MEDIENSPIEGEL 8.5.09
(Online-Archiv: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/index.html)

Heute im Medienspiegel:
- Reitschule-Kulturtipps (tojo, DS)
- Rauchfreie Reitschule
- Schützenmatte: Planungskredit gefordert; Boulevard-Studie
- Progr: Schlagabtausch + Leserbriefe
- Protestmarsch Soziologie
- Club-Rassismus: Merkblatt
- Pnos-Demo: Vorstoss im Grossen Rat BE
- Solothurn Gassenküche + Anlaufstelle geöffnet
- Basel: Lehrstellen für Papierlose
- Senffax an Rote Fabrik
- Stop Murder Music: Mavado-Konzert an neuem Ort
- Nestlé-Brabeck-Wasser: Uni-Protest ZH; Ethik-Fragen; Bischof-Sicht; Polizeigewalt LU
- Katholischer Antisemitismus

----------------------
REITSCHULE
----------------------

Fr 08.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Kurtli VI - Rebirthing eine Trash-Revue. Danach Disco mit DJ Tech-Niks
21.00 Uhr - Grosse Halle - SIX FREAKS UNDER - ein Musik_Roboter_Objekt_Theater_Spektakel von RozzoBianca
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! Por primera vez. Octavio Cortázar, Kuba 1967. La muerte de un burocrata. Tomás Gutiérrez Alea, Kuba 1966
22.00 Uhr - Dachstock - Resonanzraum mit Stef la Chef und Jürg Halter und dem Resonanzraum-Orchester, danach Party mit Coleton (live) & DJ Pablo - Lyrik/Poetry Slam & Freie Musik

Sa 09.05.09
20.30 Uhr - Tojo - Kurtli VI - Rebirthing eine Trash-Revue
21.00 Uhr - Grosse Halle - SIX FREAKS UNDER -ein Musik_Roboter_Objekt_Theater_Spektakel von RozzoBianca
21.00 Uhr - Kino - Cuba si - Yankees no! Por primera vez. Octavio Cortázar, Kuba 1967. La muerte de un burocrata. Tomás Gutiérrez Alea, Kuba 1966
22.00 Uhr - SousLePont - Gentle Veincut (d, NoiseRock) Thee Irma & Louise (be, SurfNoise)
23.00 Uhr - Dachstock - Dachstock und Sirion Present: James What & Dan Berkson (live- Pokerflat/uk), Support: Nino Zolo, Feo Volt, Frango, Bird -- minimal/techno/house

So 10.05.09
18.00 Uhr - Rössli-Bar - Pianobar

Infos: www.reitschule.ch

---

BZ 8.5.09

Tojo Theater in Bern

An der Grenze des guten Geschmacks

Schräg, schrill - und manchmal schmerzhaft: "Kurtli", die kultige Berner Trash-Revue, geht in die sechse Runde. In einer Mischung aus Schauspiel, Clownerie, Gesang und ironisch inszeniertem Showbizz wird das Thema Wiedergeburt aufgegriffen. Warnung: Die Grenzen des guten Geschmacks können überschritten werden. Und: Jede weitere Haftung wird abgelehnt!
pd

Heute um 20.30 Uhr im Tojo Theater Bern. www.tojo.ch

---

20 Minuten 8.5.09

Nightfever

Sirion Records: Bald schon auch auf Vinyl

BERN. Seit bald fünf Jahren rackert sich das Berner Techhouse-Label Sirion Records ab - mit Erfolg! Und davon will es mehr. So startet Sirion Records ambitioniert in die weitere Zukunft.

Vor fünf Jahren startete Sirion als loser Bund befreundeter DJs. Mittlerweile wuchs dieser zu einem Techno-Gemischtwarenladen heran: Sirion strahlt auf dem kalifornischen Sender Frisky Radio und auf RaBe unter dem Namen "Sirion - the Trip" zwei Sendungen aus, schmeisst unter dem gleichen Namen Partys in der Formbar und veröffentlicht digital die Musik von Produzenten aus dem In- und Ausland.

Das ambitionierte Label konnte schon kleinere Erfolge verbuchen. Dem Schweizer Produzenten Kellerkind etwa verhalfen sie zu einem Senkrechtstart. Sein auf Sirion veröffentlichter Track "Bergluft" schätzte Florian Meindl so sehr, dass er ihn gleich in seine Charts nahm. Kurz darauf veröffentlichte er auf Meindls und Oliver Kolletzkis gemeinsamem Label Flash eine Vinyl-EP. Mittlerweile - nach weiteren Releases - hat der junge Schweizer in der Welt der internationalen Produzenten gut Fuss fassen können.

Von solchen Geschichten will Sirion Records natürlich noch mehr. Ab Dezember gibt es Sirion deshalb auch auf Vinyl. Ein Zeichen des Respekts gegenüber der Musik, wie sie sagen - gleichzeitig auch ein kluger Schachzug: Denn mit Vinyl lockt man nicht nur andere Käuferschichten an, sondern auch international renommierte Produzenten für das Label.

Pedro Codes

--

Live-Act

Am Samstag schmeisst Sirion Records ab 23 Uhr die erste Party im Dachstock. Headliner ist der Live-Act von James What und Dan Berkson (Poker Flat). Dem Engländer stehen die Sirion-Männer Nino Zolo, Feo Volt, Frango und Bird zur Seite. Die Afterhour steigt ab 5 Uhr in der Formbar.

--------------------------
R(H)AUCHFREI
--------------------------

BZ 8.5.09

Stadtrat

Rauchfreie Reithalle

Ab dem 1.Juli gilt im Kanton Bern ein Rauchverbot in allen öffentlichen Räumen. Im ganzen Kanton Bern? Das mochte FDP-Stadtrat Mario Imhof nicht glauben. In einer Kleinen Anfrage wollte er vom Gemeinderat wissen, ob das Verbot für Reitschule, Fixer- und Alkistübli ebenfalls gelte. Sicherheitsdirektor Reto Nause versicherte, dass die Gewerbepolizei auch in der Reitschule stichprobenweise kontrollieren werde. Im Fixerstübli gelte bereits seit letztem Oktober "Rauchen verboten!".
 azu

------------------------------
SCHÜTZENMATTE
------------------------------

Bund 8.5.09

Bollwerk: Kritik am Gemeinderat

Stadt Bern Das Grüne Bündnis (GB) fordert einen Planungskredit zur Neugestaltung des Raums Schützenmatte. Die Partei reagiert damit auf die zögerliche Haltung des Gemeinderates, der es bis zum Bau des SBB-Tiefbahnhofs in zwanzig Jahren bei kosmetischen Anpassungen bewenden lassen will. Nebst GB und SP verlangen mittlerweile auch die bürgerlichen Parteien eine Gesamtplanung. (bob)

Seite 27

--

"Schütz": GB lässt nicht locker

Nach der SP fordert nun auch das Grüne Bündnis (GB) einen Planungskredit zur Neugestaltung der Schützenmatte

"Die Regierung will das heisse Eisen einer Neugestaltung der Schützenmatte nicht an die Hand nehmen", sagt GB-Fraktionschefin Stéphanie Penher. Eine Mehrheit des Stadtrats stellt sich hinter die Forderung nach einem Planungskredit.

Bernhard Ott

Parkplatz, Drogenszene, Reitschule, Verkehr: Im Raum Bollwerk prallen urbane Phänomene aufeinander. "Gewalt in den verschiedensten Erscheinungsformen prägt das Ambiente", war jüngst in einer Studie zu lesen, die von der Stadt in Auftrag gegeben worden war. Die Autoren forderten die Ausarbeitung einer Gesamtplanung, um den Perimeter zwischen Waisenhausplatz und Reitschule aufzuwerten ("Bund" vom 27. April).

Der Gemeinderat wies in seiner Antwort auf einen Vorstoss des Grünen Bündnisses (GB) jedoch darauf hin, dass er "konzeptuelle Überlegungen" erst dann anstellen wolle, wenn die Folgen des Bahnhofausbaus und des autofreien Bahnhofplatzes geklärt seien.

"Planung muss jetzt beginnen"

Das GB will sich aber nicht vertrösten lassen. "Die Situation auf der Schützenmatte muss rasch verbessert werden", heisst es in einer gestern eingereichten Motion. Darin wird der Gemeinderat beauftragt, einen Planungskredit für die Neugestaltung der Schützenmatte auf der Basis der erwähnten Studie vorzulegen. Eine Motion von Beat Zobrist (sp) mit derselben Forderung ist seit letztem Januar hängig. "Der Gemeinderat soll das heisse Eisen endlich an die Hand nehmen", sagt Motionärin Stéphanie Penher. Die Stadt dürfe es nicht bei dringlichen Belagssanierungen und der Verschiebung von Parkplätzen bewenden lassen, sagt die Politikerin unter Bezugnahme auf die gemeinderätliche Antwort auf den GB-Vorstoss. Wenn die Stadt erst den Ausbau des SBB-Tiefbahnhofs in zwanzig Jahren abwarten wolle, so sei es für eine Neuplanung zu spät, da die Verwahrlosung des Perimeters fortschreite. "Es gibt keinen Grund, nicht heute mit der Planung anzufangen", sagt Penher.

Bis ins Jahr 2100 warten?

Auch SP-Motionär Zobrist bedauert, dass der Gemeinderat lieber mit dem "Flickwerk" fortfahre, als "die grosse Kelle an die Hand zu nehmen". Die Verschiebung von Parkplätzen und die Installation von Toilettencontainern trügen nur wenig zur Aufwertung der Schützenmatte bei. Der Gemeinderat lasse sich durch Rahmenbedingungen hemmen. "Wenn man immer auf alles warten will, kann man bis ins Jahr 2100 warten", sagt Zobrist. Es sei für jedermann ersichtlich, dass der Raum Bollwerk heute ein Unort sei, der nachgerade zu Verbrechen einlade. Die Angst des Gemeinderates vor grossen planerischen Würfen sei unberechtigt. "Im Stadtrat gibt es genug Rückhalt für eine Neugestaltung", sagt Zobrist.

Parallelen zur Progr-Debatte

Zobrists Aussage gilt auch für die bürgerlichen Parteien BDP und FDP. "Die Schützenmatte ist ein Schandfleck. Da kann man nicht zwanzig Jahre warten", sagt Kurt Hirsbrunner, Kopräsident der Fraktion BDP/CVP. Hirsbrunner weist darauf hin, dass zwischen der Neugestaltung des Raums Bollwerk und einem allfällig autofreien Bahnhofplatz ein Zusammenhang bestehe. "Die Neugestaltung der Schützenmatte ist die logische Folge aus einem autofreien Bahnhofplatz." Auch die Freisinnigen befürworten eine Neuplanung des Raums Schützenmatte, bei der alle Interessen, "auch die des Gewerbes", berücksichtigt werden, wie Fraktionschef Philippe Müller erklärt. "Der Gemeinderat geht der Diskussion aus dem Weg und überlässt die Entscheidfindung dem Stadtparlament", sagt Müller. Er sehe Parallelen zum Verhalten des Gemeinderates in der Progr-Debatte. "Es gehört aber zur Politik, auch Position zu beziehen", sagt Müller.

---

BZ 8.5.09

Schützenmatte

 Aufwertung gefordert

Das Grüne Bündnis lässt nicht locker: Nachdem der Gemeinderat mit einer grundsätzlichen Aufwertung der Schützenmatte zuwarten will (wir berichteten), hat die Partei gestern erneut einen Vorstoss eingereicht. Die Situation müsse rasch verbessert werden. Für eine städtebauliche Umgestaltung der Schützenmatte soll der Gemeinderat dem Parlament darum einen Planungskredit vorlegen. Die Planung soll in "enger Koordination" mit der SBB und unter Einbezug von den "verschiedenen Anspruchsgruppen" wie Kultur, Gewerbe und Reitschule geschehen.
azu

---

gbbern.ch 7.5.09

Planungskredit für die Umnutzung und städtebauliche Gestaltung der Schützenmatte

Motion Fraktion GB/JA! (Stéphanie Penher, GB/ Natalie Imboden, GB)

In seinem Bericht zum Postulat der Fraktion GB/JA! vom 26. Oktober 2006 (06.000288): "Umnutzung und städtebauliche Gestaltung der Schützenmatte" schreibt der Gemeindrat, dass der Raum Schützenmatte - Bollwerk, an der Nahtstelle zwischen Altstadt, Bahnhofareal und Länggassquartier, ein bedeutender Ort im Stadtgefüge Berns sei. Gleichzeitig entspreche die heutige Gestaltung dieses Raums nicht den städtebaulichen Ansprüchen, welche an ein citynahes Gebiet gestellt werden. Aus diesen Gründen sei das Gebiet seit einigen Jahren Ziel konzeptueller Betrachtungen sowie planerischer und baulicher Massnahmen der Stadtverwaltung. Bedauerlicherweise steht für den Gemeinderat momentan keine längerfristige Perspektive im Vordergrund sondern, "mittelfristige Strategien" wie die Verrichtung "diverser Tiefbausanierungsprojekte". "Konzeptionelle Überlegungen" will der Gemeinderat erst anstellen, wenn die Folgen des Bahnhofhausbaus und des autofreien Bahnhofplatzes geklärt seien. Dies werde aber noch rund zwanzig Jahre dauern.

Nachdem der Vorstoss der Fraktion GB/JA! vom Stadtrat überwiesen wurde hat die Stadtplanung einen Bericht in Auftrag gegeben, der den Ist-Zustand und das Potenzial des Raumes um die Schützenmatte analysieren soll (Der Bund, 27. April 2009). Darin halten die Autoren Fest, dass es offensichtlich einer Gesamtplanung bedürfe. Heute käme das städtebauliche Potenzial des Raumes nicht zum Tragen. Ein wichtiges städtisches Gebiet liege brach, weil an diesem Ort eine Kollision der Nutzerinteressen stattfinde.

Die Situation auf der Schützenmatte ist unbefriedigend und muss rasch verbessert werden, indem die Schützenmatte städtebaulich umgestaltet wird.

1. Der Gemeinderat wird beauftragt dem Stadtrat einen Planungskredit für die Umnutzung und städtebauliche Gestaltung der Schützenmatte vorzulegen.

2. Die Planung ist in enger Koordination mit den betroffenen Grundeigentümerinnen und -eigentümern, und zwar insbesondere mit den SBB zu erarbeiten.

3. Für Planung und die Festsetzung des Planungsperimeters sind die Erkenntnisse des erwähnten Berichts über das Potenzial des Raumes rund um die Schützenmatte/Bollwerk zu berücksichtigen.

4. Die unterschiedlichen Nutzungsinteressen und die verschiedenen beteiligten Anspruchsgruppen (u.a. Kultur, Gewerbe, Reitschule, AnwohnerInnen, etc). werden einbezogen.

