MEDIENSPIEGEL
09. - 15. JANUAR 2012
kulturstattbern.derbund.ch 14.1.12
Geschichten vom Musikbusiness
Von Roland Fischer am Samstag, den 14. Januar 2012, um 11:22 Uhr
Die Platte sei immer noch etwas vom besten in Sachen Balkan-Elektronik,
meinte Bee-Flat-Veranstalter Christian Krebs gestern am Norient nach
dem Film über das Shukar Collective - "aber das Konzert…". Vor
vier Jahren war die Combo in der Turnhalle zu Gast - es war, sagen wir
mal, nicht gerade ein Highlight in der Bee-Flat-Konzerthistorie. Warum
das nicht funktioniert hat - warum es nicht hat funktionieren
können -, dafür lieferte das Norient gestern eine filmisch
bündige Erklärung.
http://www.youtube.com/watch?v=2h0Id-1SyxI&feature=player_embedded
Zwei Welten kamen da zusammen, die herzlich wenig miteinander zu tun
haben: Hier die Soundtüftler hinter den Computern, musikalische
Einzelkämpfer im Wesentlichen, die Teamarbeit ganz prinzipiell
eher als anstrengend empfinden. Und da die unbändige Spielfreude
der Romamusiker, die sich eigentlich erst richtig in der Gruppe
entzündet. Wie daran (und am Geld, natürlich) ein sehr
vielversprechendes musikalisches Projekt zerbricht, das zeichnet "The
Shukar Collective Project" auf ungeschminkte und oft auch herrlich
komische Weise nach.
Später im Programm gab’s dann noch Einblicke in ganz andere
Musikbusiness-Logiken. Der in Beirut lebende Filmer und Hip-Hop-Experte
Jackson Allers brachte zwei kurze Filme mit, die, obwohl kaum zwei
Jahre alt, schon ein wenig von gestern waren. Denn was Allers danach
über die Hip-Hop-Kultur in den neuen arabischen Demokratien zu
erzählen hatte, liess noch eine andere kulturelle Revolution
erahnen: Ohne jede Business-Struktur sei der arabische Hip-Hop dabei zu
explodieren, mit den neuen Medien und der Öffnung des Internets
fände die zuvor nur im Untergrund agierende Musikszene nun
plötzlich eine grosse Verbreitung. Der Hip-Hop verspricht also
(einmal mehr) zu so etwas wie der wütend-hoffnungsvollen Stimme
der Jungen zu werden.
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Erfreulich: Das Norient war komplett ausverkauft gestern. Für alle
Enttäuschten, die sich gern "Polyphonia - Albaniens vergessene
Stimmen" angesehen hätten: Heute um 16 Uhr gibt es ein
Zusatzscreening.
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Bund 14.1.12
Junge Parteien kritisieren den Regierungsrat
Die Juso Bern, die Jungen Grünen Bern und die Junge Alternative
verurteilen in einer Pressemitteilung von gestern den "mutlosen
Entscheid" des rot-grünen Regierungsrats, "die Übergriffe
prügelnder Zivilpolizisten" vom 22. September in der Reitschule
nicht untersuchen zu lassen (der "Bund" berichtete). Diese Weigerung
komme einer Arbeitsverweigerung gleich. Statt die Bevölkerung vor
Willkür zu schützen, halte der Regierungsrat seine
schützende Hand "über jene, die für den eskalierten
Einsatz und die anschliessende Tatsachenverdrehung verantwortlich
sind". Die Jungparteien sprechen von einem "Schandfleck auf der Weste
des Regierungsrats". (pd)
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jungegruene.ch 13.1.12
Ein Schandfleck auf der Weste des Regierungsrates
gemeinsame Medienmitteilung der jungen grünen bern, JUSO Bern und
Jungen Alternative JA!
Die JUSO Bern, die jungen grünen bern und die Junge Alternative
JA! verurteilen den mutlosen Entscheid des rot-grünen
Regierungsrates, die Übergriffe prügelnder Zivilpolizisten
vom 22. September in der Reitschule nicht untersuchen zu lassen.
Trotz aller Beweise, dass die Polizei grundlos Gewalt angewendet und in
ihrem Communiqué zum Vorfall vorsätzlich gelogen hat,
weigert sich der Regierungsrat, eine Untersuchung durchzuführen.
Sowohl der Stadtrat als auch der Gemeinderat haben aufgrund der
offensichtlich gegen die Polizei sprechenden Beweise eine solche
Untersuchung gefordert.
Diese Weigerung des rot-grünen Regierungsrates, seine
demokratische Verantwortung wahrzunehmen, entspricht einer
Arbeitsverweigerung. Statt die Bevölkerung vor polizeilicher
Willkür zu schützen, hält er seine schützende Hand
über jene, die für den eskalierten Einsatz und die
anschliessende Tatsachenverdrehung verantwortlich sind. Dadurch
stützt der Regierungsrat die Praxis der Polizei, mit
unverhältnismässigen Einsätzen die Sicherheitsdebatte in
und um die Reitschule immer wieder anzuheizen.
Wir erwarten von der Kantonsregierung, insbesondere der rot-grünen
Mehrheit, die Wahrnehmung ihrer demokratischen Kontrollpflichten
gegenüber der Polizei.
Bern, 13. Januar 2012
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BZ 13.1.12
Das Wohnzimmer der Grosseltern als Bühne
Tojo-Theater · Wie es ist, im Alter älter zu werden:
Darüber lässt Sandra Forrer ihre Grosseltern in der neuen
Produktion des Duos Heiniger/ Forrer sprechen. Ein intimes
Theatererlebnis, das noch weiteres Potenzial hat.
Das Gute-Nacht-Sagen gehe nicht mehr so gut, sagt "Grossmami" Liselotte
Wullschleger. Ja, ergänzt Hans-Ruedi, heute müssten sie sich
stehend vor dem Zu-Bett-Gehen umarmen, im Bett machen die alten Knochen
nicht mehr mit. Über achtzig sind die beiden, seit mehr als
sechzig Jahren sind sie ein Paar. Wie es ist, alt zu sein und im Alter
älter zu werden, darüber sprechen sie in der
Theaterinstallation "Passing You" von Heiniger/Forrer im Tojo-Theater
in Bern. Um den Zuschauerraum herum wird man durch einen dunklen Gang
an eine Türe geführt. Öffnet man diese, tritt man ein in
ein Zimmer: Kolorierte Drucke an der Wand, eine Zimmerpflanze, braune
Sessel und ein Sofa verleihen dem geschlossenen Kubus Wohnlichkeit, die
in den 50er-Jahren modern gewesen wäre (Bühne: Anna Bucher,
Markus Schrag). Der Teddybär auf dem Sofa muss weichen, damit vier
Theaterbesucher darauf Platz finden. Und dann fällt der Blick auf
ein Abbild von Teddy und Sofa auf dem flirrenden Standbild im
Fernseher. Kurz darauf nehmen Liselotte und Hans-Ruedi Wullschleger
dort Platz. Zuschauerraum und Bühne, reale Welt und
aufgezeichnetes Video verschmelzen, und während das alte Paar auf
dem Bildschirm vom Fluss der Zeit, von Tod und Krankheit, Liebe,
Freundschaft und Gemeinsamkeit spricht, wähnt man sich
tatsächlich zu Gast in der Wohnung der Grosseltern von
Theaterautorin Sandra Forrer.
