MEDIENSPIEGEL 5. - 11. SEPTEMBER 2011

20min.ch 11.9.11

Empörung

SVP-Fest kostet Bern eine Million Franken

Nora Camenisch - 6000 SVPler, über 1000 Polizisten und Kosten von einer Million Franken: Diese Bilanz nach dem SVP-Familienfest vom Samstag sorgt in Bern für rote Köpfe.

Ausnahmezustand in der Bundesstadt: Bewaffnete Polizisten in voller Kampfmontur und Mütter mit erschrockenen Kleinkindern in Kinderwägen trafen am Samstag in der ­Berner Innenstadt aufeinander. Der Grund für die Präsenz von über 1000 Polizisten aus zehn Kantonen war das immense ­Sicherheitsdispositiv, das ein Chaos beim SVP-Fa­milienfest wie vor vier Jahren verhindern sollte. "Es lag Spannung in der Luft", sagt Sicherheitsdirektor Reto Nause. Die Belastung für die Bevölkerung - auch die psychische - sei hoch gewesen.

Für Empörung sorgt in der Stadt aber auch die finanzielle Belastung von rund einer Million Franken: "Dass die SVP bewusst in Kauf nimmt, dass Steuergelder von mehreren Hunderttausend Franken einzig für die Durchführung eines Parteianlasses ausgegeben werden, ist pervers und ein Hohn für den einzelnen Steuerzahler", so Michael Daphinoff , Präsident der CVP Stadt Bern.

Die Kundgebung verlief zwar laut Polizei friedlich. Auch die befürchteten Zusammenstösse mit den Teilnehmern der Gegenkundgebung vor der Reithalle blieben aus. Allerdings hat die Polizei 55 Personen angehalten. Es wurden unter anderem Brand­beschleuniger, Messer, Vermummungsmaterial und gar Teile einer 9-Millimeter-Pistole gefunden.

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DRS 1 Regionaljournal Bern 11.9.11
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/293794.svp-kundgebung-strengstens-bewacht.html

SVP-Kundgebung strengstens bewacht

Mehrere tausend SVP-Mitglieder und Sympathisanten haben sich am Samstag Nachmittag auf dem Bundesplatz in Bern für eine Wahlkundgebung eingefunden. Die Veranstaltung fand wegen wüsten Ausschreitungen vor vier Jahren unter enormen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Das riesige Polizeiaufgebot wurde bereits am Bahnhof und in der Innenstadt sichtbar. Der Bundesplatz selbst war stark bewacht und weiträumig abgesperrt worden.

Die SVP lockte das Publikum mit politischen Reden und viel Folklore. Derweil führten linke Aktivisten zeitgleich eine Gegenveranstaltung in der Reitschule durch. Die Reitschule kritisierte die Stimmungsmache und das Herbeireden einer Eskalation.

Gemäss dem Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause wurden etliche Personen verhaftet. Die Polizei habe Waffen und Feuerwerkskörper gefunden. Das Polizei-Dispositiv sei diesbezüglich gerechtfertigt gewesen. (baum)

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NZZ am Sonntag 11.9.11

Einsatz für SVP kostet eine Million

Polizisten konfiszieren im Umfeld des SVP-Fests auf dem Bundesplatz Waffen

1000 Polizisten standen gestern Samstag in Bern im Einsatz für den Schutz mehrerer tausend SVP-Anhänger. 50 Personen wurden temporär abgeführt.

Sarah Nowotny

Besser bewacht wird keine Königsfamilie: Für die "Familienfest" genannte Wahlkampfveranstaltung der Schweizerischen Volkspartei auf dem Bundesplatz standen gestern Samstag 1000 Polizisten bereit. Gekommen waren sie aus der ganzen Schweiz. Neben dem Konkordat Nordwestschweiz, das üblicherweise die Berner Kantonspolizei unterstützt, beteiligten sich Waadtländer, Genfer und Tessiner. Laut Eingeweihten hat der Einsatz rund eine Million Franken gekostet - also mehr als doppelt so viel wie ein Fussballspiel mit Gewaltpotenzial.

Der Dienst begann in der Nacht auf Samstag und dauerte bis zum späten Samstagabend. Bereits vor dem Anlass wurde der Bundesplatz überwacht, noch Stunden nach der Abreise des SVP-Trosses um 17 Uhr war das Dispositiv in Alarmbereitschaft. Der Grund für diesen Ausnahmezustand, über den ganz Bern sprach, liegt im Wahlkampf 2007: Damals wurden 8000 SVP-Mitglieder und -Sympathisanten bei einem Umzug durch die Stadt von Linksautonomen überrumpelt. Die gewalttätigen Szenen schafften es bis auf die Titelseite der "New York Times".

Dieses Mal haben sich laut Polizeiangaben "mehrere tausend" Menschen auf dem Bundesplatz getroffen, laut SVP waren es 6000. Sie bekamen Reden von Bundesrat Ueli Maurer, Parteipräsident Toni Brunner und Stratege Christoph Blocher sowie Volksmusik zu hören. Um überhaupt in die Nähe des Geschehens zu gelangen, mussten sie zuerst die Polizeiposten rund um den vollständig abgesperrten Platz passieren und ihre Taschen kontrollieren lassen. Direkt beim Bundeshaus musterte dann noch ein privater Sicherheitsdienst die Besucher.

Die Dächer rund um den Platz und alle Gassen der Berner Innenstadt waren gesäumt von schwerbewaffneten Polizisten in Schutzkleidung, oft in gepanzerten Fahrzeugen. Wer jung aussah und etwa Rasta-Locken hatte, wurde angehalten und musste sich ausweisen - oft mehrere Male, wie ein Betroffener erzählt. Die Polizei nahm laut eigenen Angaben rund 50 Personen für "genauere Abklärungen" mit auf eine Wache. Bei mehreren von ihnen fanden sich Messer, Reizstoffe, Spraydosen und Material zur Vermummung. Zwei der Abgeführten hatten Brandbeschleuniger, ein dritter gar Teile einer Neun-Millimeter-Pistole bei sich. Laut Polizeisprecher Michael Fichter wurden sie alle am frühen Abend entlassen. Gewalttätige Zwischenfälle gab es keine.

Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause ist denn auch zufrieden mit dem Einsatz. "Ich wehre mich gegen Vorwürfe, er sei übertrieben gewesen", sagt er. Es sei zwar bedenklich, dass es ein solches Aufgebot brauche, aber aus dem Umfeld der linksautonomen Reitschule habe es Aufrufe zur Gewalt gegeben. "Deswegen glaube ich, wir haben richtig gehandelt." Tatsächlich war am Freitag auf dem Dach der Reitschule eine Fahne mit der Aufschrift "Welcome to hell" - willkommen in der Hölle - gehisst worden. Gestern fand nun dort ebenfalls ein Fest statt, das laut den Veranstaltern ein Zeichen gegen Rassismus setzen sollte.

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Sonntagszeitung 11.9.11

Über 4000 SVP-Anhänger feierten auf dem Bundesplatz

Kundgebung verlief friedlich - trotzdem wurden 55 Personen festgenommen

Geschützt von einem Grossaufgebot der Polizei, feierte gestern die SVP auf dem Bundesplatz ihr Familienfest. Rund 4000 SVP-Anhänger waren mit 60 Reisecars, Zügen und Privatautos nach Bern gereist. Die Platzkundgebung mit Alphornbläsern, Fahnenschwingern und Trychler-Umzügen wurde nicht gestört und verlief friedlich. Auch die Redner blieben unbehelligt. Bundesrat Ueli Maurer wetterte gegen "internationale Öffnung", "multikulturelle Gesellschaft" oder "politische Korrektheit", und Christoph Blocher prangerte die Classe politique an. Das Bild des Familienfestes war neben der Hitze geprägt vom massiven Aufgebot der Polizei, die in der ganzen Berner Innenstadt Präsenz markierte. Laut der Kantonspolizei wurden 55 Personen angehalten und auf die Polizeiwache gebracht. Darunter war auch ein junger grüner Politiker aus Spiez, der eine Fern- halteverfügung für die ganze Innenstadt erhielt, weil die Polizei in seinem Rucksack mehrere politische Flyer fand. Joël Widmer.

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Le Matin Dimanche 11.9.11

L'UDC se barricade pour faire la fête en famille

Goumaz

PALAIS FÉDÉRAL. Un dispositif policier impressionnant a protégé hier à Berne la fête de famille de l'UDC.

Un millier de policiers éparpillés dans la ville, des fouilles à tous les coins de rue, des agents postés sur les toits, un grillage métallique tout autour de la place Fédérale: bienvenue à la fête de famille organisée hier à Berne par l'UDC. Une fête barricadée. Dehors, les uniformes et les paniers à salades. Dedans, plus de 5000 personnes, des joueurs de cors des Alpes, une fanfare, des sonneurs de cloches de vaches, des personnes âgées, des enfants, des élus. Et Ueli Maurer, Christoph Blocher, Toni Brunner pour appeler la foule à voter UDC. Les Romands étaient pour leur part représentés sur le podium par Oskar Freysinger… à la guitare!

Etrange ambiance. Il faut dire que les échauffourées de 2007, lors d'un rassemblement similaire, ont laissé de sales souvenirs. Hier, Berne n'a pris aucun risque de voir la fête dégénérer. Surtout qu'à un kilomètre de là, les activistes de gauche organisaient à la Reitschule une "fête contre le racisme". En fin d'après-midi, quelques dizaines de personnes avaient été embarquées mais aucun incident n'était à déplorer.

"Bien sûr que je regrette ce dispositif", lance Toni Brunner juste avant de monter sur la tribune. Le président de l'UDC rejette cependant toute responsabilité. "Nous sommes le plus grand parti de Suisse. Comme tous les autres, on doit pouvoir s'exprimer sur cette place". Mais entre s'exprimer et faire du bruit, la limite était assez floue, hier à Berne, sur une place écrasée par les rayons du soleil.

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juso.be 11.9.11

FackelträgerInnen der Antidemokratie 2.0

Berner Polizisten verhaften Unterschriftensammler, weisen Demonstrantinnen für den ganzen Monat weg, und verteilen wahllos Rayonverbote für die gesamte Altstadt - jetzt ist die Politik gefordert!

Die gestrigen Vorkommnisse zeigen einmal mehr: Nicht irgendwelche obskuren Linken, sondern die Berner Polizei ist ausser Rand und Band. Und sie legt es offensichtlich darauf an, politische Aktivistinnen und Aktivisten zu verhaften, verdrängen und auszuziehen.

Wenn während einer rechten Demonstration bereits das Mitnehmen von angeblich linken Flugblättern, wie im Fall des gestern verhafteten jungen grünen Parlamentariers, für eine Verhaftung und Rayonverbot reichen, so ist klar: Hier überziehen Polizistinnen und Polizisten ihre Erlaubnisse.

Unabhängige Untersuchung notwendig

Jetzt ist die Politik gefordert: Sie muss die Vorkommnisse aufklären. Weshalb verhaftet die Kantonspolizei politische Aktivistinnen und Aktivisten? Wer befiehlt diese rechtswidrigen Aktionen? Und am Wichtigsten: Welche willkürlichen Grundrechtsverletzungen erlaubt sich die Berner Polizei sonst noch?

Die Juso Stadt Bern fordert deshalb: Diese Fragen können nur von einer unabhängigen Untersuchung geklärt werden. Die Verantwortlichen müssen vor Gericht gezogen und bestraft werden.

Für die Juso Stadt Bern
Dominik Fitze

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jungegruene.ch 11.9.11

Wieder junger grüner Parlamentarier verhaftet

11.09.2011, Junge Grüne Bern, Roman Gugger

Eine knappe Woche nach der Verhaftung der Stadträtin Aline Trede wurde heute wieder ein junger grüner Parlamentarier in Polizeigewahrsam genommen. Am Samstagnachmittag wurde Philipp Zimmermann, der für die jungen grünen im Grossen Gemeinderat Spiez sitzt, in der Berner Innenstadt verhaftet. Er war in eine der zahlreichen Personenkontrollen geraten, die von der Polizei aufs Geratewohl durchgeführt wurden.

Als Verhaftungsgrund wurden drei Flugblätter politischen Inhaltes angegeben, die Zimmermann in seinem Rucksack mitführte. Auf die Frage, ob dies in der Schweiz verboten sei, antwortete der verhaftende Polizist: "Heute ist nicht der Tag, um solche Flyer mit sich zu führen." Damit spielte er wohl auf den Anlass der SVP an, der zeitgleich auf dem Bundesplatz stattfand.

Zimmermann wurde an den Händen gefesselt und auf den Polizeiposten gefahren. Dort erhielt er nach kurzer Wartezeit eine Verfügung, die ihm bis Sonntagmorgen verbietet, die Berner Innenstadt zu betreten. In der vorgedruckten Verfügung wurde ihm beschieden, er sei "im Zusammenhang mit den unbewilligten Anti-SVP Protestaktionen" verhaftet worden, er habe "in einer Ansammlung" und mit "deren Aktivitäten (...) die öffentliche Sicherheit und Ordnung gefährdet und gestört". Dies entspricht in keiner Art und Weise den Tatsachen. Es stellt sich die Frage, weshalb die Polizei vorgefertigte Fernhalteverfügungen verteilt, obwohl die darin enthaltenen Anklagepunkte keineswegs erfüllt werden. Dies stellt in diesem konkreten Fall eine offensichtlich willkürliche Repression gegen politisch Andersdenkende dar.

