MEDIENSPIEGEL 17.7.10
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Grosse Schanze: Stadtstrände verdrängen Dealer
- Big Brother Sport: Totalsperren für "Hooligans"; FC Thun vs Stadt
- Big Brother: Fichenaffäre; Einsichtsgesuche
- Pnos: Ex Präsi BS/BL vor Gericht
- Liechtenstein ganz rechts: 2. Verhaftung Brandanschläge Nendeln
- Anti-Atom: "Atom-Elsy"; Gefahrenzonen; Atomlobby-Solidarität; gegen Gösgen II

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REITSCHULE
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Do 22.07.10
22.00 Uhr - SLP - CIVET (USA) Rock'n'Roll, Support: Snakebone (CH) - Punkrock

Mi 28.07.10
22.00 Uhr - Vorplatz - SLP-Offene Bühne

Infos:
http://www.reitschule.ch
http://www.reitschulebietetmehr.ch

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DEALERSZENE
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BZ 17.7.10

Weniger Dealer auf der Schanze

 In diesem Sommer hat sich das Gewalt- und Dealerproblem auf der Grossen Schanze offenbar entschärft. Der Grund: Seit gut einem Monat wird die Terrasse durch Gäste der beiden Stadtstrände belebt. Die Polizei und der Sicherheitsdirektor bestätigen den Eindruck. Die Anwohner sind erleichtert.

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Stadtstrände

 Partyvolk hat die Dealerszene auf der Schanze verdrängt

 Früher musste die Polizei regelmässig auf die Grosse Schanze ausrücken. Seit in diesem Sommer zwei Stadtstrände ein Cocktailpublikum anlocken, sind die Dealer und Schläger weg. Anwohner atmen auf.

 Für einmal gibts positive Nachrichten über die Grosse Schanze: Innerhalb eines Monates hat sich die Terrasse von einem Ort, den Anwohner nachts meiden, zu einer friedlichen Stadtoase gewandelt.

 Zwei privaten Eventagenturen ist gelungen, was Lokalpolitiker, Behörden und Quartierorganisationen in Arbeitsgruppen erfolglos versucht haben. Die Drogendealer sind vorerst weg und Schlägereien seit Wochen Geschichte. Nun treffen sich zwischen Feierabend und Mitternacht auf der Grossen Schanze Menschen im Whirlpool oder auf Rattanmöbeln unter Topfpalmen, wo sie Cocktails trinken und zu Chill-out-Klängen die Sommerabende geniessen.

 Polizei rückt weniger aus

 Polizisten rücken derzeit kaum mehr an den einstigen "Schwerpunkt" aus. Früher, sagt Polizeisprecher Franz Märki, ja, früher, da seien sie gerade in den Sommermonaten immer wieder auf die Schanze gerufen worden - wegen Schlägereien oder sogar Raubüberfällen. "Doch nun muss die Polizei deutlich weniger oft auf die Grosse Schanze ausrücken, dies auch wegen der Stadtstrände." Konkrete Zahlen gibt die Polizei nicht bekannt.

 Die "Strände", von denen der Polizeisprecher spricht, heissen Summer-Beach und City-Beach und befinden sich seit Anfang Juni neben dem SBB-Personalrestaurant und auf der Einsteinterrasse. Sie bieten noch bis Anfang September Drinks und ein Gastroangebot.

 Die Art der Menschen, die einen Teil ihrer Freizeit auf der Grossen Schanze verbringen, hat sich dadurch offenbar verändert. "Früher traf man hier abends auf Jugendliche, die meiner Meinung nach eher in die Reitschule passen", sagt Heinz Rub, Präsident der FDP Länggasse, der gleich hinter dem Uni-Hauptgebäude wohnt. Diese Leute hätten ihr Bier in Sixpacks mitgeschleppt, "die Stimmung war oft aggressiv".

 Seit kurzem würde sich "eine Art Lorenzini-Kundschaft" in den beiden Stadtstränden tummeln, was für die Anwohner viel angenehmer sei, weil sich viele, wie er, auf dem nächtlichen Heimweg nicht mehr vor Pöbeleien fürchten müssten. Jürg Weder, Co-Präsident des Länggassleists, fügt an: "Ich habe aus dem ganzen Quartier nur positive Feedbacks zu den Stadtstränden erhalten."

 Sogar die Drogendealer, so scheint es, haben sich von der Grosse Schanze abgewendet. Polizeisprecher Franz Märki sagt: "Für die Dealerszene hat die Schanze klar an Attraktivität verloren, entsprechend weniger Kontrollen sind durch die Einsatzgruppe ‹Krokus› nötig."

 Nauses erster Eindruck

 Bereits während der Planungsphase der Stadtstrände hat sich Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) für die City-Beach AG aus Luzern und Concent Concert & Event aus Hilterfingen starkgemacht. "Sicherheitsprobleme an einem öffentlichen Ort lassen sich entschärfen, wenn man diesen belebt", sagt Nause. Zudem, so der Sicherheitsdirektor, sei eine Verlagerung der Probleme von der Schanze an einen anderen Ort bisher ausgeblieben. "Natürlich, dies ist ein erster Eindruck. Die definitive Bilanz ziehen wir dann im Herbst."

 Neuauflage geplant

 Doch bereits jetzt ist klar: "Den City-Beach solls auch im nächsten Jahr wieder geben", sagt Remo Neuhaus, Berner Gastrounternehmer und Partner der City-Beach AG. Er ist zufrieden mit dem Umsatz und den Gästezahlen. Das wichtigste aber: Bisher hätten ihm die Sicherheitsleute von keinem Zwischenfall berichten müssen. "Das hat bestimmt auch damit zu tun, dass wir kurz nach Mitternacht schliessen." Zu dieser Zeit sei der Alkoholpegel bei den Gästen noch relativ tief.

 Die Anwohner würden eine Neuauflage im nächsten Sommer bestimmt begrüssen. "Die beiden Organisatoren haben es im Griff", sagt Heinz Rub.

 Tobias Habegger

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BIG BROTHER SPORT
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Bund 17.7.10

Gesperrt für jedes Amt, Spiel und Integrationsprogramm

 Seit 1. Juli werden gewalttätige Fussballfans härter bestraft. Die Massnahmen gegen Hooligans sind umfassender als bisher bekannt.

Maurice Thiriet

 Ohne grosses Aufsehen zu erregen, kommunizierten die Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten (KKPKS) und die Schweizerische Zentralstelle Hooliganismus (SZH) vergangene Woche, dass die Dauer der Stadionverbote für Gewalttäter von zwei auf drei Jahre ausgedehnt wird (vgl. "Bund vom 9. Juli). Zusätzlich gelten die gegen Fussballfans verhängten Stadionverbote auch für Eishockey-Arenen und umgekehrt. Recherchen zeigen nun, dass die Neuerungen im Kampf gegen Ultras umfassender sind. Insbesondere was den Fussball anbelangt.

 Per 1. Juli hat die Swiss Football League (SFL), in der die Clubs der Super und Challenge League organisiert sind, die Hoheit über Stadionverbote an den Schweizerischen Fussballverband (SFV) abgetreten. Seit diesem Datum werden die "Richtlinien des SFV zum Erlass von Stadionverboten" angewandt, obwohl sie vom Zentralvorstand noch nicht abschliessend genehmigt sind. Das noch unveröffentlichte Papier, das dem "Bund" vorliegt, listet Sanktionen auf, die weit über die herkömmlichen Stadionverbote hinausgehen.