Formal bestechender Ansatz
Doch so einnehmend der Effekt ist, so schnell verflüchtigt er
sich: Man gewöhnt sich an das ungewöhnliche Setting, und bald
einmal unterscheidet sich die Theaterinstallation nicht mehr gross von
dokumentarischen Videostationen, die zum Standardinventar
zeitgenössischer Museumsausstellungen geworden sind. Wenn jedoch
das Ehepaar Wullschleger in einer Videoprojektion auf das Sofatischchen
Wiener Schnitzel mit Knöpfli anrichtet, während man im
Hintergrund das Fett auf dem Herd brutzeln hört (Video und
Technik: Efa Mühlethaler), materialisiert sich das verschobene
Zeitgefühl. Gerade auch im veränderten Erleben von Raum,
über das das alte Paar wiederholt spricht, liegt in solchen
Zugängen noch viel Potenzial, das Dokumentarische als
vielschichtiges Theatererlebnis zu verdichten (Konzept und Umsetzung:
Sandra Forrer, Dramaturgie: Sibylle Heiniger). Denn in ihrem formalen
Ansatz ist die Theaterinstallation bestechend. Anne-Sophie Scholl
"Passing You": von Heiniger/Forrer, Fr und Sa, je 19, 20 und 21 Uhr, So
15. Jan. 17, 18, 19 Uhr, jeweils für 10 bis 15 Personen,
Tojo-Theater, Reitschule, Bern, www.tojo.ch.
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NZZ 13.1.12
Her mit dem Leben!
Ein Ausblick auf das 3. Norient-Musikfilmfestival in Bern
Bjoern Schaeffner
Von Ghana bis Rumänien: Das Berner Musikfilmfestival Norient zeigt
Dokumentationen und Musicals, in denen getanzt, gelacht und auch
gezankt wird. Die diesjährige Ausgabe des Festivals steht unter
dem Motto "Parodie, Tanz und Sex: Andere Formen des Protests".
Bjørn Schaeffner
Der rumänische Dokumentarfilmer Matei-Alexandru Mocanu verhandelt
in seinem Film "The Shukar Collective Project" ein Thema, das auch
anderswo auf diesem Planeten Aktualität haben könnte:
Ethnischem musikalischem Stammesgut wird ein Dancefloor-Gewand
geschneidert. Zu sehen sind Roma-Künstler, die singen und
trommeln, während DJ dazu Beats ertönen lassen.
Laptop-Bässe brummen, Besteck klirrt im Takt. Aber eine wirkliche
Fusion dieser Sound-Welten will sich nie einstellen. Zu eigensinnig
improvisieren die Roma, zu rigide scheint das Konzept der DJ. Am
Schluss der ersten Tournee stehen die Zeichen auf Ärger:
Gestritten wird um Einfluss und Namen. Und um Geld, wo doch kaum je die
Kassen geklingelt haben. Steht zu hoffen, dass zumindest die Filmcrew
an ihrer Dokumentation etwas verdient hat. Der amerikanische
Pay-TV-Sender HBO jedenfalls hat den Film in sein Programm aufgenommen.
- Zu sehen ist "The Shukar Collective Project" jetzt aber auch am 3.
Norient-Musikfilmfestival in Bern (bis 15. Januar im Kino der
Reitschule Bern, in der Turnhalle des Progr Bern und im Klub Bonsoir).
Soulfulness im Fleischwolf
Ums Geld dreht sich - nicht nur dem Namen nach - auch "Coz Ov Moni",
ein ghanesisches Hip-Hop-Musical mit Vorwärtsdrang. Die Rapper
Wanlov the Kubolor und M3nsa kurven durch Accra: vom Bett in die Beiz,
vom Cyber-Café an den Strand und von der Strasse in den Klub. In
schwindligem Tempo reimt sich das Duo durchs tropische Treiben, stellt
Frauen nach und frönt dem leichten Leben. Ein Street-Hustle mit
Konsequenzen: "Aber wehe, wehe, wehe! / Wenn ich auf das Ende sehe",
würde dazu die Witwe Bolte sagen . . . Wobei man sich zum Schluss
an dieser halbstündigen Pidgin-Parodie längst nicht
sattgesehen hat. Man wünschte sich, der Schabernack würde
andauern. Und tatsächlich kann man sich den Wunsch an der
Schweizer Premiere in Bern erfüllen: Denn Wanlov the Kubolor
spielt hier (Sonntag, 15. Januar) auch live mit seiner Band Fokn Bois,
seinem Buddy M3nsa und DJ Laudi (für den erkrankten DJ Edu).
"Schwarze" Klischees durch den Fleischwolf drehen - das ist auch das
Programm von Xander "Gazelle" Ferreira. Allein, der Mann ist ein
Weisser. Verkleidet als afrikanischer Diktator brachte Gazelle an der
Art Basel Geld unter die Besucher. In Bern schlüpft der
Kapstädter in die Rolle des Disco-Fachmanns. Hinter dem Mischpult
des Klubs Bonsoir wird er seinen poetischen Realismus versprühen.
Skurril. Abseitig. schaffen.
Am Norient-Musikfilmfestival gibt es sie noch - die musikalischen
Entdeckungen. In Zeiten, in denen konfektionierter Trance-Pop auf allen
Berieselungsflächen Konsens diktiert, darf sich glücklich
schätzen, wer wie hier auf Frisches stösst. Das Festival von
Norient forscht vor allem nach Musik an den Rändern - und hat so
eine Nische gefunden im deutschsprachigen Raum. Mit einem Programm, das
schwergewichtig Musikdokumentationen zeigt. Bald melancholisch, bald
verspielt. Und immer engagiert. Die Musik, sie leuchtet hier kunterbunt
von den Leinwänden. Gewidmet ist die diesjährige Ausgabe dem
Schwerpunkt "Parodie, Tanz und Sex: Andere Formen des Protests". Das
Musikfilmfestival bringt dabei Dokumentarfilme zu Dancehall in Jamaica
("Hit Me with Music") oder Hip-Hop in Nordafrika ("I Love Hip-Hop in
Morocco"). Gezeigt wird überdies die Tristesse der
Bauchtanz-Industrie Kairos ("At Night, They Dance"); im nordirischen
Derry wiederum schwelgen Protestanten und Katholiken gemeinsam in
Ballroom-Nostalgie ("Paradiso").
Nachhaltiges Perlentauchen
Als Perlentaucher in Sachen unerhörter Musik betätigt sich
seit Jahr und Tag der Berner Journalist und Musikethnologe Thomas
Burkhalter. Gediehen ist das Projekt Norient im Zuge seiner
wissenschaftlichen und journalistischen Beschäftigung mit
sogenannter Weltmusik. Auf der gleichnamigen Wissensplattform "norient.
network for local and global sounds and media culture"
(http://norient.com) tauschen sich Musikbegeisterte, Journalisten und
Akademiker über Sounds aus, die zumeist vor den Toren der
Musikindustrie ertönen. Das Festival nun veranstaltet Burkhalter
zusammen mit dem Filmemacher Michael Spahr. Als Indiz für die
Nachhaltigkeit des Unterfangens darf man den Umstand werten, dass in
der letzten Ausgabe des renommierten Londoner Musikmagazins "The Wire"
eine Vorschau über das Berner Festival erschienen ist. - Was wird
von der diesjährigen Ausgabe des Musikfilmfestivals bleiben?
