MEDIENSPIEGEL 28.10.08
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Programm
- Wahlk(RH)ampf: Vorplatz-Putzen für eine bessere Welt
- Quartierpräsenz umstritten
- Prozess gegen Strassensänger Rolf Zbinden
- SP-"Sicherheits"-Papier: Videoüberwachungsstreit
- Progr: Debatte in Finanzkommission
- AKW Mühleberg: Standort unklar
- PNOS: Wahl-Kater
- Arbeitskampf in Schoggi-Fabrik
- Gipfel-Soli-News 22.10.08: Nato-Gipfel 2009

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REITSCHULE
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Okt 08: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Di 28.10.08      
20.30 Uhr - Tojo - Lustiger Dienstag 36 - LuDi-Crew und Gäste.

Mi 29.10.08
19.00 Uhr - SousLePont - Mongolei Spezialitäten
22.00 Uhr - SousLePont - Offene Bühne

Do 30.10.08
20.30 Uhr - Kino - UNCUT: DREAM BOY - James Bolton, USA 2007

Fr 31.10.08     
21.00 Uhr - Frauenraum - TanzBall mit DJ Zardas, Crashkurs ab 19.30-21.00 Uhr
21.00 Uhr - Kino - RAF-Filme: Die innere Sicherheit; Christian Petzold, D 2000
22.00 Uhr - Dachstock - T.Raumschmiere (ger/Shitkatapult/Mute) & Dub Trio (usa/Ipecac)

Sa 01.10.08
20.30 Uhr - Tojo - "Bullet Rain" von formation poe:son. Regie: Sarah-Maria Bürgin
21.00 Uhr - Kino - Black Box BRD, Andreas Veiel, BRD 2001, OV, 101min, 35mm
22.00 Uhr - SLP - 10. Deathmetal-Night mit Carnal Decay, Oral Fist Fuck und Mortal Hatred
23.00 Uhr - Dachstock - Darkside presents: Dom & Roland (uk/Domandroland Prod) supported by Deejaymf (cryo.ch), VCA (Biotic Rec/ch), Antart (ch), El Grin (ch) - drum'n'bass

So 02.10.08
08.00 Uhr - Vorplatz/Grosse Halle/SLP - Flohmarkt
21.00 Uhr - Dachstock - Lite (jap) - instrumental indie/rock


Infos: www.reitschule.ch


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WAHLK(rh)AMPF
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Siehe auch "Protest mit Besen" (Blick am Abend 27.10.08):
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienspiegel/08-10-27-MS.html

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Bund 28.10.08

Putzaktion wie weggewischt

Berner Jungfreisinn

Stadtberner Jungfreisinnige haben den Vorplatz der Reitschule geputzt. Gemerkt hats dort wohl niemand.

Im Wahlkampf greift der Stadtberner Jungfreisinn (JF) auch mal zu ungewohnten Mitteln: zu Putzmitteln. Ausgerüstet mit Besen, Putzeimern und -schwamm trafen sich gestern Morgen Jungpolitiker zum Stelldichein auf dem Vorplatz der Reitschule. Ziel laut JF-Präsident Bernhard Eicher: "Selbst Hand anlegen, wo die links-grüne Sicherheits- und Sauberkeitspolitik versagt." Wie kein anderer Ort verdeutliche der Vorplatz, "wohin die Politik von Rot-grün führt".

Fünf Parteimitglieder hätten eine Dreiviertelstunde lang geputzt, sagt Eicher auf Anfrage. Anschliessend hätten sie Flyer verteilt. Die Aktion sei ein Erfolg gewesen. Freilich habe man nicht für alles das passende Mittel dabeigehabt, sagt Eicher: Die Sprayereien seien nach wie vor da. Aber letztlich sei es ja "eine symbolische Aktion" gewesen, betont er.

Allerdings gab es auf dem Vorplatz weniger zu putzen, als die Jungpolitiker erwartet hatten: "Erstaunlicherweise" hätten sie keine Spritzen und dergleichen vorgefunden, räumt Eicher ein. Die "positive Überraschung" für die Jungfreisinnigen ist wohl damit zu begründen, dass das reitschuleigene Putzteam sowie die Angestellten der städtischen Abfallentsorgung wie üblich bereits am frühen Morgen gewirkt haben. Nachts gäbe es für putzwillige Politiker wohl mehr zu tun.

Die Verlegung einer allfälligen weiteren JF-Putzaktion auf die Nachtstunden wäre auch anderweitig von Vorteil: Laut Eicher liess sich nämlich gestern Morgen niemand von der Reitschule blicken, entsprechend sei auch ein Dank ausgeblieben.

In der Nacht, so ist zu vermuten, wäre das anders gewesen. So aber ist zu befürchten, dass die Reitschüler gestern gar nichts von ihrem Glück und den freundlichen Jungfreisinnigen mitbekommen haben. Bereits am Nachmittag zumindest, so zeigte ein Augenschein, war die Wirkung der Putzaktion wie weggewischt. Nicht alles Symbolische ist eben von langer Dauer.

Ivo Gehriger

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punkt.ch 28.10.08

Reitschule: Jungfreisinn putzt den Vorplatz

Man müsse halt selber für Ordnung vor der Reitschule sorgen, schreiben die Jungfreisinnigen. Deshalb haben die Jungpolitiker laut einer Mitteilung gestern eigenhändig Besen in die Hand genommen und auf dem Vorplatz geputzt. Man protestiere so gegen die lasche Haltung des Gemeinderats, der illegale Demos toleriere, Land- und Hausbesetzern freie Hand lasse und nichts gegen organisierte Bettelbanden unternehme. (mgt)

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BZ 28.10.08

Wahlkrampf

Brumm Bär

Noch 34 Tage bis Buffalo - und die Verzweiflung der Bürgerlichen ob dem RGM-Bollwerk scheint exponentiell zu steigen. Jedenfalls produziert sich CVP-Präsident und Stadtrat Henri "Stopp Bettelverbot" Beuchat für ein Wahlfilmchen auf der Internetplattform Facebook als, Achtung!, STRIPPENDER SAMICHLAUS. Die Entwarnung folgt nach einem bloss scheinbar gewagten Kameraschwenk auf Beuchats sanft rotierende Hüfte: Weil unter den roten Klausenklamotten ein schwarzer Allerweltsanzug zum Vorschein kommt, ist der Strip mit Beuchats christlichen Werten problemlos vereinbar. Die politische Message der symbolischen Häutung übrigens ist, dass, äh, hmm… - falls da eine war, ist sie dem Brumm Bär grad entfallen.

Noch einen Zacken gewagter gebärdeten sich gestern die Jungfreisinnigen um ihren umtriebigen Präsidenten Bernhard "Kein Tag ohne Communiqué" Eicher. Diese stiessen gestern todesverachtend tief in die No-go-Zone vor und putzten den, Achtung!, VORPLATZ DER REITSCHULE auf Hochglanz. Die Message ist glasklar: Was die geballte Rot-Grün-Mitte-Stadt nicht schafft, schaffen die Jungfreisinnigen eigenhändig. Das aber spricht nicht unbedingt dafür, am 30.November die Jungfreisinnigen zu wählen: Sollten sie zu zahlreich den Sprung ins Parlament schaffen, wird ihnen die Zeit fehlen, diese Aktion in der Legislatur 2009-2012 mindestens dreimal die Woche zu wiederholen. Denn das hat die Stadt ja, das sagen die Jungfreisinnigen schon richtig, dringend nötig.