 Galt ein Stadionverbot früher nur in der Super und Challenge League, ist es nun gültig für alle Spiele, an denen ein Club des SFV beteiligt ist. Das Verbot gilt also für die Matches aller Mannschaften bis hinunter in die fünfte Liga (in allen Kategorien). Zudem behält sich der SFV vor, fehlbaren Ultras, die irgendeine Funktion innerhalb des SFV innehaben, für die Dauer des Stadionverbotes die Lizenz zu entziehen - sei es als Spieler, Trainer oder Schiedsrichter.

 Zusätzlich übernimmt der SFV die Stadionverbote all jener Sportverbände und -ligen, mit denen er eine Einverständniserklärung abschliesst. Dies kann neben dem Eishockey auch auf den Handball- oder Unihockeyverband ausgeweitet werden. "Damit bereiten wir uns präventiv auf das Ausweichen der Gewalttäter in untere Ligen oder andere Sportarten vor", sagt der SFV-Sichereitsverantwortliche Ulrich Pfister.

 Auch ausserhalb der Stadien

 Neu zielt der SFV auch auf Fans, die ausserhalb der Stadien randalieren. Das ist schlecht für ein Dutzend Aarauer Fans, die nach dem dem Cupspiel Biel - Aarau im Oktober 2009 im Bieler Bahnhof auf YB-Fans trafen. Die Gruppen stürmten aufeinander los, doch die Polizei verhinderte die drohende Prügelei, was ihr einiges an Beschimpfungen eintrug. Nun läuft gegen rund ein Dutzend Aarauer Fans ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruchs. Nach den neuen Richtlinien des SFV reicht bereits der Tatbestand des Landfriedensbruchs für ein dreijähriges Stadionverbot. Manuela Schiller, die Zürcher Anwältin der Aarauer Fans, beklagt, dass der SFV die neuen Richtlinien auch rückwirkend anwendet, was Pfister bestätigt: "Wir wenden das Reglement auf alle Fälle an, die seit dem 1. Juli von uns beurteilt werden müssen."

 Für Unmut auf Fanseite sorgt auch, dass Integrationsprogramme für Ultras mit Stadionverbot - wie etwa das "Programm 2. Chance" des FC Basel - von den neuen Richtlinien torpediert werden. Denn der SFV verbietet neu eine Lockerung der Stadionverbote für Fans, die wegen eines Gewaltdelikts verurteilt sind oder gegen die ein Strafverfahren läuft. Gleichzeitig schreibt der SFV vor, dass Fans, die gegen die Stadionordnung verstossen, "wann immer möglich" angezeigt werden müssen.

 Ornella Pessotto vom Fanprojekt Basel ist sauer. In der alten Fankommission habe man zusammen mit der SFL vor zwei Jahren eine "intelligente und verständliche Richtlinie" erarbeitet. "Dieser Entwurf hätte den Dialog zwischen Fans, Clubs und Verband zugelassen. Er hatte in der SFL grosse Akzeptanz. Die neuen SFV-Regeln sind unflexibel und lassen gesunden Menschenverstand vermissen", sagt Pessotto.

 Schiller bereitet die totale Verbannung aus der Fussballwelt Sorgen: "Diese umfassende soziale Stigmatisierung ist kontraproduktiv. Das schafft Frust, Langeweile und damit neues Gewaltpotenzial."

 Pfister widerspricht. Der Ausschluss aus allen Bereichen des Fussballs komme nur bei Gewalttätern zur Anwendung. Dass alle Anpassungen mehr Repression bedeuteten, sei eine einseitige Sicht. "Wir haben von den Fans gewünschte Verbesserungen vorgenommen", sagt Pfister. "So gibt es neu ein Anhörungsrecht und eine Ombudsstelle beim SFV, die Rekurse gegen Stadionverbote prüft."

 Ausserdem beuge ein differenzierter Sanktionskatalog allfälliger Willkür durch Sicherheitsbeauftragte in den Stadien vor. "Es ist nun klar, für welchen Verstoss welche Strafe zu erwarten ist. Und für Bagatelldelikte haben wir die Möglichkeit der Verwarnung geschaffen", sagt Pfister. Damit seien verhältnismässigere Sanktionen möglich.

 Problematisch ist, dass Pfister die neuen Richtlinien bereits anwendet, obwohl die Ombudsstelle noch nicht besetzt ist. "Das stimmt, doch das Reglement gilt erst seit zwei Wochen. Es ist noch kein Fall weitergezogen worden", sagt Pfister. Bis Mitte August werde die Ombudsstelle besetzt sein. Der SFV dürfte die neuen Richtlinien Ende nächster Woche vollumfänglich publik machen. Erst dann will der Zentralvorstand das Papier endgültig absegnen.

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Berner Oberländer 17.7.10

Saisonauftakt Super League mit FC Thun - YB: heute um 17.45 Uhr im Stadion Lachen

 Sicherheit bei Fussballspielen: Stadt und FC Thun nicht einig

 "Wir rechnen mit Kosten von 8000 bis 12 000 Franken pro Spiel; also rund 200 000 Franken für die ganze Saison."

 Reto Beck, Marketing FC Thun

 Die Sicherheit rund um die Spiele des FC Thun gibt zu reden: Die Stadt möchte, dass sich der FC an den Kosten beteiligt, doch diesem sind finanziell Grenzen gesetzt. Bei der Polizei ist klar: Die Grundversorgung bleibt gewährleistet.

 Im Vordergrund steht der Sport, wenn heute um 17.45 Uhr für den FC Thun die Super-League-Saison mit dem Knüller gegen YB beginnt. Doch damit die Fussballmatches für alle zum ungetrübten Vergnügen werden, muss die Sicherheit gewährleistet sein. Im Stadion ist dafür der FC Thun zuständig. "Wir rechnen mit Kosten von 8000 bis 12 000 Franken pro Match - also rund 200 000 Franken für die ganze Saison", sagt Reto Beck, beim FC Thun verantwortlich für Marketing und Medien. Das ist rund viermal mehr als zuletzt in der Challenge League. Bei allen Gegnern ausser Xamax und Bellinzona gilt laut Beck die höchste Sicherheitsstufe. Anpassungen im Stadion waren nicht notwendig: Das Lachen war schon zuvor Super-League-tauglich.

 Im Budget nicht enthalten

 Ausserhalb der Sportstätten muss die Kantonspolizei für Ordnung sorgen. Auch diese Einsätze lösen Kosten aus. Die Stadt Thun möchte, dass sich der FC Thun daran beteiligt. "Das wird diskutiert - wir sind im Kontakt mit der Abteilung Sicherheit", bestätigt der Präsident des FC Thun, Markus Stähli. Und er führt aus: "Wir verschliessen uns einer Lösung nicht, die auf einer Vereinbarung beruht." Allerdings sei im Budget die externe Sicherheit nicht enthalten. Es sei deshalb auch zu früh, konkrete Zahlen zu nennen. "Als Steuerzahler kann ich nachvollziehen, dass das Bedürfnis besteht, die Kosten an die Verursacher zu übertragen", sagt Stähli. Und gibt sogleich zu bedenken: "Wer ist der Verursacher? Wir haben ein gesellschaftliches Problem. Der Fussball ist da eher eine Art Ventil." Auch die Politik sei gefordert: "Eine der besten Präventionsmassnahmen sind Schnellgerichte wie in St. Gallen. Diese müssten auch im Kanton Bern eingeführt werden." Für Erwin Rohrbach, Leiter der städtischen Abteilung Sicherheit, ist klar: "Wir bleiben mit dem FC Thun im Gespräch." Er schätzt die "politische Grosswetterlage" so ein, dass der Fussballclub auf gesetzlichem Weg verpflichtet werden könnte, wenn er sich nicht freiwillig substantiell beteilige. In Neuenburg sei dies kantonal so geregelt worden - und das Bundesgericht habe die Praxis für zulässig erklärt.

