MEDIENSPIEGEL 24. - 30. OKTOBER 2011

reitschule.ch 30.10.11

Medienmitteilung zum Reitschulefest und den Ereignissen in der Nacht von Freitag auf Samstag

Bern, 30.10.11


Sehr geehrte Medienschaffende

Am Freitag und am Samstag fand in der Reitschule Bern das traditionelle - mittlerweile 24. - "Geburtstags-"Reitschule-Fest statt. Über 150 Helfer_innen und Mitarbeiter_innen auf dem Vorplatz, am Eintritt, an den Ständen, in den Veranstaltungsräumen oder der Küche, hinter den Mischpulten, Lichtreglern und natürlich auch Bartheken haben es ermöglicht, dass übers ganze Wochenende verteilt wohl mehr als 3000-4000 Menschen ein rauschendes Fest erlebten, welches am Freitag, 18.00 Uhr mit einer Führung angefangen und heute in den frühen Morgenstunden mit einem Katerfrühstück und einem allerletzten Konzert zu Ende ging.

Alles in allem - Ein wunderbares Fest: Auf ein weiteres Jahr Reitschule Bern - mehr als Kultur!

Besten Dank, dass Sie sich für Ihre Berichterstattung ein eigenes Bild machen.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe Reitschule Bern

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Nachtrag/Nebenbei:

Zwischenfälle gab es aus Sicht der Reitschule, ausser einigen medizinischen Problemen, keine.

Am Rande des Reitschule-Festes kam es in der Nacht von Freitag auf Samstag kurz vor 04.00 Uhr im Nachgang eines von den meisten Betreibenden und Gästen des Reitschulefestes unbemerktes kleines Gerangel auf der Schützenmatte zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Hintergrund des Gerangels war offenbar die Vertreibung einer Gruppe, die zuvor auf dem Vorplatz penetrant weibliche Gäste belästigt hatte.
Ein Polizei-Streifenwagen ist nach unseren Recherchen offenbar erst gegen oder kurz nach Ende des Konflikts eingetroffen und hat aufgrund von einigen Flaschenwürfen Verstärkung angefordert - deren Auftreten führte daraufhin zu weiteren Flaschenwürfen und einem Gummischrot-Einsatz.

Eine weitergehende Eskalation und die Gefährdung der einigen Hundert Festgäste auf dem Vorplatz konnte vermieden werden, da Reitschule-Betreiber_innen sofort eingriffen und umgehend auch mit den Mitarbeiter_innen der Kapo vor Ort sowie deren Vorgesetzten in persönlichem und telefonischem Kontakt standen.

Während zu Beginn eine Polizistin vor Ort im Prinzip die Einschätzung der Reitschule-Betreiber_innen teilte, dass mangels "Massenschlägerei" und dem Risiko von einzig durch die Polizeipräsenz verursachten weiteren Eskalationen es keinen Grund mehr gebe, länger auf der Schützenmatte präsent zu sein, liess der Einsatzleiter vor Ort durchblicken, dass es ihm aufgrund der vorherigen Flaschenwürfe auf Beamt_innen egal sei, wenn es eine Strassenschlacht mit Verletzten gäbe. Der daraufhin telefonisch kontaktierte Haupteinsatzleiter im Waisenhauspolizeiposten war zum Glück vernünftiger und so zogen die Polizeieinheiten wieder ab.

Dank der Beruhigung der auf beiden Seiten erhitzten Gemüter durch die Reitschule-Betreiber_innen, der Schaffung von räumlicher Distanz (Polizeirückzug bis Mitte Schützenmatte, Hitzköpfe Richtung Brücke oder Vorplatz) und der Appellation an die allseitige Vernunft konnten die Auseinandersetzungen schliesslich schnell entschärft und die Wogen geglättet werden. Das Ganze dauerte kaum eine halbe Stunde, fand unter dem Brückenbogen Höhe Grosse Halle respektive Schützenmatte statt und wurde, wie bereits erwähnt, von den allermeisten Anwesenden überhaupt nicht bemerkt.

Die Reitschule Bern bittet zum wiederholten Male ALLE Beteiligten daran zu denken, dass das Wohl sowie die physische und psychische Integrität ALLER Priorität haben muss und nicht die persönlichen (Rache-)Motive im Rausch der Revolte oder in der Hitze des Gefechts respektive aus beruflichem Frust über geworfene Flaschen. Mit letzteren (den geworfenen Flaschen) wird aus der Sicht der Reitschule - von beiden Seiten und meist auf Kosten der Reitschule - sowieso schon genug "Politik" gemacht.

Mit freundlichen Grüssen

Mediengruppe Reitschule Bern

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www.reitschule.ch

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kulturstattbern.derbund.ch 30.10.11

Reitschulefest 2011

Von Gisela Feuz am Sonntag, den 30. Oktober 2011, um 04:26 Uhr

Reitschulfest 2011, morgens um 3:50h (neue Zeit). Eine Bestandesaufnahme:

Im Frauenraum wird in der Disko Rage Against the Machine auf einen Swing-Song gespielt, im Tojo wird geelektropopt, im Innenhof hat man sich gemütlich um ein Feuer versammelt, im Rössli läuft irgendein alter Queen-Song (eine von den wunderbar kitschigen Disco-Nummern), im Dachstock wird zu hartem Elektro abgenickt und im Sous le Pont macht sich Lt. Slam bereit, um ab 5h das Katerfrühstück zu beschallen. Überall wird friedlich und ausgelassen gefeiert. Gut so!

Mitgehörtes Gespräch hinter der Bar:
«Du, bruchts eigentlich viu Bier am Katerfrüestück?»
«Geit so. Viu Wodka und Orange bruchts. U viu Närve.»

Danke Reitschule einmal mehr, für ein gelungenes Fest!

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20min.ch 29.10.11
http://www.20min.ch/news/bern/story/20-Vermummte-greifen-Polizisten-in-Bern-an-27295423

20 Vermummte greifen Polizisten in Bern an

Rund 20 vermummte Personen haben auf der Schützenmatte mehrere Polizisten attackiert. Sie gingen mit Pfefferspray auf die Polizisten los und bewarfen sie mit Flaschen.

Eigentlich waren die Polizisten am Samstag um 03.45 Uhr auf die Berner Schützenmatte gegangen, um eine Massenschlägerei zwischen rund 20 Personen zu beenden. Dies teilte die Kantonspolizei Bern am Samstag mit. Mehrere Personen lagen am Boden und wurden von anderen mit Schlägen und Tritten traktiert.

Den Polizisten gelang es zunächst, mehrere Beteiligte der Schlägerei zu trennen. Doch danach habe sich die Aggression gegen die Polizei gerichtet. Rund 20 Personen vermummten sich und gingen auf die Polizisten los. Dank der zuvor angeforderten Verstärkung konnte sich die Patrouille aber unverletzt in Sicherheit bringen, wie es in der Mitteilung heisst.

Die Gruppe der Angreifer habe sich trotz mehrmaligen Aufrufen nicht beruhigt, schreibt die Kantonspolizei. Um die Sicherheit der unbeteiligten, mehreren hundert Anwesenden nicht zu gefährden, zogen sich die Polizeikräfte schliesslich laut eigenen Angaben zurück.

(sda)

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bernerzeitung.ch 29.10.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Polizisten-auf-der-Schuetzenmatte-bei-Einsatz-angegriffen/story/14695451

Polizisten auf der Schützenmatte bei Einsatz angegriffen

toc

Vermummte Personen haben in der Nacht auf Samstag auf der Schützenmatte mehrere Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern während eines Einsatzes mit Flaschenwürfen und Pfefferspray angegriffen. Diese hatten versucht, eine Massenschlägerei zwischen rund 20 Personen zu beenden.