---

Siehe auch:
http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienspiegel/09-04-27-MS.html

---

bern.ch 30.4.09

Studie: Planungprozess Boulevard Studie (April 2008)
Phase I-II: Analyse, Thesen
http://www.bern.ch/leben_in_bern/wohnen/planen/aktuell/boulevard/1105_planungsprozess_boulevard_web_gesamt_04.2009.pdf

--

bern.ch 30.4.09

Schützenmatte "Planungsprozess Boulevard"

Der Raum Schützenmatte - Bollwerk, an der Nahtstelle zwischen Altstadt, Bahnhofareal und Länggassquartier, ist ein bedeutender Ort im Stadtgefüge Berns. Gleichzeitig entspricht die heutige Gestaltung dieses Raums nicht den städtebaulichen Ansprüchen, welche an ein citynahes Gebiet gestellt werden. Der Gemeinderat hat um einen langfristigen Ausblick zu gewinnen das Gebiet um Schützenmatte - Bollwerk einer grundsätzlichen Untersuchung unterzogen. Das Resultat der Arbeit liegt als Grundlage "Planungsprozess Boulevard - Analyse, Thesen" vor.

Die Arbeitsgemeinschaft "Boulevard" wurde beauftragt, den Perimeter ganzheitlich zu analysieren und ein möglichst differenziertes Bild davon zu zeichnen, welche Faktoren in diesem städtischen Raum eine zentrale, eine fördernde oder auch hemmende Rolle spielen. Dabei wurden sowohl der (Planungs-) Geschichte, wie auch der heutigen Nutzung, dem Städtebau, sozialen Aspekten und den Besonderheiten des Raums besondere Beachtung geschenkt. Der untersuchte Perimeter wurde bewusst gross gefasst und um das westlich des Eisenbahnviadukts gelegene, sich in SBB-Eigentum befindende Eilgutareal sowie um das Gebiet der nördlichen Oberen Altstadt erweitert. Die als Thesen formulierte Zwischenbilanz der Untersuchungen zeigt, dass es sich hier um einen wichtigen, eigenständigen Stadtraum mit Aufwertungspotenzial handelt. Die am stärksten den Ort bestimmenden Faktoren sind die vielfältige Nutzung und die Dynamik des ganzen Raums. Die erstellte Grundlage bildet eine fundierte Basis für weitere Arbeitsschritte. Diese sollten beinhalten: Entwicklung eines Leitbilds, Erarbeitung von Lösungs- und Risikoszenarien, Fällen eines politischen Entscheids und Führung öffentlicher Diskussion sowie schliesslich Organisation, Durchführung und Umsetzung der Wettbewerbsverfahren.

Für den Gemeinderat sind die oben aufgelisteten Arbeitsschritte ein Teil der langfristigen Strategie. Sie sollen erst unternommen werden, wenn die aus der Initiative "Für einen autofreien Bahnhofplatz" sowie die aus der Planung Zukunft Bahnhof Bern für den untersuchten Perimeter resultierenden Rahmenbedingungen definiert sind. Momentan steht für den Gemeinderat die mittelfristige Strategie im Vordergrund. Diese sieht vor, dass die im Gebiet anstehenden Tiefbausanierungsprojekte, welche voraussichtlich im Jahr 2012 durchgeführt werden, die Gelegenheit bieten, die Schützenmatte und das Bollwerk umzugestalten und aufzuwerten. Gleichzeitig haben die stadtinternen Abklärungen ergeben, dass mittelfristig die Existenz einer sogenannten "grauen Allmend" auf der Schützenmatte ihre Berechtigung hat. Aus diesem Grund werden die heutigen Funktionen der Schützenmatte als öffentlicher Parkplatz für PKW und Cars sowie Chilbiplatz und Kundgebungsort beibehalten. Für die Schützenmatte wurde bereits ein Entwurf des Betriebs- und Gestaltungskonzepts erarbeitet. Die Hauptmassnahmen dieses Konzepts sind:

- Verbesserung der Verkehrssicherheit, Durchlässigkeit und Übersichtlichkeit sowie der Zugänglichkeit zur Reitschule für Fussgängerinnen und Fussgänger durch die Neuanordnung der Parkplätze für PKW (Verzicht auf 10 öffentliche Parkplätze nötig) und Cars.

- Verbesserung der Infrastruktur für die Car-Reisenden durch die Erstellung eines Dachunterstands mit integrierter WC-Anlage, Telefonkabine und Getränkeautomat.

Im Verlauf des nächsten Jahres kann mit einem Entscheid über den möglichen Ausbau des P+R Neufeld gerechnet werden. Bei einer Erweiterung des P+R Neufeld schliesst der Gemeinderat die Aufhebung der Parkplätze als Kompensation nicht aus. Ebenso kann die Abstimmung über die Initiative "Für einen autofreien Bahnhofplatz" neue Rahmenbedingungen für die Schützenmatte schaffen. Eine weitere Planungsunsicherheit ergibt sich aus der kürzlich eingereichten Initiative "Schliessung und Verkauf der Reitschule". Aus diesen Gründen muss das Betriebs- und Gestaltungskonzept Schützenmatte noch auf seine Gültigkeit hin überprüft werden.

---------------
PROGR
--------------

Bund 8.5.09

Happige Vorwürfe an Berns Politiker

Progr-Abstimmungskampf verschärft sich weiter

Ruedi Kunz

Der Schlagabtausch zwischen den Anhängern der Projekte "Doppelpunkt" und "Pro Progr" geht weiter. Gestern meldete sich die Berner Sektion des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA) zu Wort. Sie spart nicht mit Kritik am Stadtrat. Mit der nachträglichen Zulassung des Künstlerprojekts habe er Wettbewerbsbedingungen über Bord geworfen, heisst es in einer Medienmitteilung. Die Wettbewerbsteilnehmer hätten einen grossen finanziellen Aufwand betrieben, der im Einzelfall einen fünf- bis sechsstelligen Betrag ausmachen könne. Sollte "Doppelpunkt" am 17. Mai unterliegen, ist für den SIA eines klar: "Die getäuschten Wettbewerbsteilnehmer sind für ihren unnütz gewordenen Aufwand vollumfänglich zu entschädigen."

"Mitschuldig am Schlamassel"

Auch das Komitee "Pro Doppelpunkt" spart in einem offenen Brief an Berns Regierung nicht mit Kritik. Der Gemeinderat sei "mitschuldig am Schlamassel, vor dem ,Doppelpunkt‘, ,Pro Progr‘ und die Stadtberner Bevölkerung stehen". Er habe es verpasst, "frühzeitig einzugreifen und echt nach Lösungen zu suchen". Statt nach Alternativ-Standorten für den Progr zu suchen, liefere er die Wettbewerbssieger "einer Schlacht aus, die nie zur Diskussion stand", schreibt das Komitee weiter. Es schliesst mit der rhetorischen Frage: "Wenn die Politik beide Varianten für gut hält, wieso schaut sie nicht dafür, dass für beide Varianten Platz geschaffen wird?"

Buskers: "Ideelle Unterstützung"

Empört reagierten die Buskers-Veranstalter auf die dringliche Interpellation, die Christoph Zimmerli (fpd) gestern einreichte. Er stellt die Frage, ob mehrere städtisch subventionierte Kulturinstitutionen wie Bee-Flat, Ikur und Buskers, das Projekt "Pro Progr" nur ideell oder auch finanziell unterstützten. "Ich kann Ihnen versichern, dass diese Unterstützung rein ideeller Art ist. Auch unterstützen wir die Kampagne weder personell noch mit sonst einem denkbaren materiellen Aufwand", schreibt Christine Wyss von Buskers in einem Mail an Zimmerli.

Meinungen aus der Leserschaft zur Progr-Abstimmung sind auf Seite 12 zu finden. (ruk)

--

"Die Perle Berns"

Die Zukunft des Progr wühlt auf - die Kulturstätte ist für viele nicht mehr aus Bern wegzudenken

Die Stadt trägt kein Risiko

Mit fadenscheinigen Argumenten wird immer wieder versucht, die Finanzierung der Künstlerinitiative Pro Progr infrage zu stellen. Tatsache ist jedoch, dass die Stadt absolut kein Risiko trägt. Den Baurechtszins übertreffen die Künstler heute schon mit den bezahlten Mieten für ihre Ateliers. Für den Kaufpreis und die notwendige Sanierung sind mehr als genug Absichtserklärungen vorhanden.

Zwei Drittel der Darlehensgeber und -innen waren einverstanden mit der Bekanntgabe ihrer Namen, trotzdem wird dies immer wieder infrage gestellt. Bei einem Scheitern der Künstlerinitiative geht das Haus an die Stadt zurück. Wo bleibt da die unsichere Finanzierung? Dass ein Gesundheits- und Bildungsangebot mehr Geld für den Innenausbau benötigt als die Künstler für ihre bestehenden Ateliers, ist eigentlich selbsterklärend. Es mag sein, dass ein neuer Betreiber für die Café-Bar und jemand für die Organisation der Konzerte gefunden wird, aber der Charme der Turnhalle wird in einem sterilen Gesundheitszentrum niemals erreicht werden. Darum hoffe ich auf ein klares Ja für die Künstlerinitiative.

Franziska Bäumlin, Bern

--

Der Progr ist für alle zugänglich

Die Debatte um die Zukunft des Progr im Herzen der Stadt Bern ist in vollem Gang. Der Progr, wie er jetzt funktioniert, bringt viel Schwung in die Berner Kulturszene. Die Turnhalle ist tagsüber ein beliebter Treffpunkt und am Abend bekannt für unvergessliche Partys.

Als junger Berner sehe ich in diesem Lokal einen wichtigen Ort, welcher eine Lücke im kulturellen Angebot der Stadt schliesst. Hier können sich junge Menschen in einem gewaltfreien Umfeld vergnügen, ohne von Drogendealern belästigt zu werden. Die meisten Veranstaltungen am Wochenende sind kostenlos und für alle zugänglich. Dieser Ort darf uns Bernern und Bernerinnen nicht genommen werden. Das kulturelle Angebot der Stadt wäre ohne den Progr und die Turnhalle auf teure Clubs mit einem verdeckten Kokain-Problem und die Reitschule mit einer offenen Drogenszene reduziert. Die Perle Berns kann nur durch ein Ja zur Künstlerinitiative Pro Progr gesichert werden und würde mit der Annahme des Projekts Doppelpunkt mit Ärztekantine nachhaltig zerstört.

Fabian Schmid, Bern

--

Zurück zum Start

In einem an Sachlichkeit nicht zu übertreffenden Leitartikel vom letzten Samstag hat der Autor die inhaltliche Situation zur Progr-Abstimmung klar dargelegt. Dass diese sachliche Präsentation nicht von allen Leuten geschätzt wird, war vorauszusehen. Leider schossen dann aber einige der Leserbriefschreibenden in ihren Repliken über das Ziel hinaus.

Bei allem Verständnis für emotionales Engagement: Bei diesem Geschäft geht es nicht um die Frage, ob der "Bund" erhalten werden sollte oder nicht, und die Unterstellung, dass nur einseitig informiert wird, ist im vorliegenden Fall absolut verfehlt. Als regelmässiger "Bund"-Leser konnte ich jedenfalls keine tendenziöse Haltung feststellen. Dann sollte auch beachtet werden, dass es nebst den Fakten schliesslich auch um die Frage der Glaubwürdigkeit und der Rechtsstaatlichkeit geht. Die Stadt führt einen Wettbewerb durch, die Jury wählt ein Projekt als Sieger, im Nachhinein wird durch die Hintertür ein zusätzliches Projekt miteinbezogen, welches die Wettbewerbsbedingungen nicht gleichermassen erfüllt, die unterlegenen Wettbewerbsteilnehmer werden gelinde gesagt düpiert, der Stadtrat diskutiert und entscheidet im März über eine Vorlage, die in der Abstimmungsbotschaft völlig anders präsentiert wird - da gibt es nur eine saubere Lösung: zurück zum Start.

An dieser Stelle muss man sich schon fragen, ob das ewige Gejammer unseres Stadtpräsidenten über fehlende Investoren, ausziehende Firmen und die Stadt verlassende Steuerzahlende noch gerechtfertigt ist, wenn der Gemeinderat sich solche Schnitzer leistet. Bei der nächsten Wettbewerbsausschreibung werden wir dann die Folgen feststellen können. Ich denke, die Glaubwürdigkeit ist endgültig dahin.

Jürg Weder. Bern

--

Der Ruf des Progr

Der Ruf des Progrzentrums eilt dieser Stadt national wie international weit voraus; wird der Progr doch bereits als Vorbild in andern Städten nachgeahmt, ist man hier mit allen Mitteln dabei, die Früchte im eigenen Garten zu vernichten. Die Stadt könnte mehr als stolz sein! Was hier in den letzten Jahren gewachsen ist, kann mit keiner Medizin, Therapie und auch keinen 25 Millionen Franken schlagartig ersetzt werden.

Der Durchschnittsverbraucher ist intelligent genug, um zu merken warum eine Café-Bar Turnhalle im Progr über die Jahre so beliebt ist. Auch weiss er, wie weit er sonst reisen muss, um Konzerte von solch hohem Niveau geniessen zu können wie im Progr. Genau die Vernichtung von guter Qualität und Arbeit bekümmert sehr viele.

Asita Hamidi, Bern

---

BZ 8.5.09

Leserbriefe

"Verlustängste bestimmen Progr-Debatte"

Zur Progr-Abstimmung vom 17.Mai

Eigentlich geht es in der Diskussion um die Zukunft des Progers schon lange nicht mehr um den Nutzen für die Berner und Bernerinnen, sondern darum, was jeder der heute Involvierten zu verlieren hätte. Da sind rund 100 Kunst- und Kulturschaffende, die ihren sehr günstigen Atelierraum zu verlieren hätten, da ist die Betreiberin der Café-Bar Turnhalle, die plötzlich ihren sehr erfolgreichen Gastrobetrieb gefährdet sieht, da ist der Kinderhort Liliput, der nie mehr so günstige Räume an so zentraler Lage finden wird, und da ist der heutige Jazzkonzertbetreiber Bee-Flat, der sich öffentlich vom Projekt "Doppelpunkt" distanziert, damit er sein Gesicht in der Szene nicht verliert, weil er sich im Vorfeld im Projekt "Doppelpunkt" engagiert hat.

Aber auch die Beteiligten von "Doppelpunkt" sehen nur noch das, was zu verlieren ist. Da sind die vielen Stunden der Architekten und Konzeptentwickler, die nie mehr bezahlt werden, da deren Aufwand von inzwischen 1 Million Franken am Erfolg der Umsetzung des Projektes hängen. Da geht für den Investor Allreal die Möglichkeit einer soliden Anlage von Geldern verloren, und auch die zukünftigen Mieter im "Doppelpunkt" verlieren ihre Chance, an diesem Ort ihre neuen und zukunftsweisenden Geschäftsmodelle und Dienstleistungen umzusetzen. Nicht zuletzt reagieren die Berufsverbände der Planer wie der SIA, da sie befürchten, mit der Stadt Bern einen verlässlichen Auftraggeber zu verlieren.

Verlustängste scheinen das Handeln aller zu bestimmen. Heute sind wir alle die Jungs und Mädchen von damals, die mit Dreck um sich werfen, die mit Kraftausdrücken Eindruck machen wollen, die zeigen, dass sie das Geld haben, um im Abstimmungskampf noch einen oben draufzusetzen, und einen letzten Joker ziehen können.

