 Frustrierte aus dem Umfeld der Basler Hausbesetzerszene sollen für die massiven Schäden in der Freien Strasse verantwortlich sein. Noch fehlen Spuren.

 Viel Fahndungserfolg kann die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt momentan nicht vorweisen. Nach den Zerstörungen vom vergangenen Freitag an Schaufenstern, Autos und Gebäuden in der Freien Strasse sucht sie noch nach den Verantwortlichen. Inzwischen rückt eine Gruppe ins Visier - Ermittler machen Linksautonome für die Tat verantwortlich. Wen genau sie im Verdacht haben, das wissen die Fahnder aber selbst noch nicht so genau.

 Fest steht bisher nur, dass der Schaden mehr als 350 000 Franken beträgt, dass die Polizei aufgetaucht ist, als die Täter bereits geflüchtet waren, und dass die Staatsanwaltschaft Beweismaterial dem Institut für Rechtsmedizin übergeben hat, um dieses auf DNA zu untersuchen.

 Ein Insider der Basler Hausbesetzerszene sagte gestern zur BaZ: "Die Aktion war geplant, um der Polizei zu zeigen, wie machtlos sie ist."

 Gemäss BaZ-Recherchen entlud sich am Freitagabend ein Gewitter, das sich seit Jahren zusammenbraute. Linksautonome sind sehr unzufrieden damit, wie Basel mit leer stehendem Wohnraum und der Forderung nach einem autonomen Kulturzentrum umgeht. Und dass der Staat nur eine Antwort bestehend aus "Zement und Polizei" geben könne.

 Die SP distanzierte sich gestern von der Gewalt. > Seite 23

--

Zerstörung als Zeichen gegen Basler Politik
 
Gewalttätige Autonome liessen ihren Frust über den Staat an Schaufenstern aus
 
Mischa Hauswirth

 Die Verwüstungen vom vergangenen Freitag in der Freien Strasse waren eine geplante Aktion der Basler Hausbesetzerszene, wie BaZ-Recherchen zeigen.

 Dem Nicht-Insider fällt es schwer, einen Zusammenhang zu erkennen. Auf der einen Seite die Räumung des 2007 besetzten früheren Hotels Steinengraben sowie die Auflösung der Hausbesetzerszene in Häusern beim Voltaplatz. Auf der anderen Seite die massiven Sachbeschädigungen in der Freien Strasse vom vergangenen Freitag (BaZ berichtete). Dennoch gehöre beides zusammen, erklärt ein Insider der Basler Autonomen gegenüber der BaZ. "Es brodelt in der Szene. Viele sind wütend und frustriert, dass Basel immer nur die Polizei als Antwort auf Hausbesetzungen schickt."

 Die Autonomen seien verärgert, weil das Hotel Steinengraben seit der Räumung immer noch leer steht. Der Insider: "Wir hatten ein Konzept mit Kino, Jugendhotel und Partyräumen, und seit Jahren ist alles zugemauert." Ebenfalls zur Steigerung der Unzufriedenheit beigetragen habe, so der Insider, wie restriktiv die kantonale Politik mit leer stehendem Wohnraum umgehe und wie ignorant man sich gegenüber der Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum oder Kulturraum stelle.

Partyzone

Die unbewilligte Demonstration vom Freitag war über einen Internetdienst angekündigt worden. Vieles lief zudem über Mundpropaganda. Die meisten wussten nur, dass ein Fest im Geist der aus England stammenden Strassenbesetzungsszene "reclaim the streets" geplant war. Dazu war ein Partywagen wie an der Streetparade aufgeboten. Für zwei Stunden sollte die Mittlere Brücke blockiert und in eine Partyzone verwandelt werden. Hunderte Menschen, die ohne Bewilligung tanzen, ohne dass die Polizei etwas dagegen unternehmen kann - so war es vorgesehen.

 Mehrere Dutzend vorwiegend Junge machten sich vor 23 Uhr vom Restaurant Tibits über den Barfüsserplatz Richtung Rhein auf. Eine Schülerin zur BaZ: "An der Spitze des Umzugs hielten vermummte und schwarz gekleidete Junge ein Transparent mit dem Schriftzug ‹Voll Geil› hoch."

Verlassen

Einige gewaltbereite Chaoten hatten anderes als Tanzen im Sinn. Sie schlugen mit Zimmermannshämmern auf die Schaufensterscheiben ein und verschmierten die Gebäude mit antikapitalistischen Parolen. Der Insider: "Die Aktion war geplant, um der Polizei zu zeigen, wie machtlos sie im Grunde ist."

 Auf der Website der "Autonomen Antifa Freiburg" steht: "In Basel haben am 22. Mai rund 150 Autonome eine Scherbendemo gemacht. Nach einem Fackelumzug wurden in der Freien Strasse fast alle Schaufensterscheiben eingeschlagen, mehrere Autos wurden entglast."

 Vielen Linken sei Gewalt suspekt, so der Insider. Darum hätten etliche die Demonstration verlassen und einige die Polizei angerufen, als die Sachbeschädigungen losgingen. Bis zur Alarmierung wusste die Polizei nichts von den Geschehnissen.

---

Basellandschaftliche Zeitung 26.5.10

"Die ganze Stadt überwachen"

 Nach dem zweiten Saubannerzug: Ladenbesitzer fordern mehr Kameras und mehr Polizei

 Die Videokameras in der Basler Innenstadt sollen öfter als vorgesehen eingeschaltet werden. Das zumindest verlangen Gewerbler.

 Andreas Maurer

 Zweimal innerhalb eines Monats verwüstet ein Saubannerzug Basels Innenstadt. "Wenn wir nichts dagegen unternehmen, passiert das nun jede Woche", befürchtet Urs Welten, Präsident von Pro Innerstadt. Gemeinsam mit Gewerbedirektor Peter Malama ist er heute bei Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass und Polizeikommandant Gerhard Lips zu Besuch. Die beiden Gewerbler fordern drastische Massnahmen, um künftige Saubannerzüge zu verhindern.

 Einerseits verlangen sie mehr Polizeipräsenz. Malama hat genaue Vorstellungen: "Die Polizei muss an neuralgischen Punkten in der Innerstadt präsent sein: oben an der Freien Strasse, bei der Hauptpost, beim Markplatz und beim Claraplatz." Auch Gass' erste Überlegungen gehen in diese Richtung. Teilweise hat die Polizei bereits reagiert. "Seither haben wir die Präsenz verstärkt. Die Polizeileitung entwickelt zurzeit eine neue Strategie, um der Situation gerecht zu werden", sagt Sprecher Klaus Mannhart.

 Neue Argumente für Kamera-Debatte

 Neben mehr Polizeipräsenz möchten die beiden Gewerbler vor allem auf Videoüberwachung setzen. Noch dieses Jahr installiert das Sicherheitsdepartement an neuralgischen Punkten Kameras. Bis jetzt war vorgesehen, dass diese nur bei Grossereignissen wie Fussballspielen oder Demonstrationen eingeschaltet werden. Somit wären sie wohl beim ersten Saubannerzug am 1. Mai in Betrieb gewesen. Der zweite am Pfingstfreitag hingegen hätte sich inmitten geschlossener Kameraaugen abgespielt.

 Malama und Welten fordern ein Umdenken. "Am besten würde man die ganze Stadt ständig überwachen", meint Welten. Malama ist vorsichtiger. Es müsse keine Überwachung rund um die Uhr sein. Er fordert eine "adäquate Überwachung", ohne diese genau zu definieren. Auf jeden Fall erwartet er von linken Grossräten, dass sie ihre strikte Position nach den beiden Saubannerzügen überdenken.

 Der Basler Datenschützer Beat Rudin dämpft die Erwartungen: "Videoüberwachung ist kein Wunderheilmittel. Gewalttäter lernen schnell, sich gegen Videoüberwachung zu schützen, indem sie sich vermummen oder ganz einfach an nicht überwachte Orte ausweichen." Auch die Teilnehmer der Saubannerzüge waren vermummt. Um sie auf ihrer Flucht zu verfolgen, hätte die ganze Stadt mit Kameras ausgerüstet sein müssen. Ein Szenario, das heute politisch nicht denkbar ist.

 "Polizeipräsenz wirkt mehr als Videoüberwachung", ist der Datenschützer überzeugt. Trotzdem sieht auch er grundsätzlich Vorteile von verstärktem Kamera-Einsatz: "Als Teil eines ganzen Mixes von Massnahmen könnte Videoüberwachung an bestimmten Orten ihren Teil zur Lösung beitragen."

--

 Der Saubannerzug von 1477

 Seit den unerwarteten Verwüstungen vom 1. Mai hat der Begriff "Saubannerzug" in Basel Hochkonjunktur. Nicht sensationshungrige Journalisten, sondern die Basler Staatsanwaltschaft hat ihn durch die Überschrift ihrer Medienmitteilung in Umlauf gebracht.

 Vor einem halben Jahrtausend hatte der Begriff eine andere Bedeutung: Damit wurde eine Freischar bezeichnet, die 1477 aus der Innerschweiz Richtung Genf aufgebrochen ist. Eine Freischar ist eine kriegerische Vereinigung, die gegen oder ohne Bewilligung der Obrigkeit entstanden ist. Diese bildeten sich oft spontan, zum Beispiel während der Fasnacht, oder wurden von einzelnen Personen organisiert. Die 1477 aufgebrochene Freischar bestand aus rund 1700 Männern, die mit der Beuteverteilung der Burgunderkriege unzufrieden waren. Sie trugen einen Banner mit einem wilden Eber und einem Kolben - ein Zeichen für Unzufriedenheit. Daher stammt der Name "Saubannerzug". Er steht auch für den Höhepunkt der allgemeinen Kriegslust. Der Saubannerzug von 1477 erreichte sein Ziel: Die Männer erhielten das geforderte Geld. (öpf)

 Quelle: Historisches Lexikon der Schweiz

---

Blick am Abend 25.5.10

"Diese linke Gewalt wird teilweise toleriert"

 Saubannerzug

 SVP fordert "knüppelhartes" Vorgehen gegen die Chaoten aus der Freien Strasse.

 Vermummte zerstörten am Samstag rund 80 Schaufenster in der Freien Strasse. Die Staatsanwaltschaft wertet heute Beweismaterialien aus. SVP-Präsident Sebastian Frehner fordert: "Gegen solche Chaoten muss knüppelhart vorgegangen werden."

 Die Ermittler vermuten die Täter im linksautonomen Lager. "Gewalt ist Gewalt", sagt Frehner. Er behauptet aber, dass von linker Politik linke Gewalt teilweise toleriert werde. SPParteisekretär Dieter Wüthrich hält dagegen: "Von solchen Aktionen distanziert sich die SP in aller Deutlichkeit und Schärfe. Das hat mit unserer Politik rein gar nichts zu tun." rw

---------------------------------
HARASSENLAUF BL
---------------------------------

Blick am Abend 25.5.10

Kanton sucht Biertrinker

 PROST

 Dialog statt Verbot. Die Sicherheitsdirektion sucht jetzt Organisatoren für den Bierlauf.