Eine Patrouille der Kantonspolizei Bern war am frühen Samstagmorgen kurz vor 4 Uhr auf eine Schlägerei zwischen rund 20 Personen auf der Schützenmatte in Bern aufmerksam geworden. Mehrere Personen lagen gemäss Kantonspolizei Bern am Boden und wurden mit Schlägen und Tritten traktiert. Zunächst sei es den Polizisten gelungen, mehrere Beteiligte der Auseinandersetzung zu trennen. Danach habe sich die Aggression aber gegen die Polizisten gerichtet, wie die Kantonspolizei am Samstagmittag in einer Pressemitteilung schrieb.

Rund 20 vermummte Personen griffen die Polizeiangehörigen dabei mit Pfefferspray und Flaschenwürfen ein. Um sich zu schützen musste die Polizei kurzfristig Gummischrot gegen die Angreifer einsetzen.

Polizei zog sich zurück

Dank der zuvor angeforderten Verstärkung konnte die Patrouille unverletzt in Sicherheit gebracht werden. Die Polizisten und Polizistinnen wurden weiterhin mit Flaschen- und Steinwürfen angegriffen. Trotz mehrmaligen Aufrufen beruhigte sich die Gruppe nicht. Mehrere 100 unbeteiligte Schaulustige verfolgten die Auseinandersetzung. Um deren Sicherheit nicht zu gefährden, zogen sich die Polizeikräfte zurück.

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police.be.ch 29.10.11

Stadt Bern: Polizeiangehörige bei Einsatz angegriffen

29. Oktober 2011

pkb. Vermummte Personen haben in der Nacht auf Samstag in Bern mehrere Mitarbeitende der Kantonspolizei Bern während eines Einsatzes mit Flaschenwürfen und Pfefferspray angegriffen. Diese hatten versucht, eine Massenschlägerei zwischen rund 20 Personen zu beenden.

Eine Patrouille der Kantonspolizei Bern war am frühen Samstagmorgen, 29. Oktober 2011, um zirka 0345 Uhr auf eine Schlägerei zwischen rund 20 Personen auf der Schützenmatte in Bern aufmerksam geworden. Mehrere Personen lagen am Boden und wurden mit Schlägen und Tritten traktiert. Zunächst gelang es den Polizeiangehörigen, mehrere Beteiligte der Auseinandersetzung zu trennen. Danach richtete sich die Aggression aber gegen die Polizisten und rund 20 Personen vermummten sich. Sie griffen die Polizeiangehörigen mit Pfefferspray und Flaschenwürfen ein. Um sich zu schützen, musste kurzfristig Gummischrot gegen die Angreifer eingesetzt werden.

Dank der zuvor angeforderten Verstärkung konnte die Patrouille unverletzt in Sicherheit gebracht werden. Die Polizisten und Polizistinnen wurden weiterhin mit Flaschen- und Steinwürfen angegriffen. Trotz mehrmaligen Aufrufen beruhigte sich die Gruppe nicht. Um die Sicherheit der unbeteiligten, mehreren 100 Anwesenden nicht zu gefährden, zogen sich die Polizeikräfte zurück.

(sd)

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Langenthaler Tagblatt 29.10.11

Demonstrieren für ein gutes Gefühl

Stadt Bern. Drei Geografie-Studenten blicken mit einem Dokumentarfilm hinter die Demo-Fassaden

Quentin Schlapbach

Demonstranten mit Fahnen und Bannern ziehen durch die Innenstadtgassen. Sie versuchen, vorbeischlendernde Passanten mit feuriger Argumentationskraft und bunten Flyern für ihre Anliegen zu gewinnen. Busse und Trams haben wegen der verstopften Strassen Mühe, den Fahrplan einzuhalten. Die Polizei beäugt das Geschehen mit wachsamem Auge von der Seitenlinie. – Solche Szenen kennt, wer in Bern ein und aus geht. In keiner anderen Schweizer Stadt wird der öffentliche Raum so oft für politisch motivierte Kundgebungen belegt wie in der Hauptstadt.

Ein Geben und Nehmen

Genau zu diesem Thema haben die drei Geografiestudenten Janosch Hugi (Langenthal), Jonas Kupferschmid (Courgenay) und Jan Laubscher (Lätti) im Rahmen ihrer Bachelorarbeit an der Uni Bern einen Dokumentarfilm gedreht. «Wirf dein Wort und geh» heisst das eben fertiggestellte Werk. Über ein Jahr lang haben sich die drei Studenten mit dem Thema «Demos in der Stadt Bern» auseinandergesetzt. In rund 150 Stunden sammelten sie zahlreiche Einzelinterviews mit Demonstranten, Polizisten, Behördenvertretern und Passanten. Von elf Demonstrationen, die von 2010 und 2011 stattfanden, wurden Impressionen gefilmt. Aus über zwanzig Stunden Filmmaterial wurde schliesslich eine 45 minütige Dokumentation. Deren Uraufführung fand am Donnerstag im vollbesetzten Kino Kunstmuseum in Bern statt.

«Wirf dein Wort und geh» will allen Beteiligten eine Stimme geben. So kommen im Film Passanten zu Wort, die erstaunlich viel Verständnis für Demonstrierende aufbringen. Andere nerven sich, weil der öffentliche Verkehr lahmgelegt wird. «Es gibt Dinge, die wichtiger sind als der normale Alltag», hält eine Anti-AKW-Aktivistin entgegen. Manchmal müssten den Menschen die Augen geöffnet werden, indem man sie aus dem strukturierten Alltag herausreisse.

Einen spannenden Einblick bietet der Dokfilm auch in die Polizei-Arbeit. So wird denn auch ein gängiges Vorurteil gegenüber der Kantonspolizei aus der Welt geschafft. Nämlich, dass die Polizei mit ihrer so genannten «3-D-Strategie» (Dialog, Deeskalation, Durchgreifen) bei Demos einzig daran interessiert sei, dass keine Schäden entstehen. Demonstrieren, respektive freie Meinungsäusserung, steht als Grundrecht in der Verfassung. Und dieses muss die Polizei insofern auch garantieren, als sie im öffentlichen Raum Platz dafür schafft. Während Polizei-Einsätzen kommt es denn auch immer wieder zu heiklen Entscheiden. Welche Freiheiten darf man den Demonstranten gewähren? Wann muss man einschreiten? «Es ist ein Geben und Nehmen», beschreibt ein Polizist. Um Gewaltausbrüche zu verhindern, sei vor allem eine gut funktionierende Kommunikation zwischen Demonstranten respektive den Demo-Organisatorien und der Polizei gefragt.

«Bundesplatz hat gewisse Würde»

Bisweilen hilft aber auch der beste Wille nicht. Es kommt zu Gewalt. Vor manchen Demos – meist bei nicht bewilligten Umzügen – zeichne sich das schon im Vornherein ab. Dann werde auch der Einsatz der Polizisten zur Tortur: «Das geht bis Angst», so ein Polizist zur Befindlichkeit im Einsatz. «Unter jeder Uniform steht schliesslich ein Mensch mit Gefühlen.»

Der Film zeigt aber bewusst nicht nur jene gewaltsamen Demonstrationen, die hernach jeweils in den Medien breit gewalzt werden. Auch viele bescheidenere Kundgebungen, bei welchen kleine Einwanderer-Gruppierungen auf die Ungerechtigkeiten in ihren Heimatländern aufmerksam machen, werden dokumentiert. Oft geben die Demonstranten dabei zu, dass ihre Bemühungen am Schluss wohl erfolglos seien. Sie demonstrierten aber nicht nur für die Sache, sondern auch für das gute Gefühl, etwas getan zu haben und eine Ungerechtigkeit nicht einfach schweigend hingenommen zu haben.

Der begehrteste Ort für Demos in Bern ist der Bundesplatz. Vor dem «Wohnzimmer der Mächtigen», wie eine Demonstrantin im Film das Bundeshaus nennt, wird man am meisten wahrgenommen. Die Stadt als Besitzerin macht bei der Vergabe jedoch Auflagen. «Der Bundesplatz hat eine gewisse Würde», so Hans-Rudolf Lüdi vom städtischen Polizeiinspektorat.