Vielleicht die unfassbar grünen Hügelkuppen, die im Beitrag
"Polyphonia" von Stimmen gleichsam gesalbt werden. Immer wieder stimmen
da die alten albanischen Männer und Frauen ihre Lieder an oder
lassen einen Lockruf in den Dunst schallen. Lauscht man diesen
polyfonen Klängen und blickt aufs satte Grün, fühlt man
sich anders. Besser. Diese Stimmen, sie schieben alles weg.
Informationen: musikfilmfestival.norient.com. - Die Fokn Bois gastieren
auch in Zürich, am Freitag, 13. Januar, im Stall 6.
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20 Minuten 13.1.12
Afrikanische Clubkultur am Norient
BERN. Dieses Wochenende verwandelt das Musikfilmfestival Norient zwei
Berner Clubs in ein Zentrum für afrikanische Clubkultur. Am Start
sind gleich drei hippe Acts.
Wie schwierig ist es, in Nordafrika ein Hip-Hop-Festival zu
organisieren? Mit der filmischen Antwort auf diese Frage startete am
Donnerstag die dritte Ausgabe des Norient-Musikfilmfestivals. Bis am
Sonntagabend geht es jetzt noch weiter. Nebst Dokumentarfilmen rund um
das Thema nichteuropäische Musik setzen die Organisatoren Thomas
Burkhalter und Michael Spahr dabei auch musikalische Acts in Szene:
Zwei Club-Nächte im Bonsoir und ein Konzert in der Turnhalle
stehen auf dem Programm. Auffallend dieses Jahr: Fast alle
Live-Gäste stammen aus Schwarzafrika. "Aus dieser Gegend stammt
sehr angesehene und auf einem hohen Niveau produzierte Clubmusik",
begründet Burkhalter.
Beispiele dafür sind etwa die südafrikanische Band Gazelle -
von "Arte Tracks" und Radio Virus gehypt - oder DJ Edu, der für
BBC Radio 1Xtra jeweils die wildesten Newcomer aus dem afrikanischen
Underground vorstellt, und nicht zu vergessen Burkhalters Lieblinge:
die Fokn Bois. Das ghanaische Rap-Duo wird am Sonntag gleich zweimal am
Norient vertreten sein: einmal als Hauptdarsteller im Hip-Hop-Musical
"Coz Ov Moni" ("Wegen des Geldes) und dann als Performer auf der
Turnhalle-Bühne. PEDRO CODES
Fr-So, 13.-15.1., Norient Musikfilm-Festival, Bonsoir und Turnhalle.
www.musikfilmfestival.norient.com
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Bund 13.1.12
Reitschul-Debatte mit Becherwurf im Stadtrat
Zum Thema Reitschule waren gestern im Stadtrat diverse Vorstösse
traktandiert. Die Zeit reichte aber nur gerade für die
Beantwortung einer kleinen Anfrage und den Beginn einer - eher
skurrilen - Abfalldebatte. Die SVP fragte, auf welcher Rechtsgrundlage
die Stadt die Miete der Reitschule bezahle, obwohl deren Betreiber den
Leistungsvertrag mit der Stadt abgelehnt haben. Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) antwortete knapp: Als der Stadtrat
den Leistungsvertrag mit der Reitschule nur für ein statt für
vier Jahre bewilligt hatte, hatte das Parlament auch einen
entsprechenden Kredit für ein Jahr genehmigt.
Anschliessend begann der Rat die Debatte über einen SVP-Vorstoss,
der die Verwendung von Mehrwegbechern auf dem Vorplatz der Reitschule
vorschreiben wollte - um Flaschenwürfe zu vermeiden. Allerdings
verwendet die Reitschule bereits Mehrweggeschirr. Dass aber auch
Mehrwegbecher als Wurfgeschosse dienen können, demonstrierte
SP-Stadtrat Beat Zobrist, indem er einen Mehrwegbecher in die
bürgerlichen Reihen warf - wo er geschickt aufgefangen wurde. (st)
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BZ 13.1.12
Tschäppäts Begründung
Reitschule · Der Stadtrat hat den Leistungsvertrag mit der
Reitschule im November vorerst auf ein Jahr beschränkt. Die
Reitschule-Betreiber lehnten den Vertrag danach ab (wir berichteten).
Dennoch wies der Gemeinderat die Abteilung Kulturelles an, die rund 80
000 Franken für die Gebäudemiete an die Stadtbauten zu
überweisen. Der Stadtratsentscheid sei die Rechtsgrundlage
für diesen Entscheid gewesen, begründete Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) gestern im Stadtrat die
Überweisung. So könnten die Stadtbauten weiterhin den
Wertunterhalt der Liegenschaft sichern.
Nicht ausbezahlt wurden vorerst hingegen die 60 000 Franken für
Nebenkosten. Dies sei eine Reaktion auf die ablehnende Haltung der
Reitschule, erklärte Tschäppät. wrs
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BZ 12.1.12
Kantonspolizei
"Augenauf" will Kontrollstelle
Die Menschenrechtsorganisation Augenauf Bern unterstreicht ihre
Forderung nach einer unabhängigen Aufsichtsstelle über die
Polizei. Augenauf hat sich an die Oberaufsichtskommission des Grossen
Rates gewandt. Der jüngste Entscheid der Kantonsregierung, den
umstrittenen Polizeieinsatz bei der Reitschule nicht zu untersuchen,
zeige, dass eine unabhängige Aufsichts- und Beschwerdestelle
unerlässlich sei, so die Organisation.pd
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kulturstattbern.derbund.ch 12.1.12
Zu Gast bei Wullschlegers
Von Roland Fischer am Donnerstag, den 12. Januar 2012, um 10:42 Uhr
Für einmal bietet das Tojo-Theater nur einer Handvoll Besuchern
Platz. In trauter Runde setzt man sich in eine Stube, die wohl für
jede und jeden Anklänge an sattsam bekannte Interieurs bietet -
die Stimmung schwankt einen Moment zwischen Beklemmung und
Gemütlichkeit. Dann geht der Fernseher an, und Liselotte und
Hansruedi Wullschleger, die Grosseltern der Regisseurin Sandra Forrer,
beginnen ganz unbefangen zu erzählen.
http://newsnetz-blog.ch/kulturstattbern/files/2012/01/110120121528.jpg
Es ist aber nicht einfach eine gemütliche Plauderstunde, zu der
uns Sandra Forrer und Sibylle Heiniger in
"passing
you" einladen. Die Enkelin hat allerlei ernste Fragen, es geht ums
Älterwerden, um die Sorgen, aber auch die Freuden des Lebens
jenseits der 80. Und natürlich ist der Gevatter auch immer mit von
der Partie, fast meint man, die beiden müssten ihm Platz machen
auf dem Sofa, so wie sie dasitzen. Aber soll er sich halt auch
hinsetzen, es ist schon recht.
