MEDIENSPIEGEL 12.2.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (Tojo, DS)
- Reitschule-Bashing: Bürgerliche im Rausch der Revolte
- Drogenpolitik: Bürgis wollen 2. Dast rauszögern
- Voodoo Rhythm: Benefiz für The Beatman Way
- Multikultureller Treff im Qhof
- Kofmehl SO: weniger Geld + Gespräche
- Gegen Anti-Teenie-Sirenen
- Neonazi-Übergriff in ZH
- Asyl: staatlich geförderte Tuberkulose
- Härtefallkommission für GR gefordert
- Anti-Atom: Schweden, vernetzter Widerstand, Mühleberg

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REITSCHULE
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- Feb 09: Beteiligt Euch an der Vorplatz-Präsenz!!!

PROGRAMM:

Do 12.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - BarOmeter: elektronische Leckerbissen zu lesbisch-schwulem Chillen mit DJ FRATZ & ELfERich.
20.30 Uhr - Kino - uncut: La Leon, Santiago Otheguy, Argentinien 2006

Fr 13.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: If I Go, Salem Salvati, Iran 2007, 30 Min. Insan-i Kamil - Der Weise im Tal, Buket Aydin, Türkei 2007, 60 Min
22.00 Uhr - SousLePont - Big Bang Boogie (BL) & The Twobadours (BE). Stil: Rock, unplugged & FolkRock
22.00 Uhr - Dachstock/ifluss - SAVE VOODOO RHYTHM! - The Monsters & Allschwil Posse in Concert & The Seniles (ZH), Big Bankg Boogie, Twobadours & Sonic Nightmares DJ Team

Sa 14.02.09
19.30 Uhr - Grosse Halle - Blinde Insel; Küche: Eventmakers mit Texten von Franz Hohler "Weltuntergang"
20.30 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf
21.00 Uhr - Kino - Kurdischer Filmzyklus: White Mountain, Taha Karimi, Iran 2006, 30 Min. Dol - Tal der Trommeln, Hiner Saleem, Autonome Region Kurdistan / Frankreich / Deutschland, 2006, 94 Min
23.00 Uhr - Dachstock - Ballroom Blitz: We are Terrorists (FRA), DJ‘s Kidkuts (GER) & Fernweh. Stil: Electro/Electroclash

So 15.02.09
20.00 Uhr - Frauenraum - Sex am Sonntag (mit Barbetrieb ab 19.00 Uhr): Der kleine Tod - der weibliche Orgasmus Dokufilm von Sophie Jeaneau, 2006, 46min, dt. Das höchste der Gefühle - Der männliche Orgasmus Dokufilm von Yvonne Debeaumarché, 2006, 42min, dt.
19.00 Uhr - Tojo - Genossenschaft jetzt!, KMUProduktionen. Regie: Tim Zulauf

Infos: www.reitschule.ch

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Bund 12.2.09

Bühne: "Genossenschaft jetzt!"

Saftige Theaterbissen

Unmengen von Kapitalströmen durchfliessen die Schweiz, die Bevölkerung ist nur noch eine Ansammlung von Konsumentenprofilen, politische Einflussnahme ist ein Ding der Unmöglichkeit: Dies ist die düstere Vision einer Schweiz im Jahr 2020, wie sie von der Theatergruppe KMU Produktionen im Stück "Genossenschaft jetzt!" gezeichnet wird. Regisseur Tim Zulauf und sein Ensemble setzen diesem politischen Erstarrungszustand einen Zusammenschluss von Genossenschaften entgegen, die eine eigene Innen- und Wirtschaftspolitik betreiben. Dabei kommt es im Lauf des Abends zu einer Generalversammlung, an der das Publikum teilnimmt und so den Fortgang des Abends bestimmen kann.

KMU Produktionen setzten sich schon in früheren Produktionen mit aktuellen gesellschaftspolitischen Themen auseinander - und schafften es, den trockenen theoretischen Stoff in saftige Theaterbissen zu verwandeln. (reg)

Tojo-Theater Reitschule


Freitag, 13., und Samstag, 14. Februar, 20.30 Uhr. Sonntag, 15. Februar, 19 Uhr.

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Bund 12.2.09

We Are Terrorists

Angriffig

Dass Clubmusik gehörig rocken kann, beweist die französische Truppe We are Terrorists, die das Überschäumende des Rock mit der Hipness von elektronischer Musik kombiniert. Ebenso krud wie der Name der Band ist ihre Musik, ein schweisstreibender Elektro-Rock-Nu-Rave-Rohling mit kreischenden Synthesizern und rasenden Gitarren, die hohe Dezibelstärke verlangen. Die Band eröffnet die Ballroom-Blitz-Reihe im Dachstock, die live und mit DJs Tanzbeine zum Rasen bringen soll. (reg)

Reitschule Dachstock


Samstag, 14. Februar, 23 Uhr.

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WoZ 12.2.09

Frontex

Die Compagnie Majacc, 2005 vom Journalisten und Theaterautor Roger Binggeli Bernard gegründet, hat sich schon in früheren Stücken mit Migration beschäftigt: Die Hälfte des Ensembles besteht aus SpielerInnen mit Migrationshintergrund.

Im Stück "Frontex" geht es um die gleichnamige europäische Agentur, die unter anderem die EU-Mitgliedstaaten bei der Ausbildung von nationalen Grenzschutzbeamten unterstützt und einzelstaatliche Aktionen zur Durchsetzung von Gemeinschaftsmassnahmen im Bereich des Schutzes der Schengen/Dublin-Aussengrenzen koordiniert (siehe WOZ Nr. 36/08).

Wie "erfolgreich" Frontex ist, zeigt das Beispiel Spanien: Bereits vor Jahren hat das EU-Grenzland mit Marokko und Algerien Rückübernahmeabkommen unterzeichnet. Heftigen Protesten von Menschenrechtsorganisationen zum Trotz wurden mit spanischen Geldern Internierungslager errichtet. Wem es trotzdem gelingt, mit einem Boot abzulegen, die oder der wird immer häufiger von Frontex-Schiffen aufgegriffen und zurückgeschickt. Wer Frontex entgeht, der oder dem droht, in Amsterdam in einem Container zu ersticken oder im Meer vor Lampedusa zu verdursten.

Das Stück kommt in einer Zeit zur Aufführung, da Migrationsschicksale in den Medien immer weniger Erwähnung finden. Eine Folge rechter Politik? Allgemeiner Abstumpfung? Die Majacc-SchauspielerInnen spielen drei Szenen, die Ausschnitte aus einer Ein-, Über- oder Irrfahrt zeigen: in den ­Bergen, auf dem Meer und an einer Grenze. adr


"Frontex" in: Bern Tojo Theater in der Reitschule, Mi, 18. Februar, 20.30 Uhr, Premiere; sowie Do, 19., bis Sa, 21. Februar, 20.30 Uhr. www.tojo.ch

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REITSCHULE-BASHING
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siehe auch:
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienspiegel/09-02-11-MS.html


Bund 12.2.09

Reitschule unter Druck

Stadt Bern In der Reitschule zeichnet sich das Ende der Basisdemokratie ab: Heute reicht die BDP/CVP-Fraktion eine Motion ein, die "eine neue Geschäftsleitung mit kompetenten Menschen" für den Kulturbetrieb fordert. Und nächste Woche wird eine GFL-Motion behandelt, die "verbindliche Strukturen" für das Lokal verlangt. Beide Vorstösse sind mehrheitsfähig - die Konsequenz aus jahrzehntelanger Laisser-faire-Politik. (srg)

Seite 22

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Reitschule soll unter neue Leitung

Die Ikur soll durch eine "neue Geschäftsleitung mit kompetenten Menschen" ersetzt werden, fordern BDP und CVP

Pascal Schwendener

Die Basisdemokratie in der Reitschule habe versagt, schreiben CVP und BDP. Mittels dringlicher Motion fordern sie neue Strukturen für den Kulturbetrieb - und mehr finanzielle Mittel.