Politiker habens leichter

Deshalb lasse man Demos mit extremen Positionen nicht ins «Schaufenster der Schweiz». Eine Auflage ist auch, dass mindestens 1500 Leute teilnehmen, sonst geht die Demo und damit auch ihr Anliegen auf diesem riesigen Platz völlig unter.

Oft jedoch hat die Stadt Bern gar nicht das letzte Wort, so der Vertreter der Bewilligungsbehörde: «Wenn einflussreiche Kreise für eine Demo auf den Bundesplatz lobbyieren, bekommen sie ihn meist auch, obwohl wir ihn eigentlich nicht freigeben wollen».

«‹Wirf dein Wort und geh› – Demonstrationen in der Stadt Bern», Hugi/Kupferschmid/Laubscher, 47 Minuten, 2011. DVD für Fr. 15.– ab Dezember erhältlich; j.k@students.unibe.ch

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Stadt Bern: Umgang mit Demos bleibt ein ewiges Politikum

So, wie die Vielzahl von Demonstrationen zur Hauptstadt gehört, gehören auch Debatten zum Umgang mit Demonstrationen zu Bern. Kommt es zu Ausschreitungen bei einem Umzug, ist den Demonstranten die «Chropflärete» an der nächsten Stadtratssitzung gewiss. Erst vor zehn Tagen gerieten sich Jimy Hofer (parteilos) und Rolf Zbinden (PDA) in die Haare, weil sich Letzterer der unbewilligten Antikapitalismus-Demo anschloss. Ex-Bronco Hofer dagegen stellte sich demonstrativ vor den Umzug und wurde mit Pfefferspray attackiert (vgl. az LT vom letzten Samstag).

Auch nach dem «Familienfest» der SVP Schweiz im September wurde Bern als Demo-Hauptstadt Thema; einerseits beschäftigte die Frage, ob eine Million Sicherheitskosten verhältnismässig sind. Andererseits wurde die Polizeiarbeit kritisiert und durch eine externe Person begutachtet (vgl. gestrige Ausgabe).

Die heftigsten Demo-Debatten in jüngerer Zeit entbrannten nach den Ausschreitungen vom 6. Oktober 2007. Nachdem Militante aus dem ganzen Land den Umzug der SVP Schweiz durch die Innenstadt verhinderten und das Mobiliar auf dem Bundesplatz zerstörten, wurde die Volksinitiative «Keine gewalttätigen Demonstrationen!» lanciert.

2008 entschied der Stadtrat, «in der Regel» nur noch Platzkundgebungen zuzulassen. Zudem setzte er das Bussenmaximum auf 5000 Franken. Einen Entfernungsartikel – wie vom Gemeinderat vorgeschlagen – lehnte das Parlament hingegen ab.

2009 stützte der Regierungsstatthalter eine Beschwerde und lehnte die Einschränkung der Demonstrationsfreiheit als verfassungswidrig ab. Der Gemeinderat unterlag darauf auch vor Verwaltungsgericht; und gab schliesslich auf.

Kurz darauf lehnten die Stimmberechtigten die Initiative, die auch einen Entfernungsartikel vorsah, sehr knapp ab.

Dass ein Wegweisungsartikel im Demoreglement nicht vom Tisch ist, dafür will Jimy Hofer mit einem Vorstoss sorgen.

Indirekt sind Demos in Bern auch immer wieder Thema, wenn über das alternative Kulturzentrum Reitschule diskutiert respektive abgestimmt wird. Nach dem (ruhigen) Abstimmungskampf zur Initiative «Schliessung und Verkauf der Reitschule!» (2010) wird den Reitschülern heute vorgeworfen, sich nicht mehr genügend zurückzuhalten. (sat)

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20 Minuten 28.10.11

Schwermutslieder: The Bony King of Nowhere

BERN. Auch mit einer Machermentalität lassen sich herzerwärmende Folknummern über Liebe und traurige Mädchen schreiben. Das beweist am Sonntag The Bony King of Nowhere.

"Je mehr du nachdenkst, desto mehr vermasselst du es" - dieses Motto hat sich der Folk-Geheimtipp aus Belgien The Bony King of Nowhere für sein zweites Album "Eleonore" zu Herzen genommen. Am Sonntag stellt er es im Rössli der Reitschule erstmals dem Berner Publikum vor.

Getreu seinem Credo nahm Bram Vanparys mit seiner Band die Songs für "Eleonore" am Stück auf. Weil der Knochenkönig darüber hinaus gleichzeitig singt und Gitarre spielt, achtete er während der Aufnahmen auch weniger auf seine Stimme. "Ein falscher Ton ist nicht das Ende der Welt, solange sich die Songs lebendig anhören", erklärt der Belgier.

Und Vanparys Rezept scheint aufzugehen: Der Spiegel schreibt eine flammende Kritik und empfiehlt das Album. Die französische Presse vergleicht ihn mit dem exzentrischen Devendra Banhart. Das Aushängeschild der Freak-Folk-Bewegung soll angeblich sogar zu seinen Fans zählen. Viel Lob für einen 24-Jährigen, was aber angesichts von Vanparys Talent nicht weiter erstaunt.

Pedro Codes

So, 30.10., 20 Uhr, The Bony King of Nowhere, Rössli, Reitschule.

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Das Programm

Noch bevor The Bony King of Nowhere am Sonntag auftritt, feiert die Reitschule Geburtstag. Angesagt ist eine Shitkatapult-Nacht mit einem DJ-Set von T.Raumschmiere im Dachstock. Sekundiert wird der Deutsche von Labelkollege Sid LeRock. Musik, Theater und Tanz gibt es auch im Sous Le Pont, in der grossen Reithalle, im Frauenraum und im Tojo.

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kulturagenda.be 27.10.11

Zwei Tage wach

Dieses Jahr begeht die Reitschule ihren 24. Geburtstag. Das alternative Kulturzentrum, das mehreren Räumungs- und Schliessungsversuchen standgehalten hat, feiert während zweier Tage.

Allen Vorwürfen zum Trotz, es sei Stadtbildverschandelung, Drogenumschlagplatz und linksautonomer Gewaltherd, steht das autonome Kulturzentrum am Berner Bollwerk immer noch und wurde inzwischen fünf Mal an der Urne bestätigt. Seit 24 Jahren wird die Reithalle nun als Konzert- und Veranstaltungsort rege genutzt. Um dies gebührend zu feiern, veranstalten die Reitschüler auch dieses Jahr ein Reitschulfest. Das Programm ist beispielhaft für das reichhaltige Angebot des legendären Ortes und reicht vom Musik- und Robotertheater "Six Freaks Under" des Künstlerduos RozzoBianca über das Konzert der britischen Indie-Punk-Band The Victorian English Gentlemans Club im Sous le Pont bis hin zu einer öffentlichen Führung durch das Areal.

Der Naturbursche des Techno

Auf Unterhaltung mit elektronischer Tanzmusik setzt hingegen der Dachstock: Mit Dominik Eulberg wird der Naturbursche unter den deutschen Techno-DJs an die Plattenteller geholt. Der studierte Biologe verbindet seine Faszination für die Wunder der Natur mit seiner Liebe zur Techno-Musik. So verarbeitet er seit seinem ersten Release, "Der Hecht im Karpfenteich", etwa Samples von Tierrufen oder sonstigen Naturgeräuschen. Oder er widmet, wie bei seinem neusten Streich, "Diorama", auch mal ein ganzes Album der Natur: Zusammen mit dem deutschen Naturschutzbund hat Eulberg elf fantastische Naturwunder seiner Heimat gesucht und vertont. Das Ergebnis sind elf Tracks, jeder eigens für eines dieser Wunder komponiert. So ist das Stück "Die drei Millionen Musketiere" etwa den Ameisen gewidmet, die bekanntlich ein Vielfaches ihres eigenen Körpergewichtes stemmen können.