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20min.ch 27.10.08

Die rot-grüne Regierung sei nicht im Stande, für ein sauberes und sicheres Bern zu sorgen: Das finden die Jungfreisinnigen der Stadt Bern.

"Jetzt legen wir halt selbst Hand an", sagten sie und haben nun gestern eine symbolische Putz-Aktion vor der Reitschule durchgeführt. "Der Gemeinderat geht mit den Problemsituationen zu lasch um", so Stadtrat Bernhard Eicher. "Es muss endlich was gehen." Die Junge FDP will damit ein Zeichen setzen - eine "sichere, saubere und lebenswerte Stadt" sei schliesslich im Interesse von allen.

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QUARTIERPRÄSENZ
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punkt.ch 28.10.08

Tschäppät weiss nicht, was Hügli in der Länggasse will

Viele Fragezeichen beim "Quartierpräsenz"-Konzept von Gemeinderat Stephan Hügli

Sicherheitsdirektor Stephan Hügli will mehr Sicherheit im Länggasse-Quartier. Polizei und Quartierbewohner sollen zusammen Lösungen für Quartierprobleme erarbeiten. Doch das ist nur eine Vision. Im Gemeinderat wurden noch keine Beschlüsse gefällt.
Walter Langenegger, Leiter des Informationsdienstes der Stadt, bestätigt dies: "Beim Projekt handelt es sich um ein Geschäft der Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie. Im Gemeinderat wurden bisher keine Anträge gestellt." Auch Stadtpräsident Alex Tschäppät wartet auf weitere Informationen: "Der Gemeinderat wird sich demnächst von Hügli orientieren lassen, was konkret geplant ist", so der Stapi.
Hügli selbst war nicht erreichbar. Martin Albrecht, Generalsekretär der Sicherheitsdirektion, erklärte aber: "Derzeit werden gemeinsam mit den Quartiervertretungen verschiedene Fragen vertieft abgeklärt. " Diese Abklärunge n seien bis Ende Jahr abgeschlossen. Spätestens dann werde der Gemeinderat erneut orientiert. Eine ausführlichere Orientierung ist dringend nötig. CVP-Grossrat Daniel Kast, der in der Länggasse-Quartier- Kommission sitzt, zum Konzept: "Mir ist nicht klar, welche Massnahmen Hügli vorschweben. " Man könne den Text so lesen, dass eine Bürgerwehr geplant sei. "Das ist indiskutabel." matthias.engel@punkt.ch

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STRASSENSÄNGER
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BZ 28.10.08

Rolf Zbinden

PdA-Stadtrat vor Gericht

Heute steht der Berner PdA-Stadtrat und Berufsschullehrer Rolf Zbinden vor dem Strafeinzelgericht VIII Bern-Laupen. Dem 56-Jährigen wird vorgeworfen, er habe an einer Demonstration vor der dänischen Botschaft in Bern im März 2007 auf einen Polizisten eingeschlagen. Zbinden bestreitet den Vorwurf. Auch die unbewilligte Anti-SVP-Kundgebung vom 6.Oktober 2007 ist Bestandteil des Strafprozesses. Rolf Zbinden war an vorderster Front an dieser Demonstration dabei.tob

Seite 25

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Demo-Nachspiel

Stadtrat Zbinden vor Gericht

An einer Kundgebung im März 2007 soll der Berner PdA-Stadtrat und Berufsschullehrer Rolf Zbinden auf einen Polizisten eingeschlagen haben. Rolf Zbinden weist den Vorwurf zurück. Heute steht er vor Gericht.

Seit der Anti-SVP-Demo vom 6.Oktober 2007 ist Rolf Zbinden national bekannt. Die Kundgebung endete in Strassenschlachten. Im "SonntagsBlick" erschien ein Bild, das den Berner PdA-Stadtrat als Demoteilnehmer zeigte - mit Sonnenbrille, Handschuhen und einem Transparent mit der Aufschrift "Welcome to HELL".

Schlug er einen Polizisten?

Heute steht Rolf Zbinden vor Gericht. Zum einen wird im Nötigung und Landfriedensbruch an besagter Anti-SVP-Demo vorgeworfen. Zum anderen soll er an einer Kundgebung vor der dänischen Botschaft am 2.März 2007 auf einen Polizisten losgegangen sein und auf ihn eingeschlagen haben.

"Diese Anschuldigungen sind haltlos", sagt Rolf Zbinden bei einem Gespräch im Café Kairo in der Berner Lorraine. Dann zückt er einen Kugelschreiber und zeichnet eine Planskizze aufs Papier. "Wir standen vor der dänischen Botschaft, etwa 15 Personen, und sangen ein paar Lieder." Es war ein Zeichen der Solidarität für das von der Polizei geräumte Jugendhaus Ungdomshuset in Kopenhagen. "Auf einmal wurden wir von der Polizei eingekesselt, und Einzelne von uns wurden herausgegriffen." Weil er Stadtrat sei, hätten ihn die anderen Teilnehmer gebeten, bei der Polizei zu vermitteln. "Als ich mich den Polizisten näherte, wurde ich festgenommen." Zbinden betont: "Ich bin mit mir im Reinen." Sowohl am 6.Oktober wie auch vor der dänischen Botschaft habe er lediglich von seinem Demonstrationsrecht Gebrauch gemacht.

Als Lehrer unter Druck

Nach dem 6.Oktober wurde Zbinden im Stadtrat zum Rücktritt aufgefordert. Nach dem Bild im "SonntagsBlick" wurde er vom Arbeitgeber ermahnt - der 56-Jährige ist Lehrer an der Gewerblich-Industriellen Berufsschule Bern (Gibb). "Es gibt Tätigkeiten, die mit dem Lehrerberuf nicht vereinbar sind", sagte Gibb-Direktor Herbert Binggeli in dieser Zeitung. Der KMU-Verband der Stadt Bern forderte sogar Zbindens Entlassung. Viele Gewerbler hätten Hemmungen, ihre Lehrlinge zum "extremistischen" PdA-Stadtrat Rolf Zbinden in die Schule zu schicken. Doch die Schulleitung hielt zu Zbinden. Wie sagte doch Binggeli: "Er hat nichts Strafbares getan."

Tobias Habegger

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SP-"SICHERHEITS"-PAPIER
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Bund 28.10.08

SP streitet weiter über Videoüberwachung

Stadt Bern Die Stadtberner SP steht hinter dem Sicherheitspapier, das die Delegierten der nationalen SP letztes Wochenende an ihrem Parteitag in Aarau verabschiedet haben ("Bund" von gestern) - fast ganz. "Videoüberwachung im öffentlichen Raum lehnen wir weiterhin grundsätzlich ab", sagt Fraktionschefin Giovanna Battagliero dazu. Den Leuten werde "Scheinsicherheit vorgegaukelt", Kriminalität sinke nicht, sondern verlagere sich nur, und das subjektive Sicherheitsempfinden könne nicht erhöht werden.