"Das Experiment, ein Kulturlokal basisdemokratisch und einigermassen autonom zu führen, wurde in Bern 20 Jahre lang toleriert und gefördert", schreibt BDP/CVP-Fraktionsmitglied Martin Schneider. Leider habe sich gezeigt, "dass die Menschheit für so hoch gesteckte Ziele noch nicht bereit ist". Die Reitschule sei mit Gewalt- und Drogenproblemen überfordert, gewähre militanten Demonstranten entgegen geltenden Abmachungen Unterschlupf und halte die Verträge mit der Stadt nicht ein - "was im Klartext heisst, das Experiment ist gescheitert".

Die BDP/CVP-Fraktion fordert darum, das Experiment sofort abzubrechen. In einer dringlichen Motion, die Schneider heute im Parlament einreichen will, verlangt er die "Renovation der Reitschule, innen und aussen". Konkret soll die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Ikur nicht länger als Vertragspartnerin der Stadt akzeptiert werden. An ihrer Stelle sei umgehend eine "neue Geschäftsleitung mit kompetenten Menschen einzusetzen, die einen rechtlichen Körper hat und die sämtliche Tätigkeiten der Ikur und des Fördervereins Grosse Halle sowie den Leistungsvertrag mit der Stadt übernimmt."

Die "Renovation aussen" bezieht sich im Gegensatz dazu auf die Gebäudehülle. Die BDP/CVP will die Räumlichkeiten der Reitschule nämlich etappenweise sanft renovieren. "Erste Priorität haben das Dach und der Vorplatz."

Nächste Woche gilt es ernst

Der Vorstoss deckt sich in weiten Teilen mit der Motion, die GFL-Stadtrat Erik Mozsa vor Jahresfrist eingereicht hat und welche für die Parlamentssitzung vom 19. Februar traktandiert ist. Auch Mozsa kam zum Schluss, dass die basisdemokratischen Strukturen für die zu bewältigenden Probleme zu träge sind. Er blieb allerdings bei der Formulierung noch etwas zurückhaltender und forderte lediglich, "verbindliche Strukturen (z. B. wie Verein etc.) zu schaffen".

Weder die GFL noch die BDP/CVP stellen die Bedeutung der Reitschule als Kulturlokal in Frage. Die Motionäre sind sich aber darin einig, dass die heutigen Strukturen dem Kulturbetrieb mehr schaden als nützen und dass die Weiterführung der Laisser-faire-Politik letztlich zur Totengräberin der Reitschule werde. Die BDP/CVP will sich gar dafür einsetzen, dass die Reitschule finanziell besser als bisher unterstützt wird - ein Entgegenkommen, auf das der Kulturbetrieb allerdings bislang immer verzichtet hat, um sich mehr Eigenständigkeit bewahren zu können.

Neue Mehrheiten im Parlament

GFL-Fraktionschef Peter Künzler ist "seltsam berührt" von dem Quasi-Plagiat der BDP/CVP. Gleichzeitig freut er sich darüber und stellt die Unterstützung durch die GFL in Aussicht. "Der Vorstoss ist jedenfalls Ausdruck dafür, dass die Motion Mozsa in der kommenden Parlamentssitzung mehrheitsfähig ist", sagt er. Die Unterstützung der bürgerlichen Parteien jedenfalls dürfte Mozsa gewiss sein. Schliesslich haben sie zwanzig Jahre darauf gewartet, dass ein Exponent der rot-grünen Mehrheit ihre Forderung nach verbindlichen Strukturen in der Reitschule teilt und sogar Sanktionen bei Nichteinhalten der Leistungsvereinbarungen verlangt.

Die erstarkte Mitte im neu zusammengesetzten Parlament wird direkte Auswirkungen auf die Reitschule haben - so viel scheint klar. Im Januar bekam der Kulturbetrieb bereits einen ersten Vorgeschmack auf das, was in der laufenden Legislatur auf ihn zukommen wird. Damals überwies die CVP mit Unterstützung von GFL/EVP und Grünliberalen ein Postulat von Henri Beuchat zur Verbesserung der Sicherheit vor der Reitschule. Der Gemeinderat soll unter anderem den Einsatz von Videokameras beim Kulturlokal Reitschule prüfen.

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Lärm ohne Bewilligung

Philippe Müller (fdp) will vom Gemeinderat in einer dringlichen Interpellation wissen, für welche Vorplatz-Konzerte im Sommer 2008 die Reitschule eine Bewilligung eingeholt hat. Dem Vorstoss ist eine Liste mit 36 Lärmklagen eines Anwohners von Mai bis September angefügt. Der Anwohner wurde von der Polizei jeweils mit dem Satz "Wir kümmern uns darum" vertröstet. Müller hat dem Vorstoss auch ein Antwortschreiben des Gemeinderates an einen weiteren Anwohner beigelegt, der eine Eingabe wegen des Lärms verfasst hatte. Der Gemeinderat dulde "keine Widerhandlungen gegen die Lärmschutzvorschriften", steht darin zu lesen. Laut Marc Heeb von der Gewerbepolizei wurde aber für kein Konzert eine Bewilligung ausgestellt. Es habe zwar Kontakte zur Reitschule gegeben. "Der Kontakt wurde aber von der Reitschule abgebrochen", sagt Heeb. (bob)

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Kommentar

Das Ende der Basisdemokratie

Bernhard Ott

Die Fraktion BDP/CVP lehnt die Interessengemeinschaft Reitschule (Ikur) als Vertragspartnerin für die Stadt ab. Sie fordert die Auflösung des Leistungsvertrages und die Einsetzung einer Geschäftsleitung. Damit sind die Tage der Basisdemokratie im Kulturzentrum gezählt. Denn die neue Mitte im Stadtrat verfolgt das gleiche, mehrheitsfähige Ziel wie die GFL/EVP-Fraktion, deren Vorstoss zur Schaffung von Vereinsstrukturen in der Reitschule bald im Stadtrat debattiert wird. Seit zwanzig Jahren hat die Reitschule einen Sonderstatus als "autonome Insel". Diese Epoche geht nun zu Ende.

Am Anfang vom Ende des Experiments Reitschule steht die Politik der rot-grünen Mehrheit im Gemeinderat. Nach dem Tod des "Hardliners" Kurt Wasserfallen (fdp) und der damit einhergehenden Aufweichung der Fronten hat es die Stadtregierung verpasst, einen neuen Umgang mit den Reitschul-Betreibern zu finden. Als im letzten Sommer die Gewalt in der Drogenszene auf dem Vorplatz eskalierte, schob Stadtpräsident Alexander Tschäppät (sp) die Verantwortung der Kantonspolizei in die Schuhe. Auch die gemeinderätliche Antwort auf die GFL-Forderung nach der Schaffung von Vereinsstrukturen war diffus. Nun hat die neue Mitte im Stadtrat das Steuer an sich gerissen. Was gestern ungeheuerlich klang, wird heute möglich. Der Gemeinderat hat mit seiner Laisser-faire-Politik mehr zur Abschaffung der Reitschule in ihrer traditionellen Form beigetragen als die fünf Anti-Reitschul-Initiativen.