Wenn dann der 17.Mai vorbei ist und wir vor dem Ergebnis der Abstimmung stehen, wird es uns dann noch Freude machen? Werden wir uns noch freuen, dass wir "die anderen so richtig bodigen" konnten? Ein fahler Nachgeschmack wird bleiben. Damit die Berner und Bernerinnen am Ende nicht zu den eigentlichen Verlierern werden, sollten sie sorgfältig prüfen, für wen und was sie ihre Stimme geben: Künstlichkeit oder Echtheit? Szene oder "für alle"? Bezahlt oder geliehen? Einfalt oder Vielfalt? Progr oder Proger?

Dieter BaumannKonzeptentwickler und Projektinitiant "Doppelpunkt"

--

"Wyss und Frehner in Verantwortung"

Es mutet sonderbar an: Von der Seite Künstler hört man, dass Allreal den Progr mit 24 Millionen Franken aushöhle und übersaniere. Die andere Seite moniert, dass mit 10 Millionen bestenfalls eine "Aufputz-Renovierung" möglich sei. Wer auch immer diese Abstimmung für sich entscheidet, trägt die Verantwortung für dieses Gebäude und dessen Wertschöpfung, in materieller wie immaterieller Hinsicht.

Zwei Zugpferde aus dem "Progr-Lager", Hans-Jörg Wyss und Matthias Frehner, sollten es aber eigentlich besser wissen: Sie haben mit der gründlichen Prüfung des Projektes Museum Gegenwart, das auch im Progr geplant war, den Renovationsbedarf erhoben und sind im Jahr 2004 auf eine minimale Summe von 25 Millionen Franken gekommen. Sollten sich die Stimmbürger für die Künstlerinitiative entscheiden, tragen diese beiden Herren die Mitverantwortung, dass Werterhalt und Wertschöpfung im dereinst neuen Progr adäquat und nachhaltig abgesichert werden.

Barbara Streit-Stettler Stadträtin EVP

------------------------
UNI-PROTEST
------------------------

Rund-Mail 8.5.09

Protestmarsch Soziologie

Liebe Studierende der Uni Bern

Die Fachschaft Soziologie braucht eure Unterstuetzung beim Protestmarsch, welcher am Mittwoch 13.5.2009 um 12.45 Uhr im Innenhof der UniTobler beginnt!

Zwei Entwicklungen haben zu unserem Protest gefuehrt: Erstens wird aufgrund der Verzoegerungstaktik von Fakultaet und Unileitung bei Berufungsgeschaeften im naechsten Semester voraussichtlich keine der drei Professuren des Soziologischen Instituts besetzt sein. Trotz dieser fuer die Studierenden unmoeglichen Situation wurden wir bisher nicht darueber informiert, wie der Studienbetrieb gewaehrleistet bleiben soll!
Zweitens hat die Fakultaet im Eiltempo den neuen Studiengang aus dem Boden gestampft, welcher bereits ab kommendem Herbst gelten soll. Wer sich auf Herbst 2009 fuer ein Studium der Soziologie oder der Politologie eingeschrieben hat, soll automatisch in den neuen Studiengang ueberfuehrt werden. Dies obwohl der Studiengang nicht ausgereift ist und wichtige Anliegen der Studierenden (Anschlussfaehigkeit, Schwerpunktbildung, Kompetenzorientierung, Mobilitaet und Teilzeitstudium etc.) nicht geklaert sind. Die Fachschaften Soziologie und Politologie wurden ueber den Stand der Arbeiten am neuen Studiengang nicht informiert. Nachdem sie sich den Einsitz in die Arbeitsgruppe erkaempfen konnten, wurde ihren Anliegen keine Beachtung geschenkt.

Wir wehren uns gegen die mangelhafte Informationspolitik der WISO-Fakultaet und der Universitaetsleitung gegenueber den Studierenden und gegen die Missachtung der bestehenden Mitspracherechte der Studierenden! Gerade bei der Besetzung von Lehrstuehlen und der Konzeption von Studiengaengen ist es unerlaesslich, dass die Studierenden mitbestimmen koennen!

Die Fachschaft Soziologie ist ueberzeugt, dass wir mit diesen Problemen nicht alleine dastehen. Deshalb rufen wir alle Studierende dazu auf, am Protestmarsch teil zu nehmen. Bitte helft uns, ein Zeichen fuer eine bessere Mitbestimmung der Studierenden an der Uni Bern zu setzen und kommt am Mittwoch 13. Mai 2009 um 12.45 Uhr zum Innenhof der UniTobler!

Danke fuer deine Unterstuetzung und herzliche Gruesse
Fachschaft Soziologie

PS: Weitere Informationen findest du auf der Webseite der Fachschaft
Soziologie: http://soziologie.ch/fsbern

------------------------------
CLUB-RASSISMUS
------------------------------

BZ 8.5.09

Discos und Bars

Stadt warnt vor Rassismus

Disco- und Barbetreiber dürfen Personen nicht wegen ihrer Hautfarbe oder Nationalität den Zutritt verweigern. Als erste Schweizer Stadt warnt Bern seine Wirte mit einem Merkblatt vor Rassismus bei der Gästeauswahl.

Ein Ausländer durfte nicht in eine Berner Cafébar, weil er nur einen B-Ausweis vorweisen konnte. Einem Schwarzen wurde in mehreren Lokalen der Einlass verweigert - wegen seiner Hautfarbe, wie er vermutet.

Solche Vorkommnisse will die Stadt Bern nicht mehr dulden. Disco- und Barbetreiber sollen ihre Gäste nicht auf Grund ihrer Herkunft oder ihrer Hautfarbe auswählen. Zusammen mit der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus und der Vereinigung "gggfon" (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) hat sie ein Merkblatt mit Empfehlungen herausgegeben.

"Ich habe Verständnis für Disco- und Barbetreiber, die randalierenden und gewaltbereiten Personen den Zutritt verweigern", erklärte der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) gestern vor den Medien. "Kein Verständnis habe ich aber für Betreiber, die aus einzelnen Vorkommnissen generelle Regeln ableiten und ganze Personengruppen abweisen."

Klare Regeln

Im neuen Merkblatt heisst es deshalb auch, dass Wirte durchaus bestimmten Personen den Zutritt verweigern dürften, wenn diese in der Vergangenheit Schwierigkeiten gemacht hätten. Doch unzulässig sei es, den Einlass nur auf Grund der Hautfarbe, der Nationalität oder der Aufenthaltsbewilligung zu verbieten. Auch das Geschlecht, eine Behinderung oder die sexuelle Orientierung dürften nicht entscheidend sein.

Die Regeln sind klar formuliert. Doch in konkreten Fällen sind die Grenzen zum Rassismus kaum zu ziehen: "Kein Türsteher sagt mir, dass ich wegen meiner Hautfarbe nicht ins Lokal hinein darf. Also kann ich es auch nicht beweisen", schildert Gérome Tokpa von der Antirassismusorganisation Cran seine Erfahrungen. Zwar können Personen, denen aus rassistischen Gründen der Einlass in ein Lokal verweigert worden ist, eine Anzeige einreichen. Es ist jedoch unklar, wie die Gerichte solche Fälle beurteilen, denn es gibt dazu keine Gerichtspraxis.

Auch für die Türsteher sind die Regeln nicht einfach umzusetzen: "Es ist für einen Türsteher unmöglich, in einer Menschengruppe auf Anhieb die ‹Guten› von den ‹Bösen› zu unterscheiden. Im Zweifelsfall entscheidet er sich deshalb gegen eine ganze Gruppe", sagt Pesche Widmer, Inhaber der privaten Sicherheitsfirma Broncos Security. Er ist überzeugt, dass solche Entscheide keine rassistischen Wurzeln haben. "Wir müssen im Auftrag des Veranstalters das Gleichgewicht zwischen den Nationalitäten, Rassen und Geschlechtern im Lokal optimieren. Das stellt den Türsteher immer wieder vor heikle Entscheide."

Die Stadt wird das Merkblatt unter anderem den 680 Berner Gastgewerbebetrieben zustellen. Die Zutrittsfrage stelle sich vermutlich besonders bei jenen 110 dieser Betriebe, welche eine generelle Überzeitbewilligung haben, vermutet Gemeinderat Reto Nause.

Esther Diener-Morscher

---

Bund 8.5.09

Gegen Rassismus in Discos

Stadt Bern Der Zutritt zu Discos, Bars usw. darf nicht wegen der Hautfarbe, der ethnischen Herkunft oder Religionszugehörigkeit verweigert werden. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) hat dazu ein Merkblatt für Gastronomiebetriebe verfasst und gestern vorgestellt. Es ist in Zusammenarbeit mit dem Berner Polizeidirektor Reto Nause (cvp) und der Organisation GGG-Fon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) entstanden. Gemäss den Richtlinien ist die Zutrittsverweigerung nur bei notorischen Störefrieden zulässig. (sda)

---

NZZ 8.5.09

Gegen pauschale Zutrittsverweigerung

Empfehlung der Rassismuskommission

 C. W.  Darf der Betreiber eines Lokals Angehörigen einer bestimmten nationalen oder ethnischen Gruppe den Zutritt verwehren? Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus hat zu dieser Frage zusammen mit der Stadt Bern und der Informationsstelle "gggfon" Empfehlungen publiziert. Danach ist es nur zulässig, "bestimmten Personen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben", den Einlass zu verweigern. Andere Personen der gleichen Herkunft müssten trotz solchen Vorfällen zugelassen werden.

 Der Strafrechtsartikel über Rassendiskriminierung verbietet die Verweigerung einer für die Allgemeinheit bestimmten Leistung wegen der Rasse, Ethnie oder Religion. Strafbar ist auch die öffentliche Herabsetzung aus diesen Gründen in einer gegen die Menschenwürde verstossenden Weise - und darunter hat ein kantonales Gericht eine Tafel subsumiert, auf der stand, "aus Sicherheitsgründen" hätten "Gäste aus Ex-Jugoslawien/Albanien" keinen Zutritt. Die Kommission gegen Rassismus bringt indessen den Vorbehalt an, dass eine Rechtsprechung (und damit dürfte speziell das Bundesgericht gemeint sein) noch weitgehend fehle und daher noch nicht feststehe, ob alle in den Empfehlungen aufgeführten Tatbestände strafrechtlich relevant seien.

 Unzulässige Bezeichnungen

 Unzulässig ist laut den Empfehlungen die pauschale Anwendung der Kriterien "Rasse", Ethnie, Religion, Nationalität und regionale Herkunft, ebenso der diskriminierende Rückgriff auf den Rechtsstatus (wie etwa Asylbewerber). Der Ausschluss Behinderter widerspricht dem Gesetz über deren Gleichstellung. Als unzulässig werden schliesslich eine sexistisch motivierte und eine "schwulen- oder lesbenfeindliche" Selektion bezeichnet. Ein Discobetreiber dürfe aber für eine gute Durchmischung nach Geschlecht sorgen sowie Frauen- oder Männerabende durchführen.

 In einem Merkblatt wird Betreibern von Bars, Klubs oder Discos ein präventives Handeln, speziell die Schulung der Türsteher, nahegelegt. Rassistische Diskriminierung schade dem Betriebsklima. Eine rassistische Einlassverweigerung sollte im Wiederholungsfall zur Kündigung führen.

http://www.ekr.admin.ch.

---

Regionaljournal DRS Bern 7.5.09

Neues Merkblatt für Berner Lokale: Wem darf unter welchen Umständen der Zutritt zu einem Lokal verwehrt werden (3:17)
http://real.xobix.ch/ramgen/srdrs/regibern/2009/rbe1707052009.rm?start=00:03:17.812&end=00:06:35.278

---

20min.ch 7.5.09

Apartheid-Clubs

"Es gibt immer eine Selektion der Gäste"

von Lukas Mäder

Rassismus am Eingang zu Clubs ist seit Jahren ein Thema. Ein neues Merkblatt wird daran wenig ändern. Denn Einlasskontrollen seien immer diskriminierend, sagen die Clubbetreiber.

Ein Merkblatt soll Klarheit schaffen bei einem Thema, das seit Jahren für Aufregung sorgt: Immer wieder weisen Clubs Gäste aus rassistischen Gründen ab. Das ist verboten. Nun hat die Eidgenössische Rassismuskommission (EKR) zusammen mit der Gewerbepolizei Bern und der Rassismus-Beratungsstelle gggfon.ch ein Merkblatt für Clubbetreiber erarbeitet. "Neu daran ist, dass es in leicht verständlicher Form erklärt, was bei den Eingangskontrollen erlaubt ist", sagt Doris Angst von der EKR. Das einseitige Merkblatt sei zum Aufhängen im Büro geeignet. Denn es sei wichtig, dass der Wirt den rechtlichen Unterschied kennt: Er darf jemanden aus individuellen Gründen abweisen, aber nicht, weil er zu einer bestimmten Ausländergruppe gehört, so Angst. "Die Schweiz kennt keine Sippenhaftung."

Präventive Wirkung beabsichtigt

Das Merkblatt ist auf Initiative der Berner Gewerbepolizei entstanden. In Bern machten immer wieder Clubs mit zweifelhaften Einlasskontrollen von sich reden, letztmals Anfang März (20 Minuten Online berichtete). Damals wurden Ausländer, die nur einen B-Ausweis vorweisen konnten, aus der Bar Art Café verwiesen. Das neue Merkblatt soll nun präventiv wirken, sagt Angst. "Es geht nicht darum, mit dem Finger auf einzelne Lokale zu zeigen."

Bereits im Februar 2008 hat der Branchenverband der Clubbetreiber Asco einen Verhaltenskodex veröffentlicht (20 Minuten Online berichtete). "Diese Richtlinien sind in Zusammenarbeit mit uns entstanden und mit dem neuen Merkblatt konform", sagt Angst von der EKR. Welche Wirkung der Asco-Verhaltenskodex habe, sei schwierig zu beurteilen, sagt Asco-Mediensprecher Maurus Ebneter gegenüber 20 Minuten Online. Klar ist, dass Rassismus am Clubeingang auch mit dem neuen Merkblatt nicht verschwindet. "Wir haben hunderte von Unterhaltungsbetrieben in der Schweiz. Da wird es immer wieder Leute geben, die aus rassistischen Gründen abgewiesen werden oder zumindest dieses Gefühl haben", sagt Ebneter. Er kritisiert, dass das neue EKR-Merkblatt ein Recht auf Einlass impliziere. "Wir lehnen ein Recht auf Einlass ab", sagt Ebneter. Der Wirt besitze das Hausrecht in seinem Lokal.