Nachgebesserter Text

Grundsätzlich begrüsse die städtische SP aber die Stossrichtung des Papiers, nachdem dieses überarbeitet worden sei. In seiner ursprünglichen Fassung hatte die Geschäftsleitung der Stadtberner SP-Sektion das Sicherheitspapier vollständig zurückweisen wollen. Stattdessen formulierten die Berner Genossen an ihrer Versammlung im September diverse Änderungsanträge zuhanden der SP Schweiz. Zusammen mit anderen Sektionen aus der ganzen Schweiz wurden laut Battagliero rund 250 Anträge gestellt - die die nationale SP-Geschäftsleitung zur Nachbesserung des Papiers veranlassten. So wurde dieses sprachlich überarbeitet, ein ganzes Kapitel zum Thema Sauberkeit wurde gestrichen, ein anderes zu Grundrechten dafür angefügt, und lediglich organisierte Bettelei soll verboten werden.

Der Berner Nationalrat André Daguet, Kritiker der ersten Stunde, ist "überhaupt nicht zufrieden", wie er sagt. Wenigstens seien mit der neuen Version die "grössten politischen Dummheiten" aus dem Text gestrichen worden. Nach wie vor unseriös seien die Punkte Videoüberwachung, Bettelverbot und Ausweisung krimineller Ausländer. Auch wenn er den Entscheid des Parteitags respektiere - "ich werde den Verdacht nicht los, dass hier billige Zugeständnisse an die politische Rechte gemacht wurden." (pmg)

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PROGR
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Bund 28.10.08

Progr-Investor und Stadt uneins

Stadt Bern Die Finanzkommission des Stadtrats muss ein zweites Mal über das Projekt eines Gesundheitszentrums im Progr diskutieren. Dabei geht es um die Frage, ob die Stadt Bern oder die Allreal-Gruppe für die Verlängerung der Zwischennutzung ab August 2009 verantwortlich sei. "Es ist eine Frage von Zeit und Aufwand", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp). Für die Allreal-Gruppe hingegen ist klar, dass sie erst beim Vorliegen einer rechtskräftigen Baubewilligung das Gebäude im Baurecht übernimmt. "Darüber gibt es verbindliche Absichtserklärungen", sagt Allreal-Sprecher Matthias Meier. Laut Tschäppät hat der Streit über die Zwischennutzung nichts zu tun mit dem Projekt der Progr-Künstler, das jüngst präsentiert wurde. Der Stadtrat befindet am 6. November über das Projekt Gesundheitszentrum. (bob)

Seite 23

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Progr erneut vor der Kommission

Der Berner Gemeinderat will Verantwortung für Zwischennutzung an neue Investoren abgeben

Die Stadt Bern und die Investorin des Gesundheitszentrums im Progr sind sich uneins über die Zwischennutzung. Derweil lobbyieren die Künstler für ihr Projekt und hoffen, dass der Stadtrat das Gesundheitszentrum zurückweist.

Warum legt der Gemeinderat das geplante Gesundheitszentrum im Progr zum zweiten Mal der Kommission für Finanzen, Sicherheit und Umwelt (FSU) vor? Es gehe nur um "formelle Präzisierungen", sagt Liegenschaftsverwalter Fernand Raval. Nähere Auskünfte dazu könne er leider nicht geben. "Aber das Geschäft geht wie geplant am 6. November in den Stadtrat."

Anfang letzter Woche sorgten die Progr-Künstler für Aufregung, als sie dem Gemeinderat eine Alternative zum Gesundheitszentrum vorlegten ("Bund" vom 18. Oktober): Sie wollen für die Abgabe des Gebäudes im Baurecht jene 2,4 Millionen Franken aufbringen, welche die Allreal Holding als Investorin des Gesundheitszentrums bezahlen müsste. Die Künstler sprachen von Mäzenen, die sich auch an der auf zehn Millionen Franken geschätzten Sanierung des Gebäudes beteiligen würden. Hat das Rückkommen des Gemeinderates mit der neuen Ausgangslage zu tun?

"Frage von Zeit und Aufwand"

"Das hat überhaupt nichts damit zu tun", sagt Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp). Bei den "Präzisierungen" gehe es um Fragen der Zwischennutzung. Die 150 Kunstschaffenden haben zurzeit Mietverträge bis Ende Juli 2009. Die Volksabstimmung über das Gesundheitsprojekt ist zwar bereits für Februar vorgesehen. Bis zum Vorliegen einer rechtskräftigen Baubewilligung dürfte es aber länger dauern. "Wir übernehmen die Liegenschaft erst, wenn die Baubewilligung vorliegt", sagt Matthias Meier, Sprecher der Allreal-Gruppe. Die Eigentumsübertragung sei in einer Absichtserklärung zwischen Stadt und Allreal geregelt. "Da gehen die Meinungen auseinander", sagt demgegenüber Stadtpräsident Tschäppät. Wer die momentane Zwischennutzung über Ende Juli 2009 hinaus verlängere, müsse auch für die Räumung des Gebäudes verantwortlich sein. "Es ist eine Frage von Zeit und Aufwand." Im Sinn eines Kompromisses sei auch denkbar, dass ein Verein für die Verlängerung der Zwischennutzung verantwortlich zeichne, sagt Tschäppät.

"Es gibt auch Treu und Glauben"

Im Übrigen halte sich der Gemeinderat an die Spielregeln, die einst für den Projektwettbewerb bestimmt worden seien. Der Stadtrat jedoch sei "völlig frei" in seinem Entscheid. Falls das Parlament oder das Volk das Geschäfts zurückweise, so liege das Risiko beim Investor. "Das ist bei jedem Planungsgeschäft so", sagt Tschäppät.

Die Allreal-Gruppe habe bisher einen Betrag in "sechsstelliger Höhe" für das Projekt Gesundheitszentrum investiert, sagt Sprecher Meier. Bis zur Handänderung des Gebäudes sei vertraglich nichts definitiv geregelt. "Aber es gibt auch Treu und Glauben", sagt Meier. Die Gründe für eine allfällige Verzögerung des Geschäftes müssten genau geprüft werden. "Es kann ja nicht sein, dass wir investieren, um einen Wettbewerb zu gewinnen, und dann werden die Bedingungen geändert." Die Ausschreibung sei nach Gatt-WTO-Kriterien erfolgt. "Das gibt uns eine gewisse rechtliche Handhabe", sagt Meier. Die Allreal-Gruppe gehe jedenfalls immer noch davon aus, dass die Stadtberner Stimmberechtigten im Februar nächsten Jahres über das Gesundheitszentrum abstimmen, sagt der Firmensprecher.

