MEDIENSPIEGEL 17. - 23. OKTOBER 2011

Bund 22.10.11

Brocante.

Die traditionsreiche Berner Brocante findet heuer erstmals in der Grossen Halle der Reitschule statt. Noch heute und morgen bieten über 40 Aussteller aus der ganzen Schweiz verschiedenste Antiquitäten an. (man)

---

BZ 22.10.11

Jimy Hofer: "Und dich nehme ich mir persönlich zur Brust"

Stadt Bern. Heikle Provokation und denkwürdige Voten im Stadtrat: Jimy Hofer (parteilos) hat Rolf Zbinden (PdA) gedroht, "ihn zur Brust zu nehmen". Hofer kündigte zudem an, "illegale Demos" mit eigenen Leuten verhindern zu wollen. Einen Tag später relativierte Hofer zumindest einen Teil seiner Aussagen.

Bei Traktandum 20 kippte die bis dahin freundliche Stimmung im Berner Stadtrat am Donnerstagabend. Bedächtig begab sich Jimy Hofer zum Rednerpult, holte Luft - und setzte an: "Einen illegalen Marsch wie jenen der Antikapitalisten vor zehn Tagen wird es in Bern nie mehr geben", polterte Hofer in den Saal, "das kann ich garantieren!" Und: "Ich kenne genug Leute." Bei der nächsten "illegalen Demo" würden "diese Leute" frühzeitig bereit sein. "Wir werden euch in den Weg stehen", sagte Hofer, schaute in Richtung des Stadtratskollegen Rolf Zbinden (PdA) und rief ihm zu: "Und dich nehme ich mir persönlich zur Brust!" Er, also Zbinden, sowie Stadtpräsident Alexander Tschäppät (SP) hätten von nun an ein Problem, schloss Hofer seine Wutrede vorerst: "Und dieses Problem heisst Jimy Hofer."

"Diese Ebene passt mir nicht"

"Ich muss auf diese Drohungen hin jetzt nicht grad hyperventilieren", reagierte Zbinden wenig später vorerst gelassen. Dann aber enervierte auch er sich zunehmend. Er frage sich, wo man heute stehe, so Zbinden. Jahrelang habe man in Bern bezüglich Demos eine ruhige Situation gehabt, auch dank dem Sicherheitsdirektor. Jetzt sei die Stimmung wieder gekippt. Die Bürgerwehraktionen an der Antika-Demo (siehe Kasten) seien eine andere, eine neue Schiene gewesen, so Zbinden, der am unbewilligten Anlass selber mitgelaufen war. Er sei der Letzte, der nicht verstehe, wenn man mal explodiere: "Aber dieser persönliche Angriff von Hofer, diese Ebene, das passt mir gar nicht." Dass sich Hofer zehn Tage nach der Demo noch einmal derart inszenieren müsse, "dahinter steckt schlicht und einfach Kalkül".

Die Voten von Hofer stiessen bei einer Ratsmehrheit auf Unverständnis. "Massiv und nicht zu akzeptieren" sei es, was Jimy Hofer hier erzähle und wie er einem anderen Ratsmitglied drohe, fand Rahel Ruch (GB/JA). Hasim Sancar (GB) warf ein, dass in einem Rechtsstaat nicht einfach Bürger die Aufgabe der Polizei übernehmen könnten. Und Leyla Gül (SP/Juso) machte Hofer und die SVP darauf aufmerksam, dass es auch illegal sei, "sich einfach so ins Getümmel einer unbewilligten Demo zu stürzen".

"Das war halt Berndeutsch"

Mit einem Tag Abstand relativierte Hofer seine Aussage gestern zum Teil. "Zur Brust nehmen" sei halt Berndeutsch und bedeute, dass er sich Zbinden mal persönlich vorknöpfen, also mit ihm reden wolle. Mit Androhung körperlicher Gewalt habe das nichts zu tun. Davon distanziere er sich. "Aber mir ist schon klar, dass man meine Aussage so oder so interpretieren kann." Das sei auch nicht schlimm und "rüttle den Stadtrat" mal auf.

Unterstützung in der Sache hatte Jimy Hofer im Stadtrat zuvor von SVP-Fraktionschef Roland Jakob erhalten. Jakob fand, dass es bezüglich unbewilligter Demos ohne Bewilligung in Bern "so nicht weitergehen" dürfe. Auch er rief die Bürger dazu auf, "hinzustehen und die Chaoten zu stören".

"Wollen keinen Bürgerkrieg"

Mehrmals fiel an diesem Abend der Begriff Bürgerkrieg, zumeist in Verbindung mit dem Plakat der Reitschule (siehe Kasten). Jimy Hofer sah sich im Rat schliesslich dazu veranlasst, zu erklären, dass er nie gesagt habe, dass man einen Bürgerkrieg wolle. "Das wäre abstrus. Aber die Bürger sollen sich wehren, wenn es der feige Stadtpräsident und der feige Gemeinderat nicht machen." Gestern präzisierte Hofer: "Ich habe auch nie von Bürgerwehr gesprochen, aber es ist so: Die Bürger müssen sich wehren, nicht vermummt, nicht bewaffnet und nicht gewalttätig." Auch Roland Jakob (SVP) hielt im Rat fest: "Wir rufen nicht zum Bürgerkrieg auf. Wir schreiben aber auch keine ‹Welcome to hell›-Transparente auf das Dach der Reitschule."

"Jetzt mässigt euch!"

Erschüttert, schlicht erschüttert sei er über diese Diskussion, sagte schliesslich Polizeidirektor Reto Nause (CVP), als es an ihm war, auf all die Voten zu reagieren. "Jetzt mässigt euch!", rief er in den Saal und ergänzte: "Lasst die Wellen jetzt nicht wieder hochgehen." In Bern habe man seit vier Jahren keine bürgerkriegsähnlichen Zustände mehr, sagte Nause in Anspielung auf die Ausschreitungen am SVP-Marsch im Jahr 2007. Und an die Adresse von Hofer sagte Nause: "Mit Aufrufen wie jenem, selber auf die Strasse zu gehen, macht man der Polizei die schwierige Arbeit unnötig noch schwerer."

Wolf Röcken

-

Antika-Demo

Am Samstag vor einer Woche hatte sich Jimy Hofer beim Bollwerk vor die unbewilligte Demo der Antikapitalisten (Antika) gestellt. Demonstranten attackierten ihn mit Pfefferspray (wir berichteten). Gleich war es SVP-Fraktionschef Roland Jakob ergangen. Im Demozug mitgelaufen war PdA-Stadtrat Rolf Zbinden. Als Reaktion auf die Vorkommnisse prangt auf dem Dach der Reitschule seit Anfang Woche der Schriftzug "Bürgerkrieg jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat". Hofer bedankte sich am Donnerstag im Stadtrat ironisch für die "Unterstützung von unerwarteter Seite".wrs

-

Reitschule

Anlass der Debatte (siehe Haupttext) war eine Interpellation von Alexander Feuz (FDP). In dieser stellte er die Verlängerung des Leistungsvertrags mit der Reitschule infrage. Andere Ratsmitglieder wiesen darauf hin, dass der Vertrag noch nicht traktandiert sei. Feuz stellte zudem ein Gesuch für Akteneinsicht rund um Polizeieinsätze bei der Reitschule. Sicherheitsdirektor Nause kündete an, dies zu gewähren. Nause sagte auch, dass der Gemeinderat Slogans wie "Welcome to hell" auf dem Reitschule-Dach aufs Schärfste verurteile und die Reitschule auffordere, solche Provokationen zu unterlassen.wr

---

Bund 22.10.11

Berner Stadtrat. Die Reitschule als Rückzugsort für Chaoten: Dieses Thema echauffierte viele Parlamentarier und sorgte für ein Donnerwetter. Sogar der Ausdruck Bürgerkrieg fiel.

Bürger kriegen keine Sicherheit

Markus Dütschler

Wenn zwei bürgerliche Stadträte von Vermummten an einer unbewilligten Anti-Kapitalisten-Demo angegriffen werden, besteht Klärungsbedarf, sobald das Parlament wieder tagt. Das war nach den Herbstferien erst am Donnerstag wieder der Fall. Den Aufhänger lieferte Alexander Feuz (FDP) mit einer dringlichen Interpellation. Zwar hatte der Gemeinderat die darin gestellten Fragen schon beantwortet, aber eher allgemein und ausweichend, wie es Feuz schien. Dieser hatte wissen wollen, wie oft Polizisten im Umfeld der Reitschule angegriffen würden und wie gut oder schlecht die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Reitschule spiele. Es frage sich, so Feuz, ob mit dieser Institution wieder ein Subventionsvertrag abgeschlossen werden solle. Dieser wird nächstens behandelt.

Roland Jakob (SVP) war einer der Attackierten am 8. Oktober. Der andere war Jimy Hofer, dem ein Schwarzblock-Kämpfer Reizgas ins Gesicht gesprayt hatte. Hofer blieb im Rat vorerst ruhig, dankte der Reitschule sogar listig für die Propaganda zu seinen Gunsten auf dem Dach ("Bürgerkrieg jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat"): So viel Unterstützung erhalte nicht einmal Rolf Zbinden (PdA). Dieser war 2007 an der unbewilligten Anti-SVP-Demo mit dem Transparent "Welcome to Hell" aufgefallen und gehört bei Antifa-Aufmärschen zum Inventar. Roland Jakob hielt Zbinden zugute, dass er "immerhin sein Gesicht" zeige. Von Hofer erhielt Zbinden kein Lob, sondern eine Warnung: "Solche Aufmärsche werden nicht mehr toleriert." Zbinden nehme er sich persönlich zur Brust, sagte der Alt-Rocker, "du solltest dich warm anziehen, ich bin hart im Nehmen, aber noch härter im Geben".