Die jungen grünen verurteilen die zunehmende polizeiliche Repression gegen politische AktivistInnen. Der jüngste Fall stellt eine neue Stufe der Repression dar, da Menschen sogar dann verhaftet und mit Rayonverboten belegt werden, wenn sie sich an keinerlei politischen Aktionen beteiligen. Das Mitführen von Material, das die "falsche" politische Meinung einer Person zum Ausdruck bringt, scheint für eine Festnahme bereits zu genügen.

Ebenso verurteilen wir die Praxis der Polizei, gegen politisch unliebsame Personen Fernhalteverfügungen auszusprechen. Dies kommt einer zeitweiligen Aufhebung der Versammlungsfreiheit gleich und ist in einem Rechtsstaat nicht zu tolerieren.

Bern, 10. September 2011
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derbund.ch 11.9.11

Kuhglocken, Folklore und riesiges Polizeiaufgebot an SVP-Kundgebung

sda / gbl

Mehrere tausende Mitglieder und Sympathisanten sind am Samstag an die als Familienfest betitelte Wahlkundgebung der SVP auf dem Bundesplatz gepilgert. Die Polizei verwandelte die Stadt Bern in eine Festung. Rund um den Anlass wurden 55 Personen angehalten.

Die angehaltenen Personen wurden für weitere Abklärungen auf eine Wache gebracht, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Bei Mehreren fand die Polizei gefährliche Gegenstände wie Messer, Reizstoff, Brandbeschleuniger, Spraydosen, Vermummungsmaterial und Teile einer Pistole. Die meisten Angehaltenen wurden nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Fünf der Angehaltenen waren Jugendliche. Gegendemonstrationen am Abend blieben aus, wie die Polizei nach 22.30 Uhr mitteilte

Das enorme Sicherheitsdispositiv habe sich bewährt, sagte der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause der Nachrichtenagentur sda. Die Gewaltbereitschaft sei durchaus da gewesen. Er ziehe eine positive Bilanz, da grössere Zwischenfälle ausgeblieben seien, sagte Nause. Allerdings sei es betrüblich, dass man einen derartigen Aufwand habe betreiben müssen.

Unterstützt wurde die Kantonspolizei Bern von mehreren Korps anderer Kantone. Insgesamt standen nach Angaben der Polizei rund 1000 Polizisten im Einsatz. Für die Kosten muss gemäss dem Kundgebungsreglement der Steuerzahler aufkommen. Zum Vergleich: Ein Hochrisiko-Fussballspiel in Bern wird mit etwa 600 Polizisten gesichert, was Kosten von einer Viertelmillion Franken verursacht..

Polizisten auf den Dächern

Die Stimmung in der Bundesstadt war angespannt. Grund dafür waren schwere Ausschreitungen bei der SVP-Wahlkundgebung vor vier Jahren. Linke Aktivisten verwüsteten damals unter anderem die aufgebaute Infrastruktur auf dem Bundesplatz.

Am Samstag war die Polizei vor allem am Bahnhof und in der Innenstadt Berns klar sichtbar. An jeder Ecke standen Polizisten, immer wieder wurden Personenkontrollen durchgeführt. Auch gepanzerte Fahrzeuge waren vielerorts zu sehen. Der Bundesplatz war grossräumig mit Absperrgittern abgeriegelt. Wer auf den Platz wollte, musste dem Sicherheitspersonal den Inhalt seiner Taschen zeigen.

Manche mussten sich gar mehr als einmal kontrollieren und durchsuchen lassen. Ein Mann, der während der Rede von Brunner ein "Halt's Maul Schweiz"-Plakat in die Höhe hielt, wurde vom Sicherheitsdienst der Broncos abgeführt und sofort der Polizei übergeben.

Sogar auf den Dächern der Gebäude um den Bundesplatz waren Polizisten positioniert. Mit Ferngläsern beobachteten sie das Geschehen. Das immense Polizeiaufgebot war auf und neben dem Bundesplatz das grosse Gesprächsthema.

Urchiges und Altbekanntes

Auf dem Bundesplatz selbst bekräftigten die SVP-Redner bei heissen Temperaturen und strahlender Sonne die bekannten Wahlthemen der Partei. Präsident Toni Brunner betonte sechs Wochen vor den Nationalrats- und Ständeratswahlen, dass die SVP Anspruch auf einen weiteren Sitz im Bundesrat habe.

Wie Brunner kritisierte auch SVP-Übervater Christoph Blocher jegliche Bestrebungen, sich der EU auf irgendeine Weise anzunähern. Blocher kam beim Publikum besonders gut an. Es reagierte regelmässig mit tobendem Applaus und frenetischen Zurufen auf seine Botschaften. Bundesrat Ueli Maurer rief das Publikum auf, weiterhin kritisch zu sein und den Mut zu haben, auf Missstände in der Schweiz hinzuweisen.

Untermalt wurde die Platzkundgebung mit urchigen Alphorn- und Jodelklängen, Blasmusik, Fahnenschwingern und Trychler-Umzügen. SVP- Nationalrat Oskar Freysinger trug auf der Bühne ein eigenes Lied vor.

Beim Publikum, das zum Teil in Reisecars aus der ganzen Schweiz angereist war, war insbesondere auch das SVP-Maskottchen beliebt, der Geissbock Zottel. Die Partei schätzte die Teilnehmerzahl auf 6000 Personen.

Gegenveranstaltung in der Reitschule

Derweil führen linke Aktivisten zeitgleich zum "SVP-Familienfest" eine Gegenveranstaltung in der nur einen Kilometer entfernten Reitschule durch. Organisiert wurden unter dem Motto "Ganz FEST gegen Rassismus" Workshops, Filmvorführungen, Vorträge und Konzerte.

Die Reitschule kritisiere damit auch "die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP", teilten die Organisatoren mit. Zudem werfen sie den Behörden vor, "in der Innenstadt temporär den Polizeistaat" einzurichten.

Laut Mitteilung der Reitschule vom Samstagnachmittag wurden vor allem Jugendliche in der Innenstadt mit der Begründung "Sie sind nicht SVP" weggewiesen. Die Reitschule hat daher angekündigt, eine unabhängige Untersuchung des Polizeieinsatzes zu verlangen.

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bernerzeitung.ch 10.9.11

Gegendemonstrationen am Abend bleiben aus

Tobias Ochsenbein

Am Samstagnachmittag führte die SVP auf dem Bundesplatz eine Wahlveranstaltung durch. Das massive Polizeiaufgebot in der Berner Innenstadt hat dafür gesorgt, dass das "Familienfest" bis jetzt ruhig verlief.

Unzählige Polizisten sind seit Samstagvormittag in der Berner Innenstadt im Einsatz. Weil man im Vorfeld des Anlasses Ausschreitungen wie beim SVP-Wahlfest vor vier Jahren befürchtete, haben die Berner Behörden das Polizeiaufgebot massiv erhöht. Unterstützt wird die Kantonspolizei Bern dabei unter anderem von Polizisten aus den Kantonen Aargau, Genf und Tessin. Damit gewährleiste sie die Sicherheit der Veranstaltung und setze den Auftrag der Stadt Bern um, keine parallelen Kundgebungen zuzulassen.

Polizei griff durch

Am "Fest mit viel Folklore" sprachen sowohl Bundesrat Ueli Maurer und Alt-Bundesrat Christoph Blocher, wie auch SVP-Parteipräsident Toni Brunner zu ihren Anhängern. Brunner zeigte sich in seiner Rede erfreut darüber, dass nach ersten Schätzungen ungefähr 6000 Leute am "Familienfest" teilnahmen.

Derweil schien sich das Polizeiaufgebot zu bewähren. Überall in der Innenstadt führte die Polizei Personenkontrollen durch. Manche mussten sich gar mehr als einmal kontrollieren und durchsuchen lassen. Ein Mann, der während der Rede von Brunner ein "Halt's Maul Schweiz"-Plakat in die Höhe hielt, wurde vom Sicherheitsdienst der Broncos abgeführt und sofort der Polizei übergeben.

Der Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur sda, dass es am Samstagnachmittag zu einigen Verhaftungen gekommen sei. "Einigen Personen wurden gefährliche Gegenstände abgenommen, das enorme Sicherheitsdispositiv hat sich bewährt", so Nause. Die Gewaltbereitschaft sei durchaus da gewesen. Er ziehe eine positive Bilanz, da grössere Zwischenfälle ausgeblieben seien, sagte Nause. Allerdings sei es betrüblich, dass man einen derartigen Aufwand habe betreiben müssen.

Bei den zahlreichen Personenkontrollen wurden 55 Personen für genauere Abklärungen auf eine Polizwache gebracht, wie die Kantonspolizei Bern mitteilte. Bei mehreren seien Gegenstände wie Messer, Reizstoff, Spraydosen und Vermummungsmaterial gefunden worden. Zwei weitere Personen hätten gar Brandbeschleuniger mitgeführt, eine Person Teile einer 9-Millimeter-Pistole. Die meisten Angehaltenen hätten kurz nach der Festnahme wieder entlassen werden könnten, teilte die Polizei weiter mit.

Fünf der Angehaltenen waren Jugendliche. Gegendemonstrationen am Abend blieben aus, wie die Polizei am später Abend mitteilte.

"Alternative zur ‹SVP-Welt›" im Kulturzentrum Reitschule

Während sich auf dem Bundesplatz SVP-Anhänger aus der ganzen Schweiz zusammenfinden, findet in der Reitschule unter dem Motto "Fest gegen Rassismus. Halts Maul Schweiz" seit Samstagvormittag ein Gegenanlass statt. Dort soll die Bevölkerung Gelegenheit haben " gemeinsam mit anderen Zivilcourage zu zeigen und ihrem Protest gegen die rassistische Propaganda, die Stimmungsmache und die Eskalations-Strategie der SVP ein Gesicht zu geben", schreibt die Mediengruppe der Reitschule Bern am Samstagmittag in einer Mitteilung.

Die Reitschule Bern kritisiere und verurteile die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP in den Medien, schreibt die Gruppe weiter. Zudem kritisierte die Gruppe die Mehrfach-Kontrollen- und -Durchsuchungen und kündigte an, eine unabhängige Untersuchung des Polizeieinsatzes am Samstag zu verlangen.

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police.be.ch 10.9.11

Stadt Bern: 55 Personen zur Kontrolle angehalten (Stand 2200 Uhr)

10. September 2011

pkb. Die Kantonspolizei Bern kann nach dem "SVP-Familienfest" eine positive Bilanz ziehen: Die Kundgebung lief ohne Zwischenfälle ab, Gegendemonstrationen blieben bis zum Abend aus. Insgesamt mussten 55 Personen angehalten werden. Es wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt.

An der von der Stadt Bern bewilligten Kundgebung der Schweizerischen Volkspartei (SVP) haben am Samstag, 10. September 2011, mehrere tausend Personen teilgenommen. Die Kantonspolizei Bern war mit einem Grossaufgebot präsent. Sie wurde dabei von Kräften aus zahlreichen weiteren Kantonen (AG, BL, BS, FR, GE, NE, SO, TI, VD) unterstützt. Dies um die Sicherheit der Veranstaltung gewährleisten und den Auftrag der Stadt Bern umsetzen zu können, keine parallelen Kundgebungen an diesem Tag zuzulassen. In Folge wurden insbesondere rund um den Bundesplatz zahlreiche Zugangs- und Personenkontrollen vorgenommen.

Bis zum Abend mussten 55 Personen für weitere Abklärungen auf eine Polizeiwache gebracht werden. Fünf von ihnen waren Jugendliche. Bei mehreren wurden Gegenstände wie Messer, Reizstoff, Spraydosen und Vermummungsmaterial gefunden. Zwei Personen führten zudem Brandbeschleuniger mit sich, eine Teile einer 9 Millimeter-Pistole. Der Grossteil der Angehaltenen konnte nach kurzer Zeit wieder entlassen werden. Einige Personen wurden angewiesen, sich nicht mehr in die Region Bundesplatz zu begeben.

Bis am Abend kam es zu keinen Gegenkundgebungen.

(mf)

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DRS 1 Regionaljournal Bern 10.9.11
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/sendungen/regionaljournal-bern-freiburg-wallis/90293.sh10193093.html

SVP-Veranstaltung unter massivem Poilzeiaufgebot

Die SVP hat auf dem Bundesplatz in Bern eine Wahlkundgebung veranstaltet. Wegen wüsten Ausschreitungen vor vier Jahren findet der Anlass unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt.