Progr-Künstler spielen auf Zeit

Die Progr-Künstler wiederum verfolgen gegenteilige Interessen: "Wir möchten, dass der Stadtrat das Projekt Gesundheitszentrum zurückweist", sagt Sprecher Peter Aerschmann. So erhielten die Progr-Künstler ein paar Monate Zeit, um die Finanzierung zu sichern. Bis zur Stadtratsdebatte am 6. November sei das nicht machbar. "Die Stadträte warten auf die Zusagen der Mäzene. Und die Mäzene warten auf ein Zeichen des Stadtrates, dass unser Projekt eine Chance hat." Zurzeit seien sie daran, möglichst viele Stadträte über ihr Vorhaben zu informieren. "Manch einer ist überrascht, dass wir bereits heute 650000 Franken Miete bezahlen." Die Ängste vor einem finanziellen "Fass ohne Boden" seien unbegründet, sagt Aerschmann.

Bernhard Ott

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AKW MÜHLEBERG
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BZ 28.10.08

MÜHLEBERG oder RADELFINGEN

AKW-Standort doch nicht geklärt

Die BKW hat noch nicht definitiv entschieden, ob sie in Mühleberg oder in Radelfingen ein Atomkraftwerk bauen möchte.

Der Berner Energiekonzern BKW sorgt für Verwirrung. Letzte Woche verschickte er Flugblätter in die Briefkästen der Gemeinden rund um Mühleberg, worin man lesen konnte: "Die Würfel sind gefallen." Die BKW teilte im Flugblatt mit, sie plane den Bau eines Atomkraftwerks in Niederruntigen in Mühleberg. Dieses solle das bestehende AKW in Mühleberg ersetzen. Mühlebergs Nachbargemeinde Radelfingen schien als Standort nicht mehr in Frage zu kommen. So schrieben es die Zeitungen. So hörten und sahen es die Leute im Schweizer Fernsehen, im Radio. Nun sagt BKW-Sprecher Sebastian Vogler: "Der Standortentscheid ist noch nicht definitiv gefällt. Die Option Radelfingen besteht nach wie vor." Das Flugblatt der BKW habe eine gewisse Verwirrung gestiftet, sein Inhalt sei wahrscheinlich falsch aufgefasst worden.

"Für mich war es klar"

Mühlebergs Gemeindepräsident Kurt Herren (SVP) zeigt sich überrascht, dass sich der Energiekonzern noch nicht entschieden hat. "Für mich war es klar. Die Kommunikation der BKW erstaunt mich." Auch Radelfingens Gemeindepräsident Daniel Mauerhofer (SVP) sagt: "Das höre ich zum ersten Mal." Es freue ihn, dass Radelfingen als Standort für das AKW noch nicht ausgeschieden sei. Mauerhofer denkt vor allem an die finanziellen Vorteile, die ein AKW auf dem Boden der Gemeinde mit sich bringen würde. Die Steueranlage Radelfingens liegt bei 1,88 Einheiten, Mühleberg hat einen Steuerfuss von 1,35 Einheiten. Mauerhofer: "Dank dem AKW kann Mühleberg seine Steuern tief halten." Die BKW überlegt sich, nach dem Bau eines neuen Kraftwerks nicht nur die Standortgemeinde, sondern auch die umliegenden Gemeinden vom Gewinn des Unternehmens profitieren zu lassen.

Bis Ende Jahr will die BKW ein Rahmengesuch für ein neues Atomkraftwerk einreichen. Über dieses werden der Bundesrat und das eidgenössische Parlament befinden. Es ist davon auszugehen, dass AKW-Gegner das Referendum ergreifen werden. Die BKW rechnet damit, dass frühestens 2012 oder 2013 das Schweizervolk über die Rahmenbewilligung abstimmen wird. Um das Jahr 2023 könnte das neue AKW Strom produzieren.

Mühleberg hat Priorität

Wenn die BKW das Rahmengesuch stellt, wird sie angeben müssen, in welcher Gemeinde sie das AKW bauen möchte. Laut BKW-Sprecher Vogler "priorisiert" das Unternehmen den Standort Mühleberg. Dieser sei besser erschlossen als jener in Radelfingen. Zudem sei er leicht erhöht und dadurch besser vor allfälligen Überflutungen durch die Aare geschützt. Auch gehört der BKW bereits das benötigte Land in Mühleberg, in Radelfingen müsste sie einen Teil des Terrains erst erwerben.

Trotz dieser Vorteile hat sich die BKW noch nicht entschieden. Der Energiekonzern möchte sich vorläufig zwei Möglichkeiten offenhalten.
Simon Bickel

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PNOS
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BZ 28.10.08

"Es gibt ein gewisses Potenzial"

Auch während der nächsten Legislatur wird im Langenthaler Parlament wieder ein Exponent der Pnos Platz nehmen. Politologe Andreas Ladner will das Ergebnis "nicht überbewerten". Zumal der Einfluss der Partei sehr klein sei.

Mit den Rechtsextremen hat niemand gerechnet: Die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) schaffte den Sprung in den Langenthaler Stadtrat erneut. Und dies, obwohl der bisherige Pnos-Stadtrat Tobias Hirschi nicht mehr kandidiert hat. Die Partei ist mit einem wenig bekannten Zuzüger aus dem Luzernischen angetreten: Timotheus Winzenried, 21-jähriger Chemikant mit einem biblischen Namen. Er schaffte die Wahl knapp: Die Pnos verfügt über einen Wähleranteil von 2,6 Prozent. Winzenried genügten 332 Stimmen zum Einzug ins Parlament. Zum Vergleich: 1400 Stimmen reichten Stefan Ryser von der SP nicht. Von allen Nichtgewählten hat er am besten abgeschnitten.

332 versus 1400 Stimmen

Ist das nicht undemokratisch? Andreas Ladner verneint. "Das kann man so nicht sagen", erklärt der Professor für Politikwissenschaft der Uni Lausanne. Der Grund sei der Proporz. Das heisst: Nicht nur die 332 Stimmen sind entscheidend für Winzenrieds Wahl. Hinzu kommen 3156 Listenstimmen, die der Pnos zu einem Sitz verhalfen. Und weil nur Winzenried antrat, war er gesetzt. Die 33533 Listenstimmen der SP reichten für elf Sitze. Als zwölftbester Kandidat schaffte Ryser die Wahl trotz 1400 Stimmen nicht.

"Gleich wie die Grünen"

Dass die Pnos weiterhin im Langenthaler Stadtrat sitzt, will Politologe Ladner "nicht überbewerten". Es gebe nun einmal in der Schweiz ein gewisses Potenzial für solche rechtsextremen Parteien wie die Pnos. Aber der Einfluss der Partei sei verschwindend. In der Tat: Die Vorstösse des nun abtretenden Hirschi sind im Stadtrat alle bachab geschickt worden. Nachfolger Winzenried erwartet denn auch nicht, dass sich daran etwas ändert. Es seien "keine schönen Aussichten" zum Politisieren, gesteht er ein. Winzenried will das ändern: Die Pnos werde sicher alle Hebel gegen das Minarett in Bewegung setzen. Auch "Umweltprobleme" sollen nicht zu kurz kommen. Weil in der Langenthaler Marktgasse so viele Zigarettenstummel rumlägen, möchte Stadtrat Winzenried Aschenbecher installieren. "Wir fahren eigentlich die gleiche Schiene wie die Grünen."
Dominik Balmer

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Berner Rundschau 28.10.08

Partei zu wenig ernst genommen?