Der Pionier des Techno und sein Zögling

Eulbergs warme, verspielte und vielseitige Stücke sind eine angenehme Abwechslung zu den eher minimal gehaltenen Technotönen der letzten Jahre. Dies haben sowohl Technofans wie auch Musikkritiker anerkannt: 2007 erhielt der DJ den Preis der deutschen Schallplattenkritik für sein zweites Album, "Heimische Gefilde". Diese Auszeichnung trug zur genreübergreifenden Akzeptanz von Techno bei.
Neben Dominik Eulberg wird auch der DJ und Produzent Riley Reinhold im Dachstock an den Reglern stehen. Zusammen mit seiner Frau Jacqueline hat Reinhold 1998 das Label Traumschallplatten gegründet und gilt als einer der Pioniere der deutschen Technoszene. Zugleich ist er der musikalische Ziehvater von Dominik Eulberg. Traumschallplatten ist denn auch die Mutterfirma der drei Labels Trapez, MBF und Traum, auf welchem Eulberg veröffentlichte. Ebenfalls zur Traum-Familie gehören Extrawelt, Minilogue, Nathan Fake oder Super Flu.

Sabine von Rütte
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Reitschule, Bern. Fr., 28., und Sa., 29.10.
www.reitschule.ch

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Programm

Ein ganz spezieller Leckerbissen am Reitschulfest ist das Musik- und Robotertheater " Six Freaks Under": Die Sängerin Roswitha befördert ihre Verehrer reihenweise ins Jenseits. Dort fristen sie dann ein Dasein als roboterartige Wesen.
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Grosse Halle in der Reitschule, Bern
Fr., 28., und Sa., 29.10., 21 Uhr

Im Frauenraum tritt die Ein-Frau-Band Heidi Mortenson auf. Die Dänin spielt ihre Songs auf vielen verschiedenen Instrumenten und elektronischen Geräten.
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Frauenraum in der Reitschule, Bern
Fr., 28.10., 22 Uhr

Dominik Eulberg, Riley Reinhold und Brian Python legen an der Traumschallplattennacht Techno und Minimal auf.
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Dachstock in der Reitschule, Bern
Fr., 28.10., 22 Uhr

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kulturstattbern.derbund.ch 27.10.11

Ein Abfallkübel sein

Von Roland Fischer am Donnerstag, den 27. Oktober 2011, um 05:00 Uhr

Gestern bei Storm und Störmer im Kairo gabs reihenweise seltsame Tipps und Anweisungen zum guten Leben - schlechte Sachbücher waren auf dem Programm, und da sind die Skurrilitäten selbstverständlich Legion. Ein Beispiel nur aus der Fiat-Lux-Fibel "Der Weg", einem Buch voller Maximen für ein gottfürchtiges Leben: "Lebe demütig und sei dir immer bewusst: Du bist ein Abfallkübel." (frei zitiert, aber der Abfallkübel stimmt).

Dann weiter in den Dachstock, wo der Spoken-Word-Hohepriester Saul Williams seine ganz eigene musikalische Predigt zum Besten gab. Zum Abfallkübel hatte Williams auch was zu sagen: "And I feel bad, I feel bad, I feel conquered, I feel sad" sang er (aus "Triumph" vom neuen Album "Volcanic Sunlight"), aber nicht in Büsserpose, sondern als regelrechte Party-Hookline, als Mitsingrefrain, dass es eine Freude war.

Überhaupt, es war ein Bastard von einem Konzert, da wurde immer wieder in Seelengründen gewühlt, um im nächsten Moment die Oberflächlichkeit des Pop glitzern zu lassen. Auch die Band war launig zusammengestellt, eine gute alte Schlagzeuger-Saiten-Flanke und auf der anderen Seite zwei Männer an allerlei elektronischen Gerätschaften, die locker ein weites Soundspektrum von brachialem Industrial bis lustigem Disco-Funk abzudecken vermochten.

Im besten Fall entwickelte das eine ungeheure perkussive Wucht, die von Williams Sprechgesang nur noch mehr angetrieben wurde. Manchmal aber war es auch ein wenig allzu breitgetretener Lärm - von Bombast bis Morast war da alles vertreten. Getragen wurde alles von Williams vielgestaltiger Stimme, die die letzte Zugabe dann noch solo gab, mit einer rhythmisch-eindringlichen Geschichte, die wieder beides in einem war, Feier und Anklage, Tiefschlag und Hochgefühl.

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Bund 27.10.11

Die Schnauzprinzessin

Und Gott gab ihr den Schnauz

Eine Parabel mit bärtigem Pop-Sternchen: Erst kürzlich noch in Wien und Budapest, gastiert die "Schnauzprinzessin" dieses Wochenende am Reitschulfest.

Hanna Jordi

Auf dem vorläufigen Höhepunkt ihres Erfolgs tingelt das Pop-Sternchen Tiffany Tears durch die Talkshows und gibt Plattitüden von sich: "Du kannst alles erreichen, wenn du nur an dich glaubst und niemals deine Träume aufgibst!" Vorerst behält sie recht, sie reist von Auftritt zu Auftritt, wird umschwärmt und besetzt Schlagzeilen mit der Frage, ob ihre Brüste denn nun operiert seien oder nicht. Und obwohl sie alles hat, was das "glücklichste Mädchen der Welt" ihrer Ansicht nach haben muss, macht sich da ein Gefühl der Leere bemerkbar. War das jetzt alles? Oder hält der Pop-Zirkus am Ende noch eine Überraschung für sie bereit?

"Don’t shave it"

Das tut er tatsächlich: Die Filmemacherin, Musikerin und Performancekünstlerin Jackie Brutsche lässt in ihrem Stück "Die Schnauzprinzessin" kein Klischee aus, wenn sie den Aufstieg und Fall einer amerikanischen Pop-Ikone nachzeichnet. Allerdings als Antithese: Während sich Britney Spears den Kopf rasiert, um das innere Vakuum zu füllen und dadurch ihren Abstieg als Ikone einleitet, kommt der Wendepunkt in Tiffany Tears’ Karriere ungleich haariger daher: Eine Bestellung bei Gott läuft schief, und ihr wächst ein beeindruckender Schnauzer, zuerst nur klein und dandyhaft, dann in bester ZZ-Top-Manier. Und Tiffany Tears, die ihre Karriere schon beendet glaubt, stellt fest: Noch nie war sie so sehr eine Marke wie mit Schnauz, der Schnauz lupft sie in den Pop-Olymp, wo sie eine Haarspray-Linie für Bärte lanciert und einen Hit landet mit dem Song "Don’t Shave It".

Eine Frau, ein Kleinlaster

Die Parodie der Wahlbernerin auf die glatt rasierte Scheinwelt der Populärkultur, in der Lebensträume massentauglich aufbereitet und in Talentshows öffentlich zerstört werden, ist eine One-Woman-Show. Brutsche gibt die wortgewaltige Erzählerin und die piepsstimmige Tiffany Tears abwechselnd selbst. Für die Rollen des Stylisten, des Psychiaters, des Freunds oder gar von Gott stehen Büsten, die in die Kulisse eingelassen sind. Der rasche Wechsel der Stimmen und Stimmungen im Stück greift auf die Wahl des Mediums über: Brutsche nimmt auch mal die Gitarre zur Hand, um das Popmärchen mit Rock ’n’ Roll zu versetzen.

Die "Schnauzprinzessin" ist Konzert, Performance und Theater in einem, ein Tingeltangelvariété, das kurzerhand in einen Kleinlaster gepackt und bei Bedarf ausgefahren werden kann. Anfang Monat noch trat die Schnauzprinzessin im Fluc-Club in Wien auf, kurz danach an einem Tanzfestival in Budapest. Die Gefahr, mit ihrer Kulturkritik allzu moralisierend zu wirken, weiss Brutsche mit einem geschickten Kunstgriff zu umgehen: Ihre Protagonistin ist ganz und gar kein harmloses Dummchen, höchstens ein bisschen naiv, darin aber sehr liebenswert. Und so bangt der Zuschauer mit, als der Fernsehkommentator nach dem plötzlichen Verschwinden der Schnauzprinzessin fragt: "Wurde sie gekidnappt? Ist sie tot? Und hat sie ihren Schnauz noch?"

