MEDIENSPIEGEL 26. SEPTEMBER - 02. OKTOBER 2011

Bund 1.10.11

"Welcome to hell" wurde überpinselt

Der Schriftzug auf dem Dach der Berner Reitschule "Welcome to hell" ist gemäss Beobachtern so überpinselt oder überdeckt worden, dass es jetzt nur noch heisst "Welcome". Die nicht gerade freundliche Botschaft hatte vor drei Wochen im Zusammenhang mit dem SVP-"Familienfest" für Aufregung gesorgt. Sie gab zu Vermutungen Anlass, es könnte wieder zu gewalttätigen Angriffen auf die Parteiveranstaltung kommen wie vor vier Jahren.

Warum die Veränderung gerade jetzt vorgenommen wurde, ist unklar. Von den Reitschulbetreibern war gestern für eine Stellungnahme niemand erreichbar. Tatsache ist, dass im Stadtparlament zwei Vorstösse eingereicht wurden, die auf diese Parole Bezug nehmen. Bürgerliche Stadträte bringen darin zum Ausdruck, dass es nicht tolerierbar sei, wenn die Stadt Bern einen Betrieb wie die Reitschule unterstütze, wenn von dort aus "staats- und demokratiefeindliche Agitation" propagiert werde. (db)

---

Bund 1.10.11

Kantonspolizei Bern

Pressechefin der Polizei bereits wieder weg

Irène Messerli verlässt die Medienstelle der Kantonspolizei Bern nach nur rund zwei Jahren. Stabschef Martin Brönnimann, der ihre Funktion ad interim übernimmt, bestätigte gestern eine Meldung der "Berner Zeitung", wonach der Abgang der Chefin Kommunikation per sofort erfolge, aber in keinem Zusammenhang stehe mit einem kürzlichen Vorfall in der Reitschule. Der Medienstelle war vorgeworfen worden, diesen dramatisiert zu haben. Die 37-Jährige will eine neue berufliche Herausforderung annehmen. Worin diese besteht, gab sie nicht bekannt. (db)

---

BZ 1.10.11

Wenn Tanz, Klang und Text fliegen

Tojo-Theater · Mit "COME-and · GO" zeigt das Tojo eine höchst fantasievolle und poetische Performance, die zwar zuweilen ins Leere läuft, aber mit einem Höhepunkt endet.

Am Anfang kommt das Ende: Ein Glamour-Paar betritt mehrmals die Bühne und verbeugt sich vor dem Publikum. Diesem ungewöhnlichen Beginn folgt eine Aneinanderreihung von Szenen: Ein überdimensional grosses weisses Tuch wird aus dem Bauch eines Performers geboren, eine Tanzchoreografie wird live à la Fussballmatch kommentiert, und mit Fechtmasken ausgestattete Menschen werden zu entpersonalisierten Maschinen.

"COMEand · GO" ist der Titel dieser Performance, die im Mai dieses Jahres in Biel uraufgeführt wurde und nun im Berner Tojo-Theater zu sehen ist. Regisseurin Marion Rothaar, die 2010 Thomas Bernhards "Am Ziel" im Theater an der Effingerstrasse inszenierte, hat den Titel "COMEand · GO" als Anlehnung an das gleichnamige Theaterstück von Samuel Beckett verwendet. In Becketts Dreipersonenstück werden die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit aufgelöst. Auch im Tojo treffen drei Personen in einer traumähnlichen Welt aufeinander: die Solothurner Tänzerin Anja Gysin, der Schauspieler Marco Zbinden aus Zürich und der Soundkünstler Jakob Surbeck.

Man merkt dem Abend an, dass das Team mit grosser Improvisationslust und mit viel Fantasie an die Performance herangegangen ist, doch die Szenen verlaufen zu oft ins Leere. So ist "COMEandGO" eine Collage von schönen, poetischen Bildern, die jedoch nicht zu einem sich durchziehenden roten Faden gebündelt werden und das Publikum manchmal etwas ratlos zurücklassen.

Hauptthema: Das Fliegen

Trotzdem haben einzelne Bilder durchaus Kraft und vermögen zu fesseln. Zbinden überzeugt als Celentano-Double, Surbeck erschafft melancholische Melodica-Melodien und sphärisch-elektronische Klang-Loops und Gysin tanzt sich immer wieder zur Erschöpfung. Ihr Körper schüttelt und dreht sich, die Arme durchschneiden die Luft, die Tänzerin wird zu einem Körper im Wind. So kristallisiert sich irgendwann das Hauptthema der einstündigen Performance heraus: Das Fliegen. Inspiriert von Samuel Beckett, Friedrich Nietzsche und Jean Tinguely, kommen Text, Tanz und Sound thematisch zusammen. Auf dem Höhepunkt des Abends entpuppt sich das weisse Tuch als riesiger Fallschirm. Mit Luft gefüllt, wird dieser zu einem pulsierenden Luftkissen, zu einer Blume, einer wummernden Zelle, einer Qualle. Die Tänzerin scheint auf einer Wolke zu spazieren. Am Schluss wird der Stoff lebendig und verschluckt die Performer in seinem Innern.

Magdalena Nadolska

COMEand · Go: Tojo-Theater, Bern.
Fr, 30.9., und Sa, 1.10., 20.30 Uhr. www.tojo.ch

---

kulturstattbern.derbund.ch 30.9.11

Keith Mina Caputo vs The Sedan Vault

Von Gisela Feuz am Freitag, den 30. September 2011, um 11:24 Uhr

Zwei Stromgitarrenkonzerte, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können, gab es gestern Abend in Bern innerhalb eines kleinen Radius’ zu hören und zu sehen. Im ISC stellte der Life of Agony Sänger, pardon, die Life of Agony Sängerin, Keith Mina Caputo Songs aus ihrem Solowerk vor. Life of Agony sei für sie gestorben und sie sei ganz zufrieden damit, in kleinen Clubs vor wenig Publikum zu spielen, hatte Keith Mina Caputo am Nachmittiag noch verlauten lassen, liess es sich am Abend aber dann doch nicht nehmen, auch Life of Agony Songs zum Besten zu geben.

Eins muss man Keith Mina Caputo lassen, sie hat definitiv ein Gespür vor grosse Melodien und weiss ihre Stimme facettenreich einzusetzen. Ein bisschen verloren wirkte sie allerdings, die kleingewachsene Dame mit ihren muskulösen tätowierten Armen, den rosa BH-Spaghettiträgern, den zu grossen Robert Smith-Turnschuhen und dem Schmetterling auf der Gitarre. Und irgendwie empfand man einerseits zwar Bewunderung, ob diesem öffentlich ausgetragenen Kampf mit den eigenen Dämonen, längerfristig waren der Frau Feuz die Rockballaden dann aber doch zu eindimensional und berechenbar.

Gleich über die Strasse im Rössli gings derweilen anders zur Sache. The Sedan Vault aus Belgien veranstalteten hier eine äusserst wilde und interessante Mischung aus harten Gitarrenriffs und Elektronika. Mal sperrig, mal melodiös hauten die jungen Herren einem hier Lärmlawinen und Disco-Stampf-Beats um die Ohren, wobei die Sound- und Songstrukturen sich oft unerwartet entwickelten, trotzdem aber äusserst tanzbar blieben. Tanzen tat auch der Sänger und Gitarrist von The Sedan Vault. Und wie. Eine ungemein interessante Mischung aus Spasti-Boxen und Highspeed-Axel-Rose-Snake-Dance legte der Herr da aus Parkett. Respekt! Der junge Mike Jagger wäre wahrscheinlich vor Neid auf der Stelle tot umgefallen.

---

BZ 30.9.11

Pressechefin verlässt die Polizei

Police Bern. Irène Messerli, die Chefin Kommunikation der Kantonspolizei, hat ihre Stelle per sofort verlassen. Dieser Schritt habe nichts mit dem jüngsten Vorfall in der Reitschule zu tun, sagen alle Beteiligten.

Nach nur rund zwei Jahren verlässt Irène Messerli die Medienstelle der Kantonspolizei Bern. Die Chefin Kommunikation hört per sofort auf. Stabschef Martin Brönnimann übernimmt ihre Funktion ad interim. Sowohl Irène Messerli als auch Martin Brönnimann sagen, dass diese Kündigung auf Messerlis Initiative zustande kam. "Ich will mich beruflich einer neuen Herausforderung stellen", sagt Irène Messerli. Wo es sie hinzieht, will die 37-Jährige aber nicht verraten. "Das ist noch nicht spruchreif", sagt sie. Am vergangenen Freitag hatte die Medienstelle in einer Mitteilung über einen Polizeieinsatz in der Reitschule einen Vorfall dramatisiert (wir berichteten). Messerlis Weggang habe "in keinster Weise" mit den Vorfällen in der Reitschule zu tun, beteuert Martin Brönnimann auf entsprechende Fragen dieser Zeitung. "Sie hat den Entscheid zum Austritt bereits vor einiger Zeit freiwillig gefällt." Auch Irène Messerli sagt: "Ich war in den letzten Wochen abwesend und habe mich nie aktuell mit diesem Dossier befasst."

Tobias Habegger

---

Bund 30.9.11

SVP wirft der Reitschule versuchte Manipulation vor

Nachdem die SP und das GB eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle in der Reitschule vom Donnerstag letzter Woche gefordert haben, reagierte gestern auch die städtische SVP-plus-Fraktion. Man sei "bestürzt über die Manipulationsversuche", welche "die Reitschulchaoten mit Hilfe von RGM an den Tag legen". Die SVP bezieht sich auf das Video, das einen Teil der Auseinandersetzung in der Reitschule zeigt, zu der es nach einer Verhaftung gekommen war. Die "Reitschulanarchisten" hinderten die Polizei "ständig an der Ausübung ihrer Pflichten" und übe "Angriffe auf Leib und Leben der Polizisten" aus. Nun erhielten sie auch noch Rückendeckung von den Linken. Die Fraktion stehe hinter dem Polizeieinsatz und glaube nicht, dass die Polizisten unprofessionell gehandelt hätten. Deshalb werde sie im Stadtrat "keinen Leistungsvertrag mit Chaoten unter dem Deckmantel einer Kulturinstitution unterstützen". (pd)

---

svp-der-stadt-bern.ch 29.9.11

Reitschulanarchisten

Medienmitteilung der SVPplus Fraktion 29.09.2011

Reitschulanarchisten brechen laufend das geltende Recht und fühlen sich noch als Opfer, die von der Stadtregierung (RGM) mit Tausenden von Franken unterhalten werden wollen!

Sehr geehrte Damen und Herren

Die SVPplus Fraktion der Stadt Bern ist bestürzt über die Manipulationsversuche (Video) welche die Reitschulchaoten mit Hilfe von RGM an den Tag legen. Nicht nur, dass sie die Polizei ständig an der Ausübung ihrer Pflichten hindert und Angriffe auf Leib und Leben der Polizisten ausübt nein sie stellen sich noch als Opfer dar. Nun erhalten sie, wie kann es anders sein, noch Rückendeckung von den Linken GB/JA mit Aktivisten / Chaoten und der SP. Diese fordert eine unabhängige Untersuchung! Unabhängig? Am liebsten von Frau Mader (SP) oder vom Regierungsstatthalter Herr Lerch (SP) oder von sonst einer Unabhängigen (SP) Person! Wo bleibt da die Unbefangenheit? Es wird Zeit, dass dem Anarchistentum in der Stadt Bern Einhalt geboten wird. Die SVPplus Fraktion steht hinter dem Polizeieinsatz vom 22.09.2011, der zur Festnahme eines Drogendealer führte. Wir glauben nicht, dass die Polizisten bei ihrem Einsatz unprofessionell gehandelt haben. Deshalb werden wir im Stadtrat keinen Leistungsvertrag mit Chaoten unter dem Deckmantel einer Kulturinstitution unterstützen. Kein Leistungsvertrag mehr für Anarchisten, die das geltende Recht missachten und Leben gefährden!