Von linker Seite gab man sich entsetzt. Bürgerkrieg, Drohungen und Bürgerwehren hätten in einer Demokratie nichts zu suchen. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) flehte erschüttert: "Mässigt euch!" Zbinden sinnierte, eine Überreaktion in der Hitze der Demo könne er akzeptieren, nicht aber diese "gezielte Provokation im Rat zehn Tage nach dem Geschehen". Das sei Kalkül: "Das fährt mir in die Knie." Leyla Gül (SP) erinnerte daran, dass das Volk fünfmal Ja zur Reitschule gesagt habe. Zur Kultur in der Reitschule, gab Hofer zurück, aber nicht zu diesem "extremistischen Demopack, das die Reitschule missbraucht" - und so den Freiraum kaputt mache, für den auch er kämpfe. Simon Glauser (SVP) sagte, er habe sich langsam zu einem Befürworter der Reitschule entwickelt, doch nun schlage das Pendel zurück. Bürgerkrieg? Wer hatte eigentlich damit gedroht? Er nicht, sagte Hofer. So stehe es auf dem Transpi auf dem Reitschuldach. Er werde bei der nächsten unbewilligten Demonstration keine Gewalt anwenden, aber er werde nicht mehr alleine vor Ort sein. "Wenn der Gemeinderat zu feige ist, solche Aufmärsche abzustellen, dann muss der Bürger auf die Strasse." Jacqueline Gafner (FDP) sekundierte, es bestehe dringender Handlungsbedarf, "sonst jagt es dem Normalbürger langsam den Nuggi heraus". Auf die eigentliche Reitschuldebatte im Spätherbst, wenn es um den Subventionsvertrag geht, darf man also gespannt sein.

---

Langenthaler Tagblatt 22.10.11

Stadtrat Hofer droht Zbinden

Bern. Antikapitalismus-Demo löst im Parlament Reitschul-Debatte aus

Die Begleiterscheinungen der jüngsten Antikapitalismus-Kundgebung haben im Berner Stadtrat die Wogen hochgehen lassen. Der parteilose Stadtrat Jimy Hofer drohte dem Ratsmitglied Rolf Zbinden (PdA) offen mit Gewalt. Bei der nächsten illegalen Kundgebung werde er sich diesen zur Not "selbst zur Brust nehmen", sagte der Nationalratskandidat Hofer.

Hofer hatte sich am vorletzten Samstag vor den Demonstrationszug gestellt und war mit Pfefferspray attackiert worden. Gleich erging es SVP-Stadtrat Roland Jakob, der den Umzug beobachtet hatte. Auf dem Dach der Reitschule prangt seit kurzem eine zweifelhafte Wahlwerbung für die Nationalratskandidatur Hofers. Dafür bedankte sich der Stadtrat mit ironischem Unterton. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) zeigte sich "erschüttert" über die Diskussion, wie sie "heute geführt worden ist". "Ich rufe euch auf, mässigt euch."

Den Anstoss für die hitzige Debatte hatte FDP-Stadtrat Alexander Feuz mit einer Interpellation gegeben. Er stellte die Verlängerung des Subventionsvertrags mit der Reitschule zur Debatte. So seien Polizeieinsätze rund um das Gebäude offenbar "nicht durchführbar". Leyla Gül von der SP/Juso-Fraktion prangerte das "gebetsmühlenartige Herumhacken" auf der Reitschule an. Hofer wollte allerdings festgehalten haben, dass es ihm nicht um die Reitschule gehe, sondern um die illegalen Kundgebungen.

Zu reden gab weiter die von der Schliessung bedrohte legendäre Berner Sportanlage Ka-We-De. Der Stadtrat hat einer FDP-Motion zugestimmt: Diese verlangt, dass eine allfällige Umnutzung vom Parlament abgesegnet werden muss. (sda)

---

bernerzeitung.ch 21.10.11

Jimy Hofer: "Ich würde ein persönliches Wort mit Zbinden reden"

Von Adrian Kammer

Die beiden Stadträte Jimy Hofer und Rolf Zbinden lieferten sich in der Sitzung vom Donnerstag ein heftiges Wortgefecht. Einen Tag später relativiert Hofer seine "Drohung".

Am Donnerstag kam es im Stadtrat Bern zu einer hitzigen Debatte: Der parteilose Jimy Hofer und Rolf Zbinden von der kommunistischen Partei gerieten sich in die Haare. Die Diskussion drehte sich um den Vorfall am Samstag, 8. Oktober, als Nationalratskandidat Hofer sich vor einen Demonstrationszug stellte und mit Pfefferspray attackiert wurde.

Wie Hofer gegenüber Bernerzeitung.ch/Newsnet bestätigte, habe er Zbinden gesagt, er würde ihn bei der nächsten illegalen Demonstration "selbst zur Brust nehmen". Gleichzeitig relativiert Hofer aber seine Aussage vom Donnerstagabend: "Das ist halt einfach Berndeutsch. Damit meine ich, dass ich ein persönliches Wort mit ihm reden würde." Er distanziert sich von körperlicher Gewalt als Mittel.

Zbinden will keine "Bürgerwehr"

Für Zbinden hat die Diskussionen im Stadtrat eine neue Ebene erreicht. Früher sei es schliesslich auch möglich gewesen, solche Dinge ohne Aufregung zu diskutieren. Den genauen Wortlaut von Hofers Aussage kann Zbinden nicht wiedergeben. Er sagte jedoch zu Bernerzeitung.ch/Newsnet, dass Hofer gedroht habe, bei der nächsten illegalen Demo "mit Anderen aufzukreuzen". Wer mit "Anderen" gemeint sei, könne man sich ja gut vorstellen.

Was Zbinden am meisten stört ist, dass Hofer immer noch nicht von seiner Idee einer Bürgerwehr abgewichen ist: "Ich verstehe, dass man unmittelbar nach einer Pfeffersprayattacke heftig reagiert. Doch am nächsten Tag ist man sich bewusst, Dinge gesagt zu haben, die man nun bereut." (Bernerzeitung.ch/Newsnet)

---

bernerzeitung.ch 21.10.11

Jimy Hofer drohte Rolf Zbinden mit Gewalt

sda / mau

Die Begleiterscheinungen der jüngsten Antikapitalismus- Kundgebung haben im Berner Stadtrat die Wogen hochgehen lassen. Der parteilose Stadtrat Jimy Hofer drohte dem Ratsmitglied Rolf Zbinden (PdA) offen mit Gewalt.

Bei der nächsten illegalen Kundgebung werde er sich diesen zur Not "selbst zur Brust nehmen", sagte der Nationalratskandidat Hofer.

Hofer hatte sich am vorletzten Samstag vor den Demonstrationszug gestellt und war mit Pfefferspray attackiert worden. Gleich erging es SVP-Stadtrat Roland Jakob, der den Umzug beobachtet hatte.

Auf dem Dach der Reitschule prangt seit kurzem eine zweifelhafte Wahlwerbung für die Nationalratskandidatur Hofers. Dafür bedankte sich der Stadtrat mit ironischem Unterton.

Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) zeigte sich "erschüttert" über die Diskussion, wie sie "heute geführt worden ist". "Ich rufe euch auf, mässigt euch."

Den Anstoss für die hitzige Debatte hatte FDP-Stadtrat Alexander Feuz mit einer Interpellation gegeben. Er stellte die Verlängerung des Subventionsvertrags mit der Reitschule zur Debatte. So seien Polizeieinsätze rund um das Gebäude offenbar "nicht durchführbar".

Leyla Gül von der SP/JUSO-Fraktion prangerte das "gebetsmühlenartige Herumhacken" auf der Reitschule an. Hofer wollte allerdings festgehalten haben, dass es ihm nicht um die Reitschule gehe, sondern um die illegalen Kundgebungen.

---

derbund.ch 21.10.11

Antikapitalismus-Kundgebung: Hitzige Diskussionen im Stadtrat

sda / gbl

Die Begleiterscheinungen der jüngsten Antikapitalismus- Kundgebung haben im Berner Stadtrat die Wogen hochgehen lassen. Der parteilose Stadtrat Jimy Hofer drohte dem Ratsmitglied Rolf Zbinden (PdA) offen mit Gewalt.

Bei der nächsten illegalen Kundgebung werde er sich diesen zur Not "selbst zur Brust nehmen", sagte der Nationalratskandidat Hofer. Hofer hatte sich am vorletzten Samstag vor den Demonstrationszug gestellt und war mit Pfefferspray attackiert worden. Gleich erging es SVP-Stadtrat Roland Jakob, der den Umzug beobachtet hatte.

Auf dem Dach der Reitschule prangt seit kurzem eine zweifelhafte Wahlwerbung für die Nationalratskandidatur Hofers. Dafür bedankte sich der Stadtrat mit ironischem Unterton. Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP) zeigte sich "erschüttert" über die Diskussion, wie sie "heute geführt worden ist". "Ich rufe euch auf, mässigt euch."

Den Anstoss für die hitzige Debatte hatte FDP-Stadtrat Alexander Feuz mit einer Interpellation gegeben. Er stellte die Verlängerung des Subventionsvertrags mit der Reitschule zur Debatte. So seien Polizeieinsätze rund um das Gebäude offenbar "nicht durchführbar".