Tojo-Theater Freitag, 28., und Samstag, 29. Oktober, jeweils 21.30 Uhr.

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Reitschulfest Feiern an allen Fronten

17 Programmpunkte, 6 Veranstaltungsorte - und das verpackt in nur zwei Tage. Die Reitschule beweist am traditionellen Reitschulfest, was ein Kulturzentrum zu bieten hat: nämlich viel Musik, Kino und Schauspiel. Damit die Auswahl nicht allzu schwer fällt, hier zwei Tourvorschläge:

Freitag, 28. Oktober: 18.00 Uhr, Führung durch die Reitschule. Treffpunkt beim grossen Tor. 21.00 Uhr, Six Freaks Under, Theaterspektakel mit musizierenden Robotern in der Grossen Halle. 22.00 Uhr, Traumschallplattennacht mit dem ravenden Ornithologen Dominik Eulberg, Minimal-DJ Riley Reinold und Festmacher Brian Python im Dachstock. Alternativ: Dub und Breakbeats mit Bit-Tuner, Meienberg und Rotkeller im Sous le Pont.Samstag, 29. Oktober: 19.00 Uhr, Toröffnung und kulinarische Einstimmung im Restaurant Sous le Pont. 21.00 Uhr, Dok-Film über die alternative Szene Berns mit Andreas Bergers "Zaffaraya 3.0". 22.00 Uhr, sphärischer Elektropunk mit T. Raumschmiere im Dachstock, unterstützt von DJ Set & Sid LeRock. Oder: Indierock im Frauenraum mit El Cassette und Les Becasses. 5.00 Uhr, zum Abschluss Katerfrühstück mit Überraschungsauftritt im Sous le Pont.

Ausführliches Programm: www.reitschule.ch

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BZ 27.10.11

Musical

Diven & Roboter

Roswita ist eine skrupellose Diva, die ihr ganzes Umfeld eliminiert. Während die Opfer als Roboterband in der Unterwelt zusehends in Schwung kommen, nimmt Roswitas Leben einen tragischen Verlauf. "Six Freaks Under" ist ein elektromechanisches Musical mit schwarzem Humor. Die singenden, lebensgrossen Roboter spielen in ihrer ganz eigenen Liga.pd

Vorstellungen: 27. bis 29. 10., 20.30 Uhr (Donnerstag) /21 Uhr (Freitag/Samstag), Grosse Halle der Reitschule, Bern.

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Langenthaler Tagblatt 27.10.11

Reitschule startet Petition "Bleib wie du bist"

Die stadträtliche Kommission Soziales, Bildung und Kultur (SBK) will den Leistungsvertrag mit der Berner Reitschule nur für eines statt für vier Jahre abschliessen. Vor Abschluss der Subventionsverträge gelte es, offene Sicherheitsfragen zu klären. Nun reagiert das alternative Kulturzentrum und lanciert im Internet die Petition "Reitschule: Bleib wie du bist!" gegen den "Pseudo-Vorschlag" der SBK-Kommission. Erst letztes Jahr hätten 68 Prozent der Stadtberner Ja gesagt zur Reitschule. (mgt/sat)

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kulturstattbern.derbund.ch 26.10.11

Lustiger Dienstag 55

Von Gisela Feuz am Mittwoch, den 26. Oktober 2011, um 11:45 Uhr

Gestern Abend startete im Tojo der LuDi (der Lustige Dienstag) mit der 55. Ausgabe bereits in die 9. Saison. "Nächschts Mau mues me däich scho zwe Stung vorhär cho", grummelte am Eingang ein Herr, der gerade noch eine Eintrittskarte hatte ergattern können. Tatsächlich erfreut sich der LuDi enormer Beliebtheit und da aus Prinzip kein Vorverkauf stattfindet, bildet sich oft bereits eine Stunde vor Beginn eine lange Schlange quer über den Hof der Reitschule.

Weshalb der LuDi so beliebt ist, wurde drinnen schnell einmal klar. Die Herren der Stammbesetzung (Robert Stofer, Markus Schrag und Thomas Laube), gestern verstärkt durch die fabelhalfte Martina Kunz, gaben in mehreren Akten einen höchst vergnüglichen und ordentlich absurden Banküberfall-Schwank zum Besten, wobei sie auch vor derbem Schenkelklopfer-Humor nicht zurückschreckten, wie es sich für dieses Genre ja auch gehören.

Zwischen den Akten gab es jeweils unterschiedliche Gast-Nummern zu bestaunen. Diese Gäste liessen sich gestern über philippinische Verwandte aus, lasen Gedanken, reisten aus der Zukunft an (und verrieten, dass YB auch die nächsten 150 Jahre nicht Meister werden wird) und entführten das Publikum durch wunderbare Ring- und Kristallkugel-Nummern kurz in die Welt des Zirkus’.

Der Ausgang des Banküberfall-Schwanks wurde dann vom Publikum bestimmt, welches aus den besten Publikumsvorschlägen auswählen durfte. Ich muss gestehen, dass ich nicht mehr weiss, wie die Geschichte genau ausgegangen ist. Das ist aber auch nicht wichtig. Viel wichtiger ist, wie diese Geschichte zu Ende gespielt wurde. Genüsslich, abenteuerlich und tollkühn wurde da improvisiert, wobei die Herren sich auch gerne mal über ihre eigene Rolle ausliessen ("Wärum mues eigentlich immer ig z’Oberarschloch spile?") und sich das Grinsen ab den eigenen Unsinnigkeiten manchmal selber kaum verkneifen konnten.

Erstklassige Unterhaltung war das und so gab es denn am Ende des Abends weit und breit nur lachende Gesichter zu sehen. Und wahrscheinlich dürfte der Eine oder die Andere auf dem Heimweg "We eine tannegi Hose het" vor sich hingesummt haben.

Die nächste LuDi-Ausgabe wird am 29. November im Tojo der Reitschule aufgeführt. Seien Sie frühzeitig dort!

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BZ 26.10.11

Die Flamenco-Tänzerin, die zu Boden geht

Tojo-Theater · Im Stück "La …(f)" der Berner Tänzerin Cristina Teuscher vermengen sich Flamenco und Neue Musik zu einem interdisziplinären Tanzprojekt. Heute Mittwoch ist Premiere im Tojo-Theater der Reitschule.

"Eigentlich ist es ein Stück über die Abwesenheit des Flamencos", sagt die Berner Tänzerin Cristina Teuscher (46). Für das interdisziplinäre Tanzprojekt "La… (f)", das heute Mittwoch im Berner Tojo-Theater Premiere feiert, hat sich Teuscher nämlich kein traditionelles Flamencoliedgut ausgesucht. Es ist Neue Musik - Kompositionen aus dem 20. Jahrhundert -, die das Stück begleitet. "Ich habe nach Werken gesucht, die mich in irgendeiner Weise an Flamenco erinnern, auch wenn sie nicht aus dieser Musiksparte stammen", erklärt Teuscher ihre Vorgehensweise. Zum Beispiel Fragmente aus dem Werk "Fantasie sur les rythmes Flamenco" des Schweizer Komponisten Frank Martin.

Flamenco, Tanz, Klavier

Für "La… (f)" hat sich Teuscher mit der Sängerin Judith Lüpold und der Pianistin Karin Jampen zusammengetan. Die Künstlerinnen bewegen sich an den Grenzen ihrer Sparten. So vermischen sich die Sprache des Flamencos mit Tanztheater, Gesang und Klavierklang Das Instrument steht ohne Abdeckung auf der Bühne. Die Pianistin spielt nicht nur mit den Tasten; sie zupft an den freiliegenden Saiten oder nutzt das Klavier als Schlaginstrument.