Stadtratswahlen Unverständnis und Erstaunen über den Wahlerfolg der Pnos

Auf die erneute Wahl eines Vertreters der rechtsextremen Pnos reagieren die Langenthaler Parteipräsidenten mit Überraschung und Unverständnis. Besonders befürchtet wird ein erneuter Imageschaden für die Stadt.
Olivier Andres

Das Entsetzen war spürbar, als am Sonntagnachmittag verkündet wurde, dass der Pnos die Verteidigung ihres Sitzes im Langenthaler Stadtrat gelungen ist. Dass es der rechtsextremen Partei dabei nicht wie anfänglich befürchtet auch noch gelungen ist, ihren Wähleranteil zu steigern (siehe Text unten), stellt für viele nur einen kleinen Trost dar. Für die Verlierer dieser Wahlen machte der Pnos-Sitz das Ergebnis nur noch bitterer. Selbst den Feiern der Wahlgewinner verlieh der Pnos-Erfolg einen deutlichen Dämpfer.

"Die Pnos ist der <Tougge> im Reinheft", kommentierte der neu gewählte Gemeinderat Rolf Baer (FDP) das Wahlresultat. Die Problematiken, die hinter dem erneuten Erfolg der Pnos steckten, müssten nun erkannt und angegangen werden. "Jetzt haben wir einmal mehr vier Jahre lang eine negative Publicity", wies EVP-Präsident Daniel Steiner auf einen Umstand hin, der nach den Wahlen vom Sonntag immer wieder erwähnt wurde. Dabei herrschte kaum ein Zweifel, dass die Wahl Tobias Hirschis 2004 einen Imageschaden für Langenthal mit sich gebracht hatte. "Liebe Langenthaler, lest, was euer neuer Stadtrat denkt", titelte damals das Boulevardblatt "Blick" und brachte Langenthal ins Zentrum des nationalen Interesses.

"Relativ kleiner" Wähleranteil

Immer wieder wurde Langenthal in der Folge mit Rechtsextremismus in Zusammenhang gebracht. In Verbindung mit dem Bananen-Wurf auf Nationalrat Ricardo Lumengo anlässlich der diesjährigen 1.-Mai-Feier war sogar von "Langenthal als Zentrum der Schweizer rechtsradikalen Szene" die Rede. Daran, dass dieser "schlechte Ruf für Langenthal", wie sich SP-Wahlleiterin Rebekka Leuthardt ausdrückte, nach der Wahl von Timotheus Winzenried nun anhalten könnte, hat auch Stadtpräsident Thomas Rufener keine Freude. "Denn diese Ausstrahlung entspricht ganz und gar nicht meiner politischen Gesinnung."

Gleichzeitig wies Rufener auch darauf hin, dass die Pnos den erneuten Einzug in den Stadtrat mit einem "relativ kleinen" Wähleranteil geschafft habe. Zudem brauche es für die Wahl in ein vierzigköpfiges Parlament nur wenige Stimmen. Dabei pikant: Einige bisherige Stadträte erzielten gut viermal mehr Stimmen als Winzenried, verpassten aber dennoch die Wiederwahl.

Da sie demokratisch zustande gekommen sei, müsse die Wahl Winzenrieds akzeptiert werden, sagte Rufener. Direkte Konsequenzen für die Arbeit des Gemeinderats leitete Rufener in einer ersten Reaktion aus diesem Wahlergebnis noch nicht ab. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass das Thema Rechtsextremismus die Langenthaler Politik in Zukunft stärker beschäftigen wird. "Es braucht mehr Druck von Seiten der SP, diese Problematik zu thematisieren", sagte etwa Rebekka Leuthardt. "Wir müssen den Rechtsextremismus stoppen", ergänzte SP-Präsidentin Nathalie Scheibli. "Die Politik hat in den vergangenen Jahren weggeschaut", so Leuthardt.

"Winzenried wird einsam politisieren"

Tatsächlich gaben die Präsidien von SVP, EVP und SP dem in Langenthal praktisch unbekannten Timotheus Winzenried noch Anfang September keine grosse Wahlchancen (wir berichteten). Er hoffe auf die Vernunft des Wahlvolkes, sagte SVP-Präsident Roland Christen damals. Entsprechend überrascht zeigte sich Christen am Wahlsonntag. Es sei ihm unverständlich, wie Winzenried gewählt werden konnte. "Wahrscheinlich haben wir die Pnos zu wenig ernst genommen." Ähnlich äusserte sich EVP-Präsident Daniel Steiner. "Ich bin ratlos, was sich Pnos-Wähler überlegen." Eine "Enttäuschung, aber keine Überraschung" ist die Pnos-Wahl für FDP-Präsident Rudolf Lanz. "Langenthal wäre besser dran ohne die Pnos."

Bereits heute ist aber klar, dass die Pnos trotz Wiederwahl in den Stadtrat kaum Einfluss auf die Langenthaler Politik ausüben kann. Auch wenn Winzenried im Stadtparlament anders auftreten mag als sein Vorgänger Tobias Hirschi: Die übrigen Parteien werden ihn weiterhin isolieren. "Winzenried wird einsam politisieren", ist Rudolf Lanz überzeugt.

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Basler Zeitung 28.10.08

Langenthal bleibt die Stadt mit dem Rechtsextremen

Die Pnos verteidigt ihren Sitz im Stadtparlament

Barbara Spycher, Bern

Doch kein "Zufallstreffer": Die Pnos sichert sich mit einem neuen, unbekannten Kandidaten ihren Stadtratssitz in Langenthal. Das könne überall passieren, meint der Politologe Hans Hirter.

Genau das wollten die Langenthaler verhindern: Dass an ihnen das Negativ-Image als Stadt mit einem Rechtsextremen im Parlament haften bleibt. Doch das 15 000-Einwohner-Städtchen im bernischen Oberaargau konnte das braune Etikett auch am Sonntag nicht abstreifen: Bei den Wahlen ins 40-köpfige Stadtparlament wurde wieder ein Kandidat der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) gewählt. Es ist schweizweit ihr einziges politisches Mandat, seit Dominic Bannholzer im solothurnischen Günsberg Ende Februar als Gemeinderat zurückgetreten ist. Die Pnos wurde vor acht Jahren von Skinheads gegründet und attackierte jüngst die neue Miss Schweiz mit den Worten: "Die braune Schweizerin" verkörpere "das Geschwür, welches die freie, unabhängige Eidgenossenschaft bereits am Auffressen ist".

im "rechtsextremen-viereck"

Als Langenthal vor vier Jahren als erste Schweizer Gemeinde einen Rechtsextremen ins Parlament hievte, sprach man von einem "Zufallstreffer" und vielen "Proteststimmen". Nun mehren sich die Stimmen, die nicht mehr an Zufall glauben, unter den anderen Parteien von links bis rechts macht sich Ratlosigkeit und Ernüchterung breit. Klar ist nur: Am Gewählten selber, dem 21-jährigen Chemikanten Timotheus Winzenried, kanns nicht liegen. Er ist erst vor wenigen Monaten nach Langenthal gezogen und dementsprechend unbekannt. Genauso wenig am bisherigen Stadtrat Tobias Hirschi, der nicht mehr antrat: Er wurde von den anderen Parteien isoliert und blieb während vier Jahren politisch wirkungslos. Trotzdem konnte die Pnos ihren Wähleranteil von 2,4 Prozent auf 2,59 Prozent steigern. Neben Panaschierstimmen von SVP-Wählern erhielt Winzenried selbst von vereinzelten Grünen und SP-Wählern Stimmen.