Und man sieht sich auch nicht einfach einen Dokfilm an, auch wenn das
ganze Material des Abends auf Filmaufnahmen beruht. Auf verspielte
Weise wird die ganze Stube in die Installation einbezogen, so dass das
Spiel mit Nähe und Distanz nicht nur zeitlich (ist das Leben, von
dem die Wullschlägers erzählen, uns sehr fremd oder doch sehr
vertraut?), sondern auch räumlich funktioniert: Mal sind die
beiden Protagonisten weit entfernte Fernsehfiguren, dann wieder sitzen
sie mitten unter den Besuchern und plaudern entspannt wie Gastgeber,
während das Essen aufgetischt wird.
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kulturagenda.be 12.1.12
Theaterinstallation "passing you" im Tojo
Für ihre Theaterinstallation "passing you" hat Sandra Forrer einen
Besuch bei ihren Grosseltern inszeniert und gefilmt. Liselotte und
Hansruedi Wullschleger erzählen ihrer Enkelin dabei von ihren
Erfahrungen mit dem Älterwerden, vom Abschied vom Berufsleben, von
körperlichen Veränderungen aber auch vom Tod.
Theater Tojo in der Reitschule, Bern.
Mi., 11., bis Sa., 14.1, jeweils 19, 20 und 21 Uhr, So., 15.1., 17, 18
und 19 Uhr
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BZ 12.1.12
Theater
Wilde Vermutungen
Bei Shakespeare sind sie klare Nebenfiguren: Hamlets Jugendfreunde
Rosenkranz und Güldenstern. Die Frage, was die beiden während
ihrer Bühnenabwesenheit eigentlich tun, bevor sie ihrer etwas
schwach motivierten Hinrichtung entgegenstreben, zeigt die Gruppe "Die
unteren 10 000" in der Produktion "Rosenkranz und Güldenstern sind
tot".pd
Vorstellungen: 18. 1. bis 20. 1., je20.30 Uhr, Tojo-Theater, Bern.
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kulturagenda.be 12.1.12
Augen und Ohren auf
Zum dritten Mal findet das Musikfilmfestival von Norient statt. Zu
entdecken gibt es filmische Perlen und musikalische Genüsse aus
aller Welt - jenseits der Weltmusik-Klischees.
"Parodie, Tanz und Sex: andere Formen des Protests" lautet der
Übertitel des Musikfilmfestivals. Er lässt eine grosse
inhaltliche Bandbreite zu. Und so steht nebst acht Dokumentarfilmen
(über Themen wie "Hip-Hop und die arabische Revolution" oder die
Albanische Musiktradition, siehe Kasten) auch ein Musicalfilm aus Ghana
steht auf dem Programm, "Coz Ov Moni". Mit dem anschliessenden
Live-Konzert der Fokn Bois, der Protagonisten des Musikfilms, sowie
einer Reihe von Diskussionen mit Filmemachern und Clubnächten mit
afrikanischen DJs im Bonsoir ist das Spielfeld des Festivals abgesteckt.
"Uns interessieren Musikströmungen, die jenseits der westlichen
Vorstellungen von ‹Worldmusic› liegen und keine Klischees bedienen,
wohl aber mit solchen spielen", erklärt Thomas Burkhalter,
Mitbegründer und Co-Leiter des Festivals. Das Musikfilmfestival
ist nur eine Ausprägung von Norient, das sich als weltweites
Netzwerk für lokale und globale Musik und Medienkultur versteht.
Weshalb also ein Filmfestival zum Thema? "Erstaunlich viele
Dokumentarfilmer interessieren sich für das musikalische Erbe
sowie für das zeitgenössische Musikschaffen aus Afrika, dem
Nahen Osten und andern Teilen der Welt", erläutert Musikethnologe
Burkhalter den Hauptgrund. Das Medium eignet sich durch seine
Verbindung von Bild und Ton bestens, um musikalische Themen zu
vermitteln und sie in gesellschaftliche Zusammenhänge einzubetten.
Ein weiterer Grund für den Fokus auf den Film ist, dass Burkhalter
und Co-Veranstalter Michael Spahr die Filmproduktion selbst kennen.
Zusammen haben die beiden 2002 einen Dokumentarfilm über indische
und pakistanische Musiker in London realisiert.
Drei Standbeine
2002 wurde die interdisziplinäre Internetplattform norient.com von
den beiden ins Leben gerufen, mit dem Ziel, trotz der Globalisierung
Musik aus aller Welt in ihrer Eigenständigkeit zu fördern und
zirkulieren zu lassen. Die Seite ist zu einer wichtigen
Informationsquelle und zu einem rege genutzten Forum geworden. Unter
dem Namen Norient führen Burkhalter und Spahr zudem ihre eigenen
Medienperformances durch. Für ihr Projekt sind sie 2009 mit dem
Kulturvermittlungspreis von Stadt und Kanton Bern ausgezeichnet worden.
Christine A. Bloch
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Verschiedene Orte, Bern
Do., 12., bis So., 15.1.
www.norient.com
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Programm
Zum Auftakt des Festivals gibt es am Donnerstag eine Einführung
ins Thema "Hip-Hop und die arabische Revolution ", gefolgt vom Film "I
love Hip Hop in Morocco". Danach gewährt "At Night, They Dance"
erschreckende Einblicke in die Bauchtanz-Industrie der ägyptischen
Hauptstadt.
Kino in der Reitschule, Bern
Do., 12.1,. 22 Uhr
Am Freitagabend warten die zwei Langfilme "Polyphonia" und "Shukar
Collective Project", welche einerseits das musikalische Erbe Albaniens
und andererseits die Verbindung von alter und neuer Musik in
Rumänien zeigen. Daneben gibt es zwei Kurzdokumentarfilme zum
libanesischen Hip- Hop, "Live From the BBC" und "Visit Me Once a Year",
zu sehen.
Kino in der Reitschule, Bern
Fr., 13.1., 20 Uhr
Vielsehern sei empfohlen, sich zu afrikanischen Elektrorhythmen Arme
und Beine auszuschütteln. Im Bonsoir tritt der
südafrikanische Performancekünstler Gazelle auf.
Club Bonsoir, Bern. Fr., 13.1., 23 Uhr
Protestanten und Katholiken sollen im nordirischen Derry wieder
zusammen tanzen. Ob das gelingt, zeigt Alessandro Negrini in seiner
Dokumentation "Paradiso". Miquel Galofrés erzählt in "Hit
Me With Music" von der lebendigen jamaikanischen Dancehall-Szene.
Kino in der Reitschule, Bern
Sa., 14.1., 20 Uhr
Die zweite Clubnacht am Norient bestreitet der in London lebende
Kenianer DJ Edu, der auf BBC Radio mit seinem wöchentlichen
Programm "Destination Africa" zu hören ist.