Teuscher verpackt Flamenco nicht zum ersten Mal in ein zeitgenössisches Projekt. 2003 erhielt sie ein Stipendium der Stadt Bern und kreierte in New York das Stück "Babel-flamenco meets electronic music". "Traditionalisten haben wohl nicht immer Freude an mir", sagt Teuscher mit einem Lachen. Einer Flamencotänzerin ist die aufrechte, stolze Haltung eigen. In ihrer Umsetzung bricht Teuscher mit dieser Tradition und wirft sich auch mal zu Boden - was ein Flamencotänzer niemals machen würde, erklärt sie.

Gespielte Zeitfragmente

Das verbindende Element des Stücks ist neben dem Flamenco die Zeit. Das Gestern, das Heute und das Morgen werden in Bildern und Kompositionen dargestellt. In Brockenhäusern etwa hat Teuscher alte Postkarten gefunden. Sie werden vorgelesen von Menschen, die sie auf der Strasse angesprochen hat. Abgespielt wird das Ganze von alten Kassettenrekordern. Eine lange Schleppe, die einem überdimensionalen Überbleibsel eines Flamencorocks gleicht, zieht sich als Lebensfaden durch das Stück.

So vieldeutig die Elemente im Stück sind, so vieldeutig ist der Name. "La" steht für den weiblichen Artikel. "Die drei Punkte erinnern an die Punkte auf dem Kleid der Flamencotänzerin", so Teuscher. Und "(f)" meint, was im Wörterbuch hinter weiblichen Substantiven steht. "(f)" kann für vieles stehen, für Flamenco oder Frau etwa. Im Stück sind es neben dem Rhythmus drei Frauenfiguren, die die Zeit einteilen, dehnen oder verkürzen.

"Flamenco ist Kommunikation, eine Sprache", sagt Teuscher, die Jahr für Jahr nach Andalusien reist, an den Geburtsort des Flamencos. Um die Sprache auf der Bühne wirkungsvoller inszenieren zu können, hat sie sich neben dem Flamenco intensiv dem Bereich der Musiktheaterregie gewidmet. Für das Stück holte sie zusätzlich Spezialisten wie einen Choreografen oder eine Dramaturgin an Bord. Annina Hasler Premiere "La… (f)": Heute Mi, 26. Okt., 20.30 Uhr, Tojo Reitschule. Weitere Vorstellungen: Do, 27. Okt., 20.30 Uhr. Res.: flamenco@datacomm.ch. Do, 3. Nov., 20.15 Uhr, Kleintheater Alte Oele, Thun.

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Bund 26.10.11

Kommission unzufrieden mit Reitschul-Vertrag

Die zuständige Stadtratskommission will den Reitschul-Kredit nur für ein Jahr bewilligen - statt für vier. Die Betreiber kritisieren dies als "Schikane".

Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich die Betreiber der Reitschule und der Gemeinderat kürzlich auf einen neuen Leistungsvertrag. Zuvor hatte der Stadtrat letzten Frühling den Kulturkredit für die Reitschule an den Gemeinderat zurückgewiesen - weil er mit der Sicherheit im und um das Kulturzentrum unzufrieden war.

Die Mehrheit der stadträtlichen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) ist jedoch mit den ausgehandelten Punkten zur Sicherheit im Leistungsvertrag nach wie vor unzufrieden. Sie beantragt deshalb dem Stadtrat, den Kredit für die Reitschule nur für das Jahr 2012 zu bewilligen, wie sie gestern mitteilte. Statt 1,52 Millionen Franken für vier Jahre, würde die Reitschule damit bloss 380 000 Franken für 2012 erhalten.

Für die Mehrheit der Kommission bestehen im Vertrag "hinsichtlich des Sicherheitsdienstes und des Sicherheitskonzepts für den Vorplatz sowie der Zusammenarbeit mit der Polizei nach wie vor Defizite". Die Kommissionsminderheit sah dies anders und wollte dem Vier-Jahres-Kredit zustimmen.

Petition für Reitschule

Die Mediengruppe der Reitschule nahm den Kommissionsantrag mit Unmut zur Kenntnis. "Die Kommissionsmehrheit versucht aus fragwürdigen Beweggründen die Reitschule zu schikanieren, sabotieren und in ihrem Bestehen zu untergraben", schrieb sie. Die Betreiber kündeten an, dass sie eine Petition mit dem Titel "Reitschule: Bleib wie du bist!" lancieren wollen. (st)

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BZ 26.10.11

Druck auf die Reitschule bleibt bestehen: Stadtrat soll nur für 2012 Geld sprechen

Stadt BernDie Reitschule muss noch besser mit den Behörden zusammenarbeiten. Dies findet die stadträtliche Kommission. Sie will den Kulturbetrieb vorerst nur für ein weiteres Jahr finanzieren.

Das Kulturzentrum Reitschule und die Berner Stadtverwaltung tun sich schwer im Erfüllen der stadträtlichen Forderungen. Eine Zusicherung, dass bei Demonstrationen das Haupttor geschlossen bleibt, fehlt auch im nachgebesserten, vom Gemeinderat genehmigten Leistungsvertrag. Zwar existiert nun ein interner Sicherheitsdienst. Was dieser tut, ist aber in keinem verbindlichen Sicherheitskonzept aufgeschrieben. Den Namen des verlangten Sicherheitsbeauftragten erfuhr die Stadt nur auf Umwegen.

Nur für ein Jahr Geld

"Das ist uns zu wenig", zieht darum Martin Schneider (BDP) Bilanz. Er präsidiert die zuständige Stadtratskommission. Deshalb soll der Druck auf die Verhandlungspartner, nachdem der Stadtrat den Vertrag schon einmal zurückwiesen hat, erhalten bleiben. Die Kommission schlägt dem Stadtrat laut einer Mitteilung vor, den Kredit für die Subventionsperiode bis 2015 aufzuteilen und nur ein Viertel des Betrags zu sprechen, also 380 000 Franken für das Jahr 2012. Weil die Fraktionen GFL/EVP, GLP und BDP/CVP dies unterstützen, ist dieser Vorschlag wohl mehrheitsfähig. Der Stadtrat wird Mitte November über den revidierten Leistungsvertrag befinden. Nur die links-grüne Minderheit der Kommission erachtet ihn als "gute Basis für die weitere Zusammenarbeit".

"Wir erwarten keine wortwörtliche Umsetzung der überwiesenen GFL-Motion", erläutert Fraktionspräsident Peter Künzler. Aber das derzeitige Verhandlungsergebnis sei nicht befriedigend. Den Vorwurf richten Künzler und Schneider an beide Seiten. Letzterer kritisiert: "Wir werden von der Stadt nach wie vor ungenügend informiert." Dem Verein Ikur, der Betreiberin der Reitschule, wirft er mangelnde Kooperation vor, insbesondere mit der Polizei: "Solange es in den Reihen der Ikur Leute gibt, die eine uniformfreie Zone wollen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden kaum möglich", hält Schneider fest.

Motto "Friss oder stirb"

Als "Gezwänge" bezeichnet dies die Junge Alternative. Der Entscheid sei "unsinnig". Die Kommissionsmehrheit verhalte sich nach dem Motto "Friss oder stirb". Sie nehme sich "die Frechheit heraus, zu bestimmen, wer und was die Reitschule ist". Etwas moderater äussert sich das Kulturzentrum Reitschule. In ihrer Mitteilung bezeichnet es die Befristung des Leistungsvertrags als "Pseudolösungsvorschlag" und erinnert daran, dass sich erst vor einem Jahr 68 Prozent der Stimmbevölkerung hinter die Reitschule gestellt haben. Als Antwort startet sie erst einmal eine Petition unter dem Titel "Reitschule: Bleib, wie du bist!".

Künzler von der GFL beschwichtigt: "Wir wollen der Reitschule kein Bein stellen, mittelfristig erweisen wir ihr gar einen Dienst." Er sei ja selber Vater von Kindern, welche die Reitschule nutzten. Der Kulturbetrieb sei unbestritten, das Problem sei der Umgang mit einer militanten Minderheit, die in der Reitschule verkehre. Im Klartext: Es geht um Angriffe auf Polizeiautos und um gewaltbereite Demonstranten, die in der Reitschule Unterschlupf finden.