Leyla Gül von der SP/JUSO-Fraktion prangerte das "gebetsmühlenartige Herumhacken" auf der Reitschule an. Hofer wollte allerdings festgehalten haben, dass es ihm nicht um die Reitschule gehe, sondern um die illegalen Kundgebungen.

---

Bund 21.10.11

Die Farbe der Traurigkeit

"Das Jagdgewehr" von Yasushi Inoue ist eine grossartige Parabel über Liebe und Selbstbetrug. Im Tojo der Reitschule wird sie auf die Bühne gebracht.

Brigitta Niederhauser

Laub raschelt, ein Cello schluchzt. Und vergilbt sind die Briefe in der Hand der Frau. Man ist gewarnt. Bleischwer liegt das Unglück in der Luft. Und doch ist nichts, wie es scheint. Die drei Briefe, aus denen die Frau mit dem leicht verhärmten Gesicht auf der Bühne des Tojo vorliest, erzählen unterschiedliche Wahrheiten. Es sind Abschiedsbriefe dreier Frauen, adressiert an den gleichen Mann. Zu sagen haben sie ihm alle drei nachher nichts mehr. Die Ehefrau will sich von ihm trennen und fordert ein paar seiner Häuser. Die Geliebte, die Cousine der Ehefrau, vergiftet sich, und ihre nichts ahnende Tochter, die sich von der Mutter verraten fühlt, will nichts mehr mit dem ehebrecherischen Onkel zu tun haben.

Ausgesparte Antwort

Was auf den ersten Blick nach einem komplizierten Dreieck aussieht, ist eine grossartige Parabel über Liebe und Selbstbetrug. Sätze wie klirrende Eiszapfen formuliert der japanische Schriftsteller Yasushi Inoue in der kurzen Geschichte "Das Jagdgewehr" (1949). "Ja, weil wir nicht anders können als Verbrecher zu sein, wollen wir grosse Verbrecher sein und alle täuschen", verspricht die Geliebte ihrem Angebetenen, als die verbotene Liebesgeschichte ihren Anfang nimmt. Noch stärker als alle andern täuschte sie sich aber selber, als sie sich von ihrem untreuen Mann trennte und mit einer verbotenen Liebe tröstete.

Die Berner Schauspielerin Ruth Schwegler verkörpert alle drei Frauen ohne grosse äussere Regungen. Als Gefangene des komplexen Beziehungsgeflechts zeigt sie die drei überwältigt von unendlicher Trauer und spart eine Antwort auf die Frage aus, ob den beiden überlebenden Frauen der Neuanfang gelingt. Und gern hört man ihr zu, weil sie auf Dramatisches genauso verzichtet wie auf Untertöne und ganz dem ungeschminkten Text vertraut.

Japanischer Malkasten

Allzu rätselhaft präsentiert sich aber die Aufführung für jene, die mit Inoues komplexer Geschichte nicht vertraut sind. Da hilft auch die Figur des Mannes nicht weiter, der als stummer Zeuge sich den Inhalt der Briefe anhört. Philippe Nauer macht ihn zwar zur Sphinx, an der die Frauen mit ihren schmerzlichen Erkenntnissen auflaufen, und gelungen ist der Einfall, ihn wortwörtlich als Projektionsfläche zu benutzen, um auf seinem Rücken die Rahmenhandlung zu projizieren. Doch allzu trivial ist sein Auftritt, wenn er nicht aufhören will, symbolträchtig ein Stück Knetmasse zu traktieren.

Ein Aktionismus, der empfindlich die Verlorenheit der drei Frauen stört. Denn Regisseurin Katharina Ramser lässt Claudine Müller die Leerstellen mit herben melancholischen, aber doch tröstlichen Cellovariationen ausmalen, taucht so die ganze Aufführung in die Farbe der Traurigkeit, ein zentrales Element des japanischen Malkastens.

Weitere Aufführungen heute und morgen jeweils um 20.30 Uhr im Tojo der Reitschule.

---

kulturstattbern.derbund.ch 20.10.11

Roll Bus Roll

Von Benedikt Sartorius am Donnerstag, den 20. Oktober 2011, um 11:12 Uhr

"Pass the Mic" heisst einer der favorisierten Tracks der Beastie Boys. Das Mikrofon wandert von MC zu MC und so war das gestern auch ein wenig im Rössli, wo sich anlässlich der "Weirdo Heroes World Tour" gleich vier Rapper die Ehre gaben.

Paranoid Castle besorgte im schweren Anzug den hart-kopfnickenden und packenden Einstieg, gab das Mik weiter zum schwergewichtigen Ceschi, dem die Why?-Anticon-Schule schön und deutlich anzumerken war, ehe Louis Logic reizvolle Raps und Sounds und aber auch eine ziemlich unlustige und polarisierende Geschichte über alte Schwänze und grosse Vaginas erzählte.

Schliesslich übernahm Regan Farquhar alias Busdriver aus Los Angeles das Mik und den Sampler, stellte seine unnachahmliche virtuose Schnelligkeit in Freestyles, die durch alle Rhythmen und Tonhöhen fliessen, zur Schau und spielte klassische Tracks wie "Imaginary Places" oder den "Unemployed Black Astronaut".

Der Höhepunkt seines Auftritts war aber seine Einlage über den Aphex-Twin-Wundertrack "vordhosbn". Wie Busdriver über diese verzwickte Vorlage seinen Sprechgesang legte, als wärs das leichteste der Welt, das war schön unerhört.

Überhaupt: Ein schönes Paket war diese Weirdo Heroes World Tour, die im Rössli gerade an einem kalten Mittwoch bestens wirkte.

---

kulturagenda.be 20.10.11

Brocante in der Grossen Halle

Zum ersten Mal findet dieses Jahr die Brocante Bern in der Grossen Halle der Reitschule statt. Die Brocante ist nicht mit dem allmonatlichen Reithallen-Flohmi zu verwechseln: Rund vierzig Aussteller bieten während drei Tagen ausgewählte (halb-)antike Kostbarkeiten von Möbeln über Schmuck und Keramik bis Werkzeugen feil.
Grosse Halle in der Reitschule, Bern. Fr., 21.10., 14 Uhr, Sa., 22., und So., 23.10., 10 Uhr

---

Bund 20.10.11

Killed by 9V Batteries

Kunstvoll ungehobelt

Bands nach ihren Einflüssen zu befragen ist ähnlich sinnlos, wie nach den Quellen eines Investigativjournalisten zu fahnden. Die Grazer Gruppe Killed by 9V Batteries gibt John Cage als Inspirationsquell an, dabei ist ihre Musik eine Art Antithese zur feinen Tonkunst des Amerikaners. Anstatt mit Stille wird hier mit Lärm experimentiert, im Stile von Sonic Youth oder The Fall. Das ist packend wild und kunstvoll ungehobelt. (ane)

Reitschule Rössli Do, 20. Okt., 21 Uhr.

---

WoZ 20.10.11

Saul Williams

Er gilt als der erste Slampoet der Welt, der zum Star wurde: der inzwischen 39-jährige New Yorker Musiker, Rapper, Schauspieler und Poet Saul Williams. Er prägte nicht nur die US-Slamszene wie kein Zweiter, auch im deutschsprachigen Raum galt Williams lange Zeit als die Messlatte für Bühnenpoesie. Sein Debütalbum "Amethyst Rock Star" wurde weltweit von der Kritik ge feiert und gilt bis heute als Meilenstein des alternativen Hip-Hop.

In den Folgejahren veröffentlichte Williams Lyriksammlungen, arbeitete am Manifest der US-amerikanischen Actors Guild gegen den Irakkrieg ("Not in Our Name") und trat mit Symphonieorchestern auf. Seine neuste Platte "Volcanic Sunlight" ist sein mit Abstand poppigstes Werk - angepasst ist es aber bei weitem nicht. Wer sein Konzert vor drei Jahren in Zürich erlebt hat, weiss: Wenn Williams performt, ist es wie am Tag dabei zu sein, wenn die Aliens aus dem Raumschiff steigen und uns bitten, sie zu unserem Anführer zu bringen.

Etrit Hasler

Saul Williams in: Bern Reitschule, Dachstock, Mi, 26. Oktober, 20.30 Uhr; Zürich Rote Fabrik, Do, 27. Oktober, 20.30 Uhr.

---

Bund 20.10.11

Saul Williams

Vom Saul zum Paulus

Er ist Poet, Schauspieler, Autor und einer der aufregendsten Musiker der Jetztzeit. Nun hat Saul Williams ein Pop-Album aufgenommen. Auch das hat er gut gemacht. Sehr gut sogar.

Ane Hebeisen

Wie hätte es wohl getönt, wenn Friedrich Nietzsche oder Emile Cioran sich nicht bloss dem schieren Denken, sondern auch dem Musikschaffen zugewandt hätten? Vermutlich wäre etwas ziemlich Gewaltiges entstanden, eine Musik, in welcher ungezügelter Furor auf denkende Weitsicht getroffen wäre, ein klingendes Kraftfeld, Bombast, Dringlichkeit, wenig Romantik, viel Verzweiflung und noch mehr Nachdruck.