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police.be.ch 10.9.11

Stadt Bern: Mehrere Anhaltungen während Kundgebung (Stand 1700 Uhr)

10. September 2011

pkb. Das "SVP-Familienfest" am Samstagnachmittag in Bern ist ohne Zwischenfälle verlaufen. Rund um die Veranstaltung auf dem Bundesplatz mussten rund 50 Personen angehalten werden. Es wurden zahlreiche Gegenstände sichergestellt, darunter Brandbeschleuniger.
An der von der Stadt Bern bewilligten Kundgebung der Schweizerischen Volkspartei (SVP) haben am Samstag, 10. September 2011, mehrere tausend Personen teilgenommen. Die Kantonspolizei Bern war mit einem Grossaufgebot präsent und wurde durch zahlreiche Kräfte aus anderen Kantonen unterstützt. Dies um die Sicherheit der Veranstaltung gewährleisten und den Auftrag der Stadt Bern umsetzen zu können, keine parallelen Kundgebungen an diesem Tag zuzulassen. In Folge wurden insbesondere rund um den Bundesplatz zahlreiche Personenkontrollen vorgenommen.

Rund 50 Personen wurden für genauere Abklärungen angehalten und auf eine Polizeiwache gebracht. Bei mehreren wurden Gegenstände wie Messer, Reizsstoff, Spraydosen und Vermummungsmaterial gefunden. Zwei Personen führten zudem Brandbeschleuniger mit sich, eine Teile einer 9 Millimeter-Pistole. Der Grossteil der Angehaltenen konnte kurze Zeit darauf wieder entlassen werden. Einige Personen wurden angewiesen, sich nicht mehr in die Region Bundesplatz zu begeben.

Der Einsatz der Kantonspolizei Bern dauert an und sie wird vorerst das Dispositiv in der Innenstadt aufrecht erhalten.

(mf)

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20min.ch 10.9.11

SVP-Familienfest

In Bern wimmelt es von Polizisten

Das riesige Polizeiaufgebot wurde bereits am Bahnhof in Bern und in der Innenstadt deutlich sichtbar. Der Bundesplatz selbst ist ebenfalls stark bewacht und im Vorfeld weiträumig abgesperrt worden.

Die Stimmung ist angespannt, weil es 2007 bei der SVP- Wahlkundgebung in Bern zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Linke Aktivisten verwüsteten unter anderem die aufgebaute Infrastruktur auf dem Bundesplatz. Mehrere hundert Polizisten konnten damals die Randale nicht verhindern.

Alphornklänge und Jodelmusik

Am Samstagnachmittag wurden die ersten Teilnehmer der Kundgebung von Alphornklängen und Jodelmusik empfangen. SVP- Bundesrat Ueli Maurer mischte sich unters Volk und liess sich gemeinsam mit Teilnehmenden fotografieren.

Die SVP lockt das Publikum mit "politischen Reden, viel Folklore und einem gemütlichen Fest" auf den Bundesplatz in Bern. Als Redner am dreistündigen Anlass sind Bundesrat Maurer und SVP-Übervater Christoph Blocher vorgesehen. Erwartet werden an die 5000 Besucherinnen und Besucher.

Gegenveranstaltung in der Reitschule

Derweil führen linke Aktivisten zeitgleich zum "SVP-Familienfest" eine Gegenveranstaltung in der nur einen Kilometer entfernten Reitschule durch. Dort finden bis am Abend unter dem Motto "Ganz FEST gegen Rassismus" Workshops, Filmvorführungen, Vorträge und Konzerte statt.

Die Reitschule kritisiere damit auch "die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP", teilten die Organisatoren mit. Zudem werfen sie den Behörden vor, "in der Innenstadt temporär den Polizeistaat" einzurichten, wie es in der Mitteilung der Reitschule heisst.

(sda)

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bernerzeitung.ch 10.9.11 (14.16 Uhr)

Massives Polizeiaufgebot in Berns Innenstadt

Von Tobias Ochsenbein

Am Samstagnachmittag wird auf dem Bundesplatz eine SVP-Wahlveranstaltung durchgeführt. Ein massives Polizeiaufgebot soll dafür sorgen, dass das "Familienfest" ruhig verläuft.

Unzählige Polizisten sind seit Samstagvormittag in der Berner Innenstadt im Einsatz. Weil man im Vorfeld des Anlasses Ausschreitungen wie beim SVP-Wahlfest vor vier Jahren befürchtete, haben die Berner Behörden das Polizeiaufgebot massiv erhöht. Unterstützt wird die Kantonspolizei Bern dabei unter anderem von Polizisten aus den Kantonen Aargau, Genf und Tessin.

Noch werden auf dem Bundesplatz letzte Vorbereitungen für das "Fest mit viel Folklore" getroffen. Ab 14.30 Uhr beginnt der politische Teil der Veranstaltung. Vor Ort werden auch Bundesrat Ueli Maurer und Alt-Bundesrat Christoph Blocher erwartet.

"Alternative zur ‹SVP-Welt›" im Kulturzentrum Reitschule

Während sich auf dem Bundesplatz SVP-Anhänger aus der ganzen Schweiz zusammenfinden, findet in der Reitschule unter dem Motto "Fest gegen Rassismus. Halts Maul Schweiz" seit Samstagvormittag ein Gegenanlass statt. Dort soll die Bevölkerung Gelegenheit haben " gemeinsam mit anderen Zivilcourage zu zeigen und ihrem Protest gegen die rassistische Propaganda, die Stimmungsmache und die Eskalations-Strategie der SVP ein Gesicht zu geben", schreibt die Mediengruppe der Reitschule Bern am Samstagmittag in einer Mitteilung.

Die Reitschule Bern kritisiere und verurteile zudem die Stimmungsmache und das virtuelle Herbeireden einer Eskalation durch die SVP in den Medien, schreibt die Gruppe weiter. (Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

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Bund 10.9.11

Verkehrsbehinderungen wegen "SVP-Familienfest"

Heute Nachmittag findet auf dem Bundesplatz das "SVP-Familienfest" statt ("Bund" von gestern). Platz und Umgebung sind für den Autoverkehr gesperrt. Die Zufahrt zu Casino-Parking und Hotel Bellevue bleibt möglich, der öffentliche Verkehr wird umgeleitet. Die Polizei ist mit einem Grossaufgebot präsent und nimmt Personenkontrollen vor. (pkb)

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BZ 10.9.11

Grosseinsatz der Polizei

SVP-Fest. Für den heutigen SVP-Anlass auf dem Bundesplatz stellt die Polizei ein Grossaufgebot. Die Reitschule provoziert mit einem Slogan.

Hunderte Polizisten aus mehreren Kantonen stehen heute in Bern im Einsatz. Sie haben den Auftrag, die Sicherheit rund um das SVP-Familienfest auf dem Bundesplatz zu garantieren. Die SVP rechnet für den Anlass, an dem auch Ueli Maurer und Christoph Blocher auftreten, mit bis zu 5000 Teilnehmern. Polizeidirektor Reto Nause (CVP) geht von Störaktionen aus, sagt aber auch, man sei vorbereitet. In der Stadt kommt es wegen des Anlasses zu Verkehrsbehinderungen. In der Reitschule findet gleichzeitig ein Gegenanlass statt. Auf dem Dach der Halle prangt der provokative Schriftzug "Welcome to hell", der an die Ausschreitungen von 2007 erinnert.wrs/sda Seite 3

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Provokative Begrüssung auf dem Reitschule-Dach

SVP-Familienfest · "Welcome to hell" steht auf dem Reitschule-Dach. Damit stellen die Urheber vor dem heutigen SVP-Familienfest eine direkte Verbindung zu 2007 her. Damals kam es rund um den geplanten SVP-Marsch zu wüsten Ausschreitungen.

Ab dem Mittag findet heute in Bern das SVP-Familienfest statt. Die Polizei wird während des Anlasses mit einem "grossen Aufgebot" in der Stadt und besonders rund um den Bundesplatz präsent sein. "Es werden auch Polizisten aus anderen Kantonen eingesetzt", sagt Kantonspolizei-Sprecher Michael Fichter und ergänzt: "Um die Sicherheit der Veranstaltung zu gewährleisten werden auch Personenkontrollen durchgeführt." Die SVP wiederum setzt auch eigene Leute als Sicherheitspersonal ein, etwa Schwinger und Parlamentarier (wir berichteten).

"Welcome to hell" von 2007

Gleichzeitig zum Anlass auf dem Bundesplatz findet in der Reitschule unter dem Motto "Fest gegen Rassismus. Halts Maul Schweiz" von Mittag an ein Gegenanlass statt. Dabei sollen unter anderem T-Shirts und Buttons mit Anti-SVP-Slogans produziert werden. Auch ein Blockade-Workshop und ein Vortrag zur SVP sind vorgesehen. Von der Reitschule aus werden Zugreisende, und somit auch Festteilnehmer, die mit dem Zug anreisen, provokativ begrüsst. "Welcome to hell" steht auf dem Dach der Grossen Halle, daneben hängt ein abgeändertes SVP-Wahlplakat. Der Satz "Welcome to hell" prangte auf einem Plakat, das die Bilder der wüsten Ausschreitungen rund um den SVP-Anlass "Marsch auf Bern" von 2007 prägte. PdA-Stadtrat Rolf Zbinden und weitere Demoteilnehmer hielten das Plakat an vorderster Front der Strassenblockade. Es kam zu schweren Ausschreitungen, linke Aktivisten zerstörten die Infrastruktur auf dem Bundesplatz, wo der Marsch enden sollte.

OK-Mitglied Thomas Fuchs rechnet heute mit 3000 bis 5000 Besuchern. Unklar sei, wie viele Personen aus Bern und der Region kommen. "Diese Leute melden sich natürlich nicht für Car- und Zugfahrten an", so Fuchs. 60 Cars werden erwartet, welche die Besucher in die Kochergasse fahren, wo sie aussteigen müssen. Teilnehmer, die im Zug anreisen, sollen vom Bahnhof über Loeb-Egge und Schauplatzgasse auf den Bundesplatz geleitet werden.

Strassen und Platz gesperrt

Wegen des SVP-Fests, das offiziell von 13.30 Uhr bis 17 Uhr dauert, kommt es in der Innenstadt zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Für Autos gilt in der Amthaus- und Kochergasse ab 10 Uhr und in der Schauplatzgasse auch für Velos ab 11 Uhr ein Halteverbot. Stehen gelassene Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt. Zudem wird ab 12 Uhr die Bundesgasse ab der Schwanengasse bis zum Bundesplatz gesperrt. Auch in der Kochergasse ab Bundesplatz bis Casinoplatz gibt es kein Durchkommen mehr. Ebenso sind Amthaus- sowie die Schauplatzgasse und die Kirchenfeldbrücke vom Helvetia- zum Casinoplatz gesperrt. Die Zufahrt zum Casinoparking und Hotel Bellevue ist jedoch möglich. Die Untere Altstadt ist über die Nydeggbrücke erreichbar.

Die Busse der Linien 10 und 19 werden über die Spital- und die Marktgasse umgeleitet. jsp/wrs

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Tagesanzeiger 10.9.11

Berner Polizei schützt SVP-Fest

Mit einem Grossaufgebot will die Polizei heute den SVP-Anlass auf dem Bundesplatz sichern. 1000 Polizisten bewachen rund 5000 Festbesucher.

Die Stimmung ist gespannt, weil es 2007 bei der SVP-Wahlkundgebung in Bern zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Zudem haben linke Aktivisten zu einem "Fest gegen Rassismus" aufgerufen: Zeitgleich zum "SVP-Familienfest" auf dem Bundesplatz gibt es Workshops und Konzerte in der nur einen Kilometer entfernten Reitschule.

Die SVP lockt das Publikum mit "politischen Reden, viel Folklore und einem gemütlichen Fest" auf den Bundesplatz. Als Redner vorgesehen sind Bundesrat Ueli Maurer und SVP-Übervater Christoph Blocher. Nach eigenen Angaben erwartet die SVP höchstens 5000 Besucher. Viele von ihnen dürften per Car anreisen und von Helfern auf direktem Weg zum Bundesplatz geführt werden. Der Bundesplatz selber wird von kräftigen SVP-Mitgliedern und einem privaten Sicherheitsdienst bewacht.

"Ein Armutszeugnis"

"Ursprünglich gingen wir von 8000 Besuchern aus. Aber vor allem im Kanton Bern haben viele Leute Angst, weil die Sicherheit in der Stadt nicht immer gewährleistet ist", sagt OK-Präsidentin Nadja Pieren. "Stadtpräsident Alexander Tschäppät und Sicherheitsdirektor Reto Nause haben die Sicherheit nicht im Griff", erklärt die SVP-Kantonsparlamentarierin. Zur Begründung verwies sie auf Medienberichte "zum Beispiel über das Anti-AKW-Camp oder über nächtliche Messerstechereien". Dass es ein derart grosses Sicherheitsdispositiv brauche, damit die grösste Partei der Schweiz eine Kundgebung durchführen könne, sei "ein Armutszeugnis".

2007 hatten linke Aktivisten die von der SVP auf dem Bundesplatz aufgebaute Infrastruktur verwüstet. Mehrere Hundert Polizisten konnten damals die Randale nicht verhindern. Das kostete den städtischen Sicherheitsdirektor Stephan Hügli den Kopf - seine Partei, die FDP, servierte ihn vor den darauffolgenden Wahlen ab.

Sein Nachfolger Reto Nause (CVP) versucht es nun besser zu machen. Wie viele Polizisten im Einsatz stehen, will er nicht sagen. Laut Medienberichten sind es etwa 1000. Zum Vergleich: Ein Hochrisiko-Fussballspiel in Bern wird mit etwa 600 Polizisten gesichert, was eine Viertelmillion Franken kostet.