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20 Minuten 12.2.09

Neuer Stadtrat - neue Ideen

Bern. Der neue Berner Stadtrat Martin Schneider (parteilos) bringt frischen Wind in die Diskussion um die Reitschule. Mit seinem Vorstoss verlangt er eine Renovation des Gebäudes. Zudem soll das Zentrum von einem neuen Team in einen ordentlichen Kulturbetrieb überführt werden. Auch externe Veranstalter sollen die Räume in der Reitschule nutzen können. Die BDP/-CVP-Fraktion unterstützt Schneiders Forderungen.

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BZ 12.2.09

BDP/CVP

 Fraktion nimmt Reitschule ins Visier

Die Fraktion BDP/CVP reicht heute eine Motion ein, die zum Ziel hat, die Situation in und um die Reitschule zu lösen. Die BDP/CVP-Fraktion fordert eine Reitschul-Renovation "innen und aussen". Die BDP/CVP-Fraktion hat zudem eine dringliche interfraktionelle Motion verabschiedet mit dem Titel "Alternativen zu einer zweiten Drogenanlaufstelle": Gefordert wird vom Gemeinderat das Überdenken der bisherigen Drogenpolitik. Das Festhalten an einem zweiten Standort stellen sie in Frage.

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BZ 12.2.09

Reitschule

Schaut die Regierung weg?

Die FDP wirft dem Gemeinderat vor, er unternehme nichts gegen den Musiklärm auf dem Vorplatz der Reitschule.

In einer Dringlichen Interpellation will die FDP-Stadtratsfraktion vom Gemeinderat wissen, weshalb die Betreiber der Reitschule sich nicht an die Lärmschutzvorschriften halten müssen. Im letzten Jahr hätten auf dem Vorplatz verschiedene Musikveranstaltungen stattgefunden. Offenbar hätten sich mehrere Anwohner deswegen beschwert. Die FDP kritisiert nicht die Veranstaltungen als solche. Sie kritisiert vielmehr, dass die Reitschulbetreiber nicht vorgängig um Erlaubnis gebeten hätten. Stossend sei, dass der Gemeinderat in einem Antwortschreiben an einen Anwohner von "strengen gesetzlichen Voraussetzungen für eine Bewilligung" schreibe, dann aber gleichzeitig feststelle, dass gar keine Bewilligungen eingeholt worden seien.
mgt

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20 Minuten 12.2.09

Polit-Zoff um Reitschul-Events

Bern. Die FDP-Fraktion des Stadtrats will vom Gemeinderat wissen, warum dieser im Sommer die Konzerte auf dem Vorplatz der Reithalle duldet, obwohl die Veranstalter für diese nicht immer Bewilligungen einholen. Auch würden Ruhezeiten und Lärmgrenzwerte nicht eingehalten. Anwohner hätten schon reklamiert.

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Blick am Abend 11.2.09

FDP gegen die Reithalle

Bern → Philippe Müller, Co-Fraktionschef der FDP, hat die Nase voll. "Auf dem Vorplatz der Reitschule finden in der wärmeren Jahreszeit offenbar immer wieder Musik und andere Beschallungsveranstaltungen statt. Ohne die notwendigen Bewilligungen, ohne Berücksichtigung von Ruhezeiten und Lärmgrenzwerten", sagt Müller. Jetzt will er im Stadtrat eine dringliche Interpellation einreichen. Nicht zufrieden ist Philippe Müller auch über die Haltung der Stadtregierung: "Der Gemeinderat betont, er toleriere keine Widerhandlungen gegen die Lärmvorschriften und eine Bewilligung sei an die strengen, gesetzlichen Vorgaben gebunden. Doch das sind alles nur leere Worte." jcg

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DROGENPOLITIK
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Bund 12.2.09

Bremser für Anlaufstelle

Ein zweites Fixerstübli würde die Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse entlasten und die Szenebildung auf der Schützenmatte verhindern, heisst es aus der Direktion von Gemeinderätin Edith Olibet (sp). Andere Städte wie Zürich oder Basel hätten mit dezentralen Einrichtungen gute Erfahrungen gemacht. Ob sich das Modell auch in Bern bewährt, soll darum möglichst rasch mit einem zweijährigen Pilot geprüft werden. Die Mitte-rechts-Parteien zweifeln allerdings am Erfolg des Projekts. FDP, SVP, BDP, CVP und GLP fordern darum in einer dringlichen interfraktionellen Motion "Alternativen zu einer teuren 2. Anlaufstelle". Die Fraktionen verlangen dafür mehr Verbindlichkeit im System, klare Abmachungen zwischen Süchtigen und Behörden, den konsequenten Einbezug der repressiven Säule und einen intensiven Austausch mit anderen Schweizer Städten. Bevor der Gemeinderat beschliesse, ein zweites Fixerstübli zu eröffnen, müssten erst konkrete andere Massnahmen geprüft werden, die in den Städten Zürich und Basel Erfolge zeitigten:

Zürich erlaubt keinen Kleinhandel mit Drogen im Umfeld der Anlaufstellen. Bern dagegen toleriert den Ameisendeal vor dem Fixerstübli. Diese Politik soll überdacht werden.

Zürich schliesst seine Anlaufstellen um 20 Uhr, also zwei Stunden früher als Bern. Dennoch kommt es offenbar zu keiner Konsumverdrängung in den öffentlichen Raum. Was machen die Zürcher besser?

Zürich und Basel praktizieren ein sogenanntes Case-Management, das alle involvierten Institutionen miteinander vernetzt und die Süchtigen verbindlicher in eine Behandlung einbindet. Müsste dieses System nicht auch in Bern angewandt werden? (pas)

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VOODOO RHYTHM
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WoZ 12.2.09

Benefizpartys

Mit Schrecken erfuhr die Schweizer Musikszene, dass das Label Voodoo Rhythm Records des Berner Beat-Man in finanziellen Schwierigkeiten steckt (siehe WOZ Nr. 06/09). Schuld daran ist ausnahmsweise nicht die Finanzkrise, sondern die Suisa, die nachträglich für die Tonträgerproduktion des Labels einen Betrag fordert, den Beat-Man nicht bezahlen kann. Deswegen wird zu Spenden aufgerufen, und in verschiedenen Städten finden Benefizpartys statt.

So zum Beispiel in Bern, wo in der Reitschule unter anderen The Mons ters und die Allschwil Posse mit Boni Koller und Bubi Rufener auftreten, und im ISC, wo nebst Zeno Tornado & The Boney Google Brothers der Reverend Beat-Man & Money Losers laut zu Wort kommen. Da heisst es hingehen, fleissig konsumieren und so Voodoo Rhythm retten! süs


Voodoo-Rhythm-Benefizpartys in: Luzern Restaurant Bourbaki, Do, 12. Februar. BERN Café Kairo, Do. 12. Februar.Genf Château Carton, Do, 12. Februar. Bern Reithalle, Fr, 13. Februar. Luzern Romp, Di, 17. Februar. Bern ISC, Do, 19. Februar. Weitere Benefiztermine: www.voodoorhythm.com.

