MEDIENSPIEGEL 12. - 18. MÄRZ 2012

Bund 17.3.12

Sehnsüchtige Schwestern

Vor aufgetürmtem Sperrgut, Holzscheiten, Gemälden, Autoreifen und Lampenschirmen steht eine lange, festlich gedeckte Tafel. Anlässlich des Geburtstags des Nesthäkchens Irina, der gleichzeitig der Todestag des Vaters ist, haben sich Anton Tschechows "Drei Schwestern" mit ihrem Gefolge in heimeliger Atmosphäre im Tojo-Theater zusammengefunden. Anlass also auch, um ganz im Sinne Tschechows sowohl zurück als auch vorwärts - oder genauer: nach Moskau - zu schauen. Denn voller Sehnsucht, Nostalgie und Träumereien sind die drei Schwestern in Gedanken überall - nur nicht im Hier und Jetzt.

Die Inszenierung (Regie: Claudia Bossard) des Berner StudentInnen Theaters (bestOFF) trägt dieser "leeren Gegenwart" durchaus Rechnung: Abwesend stehen Olga, Mascha und Irina an der Rampe, das Partyhütchen will nicht recht sitzen, und den Avancen der Männer, stets einen Tick zu aufdringlich, möchte man am liebsten entfliehen. Nur Olga (Simone Gfeller), die Älteste, macht strahlende Miene zum bösen Spiel und scharwenzelt unermüdlich zwischen Tisch und Stühlen umher. Das Zusammenspiel von Tschechows isolierten Figuren, alle gefangen in ihrem ganz eigenen Käfig, erhält auf der Bühne des Tojo-Theaters eine unterhaltsame Dynamik: Die kratzbürstige Mascha (Denise Pezzatti) versteckt sich hinter ihren Büchern, die teilweise allzu hysterische Irina (Barbara Boss) hat die Qual der (Männer-)Wahl, der schnöselige Tusenbach (Dominik Widmer) findet alles langweilig, der phlegmatische Bruder Andrej (Lorenz Bader) hat heimlich eine Hypothek aufs Haus aufgenommen, und seine arg überzeichnete Frau Natascha (Caroline Stähli) hat nur ihr "ganz aussergewöhnliches Kind" im Kopf.

Doch Tschechows Stück lediglich nach seinen Figuren aufzudröseln, verliert bald seinen Reiz. Damit hat auch die bestOFF-Produktion zu kämpfen, denn Einfälle wie rhythmische Einlagen à la "Stomp", Running Gags oder ein Wasserfall von Pingpongbällen (Bühne: Christof Bühler) vermögen nur bedingt die Spannung zu halten, die gegen Ende gänzlich abhandenkommt. So verpasst es die Inszenierung auch, rechtzeitig einen Schlusspunkt zu setzen. Wie Kitt zwischen den Szenen wirken die Geigen- und Gitarrenklänge (Musik: Moritz Achermann, Lorenz Bader), welche die tschechowsche Einöde stimmungsvoll untermalen. Lena Rittmeyer

Weitere Vorstellungen: 17.-23. März jeweils um 20.30 Uhr im Tojo-Theater Reitschule.

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facebook.com 16.3.12
https://www.facebook.com/#!/pages/sous-soul/30354629271

Offener Brief vom Sous-Soul an Tschäppät.

Lieber Alexander Tschäppät

Mit erstaunen haben wir Ihre Äusserungen im Bund-Interview  (http://www.derbund.ch/bern/stadt/Welches-Fiasko-meinen-Sie/story/12976593) vom letzten Samstag gelesen. Sie scheinen offenbar über die Schliessung des Sous Soul's schlecht informiert worden zu sein. Anders können wir uns kaum erklären, dass Ihrer Ansicht nach das Sous Soul wegen dem neuen Eigentümer Pfarrer Urwyler, sowie aus "wirtschaftlichen" Gründen (wie die meisten Clubs) schliessen musste...

Erstaunlich auch, da die Problematik in unzähligen Zeitungsartikeln erläutert wurde und sowohl Sie persönlich wie auch andere Stellen der Stadt unsere Pressemitteilung mit der detaillierten Begründung zur Schliessung per Email erhalten haben.

Gerne erklären wir die Situation aber nochmal, damit zukünftig alle vom selben sprechen.

Das Sous Soul musste wegen der Lärmklage einer Benachbarten Anwohnerin schliessen. Diese war 2006 innerhalb der Liegenschaft Junkerngasse 3 aus dem dritten in den ersten Stock gezogen, und sich der Existenz des Sous Soul's und dem benachbarten Konzertbetrieb durchaus bewusst. In Messungen der kantonalen Lärmfachstelle konnte dem Sous Soul auch bei einem Konzertpegel von 100 dBA keine Verletzung der vor Ort geltenden Lärmgrenzwerte LSII und LSIII nachgewiesen werden. Ausserdem konnten Akustiker von Grolimund & Partner darlegen dass die Lärmfachstelle falsch gemessen hatte. Da uns auf diesem Wege nichts vorzuwerfen war, kam schlussendlich die "subjektive Wahrnehmung" zur Anwendung. Beanstandet wurde ein Pegel, der gemäss professionellen Akustikern so leise ist, dass man ihn nicht mehr messen kann (17-19 dBA). Daraus schloss die Kantonale Lärmfachstelle, dass in der Gebäudehülle der Junkerngasse 1 nur ein maximaler Pegel von 90 bBA zulässig sei. Damit wurde uns nach 3 Jahren Rechtsstreit Motivation, Grundlage und Perspektive für zukünftige Konzerte im Sous Soul entzogen. Dass wir vor dem endgültigen Urteil auf Anordnung des Regierungsstatthalteramtes gut 10'000. CHF in ineffiziente Lärmschutzmassnehmen verlochen mussten sei hier auch noch kurz erwähnt.

Es stimmt dass bei den angewendeten Gesetzten und Vollzugshilfen die Stadt Bern wenig unternehmen konnte. Aber dass der Gemeinderat seit Monaten nur zuschaut, und weder von Ihnen noch vom einem Gemeinderat eine Stellungnahme zu den Entwicklungen rund um die Sous Soul Schliessung und Verfügungsandrohungen des Regierungsstatthalters gegen BonSoir (85 dBA), Wasserwerk (80 dBA), Theater National (87 dBA Verfügt, später vom Verwaltungsgericht annulliert) Ammonit im Kornhausforum (Regierungsstatthalter und Liegenschaftsverwaltung schaffen Pattsituation) erweckt aber den Eindruck dass diese Vorgehensweise nicht in Konflikt mit der städtischen Kulturpolitik steht. Dennoch ist kaum anzunehmen dass Ihre Regierung auch so schweigsam wäre, wenn Stadttheater oder Dampfzentrale durch eine Verordnung des Regierungsstatthalters zum Schliessen gezwungen würden...

Für die Falschaussagen im Bund-Interview fordern wir von der Bund-Redaktion eine Richtigstellung. Falls wir, trotz den für Konzertveranstalter unattraktiven Voraussetzungen in Bern, doch wieder auf die Suche nach Räumlichkeiten machen, können wir es uns nicht leisten wenn der Stadtpräsident in der Öffentlichkeit suggeriert wir seien aus wirtschaftlichen Gründen gescheitert.

Mit freundlichen Grüssen
dein Sous Soul

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BZ 16.3.12

Reitschul-Debatte abgelehnt

Trotz Wahljahr mögen offensichtlich die meisten Stadträtinnen und Stadträte nicht mehr in jeder Sitzung über das öffentlichkeitswirksame Thema Reitschule debattieren. Eine grosse Mehrheit lehnte gestern die Diskussion über einen Vorstoss von CVP, SVP und FDP ab. In einer dringlichen Interpellation wollten Bürgerliche den Kontext zwischen den Mietverträgen mit der Reithalle und dem Leistungsvertrag geklärt haben. Alexander Feuz (FDP) kündigte an, er werde das Thema dann halt in anderer Form wiederaufnehmen.mm

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20 Minuten 16.3.12

Das grüne Männlein giftelt im Dachstock

BERN. Marsimoto spaltet das deutschsprachige Hip-Hop-Lager. Morgen kommt das Alter Ego von Marteria nach Bern. Im Dachstock präsentiert er sein neues Album "Grüner Samt".

