MEDIENSPIEGEL
31. OKTOBER - 06. NOVEMBER 2011
Sonntagszeitung 6.11.11
Unsere Besten
Schweizer Seifenopern
1. "Lüthi & Blanc"
Die Mutter aller Schweizer Soaps um die Schoggi-Dynastie
wird
gegenwärtig im Nachmittagsprogramm von SF 1 wiederholt: Morgen
Montag
kommt mit "Feuer und Asche" Folge 90 von 288.
2. "Spaceboard Galuga"
Keine Soap, aber eine Sci-Fi-Serie, inszeniert 1992 vom
Club 111 in der Berner Reithalle
- die Urzelle aller Genre-Persiflagen.
3. "Absolut Züri"
Soap um die Generation der Partygänger, die 2007/08
in verschiedenen Zürcher Theatern spielte - und im
Migros-Restaurant.
4. "Schnäu & dräckig"
Das "Absolut Züri"-Konzept funktioniert auch in
Bern: erfolgreiche Soap um den Studenten Urs, den es nach Berlin
verschlägt.
5. "Cüpliweg 10"
Vier Freundinnen erobern sich ein Haus (Foto) - mit
krimineller Fantasie. Theatersoap im Plaza-Klub, Zürich, Premiere
heute.
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20 Minuten 4.11.11
DJ-Royals Qbert und Muggs duellieren sich
BERN. Grosse Kunst im Dachstock:
Morgen zeigen der legendäre Qbert und DJ Muggs von Cypress Hill,
was an vier Turntables alles möglich ist.
"Einen Grösseren als DJ Qbert gibt es nicht im
Business", so lautet die
allgemeine Meinung in der Szene. Der "Jimi Hendrix" unter den DJs zeigt
mit Kollege Muggs am Samstag im Dachstock,
wo der DJ-Hammer hängt. Die Turntablisten duellieren sich auf vier
Plattenspielern mit Scratches, Cuts und Backspins um die Gunst des
Publikums.
Seit Anfang der 80er-Jahre perfektioniert
Scratch-König Qbert seine Skills. Nicht wenige der heute
gebräuchlichen
DJ-Techniken gehen auf sein Konto. Ausserdem gewann er etliche
Wettbewerbe, veröffentlichte 1998 das erste reine Scratch-Album
und
gründete vor zwei Jahren gar eine DJ-Universität.
Auch DJ Muggs, bekannt als musikalisches
Mastermind für die Kultrapper von Cypress Hill, hat sich seine
Sporen
als Plattenzauberer abverdient. Anders als Qbert fand dieser jedoch, er
habe die Zitrone ausgepresst, und widmete sich fortan dem Produzieren.
Als Support der zwei Koryphäen lässt der Dachstock die nicht minder
begabten Locals Kermit und Mo-B ran. PeC
Sa, 5.10., 22 Uhr, DJ Qbert vs. DJ Muggs, Dachstock
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Bund 4.11.11
"Life Under Construction"
Ein Billy-Regal im Gehirn
Der Bühnenbildner hat mächtig viel
zu tun: Keine Holzkonstruktion ist wirklich stabil, die Topfpflanze aus
Plastik steht nie am richtigen Ort und das Billy-Regal muss noch
montiert werden. Sowieso wird ständig umgebaut. Ein schwieriges
und
gefährliches Terrain für einen Schauspieler, der sich nach
seinem
Zusammenbruch auf einem Filmset plötzlich in seinem Gehirn
wiederfindet. Kein Regisseur mehr da, an dessen Anweisungen er sich
klammern kann um sich im besten Licht zu präsentieren, sich sicher
zu
fühlen und die Fassade des zufriedenen und glücklichen
Menschen
aufrechtzuerhalten.
Misstrauisch irrt er in diesem bedrohlichen
Raum voller fremder Klänge, seltsamer Figuren und verschobenen
Perspektiven umher. Seine weibliche Seite ist in der hintersten Ecke
versteckt, das materielle Denken hat einen prominenten Platz im
Vordergrund und das Stammhirn macht sich durch einen brachialen
Gesangsauftritt mit Elektrogitarre bemerkbar. Doch was ist Glück
und
Zufriedenheit überhaupt? Kann man diese Gefühlszustände
in Worte
fassen? Oder ist es einfach nur "uiuiui", wie es für ein geplantes
Buch
in einer Notiz im Zettelkasten steht? Hängt das Befinden von der
eigenen Persönlichkeit ab und lässt sich diese überhaupt
mittels eines
auch ans Publikum ausgeteilten Fragebogens ermitteln? Und wie steht es
mit der Behauptung, sich durch einen Schluck Whiskey ein Quäntchen
Menschlichkeit zu gönnen?Antworten auf solch fundamentale Fragen
des
Lebens sowie eine eigentliche Geschichte serviert die junge Theater-
und Kunstformation Best Practice (Andrea Brunner, Klaus Fromherz und
Dominique Müller) mit "Life Under Construction" nicht auf dem
Silbertablett. Vielmehr kann die interdisziplinäre Produktion als
ein
Elektro-Enzephalogramm verstanden werden, bei dem jedes vom Gehirn in
elektrische Impulse umgewandelte Geräusch, jedes Bild oder jede
Berührung aufgezeichnet wird. Als Ergebnis resultiert ein Bild mit
verschiedenen charakteristischen Wellen, welches durchaus nachhaltige
Auswirkungen haben kann.