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BZ 12.2.09

Benefiz statt Voodoo-Zauber

Das in Hillbilly-Kreisen international geschätzte Plattenlabel Voodoo Rhythm um den engagierten Berner Musiker Beat "Beat-Man" Zeller steht bei der Suisa in der Kreide. Abhilfe soll ein Benefizkonzert schaffen.

Läuft einem Beat Zeller irgendwo in Bern über den Weg, dann stutzt man kurz: Es scheint, als hätte der Mann in einer Zeitmaschine den falschen Knopf gedrückt und sei aus Versehen bei uns in der Zukunft gelandet. Mit seiner extravaganten Pomadenfrisur, dem schwarzem Gilet und den dicksohligen Rockabilly-Schuhen scheint er direkt einer Musikshow der Fünfzigerjahre entsprungen.

 Doch Beat Zeller (41) merkt von schrägen Seitenblicken meist nicht allzu viel, entwickelt er doch in Gedanken permanent Ideen und Konzepte für sein Underground-Label Voodoo Rhythm Records, welches Retrobands aus der ganzen Welt unter Vertrag hat.

Szene war begeistert…

Gegründet hat der Mann, der sich Reverend Beat-Man nennt, die Plattenfirma 1992. Seine Band The Monsters, die er 1986 ins Leben gerufen hatte, versuchte über mehrere Jahre, ihre Scheiben zu vertreiben. Erfolglos. So beschloss Zeller kurzerhand, das Schicksal seiner Band selber in die Hand zu nehmen: Voodoo Rhythm war geboren. Nachdem die Monsters auf dem Label erste Tonträger veröffentlicht hatten, liessen die Reaktionen auf ihren Rockabilly-Sound nicht lange auf sich warten: Die Szene war begeistert. Zeller organisierte sogleich eine Tour, die die Gruppe durch Deutschland, Frankreich und England führte. Auf dieser lernte er viele gleich gesinnte Musiker kennen, die er für Voodoo Rhythm unter Vertrag nahm. Heute umfasst das Label mehr als dreissig Künstler. Der Schwerpunkt liegt bei Rockabilly, Garage und Rock'n'Roll.

Mit viel Leidenschaft und Einfallsreichtum hat Zeller im internationalen Markt Fuss gefasst. Und er hat sich immer bemüht, mit seinen Bands faire Vereinbarungen auszuhandeln, was ihre Bezahlung angeht. Doch das sollte ihm jetzt beinahe zum Verhängnis werden.

…und solidarisiert sich nun

Denn anstatt die Kompositionen seiner Bands wie üblich bei der Verwertungsgesellschaft Suisa anzumelden, hat er die Gruppen mit Gratistonträgern entlöhnt. Die Bands verlangten dies ausdrücklich so, und die Suisa hatte sich damals in einer mündlichen Vereinbarung einverstanden erklärt.

Doch dann, vor einigen Wochen, der Schock: Zeller erhielt von der Suisa eine Rechnung über 42500 Franken, zu bezahlen innerhalb von dreissig Tagen. Woher aber das Geld nehmen? Wie das Label vor dem Untergang retten?

Sofort schrieb Beat-Man ein Rundmail an Fans und mögliche Geldgeber in aller Welt. Er bat um Spenden, damit er die Summe begleichen könne. Die Reaktionen auf seinen Hilferuf waren überwältigend. Befreundete Musiker organisierten Benefizkonzerte in der ganzen Schweiz. Und auch im Ausland solidarisierte man sich und sammelte Geld. Wie viel dabei bisher zusammengekommen ist, steht noch nicht genau fest.

Damit es aber noch mehr wird, findet morgen Abend im Dachstock der Reitschule ein Benefizkonzert zu Gunsten von Voodoo Rhythm statt. Mit dabei sind unter anderem The Monsters, The Seniles und die Allschwil Posse.

Sarah Elena Schwerzmann

Konzert: Freitag, 13.2., Dachstock, Reitschule, Bern, ab 22 Uhr. Weitere Infos zum Programm: www.dachstock.ch.

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Regionaljournal 12.2.09

Der Berner Underground-Rockmusiker Beat-Man - ein Portrait (6:16)
Der Produzent und Musiker Beat-Man alias Beat Zeller hat Geldprobleme: Die Suisa will 42'000 Franken von ihm.
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1711022009.rm?start=00:17:26.251&end=00:23:43.196

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TREFF
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20min.ch 11.2.09

Multikulti-Treff für Frauen in der Lorraine

"Wir wollen den kulturellen Austausch zwischen Frauen und die Integration von Immigrantinnen fördern", sagt Yasmine Willi, eine der freiwilligen Helferinnen des neuen Frauentreffs in der Lorraine.

Seit Mittwoch ist dieser im Q-Hof neben dem Café Kairo offen. Jeden zweiten Mittwochnachmittag empfangen rund zehn junge Helferinnen des Schweizerischen Roten Kreuzes dort Frauen jeder Kultur. "Jede kann Ideen einbringen", so Helferin Regula Balmer. "Wir können gemeinsam kochen, basteln, Ausflüge machen oder einfach nur reden."

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KOFMEHL SO
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Solothurner Tagblatt 12.2.09

Kofmehl

Es braucht weniger Geld

Die Rechnung für die Saison 2007/2008 der Kulturfabrik Kofmehl schliesst besser ab als erwartet. Sie verzichtet deshalb auf einen Teil der vor einem Jahr von der Regionalplanungsgruppe zugesprochenen Gelder.

"Das ist eine äusserst positive Sache" freut sich Pipo Kofmehl, Leiter der Kulturfabrik Kofmehl angesichts der Rechnung des Kulturbetriebs - vor allem nachdem das Kofmehl, respektive seine Besucher, in der letzten Zeit eher mit wenig Erfreulichem Schlagzeilen gemacht haben.

Die Rechnung 2007/2008 schliesst nach wie vor nicht in den Schwarzen Zahlen ab, aber immerhin mit einem Minus von "nur" 60000Franken anstatt der budgetierten 110000.

"Ein gutes Zeichen"

Das betrifft auch die Gemeinden: Im März 2008 hatte die Delegiertenversammlung der Regionalplanungsgruppe Solothurn und Umgebung (Repla) beschlossen, dass die Gemeinden 1.65Franken pro Einwohner in einen Pool einbezahlen, um das Kofmehl zu unterstützen. Total hat das ein Betrag von 150000 Franken ergeben. Da die Rechnung nun aber um 50000 Franken besser abschliesst als vorgesehen, verzichtet das Kofmehl auf ebendiesen Betrag und fordern nur 100000 Franken ein.

Weiter hatte die Repla beschlossen, der Kulturfabrik mit einem Betrag von 116000 Franken bei der Sanierung des Defizits zu helfen.