Der grüne Ghetto-Schlumpf ist zurück: Der Rostocker Rapper Marsimoto legt mit "Grüner Samt" sein drittes Werk vor. Auch hier dreht sich vieles um Marihuana - um den grünen Samt, wie Marsimoto es nennt. Morgen Abend hüllt sich der Dachstock entsprechend in Grün und empfängt den bösen Zwilling von Marteria.

Passend zum Hauptthema klingt das Album wie ein Rausch: Die Beats sind treibend, die Texte abstrakt bis absurd. So rappt er etwa über einen Baum, der "wie Facebook ist". Der ehemalige U-17-Kaderfussballer findet aber auch andere Themen. Auf "Wellness" fragt sich der Rapper mit der gepitchten Stimme, wo die Realness im Hip-Hop hin ist. Abwechslung macht sich also durchaus breit. Sein moderner Sound kommt aber nicht überall an. Doch feiern Leute wie Jan Delay, Peter Fox oder Sido zu Marsimoto ab.

Im Dachstock wird er von Kid Simius und dem Berner Kid Silly begleitet. Das heisst also: Auch nach dem Konzert stürmen elektronische Hip-Hop-Beats den Dancefloor.

Pedro Codes

Sa, 17.3., 22 Uhr, Marsimoto Green Tour, Dachstock.

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Thuner Tagblatt 16.3.12

(Extra)terrestrische Berner Rap-Power

thun · Ab ins Universum von Boys on Pills und Webba: Sie sorgen morgen Samstag im El Camino für eine geballte Ladung Berner Rap-Power.

Hoppla, was ist denn da mit einem Teil der Berner Hip-Hop-Elite geschehen? Die Boys on Pills um Rapper Baze präsentieren sich in raumfahrtanzugähnlicher Aufmachung, ihr Kumpel Webba lässt sich als extraterrestrisch anmutender intergalaktischer Kämpfer ablichten. Klar doch: Boys on Pills und Webba bringen ihr ganz eigenes Universum mit ins Thuner El Camino, wo sie morgen Samstag gemeinsam ein Konzert geben.

Frecher Sound, clevere Textzeilen

Ein Blatt namen die Boys on Pills nie vor den Mund. Mal kommen sie provokativ und heftig daher, mal glänzen sie mit ebenso cleveren wie nachdenklich stimmenden Textzeilen à la "Zwüsche Läbe u Tod gits e Wärbepouse". Diese findet sich im Song "Wenn i läb, wenn i stirb" auf dem brandneuen Album "Nacht". Musikalisch lassen sich die Boys on Pills - Jonny Bunko alias Elwont und Dr. Broccoli, besser bekannt als Baze, mit DJ Kermit und Jan Stehle - kaum einordnen: Ist es Techno-Grime? Oder etwa souliger Electro-Hop? Oder gar Acid-Rap? Egal: Die Thunerinnen und Thuner können diese unerhörte Mischung im El Camino selber "erhören" - und zwar noch vor der offiziellen Plattentaufe am 31. März im Dachstock in Bern.

Auswärtsspiel in Thun

"Uswärts" heisst das aktuelle Album des Berner Rappers Webba, das er beim Auswärtsspiel in Thun mit im Gepäck hat. Dominierten auf dem Debüt "Daheim?" noch warme, soulige Klänge, so wirkt die neue CD kälter, technoider, und die gewitzten Texte, die sich locker um Aufbruchstimmung drehen, werden mit deutlich mehr Druck dargeboten. So stehen Boys on Pills und Webba trotz ausserirdischer Aufmachung für ein ganz und gar irdisches Konzertvergnügen.
mik, pd

Boys on Pills&Webba in der El Camino Café Bar am Mühleplatz, Thun: Samstag, 17. März, 21 Uhr.

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20 Minuten 16.3.12
http://www.20min.ch/news/bern/story/Linksautonome-dissen-FDPler-26627019

Linksautonome dissen FDPler

BERN/REINACH. Schon seit der Veröffentlichung ihres Wahlwerbespots mit Gesangseinlagen muss die FDP aus Reinach im Baselland Hohn und Spott über sich ergehen lassen. Jetzt melden sich auch noch Berner Linksautonome mit einem Videoclip zu Wort, in dem sie sich über die freisinnigen Sänger lustig machen. Die Aktivisten haben für den Video-Aufruf zum ersten Mai kurzerhand die gesungenen Zeilen der FDP übernommen. "Jä, du willsch mi, jä, du wählsch mi. Zämme sind mir stark, zämme schaffe mirs" trällern die vermummten Linken. Die Abkürzung FDP haben sie in F.T.P (Fuck The Police) abgewandelt.

Der Videoclip soll Werbung für die Aktionen zum ersten Mai machen. Ab dem 22. April geht es bereits mit Filmvorführungen los, am erstem Mai trifft man sich dann in Bern zur Demo. NJ

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derbund.ch 15.3.12
http://www.derbund.ch/bern/nachrichten/Antikapitalisten-covern-FDPKultvideo/story/29573689

Antikapitalisten covern FDP-Kultvideo

Das" Bündnis gegen Rechts", das in der Vergangenheit die Antifaschistischen Spaziergänge veranstaltet hat, ruft zum 1. Mai - und bedient sich beim Wahlkampf-Kultvideo der FDP Reinach.

Sie singen, sie tanzen, sie sind maskiert und antikapitalistisch: Auf der Website des antikapitalistischen "Bündnis gegen Rechts" ist ein Videoclip aufgetaucht, das mit Parolen wie "Luxus für alle" und "Die Überwindung des Kapitalismus ist das beste Mittel zur Lösung der Wirtschaftskrise" aufwartet.

Im Clip inszenieren sich die Antikapitalisten in der Berner Reitschule als "FTP - Die Libertären" - und veräppeln die FDP Reinach, die im Februar mit einem Wahlkampfsong schweizweit für Furore sorgte:"Sie singen, sie tanzen, sie sind liberal", schrieb DerBund.ch/Newsnet über das Video zum Song "Ja, du wählsch mi, ja, du willsch mi", das im Internet weite Kreise gezogen hat.

Mit der Coverversion der Wahlkampfhymne rufen die Antikapitalisten zur Teilnahme an der 1-Mai-Kundgebung in Bern auf. Ob sie mit dem Video Erfolg haben werden? Jedenfalls sorgte das Original nicht gerade für einen Wahltriumph der FDP; über einen kleinen Stimmenzuwachs konnten sich die Baselbieter Politiker dennoch freuen. (bs)

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bernerzeitung.ch 15.3.12
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Berner-Linksradikale-bedienen-sich-bei-der-FDP/story/20091409

Berner Linksradikale bedienen sich bei der FDP

Das Berner Bündnis "Alle gegen Rechts" veräppelt in einem Filmchen das Wahlkampfvideo der FDP Reinach. Gedreht wurde in der Berner Reithalle.

Das Wahlkampfvideo der FDP-Reinach, das im Februar schweizweit für Erheiterung gesorgt hatte (siehe Video), findet nun auch in Bern Nachahmer. Das Bündnis "Alle gegen Rechts" hat die Botschaften der FDP-Politiker durch eigene ersetzt, kopiert sonst aber den Auftritt der Basler. Im Gegensatz zu den Politikern, sind die Berner Protagonisten allerdings maskiert und nennen sich "FTP - Die Libertären".

Am Ende des Videos, das auf der Webseite des Bündnisses und auf Youtube veröffentlicht wurde, rufen die Verantwortlichen zur Teilnahme an der 1. Mai-Demo auf. Die Szenen für die Kopie wurden in der Berner Reitschule aufgenommen.

Wie Gerda Massüger von der FDP Reinach gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet mitteilte, habe man das Video zur Kenntnis genommen, aber bis jetzt keine rechtlichen Schritte geplant. (js)

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kulturstattbern.derbund.ch 15.3.12

Jungs und ihr Bubenzeugs

Von Ruth Kofmel am Donnerstag, den 15. März 2012, um 13:07 Uhr

Männer werden ganz unerträglich, wenn sie aus lauter gutem Willen vergessen, all dieses seltsame Bubenzeugs zu tun. Dazu gehört: Allgemeines blöd tun, unanständig sein, gross rumreden, die Eier richten, in der Nase grübeln, eins oder zwei über den Durst saufen und dann über die Folgen jammern etc. Es macht selbstverständlich auch als Frau grossen Spass, die allermeisten dieser Dinge zu tun, wie es auch für die Männer manchmal nichts Schöneres gibt, als beispielsweise im Kino los zu flennen.