Eveline Gfeller
Weitere Vorstellung am 5. November 2011 um 20.30 Uhr im Tojo-Theater, Bern.
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BZ 4.11.11
Neue Botschaft
"RAF - Reithalle Arme(e) Fiktion" steht auf dem Dach der
Reitschule.
Dazu ein Stern, der an das Symbol der Roten Armee Fraktion (RAF)
erinnert - der linksradikalen, bewaffneten Gruppierung, die bis 1998
bestand. Darunter steht ein Zitat des französischen
Schriftstellers
Marcel Proust: "Aber man liest die Zeitungen, wie man liebt - mit
verbundenen Augen. Man versucht, den Dingen nicht auf den Grund zu
gehen." Slogans auf dem
Reitschule-Dach
sorgten zuletzt für viel Aufregung. Vor dem SVP-Anlass am 10.
September stand hier "Welcome to Hell".wrs
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Bund 4.11.11
Reitschule
SVP will Polizisten mit Mehrwegbechern schützen.
Becher für den Vorplatzfrieden
Timo Kollbrunner
In zwei Wochen entscheidet der Stadtrat zum zweiten Mal
über den Leistungsvertrag mit der Reitschule.
Ein heisser Punkt: die Sicherheit auf dem Vorplatz.
SVP-Fraktionspräsident Roland Jakob reicht heute dazu eine Motion
ein.
Er fordert: "Mehrweggeschirr statt Flaschenwurf." Der Gemeinderat solle
dafür sorgen, "dass auf dem Vorplatz der Reitschule
keine Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen Ess- und
Trinkwaren ohne Mehrweggeschirr- und Abfallkonzept abgegeben werden".
Mehrweggeschirr ist in der Reitschule
allerdings längst etabliert: Auf die Flasche Bier wird ein Franken
Depot erhoben. Es sind Mehrwegflaschen. Nur: Sie sind aus Glas.
Ginge es nach Jakob, sollten Flaschen auf dem
Vorplatz ganz verboten werden. In einem zweiten Punkt verlangt er, dass
Getränke nur in Bechern abgegeben werden dürfen. "Ob ein
Betrunkener
einen leeren Becher gegen einen Polizisten wirft oder eine leere
Flasche, macht einen Unterschied", sagt er auf Anfrage. Das stimmt. Was
nicht ganz bedacht scheint: Lange nicht alles, was auf dem Vorplatz
konsumiert wird, wurde auch in der Reitschule
erstanden. Und wenn statt depotpflichtigen Bierflaschen depotfreie
Billigproseccobouteillen aus dem Discounter in Richtung
Ordnungshüter
fliegen, ist niemandem geholfen.
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svp-stadt-bern.ch 3.11.11
Dringliche Motion: Fraktion SVPplus, Roland Jakob 3.11.2011
Mehrweggeschirr statt Flaschenwurf und Müllberge!
Auch die IKUR %u2013 Reitschule braucht ein Mehrweggeschirr- und
Abfallkonzept!
Die Stadt Bern und der Gemeinderat haben sich wiederholt für
die
Idee des Mehrweggeschirr- und ein Abfallkonzept bei Grossanlässen,
Openair - Festivals Musik-, Tanz- und vielen anderen Veranstaltungen
stark gemacht. Vielen Vereine und Institutionen (SCB, YB, Berner
Fassnacht, Bümplizerchilbi, Zibelemärit) um nur einige zu
nennen, haben
seit langem ein Mehrweggeschirr und Abfallkonzept an ihren Events oder
Veranstaltungen. Weshalb soll da die Reitschule mit ihren vielen
Aktivitäten rund um die Reitschule eine Ausnahme bilden?
Aus diesem Grund Verlangen wir vom Gemeinderat,
1. dass er dafür besorgt ist, dass auf dem Vorplatz der
Reitschule,
keine Veranstaltungen durchgeführt werden, bei denen Ess- und
Trinkwahren ohne Mehrweggeschirr- und Abfallkonzept abgegeben werden.
2. dass Getränke nur in Bechern (Mehrweggeschirr) auf dem
Vorplatz der Reitschule abgegeben und konsumiert werden dürfen.
3. dass der Punkt 1 und 2 als Zusatz zum Leistungsvertrag mit der
IKUR Reitschule als verbindlicher Teil in den Leistungsvertrag sofort
aufgenommen wird.
Begründung:
Da der Leistungsvertrag gerade Verhandelt wird. Ist dringendes
Handeln angesagt. Im Weiteren sind die Umweltanliegen höher zu
werten,
als ideologische Anliegen. Treu dem Slogan "Sauberes Bern -
zäme
geit's!"
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kulturstattbern.derbund.ch 3.11.11
Szenische (Ver)Forschung
Von Roland Fischer am Donnerstag, den 3. November 2011, um 12:53
Uhr
Es wird allenthalben geforscht,
nicht nur im Labor, sondern immer mehr auch im Atelier und auf der
Bühne. Dieser Tage erlebt Bern eine regelrechte
Forschungsoffensive,
mit drei Produktionen, die sich tief ins Wissen (bzw.) Wissenglauben
hineinwühlen.