Club Bonsoir, Bern. Sa., 14.1., 23 Uhr
Mit dem Hip-Hop-Musical "Coz Ov Moni" und dem anschliessenden Konzert
der Fokn Bois aus Ghana dreht das Norient zum Schuss die
Lautstärke nochmals kräftig auf.
Turnhalle im Progr, Bern
So., 15.1. 20.30 Uhr
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Bund 12.1.12
Musikfilmfestival Norient
Provokationen in Pidgin
Die Fokn Bois sind das erste alternative Hip-Hop-Duo Ghanas. Sie kommen
im Ausland besser an, als zu Hause. Mit ihrem Musikfilm wollen sie das
wahre Leben zeigen.
Samuel Burri, Accra
Der Festivalabend in Accra neigt sich dem Ende entgegen. Eine schicke
Soul-Sängerin ruft "Merry Christmas" ins Publikum. Da entert ein
barfüssiger Rasta im Rock die Bühne. In seinem Freestyle-Rap
schimpft er auf geldgierige Kirchen und rappt für homosexuelle
Beziehungen. Heisse Eisen im konservativen Ghana! Dann wünscht
auch er frohe Weihnachten und hebt seinen Rock - die Unterhose im Stil
einer Santa-Mütze verursacht einen kollektiven Aufschrei im
Publikum.
Das ist Wanlov the Kubolor - ghanaisch-rumänischer Rapper und
Agent provocateur. Gemeinsam mit dem Rapper und Produzenten Mensa
bildet er das Duo Fokn Bois. Die beiden rappen im Pidgin-Slang, einer
Englisch-Variante mit viel Lokalkolorit.
Witze über alles
Provokation gehört zum Erfolgsrezept der Fokn Bois. Sie machen
sich lustig über Nigerianer, Jesus, Muslime, Behinderte - und
immer auch über sich selbst. Etwa im Song "Come home + Me", wo sie
sich um eine Frau streiten: Mensa bezeichnet Wanlov als schlechte
Bob-Marley-Kopie, worauf dieser auf Mensas graue Haare und seinen
angeblichen Viagra-Gebrauch zu sprechen kommt. Der Song ist Teil des
Musikfilmes "Coz ov Moni" (Wegen des Geldes). "Der Film zeigt einen Tag
im Leben von zwei Typen in Accra", erzählt Wanlov. "Geplant war
das zunächst als Musik-Album. Doch dann haben wir gemerkt: Wow,
das könnte auch ein Film sein!"
Die Szenen wurden dann in Ghanas Hauptstadt Accra gedreht. Sie handeln
dort, wo sich das normale Leben abspielt: draussen. Am Strassenrand
essen die Fokn Bois das Nationalgericht Fufu und loben die Köchin
nicht nur für ihre Kochkünste. Sie rennen zwischen Lehm- und
Wellblechhäusern herum, um an Geld und schöne Kleider zu
kommen. Der halbstündige Streifen eine Art Film gewordenes
Musical, in der Handlung simpel, doch stets unterhaltsam, auch wenn man
nicht alle Scherze versteht."Coz ov Moni" zeigt ein reales Abbild
Ghanas. Es geht nicht um schicke Clubs oder dicke Schlitten, wie das
Videos anderer Ghana-Rapper zeigen. Damit heben sich die Fokn Bois von
der populären Musikszene des Landes ab, welche stets aufs Geld
schielt. Das sei Mikrowellenmusik, auf die Schnelle produziert, so
Wanlov. Mensa und er würden den Trends nicht folgen. "Wir machen
uns bloss lustig darüber, während wir heimlich neidisch sind,
wenn andere damit Geld machen."
Erfolg im Ausland
Immerhin, im Ausland sind die Fokn Bois und Wanlov als
Solo-Künstler erfolgreicher als ihre lokalen Beat-Genossen. Das
liegt daran, dass sie nicht US-Künstler kopieren, sondern ihren
eigenen Stil suchen und finden. Und beide haben auch die
Aussenperspektive auf Ghana. Mensa lebt in London, Wanlov war einige
Jahre in den USA und ist inzwischen nach Accra zurückgekehrt. "Man
muss aus dem Aquarium raus, um den Ort zu sehen, in welchem die Fische
schwimmen", sagt Wanlov. Die Fokn Bois sind alte Schulfreunde. Wanlov
hat Mensa jeweils mit faulen Ausreden aus dem Klassenzimmer geholt.
"Dann gingen wir irgendwohin, trommelten einen Beat und rappten dazu."
Zur Zusammenarbeit kam es jedoch erst Jahre später. Das Konzept
des Pidgin-Musicals entstand in den USA, wo Wanlov zeitweilig gelebt
hat. "Wenn wir zusammen sind, kommen die Ideen stets von selbst." Die
Distanz sei wohltuend, so Wanlov. Beide verfolgen auch noch ihre
Solo-Karrieren.
Bei den Fokn Bois ist Mensa eher der musikalische Kopf, Paradiesvogel
Wanlov das Aushängeschild. "Und ich bin für die Frauen
zuständig", lacht er, hat er doch mittlerweile vier Kinder mit
vier verschiedenen Frauen aus aller Welt.
Nun kommen die zwei zum ersten Mal in die Schweiz. Auch wegen des
Geldes. Schon lange war nämlich eine Fortsetzung des Filmes
geplant. Doch die Promotion wurde vernachlässigt. "Wir wollen
jetzt mit Teil 1 so viel Geld verdienen, damit wir Teil 2 bereits
finanziert haben." Dass den Fokn Bois die Ideen ausgehen, ist nicht zu
befürchten.
Turnhalle Film und Konzert: Sonntag, 15. Januar, 20.30 Uhr.
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Witzige Hip-Hop-Ganoven, traurige Bauchtänzerinnen
Das 3. Norient-Musikfilm-Festival blickt hinter die Kulissen des
schönen Weltmusik-Scheins
Ein "Pidgin-Hip-Hop-Comedy-Musical" sei "Coz Ov Moni", schreiben die
Macher. Doch der Film der Fokn Bois aus Ghana ist vielmehr ein
ausufernder Videoclip, der sich in seinen besten Momenten anfühlt
wie ein intensiver Fiebertraum. Die Fokn Bois (siehe Haupttext) rappen
in ihrem harten Patois über aparten Retro-Samples, laufen durch
schmutzige Strassen, schäkern und betrügen, bis sie selber
die Betrogenen sind (So, 20.30, Turnhalle Progr).