Boys on Pills nehmen sich erneut diesem seltsamen Bubenzeugs an und zelebrieren zum dritten Mal auf ihrem neuen Album "Nacht" verbales Hodenkratzen. Sie tun das mit Genuss und ohne falsche Zurückhaltung. Es ist bestimmt nicht für Jedermann und Jedefrau die perfekte Musik, um nach einem anstrengenden Tag in den Schlaf zu finden, aber auf jeden Fall tip top geeignet, um neue Schimpfworte zu lernen - oder schlicht und einfach, um nicht zu vergessen, mal wieder tüchtig über die Stränge zu schlagen.



Das Album ist ab Freitag in den Läden, die Platte wird am 31. März im Dachstock getauft - und bis dahin wird immer mal wieder eines dieser Lowbudget-Videos ins Netz gehängt.

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Bund 15.3.12

Club-Betreiber setzen sich zur Wehr

In einem offenen Brief kritisieren die Bonsoir- Betreiber den Gemeinderat.

"Lässt der Gemeinderat das Berner Nachtleben - und damit die Clubkultur - einfach vor die Hunde gehen, oder gedenkt er jetzt endlich das Heft in die Hand zu nehmen?" lautete der Titel einer Interpellation, die im Sommer 2011 eingereicht worden war. Im Januar 2012 folgte die Antwort des Gemeinderats, der der Meinung war, dass die Stadt Bern ein attraktives Nacht- und Kulturleben biete. Die Stadtregierung führte zwei Zitate der Betreiber des Clubs Bonsoir an. Beide Zitate aus Artikeln der "Berner Zeitung" attestieren der Stadt ein vielfältiges Nachtleben - gemessen an der Stadtgrösse. Die Betreiber des Bonsoir an der Aarbergergasse wehren sich nun gegen die Verwendung ihrer Aussagen - und werfen dem Gemeinderat in einem offenen Brief vor, dass die beiden Zitate vom November 2011 "einseitig interpretiert" würden. Zwar stehen sie nach wie vor zu der Aussage, dass Bern - gemessen an seiner Einwohnerzahl und Grösse - über ein attraktives Kultur- und Nachtlebenangebot verfüge. Doch habe sich die Situation seither - wegen der Schliessung des Sous-Soul sowie der "Verunmöglichung" des Kulturbetriebs im Wasserwerk und derzeit im Kornhausforum - negativ verändert. Die Bonsoir-Betreiber zu Anwälten der passiven Nachtleben-Politik machen zu wollen, überrasche und enttäusche sie. Die Club-Betreiber wollen sich vielmehr dafür einsetzen, dass die Stadt eine Strategie ausarbeite, die den Chancen und Herausforderungen des Nachtlebens wirklich gerecht werde.

Lösungen für die Zukunft

"Die Zitate dienen der Stadt fälschlicherweise als Basis ihrer Argumentation", sagt Arci Friede vom Bonsoir. Auch gehe es im Konflikt nicht, wie von der Stadt dargestellt, um einen "Krieg zwischen Anwohnern und Clubszene", sondern es gelte, Lösungen aufzuzeigen, die für die Zukunft geeignet seien: "Die Frage muss sein, wie wir das Potenzial der Nachtkultur neben wirtschaftlichen und touristischen Aspekten auch gesellschaftlich nutzen können", sagt Friede.

Zu Wort meldeten sich auch die Sous-Soul-Betreiber. Im "Bund"-Interview vom letzten Samstag habe Stadtpräsident Alexander Tschäppät suggeriert, dass wirtschaftliche Gründe für die Schliessung des Clubs mitverantwortlich seien. In einem Brief schreiben die Betreiber, das Sous-Soul habe wegen der Lärmklage einer Anwohnerin schliessen müssen. Das Thema Nachtleben soll heute Abend im Stadtrat aufgegriffen werden. (bs/wal)

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bern.ch 15.3.12

Stadtratssitzung 15.3.12

19. Interpellation Manuel C. Widmer (GFL)/Kathrin Bertschy (GLP)/Martin Schneider (BDP)/Patrizia Mordini (SP)/Bernhard Eicher (FDP)/Aline Trede (GB)/Simon Glauser (SVP): Lässt der Gemeinderat das Berner Nachtleben - und damit die Clubkultur - einfach "vor die Hunde gehen" oder gedenkt er jetzt endlich das Heft in die Hand zu nehmen? (SUE: Nause)     11.000249
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2011/11.000249/gdbDownload

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kulturagenda.be 15.3.12

Gute Nacht? - Kommentar zum Abschluss der Serie

Wie viel Lärm darf man einem Menschen zutrauen? Wem gehört die Stadt? Ist das Berner Nachtleben Sache der Kulturpolitik oder geht es in erster Linie um Sicherheitsmassnahmen? Was gibt es zu tun? In den letzten Woche haben wir unsere Interviewpartner in der Serie "Gute Nacht?" mit diesen und vielen weiteren Fragen konfrontiert.

Die Antworten zeigen, wie gross die Themenpalette ist, die das "Clubsterben" begleitet. Es geht um Grundsätzliches, darum, wie viel Raum der Einzelne wo für sich beanspruchen kann und was er damit anstellen darf.
Bei allem Alarmismus: Die Berner Clubszene geht nicht unter. Der Begriff "Clubsterben" lässt zwar das Schlimmste erahnen, aber ganz so dramatisch ist die Situation nicht. Klar ist es jammerschade, dass ein Sous Soul schliessen musste. Solange aber auch Neues entsteht, geht die Geschichte weiter.
Und doch muss sich Bern fragen, was es in der Nacht will. Will es schlafen, auch am Wochenende? Soll die Altstadt zur Ruhezone für gute Steuerzahler erklärt werden oder darf dort das Leben auch pulsieren, wie man es in einer Hauptstadt erwarten dürfte?

Vonseiten des Gemeinderats sind die Signale klar. Das Berner Nachtleben ist ein Sicherheitsdossier unter der Obhut von Reto Nause. Er fordert Clubrayons, klar definierte Spezialzonen, die eine effiziente Überwachung ermöglichen. Das stiess bei unseren Gesprächspartnern auf wenig Gegenliebe. Niemand lässt sich gerne als Teil einer Problemgruppe abstempeln. Die Partyzonen werfen aber alle, die nachts unternehmungslustig sind, in denselben Topf: Besoffene, pöbelnde Jugendliche und kulturinteressierte Nachtschwärmer. Gefordert wurde in den Interviews hingegen ein Bekenntnis der Stadt zur spätabendlichen Kultur. Weil Kultursekretärin Veronica Schaller sich als Verwalterin (und nicht als Gestalterin) sieht, wollte sie sich in dieser Serie nicht äussern.

Bei allen Emotionen, die das Thema auslöst: Vielleicht erwartet man etwas viel von Politik und Verwaltung. Von der Abteilung Kulturelles der Stadt eine Strategie fürs Nachtleben zu fordern, ist ein berechtigtes Anliegen, aber ein entsprechendes Kulturkonzept wird empfindliche Anwohner auch nicht davon abhalten, bei Lärm Alarm zu schlagen. Das strukturelle Problem, dass ein einziger Regierungstatthalter mittels Gummiparagrafen für die eine oder die andere Seite der streitenden Parteien entscheiden kann, löst man damit ebenfalls nicht. Bis jetzt sind vonseiten der Clubbetreiber und Nachtschwärmer erstaunlich wenige Vorschläge aufgetaucht für eine griffige Strategie um das Berner Nachtleben attraktiv zu halten. Mit pubertären Parolen wie "Figg di Frou Müller" lässt man zwar Dampf ab und tut (berechtigten) Unmut kund - damit signalisiert man aber keinen Willen, auf der Suche nach Problemlösungen mitzuhelfen.