Da wäre zunächst
einmal Nils Althaus im Naturhistorischen
Museum, mit
einer Wiederaufnahme seines letztjährigen Museumsnachts-Programms.
"C’est la vie: Nils Althaus
verforscht sich"
ist so etwas wie die Fortschreibung einer Ausstellung mit anderen
Mitteln. Althaus nimmt die Fäden aus der Dauerbrenner-Schau rund
um
Leben und Sterben (und allem was dazwischen liegt, das heisst vor allem
Liebe und Fortpflanzung, und vielleicht noch ein wenig
Nahrungsaufnahme) auf und spinnt daraus ein launiges kleines Programm.
Dabei kann man nie ganz sicher sein, ob der promovierte Biochemiker die
Wissenschaft wirklich so ernst nimmt, wie sie (und er) gern tut. Sehr
zu empfehlen für alle, die finden, Wissenschaft sei doch
eigentlich
witzlos.
Im Tojo gibt’s derweil ein Forschungsunternehmen der
etwas anderen Art. Die Zürcher Theatergruppe Best
Practice macht sich in "Life under
Construction" auf eine ziemlich wagemutige Expedition, nicht hinaus in
die Welt, sondern hinein ins neuronale Durcheinander. Das ist
raffiniert gemacht, wie da mit einfachen Mitteln auf der Bühne
Innenwelten evoziert werden, wie das Fragmentarische unseres
(Bewusst)Seins auch in der Inszenierung eine stringente Entsprechung
findet. Ein Besuch lohnt sich allein schon der wunderbar locker
dahingespielten Eröffnungssequenz wegen, wo der Titel schon mal
ziemlich wörtlich genommen wird. Am Anfang stand bei der
Produktion
übrigens ein Bausatz des Ikea-Regals Billy - sehr schön,
wohin einen
solche vordergründigen Banalitäten führen können,
wenn man sie mal ein
wenig genauer abklopft (im ganz buchstäblichen Sinn,
Geräusche spielen
bei Best Practice eine wichtige Rolle).
Und dann ist heute auch noch
Premiere von Diagnose
Diagnose
der jungen Gruppe Magic Garden im Schlachthaus, da geht es um das
Denkmodell der Diagnostik, um Grundsatzfragen aus der Medizin also. Ein
forsches Programm, alles in allem.
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kulturagenda.be 3.11.11
Nervenzusammenbruch im Tojo
Auf der Bühne kann es passieren, dass sich ein Schauspieler nach
einem Nervenzusammenbruch im eigenen Hirn wiederfindet und mit seinen
Emotionen und Verhaltensmustern konfrontiert wird. Was dann geschieht,
imaginiert die Gruppe Best Practice im Stück "Life under
Construction". Bühnenbild, Musik und Schauspieler werden dabei
dekonstruiert und auf den Kopf gestellt.
Tojo in der Reitschule, Bern. Mi., 2., Do., 3., und Sa., 5.11., 20.30
Uhr
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Bund 3.11.11
Life under Construction
Gefangen im Selbst
Sie machen Lärm,
sie verschrotten das Bühnenbild, sie stellen Fragen nach Freiheit
und
Identität - und alles wegen Ikea. Die Zürcher
Theaterformation Best
Practice gastiert im Tojo.
Christoph Lenz
Dann ist es plötzlich still, und der Mann, der gerade
noch wirbelte und
tobte wie ein Derwisch, spie und schrie wie ein böser Troll, der
ist
mit einem Male klein und sanft. Behutsam setzt er seine Schritte,
vorsichtig tastet er sich durch das Dickicht einer Holzkonstruktion.
Er, das ist der Schauspieler (Dominique
Müller), der einen Werbespot für einen Lebensversicherer
produzieren
sollte, der aber am Dreh einen Nervenzusammenbruch erlitt. Jetzt findet
er sich wieder in einem ihm gänzlich unbekannten Raum. Hier
wimmelt es
von schrägen Figuren, verschrobenen Klängen und sperrigem
Gerümpel.
Erst allmählich geht dem Schauspieler auf: Er ist in seinem Kopf
gelandet, einer Bruchbude.
Identitäten aus Ikea
"Ich hatte schon lange im Sinn, ein Stück über
Gebrauchsanweisungen von
Ikea und so weiter zu kreieren", sagt die Musikerin Andrea Brunner.
Gemeinsam mit dem Gestalter Klaus Fromherz und Dominique Müller,
unter
anderem Gründer der freien Theatergruppe Trainingslager, bildet
Brunner
die Ad-hoc-Theaterformation Best Practice, die dieser Tage ihre
Eigenproduktion "Life under Construction" in Bern aufführt.
Wo aber liegt die Verbindung zwischen dem
Schauspieler und den Gebrauchsanweisungen? "Ganz einfach", sagt
Brunner. "Die Konstruktion eines Regals aus dem schwedischen
Möbelhauses unterscheidet sich heutzutage kaum mehr von der
Konstruktion einer Identität." Für beides existierten
"konkrete
Handlungsanweisungen".
Wo Ikea also in sieben Handgriffen zum
selbststehenden Möbel führt, leiten Ratgeberbücher,
Coaches und Medien
in zehn Schritten zur neuen Persönlichkeit - so jedenfalls lauten
die
Versprechungen der Werbung. Sie suggerieren, dass jeder frei ist, immer
alles zu sein, was er will. "Dass man sich damit umso stärker
abhängig
macht von diesen Hilfsmitteln, das inspirierte uns", sagt Brunner.
