Sorry, Herr Lerch! - Wir machen da nicht mit (Flurin Jecker)
Sorry, Herr Lerch: Wir machen da nicht mit! (Von Flurin Jecker)
Ein offenes Bekenntnis - ein offener Brief an den Regierungsstatthalter
Christoph Lerch (SP) zu den von ihm getroffenen Massnahmen, die den
Reitschulevorplatz betreffen.
Blog: http://www.flurinjecker.wordpress.com
Twitter: FlurinJecker
Von Benedikt Sartorius am Samstag, den 5. Mai 2012, um 05:18 Uhr
Einer der schönsten Ausgehabende in diesem Jahr? Nun, das war der
Gründonnerstagabend. DJ Shadow spielte im Dachstock, man trank
zufrieden und schaute dem Mann in der Kugel zu, wie er seine Platten
aufgelegt hat. Nach dem Auftritt verlängerte sich der Abend
wunderbar - dank der einzigartigen Vorplatzstimmung mit
Ping-Pong-Spiel, Treffen mit alten Freunden, und vorletzten
Getränken.
Nun soll gemäss dem Regierungsstatthalteramt Schluss sein mit
solchen Abenden. Und Bern wäre, wenn dies wirklich umgesetzt
werden würde, kaum mehr wirklich lebenswürdig, zumal nach
Mitternacht. Ein Rezept dagegen? Wahrscheinlich dieses hier, auch wenn
dies heute auch reichlich
traurig erscheint:
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Bund 5.5.12
Statthalter will Reitschule an die Leine nehmen
Christoph Lerch präsentiert Massnahmen - Kulturschaffende sind
alarmiert.
Gedroht hat der Regierungsstatthalter dem Kulturzentrum Reitschule
schon im Februar. Gestern nun setzte Christoph Lerch (SP) die Drohung
in die Tat um: Er präsentierte einen Katalog von Zwangsmassnahmen,
die ab übernächstem Montag greifen sollen. Unter anderem
zwingt Lerch die Reitschule dazu, Personen konsequent wegzuweisen, die
nach 0.30 Uhr auf dem Vorplatz und im Innenhof der Reitschule ein
Getränk konsumieren. Weiter verbietet Lerch den Betrieb der
Vorplatzbar für den ganzen Juni. Auf dem Vorplatz ist künftig
auch das Abspielen von Musik untersagt. Zweck der Massnahmen: "Wir
wollen die Lärm- und Sicherheitsprobleme rund um das Kulturzentrum
in den Griff bekommen", wie Lerch erklärt. Sicherheitsdirektor
Nause begrüsste die Massnahmen. Sie seien
verhältnismässig.
Umso harscher reagierte gestern die Reitschule: "Bestürzt und
verärgert", seien sie, schrieben die Aktivisten in einem offenen
Brief. Und sie kündeten Widerstand an. "Dass wir Personen vom
Vorplatz oder aus dem Innenhof wegweisen, ist nur schwer vorstellbar",
sagt Tina Loser von der Mediengruppe der Reitschule.
"Massive soziale Schäden"
Innert kurzer Frist hat sich eine breite Front von Kulturschaffenden
und Clubbetreibern gebildet, die Lerch die "Säuberung" der Stadt
im Sinne einer "Ruhe-und-Ordnung-Strategie" vorwerfen. Auch Bekult, der
Dachverband der Berner Kulturveranstalter, befürchtet "massive
soziale, gesellschafts- und kulturpolitische Schäden", die nun
drohten. Bekult sieht nun den Gemeinderat in der Pflicht, der die
Probleme im Nachtkulturbereich endlich mit einem "umfassenden Konzept
für die Strassen- und Nachtkultur" angehen soll. Weniger Wirbel
hat Lerchs Entscheid im Stadtrat ausgelöst. Mit Ausnahme der
Fraktion GB/JA zeigen viele Politiker Verständnis für die
Massnahmen. Begrüsst wird insbesondere, dass für die
Reitschule dieselben Regeln gelten sollen wie für andere
Kulturbetriebe und Clubs auch. Grosse Bedenken gibt es aber
bezüglich der Umsetzbarkeit. "Das wird Probleme geben", sagt
Martin Schneider, Co-Chef der Fraktion BDP/CVP. (len/bob) - Seite 23
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Reitschule muss Besucher wegweisen
Trinken verboten: Wer ab 0.30 Uhr im Innenhof und auf dem Vorplatz der
Reitschule ein Getränk konsumiert, soll weggewiesen werden - durch
Reitschüler. Regierungsstatthalter Lerch verfügt
Zwangsmassnahmen. Die Aktivisten sind bestürzt.
Christoph Lenz
Im Februar warnte er die Reitschule - jetzt setzt Christoph Lerch (SP)
seine Drohung in die Tat um. Gestern präsentierte der
Regierungsstatthalter Bern-Mittelland eine Reihe von Zwangsmassnahmen,
die schon ab übernächstem Montag greifen sollen. "Wir wollen
die Lärm- und Sicherheitsprobleme rund um das Kulturzentrum in den
Griff bekommen", sagt Lerch. Die Reitschule reagierte mit
"Bestürzung und Verärgerung". Innert weniger Stunden bildete
sich gestern eine breite Bewegung von Kulturschaffenden und
Clubbetreibern, die ihre Solidarität mit der Reitschule
ausdrückten (siehe Text unten). Die Zwangsmassnahmen - sie
könnten die schwelenden Konflikte rund um das Berner Nachtleben
zur Eskalation bringen.
Brennpunkt Vorplatz
Neben unumstrittenen Auflagen wie dem Einbau einer Schallschleuse bei
der Caféteria und einer Überarbeitung des
Sicherheitskonzepts sieht der Katalog empfindliche Einschränkungen
des Reitschulbetriebs vor. Stärker regulieren will Lerch
insbesondere den Vorplatz, den an Wochenenden regelmässig 500 bis
2000 Personen aufsuchen. Viele davon sind keine Gäste der
Reitschule.
Konkret: Bei der "Vorplatzbar" ist das Abspielen von Musik künftig
generell untersagt. Der Regierungsstatthalter reduziert zudem die Zahl
von Veranstaltungen. Pro Monat ist nur noch ein Wochenendkonzert, pro
Jahr nur noch ein Grossanlass zulässig. Ab 0.30 Uhr verboten ist
in Zukunft auch der Verkauf von Getränken "über die Gasse".
Zudem schliesst der Regierungsstatthalter die Vorplatzbar vom 1. bis
zum 30. Juni.
Den gravierendsten Eingriff unterschlug das Regierungsstatthalteramt in
seiner Medienmitteilung: Lerch zwingt die Reitschule, Personen, die
sich nach 0.30 Uhr auf dem Vorplatz aufhalten und Getränke
konsumieren, konsequent wegzuweisen. Diese Regelung gilt auch für
den Innenhof. Auf Anfrage bestätigt Lerch diesen Sachverhalt.
"Verhältnismässige Massnahmen"
"Viele der Lärmklagen betrafen den Vorplatz", erklärt Lerch.
"Wir mussten einschreiten." Bei den verfügten Massnahmen habe er
aber stets nach dem Gebot der Verhältnismässigkeit gehandelt.
"Unser oberstes Ziel war, dass wir die Reitschule genau gleich
behandeln wie alle anderen Betriebe des Gastgewerbes", so Lerch.
Für die Clubs in der oberen Altstadt gälten dieselben
Vorschriften.
Auch Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP), der als einziger Gemeinderat
Stellung zu den Zwangsmassnahmen nahm, findet die Massnahmen
verhältnismässig. Immer wieder hätten die
Stadtbehörden die Betreiber der Reitschule ermahnt, sich ans
Gastgewerbegesetz zu halten. Die Gespräche hätten aber nur
wenig Wirkung gezeigt. "Nun gelten für die Reitschule und andere
Gastrobetriebe wieder dieselben Regeln."
Umsetzung ist fraglich
Voraussetzung dafür ist aber, dass die Massnahmen vor und in der
Reitschule auch umgesetzt werden. Das ist zu bezweifeln. Am vergangenen
Montag erklärte Polizeikommandant Stefan Blättler, es sei ein
Sicherheitsrisiko, kleine Detachemente in die Reitschule
hineinzuschicken. Genau dies wäre aber mit einer gewissen
Regelmässigkeit nötig, um die Einhaltung der Auflagen zu
prüfen. Zudem wird sich die Reitschule wohl weigern, gewisse
Massnahmen umzusetzen. Für Tina Losli von der Mediengruppe steht
jedenfalls fest: "Dass wir Personen vom Vorplatz oder aus dem Innenhof
wegweisen, ist nur schwer vorstellbar. Wir sind nicht bereit, die
repressive Politik von Stadt und Kanton auf dem Vorplatz fortzusetzen."
Grotesk findet Losli, dass selbst der Innenhof unter den
Wegweisungszwang fällt. "Besucher, die sich dort aufhalten,
stören keine Anwohner." Zudem frage sie sich, wohin sich die bis
zu 2000 Vorplatz-Besucher im Falle einer Wegweisung bewegen sollten.
"Ins Stadtzentrum?"
Zurück zum Statthalter
Warum auch der Innenhof unter die Wegweisung fällt? "Juristisch
gesehen ist auch dieser Raum "im Freien"", sagt Lerch. Deshalb habe er
den Innenhof explizit in die Verfügung aufgenommen. Wie
realistisch eine Umsetzung der Massnahmen sei, will Lerch nicht
beurteilen. "Die Umsetzung ist Sache der Stadt Bern und der
Kantonspolizei."
Sicherheitsdirektor Nause will sich zur Umsetzung "noch nicht"
äussern. Er glaubt aber, dass sich die Situation rund um die
Reitschule beruhigen werde, wenn erst die Vorplatzbar geschlossen ist.
Damit erübrige sich auch die Frage, wohin sich weggewiesene
Vorplatzbesucher bewegen könnten. "Wie die Massnahmen kontrolliert
werden, ist noch offen", sagt Michael Fichter von der Kantonspolizei.
Die Polizei werde aber in den nächsten Wochen prüfen, ob es
zu Verstössen gegen die Auflagen komme. Falls ja, würden
diese rapportiert. Was anschliessend geschehe, liege in der Kompetenz
des Regierungsstatthalteramts, so Fichter.
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Reaktionen auf die Verfügung des Statthalters
"Schafft man damit nicht mehr Probleme, als man löst?"
Die Zwangsmassnahmen gegen die Reitschule stossen zum Teil auf heftigen
Widerstand. Die Mehrheit der Fraktionen im Stadtrat zeigt aber
Verständnis.
Für einige Parteien war das Urteil gestern schnell gefällt:
Da ist von einer "unrealistischen Verfügung" die Rede oder gar von
"bürokratischen Schikanen" und einer "Strafaktion". Zum verbalen
Zweihänder griffen vor allem rot-grüne Jung- und
Splitterparteien und die Reitschule selber. Die Mediengruppe des
Kulturbetriebs schrieb von einem "Quasiveranstaltungsverbot" auf dem
Vorplatz und von einer "Torpedierung" der
Leistungsvertragsverhandlungen zwischen Stadt und Reitschule. Die
Wegweisung der im Freien konsumierenden Gäste vom Vorplatz und aus
dem Innenhof ab 0.30 Uhr sei eine "politisch höchst brisante
Auflage". Gemeinsam mit der Reitschule meldeten sich auch zwei Dutzend
Lokale und Organisationen zu Wort, um sich gegen die "Säuberung"
der Stadt "im Sinne einer Ruhe-und-Ordnung-Strategie" zu wehren.
"Sture Paragrafenreiterei"
Auch Bekult, der Dachverband Berner Kulturveranstalter, schreibt von
einer "sturen Paragrafenreiterei". Die Verfügung des Statthalters
möge gesetzlich begründet sein, produziere aber
"unlösbare Probleme". Bekult weist aber auch darauf hin, dass
primär der Gemeinderat gefordert sei, ein "umfassendes Konzept
für Strassen- und Nachtkultur" vorzulegen. Bis dahin sollen die
verfügten Einschränkungen der Betriebsbewilligung für
die Reitschule ausgesetzt werden, hält Bekult fest.
GB deutlich, SP und GFL vorsichtig
Für die grosse Mehrheit der Parteien mit Fraktionsstärke im
Stadtrat sind die Zwangsmassnahmen nachvollziehbar. Einzig das
Grüne Bündnis (GB) kritisiert diese scharf. "Es ist
bedenklich, dass sich die Justiz der Realität verweigert und den
Kopf in den Sand steckt", sagt Hasim Sancar, Co-Präsident der
Fraktion GB/JA. Als Treffpunkt ohne Konsumzwang erfülle die
Reitschule eine "gesellschaftliche Aufgabe". Die "Bestrafung" dieses
Kultur- und Begegnungszentrums sei "inakzeptabel". Sancar kündigt
an, dass das GB den Gemeinderat mit Vorstössen auffordern werde,
zwischen Statthalter und Reitschulbetreibern zu vermitteln. "Der
Lärm hat Grenzen. Aber diese müssen gemeinsam festgelegt
werden." Eine Quasiausgangssperre für Innenhof und Vorplatz ab
0.30 gehe zu weit, sagt Sancar.
Etwas weniger drastisch drückt sich SP-Co-Präsident Thomas
Göttin aus, zumal Statthalter Lerch ebenfalls Mitglied der SP ist.
"Es ist schade, dass es in den Gesprächen zwischen Stadt und
Reitschule offenbar nicht zu Verbesserungen gekommen ist." Über
Sinn oder Unsinn der verfügten Massnahmen könne er sich nicht
äussern. Die Reitschule und ihr Vorplatz seien ein wichtiger
Begegnungs- und Kulturort. "Aber auch die Reitschule muss sich an
Regeln halten", sagt Göttin. Ähnlich vorsichtig tönt es
aus der Fraktion GFL/EVP. Die Verfügung von Zwangsmassnahmen sei
für ihn "ordnungspolitisch nachvollziehbar", sagt Fraktionschef
Daniel Klauser. Die Reitschule sei zwar ein wichtiger Treffpunkt
für Jugendliche. Die Betreiber müssten sich aber an dieselben
Regeln halten wie andere Clubbetreiber auch. Ein Fragezeichen setzt
Klauser aber hinter die Umsetzung der Zwangsmassnahmen: "Schafft man
damit nicht mehr Probleme, als man löst?"
"Kindergarten muss aufhören"
Die Mitteparteien GLP und BDP fordern die Reitschule dazu auf, mit dem
vom Stadtrat verlangten Sicherheitskonzept für den Vorplatz
vorwärtszumachen. GLP-Fraktionschef Michael Köpfli sieht aber
auch den Gemeinderat in der Pflicht. Im Vergleich mit dem Statthalter
verfüge dieser nämlich über einen grösseren
Handlungsspielraum. So könne er Zonen festlegen, in denen ein
längeres Nachtleben möglich sei. "Der Gemeinderat soll die
Sache an die Hand nehmen und endlich ein Konzept zum Nachtleben
vorlegen", sagt Köpfli. Die bürgerliche Parole von der
Rechtsgleichheit, die nicht nur für die Clubs, sondern auch
für die Reitschule gelten soll, macht sich Martin Schneider,
Co-Chef der Fraktion BDP/CVP, zu eigen. "Andere Clubs wurden wegen
Lärmklagen geschlossen. Bei der Reitschule hat man nicht
interveniert." Es sei "grundsätzlich gut", dass nun etwas
passiere, sagt der einstige Clubbetreiber. Schneider vergleicht die
Reitschule mit einem Kind, das mehr Schleckzeug sein Eigen nennen
durfte als andere "Kinder", was stets zu Konflikten geführt habe.