Die Anträge des Kofmehls waren bei der Repla nicht unumstritten. Umso mehr freut sich Pipo Kofmehl darüber, dass nicht das ganze Geld gebraucht wird: "Das Rechnungsergebnis ist ein klares Zeichen dafür, dass wir mit der Unterstützung besser gearbeitet haben, als ohne", sagt Pipo Kofmehl. Zwar arbeiten immer noch rund 200 Personen ehrenamtlich für die Kulturfabrik, für Kofmehl ist aber klar, dass auch freiwillige Arbeit Grenzen hat. "Es hat Ruhe in den Betrieb gebracht, dass jetzt auch Leute für ihre Arbeit entschädigt werden", so Kofmehl. Sieben Personen teilen sich insgesamt 410 Stellenprozente. Mit diesen "Eckpfeilern" könne der Betrieb sichergestellt werden.
eva

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Solothurner Zeitung 12.2.09

Man sitzt zusammen

Kulturfabrik Kofmehl

Beschwerde ist seit Oktober ein Thema

Wolfgang Wagmann

Bereits seit fast vier Monaten liegt auf der Stadtverwaltung die teilweise gutgeheissene Beschwerde von Anwohnern gegen die Kulturfabrik Kofmehl. Das Verwaltungsgericht fordert damit die Stadt auf, zu überprüfen, ob die Vorgaben der "Kofmehl"-Baubewilligung eingehalten werden oder ob diese allenfalls ge-ändert werden müssten.

Vor zwei Jahren hatten zwei Parteien aus der Anwohnerschaft bei der Stadt gegen die Kulturfabrik eine so genannte Immissionsbeschwerde eingereicht. "Diese wurde von der Baukommission geprüft und abgewiesen. Ein Entscheid, der anschliessend auch vom kantonalen Baudepartement gestützt wurde", skizziert Gaston Barth, Leiter des städtischen Rechts- und Personaldiensts, die Vorgeschichte. Danach hätten die Anwohner ihre erfolglose Beschwerde weitergezogen - diesmal ans Verwaltungsgericht. Dieses wiederum hiess die Beschwerde am 23. Oktober 2008 "teilweise gut" und verlangte vor allem eine nochmalige Überprüfung, ob die Kulturfabrik die in der Baubewilligung erlassenen Auflagen betreffend Immissionen einhalte. Weiter sei zu prüfen, ob allenfalls eine Neubeurteilung erfolgen müsse. Inzwischen sei die Überprüfung auch mit Kontrollen vor Ort erfolgt. Nun habe das Stadtbauamt die Parteien eingeladen, ihre Standpunkte darzulegen, "und dann sitzt man mit ihnen zusammen". Sicher werde es einen neuen Entscheid der Baukommission geben, "und die Partei, die damit nicht einverstanden ist, kann diesen wieder ans Verwaltungsgericht ziehen", so Barth.

Stadt fühlt sich nicht verantwortlich

Ob Betriebsbeschränkungen oder verkürzte Anlasszeiten durch die Stadt verlangt werden, wie dies laut dem "Solothurner Tagblatt" die Beschwerdeführer fordern, lässt Gaston Barth offen. Er wolle sich materiell nicht zum hängigen Verfahren äussern. Klar ist für ihn, dass Vorfälle wie jüngst die Sachbeschädigungen zwischen dem Hauptbahnhof und der Kulturfabrik oder auch die Schlägerei vom Wochenende am Römerweg "nicht der Stadt zur Last gelegt werden können". Vor allem auch deshalb nicht, "weil der Kanton überall Anlässe bis morgens um 4 Uhr bewilligt". Barth räumt jedoch auf Anfrage ein, dass die Beschwerdeführer bei der Schätzungskommission ein generelles Begehren auf Schadenersatz gestellt hätten; "eine Zahl wird jedoch noch nicht genannt". Man möchte damit die Stadt haftbar machen, "aber wir sind nicht der Betreiber der Kulturfabrik".

"Wir halten alles ein"

Dort versteht man die ganze Aufregung nicht ganz. "Es geht um Abkärungen", meint Pipo Kofmehl, Leiter der Kulturfabrik, "doch wir halten alle Vorgaben ein, und strapazieren diese auch nicht." Die Anzahl durchgeführter Anlässe unterschreite die Maximalmöglichkeiten, wehrt sich der Leiter der Kulturfabrik - eine neue Beschränkung der Anlässe und Betriebszeiten komme nicht infrage. "Wir machen immer mehr. Ständig arbeiten wir am Sicherheits- und Reinigungs-Dispositiv, speziell im Aussenbereich." So sei auch der Kostenaufwand für beide Bereiche in den letzten Jahren ständig gewachsen. Und solche Vorfälle wie zuletzt liessen sich auch mit "hunderten von Sicherheitsleuten" nie ganz verhindern, betont Pipo Kofmehl.

Es gehe nicht um diese Vorfälle, sondern "um Lärmfragen", relativiert Jean-Claude Cattin, Rechtsvertreter der Kulturfabrik, die Bedeutung der Immissionsbeschwerde. Die jetzt wieder lancierte Diskussion entspreche auch insofern "nicht der Realität", als nach Cattins Ansicht die Situation "total deeskaliert" sei. So habe er mit dem Anwalt der Beschwerdeführer ein Gespräch vereinbart, betont der Jurist, der sich materiell auch nicht zum laufenden Verfahren äussern möchte.

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TEENAGER-HATZ
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20min.ch 11.2.09

Arbon

"Anti-Teenie-Sirene" stösst auf breites Unverständnis

von Marlene Kovacs

Das Einkaufszentrum Novaseta vertreibt mit unangenehmen Tönen unliebsame Jugendliche - und erntet dafür harsche Kritik.

Das Gerät namens Mosquito versendet Hochfrequenztöne, die nur unter 25-Jährige wahrnehmen. Erich Wiederkehr von der Suva, Eigentümerin des Zentrums, bestätigt einen Bericht des "Tagblatts": "Die Verwaltung der Novaseta in Arbon hat das Gerät vor einem Jahr installiert." Es soll Jugendliche vom Herumlungern auf dem Areal abhalten. Das stösst bei den Betroffenen auf harsche Kritik.

"Die Sache ist doch ein Witz, wir machen ja gar nichts", so der 17-jährige Simon Cigdemgil, der sich immer wieder mit seinen Freunden beim Einkaufszentrum aufhält. Aber nicht nur Jugendlichen stösst die Methode sauer auf. Erika Keller, Mutter von zwei Kindern: "Das ist doch ein Mist. Meine kleinen Kinder hören den Ton ja auch."

Der Vater eines Jugendlichen geht sogar einen Schritt weiter. Er hat gemäss Tele Ostschweiz Anzeige wegen Körperverletzung eingereicht, weil er glaubt, dass sein Kind wegen des Geräts Schlafstörungen hat. Der Verwaltung der Novaseta scheint die ganze Sache mittlerweile peinlich zu sein. Sie verweigerte gegenüber 20 Minuten eine Stellungnahme.

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NEONAZIS
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20min.ch 12.2.09

Neonazis

"SVP" in schwangere Frau geschnitten

Mit einem Teppichmesser wurde eine 26-jährige Brasilianerin aus dem Kanton Zürich beim Bahnhof Stettbach schwer verletzt. Die Frau war mit Zwillingen schwanger. Die Attacke wurde offenbar von Neonazis ausgeführt.

Die Frau war laut der brasilianischen Zeitung "O Globo" am Montagabend auf dem Heimweg, als sie von drei Neonazis am Bahnhof Stettbach abgepasst und misshandelt wurde. Die Neonazis zerrten die Frau erst an einen abgelegenen Ort und hielten sie einige Minuten lang fest. Dabei ritzten sie mit einem Teppichmesser die Haut an Bauch, Beinen und Armen der Frau ein. Die Schnitte waren nicht tief, die Frau erlitt aufgrund der Attacke aber einen schweren Schock.