Türsteher bevorzugen gut aussehende Frauen

Zwar lehnt der Verband Asco eine Einlassverweigerung aus rassistischen oder primitiven Gründen ab. Doch Ebneter kennt das Geschäft an der Clubtüre: "Im Nachtleben gibt es immer eine Selektion der Gäste." Diese sei diskriminierend: "Ältere, gut aussehende und gut angezogene Frauen haben es einfacher als junge Männer, die vielleicht noch aggressiv auftreten", sagt Ebneter. Doch weltweit würden kommerzielle Diskotheken mit Selektion funktionieren. Deshalb habe der Verband die Mitglieder aufgefordert, an der Eingangstüre professioneller zu arbeiten. "Als Türsteher braucht es Leute, die nicht nur Muskeln, sondern auch Gespür, Intelligenz und Anstand haben." Denn laut Ebneter kommt es stark auf den Umgang mit den Besuchern an: "Man kann viele Aggressionen vermeiden, wenn man den Leuten erklärt, warum sie nicht in den Club reinkommen. Und nicht einfach sagt, ihr kommt sowieso nicht rein

--

Link-Box

Informationen zur Einlasskontrolle von der Rassismuskommission
http://www.ekr.admin.ch/themen/00033/00036/00287/index.html?lang=de

Merkblatt der Rassismuskommission (PDF)
http://www.ekr.admin.ch/themen/00033/00036/00287/index.html?lang=de&download=NHzLpZeg7t,lnp6I0NTU042l2Z6ln1acy4Zn4Z2qZpnO2Yuq2Z6gpJCDdIF5gGym162epYbg2c_JjKbNoKSn6A--

Verhaltenskodex der Asco von Februar 2008 (PDF)
http://www.asco-nightclubs.ch/fileadmin/pdf/verhaltenskodex_einlassverweigerung.pdf

---

Schweiz Aktuell 7.5.09


Boykott gegen Ausländer

Dürfen Discos, Bars und Restaurants den Zutritt für Ausländer verbieten? Dunkelhäutigen Menschen zum Beispiel, oder den sogenannten "Jugo-Typen"? Diese Frage beschäftigt nicht nur die Justiz in verschiedenen Kantonen, sie sorgt auch in der Gastro-Branche für Zündstoff. Vor allem in der Stadt Bern ist bekannt, dass mehrere Lokale Ausländer nicht hineinlassen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus und die Stadt Bern verurteilen dieses Vorgehen. Urs Wiedmer berichtet.
http://www.sf.tv/videoplayer/embed/2e50c0a2-3c15-4fe9-9e22-e92cab499c5b&live=false

---

Tagesschau.sf.tv 7.5.09

Kommission gegen Disco-Rausschmisse

Dürfen Discos, Bars und Restaurants Gästen den Einlass verweigern, weil sie Ausländer sind? In jüngerer Vergangenheit haben Lokale zum Beispiel immer wieder Gäste vom Balkan abgewiesen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) will nun gegen rassistisch motivierte Einlassverweigerungen vorgehen.
 
Gerade in der Club-Szene der Stadt Bern werden Gäste immer wieder abgewiesen, weil sie keinen C-Ausländerausweis oder Schweizer Pass haben. Verschiedene Medien berichteten über entsprechende Fälle.

Postulat in der Stadt Bern

So veröffentlichte die Zeitung "20 Minuten" im vergangenen Jahr eine Liste mit Clubs, die entsprechende Einlass-Praktiken. Der "Tages Anzeiger" berichtete von einem Ausländer, der von einem Lokal abgewiesen wurde, nachdem er nach seiner Aufenthaltsbewilligung gefragt wurde und den Ausländerstatus B angegeben hatte.
Auf politischer Ebene regt sich Widerstand gegen die mutmasslich diskriminierenden Clubs. Die Stadtberner SP hatte im Oktober im Stadtparlament ein entsprechendes Postulat eingereicht. Nun hat auch die EKR zusammen mit Fachverbänden und Branchenorganisatioen eine Reihe von Empfehlungen präsentiert, mit denen gegen mögliche Missstände vorgegangen werden soll.

Personal soll geschult werden

Die nun vorgelegten Empfehlungen sollen denn auch sowohl bei den Betreibern von Konzertlokalen, Cabarets, Dancings oder Discos wie auch bei den Sicherheitsunternehmen für jenes Bewusstsein sorgen, das für einen diskriminierungsfreien Umgang mit allen potentiellen Gästen nötig sei.
Breit anerkannte "Verhaltensrichtlinien" sollen dabei den täglichen Umgang in einem Lokal regeln; korrekt agierende Sicherheitsunternehmen mit gut ausgebildetem und bezahltem Personal sollen bei der Vergabe von Bewachungsaufträgen gegenüber Firmen mit Dumpingpreisen bevorzugt werden.
Die EKR verweist darauf, dass sich schon heute ein Grossteil der Lokalbetreiber korrekt verhalte. An die Politik richtet die EKR zudem den Wunsch, minimale Anforderungen an die Arbeitsbedingungen und die Personalausbildung in den Sicherheitsfirmen auch auf Gesetzesstufe festzulegen.
(ap/frua)

---

bernerzeitung.ch 8.5.09

Rassistische Einlasskontrolle bei Bars - ERK veröffentlicht Merkblatt

Der Zutritt zu Discos, Bars, Dancings oder Cabarets darf nicht wegen der Hautfarbe, der ethnischen Herkunft oder Religionszugehörigkeit verweigert werden.

Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) hat dazu ein Merkblatt verfasst. Zusammengefasst sind die Empfehlungen im Merkblatt "Achtung! Einlassverweigerung", das in Zusammenarbeit mit Stadt Bern und gggfon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) herausgegeben wurde.

Rassistische Diskriminierungen am Disco-Eingang seien nicht tolerierbar, sagte EKR-Präsident Georg Kreis am Donnerstag vor den Medien in Bern. Bei den Freizeitvergnügungen dürften nicht Personen allein wegen ihrer Herkunft oder wegen ihres Aufenthaltsstatus ausgesperrt werden.

Die EKR hat ihr Merkblatt, das den Gastrobetrieben Hilfe für korrektes Verhalten bieten will, zusammen mit dem Gemeinderat der Stadt Bern (Polizeidirektor Reto Nause) und der Organisation gggfon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) erarbeitet. Der Leitfaden wird vorerst mit einer Auflage von 3000 Exemplaren gestreut.

Ausnahmeregelung bei notorischen Störefrieden

Gemäss den Richtlinien der EKR ist die Zutrittsverweigerung nur bei notorischen Störefrieden zulässig. Die Betriebe hätten durchaus das Recht, eine Gästeselektion vorzunehmen und Besucherinnen und Besuchern den Einlass zu verweigern. Dabei dürfe aber das Diskriminierungsverbot nicht verletzt werden. Gefragt sei eine Einzelfallbeurteilung, sagte Kreis.

Laut EKR ist die Einlassverweigerung für Personen auf Grund der Hautfarbe, Herkunft, Religionszugehörigkeit, des asyl- oder ausländerrechtlichen Status oder einer Behinderung unzulässig. Der Discobetreiber habe indes das Recht, für eine gute Geschlechterdurchmischung zu sorgen und Frauen- oder Männerabende durchzuführen. (rue/sda)

---

gggfon.ch

Einlassverweigerung

Grundsätzlich ist allen Menschen Einlass zu ein öffentlicher Ort gewähren. Das Handeln eines Individuums darf nicht zum Ausschluss einer Gruppe oder einzelner Mitglieder der betroffenen Gruppe führen.

Seit Anfang 2003 beschweren sich vermehrt Personen und Organisationen bei der EKR wegen Fällen rassistischer Einlassverweigerungen an Disco- und Bareingängen. Im Jahr 2005 lancierte die EKR eine Umfrage bei 20 Anlauf- und Beratungsstellen mit der Bitte, ihre Problemwahrnehmung darzustellen. Diese erste Problemanalyse ergab, dass fremdenfeindliche oder rassistische Haltungen bei den Bar-/Discobesitzern und den Angestellten der Sicherheitsdienste mit ein Grund für Einlassverweigerungen sein können. Im Juni 2006 informierte die EKR in einer Medienmitteilung die Öffentlichkeit über das Thema, und im Herbst 2006 erschienen mehrere Artikel dazu im TANGRAM Nr. 18 ("Öffentlicher Raum").

2007 organisierte die EKR eine Fachtagung mit Gastrobetreibern, Sicherheitsunternehmen, Rassismus­opfern, Anlauf- und Beratungsstellen, Integrationsdelegierten und Ausbildern, um eine Auslegeordnung zu machen. Darauf aufbauend wurden erste konkrete Sensibilisierungsprojekte lanciert. Empfehlungen wurden von der EKR erarbeitet (S. TANGRAM Nr. 22) und vom Verband Schweizerischer Konzertlokale, Cabarets, Dancings und Discotheken ASCO entwickelt (publiziert in ASCO News).

In einer im Jahr 2009 gemeinsam publizierten Empfehlung und einem Merkblatt zum Thema Einlassverweigerung zeigen die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR, die Stadt Bern und gggfon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) in leicht fasslicher Weise auf, welche Massnahmen zulässig und welche unzulässig sind.

Lagebeurteilung

Es gibt weder eine systematische Erhebung von Vorfällen noch wissenschaftliche Studien, die das Thema "Einlassverweigerung" untersucht haben. Aus den geführten Gesprächen mit Betroffenen und den wichtigsten Akteuren geht jedoch hervor, dass rassistische Diskriminierung am Disco- und Bareingang eine Realität in allen Sprachregionen als auch in ländlichen und städtischen Regionen ist.

Davon betroffen sind insbesondere junge Männer aus dem Balkan und der Türkei sowie dunkelhäutige Männer aus afrikanischen Ländern. Man muss feststellen, dass Diskriminierung im Freizeitbereich bei den betroffenen Personen und Gruppen ein Gefühl von Frustration und Demütigung hervorruft. Zudem bilden diese Praktiken ein Integrationshindernis für die zweite und dritte Generation von Eingewanderten.

Defizite bestehen auch bei der strafrechtlichen Verfolgung solcher Fälle. Absatz 5 der Rassismusstrafnorm verbietet die rassendiskriminierende Einlassverweigerung, und die Behörden sind von Amtes wegen verpflichtet, bei einem Verdacht auf Rechtsverstoss eine Untersuchung einzuleiten. Interviews mit Personen, die sich mit einer Anzeige an die Polizei wandten, deuten aber darauf hin, dass die Polizei vielfach keine Untersuchung einleiten.

Ein weiteres Problem stellt der Umstand dar, dass in vielen Kantonen jede Person einen Sicherheitsdienst führen kann und es kaum gesetzliche Regulierungen betreffend Arbeitsbedingungen und Ausbildung gibt. Dadurch findet ein harter Wettbewerb statt, der sich auf die Rassismus-Prävention negativ auswirkt. Entscheidend für die Konfliktstruktur ist jedoch das Dreiecksverhältnis "Disco-/Barbetreiber - Türsteher - Discogänger". Denn die spezifischen Ausgangslagen führen zu unterschiedlichen Wahrnehmungen: Der Abgewiesene fasst die Einlassverweigerung als rassistisch diskriminierend auf, das Sicherheitsunternehmen und der Disco-Barbetreiber sehen die Einlassverweigerung hingegen als Pflicht, Problemen präventiv zu begegnen.

Merkblatt Einlasswverweigerung (deutsch)
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/Merkblatt_Einlassverweigerung.pdf

Checkliste Einlassverweigerung (deutsch)
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/Checklist_Einlassverweigerung.pdf

Checkliste Einlassverweigerung (französisch)
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/checkliste_f.pdf

Checkliste Einlassverweigerung (italienisch)
http://www.gggfon.ch/werkzeugkasten/checkliste_it.pdf

---

Empfehlungen der EKR

http://files.newsnetz.ch/upload/2/3/2359.pdf

Eidgenössische Kommission gegen Rassismus EKR
Stadt Bern - Direktion für Sicherheit, Umwelt und Energie
Gggfon.ch - Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus, Postfach 324, 3000 Bern 22
Tel. 031 333 33 40, melde@gggfon.ch

Achtung!
Einlassverweigerung

Empfehlungen der EKR, der Stadt Bern und gggfon

Die Eidg. Kommission gegen Rassismus (EKR), die Stadt Bern und gggfon (Gemeinsam gegen Gewalt und Rassismus) sind der Meinung, dass grundsätzlich allen Menschen Einlass zu gewähren ist. Auf Grund der weitgehend fehlenden Rechtsprechung kann allerdings noch nicht abschliessend gesagt werden, ob alle hier aufgeführten Tatbestände strafrechtlich relevant sind.

"Rasse", Ethnie, Religion

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihrer
- Hautfarbe,
- (vermuteten) ethnischen Herkunft oder
- (vermuteten) Religionszugehörigkeit.
Dies gilt auch, wenn in der Vergangenheit andere Personen mit dieser Hautfarbe, ethnischen Herkunft oder Religion gravierende oder zahlreiche Schwierigkeiten verursacht haben.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.

Nationalität, regionale Herkunft

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihrer
- (vermuteten) Nationalität oder
- (vermuteten) regionalen Herkunft.
Dies gilt auch, wenn in der Vergangenheit andere Personen mit dieser regionalen Herkunft oder Nationalität gravierende oder zahlreiche Schwierigkeiten verursacht haben.
Zwar werden die Nationalität und die regionale Herkunft nicht explizit in der Rassismusstrafnorm (Art. 261bis StGB) genannt, jedoch meint man eigentlich bei Einlassverweigerungen mit diesen beiden Kriterien gerade das Aussehen ("Rasse") oder die Sprache (ethnische Komponente).
Auch stellt die Einlassverweigerung auf Grund der Nationalität oder regionalen Herkunft einen Verstoss gegen die UNO-Antirassismuskonvention dar.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.

Rechtsstatus

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihres
- asyl- oder
- ausländerrechtlichen Status,
wenn es sich um eine versteckte Einlassverweigerung
auf Grund der "Rasse", Ethnie oder Religion
(s. oben) handelt. Beispielsweise, wenn
bewusst nur der Ausweis derjenigen Personen
kontrolliert wird, die zu den sogenannten
"Problemgruppen" gehören.

Der Rechtsstatus wird zwar nicht explizit in der Rassismusstrafnorm genannt, doch die Einlassverweigerung auf Grund des Rechtsstatus stellt einen Verstoss gegen die UNO-Antirassismuskonvention dar.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.

Geschlecht, Behinderung, sexuelle Orientierung

Behinderung

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihrer körperlichen, geistigen oder psychischen Behinderung, das heisst einzig, weil Menschen mit einer Behinderung als störend erachtet werden. Dies stellt einen Verstoss gegen Artikel 6 des Bundesgesetzes über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen (Behindertengleichstellungsgesetz, BehiG) dar.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.

Geschlecht

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihres Geschlechts, wenn das Motiv der Einlassverweigerung einzig sexistischer Natur ist.
Der Discobetreiber hat jedoch das Recht, für eine gute Geschlechterdurchmischung zu sorgen. Auch steht es ihm offen, Frauen- oder Männerabende durchzuführen.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.