Vielleicht hätte es ähnlich getönt wie das vor zehn Jahren erschienene, von Rick Rubin produzierte Debüt-Album "Amethyst Rock Star" des Philosophie-Gelehrten Saul Williams. Ein kantiges Werk mit scharfen Beats, einem traurigen Cello, Stromgitarren, Rap- und Rockposen und voller schlauer zorniger Poesie. "Ich träume von einer Sprache, deren Worte wie Fäuste die Kiefer zermalmen", hat Cioran einst geschrieben. Was Cioran suchte, hatte Saul Williams gefunden. Auf seinem Debüt-Werk und dem noch ein bisschen furioser gearteten Zweitling "Saul Williams" potenzierte er die Wucht seiner Sprache mit einer Musik, die nicht untermalt, sondern das Gesagte zementiert. "Es gibt nichts Öderes, als ein Gedicht vorzutragen und nachher ein bisschen Liftmusik im Hintergrund zu inszenieren", hat der New Yorker nach dem Erscheinen seiner ersten CD erklärt.

Poesie mit Störgeräuschen

1972 ist Saul Williams in Newburgh geboren, einem Städtchen 100 Kilometer vor New York am Hudson River gelegen. Nach seinem Abschluss in Philosophie bereist er die Welt, lebt längere Zeit in Brasilien und lässt sich in New York nieder, wo er bald mit der hippen Poetry-Slam-Szene in Kontakt kommt. Seine ersten Auftritte sind höchst erfolgreich, er heimst Titel um Titel ein. Daneben schreibt er als Co-Autor am Drehbuch des Films "Slam" mit und wird prompt für die Hauptrolle gebucht. Der Film, der 1998 die Goldene Kamera in Cannes gewinnt, handelt sinnigerweise von einem jungen Poetry-Slammer, der sich für die Poesie und gegen die Gewalt und das Rauschgifteln entscheidet.

Kurz darauf beginnt Saul Williams, seine Poesie mit Musik zu versehen, kreuzt seine Verbalattacken gegen die damals amtierende Bush-Regierung, gegen kulturelle Verwahrlosung, gegen die zunehmende Verdummung der Hip-Hop-Kultur oder gegen globale soziale Unzulänglichkeiten mit angriffiger Tonkunst. Trent Reznor, ein Mann, der in letzterer Disziplin weltweit zu den Fachgrössen zählt, wird auf den zornigen schwarzen Mann aufmerksam. Der Vorsteher der Band Nine Inch Nails und Erfinder der Gruppe Marilyn Manson lädt Saul Williams für die Aufnahme zweier Nine-Inch-Nails-Stücke ins Studio, später geht man gemeinsam auf Tournee. Und es entwickelt sich eine schöne Freundschaft: "Trent wurde zu dem grossen Bruder, den ich nie hatte" sagt Saul Williams in dieser Phase. "Er teilt mit mir den Wunsch, das System zu durchbrechen, aber gleichzeitig völlig auf die Kraft der Musik und die Intelligenz der Massen zu vertrauen." Das gemeinsam eingespielte Album "The Inevitable Rise and Liberation of Niggy Tardust" ist nur als Internet-Download erhältlich, man kann es gegen einen freiwilligen Beitrag von fünf Dollar herunterladen, was denn auch fast 160 000 Menschen tun, allerdings bezahlen nur gerade 30 000 von ihnen den kleinen Geldbetrag.

Das Paradewerk

Saul Williams reist weiter durch die Welt, wendet sich temporär der Neuen Musik zu und nimmt mit dem Arditti-Quartett ein wenig beachtetes Album auf.

Doch damit des Hakenschlagens nicht genug: Nach einer enttäuschten Liebe zieht er nach Paris, wo er Anfang Jahr sein bisheriges Paradewerk einspielt. Es heisst "Volcanic Sunlight" (Sony) und ist ein veritables Pop-Album. Kein plumpes notabene, ein schlaues, hochmodernes, eklektisches, leidenschaftliches, groovendes und aufwühlendes Stück Musik. "Ich habe in der Vergangenheit viele Wörter gebraucht, um eigentlich einfache Inhalte zu transportieren", erklärt Saul Williams. "Und ich gebe es zu, es kann durchaus Spass machen, möglichst viele Wörter in einen Dreiminutensong zu packen. Doch nun habe ich herausgefunden, dass es mindestens ebenso viel Spass macht, zu versuchen, die gleiche Message in drei Wörter zu packen, oder - noch besser - wenn du es schaffst, dass die Musik die Rolle der Worte übernimmt."

Er sei in der Vergangenheit oft missverstanden worden, er habe sich nie als besonders zornigen Menschen empfunden, die Musik habe ihm als Ventil gedient, Energie abzulassen. Mit "Volcanic Sunlight" wolle er eine andere Seite von sich präsentieren. Das klingt wie eine Rechtfertigung für etwas, was keiner Rechtfertigung bedarf: Saul Williams wollte ein Album lang Spass haben, und er steckt einen damit an. Mal klingt das nach abgetakeltem Elektro-Funk, mal verdrahtet er Afrobeat mit Blues, mal Rock mit Funk oder Elektro mit Soul. Dass er nicht nur ein Meister des gesprochenen Wortes, sondern auch ein fantastischer Sänger ist, ist ebenfalls spätestens seit diesem Album klargestellt.

Die Zeit des Anklagens ist vorbei, nun geht Saul Williams in der Rolle des Vermittlers auf. Vielleicht hat er dabei an Radikalität eingebüsst, dafür an musikalischem Format gewonnen.

Reitschule Dachstock Mi, 26. 10., 20.30 Uhr.

---

kulturagenda.be 20.10.11

Schiessen auf Japanisch im Tojo

In ihrer Bühnenfassung von Yasushi Inoues "Jagdgewehr" erzählt Katharina Ramser eine Liebesgeschichte zwischen einem Mann und drei Frauen. Letztere verdichten sich im Theaterstück zu einer einzigen Figur und der männliche Gegenpart markiert im Rampenlicht nur schweigend seine Präsenz. Feine Celloklänge bespielen die melancholische Handlung.
Tojo, Bern. Do., 20., und Fr., 21.10., 20.30 Uhr, sowie So., 23.10., 19 Uhr

---

kulturstattbern.derbund.ch 20.10.11

Von Roland Fischer am Donnerstag, den 20. Oktober 2011, um 05:00 Uhr

Es passiert mir im Theater des öfteren, dass mir Schauspieler ein wenig leid tun, weil sie, kommt es mir vor, Druckerschwärze kauen müssen. Manche Texte sind fürs Szenische gemacht, andere möchten eigentlich lieber zwischen Buchdeckel bleiben - und sie aus diesem geschützten Literaturraum hervorzuholen, bringt oftmals weder dem Text noch der Schauspieltruppe viel, die sich an ihnen versucht. Auch bei der aktuellen Produktion im Tojo bekommt man es mit dem Problem zu tun - hievt das Regie-Schauspiel-Duo Katharina Ramser und Ruth Schwegler doch gleich einen gewissermassen doppelt schriftlichen Text auf die Bühne: Inoues "Jagdgewehr", der wohl berühmteste klassische japanische Roman, bedient sich selbst einer sehr schriftlichen Erzählform, nämlich des Briefs.

Drei Frauen schreiben darin ein und demselben Mann und bringen ihre Innenwelten, ihre zerrissenen, wehmütigen und kalt abrechnenden Gedanken und Gefühle zu Papier. Auf der sehr schönen und herbstlich kargen Tojo-Bühne sind auch drei Personen, doch verteilen sich die Rollen auf unerwartete Weise: Ruth Schwegler spielt alle drei Frauen, der Mann ist auch anwesend, er hört zu, verzieht auch mal eine Miene, ist aber zum Schweigen verdammt -ein schöner Regieeinfall, ihn so präsent sein zu lassen, als machtloser Adressat, der den Briefschreiberinnen nicht über den Mund fahren, nicht widersprechen und nicht nachfragen darf. Briefe sind so gesehen das wohl grausamste Kommunikationsmittel. Dazu eine Cellistin am Rand der Bühne, die das Geschehen mal umrahmt, mal untermalt. Eine stimmige Besetzung, so reduziert.

Allerdings: Der Text ist extrem dicht - da ist dann einiges an mir vorbeigezogen. Dreimal muss man sehr genau zuhören, damit man die Facetten der Beziehungen und allmählich auch das ganze, grosse Bild zusammensetzen kann. Ein Abend für die Generation Hörspiel wohl - da wird die notorische Aufmerksamkeitsspanne ziemlich auf die Probe gestellt. Wer es wagt, wird mit einer der gnadenlosesten Liebesgeschichten der modernen Literatur belohnt, und wie sich da Abgründe plötzlich auftun und nur notdürftig zu kitten sind, das erlebt man natürlich sehr viel körperlicher im Theater als zuhause im Bett, beim Lesen des Buchs.

---

BZ 20.10.11

Von Liebe, Einsamkeit und Tod

Theater In dem Stück "Das Jagdgewehr" geht es um eine verbotene Liebe. Aus dem Blickwinkel dreier Frauen erzählt der japanische Autor Yasushi Inoue eine Liebesgeschichte von melancholischer Schönheit die zentrale Themen wie Liebe, Einsamkeit und Tod formuliert. Dabei zeigt er, wie schwierig es ist, aufrichtig zu sein und suggeriert, dass es Wahrhaftigkeit nur in der Einsamkeit gibt. Ein Theater mit einer Schauspielerin, einem Cello und einem Mann, der den ganzen Abend stumm bleibt.pd

Heute Donnerstag und morgen Freitag, je 20.30 Uhr,

Tojo Theater in der Reitschule, Bern, www.tojo.ch.