Nicht überrascht über den erneuten Pnos-Wahlerfolg ist der Berner Politologe Hans Hirter: Für einen Sitz in einem 40-köpfigen Parlament brauche es etwa 2,5 Prozent der Stimmen. "So viel macht eine rechtsextreme Partei in jeder Ortschaft, nicht nur in Langenthal", ist er überzeugt. Rechtsaussen-Parteien, die gegen Ausländer politisieren, würden überall zwischen zwei und fünf Prozent der Stimmen machen. In Langenthal komme hinzu, dass die Schweizer Demokraten nicht kandidierten - "sonst hätten sie den Sitz gemacht".

Nicht ganz so sieht das Hans Stutz, Journalist und Kenner der rechtsextremen Szene. Er betont, dass die Pnos sich - im Gegensatz zu Freiheitspartei oder Schweizer Demokraten - an der rechtsextremen Ideologie der 30er-Jahre sowie der rassistisch inspirierten Neuen Rechten anlehnt und der politische Ausdruck der einer rechtsextremen Subkultur ist. Viele Exponenten dieser Subkultur, weiss Stutz, sind insbesondere im Viereck Burgdorf (BE)-Willisau (LU)-Aarau-Solothurn tätig, etwa in der Pnos, der Helvetischen Jugend, Musikgruppen wie "Indiziert" oder in Buchvertrieben. Stutz erachtet es als möglich, dass in solchen Gegenden mit einer starken rechtsextremen Subkultur weitere Vertreter in politische Ämter gewählt werden könnten - im Gegensatz etwa zum St. Galler Rheintal oder den beiden Basel, wo Exponenten und Strukturen wie Räume, Polit- oder Musikgruppen fehlen. Eine Wahl setze aber eine tiefe Wahlbeteiligung wie in Langenthal voraus, sonst reiche das Potenzial der Pnos kaum aus.

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Regionaljournal 27.10.08

Bei den Gemeindewahlen in Langenthal verteidigt die PNOS ihren Sitz (6:30)
Parteien und Rechtsextremismusexperten suchen nach Gründen
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2008/rbe1727102008.rm?start=00:07:44.002&end=00:14:14.206

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ARBEITSKAMPF
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Indymedia 28.10.08

Tränengas gegen Streikende bei Lindt & Sprüngli Oloron ::

AutorIn : LM:
http://www.bfs-zh.ch/Themen/Arbeiterinnenbewegung/Streik%20bei%20Lindt%20Oloron.htm     
    
Die Firma Lindt & Sprüngli mit Sitz in der Region Zürich, hat von 2003 bis 2007 ein Umsatzwachstum von rund 10% pro Jahr verzeichnen können. Das Ziel von 8% Wachstum für 2008 war eher von der "konservativen" Art. Was den Gewinn für das Jahr 2008 anbelangt, wird nach Finanz & Wirtschaft (F&W) eine Steigerung von zwischen 8% und 10% erwartet. Bei der Bewertung der Gesellschaft in derselben Veröffentlichung von F&W wird darauf hin gewiesen, das "Lindt und Sprüngli über reichlich Nettoliquidität verfügt, diese jedoch mangels Möglichkeiten kaum für Akquisitionen verwendet hat"
("Im 1. Halbjahr 2008 hat der Konzern das operative Ergebnis (Ebit) dank Preiserhöhungen, verstärkter Kostenkontrolle und Effizienzsteigerungen um 11,6 Prozent steigern können". Tages-Anzeiger vom 27.08.2008). Am 24. Mai 2008 berichtete die Neue Züricher Zeitung NZZ, dass der legendäre amerikanische Value-Investor Warren Buffett, dem im Heimmarkt USA immer mehr die Investitionsgelegenheiten ausgehen, sich deswegen in Europa umsah. Analytiker spekulierten immer wieder, auch Lindt & Sprüngli könne einer der potenziellen Kandidaten sein, für die sich Buffett interessiert.
Bei diesen unternehmerischen Zielen was Wirtschaftlichkeit und Profit anbelangt "versteht" man den Eifer und die Härte mit dem die Firmenleitung von Lindt in Oloron gegen ihre eigenen ArbeiterInnen vorgehen. (Red.)

Die beiden nachstehenden Artikel der Zeitung Sud-Ouest vom 22. und 23. Oktober 2008 berichten davon. (Red.)

Sud-Ouest - Mittwoch, 22. Oktober 2008

"Was können wir machen? Die Kumpels verteidigen ihr Brot. Ich bin mich das mittlerweile gewohnt: gestern konnte ich für Danone nicht liefern wegen einer Demonstration von Bauern". Gelassen warten zwei LKW-Fahrer geduldig in den Kabinen ihrer Trucks. Vor drei Stunden sind sie mit ihren 38 Tonnen Material auf dem Parkplatz vor der Fabrikanlage Lindt in Oloron angekommen. Sie können ihre Ladung - Verpackungs-material für Schokoladenprodukte - nicht in die Fabrik anliefern. Die Streikenden lassen keine LKW's mehr die Werkstore passieren, weder hinein noch heraus. Sie kämpfen seit März 2008 für eine Erhöhung ihrer Löhne.

In der vergangenen Woche hat sich der Arbeitskonflikt verstärkt; gestern ist er in eine neue Dimension eingetreten. War der Dialog zwischen der Belegschaft und der Fabrikleitung bis anhin von Schwierigkeiten gekennzeichnet, ist er jetzt gänzlich zerrissen. Das gestrige Verhandlungstreffen zwischen den PersonalvertreterInnen und der Direktion von Lindt Oloron war schnell zu Ende. Nach 10 Minuten hat Gerd Waelti - der industrielle Direktor des Lindt-Werkes in Oloron - klargemacht, die Löhne für 2008 werden nicht über seine Erwartungen von 10 Euro brutto pro Monat erhöht.

Mediator

Die Streikenden haben deshalb beschlossen, mit dem Hauptsitz von Lindt Frankreich in Kontakt zu treten und dort um die Intervention eines Schlichters anzufragen. Sie haben auch beschlossen, sämtliche Ein- und Ausgänge zu blockieren und damit den Antransport von Rohprodukten und betriebsnotwendigen Lieferungen ebenso wie den Abtransport von Endprodukten zu verhindern.