Sexuelle Orientierung

Unzulässig ist die Einlassverweigerung gegenüber Personen auf Grund ihrer sexuellen Orientierung, wenn das Motiv der Einlassverweigerung schwulen- oder lesbenfeindlich oder sexistischer Natur ist.
Der Discobetreiber hat jedoch das Recht, für eine gute Durchmischung der Gäste zu sorgen. Auch steht es ihm frei, Abende für Homosexuelle durchzuführen.

Zulässig ist hingegen die Verweigerung des Einlasses von bestimmten Individuen, die in der Vergangenheit Schwierigkeiten verursacht haben.


Jedes Individuum ist für die Konsequenzen seines Handelns verantwortlich. Personen mit der gleichen Gruppenzugehörigkeit dürfen nicht im Kollektiv verdächtigt werden. Das Handeln eines Individuums darf nicht zum Ausschluss einer Gruppe oder einzelner Mitglieder der betroffenen Gruppe führen.

----------------------
PNOS-DEMO
-----------------------

Grosser Rat BE 30.3.09

I 123/2009 POM
Postulat
Schärer, Bern (Grüne)
Weitere Unterschriften: 0 Eingereicht am: 30.03.2009

Welche Kriterien verwendet Police Bern bei unbewilligten Kundgebungen?

Am Sonntag, 8. März 2009 organisierte die Partei PNOS in Burgdorf eine Kundgebung gegen die Antirassismusstrafnorm. Als eine PNOS kritische Gruppe in Burgdorf eintraf, verlagerte die PNOS ihre Kundgebung kurzerhand nach Bern und zog durch die Berner Altstadt auf den Bundesplatz.
Die PNOS orientiert sich an nationalsozialistischem Gedankengut, stellt sich gegen den Rechtsstaat, vertritt diskriminierende Positionen (welche z.B. durch das Bezirksgericht Aarau bereits verurteilt wurden) und ist ausländerfeindlich. Sie hat öffentlich Gedankengut verbreitet, das auf die systematische Herabsetzung oder Verleumdung der Angehörigen von Bevölkerungsgruppen anderer Herkunft oder Religion gerichtet sind. Deshalb kam sie mehrmals mit dem Gesetz und der Justiz in Konflikt und Parteimitglieder wurden deswegen oder wegen gewalttätiger Angriffe auf andere Menschen verurteilt.
Die Berner Polizei hat in jüngster Vergangenheit Demonstrationen linker Gruppierungen verboten mit Verweis auf Informationen des Staatsschutzes, wonach die Demonstrierenden Gewalt anwenden könnten. Die Kundgebung der PNOS wurde jedoch nicht mit einem solchen Verbot belegt. Dies mutet seltsam an und wirft die Frage auf, ob der Staatsschutz der Berner Polizei seine Nachforschungen auch genügend auf Gruppierungen am rechten politischen Spektrums ausrichtet.
Dazu kommt: Police Bern hat am 8. März 2009 beim Auftritt der PNOS in Bern nicht reagiert mit der Begründung, es sei schlicht unmöglich aus dem Stand eine solche Gruppe zu stoppen. Als jedoch die PNOS kritische Gruppe von Demonstrierenden ebenfalls aus Burgdorf in Bern eintrafen, waren sofort Polizeibeamte zugegen.

Der Regierungsrat wird deshalb um die Beantwortung folgender Fragen gebeten:

1. Wieso war es möglich, dass am Sonntag, 8. März 2009, 150 Anhängerinnen und Anhänger der PNOS in einer unbewilligten Demonstration ungehindert durch die Stadt Bern ziehen konnten? Wieso hat Police Bern nicht interveniert? Wie begründet Police Bern gegenüber dem Regierungsrat die Toleranz gegenüber dem sonntäglichen "Marsch der Rechtsextremen" durch die Stadt Bern? War der Regierungsrat vor, während und nach der Demonstration über das Vorgehen von Police Bern informiert?

2. Welche Haltung vertritt der Regierungsrat gegenüber der Tatsache, dass Police Bern in Burgdorf Sicherheitsleute der Firma Apollo Security zur Unterstützung angefordert hat? Auf welcher gesetzlichen Grundlage wurde die betreffende Firma verpflichtet, wer hat den Einsatz bezahlt und hätten Waffen zum Einsatz kommen können?

3. Wie gedenkt der Regierungsrat sich in Zukunft gegenüber unbewilligten Auftritten rechtsextremer Organisationen im Kanton Bern zu verhalten?

Es wird Dringlichkeit verlangt. Gewährt: 02.04.2009

-----------------------------------------------
GASSENKÜCHE SOLOTHURN
------------------------------------------------

Solothurner Zeitung 8.5.09

Der "Adler" ist nun flügge

Gassenküche und Anlaufstelle in Solothurn stehen offen

Fast fünf Jahre hats gedauert, bis der ehemalige Gasthof Adler in der Solothurner Vorstadt in die neue Gassenküche mitsamt Kontakt- und Anlaufstelle umfunktioniert werden konnte. Gestern wurde der Betrieb der beiden Angebote für Drogenkranke und Randständige aufgenommen. Vom "Adler" versprechen sich die Behörden auch eine Verbesserung der Situation um die "Alki-Szene" auf dem Amthausplatz. (ww) Seite 23

--

Der "Adler" ist sanft gelandet

Seit gestern wird in der neuen Gassenküche gekocht, und die Anlaufstelle funktioniert

Noch zwei Stunden zuvor hätte Roberto Zanetti nie geglaubt, dass in dieser Baustelle 50 Leute ein perfektes Mittagessen einnehmen könnten. Doch um die Mittagszeit herrscht fast ausgelassene Stimmung in der Gassenküche mit der angedockten Kontakt- und Anlaufstelle im alten "Adler": Nach dem Countdown hat alles geklappt.

Wolfgang Wagmann

Der Salat wirkt knackig, auf der Suppe hats ordentlich Schlagrahm, und das Partyfilet duftet verlockend neben den Spätzli. Ein bisschen Festtagsmenü muss schon sein, bestätigt Roberto Zanetti, Geschäftsführer der "Perspektive", in der neuen Gassenküche. Und gratis ist das Menü in der platschvollen Gaststube mit ihrer chromglänzenden, neuen Küche heute ohnehin. "Ich bin froh, jetzt geht die lange Geschichte nicht zu Ende, sondern fängt an", blickt Urs Bentz, Leiter Soziale Dienste der Stadt, auf den langen Leidensweg des "Adler"-Projekts zurück. Fast fünf Jahre wurde geplant und bis vor Bundesgericht gestritten, ehe der gestrige Tag möglich wurde. Der Armenverein Solothurn, der unter anderem die Stiftung Discherheim vertritt, hatte es überhaupt möglich gemacht, den "Adler" dank dem Erlös aus Landverkäufen ans Discherheim zu erwerben und umzubauen. "475 000 Franken haben zusätzlich die <Perspektive> und der Förderverein Perspektive in die Infrastruktur investiert", ergänzt Roberto Zanetti. Das Küchenteam freut sich über Innovationen wie einen Steamer oder Gäste wie Schwester Sara Martina und Strassenmusikant Fritz Beetschen, die sich in der Gaststube ausgesprochen wohl fühlen. "Mir gefällt es hier", meint Beetschen.

Gäste hinten und vorne

Noch andere Gäste erwartet der umgebaute Gasthof an diesem Tag: Im hinteren Hausteil werden von 15.45 bis 19.30 Uhr ein Aufenthaltsraum, ein Sanitätszimmer, ein Kleiderlager sowie ein Injektions- und ein Inhalationsraum als "Kontakt- und Anlaufstelle" offen stehen - und zwar an 365 Tagen im Jahr. "Es wird mehr und mehr inhaliert als injiziert. Das ist eine Konsumform-Verlagerung in eine weniger schädliche Richtung", erklärt Roberto Zanetti. Aber auch, dass hier, im neuen Ersatzangebot für die bisherige Anlaufstelle an der Dornacherstrasse, "nur konsumiert" wird - die legale Drogenabgabe "läuft über den psychiatrischen Dienst".

Rund 40 "Stammgäste" vorne in der Gassenküche, etwa gleich viele hinten in der Anlaufstelle - oft sind es dieselben - betreut Sibylla Motschi, Leiterin des jetzt im "Adler" zusammengefassten Angebots. "In der Anlaufstelle arbeiten wir zu sechst immer in einer Doppelschicht und verfügen dazu über 270 Stellenprozent. In der Küche sind es drei Personen mit 200 Stellenprozenten." Ergänzt wird das Küchenteam durch eine Taglöhner-Equipe im Service. "Wir wissen aber nie genau, wie viele Leute tatsächlich kommen", müssen sich Käthi Blaser und ihre Kolleginnen flexibel auf ihre langjährige Küchenerfahrung an der Rathausgasse, im "Esel", verlassen. Dieser, im Besitz des Kolpingvereins, wird übrigens nun von der Stiftung Solodaris vermietet, die dort laut Urs Bentz ein Ess-Angebot mit psychisch Behinderten realisiert.

Eine "geschlossene Gesellschaft"

Die Gassenküche ist weiterhin auf Spenden angewiesen, denn das Angebot wurde mit dem "Adler" massiv ausgeweitet: Im Sommer fünf Werktage von 10 bis 19.30 Uhr, im Winter auch samstags geöffnet, werden neu auch kleine Abendessen ausgegeben. Sogar "Zigi" - 35 Rappen das Stück - sind erhältlich, denn in der Gassenküche hat nur Zutritt, wer "suchtkrank und sozial ausgegrenzt" ist, so die Definition von Urs Bentz. Als "geschlossene Gesellschaft", betitelt auch Roberto Zanetti seine Klientel, und deshalb falle die Gassenküche nicht unters Gastronomiegesetz - Aschenbecher stehen auf den Tischen. Mit Spielen, einem Töggelikasten oder einem Boxsack möchte Sibylla Motschi den Aufenthalt im "Adler" aufwerten; Alkoholkonsum ist bis auf Spirituosen ebenfalls erlaubt. Ein preisgünstiger Bierausschank wie in Olten praktiziert, ist in der Vorstadt (noch) kein Thema. "Es könnte aber eines werden", meinen Bentz und Zanetti - denn man müsse die Situation ständig analysieren und notfalls auch neu bewerten.

--

"Keini Lämpe, bitte!"

Eine "Entlastung des öffentlichen Raums" streben sowohl Urs Bentz, Leiter soziale Dienste der Stadt, wie "Perspektive"-Geschäftsführer Roberto Zanetti an. "Unser Ziel ist, Bewegung in die ganze Geschichte zu bringen", so Bentz, obwohl auch ihm klar ist, dass der Amthausplatz nie ganz von "Alkis" befreit werden kann. "Aber die bisherige Beschlagnahme des Buswartehäuschens muss sich ändern." Und auch Zanetti ist klar: Der "Adler" sei neu "das Auffangbecken" wenn die Polizei die Leute am Amthausplatz wegweist. Möglichst "erschütterungsfrei" soll das gehen, und auch im und rund um den "Adler" duldet die "Perspektive" gar "keini Lämpe", wie sich Zanetti ausdrückt. Eine strenge Hausordnung, mit der Möglichkeit, Hausverbote auszusprechen, sowie der Apell an die Gäste sollen für Normalität in der Vorstadt sorgen. Geplant sind auch "Litttering-Touren" zur allfälligen Abfallentsorgung in der Umgebung. Für Urs Bentz steht fest, dass der "Adler nicht höhere Betriebskosten mit sich bringt, "aber der polizeiliche Aufwand dürfte vorübergehend grösser werden, bis sich alles eingespielt hat." (ww)

Tag der Offenen Tür

Offiziell eröffnet wird die Kontakt- und Anlaufstelle mitsamt Gassenküche am Dienstag, 19. Mai, anlässlich der "Perspektive"-Generalversammlung. Die Öffentlichkeit kann am Samstag, 23. Mai, zwischen 10 und 14 Uhr, die Betriebe im "Adler" besichtigen. (ww)

---

Solothurner Tagblatt 8.5.09

"Adler" ist gelandet

Seit gestern sind die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle im ehemaligen Restaurant Adler eröffnet.

Perspektive-Geschäftsführer Roberto Zanetti konnte gestern um halb zwölf die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle an ihrem neuen Standort in der Vorstadt eröffnen.

Mit der Eröffnung der Gassenküche und der Anlaufstelle erhofft sich die Stadt Solothurn auch eine Entspannung auf dem Amthausplatz, wo sich die Szene schon seit Jahren aufhält.

 Die Gassenküche sei jetzt sozusagen der siamesische Zwilling des Wegweisungsartikels, meinte Roberto Zanetti. "Hierhin kann die Polizei diese Menschen weisen, wenn sie auf dem Amthausplatz stören. Ich bin überzeugt, dass es eine zunehmend spürbare Entlastung des öffentlichen Raumes geben wird."

Der Widerstand gegen die Gassenküche war im Vorfeld gross. Einige Anwohner zogen ihre Beschwerden bis vor Bundesgericht. "Wir wissen, dass wir in der nächsten Zeit mit Argusaugen beobachtet werden", so Zanetti. Entsprechend mahnte er die Klientinnen und Klienten bei der Eröffnung auch daran, sich an die strenge Hausordnung zu halten.

"Wir arbeiten eng mit der Polizei zusammen, und wir werden täglich mehrere Littering-Einsätze im Quartier durchführen", versicherte Zanetti. Zudem hätten alle den Ehrgeiz, hier keine Querelen zu haben.

In der Gassenküche werden nun wochentags ein Mittagessen und neu am Abend ein Imbiss serviert. Die Räumlichkeiten wirken sehr hell, ein grosser Teil des Mobiliars stammt noch vom Restaurant Adler. Zutritt hat, wer eine Suchtproblematik aufweist oder wer von sozialer Ausgrenzung betroffen ist.rah

Seite 30

--

Gassenküche im Adler

"Keine Lust auf Reklamationen"

Seit gestern ist die Gassenküche und die Kontakt- und Anlaufstelle im ehemaligen Restaurant Adler eröffnet. Ein Freudentag für Klienten und Mitarbeiter, betonte Perspektive-Geschäftsführer Roberto Zanetti.

44 Sitzplätze bietet die neue Gassenküche im ehemaligen Restaurant Adler. Nur wenige davon blieben gestern Mittag ungenutzt. Zur Eröffnung spendierte Perspektive ein ganz besonders feierliches Menü: Partyfilet, selbstgemachte Spätzli und Gemüse. An den Gesichtern der Perspektive-Klientinnen und Klienten war die Freude deutlich abzulesen.

Bevor Perspektive Geschäftsführer Roberto Zanetti das rote Band durchschnitt und damit die neue Gassenküche eröffnete, sprach er den Anwesenden noch einmal ins Gewissen: "Niemand hat Lust jeden Tag Reklamationen entgegen zu nehmen." Er appellierte daher an alle, sich an die Hausregeln zu halten. "Wir erwarten, dass man sich hier anständig benimmt."

In der Gassenküche wird nun wochentags jeweils ab halb zwölf Uhr ein Mittagessen für sieben Franken serviert. Neu gibt es jeweils auch am Abend einen Imbiss, der für drei Franken zu haben ist. Die Räumlichkeiten wirken sehr hell und einladend, ein grosser Teil des Mobiliars stammt noch vom Restaurant Adler. Zutritt hat gemäss Hausordnung wer eine Suchtproblematik aufweist oder wer von sozialer Ausgrenzung betroffen ist.