"Der Kindergarten muss jetzt aufhören", sagt Schneider.
"Feierabend ist Feierabend"
SVP und FDP begrüssen die Zwangsmassnahmen des SP-Statthalters.
Das "wilde Treiben in und um die Reitschule" sei lange genug
unterstützt worden, hält die SVP in einer Mitteilung fest.
"Wenn die Reitschulbetreiber nicht selber fähig sind, ab 0.30 Uhr
für Ruhe zu sorgen, sollen sie halt einen Sicherheitsdienst
engagieren", sagt Fraktionschef Roland Jakob. "Wenn Feierabend ist, ist
Feierabend." Jakob hofft, dass es bloss zu "ein, zwei" Reibereien
kommen werde, bis die Bestimmungen akzeptiert würden.
FDP-Fraktionschef Bernhard Eicher wiederum bezweifelt, dass der
Gemeinderat bereit sein wird, die Zwangsmassnahmen umzusetzen. "Der
Erfolg steht und fällt mit der Frage, ob der Gemeinderat den Mut
zur Umsetzung aufbringen wird", sagt Eicher. (bob)
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Kommentar Christoph Lenz
Ringel, Ringel, Reihe - rund um die Reitschule
Man könnte titeln: Der Regierungsstatthalter greift durch in der
Reitschule. Man könnte - wenn nicht allzu offensichtlich
wäre, dass sich viele von Christoph Lerchs Zwangsmassnahmen nicht
durchsetzen lassen. Die Reitschule wird kaum die Haftung
übernehmen für Partys, die Dritte auf dem Vorplatz feiern.
Die Reitschule wird Besucher des Vorplatzes nicht vertreiben. Schon gar
nicht wird sie friedliche Gäste, die sich im Innenhof aufhalten,
wegweisen. Zu sehr widerspräche es dem Selbstverständnis des
Kulturzentrums. Und zu unwahrscheinlich ist es, dass die Polizei die
Umsetzung vor und in der Reitschule eisern durchzieht. Lerchs
Massnahmenkatalog dürfte bald in einer Schublade verschwinden.
Gewalt, Lärm und Drogenhandel - sämtliche Probleme, die im
Umfeld der Reitschule vorhanden sind, werden dadurch aber nicht
gelöst.
Die Verantwortung für diesen Missstand trägt der Berner
Gemeinderat. Seit Jahren reichen die zuständigen Behörden die
Reitschule wie eine heisse Kartoffel im Kreis herum. Der Stadtrat setzt
den Gemeinderat unter Druck. Der Gemeinderat schiebt die Verantwortung
an den Regierungsstatthalter weiter. Dieser nimmt die Polizei in die
Pflicht. Die Polizei aber kann ihrem Auftrag nicht nachkommen, da die
Auflagen nicht umsetzbar sind. Und so geht erst mal gar nichts. Bis der
öffentliche Druck wieder zunimmt, worauf der Stadtrat wieder dem
Gemeinderat einheizt. Und immer so weiter. Ringel, Ringel, Reihe.
Diesem unwürdigen Tanz ein Ende zu setzen - dazu ist einzig und
allein der Gemeinderat in der Lage. Er müsste endlich einen
politischen Entscheid fällen. Die Fragen: Welches Nachtleben ist
erwünscht in Bern? Wo findet es statt? Welche Rahmenbedingungen
sind erforderlich? Und - allenfalls - welche Sonderkonditionen gelten
für die Reitschule? Doch das überfällige
Nachtleben-Konzept lässt weiter auf sich warten. Offensichtlich
will sich die Stadtregierung daran nicht die Finger verbrennen. Gut
möglich, dass sie bei den Wahlen die Quittung für dieses
anhaltende Lavieren erhält.
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BZ 5.5.12
Polizeistunde für die Reitschüler
Stadt Bern · Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) hat
gestern - wie von dieser Zeitung angekündigt - die
verschärften Regeln für die Gastrobetriebe der Reitschule
kommuniziert: Die Open-Air-Bar auf dem Vorplatz der Reitschule bleibt
wegen wiederholter Lärmklagen und wegen Gesetzesverstössen
den ganzen Monat Juni geschlossen. Danach müssen sich auch die
Reitschule-Betreiber an die Polizeistunde halten und die Aussenbar
jeweils um 0.30 Uhr schliessen. Die Reitschule-Betreiber denken
über rechtliche Schritte nach. Innerhalb von 30 Tagen könnten
sie die Verfügung beim Kanton Bern anfechten.tob/wrs Seite 2
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"Ich erinnere die Reitschüler an ihre Pflichten"
Stadt Bern. Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) begründet
die
verschärften Regeln, die für den Vorplatz der Reitschule
gelten.
Christoph Lerch, auf dem Reitschule-Vorplatz soll ab 0.30 Uhr die Party
aus sein. Weshalb?
Christoph Lerch: Weil wir die Reitschule gleich behandeln wie alle
Gastrobetriebe und wir keinen Grund sehen, weshalb die Polizeistunde
nur in der oberen Berner Altstadt gelten soll. Ich habe mit meiner
Verfügung die Reitschule-Betreiber an ihre gesetzlichen Pflichten
erinnert.
An warmen Wochenenden halten sich über 500 Menschen auf dem
Vorplatz auf. Wie wollen Sie diese nach der Polizeistunde vertreiben?
Für die Durchsetzung der Verfügung ist die Stadt, die Orts-
und Gewerbepolizei sowie die Kantonspolizei, die im Auftrag des
Gemeinderats handelt, verantwortlich. Ich hoffe aber stark, dass die
Reitschule-Betreiber die neuen Regeln von sich aus einhalten.
Wie genau sehen die neuen Regeln für den Vorplatz aus?
Die Vorplatzbar muss um 0.30 Uhr dichtmachen. Die Bars im Inneren der
Reitschule dürfen ab diesem Zeitpunkt ebenfalls keine
Getränke mehr über die Gasse verkaufen. Zudem wird pro Monat
noch ein Wochenendkonzert bewilligt, und Grossanlässe auf dem
Vorplatz sind noch einmal pro Jahr erlaubt.
Müssen die Leute nach der Polizeistunde den Platz verlassen?
Die Reitschule-Betreiber müssen Gäste, die nach 0.30 Uhr
Getränke konsumieren, ins Innere des Gebäudes verweisen. Dort
dürfen sie bis 3.30 Uhr weiterfeiern. Das gilt übrigens auch
für den Innenhof.
Wer nichts trinkt, darf auf dem Vorplatz bleiben?
Wer nichts konsumiert, keinen Lärm verursacht und sich auch sonst
ans Gesetz hält, darf sich natürlich zu jeder Tages- und
Nachtzeit im öffentlichen Raum aufhalten. Dazu gehört auch
der Reitschule-Vorplatz.
Weshalb lassen Sie die Vorplatzbar im kommenden Juni während eines
ganzen Monates durchgehend schliessen? Weil die Betreiber wiederholt
gegen das Gastgewerbegesetz verstossen haben, es immer wieder
Lärmklagen aus der Nachbarschaft gab und mildere Massnahmen nicht
zum Ziel führten. Wir haben uns für den Monat Juni
entschieden, damit bereits aufgegleiste Anlässe durchgeführt
werden können.
Ist diese Strafschliessung angemessen?
Es ist keine Strafe, sondern eine milde Massnahme. Wir hätten die
Bar auch drei Monate schliessen können. Doch diesen Schritt
behalten wir uns vor, falls sich die Situation nicht verbessert.
Gibts bei Bedarf weitere Sanktionen?
Wenn die Reitschule-Betreiber gegen die Auflagen verstossen, riskieren
sie eine Busse zwischen 200 und 20 000 Franken.
Die Reitschule-Betreiber und diverse andere Kultur- und Gastrobetreiber
kritisieren in einem offenen Brief Ihre Verfügung. Sie sagen, die
Massnahmen seien kaum umsetzbar.
Die Massnahmen sind Teil des Gesetzes und werden von vielen Wirten in
der Stadt Bern umgesetzt. Es gibt verschiedene Wege, dies zu tun. Die
Reitschule-Betreiber müssen ihren eigenen Weg finden.
Wo sollen all die Menschen hin, die nach Mitternacht den Vorplatz
verlassen müssen?
Diese Frage muss durch die Stadtberner Politik beantwortet werden. Ich
betone nochmals: Ich setze das Gastgewerbegesetz um. Basta.
Ihnen wird vorgeworfen, Sie seien der Totengräber des Berner
Nachtlebens.
Es geht mir nicht darum, die Reitschule als Treffpunkt und wichtigen
Anbieter im Berner Nachtleben zu behindern. Im Gegenteil: Ich weise die
Betreiber auf ihre Schwachpunkte hin, damit sie diese in den Griff
kriegen. Die Schwachpunkte liegen beim Lärm auf dem Vorplatz und
in der Cafete (siehe Kasten die Red.) Mein Ziel ist es, die
lärmintensiven Anlässe zu reduzieren, ohne das gute und
wichtige kulturelle Angebot zu gefährden.
Interview: Tobias Habegger
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Reaktionen
Die SVP lobt den Regierungsstatthalter. Linke Parteien und
Kulturbetreiber kritisieren ihn.
"Die Reitschule soll behandelt werden wie jeder andere
Gastrobetrieb", sagt Berns Polizeidirektor Reto Nause (CVP). Bei
der Umsetzung der Verfügung solle der "gesunde
Menschenverstand" zum Zug kommen.
Aus Sicht der SVP sendet der Regierungsstatthalter "endlich ein
richtiges Signal betreffend die Reitschule-Missstände" aus.
Zu lange sei das "chaotische Treiben" in und um die
Reitschule von RGM und dem Regierungsstatthalter unterstützt
worden. Die Junge Alternative schreibt in ihrer Mitteilung von einem
"Verfügungshammer gegen Alternativ- und Jugendkultur"
und kritisiert die Zwangsmassnahmen scharf. Sie seien in der Praxis
nicht umsetzbar. Zudem sei es nicht sinnvoll, mitten in den
Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Ikur über den
Leistungsvertrag eine solche Verfügung auszustellen.
Aus Sicht der Juso wird die "unverhältnismässige und
unrealisierbare Verfügung" als Papiertiger enden. Mit den
unverhältnismässigen Einschränkungen stehe die Politik
in krassem Kontrast zu den Wünschen, Bedürfnissen und den
Rechten junger Menschen.
Thomas Berger (Jungfreisinn), Präsident des Vereins Pro Nachtleben
Bern, sagt: "Diese Verfügung bringt nur Verlierer. Die
Reitschule verliert einen Teil ihrer Existenz, und die Stadt verliert
einen der letzten Plätze, auf denen man sich auch während der
Nacht treffen konnte." Das Problem werde verlagert.
Lärmprobleme würden anderswo auftreten. "Es ist
Wunschdenken, dass Jugendliche um 0.30 Uhr ins Bett gehen."
Bekult, der Verband der Berner Kulturveranstalter, befürchtet
"massive soziale, gesellschafts- und kulturpolitische
Schäden, sollten die Verwaltungsmassnahmen wie geplant umgesetzt
werden".
Die Mediengruppe der Reitschule schreibt in einem offenen Brief: "Die
Reitschule muss einmal mehr - wie früher in der
Drogenpolitik - die Folgen einer repressiven Entwicklung in der
städtischen und kantonalen Nachtleben-, Jugend- und Kulturpolitik
tragen und ausbaden." Der Vorplatz sei für viele Jugendliche
fast die einzige Möglichkeit, sich zu treffen und sich ohne
Konsumzwang zu begegnen. "Wo sollen sich diese nun
aufhalten?" Unterstützung gibt es von weiteren
Kulturinstitutionen, Clubs und Parteien.wrs/tob
-
Die Massnahmen
Nach Verstössen gegen das Gastgewerbegesetz und erfolglosen
Ermahnungen hat Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) die
Betriebsbewilligung für die Gastrobetriebe der Reitschule
verschärft: Die Vorplatzbar bleibt im Juni einen Monat
geschlossen. Während dieses Monats sind dort keine Veranstaltungen
erlaubt. Ab Juli werden Open-Air-Konzerte nur noch einmal im Monat
bewilligt und Grossanlässe auf dem Vorplatz einmal im Jahr. Die
Vorplatzbar muss um 0.30 Uhr geschlossen werden. Ab diesem Zeitpunkt
dürfen im Gebäudeinneren ebenfalls keine Getränke mehr
über die Gasse verkauft werden. Erstmals wurde auch der Betrieb
des Ausschankraums Cafete in einer Bewilligung geregelt. Die Betreiber
müssen dort schalldämmende Fenster sowie eine automatisch
schliessende Türe einbauen.tob
-
Wolf Röcken Leiter Ressort Stadt Bern
Die Massnahmen sind konsequent
Der Entscheid von Statthalter Lerch ist konsequent - und er war
absehbar. Ermahnungen, Gespräche, Ermahnungen und wieder
Gespräche haben in den Bereichen, für welche die
Reitschule-Betreiber tatsächlich verantwortlich gemacht werden
können, keine Besserung gebracht. Lerch hat darauf reagiert und
die Betreiber nun schlicht an Regeln erinnert, die gelten. Er setzt
nach dem Prinzip der Rechtsgleichheit das Gastgewerbegesetz durch. Das
ist seine Pflicht als Statthalter.
Die Reitschule-Betreiber argumentieren richtigerweise oft, dass sie
nicht für alle gesellschaftlichen Auswüchse rund um die
Schützenmatte verantwortlich gemacht werden können - sondern
in erster Linie einen erfolgreichen Kulturbetrieb führen. In
dieser Rolle sind sie aber auch zuständig dafür, dass die
Regeln, die für einen solchen Kulturbetrieb inklusive
Gastrobereich gelten, eingehalten werden.
Die Massnahmen werden den Betrieb etwas verändern. Aber sie
erschüttern das Kulturzentrum Reitschule nicht in seinen
Grundfesten. Freiräume bleiben bestehen. Statthalter Lerch hat die
Bewilligung verschärft. Aber er hat den rechtlichen Spielraum bei
weitem nicht ausgeschöpft. Und: Massnahmen wie automatisch
schliessende Türen oder schalldichte Fenster, wie nun in der
Cafete Pflicht, haben andere Kulturlokale schon lange umgesetzt -
umsetzen müssen.
Am einschneidendsten sind die Beschränkungen auf dem Vorplatz. In
jenem Bereich also, in dem sich Hunderte Besucher von
Reitschule-Veranstaltungen mit weiteren Nachtschwärmern mischen.
Es ist der Bereich, in dem es zu den meisten Problemen kam. Für
die Lösung dieser Probleme müssen die Betreiber Verantwortung
übernehmen - und deshalb mithelfen, dass die Regeln auf dem
Vorplatz ihres Kulturzentrums eingehalten werden. Dann gibt es keinen
Anlass zu eingeschränkten Bewilligungen.