Die lockere Selbstironie der Fokn Bois passt gut zum Motto "Parodie,
Tanz und Sex: Andere Formen des Protests" des dritten
Norient-Musikfilm-Festivals. Die Filme aus aller Welt führen vor,
wie Kulturen und Mentalitäten aufeinanderprallen: etwa in "The
Shukar Collective Project" (Fr, 22 Uhr Reitschule-Kino), in dem eine
Band aus rumänischen DJs und mit Löffeln trommelnden Roma
allmählich implodiert. Oder im Dokfilm "Polyphonia", der eine
albanische Bergregion zeigt, wo jahrhundertealte Gesänge die
Jugendlichen nicht mehr begeistern können (Fr, 20 Uhr,
Reitschule-Kino). "Zombies" seien die Jungen, die zu Dancehall tanzen,
meint eine amerikanische Touristin in "Hit Me With Music". Der Dokfilm
rollt die Widersprüche des jamaikanischen Dancehalls zwischen
übersexualisierter Gewaltverherrlichung und verbindender Musik-
und Tanzkultur der Armen auf (Sa, 21.30 Uhr, Reitschule-Kino). Einen
besonders eindrücklichen Einblick in eine klischeebeladene
Kultursparte bietet "At Night They Dance", ein kanadischer Dokfilm
über die Bauchtanzszene Kairos. Nichts ist da mit orientalischer
Sinnlichkeit, hier herrscht blosse Tristesse, wenn junge Mädchen
wie eine Ware von Hochzeitsfest zu Hochzeitsfest gekarrt werden, wo sie
- als einzige Frauen - mit abgelöschten Gesichtern ihre
Hüften kreisen lassen. So eingeschnürt ihre Rundungen in
glitzrigen Ramsch-Kleidchen sind, so korsettiert sind auch die
Möglichkeiten im Leben dieser jungen Frauen (siehe "Bund" von
gestern). (reg)
Kino in der Reitschule, Turnhalle Progr, Club Bonsoir: 12. bis 15.
Januar, www.norient.com
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Fünf Fragen an Thomas Burkhalter
Es wird beklagt, dass die jüngsten Revolutionen der Welt ohne
Musik
ausgekommen sind. Mit dem Motto Ihrer Musikfilmfestivals "Parodie, Tanz
und Sex: Andere Formen des Protests" legen Sie nahe, dass die Musik als
Mittel zum Protest doch noch nicht ausgedient hat.
Das trifft besonders auf die Kulturen ausserhalb Europas und Amerikas
zu. In der arabischen Welt haben die Musikerinnen und Musiker sehr wohl
eine wichtige Rolle gespielt. Hip-Hopper haben, sei es mit Mixtapes
oder eigenen Produktionen, einen Soundtrack zur Revolution geliefert.
Zudem gab es eine sub-kulturelle Szene, deren Protest unterschwelliger
war. Künstler in der arabischen Welt sangen nicht direkt, wie
schlecht
ihre Diktatoren sind, sondern machten Parodien auf sie und
schlüpften
so durch die Netze der Zensur. In unserem Filmfestival fokussieren wir
vornehmlich auf diese Art des Protests. Auf Künstler wie die Fokn
Bois
aus Ghana, die in ihrem jüngsten Track uns Europäern
sämtliche
Klischees und Rollen, die wir den Afrikanern gerne zuteilen, in einer
bitterbös-selbstironischen Karikatur um die Ohren hauen.
Hat Ihr Festival eine Botschaft, ein Anliegen?
Es geht darum, spannende Musik zu finden und überraschende
Phänomene zu
ergründen. Es geht uns auch darum, aufzuzeigen, dass sich diese
Welt
nicht in allen Bereichen zum Schlechten wendet. Ich denke, dass die
Musikkultur zwar nicht vielfältiger ist, dass diese Vielfalt
jedoch
besser zugänglich ist als je zuvor.
Gibt es auch einen moralischen Anspruch?
Wir nähern uns den Themen ohne vorschnelle Wertung. Wir verstehen
uns
aber nicht als Kulturrelativisten. Wir lassen jeweils Experten
kritische Texte zu den Filmen verfassen oder laden die Regisseure ein,
über ihre Filme zu diskutieren.
Aus wie vielen Filmen haben Sie letztlich ausgewählt? Ist die
Musikfilmindustrie produktiv?
Es werden jedes Jahr mehr. Der DVD-Stapel reichte heuer etwa bis zur
Hüfte. Doch von einer Industrie kann man nicht sprechen. Der
Anteil der
Filme, die über europäische oder amerikanische Produzenten
herausgebracht werden, macht nur etwa die Hälfte aus. Es gibt
viele
unabhängige Filme, die wir über unsere Netzwerke oder
über gute
Beziehungen entdeckt haben. Viele davon sind Low-Budget-Produktionen
von irgendwelchen Nerds, die sich in ein Thema verbissen haben, andere
kommen eher aus dem Kunstbereich. Es ist ein weites Feld.
Was kann ein guter Musikfilm leisten? Kann er die Welt erklären?
Schon die Musik an sich kann dies leisten. Allein wie sie produziert
wird, welche Vertriebsformen benutzt werden, sagt viel über die
Realitäten aus, in denen sich Künstler bewegen. Filmisch gibt
es kein
generelles Rezept. Im Idealfall kommt ein Film nahe an ein
Phänomen und
seine Protagonisten heran und entlockt diesen mehr als die
naheliegendsten Antworten.
Sie betreiben die Internetplattform Norient, eine Art
Orientierungshilfe für Musiktrends aus aller Welt. Was ist das
Spannendste, das Sie in letzter Zeit aufgespürt haben?
Ich finde die ganzen Bounce-Sachen aus New Orleans sehr spannend,
ausserdem interessiert mich, wie das Global-Ghetto-Dance-Phänomen
sich
weiterentwickelt. Derzeit arbeite ich mit dem Label Sub Rosa an einer
Zusammenstellung über experimentelle Musik aus der arabischen
Welt.
(ane)
-
Thomas Burkhalter
Der Musikethnologe, Musikjournalist und Kulturschaffende lebt in Bern.
Seit 2011 leitet er das Forschungsprojekt "Globale Nischen - Musik in
einer transnationalen Welt" an der Zürcher Hochschule der
Künste. Er
ist Gründer und Chefredakteur des Vermittlungs-Netzwerks Norient -
Network for Local and Global Sounds and Media Culture. 2009 hat
Burkhalter seine Doktorarbeit zu alternativer und experimenteller Musik
in Beirut abgeschlossen. Zusammen mit dem Filmemacher Michael Spahr hat
er vor drei Jahren das Norient Filmfestival ins Leben gerufen (siehe
Box oben).
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WoZ 12.1.12
Festival
Norient
Norient, das Berner Netzwerk für lokale und globale Sounds und
Medienkultur, präsentiert an seinem dritten Musikfilmfestival
Dokumentarfilme unter dem Titel "Parodie, Tanz und Sex: Andere Formen
des Protests".
Alles ist "Coz Ov Moni" - wegen des Geldes, so die Übersetzung des
Titels für das erste Pidgin-Musical in der Geschichte des
afrikanischen Films. Emmanuel Owusu-Bonsu und Mensa Ansah, die unter
ihren Künstlernamen Wanlove The Kubulor und M3nsa besser bekannt
sind und gemeinsam als Fokn Bois (ungezogene Jungs) auftreten, fegen
mit der Handkamera durch die Seitenstrassen von Accra. In der
Hauptstadt Ghanas besuchen sie Garküchen, Hinterhöfe und
Internetcafés, filmen das Strand- und Clubleben. Sie schaffen so
ein lebensechtes und hintergründiges Porträt des
subkulturellen Accra. Die beiden rappen in einem Affenzahn in Pidgin -
einer Mischsprache, die vor allem von den "kleinen Leuten" verwendet
wird - zu den Bildern, dampfen so einen gewöhnlichen Tag zu einem
dreissigminütigen Film ein. "Coz Ov Moni" wird zum Abschluss des
diesjährigen Festivals am Sonntag gezeigt. Wanlove The
Kubulor und M3nsa geben dazu auch noch live eine Kostprobe ihres
Könnens.