---

Bund 20.10.11

Bühne Flamenco und Neue Musik

Immer den Pünktchen entlang

Rhythmen und Klänge über Stilregrenzen und Lebenszeiten hinweg: "La...(f)" von Cristina Teuscher. Mehr als ein Tanzprojekt.

Es ist nicht das erste Mal, dass sie die Fühler nach fernen Horizonten ausstreckt und ihre Absätze virtuos in fremden Gefilden stampfen lässt: Die Flamencotänzerin Cristina Teuscher ist in vielen Welten zu Hause. Regelmässig pendelt sie zwischen der Schweiz und Jerez de la Frontera in Südspanien. Doch diese geografische Grenzüberschreitung ist nicht gemeint, wenn man von ihrer jüngsten Produktion spricht. "La… (f)", heisst das Werk. Und "…(f)" kann vieles bedeuten: Flamenco, Ferne, Fremde. Auch Frau, Forte oder Frank (wie Frank Martin)? Den Pünktchen entlang führt das in die richtige Richtung: Über alle Grenzen hinweg. Cristina Teuscher hat sich mit der Sängerin Judith Lüpold und der Pianistin Karin Jampen zusammengetan. Gemeinsam kreieren sie Bilder zu Kompositionen von Lorca bis Lachenmann, von Pergolesi bis Globokar und lassen zu Frank Martin ein musikalisch-tänzerisches Esperanto aufblühen, das die menschlichen Lebensepochen vom Kind bis zum Erwachsenen ebenso spielerisch durchwandert wie das 20. Jahrhundert. (mks)

Tojo Reitschule Mi, 26., und Do, 27. Okt., 20.30 Uhr. Alte Oele Thun, Do, 3. Nov., 20.15 Uhr.

---

20 Minuten 20.10.11

Filmfestivals für Gays und Studenten

BERN. Das Kurzfilmfestival Shnit ging gerade erst über die Bühne - und schon stehen in Bern zwei neue cineastische Events an. Heute und morgen steigt in der Cinématte das Science et Cité Cinema, ein Festival für junge Dokumentarfilmer. Diese zeigen Werke, die im Rahmen einer Ausbildung an einer Uni oder Fachhochschule entstanden sind. Mitte November findet dann das 15. Queersicht statt. Das schwullesbische Filmfestival feiert das Jubiläum in der Reitschule vom 10. bis 16. November mit einem umfangreichen Rahmenprogramm.

---

kulturagenda.be 20.10.11

Achterbahn am Aareufer

Der Gaskessel feiert sein 40-Jahr-Jubiläum mit drei Tagen voller Konzerte und Partys. Dem Festakt ging ein Wechselbad der Gefühle voraus. Es war nicht das erste in der bewegten Geschichte des Jugendkulturzentrums.

"Die Ereignisse in diesem Jahr haben sich etwas überschlagen", sagt Dave Fankhauser mit einem erleichterten Lachen. "Aber wir sind wieder auf einem guten Weg." 2010 hätte das Jugendkulturzentrum Gaskessel beinahe Konkurs anmelden müssen, der nur mit grosser Anstrengung in diesem Frühling abgewendet werden konnte. Die ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder wie Fankhauser hatten in jener Zeit "mehr ein Chessu- denn ein Privatleben". Diesen Sommer erhielt der Verein dann den mit 25 000 Franken dotierten Sozialpreis 2011 der Bürgi-Willert-Stiftung für seine Projekte.

Ehrenamtliches Engagement

Es ist nicht das erste Auf und Ab in der Geschichte des Gaskessels, der 1971 im Nachgang der 68er-Revolte eröffnet wurde. Im Gegenteil. Die Chronologie des ehemaligen Autonomen Jugenzentrum (AJZ) ist reich an Krisen. In ihnen spiegeln sich unter anderem soziale Phänomene der letzten 40 Jahre, aber auch die Entwicklung der Jugendarbeit in jener Zeitspanne.
Am Anfang ging es etwa um die Frage, wie frei ein Freiraum sein könne, nicht zuletzt, weil sich die schweren Drogenprobleme der 70er und 80er auch im Gaskessel manifestierten. Die Auseinandersetzung ums AJZ gipfelte dann in den frühen 80ern. Der Gaskessel war das Zentrum der Jugendunruhen, bis sich das Geschehen in die Reitschule verlagerte. Danach setzte, wie in der ganzen Schweiz, eine zunehmende Professionalisierung der Jugendarbeit ein. Der Kampf um die dazu nötigen finanziellen Mittel blieb ein Dauerbrenner, obwohl der "Chessu" bis heute von einem starken ehrenamtlichen Engagement getragen wird (8000 bis 9000 Arbeitsstunden jährlich).

Inhaltlich wurden Fragen aufgeworfen wie jene nach dem Machen von Kultur im Gegensatz zum Kulturkonsum, nach dem Umgang miteinander, nach Gewaltprävention und später auch nach dem als "Komasaufen" bekannten exzessiven Alkoholkonsum. Und immer wieder durchlief das Zentrum Phasen mit starkem Besucherschwund. Letztes Jahr hätte eine solche beinahe das Ende bedeutet.

Eine Nachwuchsabteilung

Dass es zu solchen Flauten kommt, liegt in der Natur der Sache. In einem Jugendzentrum wechseln die Generationen schnell, und was für die eine "cool" war, ist es für die nächste eventuell grad nicht mehr. "Im Moment sind die Jugendlichen lieber oben in der Stadt", sagt Fankhauser, "wo mehr Leute sind und sie zwischen verschiedenen Lokalen wechseln können. Das haben wir gespürt." Zusammen mit internen Strukturproblemen wuchs sich die letzte Flaute deshalb zur erwähnten Krise aus. Die ist nun gemeistert, und der Gaskessel konzentriert sich wieder auf seine Hauptaufgaben: "Wir sind ein grosses Lernfeld. Hier kann man Erfahrungen machen, die einem später im Berufsleben nützen. Man lernt viel über Strukturen und Abläufe und man erfährt die Folgen von Entscheidungen, ohne seine Lehre damit zu belasten", erklärt Fankhauser. Je nach Interesse und Ausgangslage wird daraus eine gute Jugendzeit - oder eine Art Nachwuchsabteilung: "Wir hatten schon Leute, die aus dem Engagement hier eine Beiz in der Stadt oben eröffneten."

Silvano Cerutti
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \

Gaskessel, Bern
Do., 20., bis Sa., 22.10.
Mit Gus McGregor, Redwood, Kakkmaddafakka,
Rapublik, Noiziety u.v.m.
www.gaskessel.ch

---

Berner Oberländer 20.10.11

Hausbesetzungen in Thun häufen sich

Blick ins Archiv · In den letzten Jahren sind in der Stadt Thun immer wieder leer stehende Häuser besetzt worden - aus unterschiedlichen Motiven. Meistens kam es dabei zu keinen Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Die Hausbesetzung auf dem ehemaligen Emmi-Areal reiht sich nahtlos an ähnlich gelagerte Aktionen in den vergangenen Jahren in Thun. Die Namen der Gruppierungen ändern sich alle paar Jahre. So machte in der Vergangenheit die Aktion Hausgeist auf sich aufmerksam. Aber auch Raumfänger und die Aktion Platzkratzer besetzten bereits Gebäude. Wie ein roter Faden zieht sich hingegen die Forderung der meist jugendlichen Hausbesetzer nach einem autonomen Jugendzentrum durch ihre Aktivitäten.

Konzerte und Partys

Im Juni 2010 feierten nach Angaben der anonymen Gruppe Aktion Hausgeist rund 250 Personen ebenfalls in einem leer stehenden Gebäude auf dem ehemaligen Emmi-Areal ein Fest mit Livekonzerten und DJ-Sound. Die Aktion Hausgeist nahm ausserdem Ende Mai 2009 nach einer Demonstration die verlassene Liegenschaft an der Waisenhausstrasse 18 in Beschlag. 60 Personen feierten eine Party, verliessen das Gebäude dann aber wieder. Kurz vor Weihnachten 2008 besetzte die Aktion Hausgeist das ehemalige Malergeschäft H. Rupp und Co. Die Eigentümer zeigten sich an einer Übergangsnutzung der Liegenschaft interessiert, zu einer Einigung kam es aber nicht. Im Februar 2008 hatte eine Gruppe, welche sich für ein autonomes Jugendzentrum in Thun einsetzte, ein leer stehendes Haus am Eichmattweg besetzt. Das Gebäude biete geeignete Räumlichkeiten, um ein Konzept für ein Jugendzentrum umzusetzen, sagten die Besetzer. Mit Transparenten warben sie für ihr Anliegen. Nach ein paar Tagen verliessen sie das Gebäude auf Drängen des Besitzers wieder.

Mitte Mai 2005 feierten im seit einigen Jahren leer stehenden Dreifamilienhaus an der Allmendstrasse 12 (ehemaliges Ausländerhaus) rund 50 zum Teil vermummte Personen aus der linken Szene eine Party. Beteiligt waren zwei Gruppen: "Raumfänger-Aktion für freies T(h)un" und die "Aktion Platzkratzer". Beide setzten sich für ein autonomes Jugendzentrum und für Freiräume ein. Während der Besetzung fand ein Konzert statt. Zudem wurde im Garten grilliert. Der Polizei war die Aktion bekannt, weil die Gruppen im Internet darauf aufmerksam gemacht hatten. Polizeipatrouillen, der Liegenschaftsverwalter der Stadt Thun und der Polizeichef begaben sich am Abend an Ort und Stelle. Die Besetzer verweigerten den Behördenvertretern den Zutritt. Diese wiederum stellten das Ultimatum, das Haus bis spätestens 2 Uhr zu verlassen, was dann auch befolgt wurde. Im Nachgang an die Aktion wurden drei Personen verurteilt. Das Obergericht sprach später eine junge Frau aber wieder frei.