SVP-eigener Sicherheitsdienst

Nause betont, er rechne mit Störaktionen - "aber wir sind gut vorbereitet". Die Polizei werde keine Gegenkundgebung tolerieren. Für die Sicherheitskräfte sei die Lage insofern einfacher, als es sich diesmal um eine Platzkundgebung handle.

Auch die SVP-eigenen Sicherheitskräfte werden Kontrollen durchführen. Schliesslich sei die Platzkundgebung für jedermann zugänglich, sagt OK-Präsidentin Pieren. Deshalb werde der Sicherheitsdienst darauf achten müssen, dass sich keine Chaoten einschleichen könnten. (SDA)

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L'Express/Impartial 10.9.11

FÉDÉRALES 2011 La sécurité intensifiée pour le meeting de l'UDC à Berne.

Manifestation sous haute surveillance

La police sera fortement déployée aujourd'hui pour assurer la sécurité lors de la manifestation électorale de l'UDC sur la Place fédérale à Berne. L'atmosphère est tendue, car l'édition 2007 avait été émaillée par des violents heurts.

De plus, des activistes de gauche ont appelé à une "fête contre le racisme" ce samedi. Des concerts, des débats et des discours sont prévus au centre autonome Reitschule.

L'UDC de son côté promet "des discours politiques, beaucoup de folklore et une fête sympa" à laquelle doivent participer le conseiller fédéral Ueli Maurer et le patriarche du parti Christoph Blocher. Le tout doit durer près de trois heures.

L'UDC espère attirer près de 5000 personnes. Bon nombre de visiteurs devraient arriver par car à Berne: des volontaires les guideront directement vers la Place fédérale. Celle-ci sera surveillée des membres de l'UDC et une entreprise de sécurité privée.

Place fédérale saccagée

En 2007, l'UDC avait appelé à une marche à travers la ville de Berne, qui avait donné lieu à des graves exactions. Des activistes de gauche avaient alors saccagé l'infrastructure installée sur la Place fédérale.

Le nombre de policiers qui seront engagés aujourd'hui n'est pas connu officiellement. Les médias avancent le chiffre de mille agents. A titre de comparaison, un match de football à haut risque à Berne est encadré par 600 policiers, ce qui engendre des coûts de 250 000 francs.

Convoitises

La date de la fête de l'UDC a été l'objet d'âpres tractations au printemps: initialement, le parti souhaitait l'organiser le 8 octobre, soit deux semaines avant les élections fédérales. Il s'était heurté à l'interdiction de manifester en octobre décrété par la ville.

Le PS convoitait également cette date pour un raout sur la Place fédérale. La ville lui a proposé le 3 septembre, mais le parti a renoncé. Quant à l'UDC, elle a finalement accepté à contrecœur d'avancer sa fête. ATS

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BZ 10.9.11

Theatralische Überflieger in Uniform

Reitschule · Das Kollektiv Konsortium & Konsorten kehrt mit dem Musical "Der Krieg ist schön" ins Tojo-Theater zurück, wo die Satire frei nach "Top Gun" bereits 2007 erfolgreich über die Bühne ging.

"Es ist kein Traum, oder?", fragt Maverick (André Benndorff) seinen Wingman Goose (Thomas Pösse). Die beiden kämpfen auf der Navy-Hochschule Top Gun mit anderen Elitesoldaten darum, die Auszeichnung zum besten Kampfflieger zu gewinnen. "Wir sind das Geschoss. Unsere Geschichte ist eine Waffe", schwadroniert Maverick und blickt sehnsuchtsvoll gen Himmel. In seiner weissen Uniform steht er auf der Bühne (Jens Dreske), die aus einer Landebahn besteht.

Wer erinnert sich nicht an den Filmhit "Top Gun" (1986), in dem Strahlemann Tom Cruise nach den militärkritischen Siebzigerjahren Krieg wieder sexy machte. Der Film spielte weltweit 353,8 Millionen US-Dollar ein und löste eine Kontroverse aus, da er vom US-Verteidigungsministerium finanziell unterstützt worden war und ein komplett idealisiertes Bild der Armee vermittelte. Der breiten Masse war das egal, Tom Cruise wurde frenetisch gefeiert, und plötzlich wollte jeder eine Pilotenbrille von Ray Ban tragen.

Mutierte Helden

"Der Krieg ist schön": Das versprechen auch Wolfgang Klüppel (Regie), Leis Bagdach (Text) und Pascal Nater (Musik) in der szenischen Weiterentwicklung ihres "Top Gun"-Musicals von 2007 und nehmen den Pathos von Kriegspropaganda à la Hollywood gehörig auf die Schippe. Schon allein die Tatsache, dass André Benndorff, Ex-Ensemblemitglied am Stadttheater Bern, in die Rolle Mavericks schlüpft, sorgt für Komik. Im Film wurde dieser vom aalglatten Beau Tom Cruise gespielt. Da steht also dieser blasse Typ mit den zerzausten Haaren und sagt zum verpennten Familienvater Goose: "Ich beneide dich um den Haufen Langweiligkeit, den du verkörperst." Dabei ist Goose in der Filmvorlage ein Macho und Trinker. Auch Viper, Ausbilder und Vaterfigur, hat mutiert. Er wird von einer Frau dargestellt. Tänzerin Emma Murray passt mit ihrem durchtrainierten Körper perfekt in diese Rolle. Vietnam habe es nie gegeben, das sei eine Erfindung der Massenmedien, proklamiert die erotische Kriegsgurgel. Auch die Überfliegerin Charlie (Ariadna Montfort) sorgt mit gekonnten Tanzeinlagen dafür, dem Krieg ein sexy Gesicht zu geben.

Freiheit im Nachthemd

Wenn die Gefühle überschwappen, dann singen die Darsteller. Mal englisch ("Take My Breath Away"), mal deutsch ("Trittst im Morgenrot daher"). Am Ende tritt Maverick in einem Nachthemd, das nur eine Brust bedeckt, auf die Bühne. In dieser Montur, auf Delacroix' Gemälde "Die Freiheit führt das Volk an" anspielend, hält er eine Rede, die trotz Übertreibung nicht so weit davon entfernt ist, was man von manchen Politikern zurzeit hört. Europa sei bedroht, und es gelte, diese Wiege der Vernunft zu beschützen. "Lasst uns in den Krieg ziehen", bellt Benndorff das Publikum an.

Einmal mehr gelingt es Konsortium & Konsorten, mit Witz und Tempo die Rhetorik von Politikern ebenso wie die vernebelnde Wirkung von Hollywood zu entlarven. Helen Lagger

Weitere Vorstellungen: heute, 20.30 Uhr, und So, 11. 9, 19 Uhr, im Tojo-Theater. www.tojo.ch

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Bund 10.9.11

Tojo-Theater

Die neuen Helden sind unrasiert

Er ist der Segen aller Frauen. Er besiegt jeden feindlichen Angreifer. Er ist die Krönung der Zivilisation - Maverick, der Kampfpilot. Durchtrainiert, adrett frisiert und mit einem spitzbübischen Lächeln im sauber rasierten Gesicht flimmert Maverick alias Tom Cruise Mitte der 1980er-Jahren über die Leinwände rund um den Globus. Ein Vierteljahrhundert später ist er wieder da, diesmal aus Fleisch und Blut auf der Bühne des Tojo-Theaters in der Reitschule. Die Haare sind jetzt zerzaust, und das Sixpack zeichnet sich nur noch dezent unter dem weissen Hemd ab, aber sein Mundwerk und seine Überzeugung sind ihm geblieben: Er ist der Beste!

"Der Krieg ist schön" heisst die neuste "Top Gun"-Version der Gruppe Konsortium & Konsorten (Regie: Wolfgang Klüppel). Der Abend - angekündigt als Musical frei nach dem Hollywood-Klassiker - ist eine Weiterentwicklung der 2007 gezeigten Produktion "Sie fürchten weder Tod noch Teufel und manchmal schiessen sie ein Reh!". Wie damals spielt André Benndorff die Hauptrolle. Sein Maverick ist das optische Gegenstück zum Filmhelden: Er ist schmächtig, unrasiert und blond. Aber auch er verführt mühelos seine Herzensdame (gespielt von der bezaubernden Ariadna Montfort), verscheucht feindliche Flugzeuge und kämpft an vorderster Front um die begehrte Auszeichnung für den besten Piloten. Auch er kann nicht verhindern, dass seine Maschine abstürzt und den Freund (Thomas Pösse) in den Tod reisst.Pathos und Vaterlandsliebe werden dick aufgetragen, die innbrünstig vorgetragenen Lieder vom Kuschelrock bis zum Schweizerpsalm tragen das ihrige zum wohlig-witzigen Emotionsbad bei (Livemusik: Pascal Nater). Doch hie und da wird ein Blick hinter die Fassade dieses Heldentums geworfen, Sinn und Unsinn des Kampfes werden andiskutiert - was ist, wenn plötzlich das Nichts ist? Dicht nebeneinander stehen die grossen Lebensfragen und das heile Heldentum, das Bühnenpersonal oszilliert rasch hin und her zwischen nachgespielten Filmszenen, Karikatur und philosophischen Fragmenten.

Vielleicht ist es gerade die eine oder andere etwas handgestrickt wirkende Szene, die den Charme dieser Produktion ausmacht. Komische Momente sind garantiert, man vergnügt sich gut. Und man erschaudert doch ein wenig, wenn am Ende aus voller Kehle gesungen wird: "Wir sind eine Rasse, ein Fleisch, ein Blut!" - Dann verschwinden die Helden im Dunkel der Theaterbühne.

Pia Strickler

Weitere Vorstellungen: heute Samstag (20.30 Uhr) und morgen Sonntag (19 Uhr) im Tojo-Theater der Reitschule. Reservation: tojo@reitschule.ch

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20min.ch 9.9.11

Heisser Wahlkampf

Polizisten-Armada schützt SVP-"Familienfest"

Tränengas beim Zytglogge, Randale auf dem Bundesplatz: Die Bilder von den wüsten Strassenschlachten in der Berner Altstadt gingen am 6. Oktober 2007 als Tiefpunkt des Wahlkampfes um die Welt.

Vier Jahre später marschieren die SVP-Getreuen kommenden Samstag erneut vor dem Bundeshaus auf. OK-Mitglied und SVP-Nationalrat Thomas Fuchs sprach damals von einem Angriff "linker Terroristen". Er erwartet wegen des schönen Wetters 3000 bis 5000 Demoteilnehmer auf dem mit Gittern umzäunten und von Bronco-Sicherheitsleuten bewachten Bundesplatz. Die Parteisympathisanten werden mit Bussen aus der ganzen Schweiz direkt in die Bundesgasse gefahren. "Jeder Parlamentarier hat den Auftrag, einen Car mit Kundgebungsteilnehmern zu füllen", sagt Fuchs zu 20 Minuten Online.

Alle verfügbaren Polizisten im Einsatz

Das SVP-"Familienfest" bereitet dem Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) seit Monaten Kopfzerbrechen. "Wir gehen davon aus, dass es Kreise gibt, die die Demo stören wollen." Dies will er mit "allen verfügbaren Mitteln" verhindern. Kein Wunder: Seinen Vorgänger, dem damaligen FDP-Polizeidirektor Stephan Hügli, hat das kolossale Versagen der Polizeikräfte am "schwarzen Samstag" den Kopf gekostet, der Stadt Bern viel Häme und Negativschlagzeilen und der SVP vermutlich den Wahlsieg eingebracht.

Urs Frieden vom Grünen Bündnis weilte am 6. Oktober 2007 in Deutschland, als die Bilder des "Guerilla-Kriegs" in der deutschen "Tagesschau" als erste Meldung über den Äther gingen. "Mich hat es damals fast vom Stuhl gehauen", erklärt der Politiker. Er ruft zur Gewaltfreiheit auf, glaubt aber, dass die SVP auch dieses Jahr auf Ausschreitungen spekuliere. "Denn ohne Krawalle bleibt das Fest ein SVP-interner Anlass ohne grosse Aussenwirkung", so Frieden.

Geringere Eskalationsstufe

Die Stadt setzt alles daran, dass die Demo ein Familienfest bleibt. 2007 fiel bei der Polizei etwa die Funkverbindung aus, als Vandalen den Bundesplatz stürmten. Das soll am Samstag nicht mehr vorkommen: "Wir waren noch nie so gut auf eine Demonstration vorbreitet", sagt Nause. Laut Medienberichten stehen am Sonntag bis zu 1000 Polizisten aus verschiedenen Kantonen bereit. Nause will die Zahl nicht kommentieren. "Es sind aber mehr Ordnungshüter aufgeboten als für den Umzug 2007." Eine ganze Polizisten-Armada schützt die SVP-Sympathisanten auf dem abgesperrten Bundesplatz. Zum Vergleich: 2007 wollten über 10 000 SVPler durch die gesamte Berner Altstadt ziehen, bis sie von brennenden Strassensperren aufgehalten wurden. Damals konnten gut 400 Polizisten die "Schande von Bern" nicht verhindern.