Bei den im Rahmen des Norient-Festivals gezeigten Filmen handelt es
sich um Schweizer Premieren. Darunter findet sich auch "At Night They
Dance", eine Produktion von Isabelle Lavigne und Stéphane
Thibault, die triste Hintergründe aus der Bauchtanzszene von Kairo
zeigt. "Polyphonia - Albaniens vergessene Stimmen" setzt sich mit den
mehrstimmigen Gesängen in den Bergen auseinander. Sie wurden zwar
ins Inventar des Unesco-Weltkulturerbes aufgenommen, die lokale Jugend
ignoriert sie aber weitgehend - nichts wie weg, ist ihre
Devise, oder mindestens in die Disco. ibo
Norient Musikfilm Festival in: Bern Progr, Kino der Reitschule, Club
Bonsoir, Do, 12., bis So, 15. Januar. Detailliertes Programm:
www.norient.com
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Bund 12.1.12
Gazelle & DJ Edu
Bern wird zum Ghetto
Es ist zu einer netten Tradition geworden, dass das
Norient-Musikfilmfestival auch in den Club Bonsoir ausstrahlt. Zu Gast
ist am Freitag der südafrikanische Produzent Gazelle (Bild), der
hübschen Afro-Pop mit süffiger Discomsuik verschmelzt. Am Tag
darauf wirbelt der Berner Goldkanten-Global-Ghetto-Spezialist Wildlife
neben dem BBC-Afrika-Experten DJ Edu. (ane)
Club Bonsoir Freitag und Samstag, 13. und 14. Januar, 23 Uhr.
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La Liberté 12.1.12
Au-delà de l'occident
Berne Dès aujourd'hui et jusqu'à dimanche se tiendra dans
la capitale helvétique la troisième édition du
Norient Film Festival. Réparti sur quatre jours, cet
événement est dédié aux documentaires
musicaux et s'attache à dévoiler au public suisse les
contours de la musique non occidentale. Films et concerts vont ainsi se
succéder, que cela soit sur le hip-hop d'Afrique du Nord (le
film "I love hip hop in Morocco", de Jennifer Needleman et Joshua Asen)
ou sur la danse du ventre en Egypte ("At Night they dance", d'Isabelle
Lavigne et Stéphane Thibault). Une magnifique manière de
s'ouvrir au monde. NM
> Jusqu'à dimanche, Berne
Cinéma Reitschule, salle PROGR et Club Bonsoir. www.norient.com
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Bund 11.1.12
Mutter Reda und ihre Töchter
Ein Dokumentarfilm über den Bauchtanz - und vom Zauber aus
Tausendundeiner Nacht ist nichts zu spüren. Stattdessen gibt es
ernüchternde Einblicke in den Alltag dreier Tänzerinnen und
deren Mutter.
Hanna Jordi
Hind ist die jüngste Tänzerin der Familie. Sie hat ein
Engagement, gegen Mitternacht hat sie ihren schwarzen Pagenschnitt
unter einer langhaarigen Perücke versteckt und ihr grell
geschminktes Gesicht hebt sich eigenartig von den mädchenhaften
Strassenklamotten ab. Dann läuft sie in einer Kairoer Festhalle
ein, wo die Vermählung des Bräutigams unter Männern
gefeiert wird.
Dieses fünfzehnjährige, stark geschminkte Mädchen also
bahnt sich nun seinen Weg durch die Festgemeinschaft, die allein aus
Männern besteht, gaffenden Männern mit gierigen Augen. "Wo
kann ich mich umziehen?", wendet sie sich an einen Veranstalter. Der
Ortskundige weist ihr den Weg in einen dunklen Hauseingang, und in dem
Moment ist man als Zuschauer des Dokumentarfilms der kanadischen
Filmemacher Isabelle Lavigne und Stéphane Thibault froh, dass
dem Mädchen ein Kamerateam auf den Fersen ist, es könnte ihm
ja sonstwas zustossen.
Blauäugige Furie
"At Night, They Dance" erzählt die Geschichte einer Dynastie von
Bauchtänzerinnen in Kairo. Hauptquartier ist die ärmliche
Wohnung der 42-jährigen Reda, die ihre drei tanzenden Töchter
Bussy, Amira und Hind an Hochzeitsfeste vermietet. Auch sie war einmal
Tänzerin. Seither brachte sie sieben Kinder auf die Welt, verlor
einen Mann an eine andere und einen, weil er starb. Nun ist sie
schwanger mit dem achten Kind, raucht Kette und tätigt
Geschäfte.
Redas hellblaue Augen sind die meiste Zeit weit aufgerissen - denn wenn
sie nicht gerade mit ihrer Mutter oder ihren Töchtern streitet
oder ein nacktes Büblein vom einen auf den anderen Arm bettet,
feilscht sie um Preise mit Kunden oder hält sie wortreich davon
ab, Rache zu nehmen an einer Tochter, die von einem Engagement
fernblieb, weil sie von den Drogen zu verladen war. Auf diese Weise
gemanagt, tingeln die Töchter von Kairo bis Alexandria von einer
Hochzeit zur nächsten, tanzen in knappen, nicht immer einwandfrei
sitzenden Kostümen den Bauchtanz, mal absolut eindrücklich,
mal nachlässig.
Die Kamera scheint unsichtbar
Vom orientalischen Tanz als jahrhundertealtes Kulturgut ist in diesem
Film wenig zu spüren, was hier gezeigt wird, ist die Industrie
dahinter. Den Zauber aus Tausendundeiner Nacht sucht der unbedarfte
Zuschauer vergebens, die Tänzerinnen werden auf der Strasse als
Huren beschimpft, von der Polizei harassiert und als Ehefrauen
verschmäht.
Ob und wie sich das Image des Bauchtanzes in Ägypten
verändert hat, wann und wie es geschehen konnte, dass sich die
professionellen Tänzerinnen vom Scheinwerfer- ins Zwielicht
bewegten, diese Fragen lässt der Film unbeantwortet. Das ist
schade, liegt doch ein Mehrwert des Dokumentarfilmgenres in der
Information des Publikums. Wenn die beiden Regisseure für ihren
Film dennoch mehrfach ausgezeichnet wurden, so mag das daran liegen,
dass sie einen anderen Trumpf der Disziplin virtuos ausspielen: Ihr
Familienporträt gibt einen Einblick in eine Subkultur, die sich
die Zutraulichkeiten aufgrund ihres geringen Ansehens in der
Gesellschaft sonst wohl verbieten dürfte. Er dokumentiert, was
sonst unsichtbar bliebe.
Eigenartig emanzipiert
Hind stösst dann doch noch etwas zu - sie wird von Polizisten
aufgegriffen und auf den Posten gebracht. Die Mutter hatte sie im
Streit zuvor verflucht, hatte gesagt: "Hind! Gott möge dich ins
Gefängnis bringen!" Als Reda vom Schicksal ihrer Tochter
erfährt, weigert sie sich, die Kaution zu bezahlen. Selbst der
befreundeten Nachbarin, die neben der Matriarchin am Boden sitzt, wird
Redas Härte unheimlich, sie sagt: "Sei nicht so grausam."