 10000 Stunden pro Saison?

 Im Thuner Stadtrat ist eine Interpellation zum Thema Sicherheitskosten von Alfred Blaser (SP) und Mitunterzeichnenden hängig. Darin wird etwa gefragt, wie hoch der Gemeinderat die Sicherheitskosten für die Thun-Spiele einschätzt. Rohrbach will die Beantwortung nicht vorwegnehmen, stellt aber gegenüber dieser Zeitung eine Rechnung auf: "In Bern sind bei YB-Hochrisikospielen mehrere 100 Polizisten im Einsatz. Wenn man in Thun statt von 30 000 von rund 8000 Zuschauern ausgeht, sprechen wir von rund 100 Einsatzkräften." Rechnet man weiter zehn Stunden pro Mann oder Frau, kommt man auf 1000 Stunden - oder bei rund zehn Hochrisikospielen pro Saison auf 10 000 Stunden. "Wir kaufen pro Jahr 42 000 Stunden bei der Kantonspolizei ein", zeigt Erwin Rohrbach die Relationen auf. Davon würde also rund ein Viertel auf die Thun-Spiele entfallen. "Die Polizei kann nicht einfach mehr Stunden leisten, dazu fehlt ihr das Personal", hält der Leiter der Abteilung Sicherheit fest.

 Belastung für Polizisten

 Und: Eine zusätzliche Stelle kommt auf rund 150 000 Franken pro Jahr zu stehen. Da stellen sich für Erwin Rohrbach Fragen: "Soll die Stadt mehr Polizeileistungen einkaufen? Und reicht es, wenn sich der FC Thun mit einem vier- oder tiefen fünfstelligen Betrag beteiligt?" Die heutige Situation hat zwar für die Stadt keine Zusatzkosten zur Folge. Doch: "Die normale polizeiliche Versorgung geht zurück", sagt Rohrbach. Heisst das, dass die im Frühling angeordnete vermehrte Polizeipräsenz an den Wochenenden in der Innenstadt wieder zurückgefahren werden muss? "Nein. Wir können Schwerpunkte setzen - und in diesem Bereich wollen wir keine Abstriche", hält Rohrbach fest. Peter Iseli, Bezirkschef Thun Stadt bei der Kantonspolizei, bestätigt dies: "Die Grundversorgung und die nächtliche Präsenz in der Innenstadt sind nicht tangiert." Für die Polizisten bedeute dies, dass sie vermehrt an Wochenenden arbeiten müssen. "Es ist klar: Da kommen Familie und Freizeit zu kurz, das ist sicher belastend", gibt Iseli zu bedenken.

 Präsenz wie früher

 Zur Präsenz und zum Dispositiv der Polizei an den FC-Thun-Spielen will Iseli keine Details nennen. Nur soviel: "Es ist im Rahmen der früheren Einsätze bei Super-League-Spielen." Und damit deutlich höher als in den letzten beiden Saisons in der Challenge League. Denn jetzt heissen die Gegner nicht mehr Gossau, Nyon oder Locarno, sondern Basel, FC Zürich oder - wie zum heutigen Auftakt - YB.
 
Michael Gurtner

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 Sicherheit rund ums Stadion in Thun Süd

 Kameras in neuer Arena

 Auch beim neuen Stadion in Thun Süd, das zurzeit gebaut wird, ist die Sicherheit bereits ein Thema (wir berichteten). "Wir sind mit der Polizei und der Sicherheitsdirektion der Stadt Thun in Verhandlungen", sagt Carlos Reinhard, Präsident der Genossenschaft Fussballstadion Thun Süd. Viel Konkretes könne er deshalb noch nicht sagen. Soviel steht allerdings fest: Beim Stadion werden Kameras für die Videoüberwachung installiert. Wo und wie wird laut Reinhard momentan noch besprochen. Und: "Wir werden die gleichen Rahmenbedingungen eingehen, wie es die Stadionverantwortlichen in Bern oder Biel auch mit dem Kanton vereinbart haben." Dazu gehören etwa verschiedene Gefahrenstufen mit den entsprechenden Massnahmen, Videoüberwachung, Fantrennung oder genau geregelte Eingangskontrollen. "Wir erstellen ein Sicherheitskonzept. Dieses müssen wir später genehmigen lassen", führt Carlos Reinhard aus.

 Auf der Baustelle für das neue Stadion wurde eine Webcam installiert, die in Kürze auf der Website der Genossenschaft Fussballstadion Thun Süd, www.gnfs.ch, aufgeschaltet wird.
 mik

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 Match heute um 17.45 Uhr

 Mit dem ÖV anreisen

 Rund ums Lachenstadion werden die Parkplätze heute zum raren Gut: Nicht nur der Fussballmatch Thun-YB steht auf dem Programm (ab 17.45 Uhr). Auch das Strandbad (je nach Wetter) und die Vorstellung der Thuner Seespiele werden Massen anlocken. Kommt hinzu, dass rund ein Drittel der Lachenwiese wegen den Bauprofilen für das geplante neue Hotel am Lachenkanal nicht benutzt werden kann, die Plätze beim Schadausaal wegen dem Umbau zum Kultur- und Kongresszentrum KKThun wegfallen - und der provisorische Parkplatz auf der Gymermatte noch nicht zur Verfügung steht. "Wir fordern darum alle auf, den öffentlichen Verkehr zu benutzen", sagt Erwin Rohrbach, Leiter der Abteilung Sicherheit der Stadt. Mit dem Eintrittsticket können die STI-Busse im Bereich "City-Ticket" zwei Stunden vor und nach dem Spiel gratis benützt werden.

 Vorverkauf: Tickets für Thun-YB (heute Samstag, 17.45 Uhr, Stadion Lachen) gibts noch bis 12 Uhr im Vorverkauf (alle Filialen der AEK Bank 1826, Central-Apotheke im Thuner Bälliz). Die Tageskassen sind heute ab 16 Uhr geöffnet; Türöffnung ist um 16.15 Uhr. Der FC Thun sucht für die neue Saison Helfer: Infos unter Tel. 033 225 18 98.

 •www.fcthun.ch

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BIG BROTHER
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Bund 17.7.10

Meinungen

 Perspektiven

 Allzu öffentlicher Geheimdienst

Artur K. Vogel

 Die Schweiz ist bedroht, allerdings viel weniger als früher. Zu Zeiten des Kalten Krieges konnte man sich mit gutem Grund vor kommunistischer Unterwanderung des Rechtsstaats oder gar einem militärischen Angriff aus dem Osten fürchten. Heute sind die Gefahren diffuser, aber weniger virulent.

 Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) unter seinem neuen Chef Markus Seiler listet in seinem Sicherheitsbericht 2009 die Bedrohungen auf:

 ¬ Islamistischer Terrorismus. Die Schweiz ist zwar kein Hauptziel; einzelne Anschläge sind aber möglich.