Und so lassen Best Practice den Schauspieler
ziellos wie eine Flipperkugel durch sein eigenes Oberstübchen
kullern.
Bis er sich so lange an den Hülsen seiner alten Selbste gestossen
hat,
dass er sich in einem hysterischen Reflex von allem freimachen will.
Der Bretterverhau wird zerlegt
Auf die Bühne des Tojo
gebracht wird "Life in Construction", das im Fabriktheater Zürich
Premiere feierte, als ebenso performatives wie installatives
Stück. Das
Bühnenbild, ein wuchtiger Bretterverschlag, wird von den drei
Darstellern stetig umgebaut, verschrottet, zerlegt und wieder geflickt.
Der Sound mäandriert zwischen Lärm und Musik, zwischen
Getöse und
Gemurmel. Und zwischendurch wird auch mal eben ein Schauspieler an die
Wand geklebt.
Tojo Theater
Donnerstag, 3. und Samstag, 5. November, jeweils 20.30 Uhr.
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kulturagenda.be 3.11.11
Dele Sosimi spielt im Dachstock
Der Name sagt einem zunächst vielleicht nichts, aber: Dele Sosimi
war musikalischer Leiter in Bands von Fela Kuti und dessen Sohn Femi.
Inzwischen in London ansässig, pflegt Sosimi weiterhin den
Afrobeat. Er ist bei ihm geprägt von starken Funkgrooves,
Jazz-Bläsern und traditioneller Musik aus Nigeria. In Bern spielt
er mit 15-köpfigem Orchester.
Dachstock der Reitschule, Bern. Fr., 4.11., 21 Uhr
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Bund 3.11.11
Dele Sosimi
Afrobeat aus erster Hand
Über die Frage, wer neben Fela Kuti
als Miturheber des Afrobeat in die Annalen eingehen soll, kursieren
unterschiedliche Theorien. Eine plausible ist, dass Felas musikalischer
Leiter, der den Nigerianer bei dessen erspriesslichsten Aufnahmen
beraten hat, ein aussichtsreicher Kandidat ist. Der Mann heisst Dele
Sosimi, und seine Band klingt genau so: wie Fela zu seinen besten
Zeiten. Das ist Afrobeat in bestmöglicher Fasson. (ane)
Reitschule
Dachstock Fr, 4. Nov., 21 Uhr.
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Bund 3.11.11
Rowboat Night
Labelschau der Provinzpopper
Das Label Rowboat Records rudert aus den Waadtländer
Alpen furchtlos Richtung Pop-Rampenlicht.
Die neugierigste und furchtloseste Musik wird nicht in den
Zentren
dieser Welt geschaffen, sondern stammt aus den Provinzen. Bestes und
aktuelles Beispiel, wie fernab vom Druck der eingefrorenen Codes
eigenwilliges Popwerk entstehen kann, ist das Label Rowboat Records.
Seit drei Jahren schicken die beiden Kumpels Cédric Streuli und
Pat
Vermeulen aus den Waadtländer Alpen via Internet und selbst
gebrannten
CDs ihre Sampler in die Welt hinaus. Geldinteressen hege man keine, nur
die Lust am teilen. Dies sagt der 25-jährige Streuli, der unter
seinem
Alias Buvette letztes Jahr mit "Houses and the Voices" ein
eigensinniges Synth-Pop-Album voller verquerer Rhythmen, dünner
Stimmen
und fröhlicher Melodien veröffentlicht hat.
New York, New York
Diesen Sommer erschien bereits die fünfte Ausgabe der
Rowboat-Sampler.
Wie bereits auf früheren Ausgaben stammt die Musik auf "Rowboat
Vol. 5"
(Namskeio) ausschliesslich aus dem Freundeskreis, der sich mittlerweile
auch ins Ausland ausgebreitet hat. Die elf Ansätze fallen dabei
höchst
divers aus: Man vernimmt schwer psychedelisierende Orgeln, jaulenden
Garage-Rock, minimalen Gesangs-Techno, indische Trommel-Samples,
verwaschene Sommer-Balladen und versprengte Noise-Frickeleien.
Natürlich: Diese Entwürfe und die ihnen untergejubelten
Retro-Zutaten
erscheinen nicht fern aller Trends. Doch so lustvoll und unverbraucht
hörte man diese schon lange nicht mehr.
In Bern versammelt sich zur Label-Schau eine
kleine Rowboat-Gesandtschaft: Das Freiburgisch-Amerikanische Duo
Monoski reiht sich nahtlos in die Reihe der
Frau-Mann-Garage-Rock-Zweigespanne ein. Hinter Kurz Welle versteckt
sich Alric Marchand, der einst mit dem trommelnden Cédric
Streuli in
der Beat-Band The Mondrians Pop-Hoffnungen weckte und nun scheue
Schlafzimmer-Songs bastelt. Während zum Schluss des Reigens
Cédric
Streuli als Buvette selbst seine ideenreichen Pop-Songs anstimmt.