 Von  Philipp Schrämmli  und  Ronny Wittenwiler

 Regierungsrätin Sabine Pegoraro geht auf Tuchfühlung mit den Biertrinkern. Konkret: Die Sicherheitsdirektion Basel-Landschaft will bis zu den Sommerferien eine Arbeitsgruppe gründen, die Kontakt mit denjenigen aufnimmt, die als Organisatoren des berüchtigten Harassen-Laufs in Frage kommen. "Kurz vor dem Harassenlauf haben sich unter anderem im Blick am Abend Jugendliche gemeldet, die sich diese Aufgabe zutrauen", sagt Sprecher Dieter Leutwyler. Man wolle nun wissen, ob esihnen ernst sei und sie bei der Planung für das nächste Jahr unterstützen.

 Weil der Harassenlauf regelmässig ausartete, erklärte ihn Pegoraro heuer zu einem bewilligungspflichtigen Anlass. Da sich kein Organisator meldete, erliessen Riehen und Münchenstein auf der traditionellen Strecke für den 1. Mai ein Alkoholkonsum- und ein Fahrverbot. Diese setzte die Polizei mit einem Grossaufgebot um, welches rund 470000 Franken kostete. Ein Superpuma der Armee kreiste über dem Gelände. "In der Arbeitsgruppe werden nicht nur Leute sein, die etwas mit der Umsetzung des Verbots zu tun haben", sagt Leutwyler. "Sonst schrecken wir mögliche Organisatoren nur ab."

 Seinen Humor hat er ob der Debatte um den Harassenlauf nicht verloren. "Meine Freunde schenkten mir zum Geburtstag einen Harass Bier. Das fand ich witzig."

 Wer sich die Organisation des Laufs zutraut, soll sich bitte melden: dieter.leutwyler@bl.ch

---------------------------
1. MAI ZUREICH
---------------------------

tagesanzeiger.ch 26.5.10

1. Mai-Chaoten sollen Tausende Franken zahlen

cal

 Zwei Mittzwanziger sollen hohe Geldstrafen zahlen, weil sie sich an den Ausschreitungen am 1. Mai beteiligt haben. Heute stehen sie vor dem Richter.

 Die Botschaft der Staatsanwaltschaft an die Adresse der Chaoten ist klar: Wer an den 1. Mai-Krawallen teilnimmt, soll nicht billig davonkommen. Mit 7500 Franken soll ein 23-jähriger Wetziker bestraft werden, der 2009 mit einer Taucherbrille und einem Schal vermummt an der illegalen Nachdemo teilgenommen hat. Zusätzlich soll der Sozialogiestudent eine Busse von 500 Franken bezahlen.

 Steinwürfe oder Brandstiftung konnte die Polizei dem 23-Jährigen nicht nachweisen. Jedoch flogen Molotowcocktails und Flaschen aus der Gruppe, die der Angeklagte mit einem Megaphon angefeuert hatte. Die Anklageschrift hält deshalb fest, dass sich der "Rädelsführer" des Landfriedensbruchs und der Widerhandlung gegen das Vermummungsverbot schuldig gemacht hat.

 Hooligan am 1. Mai

 Gar 9000 Franken Strafe und 300 Franken Busse soll ein zweiter Angeklagter bezahlen, der zur Zürcher Hooliganszene gehört. Der 26-jährige Hilfsschreiner war Teil einer Gruppe von Fussballfans, die ebenfalls im Jahr 2009 die Nachdemo nutzten, um sich mit Autonomen zu prügeln. Laut Anklageschrift waren die Hooligans während rund zwei Stunden in Schlägereien mit Personen aus dem linken Spektrum verwickelt. Wahllos seien aus dieser Gruppierung heraus Leute angegriffen und verletzt worden.

 Nur vier Monate später gehörte der Angeklagte zu einer Gruppe von gewaltbereiten FCZ-Fans, die sich nach dem Champions-League-Spiel gegen Real Madrid vor dem Letzigrundstadion aufgestellt hatten. Die Stadtpolizei kesselte die Männer ein, um sie einer Kontrolle zu unterziehen. Plötzlich sei der Mann aufgestanden und habe versucht zu fliehen, so der Staatsanwalt. Dabei wurde ein Polizist auf den Boden geworfen und zog sich einen Bänderriss an der Hand zu.

 Gebracht hat es dem Schläger nichts. Er wurde nicht nur eingeholt und verhaftet; bei der Personenkontrolle fanden die Polizisten zudem Kokain. Heute muss sich der Mann, der bereits dreifach vorbestraft ist, vor dem Einzelrichter verantworten. Gut möglich, dass er vom Einzelrichter zusätzlich verurteilt wird: wegen Landfriedensbruchs, Gewalt und Drohung gegen Beamte, einfacher Körperverletzung und Widerhandlung gegen das Betäubungsmittelgesetz.

 An den beiden Gerichtsverhandlungen von heute Mittwoch sprachen die Richter noch kein Urteil aus. Es wird den Angeklagten schriftlich zugestellt.

---------------------------------------
30 JAHRE ZÜRI BRÄNNT
---------------------------------------

Tagblatt der Stadt Zürich 26.5.10

"Lieber ‹blutt› statt kaputt!"

 Tipps Das "Tagblatt" empfiehlt Bücher, CDs und Filme übers Verliebtsein. Diese Woche: "Züri brännt", 30 Jahre Opernhauskrawalle.

 Der Sommer in Zürich war heiss, er brannte geradezu. Was in Flammen stand, war die etablierte, bürgerliche Kultur der Stadt. So zumindest wollten es die Jugendlichen, die sich mit der Polizei Strassenschlachten lieferten. Unter die Krawalle und Nackt-Demos mischten sich damals auch sogenannte Videoaktivisten, die das Geschehen mit der Kamera festhielten (siehe dazu das Interview auf Seite 31). Aus dem gesammelten Material entstand ein einzigartiges Dokument, das mittlerweile längst Kult geworden ist. Für jeden, der sich in Zürich heute "alternativ" nennt, ist der Film Kulturgut. Der NZZ war damals dieses Pamphlet der Jugend allerdings gar nicht geheuer. Der Film sei "nicht im Geringsten an auch nur einigermassen objektiver Informationsvermittlung über Vorgänge im Verlauf des letzten Sommers interessiert". Da hatte Zürich allerdings schon lange gebrannt.
js

 Woher nahm die Zürcher Jugend ihre Energie zum Krawall? Vorgemacht hatten es bereits 12 Jahre zuvor ihre Väter und Mütter, die sich 1968 zu verweigern begannen. Ordnung, Pünktlichkeit, Sauberkeit - diese obersten Maximen wollten sie in der Schweiz hinwegfegen. Autor Jürg Hassler gehörte damals zu diesen Jugendlichen, die sich aufbäumten. Er erzählt seine Geschichte, in der er anfangs von der Musik verzaubert zu einem Strassenkämpfer wird. Sein Buch ist zusammen mit einer DVD gerade in der "Bibliothek des Widerstandes" erschienen, ein einzigartiges Projekt des Hamburger Laika-Verlags, das die Geschichte der Revolten in sich vereint. Vom 2. Juni 1967 bis zur Globalisierungskritik. Mitherausgeber der Reihe ist kein Geringerer als Karl Heinz Dellwo, ein ehemaliges RAF-Mitglied. Dellwo ist heute Dokumentarfilmer. http://www.laika-verlag.de
JS

 Ohne es zu wollen, lieferte die Zürcher Punkrockband TNT den Zürcher Studentenunruhen einen Soundtrack. "Züri brännt" hiess der Song, mit dem die erst 14-jährige Frontsängerin Sara Schär und ihre musikalischen Verbündeten die Krawallmacher im Sommer 1980 lauthals in den Strassenkampf peitschten. Beabsichtigt war das nie. "Züri brännt" entstand zwei Jahre vor den Unruhen und war in erster Linie als Kampfansage an die grossstädtische Langeweile gedacht. Dennoch wurde "Züri brännt" zur Hymne der aufständischen Jugend. Dass die Band nicht auf ihren knapp einminütigen Song reduziert werden wollte, interessierte damals niemanden. Erst 2008 wurde dem musikalischen Schaffen der bekanntesten Schweizer Punk-Gruppe Tribut gezollt. Ein japanisches Label brachte "Züri brännt - The Singles and More" auf den Markt. Eine Zusammenstellung von 16 TNT-Songs. Ungeschminkter, schriller Gitarrensound in bester Garagen-Punk-Manier.
SAS

---

"Vielleicht wird die Jugend auf die Barrikaden steigen müssen"

 von Jan Strobel

 Vor 30 Jahren erschütterten die Opernhauskrawalle die beschauliche Limmatstadt. Ethnologe Heinz Nigg (61) war an vorderster Front mit dabei.

 Tagblatt der Stadt Zürich: Herr Nigg, wogegen wollten Sie damals eigentlich ankämpfen?

 Heinz Nigg: In den Siebzigerjahren machte ich in Zürich in der sogenannten Quartiergruppen-Bewegung mit. Wir wehrten uns gegen die Expressstrasse Westtangente, die mein damaliges Wohnquartier Wipkingen in zwei Hälften zerschnitt. Mein Herz schlug auch immer für die bunte Subkultur Zürichs, die sich damals auf der Gasse und in den Spunten breitmachte: Eigenwillige Künstlerfiguren, Randständige, fröhliche Langstrassen-Hippies, Überlebenskünstler, Punks und andere, die dem Teufel vom Karren gefallen waren. Als Ethnologe interessierte mich das Fremde in der eigenen Kultur.

 Wie haben Sie die Opernhauskrawalle erlebt?

 Nigg: Ich war damals Lehrbeauftragter am Ethnologischen Seminar der Universität. Wir erforschten die neuen, urbanen Bewegungen in Zürich. Am 30. Mai 1980 war ich mit einer Gruppe von Studentinnen und Studenten an der Opernhaus-Demo dabei.

 Sie dokumentierten die Demonstration mit einer Videokamera. Der Film löste anschliessend heftige Kontroversen aus.

 Nigg: Wir beobachteten mit der Kamera, wie die Demonstration in einen Krawall umschlug. Ein paar Tage später führten wir den Film an der ersten Vollversammlung der Jugendbewegung vor, die aus dieser und weiteren Krawallnächten entstanden war. Kurz darauf, am 6. Juni 1980, verbot der Erziehungsdirektor Alfred Gilgen jede weitere Aufführung. Ab sofort waren uns die Hände gebunden. Die Leute vom alternativen Medienkollektiv Videoladen drehten während der Monate dauernden Unruhen weiter und stellten aus unserem und ihrem Material den Bewegungsfilm "Züri brännt" her. Dieser Film, der in restaurierter Form wieder erhältlich ist, machte die Zürcher Jugendunruhen in der Schweiz und über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

 Die Staatsanwaltschaft wollte den Film dann für ihre polizeilichen Ermittlungszwecke benutzen.