Mail: wolf.roecken@bernerzeitung.ch
Diskussion: blog.bernerzeitung.ch/leserblog
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Langenthaler Tagblatt 5.5.12
Statthalter legt härtere Gangart ein: Reitschule muss Vorgaben
einhalten
Der Regierungsstatthalter Bern- Mittelland setzt dem jahrelangen Katz-
und-Maus-Spiel ein Ende und schaltet gegenüber dem alternativem
Kulturzentrum Reitschule einen Gang höher: Die Hintergrundmusik
der Vorplatz-Bar muss weg, der Getränkeverkauf daselbst nach 0.30
Uhr wird ebenfalls untersagt, und draussen darf nur noch einmal im
Monat ein Konzert und nur noch einmal im Jahr ein Grossanlass
stattfinden.
Während bürgerliche Parteien das Durchsetzen der Gastgewerbe-
und Lärmverordnung begrüssen, kritisieren die "Strafaktion"
Reitschule und Links-Grün. Mehrfach
stellte sich auch schon das Volk hinter die Reitschule.
Zuletzt strapazierte die Reitschule vorab die Geduld der
Mitte-Parteien, als sie im Herbst den Leistungsvertrag nicht
unterzeichnete. Den wollte der Stadtrat nur für eines statt
für vier Jahre abschliessen. (sat) Seite 25
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Reitschule-Vorplatz muss schliessen
Stadt Bern · Statthalter greift wegen Lärm durch
Berns Regierungsstatthalter macht den Gastronomiebetrieben im
alternativen Kulturzentrum Reitschule strikte Auflagen. Vorab auf dem
Vorplatz will Christoph Lerch (SP) weniger Lärm.
Das sorgt für heftige Kritik. Allen voran natürlich bei der
Reitschule: "Mit Bestürzung und Verärgerung"
reagierten die Betreiber gestern. Auf dem Vorplatz träfen sich an
Wochenenden jeweils Hunderte meist junge Nachtschwärmer, steht in
einem offenen Brief. Dass dies so ist, geht aus Sicht der Reitschule
auf die offene Drogen- und Dealerszene zurück, die vor einigen
Jahren den Vorplatz dominierte. Mit Konzerten und Barbetrieb sei der
Platz "erfolgreich zurückerobert" worden. - Für
viele mittlerweile fast die einzige Möglichkeit, sich ohne
Konsumzwang zu treffen.
Das Nachtleben auf dem Vorplatz gab aber auch immer wieder zu Klagen
Anlass, vorab Lärmklagen. Regierungsstatthalter Lerch hat nun eine
härtere Gangart eingelegt: So darf die Vorplatzbar keine
Hintergrundmusik mehr spielen, der Getränkeverkauf über die
Gasse ist nach 00.30 Uhr untersagt, und es sollen nur noch ein
Wochenendkonzert pro Monat und ein Grossanlass pro Jahr stattfinden
dürfen. Um diesen Auflagen Nachdruck zu verleihen, will Lerch die
Vorplatzbar im Juni schliessen.
Dies bedeute für den Vorplatz ein "Quasi-
Veranstaltungsverbot", kritisiert die Reitschule. Der Statthalter
verkenne und ignoriere gesamtgesellschaftliche Realitäten.
Offenbleibe, wohin die bis zu 1000 Ausgänger künftig gehen
sollten. "Vielleicht hat es ja vor dem Regierungsstatthalteramt
in Ostermundigen noch ein wenig Platz?", so die Mitteilung weiter.
Die Juso findet die verfügten Einschränkungen
unverhältnismässig. Sie stehe in "krassem Kontrast zu
den Wünschen, Bedürfnissen und Rechten junger
Menschen". Auch die Junge Alternative kritisiert die Auflagen
scharf. Die Grüne Partei Bern nennt sie eine "Strafaktion
gegen die Reitschule". Der Verband der Kulturveranstalter Bekult
befürchtet, dass "massive soziale, gesellschafts- und
kulturpolitische Schäden" entstehen.
Positiv reagierte die städtische SVP. Es sei zu begrüssen,
dass der Statthalter dem "wilden Treiben" einen Riegel
schiebe und die Gastrobetriebe wie alle anderen behandle. (sda/sat)
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Schweiz Aktuell 4.5.12
Knatsch um Reitschule
Der Streit zwischen den Berner Behörden und dem alternativen
Kulturzentrum Reitschule hat ein neues Kapitel: Der
Regierungs-statthalter verfügt, dass auf dem Vorplatz der
Reitschule keine Musik und ab 00:30 keine Getränke mehr verkauft
werden dürfen. Die Reitschul-betreiber sind mit diesen Auflagen
überhaupt nicht einverstanden.
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sf.tv 4.5.12
Reitschule macht Vorplatzbar dicht
Die Berner Reitschule muss für einen Monat ihre Vorplatzbar
schliessen. Das will der Berner Regierungsstatthalter. Die Betreiber
der Reitschule zeigen sich indes "verärgert" und "bestürzt"
über die härtere Gangart.
Vor der Reitschule bläst nun ein kühler Wind. Der Berner
Regierungsstatthalter will härtere Saiten aufziehen und macht den
Gastrobetrieben im alternativen Kulturzentrum strikte Auflagen. Dies
hat unter anderem zur Folge, dass die Reitschule den ganzen
nächsten Monat die Vorplatzbar dicht machen muss. Grund dafür
sind diverse Lärmklagen der Anwohner. Beispielsweise darf die
Vorplatzbar keine Hintergrundmusik mehr spielen, zudem ist der Verkauf
von Getränken über die Gasse nach 00:30 Uhr verboten.
Ausserdem darf nur noch ein Konzert pro Monat am Wochende stattfinden
und ein Grossanlass pro Jahr. Damit klar ist, dass der Statthalter die
Sache ernst meint, will er die Vorplatzbar für den Juni-Monat
schliessen. Von diesen Auflagen betroffen sind bis zu 1000
Nachtschwärmer, die sich abends auf dem Vorplatz der Reitschule
tummeln.
Hess will ganz schliessen
Darauf reagieren die Betreiber der Reitschule "verärgert" und
"bestürzt". Auch die JUSO Stadt Bern stösst ins selbe Horn
und erachtet die Auflagen des Statthalters Christoph Lerch als
unverhältnismässig und im "krassem Kontrast" gegenüber
den "Bedürfnissen und Rechten junger Menschen der Stadt Bern".
Anders klingt es aus der rechten Ecke: "Die Vorplatzbar soll doch
gleich ganz zu bleiben" wettert der Initiant der jüngsten
Anti-Reitschule-Initiative Erich Hess - Präsident der Jungen SVP -
gegenüber SF Online.
"Neverending Story"
Dass der Wind den Betreibern der Reitschule nun kräftig ins
Gesicht bläst, kommt nicht von ungefähr. Schon früher
hat die Reitschule die Herzen der Berner Bevölkerung entzweit.
Einerseits liefen bürgerliche Kreise regelmässig wegen der
Reitschule Sturm, andererseits stellten sich die Stadtberner bei
Abstimmungen immer deutlich hinter das alternative Kulturzentrum.
Wie die Berner Zeitung online schreibt, prüfen die
Verantwortlichen der Reitschule wegen der Auflagen rechtliche Schritte.
Regierungsstatthalter will weniger Lärm bei Reithalle
Die Restaurationsbetriebe der Berner Reithalle haben von
Regierungsstatthalter Christoph Lerch eine geänderte
Betriebsbewilligung erhalten. Der Verkauf von Getränken über
die Gasse ist ab 0 Uhr 30 verboten, und pro Monat ist auf dem Vorplatz
nur noch ein Konzert erlaubt.
Grund für die neuen Auflagen seinen Lärmklagen, heisst es von
Seite Regierungsstatthalter in einer Mitteilung. Die geänderte
Betriebsbewilligung soll die lärmintensiven Anlässe auf dem
Vorplatz reduzieren, ohne das kulturelle Angebot der Reitschule zu
gefährden, heisst es weiter.
Neu darf die Reitschule nur noch einen Musikanlass pro Monat und einen
Grossanlass pro Jahr auf dem Vorplatz durchführen. Das Abspielen
von Hintergrundmusik wird untersagt. Im Juni muss die Bar auf dem
Vorplatz ganz geschlossen bleiben. (hafj)
Statthalteramt verordnet Bern ein spiessiges Nachtleben
Ginge es nach dem Statthalteramt, dürfte auf dem Vorplatz der
Reitschule per 11. Mai 2012 jeweils ab 00.30 Uhr keine Getränke
mehr konsumiert werden. Mit den ergriffenen Massnahmen und den
unverhältnismässigen Einschränkungen steht die Politik
in krassem Kontrast zu den Wünschen, Bedürfnissen und den
Rechten junger Menschen der Stadt Bern.
Kaum ein Jahr nach der klar proklamierten Unterstützung der
Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bern für die Reitschule
an der Urne, wurde der Subventionsvertrag der Reitschule auf ein Jahr
beschränkt .
Nun eine weitere Massnahme gegen das Kulturzentrum. Mit der neuen
Verfügung wird der Konsum von Getränken nach 00.30 Uhr im
Freien verboten. Die Realität wird ignoriert: Der Vorplatz ist
Treffpunkt für die Jugend, ob diese in der Reitschule ist oder
nicht.
Dadurch fordert das Statthalteramt eine Sippenhaftung: wenn auf dem
öffentlichen Platz keine Ruhe einkehrt, wird die Reitschule
bestraft. Die Anwohner stören sich offenbar ab dem "Lärm",
der vom Vorplatz ausgeht. Wenn bereits Gelächter als
"problematisch" gilt, ist für die JUSO Stadt Bern definitiv fertig
Lustig. Sie kann nicht hinnehmen, dass man den Jugendlichen den
Aufenthalt in der Öffentlichkeit und den Ausgang verbietet und ist
überzeugt, dass der öffentliche Raum von Menschen
gleichermassen benutzt werden darf.
Wohin mit den jungen Menschen?
Die Reitschule bietet jede Woche für mehrere Tausend junge
Menschen einen Ort zum Feiern, ist jedoch nicht nur ein Ausgangsort,
sondern auch ein Kulturzentrum und Treffpunkt für viele
Jugendliche. Nach der Schliessung des Sous Sol und des Wasserwerkes
bleiben nicht mehr viele Orte für eine alternative Kultur, die
nicht den Vorstellungen der Bürgerlichen entspricht sondern jung,
dynamisch und laut ist.
Falscher Ansatz
Durch die Einengung und Schliessung der Kulturbetriebe und
Ausgehlokale, setzt die Politik falsche Anreize und verschärft die
Problematik statt mit konstruktiven Vorstössen realistische
Alternativen zu schaffen. Die JUSO spricht sich für eine
Reitschulpolitik aus, die auch die Interessen der Jugendlichen
berücksichtigt und eine vielfältige Nutzung des
öffentlichen Raums zulässt.
Die unverhältnismässige und unrealisierbare Verfügung
wird als Papiertiger enden. Wir fordern die Politik auf, eine sinnvolle
und realistische Lösung zu suchen, welche der Reitschule und der
Jugend die Möglichkeit gibt den öffentlichen Raum für
sich zu beanspruchen. Bern ist nicht nur für die Alten, sondern
auch für uns. Die Politik muss diesen Ansprüchen gerecht
werden und eine Lösung finden, welche den Vorplatz als
"läbigen" Treffpunkt der Jugend erhält und garantiert.
Regierungsstatthalter-Entscheid zur Reitschule schafft unlösbare
Probleme - bekult fordert Sistierung des Entscheides
Die von Regierungsstatthalter Lerch verfügte Änderung der
Betriebsbewilligung der Reitschule ist bürokratisch und
realitätsfremd. bekult, der Verband der Berner Kulturveranstalter,
befürchtet massive soziale, gesellschafts- und kulturpolitische
Schäden, sollten die Verwaltungsmassnahmen wie geplant ab 11. Mai
2012 umgesetzt werden.
In Bern beginnt der Sommer, und die halbe Stadt ist bis spät in
der Nacht auf den Beinen. Bis an die 1000 Stadtbewohner/innen sammeln
sich jeweils am Wochenende auf dem Vorplatz und im Innenhof der
Reitschule. Damit soll nun ab 00:30 Uhr plötzlich Schluss sein.
Die Verfügung des Regierungsstatthalters mag gesetzlich
begründet sein - aber sie produziert unlösbare Probleme. Dem
sozialdemokratischen Regierungsstatthalter, dem rotgrünen
Gemeinderat und anderen in dieser Sache zuständigen
Entscheidungsträgern muss einmal mehr und mit Nachdruck in
Erinnerung gerufen werden, dass die Reitschule für unser
Gemeinwesen unverhältnismässig mehr Probleme löst als
schafft. Diese Einsicht sollte zu Anerkennung und Unterstützung
führen und nicht zu Verhinderung oder - mit dem fraglichen Hinweis
auf Gleichbehandlung oder gesetzliche Bestimmungen - sturer
Paragraphenreiterei.
bekult fordert seit längerer Zeit, dass den gegenwärtigen
Problemen im Nachtkulturbereich mit einem umfassenden Konzept für
Strassen- und Nachtkultur begegnet wird. Die Politik, das heisst der
Gemeinderat, ist gefordert, einen Weg zu finden, der die verschiedenen
Interessen berücksichtigt, die im Bereich der Strassen- und
Nachtkultur aufeinanderprallen. Bis zum Vorliegen eines solchen
Konzepts sind die verschärften Bestimmungen der
Betriebsbewilligung für die Reitschule auszusetzen.
---
gpb-da.ch 4.5.12
Freitag, 4. Mai 2012
GPB-DA verurteilt Zwangsmassnahmen gegen die Reitschule
Die Grüne Partei Bern - Demokratische Alternative ist sehr
beunruhigt über die heute bekannt gewordenen bürokratischen
Schikanen und Strafaktionen gegen die Reitschule. Damit beugt sich
SP-Regierungstatthalter Lerch dem durch die Vorwahlzeiten
geförderten systematisch ausgeübten politischen Druck aber
auch der Einflussnahme einiger neidischer Konkurrenten im Gast- und
Veranstaltungsgewerbe.
Offenbar darf es nicht sein, dass ein basisdemokratisch
selbstverwalteter Betrieb seit 20 Jahren trotz vieler meist von aussen
aufgezwungener Probleme erfolgreich existiert und ein grosses Publikum
anzieht. Nachdem das Stimmvolk widerholt die Reitschule in seiner
heutigen autonomen politisch und kulturell vielfältigen Form mit
grosser Mehrheit unterstützt hat, soll nun die Existenz des
Betriebes mit Zwangseinschränkungen abgewürgt werden.
Besonders absurd, oder juristisch ausgedrückt
"unverhältnismässig", ist das Benutzungsverbot des
geschlossenen Innenhofes ab 00. 30 Uhr. Die geschlossenen Räume
bieten bei weitem nicht allen Anwesenden Platz. Wohin, durch wen und
mit welchen Mitteln sollen an Wochenenden diese Leute, zusammen mit den
500 bis 1000 BesucherInnen des Vorplatzes, "weggewiesen" werden?