Diese Provinzler schaffen allerhand - und
besuchen mittlerweile auch die Metropolen der Welt: Anlässlich des
CMJ
Music Marathons bespielte Buvette jüngst New York an neun Tagen
nicht
weniger als sieben Mal - und brachte die Stadt zum Glitzern. (bs)
Rössli in der Reitschule
Donnerstag, 3. November 21 Uhr.
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BZ 3.11.11
Neue Kritik am Vertrag
Reitschule
· Die FDP-Fraktion des Berner Stadtrates will den
Leistungsvertrag mit der Reitschule
für die Jahre 2012 bis 2015 ein zweites Mal zurückweisen.
Nach den jüngsten Vorfällen am Wochenende auf dem Reitschule-Vorplatz
sucht FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher Verbündete
für diese Idee. "Die Glaubwürdigkeit des Stadtparlaments
steht auf dem Spiel", sagt
Eicher.tob · Seite 3
-
FDP wirbt um Verbündete gegen den Reitschule-Vertrag
Stadt Bern. Nach den jüngsten Vorfällen auf dem
Reitschule-Vorplatz nimmt die
FDP neuen Anlauf, um den Leistungsvertrag mit der Reitschule zurückzuweisen.
Einige Berner Lokalpolitiker haben sich in diesen Tagen
kritisch zu den Vorfällen auf dem Vorplatz der Reitschule geäussert. Dort
waren am frühen Samstagmorgen zwei Polizisten angegriffen worden
(wir berichteten).
Nun nimmt FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher die
Reitschule-Kritiker
beim Wort - und fordert von ihnen politische Taten. "Ich entnehme Euren
Voten, dass auch ihr Handlungsbedarf erkennt", schreibt er in einer
E-Mail an die Präsidenten der BDP, CVP und GFL. "Entsprechend
möchte
ich Euch die erneute Rückweisung des Leistungsvertrages ans Herz
legen."
Breite Kritik am Vertrag
Der Stadtrat entscheidet am 17. November zum zweiten Mal
über den
Leistungsvertrag für die Jahre 2012 bis 2015. Konkret geht es um
jährlich 380 000 Franken, welche die Interessengemeinschaft
Kulturraum Reitschule
(Ikur) aus der Stadtkasse erhalten soll. Im vergangenen März hatte
das
Stadtparlament diesen Vertrag bereits einmal zurückgewiesen - mit
der
Begründung, die Sicherheitsauflagen seien ungenügend. Doch
auch der vom
Gemeinderat überarbeitete Vertrag wurde von den
Mitte-rechts-Parteien
kritisiert, weil das Thema Sicherheit nach wie vor ungelöst sei.
Die
vorberatende Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) kam
zum
Schluss: Der neu verhandelte Leistungsvertrag entspreche nicht den
stadträtlichen Vorgaben. "Hinsichtlich des Sicherheitsdienstes und
des
Sicherheitskonzepts für den Vorplatz sowie der Zusammenarbeit mit
der
Polizei bestehen nach wie vor Defizite", schrieb die SBK. Als
Konsequenz empfiehlt die Kommission dem Stadtrat, den Leistungsvertrag
für ein Jahr - statt für vier - zu verabschieden.
GFL sagt Eicher ab
Doch die FDP will nun erneut einen Antrag auf
Rückweisung des
Leistungsvertrages einreichen. Auf der Suche nach Verbündeten
appelliert Bernhard Eicher an deren Glaubwürdigkeit. "Lassen wir
uns
künftig immer in der zweiten Runde vom Gemeinderat weichkochen?",
schreibt er. Die BDP hat Eicher die Unterstützung bereits
zugesagt. "Das Sicherheitsproblem auf dem Vorplatz muss so schnell wie
möglich
gelöst werden", sagt BDP-Co-Präsident Martin Schneider. Zwei
Punkte
stünden dabei im Vordergrund: "Die Zusammenarbeit zwischen der Reitschule
und der Polizei funktioniert nicht. Und die Reitschüler
müssen endlich
ein Sicherheitskonzept für den Vorplatz erstellen." Auch die
CVP-Stadträte wollen den FDP-Antrag unterstützen. Allerdings
gibt
CVP-Präsident Michael Daphinoff zu bedenken, dass die FDP "damit
die
Fronten verhärtet". Er sei "generell gegen polemische
Vorstösse", sagt
er. "Es wäre sinnvoller, den Hebel bei der Bewilligungspraxis oder
bei
Verwaltungsmassnahmen anzusetzen. Das Zünglein an der Waage
dürfte, wie
so oft, die GFL/EVP-Fraktion sein. Doch Fraktionspräsident Peter
Künzler erteilt Eicher eine Absage. "Die Reitschule
bietet vielen jungen Menschen ein wichtiges kulturelles Angebot", sagt
Peter Künzler. "Leider missbraucht ein kleiner Teil der Gäste
diesen
Freiraum." Die GFL/EVP-Fraktion würde den Leistungsvertrag aber
nur für
ein Jahr absegnen. "Das soll ein Zeichen an den Gemeinderat und an die
Reitschüler sein, damit beide Seiten beim Thema Sicherheit
vorwärts
machen", sagt Peter Künzler.
Tobias Habegger
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BZ 1.11.2011
Ärger gibt es meistens auf dem Vorplatz
Reitschule
· Die Vorfälle rund um die Reitschule ereigneten sich meist
auf dem Vorplatz, sagt Polizeidirektor Reto Nause (CVP). Er vermisst
eine klare Abgrenzung der Reitschule-
Betreiber gegenüber Gewalt.