Für Fragen steht ihnen der Fraktionspräsident Roland Jakob, Stadtrat unter 079 244 40 20 zur Verfügung

Roland Jakob

Stadtrat & Fraktionspräsident

SVPplus Fraktion

079 244 40 20

---

WoZ 29.9.11

Berner Polizeischule

Aus vierzig Angreifern wird einer

Polizisten seien in der Berner Reitschule massiv angegriffen und ihrer Freiheit beraubt worden, behauptete die Kantonspolizei letzte Woche. Inzwischen zweifelt selbst die "Berner Zeitung" an der Glaubwürdigkeit der Kapo-Medienstelle. Die Polizei wehrt sich.

Von Dinu Gautier

Dies ist die Geschichte von der Medienstelle der Kantonspolizei Bern, die den Medien eine Räubergeschichte präsentierte. Und die Geschichte von Lokal- und Onlinemedien, die sie weiterverbreiteten - wie sie es meistens tun. Was dieses Mal anders ist: Es gibt ein Video, das die Geschichte weitgehend widerlegt. Es beschert der Polizei unangenehme Fragen und den Redaktionen die Lektion, nicht alles zu glauben, was die Behörden sagen.

Beginnen wir mit der Polizeimeldung vom Freitag:

"Stadt Bern: Polizisten in Reitschule angegriffen und festgehalten.

Bei einer Personenkontrolle sind am Donnerstagabend Kantonspolizisten in der Berner Reitschule massiv angegriffen worden. Erst dank dem Einsatz weiterer Kräfte gelang es ihnen, das Gebäude fluchtartig zu verlassen. Zwei Personen wurden festgenommen.

Die beiden Zivilfahnder der Kantonspolizei waren am Donnerstag, 22. September 2011, kurz nach 18.00 Uhr auf der Schützenmatte auf eine verdächtige Person aufmerksam geworden. Der Mann ergriff daraufhin gezielt die Flucht in Richtung Reitschule, wo er schliesslich angehalten werden konnte. Dabei leistete er zunächst keine Gegenwehr. Die Polizisten wurden in Folge aber durch anwesende Drittpersonen bedrängt und auch am Verlassen der Örtlichkeit gehindert.

Die Situation eskalierte schliesslich im Innenhof der Reitschule, und die Polizisten wurden von einer grösseren Gruppe tätlich angegangen. Sie forderten daraufhin Verstärkung an, welche durch einen Nebeneingang in die Reitschule gelangen musste, da das grosse Tor verschlossen worden war. Es gelang, eine Person anzuhalten, welche mit den Fäusten auf die Polizisten eingeschlagen hatte. Schliesslich wurden letztere von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt, es kam zu einem Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten eingetreten. Erst durch den Einsatz von Reizstoffspray gelang es, die Personen auseinander zu treiben. Die Polizisten mussten schliesslich unter dem Schutz weiterer eingetroffener Kräfte die Reitschule fluchtartig verlassen. Zwei Polizisten wurden leicht verletzt. Zwei Personen wurden in Haft genommen. Der 29-jährige Mann aus Nigeria wird wegen illegalem Aufenthalt verzeigt, ein 25-jähriger Schweizer wegen Gewalt und Drohung gegen Beamte, versuchter Körperverletzung, Hinderung einer Amtshandlung sowie Freiheitsberaubung. Zudem wird gegen unbekannt wegen Freiheitsberaubung ermittelt."

Die Mitteilung wurde sofort von allen grossen Online-Nachrichtenportalen kolportiert. "Blick Online" titelte: "Nach Angriff in der Reitschule: Zwei Polizisten gekidnappt". www.20min.ch: "Zwei Polizisten in der Reitschule verprügelt".

So weit nichts Neues. PolitikerInnen bis in die grünliberale Mitte hinein würden sich nun gegenseitig rhetorisch als Law-and-Order-SpezialistInnen zu übertreffen versuchen und den am Erscheinungstag dieser WOZ angesetzten Parlamentsentscheid über einen Leistungsvertrag der Stadt mit der Reitschule für die Abstrafung Letzterer nutzen. Noch am Samstag, nachdem die Reitschule die Darstellung der Polizei per Communiqué bestritten und die Veröffentlichung eines Videos des Vorfalls angekündigt hatte, erschien ein Kommentar von "BZ"-Chefredaktor Michael Hug: Die Reitschule verzocke ihren Kredit dummdreist. Der "Bund" hatte das Video bereits gesehen und berichtete um einiges polizeikritischer.

"Schlag sie nicht"

An einer Pressekonferenz am Montag wurde das Video vorgeführt. Eine Reitschule-Besucherin hatte es mit ihrem iPhone gedreht. Es beginnt mit der Fesselung des 25-jährigen Reitschule-Mitarbeiters S. und endet mit dem Abzug der Polizei, insgesamt gut drei Minuten. Die WOZ hat es sich mehrmals angeschaut.

Zu sehen ist, wie rund ein halbes Dutzend Reitschule-Gäste und -MitarbeiterInnen verbal gegen die Verhaftung von S. protestieren. Sie stehen den drei Polizisten im Weg, halten sie an den Armen. Verstärkung trifft ein - ebenfalls in Zivil. Von dreissig bis vierzig Angreifern ist weit und breit nichts zu sehen. Der Abzug der inzwischen acht Polizisten mit den beiden Verhafteten wirkt geordnet: Sie verlassen die Türe durch das Haupttor, das sich immer von innen öffnen lässt. Kein einziger tätlicher Angriff auf die Polizei ist auszumachen - dafür vier Angriffe von Zivilfahndern:

•  Ein Polizist versucht, eine junge Frau, die ihn am Arm hält, zu schlagen.

•  Als der bereits gefesselte S. verbal protestiert ("Schlag sie nicht"), würgt ihn derselbe Polizist.

•  Ein Polizist reisst einen Mann am Pull over aus dem Pulk. Ein anderer Fahnder (mit Schnauz) greift ihm gleichzeitig mit der ­einen Hand in die Haare. Laut AugenzeugInnen sprayt er ihm mit der anderen Hand Pfefferspray ins Gesicht.

Was auf dem Video zu erahnen, aber nicht eindeutig zu sehen ist:

•  Auf dem Weg nach draussen greift der Polizist mit Schnauz eine Person an und stösst sie an die Wand.

Nach der Vorführung des Videos konnte man gespannt auf die Reaktion der Polizeimedienstelle sein. Würde sie sich von ihrem eigenen Communiqué distanzieren? Weit gefehlt.

Die Medienstelle teilte mit: "Festzuhalten ist, dass das nun veröffentlichte Video offensichtlich erst den Schluss des Einsatzes zeigt, nachdem ein Grossteil der Übergriffe auf die Polizei bereits stattgefunden hatte." Bemerkenswert ist, dass die eingangs abgedruckte erste Mitteilung gerade den Eindruck erweckt, die "dreissig bis vierzig Personen" hätten nach der Festnahme von S. Polizisten getreten.

Der Behauptung, die Angriffe der Menge hätten vor der Videoaufnahme stattgefunden, widerspricht auch die "Sachverhalt"-Beschreibung der Staatsanwältin, die am Freitag verfasst worden war und der WOZ vorliegt: Die Polizei habe versucht, den festgenommenen Nigerianer wegzuführen, "währenddem sich mehrere Personen vor die Polizei stellten und diese mit passiver Körpergewalt hinderten, die Örtlichkeit zu verlassen".

Der Chef der Regionalpolizei, Manuel Willi, sprach in Fernseh- und Zeitungsinterviews nun nicht mehr von dreissig bis vierzig Angreifern, dafür neu auch von Spuckattacken, die man auf den Videoaufnahmen halt nicht sehen könne.

Manuel Willi, der das Video einmal angeschaut hat, sagt auf Nachfrage zur WOZ: "Wir haben die Ereignisse nicht dramatisiert." Auch die Formulierung "massiv angegriffen" hält er nicht für übertrieben: "Wenn der Mann, der verhaftet wurde, versucht, seine Faust ins Gesicht eines Polizisten zu schlagen, dann halte ich dies für einen massiven Angriff." Nach wie vor gebe es für ihn keinen Grund, die Darstellung der Fahnder anzuzweifeln. "Im Video bekommen Sie nur einen Teil der Geschehnisse zu sehen, was im Innern des Restaurants Sous-le-Pont zuvor passiert ist, fehlt. Der Blickwinkel ist eingeschränkt, und der Beinbereich ist nicht sichtbar." Wer sich unkorrekt behandelt fühle, solle eine Anzeige einreichen. "Dann können die Ereignisse von unabhängiger Seite beurteilt werden." Für die Zukunft wünscht sich Willi, dass die ReitschülerInnen, wenn es zu Verhaftungen komme, den Einsatz nicht behinderten, sondern höchs tens filmten.

Nach 23 Stunden Haft wird S. am Freitag wieder freigelassen. Der WOZ erzählt er, dass es auf der Wache ihm gegenüber zu keinen tätlichen Übergriffen gekommen sei. Er habe aber die Geräusche von "drei bis vier Ohrfeigen" nebenan gehört, wo der Nigerianer durchsucht worden sei. Der Mann habe ihm später von sich aus von den Ohrfeigen erzählt. Bei ihm wurden keine Drogen gefunden. Es droht ihm eine Ausschaffung nach Italien.

Ein Faustduell angeboten

S. sagt, er sei im Polizeiauto und auf dem Pos ten mehrmals beschimpft und beleidigt worden. "Ein Fahnder sagte: ‹Solche wie dich sollte man umbringen, schade, sind wir nicht in den USA, dort würdest du die Spritze bekommen.›" Später, kurz bevor er sich auf dem Posten ganz habe ausziehen müssen, habe jener Beamte, der auf dem Video durch den Würgegriff an seine Kehle auffällt, ihm ein "eins zu eins" angeboten und damit ein Faustduell ohne Eingreifen Dritter gemeint. Überhaupt habe er das Gefühl gehabt, es eher mit einer Gang denn mit einer Polizeieinheit zu tun zu haben, sagt S.

Polizeiregionalchef Manuel Willi: "Dass Verhaftete beleidigt, geohrfeigt oder zu einem Duell aufgefordert wurden, kann ich mir nicht vorstellen. Das wäre nicht tolerierbar."

S. hat beim Verlassen des Gefängnisses bereits einen Strafbefehl erhalten. Die Staatsanwältin verurteilte ihn wegen versuchter einfacher Körperverletzung, Gewalt und Drohung gegen Beamte sowie wegen Beschimpfung zu einer Geldstrafe und Verfahrenskosten, insgesamt 2000 Franken. Vom Tatbestand der Freiheitsberaubung ist auf dem Strafbefehl übrigens nichts mehr zu lesen. S. will Beschwerde gegen die Strafe einlegen und die Polizei seinerseits anzeigen. Er sei nicht mit Fäusten auf die Polizei losgegangen. Die Reitschule hat bereits eine Aufsichtsbeschwerde eingereicht.

Mittlerweile hat sich auch der Wind in der Medienberichterstattung gedreht. Die "BZ" titelte am Dienstag: "Polizei dramatisiert Vorfall in der Reitschule".

Ein paar Fragen bleiben: Kann der Medienstelle der Kantonspolizei künftig noch Glauben geschenkt werden? Und werden die Online- und Lokalmedien künftig etwas vorsichtiger mit Polizeimeldungen umgehen?

Michael Hug, "BZ"-Chefredaktor: "Ich war ziemlich irritiert, als ich das Video gesehen habe." Aufgrund des Polizeicommuniqués habe er eine ganz andere Vorstellung der Ereignisse gehabt. "Künftig werden wir die Mitteilungen der Polizei kritischer anschauen. Bisher hatten wir den Eindruck, sie seien zurückhaltend formuliert - in diesem Fall war dem offensichtlich nicht so." Dennoch halte er an seinem Kommentar vom Samstag fest, es sei nämlich weiterhin "unhaltbar", dass die Polizei bei Einsätzen in der Reitschule behindert werde.

Der politisch für die Kantonspolizei verantwortliche Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP) weilt in den Ferien und war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

---

Bund 29.9.11

Reitschule: Auch SP fordert Untersuchung

Nebst dem GB ("Bund" von gestern) fordert nun auch die SP Stadt Bern eine "Aufklärung der neuesten Ereignisse", die am Donnerstag letzter Woche anlässlich der Verhaftung eines mutmasslichen Dealers in der Reitschule zu wüsten Szenen geführt hatten. Die Untersuchung soll von einer "unabhängigen Stelle" durchgeführt werden, heisst es in einer Mitteilung. Falls sich zeigen sollte, "dass vonseiten der Polizei tatsächlich Gewalt ausgegangen ist", müssten "entsprechende Konsequenzen" gezogen werden, schreibt die SP.