Der Regierungsstatthalter verkennt und ignoriert mit seinem Vorgehen
die Realität, greift ein weiteres Mal auf unverantwortliche Weise
ins Nachtleben der Stadt Bern ein, torpediert die Vertragsverhandlungen
zwischen Stadt und Reitschule und provoziert auf politischer Ebene eine
Eskalation in der Nachtleben-, Jugend- und Kulturpolitik.
Die GPB-DA wird alle politischen und juristischen Aktionen zur
Aufhebung der Zwangsmassnahmen gegen die Reitschule unterstützen.
---
jungealternative.ch 4.5.12
Mit dem Verfügungshammer gegen Alternativ- und Jugendkultur
Heute hat der Regierungsstatthalter Lerch eine Verfügung mit
Zwangsmassnahmen gegen die Reitschule Bern veröffentlicht - dies
obwohl zurzeit Verhandlungen zwischen der Stadt und der IKuR laufen.
Die Junge Alternative JA! kritisiert diesen Schritt scharf und fordert
den Gemeinderat auf, unverzüglich Stellung zu beziehen.
Die Zwangsmassnahmen gegen die Reitschule Bern beinhalten unter anderem
ein Veranstaltungsverbot auf dem Vorplatz im Juni 2012 und eine massive
Kürzung des Veranstaltungskontingents für den Vorplatz im
Juli 2012. Doch damit nicht genug: Bereits ab 11. Mai sollen ab 00.30
Uhr alle Menschen, welche sich noch auf dem Vorplatz befinden, von den
Betreiber_innen weggewiesen werden. Dies mit der Begründung, dass
"der Lärm oftmals nicht durch Musik, sondern durch
Menschenansammlungen" entstehe.
Die Junge Alternative JA! kritisiert diese Zwangsmassnahmen scharf. Sie
sind die Weiterführung der bisherigen "Kulturpolitik" des
Regierungsstatthalters, welche bereits mehrere Clubschliessungen
zufolge hatte. Regierungsstatthalter Lerch verkennt dabei, dass Kultur
und Clubs Teil einer Stadt sind und dass er sehr wohl ein
Handlungsspielraum hat, wenn er auf gewisse Konflikte reagieren muss.
Zudem sind die Zwangsmassnahmen in der Praxis nicht umsetzbar. Auf dem
Vorplatz befinden sich jedes Wochenende 500-1000 Menschen, welche sich
ohne Konsumzwang treffen können. Dies ist aufgrund der
Zugangsbeschränkungen auf öffentlichen Plätzen und
Pärken in der Stadt Bern und der Eintrittspreise und
-beschränkungen der Clubs kaum noch irgendwo möglich. Wie und
vor allem wohin diese Leute vom Vorplatz weggewiesen werden sollen, ist
der JA! schleierhaft.
Des Weiteren ist es aus Sicht der JA! alles andere als sinnvoll, mitten
in den Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und IKuR eine
Verfügung auszustellen, welche unter anderem auch Punkte
beinhaltet, welche Teil der Verhandlungen sind.
Die Junge Alternative JA! fordert den Gemeinderat dazu auf, sich nicht
weiter hinter dem Regierungsstatthalter zu verstecken, sondern
unverzüglich Stellung zu beziehen und sich gegen das Vorgehen des
Regierungsstatthalters auszusprechen. Die JA! wird diesbezüglich
im Stadtrat am 10. Mai 2012 einen Vorstoss einreichen.
Mit grossem Bedauern und Unverständnis nimmt der Verein Nachtleben
Bern die heute gegen die Reitschule eröffnete Verfügung zur
Kenntnis. Mit diesem Entscheid schreiben die verantwortlichen
Behörden ein weiteres trauriges Kapitel in der langen Geschichte
im Kampf gegen das Nachtleben und gegen die Kultur der Jugendlichen und
jungen Erwachsenen.
Die verfügte Situation verlangt, dass der Vorplatz der Reitschule
ab 00.30 zu einem menschenleeren Ort werden soll. Dadurch verliert die
Stadt Bern einen ihrer letzten Plätze, auf welchem man sich auch
in der Nacht treffen konnte. Anstatt den jungen Menschen Raum zur
Entfaltung und zum Aus- und Erleben der eigenen Kultur zu geben, wird
einmal mehr mit Repression und Paragraphenreiterei geantwortet.
Der Vorplatz der Reitschule ist ein elementarer Bestandteil des
Stadtberner Nachtlebens und bietet vielen Menschen, welche vor den
Türen der Clubs und Bars abgewiesen werden, eine Heimat.
Der Verein Nachtleben Bern fordert die verantwortlichen Behördern
hiermit auf, den Anspruch der Jugend, sich im Zentrum der Hauptstadt
auch zu später Stunde treffen zu können, zu respektieren.
Dazu gehört die Reitschule, der Vorplatz und der Innenhof. Die
Verfügung ist nicht nur unrealistisch, sondern auch
jugendfeindlich: wir fordern deshalb, dass die Verfügung
rückgängig gemacht wird, und eine Lösung zu suchen,
welche den Vorplatz der Reitschule als Begegnungsort auch in der Nacht
im Berner Nachtleben weiterhin verankert.
---
bernerzeitung.ch 4.5.12
"Die Stadt hat uns den Schwarzen Peter zugeschoben"
Die Mediengruppe der Reitschule Bern reagiert "bestürzt und
verärgert" über die Massnahmen von Regierungsstatthalter
Christoph Lerch. Im Interview erklärt Tina Loser weshalb.
Hat Sie das Vorgehen des Regierungsstatthalters überrascht?
Tina Loser: Wir wussten, dass Massnahmen in Planung waren. Uns wurde
auch rechtliches Gehör gewährt. Parallel dazu sind wir aber
momentan daran, den Leistungsvertrag mit der Stadt wieder aufzurollen
und die gesamten Vertragswerke zu überarbeiten. Zu diesen
Gesprächen wurde Christoph Lerch ebenfalls eingeladen, er hat aber
nicht teilgenommen. Wir fühlen uns ehrlich gesagt etwas vor den
Kopf gestossen, da er mit diesen Massnahmen nun einen Alleingang
startet, mitten in den Verhandlungen mit der Stadt.
Es sollen laut den neuen Massnahmen ab 00.30 Uhr alle Leute, die
konsumieren, vom Vorplatz weggewiesen werden.
Ja, aber da die meisten etwas am trinken sind, egal ob Mineralwasser
oder Bier, oder in einer Gruppe stehen in der etwas konsumiert wird,
bedeutet das faktisch eine Wegweisung von allen Personen auf dem
Vorplatz. Je nach Wochenende stehen pro Abend 500 Leute dort - ich kann
mir nicht genau vorstellen, wie wir das machen sollen.
500 Menschen produzieren sicher einiges an Lärm. Haben Sie kein
Verständnis für die Klagen diesbezüglich?
Jein. Ich habe kein Verständnis dafür, dass es Lärm sein
soll, wenn Leute draussen zusammen reden und lachen. Verständnis
habe ich aber für andere Aspekte, beispielsweise für laute
Musik. Diese Aspekte werden aber intern auch immer wieder diskutiert
und Lösungen gesucht. Aber teilweise sind wir einfach nicht
bereit, die restriktive Politik der Stadt umzusetzen. Beispielsweise
feierten Jugendliche im Sommer vor einem Jahr an der Aare ihren
Maturabschluss. Nachdem sie von der Polizei vom Fluss weggeschickt
wurden, kamen sie zu uns auf den Vorplatz. Ich sehe keinen Grund, junge
Leute wegzuweisen, weil sie diesen wichtigen Meilenstein in ihrem Leben
feiern. So etwas muss im urbanen Raum seinen Platz haben. Aber deswegen
hatten wir eine Lärmklage am Hals.
Es geht ja nicht nur um Lärm, sondern auch um Gewalt.
Beispielsweise um die Flaschenwürfe aus der Reitschule, die immer
wieder vorkommen.
Ja. Diese sind auch nicht in unserem Sinn. Es ist aber eigentlich
erstaunlich, wie wenig bei uns passiert, wenn man bedenkt, wie viele
Leute jedes Wochenende da sind. Grundsätzlich funktioniert unser
Sicherheitskonzept.
Da ist der Regierungsstatthalter offensichtlich anderer Meinung: Teil
der neuen Massnahmen ist eine Überarbeitung des
Sicherheitskonzeptes. Als Vorlage hat er uns das Konzept der
Aarbergergasse gegeben.
Man kann das aber nicht eins-zu-eins übertragen. Die
grundsätzlich Inhalte erfüllen wir schon lange. Zudem
möchte ich auch betonen, dass eine absolute Sicherheit nirgends
und von niemandem gewährleistet werden. Wenn man verhindern will,
dass je etwas passiert, müsste man eine eins-zu-eins-Betreuung
unserer Gäste organisieren. Die Perspektiven verändern sich
auch. Vor einigen Jahren hätte man eine Strassenschlacht vor der
Reitschule haben können und es wäre in der Zeitung eine halbe
Spalte geschrieben worden. Heute gibt es für einen Flaschenwurf
eine halbe Seite.
Sie schreiben in der Medienmitteilung, dass der Vorplatz die einzige
Möglichkeit für Jugendliche noch sei, sich auf einem
öffentlichen Platz ohne Konsumationszwang zu treffen.
Deswegen wird er auch so exzessiv benutzt: Man kann sonst nirgends mehr
hin. Die Grosse Schanze wird durch City Beach und Openair-Kino
kommerzialisiert, die Münsterplattform macht zu, im Eichholz
gelten ebenfalls immer mehr Restriktionen... Ich habe Mühe damit,
dass die Reitschule diese Stadtpolitik ausbaden muss. Wir hatten die
Drogenszene, heute haben wir die lärmenden Jugendlichen, weil sie
sonst überall weggeschickt werden. Uns wurde der Schwarze Peter
von der Stadt zugeschoben, nun werden wir dafür bestraft.
Ziehen Sie eine Beschwerde gegen die Massnahmen in Betracht?
Wir prüfen rechtliche Schritte, ja.
Jessica King
---
bernerzeitung.ch 4.5.12
Lerch: "Die Polizeistunde gilt auch für die Reitschule"
Die Polizeistunde durchsetzen und Lärmklagen der Anrainer
vermeiden: Regierungstatthalter Christoph Lerch (SP) begründet den
Entscheid, die "Vorplatzbar" der Reitschule temporär zu schliessen.
Gegen die Aktivitäten auf dem Vorplatz der Reithalle seien 80
Lärmklagen eingegangen, bestätigt Regierungsstatthalter
Christoph Lerch (SP) gegenüber Bernerzeitung.ch. Die
Lärmklagen kamen von den Anrainern im Bollwerk und der
Alpeneggstrasse. "Mehrere Male haben wir den Kontakt mit der Reitschule
gesucht", erklärt Lerch, "Dies hat aber keine Besserung gebracht."
Das Regierungsstatthalteramt müsse deswegen zu härteren
Massnahmen greifen.
Gleiche Regeln für alle Klubbetreiber
"Die Aktivitäten auf dem Vorplatz müssen mit der
Polizeistunde um 00.30 Uhr enden", so Lerch. Das
Regierungsstatthalteramt verlange von der Reitschule das Gleiche wie
von den anderen Klubbetreibern in der Oberen Altstadt: Getränke
dürfen nicht rausgenommen werden.
Die Reitschule müsse nach der Polizeistunde den
Getränkeverkauf bei der "Vorplatzbar" einstellen, die
Hintergrundmusik abstellen und die Leute wegschicken. Lerch ist jedoch
nicht blauäugig: "Wenn die Leute mit selber mitgebrachten
Getränken da sitzen, ist das nicht mehr in der Verantwortung der
Reitschule."
Dass die Leute vom Vorplatz sich dann an anderen Orten treffen und sich
die Probleme verlagern könnten, kommentiert Lerch nicht. "Mein
Zuständigkeitsbereich liegt ausschliesslich beim Gastgewerbe, was
darüber hinaus geht, sind städtische Probleme", erklärt
er.
---
bernerzeitung.ch 4.5.12
"Stadt verliert wichtigen urbanen Treffpunkt"
Der Verein "Pro Nachtleben Bern" und die politische Linke reagieren mit
Unverständnis und Kritik auf die Massnahmen von
Regierungstatthalter Lerch. Die Städtische SVP hingegen freut sich
über den Entscheid.
Christoph Lerch, der Regierungsstatthalter hat den Betreibern am
Donnerstag eine Verfügung zugestellt. Darin schränkt er die
Bewilligung für die Gastrobetriebe ein. Betroffen ist die
"Vorplatzbar", die neue Leitlinien erhält: Die Zahl der Konzerte
und Grossanlässe wird reduziert, Hintergrundmusik ist nicht mehr
zulässig, und der Getränkeverkauf über die Gasse ist ab
00.30 Uhr verboten.
Reaktionen liessen am Freitagmorgen nicht lange auf sich warten: Der
Verein "Pro Nachtleben Bern" sieht in diesem Entscheid ein weiteres
"trauriges Kapitel" in der langen Geschichte im Kampf gegen das
Nachtleben und die Kultur. Bern verliere damit einen der letzten
Plätze, wo man sich in der Nacht traf. Der Vorplatz biete vielen
Menschen, die bei Klubs und Bars abgewiesen werden, eine Heimat, heisst
es weiter.
Umsetzung wird schwierig
Der Verein fordert die verantwortlichen Behörden auf, den Anspruch
der Jugend, sich zu später Stunde treffen zu können, zu
respektieren. Der Vorplatz der Reitschule sei ein elementarer
Bestandteil des Stadtberner Nachtlebens.
"Dieser Entscheid wird nur Verlierer bringen. Die Reitschule verliert
einen wichtigen Teil ihrer Existenz und die Stadt verliert einen der
letzten Plätze, auf denen man sich auch während der Nacht
treffen konnte", ist Thomas Berger, Präsident des Verein "Pro
Nachtleben Bern", überzeugt.
"Die Vorplatzbar zu schliessen, ist Utopie", sagt Berger weiter. Das
Problem werde so verlagert, weil die Leute sich ja sonst wo in der
Stadt aufhalten werden. Es sei Wunschdenken, dass man um 00.30 Uhr ins
Bett gehe. Mit dem Entscheid setzt das Regierungsstatthalteramt die
Polizeistunde durch.
Dass auf dem Vorplatz länger Bier verkauft werde, Konzerte
stattfinden und draussen geraucht werde, sei zwar gegenüber den
anderen Klubs schon unfair, ist sich Berger bewusst. Er betont jedoch,
dass viele der Klubverantwortlichen sicher froh seien, die Kundschaft
der Reitschule nicht bei sich zu haben. "Stellen Sie sich mal die 500
Leute, die auf dem Vorplatz sind, zusätzlich in der Aarbergergasse
vor."
Wohin wegweisen?
Auch die Juso Stadt Bern findet die vom Statthalter verfügten
Einschränkungen unverhältnismässig, wie die Partei
mitteilt. Die Politik stehe in "krassem Kontrast zu den Wünschen,
Bedürfnissen und Rechten junger Menschen der Stadt Bern".
Ähnlich sehen das die Jungen Alternativen (JA): Der
Regierungsstatthalter verkenne die Kultur und die Klubs als Teil der
Stadt. Weiter sehen sie Probleme bei der Umsetzung: "Die 500-1000 Leute
können sich nirgendwo auf öffentlichen Plätzen treffen,
ohne Konsumzwang. Wie und wohin diese Menschen weggewiesen werden
sollen, bleibt uns schleierhaft."