Vitória Cleaver, Gerneralkonsulin des brasilianischen Konsulates in Zürich, bestätigt gegenüber 20 Minuten Online den Vorfall. Sie war nach der Attacke von der Familie der jungen Frau in Brasilien kontaktiert worden. Gemäss Cleaver war die 26-Jährige gerade mit ihrer Mutter am Telefon, als sie von den Neonazis angegriffen wurde. Einer der Angreifer habe im Nacken eine Hakenkreuz-Tattoo getragen. Offenbar fragte ein Angreifer sie, ob sie schwanger sei. Aus Angst um ihre Kinder verneinte sie dies aber.

Sie wollte bald heiraten

Gemäss Cleaver wurde die junge Frau nach der Attacke ins Unispital Zürich gebracht, habe aber mittlerweile wieder nach Hause zurückkehren können.

Laut Medienberichten war die 26-Jährige im dritten Monat mit Zwillingen schwanger und wollte in nächster Zeit ihren Schweizer Freund heiraten. Durch die Neonazi-Attacke verlor sie ihre beiden ungeborenen Mädchen, schreibt "O Globo". Bilder, die in der brasilianischen Presse erschienen sind, zeigen die eingeritzte Haut, die die Buchstaben SVP zeigen.

Stadtpolizei bestätigt Vorfall

Die Stadtpolizei Zürich bestätigte gegenüber 20 Minuten Online einen Vorfall, konnte aber noch keine weiteren Angaben machen. Abklärungen sind derzeit im Gange.

Die 26-jährige Brasilianerin arbeitet laut Medienberichten als Juristin bei einem dänischen Transportunternehmen in der Schweiz.

(ann/meg)

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ASYL
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WoZ 12.2.09

Asyl und Gesundheitsversorgung-Die Menschenrechtsgruppe ­Augenauf warnt: In Schweizer Asylunterkünften und Gefängnissen nehmen Tuberkuloseerkrankungen zu.

Tuberkulose, staatlich gefördert

Wie gravierend sind die Mängel bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen? In einem Postulat verlangen die Zürcher KantonsrätInnen Markus Bischoff (AL), Marcel Burlet und Julia Gerber Rüegg (beide SP) diese Woche einen unabhängigen Untersuchungsbericht zur medizinischen Situation im Flughafengefängnis Kloten sowie zur Seuchenprävention insbesondere bei Tuberkulose-(TB-)Erkrankungen.

Der erste Todesfall infolge TB wurde im letzen April bekannt. Der somalische Flüchtling und Ausschaffungshäftling Abdi Daud starb im Unispital Zürich. Die offizielle Todesursache war ein "Multiorganversagen bei septischem Schock durch generalisierte Tuberkulose". Abdi Daud wurde auf dem Friedhof Sihlfeld begraben. Es waren weder Verwandte noch Bekannte aus der somalischen Gemeinschaft anwesend. Sie waren nicht über den Todesfall informiert worden, auch die Öffentlichkeit nicht. Augenauf erfuhr aufgrund der Nachfrage von ehemaligen Mithäftlingen von Abdi Dauds Tod. Es blieb der Eindruck, dass hier etwas unter den Teppich gekehrt werden sollte.

Unzureichend informiert

Im letzten Sommer versicherte der Regierungsrat in seiner Antwort auf eine Anfrage im Kantonsrat, die gesundheitliche Versorgung der Asyl suchenden sei sichergestellt: "Es besteht (...) kein Unterschied zwischen der medizinischen Grundversorgung im Flughafengefängnis und der medizinischen Grundversorgung von Patientinnen und Patienten in Freiheit."

Mittlerweile weiss Augenauf jedoch von gut einem Dutzend weiterer Fälle, wo bei Flüchtlingen, aber auch bei Angestellten in den Asyleinrichtungen eine TB-Infektion oder gar -Erkrankung festgestellt wurde. Zwei Personen waren mit offener TB aus einer Empfangsstelle des Bundes in Durchgangsheime im Kanton Zürich weitergewiesen worden, dar unter eine Frau, die im Oktober 2008 in einem Zürcher Spital an offener TB starb. Angestellte und Flüchtlinge in den Unterkünften wurden nur unzureichend über Präventionsmassnahmen informiert - die Öffentlichkeit wieder­um gar nicht -, obwohl Gefängnisse, Empfangs- und Durchgangszentren sowie Not unterkünfte laut Suva als Orte mittlerer bis höherer TB-Gefährdung gelten.

Fatal ist auch der fehlende Informationsaustausch zwischen den verschiede nen Institutionen. So wusste die Zürcher Asylorganisation, die mehrere Unterkünfte und Zentren betreibt, nichts von der TB-Situation im Ausschaffungsgefängnis oder in anderen Unterkünften. Die Lungenliga teilte auf Anfrage von Augenauf mit, dass im Jahr 2008 die Zahl der gemeldeten TB-Erkrankungen gestiegen, die Zahl der erkrankten Flüchtlinge sogar stark gestiegen sei. Allerdings könne man noch nicht von einer Ausnahmesituation sprechen.

Die infizierten Flüchtlinge - und indirekt auch die Angestellten in den Asyleinrichtungen - sind Opfer einer Dreiklassenmedizin. Asylsuchende können, wenn sie krank sind, nicht einen Arzt ihrer Wahl aufsuchen. Ihnen steht ein doppeltes Gatekeeping- System im Weg. Wer in einer Notunterkunft lebt, kann erst einen Arzt aufsuchen, wenn die zuständige Zentrumsleitung (Gatekeeper 1), die oft nicht mehr als einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert hat, dies für notwendig hält. Der von der Betreuungseinrichtung bestimmte Arzt (Gatekeeper 2), der auf einer Liste der AsylärztInnen steht, kann den erkrankten Flüchtling an ein Spital weiter leiten.

Diese Bestimmungen sind leichtsinnig und sowohl für die Betroffenen selbst wie auch für ihr Umfeld gefährlich. Weil TB in der Schweiz selten vorkommt, sind ihre Symptome für Laien und selbst für Ärztinnen nur schwer bis gar nicht zu erkennen. Die Folge davon sind weitere Infektionen oder schlimmsten falls Todesfälle, die ohne die Sparmassnahmen des Bundes wohl hätten verhindert werden können.

Erschwerend kommt dazu, dass seit Anfang 2008 abgewiesene Asylsuchende und solche mit Nichteintretensentscheid aus der Krankenkasse ausgeschlossen sind. Auch diese Verschärfung der Asylgesetze ist Teil der Abschreckungsstrategie, die Flüchtlinge zum Verlassen der Schweiz oder zum Untertauchen drängen will. Die abgewiesenen Flüchtlinge leben deshalb in den Notunterkünften oft unter krankmachenden Bedingungen, in Bunkern ohne Tageslicht. Sie müssen von der Nothilfe leben (im Kanton Zürich acht Franken täglich), die bei weitem nicht ausreicht für eine ausgewogene Ernährung, die zusammen mit ausreichender Bewegung gerade den Ausbruch einer TB verhindern könnte. Das sogenannte Dynamisierungsprogramm, wonach gewisse Flüchtlinge gezwungen sind, alle sieben Tage ihre Unterkunft zu wechseln, erhöht zudem die Ansteckungs gefahr für weitere Personen.