Aus der Clubbetreiberszene ist nun, noch hinter vorgehaltener Hand, zu vernehmen, dass sich etwas tut. Die Clubs wollen sich in Bern zusammenschliessen, eine eigene Strategie entwickeln und die vielen offenen Fragen konkret thematisieren. Eine grosse Chance, denn wie die Menge der Nachtschwärmer sind die Angebote heterogen. Die Clubbetreiber können nach dem Motto "Todgeweihte leben länger" dem Clubsterben die Stirn bieten.

Michael Feller

Lesen Sie die ganze Interviewserie unter www.kulturagenda.be nach.

Folgende Gespräche sind in der Berner Kulturagenda erschienen:
25.1.: Fabian Wyssbrod
1.2.: Christian Pauli
8.2.: Christian Reutlinger
15.2.: Etienne Schönberger
22.2.: Carol Fernandez
29.2.: Jane Wakefield
7.3.: Luc Oggier

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kulturagenda.be 15.3.12

Marsimoto rappt im Dachstock

Seine Eltern gaben ihm den Namen Marten Laciny. Als Rapper ist der Rostocker aber als Marteria bekannt - oder als Marsimoto. Unter diesem Alias hat er vor wenigen Wochen sein neues Album, "Grüner Samt", veröffentlicht. Er gehört zu jenen deutschen Rap-Künstlern, die sich über relevante Themen einen Reim machen. Und weniger über Nutten und Autos.
Dachstock in der Reitschule, Bern. Sa., 17.3., 22 Uhr

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kulturagenda.be 15.3.12

"L-Shorts 4" in der Reitschule

Im vierten Teil der Kurzfilmreihe "L-Shorts" sind sieben lesbische Kurzfilme zu sehen, zusammengestellt von den lesbisch-schwulen Filmtagen Hamburg. Die Filme aus Deutschland, Grossbritannien, Schweden und den USA thematisieren divese Themen und bringen diese in 6 bis 25 Minuten auf den Punkt. Im Bild: Filmstill aus "Tools 4 Fools" von Kate Brandt (USA, 2009).
Kino in der Reitschule, Bern. Di., 20.3., 20.30 Uhr

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WoZ 15.3.12

Filme gegen Rassismus

Er ist kein Aktivist und kein Weltverbesserer: Eine zufällige Begegnung macht den Schuhputzer Marcel Marx zu einem Flüchtlingshelfer. ­Aki Kaurismäkis Film "Le Havre" erzählt in wunderschönen Bildern die Geschichte eines einfachen Mannes mit gutem Herzen: Als ihm der Flüchtlingsjunge Idrissa über den Weg läuft, kann er nicht anders, als dem Kind zu helfen - aus reiner Menschlichkeit.

Das Kino in der Reitschule zeigt Kaurismäkis Film im Rahmen der Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus, in der auch Referate, Theatervorstellungen, Konzerte und Podiums­diskussionen stattfinden. Zu sehen ist auch Markus Imhoofs Drama "Das Boot ist voll" (1980), das auf dem gleichnamigen Buch des Schweizer Schriftstellers Alfred A. Häsler basiert. Sechs Flüchtlinge schaffen 1942 die Einreise in die Schweiz, doch hier sind sie alles andere als willkommen … Weitere Filme zum Thema zeigen das Kino Kunstmuseum mit "White Material" (2009) von Claire Denis und dem französischen Animationsfilm "Le chat du rabbin" (2011) von Joann Sfar und An­toine Delesvaux sowie das Kino Cinématte und das Kino Lichtspiel mit diversen Kurzfilmen. süs

Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus in: Bern, Mi, 21., bis Mi, 28. März. Filme gegen Rassismus: Fr, 23., bis So, 25. März. www.bern.ch/integration

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kulturagenda.be 15.3.12

"Drei Schwestern" im Tojo Theater

In einer russischen Provinzstadt sehnen sich die Schwestern Olga, Mascha und Irina nach dem grossen Glück. Sie träumen vom schillernden Moskau, während sich in ihrem monotonen Alltag Langeweile breitmacht und Abgründe auftun. Die Theatergruppe bestOFF spielt das Stück "Drei Schwestern" von Anton Tschechov. Regie führt Claudia Bossard.
Tojo Theater, Bern. Do., 15., bis Sa., 17.3., und Di., 20., bis Fr., 23.3., 20.30 Uhr

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20 Minuten 15.3.12

Berner Jungschauspieler auf der Gasse

BERN. Das Berner Studententheater verliess gestern die gewohnte Bühne und machte kurzerhand die Stadt Bern zum Theaterschauplatz. Mit der Outdoor-Aktion warb die Studententruppe für ihr neustes Stück. Ab Mitte März geben die Jungschauspieler im Tojo "Drei Schwestern" von Anton Tschechow zum Besten. Anmelden kann man sich unter tchechovsschwestern@gmail.com.

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kulturagenda.be 15.3.12

Begehbare Installation in der Grossen Halle der Reitschule

In der begehbaren Rauminstallation "Parasit & Wirt" spielt das Berner Kreativteam Combostion mit Grössenverhältnissen. Inspiriert von mikroskopischen Aufnahmen von Kleinstlebewesen formt Combosition aus Bändern abstrakte Objekte, die die grosse Halle besiedeln und in deren Gewirr sich der Besucher verlieren kann.
Grosse Halle der Reitschule, Bern. Vernissage: 16.3., 17 Uhr. Ausstellung bis 29.3.

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WoZ 15.3.12

Zwanzig Jahre Kulturzentrum Bremgarten

Ein autonomer Spielplatz mitten im Städtchen

Im bürgerlich regierten aargauischen Bremgarten steht das wohl einzige finanziell noch unabhängige Kulturhaus der Deutschschweiz - in einer alten Kleiderfabrik. Zwanzig Jahre nach der Vereinsgründung wird nun mit einem Fest und einem Buch gefeiert. Ein Besuch in der Provinz.

Von Lukas Walde (Text) und Ursula Häne (Foto)

Andreas Rolle (40) und Mirco Pizzera (24) trennt eine Generation   - und verbindet doch vieles. Beide wuchsen im aargauischen Freiamt auf und investierten einen grossen Teil ihrer Freizeit ins Kulturzentrum Bremgarten (KuZeB) - ehrenamtlich. Pizzera tut es noch immer, Rolle trifft man heute in Zürich, wo er im Kreis 4 eine kleine Bar führt, in der er auch Punk- und Indie-Konzerte mitveranstaltet. Wie damals schenkt er Bier aus und organisiert Musik. Nur verdient er heute sein Geld damit.

Im August 1990, als frischdiplomierter Maler, suchte Rolle keinen Job. Sondern das Abenteuer. Die Berliner Mauer war gefallen, die Scorpions pfiffen den "Wind of Change", und in Zürich war Häuserkampf. Ein paar übermütige BremgarterInnen suchten nach dem Freiheitsgefühl. Über den Sommer campierte man am Ufer der Reuss, bis die Polizei das Treiben beendete. Für den Winter musste etwas Handfestes her. Die verlassene Kleiderfabrik Meyer im Stadtzentrum bot sich an. Zwei der drei Häuser standen leer. "Für uns war das wie ein grosser Spielplatz", sagt Rolle.

Die Gruppe improvisierte drauflos. Strom gab es keinen, geduscht wurde mit einem Gasdurchlauferhitzer bei Kerzenlicht. Im Dachstock entstand eine grosse WG. Rolle schnappte sich eine kleine Loge neben der ehemaligen Produktionshalle. Sein Zimmer renovierte er nach allen Regeln der Kunst. Bald waren die Wände wieder weiss und die Sockelleiste sowie der Fensterrahmen lila. Rückblickend spricht Rolle von seiner "Hermann-Hesse-Hippie­phase".

Das Schweigen der Besitzer

Bald entwickelte sich ein "Räuber und Poli"-Spiel mit den Behörden. Die Bremgarter Exekutive ist seit Jahren in bürgerlicher Hand. Kein Wunder, ist das besetzte Haus an der Ecke Zürcher-/Zugerstrasse den Behörden ein Dorn im Auge. Doch selbst zugemauerte Eingänge und Fenster hinderten die AktivistInnen nicht an ­ihren "Sauvage"-Konzerten. "Das Bedürfnis nach einem solchen Raum war da   - zu den Konzerten kamen jeweils bis zu 500 Besucher", sagt Rolle.