"Eine Art Berner Reithalle"

"Wir möchten eine Art Berner Reithalle als Kulturzentrum hier in Thun aufbauen", sagte ein Besetzer des Nebengebäudes des einstigen Bellevue-Hotels in Thun im Februar 2001 gegenüber dieser Zeitung. Daraus wurde aber nichts. Die temporären Bewohner - rund 40 linksautonome Jugendliche - mussten die Liegenschaft bald wieder räumen.

Im August 1999 hatten acht Personen die Villa Lüthi an der Hofstettenstrasse in Thun besetzt. Die betagte Besitzerin war ausgezogen, die Villa stand kurz vor dem Verkauf. Die Besetzer hielten sich illegal im Gebäude auf. Einer der Jugendlichen wurde später wegen Hausfriedensbruchs zu einer bedingten Gefängnisstrafe verurteilt.

"Gruppe Irrenhaus"

Rund 50 Jugendliche hatten Anfang 1999 ein Haus am Reitweg in Thun besetzt. Es stand seit September leer, weil es der Eigentümer abreissen lassen wollte. Die meisten der Hausbesetzer, die sich den Namen "Gruppe Irrenhaus" gaben, waren zwischen 15 und 20 Jahre alt. Die Hausbesetzung am Reitweg war die erste in Thun seit Anfang der 80er-Jahre. Damals war ein Haus im Wartboden besetzt worden. Im September 1997 hatten Jugendliche aus dem Verein "Schöner wohnen" das Parkhotel in Oberhofen besetzt.

Roger Probst

---

BZ 20.10.11

Übergriffe nehmen zu

Reitschule · Seit der Volksabstimmung über die Zukunft der Berner Reitschule im letzten Herbst hat die Gewalt aus dem Umfeld des alternativen Kulturzentrums zugenommen. "In diesem Jahr war eine Zunahme der Vorkommnisse zu verzeichnen", schreibt der Gemeinderat der Stadt Bern in einer Antwort auf eine FDP-Interpellation. "Es kommt immer wieder zu Übergriffen auf die Polizei, mehrheitlich mittels Flaschenwürfen." Zudem gebe es regelmässig Sachbeschädigungen. Die Schadensumme im laufenden Jahr: "mehrere 10 000 Franken". tob

-

bern.ch 19.10.11

Dringliche Interpellation Fraktion FDP (Alexander Feuz, FDP): Abschluss eines Subventionsvertrages mit der Reithalle: "Welcome to Hell"?
Mehr... (pdf)
---

Bund 20.10.11

Reitschule schlägt Jimy Hofer zur Wahl vor

Das Dach der Reitschule ziert eine neue Botschaft: "Bürgerkrieg jetzt. Jimy Hofer in den Nationalrat." Mit dem prominent platzierten Slogan wird auf die Ereignisse von vorletztem Samstag angespielt. Der parteilose Stadtrat Jimy Hofer hatte beim Bollwerk versucht, eine unbewilligte Kundgebung gegen den Kapitalismus zu stoppen, und wurde mit Reizgas bespritzt. Vor kurzem ist an der gleichen Stelle der Schriftzug "Welcome to hell" übermalt worden, der auf das SVP-"Familienfest" im September hin angebracht worden war. (tik)

---

BZ 20.10.11

Reitschule

Werbung für Jimy Hofer auf Dach

Seit gestern steht auf dem Dach der Reitschule nicht mehr "Welcome to Hell". Stattdessen wird für den parteilosen Stadtrat Jimy Hofer die Werbetrommel gerührt: "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat", so der ironische Spruch. Damit spielt die Reithalle auf den Vorfall an, als Hofer eine unbewilligte Antika-Demo aufhalten wollte (wir berichteten). Hofer bedankte sich auf Anfrage für die "prominente Werbung".mau/jek

---

20 Minuten 20.10.11

"Wahlslogan" für Jimy Hofer

BERN. "Bürgerkrieg jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat": Dieser Schriftzug prangt auf dem Dach der Reitschule. Anlass dazu gab Hofers Einsatz gegen Demonstranten am 8.10. Der Stadtrat hatte sich dem Demozug in den Weg gestellt und eine Ladung Pfefferspray kassiert. Hofer ist nicht unglücklich über die "Wahlhilfe". Zum Slogan postete er auf Facebook: "Ich denke, dass sich mit 60 vermummten Feiglingen kein Bürgerkrieg machen lässt."

---

bernerzeitung.ch 19.10.11

Reitschule verpasst Jimy Hofer neuen Wahlslogan

mau

Ein Plakat mit dem Spruch "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat" ziert seit Dienstag das Reitschuledach. Es spielt auf den Vorfall an, als er eine unbewilligte Demo auf eigene Faust stoppen wollte. Jimy Hofer findet die Aktion "in Ordnung".

Bei der Auseinandersetzung an der Demonstration wurde Jimy Hofer (parteilos) von Vermummten, nach eigenen Aussagen, mit Tränengas verletzt. Nach dem Vorfall erstatte der Stadtrat Anzeige und sagte gegenüber bernerzeitung.ch: "Das sind keine Demonstranten. Das war eine hoch aufgerüstete linke Fascho-Kampftruppe." Auf seiner Facebook-Pinnwand fragt er, ob die "Sache mit der Reitschule und dem schwarzen Block" nun wirklich mit einer Bürgerwehr gelöst werden müsse.

Auf diese Aussagen hin reagieren die Reitschüler nun mit einem ironisch gemeinten Plakat, welches den Wahlslogen "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat" trägt. Zudem informieren sie über eine angebliche Zusammenarbeit zwischen der "Reitschule und derer terrrorischter Kampftruppe".

Ironie störe nicht

Auf Anfrage von Bernerzeitung.ch bedankt sich Hofer bei der Reitschule "für die prominente Werbung". "Es ist eine Ehre für mich, auf dem Dach der Reitschule eine Plattform zu erhalten", führt er aus, "noch nicht mancher hat es auf dieses Dach geschafft". Die Ironie des Plakates stört den Politiker und Musiker nicht. Hofer findet die Aktion in Ordnung: "Auch das muss erlaubt sein."

Die Verantwortlichen der Reitschule waren für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.

---

derbund.ch 19.10.11

Reitschule verpasst Jimy Hofer neuen Wahlslogan

mau

Ein Plakat mit dem Spruch "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat" ziert seit Dienstag das Dach der Berner Reitschule.

Bei der Auseinandersetzung an der Demonstration wurde Jimy Hofer von Vermummten, nach eigenen Aussagen, mit Tränengas verletzt. Nach dem Vorfall erstatte der Stadtrat Anzeige und sagte gegenüber : "Das sind keine Demonstranten. Das war eine hoch aufgerüstete linke Fascho-Kampftruppe." Auf seiner Facebook-Pinnwand fragt er, ob die "Sache mit der Reitschule und dem schwarzen Block" nun wirklich mit einer Bürgerwehr gelöst werden müsse.

Auf diese Aussagen hin reagieren die Reitschüler nun mit einem ironisch gemeinten Plakat, welches den Wahlslogan "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat" trägt. Zudem informieren sie über eine angebliche Zusammenarbeit zwischen der "Reitschule und derer terrrorischter Kampftruppe".

Ironie störe nicht

Auf Anfrage von bedankt sich Hofer bei der Reitschule "für die prominente Werbung". "Es ist eine Ehre für mich, auf dem Dach der Reitschule eine Plattform zu erhalten", führt er aus, "noch nicht mancher hat es auf dieses Dach geschafft". Die Ironie des Plakates stört den Politiker und Musiker nicht. Hofer findet die Aktion in Ordnung: "Auch das muss erlaubt sein."

---

Bund 19.10.11

Videoüberwachung in Berner Clubs ist keine Seltenheit

Der Club Bonsoir will aufgrund des gestern bekannt gewordenen Angriffs auf den belgischen DJ The Magician vom vergangenen Wochenende Videokameras zur Überwachung einsetzen ("Bund" von gestern). Dieses Vorgehen zur Gewaltbekämpfung ist in der Berner Clubszene jedoch nicht neu. Der Liquid-Club an der Genfergasse zum Beispiel verfügt seit seinen Anfängen im Jahr 2005 über eine Videoüberwachung. "Wir wollen damit den Faktor der Anonymität ausschalten", erklärt Clubbetreiber Stephan Zesiger. "Denn bei Ansammlungen von Personen ist die Anonymität oft ein Deckmantel für unerwünschte Vorkommnisse." Mit diesen Sicherheitsvorkehrungen plus dem Mitgliedersystem (Gäste erhalten nur mit einer Memberkarte Einlass und sind somit namentlich registriert) hätten Gewalt, Diebstähle und auch verbale Belästigungen praktisch auf null reduziert werden können.