"Wir erwarten von den Verhandlungsdelegationen Fortschritte", sagt Schneider. Für GLP-Fraktionspräsident Michael Köpfli ist diese Strategie völlig legitim. Der Leistungsvertrag sei die einzige Handhabe des Parlaments, damit Verbesserungen erreicht werden können. In einem Jahr könne man dann weitersehen.

Christoph Aebischer

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BZ 26.10.11

Reitschule: SBK will Kürzung

BERN. Die stadträtliche Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) hat sich gestern mit der Reitschule befasst. Eine Mehrheit findet, dass auch der neue Leistungsvertrag in Sachen Sicherheit und Kooperation mit der Polizei nicht den Vorgaben entspreche. Deshalb schlägt die Kommission dem Parlament vor, den Vertrag nur für 2012 abzuschliessen und einen Kredit von nur 380 000 Franken zu bewilligen. Vorgesehen waren 1,52 Millionen Franken für die Jahre 2012 bis 2015.

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derbund.ch 25.10.11

Reitschule: Subventionen nur für ein Jahr?

sda / cls

Der Subventionskredit für die Reitschule könnte nur für ein Jahr gewährt werden. Die Reitschule sieht sich schikaniert und lanciert die Petition "Reitschule: Bleib wie du bist!"

Eine Mehrheit der stadträtlichen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) will der Reitschule in Bern vorerst nur für das Jahr 2012 einen Beitrag sprechen. Der zur Debatte stehende Leistungsvertrag sieht indes einen Kredit für die Jahre 2012 bis 2015 vor.

Eine Mehrheit der SBK sei der Auffassung, dass auch der neu verhandelte Leistungsvertrag mit der Reitschule nicht den stadträtlichen Vorgaben entspreche, heisst es in einer Mitteilung der SBK vom Dienstag.

Defizite beim Sicherheitsdienst

Demnach konnte zwar eine Lösung für das Problem mit der Torschliessung gefunden werden. Defizite bestehen aber laut der Mehrheit der SBK nach wie vor beim Sicherheitsdienst, dem Sicherheitskonzept für den Vorplatz und der Zusammenarbeit mit der Polizei.

Die Kommissionsmehrheit habe deshalb beschlossen, dem Stadtrat zu beantragen, den Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) nur für 2012 abzuschliessen und einen anteilsmässigen Kredit von 380'000 Franken zu bewilligen. Insgesamt sah der Vertrag ursprünglich einen städtischen Beitrag von 1,52 Millionen Franken über die Jahre 2012 bis 2015 vor.

Es gehe also nicht darum, das Geld zu streichen, wie Kommissionspräsident Martin Schneider (BDP) auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte. Eine Mehrheit sei jedoch der Auffassung, dass die Vorgaben an die Sicherheit zu erfüllen seien, bevor weitere Beiträge gesprochen würden.

Kultur in Bedrängnis

Die Junge Alternative reagierte in einer Mitteilung empört über diesen Entscheid. Die Kommissionsmehrheit wolle so bestimmen, wer oder was die Reitschule sein soll. Beim Paul-Klee-Zentrum habe der Stadtrat und die Kommission 2 Millionen Franken gesprochen, "ohne mit der Wimper zu zucken", und der Reitschule verwehre man 400'000 Franken, was Kulturschaffende in Bedrängnis bringe.

Die Reitschule sieht sich mit diesem Entscheid schikaniert. Grundsätzlich erarbeite die Reitschule ein riesiges Kulturprogramm, zum grossen Teil ehrenamtlich, das geschätzt werde. Rund 68 Prozent der Bevölkerung habe sich im September letzten Jahres für die Reitschule ausgesprochen. Um dem Stadtrat diese breite Unterstützung zu zeigen, lanciert die Reitschule die Petition "Reitschule: Bleib wie du bist!".

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bernerzeitung.ch 25.10.11

Reitschule: Diskussion um Subventionen

cls

Die vorberatende Stadtratskommission für Soziales, Bildung und Kultur hat am Montag beschlossen, den Subventionskredit für die Reitschule nur für ein Jahr zu gewähren. Die Reitschule sieht sich schikaniert und lanciert die Petition "Reitschule: bleib wie du bist!"

Die stadträtliche Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) befasste am Montag mit dem überarbeiteten Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) befasst. Der Vertrag sieht einen städtischen Beitrag an die IKuR von 1,52 Millionen Franken für die Jahre 2012-2015 vor.

Motion vollumfänglich integrieren

Diese Vorlage war am 3. März vom Stadtrat zurückgewiesen worden mit der Auflage, die Forderungen der Motion Mozsa vollumfänglich in den Vertrag zu integrieren. Diese Motion forderte einen permanenten, internen Sicherheitsdienst in der Reitschule, ein Sicherheitskonzepts für den Vorplatz und die Möglichkeit zur Torschliessung bei Demonstrationen.

Eine Mehrheit der SBK ist der Auffassung, dass auch der neu verhandelte Leistungsvertrag mit der IKuR nicht den stadträtlichen Vorgaben entspreche, heisst es auf der Homepage der Stadt. Es konnte zwar eine Lösung für das Problem der Torschliessung gefunden werden, hinsichtlich des Sicherheitsdienstes und des Sicherheitskonzepts für den Vorplatz sowie der Zusammenarbeit mit der Polizei bestehen aber nach wie vor Defizite.

380'000 Franken

Die Kommissionsmehrheit hat deshalb beschlossen, dem Stadtrat zu beantragen, den Leistungsvertrag mit der IKuR lediglich für das Jahr 2012 abzuschliessen und einen Kredit von 380'000 Franken zu bewilligen.

Eine Minderheit der SBK ist dagegen überzeugt, dass der ergänzte Leistungsvertrag eine gute Basis für die weitere Zusammenarbeit darstelle und die Reitschule als alternativer Kultur- und Begegnungsraum in der jetzigen Form erhalten bleiben soll. Sie votiert deshalb dafür, den vom Gemeinderat beantragten Kredit von 1.52 Millionen Franken für die Jahre 2012-2015 zu bewilligen.

Kultur in Bedrängnis

Die Junge Alternative reagierte in einer Mitteilung empört über diesen Entscheid. Die Kommissionsmehrheit wolle so bestimmen, wer oder was die Reitschule sein soll. Beim Paul-Klee-Zentrum habe der Stadtrat und die Kommission 2 Millionen Franken gesprochen, "ohne mit der Wimper zu zucken", und der Reitschule verwehre man 400'000 Franken, was Kulturschaffende in Bedrängnis bringe.

Die Reitschule sieht sich mit diesem Entscheid schickaniert. Grundsätzlich erarbeite die Reitschule ein riesiges Kulturprogramm, zum grossen Teil ehrenamtlich, das geschätzt werde. Rund 68 Prozent der Bevölkerung habe sich im September letzten Jahres für die Reitschule ausgesprochen. Um dem Stadtrat diese breite Unterstützung zu zeigen, lanciert die Reitschule die Petition "Reitschule: bleib wie du bist!".

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reitschule.ch 25.10.11

Reitschule startet Petition "Reitschule: bleib wie du bist!"

Bern, 25. Oktober 2011

Sehr geehrte Medienschaffende

Die Reitschule Bern hat vom Pseudo-Lösungsvorschlag der SBK-Kommission, den Leistungsvertrag nur auf ein Jahr zu befristen, Kenntnis genommen. Im Gegensatz zur Bevölkerung, die im September letzten Jahres mit über 68 Prozent Ja zur Reitschule sagte, versucht die Kommissionsmehrheit aus fragwürdigen Beweggründen die Reitschule zu schikanieren, sabotieren und in ihrem Bestehen zu untergraben.

Grundsätzlich liegt es nicht im Interesse der Reitschule, ihre Ressourcen immer wieder in ständige Verhandlungen zu investieren - schliesslich erarbeitet die Reitschule, zum grossen Teil ehrenamtlich, ein riesiges Kulturprogramm, welches von der Stadtberner Bevölkerung geschätzt wird.