Kontakt- und Anlaufstelle

Direkt hinter der Gassenküche befindet sich neu auch die Kontakt- und Anlaufstelle, die gestern Nachmittag eröffnet wurde. Auf rund 150 Quadratmetern befinden sich ein Beratungs- und Aufenthaltsraum, ein Inhalations- und ein Injektionsraum, dazu auch Duschen, ein Pflegeraum und eine Waschmaschine, die den Klientinnen und Klienten zur Verfügung steht. Ein Quantensprung gegenüber den ehemaligen Räumlichkeiten an der Dornacherstrasse, meint Bereichsleiterin Sibylla Motschi. "Für die Klientinnen und Klienten wie auch für unser Team ist es eine viel komfortablere Situation", sagt sie. Die Räumlichkeiten erinnern optisch an einen Wartesaal beim Arzt oder an eine Umkleidekabine in einer Turnhalle. Rund 40 Leute würde diese Räumlichkeiten täglich nutzen, sagt Motschi.
rah

--

Anwohner

"Neutral" bis "besorgt"

Von "neutral" bis "besorgt" reichen die Reaktionen der Anwohner am Eröffnungstag der Gassenküche und der Kontakt- und Anlaufstelle. "Wichtig ist für uns, dass sich die Angelegenheit drinnen abspielt, und dass sich jetzt nicht einfach die Szene vom Amthausplatz in die Vorstadt verschiebt", erklärt Martin Tschumi, Präsident der Vereinigung Pro Vorstadt. Angst habe er nicht, aber er werde die Situation genau beobachten. "Mit einem gewissen Verständnis." Besorgt zeigte sich Karin Werthmüller, Wirtin der ‹Sonne›. "In der Gassenküche sehe ich eigentlich kein Problem, aber die Kontakt- und Anlaufstelle bereitet mir Kopfzerbrechen." Ähnlich äusserten sich auch die Betreiber der ‹Cucina Mediterranea› direkt hinter der Gassenküche. "Wir wissen, dass diese Leute irgendwo hin müssen, aber viele Gäste sind skeptisch", so hiess es.
rah

--------------------------
SANS-PAPIERS
--------------------------

Basler Zeitung 8.5.09

Lehre für Papierlose

Gewerbe lobbyiert in Bern

Lobbying. "Sehr motiviert und pflichtbewusst" erleben Basler Lehrmeister immer wieder jugendliche Sans-Papiers, die sich für Lehrstellen interessieren, weiss Gewerbedirektor Peter Malama. Doch ausbilden dürfen die Betriebe die jungen Leute nicht - sonst droht ihnen eine happige Busse wegen Schwarzarbeit. "Das ist stossend", so Malama zur BaZ: "Wir bestrafen so junge Leute, die nichts dafür können, dass ihre Eltern illegal in die Schweiz gekommen sind - und es macht auch volkswirtschaftlich keinen Sinn, wenn wir gute Bewerber abweisen müssen."

Stossend ist die Situation auch für das Erziehungsdepartement: "Wir schneiden diesen Jugendlichen nach der Schule den Ausbildungsweg brüsk ab", sagt Hans Georg Signer, Leiter Bildung. Nun wollen sich Signer - mit Rückendeckung von Erziehungsdirektor Christoph Eymann (LDP) - und FDP-Nationalrat Malama in Bern für eine "pragmatische Lösung" einsetzen. Die beiden setzen weniger auf hängige politische Vorstösse im Parlament denn auf Dialog: "Wir klären derzeit ab, ob Bundesverwaltung und Bundesrat in eigener Kompetenz die betreffenden Erlasse anpassen könnten", so Malama. Ob der Bundesrat dazu bereit wäre, steht auf einem anderen Blatt: Bisher hat er sich stets gegen kollektive Lösungen gewehrt und die Betroffenen auf das Härtefallverfahren verwiesen.  te > SEITE 5

--

Sans-Papiers sollen Lehre machen

Grosse Schweizer Städte setzen sich für Jugendliche ohne Aufenthaltsbewilligung ein

Timm Eugster

Regierungsmitglieder von Genf, Basel, Zürich und Bern unterstützen die Kampagne "Kein Kind ist illegal" der Sans-Papiers-Anlaufstellen. Besonders intensiv sucht Basel nach Möglichkeiten, Sans-Papiers eine Berufslehre zu ermöglichen.

"Diese Politik ist schizophren!", findet der Zürcher Schulvorsteher Gerold Lauber. "Wir bilden in der Volksschule seit Jahren auch Kinder ohne Aufenthaltsbewilligung aus, weil die Bundesverfassung das Recht auf Bildung garantiert - und nach der Schulpflicht behandeln wir sie plötzlich wieder so, als gäbe es sie nicht."

Wie viele Junge in der Schweiz keine Lehre antreten können, weil ihnen die dazu nötige Arbeitsbewillung fehlt, weiss niemand genau. Eine offizielle Studie schätzt, dass in der Schweiz rund 100 000 Sans-Papiers leben - davon mehrere Tausend Kinder und Jugendliche. Die Sans-Papiers-Anlaufstellen der Städte werden indes nicht mit Hunderten von Fällen konfrontiert: "Nur eine Minderheit gelangt an uns", sagt Bea Schwager, die Leiterin der Zürcher Beratungsstelle. Auch die Schulen erheben keine Zahlen. In deren Wahrnehmung handle es sich stets um einzelne Fälle, so Hans Georg Signer, Leiter Bildung im Basler Erziehungsdepartement. Von "schon einigen Fällen" in Zürich spricht Lauber: "Nach der Schule verschwinden die Jugendlichen vom Radar - mit dem Risiko, dass einzelne später bei Polizei, Staatsanwaltschaft oder Sozialdiensten auftauchen."

Anlaufstellen und Behörden versuchen in Basel wie Zürich indes immer wieder, Übergangslösungen zu improvisieren: etwa, dass ein Jugendlicher bis zu drei Mal ein 10. Schuljahr besucht oder in ein staatliches Qualifizierungsprogramm wechselt, das als Schule gilt. Auch Gymnasien und andere weiterführende Schulen stehen Sans-Papiers offen - sind aber nur für wenige eine Alternative. Vergleichsweise gut ist die Situation in Genf, wo Jugendliche in Lehrwerkstätten ausgebildet werden, die als Schulen gelten.

Gemeinsam

Die Regierungen der grossen Schweizer Städte wollen sich nicht mit der heutigen Situation abfinden: Der gesamte Genfer Stadtrat und alle angefragten Regierungsmitglieder in Zürich, Bern und Basel haben das Manifest "Kein Kind ist illegal" unterzeichnet, das von den Anlaufstellen für Sans-Papiers, Terre des hommes, Heks, dem katholischen Frauenbund sowie den Gewerkschaften VPOD und Unia lanciert worden ist. In Basel hat Regierungspräsident Guy Morin unterschrieben - allerdings erst, nachdem er die offizielle Anfrage für eine Erstunterzeichnung entweder an den zuständigen Sicherheitsdirektor Hanspeter Gass weitergeleitet hat oder diese bei ihm schlicht untergegangen ist. "Ich habe aber am 1.-Mai-Fest unterschrieben", versichert Morin. Die Unterschriften der Stadtoberhäupter und aller anderen sollen an die Bundesrätinnen Eveline Widmer-Schlumpf und Doris Leuthard übergeben werden.

Härtefall

Doch damit lassen es die Städte nicht bewenden: Gerade das Basler Erziehungsdepartement unter Christoph Eymann (LDP) und der Gewerbeverband unter Peter Malama (FDP) lobbyieren in Bern intensiv (siehe Frontseite). Auch in Zürich macht man sich Gedanken, "wie man in Bern lobbyieren könnte", so Stadtrat Gerold Lauber. Auch ein Vorstoss mit anderen Städten sei "denkbar", so Lauber.

Aus Genf lanciert wurden die beiden Vorstösse von Luc Barthassat (CVP) und Christian van Singer (Grüne), die im Parlament hängig sind. Der Bundesrat empfiehlt beide zur Ablehnung und verweist auf das Härtefallverfahren: Gerade Familien mit eingeschulten Kindern hätten gute Chancen, anerkannt zu werden. Für Bea Schwager braucht es aber gerade für Jugendliche eine kollektive Lösung: "Wer ein Härtefallgesuch stellt, geht ein hohes Risko ein, ausgewiesen zu werden - gerade in Zürich." Zudem sei ihr der aktuelle Fall eines Jugendlichen bekannt, dessen Familie gar kein Härtefallgesuch stellen darf - weil seine Eltern vor Jahren trotz abgelehntem Asylgesuch in der Schweiz geblieben waren.

 > http://www.keinkindistillegal.ch

----------------------------------------------------------------
WEISSE FABRIK LOVES ROTE FABRIK
-----------------------------------------------------------------

Senffax 7.5.09

Empfängeradresse:
Rote Fabrik Zürich, 044 485 58 59

Absenderadresse:
Weisse Fabrik loves (Weiss-)Rote Fabrik

liebe w, rot, 29

dein senf ist herzlichst eingeladen an einem öffentlichen austausch zu deinem momentanen zustand dazu gegeben zu werden, wie auch ich, weiss, meinen senf dazu geben werde.

ich freue mich dich am 22.5.09 gegen 19h vor dem ziegel zu treffen.

"...die besucherinnen werden ermuntert, aktiv an der gestaltung des programms teilzunehmen, bei der realisierung der veranstaltung mitzuwirken und ihren senf dazu  zu geben."

-------------------------------------
STOP MURDER MUSIC
-------------------------------------

Tagesanzeiger 8.5.09

Mavado-Konzert findet statt

Metzler Beat

Das Mavado-Konzert am 14. Mai wird stattfinden. Gestern strich das Dynamo die geplante Show des jamaicanischen Dancehall-Sängers aus dem Programm, weil dieser in einigen seiner Texte gegen Schwule hetzt (TA vom 7. 5.). Der Veranstalter hat aber schnell einen anderen Ort für das Konzert gefunden: den LG Club in Oerlikon. "Viele Leute haben uns unterstützt, die Show trotzdem durchzuführen", sagt der Veranstalter Nicardo Blake. Die bisher verkauften Tickets bleiben weiterhin gültig. Blake sagt, er habe das Konzert monatelang geplant und viel Arbeit investiert. Deshalb will er vom Dynamo Schadenersatz verlangen. Gemäss Blake werden Mavados Texte falsch verstanden, die umstrittenen Passagen würden sich nicht gegen Schwule richten. (bat)

---

News 8.5.09

Schwulenfeind bekommt Plattform

Zürich. Der Reggae-Musiker Mavado soll am 14. Mai im LG Club in Oerlikon auftreten. Das Zürcher Jugendkulturhaus Dynamo kippte den Jamaikaner am Mittwoch wegen seiner schwulenfeind- lichen Songtexte aus dem Programm (NEWS berichtete). Doch nun fordert Mavados Konzert-Veranstalter Schadenersatz. Es seien bereits 200 Tickets verkauft, sagte der Veranstalter zu 20min.ch. FR.

-----------------------------
NESTLÉ-WASSER
-----------------------------

Tagesanzeiger 8.5.09

Nun nehmen Uni-Aktivisten den Nestlé-Chef ins Visier

An der Universität Zürich lebt der politische Protest wieder auf: Das Komitee "uni von unten" will den Auftritt von Nestlé-Chef Peter Brabeck stören. Rektor Fischer zeigt sich beunruhigt.

Von Stefan Häne und Simone Rau

Zürich. - Als Nächster ist Peter Brabeck dran. Am kommenden Dienstag spricht der Verwaltungsratspräsident von Nestlé auf Einladung des Schweizerischen Instituts für Auslandforschung (Siaf) an der Uni Zürich. Bei seinem Vortrag wird auch das Aktionskomitee "uni von unten" zugegen sein - wie bereits am Mittwoch, als Nationalbank-Chef Jean-Pierre Roth im Rahmen der Siaf-Vortragsreihe referierte (TA von gestern Donnerstag).

Von einem grossen Sicherheitsaufgebot begleitet, ging Roths Auftritt störungsfrei über die Bühne. Nach dem Vortrag kam es zu einer Gegenveranstaltung des Komitees, die nahezu 100 Personen besuchten und ebenfalls friedlich ablief. Anders präsentierte sich die Situation Anfang April, als der Vortrag von Novartis-Chef Daniel Vasella gar nicht erst stattfand - abgesagt aus Sicherheitsgründen. Das Komitee"uni von unten" hatte auf einem Flugblatt angekündigt, Vasella "einen gebührenden Empfang zu bereiten".

Gewaltausschreitungen befürchtet

Und jetzt also Brabeck. "Er ist ein ganz anderes Kaliber als Roth", sagt eine Sprecherin des Komitees, die anonym bleiben will. Ob es zu Ausschreitungen kommen wird, kann sie nicht abschätzen. Dies gilt auch für Uni-Rektor Andreas Fischer. Er zeigt sich "nicht ganz ruhig, aber zuversichtlich". Genährt wird seine Zuversicht durch den Auftritt von Nationalbank-Chef Roth. Dass dennoch Bedenken mitschwingen, hat seinen Grund: Der Kern der Gruppierung "uni von unten" verfolgt möglicherweise andere Ziele als jene, die sich in ihrem Dunstkreis bewegen. Fischer hat vor einigen Wochen mit zwei Vertretern der Gruppierung eine Unterredung geführt. Die Studierenden - "beide politisch und fachlich engagiert" - hätten zugesichert, die Konfrontation zu meiden. Beunruhigend ist laut Fischer die Diskrepanz zwischen diesem Bekenntnis und dem Flugblatt, das eine implizite Drohung gegenVasella enthielt. Ein anderes mit dem Titel "Zyklus des Grauens" qualifizierte Brabeck als "nicht willkommen".

Fischers Befürchtung ist also nicht aus der Luft gegriffen. Die Sprecherin des Komitees versichert zwar: "Wir werden nicht gewalttätig und rufen auch nicht zu Gewalt auf." Das Thema sei allerdings heikel und habe in der Gruppe für Diskussionen gesorgt. Die Frau betont, sie könne nicht für die ganze Gruppe sprechen. "Es ist schwierig, für alle und alles Verantwortung zu übernehmen."

Auf Missstände aufmerksam machen

Das Komitee ist lose organisiert und besteht aus 30 bis 50 Mitgliedern; eine genaue Zahl will die Sprecherin nicht nennen. Die Motive für das Engagement der Leute seien unterschiedlich. Gemeinsam sei allen der Wunsch, Bewegung ins politische Leben der Uni zu bringen. "Der Zeitpunkt für Aktionen ist gut", sagt sie und verweist auf die Wirtschafts- und Finanzkrise. Gemäss TA-Informationen haben an der Gegenveranstaltung am Mittwoch Mitglieder der globalisierungskritischen Organisation Attac teilgenommen, ebenso Vertreter linker Studentenparteien der Uni Zürich. Sylvie Michel, Präsidentin des Studierendenrates (StuRa), findet es erfreulich, dass die Studierenden nach Jahren der Passivität wieder politisch aktiv werden. Sinnvoll sei aber einzig der kritische Dialog. Jegliche Form von Gewalt verurteilt der StuRa.