 Nigg: Wir weigerten uns, das Rohmaterial von unseren Aufnahmen über den Ausbruch der Jugendunruhen der Staatsanwaltschaft auszuhändigen. Das hätte das Vertrauen in die Unabhängigkeit und Freiheit der Wissenschaft zerstört. Viele Universitäten im In- und Ausland solidarisierten sich mit uns und Professor Löffler, dem Leiter des Ethnologischen Instituts, der sich voll hinter mich und meine Studenten stellte. Ich verlor damals meinen Lehrauftrag und die Aussicht auf eine berufliche Karriere im öffentlichen Dienst. Ich schaute mich nach einer neuen Existenzgrundlage um und tauchte ab.

 Was bedeutete dieser Schritt für Sie?

 Nigg: Abtauchen hiess damals für mich, meine Arbeit als Ethnologe und Kulturschaffender ausserhalb der staatlichen Institutionen fortzusetzen. Ich machte mich nützlich, wo immer man meine Kenntnisse über alternative Video- und Kulturarbeit brauchen konnte: in der offenen Jugendarbeit, in der Roten Fabrik, in der soziokulturellen Animation und in der Erwachsenenbildung. Unterstützt wurde meine Arbeit mit kirchlichen Geldern und von Stiftungen wie der Pro Juventute.

 Wie würden Sie heute Widerstand definieren?

 Nigg: Widerstand bedeutet Gehorsamsverweigerung gegenüber der Obrigkeit, gegenüber dem Staat. Ich war überzeugt, dass der Widerstand der Jugendbewegung der Achtzigerjahre sinnvoll war, weil sich die Stadtregierung über die berechtigten Interessen und Bedürfnisse vieler junger Leute in dieser Stadt stur hinwegsetzte.

 Finden Sie Krawalle ein legitimes Mittel, um auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen?

 Nigg: Die Krawalle am 1. Mai kann ich nicht als politischen Widerstand verstehen. Auch der sich ausbreitende Vandalismus im öffentlichen Raum hat mit politischem Widerstand nichts zu tun. Vandalismus ist aber ein Zeichen dafür, dass in unserer Gesellschaft etwas krumm läuft. Man muss die Hintergründe des Vandalismus erforschen, wenn man ihn an den Wurzeln bekämpfen will.

 Heute profitiert die Jugend von den Errungenschaften der "Bewegig". Hat sie das bequem gemacht?

 Nigg: Die heutige Jugend ist ebenfalls in Bewegung, auch wenn die Bewegungen kleiner, punktueller sind als früher. Ich denke an das Engagement verschiedener Aktivistengruppen für die Sans-papiers in Zürich, an interessante neue Kulturprojekte in Basel, an den Widerstand der alternativen Kulturschaffenden in Luzern gegen das Überhandnehmen der Hochkultur und der wirtschaftlichen Interessen des Tourismus. Und es gibt Studentinnen und Studenten in Bern, die gegen die zunehmende Diskriminierung der muslimischen Bevölkerung kämpfen. Wenn diese jungen Bewegungen von der Jugendbewegung der Achtzigerjahre profitieren können, freut mich das sehr.

 Die Party hat also nicht über das Engagement gesiegt?

 Nigg: Ich habe nichts gegen das Partyvolk, das sich im Kreis 5, wo ich wohne, vergnügt. Wenn aber in den Trams betrunkene Jugendliche aus der Agglomeration aggressiv ausflippen, die Badi im Oberen Letten von der Gastronomie vereinnahmt wird und die Frauen ihr Sonnendeck und ihre Garderobe verlieren, sind das für mich Zeichen, dass die Entwicklung in die falsche Richtung geht. In Zürich muss Platz für Jung und Alt, Arm und Reich sein. Sonst verlieren wir die hohe Lebensqualität, für die ich meine Stadt so liebe.

 Was ist von der Botschaft der Jugendunruhen geblieben?

 Nigg: Jede junge Generation ist innovativ. Die Jugendunruhen haben gezeigt, wie sich Jugendliche wehren können, wenn ihre Anliegen und ihre Kritik kein Gehör finden. Ich hoffe, dass heute die vielen Projekte von jungen Leuten, die sich kritisch mit unserer Gesellschaft beschäftigen, mehr Gehör finden als damals. Aber vielleicht werden auch sie eines Tages auf die Barrikaden steigen müssen.

 Was würden Sie im heutigen Zürich verändern wollen?

 Nigg: Ich bin für eine Renaissance der durchmischten Nachbarschaft. Dort wo man wohnt, soll man auch arbeiten und die Freizeit gestalten und geniessen können. Das erspart uns die unsäglichen Pendlerströme, viel Energie und Geld. § t

--

 CURRICULUMVITAE

Geboren
1949 in Zürich.

Ausbildung
Studium der Geschichte, Politikwissenschaft und Ethnologie.

 Karriere
Freiberuflicher Ethnologe und Kulturschaffender. Autor von "Wir sind wenige, aber wir sind alle. Biografien aus der 68er-Generation in der Schweiz". Limmat-Verlag 2008.

--------------------
KOKAIN LU
--------------------

NLZ 26.5.10

1000 Einheiten Kokain pro Tag

 jem. Jetzt gibt es erstmals wissenschaftliche Erkenntnisse zum Kokainkonsum in Schweizer Städten: 100,7 Gramm oder rund 1000 Einheiten der Trend-Droge werden täglich in Stadt und Agglomeration Luzern konsumiert. Eine Studie der Universität Bern hat aufgrund von Abwassermessungen die Kokainmengen hochgerechnet.

 An den Wochenenden sind die Werte am höchsten, Spitzenreiter ist die Stadt Zürich. Gemessen wurde im Sommer 2009 mit einem hochempfindlichen Analysegerät. "Die Resultate haben mich überrascht", sagt Studienverfasser Christoph Mathieu.

 Seite 21

--

Nationale Studie

 Kokainfreies Abwasser gibts kaum mehr

Von Andreas Bättig

 Eine Studie der Universität Bern zeigt: 1000 Linien Koks werden in Luzern täglich konsumiert. Spitzenreiter ist die Stadt Zürich.

 andreas.baettig@neue-lz.ch

 Kokain ist in Luzern die Problemdroge Nummer eins. Das bestätigten in jüngster Vergangenheit Polizei und Strafuntersuchungsbehörden wiederholt (siehe Box). Was die konsumierten Mengen dieser Trenddroge betrifft, so ist Luzern zwar keine Kokshauptstadt. Aber trotzdem werden hier pro Tag rund 1000 Linien Kokain konsumiert - ausgehend von der Annahme, dass eine Einheit oder Linie etwa 0,1 Gramm enthält. Das zeigt jetzt erstmals eine Studie der Universität Bern.

 Hochempfindliches Gerät

 In einem Pilotprojekt wurde im Sommer 2009 systematisch der Kokaingehalt im Abwasser von fünf grossen Schweizer Städten untersucht. Neben Luzern wurde das Abwasser der Städte Bern, Basel, Genf und Zürich untersucht. Für die Luzerner Resultate wurden Proben in der Abwassereinigungsanlage Buholz entnommen, wo das Abwasser aus der Stadt und der Agglomeration (rund 180 000 Personen) aufbereitet wird. Autor der neuen Studie ist Christoph Mathieu. Zusammen mit dem Gewässer- und Bodenschutzlabor des Kantons Bern wurden die Kokainmengen mit Modellrechnungen ermittelt, welche Faktoren wie Einzugsgebiet, Volumen der Abwässer und den Stoffwechsel der Konsumenten berücksichtigen.

 Bei den Messungen kam ein hochempfindliches Analysegerät zum Einsatz, welches selbst Suchtstoffe von einigen Milliardstelgrammen pro Liter erkennt.

 Spitzenwerte am Wochenende

 Die gemessene Kokainmenge wurde auf Gramm pro Tag hochgerechnet (siehe Grafik). "Die Resultate haben mich überrascht", sagt Mathieu. "Ich dachte nicht, dass man so viel nachweisen kann." Wie die "SonntagsZeitung" berichtet, war das grösste Problem der Forscher, eine Abwasser-Vergleichsprobe ohne Kokainspuren zu beschaffen. Einzig in einer Kläranlage am Thunersee wurden sie schliesslich fündig.

 Die Studie bestätigt die These, dass an Wochenenden am meisten gekokst wird - so auch in Luzern. Koksspitzentag ist derweil der Samstag. "Wir haben am Sonntag jeweils das Kokainhauptabbauprodukt Benzoylecgonin gemessen", sagt Mathieu. Zudem wurden auch die reinen Kokainwerte gemessen.

 Grossanlässe schlagen aus

 Bei den Messungen zeigte sich: Zürich ist die Kokainhauptstadt der Schweiz. In der grössten Schweizer Stadt lieferte das Street-Parade-Wochenende Anfang August den Spitzenwert aller Proben: Ein Liter Abwasser enthielt fast drei Mikrogramm Benzoylecgonin. Das ist doppelt so viel wie an einem normalen Wochenende. Auch beim Gurtenfestival in Bern wurde doppelt so viel Kokain konsumiert wie gewöhnlich. In Luzern wurde kein Grossanlass in die Messdaten aufgenommen.

 Dass Kokain boomt, zeigt die Statistik der Beschlagnahmungen: 2009 konfiszierte die Polizei in der Schweiz 556 Kilo Kokain. Das ist der Spitzenwert der vergangenen Jahre. Schätzungen gehen davon aus, dass in der Schweiz rund 60 000 Personen regelmässig Kokain und Heroin konsumieren.

--

 KokainPreis

 Ab 11 Franken

 Wie viel Kokain im Kanton Luzern umgesetzt wird, ist nicht bekannt. Im Jahr 2009 wurde im Kanton Luzern 1688-mal gegen das Betäubungsmittelgesetz verstossen, das sind 342 Fälle mehr als im Vorjahr. Einer der Gründe laut Luzerner Strafverfolgungsbehörden: "Der Handel mit und der Konsum von Kokain hat stark zugenommen." Dass Kokain relativ günstig zu haben ist, deute darauf hin, dass genügend davon im Umlauf ist, hiess es bereits im Februar. Der Preis für eine Linie Koks liegt bei 11 bis 13 Franken.

 In Luzern läuft der Kokainhandel fast ausschliesslich über Schwarzafrikaner. Die Kokainkonsumenten hingegen sind zum Grossteil Schweizer Staatsbürger.