 ¬ Rechts- und Linksextremismus.

 ¬ Tierrechts- und Öko-Extremismus. Diese haben zugenommen; Beispiele sind die Brandstiftung am Chalet von Novartis-Chef Vasella im Tirol oder der im Frühling vereitelte Anschlag auf das IBM-Forschungslabor in Rüschlikon ZH.

 ¬ Zudem sind extremistische Gruppierungen aus Südosteuropa in der Schweiz aktiv, auch die kurdische Arbeiterpartei PKK und militante Tamilen-Organisationen.

 ¬ Eine gern unterschätzte Bedrohung sind Cyber-Attacken.

 ¬ Und die Aktivitäten des internationalen organisierten Verbrechens haben mit fortschreitender Öffnung der Grenzen stark zugenommen.

 Neue "Fichen-Affäre"

 Der Sicherheitsbericht, vor einigen Tagen publiziert, ist aus zwei Gründen in den Medien praktisch untergegangen: Erstens verrät er keine Geheimnisse, sondern fasst Bekanntes zusammen. Und zweitens wurde er von einer neuen sogenannten Fichen-Affäre aus den Schlagzeilen verdrängt.

 Schweizer reagieren sensibel auf den Terminus "Fiche"; die dazugehörigen Affären sind im kollektiven Gedächtnis präsent. Zu Zeiten des Kalten Krieges entfalteten staatliche und private Nachrichtendienste einen bemerkenswerten Sammeltrieb. So ist das Archiv des Zürcher Grafikers und späteren FDP-Nationalrates Ernst Cincera (1928-2004) in unguter Erinnerung. Mithilfe eines Netzes von Spitzeln trug Cincera umfangreiche Dossiers über tatsächliche und angebliche linke Unterwanderung zusammen. 1976 drangen linke Aktivisten in seine Räume ein und scheuchten mit ihrer Beute die Öffentlichkeit auf.

 1989/90 flog der erste staatliche Fichen-Skandal auf: Moritz Leuenberger, damals Nationalrat, war Präsident der Parlamentarischen Untersuchungskommission EJPD (PUK 1), die eigentlich Licht in die Vorgänge im Departement von Elisabeth Kopp hätte bringen sollen.

 Stümperhaft und ignorant

 Gegen die Bundesrätin, Ende 1988 zurückgetreten, fanden die PUK-Fahnder nichts; stattdessen aber stellten sie die umfangreiche Fichen-Sammlung des Bundes in den Mittelpunkt ihres Berichts: Dass Material über Hunderttausende von Leuten in den Archiven der Bundespolizei lagerte, hatte Leuenberger als Mitglied der Geschäftsprüfungskommission zwar längst gewusst; die Publikation dieser Informationen mit Gedröhn jedoch hatte einen durchschlagenden politischen Effekt.

 Staatsschützer und Polizisten hatten Unmengen von Informationen gesammelt, mit Vorliebe über Leute, welche des linken Aktivismus verdächtigt wurden; es kamen Fälle von unglaublicher Stümperhaftigkeit und Ignoranz ans Licht; zusammengetragenes Material erwies sich teils als harmlos, teils als untauglich. Es ergab sich das Bild eines ungezähmten Schnüffelstaates.

 "Kein Kulturwandel"

 Nach 1989 wurden strenge Auflagen formuliert; es sollten nur noch sicherheitsrelevante Daten gesammelt werden. Jetzt haben wir angeblich einen neuen Fichen-Skandal. Wieder hat ihn ein Sozialdemokrat ans Licht gebracht: der Baselbieter Ständerat Claude Janiak, sekundiert unter anderem von der grünen Berner Nationalrätin Theres Frösch. "Es hat keinen Kulturwandel gegeben", beklagte sich Janiak: "Die Datenbearbeitung ist nicht gesetzeskonform erfolgt." Die Geschäftsprüfungsdelegation (GPDel) unter Janiak kommt zum Schluss, der Nachrichtendienst habe jahrelang rechtswidrig gehandelt. Prompt erschallt wieder der Ruf, den Dienst ganz abzuschaffen.

 Das wäre verheerend. Während die konventionelle Armee gegen die Schreckensvision anstürmender Sowjetheere mindestens eine Illusion von Sicherheit vermittelte, braucht es gegen die neuen Bedrohungen subtilere Mittel: Nur mit der frühzeitigen Erfassung und Analyse relevanter Daten, ihrer Weitergabe an die zusändigen Behörden und deren Fähigkeit zu handeln kann man wenigstens dazu beitragen, dass sich heutige Bedrohungsszenarien nicht erfüllen. Dafür braucht es einen effizienten, international vernetzten Nachrichtendienst.

 Allerdings kann dieser nur funktionieren, wenn seine Tätigkeit von den zuständigen politischen Instanzen präzise definiert wird, wenn er die richtigen Aufträge bekommt, und vor allem: wenn man ihm die nötigen Instrumente zur Verfügung stellt. Bei der Überwachung der sogenannten Geheim- und Privatsphäre sind dem Nachrichtendienst in der Schweiz die Hände sehr viel stärker gebunden als in den meisten andern Staaten - auch den demokratischen.

 Besonders naiv ist die Aussage, es würden auch "Unverdächtige" fichiert: Für Ermittlungen nach einer Straftat sind Polizei und Justiz zuständig, ebenso für die Führung des Strafregisters. Der Nachrichtendienst hingegen soll dazu beitragen, Taten zu verhindern. Er muss also präventiv tätig werden; er ist gezwungen, "im Trüben zu fischen". Das bedeutet, dass zum Beispiel auch potenzielle Opfer, nicht nur potenzielle Täter definiert und erfasst werden.

 Wenn es einen Skandal gäbe, dann den, dass die politischen Instanzen dem Nachrichtendienst keinen klaren, auf Konsens beruhenden, durch vertrauenswürdige Gremien kontrollierten Auftrag geben. Das ermöglicht es einzelnen Politikern, sich auf Kosten des Dienstes zu profilieren. Wenn dessen Tätigkeit aber zu oft ans grelle Licht der Öffentlichkeit gezerrt wird, verliert er sein wichtigstes Attribut: die Diskretion.

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Bis zu 20 Personen wollen täglich Einsicht in Fichen

 Seitdem bekannt geworden ist, dass der Nachrichtendienst jahrelang illegal Daten gesammelt hat, sind weit über 100 Gesuche um Akteneinsicht eingegangen. Das sind laut Datenschützer Hanspeter Thür "fünfmal mehr als sonst in einem Jahr". Bis zu 20 Gesuche erhalte er an einem Tag. Die Zahl der Gesuche dokumentiere die Verunsicherung in der Bevölkerung. Die Geschäftsprüfungsdelegation der Räte hatte am 30. Juni bekannt gegeben, dass der ehemalige Dienst für Analyse und Prävention (DAP) von 2004 bis 2008 fast blind Daten über "staatsschutzrelevante" Personen gesammelt hatte. Rund 200 000 Personenfichen wurden angelegt. Die vorgeschriebene periodische Neubeurteilung der Einträge wurde in über 100 000 Fällen unterlassen. (sda)

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Südostschweiz 17.7.10

Viele wollen wissen, ob sie fichiert wurden

 Der neue Fichen-Skandal verunsichere die Bevölkerung, sagt Hanspeter Thür. Der Datenschützer erhält pro Tag 20 Gesuche um Dossier-Einsicht.