Laut SP-Co-Präsidentin Flavia Wasserfallen könnte eine Untersuchung auch die Vorfälle nach der Räumung des Anti-AKW-Dörfli oder nach der Verhaftung von GSoA-Aktivisten beinhalten. In beiden Fällen wurde moniert, dass sich angehaltene Personen bei der Polizei nackt ausziehen mussten. (bob)

---

BZ 29.9.11

Das Land, die Stadt und die Milch

Trub. Machen Stadt und Land die Vielfalt und Stärke des Kantons Bern aus? Oder wäre das Land ohne die Stadt nicht schlicht das Paradies? Acht Ständeratskandidaten diskutierten - auch rund um die Landwirtschaft.

Ländlicher Raum im Abseits? Eine abschliessende Antwort gab es am Wahlanlass, der die Frage so in den Raum stellte, auch nach knapp anderthalb Stunden Debatte nicht. Dabei hatten mit Adrian Amstutz (SVP), Werner Luginbühl (BDP), Christian Wasserfallen (FDP), Hans Stöckli (SP), Alec von Graffenried (Grüne), Norbert Hochreutener (CVP), Marianne Streiff (EVP) und Andreas Brönnimann (EDU) nicht weniger als acht Männer und Frauen, die am 23. Oktober den Sprung in den Ständerat schaffen möchten, den langen Weg nach Trub auf sich genommen. Die Fragen stellte Samuel Krähenbühl, Redaktor der Agrarzeitung "Schweizer Bauer".

Die bürgerliche Seite packte gleich zu Beginn die Gelegenheit beim Schopf und hieb auf entsprechende Fragen hin kräftig auf die rot-grün dominierten Städte ein. Sie ging hart mit der "Laisser-faire-Haltung" ins Gericht, wie es Amstutz mit ei-nem Blick auf die jüngsten Zusammenstösse von Polizei und Aktivisten in der Stadtberner Reithalle formulierte. Der SVP-Politiker sah darin "ein grosses Problem".

Das Chaos in der Stadt

Auch ihm mache es Mühe, im Zug zu sitzen und als Visitenkarte der Stadt die Reithalle zu Gesicht zu bekommen, doppelte Wasserfallen nach. Der FDPler plädierte für "klare Leitplanken", die auch im alternativen Kulturzentrum gelten müssten, derweil Brönnimann die Zustände in der Stadt schlicht "als Katastrophe" bezeichnete. "Das Chaos" dort werde immer grösser - vor diesem Hintergrund liess der EDUler in einem Gedankenspiel offen durchblicken, dass er gegen eine Teilung des Kantons in zwei Halbkantone Bern-Land und Bern-Stadt nichts einzuwenden hätte. "Dann hätten wir bei uns auf dem Land das Paradies." Mit dieser Aussage erregte er bei von Graffenried Widerspruch. Die Probleme in der Schweiz, so der Grüne, nähmen nur bei allzu enger Betrachtung beängstigende Dimensionen an. Bei Lichte betrachtet seien die Verhältnisse hierzulande dagegen immer noch relativ komfortabel. "Ich muss jedenfalls keine Angst davor haben, meine Kinder alleine in die Stadt zu schicken. Das ist andernorts auf der Welt kaum so möglich." Auch andere auf den Podium, Linke wie Bürgerliche, wollten die Stadt und das Land nicht gegeneinander ausspielen. "Sie brauchen einander", erklärte zum Beispiel Luginbühl. Die Stadt sei wichtig als Wirtschaftsmotor, das Land als Erholungsraum, "genau diese Vielfalt macht die Stärke des Kantons aus".

Themen wie die unsichere Zukunft der Spitäler in Burgdorf und Langnau oder das drohende Ende der Fachhochschule in Burgdorf streifte die Runde nur kurz. Umso länger verweilte sie wieder bei den Fragen rund um die Landwirtschaft, die angesichts der sinkenden Milchpreise gerade in letzter Zeit an Brisanz gewonnen haben. Die Landwirtschaftspolitik sei ein sehr zentrales politisches Instrumentarium, "weil dank ihr am meisten Geld in die ländlichen Regionen fliesst", fuhr Luginbühl fort. Der BDPler wandte sich pointiert gegen einen Agrarfreihandel mit der EU, weil dann die Schweiz auch mit hochstehenden Qualitätsprodukten keine Chance mehr habe. "Die Italiener und Franzosen machen ja genauso guten Käse wie wir."

Lebensmittel sind zu billig

Erneut herrschte auf dem Podium eine grosse Einigkeit, Lebensmittel, so hiess es wieder von links bis rechts, seien allgemein zu billig. Zum Agrarfreihandel warf Wasserfallen allerdings seinen eigenen Gedanken ein. Wenn eine Firma wie Nestlé für Millionen in Konolfingen eine neue Fabrik baue, sei sie darauf angewiesen, ihre Produkte möglichst ohne Hemmnisse auch im Ausland absetzen zu können. Davon profitierten nicht nur die Angestellten, sondern auch die Bauern, deren Milch sie nun in viel grösseren Mengen verarbeiten könne.

Stephan Künzi

---

Bund 29.9.11

The Sedan Vault

Verführung und Furor

Wenn es um die Neuerfindung der Rockmusik ging, standen belgische Bands stets in der ersten Reihe. Die neueste heisst The Sedan Vault. Ihre neue CD ist eine musikalische Suchtsubstanz.

Ane Hebeisen

Dass nicht jene Form der Verführung am aussichtsreichsten ist, die besonders schnell zu durchschauen ist, dürften die meisten Mitmenschen irgendwann begriffen haben. Es gilt, zuweilen etwas schleierhaft zu sein, und es gilt zu verhindern, dass sich das Objekt der Begierde allzu sehr in Sicherheit wähnt.

In der Musikwelt hat sich solch taktische Klugheit weit weniger durchgesetzt als im richtigen Leben. Die Meinung herrscht vor, je einfacher man es dem Musikkonsumenten macht, desto grösser ist das allgemeine Begehren. Eine Band, die eine weit raffiniertere Form der Anlockung betreibt, ist die Gruppe The Sedan Vault aus Belgien. Wer hier auf klar geordnete Strophen-Refrain-Muster wartet, wird bitter enttäuscht. Wer darauf besteht, Musik exakt definierten Genres zuzuordnen, wird seine liebe Mühe haben. Der ganze Rest wird diese Band lieben.

Üppiger Massnahmenkatalog

In einem einzigen Stück von The Sedan Vault passiert mehr als in der ganzen Discografie einer herkömmlichen Rockband, niemand weiss, was ihn nach dem nächsten Takt erwartet, und doch ist diese Musik nie beschwerlich. Das Vertrackte steht stets im Dienste einer übergeordneten Schönheit und Spannung. Das beginnt bereits im Opener "Unidentified Flying Objects" ihres neuen Albums "Vanguard": Ein flüchtig editierter Bass aus dem Sequenzer duelliert sich mit einem ungewohnt akzentuierenden Schlagzeug, bald meldet sich ein Sänger zum Dienst, der eine Melodie vorträgt, die zu komplex ist, als dass sie als naheliegend bezeichnet werden könnte, sie wird gedoppelt von einer psychedelischen Stromgitarre, die kurz darauf in epische Art-Rock-Muster ausbricht. Irgendwann wird der Rhythmus auf die halbe Geschwindigkeit runtergedrosselt, nur um kurz darauf, verstärkt durch einen Perkussionisten, wieder loszubrettern. Das in diesem ganzen musikalischen Massnahmenkatalog auch noch Schönheit, Tanzbarkeit, Inbrunst und akzentuierter Furor Platz finden, ist ein weiteres Kunststück, das hier vollbracht wird. "Wir kombinieren Einflüsse von Old-School-Künstlern wie Philip Glass oder The Residents mit neuer Musik wie jener von The Mars Volta, Battles oder Klaxons", erklärt die Band auf ihrer Homepage.

Atemberaubend

Entstanden ist eine musikalische Suchtsubstanz, ein Konzeptalbum, das von cineastischen Interventionen, einem interaktiven Krimi und einem ausgeklügelten visuellen Konzept begleitet wird. Und die Band soll auch live gebührend den Atem berauben. Am holländischen Eurosonic-Festival, einer volksfestartigen Newcomerschau der europäischen Rockszene, wurden die Belgier 2009 als die ganz grosse Entdeckung gehandelt.

Reitschule Rössli Donnerstag, 29. September, 21 Uhr.

---

Bund 29.9.11

Gustav & Band

Hochspannender Charme-Pop

Nicht vom Freiburger Kampfchor-Spezialisten Gustav ist hier die Rede, sondern von der Laptop-Künstlerin, Sängerin, Feministin, Film- und Theatermusikerin Gustav aus Wien. Mit Computer und Einweg-Instrumenten zimmert diese erstaunliche Frau Lieder voller Schmäh, voller wunderbarst verzwirbelter Poesie und voller Anmut. Electronica-Chansons unter Hochspannung, Charme-Pop mit fatalistischen Trieben. Schön! (ane)

Reitschule Frauenraum Fr, 30. 9., 21 Uhr.

---

kulturstattbern.derbund.ch 29.9.11

Flüchtiger Dreier

Von Ruth Kofmel am Donnerstag, den 29. September 2011, um 11:01 Uhr

Viele Ideen, wie Bewegung, Sprache und Musik aufeinandertreffen können, wurden gestern im Stück COMEandGo in Szene gesetzt. Tanz, Theater und Live-Elektronik wurden von den drei Darstellern in einzelnen Sequenzen auf der Tojo-Bühne in Zusammenhang gebracht.

Ein Mikrophon trifft hörbar einen tanzenden Körper, der Tanz wird ähnlich einer Sportreportage kommentiert, die geloopten Stimmen werden zum Beat, der den Körper der Tänzerin antreibt, bis sie vor Erschöpfung zu schweben beginnt.

Die Ideen wurden angespielt, kurz in eine Richtung verdichtet und baldfür den nächstenEinfallaufgegeben - ein Kommenund Gehen eben. DerAbend trugdem Flüchtigen, Skizzierten, Improvisierten Rechnung undzeigte eine Vielzahl möglicher Herangehensweisen, wie Tanz, Musik und Theater als gleichberechtigte Akteure in Beziehung treten können.

Insbesondere die Live-Elektronik bestach durch Ideenvielfalt, die nie aufdringlich wurde, im Nachhinein aber zum Schmunzeln anregte: Auch ein Staubsauger ist der Live-Elektronik zuzurechnen und seine Klänge fügten sich genau so stimmig in die akustische Erinnerung, wie das Geräusch des Mikrofonkopfes, der über das Gitter einer Fechtmaske gezogen wird.
_____
Das Stück läuft noch diesen Freitag und Samstag im Tojo-Theater.

---

BZ 28.9.11

Reise in den Klang der Dinge

Tanztheater "Come and go" ist ein sinnlich-körperliches Bühnenstück und eine Reise in den Klang der Dinge. Es spielt mit Tönen, Rollen und Kostümen und wirft diese lustvoll auf und über den Haufen: Spassvogel trifft auf Melancholiker, Manipulation auf Unterwerfung, unbeschreiblich Weibliches auf vielleicht weiches Männliches. Identität heisst Gleichheit und diese bekommt erst durch Ungleichheit ihren Sinn. pd

Heute, Freitag und Samstag, je 20.30 Uhr, Tojo Theater, Reitschule Bern, www.tojo.ch.

---

kulturagenda.be 29.9.11

The Sexinvaders fallen in den Dachstock ein

Das Zweierteam David und Sonne aus Berlin mag es energiegeladen. Mit ihrem Mix aus Elektro und House nehmen die beiden DJs von The Sexinvaders europaweit die Clubs ein. Bei ihrem Eroberungszug im Dachstock bekommen sie Unterstützung von Ursula 1000, dem Multiinstrumentalisten Alex Gimeno aus New York und MT Dancefloor, der einen Hälfte von Saalschutz.
Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 30.9., 23 Uhr

---

Bund 28.9.11

Nachwehen des SVP-Festes Wie aus einer Performance im Büro von Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) ein Gespräch wurde.