Um den behördlichen Druck zu mindern, gründeten die BesetzerInnen am 18. März 1992 den Kulturverein Kulturzentrum Bremgarten und strebten eine primär kulturelle Nutzung an. Einzig eine Loge im Erdgeschoss ist heute noch bewohnt. Die Zürcher Besitzer des Areals, Max und Guido Meyer, sagen, dass sie nur diesen Teil der Gebäude je vermietet haben. Für die restlichen Gebäude wird nach wie vor keine Miete bezahlt. Ein Aktivist, der nicht genannt werden will, sagt, man stehe in losem Kontakt mit den Besitzern, aber ausser dem jährlichen Brief mit den Abfallgebühren höre man kaum etwas von ihnen.

Die Gebrüder Meyer haben nie Anstalten gemacht, das Projekt in ihrer Liegenschaft zu beenden. Ganz anders verschiedene Lokalpolitiker. Am hartnäckigsten zeigte sich der ehemalige FDP-Stadtammann Peter Hausherr (1995 bis 2005). Zum Ende seiner Amtszeit flatterte eine Verfügung ins Kulturzentrum, die den Bar- und den Konzertbetrieb dem Gastgewerbegesetz unterstellen wollte. In letzter Instanz musste der Aargauer Regierungsrat bemüht werden. Er entschied, der Betrieb sei "privat" und also rechtens, auch ohne das Gastgewerbegesetz einzuhalten. Der Prozess wurde zu Hausherrs grösster Niederlage. Wenn er auf ein Bier im Kulturzentrum vorbeischauen würde, bekäme er mit, was er angerichtet hat. Ein Getränk zu bestellen, ist kompliziert.

Durstiger: "Ich hätte gerne ein Bier." Barfrau: "Welches?" Durstiger: "Ein helles Lager." Barfrau: "Wie viel willst du bezahlen?" Durs­ti­ger: "Warum fragst du mich das?" Barfrau: "Wir verlangen den Einstandspreis von 1.50, aber du darfst spenden." Durs­tiger: "Wofür?" Barfrau: "Die Erhaltung der Infrastruktur." Durstiger: "Wie viel spendet man?" Barfrau: "Leute, die Geld haben, bis fünf Franken für ein Kleines. Weil sie es sich so gewohnt sind." Durstiger: "Ich bin es gewohnt, schnell etwas zu trinken zu kriegen, wenn ich Durst habe. Ich zahle 2.50."

"Wir lieben und leben es bunt"

Hans-Ruedi Bosshard arbeitete mehrere Jahre als Bremgarter Kultursekretär. Bosshard beschreibt die Kulturszene in Bremgarten   - auch dank des KuZeB   - als sehr bunt und lebendig. Er hat jedoch die Erfahrung gemacht, dass die AkteurInnen schlecht untereinander vernetzt sind. So komme es oft zu Terminkollisionen. Bosshard würde sich von der Stadt die Einführung einer Kulturkommission wünschen, die auch Terminsitzungen koordinieren würde, und: "Vom KuZeB wünsche ich mir eine Öffnung gegen aussen."

Der amtierende Stadtammann Raymond Tellenbach (FDP) sieht das ähnlich: Die alte Kleiderfabrik stelle eine der vielfältigen Facetten des Stadtlebens und der Kultur dar. Er sieht sich jedoch nicht in der Position, Wünsche oder gar Forderungen an den Verein zu stellen. Wenn, dann wünschte er sich ebenfalls eine Öffnung   - "so könnte man die Mehrzweck­halle auch für auswärtige Anlässe zur Verfügung stellen". Ausserdem befinde sich der Komplex in einem desolaten Zustand. "Da er sich in Privatbesitz befindet, können wir aber nichts ausrichten."

Die marode Fassade des Kulturzentrums ist Stadtgespräch. Ein solch heruntergekommenes Objekt im Stadtkern macht sich schlecht auf Ansichtskarten. Dem Verein reichen zurzeit noch Graffiti, um die Aussenansicht zu verschönern. An die Wand oberhalb der verwitterten Eingangstür hat jemand einen Bagger gesprayt. Und darunter: "Wir lieben und leben es bunt." An der Bar im ersten Stock sitzen jedoch ausschliesslich schwarz gekleidete Menschen. Höchstens eine bunte Haarsträhne ist da und dort zu erspähen.

Gut essen für fünf Franken

Mirco Pizzera steht am Kochherd. Seinen linken Oberarm ziert ein klassisches Tribal-Motiv. Seine Jeanskluft ist dunkel. Aus dem sonst kurzen Haar stehen einzelne Dreadlocks zur Seite ab. Er diskutiert rege mit den Gästen an der Bar, rührt energisch in einer dampfenden Chromstahlpfanne und enerviert sich laut über Leute, die den Abwasch vom Vortag nicht er­ledigt haben.

Pizzera belebt das Haus seit sieben Jahren und ist so etwas wie der Chef de Cuisine; daneben studiert er in Zürich Japanologie und Kunstgeschichte Ostasiens. Pizzera kocht an Konzerten, Festivals oder   - in der Volxküche   - auch nur ein Abendessen für eine Handvoll Leute. "Wo sonst gibt es ein ausgewogenes ­Essen für fünf Franken?" Das System ist simpel: Am Kühlschrank hängt eine Liste   - wer kochen will, trägt sich ein. "Das Wort Arbeit bekommt hier eine völlig neue Bedeutung, da niemand Geld für seinen Einsatz erhält", sagt Pizzera.

Das Geld, das der Bar- und Konzert­betrieb einspielt, wird nicht in Löhne, sondern in Projekte investiert. Alle können an der zwei­wöchentlichen Vollversammlung Ideen präsentieren und um Geld für deren Umsetzung anfragen. Pizzera: "Wir brauchen einander und leben­ voneinander, Einzelkämpfer gehen unter."

So entstanden in den letzten Jahren aus den zahlreichen Ideen Einzelner viele Räume, die nun von allen benutzt werden können: Läsothek, Kino, Siebdruckatelier, Werkstatt, Näh- und Kunstatelier, Band-, Computer- und Trainingsraum. Viele Räume werden umgenutzt, sobald ihre BetreiberInnen die Motivation verlieren. Als die Skatehalle immer mehr zum Herumhängen gebraucht wurde, baute sie die Theatergruppe in eine Mehrzweckhalle um. Die SkaterInnen, die trotz mehrmaliger Ein­ladung nicht an der Vollversammlung erschienen, standen vor vollendeten Tatsachen.

Auch alle Veranstaltungen müssen von der VV abgesegnet werden. Diesen wird erst zugestimmt, wenn der Organisator einen Tontechniker sowie Kassen- und Barpersonal aufgetrieben hat. "Die meisten unserer Kritiker meine­n, wir würden hier ganz ohne Regeln funktionieren", sagt Pizzera. Das Gegenteil sei der Fall. Man schaue zueinander und habe hohe ethische Ansprüche.

Böses Facebook

Das Wurstmesser arbeitet sich schnell vorwärts. Energiebündel Pizzera schneidet noch schneller, als er spricht. Der 24-Jährige nervt sich über vieles, das hier vor sich geht. Zum Beispiel darüber, dass viele   - die Autonomen eingeschlossen   - lieber konsumieren als agieren würden. In seinen Augen finden zudem zu viele Konzerte im Kulturzentrum statt, manchmal bis zu drei in der Woche. Zu viel für ein Provinzstädtchen. Auch gute Bands müssen sich deshalb manchmal mit unter zehn Zu­hö­rer­­In­nen zufriedengeben.

Pizzera erlebt sich zurzeit mehr als ihm lieb ist in der Rolle des Mahnenden. Er hält die VV-TeilnehmerInnen dazu an, den Freiraum kreativ zu nutzen, statt sich nur mit Sound berieseln zu lassen. Manchmal bleibt er ein Rufer in die Wüste. Am meisten Kopfzerbrechen bereitet ihm das "Problem Facebook". Da sich der Verein als offenes Projekt versteht, finden auch Veranstaltungen aus kommerzielleren Richtungen wie Goa oder Elektro statt. Gewisse OrganisatorInnen, selbst junge Politpunks, verzichten dabei auf das gute alte Flyerverteilen und gründen nur noch Facebook-Gruppen   - für Pizzera ein "No Go". Erstens würden so alle ausgeschlossen, die sich noch standhaft gegen die Plattform wehren; zweitens ziehe dies Leute an, die das Konzept des Hauses nicht verstehen wollten oder könnten. Pizzera will nicht stundenlang hinterm Herd stehen und Lebens­mittel aus nachhaltigem Anbau verkochen, um am nächsten Tag McDonald’s-Packungen wegräumen zu müssen.