Die Verfügung beinhalte auch Punkte, die noch Teil der
Verhandlungen zwischen der Stadt und IKuR seien. "Der Gemeinderat soll
unverzüglich Stellung beziehen und sich nicht hinter dem
Regierungsstatthalteramt verstecken", fordert die JA.
Rechtsgleichheit für alle Betriebe
Anders als die politische Linke sieht die SVP der Stadt Bern und die
SVPplus Fraktion. Sie begrüssen den Entscheid des
Regierungsstatthalters, dem "wilden Treiben in und vor der Reitschule
einen Riegel zu schieben." Zu lange sei das chaotische Treiben in und
um die Reitschule unterstützt worden. Mit diesem Entscheid werde
der Regierungssstatthalter Lerch (SP) seinen Pflichten gerecht und
verliere seine Glaubwürdigkeit nicht.
Die SVP setze sich für die Rechtsgleichheit aller KMUs und
gewerbetreibenden Betrieben ein: "Mit den nun getroffenen Massnahmen
wird die Glaubwürdigkeit an Recht und Ordnung wieder
gestärkt."
Claudia Salzmann
---
derbund.ch 4.5.12
Wegen Lärm: Strengere Auflagen für die Reitschule
Die Gastrobetriebe des Kulturzentrums müssen neue Auflagen
beachten: Die Zahl der Konzerte wird reduziert und Hintergrundmusik ist
nicht mehr gestattet.
"Jetzt kommt die Reitschule an die Reihe", hatte Regierungsstatthalter
Christoph Lerch im Februar in einem Interview mit dem "Bund" gesagt.
Nun nimmt er die Reitschul-Betreiber in Pflicht: Wie aus einer
Medienmitteilung vom Freitag hervorgeht, hat das
Regierungsstatthalteramt eine geänderte Betriebsbewilligung
ausgestellt, die mit mehreren neuen Auflagen verknüpft ist.
Zapfenstreich um halb eins
Diese umfassen gemäss Mitteilung sowohl bauliche als auch
organisatorische Massnahmen: So dürfen nach halb eins in der Nacht
keine Getränke mehr über die Gasse verkauft werden. Als
Haupturheberin des Lärms gilt die Bar auf dem Vorplatz, wo sich
die zahlreichen Gäste jeweils bei musikalischer Unterhaltung
verpflegen konnten. Hier darf künftig nun keine Musik mehr
abgespielt werden - ferner sind pro Monat nur noch ein Wochenendkonzert
und pro Jahr ein Grossanlass gestattet.
Die Massnahme sei vonnöten, "um die Lärmemissionen für
die Nachbarschaft zu verringern", heisst es in der Mitteilung. 80
Lärmklagen gegen den Betrieb waren vergangenes Jahr aus der
Bevölkerung eingegangen.
Die Auflagen bedeuteten für den Vorplatz ein "Quasi-
Veranstaltungsverbot", kritisieren die Reitschul-Verantwortlichen in
einer Mitteilung. Der Statthalter verkenne und ignoriere
gesamtgesellschaftliche Realitäten. Offen bleibe, wohin denn die
jeweils bis zu 1000 Ausgänger auf dem Vorplatz künftig gehen
sollten. "Vielleicht hat es ja vor dem Regierungsstatthalteramt in
Ostermundigen noch ein wenig Platz?", heisst es weiter.
Die Reitschule nimmt die aktuelle Verfügung nun zum Anlass, um in
einem offenen Brief an den Regierungsstatthalter die städtische
und kantonale Politik der "Einschränkung verschiedenster
Kulturbetriebe, Ausgehlokale und des öffentlichen Raumes" zu
kritisieren. Rückendeckung erhält sie dabei von einer Reihe
weiterer Berner Kulturinstitutionen, Nachtclubs, politischer Parteien
und Vereingungen. Gemäss Brief zählen dazu unter anderen das
Café Kairo, die Brasserie Lorraine, das Kapitel, die
Dampfzentrale, der Verein Sous-Sol oder auch die Juso Bern.
Die Stadtpolitik ziele auf eine Aufwertung des Stadtbildes ab, heisst
es in dem Brief. Dabei würden all jene zu Problemen erklärt,
die nicht mehr ins gewünschte Bild passten: lärmende
Jugendliche auf öffentlichen Plätzen, Randständige oder
Bargänger auf der Strasse vor Lokalen. Diese restriktive Politik
habe in den vergangenen Monaten bereits mehrere Berner Kulturbetriebe
zur Schliessung gezwungen.
"Kultur besteht nicht nur aus teuren Sitzplätzen im Stadttheater",
geben die Verfasser zu bedenken. Sie beinhalte auch Jugendkultur,
Subkultur und andere Formen kreativer Aktivität. Die
Unterzeichnenden wehrten sich "entschieden gegen den Versuch, die Stadt
im Sinne einer Ruhe-und-Ordnung Strategie zu säubern."
Verein Nachtleben bedauert den Entscheid
"Mit grossem Bedauern und Unverständnis" reagiert auch der Verein
Nachtleben Bern auf die Verfügungen des Regierungsstatthalteramts.
Durch die Massnahmen komme der Stadt einer "ihrer letzten Plätze"
abhanden, auf welchem sich Jugendliche und junge Erwachsene nachts
treffen konnten.
Auch die JUSO Stadt Bern findet die vom Statthalter verfügten
Einschränkungen unverhältnismässig, wie die Partei
mitteilt. Die Politik stehe in "krassem Kontrast zu den Wünschen,
Bedürfnissen und Rechten junger Menschen der Stadt Bern".
Medienmitteilung Regierungsstatthalter
will Reitschule-Vorplatz schliessen! ------------------------------------------------
Das Kultur- und Begegnungszentrum
Reitschule Bern hat von der durch
Regierungsstatthalter Lerch verfügten Änderung ihrer
Betriebsbewilligung und von den Verwaltungszwangsmassnahmen mit
Bestürzung und Verärgerung Kenntnis genommen. Die Reitschule
wird die Verfügung nun im Detail prüfen und in ihren
Strukturen und in ihrem Umfeld die weiteren Schritte diskutieren.
Die Reitschule ist bekanntermassen
viel mehr als ein Restaurant oder
ein Veranstaltungsort, die Reitschule übernimmt in der Stadt Bern
seit vielen Jahren eine wichtige soziale Funktion. Deshalb stossen
insbesondere die Auflagen bezüglich Vorplatz - ein
Quasi-Veranstaltungsverbot und die politisch höchstbrisante
Auflage nach 00.30 Uhr sämtliche im Freien konsumierenden
Gäste vom Vorplatz und aus dem Innenhof wegzuweisen - bei der Reitschule und ihrem Umfeld auf grosses
Unverständnis (siehe
offener Brief, der zusammen mit dieser Medienmitteilung verschickt
wird).
Der Regierungsstatthalter verkennt
und ignoriert mit seinem Vorgehen
gesamtgesellschaftliche Realitäten, greift ein weiteres Mal auf
unverantwortliche Weise ins Nachtleben der Stadt Bern ein, torpediert
die Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Reitschule und provoziert
auf politischer Ebene eine Eskalation in der Nachtleben-, Jugend- und
Kulturpolitik. Zum einen werden diese Auflagen verständlicherweise
bei den meisten Reitschule-Gästen auf keine Gegenliebe stossen.
Zum anderen werden Hardliner_innen in Politik und Polizei vermutlich
die Gelegenheit nutzen, um noch mehr Öl ins Feuer giessen, damit
sie politisch davon profitieren können.
Urbane Kultur- und Begegnungszone
Auf dem Vorplatz der Reitschule
treffen sich seit mehreren Jahren
Wochenende für Wochenende 500-1000 Menschen jeglichen Alters und
jeglicher Herkunft.
2008 hatte die Reitschule angesichts
der von den Behörden
mitverursachten und ignorierten offenen Drogen- und Dealerszene vor
ihrer Haustüre mittels Konzerten, Barbetrieb und Spielangeboten
ihren Vorplatz erfolgreich zurückerobert. Dieser entwickelte sich
daraufhin - unter anderem auch als Nebeneffekt des Rauchverbotes und
der letzten Reitschule-Abstimmung (2010) - zu einer Art Piazza, wo sich
Hunderte Ausgänger_innen ohne Konsumzwang treffen und begegnen,
Pingpong und Kubb spielen oder sich auch einfach nur unterhalten.
Diese Entwicklung hält wegen
teuren Eintrittspreisen und
Altersbeschränkungen in vielen Clubs, dem (u.a. durch
Regierungsstatthalter Lerch verursachten) "Clubsterben" und
den benutzungsfeindlichen Zugangsbeschränkungen bei
öffentlichen Plätzen und Pärken weiter an.
Der Vorplatz ist für viele
Jugendliche - die in ihren Quartieren
oder Agglomerationsgemeinden keine oder kaum Angebote haben und oft von
den dortigen öffentlichen Plätzen vertrieben werden - die
mittlerweile fast einzige Möglichkeit sich zu treffen und ohne
Konsumzwang zu begegnen.
Die Reitschule Bern muss damit einmal
mehr - wie früher in der
Drogenpolitik - die Folgen einer repressiven Entwicklung in der
städtischen und kantonalen Nachleben-, Jugend- und Kulturpolitik
tragen und ausbaden. Die Reitschule ist jedoch nicht dazu bereit ist.
Nichts desto trotz soll sie dafür abgestraft und soll gezwungen
werden, einer verfehlten Politik Hand zu bieten.
Offene Fragen
Die Frage, wohin denn die 500 - 1000
Gäste - es sind nicht nur
Jugendliche -, die sich an Wochenende-Abenden jeweils draussen auf dem
Vorplatz der Reitschule aufhalten, geschickt werden sollen, blieb in
der Verfügung von Regierungsstatthalter Lerch leider
unbeantwortet. Vielleicht hat es ja vor dem Regierungsstatthalteramt in
Ostermundigen noch ein wenig Platz...
Für Rückfragen wenden Sie
sich bitte an medien@reitschule.ch
Offener
Brief an den Regierungsstatthalter, 4.
Mai 2012 (PDF-Version)
Wohin
mit der Kultur? Wohin
mit dem öffentlichen Raum? Wohin
mit all den Leuten?
Sehr geehrter Herr
Lerch, sehr geehrte Stadtpolitiker und
Stadtpolitikerinnen, sehr geehrte Medienschaffende
Gestern
hat das Kultur- und Begegnungszentrum
Reitschule Bern eine verschärfte
Betriebsbewilligung erhalten, welche ab
dem 11.5.2012 in Kraft treten soll
und zahlreiche Restriktionen enthält.
So müssen zum Beispiel Gäste,
welche nach 00:30 Uhr im Innenhof
- also faktisch im Innern der
Reitschule - noch Getränke
konsumieren, inklusive deren Begleitung
weggewiesen werden. Es ist aber
nicht nur die Reitschule, welche
sich mit solchen real kaum
umsetzbaren Bestimmungen konfrontiert sieht,
sondern auch andere Kulturinstitutionen
und soziale Organisationen. Deshalb
nehmen wir die aktuelle Verfügung
des Regierungsstatthalters gegenüber der
Reitschule zum Anlass, um die
allgemein betriebene städtische und
kantonale Politik bezüglich der
Einschränkung verschiedenster Kulturbetriebe,
Ausgehlokalen und des öffentlichen
Raumes zu kritisieren.
Die momentane
Stadtpolitik ist vom Grundgedanken der
Aufwertung geprägt. Es geht darum
als Stadt einem gewissen Image zu
entsprechen, um eine möglichst
gutverdienende Bevölkerungsschicht in die
Städte zu ziehen. Konsequenz daraus
ist eine "tendenziöse
und einseitige
Gewichtung von Interessen", wie
das
Sous Soul bereits im Dezember
festgestellt hat. Der Alltag in den
Städten soll möglichst "ruhig"
und "störungsfrei" verlaufen, und wo
diese Ruhe gestört wird oder
auch nur werden könnte, muss
interveniert werden - so die
aktuelle Doktrin. Lärmende Jugendliche
auf öffentlichen Plätzen, so
genannt Randständige an den
Bahnhöfen, aber auch Bier trinkende
Bargänger und Bargängerinnen auf
der Strasse vor einem Lokal oder
Lärmemissionen eines Konzertes werden
zu Problemen erklärt, welche nicht
mehr ins gewünschte Stadtbild
passen. Politische Akteure und
Akteurinnen und insbesondere der
Regierungsstatthalter verstecken sich hinter
so genannten Sachzwängen und
juristischen Paragraphen. Durch die
(angedrohten) verwaltungsrechtlichen Zwangsmittel
sahen sich in den vergangenen
Monaten mehrere Berner Kulturbetriebe mit
langer Geschichte gezwungen, ihre Tore zu schliessen oder
ihren Betrieb massiv einzuschränken.
Die (noch) existierenden Lokale sind
wegen der stetigen Verschärfungen der Bestimmungen mit nicht
zu vereinbarenden Anforderungen konfrontiert. So darf zum
Beispiel seit dem 1. Juli 2009 in Lokalen nicht mehr geraucht
werden. Wo ein Fumoir fehlt, müssen die Gäste auf die
Strasse gehen, wenn die Bestimmungen eingehalten werden sollen.
Auf der Strasse aber darf kein Lärm gemacht werden, auch
schon Gespräche oder Lachen können als Lärm
interpretiert werden, und ab 00.30 Uhr dürfen im Freien auch
keine Getränke mehr konsumiert werden. Wohin also mit diesen Menschen? Diese
Frage blieb von Gemeinde und Kanton jedoch bis jetzt
unbeantwortet.
Der Gemeinderat selbst schreibt in
seinem Papier zur Kulturstrategie 2008-2011, dass Bern als
Kulturstadt gestärkt werden soll. Dabei scheint er aber
vergessen zu haben, dass Kultur nicht nur aus teuren
Sitzplätzen im Stadttheater und einem gepflegten Konzert
eines Symphonieorchesters besteht, sondern eben auch
Jugendkultur, Subkultur und andere Formen kreativer
Aktivität beinhaltet. Aus unserer Sicht gehören solche
Formen kultureller Aktivität zu einer offenen Gesellschaft.
Auch ist es kein neues Phänomen, dass die Jugend auf
Unverständnis und Ablehnung der älteren Generationen
stösst. So schrieb bereits Aristoteles (384-322 v.Chr.),
dass er "überhaupt keine
Hoffnung mehr in die Zukunft
(seines) Landes (habe), wenn einmal (die) Jugend die Männer
von morgen stellt. (Die) Jugend ist unerträglich,
unverantwortlich und entsetzlich anzusehen". Und trotzdem
ist die
Welt bis heute nicht untergegangen.
Die unten aufgeführten Lokale
und Organisationen wehren sich entschieden gegen den Versuch, die
Stadt im Sinne einer Ruhe-und- Ordnung-Strategie zu säubern.
Verbote werden weder die Menschen noch ihre Bedürfnisse zum
Verschwinden bringen.