50 Tulpenzwiebeln für Reto Nause

Bernhard Ott

Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat gestern Nachmittag ungewohnten Besuch erhalten. Vier junge Herren und eine Frau der Theatertruppe Mea Tulpa wollten dem Sicherheitsdirektor ihre Performance "Sado Volkspartei" zeigen, die sie eigentlich am 10. September auf dem Bundesplatz anlässlich des SVP-Wahlfestes hätten aufführen wollen. Die künstlerische Intervention wurde damals jedoch im Keim erstickt. Die Gruppe wurde von der Polizei verhaftet. Sie verlangte daraufhin eine öffentliche Entschuldigung von Nause "für alle, die an diesem Tag zu Unrecht verhaftet wurden." Die gestrige Aktion in Nauses Büro endete zwar nicht mit einer Entschuldigung, aber mit einem Gedicht.

Einer der Herren war mit Frauenstrumpfhosen bekleidet. Die anderen Herren und die Frau, alle in adretten Anzügen, hatten ihn an eine Hundeleine gelegt. "Wir beziehen uns auf eine Szene in einem Film des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini", sagte der Mann an der Hundeleine. Seine schicken Kollegen würden als Vertreter der SVP die "Übermenschen" verkörpern. Er selber stehe für all diejenigen, die durch die Politik der SVP ausgegrenzt würden. Auf den nackten Bauch des Mannes waren mit Filzstift die Worte "Arbeitslos", "Ausländer" und "Flüchtlinge" hingekritzelt. Da am 10. September alle fünf Schauspieler verhaftet worden waren, überreichte der Mann an der Hundeleine dem Polizeidirektor fünf Tulpen. Zudem erhielt Nause eine Schale mit 50 Tulpenzwiebeln - als Symbol für die 50 weiteren Personen, die an diesem Tag verhaftet worden waren. "Die Zwiebeln brauchen viel Freiheit. Man könnte sie im Vorgarten der Polizeiwache Waisenhausplatz oder in Ihrem Garten pflanzen", sagte der Mann an der Leine. Und bekräftigte den Wunsch nach einer Entschuldigung. "Es geht nicht nur um uns, sondern auch um die Jungwacht-Vertreter und andere Unschuldige, die an diesem Tag verhaftet worden sind."

Nause zeigte sich gesprächsbereit, wollte die Rolle des Stadtberner Polizeidirektors aber nicht verlassen. Auch der Versuch der Gruppe, ihn bei den "christlichen Grundwerten" zu packen, die seiner Partei, der CVP, und der Gruppe Mea Tulpa gemeinsam seien, blieb ergebnislos. "Ich kann Ihnen zusichern, dass ich die Tulpen in meinem Garten pflanzen werde", sagte Nause. Aber entschuldigen könne und wolle er sich nicht. Am 10. September sei es darum gegangen, einer Partei die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten. Und diese Aufgabe habe die Polizei erfüllt. Im Vorfeld des SVP-Festes hätten einschlägige Kreise mit Gewalt gedroht. Am Fest selber seien verschiedene Leute verhaftet worden, die Messer oder Brandbeschleuniger auf sich getragen hätten. "Es ist sicher so, dass nicht alle der 50 Angehaltenen gewaltbereit waren", sagte Nause. Aber wo Menschen arbeiteten, geschähen auch Fehler. Im Übrigen könne er zum Fall der Gruppe nicht Stellung nehmen, da er nicht über Akteneinsicht verfüge.

"Sie reden wieder als Polizeidirektor und machen diesen Job hervorragend", sagte der Mann an der Leine. Aber von einem CVP-Politiker hätte er mehr erwartet. Jeder unschuldig Verhaftete sei einer zu viel. Der Mann an der Leine appellierte an den Polizeidirektor, Begriffe wie "Chaoten" in Zukunft zu unterlassen, weil dies die Feinbilder bei der Polizei bestärke. Das "Brodeln" in Bern und anderen Schweizer Städten erinnere an die Jugendunruhen der Achtzigerjahre. In diese Zeit der Repression dürfe man aber nicht zurückfallen. Immerhin sei es bemerkenswert, dass sie ohne Kontrolle in dieses Büro gelangt seien. "Wir hätten ja Brandbeschleuniger mitbringen können." Anstatt den Brandbeschleuniger zu zünden, überreichten die jungen Menschen Nause ein Gedicht. Der Polizeidirektor las die Lyrik im Lift - auf dem Weg zum nächsten Termin.

37 Wegweisungen am SVP-Fest

Am SVP-Fest vom 10. September hat die Polizei gegen 37 Personen Fernhalteverfügungen ausgesprochen. Dies sagt Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage. Bisher hat bloss eine dieser Personen gegen eine solche Verfügung Einsprache erhoben. Die Frist zur Einreichung von Beschwerden dauert aber 30 Tage. "Es wird sicher noch Beschwerden geben", sagt Roger Kull vom Rechtsdienst der kantonalen Polizeidirektion. Einigen der Betroffenen dürfte aber der Streitwert wohl zu gering sein, da die Fernhalteverfügungen am 10. September in der Regel für 24 Stunden ausgesprochen wurden, sagt Kull. (bob)

-

Jungwacht hat bei Reto Nause vorgesprochen

Gemeinderat Reto Nause (CVP) hat gestern mit Vertretern der Jungwacht Blauring gesprochen. Die Jungwacht-Kantonsleitung hatte in einem offenen Brief an den Gemeinderat gegen die "willkürliche Verhaftung" dreier Jungwächtler am Rande des SVP-Festes vom 10. September protestiert ("Bund" vom 14. September). Das Gespräch sei in einem "offenen, konstruktiven Ton" verlaufen, sagte Nause. Über Verlauf und Ergebnis der Aussprache wollte sich der Sicherheitsdirektor jedoch nicht äussern. (bob)

---

Bund 28.9.11

Reitschule: GB will Untersuchung

Die wüsten Szenen in der Berner Reitschule am vergangenen Donnerstag ziehen weitere Kreise: Die Fraktion GB/JA prüft zurzeit einen Vorstoss, in dem sie den Gemeinderat zu einer Untersuchung der Vorfälle auffordern will. "Es muss etwas geschehen", sagt Fraktionschef Hasim Sancar. Eine Untersuchung der stadträtlichen Aufsichtskommission wiederum sei nicht angezeigt, da die parlamentarische Aufsicht über die Kantonspolizei nicht mehr Sache des Berner Stadtrates sei, sagt Sancar. (bob

---

BZ 28.9.11

SP fordert Untersuchung

Die SP Stadt Bern fordert eine sorgfältige unabhängige Untersuchung der Vorfälle von letztem Donnerstag in der Reitschule, wie sie in einer Mitteilung schreibt. Der Einsatz werde von der Polizei und der Reitschule völlig widersprüchlich dargestellt. Die Aussagen der Reitschüler würden dabei mit Videomaterial unterstützt. Dies werfe Fragen in Bezug auf den Einsatz und die polizeiliche Darstellung auf. Bereits zum dritten Mal innert kurzer Zeit sorge ein Einsatz der Polizei für Kontroversen. Es müsse gerade im Interesse der Polizei und ihrer Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols liegen, dass die Vorfälle lückenlos aufgeklärt würden.pd

---

20 Minuten 28.9.11

SP will Aufklärung

BERN. Die SP fordert eine Untersuchung des Polizeieinsatzes in der Reitschule von letztem Donnerstag. Unklar ist, ob die Gewalt von Demonstranten oder von der Kantonspolizei ausging (20 Minuten berichtete).

---

Bund 27.9.11

Die Polizei rechtfertigt den harten Einsatz in der Reitschule

Die Berner Kantonspolizei gerät wegen ihrem Einsatz in der Reitschule vom letzten Donnerstag zunehmend unter Druck. Das Video, das ein Gast von der Szene gedreht hat, zeigt Polizisten, die Reitschüler schlagen - und nicht umgekehrt, wie die Polizei nach dem Vorfall mitteilte. Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, rechtfertigt im Interview den Einsatz. Das Video zeige nicht die ganze Szene. Der Angriff auf die Polizei habe sich vor der Situation abgespielt, die im Film zu sehen sei. Die Reitschüler mutmassen derweil, die Polizei habe zuvor mit Absicht einen vermeintlichen Dealer in die Reitschule getrieben, um die Konfrontation zu provozieren. Ausserdem habe ein Polizist einem Reitschüler auf dem Polizeiposten einen Zweikampf angeboten. (amo) - Seite 21

-

"Kein Polizist bleibt länger in der Reitschule als notwendig"

Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, rechtfertigt den Einsatz vom letzten Donnerstag.

Interview: Adrian M. Moser

Im Communiqué der Polizei zu den Vorfällen vom vergangenen Donnerstag ist die Rede davon, dass 30 bis 40 Personen die Polizei massiv bedrängt haben sollen und dass aus der Menge heraus auf die Polizisten eingetreten worden sei. Das Video, das ein Gast gedreht hat, zeigt weder das eine noch das andere. Im Gegenteil: Es sind die Polizisten, die Gewalt anwenden, für die es keinen ersichtlichen Grund gibt. Wie kann es sein, dass die Polizei Unwahrheiten verbreitet?

Unser Communiqué enthält keine Unwahrheiten. Das Video zeigt nur den zweiten Teil der Situation. Der Angriff auf die Polizei ist nicht zu sehen. Was es aber zeigt, ist, dass die Fahnder aktiv an der Arbeit gehindert wurden.

Die Polizei musste die Reitschule auch nicht fluchtartig verlassen, wie sie geschrieben hat. Die Polizisten waren nie eingesperrt.

Doch, das war ganz klar der Fall. Die angeforderte Unterstützung kam nicht mehr durch das Tor hinein. Das Tor war von aussen nach innen verschlossen, umgekehrt nicht. Kein Polizist bleibt länger in der Reitschule als notwendig. Unsere Leute wurden aktiv am Verlassen der Reitschule gehindert. Ausserdem sind Aussagen gefallen wie: "Jetzt haben wir euch, lebendig kommt ihr hier nicht mehr raus."

Sie bleiben also dabei: Das Communiqué vom Freitag entspricht den Tatsachen.

So haben es meine Leute geschildert. Ich habe keinen Hinweis darauf, dass daran etwas nicht stimmen sollte.

War der Einsatz am Donnerstagabend verhältnismässig?

Bisher sehe ich keinen Grund, zu einem anderen Schluss zu kommen. Wenn sich jemand ungerecht behandelt fühlt, empfehle ich dieser Person, Anzeige zu erstatten.

Auf dem Video der Reitschule ist zu sehen, wie ein Polizist einer Frau ins Gesicht langt und wie ein anderer einen scheinbar Unbeteiligten grob gegen die Wand stösst. Ausserdem ist zu sehen, wie ein Polizist den Mann würgt, der verhaftet werden sollte und bereits gefesselt ist. Was rechtfertigt dieses Vorgehen?

Das Video zeigt nur eine Perspektive. Die Füsse des Gefesselten sind verdeckt. Wenn er die Polizisten tritt, ist das nicht zu sehen. Für die Beamten ist das eine sehr unangenehme Situation. Die Szene, in der sie bedrängt und angegriffen werden, zeigt das Video wie gesagt nicht.

Warum konnte die Polizei den verdächtigen Mann nicht draussen verhaften?

Die beiden Polizisten haben das versucht. Der Verdächtige hat sich der Kontrolle entzogen und ist geflüchtet. Die Reitschüler werfen der Polizei vor, den Mann mit Absicht in die Reit- schule getrieben zu haben, um die Auseinandersetzung zu provozieren.Das war sicher nicht der Fall. Der Mann hätte viele Richtungen offen gehabt, er hätte nicht in die Reitschule flüchten müssen. Aber sie ist halt ein geeignetes Rückzugsgebiet, weil man weiss, dass es für die Polizei schwierig ist, dort zu intervenieren.