Die Antwort der Generaldirektion in Paris fiel am Nachmittag vernichtend aus: sie stärkte die Position von Gerd Waelti. Keine weiteren Rechtsmittel, Unterzeichnung eines Abkommens zur Wiederaufnahme der Arbeit.

"Wir sind enttäuscht. Wir dachten es gäbe noch eine Möglichkeit für Verhandlungen", bekunden die Vertreter der Gewerkschaften CGT-FO. Niemand versteht, warum sie uns so mit dem Rücken zur Wand stellen. Plötzlich weiss man nicht mehr, wie weit der Streiks jetzt gehen wird. Man wird nicht nachgeben, das ist sicher".

Blockade während der Nacht

Alles schien gestern abend darauf zu deuten, dass sich die Blockade auch in die Nacht hinein verlängern würde. In diesem Fall werden die Auswirkungen auf die Zu- und Ablieferungen unvermeidlich sein. Die Streikenden sind der Auffassung, dass die bereits beeinträchtigte Produktion schnell ganz unterbrochen sein wird. Vielleicht bis heute Abend: "Wir arbeiten mit den letzten Vorräten, die Lager werden schnell ganz leer sein, wenn kein Nachschub mehr eintrifft".

Brosamen

Für seinen Teil mag Direktor Gerd Waelti die Entwicklung des Tages lieber nicht kommentieren. Seine Haltung hinterlässt bei den Beschäftigten, die im Arbeitskonflikt stehen, einen bitteren Nachgeschmack: "Die Marke verkauft sich gut. "Maxi Plaisir", unsere neue Produktereihe, erst vor sechs Monaten lanciert, hat bereits den dritten Platz auf dem Markt erreicht, vor Poulain (Poulain-Chocolatier: ein Konkurrent von Lindt - Red.). Die Bosse von Lindt kommen in den Genuss von phantastischen Profiten und die ArbeiterInnen sollen nur das Recht auf Brosamen haben. Wofür halten sie uns?"

Die Streikenden sind um so mehr von der Position ihrer Direktion erschüttert, weil sie im Laufe der Verhandlungen ihre ursprünglichen Forderungen bis auf 25 Euro brutto pro Monat, reduziert haben. "Wir werden auf der Frage der Arbeitsplatzsicherheit erpresst. Das Unternehmen setzt auch unsere Kaufkraft einer grossen Gefahr aus. Wir kämpfen für die Basislöhne, auch für die der 600 SaisonierarbeiterInnen".

Für morgen ist eine ausserordentliche Betriebsversammlung geplant. Auf der Tagesordnung steht die aktuelle Lage. Die Sitzung verspricht heftig zu werden. Im Jahr 1988 hatte ein Konflikt schon einmal einen Monat lang angedauert. Der Direktor wurde damals, zusammen mit seinen obersten Kaderleuten, von den ArbeiterInnen für eine Nacht lang in den Büros eingeschlossen. Die Ordnungskräfte mussten schlussendlich gerufen werden um die Eingesperrten zu befreien. Die Behörden verfolgen die Entwicklung daher aufmerksam, weil sie befürchten, die Wut der Beschäftigten könne ähnliche Ausmasse wie damals annehmen.

Sud-Ouest - Donnerstag, 23. Oktober 2008

Verstärkte Polizeipräsenz

Es war gestern, kurz nach 19 Uhr. Etwa 20 streikende ArbeiterInnen beissen vor dem nördlichen Fabriktor in die Krusten ihrer mitgebrachten Brote. Ein Dutzend Fahrzeuge der Gendarmerie fährt vor dem Fabriktor vor. Rund 30 Uniformierte der PSIG (Polizeischule - Red.) von Pau und Orthez und der Brigade von Oloron stürmen aus den Wagen. Diesmal sind sie aber nicht gekommen um nur nach dem Rechten zu sehen. Sie wollen die Blockade der Streikenden brechen um den Lastwagen die Zufahrt zur Fabrik wieder zu ermöglichen. Der Angriff wird blitzartig vorgetragen - Gewaltanwendung unvermeidlich. Die Frauen sind unter Schock. "Sie haben uns regelrecht gestürmt! Es war beeindruckend. Ich wurde brutal gegen das Portal gedrückt. Mir hat es den Atem verschlagen. Sie haben mich am Bein verletzt. Das ist inakzeptabel."

Unter Pfeifen, Buhrufen und Schimpftiraden bilden die Uniformierten einen sicheren Korridor um zwei Lastwagen mit Lieferungen die Zufahrt zur Fabrik zu ermöglichen. "Schämt ihr euch nicht?" Schreien Dutzende zur Verstärkung eingetroffene ArbeiterInnen. Ein Mitglied der Geschäftsführung zeigt sich von fern. Die Streikenden reagieren sofort: "Bandit, Halunke".

Unverständnis

Die Gemüter beruhigen sich zwischenzeitlich etwas. Die Leute äussern ihr Unverständnis: "Lindt verhandelt nicht sondern schickt uns lieber die Bullen. Chapeau! (Hut ab - Red.) Wir haben seit letztem März alles getan um eine Lohnerhöhung auszuhandeln. Nun sind wir wegen einer Differenz von 5 Euro pro Monat gestürmt worden. Gerade mal so hoch ist der Unterschied noch zwischen dem was wir fordern und dem was sie uns geben wollen". Die Vertreter des Personals wollen nicht aufgeben: "So etwas sind wir uns nicht gewohnt. Frühere Geschäftsleitungen haben sich auf der sozialen Ebene mehr bemüht und zeigten sich menschlicher. Beim derzeitigen Direktor ist dies nicht der Fall. Er kennt sein Personal nicht. Er wollte nie offen diskutieren. Hätte er es getan, wäre er sich bewusst geworden wie offen wir unsererseits sind. Heute Abend hat er eine Grenze überschritten. Es hat sich eine Kluft aufgetan, die insgesamt so lange offen bleiben wird, wie wir diesen Manager noch haben werden".

Der Direktor wird evakuiert

Nicht weit vom Brennpunkt des Geschehens beobachtet der "Chef" Gerd Waelti die Ereignisse. "Ich hoffe, dass der Konflikt damit nun beendet ist", sagt er. "Wir haben einen Vorschlag für Lohnerhöhungen gemacht. Sie müssen auch verstehen, dass Lindt nicht weiter gehen kann. Ich habe die Verantwortung für das Werk. Ich kann die Arbeitsplätze der durchschnittlich 890 Mitarbeiter nicht gefährden. Ich kann auch nicht Lindt Frankreich in Gefahr bringen. Wir rudern gegen einen immer schärferen und härteren Wettbewerb."

Direktor Gerd Waelti bleibt nicht sehr lange. Ein sich in seiner Nähe befindender Polizist bringt ihn vorsorglich vor den zornigen Streikenden in einem Polizeifahrzeug in Sicherheit.
"Warum glotzt der hier rum? Das ist die Provokation, wie man es von ihm gewohnt ist", erklären die Streikenden.