Wie es weiter gehen soll, falls sich der Stadtrat Mitte November nicht für einen regulären 4-Jahresvertrag, sondern für einen auf ein Jahr befristeten Leistungsvertrag oder gar gegen einen Vertrag entscheidet, wird die Reitschule zu gegebenem Zeitpunkt in ihren basisdemokratischen Strukturen besprechen.

Um dem Stadtrat einmal mehr vor Augen zu führen, dass ein grosser Teil der Bevölkerung hinter der Reitschule, wie sie leibt und lebt, steht, lanciert die Reitschule nun die Petition "Reitschule: bleib wie du bist!".
Link zur Petition: http://www.reitschule.ch/reitschule/petition/

Mit freundlichen Grüssen
Reitschule Bern
Mediengruppe

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bern.ch 25.10.11

Kommission für Soziales, Bildung
und Kultur (SBK)

Stadt Bern
Ratssekretariat des Stadtrats
Morellhaus, Postgasse 14
Postfach, 3000 Bern 8
Telefon 031 321 79 20 Fax 031 321 79 22
ratssekretariat@bern.ch
www.bern.ch

An die Berner Medien

Bern, 25. Oktober 2011

Medienmitteilung der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK)

SBK beantragt Kürzung des Kredits für die Reitschule

Die stadträtliche Kommission für Soziales, Bildung und Kultur hat in ihrer Sitzung vom 24. Oktober 2011 den überarbeiteten Leistungsvertrag mit dem Verein Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR) befasst. Der Vertrag sieht einen städtischen Beitrag an die IKuR von 1,52 Mio. Franken für die Jahre 2012-2015 vor. Die Vorlage war am 3. März 2011 vom Stadtrat zurückgewiesen worden mit der Auflage, die Forderungen der Motion Mozsa (permanenter interner Sicherheitsdienst in der Reitschule, Erstellung eines Sicherheitskonzepts für den Vorplatz, Möglichkeit zur Torschliessung bei Demonstrationen) vollumfänglich in den Vertrag zu integrieren.

Eine Mehrheit der SBK ist der Auffassung, dass auch der neu verhandelte Leistungsvertrag mit der IKuR nicht den stadträtlichen Vorgaben entspricht. Es konnte zwar eine Lösung für das Problem der Torschliessung gefunden werden, hinsichtlich des Sicherheitsdienstes und des Sicherheitskonzepts für den Vorplatz sowie der Zusammenarbeit mit der Polizei bestehen aber nach wie vor Defizite. Die Kommissionsmehrheit hat deshalb beschlossen, dem Stadtrat zu beantragen, den Leistungsvertrag mit der IKuR lediglich für das Jahr 2012 abzuschliessen und einen Kredit von 380'000 Franken zu bewilligen. Eine Minderheit der SBK ist dagegen überzeugt, dass der ergänzte Leistungsvertrag eine gute Basis für die weitere Zusammenarbeit darstellt und die Reitschule als alternativer Kultur- und Begegnungsraum in der jetzigen Form erhalten bleiben soll. Sie votiert deshalb dafür, den vom Gemeinderat beantragten Kredit von 1,52 Mio. Franken für die Jahre 2012-2015 zu bewilligen.

Für weitere Auskünfte stehen Ihnen Kommissionspräsident Martin Schneider (Tel.: 078 853 48 26) und Referentin Dannie Jost (Tel.: 079 360 17 71) gerne zur Verfügung.
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kulturstattbern.derbund.ch 24.10.11

Kulturbeutel 43/11

Von Ruth Kofmel am Montag, den 24. Oktober 2011, um 05:00 Uhr

(...)

Herr Gnos empfiehlt:
Tommigun aus Belgien im Donnerstags-Rössli. Das ist sanfter, schmerzender Indie-Rock mit einer Überstimme, die immer mal wieder an den grossen Bonnie Prince Billy erinnert. Der Drive der Pixies lernt hier die Melancholie eines Chris Isaaks und die keuchende Schwermütigkeit eines Nachtclub-Sängers kennen. Die Musik heilt gebrochene Herzen, in denen noch der Kater der letzten durchzechten Nacht steckt.

Herr Sartorius empfiehlt:
Saul Williams am Mittwoch im Dachstock und natürlich das Reitschulfest am Freitag und Samstag - mit der Traumschallplatten-Labelnacht und vielem vielem mehr.

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Tagesanzeiger 24.10.11

Die Drogen, der Porno und du

Das Theater "Nico's Love" in Luzern war überwältigend. 25 Stunden lang.

Von Christoph Fellmann, Luzern

Es war sehr spät, und die Party war gut. Die Leute tranken, knutschten und tanzten, die Schauspieler auch, und da die Crew immer noch filmte, war man sich nicht mehr sicher, ob die Leute jetzt nicht auch Schauspieler waren und umgekehrt. Vielleicht wäre man besser nüchtern geblieben, aber dann hätte man diese abgelegenen Zonen des Theater- und Filmhappenings womöglich gar nie erreicht, das sich im Luzerner Kleintheater vom Freitag auf Samstag während 25 Stunden abspielte. Und schliesslich erkundigte sich ja auch der Regisseur in der zuckenden Menge diskret nach Drogen - was einem am zweiten Abend, als er dann auf offener Bühne zusammenbrach, ein unangenehmes Insiderwissen war.

Es war ein verwirrendes, manipulatives, ein rasend komisches und brillantes Spiel, das die freie Theatergruppe Grenzgänger in "Nico's Love Instant Movie" zeigte. Man erlebte im Prinzip den Dreh einer Szene zum gleichnamigen Film, der spätestens 2015 in die Kinos kommen soll. (Das darf man glauben: Am Zürcher Filmfestival zeigte Regisseur Julian M. Grünthal eben "Mary & Johnny", gedreht mit Samuel Schwarz.) Am ersten Abend wurde gefilmt, am zweiten wurde die fertige Szene uraufgeführt. Also erlebte man Grünthal zunächst, wie er den Sponsoren dankte. Und wie er zur späten Stunde seinen nackten Körper gegen Geld anbot, weil der Beamer noch nicht finanziert sei.

Die Filmszene, die dann zum Schluss gezeigt wurde, war kaum der Rede wert. Ihr Inhalt spielte längst keine Rolle mehr, denn der war nur das innerste, leere Schächtelchen einer virtuos ineinandergeschachtelten Fiktion. "Nico's Love" ist ein Spiel mit den unausgesprochenen Abmachungen, unter denen sich Theaterleute und ihre Zuschauer treffen: Hier die Schausteller, die eine Geschichte vorlügen; da ein Publikum, das der Lüge glauben und daraus ein paar wahre Gefühle ableiten will. Dieser Pakt wird ständig unterlaufen: "Nico's Love" ist als reale Dreharbeit auf der Bühne und als sein eigenes Making-of. Als Produktepräsentation und gutes, altes Psychodrama. Am zweiten Abend offenbarte sich nämlich die "authentische" Geschichte des Regisseurs, dokumentiert in einer in der Nacht "per Zufall" mitgedrehten Szene auf dem Theaterklo.

Jetzt erfuhr man, warum der Dreh am Vortag immer mehr einem Softporno geglichen hatte. "Wir haben uns überlegt, was ihr sehen wollt", sagte Co-Regisseurin Hagar Admoni zum Publikum, nachdem die Sanität den Chef abtransportiert hatte. Aber dann sei ihnen klar geworden, "dass wir im Theater unsere eigenen Dämonen auspacken müssen". Und als man gerade darüber nachdachte, wie die Dämonen mit dem Softporno zusammenhingen, flog die Tür auf, und es gab Champagner für alle. Und am Ende dieses Theatertrips hat man zwar keine tolle Filmszene gesehen. Aber viel Verwirrendes gelernt über die Produktionsbedingungen von Einfühlung.

14. bis 17. Dezember: Tojo-Theater, Bern; im Juni 2012 in der Roten Fabrik, Zürich. www.nicoslove.com.