Die Verstärkung sei verdächtig schnell da gewesen, insbesondere die zehn Uniformierten, monieren die Reitschüler. Hatte sich die Polizei also auf mehr als eine einfache Verhaftung eingestellt?

Nein. Die Uniformierten standen bereit für einen Einsatz auf dem Bundesplatz. Zwei der Beamten in Zivil kamen von einer anderen Patrouille, die anderen aus dem Büro an der Hodlerstrasse.

Die Reitschüler beklagen sich über vermehrte Provokationen und Ausfälligkeiten durch die Polizei.

Die Frage ist: Was ist eine Provokation? Für die Reitschüler ist es schon eine Provokation, wenn sich ein Polizist in der Nähe der Reitschule zeigt.

Einer der Polizisten habe dem Verhafteten auf dem Posten einen Zweikampf angeboten. "Du Weichei, wenn du alleine bist, traust du dich nicht mehr!", soll er gesagt haben.

Das kann ich mir nicht vorstellen.

Und wenn es doch so wäre?

Dann wäre es nicht tolerierbar.

-

Nach den Vorfällen vom Donnerstag

Reitschüler sehen sich einmal mehr provoziert

Die Polizei habe von Anfang an in die Reitschule eindringen wollen, mutmassen die Reitschüler.

"Ich hoffe, dass die Menschen nun verstehen, was wir mit unverhältnismässigem Polizeieinsatz meinen." Agnes Hofmann, Sprecherin der Reitschule, machte an der gestrigen Medienkonferenz keinen Hehl daraus, dass sich die Reitschüler darüber freuen, dass ein Gast den umstrittenen Polizeieinsatz vom vergangenen Donnerstag gefilmt hat ("Bund" vom Samstag). In der Tat lässt das Video die Polizei schlecht aussehen - zum einen, weil es zeigt, wie sich einige der Polizisten ohne ersichtlichen Grund zu Handgreiflichkeiten hinreissen lassen, und zum anderen, weil es den Eindruck erweckt, die Medienmitteilung der Polizei vom vergangenen Freitag enthalte Unwahrheiten. So sind auf dem Video keine "30 bis 40 Personen" zu sehen, wie die Polizei geschrieben hat. Und auch, dass "aus der Menge hinaus" auf die Beamten eingetreten worden sei, belegt der Film nicht. Die Reitschüler wollen das Video nicht veröffentlichen.

Zweikampf auf dem Posten?

Zur Konfrontation kam es, als die Polizei am Donnerstagabend in der Reitschule einen vermeintlichen Drogendealer verhaften wollte. Die eigentliche Auseinandersetzung drehte sich aber um einen Reitschüler, der danach die beiden Polizisten angegriffen haben soll. Beide wurden schliesslich verhaftet. Die Reitschüler wollen im Einsatz der Polizei eine gezielte Provokation erkennen. Nach kürzester Zeit seien weitere Zivilfahnder und auch Uniformierte vor Ort gewesen, sagte Hofmann. "Wenn es acht Beamte nicht schaffen, eine Einzelperson festzuhalten, ohne dass sie in ein angrenzendes Gebäude flüchtet, stellt sich die Frage, ob sie nicht von Anfang an die Absicht verfolgten, in die Reitschule einzudringen." Auf dem Posten habe ein Polizist den verhafteten Reitschüler weiter provoziert, sagte sie. Er soll ihm gar einen Zweikampf angeboten haben.

Die Polizei widerspricht der Darstellung der Reitschüler. Das Video lasse keine objektive Beurteilung der Ereignisse zu, schrieb sie gestern in einer zweiten Stellungnahme. Es zeige den "Grossteil der Übergriffe" auf die Polizei nicht. Ausserdem sei es "bedenklich, dass sich die Reitschule erneut nicht von Gewalt gegen Polizisten" distanziere. Bereits am Samstag verurteilte die CVP den Vorfall und kündigte an, im Parlament Konsequenzen für die Reitschule zu fordern. Die GFL schrieb am Sonntag, für eine Beurteilung des Vorfalls sei es noch zu früh. Und die Jungen Grünen forderten gestern, nachdem die Online-Medien bereits über die Medienkonferenz berichtet hatten: "Die Lügen der Berner Polizei müssen aufhören!" (amo)

---

BZ 27.9.11

Zweifel an der Version der Polizei

Stadt Bern. Ein Amateurvideo über den Vorfall in der Reitschule lässt Bedenken aufkommen an der Darstellung der Kantonspolizei.

Die Reitschule-Betreiber haben eine Polizeimitteilung gekontert. Im Restaurant Sous le Pont führten sie gestern Morgen den Medienschaffenden eine Videosequenz über den Polizeieinsatz vom letzten Donnerstag vor. Die 3 Minuten und 19 Sekunden dauernden Amateuraufnahmen lassen Zweifel aufkommen am Bild, das die Kantonspolizei am Freitag in einer Medienmitteilung vermittelt hat. Drei Augenzeugen, die am Donnerstag in der Reitschule zugegen waren, unterstützen die Kritik am Polizeieinsatz. Nicht die Reitschüler, sondern die Polizei habe gewalttätig gehandelt, beteuern sie.

Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, dementiert diese Darstellung. "Das Video der Reitschüler zeigt nur einen kleinen Teil der Szenen", sagt er . Der Angriff auf die Polizisten habe deutlich vor den Aufnahmen stattgefunden. "Ich sehe keinen Anlass, an der Darstellung unserer Fahnder zu zweifeln." Einer der Fahnder, der beim Einsatz in der Reithalle dabei war, sagt: "Es war für uns eine sehr brenzlige Situation." tob Seite 3

-

Polizei dramatisiert Vorfall in derReitschule

Stadt Bern. Beim Polizeieinsatz am letzten Donnerstag sei körperliche Aggression nur von der Polizei ausgegangen, heisst es aus der Reitschule. Ein Video zeigt Widersprüche der Polizei.

Die Mitteilung der Polizei schlug am Freitag ein wie eine Bombe. Am Donnerstag seien Beamte der Kantonspolizei bei einem Einsatz in der Reitschule massiv angegriffenworden und schliesslich unter dem Schutz zusätzlicher Polizeikräfte aus der Reitschule geflüchtet (wir berichteten). An ihrer Medienkonferenz zeigten gestern Reitschülerinnen und Reitschüler Filmaufnahmen des umstrittenen Polizeieinsatzes. Die Bilder widersprechen den Darstellungen der Polizei in zentralen Punkten (siehe Box). Sie zeigen, wie es nach der Verhaftung eines vermeintlichen Drogendealers und eines Reitschülers im Hof derReitschule zu Scharmützeln kam. Das 3 Minuten und 19 Sekunden lange Video eines Reitschul-Gastes legt den Schluss nahe, dass die Darstellung der Polizei übertrieben war.

"Unverhältnismässig"

"Körperliche Aggressionen gingen nur von Polizisten aus", sagte Reitschülerin Anna Bürgi. Das Video zeigt, wie eine mit Handschellen gefesselte und von mehreren Polizisten festgehaltene Person gewürgt wird - laut Reitschule eine "unverhältnismässige und nicht zu rechtfertigende Gewaltanwendung". Weiter ist zu sehen, wie ein Polizist ohne ersichtlichen Grund eine Frau schlägt. In einer anderen Szene packt ein Polizist einen Mann an den Haaren und zieht ihn nach hinten. Obwohl sich der Mann nicht wehrt, setzt ein Polizist Reizgas ein. Auch drei Augenzeugen (siehe unten rechts) zeichneten das Bild eines unverhältnismässigen Polizeieinsatzes.

Laut Darstellung der Reitschüler habe sich die Polizei dem verhafteten Reitschüler gegenüber auf dem Polizeiposten unkorrekt verhalten, ihm den Anwalt der ersten Stunde verweigert und ihn unnötig lange festgehalten.

Untersuchung gefordert

Die Aktion passe zum "zunehmend gewalttätigen und unverhältnismässigen Vorgehen", das die Kantonspolizei "in der vergangenen Zeit" in und um die Reitschule an den Tag lege. Dies schreibt die Interessengemeinschaft Kultur in der Reitschule (Ikur) in ihrer Aufsichtsbeschwerde, die sie gestern bei der Kantonspolizei einreichte. Auf elf Seiten kritisiert die Ikur die Polizei und fordert eine Untersuchung des Einsatzes. Das Ergebnis solle in einem schriftlichen Bericht veröffentlicht werden. Zudem seien Massnahmen zu treffen, damit künftig ähnlichen Vorgehensweisen vorgebeugt werden kann.

Unterstützung erhält die Reitschule von der Grünen Partei und den jungen Grünen, die beide politische Vorstösse ankündigten. Das Grüne Bündnis mahnt grössere Sorgfalt im Umgang mit dem Gewaltmonopol an. In den Mitteilungen kritisieren die Parteien auch Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP). Mit seinen Äusserungen trage er zur Eskalation bei, heisst es.

Christoph Hämmann

Video des Polizeizugriffs: http://reitschule.bernerzeitung.ch

-

Die Widersprüche

Die Polizisten seien von "dreissig bis vierzig Personen" angegriffen worden, schrieb die Polizei am Freitag. Auf dem Video der Reitschüler sind abgesehen von Polizisten zirka ein halbes Dutzend Personen zu sehen. Eine Person habe "mit den Fäustenauf sie eingeschlagen", schrieb die Polizei. Im Gespräch sagt Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, ein Mann habe versucht, die Fahnder ins Gesicht zu schlagen. Das sei ihm allerdings misslungen. Weiter spricht die Polizei von Flucht aus der Reitschule - das Video vermittelt ein anderes Bild. Und was die Polizei am Freitag als Angriff auf ein Patrouillenfahrzeug bezeichnete, tönt nun in den Worten des Polizeichefs so: "Es wurden Flaschen geworfen, doch diese haben das Auto verfehlt."hae/tob

-

"Angriff auf die Polizei fand deutlich vor den Aufnahmen statt"

Der Polizeichef dementiert

Manuel Willi, Chef der Regionalpolizei Bern, kritisiert die Darstellung der Reitschüler. "Das Video zeigt nur einen kleinen Teil der Szenen."

Manuel Willi, hat die Polizei in der Medienmitteilung vom Freitag gelogen?

Manuel Willi: Nein, ich wüsste nicht, wo wir gelogen hätten. Weshalb meinen Sie?

Auf dem Video, das Reithallegäste vom Polizeieinsatz gemacht haben, sind weder massive Angriffe noch Fusstritte gegen Polizisten zu sehen.

Das Video setzt zu einem sehr späten Zeitpunkt ein. Der Angriff auf die Fahnder fand deutlich vor den Aufnahmen statt. Die Fahnder wollten den flüchtigen Mann verhaften. Doch sie wurden von Leuten aus der Reithalle daran gehindert. Besonders ein Mann trat extrem aggressiv auf (siehe auch Text unten links).

Laut Medienmitteilung haben aber 30 bis 40 Personen die Polizei massiv bedrängt.

Diese Zahl ist eine Schätzung unserer Fahnder. Da sind auch diejenigen mit eingerechnet, die im Restaurant Sous le Pont die Polizei an der Verhaftung gehindert haben. Die Fahnder haben nicht jeden Einzelnen gezählt.

Die Polizei schreibt, die Fahnder hätten die Reitschule fluchtartig verlassen. Ist das etwa auch vor der Videoaufnahme passiert?

Nein.

Was versteht die Berner Polizei unter fluchtartig? So schnell wie möglich raus. Die Fahnder verliessen die Reitschule schnellen Schrittes. Sie waren froh, endlich aus der Reithalle draussen zu sein. Denn zuvor waren sie aktiv am Weggehen gehindert worden. Ich habe das Video heute gesehen. Von mir aus gesehen war das eine Flucht.

Welchen Eindruck hatten Sie beim Anschauen des Videos?

Man sieht, wie die Fahnder tätlich an ihrer Arbeit gehindert werden.

Angenommen, die Polizei könnte die Medienmitteilung vom Freitag nochmals schreiben. Würde diese in Kenntnis des Reithallenvideos nochmals gleich formuliert?