Bowling-Kugel gegen SVP-Kegel

SVP-Schwergewicht Thomas Fuchs rechnet zwar auch dieses Jahr mit "Lämpe". Die "Eskalationsstufe" sei aber tiefer als 2007. Damals unterstützen verschiedene Linksparteien die unbewilligte Gegendemo des Komitees "Schwarzes Schaf" auf dem Münsterplatz. Dieses Mal versammeln sich die Protestierenden "wegen der martialistischen Polizeipräsenz" in der Reitschule. Der politische Support fehlt aber weitgehend: Nicht einmal die Berner Jungsozialisten rufen aktiv zur Teilnahme am "Fest gegen Rassismus" auf.

Ob die Aktivisten vom "Schwarzen Schaf" lammfromm bleiben, ist ungewiss. Flyer zeigen, wie eine Bowling-Kugel auf SVP-Kegel zusteuert. Im Internet kursieren zudem mehrdeutige Aufrufe wie: "Ertragen wir die Hetze nicht einsam. Es ist Zeit, uns zu organisieren. Banden zu bilden, die halten."

Nause gibt deshalb keine Entwarnung. Man beobachte die Aufrufe der Demo-Gegner sehr genau: "Die Stimmung ist unberechenbar, die Emotionen könnten rasch hochgehen. Eine Gegenkundgebung werden wir aber nicht tolerieren."

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20 Minuten 9.9.11

"Es geit": Opa-Crew PVP tauft ihr zweites Album

BERN. Die Rap-Crew PVP tauft heute ihr zweites Album "Es geit". Nebst neuen Tracks gibt die Band auch Songs aus dem legendären Sampler "Rapresent" zum Besten.

PVP ist die Opa-Crew des Berner Raps. 1997 stiegen die vier Freunde Greis, Phantwo, Poul Prügu und Krust in das Rap-Biz ein. Mittlerweile sind sie die einzige noch aktive Rap-Combo aus jener Zeit. Ans Aufhören denken sie deswegen aber noch lange nicht. Im Gegenteil: Heute nämlich heben sie im Dachstock das zweite Album "Es geit" aus der Taufe.

Hierfür plant das Quartett eine Art Klassentreffen auf der Bühne: "Alle, die sich am Album beteiligt haben, werden anwesend sein", sagt Rapper Krust. Zugesagt haben unter andere die Feature-Partner Baze oder Hannes-Lock, aber auch die Produzenten Gerä Stäuble von Züri West, Big Stroke, Stärneis, Wurzel-5-DJ Link oder The Gooniez nehmen an der Taufe teil. "Das wird lustig", freut sich Krust. "Viele von ihnen treffen sich nämlich zum ersten Mal."

Musikalisch kommt das Release-Konzert ebenso vielseitig daher. Nebst den 15 neuen Songs spielt die Band auch "viele alte Tracks", Stücke, die man aus der Ära der "Rapresent"-CD kennt. Das war jene Compilation, die Ende der 90er-Jahre der Berner Rap-Szene die Initialzündung gab und nicht zuletzt PVP zu ihrer Karriere verhalf. Pedro Codes

Fr, 9.9.,
 Uhr, PVP-Albumtaufe, Dachstock.

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20 Minuten 9.9.11

Detroiter Big Shots in der Reithalle

Fr, 9.9., 22 Uhr, Electroscope - Detroit Techno Masters, Reithalle.

DETROIT. Ammonit findet, dass es an der Zeit sei, richtigen Techno nach Bern zu holen, und tut dies auch: Mit Jeff Mills, Stacey Pullen und Kenny Larkin verpflichtete der Veranstalter heute drei Big Shots des Detroiter Techno zu einem Gig in der Grossen Halle der Reitschule. Insbesondere Jeff Mills gilt als wegweisender und einflussreicher DJ und Produzent. Mit den Neuvertonungen von frühen Filmklassikern wie "Metropolis" (1926) oder "The Three Ages" (1923) bewies der Zauberer, dass er keinerlei Scheuklappen trägt. Letzteren Film zeigt Veranstalter Ammonit denn auch im Vorfeld der Riesenparty. Die Ausstrahlung beginnt um 20.30 Uhr, die Türen öffnen bereits eine halbe Stunde vorher. pec

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Bund 9.9.11

Die "SVP-Familie" hat Angst vor dem Einzug in die "Chaos-Stadt" Bern

Die SVP Schweiz, die am Samstag in Bern feiert, traut den Stadtbehörden nicht.

Dölf Barben

Es sind die Bilder von Gewalt und Zerstörung, die manches SVP-Mitglied zögern lassen. "Wir haben die Erwartungen deutlich herunterschrauben müssen", sagt Grossrätin Nadja Pieren aus Burgdorf, Vizepräsidentin der SVP Schweiz und OK-Präsidentin des SVP-Familienfestes vom Samstag. "Wenn 4000 Leute kommen, sind wir glücklich." Am 7. Oktober 2007, als die Kundgebung auf dem Bundesplatz von Autonomen überrumpelt wurde, waren es gegen 8000.

"Unsere Leute haben Angst", sagt Pieren. Deshalb verzichteten viele darauf, nach Bern zu kommen. "Sie zweifeln nicht am Polizisten auf der Strasse, sondern an den Politikern oben." Vor vier Jahren sei von dort kein Kommando zum Durchgreifen gekommen. Das Vertrauen in den Stadtberner Gemeinderat sei in den letzten Monaten auch nicht grad gestärkt worden, sagt Pieren und zeichnet das Bild einer Stadt, in der niemand "durchgreift": Sie erwähnt das AKW-Camp vor dem BKW-Hauptgebäude, das zu lange toleriert worden sei. Oder die Reitschule, von der regelmässig Gewalt ausgehe. Dieses Misstrauen sei überall im Land zu spüren. Besonders viele Absagen seien aber von Leuten aus dem Kanton Bern eingegangen - "weil sie wissen, welche ‹Chaos-Stadt› Bern ist". Nach mehreren Gesprächen mit dem Berner Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) habe sie nun ein "gutes Gefühl". Er habe klar signalisiert, dass die Polizei das Fest "schützen soll und darf".

Wäre es unter diesen Voraussetzungen nicht angezeigt, die SVP-Familie in einem geschützten Rahmen an einem etwas weniger gefährlichen Ort zu versammeln? Zum Beispiel in Interlaken? "Eben gerade nicht", sagt Pieren, "wir wollen vor dem Bundeshaus ein Zeichen setzen und einstehen für unsere Schweiz." Es herrsche schliesslich Meinungsfreiheit, und es wäre "ein Armutszeugnis", wenn dies nicht möglich sein sollte.

Silvia Bär, stellvertretende Generalsekretärin der SVP Schweiz, bestätigt Pierens Eindruck: "Man traut der Sache nicht." Das "mulmige Gefühl" sei aber nicht auf die Polizei zurückzuführen, sondern auf die politische Führung in der Stadt Bern. Und auch Bär zählt Gründe auf, warum "unsere Leute Angst haben". Und auch sie beginnt ihre Aufzählung - interessanterweise - mit dem AKW-Camp und der Gewalt und den "Saubannerzügen", die von der Reitschule ausgehen würden.

"Unqualifizierte Bemerkung"

Gemeinderat Reto Nause betont, die Polizei habe den "klaren Auftrag", den bewilligten Anlass zu schützen und keine Gegendemonstrationen zu tolerieren. Im Vergleich mit 2007 sieht Nause einen "ganz entscheidenden Unterschied": Diesmal handle es sich um eine Platzkundgebung und nicht um einen Marsch durch die Stadt. Zudem sei das Polizeiaufgebot grösser als vor vier Jahren. Die Stadt lasse sich die Sicherheit an diesem Tag "eine erhebliche Summe Geld" kosten. Zum Misstrauen, das der Berner Stadtregierung von der SVP entgegenschlägt, und zur Aussage, Bern sei eine "Chaos-Stadt" sagt Nause - "mit Blick auf London" - lediglich: "Das ist eine unqualifizierte Bemerkung, die einer Prüfung nicht standhält."

Personenkontrollen sind möglich

Die Kantonspolizei Bern wird mit einem "grossen Aufgebot" bereitstehen, wie Sprecher Michael Fichter auf Anfrage sagt. Weil es sich um einen bewilligten Anlass handle, habe die Polizei den Auftrag, dessen Sicherheit zu gewährleisten. Der Auftrag des Stadtberner Gemeinderats verlange weiter, gleichzeitig stattfindende Gegendemonstrationen zu verhindern. Laut Fichter werden auch Einheiten aus anderen Kantonen im Einsatz stehen. Beim Bundesplatz könne es zu Personen- oder Zugangskontrollen kommen. Weitere Angaben über die Grösse des Aufgebots und das Dispositiv macht Fichter nicht.

"Sonderrecht" für die SVP

In der Berner Reitschule wird gleichentags unter dem Motto "ganz fest gegen Rassismus" eine Gegenveranstaltung abgehalten. Das "martialische Polizeiaufgebot" verunmögliche es kritischen Menschen, sich an diesem Tag in der Stadt zu bewegen, ohne kontrolliert zu werden, heisst es auf der Webseite. Rahel Ruch, Stadträtin der Jungen Alternative, kritisiert vor allem, dass die SVP "Sonderrecht" geniesse. So sei es an diesem Tag unmöglich, irgendwo sonst einen Stand aufzustellen, "um zu informieren, dass es auch anderes gibt als Hetzpolitik". Für die konstruktiven linken Kräfte stehe eine Konfrontation mit der SVP nicht zur Diskussion, sagt sie.Wie die Erfahrung lehrt, gibt es aber nicht nur die konstruktiven Kräfte: Am 7. Oktober 2007 zum Beispiel waren in der Bundesstadt auch Krawalltouristen aus Zürich und Lausanne aufgefallen.

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BZ 9.9.11

Grosses Aufgebot an Polizisten

SVP-Familien · Fest · Am SVP-Familienfest von morgen Nachmittag auf dem Bundesplatz werden gegen 5000 Besucher aus der ganzen Schweiz erwartet, 60 Cars sind angekündigt. Es wird zu Verkehrsbehinderungen kommen. In der Reitschule ist eine Gegenveranstaltung von Linken angesagt. Polizei und Veranstalter schliessen Ausschreitungen nicht aus. "Wir werden mit einem grösseren Aufgebot - auch mit Polizisten aus anderen Kantonen - vor Ort sein", sagt Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage dieser Zeitung. jsp

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BZ 9.9.11

Lerch unterstützt Petition

Nachtleben Die Petition "Pro Nachtleben Bern", die für ein attraktives und hauptstadtwürdiges Nachtleben wirbt, scheint den Nerv der Zeit getroffen zu haben: Bisher haben rund 3300 Personen unterschrieben. Dazu gehört ausgerechnet Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP), der immer wieder von Clubbetreibern wegen seiner restriktiven Lärmpolitik kritisiert worden ist. "Ich bin entgegen der weit verbreiteten Meinung nicht gegen ein Nachtleben", sagte er gestern auf Anfrage. So setze er lediglich geltendes Recht um. Er fordert dasselbe wie der überparteiliche Verein "Nachtleben Bern": Die Stadt brauche ein Nachtlebenkonzept mit klaren Richtlinien. "Und das ist die Aufgabe des Gemeinderates", so Lerch.jek Seite 8

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Lerch macht sich fürs Nachtleben stark

Petition · Für ein attraktives Nachtleben in der Stadt Bern werden derzeit Unterschriften gesammelt. Ausgerechnet Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP), der von Clubs wegen seiner restriktiven Lärmpolitik kritisiert wird, hat die Petition unterschrieben.

Zwei Clubs in Bern, das Wasserwerk und das Sous Soul, stehen vor dem Aus. Beide sehen laut "Bund"-Berichten das Hauptproblem in den rigiden Auflagen, die von Regierungsstatthalter Christoph Lerch angedroht wurden. Urs Imhof, Betreiber des Wasserwerks: "Die kantonale Lärmfachstelle machte rigorose Vorschläge, die der Regierungsstatthalter jeweils abnickte." Dazu zählt Imhof die Empfehlung der Fachstelle, in den frühen Morgenstunden die Lautstärke der Musik auf 80 Dezibel zu beschränken. Mit den 93 Dezibel, die zurzeit für das Wasserwerk erlaubt seien, seien bereits jetzt keine Livekonzerte mehr möglich, fügt Imhof an. Grund für die angedrohten Auflagen sind Lärmklagen des Matteleists und der Anwohner des Mattequartiers. Auch die undurchsichtige Politik bezüglich Öffnungszeiten bemängelt Imhof. Das Wasserwerk hat ein Gesuch um eine Überzeitbewilligung zurückgezogen, da der Regierungsstatthalter vorgab, mit dem jetzigen Lärmniveau dem Gesuch wohl einen Bauabschlag zu erteilen. "So müssen wir Punkt drei Uhr morgens 300 Leute auf die Gasse stellen - was für die Anwohner viel mehr Lärm bedeutet", so Imhof. Als "einziger Club" in Bern könne das Wasserwerk nur bis drei Uhr morgens geöffnet sein - "das ist ein wahnsinniger Konkurrenznachteil", sagt Imhof.