Es sind Hunderte Menschen, die sich vor allem an
Wochenenden abends auf dem Vorplatz der Reitschule
treffen. In dieser Masse kam es auch zum jüngsten Vorfall vom
Samstagmorgen. Zwei Polizisten, die in eine Schlägerei eingreifen
wollten, um zu schlichten, wurden von rund 20 Vermummten mit
Pfefferspray und Flaschen angegriffen (siehe gestrige Ausgabe).
"Einmal mehr konzentrierten sich die Vorfälle
damit auf den Vorplatz", hält Berns Sicherheitsdirektor Reto Nause
(CVP) fest. Die Verantwortlichkeiten seien hier noch viel stärker
verwischt als in der restlichen Reitschule.
Einzelne könnten hier das Getümmel als Schutzschild
missbrauchen, so
Nause, zuständig fühle sich niemand. 2008 hatten verschiedene
Gruppen
der Reitschule auf dem
Vorplatz Aktivitäten und eine Bar lanciert. Ziel war es, die zuvor
oft
unhaltbare Situation zu verändern. In der Mitteilung der Reitschule hiess es damals: "Die Reitschule
will nicht länger zusehen, wie der Vorplatz von Konsumenten harter
Drogen, Dealern und Uniformierten verschiedener Couleur (Polizei,
Securitas, Pinto) in Beschlag genommen wird." Der Vorplatz sollte ein
Treffpunkt für verschiedene Menschen werden. "Diese Idee mit der
Durchmischung hatte zu Beginn Erfolg", sagt Reto Nause heute. "Jetzt
habe ich aber das Gefühl, die Probleme auf dem Vorplatz drohen der
Reitschule-Betreiberin Ikur
über den Kopf zu wachsen."
Einschränkungen möglich
Als mögliche Gegenmassnahme erwähnte Nause
gegenüber dieser Zeitung das
Gastgewerbegesetz, das eine vorsorgliche Einschränkung des
Betriebs
zulasse (siehe gestrige Ausgabe). Tatsächlich ist der Fächer
bei
Verwaltungszwangsmassnahmen ziemlich breit: Möglich sind etwa
eingeschränkte Öffnungszeiten oder temporäre
Schliessungen. Der
Statthalter würde solche Massnahmen verfügen, durchsetzen
würden sie
Gewerbe- und Kantonspolizei.
In der Reitschule
ist das Wirtepatent auf eine Person ausgestellt und Bestandteil der
umfassenden Betriebsbewilligung. Gäbe es eine aufgesplittete
Bewilligung, könnten Massnahmen für einzelne Betriebe
verfügt werden.
"Strategische Spielchen"
Auch die Mediengruppe der Reitschule
kam gestern noch einmal von sich aus auf den Vorfall zurück.
"Flaschenwürfe" würden zum wiederholten Mal von Politikern,
Polizei und
Flaschenwerfern missbraucht, um politische und strategische Spielchen
zu treiben, schreibt die Reitschule.
Dies nicht zuletzt im Zusammenhang mit der Abstimmung über den
Leistungsvertrag im Stadtrat. Deren Ausgang werde man abwarten und
"basisdemokratisch" über das weitere Vorgehen befinden. Die Reitschule
sei aber nicht für den "schlechten Ruf der Polizei und die
Gewaltbereitschaft gegen die Polizei" verantwortlich. Dies seien
Phänomene, welche die ganze Gesellschaft betreffen und nur von
dieser
gelöst werden könnten. Ein Sicherheitskonzept, wie es der
Stadtrat
wolle, hätte den Vorfall zudem weder verhindert noch
entschärft, so die
Reitschule.
Reto Nause sagt in diesem Zusammenhang, dass die Reitschule-Betreiberin
Ikur nicht für den gesamten Perimeter verantwortlich gemacht
werden
könne. Dennoch hält er fest: "Eine klare Abgrenzung der Reitschule bei solchen
Vorfällen fehlt je länger je mehr."
Wolf Röcken
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Bund 1.11.11
"Die Reitschule
lässt sich ausnutzen"
Die Scharmützel
vom Wochenende zwischen Polizei und Reitschulbesuchern zeitigen
politische Nachwirkungen: Den Mitte-Parteien reisst "fast der
Geduldsfaden". Alles deutet darauf hin, dass die Reitschule im Stadtrat mit
Konsequenzen rechnen muss.
Martin Zimmermann
Gibt es für die Reitschule
von der Stadt bis 2015 Geld wie für alle anderen
Kulturinstitutionen
mit Leistungsvertrag - oder vorderhand bloss für nächstes
Jahr? Diese
Frage wird in zwei Wochen im Berner Parlament für rote Köpfe
sorgen.
Derzeit deuten die Vorzeichen darauf hin, dass das alternative
Kulturzentrum von einer Mitte-rechts-Mehrheit im Stadtrat abgestraft
wird - nicht zuletzt wegen der jüngsten Angriffen von
Reitschulbesuchern auf Polizeibeamte (siehe "Bund" von gestern). Kurt
Hirsbrunner (BDP), Co-Präsident der BDP/CVP-Fraktion, fasst die
Stimmung in den Mitte-Parteien zusammen: Der Geduldsfaden sei nahe "am
reissen". Ihn bestärkten die Ereignisse vom Samstag darin, "ein
Signal
zu setzen" und den Leistungsvertrag zwischen Stadt und Reitschule nur für ein Jahr
zu bewilligen.