Inhaltlich ist diese Medienmitteilung korrekt. Zwar sehe ich die erwähnten 30 bis 40 Personen auf dem Video auch nicht. Aber man sieht darauf ja nur Szenen aus dem Innenhof. Ich sehe keinen Anlass, an der Darstellung unserer Fahnder zu zweifeln.

Wer die Filmsequenz am Montagmorgen in der Reithalle sah, begann am Mediendienst der Polizei zu zweifeln. Hand aufs Herz: Diese Mitteilung wurde tendenziös formuliert.

Ich sags nochmals: Die Sequenz zeigt nur einen kleinen Teil der Szenen - und immer nur aus einem Blickwinkel. Das Video setzt erst nach dem Angriff ein, wie mir unsere Leute den Ablauf geschildert haben. Trotzdem: Wer sich ungerecht behandelt fühlt, soll Anzeige erstatten, dann wird der Vorfall durch die Justiz unabhängig untersucht.

Die Reitschulbetreiber unterstellen den Drogenfahndern, sie hätten die angehaltene Person bewusst in die Reitschule getrieben - was sagen Sie dazu?

Das ist lächerlich. Da geht keiner von uns zum Plausch rein. Zwei Fahnder wollten einen Mann auf der Schützenmatte anhalten. Dieser ist bewusst in die Reithalle geflüchtet, weil er wusste, dass er dort geschützt wird. In den Gesprächen mit den Stadtbehörden betonen die Reitschule Betreiber regelmässig, sie wollten keine Polizei in der Reithalle haben. Das geben sie offen zu.

Interview: Tobias Habegger

-

"Wir wurden angespuckt und geschubst"

Ein Fahnder erzählt

Einer der zwei Fahnder, die als Erstes in der Reitschule waren, schildert den Ablauf des umstrittenen Einsatzes. Er will aufgrund seiner täglichen Arbeit anonym bleiben.

"Wir sahen am frühen Abend einen Mann auf der Schützenmatte, der uns verdächtig erschien. Bereits als wir parkierten, flüchtete er in die Reitschule, in das WC des Sous le Pont. Dort ergab er sich uns. Gleich zu Beginn zeigten wir den Anwesenden im Restaurant unsere Ausweise. Beim Ausgang des Sous le Pont wartete zudem eine grössere Menge von ungefähr 25 Leuten auf uns, die uns im Weg stand und uns beschimpfte. Ein Mann fiel mir sofort auf, da er sich sehr aggressiv verhielt: Er gab mir einen heftigen Stoss und versuchte, mit der Faust gegen meinen Kopf zu schlagen. Ich konnte glücklicherweise ausweichen. Dieser Mann wurde später festgenommen. Wir fühlten uns zu dieser Zeit arg in Bedrängnis, da wir von allen Seiten her geschubst, gepackt und gedrückt wurden. Wir befürchteten, dass jemand nach unseren Dienstwaffen greifen würde - es war eine sehr brenzlige Situation, wie sie für uns nur selten vorkommen. Wir mussten zudem damit rechnen, dass jederzeit eine Flasche fliegen oder uns jemand mit einem Messer angreifen könnte. Zu dieser Zeit wurde das Tor verriegelt. Einige Reitschüler drohten uns: ‹Jetzt haben wir euch, da kommt ihr nicht mehr lebend raus.› Anschliessend kamen uns Kollegen via Restaurant zu Hilfe. Es war unmöglich, den festgenommenen Reitschüler abzuführen, da sich andere an ihn klammerten. So wie ich die Szene erlebte, wurde niemand gewürgt. Mein Kollege wehrte lediglich einen Mann ab, der ihn angespuckt hatte. Ich sah auch nicht, dass eine Frau geschlagen wurde. Zwei Fahnder wurden durch Fingernägel und Schläge verletzt, als Leute an ihren Armen rissen. Nach dem Einsatz von Pfefferspray konnten wir mit den beiden Verhafteten flüchten.

In meinen zwölf Dienstjahren erlebte ich nur wenige Szenen, die mich nachhaltig beschäftigten. Dieser Einsatz in der Reitschule wird eine davon sein."

Aufgezeichnet: Jessica King

-

"Die Besucher vom Sous le Pont waren vollkommen verängstigt"

Ein Augenzeuge erzählt

Yannick Dudli (25) arbeitet seit zweieinhalb Jahren in der Reitschule. Er erzählt, wie er die Polizeiaktion am Donnerstag erlebt hat.

"Ich sass an einem Tisch vor dem Restaurant Sous le Pont in der Reitschule, als ich sah, wie zwei mutmassliche Polizisten in Zivil einen Schwarzen abführen wollten. Als einige fragten, was hier vorgehe, reagierte die Polizei aggressiv: Sie gingen auf einen Mann los, drückten ihn zu Boden und würgten ihn. Als er sagte, er bekomme keine Luft, schnauzte ihn der Zivilpolizist an, das geschehe ihm recht. Mehrere Personen klammerten sich an den Mann, um die Polizei an der unverhältnismässigen Verhaftung zu hindern. Eine Frau, die neben der Menschentraube stand, bekam von einem Polizisten daraufhin eine Ohrfeige verpasst. Als der Verhaftete rief: "Schlagt sie nicht!", ging ihm der Polizist an die Gurgel. Weitere Personen wurden an den Haaren gerissen, zu Boden geworfen, an die Wand geschubst oder mit Pfefferspray bedroht. Mir fehlen fast die Worte. Es war eine Frechheit. Statt 30 bis 40 Personen, wie die Polizei in ihrer ersten Mitteilung schrieb, waren wir maximal deren 10. Anschliessend bedrohte ein Polizist in Vollmontur von der Eingangstür aus die Anwesenden mit einer Gummischrotkanone. Darauf verliessen die Polizisten mit den Verhafteten die Reitschule. Die Besucher vom Sous le Pont waren nachher vollkommen verängstigt, einige standen unter Schock und hyperventilierten beinahe.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich solche Vorkommnisse in der Reitschule beobachtet habe. Einmal sah ich einen Polizisten, der den Kopf eines Mannes bei dessen Verhaftung gegen eine Betontreppe schlug. Dabei hatte er sich gar nicht gewehrt. Auch beim Vorfall am Donnerstag wendete niemand von uns Gewalt gegen die Polizisten an. Die Polizisten werfen der Reitschule immer vor, es versteckten sich Leute bei uns. Wir können aber nichts machen, wenn Leute hier reinrennen. Es ist auch so, dass die Reitschüler ihnen bekannte Dealer und Diebe umgehend des Hauses sowie des Vorplatzes verweisen."

Aufgezeichnet: Jessica King

---

20 Minuten 27.9.11

Video von Polizeieinsatz in Reitschule wirft Fragen auf

BERN. Ein gestern präsentiertes Video lässt einen Polizeieinsatz in der Reitschule in zweifelhaftem Licht erscheinen: Zu sehen sind darin gewalttätige Zivilfahnder und friedliche Reitschüler.

"Wir fragen uns schon sehr, weshalb die Polizei lügt", sagten Reitschulvertreter an der gestrigen Medienkonferenz. Die Kapo hatte in einem Communiqué angegeben, am Donnerstag seien Beamte bei der Verfolgung eines Verdächtigen in der Reitschule von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt und getreten worden. Diese Darstellung enthält laut den Kulturschaffenden jedoch zahlreiche Falschangaben. Ein gestern präsentiertes Video eines Gasts stützt die Version der Reitschule, wonach beim Einsatz keine Gewalt von Zivilpersonen ausgegangen ist.

Die Aufnahme beginnt mit der Festnahme eines Reitschülers wegen Amtsbehinderung. Anwesend sind nebst Fahndern nur ein paar Gäste. Auf dem Video ist zu sehen, dass die physische Gewalt im Video ausschliesslich von der Polizei ausging. Reizgas bringen die Polizisten nur gegen eine Person zum Einsatz und nicht, um wie verlautet mehrere Personen auseinanderzutreiben. Ein Fahnder etwa reisst einen Anwesenden zu Boden, ein anderer schlägt gegen das Gesicht einer Frau. Ein Festgenommener wird von einem Polizisten gewürgt.

Was vor und nach den Aufnahmen geschah, wird von den Beteiligten unterschiedlich dargestellt. Die Kapo hält fest, dass das Video erst den Schluss des Einsatzes zeige und eine objektive Beurteilung der Ereignisse nicht zulasse. Die Reitschule ihrerseits hat eine elfseitige Aufsichtsbeschwerde gegen die Kapo eingereicht.

Bigna Silberschmidt

---

Langenthalter Tagblatt 27.9.11

Polizisten im Kreuzfeuer

Reitschule Bern Auf den Polizei-Einsatz vom vergangenen Donnerstagabend reagierte gestern vor den Medien die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) mit einer Aufsichtsbeschwerde. Mit Verweis auf ein von einem Gast gefilmtes Video verlangt IKuR unter anderem eine sorgfältige Prüfung der Verhältnismässigkeit des Einsatzes. Zudem seien die Namen aller beteiligten Zivilpolizisten in einem Bericht zu veröffentlichen. Die Grüne Partei Bern-Demokratische Alternative verlangt in einem Mediencommuniqué eine Neuverhandlung des Polizeivertrages zwischen Stadt und Kanton Bern. Und die Jungen Grünen fordern in einer Mitteilung "die Lügen der Polizei müssen aufhören." Die Kantonspolizei weist "alle Vorwürfe" zurück, wie sie in einer Mitteilung schreibt. (uz)

---

Schweiz Aktuell 26.9.11

Umstrittener Polizeieinsatz

Letzten Donnerstag wurden zwei Polizisten in der Reitschule in Bern angegriffen. Laut Polizei erfolgte der Angriff auf die beiden Zivilfahnder von 30 bis 40 Reitschule-Besuchern. Die Reitschule selbst aber behauptet, die Gewalt sei von der Polizei ausgegangen - und veröffentlicht heute als Beweis ein Video.
http://videoportal.sf.tv/video?id=223e81e1-3130-4e22-8cbb-42fc5eedc479

---

20min.ch 26.9.11
http://www.20min.ch/news/bern/story/Woher-kam-die-Gewalt-in-der-Reitschule--26215308

Polizei vs. Gäste

Woher kam die Gewalt in der Reitschule?

von Bigna Silberschmidt - Zivilfahnder sollen am Donnerstag in der Berner Reitschule angegriffen worden sein. Ein Video eines Teils der Vorfälle zeigt hingegen, wie ein Beamter einen Mann würgt.

Vergangenen Donnerstag ist es in der Reitschule zu einer Auseinandersetzung zwischen Zivilfahndern der Polizei und Besuchern des Berner Kulturzentrums gekommen. Die Polizei schilderte in ihrer Pressemitteilung, dass die Beamten während der Verfolgung einer verdächtigen Person "von einer grösseren Gruppe tätlich angegangen" wurden. Sie forderten daraufhin Verstärkung an. In der Folge seien die Polizisten "von 30 bis 40 Personen massiv bedrängt" worden. Laut Communiqué kam es "zu einem Handgemenge und es wurde aus der Menge heraus auf die Polizisten eingetreten".
Das Kulturzentrum bestritt bereits am Donnerstag die Darstellung der Polizei. Die Reitschule schrieb in einer Mitteilung, dass der Polizeieinsatz "unverhältnismässig" gewesen und Gewalt einzig von den Beamten ausgegangen sei. Die Version des Kulturzentrums wird gestützt durch das Video eines Gastes, welches die Reitschule am Montagmorgen an einer Pressekonferenz zeigte. Laut Polizei wurden die Zivilfahnder "durch anwesende Drittpersonen bedrängt und am Verlassen der Örtlichkeit gehindert".

Polizisten mussten Reitschule nicht "fluchtartig" verlassen

Das Video beginnt, als Zivilpolizisten einen Reitschüler bereits festgehalten und in Handschellen gelegt haben. Von einem massiven Bedrängen von 30 bis 40 Personen kann keine Rede sein - anwesend sind lediglich ein paar Leute, mehrheitlich wohl Gäste des Restaurants Sous-le-Pont. Eine physische Gewaltanwendung gegenüber der Polizei kann während des ganzen Films nicht beobachtet werden. Viel mehr ist etwa zu sehen, wie ein Mann von einem Polizisten an den Haaren und dann zu Boden gerissen wird. Danach sprühte ihm der Beamte Reizgas ins Gesicht. Solches kam während des Videos nur gegen diesen einen Mann zum Einsatz und nicht, wie im Kapo-Communiqué behauptet, um mehrere Personen auseinanderzutreiben.