 Bern. - Nachdem die Geschäftsprüfungsdelegation der eidgenössischen Räte bekannt gegeben hat, dass der ehemalige Dienst für Analyse und Prävention von 2004 bis 2008 fast blind Daten über "staatschutzrelevante" Personen gesammelt hatte, hat der eidgenössische Datenschutzbeauftragte Hanspeter Thür viel zu tun: "Seither erhalten wir täglich zwölf bis 20 Einsichtsgesuche", sagte er in einem gestern publizierten Interview mit der "Basler Zeitung" und der "Mittelland Zeitung". Die meisten Gesuchsteller verlangten ohne Begründung Einsicht in ihre Staatsschutz-Akten, sagte Thür. Es gebe jedoch auch begründete Gesuche, etwa mit Verweisen auf Einbürgerung oder auf eine frühere Fichierung.

 Keine klare Auskunft

 Von Gesetzes wegen kann Thür den Betroffenen nur mitteilen, dass ihr Gesuch überprüft worden und bei allfälligen Unregelmässigkeiten eine Empfehlung zur Korrektur erlassen worden ist. Gesuchsteller erfahren aber nicht, ob die Datenbank Einträge über sie enthält oder nicht.

 Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf kündigte im Zusammenhang mit der Untersuchung an, dass das Auskunftsrecht geändert werden soll. Wer wissen will, ob der Nachrichtendienst über ihn Daten sammelt, soll künftig das Recht haben, es zu erfahren. (sda)

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PNOS
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Basler Zeitung 17.7.10

Rechtsextremer muss vor Strafgericht

 Basel. Der Ex-Präsident der Pnos beider Basel wird der Holocaust-Leugnung beschuldigt

 Susanna Petrin

 Auf der Internetseite der Pnos beider Basel ist bis heute ein Artikel abrufbar, der den Holocaust infrage stellt. Der vorbestrafte Philippe Eglin (22), bis vor Kurzem Präsident dieser Sektion, ist laut der Staatsanwaltschaft dafür verantwortlich. Am Mittwoch läuft der Prozess.

 Es gibt kaum ein geschichtliches Ereignis, das so gut dokumentiert ist wie der Massenmord an Millionen von Menschen während des Nazi-Regimes. Auch das Tagebuch des jüdischen Mädchens Anne Frank, eines der weltweit bekanntesten Opfer, ist mehrfach auf seine Echtheit geprüft und darin bestätigt worden. Trotzdem stellen Rechtsextreme diese Fakten immer wieder in Abrede und verstossen damit gegen den Antirassismusartikel.

 Auch auf der Internetseite der Sektion beider Basel der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) ist seit über einem Jahr ein Artikel abrufbar, der die Echtheit des Anne-Frank-Tagebuchs bestreitet und den Holocaust, die Massenvernichtung der Juden während des Zweiten Weltkrieges, leugnet. Unter anderen hat der Anne-Frank-Fonds dagegen Anzeige erstattet, nun muss sich Philippe Eglin, bis Ende Juni Präsident der Pnos-Sektion Baselland und Basel-Stadt, am Mittwoch vor dem Basler Strafgericht dafür verantworten.

 Scheinargumente

Mit dem Artikel verbreite der Angeklagte "öffentlich eine Ideologie, die auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung der Juden gerichtet ist", heisst es in der Anklageschrift der Basler Staatsanwaltschaft. Er tue dies "unter Nennung pseudowissenschaftlicher Scheinargumente, wie sie in der Holocaust-Leugner und Revisionistenszene in diesem Zusammenhang häufig herangezogen werden".

 Philippe Eglin habe bei den Befragungen jegliche Aussagen verweigert, sagt Gerichtspräsidentin Liselotte Henz. Er sei "uneinsichtig", und man stelle ihm "keine gute Prognose". Diese Aussage bestätigt der Basler Rechtsextremismusexperte Samuel Althof. "Das Verfahren schreckt Eglin nicht davon ab, in der rechtsextremen Szene weiterhin sehr aktiv zu sein." Eglin habe unter anderem regen Kontakt zur Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), er versuche sich "als Leader zu etablieren". Ausserdem habe er sich offensichtlich nicht einmal darum gekümmert, dass die einschlägige Seite gelöscht wird.

 Diese liegt gemäss Althof auf dem amerikanischen Server GoDaddy.com, "der mehrere rechtsextreme Seiten hostet". Der Angeklagte werde wohl versuchen, sich deshalb auf amerikanisches Recht zu berufen, das die freie Rede stärker gewichte als das Schweizer Gesetz. Doch der Inhalt der Webseite richte sich an Schweizer Leser, was eine wichtige Rolle spiele.

 Samuel Althof hätte es wünschenswert gefunden, wenn die Basler Justiz die Seite per superprovisorischer Verfügung schon längst hätte sperren lassen. Gerichtspräsidentin Henz räumt ein, dass dies nach dem Gerichtstermin möglicherweise getan werde. Es ist gut möglich, dass es bald zum nächsten Verfahren wegen derselben Internetseite kommt: Althof hat Pnos-Schweiz-Vorstandsmitglied Denise Friederich wegen Rassendiskriminierung angezeigt. Sie zeichne derzeit als Herausgeberin und Redaktorin für den Inhalt der Pnos-Website mitverantwortlich.

 Körperverletzung

Philippe Eglin, der sich am Mittwoch selber verteidigen wird, ist bereits wegen einfacher Körperverletzung vorbestraft. Die neue Tat fällt in die Bewährungsfrist. Den Vollzug der Vorstrafe inbegriffen, fordert die Staatsanwaltschaft nun eine Strafe von 60 Tagessätzen à 120 Franken, insgesamt 7200 Franken.

 Ausserdem wurde der Logistikassistent vergangenen Herbst von seiner damaligen Arbeitgeberin, Novartis, wegen seiner mit der Konzernethik nicht zu vereinbarenden Gesinnung entlassen (die BaZ berichtete). Eglin und der neue Pnos-Präsident, Michael Herrmann, haben auf eine Anfrage der BaZ mit der Bitte um eine Stellungnahme nicht geantwortet.

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 Michael Herrmann übernimmt Pnos-Präsidium

Einköpfiger Vorstand.

Philippe Eglin ist Ende Juni per sofort von seiner Position als Vorsitzender der Sektion Baselland und Basel-Stadt der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) zurückgetreten. Der neue Präsident ist der einstige Kassier Michael Herrmann. Er ist derzeit das einzige Vorstandsmitglied dieser Sektion, die erst Anfang 2009 gegründet wurde. Dies bestätigt Samuel Althofs These, dass die Pnos "politisch völlig unbedeutend" sei, aber punktuell gefährlich werden könne. Der Basler Rechtsextremismusexperte beobachtet die Szene schon seit vielen Jahren. Ist Herrmann auch dabei? "Ja, das ist jedes Vorstandsmitglied der Pnos", sagt er.