----------------------------------
BIG BROTHER SPORT
----------------------------------

BZ 26.5.10

Fussballmeisterschaft

 Nur SF plädiert für Chaotenfinal

 Das Ende des Finalissima-Systems bei der Fussballmeisterschaft ist so gut wie besiegelt. Die Mehrheit der Super-League-Fussballklubs ist für dessen Abschaffung. Nur das Schweizer Fernsehen gibt sich skeptisch.

 Bereits für die nächste Saison werden die Spielpläne wohl nicht mehr so konzipiert sein, dass beim letzten Saisonspiel eine Direktbegegnung der Favoriten absehbar ist. Diese Änderung bedeutet das Ende des Finalissima-Systems. Die Mehrheit der Spitzenklubs befürworten diese Änderung. Das ergab eine Umfrage dieser Zeitung bei den Klubs(siehe Kasten).

 Entscheid in dieser Woche

 Formell entscheiden werden die Klubs noch diese Woche. Am Freitag findet eine ausserordentliche Generalversammlung der Swiss Football League (SFL) statt. Zur Diskussion steht dort, ob die Spielpläne künftig von Anfang an gleich für die ganze Saison festgelegt werden sollen. Genau dies befürwortet gemäss der Umfrage dieser Zeitung die Mehrheit der Klubs.

 Und dies bedeutet das Ende des Finalissima-Systems. Bis jetzt wurden die Spielpläne für die zweite Hälfte der Saison erst in der Mitte der Saison festgelegt. Die SFL legte zu diesem Zeitpunkt die Daten für die restlichen Spiele bewusst so fest, dass die beiden Meistertitel-Favoriten ganz am Schluss der Saison aufeinandertreffen. So war es jeweils absehbar, dass es zum Schluss der Meisterschaft zu einer alles entscheidenden Direktbegegnung der Favoriten kam. Für diese Direktbegegnung hat sich der Name Finalissima eingebürgert. Sie hat eine künstliche Dramatisierung der Meisterschaft zur Folge.

 Werden die Spieldaten für die ganze Saison nun bereits von allem Anfang an festgelegt, kann es nur noch per Zufall zu einem so emotional geladenen, alles entscheidenden Saisonendspiel kommen. SFL-Sprecher Roger Müller unterstreicht: "Wenn sich die Mehrheit der Klubs klar für diese Variante aussprechen, werden wir die Spielpläne am Anfang der Saison für die ganze Saison erstellen."

 Hooligans sind schuld

 Der Grund für die wahrscheinlich baldige Abschaffung der Finalissima: Es hat sich gezeigt, dass solche alles entscheidenden Direktbegegnungen am Schluss der Saison die Gemüter vieler Fans zu sehr erregte. Trotz massivem Polizeiaufgebot konnten die Sicherheitskräfte Gewalteskalationen oft gar nicht oder nur mit viel Glück verhindern.

 Das war auch bei der soeben zu Ende gegangenen Saison der Fall. Für die Finalissima zwischen den Young Boys und dem FC Basel mussten 600 Polizisten aufgeboten werden. Selbst damit gelang es nur knapp, eine Massenschlägerei zwischen gewaltbereiten Fangruppen zu vereiteln. Bei solchen Schlägereien sind jeweils auch friedliche Zuschauer gefährdet.

 SFL-Sprecher Müller hat allerdings auch Argumente gegen die Abschaffung des Finalissima-Systems: "Es würde heissen, dass wir gewisse in den Verträgen mit dem Schweizer Fernsehen und dem Teleclub festgelegte Prinzipien einseitig ändern würden." Es sei deshalb nicht auszuschliessen, dass das Fernsehen dann weniger zahle für die Übertragungsrechte. Wie viel das Schweizer Fernsehen für die Übertragungsrechte insgesamt zahlt, halten Fernsehen und Verband geheim.

 SF: Viel steht auf dem Spiel

 In der Tat scheint für das Schweizer Fernsehen viel auf dem Spiel zu stehen. Das Schweizer Fernsehen ist denn auch als einziger Player in der Meisterschaft mehr oder weniger offen gegen die Abschaffung der Finalissima: "Wir stehen zurzeit in Kontakt mit dem Fussballverband Swiss Football League bezüglich des Spielplans der Meisterschaftsspiele der nächsten Saison", sagt der Sprecher des Schweizer Fernsehens David Affentranger. Dabei gehe es auch um die Finalissima.

 Ziel des Schweizer Fernsehens sei, den TV-Zuschauern das entscheidende Meisterschaftsspiel und den neuen Schweizer Meister live zeigen zu können. Affentranger betont: "Wenn der Spielplan nicht mehr auf eine Finalissima ausgerichtet ist, wird dies sehr schwierig und kaum planbar sein."

 Die Zuschauerzahlen , sprich die Einschaltquoten, seien in diesem Falle für das Schweizer Fernsehen hingegen nicht das entscheidende Kriterium, beteuert Affentranger.
 
Mischa Aebi

--

 Spitzenklubs

 Die Umfrage

 Eine Umfrage dieser Zeitung ergab, dass mindestens sechs von den zehn Super-League-Klubs klar für die Abschaffung des Finalissima-Systems sind. Das sind die Young Boys, der FC Basel, der FC St.Gallen, der neu aufgestiegene FC Thun, der FC Luzern und der Zürcher Grasshopper-Club. Die vier verbleibenden Klubs konnte diese Zeitung gestern nicht erreichen.
 ma

---

20 Minuten 26.5.10

FCL-Fanarbeiter setzt sich für Extrazüge ein

 LUZERN. Die SBB will Fussballfans künftig nicht mehr in Extrazügen befördern. Jetzt wehrt sich die FCL-Fanarbeit gegen diesen Plan.

 "Ohne Extrazüge werden die Fans auf die regulären Züge umsteigen", befürchtet FCL-Fanarbeiter Christian Wandeler. Dieses Szenario würden sich aber weder die SBB noch die Fans wünschen. Den Vorwurf der SBB, dass bei Extrazügen regelmässig Schäden und Mehrkosten entstünden, weist Wandeler ab: "Bei den jährlichen Auswertungen der SBB sieht man, dass beim FCL praktisch keine Schäden oder Probleme entstanden sind." Dies sei so, weil die Fans selbst in die Pflicht genommen würden. So würden etwa die Extrazüge von den FCL-Anhängern selbst organisiert. "Es ist somit auch im Interesse der Fans, dass es keine Probleme in den Zügen gibt", so Wandeler weiter. Er wünscht sich deshalb, dass sich die SBB auf jene Klubs beschränken, bei denen es nicht so gut laufe.

 Die SBB will laut Sprecher Roman Marti nicht einzelnen Klubs den schwarzen Peter zuschieben. "Die Idee ist, dass Klubs und Fans Züge mieten und damit für Schäden und zusätzliche Reinigungskosten aufkommen", sagt Marti.

 Wandeler zweifelt an der Machbarkeit dieser Idee. "Das wäre für die Fans ein zu grosser administrativer Aufwand." Anfang Juni treffen sich Fanarbeit und SBB für einen Jahresrückblick. Wandeler will dies nutzen, um das Thema Extrazüge nochmals zu besprechen.  

Matthias Giordano

--------------------------------------------
ALARD DU BOIS-REYMOND
--------------------------------------------

24 Heures 26.5.10

Alard du Bois-Reymond, la méthode du franc-parler

 PORTRAIT - Le Zurichois de 49 ans s'est imposé en quelques mois à la tête de l'Office fédéral des migrations (ODM). Ses phrases chocs sur les requérants nigérians ont fait de lui l'archétype du raciste anti-Noirs. Il assume et s'explique.

 XAVIER ALONSO BERNE

 "Jene sais pas si être marié à une Congolaise me donne une légitimité, mais cela me donne l'envie de parler clair. J'aime que les Africains soient bien intégrés. J'aime l'Afrique, je m'y sens aussi chez moi!" Alard du Bois-Reymond, le nouveau directeur de l'Office fédéral des migrations (ODM), revendique le parler vrai. Et l'applique. C'est lui qui a déclaré, à la mi-avril, que 99,5% des requérants nigérians utilisent la filière de l'asile pour s'adonner à des activités illégales, dont le trafic de drogue.

 Avec cette seule déclaration, l'économiste de 49 ans est devenu l'homme du printemps de la politique fédérale. Le protagoniste d'une polémique anti-Noirs. Amnesty International s'est indigné. Et le Carrefour de réflexion et d'action contre le racisme anti-Noirs (CRAN) a exigé sa démission et parlé de "xénophobie d'Etat". Pour le coup, cet ex-délégué du CICR, qui a sillonné l'Afrique, de l'Ethiopie au Nigeria, passe aux yeux de certains milieux humanitaires pour le raciste No 1 de Suisse. "C'est particulier à vivre. Mais cela ne me touche pas beaucoup. On en rigole beaucoup avec ma famille africaine, que je vois souvent à Paris", rétorque Alard du Bois-Reymond.

 De l'humanitaire à la migration

 Car celui qui est à la tête de l'ODM depuis janvier seulement n'en démord pas. "Ce qui est grave, c'est de ne pas parler de certaines choses", souligne le fonctionnaire, mettant en avant un discours qu'il veut honnête et factuel(lire ci-contre). Ces méthodes chocs, l'homme les appliquait déjà lorsqu'il dirigeait, de 2005 à 2009, l'assurance invalidité (AI). Fin 2009 encore, il avait lancé une campagne d'affichage jugée scandaleuse. Le slogan "Vous ne verrez jamais les handicapés au travail" voulait briser les tabous par la provocation.

 "Quand les gens vous disent: "Je ne vois pas ton handicap, je ne vois que ta personne", je sais que ce n'est pas vrai: je suis fils de handicapé!" raconte Alard du Bois-Reymond. Son père, engagé dans la Wehrmacht pendant la Seconde Guerre mondiale, a perdu l'usage des deux jambes en sautant sur une mine. D'origine neuchâteloise, la famille du Bois-Reymond s'était établie à Berlin au XVIIIe   siècle, contrainte à l'exil lorsque le canton était passé de la Prusse à la Confédération helvétique.

 "On voit d'abord la couleur de sa peau"

 "Mon aïeul, royaliste, était ministre auprès de la cour de Prusse!" explique Alard du Bois-Reymond dans un français mâtiné d'accent germanique. C'est finalement le grand-père de l'actuel patron de l'Office des migrations, toujours détenteur de la nationalité suisse, qui est venu s'installer à Zurich à la fin de la guerre et a ainsi mis fin à l'exil.