Auch die Silo-Bar in der Matte wird mit Kameras überwacht. "Wir haben diese vor gut einem Jahr installiert", sagt Clubbetreiber Benjamin Stutz. "Während des Betriebs helfen uns die Kameras zur Früherkennung von heiklen Situationen. Ausserhalb der Betriebszeiten dient das System als Alarmanlage." Seit seiner Eröffnung Ende Oktober 2010 findet man auch im Le Ciel im Bollwerk Videokameras. Das Bierhübeli und das ISC hingegen, beide an der Neubrückstrasse, sind videoüberwachungsfrei. "Bei uns hat sich zum Glück die Frage nach einer Videoüberwachung noch nie gestellt", sagt Micha Günter von Appalooza zum kamerafreien Bierhübeli. Martin Messerli vom ISC meinte auf Anfrage, dass es bei ihnen noch nie einen Angriff auf DJs gegeben habe. (man)

---

BZ 19.10.11

Sanierte Fassade für neue Mieter

Bollwerk · Bald soll es klappen mit Nachmietern in den leeren Liegenschaften von Cinemastar und Cinebar. Vorerst wird die Fassade saniert.

Seit mehr als einem Jahr stehen die Liegenschaften am Bollwerk 21 leer. Hier waren zuvor das Kino Cinemastar und die Cinebar untergebracht. An den Fassaden dieser und der benachbarten Gebäude sind nun Gerüste aufgestellt. Laut Liegenschaftsverwalter Herbert Mössinger wird während rund dreier Monate die Fassade saniert: erst an der Seite Bollwerk, später auch gegen die Aarbergergasse hin. Noch sei kein Vertrag für Nachmieter unterzeichnet, sagt Mössinger. In den nächsten vier bis fünf Wochen solle es aber so weit sein. Mit der Fassadensanierung mache man die Liegenschaft von aussen her bereit für neue Mieter. Aus welchem Bereich diese kommen, lässt Mössinger offen, "die Verhandlungen laufen noch". Die Lage ist nicht für jede Branche gleich geeignet. Trotz Bahnhofsnähe führen die grossen Passantenströme nicht am oberen Bollwerk vorbei. wrs

---

Indymedia 18.10.11
https://switzerland.indymedia.org/de/2011/10/83926.shtml

Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat

AutorIn : Jimy_Hofer_Plus

Endspurt im Wahlkampf - Wir halten Wort.
Jimy Hofer ist offizieller Nationalratskandidat der Reitschule.
Sein neuer Wahlslogan "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat" ziert daher seit gestern das Reitschule Dach.

Die bis anhin nicht veröffentlichte Zusammenarbeit zwischen der Reitschule bzw. derer terroristischer Kampftruppe legen wir nun gerne offen.
Nachdem wir Jimy Hofer am Antika-Spaziergang vom 8.10.2011 , so wie abgesprochen mit Pefferspray attackiert haben (die Medien berichteten), wurde nun auch der zweite Teil der Vereinbarung vollstreckt und das Dach der Reitschule Herrn Hofer für den Endspurt im Wahlkampf zur Verfügung gestellt. Sein neuer Slogan, "Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat", wird ihm nun hoffentlich die restlichen Stimmen zu einer erfolgreichen Wahl in den Nationalrat verschaffen.
Wir danken Jimy und den Borncos (welche uns auch an der Demo vom 8.10.2011 tatkräftig unterstützt und im Vorfeld mit Waffen beliefert haben) für die tolle Zusammenarbeit und das pünktliche Überweisen der vereinbarten Summe. Über die höhe wurde stillschweigen vereinbart - nur soviel sei gesagt - falls der Stadtrat den Leistungsvertrag nicht gutheissen sollte, die ersten zwei Jahre werden wir damit locker überstehen.

Wir drücken Jimy Hofer die Daumen und freuen uns bereits darauf, bei der so gut wie sicheren Wahl am Sonntag, mit ihm und seiner Gang in der Borncos-Loge zu feiern.
Auf das die Ketten fliegen und die Schrotflinten knallen werden!

Bürgerkrieg Jetzt - Jimy Hofer in den Nationalrat!

Liste 25 - Jimy Hofer plus wählen!

---

kulturstattbern.derbund.ch 17.10.11

Kulturbeutel 42/11

Von Roland Fischer am Montag, den 17. Oktober 2011, um 05:13 Uhr

(...)

Herr Gnos empfiehlt:
Die Band mit dem fantastischen Namen Killed By 9V Batteries. Kilbi-erprobte Zeitgenossen wissen: Aus Österreich kommt immer mal wieder etwas Deftiges. Das hier empfohlene Quartett gehört mit dem surrealistisch-kryptischen - mit diversen 9V-Effektgeräten erzeugten - Lärm definitiv dazu. Musik, die einem einen nebelgrauen Sonntag versüsst. Diesen Donnerstag im Rössli.

(...)

Herr Sartorius empfiehlt:
Busdriver, der Captain Beefheart des Rap, besucht am Mittwoch das Rössli in der Reitschule. Phänomenal.

---

Migros-Magazin 17.10.11
http://www.migrosmagazin.ch/index.cfm?id=46668

Revolution hinter dem Buffet

1981 schossen in der Schweiz Genossenschaftsbeizen wie Pilze aus dem Boden. Die Betreiber waren jung, kreativ und politisch aktiv. 30 Jahre danach: Aus den Revoluzzern von damals sind gestandene Gastronomen geworden.

Ende Mai 1980 stand Zürich im Zeichen der Jugendunruhen. Der Stadtrat hatte 60 Millionen Franken für die Renovation des Opernhauses bewilligt und gleichzeitig die Forderung nach einem autonomen Jugendzentrum für Punk- und Rockkonzerte abgelehnt. Die Jugend ging auf die Strasse, es kam zu heftigen Zusammenstössen mit der Polizei. Auch in anderen Schweizer Städten kam es zu Jugendunruhen.

Der Zusammenstoss zwischen den Jungen und der bürgerlichen Gesellschaft war jedoch nicht vergebens. Er löste einen Diskurs aus und brachte langsam eine Annäherung der beiden Fronten. So wurde beispielsweise im Oktober 1980 die Rote Fabrik in Zürich als autonomes Jugendzentrum eröffnet. Zuerst als Provisorium und später als fixer Standort.
Einigen Jugendlichen dauerten die Verhandlungen zu lange, oder das Prozedere war ihnen zu kompliziert. Sie wurden selbst aktiv, sammelten Geld, kauften Häuser und schafften sich ihre eigenen Orte. Räume, in denen sie wohnen konnten. Lokale, in denen sie ihre Kultur leben und erleben durften. Es entstanden Genossenschaftsbeizen: das Restaurant Zähringer in Zürich, der Schwarze Engel in St. Gallen, die Brasserie Lorraine in Bern oder der Widder in Winterthur. Sie alle orientierten sich am legendären Kreuz in Solothurn. Die erste Genossenschaft mit Wohngemeinschaft, Restaurant und Kulturlokal unter einem Dach war bereits 1973 gegründet worden. Als Nachwehe der 1968er-Bewegung, die sich schon damals für mehr Freiraum eingesetzt hatte.
Die meisten der erwähnten Genossenschaften feiern dieses Jahr ihren 30. Jahrestag. Das heute geltende Genossenschaftsrecht ist jedoch viel älter. Es trat 1937 in Kraft. Mit dem Gesetz sollte verhindert werden, dass kapitalistische, profitorientierte Unternehmen ins Kleid der Genossenschaft schlüpfen. Es dient noch immer demselben Zweck: der ökonomischen Selbsthilfe.
Nicht alle Genossenschaften über- lebten. Und manche können nur noch bestehen, weil sie sich stark reorganisiert und die gleichberechtigte Arbeitsteilung abgeschafft haben. Einblicke in vier Beizen, die als Genossenschaften starteten.

Texte Erika Burri, Bilder Mischa Imbach

wwww.migrosmagazin.ch

-

François Baeriswyl (46), Pächter der ehemaligen Genossenschaftsbeiz Ochsen in Zofingen AG

Irgendwann war die Kasse leer

Genossenschaft Restaurant Ochsen, das war einmal. Vorbei ist die Zeit, in der das Kollektiv im Altstadthaus von Zofingen wohnte und im Parterre arbeitete. Den Ochsen kannte man in den 80er-Jahren schweizweit. Die Konzerte waren gut besucht. Hier gab es Hippies, Rocker, Weltverbesserer. Linke und bunte Hunde, Freaks mit langen Haaren. "Fürs Res- taurant musste man reservieren", sagt François Baeriswyl, der heutige Pächter. Eine Zeit lang seien die Gäste gekommen, um diese bunte Mischung von Leuten zu sehen. "Das war eine Sensation." Auch Baeriswyl kam oft in den Ochsen und ass zum Bier den Ochs-Burger, einen vegetarischen Hamburger. "Als Langhaariger hatte man hier schnell Kontakt zu Gleichgesinnten." Dann ist der vier- fache Vater selber eingestiegen, hat 1999 die Bar im hinteren Teil des Lokals übernommen, "das Einzige, was in der Genossenschaft noch rentiert hat". Kurze Zeit später war die Genossenschaft pleite. Die Gäste kamen nicht mehr wegen der früher bekannten Bioküche. Denn Bio gab es inzwischen auch bei der Konkurrenz. Die WG im Haus hatte sich längst aufgelöst. Mit Kindern wollten die Alternativen lieber an lauschigeren Orten wohnen, da wo ihnen nicht Betrunkene nachts an die Tür klopften. "15 Jahre lief es so gut, dass niemand an die Zukunft dachte", sagt Baeriswyl. Rückstellungen gingen vergessen. Eine anstehende Renovation des heimatgeschützten Gebäudes, das 1476 das erste Mal urkundlich erwähnt wird, frass die Ersparnisse auf.
Inzwischen wohnen Studenten in den günstigen Wohnungen. Ein paar von ihnen arbeiten für Baeriswyl, der sich nach der Krisensitzung um die Pacht des Restaurants bewarb. In der Küche wird nicht mehr gekocht. Hier lagert ein Teil der 160 Biersorten, die der Ochsen auftischt. Im Ochsen gibt es heute zudem 70 verschiedene Sirupe. Und auch Met, ein altes germanisches Getränk aus Honig und vergorenen Früchten. Baeriswyl hat sich eine Nische gesucht. Sein Lokal spricht unter anderem die schweren Jungs und Mädels aus der Heavy-Metal-Szene an. Met ist dort beliebt. Nachts sorgt Baeriswyl selber für Ordnung, bleibt immer, bis das Lokal um zwei Uhr Feierabend macht. Eine Kulturgruppe veranstaltet nach wie vor Konzerte im ersten Stock. Ab und zu schauen Leute vorbei, die den Ochsen von früher kennen. Sie kommen in eine Beiz, in der es 700 Getränke gibt und zum Essen ein Faustbrot. "Die offene Stimmung", sagt Baeriswyl, "versuche ich, so gut wie möglich zu bewahren."