 Philippe Eglins Rücktritt wird auf der Internetseite der Pnos beruflich begründet. "Dieser persönliche Entscheid hat keinen Zusammenhang mit dem zurzeit hängigen Verfahren gegen Eglin wegen Rassendiskriminierung", heisst es darauf. Althof sagt dagegen, dass es typisch für die Pnos sei, Vorstandsmitglieder abzusetzen, sobald diese in ein Strafverfahren verwickelt seien: "Die Pnos will in einem guten Licht stehen."  spe

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LIECHTENSTEIN GANZ RECHTS
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Liechtensteiner Vaterland 17.7.10

Liechtenstein

 Brandanschläge: Zweite Verhaftung

 Am vergangenen Montag wurde ein 19-jähriger Liechtensteiner wegen versuchter Brandstiftung festgenommen. Auch er stammt aus der rechten Szene. Der Untersuchungsrichter hat noch am selben Tag die U-Haft verhängt.

 Von Desirée Vogt

 Vaduz/Nendeln. - Im Fall der Brandanschläge in Nendeln hat es in dieser Woche eine weitere Festnahme gegeben. Wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte, wurde der 19-Jährige bereits am vergangenen Montag festgenommen und muss vorerst bis zum 26. Juli in Untersuchungshaft bleiben. Er wird dringend verdächtigt, an den Brandanschlägen vom 22. November 2009 (Wohnhäuser an der Schulerstrasse und in der Bahngasse in Nendeln) und am 26. Februar 2010 (Kebab-Bistro in Nendeln) beteiligt gewesen zu sein. Damit sitzt bereits der zweite mutmassliche Täter in U-Haft. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es noch weitere Mittäter gibt.

 Ermittlungen laufen weiter

 Mehrere Indizien und die Aussage des bereits inhaftierten 22-Jährigen haben zur Verhaftung des 19-Jährigen geführt, wie die Staatsanwaltschaft mitteilt. Während der 22-Jährige bereits ein Teilgeständnis abgelegt hat, ist unklar, ob auch der 19-Jährige inzwischen gestanden hat. Aus ermittlungstaktischen Gründen will die Staatsanwaltschaft dazu keine Auskunft geben. Auch über die Ermittlungen bezüglich möglicher weiterer Mittäter kann vorerst nichts gesagt werden. Wie es mit den zwei in U-Haft befindlichen jungen Männern weitergeht, ist noch unklar. Über die Dauer der U-Haft entscheidet das Gericht. Auch ob und wer angeklagt wird, steht noch nicht fest. "Darüber entscheidet nach Abschluss der Untersuchung die Staatsanwaltschaft", wie Staatsanwalt Frank Haun mitteilt. Der Strafrahmen für die den Männern angelastete Tat beträgt eine Freiheitsstrafe von einem bis zu zehn Jahren.

 Musik, die klare Sprache spricht

 Inzwischen zirkuliert per E-Mail auch ein Facebook-Bild des 22-Jährigen Liechtensteiners, der bereits am 25. Mai verhaftet wurde. Darauf zeigt er den "Stinkefinger" und trägt ein T-Shirt, auf dem noch die Worte "Die Braunen Stadtmusikanten" erkennbar sind. Vermutlich handelt es sich dabei um die Band "Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten". In der Ankündigung auf ihre CD "Braun is beautiful" nimmt die Band Bezug auf die so genannten "Zillertaler Türkenjäger". Wie diese spreche auch die neue CD eine klare Sprache, ist dem Internet zu entnehmen. Die Produzenten nutzen die Popularität der Hits vergangener Jahre, um Stimmungslieder mit inakzeptablem Inhalt auf den Markt zu bringen. So wird beispielsweise zur Musik von Rudi Carrells Sommerschlager "Wann wird's mal wieder richtig Sommer" gesungen: "Wir hatten früher noch echte Staatsmänner. Ein einig Volk von Kärnten bis nach Sylt." Dieser Verweis auf vergangene Zeiten, und zwar die Zeit des Nationalsozialismus, findet sich auch in anderen Textzeilen. Kopf der Band ist Daniel "Gigi" Giese der 1995 die Rechtsrock-Band "Stahlgewitter" gegründet hat.

 Die U-Haft des 22-Jährigen wurde erst vor kurzem, am 7. Juli, um zwei weitere Monate verlängert. Zudem wurde bekannt, dass er bei der Verteilung der anonymen Flugblätter mit ausländerkritischem Inhalt beteiligt war. Ob auch der 19-Jährige an dieser Aktion beteiligt war, ist nicht bekannt.

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ANTI-ATOM
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BZ 17.7.10

Elsy Zulliger

 Die Sonnenfrau aus Thunstetten

 Elsy Zulliger kämpfte schon in den 1970ern gegen Atomkraftwerke und ist auch heute nicht auf den Mund gefallen: Die 88-jährige Thunstetterin über ihr ebenso bewegtes wie bescheidenes Leben als "Sonnenfrau".

 "Ich merke: Ich bin ein Begriff", sagt Elsy Zulliger. Sie sei doch das "Atom-Elsy", habe sogar der frisch zugezogene Nachbar zu ihr gesagt. Die Bützberger würden sie so nennen - dabei möge sie den Namen gar nicht. "Die Sonnenfrau aus Thunstetten", das gefällt der 88-Jährigen schon besser. Sie, die schon vor 30 Jahren Solarzellen auf ihr Dach montierte und bald auch eigene Solargeräte bastelte, habe schliesslich früh begriffen: "Man darf nicht immer nur gegen, man muss auch für etwas sein."

 Am Anfang war Graben

 Elsy Zulliger hat sich allerdings sehr wohl auch als Gegnerin einen Namen gemacht. Als die Bernische Kraftwerke AG in den 1970er-Jahren ein Atomkraftwerk in Graben bauen wollte (siehe Kasten), da begann sich auch Elsy Zulliger aktiv gegen die AKW-Pläne in der ganzen Schweiz zu engagieren. Bald schon trat sie der Frauengruppe der Gewaltfreien Aktion Graben bei.

 Heimlich habe sie damals nachts jeweils die Briefkästen der Umgebung mit Infomaterial gegen das Kraftwerk gespeist - das Klebeband und die Reissnägel stets dabei, erzählt sie mit einem schelmischen Lächeln. "Mein Mann hätte das ja nie zugelassen." Mit 58 liess sich die fünffache Mutter aus der unglücklichen Ehe scheiden. "Seither lebe ich", sagt sie.

 Dass ihr Name in den Fichen zur Gewaltfreien Aktion Graben angeblich besonders häufig auftaucht, nimmt sie für die Sache gerne in Kauf. "Die meisten Menschen reden zu viel und machen nichts", sagt sie. "Ich bin eben ‹gerade heraus›. Und so lebe ich auch."

 Putzfrau unter Professoren

 Eine Stromrechnung von gerade mal 18 Franken musste sie letztes Mal begleichen. Ein Leben ohne Luxus, die Stube im Winter keine 15 Grad warm. "Man muss halt nicht Sommerkleider anziehen im Winter", kommentiert Elsy Zulliger trocken. "Ich lebe jedenfalls noch."

 Kein Wunder, wurden bald die Medien auf die engagierte Verfechterin der Sonnenenergie und beherzte AKW-Gegnerin aus dem Oberaargau aufmerksam. Lokale und nationale Zeitungen berichteten von der Thunstetterin, die mit dem selbst gebauten Sonnenofen sogar Kuchen bäckt und ihr Haus mit Holz heizt, das sie das Jahr über mit dem Fahrrad im Wald einsammelt. 1992 stattete ihr gar das Schweizer Fernsehen einen Besuch ab.