Gewalt gab es auch gegen eine Frau, die sich neben dem Festgenommenen aufhielt: Sie wurde von einem der Fahnder geschlagen. Weil sich der in Handschellen Gelegte darauf verbal gegen diese Attacke wehrte, wurde er gewürgt. Die letzte auf dem Video ersichtliche Tätlichkeit richtet sich gegen einen Mann, der den Polizisten aus Abstand etwas zurief. Laut Augenzeugen forderte er sie zum Gehen auf. Darauf ging einer der zivilen Einsatzkräfte auf den Mann los, trat ihn und stiess ihn gegen die Wand. Danach liefen die Polizisten samt Verhafteten nach draussen. Entgegen der Polizeimeldung macht es nicht den Anschein, als hätten sie das Gebäude fluchtartig verlassen müssen. Was vor und nach den Videoaufnahmen geschah, ist weitgehend unklar und wird von Gästen, Reitschülern und der Kapo unterschiedlich dargestellt.

Laut Augenzeugen, die an der Pressekonferenz anwesend waren, sei vielen Reitschülern zunächst nicht klar gewesen, dass es sich bei den Zivilfahndern um Polizisten handelte, weil sie sich nicht ausgewiesen hätten. Deshalb hätten sie sie aufgefordert, das Gebäude zu verlassen. Für einige der Gäste seien die gewaltsamen Ereignisse zudem höchst traumatisch gewesen, einige hätten unter Schock gestanden.

Aufsichtsbeschwerde gegen Polizei eingereicht

Die Mediengruppe der Reitschule zeigte sich darüber erfreut, dass ihnen ein Video über die Geschehnisse vorliege. Schon oft habe man bei den Gesprächen mit der Stadt auf unverhältnismässige Vorgehensweisen der Kapo Bern hingewiesen, doch den Aussagen der Reitschüler werde oft kein Glaube geschenkt. Vielmehr würden Übergriffe gedeckt und oftmals Betroffene oder die Reitschule des Fehlverhaltens beschuldigt. Auf eine Veröffentlichung des Videos verzichtete die Mediengruppe aber bewusst: Einerseits aus Persönlichkeitsschutz aller Beteiligter, zudem um nicht noch mehr Gewalt zu schüren, wie es an der Pressekonferenz hiess.

Die Reitschüler bezweifeln zudem, dass der ursprünglich Verfolgte - ein 29-jähriger Nigerianer, der schliesslich wegen illegalem Aufenthalt verzeigt wurde - wie von der Kapo dargestellt, gezielt in die Reitschule flüchtete. Die Mediengruppe vermutet, dass die Beamten ihn in die Reitschule drängten und von Beginn weg die Absicht verfolgten, in das Gebäude einzudringen. Wegen einer "riesigen Diskrepanz zwischen dem Polizeicommuniqué und der Sichtweise der Reitschule" hat letztere nun eine elfseitige Aufsichtsbeschwerde gegen die Kantonspolizei eingereicht. Darin wird der Kapo unter anderem auch vorgeworfen, den festgenommenen Reitschüler mit 23 Stunden unnötig lange festgehalten und ihm das Recht auf einen Anwalt verweigert zu haben.

Polizei weist Vorwürfe zurück

Der Festgenommene gab zu Protokoll, bereits auf der Fahrt sei ihm von einem Polizisten gesagt worden: "Solche Arschlöcher wie dich sollte man umbringen. Schade sind wir nicht in den USA, dort würdest du die Spritze bekommen." Nach der Ankunft im Polizeigebäude sei ihm dann ein Zweikampf angeboten worden, mit den Worten "Du Weiche, wenn du alleine bist, traust du dich nicht mehr". Der Nigerianer sei zudem mehrmals geschlagen worden.

Die Kantonspolizei Bern schreibt in einer Stellungnahme, dass das "veröffentlichte Video offensichtlich erst den Schluss des Einsatzes zeigt". Ein Grossteil der Übergriffe auf die Polizei habe zu diesem Zeitpunkt bereits stattgefunden. "Die Kantonspolizei Bern sieht zurzeit keinen Anlass", heisst es in der Stellungnahme weiter, "an der Darstellung der Polizisten, die im Einsatz standen, zu zweifeln."

---

police.be.ch 26.9.11

Stadt Bern: Stellungnahme der Kantonspolizei Bern

pkb. Die Kantonspolizei Bern weist die Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Polizeieinsatz von vergangener Woche entschieden zurück. Leider haben sich die Verantwortlichen der Reitschule erneut nicht von Gewalt gegen die Polizei distanziert.

Während der Anhaltung einer Person wegen illegalen Aufenthalts wurden am vergangenen Donnerstag, 22. September 2011, Fahnder der Kantonspolizei Bern in der Reitschule angegriffen und zurückgehalten (siehe Medienmitteilung vom vergangenen Freitag). Die Mediengruppe der Reitschule hat nun die Darstellung der Polizei kritisiert und Videoaufnahmen veröffentlicht.

Festzuhalten ist, dass das nun veröffentlichte Video offensichtlich erst den Schluss des Einsatzes zeigt, nachdem ein Grossteil der Übergriffe auf die Polizei bereits stattgefunden hatte. Es lässt eine objektive Beurteilung der Ereignisse nicht zu. Die Kantonspolizei Bern sieht zurzeit keinen Anlass, an der Darstellung der Polizisten, die im Einsatz gestanden sind, zu zweifeln.

Bedenklich ist, dass sich die Verantwortlichen der Reitschule erneut nicht von Gewalt gegen Polizisten distanzieren und gar schriftlich einräumen: "Einsätze der Polizei im Innern der Reitschule bergen immer ein gewisses Gefahrenpotential."Speziell gilt es zu bemerken, dass im konkreten Fall aktiv versucht worden war, Anhaltungen - insbesondere auch durch Festklammern - zu verhindern. Solches Verhalten erfüllt den Tatbestand der Hinderung einer Amtshandlung und kann nicht akzeptiert werden.

Der Vorfall von vergangener Woche ist zudem in Zusammenhang mit einer ganzen Reihe von Zwischenfällen zu sehen, bei welchem Polizisten bedroht, mit Gegenständen beworfen oder gar tätlich angegangen wurden. Solche Vorfälle haben in diesem Jahr zugenommen. In der Nacht von Freitag auf Samstag kam es zu einem erneuten Vorfall auf der Schützenmatte. Polizistinnen und Polizisten wurden mit Flaschen beworfen, dabei aber nicht verletzt.

(mf)

---

Blick am Abend 26.9.11
http://issuu.com/blickamabend/docs/26.09.2011_be/11

Video soll nicht öffentlich werden

REITHALLE Augenzeugen schildern den Polizeieinsatz. Ein Video soll nicht ins Netz kommen.

Mehrere Polizisten verhafteten am Donnerstag in der Reithalle zwei Personen. Laut Polizei wurden die Zivilfahnder von Drittpersonen bedrängt und am Verlassen des Gebäudes gehindert.
Dieser Darstellung widersprechen die Reitschüler. Es stimme nicht, dass 30 bis 40 Personen die Polizei bedrängt hätten. Vielmehr sei es die Polizei gewesen, die massive Gewalt an den Gästen der Reitschule angewandt habe. Heute präsentierte die Mediengruppe der Reitschule ein Beweisvideo. Darauf sind ein Handgemenge zwischen Gästen und Zivilpolizisten sowie ein Beamter, der eine Frau schlägt, zu sehen. Ebenfalls zu erkennen: Etwa zehn Reitschüler stehen gleich vielen Polizisten gegenüber. Ein Augenzeuge: "Leute stellten sich der Polizei in den Weg - ohne Gewalt. Die Schläge und Tritte gegen Reithallen- Gäste waren unterste Schublade." Der Augenzeuge spricht von aggressivem Ramboverhalten.

Allerdings ist auf dem Video auch zu sehen, dass sich die Gäste gegen die Verhaftung eines Nigerianers wehren und die Polizei hindern. Dazwischen sind Rufe wie "Scheiss-Bullen" zu hören.

Die Reitschule will das Video nicht veröffentlichen. "Wir wollen den Persönlichkeitsschutz der Leute wahren", sagte die Sprecherin heute vor den Medien. Die Reitschule hat nun eine Aufsichtsbeschwerde gegen den Polizeieinsatz eingereicht. ehi

---

bernerzeitung.ch/derbund.ch 26.9.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizei-hat-Einsatz-in-der-Reithalle-stark-dramatisiert/story/15907887
http://www.derbund.ch/bern/Polizei-hat-Einsatz-in-der-Reitschule-stark-dramatisiert/story/16088123

Polizei hat Einsatz in der Reithalle stark dramatisiert

Von Jonathan Spirig.

Die Reitschule hat am Montag den Medien ein Video vom Polizeieinsatz am letzten Donnerstagabend vorgeführt. Die Bilder zeigen, dass die Polizei bei der Beschreibung der Ereignisse wohl deutlich übertrieben hat.

Das am Montag gezeigte Video wirft ein schiefes Licht auf die Mitteilung, die die Polizei am Freitag betreffend des Einsatzes in der Reitschule versendet hat. Die Polizei spricht in ihrer Mitteilung beispielsweise von 30 bis 40 Personen, die die Zivilpolizisten massiv bedrängt und auf die Polizisten eingetreten haben. Zudem hätten die Einsatzkräfte die Reithalle fluchtartig verlassen müssen.

Das Video beginnt zwar erst, als die Zivilfahnder bereits einen Reitschüler in Handschellen gelegt haben, es sind aber weit und breit keine 40 Personen zu sehen. Auch von einer physischen Gewaltanwendung gegenüber der Polizei ist nichts zu sehen. Stattdessen sieht man, wie die Zivilfahnder eine Frau unsanft anfassen, einen Mann in Handschellen würgen und zwei weitere Personen attackieren.

Die Reitschule will aber darauf verzichten, dass Video zu veröffentlichen. Auch der Polizei wurde es noch nicht zur Verfügung gestellt.

Berichte von Augenzeugen

Die Bilder wurden an der Medienkonferenz auch von lebhaften Berichten von drei Augenzeugen gestützt. Die Medienstelle der Reitschule zeigte sich sichtlich erfreut darüber, dass der Einsatz auf Video hat festgehalten werden können. Man habe schon mehrmals ein zunehmend gewalttätiges und unverhältnismässiges Vorgehen der Kantonspolizei Bern festgestellt und angeprangert, finde normalerweise aber kein Gehör.

Den Aussagen der Reitschule werde üblicherweise nicht Glauben geschenkt und oft würden stattdessen Betroffene oder die Reitschule des Fehlverhaltens beschuldigt.

Aufsichtsbeschwerde eingereicht

Weil zwischen der Darstellung der Polizei und der Version der Reitschule eine grosse Diskrepanz besteht, hat die Reitschule am Montag bei der Kantonspolizei eine elfseitige Aufsichtsbeschwerde eingereicht.

Die Reitschule wolle mit der Aufsichtsbeschwerde das Bewusstsein stärken, dass es äusserst wichtig ist, "dass die mit Ausübung des staatlichen Gewaltmonopols betrauten Personen ihre macht nicht missbrauchen und ihre Kompetenzen nicht überschreiten".

Die Medienstelle der Kantonspolizei Bern hat für heute Montag eine neue Mitteilung in Aussicht gestellt. Sie verweise bis es soweit ist aber auf die ursprüngliche Version.

(Bernerzeitung.ch/Newsnetz)

---

gruenalternative.ch 26.9.11

GPB-DA fordert Neuverhandlung des Polizeivertrages zwischen Stadt und Kanton

Nach den willkürlichen Festnahmen am Buskers-Festival und im Umfeld der SVP-Kundgebung mit Ausziehen in der Polizeiwache wurden heute an der Medienkonferenz der Reitschule neue schwerwiegende Übergriffe der Polizei in der Reitschule mit einem Film und Zeugnissen von Beteiligten dokumentiert. Nach diesen widerholten schockierenden Vorkommnissen forder die GrünAlternativen GPB-DA endlich rasches Handeln des rot-grünen Gemeinderates und des Stadtrates. Die sanften Mahnungen der stadträtlichen Aufsichtskommission genügen nicht mehr.