Die kürzlich zwischen dem Gemeinderat und der
Reitschul-Interessengemeinschaft Ikur ausgehandelte Vereinbarung
würde
demnach nur für das Jahr 2012 gelten statt wie geplant für
vier Jahre.
Und statt 1,52 Millionen würde die öffentliche Hand fürs
Erste 380 000
Franken an den Kulturbetrieb beisteuern. Dies fordert die
parlamentarischen Kommission für Soziales, Bildung und Kultur
(SBK):
Der bestehende Vertrag weise "Defizite" auf und entspreche nicht
vollständig den "stadträtlichen Vorgaben". Streitpunkte sind
die
Zusammenarbeit zwischen Ikur und Polizei, das Fehlen eines
schriftlichen Sicherheitskonzepts sowie die Möglichkeit, bei
Demonstrationen das Haupttor zum Innenhof zu schliessen.
"Grundrauschen" für SBK-Antrag
BDP und CVP möchten sich heute mit dem Thema
befassen; das "Grundrauschen" in den beiden Parteien weise aber in
Richtung
Unterstützung des SBK-Antrags hin, sagt
Co-Fraktionspräsidentin
Béatrice Wertli von der CVP. Sukkurs erhält das Begehren
bereits von
den Grünliberalen sowie von der GFL/EVP-Fraktion. Für den
Vorfall vom
Samstag sei zwar nicht die Reitschule
verantwortlich, sagt Fraktionspräsident Peter Künzler (GFL),
da müsse
er diese "etwas in Schutz nehmen". Der Vorfall zeige aber exemplarisch,
dass die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Betreibern besser werden
müsse. "Es sind immer die gleichen 20 bis 30 jungen Leute, die
Stunk
machen", sagt er. "Bloss wehrt sich die Reitschule
nicht entschieden genug gegen sie. Sie lässt sich ausnutzen."
Sollte
die Mitte zusammen mit den traditionell reitschulkritischen
Rechtsparteien SVP und FDP geschlossen für den SBK-Antrag stimmen,
wäre
diesem im Stadtrat eine Mehrheit sicher.
Erfolgreiche Petition
Was eine Beschneidung der Vertragsdauer für den
Kulturbetrieb in der Reitschule
bedeuten würde - insbesondere in Sachen Planungssicherheit -,
bleibt
unklar. Man wolle den Entscheid des Stadtrats abwarten und sich erst
dann dazu äussern, schreibt die Mediengruppe der Reitschule in einem gestern
veröffentlichten Communiqué. Vorderhand lässt man es
bei der letzte Woche lancierten Petition "Reitschule: Bleib wie du bist!"
bewenden. Diese wurde bis gestern Abend bereits von 2450 Personen
unterzeichnet.
Die Reitschüler wehren sich dagegen, von Politikern
und "Flaschenwerfern" als Spielball für "politische Spielchen
missbraucht"
zu werden. Lieber werden in der Mitteilung die Anstrengungen betont,
die Situation auf dem Vorplatz zu entschärfen. Das sofortige
Eingreifen
von Reitschul-Sicherheitsleuten und -Personal habe Schlimmeres
verhindert. Mit der Polizei sei man stets persönlich und
telefonisch in
Kontakt gestanden. "Ein schriftliches Sicherheitskonzept", schreibt die
Mediengruppe, "hätte diesen Vorfall weder verhindert noch
entschärft."
Sicherheit entstehe nur durch "vernünftiges und verantwortliches
Handeln" der Beteiligten.
-
Sicherheitsdirektor Reto Nause (CVP)
"Ich befürchte, dass die Reitschule das politische Klima
falsch einschätzt"
Die Reitschule
muss sich von Gewalt eindeutig distanzieren, sagt Sicherheitsdirektor
Nause nach den erneuten Angriffen auf die Polizei.
Herr Nause, gibt die Polizei vor der Reitschule eigentlich Forfait?
Überhaupt nicht, aber die Polizeiarbeit ist dort sehr
schwierig. Es ist
undankbar, wenn man Opfern einer Schlägerei helfen will und dabei
angegriffen wird.
Es hiess, die Polizei habe Unbeteiligte nicht
gefährden wollen. Ist nicht jeder ein Komplize, der nicht von
selbst
zur Seite tritt?
So einfach ist es nicht. In der Menge haben
einzelne nicht mitbekommen, was abgeht. Andere mögen Polizisten
nicht
besonders. Eine dritte Gruppe macht immer Zoff, wenn die Polizei
kommt. Die Reitschule
sagt, sie habe durch eine Intervention an höherer Stelle
polizeiliche
Gewaltanwendung auf dem Vorplatz verhindert. Diese Behauptung betrifft
operative Vorgänge, die ich nicht beurteile. Von der Reitschule
wünsche ich mir eine klare Distanzierung von Gewalt, sonst
gefährdet
sie die guten Teile der Einrichtung. Gewundene Erklärungen reichen
nicht aus, sie haben den schalen Geschmack von Ausreden. Wieso kann die
Reitschule nicht handeln wie
die Fussballfans in Thun, die einen Pyro-Werfer der Polizei
zugeführt
haben? Das wäre ein Zeichen der konstruktiven Kräfte.