Für unbeschränkten Arztzugang

Aus diesen Gründen fordert Augen auf die Abschaffung der Asylärzteliste und den ungehinderten Zugang der Flüchtlinge zu einer Ärztin oder einem Arzt ihres Vertrauens. Unabhängige Fachpersonen sollen in allen Einrichtungen des Asylwesens die medizinische Grundversorgung und besondere Präventionsmassnahmen sicherstellen können. Es darf nicht sein, dass die Abschreckungspolitik Vorrang hat vor der gesundheitlichen Grundversorgung erkrankter Menschen.

Die Journalistin Noëmi Landolt ist Mitglied von Augenauf Zürich.

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SANS-PAPIERS
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Südostschweiz 12.2.09

SP-Fraktion verlangt Härtefallkommission

Härtefälle im Asylwesen sollen künftig auch in Graubünden von einer speziellen Kommission beurteilt werden.

Chur. - Die Bündner Regierung soll dem Beispiel anderer Kantone folgen und ebenfalls eine kantonale Härtefallkommission einsetzen. Das verlangt die SP-Fraktion des Grossen Rates mit einem gestern eingereichten Auftrag. Die Kommission soll nach dem Willen der SP breit zusammengesetzt sein - unter anderem auch aus Vertretern der Landeskirchen und von Hilfswerken. Die Kommission soll die Umsetzung des Asylgesetzes begleiten und bei allfälligen Problemen herangezogen werden.

Vorläufig aufgenommene Personen, welche seit über fünf Jahren in der Schweiz wohnten, hätten einen gesetzlich verbrieften Anspruch auf eine vertiefte Prüfung eines eingereichten Härtefallgesuchs, so die SP. Die im Kanton für die Prüfung zuständige Fremdenpolizei verfolge aber eine sehr restriktive Praxis. So seien in den Jahren 2007 und 2008 insgesamt nur drei Gesuche bewilligt worden, dies bei 28 Ablehnungen. (psi)

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ANTI-ATOM
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WoZ 12.2.09

Neue AKWs

Die Atomlobby feiert europaweit Erfolge. Ihre Warnungen vor Versorgungsknappheit zeigen Wirkung, die Diskussion um neue Atomkraftwerke ist in vollem Gange: Letztes Jahr sprach sich Britanniens Premier Gordon Brown für die Kernenergie aus, in Deutschland wird am Atomausstieg gerüttelt, und in der Schweiz haben die Energie unternehmen Axpo, Atel und BKW Gesuche für drei neue AKWs beim Bund deponiert. Letzte Woche kündigte auch Schweden an, das Verbot neuer Atom reaktoren aufzuheben.

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Schweden-Die vermeintliche Wende in der schwedischen Atompolitik ist PolitikerInnengeschwätz: Neue AKWs sind völlig überflüssig und dazu noch unrentabel.

Die Mär der AKW-Renaissance

Von Reinhard Wolff, Stockholm

Der Coup gelang. Am vergangenen Donnerstag hatte die schwedische Regierung angekündigt, das gesetzliche Verbot des Baus von Atomreaktoren aufzuheben. "Europa setzt wieder auf Atomenergie" meldete die "Süddeutsche Zeitung" in München. Die europäische Atomlobby jubelte über die angebliche Umkehr Schwedens in der Atompolitik. Doch der Jubel wird sich schnell legen. Schweden braucht keinen neuen Atomstrom, und aller Voraussicht nach wird auch nie ein neuer Reaktor gebaut werden.

Atomstrom als "Marktvorteil"

Der Entscheid des schwedischen Kabinetts ist vor allem ein kluges taktisches Manöver. Denn nächstes Jahr stehen Wahlen an. Weil die Opposition in Umfragen weit vorne liegt, hoffen die regierenden Konservativen, mit dem Thema Atomkraft ihren GegnerInnen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.

Atomkraft war und ist ein Spaltpilz in der schwedischen Politik. Daran änderte die Volksabstimmung im Jahre 1980, die einen vollständigen Atomkraftausstieg bis zum Jahre 2010 zum Ergebnis hatte, nichts. Sie wurde nie in die Praxis umgesetzt: 2002 musste die damalige sozialdemokratische Regierung das Ausstiegsdatum offiziell aufgeben. Ein neues wurde nicht gesetzt. Seitdem lautet die schwammige Vorgabe: Atomkraft werde dann vom Netz genommen, wenn entsprechende Ersatz energie vorhanden sei.

Das Verbot des Baus von neuen Reaktoren war das letzte Überbleibsel des Referendums. Der Coup, auch dieses zu kippen, war lange vorbereitet. Der Unternehmerverband Svenskt Näringsliv hatte bereits im Herbst letzten Jahres eine aufwändige PR-Kampagne für neue Atomkraft gestartet. Auch einige Gewerkschaften aus Branchen mit hohem Energiebedarf haben sich einspannen lassen. Nacheinander räumten Zentrum und ChristdemokratInnen, die kleinen Koalitionspartner der Konservativen, die beide 1980 noch für den Atomausstieg gekämpft hatten, ihre Positionen.

SozialdemokratInnen, Linkspartei und Grüne wollen jedoch am Ausstieg festhalten, sollte ihre Koalition die Wahlen gewinnen. Und in der nächsten Legislaturperiode soll zumindest ein weiterer Reaktor endgültig vom Netz gehen. Bei den SozialdemokratInnen wird ein solcher Beschluss allerdings nicht konfliktfrei über die Bühne gehen. Ein Teil ihres starken Gewerkschaftsflügels will so lange wie möglich auf Atomstrom setzen. Die angeblich billige Stromquelle sei ein Konkurrenzvorteil für Schwedens Wirtschaft. Damit würden Arbeitsplätze gesichert, sagt Stefan Löven, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall und Mitglied des sozialdemokratischen Parteivorstands.

Alternativen ausbauen

Was die Vergangenheit angeht, hat er damit nicht Unrecht. Der schwedische Staat hatte ursprünglich den Reaktorbau finanziert, den Atomstrom steuerlich begünstigt und für die Industrie zusätzlich subventioniert. Bis zur Öffnung der Strommärkte kostete die schwedischen Papier- und StahlproduzentInnen die Kilowattstunde nur ein Zehntel dessen, was ihre Konkurrenz in Deutschland oder Britannien dafür bezahlen musste. Doch spätestens mit der Strommarktliberalisierung und dem gemeinsamen europäischen Markt ist der billige Atomstrom Vergangenheit.

Sollte in Schweden tatsächlich ein neuer Reaktor als Ersatz eines alten gebaut werden, würde sich damit der Anteil des Atomstroms an der gesamten Stromproduktion wesentlich erhöhen. Übliche Neubaumodelle verfügen über eine Leistung von 1600 bis 2000 Mega watt. Alte Reaktoren dagegen erreichen nur 500 bis 900 Megawatt. Bisher kommt knapp die Hälfte der Stromproduktion aus AKWs. Inlandbedarf für mehr Stromleistung gibt es nicht. Der Stromverbrauch soll im Gegenteil kräftig reduziert werden. Gleichzeitig ist ein umfassender Ausbau der Windkraft bis 2020 geplant, der die Hälfte der jetzt von AKWs produzierten Strommenge ersetzen soll. Zusammen mit der ohnehin bereits vorhandenen Wasserkraft bleibt ab etwa 2025 nicht mal mehr Bedarf für einen einzigen der jetzigen Atomreaktoren, geschweige denn für einen Neubau.