 Entre le parcours personnel d'Alard du Bois-Reymond et son histoire familiale, il y a comme des résonances. Mais davantage qu'aux illusions du destin "et du hasard", cet homme à l'allure de barbouze s'appuie sur les faits. Et les sentiments qu'il a pu éprouver personnellement en font partie. Aussi, il relie l'hypocrisie qui règne autour du handicap à celle liée aux étrangers. "Je l'ai vécu avec ma femme, raconte-il mi-amusé, mi-affligé. "Ah, tu es Noire? Je n'avais pas fait attention!", s'entend-elle dire parfois. Il faut être honnête. On a tous ces réflexes: on voit d'abord la couleur de sa peau. Et ce n'est pas être raciste de le dire. Ce qui est grave, c'est quand on ne la prend pas au sérieux parce qu'elle est Noire. " •

--

 "Il doit y avoir en Suisse de la place pour les vrais réfugiés"

 Au cœur de plusieurs dossiers chauds, l'homme de fer de la politique migratoire ne déroge pas à une ligne de conduite très ferme. Comme l'illustre le cas de la famille Selimi, Kosovars établis à Genève, qui ont reçu leur avis d'expulsion. Le boss de l'ODM n'envisage pas de recevoir la famille Selimi, pas plus que les représentants du groupe de soutien. Le Tribunal administratif fédéral (TAF) ayant confirmé par deux fois la décision de l'ODM, la balle est désormais dans le camp du canton de Genève. Soit il exécute le renvoi, soit il fait une demande pour "cas de rigueur". Le tour des positions d'Alard du Bois-Reymond sur d'autres dossiers:

Régularisation des clandestins? - - "Je suis frappé par la différence de perception entre la Suisse romande et la Suisse alémanique. De nombreuses personnes rentrent dans leur pays, d'autres viennent sans leurs enfants. Accepter des gens qui ne respectent pas les règles, c'est aussi punir ceux qui collaborent. La seule approche qui marche est celle des cas de rigueur. "

Les Nigérians? - "Mes déclarations ont pris une dynamique que je ne contrôle plus. J'ai dit que 99,5% des requérants d'asile nigérians n'avaient pas été acceptés comme réfugiés. En 2009, il y a eu 1700 demandeurs d'asile provenant du Nigeria. Environ 700 d'entre eux ont été condamnées pour trafic de drogue. C'est la vérité des chiffres. "

L'asile trop attractif? - "Je n'ai jamais utilisé le discours de "la barque est pleine". Il doit y avoir en Suisse de la place pour les vrais réfugiés. Aussi, réduire le temps de traitement des dossiers est une mesure attractive pour les vrais réfugiés. Ils restent moins longtemps dans l'incertitude. "

Les musulmans en Suisse? - "Nous devons améliorer l'acceptation de cette population par le dialogue et le compromis. Mais la discussion est devenue émotionnelle. Je l'ai dit à M. Blancho: par ses positions, il polarise et rend un mauvais service à la communauté musulmane, avec laquelle nous sommes en dialogue. "(ndlr: Nicolas Blancho, Suisse converti à l'islam, est le directeur du Conseil central islamique suisse. Cette organisation radicale a été exclue du dialogue entre les musulmans de Suisse et Eveline Widmer-Schlumpf. )

La pression de l'UDC? - "L'UDC a une grande force pour identifier les faits de société qui préoccupent les gens. Mais il ne suffit pas d'en parler… Moi, je suis là pour résoudre des problèmes. Je dois être dans le concret et le réalisable. J'ai un défi, et non des élections à gagner. "

Criminels étrangers? - "L'initiative des moutons noirs va trop loin. Elle viole des droits fondamentaux. On ne peut pas expulser un étranger parce qu'il a oublié d'annoncer à l'AI son déménagement. Mais, si les Chambres ne se mettent pas d'accord sur un contre-projet, l'initiative de l'UDC passera devant le peuple. "

-------------------------------
ANTIFA FREIBURG
-------------------------------

Süddeutsche Zeitung 26.5.10

Nazi-Pranger im !nternet

 Die Antifa Freiburg kämpft gegen Rechte und greift dabei auch zu illegalen Mitteln: Sie veröffentlicht Namen, Autokennzeichen und private Mails

Von Bernd Dörries

 Freiburg — Es sieht alles so aus, wie man sich es vorstellt in Freiburg. Ein kleines Café mit Selbstbedienung, Menschen mit Rastalocken sitzen herum, auf den Tischen liegen Flyer für ein Reggae-Konzert. An einem Tisch sitzt Nicola, der so heißen will und auf dessen Wunsch das Café in diesem Text keinen Namen besitzt. Nicola ist Mitglied der "Autonomen Antifa Freiburg", über deren Arbeit er erzählen will. Er legt aber Wert darauf, dass er nicht der Sprecher ist. "Wir sind eine antiautoritäre Gruppe von Anarchistinnen und Anarchisten, bei uns gibt es keine Hierarchien", sagt Nicola.

 Man hat sie oft belächelt die Antifas, die Antifaschisten, hat an Batikhemden gedacht und Gruppen, die nach langer Diskussionen beschließen, dass es mit diesem faschistoiden Staat so nicht weitergehen kann und darf. So ist das Klischee - doch die Antifa Freiburg hat damit nichts zu tun. Nicola hat einen Laptop mitgebracht und zeigt die Erfolge der vergangenen Monaten: Sie haben den NPD-Kreisverband Freiburg zerschlagen und eine rechtsextreme Kameradschaft aufgedeckt. Und sie haben einen mutmaßlichen Bombenbauer mit Verbindungen zur NPD aufgespürt, bei dem die Polizei dann Baupläne und Chemikalien fand.

 All das kann man auf Nicolas Computer in diesem Freiburger Café nachlesen.

 Nicola sagt: "Ich bekomme oft die Frage gestellt, warum wir erfolgreicher sind als der Verfassungsschutz. "Als die Grünen neulich im Landtag nachfragten, welche Erkenntnisse denn über die rechte Musikszene in der Region Enzkreis vorlägen antwortete Innenminister Heribert Rech (CDU): "Nach Internetveröffentlichungen der Autonomen Antifa Freiburg sollten bei dem Konzert am 22. Mai 2010 die Musikgruppen Devils Project, Faustrecht und Angry Boots Boys auftreten." Aufgrund der vorliegenden Informationen habe die Polizei das Konzert unterbunden. Ein CDU-Innenminister nennt Informationen einer Autonomen Antifa Gruppe als Grund für einen Polizeieinsatz. Das hat es so noch nicht gegeben.

 Die Homepage der Autonomen aus Freiburg liest sich wie ein Verfassungsschutzbericht. Nur dass die Autonomen gar nicht so viel von der Verfassung dieses Landes halten. Sie sind eine Mischung aus Journalist, Paparazzi, Stalker und politischem Aktivisten. "Wir recherchieren nach Rechtsextremisten und deren Verbindungen", sagt Nicola. Dann stellen sie die Informationen ins Netz, mit vollem Namen und Adresse der mutmaßlichen Nazis. Mit Bankkonto, Autokennzeichen und Bausparvertrag; Alles was sie finden können. Und Gnade kennen sie selten.

 Uber das Mitglied einer Nazikamaradschaft heißt es, er nutze seine Yahoo-Mailadresse für Verabredungen mit seinen Eltern, zum Tauschen von Pornobildern und für den Streit mit der Freundin: "Mir kommt es vor, dass Du Dein Ziel erreicht hast und schwanger bist, und wenn ich nicht das mach. wie Du es willst, kann ich bleiben wo der Pfeffer wächst", wird der Mann zitiert.

 Die Autonomen, die auch für Anonymität im Netz kämpfen, machen hier das Gegenteil. Sie stellen Menschen bloß, sie outen vermeintliche Nazis. Die Badische Zeitung fühlte sich schon an den "mittelalterlichen Pranger" erinnert. Die Staatsanwaltschaft startet regelmäßige Ermittlungsverfahren, die eine ganze Reihe von möglichen Straftatbeständen abdecken: Verstöße gegen das Datenschutzgesetz, Stalking, öffentliche Aufforderung zu Straftaten, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildauf nahmen sowie Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz (Recht am eigenen Bild). Bisher verliefen alle Ermittlungen im Sande, weil man nie die Urheber der Texte ausfindig machen konnte. Nicola, der ja einer von ihnen ist sagt, die Polizei habe sich aber durchaus schon ihrer Internetseite bemächtigt. "So läuft Zensur in Deutschland, die Polizei übt Druck auf den Provider aus, der will keinen Ärger und gibt nach, schaltet unsere Seiten ab." Die Autonomen mussten dann manchmal Passagen ihrer Texte streichen, zum Beispiel die Beleidigungen des örtlichen Polizeipräsidenten.

 Seit März haben sie nun den Provider gewechselt, der neue sitzt in Island, das sich nach dem Zusammenbruch der lokalen Banken als eine Art Insel der Meinungsfreiheit einen Namen machen will.

 "Da kommt an unsere Seite keiner ran", sagt Nicola. So könne ihnen nun keiner mehr reinreden. Sie sind ihr eigenes Gesetz und Gericht, entscheiden, wen es trifft und wen nicht. Es ist eine Art Selbstjustiz.

 "Wir akzeptieren das staatliche Gewaltmonopol nicht, haben aber schon eine Ethik", sagt Nicola, "wir machen keine Daten von Mitläufern öffentlich. nur von überzeugten Nazis. Wir haben lange über den Fall eines 18-Jährigen diskutiert: Darf man das. Wir meinen ja: Er ist ein überzeugter Nazi, er hat Strukturen aufgebaut." Für die, die mit Namen und Adresse im Netz stehen, hat das Folgen. Der Redakteur eines lokalen Anzeigenblattes wurde entlassen, weil er sich im Internet Hakenkreuz-Pullis bestellt hatte. der NPD-Kreisverband Freiburg löste sich aus Angst vor Angriffen auf, als die Namen der Mitglieder im Netz standen.

 Wie sie an ihre Informationen kommen, möchte Nicola nicht genau sagen: Manchmal schreibe man eine E-Mail, komme in Kontakt und gewinne ihr Vertrauen. Manchmal, so muss man vermuten, zapfen sie die Computer ihrer Opfer an. Auf der Homepage ist mittlerweile eine ganze Bildergalerie von Nazis zusammengekommen. Es ist letztlich eine Methode, die die Linken von den Neonazis übernommen haben. Die stellen schon seit Jahren die Namen ihrer Kritiker und anderer missliebiger Personen ins Netz.

 "Wir haben nur oberflächlich betrachtet ein ähnliches Vorgehen wie die Rechten. Unsere Ideologie ist eine ganz andere. Wir machen das, um Menschen vor Nazis zu schützen. Die Nazis machen es, um Menschen zu töten. Uns geht es in erste Linie um Aufklärung." Derzeit sind sie auf der Spur eines NPD-Kaders aus Bayern. Nicola hat schon den gesamten E-Mail-Verkehr in seinem Computer.