Lärmzonenkonzept gefordert

Unter anderem diese Punkte hat der Verein "Nachtleben Bern" in einer Petition aufgegriffen. Der Verein fordert, dass die Öffnungszeiten von Nachtclubs flexibilisiert werden, damit die Besucher gestaffelt über mehrere Stunden nach Hause gehen. Zudem verlangt der Verein ein klares Lärmzonenkonzept. In gewissen Zonen der Stadt sollten die Interessen der Kulturschaffenden höher gewichtet werden als das Recht auf Nachtruhe. Da die Weltgesundheitsorganisation einen Lärmgrenzwert von 100 Dezibel in Clubs vorschlägt, sei die Abstufung in der Stadt Bern auf 93 oder 96 Dezibel überholt. "Der Grenzwert darf keinesfalls weiter gesenkt werden, da dies die Durchführung von Veranstaltungen verunmöglicht", sagt Präsidiumsmitglied und Stadträtin Kathrin Bertschy (GLP). "Mit der Petition möchten wir ein breites Anliegen der Bevölkerung aufnehmen und Gemeinderat und Regierungsstatthalter auffordern, etwas für ein grossstadtwürdiges Nachtleben zu unternehmen."

Unterschrift von Lerch

Rund 3300 Personen haben seit letzten Freitag entweder online oder schriftlich die Petition unterschrieben. Prominente Unterstützung hat die Petition nun in Form vom Regierungsstatthalter selbst, der am Dienstag ebenfalls unterschrieben hat. "Entgegen der weit verbreiteten Meinung bin ich nicht gegen ein Nachtleben", sagt Christoph Lerch auf Anfrage. "Eine Hauptstadt verdient ein Nachtleben." So verstehe er die Petition auch nicht gegen seine Lärmpolitik, da er lediglich geltendes Recht umsetze. Im Fall Wasserwerk sei die geltende Bauordnung für das Mattequartier nach einer Abstimmung im Jahr 2006 nun mal so, dass die Interessen der Anwohner höher zu gewichten seien als diejenigen der Club-Betreiber. "Was die Stadt Bern braucht, ist ein Nachtlebenkonzept mit klaren Richtlinien", fügt Lerch an. "Es wäre die Aufgabe des Gemeinderates, ein solches Konzept zu erstellen. Der Ball liegt beim Gemeinderat." Jessica King

Petition "Aktives Nachtleben" Dossier - Urban Life
urbanlife.bernerzeitung.ch

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kulturagenda.be 8.9.11

Von sauberen Kriegen und Kriegern

Der Film "Top Gun" war ein Blockbuster der 80er. Die Theatergruppe Konsortium & Konsorten hat daraus ein Musical gemacht, welches sie in einer überarbeiteten Fassung im Tojo präsentiert: "Der Krieg ist schön."

Der Titel "Top Gun" dürfte allgemein ein Begriff sein. Die Story des 1986 erschienenen Films wohl eher weniger: Der junge Maverick - sein Vater flog fürs Militär und starb im Dienst - befindet sich in Ausbildung zum Elitekampfpiloten. Begleitet von seinem Navigator Goose, betreut vom väterlichen Ausbilder Viper, verliebt in die Taktikerin Charlie, meistert Maverick selbstverständlich alle Schwierigkeiten (inklusive die seines Charakters). Er wird sich im Kampf bewähren und an seine Ausbildungsstätte zurückkehren.
Der Erfolg des Films war durchschlagend. Die Army stellte Rekrutierungsbüros vor den Kinos auf, Tom Cruise war endgültig ein Star, der Verkauf von Bomberjacken explodierte, Ray Ban steigerte den Absatz von Piloten-Sonnenbrillen um 40 Prozent, der Soundtrack stand wochenlang auf Platz eins der amerikanischen Hitparade und der Film spielte insgesamt über 350 Millionen Dollar ein. "Nach den ganzen Antikriegsfilmen in den 70ern war ‹Top Gun› der erste Film, der wieder sagte: ‹Der Krieg ist schön›", sagt Theateregisseur Wolfgang Klüppel.

Was bedeutet Freiheit?

Klüppel ist eine der treibenden Kräfte der freien Theatergruppe Konsortium & Konsorten, die "Top Gun" bereits vor vier Jahren auf die Bühne des Tojo brachte. "Der Film war ein Wendepunkt in der Betrachtung von Krieg und Kriegspropaganda", sagt Klüppel. "Viele Leute sagen, die Bildästhetik des Films habe jene des ersten Golfkriegs 1991 vorbereitet: Der Feind erschien nur noch im Fadenkreuz, das ganz genau trifft. Später gab es die Drohnen, die ‹sauber› bombardieren, und der Begriff ‹Kollateralschäden› war auch so seltsam clean."

Bis heute versucht man in den Medien, den Krieg als Eingriff darzustellen, der aus der Luft chirurgisch präzise ausgeführt wird. Klüppel findet deshalb nicht zu Unrecht, das Thema brenne weiterhin unter den Nägeln. "Es wird immer mit grossen Begriffen wie Freiheit operiert. Aber was bedeutet das, wenn ich als Soldat in Afghanistan stehe und grad die Freiheit Deutschlands verteidige?", bezieht sich der Regisseur auf ein berühmtes Zitat des ehemaligen deutschen Verteidigungsministers Peter Struck.

Faszination der Kriegsrhetorik

Diese Beobachtungen allein erklären die Wiederaufnahme des Musicals, das vor vier Jahren Premiere feierte, nicht. Zum einen meldet sich Konsortium & Konsorten nach einer Auszeit zurück. Es sei darum gegangen, "die Band wieder zusammenzubringen", wie es Klüppel ausdrückt. Ausserdem war das Stück in Bern auf viel Anklang gestossen, und "mit den gesammelten Erfahrungen der letzten vier Jahre", führt der Regisseur aus, "wollten wir diesmal ein richtiges Musical machen, nicht nur sechs Songs wie letztes Mal."

Der Berner Musiker Pascal Nater, ab 29. September auch mit einem Liederabend im Stadttheater zu sehen, komponierte zwölf neue Lieder. Die seien aber nicht als Musical-Parodie gedacht, sagt Klüppel. Es gehe ihm und seiner Truppe ja darum, das Pathos und die Faszination der Kriegsrhetorik vorzuführen: "Man darf ruhig seinen Verstand an der Kasse abgeben und schauen, was passiert, wenn man sich ganz seinen Gefühlen hingibt." Aber keine Sorge, niemand wird versuchen, Sie im Anschluss an die Aufführung zu rekrutieren.

Silvano Cerutti


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Theater Tojo in der Reitschule, Bern
Do., 8.9., 20.30 Uhr
Weitere Vorstellungen bis 11.9.
www.tojo.ch

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Bund 8.9.11

Der Krieg ist schön

Wie romantisch, ein Düsenjäger

Schwierig, sich das vorzustellen: "Top Gun" ohne die windschiefe Schnute von Tom Cruise. Wo bleibt denn da der Fun? Andererseits will das Ensemble Konsortium & Konsorten (Regie: Wolfgang Klüppel) die Story von Kampfpilot Maverick dennoch auf die Bühne bringen. Und zwar als Musical-Adaption mit dem sinnlichen Titel "Der Krieg ist schön". Das verspricht doch so einiges. (len)

Tojo, Reitschule Do 8., bis Sa, 10. September, jeweils 20.30 Uhr.

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WoZ 8.9.11

"Der Krieg ist schön"

Einen besseren Propagandafilm hätte sich die US-Armee nicht wünschen können, als 1986 "Top Gun" mit einem blutjungen Tom Cruise als furchtlosem Kampfpiloten ins Kino kam. Ausgerechnet diesen "Hollywoodklassiker" hat die Schweizer Theatergruppe Konsortium&Konsorten als Vorbild für ihr Musical "Der Krieg ist schön" verwendet. Doch wenn der Film vor Kitsch, Pathos und Patriotismus trieft, zelebriert das Schauspiel ensemble unter der Regie von Wolfgang Klüppel und der musikalischen Leitung von Pascal Nater den Krieg als "einzige Wahrheit" und den Konkurrenzkampf unter den Piloten als darwinistischen Kampf um Leben und Tod. Für einmal gilt: "Der Krieg ist schön!" jj

"Der Krieg ist schön" in: Bern Reitschule Tojo Theater, Premiere am Do, 8. September. Weitere Aufführungen am Fr/Sa, 9./10. September, jeweils um 20.30 Uhr, sowie am So, 11. September, um 19 Uhr. www.tojo.ch

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WoZ 8.9.11

Ennet dem Röstigraben

Die fünf Berner Off-Kinos Kellerkino, Cinématte, Kino Kunstmuseum, Lichtspiel und das Kino in der Reitschule widmen sich den ganzen September Filmen aus der Westschweiz. Die Reihe "Blicke über den Röschtigraben" zeigt rund dreissig Filme aus der Romandie. In der Cinématte präsentieren fünf Berner Filmschaffende jeweils ihren Lieblingsfilm aus der Westschweiz, das Lichtspiel zeigt Filme der Ethnologin Jacqueline Veuve, im Kino Kunstmuseum sind Werke des Neuen Schweizer Films aus den sechziger Jahren zu sehen - von Alain Tanner, Michel Soutter und Claude Goretta - sowie Filme von heutigen Filmschaffenden, die deren Erbe weitertragen: etwa Lionel Baier, Jean-Stéphane Bron, Stéphanie Chuat und Véronique Reymond. Das Kellerkino schliesslich zeigt die grossartige Langzeitdokumentation "Romans d'Ados". Während gut sieben Jahren hat die Filmemacherin Béatrice Bakhti sieben Jugendliche begleitet. Entstanden sind daraus vier Filme, die Einblick in den Alltag der Pubertierenden geben. süs

"Blicke über den Röschtigraben" in: Bern Cinématte, Kellerkino, Kino Kunstmuseum, Lichtspiel, Kino in der Reitschule. Bis Ende September. www.dasanderekino.ch

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kulturagenda.be 8.9.11

Film und Party in der Grossen Halle

Jeff Mills, legendärer Produzent elektronischer Musik und Filmliebhaber, hat zu Buster Keatons erstem abendfüllendem Spielfilm, "The Three Ages" (1926), eine Tonspur komponiert. Den dergestalt vertonten Stummfilm gibt es im Rahmen der Reihe "Film und Musik" in der Grossen Halle zu sehen. Anschliessend legt Mills zusammen mit Stacey Pullen (Bild) und Kenny Larkin auf.
Grosse Halle der Reitschule, Bern. Fr., 9.7., 20.30 Uhr

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Bund 8.9.11

Sounds Plattentaufe: PVP

Kleine Exerzitien in Ironie

Gäbe es sie nicht, man müsste sie erfinden: Die Berner Rapgruppe PVP tauft am Freitag ihr neues Album "Es geit". Darauf wird ausgiebig genörgelt und geschnödet, ein Diktator erkoren und eine Freundin gehasst, aber irgendwie doch gemocht.

Adrian Schräder

Hallo Hip-Hop, PVP ist wieder da. Die vier Schulfreunde aus dem Berner Breitenrain-Quartier, die immer nur dann auftauchen, wenn Hip-Hop sie wirklich braucht. Oder vielleicht auch einfach nur dann, wenn sie selber gerade Bock dazu haben. Denn auf irgendeinen Zug aufzuspringen oder dem Zug gar hinterherzuhecheln, das sieht Krust, Greis, Phantwo und Poul Prügu - mittlerweile allesamt Anfang dreissig - nicht ähnlich.

Was ihnen ähnlich sieht, ist schon eher Folgendes: Da sitzt ein Moderator des längst begrabenen Musiksenders Swizz vor etwa 11 Jahren in einer Berner WG-Küche und stellt Fragen. Ernste Fragen. Etwa dazu, wie hart sie der Verlust ihres Freundes getroffen habe, den sie im Stück "Im Fluss" thematisieren. Er sei immer präsent gewesen, bei jedem Konzert, jeder illegalen Graffiti-Aktion, habe ihnen alles beigebracht. "Mir heis gäng düregää", heisst es im Text. Und sie antworten mit Betroffenheit: Ja, das sei schlimm, gar traumatisch, kaum zu überwinden. Der enge Freund, für immer von ihnen gegangen. Allerdings geht es in dem Song nicht etwa um einen menschlichen Freund, sondern um Hip-Hop, wie er früher einmal war. Ein Gefühl, ein schwelgen in Nostalgie vielleicht. Bloss haben sie das dem armen Moderator erst viel später gesagt.

Gerappte Arena-Sprechblasen

Im Umgang mit Ironie, mit augenzwinkernder Verschlüsselung, im Spiel mit fremdem Vokabular - darin sind PVP in der Schweizer Raplandschaft einzigartig. Auf ihrem neuen Album "Es geit" (Soundservice), das diesen Freitag im Dachstock der Reithalle getauft wird, jonglieren sie etwa einen Song lang nur mit den Worthülsen und Powerfloskeln, die in der Sendung "Arena" von links wie rechts benutzt werden. Oder sie rufen den stämmigen Poul Prügu - raptechnisch das schwächste Glied in der Viererkette, aber wen stört das schon - zum "Diktator" aus und loben in bestem Gewaltherrscher-Deutsch seine Fairness. "Zensur gits nu irne Übergangsziit", meint Krust. Und sein Kollege Phantwo konstatiert zu dem metallisch klopfenden Hip-Hop-Beat, der klingt, als befände man sich in einer Stahlgiesserei und schuftete sich, überwacht von Orwells "Big Brother", gerade zu Tode, sogar: "Wes der Prügu nid gäb, würd är sich erfinde."