Uni-Rektor Fischer setzt ebenfalls auf den Dialog. Allerdings hält er es für zwingend, dass das Komitee auch andere Meinungen zulässt. "Ich dulde es nicht, wenn ein Redner niedergeschrien oder auf andere Weise an seinem Auftritt gehindert wird." Ob die "uni von unten" den Beginn neuer Studentenproteste markiert, darüber wagt Fischer keine Prognose abzugeben. Anzeichen dafür finden sich jedenfalls auch in Basel: Einige Mitglieder der Gruppierung Aktion kritisch-unabhängiger Studierender reisten an die Protestveranstaltung der Zürcher Kollegen. Geplant ist, die Zusammenarbeit weiterzuführen, wie die Sprecherin von "uni von unten" sagt: "Damit unsere Stimme lauter wird."

--

"uni von unten" irritiert in Basel

Basel. - Seit 2007 existiert in Basel eine Organisation mit dem Namen "uni von unten". Sie geisselt die Bildungspolitik, die zu einem "enormen Finanzmarkt" verkommen und elitär sei. Jeden Montagabend veranstaltet sie Seminare im Basler Internetcafé Planet 13. Auftreten können Personen, die sich ihr Wissen autodidaktisch angeeignet haben, also über keine Fachtitel verfügen.

Dass sich in Zürich eine Gruppierung gleich nennt (siehe Haupttext), sorgt in Basel für Irritation. "Esbesteht Verwechslungsgefahr", sagt Avji Sirmoglu, zuständig für dieÖffentlichkeitsarbeit vom Planet 13. Nach dem abgesagten Auftritt von Novartis-Chef Daniel Vasella an der Uni Zürich seien zahlreiche Reaktionen bei ihnen eingegangen. Einen Imageschaden befürchtet Sirmoglu nicht. Auch die Basler "uni von unten" versucht, ihre Sozialkritik in die Öffentlichkeit zu tragen. Ende April etwa referierte an der Uni Basel der Multimillionär Götz Werner. Die Gruppe quittierte seine Rede mit kritischen Zwischenrufen. (sth)

--

Uni-Studenten wollen mitreden

Studierende der Uni Zürich fordern den Kantonsrat auf, ihre Studentenschaft wieder zu stärken - zum dritten Mal.

Zürich. - Die meisten renommierten Hochschulen haben starke Studentenorganisationen. Sie bieten ihren Mitgliedern Dienstleistungen an, von psychologischer Beratung bis zu Vergünstigungen für Bücher. Und sie vertreten ihre Interessen gegenüber der Schulleitung, wie etwa der Verband der Studierenden der ETH (VSETH). Er ist gut organisiert und finanziert sich über Mitgliederbeiträge zum grossen Teil selber.

Anders an der Uni Zürich: Der Studierendenrat kann keine Dienstleistungen anbieten und ist finanziell vollständig von der Universitätsleitung abhängig. Die einst starke Organisation, die Studentenschaft der Uni Zürich (SUZ), hat der Regierungsrat 1977 aufgelöst.

Nun soll es - nach über 30 Jahren - wieder eine SUZ geben, eine unabhängige öffentlich-rechtliche Körperschaft. Am Montag vor einer Woche hat Kantonsrat Andreas Erdin (GLP) zusammen mit den Grünen und der EVP eine parlamentarische Initiative eingereicht. Sie verlangen eine Rechtsgrundlage für die SUZ im Universitätsgesetz.

Ein Blick zurück: 1919 gegründet, dominierten in der SUZ 50 Jahre lang die politischen Rechten; alle Studierenden waren automatisch Mitglied. Anfang der 70er-Jahre hielten dann Linksaktivisten Einzug in die Gremien der SUZ. Ihr Engagement gipfelte in einem Gratulationsschreiben an ihre nordvietnamesischen Kommilitonen für den Abzug der US-Truppen.

Darauf weigerten sich bürgerlich denkende Studierende, weiterhin Mitgliederbeiträge zu bezahlen. Zuerst erfolglos. Dann hiess der Regierungsrat die Rekurse gut. Noch im gleichen Jahr, 1977, löste er die SUZ auf.

Bereits zwei Mal (1998 und 2002) ist die Wiedereinführung der SUZ im Kantonsrat gescheitert. "Beim dritten Anlauf soll es klappen", sagt Andreas Erdin. Dieses Mal werde im Gesetzestext festgehalten, dass die SUZ keine Zwangskörperschaft sei, sondern freiwillig. Die SUZ werde auch kein allgemeinpolitisches Mandat ausüben können, sondern kann sich nur zu Themen äussern, die Studierende auch wirklich betreffen. (ber)

---

NZZ 8.5.09

Selbstverpflichtung zu Ethik im Geschäft

Nestlés Handel mit Wasser als Testfall für den Global Compact

 Im Global Compact mit der Uno verpflichten sich Unternehmen, fair und umweltgerecht zu wirtschaften. Die Meinungen, wie das zu erreichen sei, gehen auseinander. Das zeigt sich am Beispiel des Umgangs von Nestlé mit Wasser. Beim Bund findet das Instrument Anklang.

 rte. New York, 7. Mai

 Der Global Compact, die Partnerschaft zwischen der Uno und privaten Firmen für gute Unternehmensführung, hat seinen Jahresbericht vorgelegt. Fazit: In Krisenzeiten werden Nachhaltigkeit und ethische Geschäftsführung zu einem Muss. Investoren und Kunden sind an qualitativ hochstehenden, fair hergestellten Produkten interessiert. Der Pakt, in dem sich die Firmen unter anderem der Einhaltung der Menschenrechte, dem Kampf gegen Korruption und dem Umweltschutz verschreiben, findet deshalb viel Zulauf. Die Schweiz unterstützt die vom damaligen Uno-Generalsekretär Kofi Annan im Jahr 2000 lancierte Initiative geradezu begeistert und finanziert Studien, Programme und den Jahresbericht. Die meisten der grossen in der Schweiz ansässigen internationalen Konzerne sind dem Pakt beigetreten. Unter den 59 Schweizer Unterzeichnern findet man etwa Credit Suisse, Holcim, Nestlé, Novartis, Swiss Re, Syngenta und die UBS. 6200 Unternehmen sind den Pakt bis jetzt eingegangen, allein 2008 sind fast 1500 dazugekommen, 30 Prozent mehr als im Vorjahr.

 Keine wirksame Kontrolle

 Viel zu verlieren hat die Privatwirtschaft dabei allerdings nicht. Genaue Vorgaben darüber, was im Jahresbericht enthalten sein muss, gibt es nicht. Es existiert auch keine Instanz, die auf Widersprüche oder Missstände aufmerksam macht. Einzig wer den Jahresbericht nicht abliefert, wird von der Liste gestrichen. Die Unternehmensleitung kann den Bericht über ihre Fortschritte, die "Communication on Progress", so verfassen, wie sie will. Beleuchtet werden jene Bereiche, in denen die Firma Positives zu vermelden hat, dunkle Seiten werden ausgeblendet. Weil der Pakt keinen Mechanismus habe, mit dem überprüft werden könne, ob die Versprechen auch eingehalten würden, sei die Initiative wertlos und diene einzig den Unternehmen als Werbeinstrument, findet Global Witness, eine nichtstaatliche Organisation, die die gerechte Nutzung von Ressourcen propagiert. "Blauwaschen" nennen Kritiker des Global Compact das Tête-à-Tête der Privaten und der Uno.

 Kritik am Wasser-Mandat

 Kritische Stimmen finden sich auch unter den Diplomaten. Der Präsident der laufenden Generalversammlung, der ehemalige sandinistische Aussenminister Nicaraguas Miguel d'Escoto Brockmann, sprach sich jüngst deutlich gegen das dem Compact angegliederte "CEO Water Mandate" aus: Wer Wasser privatisiere und zu einem Handelsgut wie Öl mache, verwehre dem Volk ein Menschenrecht, das so grundlegend sei wie die Luft zum Atmen.

 Das Wasser-Mandat setzten die CEO erst vergangenes Jahr auf, es präsentiert sich als Liste von Firmen, die verantwortungsvoll mit Wasser umgehen wollen. Nestlé, Coca-Cola, Vivendi, Suez - die grössten Wasseranbieter sind mit dabei. "Das Mandat ist Teil eines immer verwirrender werdenden Angebotes sogenannter Corporate-Social-Responsibility-Initiativen, in denen viel versprochen wird, die meistens aber keine Resultate liefern", sagt Mark Hays von Corporate Accountability International, einer Organisation, die sich für verantwortungsbewusste Geschäftspraxis einsetzt. Mit 117 anderen Vereinigungen aus 33 Ländern haben sie Uno-Generalsekretär Ban dazu aufgerufen, seine Unterstützung für das CEO-Wasser-Mandat zurückzuziehen.

 Ein Preis für ein lebenswichtiges Gut?

 Dass Wasser das blaue Gold der Zukunft wird, erkannte man spätestens Ende des letzten Jahrzehnts. 1997 wurde ein Welt-Wasser-Rat gegründet. An Bord sind auch wichtige private Wasseranbieter wie Vivendi und Suez. David Andrews, Mitarbeiter in d'Escotos Stab, macht auf den Einfluss aufmerksam, den die Privaten mit dem Mandat, dem Rat und dem Forum auf Uno-Entscheidungen über Wasser hätten. Seiner Meinung nach kontrollieren und beeinflussen sie das ganze Programm. Die Uno findet sich demnach in einer widersprüchlichen Situation: Zum einen macht sie auf die Wasserkrise aufmerksam und ruft zum Umdenken auf, zum anderen lässt sie es zu, dass Privatunternehmen die Kontrolle des Preises von Wasser an sich nehmen.

 Die Kritik zielt auch auf den Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé, eines der Vorzeigemitglieder des Global Compact. In beiden amerikanischen Kontinenten erheben sich Proteste gegen den Schweizer Multi: In Südamerika soll das Unternehmen daran sein, ein Wassermonopol aufzubauen, in Regionen Kanadas prüft man ein Verbot des Verkaufes von Wasserflaschen, weil Nestlé zu viel Wasser abpumpe, in den USA formieren sich Bürgerinitiativen gegen Nestlés Versuche, an weitere Quellen zu kommen. Die Gegner verbünden sich im Internet gegen den finanzkräftigen Riesen. "I Hate Nestlé" oder "Stop Nestlé Waters" heissen etwa die Websites, sie führen Kampagnen mit Titeln wie "Think outside the bottle". Wasser in Flaschen abzufüllen und zu verkaufen, heisst es da, sollte etwa so negativ bewertet werden wie das Rauchen.

 In einem Gespräch in New York am Rande des Forums "Gemeinsame Wertschöpfung", das Nestlé in Zusammenarbeit mit der Uno und der Schweiz organisiert hat, weist Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck-Letmathe solche Kritik zurück. Das Wasser, das das Unternehmen für den Verkauf in Flaschen abzapfe, sei weltweit gesehen gerade einmal "ein Tropfen in der Badewanne". Nestlé sei es sogar gelungen, den Wasserverbrauch trotz höherem Produktionsvolumen zu senken. Er ist überzeugt, dass auf Wasser ein Preis erhoben werden muss: Wer den Wert eines Gutes nicht schätze, neige dazu, es zu verschwenden.

 Der entwicklungspolitische Uno-Berater Jeffrey Sachs, der im Beirat der Wertschöpfungsinitiative von Nestlé sitzt, widerspricht ihm da. Die Geschichte zeige, dass die Erhebung eines Preises auf einem Gut immer dazu führe, dass Menschen sich gegenseitig umbrächten, sagte Sachs in der Diskussionsrunde über Wasser in New York. Seiner Ansicht nach müssten die reichen Länder viel mehr Geld in die Entwicklungsländer stecken. - Der Schweizer Botschafter bei der Uno in New York, Peter Maurer, ist überzeugt davon, dass die Bedürfnisse der Öffentlichkeit mit denen der Privatunternehmen besser vereinbart werden können. Märkte müssten Richtung Nachhaltigkeit gesteuert werden, sagt er. Er glaubt, dass Nestlés entsprechende Bemühungen redlich seien. "Die Zukunft liegt nicht in billigen Reklametricks, durch die Unternehmen für ein oberflächliches Engagement Anerkennung heischen", sagt Maurer. Gerade die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass bei unverantwortlicher Unternehmensführung das Vertrauen der Konsumenten sehr rasch schwinde. Gute Partnerschaften zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor seien ein Weg, wie es wieder aufgebaut werden könne.

 Effizient und stimulierend

Brabeck bezeichnet den Global Compact und das CEO-Wasser-Mandat als "sehr effizient und stimulierend". Eine strengere Kontrolle, ob die Versprechen auch umgesetzt werden, erachtet er nicht als sinnvoll. Sanfter Druck sei immer besser als eine Zwangsjacke. "Wir würden niemals so viel in das Konzept der gemeinsamen Wertschöpfung investieren, wenn uns das aufgezwungen würde", sagt Brabeck; "dann würden wir uns defensiv verhalten." Der Global Compact erlaube es jedem Unternehmen, die Prioritäten der Verpflichtungen selber zu setzen. Ein weiterer Vorteil des Paktes: Die Berichte der Unternehmen über die Verbesserung der Geschäftsführung sind öffentlich. So erfährt man ohne jegliche Industriespionage, was die Konkurrenz macht. Freimütig erzählt Brabeck, man habe im Jahresbericht von Unilever gesehen, dass die Firma in Indien auf Mikrodistribution setze. Heute setzt Nestlé im Norden Brasiliens auch bereits 4000 Miniverteiler ein.

In besonderen Lagen wie hier nach Überschwemmungen in Haiti ist die Trinkwasserversorgung mittels Flaschen notwendig, als genereller Weg ist sie umstritten.

---

NLZ 8.5.09

Bischof Erwin Kräutler

"Eigentlich geht es dabei um Erdöl"

In Brasilien setzt sich Bischof Erwin Kräutler für die Rechte der Indios ein. Auch deshalb würde er Nestlé-Chef Brabeck gerne ein paar kritische Fragen stellen.

Erwin Kräutler, als katholischer Bischof sind Sie fest von der Richtigkeit der einen Religion überzeugt. Am Menschenrechtsforum in Luzern sprachen Sie kürzlich zum Thema Religionsfreiheit. Kein Widerspruch?

Erwin Kräutler*: Nur weil ich von meiner Religion überzeugt bin, heisst das nicht, dass ich andere Religionen nicht akzeptiere. Der interreligiöse Dialog ist wichtig. Bei uns in Brasilien ist zum Beispiel ein Grossteil der Indios Anhänger einer Naturreligion. Doch auch sie glauben an einen Gott, das ist nicht finsterer Aberglaube oder Teufelskult. Gerade von den Indios können wir viel lernen.