 Der Betreffende hat davon bisher keine Ahnung.

-----------------------------------------------
NEONAZIS LIECHTENSTEIN
-----------------------------------------------

20 Minuten 26.5.10

Brandstiftung: Neonazi in Verdacht

 VADUZ (FL). Die Liechtensteiner Landespolizei hat einen 22-Jährigen aus der rechten Szene verhaftet. Er steht im Verdacht, im November in Nendeln zwei Brandanschläge verübt zu haben. In der Nacht vom 22. November wurden mehrere Molotowcocktails auf ein Wohnhaus geworfen. Vier Tage später wurden bei einem Kebap-Bistro die Scheiben eingeschlagen und Brandsätze ins Innere geworfen. Die Brandanschläge hatten in Liechtenstein grosses Aufsehen erregt.

---

landespolizei.li 25.5.10

Festnahme und Hausdurchsuchungen im Zusammenhang mit den Brandanschlägen in Nendeln

25.05.2010 - Die intensiven Ermittlungen der Landespolizei zu den Brandanschlägen in Nendeln haben am Dienstag zur Festnahme eines Tatverdächtigen geführt.

In der Nacht vom 22. November 2009 wurden mehrere Brandwurfsätze an ein Fenster sowie auf einen Balkon eines Wohnhauses in Nendeln geworfen, wobei Gegenstände in Brand gerieten. Nur dem Umstand, dass das Feuer von den Bewohnern bemerkt wurde, ist es zu verdanken, das Schlim-meres verhindert werden konnte. Zu einem weiteren Brandanschlag auf ein kurz vor der Eröffnung stehendes Geschäftslokal kam es in der Nacht vom 26. Februar dieses Jahres, ebenfalls in Nendeln. Die Fenster wurden mit Steinen zertrümmert und Brandsätze ins Innere des Geschäftslokals gewor-fen. Es entstand Sachschaden.

Die aufwändige kriminalpolizeiliche Ermittlungsarbeit führte nun zur Festnahme eines 22-jährigen Mannes aus der rechten Szene. Er wird der versuchten Brandstiftung dringend verdächtigt. Auf An-trag der Staatsanwaltschaft ordnete das Landgericht zudem zwei Hausdurchsuchungen an, die eben-falls am Dienstag vollzogen wurden.
Aktuell werden der Tatverdächtige und weitere Personen aus der rechten Szene als Zeugen zu den Straftaten befragt. Weitere Ermittlungen sind im Gange.

-----------------------------------------------------
NEOFASCHISTINNEN ITALIEN
-----------------------------------------------------

linksunten.indymedia.org 23.5.10

"Bella ciao, hol' ihn Dir"

Verfasst von: ora e sempre resistenza.

Über zunehmend offensive Versuche von Neonazi-Gruppierungen, sich in Italien Wege in die breite Öffentlicheit zu bahnen, hat vor wenigen Tagen unter anderem das Blatt Haaretz berichtet. Die Autorinnen des Artikels sehen das massive Erstarken der rechtspopulistischen Lega Nord als einen wesentlich begünstigenden Faktor. Komplizenschaften zwischen Neonazis und Amtsträgern der Politik waren am 25. April, dem Tag der Befreiung vom Faschismus und von der nationalsoziaslistischen Besatzung in Italien Gegenstand von Heftigen Protesten, unter anderem in Mailand. Aktivisten verfassten hierzu den folgenden Text.


Mailand. 25. April 2010: Proteste gegen Moratti und Podestá für die ganze Dauer der Demonstration

Wie am 12. Dezember auf der Piazza Fontana, stimmt der Domplatz "Bella ciao, hole ihn Dir" an, während er den Redebeitrag des Präsidenten der Provinz Mailand, der nazifaschistische convention fördert, mit Pfiffen übertönt.

Wir können einen Revisionismus, durch den die selben, die mit der anderen Hand die am 1. und 2. Mail geplanten nazifaschistischen Treffen finanzieren und unterstützen,  beim Fest der Befreiung von der Bühne predigen und in der Demonstration promenieren nicht akzeptieren. Die selben, die rassistische und sicherheitswahnsinnige Politik voran treiben und für neue Rassengesetze und die Sicherheitspolitik stimmen und die Empörung der Piazza.

Bereits von Anfang an hat eine umfassende Empörung von Alten und Jungen mit Parolen und Plakaten, die besagten: "Nein dem nazifaschistischen Treffen am 1. und 2. Mai in Mailand: Formigoni, Moratti und Podestá, Regional- und Provinzverwaltung, Bezirksräte, Milano Sport: eure Zelebrierung ist eine Schande, Schluss mit der Komplizenschaft" die Heuchelei der Institutionen angeprangert. Der Protest hat die Absurde Anwesenheit von Moratti und Podestá in der Demonstration von Anfang bis Ende begleitet. Eine wegen den von diesen Gestalten betriebenen Politiken schändliche Präsenz - um so mehr in diesen Tagen, in denen sich Mailand darauf vorbereiten muss, eine ganze Woche nazifaschistischer conventions über sich ergehen zu lassen, die nur dank des Wohlwollens dieser Institutionen und gar durch deren Unterstützung und Förderung überhaupt möglich sind. Im Besonderen stand Podestá im Mittelpunkt der Proteste, weil die Mailändische Provinzverwaltung bis heute über Milano Sport das am 1. Mai im mailändischen Lido geplante nazifaschistische Treffen unterstützt.

Lange bevor die Demonstration den Domplatz erreichte, wurden die Institutionen in höchster Eile bis auf die Domplatzbühne eskortiert, während eine große Gruppe die Amtsträger bis unterhalb der Bühne verfolgte und den Protest jenseits der Absperrgitter trug. Als derweil die ersten Blöcke der Demonstration begonnen hatten, den Platz zu erreichen, versuchten Ordnungskräfte in Aufstandsbekämpfungsmontur in der Zwischenzeit den buntesten, fröhlichsten und kommunikativsten Block gewaltsam aufzuhalten, den soziale Zentren, Studenten und prekäre Arbeiter im Bildungssektor, Komitees für das Recht auf Wohnraum, Migrantenkomitees und antirassistische Kollektive bildeten. Die entschlossene und empörte Antwort von Tausenden zwang die Ordnungskräfte, sich zügig von dannen zu machen. Eine schon am vergangenen 12. Dezember versuchte und von der Stadt Mailand schon damals zurück gewiesene Ausschlussoperation. Eine Stadt Mailand, die wirklich die Freiheit liebt und antifaschistisch ist und die unmöglich zu kontrollieren war, weil sie mit den Migranten der selbstverwalteten Italienisch-Schulen, den Kollektiven, und den Bewegungen, die um Wohnraum kämpfen, weit über den "Que se vayan todos" skandierenden Block der sozialen Zentren hinaus reichte und dabei, mit Anspielung auf Argentinien, auf rassistischen Populismus und autoritäre Vorstöße als die "Verarschung", die sie uns im Angesicht der Krise verabreichen, hinwies.

Die politische Maßnahme Podestás, um die Anprangerung seiner Komplizenschaft mit den Nazifaschisten zu verhindern, ist nicht gelungen: Der am stärksten partizipierte Block, der die unverzügliche Annullierung der nazifaschistischen Treffen forderte hat es geschafft, den Domplatz zu erreichen, während Podestá seine Rede hielt. Unter Applaus der übergroßen Mehrheit der Piazza hat das Eintreffen des Blocks auf dem Domplatz die von der Anwesenheit dieser Institutionen auf der Piazza und sogar auf der Bühne zum 65. Jahrestag der Befreiung dargestellte, würdelose Provokation angeprangert, die erfolgte, während in den selben Stunden nazifaschistische Gruppen und Treffen finanziert und unterstützt wurden. Wie schon am 12. Dezember hat die Piazza die Rede Podestás unter Pfiffen und lautstarken Rufen wie "Faschist" und "Runter von der Bühne" sowie durch Anstimmen des Liedes "Bella ciao" in der Version "O Partisan, hol' ihn Dir" begraben.

Dass 65 Jahre nach der Befreiung die Spitzen der Anpi, der Aned und der Cgil es vorziehen, die Bühne mit Gestalten zu teilen, die (beginnend bei Podestá) mehr mit dem Rassismus, als mit der Freiheit und mehr mit der Spekulation mit dem Gedenken als mit der Befreiung gemein haben, ist eine traurige Tatsache. Es ist dennoch Fakt, dass solche Spitzenvertretungen genau in der Spur der Krise und der Unfähigkeit liegen, sich auf die Menschen und auf die jungen Generationen zu beziehen, in der die Krise aller politischen und parteilichen Organisationen des 20. Jahrhunderts liegt. Wir wollen hoffen, dass es nicht diese Spitzen waren, die jene Polizeioperation anregten und zuließen, die erfolglos versucht hat, die Piazza von heute, dem 25. April 2010 in Mailand, politisch zu entleeren, um ihr lediglich die Feier des Gedenkens zu überlassen. Diesen Herren sagen wir, dass "das neue Millennium dringend neue Partisanen braucht", besonders in einer Phase, in der Rassismus und sicherheitswahnsinnige Ergüsse im gleichen Tempo wie Krise und prekäre Lebenszustände wachsen.

Im 3. Jahrtausend steigen wieder neonazistische Organisationen an die Oberfläche, die wie am 1. und 2. Mail in Mailand wieder empor kommen möchten. Wir sind nicht nur junge Leute aus den sozialen Zentren, wir sind viele, die von der Kurzsichtigkeit und von der Unfähigkeit politischer Spitzenleute die Nase voll haben, die Partisanen sein müssten, aber vor Jahren aufgehört haben, Partei zu ergreifen, was gleichzeitig erdrutschartige Partizipationseinbußen und den Verlust des Vermögens, das Wort zu ergreifen nach sich zog. Wir machen dabei nicht mit, dass die Geschichte und die Erinnerung bei aseptischen Zeremonien wie am 24. April in der Scala revidiert und ausgelöscht werden, während die Zeit den Anschein macht, uns jeden Tag ein Stück mehr in eine nicht tolerierbare Vergangenheit zurück zu werfen. Auch die oben genannten Organisationen - Anpi und Aned im Besonderen - stellen ein für unsere Geschichte kostbares Gut unserer Vergangenheit dar, das in Hinblick auf den Aufbau und die Vereidigung einer Zukunft aus Freiheit und Rechten fundamental ist. Mit dieser Mitteilung wollen wir also auch das omertöse Schweigen rund um die selbstmörderischen Entscheidungen der Spitzenvertreter in diesen Organisationen brechen ganz besonders zu Dingen wie dem Ausverkauf der Anpi-Niederlassungen an die Pläne von Frau Moratti, die sowohl institutionellen als auch revisionistischen Zeremoniale vom 24. April in der Scala, die fehl geschlagenen Maßnahmen, um aus den Mobilisierungen vom 12. Dezember 2009 und vom 25. April 2010 vom Sinn her revisionierte und vom Vermögen, an die Gegenwart zu sprechen her entleerte Ereignisse zu machen.