Rap ist bei PVP ein Mittel, der Welt den Spiegel vorzuhalten. Und die verdammte Euphorie bremsen, die überall ihr Unheil treibt. Lieber ein bisschen nörgeln, sagt sich Phantwo da und stört sich seit bald 13 Jahren an praktisch allem, was das Leben als "Rapstar" so mit sich bringt. Die Reisen ins ungeliebte Zürich, das Warten im Backstage, Rüpel, die einen anrempeln und Bier über die Schuhe kippen.

Greis' gute Tugenden

Bekanntestes Mitglied dieses Gespanns ist natürlich Greis. Ihn kennt man als ambitionierten, multilingualen, politisch bewegten, manchmal etwas übereifrigen Solokünstler. Bei PVP ist er nur einer von vieren. Und auch wenn er hin und wieder einen Poprefrain beisteuern darf, wird er hier oft auf seine guten Tugenden zurückgebunden, auf Ironie, Wortspiele und Zeilen zum Leben, die perfekt sitzen. So wie in "I hasse mini Fründin", der aktuellen Videosingle. Ein Lied, das mit: "I hasse mini Fründin und si het mi o nid gärn" beginnt, und mit "doch irgendwie mani di guet so wi de bisch" beginnt.

Aber eben: Das Scheinwerferlicht gehört genauso dem ewigen Nörgler Phantwo. Und das, obwohl der das gar nicht abhaben will. Auf der Bühne steht er vollkommen steif, den Kopf immer in der gleichen Position. Und wenn man ihn dann fragt, ob er sein Bern - die Stadt, die diese Band so sehr geprägt hat - denn wirklich liebe, dann würde er sagen: "Ähm, ehrlich gseit, es geit." Und Krust sagt: "I liebe Lüüt, solang si hocke, u lose, u schwige", und könnte es ernst meinen. Mit einer Spur von Ironie.

Dachstock Freitag, 8. September, 22 Uhr.

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Anna & Stoffner

Manches ändert sich nie: "Das Läbä isch en Schlachthof, Liebi äs Gemetzel", rappt Anna auf "Neongrau" (Besprechung folgt). Die Drastik war schon immer ihr Lieblingsmittel: 2006 auf ihrem lolitahaften Debüt "Still Young" ebenso, wie drei Jahre später mit "Trotzdem". Gemeinsam mit Multiinstrumentalist Flo Stoffner bestreitet Anna, die gefährlichste Frau des Schweizer Untergrunds, an der PVP-Plattentaufe den Support. (len)

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kulturagenda.be 8.9.11

Small Talk

mit Poul Prügu
Rapper der Berner Hip-Hop-Band PVP

Schon im Juni stieg Ihr neues Album direkt auf Platz vier der Charts ein. Warum taufen Sie die Scheibe erst jetzt?

Uns war es vor allem wichtig, die Platte in einem Berner Club zu taufen. Wir haben das Ende des Festivalsommers abgewartet und feiern nun im Dachstock, wo schon unser erstes Album getauft wurde.

Das war vor sieben Jahren. Man hätte Ihr zweites Album früher erwartet.

Es ist schwieriger geworden, alle vier Bandmitglieder zu koordinieren. Wir sind jetzt älter und reifer, haben Beziehungen, manche auch Kinder, und sind beschäftigt mit unseren Jobs. Alles ein bisschen weniger Rock'n'Roll.

Aber für 15 neue Hip-Hop-Songs reicht es gerade noch?

Es war sogar richtig motivierend, wieder an einem Album zu arbeiten. Eine Zeitlang war Hip-Hop für uns fast zur Routine geworden, jetzt konnten wir alles von Neuem anpacken. Zum Glück haben wir uns irgendwie die jugendliche Unbedarftheit bewahrt.

"Es Geit", Titel und Motto des Albums, klingt doch eher nach erwachsener Gelassenheit.

Der Titel knüpft an den ersten Albumtitel, "Eifach Nüt", an: Dieser ironische Touch ist charakteristisch für PVP.

Ist so auch der "faire Diktator" zu verstehen? Als solcher werden Sie einen ganzen Song lang gepriesen.

Ja, das ist ein Band-interner Running Gag. Schon immer hatte ich eine grosse Klappe, die mir diesen ironischen Titel einbrachte. Aber ich bin nicht etwa Chef oder Terrorfürst von PVP.

Wer sonst? Krust, Phantwo oder Greis?

Wir haben keinen Chef, sondern sind basisdemokratisch organisiert. Grundsätzlich mischt sich bei den Rap-Parts niemand bei niemandem ein, auch wenn Greis der Erfahrenste ist. Was das Organisatorische betrifft, bin ich der Tätschmeister vom Dienst.

Vielleicht sollten Sie sich darauf beschränken. Der "Züritipp" schreibt nämlich: "Poul Prügu kann nicht rappen."

Ich bin vielleicht nicht der beste Rapper der Welt. Aber immerhin halten wir uns als Rapper schon seit 15 Jahren.

Was passiert mit der Berner Hip-Hop-Combo Chlyklass aus PVP, Baze und Wurzel 5? Wurzel 5 gab im August das Abschiedskonzert - gibt es Nachfolger?

Nein, wir sind ein geschlossener Verein. Die Jungs von Wurzel 5 bleiben der Chlyklass erhalten, auch wenn es die Band nicht mehr gibt. Wir werden noch an vielen gemeinsamen Konzerten beweisen, dass Berner rappen können - inklusive ich.

Interview: Annatina Foppa

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Dachstock der Reitschule, Bern
Fr., 9.9., 22 Uhr. www.dachstock.ch

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Bund 8.9.11

Thavius Beck

Irrer Hexer des dunklen Hip-Hops

Jeder weiss: Hip-Hop hat sich in den letzten Jahren weniger bewegt als Tupacs kalter Hintern. Dass doch noch Hoffnung besteht, ist auch ihm zu verdanken: Thavius Beck, irrer Klanghexer, der dem Zeitgeist mit seinen schorfigen, verqueren Beats immer mehrere Schritte vorauseilt. Auch deshalb klopfen bei Beck immer wieder so qualitätsbewusste Typen an wie Trent Reznor. (len)

Rössli, Reitschule Donnerstag, 8. September, 21 Uhr.

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BZ 8.9.11

Expedition in eine behäbige Brücke

Architektur · Die Lorrainebrücke hat ihren festen Platz im Berner Stadtbild. Ein Blick in das Innere der raffinierten Konstruktion ist dieses Wochenende möglich während der Tage des Denkmals. Dabei entdeckt man auch ein Stück Stadtgeschichte.

Nur von ferne ist das Rumpeln der Autos zu hören, die vierspurig über die Lorrainebrücke donnern. Hier, im Innern der 1930 fertiggestellten Betonbrücke ist es still und kühl. Ein langer Gang führt unter der Fahrbahn von einem Brückenkopf zum andern. Kanalisationsrohre und armdicke Kabelstränge entlang der Wände verbinden wie Nervenbahnen die Innenstadt mit dem Lorrainequartier, das Bollwerk mit dem Nordring. In einer Höhe von rund vierzig Metern spannt sich die Brücke in einem weitem elliptischen Bogen über die Aare und fusst auf zwei mächtigen Pfeilern, an welche hangseitig je ein Rundbogen anschliesst.

Gutmütiger Beton

An den in Bern geborenen Ingenieur Robert Maillart, der das Bauwerk plante und ausführte, erinnert bis heute eine Steintafel in der Mitte der Brücke. Anders als etwa die Schwandbachbrücke in Rüeggisberg oder die Salginatobelbrücke bei Schiers, die in ihrer Schlankheit als kühne Ingenieurleistungen Maillarts gefeiert wurden, kommt die Lorrainebrücke behäbiger daher. "Das war wohl ein Zugeständnis an die Auftraggeberin, die Stadt Bern", mutmasst Heinrich Kappeler vom städtischen Tiefbauamt und weist auf die äussere Ähnlichkeit mit der knapp 100 Jahre älteren, steinernen Nydeggbrücke hin.

Denn die Aussenhaut der Lorrainebrücke hat keine statische Funktion, sondern bildet schlicht die Hülle für die Konstruktion aus Eisenbeton im Innern. Acht schlanke Wände übertragen hier das Gewicht der 18 Meter breiten Fahrbahn auf den Bogen, der aus Betonquadern gemauert ist. Dies erklärt die 254 Hohlräume im Innern der Lorrainebrücke, die auf einem Rundgang teils einsehbar sind und atemberaubende Perspektiven ermöglichen, etwa in die hohen Pfeiler. Dass die Brücke trotz zunehmendem Autoverkehr dem Zahn der Zeit immer noch bestens standhält, schreibt Kappeler unter anderem der Nachgiebigkeit des Materials zu: "Beton ist gutmütig, wenn er gepflegt wird", sagt er.

Aus eins mach zwei

Erste Ideen für den Bau der Lorrainebrücke kamen um die Jahrhundertwende auf, kurz nachdem ihre beiden eleganteren eisernen "Schwestern", die Kirchenfeld- und die Kornhausbrücke, bereits standen. Zahlreiche Wettbewerbe blieben ohne Resultat, klar war jedoch, dass es eine modernere Brücke, eine aus Beton werden musste. Sie sollte die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute, zweistöckige Eisenbrücke, die ihres Anstrichs wegen auch rote Brücke genannt wurde, ersetzen. Auf ihr fuhr damals oben die Centralbahn, die untere Spur passierten Fahrzeuge und Fussgänger. Mit zunehmendem Verkehr wurde allerdings ein Ersatz immer dringender, sodass 1928 parallel zur alten Brücke mit dem Neubau begonnen wurde.

Nachdem schliesslich Bahn- und Autoverkehr auseinanderdividiert, 1930 die Lorrainebrücke und 1941 der neue Eisenbahnviadukt fertiggestellt waren, wurde die rote Brücke abgebrochen. Bei der Lorrainebrücke handelt es sich kaum um Maillarts gewagtesten Entwurf. Doch ist sie - nebst einer kleinen Fussgängerbrücke beim alten Muristalden - das einzige Bauwerk, das der bedeutende Schweizer Ingenieur in seiner Geburtsstadt gebaut hat.
Magdalena Schindler


Lorrainebrücke: Besichtigung von innen. Sa, 10. September 2011, 14, 15 und 16 Uhr. Besammlung am südlichen Brückenkopf, Ecke Hodlerstrasse.

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kulturstattbern.derbund.ch 7.9.11

Theatrale Aussichten

Von Nicolette Kretz am Mittwoch, den 7. September 2011, um 13:30 Uhr
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Das Tojo wird demnächst (21.-23.9.) wieder von der indischen Puppentheater-Performance "Bollywood Bandwagon" besucht. Bereits letzten Dezember war diese Gruppe zu Gast und wer sie damals sah, schwärmte sehr. Ich werde alles geben, sie diesmal nicht zu verpassen!
(...)

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Basler Zeitung 7.9.11

Angespannte Lage in Bern

Polizei bereitet Grosseinsatz vor

Bern. Am Samstag lädt die SVP Schweiz ihre Mitglieder auf den Bundesplatz zum Familienfest mit Kindern. Gleichzeitig findet in der Reithalle eine Gegenveranstaltung unter dem Titel "ganz Fest gegen Rassismus" statt, hinter der politisch linksgerichtete Veranstalter stehen. Eine ähnliche Konstellation führte vor vier Jahren zu massiven, von Gewalt gekennzeichneten Angriffen Autonomer, die zum Ziel hatten, die SVP aus der Stadt Bern zu vertreiben. Die Polizei konnte damals ihren Schutzauftrag nicht erfüllen, unter anderem, weil ihr Funknetz gestört wurde.

Ob die Besucherinnen und Besucher der Berner Altstadt am Samstag ungestört bleiben werden, scheint trotz umfangreichen Vorbereitungen seitens der Polizei ungewiss, denn linke Kreise werben seit Wochen unter dem gleichen Titel wie vor vier Jahren. Auf einer ihrer Homepages heisst es etwa: "Es ist Zeit, uns zu organisieren. Banden zu bilden, die halten. Wir haben begonnen. Bist Du dabei?" bg > Seite 4

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Polizei will keine Niederlage wie im Oktober 2007

Am Samstag treffen sich SVP-Mitglieder auf dem Bundesplatz, ihre linken Gegner machen zeitgleich mobil

Von Beni Gafner

Bern. Da erwachen bei den Berner Polizisten schlechte Erinnerungen: Die SVP Schweiz führt am Samstag auf dem Bundesplatz ein Familienfest durch. Gleichzeitig findet wenige Hundert Meter entfernt bei der Reithalle die linke Veranstaltung "ganz Fest gegen Rassismus" statt. Bei ähnlicher Konstellation vor vier Jahren, zogen SVP und Polizei den Kürzeren.