 Eine einfache Putzfrau sei sie zeitlebens gewesen - und doch habe sie viel erlebt. Mit Ausstellungen, Kursen und Infomaterial warb sie für die Solarenergie - im Dorf, an Tagungen, an der BEA. "Ich habe mir dafür viel Wissen aneignen müssen. Manchmal haben mich sogar Professoren um Auskunft gefragt."

 Vielleicht, sinniert sie, sei es früher auch einfacher gewesen. Im Kinderheim sei sie schon mit Entbehrungen aufgewachsen. "Wir kannten ja nur das Einfache." Heute aber würden die Kinder zuerst in die Badi gehen, um dann daheim noch zu duschen … Nein, so etwas hätte es bei ihr nicht gegeben. "Wenn ihr warmes Wasser braucht, müsst ihr Holz heimbringen", habe sie ihren Kindern jeweils gesagt.

 Aber die Gesellschaft entwickle sich einfach in eine falsche Richtung. Nur die Kinder, die würden ihr Hoffnung geben. "Wir haben heute gute Lehrer." Sie würden die Kinder für Umweltfragen sensibilisieren - und diese wiederum ihre Eltern darauf ansprechen. "Ja", sagt Elsy Zulliger, "es ist ganz wichtig, dass man bei den Kindern anfängt."

 Dieselbe Problematik

 Sie blättert in einer Energie-Zeitschrift. "400 Atomkraftwerke sind weltweit geplant", sagt sie ungläubig. "Ein Hohn. Da wird es doch wieder einen Chlapf geben. Tschernobyl hat offenbar nicht gereicht." Dabei habe sich an der Problematik nichts geändert. "Aber die Politik hat nichts daraus gelernt. Es sind diese alten Chläuse, die nicht umdenken wollen." Die 88-Jährige ereifert sich immer mehr. "Doch, ich muss wieder ein paar Zeitschriften verteilen gehen", sagt sie plötzlich.

 Man spürt: Elsy Zulliger würde gern mehr tun. Doch das Alter ist auch an ihr nicht spurlos vorbeigegangen. "Ich könnte nicht mehr", sagt sie leise. Holz sammeln wird sie für diesen Winter kaum mehr selber. Dafür aber geniesst sie "die paar Wunder" in ihrem Garten: den Apfelbaum, den sie aus einem Kern gezogen hat, den blühenden Rosenstock.

 Wieder ein Lächeln: "Solange man sich über etwas freuen kann, geht man nicht unter."

 Kathrin Holzer

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Kernkraftwerk Graben

 Gewaltloser Widerstand

 1970 reichte die Bernische Kraftwerke AG ein Gesuch für ein Atomkraftwerk in Graben ein, bereits 1972 erteilte der Bund die Bewilligung. Doch das Kraftwerk wurde nie gebaut, denn es formierte sich gewaltiger Widerstand. Ein Höhepunkt der Bewegung, zu der auch die Gewaltfreie Aktion Graben gehörte, bildete 1977 das von über 6000 Leuten besuchte Graben-Fest. Aber erst nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 verstärkte sich der Widerstand auch auf politischer Ebene. 1988 erklärte sich die BKW schliesslich bereit, auf Graben zu verzichten.
 khl

 Quelle: Ruedi Bärtschi, "Ein Atomkraftwerk, das nicht gebaut wurde", aus: "Jahrbuch des Oberaargaus 2008".

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Basler Zeitung 17.7.10

Wind und Regen spielen eine Rolle

 Physiker und Greenpeace äussern sich zu den Gefahrenzonen um Atomkraftwerke

 Muriel Gnehm

 Die Gebiete um Atomkraftwerke werden in drei Schutzzonen eingeteilt. Aufgrund dieser Grenzen spricht sich der Kanton Baselland für oder gegen ein neues AKW aus. Macht das Sinn?

 Der Bundesrat wird voraussichtlich Mitte 2012 über die Gesuche für drei neue Atomkraftwerke in Beznau (AG), Niederamt (SO) und Mühleberg (BE) entscheiden. Während der Kanton Baselland zu Beznau keine Stellung nahm, lehnt er ein neues AKW in Niederamt (Gösgen II) ab. Der Grund dafür ist, dass es nur rund fünf Kilometer - und somit weniger als 20 Kilometer - von der Kantonsgrenze entfernt zu stehen käme. Laut dem Verfassungsparagrafen 115 muss sich der Kanton gegen neue Atomanlagen "auf dem Kantonsgebiet oder in dessen Nachbarschaft" wehren. Der Rechtsdienst des Regierungsrates hat definiert, dass sich die Nachbarschaft an der Gefahrenzone 2 orientiert (die BaZ berichtete).

 Massnahmen

Um jedes Atomkraftwerk sind drei Gefahrenzonen festgelegt. Die Zone 1 bezieht sich auf einen Radius von drei bis fünf Kilometern. Die Zone 2 umfasst das Gebiet mit einem Radius von 20 Kilometern. Die Zone 3 bezieht sich auf das Gebiet der übrigen Schweiz, ausserhalb des 20-Kilometer-Radius. "In der Zone 1 kann eine radioaktive Wolke bei einem schweren Unfall lebensbedrohlich sein, wenn man sich im Freien aufhält", sagt Ronald Rusch vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi). In der Zone 2 sei eine Wolke nicht mehr lebensbedrohlich, aber es müssten trotzdem vorsorgliche Massnahmen ergriffen werden. "So werden zum Beispiel an jeden Haushalt Jodtabletten verteilt", sagt Rusch. In der Zone 3 sind Sofortmassnahmen zum Schutz der Bevölkerung voraussichtlich nicht notwendig: "Es kann aber sein, dass nach dem Wolkendurchzug bestimmte Massnahmen ergriffen werden müssen."

 Denkt man an den Super-GAU im ukrainischen Tschernobyl von 1986, kommt einem diese Zoneneinteilung absurd vor. Machen Katastrophen wirklich vor künstlichen Grenzen halt? "Die Zoneneinteilung ist Teil des Konzepts für den Notfallschutz", sagt Rusch. Dessen Ziel sei es, akute Strahlenschäden zu vermeiden sowie Spätschäden zu minimieren. "Fest steht, dass die Gefährdung durch die radioaktive Wolke mit zunehmender Entfernung abnimmt." Bei einem tatsächlichen Unfall könne nicht ausgeschlossen werden, dass Gebiete ausserhalb der Zonen 1 und 2 betroffen wären. "Aufgrund der Analyse mehrerer Störfallabläufe gehen wir aber davon aus, dass die Auswirkungen weitgehend auf die Zonen 1 und 2 beschränkt blieben", sagt Rusch. Bernd Krusche, Professor am Departement für Physik der Universität Basel, merkt zu der Zoneneinteilung an, dass auch das Wetter eine grosse Rolle bei einem Unfall spielt. "Natürlich nimmt generell die Gefahr mit der Entfernung ab, weshalb die Zonen Sinn machen." Im Einzelfall könne aber die ausgetretene Radioaktivität durch Wind und Regen sehr unterschiedlich verteilt werden und könnten sich die Zonen verschieben. Krusche: "Wie das Wetter bei der Berechnung der Zonen berücksichtigt wurde, weiss ich nicht."

 Laufend überprüft. Rusch vom Ensi sagt dazu: "Die Schutzzonen wurden 1977 festgelegt. Bei der Berechnung der Zone 1 ist auch die ungünstigste Wetterlage beachtet worden. Bei der Zone 2 wurden die Wetterfaktoren damals nicht in die Berechnungen einbezogen." Seither seien die Zonen aber laufend vom aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik überprüft worden. "Derzeit weist nichts darauf hin, dass die Zone 2 erweitert werden müsste", sagt Rusch. Zudem seien die Zonengrössen mit den Empfehlungen der Internationalen Atomenergie-Organisation kompatibel.