Es ist Zeit, eine neue Richtung einzuschlagen - die, die in letzter Zeit eingeschlagen wurde ist de facto eine regelrechte Ohrfeige an die antifaschistische Geschichte, an die Partisanen und an die Deportierten. Wie alle Spitzenvertretungen dieser Politik des Neoliberalismus, des Krieges und der Prekarität müssen auch die Spitzenränge dieser Organisationen gehen, wenn sie entschieden haben, die Werte der Resistenza nicht länger zu Teilen: Que se vayan todos!

Wir hoffen hartnäckig, dass es von jetzt an zu einer Umkehr der Fahrtrichtung kommt, in dem damit begonnen wird, die Kräfte zu einen, um mit allen Mitteln zu verhindern, dass Mailand zwischen dem 25. April und dem 2. Mai nazifaschistischen Treffen ausgeliefert wird. Wir laden alle dazu ein, gemeinsam aktiv zu werden - vor Allem, um die Präsenz dieser gefährlichen Gestalten in Mailand zu unterbinden, dann laden wir alle in, Aufrufe und Petitionen  zu unterzeichnen und die Initiativen zu vermehren und den Anprangerungsdruck gegen die Komplizenschaft verantwortlicher politischer Institutionen sowie "heimischer" Unternehmen wie Milano Sport, die heute immer noch nicht die Genehmigung des Lido di Milano an die Nazifaschisten am 1. Mai zurück genommen hat zu vergrößern. Am 1. Mai müssen wir ab 10 Uhr abends  auf dem Piazzale Lotto viele sein, und wir müssen am 2. Mai noch mal viele sein. Um Freiheit und Demokratie zu verteidigen braucht das neue Jahrtausend neue Partisanen. Wir erklären außerdem unsere Solidarität mit Luciano Muhlbauer und den jungen Prekären, die von Schlagstöcken getroffen wurden, während wir versuchten, den Domplatz zu erreichen.

Anmerkung: Anpi, Aned und Cgil stehen jeweils für den Verband der italienischen Partisanen, den Verband der ehemaligen politischen Deportierten in nationalsozialistische KZs und für den größten gewerkschaftlichen Dachverband Italiens

Original-Url des Textes: http://www.cantiere.org/art-02391/milano-25-apirle-2010-contestazioni-a-moratti-e-podesta-per-tutto-il-corteo.html

Weitere url: http://www.zic.it/milano-25-aprile-2010-contestazioni-a-moratti-e-podesta-per-tutto-il-corteo/

Beide enthalten Multimedia-Dokumente

Eine Fotostudie zum 25. April in Mailand: http://www.fotoup.net/photogallery/25aprile2010/

---------------------------------
NEONAZIS SERBIEN
---------------------------------

Indymedia 26.5.10

Serbien: Rechte Gewalt gegen Gewerkschafter/innen (ASI-IAA) ::

AutorIn : Anarchosyndikat Köln/Bonn: http://anarchosyndikalismus.blogsport.de     
    
Kurz hintereinander erfolgten zwei Angriffe von Neonazis auf serbische Anarchosyndikalist/innen:     
    
Serbien: Neue faschistische Aggression gegen ein Mitglied der ASI-IAA

Pressemitteilung anlässlich der erneuten Aggression gegen ein Mitglied der Anarchosyndikalistischen Initiative:

Am Dienstag, 14. Mai 2010, gegen 23 Uhr wurde ein Mitglied der Anarchosyndikalistischen Initiative (ASI-IAA) von einer Gruppe von vier Neonazis angegriffen. Der Angriff erfolgte offen in der Innenstadt [von Belgrad?].

Er hat mehrere Schläge ins Gesicht erhalten, nachdem er gefragt wurde, ob er Anarchist sei. Die Angreifer hatten rasierte Köpfe, waren schwarz gekleidet und zwischen 25 und 30 Jahre alt.

Die Gewerkschaft "Anarchosyndikalistische Initiative", die Mitglied der Internationalen Arbeiter/innen-Assoziation (IAA) ist, kämpft für eine freie und gleiche Gesellschaft ohne jede Form von Ausbeutung und Herrschaft von Menschen über Menschen. Daher ist sie ein ständiges Ziel für den Staat und seine Strafverfolgungsbehörden - Polizei, Geheimdienste und polizeiähnliche Vereinigungen.

Wir erinnern daran, dass sechs Anarchosyndikalist/innen in Belgrad fast sechs Monate lang in Haft waren wegen der grotesken Anklage des "Internationalen Terrorismus" [siehe http://anarchosyndikalismus.org/international/serbien/belgrader6/]. Vier weitere Genoss/innen sind Gegenstand eines politischen Prozesses unter dem Vorwurf der "Behinderung der Justiz" und es gibt Mordaufrufe gegen die Mitglieder der ASI, die von durch rechte Bürgerwehren veröffentlicht wurden.

So wie früher, werden auch jetzt diese Prozesse, die unser Leben zerstören sollen, unseren Kampfgeist stärken. Ebenso, wie den Glauben, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir werden weiter kämpfen gegen kämpfen für die Freiheit und gegen Ausbeutung, Privatisierung und Entlassungen.

Die Straßen gehören den Menschen und nicht den faschistischen Banden!
Schluss mit der Repression gegen Gewerkschafter/innen!
Schluss mit der Gewalt!

Sekretariat der Anarchosyndikalistischen Initiative

Quelle:  http://inicijativa.org/tiki/tiki-read_article.php?articleId=2568

+++

Überfall auf die ASI-IAA in Novi Sad

Am Samstag, den 22. Mai 2010 wurde D.K. ein Mitglied der Anarchosyndikalistischen Initiative, in Novi Sad von einem Neonazi auf der Straße in der Nähe der BIA-Gebäude angegriffen. D.K. war auf dem Weg nach Hause, als neben ihm ein Auto (Marke Renault) anhielt, aus dem ein Neonazi ausstieg und auf ihn zu kam.

Der Angreifer schrie "Tod den Antifaschisten" und schlug D.K. so fest auf den Kopf, dass er hinfiel und trat weiter auf den am Boden Liegenden ein, bis er bewusstlos wurde. D.K. blieb so lange bewusstlos, bis ein Arbeiter aus einem nahe gelegenen Kiosk ihn aufweckte. Der Angreifer hatte kurz geschorene Haare
und war schwarz gekleidet, im Alter zwischen 20 und 25 Jahren.

Dies ist ein weiterer Anschlag in einer Reihe von Angriffen und Einschüchterungen, die vom Staat und von bürgerwehrähnlichen Organisationen organisiert wurden, um die Arbeit der Gewerkschaftsföderation "Anarchosyndikalistische Initiative" (ASI-IAA) zu unterdrücken.

Der Staat und sein Unterdrückungsapparat geht gegen die Organisation vor, weil sie Aktionen gegen Ausbeutung, Privatisierung und Entlassungen macht. Wir kämpfen für eine Gesellschaft, die auf individueller und kollektiver Freiheit, Gleichheit, Solidarität und gegenseitiger Hilfe beruht. Für eine Gesellschaft ohne jede Form von Unterdrückung, Hierarchie und Autorität von Menschen über Menschen.

Die Straßen gehören den Menschen, nicht den faschistischen Banden!
Schluss mit der Repression gegen Gewerkschafter/innen!
Schluss mit der Gewalt!

Sekretariat der lokalen Gruppe von Novi Sad,
Gewerkschaftsföderation "Anarchosyndikalistische Initiative"

Kontakt:
 novisad@inicijativa.org,
http://inicijativa.org

Quelle:  http://inicijativa.org/tiki/tiki-read_article.php?articleId=2569


Übersetzungen:
Anarchosyndikat Köln/Bonn,  http://anarchosyndikalismus.org

Dieser Text ist gemeinfrei bei Nennung der Autor/innen und Übersetzer/innen, sowie der Webseite  http://anarchosyndikalismus.blogsport.de

--------------------
ANTI-ATOM
--------------------

Bund 26.5.10

Atomkraftwerk Mühleberg

 Die Spannung steigt

 Vor der wichtigen Grossratsdebatte mobilisieren die Befürworter des AKW Mühleberg - das Volk kann wohl im Februar 2011 mitreden.

 In zwei Wochen wird der bernische Regierungsrat wohl den Auftrag erhalten, sich für ein neues Atomkraftwerk (AKW) in Mühleberg auszusprechen - gegen seinen Willen. Ob das Werk gebaut wird, entscheidet dereinst der Bund beziehungsweise das Schweizervolk. Der Kanton kann aber zur Frage der Kernenergie Stellung nehmen - und ist gespalten. Der Grosse Rat, nach den Wahlen noch bürgerlicher als zuvor, befürwortet den Bau - anders als die rot-grüne Regierung. Deshalb dürfte das Parlament im Juni einem Vorstoss zustimmen, der fordert, Bern müsse Ja sagen zu Mühleberg.

 Die Debatte im Rat bildet den Auftakt zur heissen Phase in Sachen Atomenergie, an deren Ende feststehen wird, ob und wo in der Schweiz AKW gebaut werden. Nun steigt die Nervosität, was nicht zuletzt die Tatsache zeigt, dass sich die Berner Sektion der Aktion für vernünftige Energiepolitik Schweiz (Aves) nach jahrelangem Dornröschenschlaf neu formiert hat. Gestern präsentierte die atomfreundliche Aves den Medien in Bern die altbekannten Argumente der AKW-Befürworter - mit neuem Vorstand: Präsident ist nun FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen, der sich auch im Forum Pro Mühleberg engagiert. Vizepräsidentin ist Jolanda Brunner, Präsidentin der bernischen SVP-Frauen. "Wir sind überzeugt, dass die bernische Bevölkerung unsere Meinung teilt und keine Stromlücke will", sagte Wasserfallen.

 Ob er recht behält, dürfte sich am 13. Februar 2011 zeigen. Dann soll nämlich im Kanton die konsultative Volksabstimmung zu Mühleberg stattfinden - Energiedirektorin Barbara Egger (SP) ist mit ihrem Wunsch nach Fristverlängerung für die kantonale Stellungnahme zum AKW bei Bundesrat Leuenberger abgeblitzt. Deshalb muss Bern dem Bund seinen Standpunkt bis Ende März 2011 mitteilen. Nach dem absehbaren Ja zum AKW in zwei Wochen dürfte im November die Absegnung der regierungsrätlichen Erklärung folgen. Die Regierung wird den Grossen Rat dann bitten, diese dem obligatorischen Referendum zu unterstellen. Somit könnte das Volk abstimmen - sagt es Nein, würden die Mühleberg-Pläne wohl schubladisiert. (sn)

---

BZ 26.5.10

Wasserfallen

 Einsatz für Mühleberg

 Die Sektion Bern der Aktion für eine vernünftige Energiepolitik fordert zwei neue Atomkraftwerke - eines davon in Mühleberg.