------------------------------
Adrian Iten,
Teilhaber Adrianos Bar & Café augenauf Bern
Bee-Flat
Bonsoir Brasserie Lorraine Café Kairo ChlyklassRecords Dampfzentrale Bern Denk:mal Eltern- und
Angehörigenvereinigung Drogenabhängiger:
DAJ Bern equipeMusic Förderverein der
Reitschule
GPB-DA JA!
Junge Grüne Bern Juso Stadt Bern
Kapitel Les Amis O’Bolles Pro Nachtleben Bern Reitschule Bern Verein für
Kirchliche Gassenarbeit Bern Verein Sous-Soul Wasserwerk
Reitschule Bern: RSTH verfügt Massnahmen, um Lärmproblematik
zu vermindern
4. Mai 2012
Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat den Restaurationsbetrieben
der Reitschule Bern eine geänderte Betriebsbewilligung
ausgestellt. Er nimmt eine Anpassung an die aktuelle Situation vor,
indem er den Ausschankraum "Die Cafete" neu in die Betriebsbewilligung
integriert. Er verbindet damit auch mehrere Auflagen, um die
Lärmemissionen für die Nachbarschaft zu verringern. Dazu
gehören bauliche und organisatorische Änderungen. Zudem
erhält die "Vorplatzbar" neue Leitlinien: die Zahl der Konzerte
und Grossanlässe wird reduziert, Hintergrundmusik ist nicht mehr
zulässig und der Getränkeverkauf über die Gasse wird
zeitlich limitiert. Um den Auflagen Nachdruck zu verleihen, wird die
"Vorplatzbar" während des Monats Juni 2012 geschlossen.
Für ergänzende Informationen vgl. die •Medienmitteilung (PDF,
14 KB, 2 Seiten) vom 4. Mai 2012.
Christoph Lerch, Regierungsstatthalter
rsta.bemi@jgk.be.ch
Medienmitteilung
Restaurationsbetriebe der Reitschule Bern: Regierungsstatthalter
Christoph Lerch verfügt Massnahmen, um die Lärmproblematik zu
reduzieren
Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat den Restaurationsbetrieben
der Reitschule Bern eine geänderte Betriebsbewilligung
ausgestellt. Er nimmt eine Anpassung an die aktuelle Situation vor,
indem er den Ausschankraum "Die Cafete" neu in die Betriebsbewilligung
integriert. Er verbindet damit auch mehrere Auflagen, um die
Lärmemissionen für die Nachbarschaft zu verringern. Dazu
gehören bauliche und organisatorische Änderungen. Zudem
erhält die "Vorplatzbar" neue Leitlinien: die Zahl der Konzerte
und Grossanlässe wird reduziert, Hintergrundmusik ist nicht mehr
zulässig und der Getränkeverkauf über die Gasse wird
zeitlich limitiert. Um den Auflagen Nachdruck zu verleihen, wird die
"Vorplatzbar " während des Monats Juni 2012 geschlossen.
Die Reitschule Bern bietet einer grossen Zahl meist jugendlicher
Besucherinnen und Besucher ein vielfältiges kulturelles und
kulinarisches Angebot. Der Betrieb der Reitschule gibt jedoch seit
Jahren Anlass zu Klagen, insbesondere wegen Lärms.
Regierungsstatthalter Christoph Lerch hat deshalb nach eingehenden
Besprechungen mit den Betreibern, mit städtischen und kantonalen
Stellen und der Kantonspolizei eine Reihe von Verwaltungsmassnahmen
verfügt. Er tat dies mit dem Ziel, die Zahl der
lärmintensiven Anlässe zu reduzieren, ohne das kulturelle
Angebot der Reitschule zu gefährden.
Die Auflagen betreffen bauliche und organisatorische Massnahmen zur
Verringerung der Lärmemissionen, das Verbot des Verkaufs von
Getränken über die Gasse nach 00.30 Uhr und die
Überarbeitung des Security-Konzepts. Damit sollen die Sicherheit
erhöht und die Gleichbehandlung der Reitschule mit den Klubs in
der Oberen Altstadt erreicht werden. Generell wird bei der
"Vorplatzbar" das Abspielen von Hintergrundmusik untersagt, und auf dem
Vorplatz sind nur noch ein Wochenendkonzert pro Monat und ein
Grossanlass pro Jahr zulässig. Als zusätzliche Massnahme wird
die "Vorplatzbar" vom 1. bis 30. Juni 2012 geschlossen. Während
dieses Monats sind auf dem Vorplatz keinerlei Veranstaltungen gestattet.
Es ist Regierungsstatthalter Christoph Lerch ein Anliegen, auch
künftig im Dialog mit den Betreibern wichtige Themen rasch und
unbürokratisch zu besprechen. Ebenso wichtig ist ihm, dass die
Reitschule als Treffpunkt und als Trägerin kultureller Angebote
erhalten bleibt. Mit den Anpassungen der Betriebsbewilligung trägt
er der Tatsache Rechnung, dass zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner
teilweise massiv unter dem Lärm leiden.
Regierungsstatthalteramt Bern-Mittelland
Christoph Lerch
Regierungsstatthalter
Ergänzende Auskünfte: Christoph Lerch, Regierungsstatthalter,
Telefon 031 635 94 00
---
BZ 4.5.12
Statthalter greift durch
Reitschule · Statthalter Christoph Lerch (SP) schränkt die
Bewilligung der Reitschule-Gastrobetriebe ein. Details werden heute
bekannt.
Die langen Gespräche haben ein Ende gefunden:
Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) hat der Reitschule gestern
eine Verfügung zugestellt, in der er die Betriebsbewilligung
für die Gastrobetriebe im alternativen Kulturzentrum
einschränkt. Die Details der Zwangsmassnahmen sollen heute
kommuniziert werden. Laut Informationen dieser Zeitung geht es unter
anderem darum, dass Veranstaltungen auf dem Vorplatz künftig nur
noch bis 0.30 Uhr dauern dürfen. Zudem wird Lerch offenbar
verfügen, dass dort ab dann auch keine Getränke mehr
konsumiert werden dürfen. Die Regeln sollen bereits ab
nächster Woche gelten. In einem offenen Brief wollen sich die
Reitschule-Betreiber gegen die "zahlreichen Restriktionen" wehren, die
Lerch verfügt. Die Bestimmungen seien in der Realität kaum
umsetzbar, steht im Schreiben, dessen Entwurf dieser Zeitung vorliegt.
Hintergrund der verschärften Bedingungen ist der Antrag auf
Verwaltungszwangsmassnahmen, den das städtische Polizeiinspektorat
letzten November gestellt hatte. 2011 war es zu Dutzenden
Verstössen gegen das Gastgewerbegesetz gekommen. Nach etlichen
Ermahnungen erfolgte der Antrag auf Zwangsmassnahmen.tob/wrs Seite 2
-
Verwaltungszwang: Lerch greift bei der Reitschule durch
Stadt Bern. Das Fass ist voll. Gestern haben die Reitschule-Betreiber
von Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) eine verschärfte
Betriebsbewilligung für die Gastrobetriebe erhalten. Ab 0.30 Uhr
soll auf dem Vorplatz Schluss sein mit Veranstaltungen. Die
Reitschule-Betreiber werden sich heute mit einem offenen Brief gegen
die "zahlreichen Restriktionen" wehren.
Nach langen Diskussionen setzt Christoph Lerch nun
Verwaltungszwangsmassnahmen beim alternativen Kulturzentrum Reitschule
durch. Der Regierungsstatthalter hat den Betreibern gestern eine
Verfügung zugestellt. Darin schränkt er die Bewilligung
für die Gastrobetriebe ein. Heute soll die Verfügung
veröffentlicht werden. Die Reitschule-Betreiber werden sich heute
mit einem offenen Brief, der dieser Zeitung vorliegt, gegen den
Verwaltungszwang wehren. Sie schreiben von "zahlreichen Restriktionen"
und "real kaum umsetzbaren Bestimmungen." Die verschärfte
Bewilligung soll bereits am 11. Mai in Kraft treten.
Vorplatz: Schluss um 0.30 Uhr
Offenbar müssen ab diesem Zeitpunkt Veranstaltungen auf dem
Vorplatz um 0.30 Uhr beendet sein, wie mehrere Jungpolitiker berichten.
Die Reitschule-Betreiber schreiben im offenen Brief: "Ab 0.30 Uhr
dürfen im Freien auch keine Getränke mehr konsumiert werden.
Wohin also mit den Leuten?" Konkretes wollten die Reitschüler
gestern auf Anfrage nicht verraten. Man halte sich an die Abmachungen
mit dem Regierungsstatthalter, richteten sie aus. Die offizielle
Kommunikation mit Details zu den einzelnen Massnahmen erfolgt heute.
80 Meldungen wegen Lärm
Hintergrund der Zwangsmassnahmen sind eine Reihe von
Lärmbeanstandungen sowie Strafanzeigen wegen Verstössen gegen
das Gastgewerbegesetz in der Reitschule. Dazu zählen etwa das
Nichtschliessen des Betriebs zur Schliessungszeit, das Abspielen von
Musik im Freien oder die Störung der Nachtruhe. Zwischen Januar
und November 2011 gingen laut dem Berner Gemeinderat mehr als 80
Meldungen im Zusammenhang mit Lärm ein. Am 15. November 2011
stellte das städtische Polizeiinspektorat schliesslich einen
Antrag auf Verwaltungszwangsmassnahmen. Die Reitschule-Betreiber waren
vorher, wie dies nach Beanstandungen im Gastgewerbe üblich ist,
vom Polizeiinspektorat ermahnt worden. Fruchten die Ermahnungen nichts,
folgt der Antrag auf Zwangsmassnahmen.
Noch kein Leistungsvertrag
Die Reitschule steht nicht allein wegen der Verstösse der
Gastrobetriebe im Kreuzfeuer. Die Betreiber lehnten letztes Jahr den
nur einjährigen Leistungsvertrag mit der Stadt ab (wir
berichteten). Seither verhandelt die Stadt unter Führung der
Abteilung Kulturelles mit der Reitschule um einen neuen Vertrag. Die
Gespräche seien im Gang, hiess es vor kurzem bei der Stadt. Im
Leistungsvertrag ist geregelt, dass die Stadt die Miete zahlt sowie
für Nebenkosten aufkommt.
Tobias Habegger, Wolf Röcken .
---
derbund.ch 4.5.12
Eine Oper für die Reitschule
Das neue Vierspartenhaus Konzert Theater Bern steht vor der ersten
Saison. Direktor Stephan Märki will versuchen, "überall
Spielstätten zu sehen" - so auch in der Reitschule.
Das neue Vierspartenhaus Konzert Theater Bern steht vor seiner ersten
Saison: Mit einem Theaterfest feiert das Team um Direktor Stephan
Märki am 1. September seinen Einstand - und begibt sich
anschliessend mit dem Publikum auf Erkundungstour.
"Wir wollen versuchen, überall Spielstätten zu sehen", sagte
Märki am Freitag vor den Medien. Besonders pikant: Das
Opernpublikum wird sich in der Reitschule wiederfinden, wo im April
2013 "Neither" von Morton Feldman als Schweizerische
Erstaufführung gezeigt wird. Es dürfte sich um die erste
Kooperation des Stadttheaters mit dem alternativen Kulturzentrum
handeln, sagte Operndirektor Xavier Zuber. Die Zusammenarbeit soll
später fortgesetzt werden.
Grenzen überschreiten
"Grenzen überschreiten", heisst denn auch Zubers Motto für
den Neustart. Opern werden vermehrt auch in den Vidmarhallen gezeigt,
wo bislang fast ausschliesslich Schauspiel-Stücke zu sehen waren.
Umgekehrt zeigt die neue Schauspieldirektorin Iris Laufenberg mehrere
Grossproduktionen im alten Haus am Kornhausplatz. Fast die Hälfte
der Schauspiel-Premieren in ihrem ersten Programm sind Ur- oder
Erstaufführungen. Das unlängst erschienene Buch "Ustrinkata"
des Bündners Arno Camenisch findet in der Inszenierung von Maria
Ursprung bereits diesen Dezember den Weg auf die Bühne.
Das Berner Symphonie Orchester (BSO) unter Chefdirigent Mario Venzago
bespielt unter anderem den Bundesplatz. Für Juni 2013 ist erstmals
eine "Nacht der Musik" geplant. Ballettdirektorin Cathy Marston, die
das Haus Ende der kommenden Spielzeit wegen künstlerischer
Differenzen mit der neuen Leitung verlässt, präsentierte am
Freitag ihr letztes Programm. Für Aufsehen sorgen dürfte
insbesondere "Hexenhatz", eine neues Handlungsballett Marstons
über die "letzte Hexe" Anna Göldi.
sda / rym
---
bernerzeitung.ch 4.5.12
Zum Neustart werden Grenzen überschritten
Das neue Vierspartenhaus Konzert Theater Bern steht vor seiner ersten
Saison: Mit einem Theaterfest feiert das Team am 1. September seinen
Einstand - und begibt sich danach mit dem Publikum auf Erkundungstour.
"Wir wollen versuchen, überall Spielstätten zu sehen", sagte
Märki am Freitag vor den Medien. Besonders pikant: Das
Opernpublikum wird sich in der Reitschule wiederfinden, wo im April
2013 "Neither" von Morton Feldman als schweizerische
Erstaufführung gezeigt wird.
Es dürfte sich um die überhaupt erste Kooperation des
Stadttheaters mit dem alternativen Kulturzentrum handeln, sagte
Operndirektor Xavier Zuber. Die Zusammenarbeit soll später
fortgesetzt werden.
"Grenzen überschreiten", heisst Zubers Motto für den
Neustart. Opern werden vermehrt auch in den Vidmarhallen gezeigt, wo
bislang fast ausschliesslich Schauspiel-Stücke zu sehen waren.
Umgekehrt zeigt die neue Schauspieldirektorin Iris Laufenberg mehrere
Grossproduktionen im alten Haus am Kornhausplatz.
Neuheiten und Dauerbrenner
Fast die Hälfte der Schauspiel-Premieren in ihrem ersten Programm
sind Ur- oder Erstaufführungen. Das unlängst erschienene Buch
"Ustrinkata" des Bündners Arno Camenisch findet in der
Inszenierung von Maria Ursprung bereits diesen Dezember den Weg auf die
Bühne.
Gegen Ende der kommenden Spielzeit steht die Uraufführung eines
Textes von Marcel Schwald an, der 2012/2013 als Hausautor am Konzert
Theater Bern engagiert ist. Schwald betreut zudem die Reihe "Host
Club", eine aus Japan stammende Form der Debattierzirkel.
Klassiker von Dürrenmatt bis Shakespeare
Ganz neu ist zudem eine Kompilation dreier Stücke von Philipp
Löhle mit dem Titel "Trilogie der Träumer". Als Premiere im
deutschsprachigen Raum wird in Bern das Werk "Bekenntnisse eines
Masochisten" des tschechischen Autors Roman Sikora gezeigt. "Ein irres
Stück", wie Laufenberg versichert.
Bei den Klassikern werden unter anderem Ödön von Horvath
("Glaube Liebe Hoffnung), William Shakespeare ("Mass für Mass")
und Friedrich Dürrenmatt ("Frank V.") berücksichtigt. Zum
bereits vierten Mal findet sich der Dauerbrenner "Woyzeck" mit Songs
von Tom Waits als Wiederaufnahme auf dem Spielplan.