Jungaktivist Pizzera und Altpunk Rolle würden sich blendend verstehen. Auch Rolle radelt noch immer Ramones pfeifend durch Zürich und klebt Plakate für seine Konzerte. Noch immer steht er dem Kulturzentrum Brem­garten, "dem besten Abenteuerspielplatz einer Adoleszenz", voller Empathie gegenüber. Auch Pizzera kann sich nicht vorstellen, einmal enttäuscht aus dem Projekt auszusteigen.

Viele AktivistInnen der älteren Generation haben sich dagegen frustriert abgewandt. Weil sie ihre Ziele im Kollektiv nicht erreichten, weil sie träge wurden oder es irgendwann plötzlich ernst galt. In den ersten Jahren waren Improvisation, Kampf gegen das Establishment und Abenteuergeist gefragt. Als sich ein gut funktionierender Betrieb etablierte, begann man sich Gedanken über die weitere Gestaltung zu machen. Im Jubiläumsbuch bringt es der ehemalige Aktivist Christian F. auf den Punkt: "Irgendwann kamen die Fundis. Ab da war es plötzlich nicht mehr korrekt, Feldschlösschen zu trinken. Und alles Essen musste plötzlich vegetarisch sein. Ich esse aber auch gern mal ein Steak. Da war es für mich Zeit zu gehen."

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Das Buch zum Jubiläum

Andreas Rolle und Mirco Pizzera sind zwei von vielen AutorInnen des Buchs "20 Jahre Kleiderfabrik Bremgarten". Es wird am Samstag, 17. März, getauft. Um 17 Uhr findet eine Lesung mit der hauseigenen Theatergruppe statt, um 20 Uhr tischt Mirco Pizzera eine Volxküche auf. Dazwischen und danach spielen der Liedermacher Sarbach, die Rockabilly-Punk-Band Peacocks und das baskische Swing-Orchestra Sparteens. Das reich bebilderte Buch umfasst rund 200 Seiten und enthält viele Erfahrungsberichte.

www.kuzeb.ch

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blick.ch 14.3.12
http://www.blick.ch/news/politik/der-schwarze-block-kopiert-die-fdp-id1808003.html

Singend um Sympathien kämpfen

Der schwarze Block kopiert die FDP

Sie dachten schräger als die FDP Reinach gehts nicht mehr? Dann lagen Sie falsch. Aber sehen Sie selbst.

Im Februar sorgte ein Wahlkampfvideo der FDP Reinach (BL) für Aufsehen und Erheiterung (Blick.ch berichtete). Darin besangen die Kandidaten ihre politischen Ziele und Ansichten, was im Refrain "Gäll, du wäählsch mi!" gipfelte. Die Reaktionen gingen von "erfrischend anders und originell" bis "peinlich und deplatziert". Das Ziel erreichte die Partei so oder so: Der Song brachte die kleine Ortspartei landesweit ins Gespräch.

Nun kopiert eine andere politische Gruppierung die Idee, und was für eine: Das Berner "Bündnis alle gegen rechts" änderte selbstverständlich den Inhalt der Botschaft, bleibt dem Original aber in weiten Teilen treu: Die Posen und Satzstellungen der Reithalle-Aktivisten sind dem Wahlvideo nachempfunden.

Auch technisch lässt sich das Video durchaus sehen. Das lässt sich von den Mitgliedern der Antikapitalistischen Kampagne nicht behaupten: Sämtliche Protagonisten treten maskiert auf.

Die F.T.P. ­- Die Libertären kämpfen gegen den Kapitalismus an. Für was F.T.P. steht, darf jeder für sich selbst entscheiden. Die Links-Aktivisten kritisieren unser Wirtschaftssystem und die regierenden Politiker als ungerecht. Sowohl Arbeitgeber wie Politiker würden sich nur um ihre eigenen Interessen kümmern und nicht um das der Arbeiter. Deshalb fordern sie "Luxus für alle, statt den Gürtel enger schnallen!" (vuc)

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Grenchner Tagblatt 14.3.12

Wolkenkratzer auf der Schützenmatte

Stadt Bern · Stadtpräsident Alexander Tschäppät begrüsst den Vorstoss der Freisinnigen

Bruno Utz

Das Gebiet der Berner Schützenmatte gilt seit Jahren als städtebaulicher Sanierungsfall: Eingefasst von der Drogen-Anlaufstelle, der Reitschule und den SBB-Gleisen nutzt die Stadt das Areal als Parkplatz. Schon 2007 versprach der Gemeinderat, er wolle mit den betroffenen Anspruchsgruppen einen Planungsprozess auslösen und ein Nutzungskonzept erarbeiten. Weil der Gemeinderat die 2008 im Investitionsbudget eingestellten Gelder nicht nutzte, forderte 2009 die SP-Fraktion den Gemeinderat zum Handeln auf. Er solle ein Gestaltungskonzept für das Gebiet Bollwerk-Schützenmatte-Hodlerstrasse ausarbeiten und dem Stadtrat einen Projektierungskredit vorlegen. Im Februar 2012 beantragte der Gemeinderat eine Fristverlängerung. Diese gewährte der Stadtrat mit 64 zu 2 Stimmen bis Ende März 2013. In der Diskussion hatte Stadtrat Christoph Zimmerli (FDP) den Bau eines Hochhauses ins Spiel gebracht.

Höher als der Roche-Turm

Jetzt will die FDP-Fraktion Nägel mit Köpfen machen: Morgen Donnerstag reicht sie im Stadtrat eine Motion ein. Auf der "No-Go-Area"-Schützenmatte fordern die Freisinnigen den Bau eines Hochhauses. "Geplant werden soll ein hochmoderner Wolkenkratzer, der mindestens einen Meter höher ist als das derzeit höchste bestehende beziehungsweise in Planung stehende Gebäude der Schweiz", schreibt die FDP. "Weil der Roche-Turm in Basel 175 Meter hoch werden soll, fordern wir ein mindestens 176 Meter hohes Gebäude", wird Stadtrat Christoph Zimmerli auf Anfrage konkret. Nein, die Motion sei alles andere als ein Wahlgag, weist er Schaumschlägerei-Vorwürfe entrüstet von sich. Er habe schon vor einigen Jahren ein Hochhaus ins Spiel gebracht. Vorausgesetzt, dass sich Mieter für die Läden und Dienstleister finden lassen, sei ein Wolkenkratzer keine Utopie. Die nahe Reitschule könne zwar stehen bleiben, das Hochhaus würde aber dazu beitragen, dass dort mehr Ruhe und Ordnung einkehre. "Seit Jahren muss sich der Stadtrat fast an jeder Sitzung mit der Reitschule befassen. "Davon haben wir die Nase voll", sagt Zimmerli.

Unort, an dem niemand Freude hat

Die Schützenmatte sei ein sehr schwieriges und heikles Gebiet, räumt Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) ein: "Es ist eine der letzten Brachen im Besitz der Stadt Bern, wo wir ein städtebauliches Zeichen setzen können. Da kann ein Hochhaus eine mögliche Antwort sein." Handlungsbedarf sei jedenfalls gegeben. Die Wünsche seien jedoch vielfältig. "Das Hochhaus und das Verlangen, dass die Schützenmatte ein Platz mit den bisherigen Nutzungen bleiben soll, schliessen sich bereits aus." Gespräche mit den SBB seien zwingend. "Einig sind wir uns aber, dass die Schützenmatte ein Unort ist, an dem niemand Freude hat."

Grundsätzlich finde er die FDP-Motion gut: "Sie verstärkt den Druck, dass etwas geschehen soll." Wenn man wirklich vorwärtsmachen wolle, dann könnte ein Projekt in ein paar Jahren zum Entscheid gebracht werden. "Dann wird sich weisen, ob das Volk den Vorschlag akzeptiert."