Mittlerweile ist es 20 Uhr. Die Streikenden wollen das Feld nicht räumen. "Wir sind entschlossener denn je. Wir bleiben vor Ort und werden versuchen die Blockade auf irgend eine Weise aufrecht zu erhalten. Der Angriff der Polizei war nicht normal. Die streikenden ArbeiterInnen haben die Arbeitswilligen nie am Zugang zur Fabrik behindert.

Tränengas

20 Uhr 30, Marylise Gaston und Patrick Maillet, zwei stellvertretende Bürgermeister, sind kaum auf dem Fabrikareal angekommen, führt die Polizei einen weiteren Angriff gegen die Streikenden aus. Ein LKW soll durch. Die streikenden ArbeiterInnen zerstreuen sich sehr schnell - die Polizeikräfte haben Tränengas eingesetzt.

Seit dem vergangenen März ist es den Gewerkschaften CGT-FO nicht gelungen eine Lohnerhöhung für die ArbeiterInnen von Lindt Oloron durchzusetzen. Im Frühjahr belief sich ihr Anspruch noch auf 60 Euro mehr Lohn pro Monat. Gestern waren es noch 20 Euro. Der Chef des Unternehmens schätzt, schon Anfangs Jahr eine Erhöhung um 23 Euro akzeptiert zu haben und will jetzt nicht mehr als 15 Euro geben. Er stellt aber für das Jahr 2009 eine weitere Erhöhung von 50 Euro brutto pro Monat in Aussicht. Die Beschäftigten verstehen nicht, weshalb mit 14 Millionen Euro Gewinn - alleine im ersten Halbjahr 2008 - Lindt nicht in der Lage sein soll, ihre Lohnforderungen zu erfüllen.

Die Blockade der Zulieferungen seit Dienstag hat die Produktion ernsthaft gestört. Zwei von drei Fabrikationsstrassen funktionierten in den letzten Tagen oft nur durch die Unterstützung der Mitglieder des Produktionskaders. Gestern begann sich der Vorrat an Zucker dem Ende zu zuneigen und bei der Schokolade-Rohmasse wird dies möglicherweise heute Morgen der Fall sein.

Die ausserordentliche Betriebsversammlung von heute Nachmittag wird wohl besonders heiss werden.


Übersetzung: von www.labreche.ch - 27.10.2008


Kommentar - 27.Oktober 2008

Die Vorgänge bei Lindt Orolon sind auch für die Schweiz und die Region Zürich von Bedeutung. Nicht nur, weil der Profit den die ArbeiterInnen in Oloron erarbeiten in den Taschen derselben Bosse landet, wie der unserer Arbeit. Der Direktor des Werkes in Orolon, Gerd Waelti bekommt seine Direktiven aus der Schweiz, vom Lindt & Sprüngli Hauptsitz in Kilchberg. Die Zielvorgaben betreffend Umsatz, Profit und Produktivitätssteigerungen kommen aus Kilchberg genauso wie die Vorgabe sich bei den Löhnen in "Zurückhaltung" zu üben.

Bei Lindt in Orolon arbeitet nur der kleinere Teil der Beschäftigten fest angestellt während dem ganzen Jahr (rund 290 von 890 Beschäftigten). Sie produzieren die Schokolade, (Tafelschokolade etc.) die während dem Jahr kosumiert wird. Es sind vorwiegend Männer die auch die Produktionsmaschinen unterhalten. Von Mai bis November produzieren 600 SaisonarbeiterInnen, in der überwiegenden Mehrzahl Frauen, auf Hochtouren ausschliesslich für Weihnachten, vorwiegend Pralinen. Sie arbeiten in vier Nachtschichten insgesamt 32 Stunden die Woche, soviel das Gesetz halt hergibt - zu niedrigsten Löhnen (Stand 2005). Betreffend dem Arbeitstempo gelten klare Vorgaben: alle zwei Minuten eine Geschenkpackung voll Pralinen pro Arbeiterin. 12'000 Einheiten pro Tag und Arbeitsteam ebenfalls Stand 2005). Nur die Einhaltung dieser rigiden Vorgaben ergeben eine Aussicht allenfalls in der Folgesaison wieder bei Lindt für weitere sechs Monate angestellt zu werden. Die Beschäftigten bei Lindt Orolon werden in dauernder Unsicherheit und prekären Bedingungen gehalten.

Der Hauptsitz in Kilchberg trägt somit auch die Verantwortung für den brutalen Polizeiangriff und Reizgasangriff auf die streikenden ArbeiterInnen. Die Niederknüppelung von Streikenden rund um den Erdball, im Dienste des schweizerischen Kapitals hat eine lange Tradition (z.B. Nestlé in Südamerika etc.). Die Unternehmer nehmen die Handlangerdienste der Justiz und Polizei, in Zeiten verschärfter Konkurrenz zunehmend in Anspruch.

Auch in der Schweiz - so geschehen bei der Firma Allpack im Dezember 2003, in Reinach/BL. Polizeigrenadiere in voller Kampfmontur räumten eine Blockade streikender ArbeiterInnen. Die strafrechtlichen Voruntersuchungen sind mittlerweile abgeschlossen. 22 Personen, vorwiegend AktivistInnen die sich mit den Streikenden solidarisierten, werden in Bälde wegen "Nötigung" vor dem Strafgericht Basel-Landschaft in Liestal vortraben müssen. Die Frist für Anträge auf Ergänzung der Beweisliste läuft am 21. November 2008 ab. Die Prozessdauer ist auf 2 bis 2 1/2 veranschlagt worden. Ein genauer Termin liegt noch nicht vor. Robert Scheitlin, CEO und Inhaber der Allpack AG, wird im Anschluss an den Strafprozess auf zivilrechtlichem Wege versuchen, seine Forderungen für Umsatz- und Gewinnausfall gegenüber den UnterstützerInnen des Streiks geltend zu machen. Bis anhin hat er jedes Jahr pünktlich im Dezember, seine Forderung von mittlerweile rund einer Million Franken (inkl. Zinsen) auf dem Betreibungsweg geltend gemacht und erneuert.

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GIPFEL-SOLI-NEWS 22.10.08
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22.10.2008 Strasbourg/ Baden-Baden

- Radikaler Widerstand gegen den NATO-Gipfel 2009: Internationales Treffen im Januar
- Proposal for an action day against the "European security architecture"
- NATO-Gipfel 2009 erfordert einen polizeilichen Einsatz von bundesweiter Dimension
- NATO-Pipeline zwischen Aalen und Leipheim wird eingeweiht
- Konferenz Sicherheitsbedrohung Klimawandel, 6./7. November 2008 in Freiburg
- Aufruf des Aktionsbündnisses gegen die NATO-"Sicherheitskonferenz" 2009
- Freiheit stirbt mit Sicherheit! Samstag, 06.12.2008, Stuttgart
- Veranstaltung in Berlin zur Verschärfung europäischer Innenpolitik
- Block the Vichy European Summit on Immigration, November 3-4 2008!
Mehr: http://info.gipfelsoli.org/Newsletter/5629.html