Zwar ist es nachvollziehbar dass Polizeidirektor Nause frustriet darüber ist, dass er über keine eigene Polizei verfügt. Dennoch ist es untragbar, dass sich Nause zum Ausgleich immer wieder mit markigen Worten ("Raubtierkäfig", "andere Saiten aufziehen") zu profilieren versucht und damit die Stimmung anheizt. Wenn es dann bei Polizeieinsätzen zu Grundrechtsverletzungen kommt, verweist der Polizeidirektor jede Verantwortung von sich, da der Kanton "über das polizeitaktische Vorgehen" bestimme.

Die GPB-DA fordert deshalb eine Neuverhandlung des Polizeivertrages zwischen Stadt und Kanton. Dabei müssen die Polizeihoheit der Stadt gestärkt und die Verantwortlichkeiten klar abgegrenzt werden. Zudem muss vom Kanton verlangt werden, dass sich das kantonale Polizeicorps und insbesondere die Spezialeinheit "Krokus" unterschriftlich zur Einhaltung der Grundrechte verpflichtet. Die GPB-DA wird an der nächsten Stadtratssitzung eine entsprechende Motion einreichen.

GrünAlternative GPB-DA
Luzius Theiler
26. Sept. 2011

---

kulturstattbern.derbund.ch 26.9.11

Kulturbeutel 39/11

Von Gisela Feuz am Montag, den 26. September 2011, um 05:03 Uhr

Frau Feuz empfiehlt:
Das Konzert von The Sedan Vault am Donnerstag im Rössli. Die Belgier sind mit einem neuen Konzeptalbum unterwegs und loten darauf einmal mehr musikalische Grenzen aus. Einflüsse von Hardcore, Punk und Rock lassen sich ebenso finden, wie elektronische Spielereien, Bläser- und Streicherklänge. Liebhaber von psychedelischem Noise-Rock sollten zudem das Konzert von The Duke Spirit am Sonntag im ISC nicht verpassen.

(...)

Herr Sartorius empfiehlt:
Der Abend der Frauen am Freitag. Und unsereiner hat die Qual der Wahl: Karo singt ihre traurigen und berührenden Lieder im Café Kairo, die Wikinger-Amerikanerin EMA revitalisiert den Grunge (sofern es diesen überhaupt mal gegeben hat) im Bad Bonn zu Düdingen, und Gustav protestiert süss im Frauenraum der Reitschule.

---

BZ 26.9.11

Stimmung ist aufgeheizt

Reitschule. Die Meinungen darüber, was genau am vergangenen Donnerstag in der Reitschule passiert ist, gehen weit auseinander. Ein Polizeieinsatz von zwei Zivilfahndern hatte mit einer heftigen Auseinandersetzung und Verletzten geendet. Markus Meyer, SP-Grossrat und Präsident des kantonalen Polizeiverbandes, sagt, dass Beamte im Einsatz eine Deeskalationsstrategie verfolgen würden. "Gewalt, die von Polizisten ausgeht, wird nicht geduldet." Er schaue einer Untersuchung der Vorfälle "gespannt entgegen". Die CVP der Stadt Bern forderte gestern, dass sich der Gemeinderat beim Regierungsstatthalter für Zwangsmassnahmen gegen die Betreiber der Reitschule einsetzen soll. Der Beizenbetrieb solle "partiell geschlossen werden".sru
Seite 3

-

Meinungen gehen auseinander

Reithalle · Die Stimmung ist aufgeheizt, und die Meinungen gehen auseinander. Markus Meyer, Präsident des Berner Polizeiverbands, glaubt nicht, dass die Zivilfahnder unverhältnismässig viel Gewalt angewandt haben und so für einen Eklat sorgten.

Die Untersuchungen haben erst begonnen, doch im Internetforum von Bernerzeitung.ch häufen sich die Einträge. Die Meinungen darüber, was am vergangenen Donnerstag in der Berner Reithalle passiert ist und wer die Schuld trägt, gehen auseinander. Ein Polizeieinsatz von Zivilfahndern in der Reitschule hatte mit einer heftigen Auseinandersetzung und verletzten Polizisten geendet (siehe Ausgabe vom Samstag). Markus Meyer, SP-Grossrat und Präsident des kantonalen Polizeiverbands, blickt einer Untersuchung der Vorfälle gespannt entgegen. Bei Einsätzen folgten die Polizistinnen und Polizisten einer Deeskalationsstrategie. "Gewalt, die von Polizisten ausgeht, wird nicht geduldet", so Meyer. Erst wenn kein anderes Mittel zum Ziel führe, werde konsequent durchgegriffen. Meyer kann sich jedoch nicht daran erinnern, dass in den letzten Jahren ein Polizist verurteilt wurde, weil er bei einem Einsatz zu viel Gewalt angewendet hatte. "Die Vorwürfe liessen sich in den Untersuchungen nicht erhärten."

"Partielle Schliessung"

Die CVP der Stadt Bern schreibt in einer Pressemitteilung: "Der Gemeinderat wird aufgefordert, sich beim Regierungsstatthalter für Verwaltungszwangsmassnahmen gegen die Betreiber der Reitschule einzusetzen." Die Partei fordert als Folge der Übergriffe "eine partielle Schliessung des Restaurantbetriebes in der Reitschule". Zudem soll dem Gastrobetrieb bei weiteren Übergriffen gegen die Sicherheitsorgane die Betriebsbewilligung entzogen werden. Weiter beantragt die CVP dem Parlament, den Leistungsvertrag zurückzuweisen, solange keine verbindlichen Auflagen formuliert sind.

"Inakzeptables Verhalten"

Für Stadtrat Hasim Sancar (GB/Junge Alternative) sind es die Ordnungshüter, die in der Reithalle provoziert haben. Er schreibt: "Wieder scheint es, dass die Polizei die Provokation gesucht und unverhältnismässig gehandelt hat." Es seien kaum zwei Polizisten von 30 bis 40 Personen angegriffen worden. "Wenn es wirklich so wäre, würden wir auch gegen die Reitschule-Aktivisten protestieren." Sancar unterstellt Gemeinderat Reto Nause zudem ein "inakzeptables Verhalten". Er mobilisiere gegen den Leistungsvertrag, noch bevor das in der Reitschule Vorgefallene geklärt sei. cho/sru

---

20min.ch 26.9.11

Reithalle: Wie weiter nach Eklat?

BERN. Filmaufnahmen sollen belegen, was sich bei den jüngsten gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Reitschulbesuchern tatsächlich abgespielt hat. Die Betreiber des Berner Kulturzentrums wollen die von einem Gast gemachten Aufnahmen heute veröffentlichen. Am Donnerstag haben Zivilfahnder einen flüchtenden Verdächtigen in die Reitschule verfolgt und dort festgenommen. Laut der Polizei wurden die Beamten daraufhin von Besuchern tätlich angegriffen. Die Reitschulbetreiber entgegneten, die Gewalt sei ausschliesslich von der Polizei ausgegangen. Sie wollen nun eine Aufsichtsbeschwerde einreichen. Für die Reitschule kommt der Streit zum ungünstigsten Moment: Der Stadtrat entscheidet demnächst über den neu ausgehandelten Leistungsvertrag.

---

Der Bund 26.9.11

Vorfälle in der Reitschule

GFL will Untersuchung, CVP will Beiz partiell schliessen

Die wüsten Szenen bei der Verhaftung eines mutmasslichen Drogendealers durch die Polizei in der Reitschule ("Bund" vom Samstag) haben politische Folgen: Die GFL Stadt Bern fordert eine Untersuchung der Vorgänge "intern durch die Polizei und durch die in der Sache neutralen Behörden der Stadt", heisst es in einer Mitteilung. Für eine Beurteilung des Vorgefallenen sei es nämlich noch zu früh, meint die GFL. Für die CVP Stadt Bern hingegen ist der Fall klar: Sie will, dass sich der Gemeinderat beim Statthalter für eine partielle Schliessung des Restaurantbetriebes in der Reitschule einsetzt. (pd)

---

Blick 26.9.11

Attacke auf Polizisten

"Unhaltbare Zustände in Bern!"
30 bis 40 Personen griffen zwei Polizisten an - in der Berner Reitschule!

Wieder die autonome Brut von Bern: Polizisten an der Arbeit hindern, angreifen und bedrohen. Und dann in den Medien noch grobe Unwahrheiten verbreiten. Die Berner Reithalle ist der grösste Drogenumschlagplatz von Bern - das weiss hier jeder.

Rolf Gurtner, Münsingen BE

Wie lange wollen die Betreiber der Reitschule Aussenstehenden noch weismachen, dass immer die andern (sprich die Polizei) schuld seien? Der rechtsfreie Raum kann und darf nicht länger geduldet werden, auch von einer rot-grünen Stadtregierung nicht.

Otto Stucki, Thun BE

Ich war immer für die Reitschule. Was aber in den letzten drei Jahren abgeht, ist nicht mehr tolerierbar. Immer ist es angeblich die Polizei. Es gibt nur eine Lösung: Schliessen! Bin kein SVPler. Im Gegenteil. Aber genug ist genug.

René Müller, Bern

In der ganzen Stadt Bern gibts nirgends so viele Polizeieinsätze wie in und um diesen unsäglichen Schandfleck Reithalle. Dies ergibt doch ein eindeutiges Bild, was dort los ist. Aus diesem "vornehmen Haus" heraus werden jeweils Gewaltakte und grosse Sachbeschädigungen in der Stadt Bern begangen - von Linksautonomen und ähnlichen Gruppierungen.

Paul Jegerlehner, Stettlen BE

Es kann doch gar nicht sein, dass man solche Leute einfach machen lässt!

Stefan Amsler, Würenlingen AG

Wie lange schaut die linke Regierung der Stadt Bern den unhaltbaren Zuständen in der Reitschule noch zu? Das sind Zustände wie beim AJZ in Zürich vor bald 30 Jahren.

Klaus Utzinger, Bad Zurzach AG

Irgendwie ist diese Reitschule vom (Rechts-)Freiraum für Jugendliche zum Hort von Kriminellen mutiert.

Rolf Fritz, Lugano TI

Die armen Polizisten. Und wenn sie sich wehren, kommen sie noch an die Kasse.

Patrick Freitag, Bern

Wann wird dieses illegal besetzte Gebäude endlich - und wenn nötig mit brutaler Gewalt - geräumt? Jeder normalsterbliche Bürger, der ein Gebäude besetzt, wird umgehend zur Rechenschaft gezogen, während man hier beide Augen zudrückt.

Rudolf Hunziker, Baden-Dättwil AG

---

BZ 26.9.11

Diverse Ausgaben

Zum Thema "Berner Reitschule"

"Schandfleck"

Es wird Zeit, dass der grösste Schandfleck von Bern - die Reitschule - verschwindet. Sie fällt nur negativ auf. Ihre Verantwortlichen spielen die Unschuldslämmer, wenn Randalierer Autos beschädigen oder Polizisten angreifen. Dafür erhält die Reitschule auch noch Geld. Damit könnte man eine Grünfläche anpflanzen. Das würde der zubetonierten Stadt Bern gut tun.

Paula Kauer, Zollikofen

"Alles im Griff?"

Die Reitschule ist das Wahrzeichen der blauäugigen und hilflosen Stadtregierung. So weit kommt es, wenn Politiker jahrelang suggerieren, sie hätten alles im Griff. Reitschule-Betreiber, Polizei und Bürger sehnen sich nach kompetenten Leuten, die die Fäden neu spinnen können. Man stelle sich vor, die Stadt würde das Gelände im Baurecht vergeben. Jährliche Einnahmen: Rund 5 Millionen Franken. Mit weniger als einem Viertel davon liesse sich mit den Reitschule-Betreibern ein optimales Kulturzentrum realisieren und jährlich subventionieren. Damit könnte auch die Finanzlage der Stadt leicht verbessert werden.

Bruno Bänninger, Ins