Schützenmatte im Fokus des Schindler Awards 2012

Der vom Lifthersteller Schindler seit 2004 alle zwei Jahre international ausgeschriebene Architekturwettbewerb Schindler Award befasst sich 2012 mit dem Schützenmatte-Areal in Bern. Europäische Architekturstudenten sind aufgerufen, Vorschläge zur Neugestaltung des Areals zu machen. Die Schützenmatte stehe in starkem Kontrast zur restlichen Altstadt, heisst es in der Ausschreibung. Eingabeschluss ist im Juli, die Preisübergabe findet am 7. Dezember im Zentrum Paul Klee statt. Bisher standen Areale in Brüssel, Paris, Wien und Berlin im Fokus der vorangegangenen Awards. "Ich erwarte einen Ideenkatalog, der aber wenig mit der Realität zu tun hat", sagt Stapi Alexander Tschäppät. (uz)

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Indymedia 13.3.12

Kongress "Recht auf Stadt" vom 6. - 9. Sept. 2012, Bern

AutorIn : Recht auf Stadt: http://stadtkongress.twoday.net/    
   
Kongress "Recht auf Stadt" vom 6. bis 9. September 2012 in Bern, Schweiz

Vom 6. bis 9. September 2012 laden wir, ein überregionales Netzwerk von stadtpolitisch Interessierten, politischen AktivistInnen, kritischen KünstlerInnen und AkademikerInnen, zum "Recht auf Stadt" Kongress in Bern.

weitere Informationen unter
http://stadtkongress.twoday.net/
   
Wir veranstalten diesen Kongress, weil wir es als absolut dringend erachten, Fragen des Städtebaus, des sozialen Zusammenlebens und die Frage nach Freiräumen wieder zu einem breiten Politikum zu machen - dies nicht nur in Bern.

Denn: Konsumzwang ist in Städten allgegenwärtig geworden. Unliebsame Menschen werden per Gesetz aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Woche für Woche führen "Politik" und Polizei neue Angriffe auf die letzten noch verbliebenen Freiräume aus. Darum ist es an der Zeit dem Widerstand und Protest eine Plattform zu geben.

Wir lassen unsere "Quartierträffs", unsere Ausgehlokale, unsere Stadtgärten nicht einfach schliessen und wegrationalisieren. Wir wollen nicht länger mitansehen, wie die Möglichkeit, am sozialen Leben teilzuhaben zunehmend über die Potenz des Portemonnaies bestimmt wird. Wir haben genug von Luxusbau und -sanierungen und der damit einhergehenden Aufwertungen unserer Stadtteile, aus denen wir dann nicht selten wegziehen müssen.

Das "Recht auf Stadt" ist das Recht auf egalitären Zugang, gleichberechtigte Partizipation und selbstbestimmte Gestaltung des städtischen Zusammenlebens. Daher fordern wir das Recht die Stadt als egalitären und nicht ökonomisierten Raum zugänglich zu haben, sowie das Recht in Würde zu wohnen.

Wir laden alle Interessierten herzlich zum "Recht auf Stadt" Kongress im September 2012 nach Bern (Schweiz) ein, um unter dem Motto "Dokumentieren - Informieren - Vernetzten - Animieren" über Perspektiven und Altrenativen zur aktuellen Stadtentwicklung zu diskutieren.

Wir wünschen uns aber, dass IHR mitmacht, nicht „nur“ als TeilnehmerInnen oder BesucherInnen sondern auch bei der Durchführung des Kongresses selbst. Bereitet einen Workshop vor, zeigt einen Film, plant ein Kunstprojekt oder schreibt eine Kurzdarstellung eurer Initiative, eures Projektes und hängt es am „Marktplatz“ an eine der Stellwände.

Unter Workshop verstehen wir nichts Spezifisches. Ihr könnt dabei einen Text vorbereiten, der gemeinsam gelesen und diskutiert wird, Vernetzungstreffen durchführen, ihr könnt ein Kunstprojekt vorstellen bzw. gemeinsam vorbereiten, einen Vortrag halten usw. Der Kongress ist grundsätzlich offen. Gerade deswegen funktioniert es nur mit eurer Beteiligung!

Meldet euch unter stadtkongress(a)immerda.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 13.3.12

"Hoch! Hoch!" - Visionen für Bern

Von Roland Fischer am Dienstag, den 13. März 2012, um 11:52 Uhr

Der Stadtpräsident hätte gern ein Hochhaus auf der Schützenmatte - und findet im gleichen Atemzug, dass "uns zu einem richtigen Hochhaus der Mut eher fehlt". Also uns hier bestimmt nicht. Wir hätten da schon ein paar städtebauliche Ideen für Bern. Ist ja nicht so, dass die Schützenmatte der einzige Platz ist in Bern, wo man ein wenig Mut beweisen könnte. Wie wäre es zum Beispiel mit dem Bahnhof, der sich bis anhin reichlich verschüchtert unter die Grosse Schanze duckt?



Während sich nun die Politiker mit naturgemäss eher bodenständigem Architekturverständnis der Causa "Schütz" annehmen, werden wir hier in loser Folge echte (und planerisch herausragende, versteht sich) Visionen für Bern entwickeln.

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Bund 13.3.12

Wolkenkratzer. FDP will Tschäppäts Vision umsetzen

Christoph Lenz

Turmbau zu Bern - die FDP macht Dampf

Ein Wolkenkratzer auf der Schützenmatte - davon träumt, wie die "Bund"-Leserschaft am Samstag erfahren durfte, Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP). Vielleicht zwei, drei Nummern zu gross für Bern, dachte unsereiner, aber allemal eine inspirierende Idee. Nun ist bekannt, dass die Mühlen der Politik gerade für den von unendlicher Tatkraft beseelten Freisinn bisweilen zu langsam mahlen. Wohl deshalb hat Stadtrat Christoph Zimmerli (FDP), als er gestern Morgen feststellen musste, dass der Wohnturm auf der Schützenmatte noch immer nicht gebaut ist, Druck aufgesetzt. Noch vor dem Mittagessen verschickte er einen Vorstoss mit dem Titel: "Zukunftsprojekt statt No-go-Area: Ein Wolkenkratzer auf der Schützenmatte!"

Zur Mitsprache berufen fühlt sich Stadtrat Zimmerli, weil die Idee vom Wolkenkratzer auf der "Schütz" ihn "schon vor Jahren" beschäftigte, wie er schreibt. Er habe sogar Abklärungen dazu veranlasst. Nun will Zimmerli dem Gemeinderat auf die Sprünge helfen, indem er eine detailgetreue Umsetzung seiner eigenen Projektstudie verlangt. "Geplant werden soll ein hochmoderner Wolkenkratzer . . . Im Untergeschoss ein grosses Parking, in den unteren Stockwerken Läden und Dienstleister, weiter oben Bildungsinstitutionen, Kindertagesstätten, Büros und allenfalls Wohnungen und zuoberst Restaurants mit einer grandiosen Aussicht über die Altstadt, in die Alpen und den Jura." Ja, selbst die Giebelhöhe ist Zimmerli bekannt: Der Wolkenkratzer auf der Schützenmatte soll "mindestens einen Meter höher sein als das derzeit höchste bestehende oder in Planung stehende Gebäude der Schweiz." Jeder Berner soll also dereinst mit stolz geschwellter Brust ausrufen dürfen: Jawohl, wir haben den Grössten.

Unbestätigten Gerüchten zufolge kann die Projektstudie bei Zimmerli zu Hause besichtigt werden. Der Wolkenkratzer, erbaut im Massstab 1:150, steht im Wohnzimmer, gleich neben der Kiste mit den Legosteinen. Übrigens: Unter dem Sofa fanden kürzlich erste Sondierungsbohrungen für die zweite Gotthardröhre statt. Die Baustelle ist aber im Moment stillgelegt. Mitten auf der Strecke liegt ein staubiger Socken. Die Ingenieure tüfteln seit Wochen an einem Verfahren, um ihn sicher zu entfernen.