Das erste Verbot für kommenden Samstag traf deshalb die Gesetzeshüter selbst und gilt seit Monaten für sämtliche Polizistinnen und Polizisten im Kanton Bern: Keine Freitage, keine Ferien übers Wochenende vom 10. und 11. September 2011! Eine zweite Niederlage wie vor vier Jahren wollen sich die Sicherheitsverantwortlichen Berns diesmal nicht zu schulden kommen lassen.

Funkverbindungen ausgefallen

Damals, am 7. Oktober 2007, versuchten einige Tausend SVPler nach einem amtlich bewilligten und bunten Folkloreumzug durch die Berner Altstadt auf dem Bundesplatz eine ebenso bewilligte Wahlveranstaltung abzuhalten. Mehrere Hundert Frontkämpfer aus der links-autonomen Szene wussten dies zu verhindern, indem sie die Umzugsroute mittels dreier grosser Sperren blockierten: Abfallsäcke, Tische, Stühle, Pflanzen, Velos, Container, Absperrgitter, Bänke wurden zu Barrieren geschichtet und angezündet.

Der SVP-Umzug musste kurzerhand eine andere Route nehmen, verzichtete trotz einigen Heissspornen unter den Jungbauern auf Gegengewalt und löste sich nach einer improvisierten Kurzansprache von Bundesrat Christoph Blocher auf einem Nebenparkplatz beim Bärengraben friedlich auf.

Nur kurz zuvor hatten gut hundert Vermummte, die durch Nebengänge, Restaurants und Geschäfte eine Polizeisperre umgangen hatten, das Mobiliar des SVP-Festes auf dem Bundesplatz klein geschlagen. Es flogen Dutzende von 22 Zentimeter langen Heringsschrauben durch die Luft und ein Cateringwagen wurde abgefackelt. Illegale Brandsperren in der unteren Alstadt, ein gewalttätiger Mob auf dem Bundesplatz: beides konnte die Polizei nicht verhindern, obwohl in ihrem Gebäude am Waisenhausplatz - nur ein Katzensprung von den Brandpunkten entfernt - starke Einsatzreserven auf Befehle warteten. Die Logistikabteilung der gut organisierten Chaoten hatte die Funkverbindungen der Polizei nachhaltig und letztlich - aus Tätersicht - siegbringend stören können.

Das polizeiliche Einsatzdesaster hatte später die Abwahl des hilflos agierenden Polizeidirektors Stephan Hügli (FDP) zur Folge; seinen Kredit verspielt hatte zu jener Zeit korpsintern auch der damalige Kommandant Urs Gabi, welcher dem Debriefing, einer Nachbesprechung unter allen beteiligten Polizisten, fernblieb und so seinen bedauernswerten Einsatzleiter ungeschützt dem Pfeifkonzert seiner wütenden Untergebenen überliess, was bis heute öffentlich unbekannt war.

Aufrufe via Internet

Solches dürfte sich diesen Samstag aller Voraussicht nach nicht wiederholen, denn die polizeiliche Nachrichtenbeschaffung in den Kreisen potentzieller Chaoten läuft seit Wochen auf Hochtouren, die Funkverbindungen sind gemäss polizeiinternen Quellen heute jederzeit gewährleistet, die geheimgehaltene Taktik fixiert. Längst bestellt ist sodann Verstärkung aus benachbarten Polizeikorps in offiziell nicht genannter Anzahl.

Ob die Besucher der Berner Altstadt einen rundum ruhigen Samstag erleben werden, scheint trotzdem ungewiss. Denn linke Kreise werben seit Wochen unter dem gleichen Namen wie vor vier Jahren ("ganz Fest gegen Rassismus") für eine Gegenveranstaltung im links-autonomen Zentrum Reithalle. Und im Internet kursieren eindeutig-mehrdeutige Aufrufe wie dieser: "Ertragen wir die Hetze nicht einsam. Es ist Zeit uns zu organisieren. Banden zu bilden, die halten (...). Wir haben begonnen. Bist Du dabei?"

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Landbote 7.9.11

Der Bundesplatz ist ganz in SVP-Hand

Nicht nur Radio und Fernsehen machen sich vor den Wahlen auf dem Bundesplatz breit, auch die Parteien beanspruchen den Platz. Oder beanspruchten ihn, wie im Fall der SP zu präzisieren wäre.

Doch der Reihe nach: Bereits vor einiger Zeit meldeten SVP und SP ihr Interesse an, kurz vor den Wahlen vom 23. Oktober eine Wahlkampfveranstaltung auf dem Bundesplatz durchzuführen. Die Stadt Bern entschied dann aber, dass es im Oktober keine solchen Veranstaltungen geben darf. Sie teilte der SVP den 10. September zu, der SP den 3. September. Die SVP entschied sich sofort, ihren Anlass also am 10. September durchzuführen, die SP zögerte. Danach hörte man von der SP nichts mehr und einige wunderten sich, dass der Bundesplatz am vergangen Samstag, 3. September, verwaist blieb. "Wir haben nie abgesagt, weil wir nie etwas angesagt haben", erklärt SP-Sprecher Andreas Käsermann. Man sei zum Schluss gekommen, dass der Anlass zu früh vor den Wahlen sei und somit zu wenig bringe.

Anders beurteilt das die SVP. Sie lädt am kommenden Samstag zu einem "Familienfest" nach Bern. Die Aufregung in der Bundesstadt ist bereits gross, kam es doch vor vier Jahren beim SVP-Wahlanlass zu massiven Ausschreitungen von linksextremen SVP-Gegnern. Das alternative Zentrum Reitschule hat zudem bereits eine Gegenveranstaltung angekündigt. Thomas Fuchs, Berner SVP-Nationalrat und Veranstalter, geht trotzdem davon aus, dass es auf dem Bundesplatz ruhig bleibt - dank einem massiven Polizeiaufgebot. "Wir raten unseren Leuten aber, nachher direkt nach Hause zu gehen und nicht noch lange in der Berner Innenstadt zu verweilen." (mbr)

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kulturstattbern.derbund.ch 6.9.11

Tanzstadt?

Von Ruth Kofmel am Dienstag, den 6. September 2011, um 12:32 Uhr

Selber Ausgangs-Tanzen zu gehen wird in dieser Stadt ja zunehmend schwieriger, aber immerhin kann guter Tanz aus der Zuschauerperspektive genossen werden.

Die Dampfzentrale wartet mit einigen Leckerbissen auf im Rahmen des Festivals Tanz in Bern. Eigentlich unmöglich hier festzuhalten, was unbedingt geschaut werden muss.Ich persönlich denke an Rosas (da denke ich sehr, sehr fest dran),Simone Aughterlony, Andors Zins-Browne mit seiner Cowboy-Hommage, Daniel Léveillé Danse mit lauter nackten Menschen auf der Bühne (Juhee!), Harrell/Bengolea/Chaignaud/Monteiro Freitas, die ein Stück zeigen, in dem Vougin auf den Tanz aus der Ära der Judson Church trifft - ach, am Besten geht man einfach möglichst oft dahin und erliegt dem Festival-Rausch.

Regionaleres ist im Tojo Theater zu finden. Dort steht die Compagnie 7ELLES auf dem Teppich und zeigt ihr neustes Stück "Offenbar". Das Crossover-StückComeandGo dürfte ebenfalls spannend sein - eine Mischung aus Tanz, Theater und live-Elektronik.

Nicht zu vergessen;Bern:Ballett. Wobei ich da eher selten anzutreffen bin. V:dance everywhere klingt allerdings sehr interessant. Eine finnische und eine israelische Choreografin, sowie ein ehemaliger Tänzer des Berner Ballets studieren ihre Werke mit den Tänzer und Tänzerinnen ein.

Und nicht zu letzt bin ich sehr gespannt auf den Tanzfilm "Graatzug".Die Tänzerinnen und ChoreografinnenNina StadlerundAnnalena Fröhlichhaben zusammen mit dem Filmemacher Jan Mühlethaler, eine Walliser Sage in opulente Bilder übersetzt.

Damit kommt man zuschauertechnisch prima bis in den Winter hinein - wo allerdings die eigenen ekstatischen Verrenkungen in Rauchschwaden noch stattfinden könnten, bleibt eher unklar.

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kulturstattbern.derbund.ch 5.9.11

Zeitloses Comeback

Von Christian Pauli am Montag, den 5. September 2011, um 12:12 Uhr

Comeback, Vol. zirka 327: Mit Caspar Brötzmann Massaker kehrte eine Band auf die Bühne im Dachstock zurück, die einen vor 20 Jahren nicht schlecht beschäftigt hat. Alles ist noch da: Der immer noch jugendlich wirkende Caspar an der Gitarre und vor zweien Marshall-Türmen, Eduardo Delgado Lopez am Bass und der Drummer Danny Arnold Lommen.

Ende der Neunzigerjahre setzte Brötzmann die Band zur Ruhe. Fast niemand hat die plötzliche Stille um diesen Magier der elektrischen Gitarre registriert. Heute ist die Band wieder da: Eigentlich fast besser, eindringlicher, präziser, farbiger, fülliger.

Der Dachstock an diesem sehr beschaulichen Sonntagabend bebte. Klanggewitter gingen nieder, das Gebälk drohte auseinander zu krachen, die schiere Wucht und Lautstärke wollte einem erschlagen. Das kleine, aber feine Publikum war begeistert. Caspar Brötzmann Massakers massloser Hang zur archaischen Musik war schon vor 20 Jahren zeitlos. Heute fühlt es sich noch ein bisschen entrückter an.

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kulturstattbern.derbund.ch 5.9.11

Kulturbeutel 36/11

Von Gisela Feuz am Montag, den 5. September 2011, um 05:03 Uhr

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Frau Kretz empfiehlt:
Schon 2007 haben sich Konsortium & Konsorten dem Film Top Gun gewidmet. Weil das damals schon so Spass gemacht hat, nehmen sie den Stoff in ihrem Musical "Der Krieg ist schön" ab Donnerstag im Tojo wieder auf.

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Grenchner Tagblatt 5.9.11

Neuer Vertrag steht

Reitschule. Der Berner Gemeinderat nimmt einen neuen Anlauf, um den Leistungsvertrag mit den Betreibern der Reitschule IKuR unter Dach zu bringen.

Der Gemeinderat unterbreitet dem Stadtrat einen neu ausgehandelten Vertrag, der die Forderungen des Parlaments zum Teil berücksichtigt. Der Stadtrat hatte den Kredit von insgesamt 1,52 Millionen Franken im März mit 42 zu 31 Stimmen zurückgewiesen. Die üblichen Reitschulgegner von FDP und SVP wurden damals von Räten der Mitte-Fraktionen GFL/EVP, BDP/CVP und GLP unterstützt. Sie verlangten die Aufnahme von vier Punkten in den Vertrag. So sollte der Leistungsvertrag auch Angaben über einen permanenten internen Sicherheitsdienst enthalten.

Ein entsprechender Passus wurde nun im Vertrag aufgenommen, wie der Gemeinderat gestern mitteilte. Eine weitere Forderung des Parlaments sieht die Stadtregierung ebenfalls erfüllt: Schon seit 2009 sei schriftlich festgehalten, wer in der Reitschule für die Sicherheit verantwortlich sei.

Der Stadtrat verlangte auch ein Sicherheitskonzept für den Vorplatz der Reitschule. Doch das gehöre nicht in einen Kulturvertrag, entgegnet der Gemeinderat. Vielmehr müsse dieser Punkt im Rahmen der regelmässigen Gespräche zwischen Stadtgärtnerei, Polizei und Reitschul-Betreibern besprochen werden.

Offen bleibt der vierte Streitpunkt, die Torschliessung bei Demonstrationen. Der Gemeinderat betont, das grosse Eingangstor der Reitschule öffne gegen innen. Als Fluchttür dürfe sie während des Betriebs nicht geschlossen werden. Die Tür so umzubauen, dass sie gegen aussen öffne, sei keine Lösung. Denn dann könnte sie bei Konflikten von aussen her blockiert werden - womit die Menschen nicht mehr aus der Reitschule flüchten könnten.

Die Reitschul-Betreiber haben dem neuen Vertrag zugestimmt. Das letzte Wort hat der Stadtrat. Die Subventionen betragen weiterhin 380000 Franken pro Jahr, wovon 319000 Franken zur Begleichung des Mietzinses an die Stadtbauten Bern gehen. Der Rest geht zweckgebunden an die Nebenkosten. Der bestehende Vertrag mit der IKuR läuft Ende Jahr aus. (sda/uz)

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Bund 5.9.11

Security-Konzept geht in eine weitere Phase

Das Security-Konzept für die Aarbergergasse, welches am 20. Juni 2011 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, ist immer noch in Arbeit. Regierungsstatthalter Christoph Lerch äussert sich auf Anfrage dazu folgendermassen: "Wir haben nun von allen 19 angeschriebenen Lokalen eine Rückmeldung erhalten." Und: "Mitte September findet eine weitere Sitzung statt, an der die Ausgangslage analysiert und das weitere Vorgehen festgelegt werden." Ziel des Konzeptes sind clubübergreifend Sicherheitsmassnahmen, an denen sich möglichst alle Lokale beteiligen sollen, damit die obere Altstadt sicherer und sauberer wird. (man)