 Im Juni wird der bürgerlich dominierte bernische Grosse Rat die rot-grüne Kantonsregierung dazu verdonnern, beim Bund eine positive Stellungnahme zum Bau eines neuen AKW in Mühleberg abzugeben. Im Vorfeld dieses Entscheids trat gestern in Bern eine Organisation vor die Medien, von der man lange nichts mehr gehört hat: die Sektion Bern der Aktion für eine vernünftige Energiepolitik Schweiz (Aves Bern). Diese ging 1990 aus dem 1975 gegründeten "Bernischen Aktionskomitee für eine gesicherte Energieversorgung" hervor. Sie hat gemäss eigenen Angaben 1400 "Sympathisanten". Sie setzt sich ein "für Sachlichkeit in der öffentlichen Diskussion zum Thema Energie" und macht sich stark "für einen vernünftigen und CO2-armen Energiemix" - mit neuen AKW.

 Die erneuerbare Energie alleine reiche nicht aus, sagte der neue Präsident Christian Wasserfallen. "Wenn wir nicht ganze Landschaften mit Windturbinen garnieren und jeden Bach stauen wollen, dann brauchen wir zwei neue Kernkraftwerke", erklärte der FDP-Nationalrat. Und eines davon müsse aus Gründen der Versorgungssicherheit und der volkswirtschaftlichen Bedeutung in Mühleberg stehen.

 Im neuen Aves-Bern-Vorstand sitzen auch Jolanda Brunner, Präsidentin der SVP Frauen Kanton Bern, BDP-Grossrat Lorenz Hess, der ehemalige Mühleberg-Vizedirektor Ueli Jost und die Ärztin Adrienne Zumstein.
 drh

---

Aargauer Zeitung 26.5.10

Viel Geld für Notstrom und Deckel

 Grösste Projekte im Atomkraftwerk Beznau kosten bis 2014 rund 250 Millionen Franken

 Optisch sind es kleine Fische, finanziell etwas grössere: Die Axpo investiert in der Beznau für Notstrom 150 und für neue Deckel der Reaktordruckbehälter weitere 100 Millionen Franken.
 
Hans Lüthi

 Nötig sind die beiden unspektakulären Bauten südlich und nördlich der beiden Blöcke im Kernkraftwerk Beznau (KKB) aus diesem Grund: Das über 100 Jahre alte Wasserkraftwerk am Ende der Beznau-Insel wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Es ist aber für das Atomkraftwerk eine von drei Notstromquellen, wenn die Eigenversorgung nicht funktioniert und das öffentliche Netz zusammenbricht. Dann muss der Reaktor in den beiden Blöcken weiterhin gekühlt werden können. "Dafür haben wir drei unabhängige Systeme", erklärt Stephan W. Döhler, Leiter Kernenergie bei der Axpo. "Zwei unabhängige Versorgungen vom Wasserkraftwerk und die Notstromdiesel im gebunkerten Notstandsgebäude."

 Baugesuch bei Ensi und Gemeinden

 Die Anlagen zur Notstrom-Einspeisung sind seit der Betriebsaufnahme vor über 40 Jahren - Block 1 ging im Dezember 1969 ans Netz - nie benötigt worden. Der Ersatz für den Wegfall des Wasserkraftwerks ist geplant, "das Baugesuch werden wir demnächst einreichen", sagt Döhler. Einerseits als Gesuch beim Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) in Würenlingen, anderseits in den Gemeinden Böttstein und Döttingen. Baubeginn der viereckigen Klötze nördlich und südlich der Kraftwerke ist für Mitte 2011 geplant, die neuen Notstrom-Diesel sollen ab 2014 bereit sein. Zur Forderung der AKW-Gegner nach einem sofortigen Abstellen der Kraftwerke meint Döhler: "Die vom Ensi gestellten hohen Anforderungen werden erfüllt und mit den Neubauten auch für die Zukunft umgesetzt." Dabei geht es nicht nur um Bauten und Dieselaggregate: Die Einbindung der Systeme in die heutige Anlage gehört zu den grössten Herausforderungen.

 Grosse Summen, kleine Folgen

 Wie immer, wenn es in einem Kernkraftwerk um Erneuerungen geht, läppern sich die Millionen zu gewaltigen Summen zusammen. Die autarke Notstromversorgung in zwei getrennten Bauten, Süd für Block 1, Nord für Block 2, kostet mindestens 150 Millionen Franken. "Auf die Gestehungskosten des Stroms wird es einen Einfluss haben, aber sie bleiben im Bereich von 5 Rappen je Kilowattstunde", versichert Stephan W. Döhler. Eingerechnet darin sind auch die neuen Deckel für die Reaktordruckgefässe, die weitere 100 Millionen Franken verschlingen. Sie sollen während einer Langrevision im Sommer 2014 eingebaut werden, betont Kraftwerkleiter Urs Weidmann.

 Kein Einfluss auf Beznau 3

 Ein direkter Zusammenhang mit dem geplanten Ersatz-AKW Beznau 3 besteht nicht, die Bauten sind unabhängig davon nötig. Indirekt geht es der Axpo dennoch darum, die heutigen Atomkraftwerke möglichst lange und sicher laufen lassen zu können. "In der Kalkulation gehen wir von 50 Jahren Betriebsdauer aus, aber wir wollen die Anlagen für 60 Jahre fit halten", erklärt der Leiter Kernenergie dazu. Das geschieht vor dem Hintergrund eines möglichst ersatzlosen Übergangs zu Beznau 3, was bei den langen Verfahrenszeiten frühestens ab 2020 möglich ist. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass das Schweizervolk zur weiteren Nutzung der Kernenergie mehrheitlich Ja sagt. Kumuliert haben die Beznauer Blöcke mit je 365 Megawatt elektrischer Nettoleistung bis heute rund 210 Milliarden kWh Strom an die Konsumenten in der Schweiz geliefert - etwas mehr als das jüngere, aber stärkere AKW Leibstadt. Der Zweck der Notstromanlage ist auch eine Verbesserung der nuklearen Sicherheit, speziell für Störfälle wie Brände, Überflutungen, Flugzeugabstürze oder Erdbeben.

 Neubau des Wasserkraftwerks

 Das über 100 Jahre alte Flusskraftwerk gehört zu den ältesten im Land und führte mit dem Speicherwerk Löntsch (GL) 1908 zur Gründung der NOK als Vorläuferin der Axpo. Mit dem Neubau etwas oberhalb der heutigen Anlage lässt sich die Leistung von heute rund 19,5 auf 24,5 Megawatt steigern. Entsprechend steigt auch die Jahresproduktion auf rund 170 Millionen kWh, heute liegt sie bei rund 130 Millionen kWh. Möglich wird das durch den Einbau von Turbinen der neuesten Technologie, die einen grösseren Wirkungsgrad haben. Die ökologischen Aspekte sind gemäss dem Baugesetz zu gewährleisten.

 Die Pläne für die Anpassungen der Raumplanung für Wasserkraftwerk und Ersatz-AKW liegen in allen Gemeinden des unteren Aaretals öffentlich auf (noch bis 14. Juni).

---

Zürichsee-Zeitung 26.5.10

Atomkraft Aktion von Greenpeace und "Allianz Nein zu neuen AKW"

 "Zonenpässe" für die Passanten

 Die Botschaft einer Flash-Mob-Aktion gestern am Bellevue in Zürich: Die Schweiz ist ungenügend auf einen schweren Atomunfall vorbereitet.

 Punkt 12.15 Uhr liessen sich über 100 Personen auf den belebten Tramhaltestellen beim Bellevue auf einen Pfiff hin wie vom Blitz getroffen auf den Boden fallen und blieben regungslos liegen. Nach rund drei Minuten war der Spuk vorbei. An der Aktion beteiligte sich auch der grüne Aargauer Nationalrat Geri Müller. Die Flash-Mob-Aktion verlief friedlich und ohne Zwischenfälle. Einzig einige Trambenutzer ärgerten sich darüber, dass sie sich ihren Weg zwischen Menschenleibern bahnen oder über diese hinwegsteigen mussten. Andere erkundigten sich besorgt, warum denn die Menschen wie tot am Boden liegen.

 Die Auflösung erfolgte im Anschluss an die Aktion. Mit einem "Zonenpass" wiesen Greenpeace-Aktivisten die Passanten darauf hin, dass sich die Bevölkerung der Stadt Zürich bei einem AKW-Unfall in der Gefahrenzone 3 befindet. Rund 140 000 dieser "Zonenpässe" werden in den nächsten Monaten auf den jeweiligen Wohnort abgestimmt an die Bevölkerung verteilt.

 Vor- und Nachteile

 Greenpeace und weitere Organisationen der "Allianz Nein zu neuen AKW" wollten mit der Aktion auf die Nachteile der Kernenergie aufmerksam machen. Es soll verhindert werden, dass Energiekonzerne die Kernenergie "diskussionslos als saubere und sichere Möglichkeit der künftigen Stromversorgung" darstellen können, sagte Greenpeace-Sprecher Urs Wittwer. Die Bevölkerung müsse umfassend über die möglichen Stromszenarien und deren Vor- und Nachteile informiert sein, wenn in drei Jahren über den Bau von neuen Kernkraftwerken entschieden werde. Es gehe schliesslich um den Grundsatzentscheid "Energiezukunft auf der Grundlage von erneuerbaren Energien und effizientem Umgang mit Strom oder mit Atomstrom".

 "Unkalkulierbares Risiko"

 Greenpeace bezeichnet die Kernenergie als "unkalkulierbares Risiko, das wir heute nicht mehr tragen müssen". Die Gefahr eines sehr schweren AKW-Unfalls lasse sich auch mit noch so intelligenter Technik nicht ausschliessen. Greenpeace kritisiert, dass der behördliche Schutzplan nur in sehr kleinen Zonen von bis zu 20 Kilometern um ein Atomkraftwerk konkrete Massnahmen vorsieht. Ein sehr schwerer Unfall betreffe aber weite Teile der Schweiz, für die keinerlei Schutzmassnahmen geplant seien.

 "Je nach Wetter- und Windlage müssten auch Städte wie Zürich, Bern und auch Genf evakuiert werden", schreibt Greenpeace in einem Communiqué. Im Schnitt jeden Monat ereigne sich in einem schweizerischen AKW ein meldepflichtiger Störfall. Ein solcher könne sich bei einer unglücklichen Verkettung von Ereignissen zur Katastrophe auswachsen. (sda)