Was denn?

Kräutler: Ihr Verständnis vom Bodenbesitz zum Beispiel. Bei uns ist Land ein Artikel, den ich kaufen und verkaufen kann. Aus diesem Stück Land versuche ich, möglichst viel für mich rauszuholen. Das verstehen die Indios bis heute nicht. Sie sagen: "Den Wald hast du nicht selbst gemacht, den Fluss, der vorbeifliesst, und auch die Fische darin hast du nicht selbst geschaffen. Wie kannst du dann sagen, dass das alles dir gehört?" Sie denken, dass "Me Bam Bam", das "gute Väterchen", alles für sie geschaffen hat, davon können wir Christen viel lernen.

Haben Sie ein anderes Beispiel?

Kräutler: In der heutigen Gesellschaft schaut jeder nur noch für sich selbst. Bei den indigenen Völkern hingegen gibt es immer noch ein grosses Gemeinschaftsbewusstsein. Sie sagen nicht, das ist mein Bananenhain, den ich geschaffen habe. Alle helfen mit, der Hain gehört der Gemeinschaft.

Sie setzen sich als Bischof stark ein für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Religion führt aber im Gegenteil oft zu Ungerechtigkeit und Krieg.

Kräutler: Das ist eine geschichtliche Tatsache. Es nützt nichts, wenn ich mich darüber aufrege, was vor zwei- oder dreihundert Jahren passiert ist. Ich lebe im Jahr 2009 und nicht 1752.

Mit dem Dschihad haben wir aber auch heute einen religiös motivierten Krieg.

Kräutler: Ich bin überzeugt, dass die Religion nur vorgeschoben wird, eigentlich geht es um Erdöl. Denn wenn man den Koran liest, findet man auch dort wunderbare Stellen. Auch in Brasilien werden die Indios eigentlich nicht wegen ihrer Religion bekämpft, sondern weil sie auf Bodenschätzen sitzen. Zu sagen, man bekämpfe ein Volk aufgrund seiner Religion, ist ganz einfach unehrlich.

Ärgern Sie sich auch manchmal über den Papst, wenn er mit seinen Aussage die Gräben zwischen den Religionen noch vertieft, statt Brücken zu schaffen?

Kräutler: Da ich seit 44 Jahren in Brasilien lebe, bin ich ziemlich weit weg von Rom. Trotzdem lese ich natürlich, was der Papst verkündet. Zu seiner Verteidigung muss man sagen, dass seine Aussagen manchmal aus dem Zusammenhang gerissen werden.

Was bringen Veranstaltungen wie das Menschenrechtsforum, abgesehen vom gegenseitigen Schulterklopfen?

Kräutler: Auch das Schulterklopfen ist wichtig. Die vielen jungen Leute, die hier sind, geben mir zudem Hoffnung. Denn sie sind die Zukunft eines Landes. Ich hoffe auch, dass mit solchen Veranstaltungen die Globalisierung der Solidarität vorangetrieben wird.

Der Auftritt von Nestlé-Chef Peter Brabeck am Menschenrechtsforum war umstritten. Die Gewerkschaft Unia kritisierte etwa, dass er damit eine Plattform bekam, seine Weste reinzuwaschen

Kräutler: Ich habe kein Problem damit. Wäre er auf dem gleichen Podium gesessen, hätte ich ihn aber herausgefordert. In Brasilien hat Nestlé ein Gebiet aufgekauft, in dem es eine Mineralwasserquelle gibt. Dadurch haben die Leute keinen Zugang mehr zum Wasser. Für mich ist Wasser aber ein Artikel, den man nicht kaufen oder verkaufen kann. Jeder hat ein Recht auf Wasser. Man kann es nicht privatisieren.

Werden Sie den Kontakt zu Brabeck suchen?

Kräutler: Ich werde ihm nicht nachlaufen, aber wenn sich eine Gelegenheit ergibt, will ich ihm beinharte Fragen stellen. Seine Argumente interessieren mich. Denn so lange er nichts sagt, ist es schwierig, gegen ihn zu argumentieren. Deshalb war es gar nicht schlecht, dass der Chef eines so grossen Konzerns am Forum auftrat.

In der Schweiz will eine Initiative den Vertrieb von Trinkwasser in PET-Flaschen verbieten. Unterstützen Sie das?

Kräutler: Natürlich. Wasser ist Wasser. Dass jemand dafür bezahlen muss, geht mir gegen den Strich.

Interview Barbara Inglin

* Der Österreicher Erwin Kräutler (70) ist römisch-katholischer Bischof von Xingu, der grössten Diözese Brasiliens.

---

20min.ch 7.5.09

Anti-Brabeck-Demo

Vorwürfe an die Polizei

Die Juso Luzern werfen der Stadtpolizei Repression vor. Grund ist die Festnahme von vier Personen, die vorgestern am Menschenrechtsforum gegen Peter Brabeck demonstrierten.

Laut Juso habe die Polizei einen Journalisten daran gehindert, die Misshandlung eines Demonstranten zu fotografieren. Auch sollen die vier Festgenommenen auf dem Polizeiposten aufgefordert worden sein, sich nackt auszuziehen. "Diese Prozedur ist bei einer Festnahme normal", sagt Urs Wigger, Sprecher der Kapo. Die Leibesvisitation diene dazu, auszuschliessen, dass die Festgenommenen gefährliche Objekte auf sich tragen. Dies wird nun kritisiert: "Es ist peinlich, dass ausgerechnet am Menschenrechtsforum Personen so behandelt werden", sagt David Roth, Juso-Vorstandsmitglied. Die vier Demonstranten wurden nach mehreren Stunden freigelassen.

(cla)

---

juso.ch/luzern 7.5.09
http://www.juso.ch/luzern/infos/4-infos/329-menschenrechtsforum-diskreditiert-durch-sich-selbst-und-durch-einen-repressiven-polizeieinsatz.html (mit Video)

Menschenrechtsforum diskreditiert durch sich selbst und durch einen repressiven Polizeieinsatz

Nachdem sich die Luzerner Polizei während eineinhalb Jahren im Rahmen des Rechtsstaates verhielt, schlug sie abermals mit harter Repression zu. Ausgerechnet am Menschenrechtsforum wurde die Meinungsäusserungsfreiheit unterbunden und Leute die gegen die Ausbeutung der Ressource Wasser protestierten verhaftet.

Peter Brabeck will Wasser weltweit zu einer gewinnbringenden Ware machen. Ein Zitat dazu von Peter Brabeck: "Es gibt zwei verschiedene Anschauungen: Die eine Anschauung - extrem würde ich sagen - wird von einigen NGO's vertreten, die wollen, dass Wasser zu einem öffentlichen Recht erklärt wird. Das heisst als Mensch sollten sei einfach ein Recht haben, Wasser zu haben, das ist die eine Extremlösung."(Quelle) Die Demonstration wurde dann ganz nach den lateinamerikanischen Methoden Nestlés unterbunden. Ein Journalist der die Misshandlung eines Demonstranten fotografieren wollte, wurde von der Polizei daran gehindert (siehe Video). Einmal mehr kam dabei ein "sattsam bekanntes Demütigungsritual" (Staatsrechtler Franz Riklin, 7. 12. 2007) zum Einsatz: Die Festgenommenen wurden im Gefängnis durchsucht und mussten sich nackt ausziehen. Die JUSO Luzern verurteilt diese Aktion und fordert eine Entschuldigung von den Verantwortlichen für diesen Polizeieinsatz. Demonstranten daran zu hindern ihre Demonstration durch zu führen ist das eine, aber Verhaftete zu demütigen und Journalisten an ihrer Arbeit zu hindern sind inakzeptable Verhaltensweisen, die aber die Luzerner Polizisten immer besser beherrschen.

JUSO Luzern, 07.05.2009


----------------------------------------
KATH. ANTISEMITISMUS
----------------------------------------

Tagesanzeiger 8.5.09

Papst Benedikts braune Lehrer

Während Benedikt XVI. nach Israel reist, ist in Deutschland ein Streit um die Judenmission entbrannt. In den Medien nach wie vor tabu sind Ratzingers antisemitische Förderer.

Von Michael Meier

Alle sprechen von einer historischen Reise: Mit Benedikt XVI. wird ein deutscher Papst Israel besuchen und am Montag an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem eine Vergebungsbitte sprechen (siehe Artikel unten). Auch wenn der Papst im Heiligen Land die Juden "unsere älteren Brüder" nennen wird, darf das nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ihnen nicht auf Augenhöhe begegnet. Der Grund liegt nicht so sehr in der Begnadigung des Holocaust-Leugners Richard Williamson. Schwerer wiegt, dass Benedikt mit der Zulassung der Lateinischen Messe am Karfreitag wieder für die Bekehrung der Juden zu Christus, dem "Retter aller Menschen", beten lässt. Damit ist just vor seiner Israel-Reise in Deutschland eine Debatte über die Judenmission entbrannt.

Ratzingers nazifreundliche Förderer

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken fürchtet, dass der Papst mit der Karfreitagsbitte die Judenmission wiederbelebt, die einst so viel Schaden angerichtet hat. Gerade hat sich das Komitee mit der Broschüre "Dialog ohne Mission" klar von der Judenmission distanziert. Im Gegenzug hält die Deutsche Bischofskonferenz daran fest, dass die Kirche Christus bezeugen muss - auch gegenüber den Juden. Von Bischof Kurt Koch bis Philosoph Robert Spaemann, sie alle erläutern, Benedikt zu Hilfe eilend, den wahren Glauben der Kirche, wonach der Messias Christus in der Endzeit auch die Juden bekehren werde.

So reisst der deutsche Papst Gräben auf, die dank der Haltung "Dialog statt Mission" überwunden schienen. Indem Benedikt den Juden einen eigenen Heilsweg abspricht, bleibt er dem traditionellen Antijudaismus verhaftet. Ohne Antisemit zu sein. Doch als Deutscher, dem die Gnade der späten Geburt versagt blieb, ist seine Vita viel stärker vom Nationalsozialismus überschattet, als es öffentlich bekannt ist. Als nach der Papstwahl die englische Presse an die Mitgliedschaft des 17-jährigen Ratzingers in der Hitler-Jugend erinnerte, sprachen die deutschen Medien von schlechtem Stil. Für sie ist bis heute auch tabu, dass Ratzinger seine Karriere nazifreundlichen Förderern verdankt.

Bischof Graber, ein Antisemit

Allen voran dem Regensburger Bischof Rudolf Graber, dem einstigen Rechtsaussen der Deutschen Bischofskonferenz. Der glühende Marienverehrer und Antisemit hatte dem aufstrebenden Professor die Türen zum Hause Habsburg, aber auch zu Franz Josef Strauss aufgestossen. Als Joseph Ratzinger, traumatisiert von der 68er-Revolte, von der Universität Tübingen in den "unaufgeklärten Herrgottswinkel Regensburg" floh (Hans Küng), war es Graber, der für seinen Zögling den geplanten Judaistik-Lehrstuhl in einen Lehrstuhl für Dogmatik umwandeln liess.

Graber hatte 1933 geschrieben: "Die nationalsozialistische Bewegung hat einen unverkennbar messianischen Schwung, in der der Führer als Retter, Vater und irdischer Heiland erscheint." Und: "Die germanische Rasse trat als gesunde, unverbrauchte Rasse ein in die Geschichte. Sie ist nicht angekränkelt von der sittlichen Fäulnis der ausgehenden Antike, sondern tritt froh und freudig mit ihren blauen Augen und blonden Haaren hinein in die Welt, die ihr gehört."

In Ratzingers Buch "Aus meinem Leben" kommt Rudolf Graber nicht vor. Bei anderen Mentoren verschweigt er deren Kollaboration mit den Nazis. Michael Schmaus, Ratzingers Münchner Professor und Zweitzensor seiner Habilitation von 1955, hatte nach Hitlers Machtergreifung mit einer Propagandaschrift für "Begegnungen zwischen katholischem Christentum und nationalsozialistischer Weltanschauung" geworben. 1951 war Schmaus Rektor der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität geworden.

Auch die höchste Autorität im Leben der Familie Ratzinger, Kardinal Michael Faulhaber, von 1917 bis 1952 Erzbischof von München, hatte sich nach der Machtergreifung mit den Nazis arrangiert. Er lehnte es ab, die Judenboykotte zu verurteilen, weil die Juden sich selber helfen könnten. Stattdessen sicherte der Monarchist Hitler 1936 zu, die Bischöfe würden ihn "in seinem weltgeschichtlichen Abwehrkampf gegen den Bolschewismus" unterstützen. Kaum jedoch war der Krieg zu Ende, liess Faulhaber per Hirtenbrief dekretieren, die deutschen Bischöfe hätten von Anfang an vor den Irrlehren und Irrwegen der Nazis gewarnt. Ein Jahr später beglückwünschte ihn Papst Pius XII. für seinen "ausdauernden Kampf gegen das Naziregime". Gut möglich, dass Ratzinger, der bei Kriegsende ins Priesterseminar von Faulhaber eingetreten war, den Kriegspapst seligsprechen will, weil dieser dem Idol seiner Jugend einen Persilschein ausstellte. Unbekümmert darum, dass sich die Freunde Faulhaber und Pius XII. nie zu einem lautstarken Protest gegen die Vernichtung der Juden durchringen konnten.

Der Grossonkel wird nicht erwähnt

In seinem Buch "Papst ohne Heiligenschein" macht ein deutsches Autorenkollektiv deutlich, wie Ratzinger die "Strategie des kollektiven Vergessens" mitträgt. In seiner Autobiografie schreibt er, wie sehr sein Vater, ein Gendarm, darunter litt, "einer Staatsgewalt dienen zu müssen, deren Träger er als Verbrecher ansah". Er verschweigt, dass sein Grossonkel Georg Ratzinger, der als erster Theologe der Familie bei dieser in höchster Ehre stand, in Bayern den Antisemitismus zum Programm erhoben hatte.

Die noch bis September laufende Ausstellung "Stadt ohne Juden" im Jüdischen Museum München widmet Georg Ratzinger eine ganze Station unter dem Titel "Katholischer Antisemitismus". Dort liegt sein Pamphlet "Jüdisches Erwerbsleben" von 1893 auf, in dem er die Juden, "die Wucherer", für sämtliche sozialen Missstände verantwortlich macht. Unter dem Pseudonym Dr. Robert Waldhausen forderte Georg Ratzinger, auch Abgeordneter im Bayerischen Landtag, eine Kennzeichnung der Juden und ihren Ausschluss aus dem gesellschaftlichen Leben.

In dem um die Jahrhundertwende veröffentlichten Werk "Das Judentum in Bayern" verschärfte Ratzinger, damals die grosse bayrische Autorität der katholischen Soziallehre, seine antisemitische Polemik. "Zu dieser Zeit ist der Antisemitismus zu so etwas wie zu einem politischen Totalprogramm auf der katholischen Seite geworden", erklärt der Politikwissenschaftler Kurt Greussing. Ja er spricht von einem 11. Gebot: "Du sollst Antisemit sein".