Falsches Signal

Solchen Berechnungen hat auch die Regierung kaum etwas entgegenzusetzen. Wirtschaftsministerin Maud Olofsson betont mittlerweile, der Atombeschluss sei falsch verstanden worden. Sie hoffe, dass es nie notwendig werde, neue Reaktoren zu bauen. Der jetzige Entscheid soll lediglich einen Ausweg ebnen, falls die Stromversorgung nicht mehr sichergestellt werden könne.

Politische Opposition und Umweltbewegungen kritisieren die ganze Richtung: Es werde ein falsches politisches Signal gesetzt, und Schweden laufe Gefahr, sich ohne Not für weitere fünf bis sechs Jahrzehnte an die veraltete Atomtechnik mit all ihren ungelösten Problemen zu binden. Ausserdem drohe Kapital, das sonst in Wind- oder Wellenkraft fliessen könnte, nun womöglich in den atomaren Sektor gelenkt zu werden.

Auf absehbare Zukunft scheint dies wenig wahrscheinlich. Finanziell rentiert der Bau eines neuen AKWs ohne öffentliche Subventionen nicht. Gegenüber der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien ist die Atomkraft nicht konkurrenzfähig. Neu produzierte Reaktoren stellen ein kaum kalkulierbares Investitionsrisiko dar.

In Schweden fehlt es angesichts der parteipolitischen Spaltung an sicheren politischen Rahmenbedingungen für neue Atomkraft. Private InvestorInnen könnten sich immer nur vier Jahre bis zu den nächsten Wahlen sicher sein, dass die se sich nicht grundlegend ändern. Von einer atomaren "Renaissance" kann in Schweden daher keine Rede sein.

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NZZ 12.2.09

Grenzüberschreitende AKW-Debatte

Schweizer Allianz der Gegner mit ausländischer Beteiligung

 Die AKW-Gegner sind in der "Allianz Nein zu neuen AKW" vereinigt, die etwa bei einem Referendum eine zentrale Rolle spielen soll. Österreicher und Deutsche sind ebenfalls daran beteiligt, wissen aber auch um die Risiken eines zu starken Engagements.

 dsc. Am Freitag präsentiert die "Allianz Nein zu neuen AKW" (bisher "Allianz Stopp Atom") erstmals ausführlich ihre Argumente gegen den Bau neuer Atomkraftwerke und für die Förderung von erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Die Allianz wurde 2007 gegründet, als die neuen AKW-Pläne klare Konturen annahmen. Beteiligt sind über 30 Vereinigungen: von der SP, den Grünen, der CSP, Umweltorganisationen bis hin zu spezifischen Bündnissen wie "Kirche und Umwelt" oder der "Gesellschaft für bedrohte Völker". Diese umwerben ihre Zielgruppen weiterhin eigenständig - die Allianz raubt also den linken Parteien nicht die Möglichkeit der politischen Profilierung. Unter anderem bei der Sammlung von Unterschriften für das Referendum gegen AKW-Rahmenbewilligungen oder bei der Organisation von publikumswirksamen Anlässen soll die Vereinigung, die administrativ bei Greenpeace angesiedelt ist, aber federführend sein. Es gibt auch Mitglieder aus dem Ausland: die Grünen von Baden-Württemberg und der Naturschutzbund Vorarlberg.

 Mehr ausländische Gegner als Ziel

 Die Geschäftsleiterin der Allianz, Graziella Regazzoni, will eine noch stärkere ausländische Teilnahme erreichen. Der finanzielle Mitgliederbeitrag ist derzeit auf einer symbolischen Höhe. Gelegentlich finden Treffen mit den Partnern jenseits der Grenze statt. Spätestens bis 2010 sollen, so die Vorstellung der Schweizer AKW-Gegner, die Behörden jener Regionen und Länder dazu bewogen werden, sich über offizielle Kanäle kritisch zu den Schweizer AKW-Plänen zu äussern - zur Anhörung ausländischer Stellungnahmen im Verfahren hat sich die Schweiz unter anderem durch die Unterzeichnung der sogenannten Espoo-Konvention verpflichtet (NZZ 26. 11. 08). Ein "AKW-Nein" aus dem Ausland könnte, ähnlich wie beim Verfahren für ein Endlager für radioaktive Abfälle, die Prozeduren zwar höchstens etwas verzögern; eine gewisse Internationalität des Widerstands ist den Gegnern hierzulande aber willkommen, zumal nationale Kernenergie-Debatten stets zu internationalen Verweisen tendieren. - Dabei dürften bereits in Bau befindliche Werke oder Pläne dafür in Ländern wie Frankreich, Finnland oder Schweden den in Deutschland durch die frühere Regierung beschlossenen "Atomausstieg" nun in den Schatten stellen.

 Schweiz als Faktor in Deutschland

 Wenn die Grünen aus Baden-Württemberg gegen Schweizer AKW-Pläne protestieren, dann tun sie das nicht nur aus Solidarität mit ihren helvetischen Gesinnungsgenossen und um die Befürchtungen der eigenen Wähler zu berücksichtigen. "AKW-Projekte im benachbarten Ausland haben auch Auswirkungen auf die deutsche Atom-Debatte", sagt Franz Untersteller, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Baden-Württembergischen Landtag, mit Blick auf die derzeitige Diskussion in Deutschland, den "Atomausstieg" hinauszuzögern. In der Frage nach einem Schweizer Tiefenlager für radioaktive Abfälle kam es im Landtag bereits zu Vorstössen mit dem Ziel einer starken Beteiligung am Standortauswahlverfahren. Zu den Schweizer AKW gab es einen Vorstoss zur Erdbebensicherheit.

 Während Unterstellers Bundesland verhältnismässig AKW-freundlich ist, kann Hildegard Breiner vom Naturschutzbund Vorarlberg auch auf den Rückhalt der Parteien rechts von der Mitte zählen - obwohl aus Vorarlbergs Steckdosen teilweise importierter Atomstrom fliesst. Vergangenen Herbst organisierte Breiner ein Treffen von Schweizer AKW-Gegnern mit dem zuständigen Mitglied der Vorarlberger Landesregierung, Erich Schwärzler (ÖVP), der den Aktivisten im eigenen Land und so deren Schweizer Verbündeten seine Unterstützung zusicherte. An einer Demonstration gegen ein Tiefenlager in Benken nahm Schwärzler selbst teil. Die reellen Chancen von Massnahmen, wie die vom Vorarlberger Landtag beschlossene Prüfung einer Beschwerde am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, schätzt Hildegard Breiner, die schon seit Jahrzehnten an Demonstrationen gegen Schweizer Kernenergie-Vorhaben teilnimmt, allerdings realistischerweise gering ein.

 An einer Veranstaltung in Stans zu den Plänen für ein Endlager am Wellenberg ist der Umweltaktivistin in den 1990er Jahren zudem bewusst geworden, dass ein allzu forsches Auftreten von Ausländern bei Schweizer Debatten hierzulande die gegenteilige Wirkung haben kann. Auch Franz Untersteller betont, dass die Schweizer ihre Entscheide in der Energiepolitik stets selbständig zu treffen hätten.

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Telebärn 11.2.09

Risse im AKW Mühleberg

Von Telebärn

Das AKW Mühleberg weist Risse auf. Ist nun die Umwelt in Gefahr? Telebärn liefert die Antworten.
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Risse-im-AKW-Muehleberg/story/24976797