Balletwerk über Anna Göldi
Operndirektor Zuber, der sein Premierenpublikum in die Reitschule
lockt, bietet ansonsten auch viel Vertrautes, etwa "Macbeth" von Verdi,
Mozarts "Entführung aus dem Serail" oder - als Angebot
insbesondere an Familien - Rossinis "La Cenerentola".
Besonders hervorgehoben haben die Verantwortlichen des
Vierspartenhauses - als solches einzigartig in der Schweiz, wie
Direktor Märki betont - die Produktion "Blaubart": An dem
Stück mit Texten von Max Frisch, das im Oktober Premiere feiert,
sind Schauspiel, Oper, Ballett und Orchester beteiligt.
Bundesplatz wird zum Konzertsaal
Ansonsten bespielt das Berner Symphonie Orchester (BSO) unter
Chefdirigent Mario Venzago unter anderem den Bundesplatz. Für Juni
2013 ist erstmals eine "Nacht der Musik" geplant. Sowohl Oper
("Fidelio") wie Orchester ("Eroica") starten im September mit
Beethoven-Werken in die Saison.
Ballettdirektorin Cathy Marston, die das Haus Ende der kommenden
Spielzeit wegen künstlerischer Differenzen mit der neuen Leitung
verlässt, präsentierte am Freitag ihr letztes Programm.
Für Aufsehen sorgen dürfte insbesondere "Hexenhatz", eine
neues Handlungsballett Marstons über die "letzte Hexe" Anna
Göldi.
sda / jzu
---
20 Minuten 4.5.12
Elektronacht mit Frittenbude
Sa, 5.5., 22 Uhr, Frittenbude, Dachstock.
ELEKTROPUNK. Mit einer ordentlichen Portion Aggression, Anarchie und
Selbstzerstörung rappt und punkt morgen die Elektropunkband
Frittenbude im Dachstock. Begleitet werden die Nachbarn aus dem grossen
Kanton von Saalschutz, Ravepunker durch und durch sowie den
Sexinvaders.
---
kulturagenda.be 3.5.12
"Das fliegende Klassenzimmer" im Kino in der Reitschule
Der Advent ist für die fünf Freunde aus dem Internat keine
ruhige Zeit: Sie proben für ihr selbst geschriebenes
Theaterstück und geraten mit den rivalisierenden Realschülern
in einen Zwist. Für Kurt Hoffmanns Film von 1954 hat Erich
Kästner seinen Jugendroman "Das fliegende Klassenzimmer" (1933)
selber zum Drehbuch adaptiert.
Kino in der Reitschule, Bern. So., 6.5., 13.30 Uhr
---
kulturagenda.be 3.5.12
"Newen Mapuche" im Kino in der Reitschule
Die Mapuche sind ein indigenes Volk in Chile. Dokumentarfilmerin Elena
Varela hat deren Kampf um ihre angestammten Territorien in "Newen
Mapuche: la Fuerza de la Gente de la Tierra" (2010) zum Thema gemacht.
Er beginnt 2007, bringt Ausschnitte über das Leben und die
politischen Aktionen der Indigenen - und lässt sie zu Wort kommen.
Kino in der Reitschule, Bern. Fr., 4., und Sa., 5.5., 21 Uhr
---
kulturagenda.be 3.5.12
Seit 12 Jahren hip
Das Elektropunk-Duo Saalschutz hat in Bern einen schweren Stand.
Vielleicht ändert sich dies beim Doppelkonzert mit Frittenbude im
Dachstock. An der Zeit wärs alleweil.
Letztes Jahr im Keller des Café Kairo: Zwei Dutzend Gäste
erfreuen sich wippend am Synthipop von Saalschutz. MT Dancefloor und DJ
Flumroc hampeln hinter ihren Apparaturen herum, hinter Keyboards und
Drumcomputern, und singen zur synthetischen Musik. Ihre deutschen Texte
bewegen sich im goldenen Dreieck Nonsens-Trash, Hipstertum und
Selbstironie: "Ich fragte sie: Kennst du dich mit Kunst aus?/Dann
gestand ich ihr, ich plane einen Kunstraub." Oder sie greifen tief in
die Kitschkiste, so gehört in "SMS d’Amour". Aber immer mit
kühler Ironie, wohlverstanden.
Zwei Audiolith-Bands an einem Abend
In Zürich gehört das Duo seit Jahren zu den Lieblingen der
Wochenenden, in Deutschland füllt Saalschutz grosse Säle. Nur
in Bern sind die beiden noch nicht richtig angekommen. Liegt das an
einem Anti-Zürich-Reflex? Verstehen die Deutschen mal wieder viel
schneller, was gut ist? MT Dancefloor winkt ab: "Es liegt daran, dass
das Management in Deutschland seit Langem in professionellen
Händen ist - und für die Schweiz machten wir es bis vor
Kurzem selbst." Das heisst: Sie unternahmen fast nichts, um die Schweiz
mit ihren heiteren bis trashigen Dancefloor-Ohrwürmern zu erobern.
Das soll sich nun ändern. Im Dachstock treten sie mit Frittenbude
auf, der grossartigen deutschen Band, die stilistisch ähnlich
einzuordnen ist. Beide Bands sind bei der in der entsprechenden Szene
sehr angesagten Plattenfirma Audiolith unter Vertrag.
mfe
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \
Dachstock in der Reitschule, Bern
Sa., 5.5., 22 Uhr. www.dachstock.ch
---
BZ 3.5.12
Kanton will Polizei nicht zusätzlich überprüfen
Regierungsrat · Die Kantonsregierung will umstrittene
Polizeieinsätze in der Stadt Bern nicht untersuchen lassen. Die
Kontrollmechanismen seien ausreichend.
SP-Grossrätin Flavia Wasserfallen verlangte in einem Vorstoss,
dass die Kantonsregierung umstrittene Polizeieinsätze in der Stadt
Bern "von einer unabhängigen Stelle" untersuchen lässt.
Aufgeführt hatte Wasserfallen Einsätze anlässlich der
Räumung des Anti-AKW-Camps, am Buskersfestival, am SVP-Wahlfest
und in der Reitschule.
Bürger, die sich von der Polizei ungerecht behandelt fühlen,
hätten genügend Möglichkeiten sich zu wehren, schreibt
die Regierung in ihrer Antwort. Beschwerdestelle sei die kantonale
Polizei- und Militärdirektion. Zudem stehe jeder Person der
Rechtsweg offen. Der Polizeieinsatz bei der Reitschule vom 22.
September werde zudem von einer unabhängigen Stelle untersucht. mm
Dringlichkeit:
Datum Beantwortung: 25.04.2012
RRB-Nr: 586/2012
Direktion: POM
Polizeieinsätze müssen untersucht werden
Der Regierungsrat wird beauftragt, die Einsätze der Polizei bei
der Räumung des Anti- AKW-Camps (21. Juni 2011), am
Buskersfestival (12. August 2011), während des SVPWahlfests (10.
September 2011) sowie in der Reitschule (22. September 2011) von einer
unabhängigen Stelle untersuchen zu lassen.
Begründung:
Das Gewaltmonopol liegt beim Staat, und die Polizei übt dieses
aus. Sie sorgt dabei für die Sicherheit der Bevölkerung und
nimmt eine Aufgabe wahr, die ein Grundbedürfnis der Menschen
deckt. Damit die Polizei ihre Arbeit gut und gewissenhaft verrichten
kann, bedarf sie einer hohen Glaubwürdigkeit und Vertrauen in der
Bevölkerung. Verschiedene Einsätze haben die Arbeit der
Polizei in letzter Zeit, ob berechtigt oder nicht, in ein
fragwürdiges Licht gestellt. Es wurden die
Verhältnismässigkeit des Einsatzes an sich (Auskleiden bei
Personenkontrollen), aber auch das Verhalten einzelner Polizisten
kritisiert. Es dürfen nun keine Vorverurteilungen weder der
Polizeieinsätze noch der betroffenen Personen fallen.
Aus diesem Grund muss es gerade im Interesse des Kantons und der
Polizei selber liegen, dass diese Ereignisse und der damit verbundene
Einsatz der Polizei lückenlos und von einer unabhängigen
Stelle aufgeklärt werden, damit allfällige Konsequenzen
daraus gezogen werden können.
Antwort des Regierungsrates
Im Zusammenhang mit dem Begehren der Motion stellt sich die
grundsätzliche Frage nach der Aufgabenerfüllung der
Kantonspolizei. Ihr wurden im Bereich der öffentlichen Sicherheit
durch demokratisch verabschiedete Gesetze Mittel, beziehungsweise
Zwangsmittel, zur Beilegung von Vorkommnissen und Widerhandlungen
übertragen. Diese Zwangsmittel müssen von der Kantonspolizei
im Sinne der gesetzlichen Vorgaben angewendet werden können, da
sie sonst die ihr übertragenen Aufgaben nicht erfüllen kann.
Vermehrt sind Kantonspolizistinnen und Kantonspolizisten bei ihren
Einsätzen zur Wiederherstellung beziehungsweise Garantierung der
öffentlichen Sicherheit Gewalt ausgesetzt. Vor allem bei
Vorkommnissen im Umfeld der Reitschule kommt es oft zu verbalen und
tätlichen Übergriffen auf Mitglieder der Kantonspolizei (vgl.
Medienmitteilung der Kantonspolizei vom 25. Februar 2012).
Erlässt die Kantonspolizei bei ihren Einsätzen eine
Verfügung (z.B. betreffend Wegweisung und Fernhaltung) und
begründet damit ihr polizeiliches Handeln, so haben die
betroffenen Personen die Möglichkeit, bei der Polizei- und
Militärdirektion (POM), welche eine Aufsichtsfunktion über
die Kantonspolizei innehat, eine Beschwerde einzureichen. Gegen den
Entscheid der POM kann wiederum das Verwaltungsgericht angerufen
werden. Jede Person, die sich von Mitarbeitenden der Kantonspolizei
nicht korrekt behandelt fühlt, hat zudem die Möglichkeit,
mittels einer aufsichtsrechtlichen Anzeige an die POM zu gelangen.
Damit besteht eine interne Verwaltungskontrolle über die
Ausübung der Aufgaben und deren Erfüllung durch die
Kantonspolizei. In strafrechtlichen Belangen steht jeder Person der
Rechtsweg offen.
Wie dargelegt hat jede betroffene Person mit den zur Verfügung
stehenden rechtlichen Möglichkeiten genügend Mittel, das
Handeln der Kantonspolizei durch unabhängige Behörden und die
Justiz überprüfen zu lassen. Von diesen Möglichkeiten
wurde in den von der Motionärin aufgeführten Fällen auch
Gebrauch gemacht. Aus diesem Grund erscheint es dem Regierungsrat nicht
zweckmässig, sämtliche erwähnten Polizeieinsätze
noch zusätzlich extern untersuchen zu lassen. Eine solche
Untersuchung wäre mit unverhältnismässig hohen Kosten
verbunden.
In Bezug auf die Vorfälle in der Reitschule vom 22. September 2011
hat der Gemeinderat der Stadt Bern den Regierungsrat mit Schreiben vom
19. Oktober 2011 ersucht, den entsprechenden Polizeieinsatz durch eine
unabhängige Stelle untersuchen zu lassen. Der Regierungsrat
beabsichtigt, eine externe Abklärung des konkreten
Polizeieinsatzes zu prüfen, sobald die Resultate des laufenden
Verfahrens bekannt sind. Aus diesem Grund beantragt er, den
vorliegenden Vorstoss als Postulat zu überweisen.
Antrag: Annahme als Postulat
An den Grossen Rat
*****
---
Bund 1.5.12
"Auch ich habe Bussen gekriegt"
Die Polizei müsse verschiedenste Erwartungen erfüllen, sagte
Berns Polizeikommandant Stefan Blättler gestern im
"Bund"-Gespräch. Und fast immer sei jemand mit den
Ordnungshütern unzufrieden.
Markus Dütschler
Nie ist sie da, wenn man sie braucht. Greift sie ein, ist es
unverhältnismässig. Ohnehin hätte sie sich gescheiter um
das Wichtige und Richtige gekümmert, anstatt sich mit Bagatellen
die Zeit zu vertrödeln. Etwa so lassen sich die Haltungen
gegenüber der Polizei zusammenfassen. Nur, was ist wichtig? Was
ist angemessen? "Bund"-Redaktor Rudolf Burger diskutierte gestern Abend
mit Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern, im
Stadtsaal des Kornhauses über die oft diametral
auseinandergehenden Erwartungen, die an die Ordnungshüter
herangetragen werden.
Eines der Themen heisst Reitschule. Immer wieder würden Polizei,
Sanität oder Feuerwehr nachts von Randalierern mit Flaschen oder
Steinen beworfen, so Burger: "Man hat den Eindruck, dass sich die
Polizei nicht auf das Areal traut." Was Blättler so nicht stehen
liess. "Die Reitschule ist nicht mein zentrales Problem", sagte der
Kommandant, der für die Sicherheit zwischen Guttannen und St-Imier
verantwortlich ist. Im Kulturzentrum, zu dem das Volk mehrfach Ja
gesagt habe, vergnügten sich oft über tausend Personen. "Soll
man da einen Übeltäter aus tausend Personen herausholen?" Es
wäre unverhältnismässig, lange im Voraus ein Korps zu
mobilisieren und Feriensperren zu verhängen. Und ein kleines
Detachement schicke man nicht alleine hinein: "Denn das wäre ein
Sicherheitsrisiko."
Deeskalation = Laisser-faire?
In einer Diskussion zur Polizei darf das Stichwort Deeskalation nicht
fehlen, eine Taktik, die in Bern von manchen als windelweiches
Nichtstun verstanden wird. Ob der Eindruck stimme, dass in den letzten
Jahren bei unbewilligten Demonstrationen härter durchgegriffen
werde, fragte Burger. Blättler benutzte die Gelegenheit, den
Ausdruck Deeskalation ins richtige Licht zu rücken. Deeskalation,
Diskussion, Durchgreifen: Diese drei Strategien wende die Polizei an,
je nachdem, wie sie die Lage einschätze. Es gebe Leute, "einen
unbelehrbaren Kern", mit denen es nichts zu diskutieren gebe: Da werde
durchgegriffen. 150 Festgenommene an einer Anti-WEF-Kundgebung, die gar
nicht stattfinden konnte, und zehnstündige Verhöre? Ob das
wirklich nötig sei, fragte Burger. Es habe 150 Anzeigen gegeben,
konterte Blättler: "Die Justiz wird über die Schuld oder
Unschuld dieser Leute entscheiden." Schon heute, am Tag der Arbeit,
könnte es abermals Auseinandersetzungen geben. Wie nicht anders zu
erwarten war, hielt Blättler dicht, was die zu erwartende
Polizeitaktik betrifft.
Bürgernähe kontra Formulare
Bürgernahe Polizisten sollen patrouillieren und sichtbar sein:
Auch dies ist eine häufige Forderung. Der Gesetzgeber tue -
unbewusst - leider alles, um die Uniformierten von der Strasse
wegzuhalten, klagte Blättler: Ellenlange Formulare müssten im
Büro ausgefüllt werden, sogar für die Statistik seien
Bogen auszufüllen.