Wie gut spielt der Draht zwischen Reitschule und Polizei und
politischer Behörde wirklich?
Die Gespräche finden statt, doch messbare Ergebnisse
sind rar. Ich vermute, dass die Reitschule
das politische Klima falsch einschätzt. Es ist schon
ungewöhnlich, dass
der Stadtrat eine Leistungsvereinbarung zuerst zurückweist und in
der
aktuellen Fassung, die bald in den Rat kommt, weniger Geld sprechen
will. Zudem soll der Vertrag nicht mehr vier Jahre gelten, sondern ein
Jahr. Diese Signale sollte die Reitschule
ernst nehmen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen. Offenbar
tut sie das zu wenig.
Kürzlich gab es den unbewilligten
Anti-Kapitalismus-Marsch von
Vermummten. Gewalttätige glauben, in Bern lasse man sie
gewähren.
Das ist falsch. In diesem Jahr wurden zwei
unbewilligte Kundgebungen durch die Polizei aufgelöst. Das Problem
ist
die Gewaltbereitschaft einzelner Kreise, sei es bei Demonstrationen,
Fussballspielen oder sonst wo. Und es sind einige Bereiche der Reitschule,
die Schwierigkeiten machen. Die Betreibergruppe Ikur muss Verantwortung
übernehmen für Betrieb und Gäste. Sie sollte begreifen,
dass sie im
Sicherheitsbereich gefordert ist. Die Kooperation klappt nicht so, wie
ich mir das wünsche. Es kann sein, dass die Ikur nicht
federführend ist
bei allen Veranstaltungen. Womöglich wachsen ihr gewisse Dinge
über den
Kopf. Das ist aber keine Begründung für Nichtstun.
Oft deutet die Reitschule
an, die Polizei habe provoziert.
Ich habe die Polizei noch nie als Provokateure erlebt.
Wenn die Polizei
Gewalt anwenden muss, ist sie dazu durch das Gewaltmonopol des Staates
legitimiert. Die Ikur soll die Leute, die sie als Hitzköpfe
bezeichnet,
dazu bringen, dass sie sich selbst anzeigen. Das wäre ein klarer
Kulturwandel. (mdü)
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20 Minuten 1.11.11
"Angriffe bei Reitschule
müssen gestoppt werden"
BERN. Die Kapo gerät rund um die Reitschule immer wieder in
Bedrängnis. Michael Fichter (34), Mediensprecher der Polizei,
nimmt dazu Stellung.
Haben Vorfälle im Zusammenhang mit der Reitschule in Häufigkeit
und/oder Aggressionspotenzial zugenommen?
Michael Fichter: Wir stellen fest, dass in diesem Jahr die
Angriffe auf
Polizisten und Polizeiautos rund um die Reithalle klar zugenommen
haben. Zum Glück wurde bislang keiner unserer Mitarbeitenden
ernsthaft
verletzt.
Gibt es für die Kapo vergleichbar kritische Orte,
oder ist die Reitschule ein
Einzelfall?
In diesem Ausmass ist die Situation um die
Schützenmatte in Bern die
Ausnahme. Dies ist auch darauf zurückzuführen, dass Angreifer
sich
unbehelligt zurückziehen können, mitunter auch, weil kein
Sicherheitsdienst besteht, mit dem wir zusammenarbeiten können.
Begibt sich die Polizei mit einem mulmigen Gefühl in
diese Einsätze und verhält sich dadurch vielleicht anders?
Sicherlich tragen wir bei Einsätzen bei der Reitschule
im Moment dem Eigenschutz noch mehr Rechnung - grundsätzlich
anders
verhält sich die Polizei aber nicht. Das darf ja auch nicht sein.
Wie könnte man die Situation verbessern?
Es ist nicht an uns zu sagen, welche Massnahmen getroffen
werden. Wir
sind nicht Partei in dieser Sache, sondern setzen nur die für alle
geltenden Gesetze um. Die Angriffe müssen aber gestoppt werden,
sofort!
Wie geht es jetzt weiter?
In den kommenden Tagen wird es in dieser Sache eine
weitere Sitzung auf höchster Ebene geben.
Nathalie Jufer
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Reitschule-Knatsch:
Die Lage aus Sicht der Betreiber
BERN. Von Seiten der Reitschüler sieht man den
Vorfall vom Wochenende
weniger gravierend: Es habe sich um ein "kleines Gerangel" gehandelt,
das erst durch den Polizeieinsatz eskaliert sei. Die Reitschule
sei ausserdem nicht für den schlechten Ruf der Polizei und die
Gewaltbereitschaft gegen diese verantwortlich. Es handle sich dabei um
ein gesellschaftliches Problem. Weiter weisen die Betreiber des
Kulturbetriebs darauf hin, dass am Abend der Auseinandersetzungen
Einzelner mit der Polizei am Reitschulfest rund 3000 bis 4000
Gäste
völlig friedlich gefeiert hätten.
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kulturstattbern.derbund.ch 31.10.11
Kulturbeutel 44/11
Von Roland Fischer am Montag, den 31. Oktober 2011, um 05:00 Uhr