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20 Minuten 13.3.12

FDP will in die Höhe bauen

BERN. Die Stadtberner FDP will Zürich und Basel übertrumpfen und das höchste Gebäude der Schweiz auf der Schützenmatte in Bern bauen. Um mindestens einen Meter soll der Berner Wolkenkratzer alle anderen in der Schweiz stehenden oder sich in Planung befindenden Gebäude überragen. Im Untergeschoss des Grossprojekts wünscht sich FDP-Stadtrat Christoph Zimmerli ein Parkhaus, im EG und den oberen Etagen sollen unter anderm Gewerbe, Kitas und Wohnungen Platz finden. Die Forderungen nach einem Wolkenkratzer auf dem "No-Go-Areal" Schützenmatte ist nicht neu. Der Gemeinderat solle nun aber mit der Planung des Areals vor der Reitschule nicht mehr länger warten, fordert Zimmerli in einer Motion.

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fdp-stadtbern.ch 12.3.12
http://www.fdp-stadtbern.ch/de/Aktuell/aktuelle-vorstoesse/114185-wolkenkratzer

Ein Wolkenkratzer auf der Schützematte!

Motion Fraktion FDP (Christoph Zimmerli, FDP)

Zukunftsprojekt statt No go area: Ein Wolkenkratzer auf der Schützematte!

Das Gebiet um die Schützenmatte gilt seit Jahren als städtebaulich unterentwickeltes Gebiet und bezüglich Sicherheit als "no go area". Dabei liegt der Platz am Einfallstor zur Hauptstadt, sehr zentral gelegen und bestens erschlossen sowohl mit öV als auch für den Individualverkehr. In den letzten Jahren haben sich Stadträte unterschiedlicher politischer Couleur um eine Aufwertung dieses Raumes bemüht. Auch der Motionär hat bereits mit Postulat vom 30. August 2008 "keine no go areas in der Stadt Bern" (08.000360) eine Aufwertung verlangt. Das damalige Postulat wurde zwar erheblich erklärt; der Bericht des Gemeinderates liess dann aber bis zum 14. Dezember 2011 auf sich warten. Letztmals hat sich der Stadtrat der Thematik anlässlich seiner Sitzung vom 2. Februar 2012 (Motion Fraktion SP/Juso vom 22. Januar 2009: Gestaltungskonzept Bollwerk-Schützenmatt-Hodlerstrasse; Fristverlängerung) angenommen. Mit Hinweis auf den "Schindler Award 2012", einen internationalen Studentenwettbewerb, beabsichtigte der Gemeinderat der Fristverlängerung zur Vorlage eines Prüfungsberichts bis 31. Dezember 2013 zuzustimmen. Der Stadtrat vertrat dann aber grossmehrheitlich die Meinung, dass eine Fristverlängerung bis 31. März 2013 ausreicht (SRB Nr. 040 vom 2. Februar 2012, 09.000032). In der Fraktionserklärung zu dieser Debatte forderte der Motionär, nachdem er bereits Jahre zuvor selber erste Abklärungen diesbezüglich getroffen hatte, den Bau eines Wolkenkratzers auf dem Areal der Schützenmatte (Protokoll Nr. 3, Stadtratssitzung vom 2. Februar 2012, S. 123; vgl. auch 20 Minuten vom 16. Januar 2012). In "der Bund" vom 2. Februar 2012 wurde die Idee der Errichtung eines Wolkenkratzers zwar als "Utopie" abgetan; in der Zwischenzeit scheint sich aber sogar der Stadtpräsident mit dieser Idee anzufreunden (vgl. "der Bund" vom 10. März 2012, S. 21/23). Es kann nun aber nicht sein, auf die Ideen eines Studentenwettbewerbs zu warten und dann zur Tagesordnung zurückzukehren. Es ist an der Zeit, eine umfassende Planung des Gesamtareals Schützenmatte rasch voranzutreiben. Geplant werden soll ein hochmoderner Wolkenkratzer der mindestens einen Meter höher ist als das derzeit höchste bestehende bzw. in Planung stehende Gebäude der Schweiz; im Untergeschoss ein grosses Parking, in den unteren Stockwerken Läden und Dienstleister, weiter oben Bildungsinstitutionen, KITAs, Büros und allenfalls Wohnungen und zuoberst Restaurants mit einer grandiosen Aussicht über die Altstadt in die Alpen und den Jura.

Dabei sollen u.a. die folgenden Überlegungen berücksichtigt werden:

- Stadt und Region Bern haben in den letzten Jahrzehnten wirtschaftlich an Gewicht verloren. Viel hängt damit zusammen, dass keine wirtschaftspolitische Vorwärtsstrategie entwickelt wurde sondern dass man sich mit zu wenig zufrieden gibt. Es ist an der Zeit ein Zeichen für die moderne Erneuerung von Bern zu setzen.

- Die Altstadt von Bern ist bekanntlich Weltkulturerbe. Die Vorfahren haben Grosses geschaffen. Generationen haben dafür gesorgt, dass dieses grossartige Baudenkmal erhalten und sorgsam renoviert wurde. Grosse Würfe wurden in der Innenstadt seit der Jahrhundertwende vom 19./20. Jahrhundert nicht mehr realisiert, einmal abgesehen vom Hauptbahnhof. Es ist an der Zeit, Bern ein modernes Gesicht zu verleihen, und zwar nicht nur in der Peripherie im Westen sondern beim Einfallstor zur Hauptstadt. Ein von einem Stararchitekten errichteter Wolkenkratzer könnte eine wunderbare Ergänzung zur historischen Altstadt sein.

- Das Areal Schützenmatte liegt ausserordentlich verkehrsgünstig und dürfte der besterschlossene Ort im Schweizer Mittelland sein. Somit ist es ein prädestinierter Ort, um diesen Standortvorteil optimal zu nutzen. Die Bahnanbindung ist hervorragend, die Nahverkehrsanbindung (öV und Individualverkehr) sichergestellt.

- Es besteht Raumbedarf für Restaurants, KITAs, Bildungsinstitutionen (Fachhochschule, Universität, Gewerbeschulen, etc.), Banken und Versicherungen, Dienstleistungsunternehmen, etc. Alle diese Anbieter könnten unter einem Dach an einem idealen, bestens erschlossenen und entsprechend frequentierten Ort zusammengefasst werden.

- Das Areal Schützenmatte erhielte damit ein völlig anderes, ein modernes Gesicht, und könnte sich somit vom Unort in einen lebendig-urbanen Raum entwickeln.

Wir fordern den Gemeinderat deshalb auf, unverzüglich sämtliche erforderlichen Planungsmassnahmen einzuleiten, um rasch möglichst dem Stadtrat bzw. falls nötig dem Souverän eine Vorlage zur Errichtung eines Wolkenkratzers auf dem Areal Schützenmatte zum Entscheid vorzulegen.

 Bern, 12. März 2012

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Indymedia 12.3.12
https://switzerland.indymedia.org/de/2012/03/85754.shtml

Unser Wahlprogramm: F.T.P. - Die Libertären



Originalvideo: http://www.youtube.com/watch?v=7QqiT07JRp8
www.anti-ka.ch
Heraus zum 1. Mai!

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kulturstattbern.derbund.ch 12.3.12

Kulturbeutel 11/12

Von Ruth Kofmel am Montag, den 12. März 2012, um 06:00 Uhr

Kofmel empfiehlt:
Musikalische Entdeckungen sind in Bern immer noch möglich, diesen Freitag beispielsweise im Rössli. F. Stokes macht Rapmusik, die gleich bei der ersten Hörprobe gwunderig auf mehr macht. Für Tanzinteressierte bietet sich noch die Dampfzentrale an, dort zeigen die Gewinner des letztjährigen Tanzpreises, die Compagnie 7273 am Samstag und Sonntag ihr Stück "Nil".

Herr Sartorius empfiehlt:
Das Duo Prinzhorn Dance School spielt am Mittwoch im Rössli ihren minimalistischen Post-Punk-No-Wave, der einst fröhlicher war, und nun die desillusionierte Gegenwartsstimmung ziemlich gut einfängt. Einen Tag vorher ist der Beat- und Produzentenguru Gaslamp Killer zu Gast im Bad Bonn, der nach seinem Zusammenspiel mit Gonjasufi vor eineinhalb Jahren wieder im Senslerland Halt macht. Dann aber auch: Stephen O’Malley, bekannt als SunnO)))-Soundmönch, gibt sich in der Kunsthalle die Ehre - mitten in der Museumsnacht. Das freut.

(...)