Ebenfalls ein beliebtes Thema sind Polizisten, die hingebungsvoll
Parkbussen unter Scheibenwischer klemmen, während unweit davon
Drogenhändler frech ihrem Gewerbe nachgehen. "Das eine tun und das
andere nicht lassen", sagte Blättler über die verschiedenen
Aufgaben. Bussen seien zudem keine Schikane, sondern dienten dazu, die
Zahl der Verkehrstoten zu vermindern. Und Blättler bekannte: "Auch
ich habe schon Bussen gekriegt."
Der Kommandant räumte ein, dass der Polizei im Umgang mit dem
schiessenden Rentner K. in Biel Fehler unterlaufen seien. Dass der
angeschossene Polizist wieder zu 80 Prozent arbeiten könne, sei
"eine Fügung von weiter oben", sagte Blättler. Er
versäumte es nicht, auf einige schnelle Fahndungserfolge bei
Kapitalverbrechen der jüngsten Zeit hinzuweisen. Länger
mahlten oft die Mühlen der Justiz. Oft müsse ein Richter
lange auf ein Gutachten warten, was für alle Betroffenen sehr
unangenehm sei, so Blättler.
Ein Reitschul-Aktivist wünschte sich einen Ombudsmann, denn wer
sich gegen Polizisten beschwere, habe keine Chance. Auch eine
Vertreterin der linken Demokratischen Juristen monierte Übergriffe
und ein problematisches Berufsverständnis mancher Uniformierter.
"Meine Türe ist offen", versicherte Blättler. Konkreten
Hinweisen auf Fehlverhalten gehe er auf jeden Fall nach.
---
BZ 1.5.12
Warum Polizeikommandant Blättler heute nichts gegen Regen
hätte
Podium · In einer Gesprächsreihe der Zeitung "Bund" war
gestern der Kommandant der Kantonspolizei Bern zu Gast. Stefan
Blätter sah sich vor allem mit Themen konfrontiert, die in der
Stadt Bern bewegen: Demos, Reitschule, ausuferndes Nachtleben. Fazit:
Egal, wie die Polizei vorgeht, Kritik gibts immer.
Wenn die Polizei kommt, kommt sie zu früh. Und wenn man sie
braucht, kommt sie gar nicht. Mit dieser "Volksweisheit" sieht sich
Stefan Blättler, Kommandant der Kantonspolizei Bern, täglich
konfrontiert. Auch am gestrigen Podiumsgespräch, zu dem die
Zeitung "Der Bund" eingeladen hatte, teilte sich das Publikum in zwei
in der Stadt Bern altbekannte Lager: Da waren diejenigen, die finden,
die Polizei "überbeisse" bei ihren Einsätzen, missachte die
Grundrechte und missbrauche das ihr vom Staat übertragene
Gewaltmonopol. Auf der anderen Seite wurde kritisiert, die Polizei sei
zu lasch, lasse unbewilligte Demonstrationen mit vermummten Teilnehmern
laufen und verteile lieber Parkbussen, statt sich um die wirklichen
Probleme zu kümmern. "Keine andere Institution wird derart stark
kontrolliert wie die Polizei", sagte Blättler. Das sei auch
richtig, weil die Polizei das Gewaltmonopol habe. Blättler
führt seit dem Zusammenschluss von siebzehn Polizeikorps zu Police
Bern 2500 Mitarbeitende. Die Ansprüche an die Polizei seien in
einer kleinen Gemeinde im Berner Oberland anderes als in den
Städten Bern oder Biel, betonte der Kommandant. Aber:
"Grundsätzlich sind es die Gemeinden, die entscheiden, welche
Leistungen sie von uns einkaufen wollen."
Greift die Polizei härter durch?
In der Stadt Bern sei die Kapo im ständigen Gespräch mit dem
politisch verantwortlichen Polizeidirektor Reto Nause und dem
Gesamtgemeinderat. Grundsätzlich lege der Gemeinderat die
strategische Richtung fest, und die Polizei führe aus. "Vor
heiklen Anlässen beurteilen wir die Lage gemeinsam. Es kommt vor,
dass wir der Stadt empfehlen, eine Demo nicht laufen zu lassen, weil
sie Konfliktpotenzial birgt", sagte Blättler. Ob der Eindruck
stimme, dass die Polizei in letzter Zeit bei unbewilligten Demos
härter durchgreife als auch schon, wollte "Bund"-Redaktor Rudolf
Burger wissen. "Wir haben vielleicht in den letzten Jahren manchmal vor
lauter diskutieren nicht mehr durchgegriffen und tun dies jetzt bei
gewissen Unverbesserlichen konsequenter", räumte Blättler
ein. An der eingeschlagenen Deeskalationsstrategie halte man aber
weiterhin fest. Welche Strategie die Polizei am heutigen
konfliktträchtigen 1. Mai anwendet, verriet Blättler nicht.
"Wir sind präsent - und vielleicht regnet es ja …" Bei
unbewilligten Kundgebungen hat auch die Polizei nichts gegen etwas
Hilfe von oben einzuwenden. Diese höhere Macht sprach Stefan
Blättler auch an, als er nach dem Gesundheitszustand des
Polizisten befragt wurde, der in Biel von Peter Hans Kneubühl
angeschossen worden war. "Der Polizist kann wieder zu 80 Prozent
arbeiten - das ist wie ein Wunder." Der Fall Kneubühl sei kein
alltägliches Vorkommnis gewesen, und es seien auch Fehler
passiert, gab Blättler zu. Aber der Kommandant hat allgemein eine
besorgniserregende Tendenz festgestellt. "Die Gewalt gegen Polizisten
hat in den letzten Jahren ein unerträgliches Ausmass angenommen."
Auch Polizisten hätten eine faire Behandlung verdient. Im Gegenzug
versprach Blättler auf eine Frage aus dem Publikum, dass er es
auch nicht dulde, falls Polizisten ihre Kompetenzen missbrauchen
würden. "Konkrete Vorwürfe werden untersucht. Es ist nicht im
Interesse der Polizei, etwas unter den Tisch zu kehren."
Mirjam Messerli
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BZ 1.5.12
Die städtische FDP will den "Berne Tower"
strategiepapier · Die FDP Stadt Bern regt an, die
Stadtverwaltung zu zentralisieren - in einem Hochhaus, das etwa auf der
Schützenmatte gebaut werde könnte.
Die Berner Stadtverwaltung könnte effizienter arbeiten, wenn sie
an einem einzigen Standort zusammengelegt würde, findet die
städtische FDP. Sie präsentierte gestern anlässlich
ihrer Vorstellung des Positionspapiers Wirtschaft die Vision eines neu
zu bauenden Hochhauses auf der Schützenmatte - einem "Berne
Tower", in dem ebendiese Verwaltung konzentriert würde. In einem
solchen Gebäude könne effizienter gearbeitet werden als an
den Dutzenden Standorten, die heute bestehen, so die FDP. Und auch
für die Bevölkerung sei ein solches Stadthaus attraktiv, da
alle Dienstleistungen an einem Ort zu finden seien. Zudem erwähnt
die FDP, dass mit einer solchen Stadthauslösung zahlreiche
attraktive Standorte frei würden, die neu als Gewerbe- und
Wohnraum dienen könnten. Die FDP verfolgt die Idee eines
Hochhauses in der Innenstadt seit längerem. Vor wenigen Wochen
reichte Stadtrat Christoph Zimmerli einen entsprechenden Vorstoss ein.
Altstadt: Zu viele Vorschriften
Die Forderung nach dem Hochhaus ist einer der Programmpunkte des
Positionspapiers Wirtschaft, das die FDP gestern vorstellte. Darin geht
es dem Freisinn unter dem Motto "Verantwortung trägt, wer
Arbeitsplätze schafft" in erster Linie um gute Rahmenbedingungen
für Gewerbe und damit um Arbeitsplätze. Das bedeute auch,
diesem Bedürfnis andere wie den Denkmalschutz unterzuordnen. In
der Unteren Altstadt sei zudem das Beliefern der Läden sehr
umständlich geworden. Hier brauche es Lockerungen der Vorschriften.
Die FDP blickt auch über die Stadtgrenzen hinaus und will die
Anzahl der Gemeinden im Kanton von heute 383 auf gut 40 reduzieren.
Bern soll dabei eine treibende Kraft sein.
FDP: Steuersenkung tragbar
Ausserdem plädiert die FDP für das Verursacherprinzip bei
öffentlichen Gebühren und findet, dass die umliegenden
Gemeinden und Randregionen die Zentrumslasten der Stadt
anteilmässig mittragen müssen. Gleichzeitig plädiert die
FDP für eine Steuersenkung um "mindestens einen Steuerzehntel".
Die Mindereinnahmen könnten "ohne weiteres" auf der Aufwandseite
gespart werden. Verbessern würde sich die finanzielle Situation
der Stadt aus Sicht des Freisinns auch, wenn man auf Leistungen
ausserhalb der Kernaufgaben verzichte. So könnte etwa die
Stadtgärtnerei von Privaten betrieben werden. Das
FDP-Wirtschaftspapier ist bisher erst von der Parteispitze abgesegnet
worden. Am 7. Mai wird es an der Parteiversammlung behandelt. wrs
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Bund 1.5.12
Ein Hochhaus für die gesamte Stadtverwaltung
Im Positionspapier Wirtschaft der Stadtberner FDP versteckt sich
Pikantes.
Simon Jäggi
Das seien keine Hirngespinste, erklärt FDP-Stadtrat Christoph
Zimmerli, die Ideen seien alle realisierbar - "wenn man uns machen
lässt". Die Stadtberner FDP hat gestern ein Positionspapier
Wirtschaft den Medien vorgestellt - und Zimmerlis Bemerkung lässt
auch gleich durchblicken, warum der Wirtschaftsausschuss der Partei das
Positionspapier gerade jetzt erarbeitet hat. Im November werden in Bern
Parlament und Regierung neu gewählt. Gerade bei den
bürgerlichen Urnengängern, die entscheiden werden, ob die FDP
ihren Gemeinderatssitz gegenüber der SVP behaupten kann, versucht
man sich offenbar als Wirtschaftspartei zu profilieren.
Das Papier enthält zwar mehrheitlich altbekannte Forderungen,
welche FDP-Exponenten bei jeder möglichen Gelegenheit
gebetsmühlenartig vortragen - aber nicht nur.
So preschen die Freisinnigen mit der durchaus pikanten Idee vor, die
gesamte Stadtverwaltung künftig an einem zentralen Standort
zusammenzuführen. Und zwar in einem Hochhaus, das auf der
Schützenmatte zu stehen kommen soll. Die Idee eines Hochhauses auf
der Schützenmatte brachte kürzlich Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) im "Bund"-Interview aufs Tapet,
FDP-Stadtrat Zimmerli nahm sie auf und gab dazu einen Vorstoss ein.
Durch den Zusammenzug in ein "Stadthochhaus" würden attraktive
Gebäude in der Innenstadt frei, die als Gewerberäume oder
Wohnungen genutzt werden könnten. Dadurch würden auch die
Wege zwischen den einzelnen Direktionen kürzer, die heute in der
ganzen Stadt verteilt seien. Damit erhoffen sich die Verfasser auch
eine Steigerung der Effizienz - und eine Senkung der Kosten. "Heute
gibt es viele Sitzungszimmer, die leer stehen, viele Kopiergeräte,
die selten genutzt werden, viele Quadratmeter, für die Miete
bezahlt werden muss", ergänzt Alexandre Schmidt,
FDP-Gemeinderatskandidat, der das Papier mitverfasst hat. SBB und die
Post hätten es vorgemacht und einen zentralen Verwaltungsort
geschaffen. Als Alternativstandort käme für den Leiter der
eidgenössischen Alkoholverwaltung auch das Wankdorf infrage.
Auch ohne zentrales Verwaltungsgebäude sind der FDP rasche
Entscheidungsverfahren und Transparenz ein Anliegen. Im Austausch mit
Unternehmern werde an der Stadtverwaltung in erster Linie
bemängelt, dass sich Entscheide oft in die Länge zögen.
Schmidt zieht das Matte-Fest als Beispiel heran, das in diesem Jahr
nicht stattfindet. Er habe sich mit den Organisatoren ausgetauscht.
"Ein Fest zu organisieren, bedarf unter anderem Konzepte für
Jugendschutz, Verkehr und Sicherheit." Das langwierige
Bewilligungsverfahren sei mit ein Grund, dass das Matte-Fest abgesagt
worden sei.
Im Wettbewerb um neue Unternehmen möchte die FDP die Verwaltung
fitter machen. Während sie in vielen Bereichen eine Verschlankung
und Überprüfung der Verwaltungsaufgaben fordert, möchte
sie bei der Förderung des Unternehmensstandorts die Verwaltung
ausbauen. Ein Wirtschaftscoach soll Unternehmen zur Seite stehen - und
durch den Ansiedlungsprozess führen. Der Partei schwebt ein
"Sorglos-Paket" vor, das Unternehmen kaufen
könnten.Steuersenkungen sind eine stets wiederkehrende Forderung
der FDP. Für den Wirtschaftsstandort seien gerade auch tiefere
Steuern für natürliche Personen von Bedeutung. "Die
Erwartungen, die ein Unternehmen an einen Standort stellt, sind zuerst
die Erwartungen des Managers selbst", sagt Zimmerli, der als
Wirtschaftsanwalt im Bereich der Firmenansiedelung tätig ist.
Für Manager zähle auch, wie viele Steuern sie persönlich
bezahlen müssten. "Da ist ein gewisser Egoismus vorhanden."
Kanton Noch 40 Gemeinden
Frisch am Positionspapier der Stadtberner FDP ist nicht nur die Idee
eines zentralen Verwaltungsgebäudes auf der Schützenmatte,
sondern auch die Idee, den Kanton Bern in 40 statt 383 Gemeinden
aufzuteilen - dies nach dem Vorbild des Kantons Glarus, der 25
Ortsgemeinden durch 3 neue Gemeinden ersetzt hat. "Durch Fusionen wird
dies nie geschehen", sagt FDP-Stadtrat und Mitverfasser Christoph
Zimmerli - dagegen gebe es zu viel Widerstand. Es bedürfe daher
gleich einer Neustrukturierung. Durch die Zusammenlegung der Stadt Bern
mit den umliegenden Gemeinden entstünde eine neue Gemeinde mit 300
000 bis 400 000 Einwohnern. Bern würde so beispielsweise von neuen
Landreserven profitieren. (jäg)
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kulturstattbern.derbund.ch 30.4.12
Kulturbeutel 18/12
Von Gisela Feuz am Montag, den 30. April 2012, um 05:03 Uhr
Frau Feuz empfiehlt:
Gehen Sie am Mittwoch ins Rössli zur Plattentauf-Taufe von David Emanuel.
Der junge Berner hat eine Zeit lang in der Nähe von Bristol auf
dem Land gelebt und im stillen Kämmerchen Songs aufgenommen,
welche deutlich von den Grossen der englischen Pop-Geschichte
inspiriert sind. Am Sonntag gehen Sie dann ins ONO. Dort
präsentiert das Sofa Theater das live-Hörspiel "Die Nase"
(nach Nikolaj Gogol), wobei die ZuschauerInnen bzw. -hörerInnen
über Kopfhörer live das auf der Bühne Produzierte
mithören können.