 Graziella Regazzoni, Leiterin der Kampagne Atom und Energie von Greenpeace, bemerkt, dass "die Windverhältnisse das Ausmass einer Katastrophe stark beeinflussen können". Regazzoni geht aber noch einen Schritt weiter: "Die Schutzzonen sind ungenügend." So wäre bei einem schlimmen Unfall ein viel grösseres Gebiet als die Gefahrenzonen 1 und 2 von Radioaktivität betroffen, wie Regazzoni sagt. "Die Zoneneinteilung zeigt, dass die Schweiz auf einen Reaktorunfall nicht gut vorbereitet ist."

 Bei Atomkraftwerken wird von drei Generationen gesprochen. Die fünf Atomkraftwerke in der Schweiz sind solche der zweiten Generation. Die geplanten neuen Atomkraftwerke würden der dritten Generation angehören. Rusch: "Wir gehen davon aus, dass diese sicherer sind als die Kernkraftwerke der zweiten Generation." Es sei das Ziel, Atomkraftwerke so sicher wie möglich zu betreiben.

 Energieverbrauch

Diesem Ziel sind die Ingenieure laut Krusche in den letzten Jahren einen grossen Schritt nähergekommen: "Eine Katastrophe wie diejenige von Tschernobyl könnte ein neues AKW nicht mehr verursachen." Reaktoren vom Tschernobyl-Typ seien so konstruiert gewesen, dass sie nach einer Fehlbedienung schnell kaputtgehen konnten. Krusche: "Die dritte Generation ist viel sicherer." Er gibt aber zu: "Noch sicherer wäre es, den Energieverbrauch zu senken und auf den Bau neuer Kraftwerke zu verzichten." Das wäre auch Regazzoni recht: "Würde die Effizienz beim Energieverbrauch gesteigert und würden gleichzeitig die erneuerbaren Energiequellen gefördert, brauchte es keine neuen AKW."

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Atomlobby gibt sich solidarisch

 PR-Aktion für ein Endlager

 Renato Beck

 Solidarität wird gefragt sein, wenn eine Region dereinst den Schweizer Atommüll aufnehmen muss. Eine kleine Spende soll den Aargauern diesen Umstand näherbringen.

 Vor dem ersten wichtigen Stimmungstest für ein atomares Endlager sind die PR-Abteilungen der Atomindustrie in Bewegung geraten. Im September wollen Vertreter der Nagra, die für die Entsorgung von Atommüll zuständig ist, in jene sechs Regionen gehen, die für ein Endlager infrage kommen. Zu den aussichtsreichsten Standorten zählt der Bözberg, weniger aus geologischer Sicht sondern aus politischer. Im Atomkanton Aargau dürfte das Verständnis für das Lager am grössten sein.

 Um dennoch Gegner des Projekts zu besänftigen, hat die Nagra jetzt 6000 Franken gespendet, an eine Stiftung namens "Soliday". Motto: "Solidarität verbindet". Die junge Stiftung beeindruckt eher durch ihr imposantes Netzwerk als mit ihrem Zweck. Im Überbau agieren die gesammelte Aargauer Politprominenz sowie gewichtige Unternehmen. Soliday zahlt finanzschwachen Familien Plätze in Kinderkrippen, damit nach eigenem Bekunden der Wirtschaft "langfristig mehr Mitarbeiter zur Verfügung stehen". Eine Win-win-Situation, nennt das die Stiftung.

 Dass die Nagra ausgerechnet Soliday berücksichtigt, ist wohl nicht nur der einflussreichen Trägerschaft geschuldet. Eine Region wird schliesslich in einigen Jahrzehnten - falls das Volk das will - den Atommüll der Schweiz aufnehmen müssen. Sollte es den Bözberg treffen, kann es nicht schaden, wenn sich die Anwohner an ihre solidarischen Pflichten erinnern.

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Aargauer Zeitung 17.7.10

Einwände gegen Gösgen II

 Die Richtplananpassung ist höchst umstritten

 Gegen die Richtplananpassung für ein zweites Atomkraftwerk im Niederamt (Gösgen II) sind gegen 800 Einwendungen beim Solothurner Bau- und Justizdepartement eingetroffen.

 Christian von Arx

 Auf 769 beziffert Bernard Staub, Chef des Raumplanungsamts des Kantons Solothurn, die Zahl der eingegangenen Einwendungen. 21 weitere seien noch angekündigt und mögliche weitere nicht auszuschliessen, da die Frist vom 7. Juli nicht sakrosankt sei. Über die Grössenordnung von 800 Stellungnahmen zur Richtplananpassung für ein zweites Atomkraftwerk im Niederamt (Gösgen II) zeigte sich Staub nicht überrascht: "Viele sind gleichlautend, einige Organisationen haben Muster-Einwendungen angeboten." Wobei er gleich anfügt: "Auch diese werden selbstverständlich sorgfältig angeschaut, ausgewertet und beantwortet." Bis Ende August will die Verwaltung einen Auswertungsbericht vorlegen.

 Geteilte Meinungen

 Eine Pflicht, sich zu Richtplanänderungen vernehmen zu lassen, gibt es nicht. So haben zwei gewichtige Betroffene des Projekts "AKW Niederamt" ausdrücklich auf eine Stellungnahme verzichtet: die Stadt Olten und die Gemeindepräsidentenkonferenz Niederamt (GPN). Beim letzteren Gremium ist klar, dass sie zu einem zweiten AKW keine einstimmige Meinungsäusserung hätte abgeben können. Sie überliess es deshalb den einzelnen Gemeinden, ihre Eingaben nach Solothurn zu schicken.

 Gegner organisierten sich

 Es liegt auf der Hand, dass die Möglichkeit zu Einwendungen vor allem die Gegner auf den Plan ruft. Die Organisation Nie wieder Atomkraftwerke (NWA), mit Sektionen in den Kantonen Solothurn und Aargau, gab an einer Veranstaltung in Niedergösgen Tipps für Einwendungen gegen die Richtplanänderung; diese wurden offenbar zahlreich befolgt.

 Erwartungsgemäss bekräftigten die SP und die Grünen der Region Olten, aber auch mehrere ihrer Ortsparteien, ihre grundsätzliche Opposition gegen den Ausbau der Atomkraft, namentlich am Standort Niederamt. Auch die kantonalen Grünliberalen lehnten ein AKW Niederamt ab. Widerstand "mit allen rechtlichen und politischen Mitteln" kündigte die Regierung des Kantons Basel-Landschaft an. Dazu ist sie von ihrer Kantonsverfassung verpflichtet.

 Die "Allianz gegen neue AKW", die gesamtschweizerisch alle wichtigen Gegnerorganisationen umfasst, forderte den Kanton Solothurn in ihrer Eingabe rundweg auf, die Richtplananpassung ersatzlos fallen zu lassen. Diese sei angesichts der Bundeskompetenz für die Rahmenbewilligung ein "planungsrechtlicher Leerlauf" und diene nur dazu, "bei der Solothurner Bevölkerung ohne echte inhaltliche Diskussion einen positiven Bescheid zu Gösgen II abzuholen", liess sie verlauten.