-

Marguerite "Miguel" Misteli (66), Architektin, Grüne-Politikerin und Mitbegründerin der Genossenschaft Restaurant Kreuz in Solothurn, der ersten Genossenschaftsbeiz der Schweiz

"Wir waren alternativ und wollten die Welt verändern"

Um die Jahrtausendwende hatte das Restaurant Kreuz finanzielle Schwierigkeiten. Um die Zukunft zu sichern entschied sich die Genossenschaft für ein weniger basisdemokratisches Modell und setzte eine Geschäftsleitung und einen Bereichsleiter ein. Inzwischen blüht die Genossenschaft wieder. Solothurn ist überhaupt ein Genossenschaftsmekka mit fünf Genossenschaftsbeizen und -bars.
Marguerite Misteli erinnert sich: "Das Kreuz war eine berüchtigte Beiz, wo die leicht bekleideten Frauen verkehrten. Es gab da sicher auch Prostitution. Mein Traum war es immer, ein Restaurant zu eröffnen, einen Ort, wo wir Jungen so sein konnten, wie wir sein wollten. Man muss sich mal die Zeit in Solothurn vorstellen um 1970: Gemischte WGs waren verpönt. Und Frauen konnten ohne ihren Ehemann keinen Rappen bei der Bank abheben. Mir gefällt die Idee der Selbstverwaltung. Während des Globuskrawalls 1968 habe auch ich für ein autonomes Jugendzentrum demonstriert. Bei Genossenschaften steht der Mensch im Zentrum. Und das Geld bleibt im Betrieb. An der ETH, wo ich Architektur studierte, habe ich mich mit Genossenschaftswohnungsbau auseinandergesetzt. Ich wollte unbedingt so ein Projekt verwirklichen. Da hörten wir, dass das Kreuz verkauft werden soll unsere Chance. Für Geld und Bürgschaften habe ich mich durch die halbe bürgerlich-liberale Gesellschaft von Solothurn gegessen. 1973 öffneten wir dann. Wir wohnten in den Zimmern, in denen früher und heute wieder Hotelgäste übernachten. Im Winter war es eiskalt. Und auch in der Beiz stand damals nur ein Ofen. Unter dem Holzboden hindurch rannten manchmal Ratten, die von der Aare her kamen. Und wenn eine verendete, stank es dermassen, dass wir gleich die Beiz schliessen mussten. Wir waren alternativ, kulturinteressiert und wollten die Welt verändern. Der damalige Chef der Kriminalpolizei hat öffentlich eine Wette abgeschlossen, dass es das Kreuz in sechs Monaten nicht mehr geben wird. Bei uns klappte nicht immer alles, aber die Leute kamen trotzdem. Es wurde viel diskutiert, auch über Politik. Die GSoA, die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, wurde hier gegründet. 1974 starteten wir das erste alternative Kulturprogramm der Region. Peter Bichsel war von Anfang an Stammgast. Die Solothurner Literaturtage und die Filmtage haben ihren Ursprung an einem der Kreuztische. Es war eine bewegende Zeit."

-

Bri Schär (54), Hausverwalterin, und Pesche Weibel (53), Rechtsanwalt, sind Stammgäste in der Brasserie Lorraine in Bern

"Auch das Personal ging an die Demos dann war die Beiz zu"

Ende August feierte die Brass, die Brasserie Lorraine in Bern, ihr 30-jähriges Bestehen. Nach wie vor haben alle den gleichen Lohn. Einen Chef gibt es nicht. Das wird sich auch nicht ändern, denn die Zahlen, sagen die Kollektivmitglieder, seien gut. Pesche Weibel und Bri Schär, Ihr kommt jeden Mittag in die Brasserie. Wieso?

Pesche Weibel: Hier ist es gemütlich, es gibt gutes, gesundes, biologisches Essen. Ich habe mein Büro im Quartier und komme schon seit 20 Jahren.
Bri Schär: Die Brass ist unsere Stube.

Was hat sich verändert?

Bri: Man darf drinnen nicht mehr rauchen.
Pesche: Es ist professioneller geworden, obwohl man immer noch ab und zu lange aufs Essen wartet.

Hier riecht es nach Cannabis, jemand serviert barfuss. Stört Euch das nicht?

Bri: Wir sind tolerant.
Pesche: Es ist halt einfach keine normale Beiz. Die Brass trotzte schon immer dem Kapitalismus.

Wie war es in der Brass in der Anfangszeit?

Bri: Es ging ziemlich wild zu in den 80er-Jahren. Punks haben hier verkehrt, nachdem die Reitschule für einige Jahre geschlossen war. Und auch Drogensüchtige waren hier.
Pesche: Hier wurden Transparente für Demonstrationen gemalt. Eine Zeit lang fanden ja fast jede Woche Demos statt. Auch das Brass-Personal ging demonstrieren. Die Beiz war dann zu.

Wie kam die Brass bei den Nachbarn an?

Bri: Einige Quartierbewohner waren gegen die Beiz. Die Lorraine war damals ein Arbeiterquartier und die Nachbarn eher bürgerlich. Sie beschwerten sich häufig über die Brass, vor allem wegen des Lärms.

Pesche: Das damalige Brass-Kollektiv machte einen geschickten Zug: Sie haben mehrere der wildesten Punks aufgefordert, hier zu arbeiten, was verschiedene dann auch, teilweise für längere Zeit, machten.

-

Bruno Hangarter (61), Buchhalter, und Michael Sauerland (42), seit 17 Jahren Kollektivmitglied der Genossenschaft Widder in Winterthur.

Heute gibts sogar Coca- Cola zero

Wer Widder-Anteilsscheine kauft, hat sein Geld gut angelegt. Denn auf keiner Bank erhält man mehr Zins: vier Prozent jährlich. Allerdings nicht in bar, sondern in Form von Essensgutscheinen. "Der Widder läuft gut", sagt Buchhalter Bruno Hangarter. Er sehe zwar nicht streng aus, sagt Michael Sauerland. "Unser Buchhalter ist es aber." Der Widder hatte das auch dringend nötig. 1981 eröffnete das Restaurant Widder, das zur gleichnamigen Hausgenossenschaft gehört. Ein Kollektiv nahm seine Arbeit auf, wollte Gleichberechtigung und den Weltfrieden. Nach kurzer Zeit aber machte es wieder dicht: Zahlungs- probleme. Es kamen weitere Kollektive. Bruno Hangarter erinnert sich an eine Art Sekte, welche die freie Liebe zelebrierte. Von Anfang an war es auch die Beiz der Punks. Wie viele Genossenschaftsbeizen in dieser Zeit war auch der Widder ein rotes Tuch für die Polizei. Nach dem Anschlag auf das Wohnhaus von Bundesrat Rudolf Friedrich ermittelte sie auch im Widder.
Ab 1989 wurde es ruhiger. Das jetzige Kollektiv zog ein. Michael Sauerland stiess vor 17 Jahren dazu. Er war zuerst in der Putzequipe und organisierte Konzerte im Widder. Wer da arbeitete, tat das nicht in erster Linie wegen des Geldes, sondern weil es Spass machte. Und ein bisschen auch wegen der Ideologie. Zwar betrug der Umsatz damals bereits eine halbe Million Franken. Aber wirklich Gewinn machte die Beiz, die laut Sauerland "jeden Abend voll war", fast keinen. Dann übernahm Bruno Hangarter die Buchhaltung und sagte: "Ihr könnt das besser machen." Die Arbeit sollte effizienter organisiert werden, schlug er vor. Die Küche wurde daraufhin professioneller, der Service schneller. Und es wurde weniger diskutiert. "Wir sind heute pragmatisch", sagt Sauerland. Der Widder soll ein Restaurant sein, in dem man preisgünstig, gut und gesund Essen kann, ohne lange darauf warten zu müssen. Bestellen kann man inzwischen sogar Coca-Cola zero, "wegen der Geschmacksvorlieben von gewissen Gästen und Kollegen", sagt Sauerland. Cola-Cola, das Getränk des Kapitalismus, war ein absolutes No-go für die Genossenschaften der ersten Stunde. Im Widder trifft sich nach wie vor die alternative, linke Szene. Aber inzwischen wagen sich auch andere in die Beiz. Der Widder sei bürgerlicher geworden, bestätigt der Buchhalter, der inzwischen nicht mehr allen den gleichen Lohn ausbezahlt, sondern denen, die schon länger dabei sind, nach dem marktwirtschaftlichen Konzept, etwas mehr.