Der Zuschauer wird zum Zeugen dieser Szenen und zugleich auf den
Richterstuhl gehievt. Da sich der Film jeglichen Kommentar verbittet,
muss das Gesehene in Eigenregie bewertet werden. Und dabei an die
Grenzen herkömmlicher Bewertungsmuster stossen: Gilt es jetzt,
diese Mutter zu verurteilen dafür, dass sie ihre Kinder der harten
Industrie aussetzt? Oder ist es vor dem Hintergrund der
wirtschaftlichen Situation der Familie nicht vielmehr nachvollziehbar?
Und so ist die Betroffenheit über das harte Geschäft und das
ludenhafte Gebaren der Mutter Reda am Ende nur ein Eindruck, der haften
bleibt. Nebenbei legt der Film die Sicht frei auf eigenartig
selbstbestimmte Frauen, die das Klischee der unmündigen Araberin
auf den Kopf kehren: Die - wie sich zeigen wird - nur scheinbar
mitleidslose Reda kann ihre Familie dank dem Tanzgeschäft allein
durchbringen. Und die junge Hind hat die Kraft, sich von ihrer Mutter
zu emanzipieren und bei ihrem Vater zu leben. Dort darf sie ihr selbst
verdientes Geld behalten.
"At Night, They Dance" feiert morgen Donnerstag im Rahmen des
Musikfilmfestivals "Norient" Schweizer Premiere. Kino in der
Reitschule, 22 Uhr.
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BZ 11.1.12
"Alles, was wir erleben, tanzen wir"
Musikfilmfestival · Parodie, Tanz und Sex als Protestform - dazu
zeigt das 3. Norient-Festival ab morgen Donnerstag eindrückliche
Filme aus den Slums der Welt. Spielorte sind Reithalle, Progr und der
Club Bonsoir.
Wenn Bussy, Hind und Amira irgendwo in Kairo auf einer Hochzeit ihre
Bäuche kreisen lassen, ähneln sie jener jungen schwarzen Frau
in der Provinz Jamaicas, die ihre Kinder als wild zuckende
Dancehall-Queen durchbringt. Sie alle sind arm, ihre Tänze sind
explizit sexuell, das macht sie attraktiv und drängt sie zugleich
an den äussersten Rand der Gesellschaft. Wie überleben sie
dort?
Die Freiheit zu sprechen
Im Film "At Night They Dance" (Ägypten/Kanada 2010) zeigt sich
Kairos Bauchtanzindustrie als hartes Geschäft, in dem die
Matriarchin via Handy regiert. Ihre Töchter, schon im Schulalter
Nachtarbeiterinnen in entfesselten Männerzirkeln, müssen hohe
Risiken auf sich nehmen und ihr Geld zu Hause abgeben. Trotzdem wirken
sie ungleich viel freier und lebenstüchtiger als ihre schwarz
verhüllten Schwestern; sie provozieren die Männer und die
Mächtigen mit direkten, messerscharfen Worten. Auch die
jamaikanische Dancehall-Musik schockiert oft mit "explicit lyrics". Der
Film "Hit Me with Music" (Jamaika/ Spanien 2011) zoomt tief in die
Ghettos der Insel hinein und lässt die Protagonisten der Szene zu
Wort, zum Singen und Tanzen kommen. "Alles, was wir erleben, tanzen wir
auch", erklärt ein junger Wirbelwind im Paillettenumhang. Und
Yellowman, der entstellte Albinosänger, der als einer der Ersten
"Slackness" (schmutzige Sprache) in die Dancehalls brachte, meint,
nicht Leute wie er seien es, die obszön sprächen, sondern
jene Politiker, die vom Frieden fabulierten und Jugendlichen Waffen in
die Hand drückten.
Ungewohnte Ästhetik
Es sind keine verwackelten "Drittweltdokus", die am 3.
Norient-Musikfilmfestival in Bern zu sehen sein werden. Kunstvoll
gefilmt, oft einer hier ungewohnten Ästhetik verpflichtet, fordern
sie beim Zuschauen nicht nur inhaltlich, sondern auch formal heraus und
stellen Sehgewohnheiten buchstäblich auf den Kopf. So glänzen
etwa "The Shukar Collective Project" (Rumänien 2010), ein Film
über die Zusammenarbeit von DJs und Roma-Musikern, sowie das
ghanaische Pidgin-Musical "Coz of Moni" (2010) mit modernen
Collagetechniken, eigentlichem Bildsampling, das den abenteuerlichen
Soundmixturen entspricht. Weitere Filme drehen sich um Hip-Hop in
Marokko, Rap in Palästina, Rock 'n' Roll in Nordirland -
erheiternd, verblüffend, bedrückend. Wie immer bietet das
Norient-Festival auch live kleine Zückerchen. Am Freitag tritt der
provokative südafrikanische Performancekünstler Gazelle im
Club Bonsoir auf, am Samstag bestreiten dort DJ Edu (UK/Kenia) und der
Berner Dancehall-Pionier Wildlife! eine afrikanische Clubnacht. Zum
Abschluss am Sonntag rappen die Fokn Bois aus dem vorher zu sehenden
Filmmusical in der Progr-Turnhalle - nicht zuletzt "coz of moni".
Tina Uhlmann 3. Norient-Musikfilmfestival: 12.- 15. 1., Reithalle Bern,
Progr, Club Bonsoir. Programmübersicht auf:
http://musikfilmfestival.norient.com
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BZ 11.1.12
Stadt Bern - Wahlen 2012
Bündnis kämpft für grüne Lebensqualität
Das Grüne Bündnis will den Verkehr weiter reduzieren und sich
für günstige Wohnungen einsetzen. Mit prominenten Vertretern
will das GB den Sitz der abtretenden Gemeinderätin Regula Rytz
verteidigen.
"Zwäg" sei das Grüne Bündnis (GB), findet dessen
stellvertretende Präsidentin Monika Hächler. "Wir stemmen
das", sagt sie mit Bezug auf das Wahljahr und begründet so,
weshalb sie zum Fototermin für den BZ-Parteien-Fitnesstest die
Olympiastange auswählt. Tatsächlich betraf einer der
wichtigsten Stadtberner Entscheide dieser Legislatur ein GB-Kernthema.
Zwar unterlag bei der Abstimmung über die Energiewende die
Initiative, welche das GB mitinitiiert hatte. Die Stimmberechtigten
sagten aber Ja zum Atomausstieg bis 2039. "Hier zeigten die Berner, wie
fortschrittlich sie sind", so Hächler, "und das vor Fukushima."
Das grundsätzliche Ja zur Energiewende dürfe sich das GB mit
auf die Fahne schreiben.
Bei der Initiative für einen autofreien Bahnhofplatz scheiterte
das GB in einer RGM-Allianz. Hächler sieht das Nein nicht als
Niederlage: Es sei zustandegekommen, weil die Leute in den Quartieren
Angst vor Mehrverkehr hätten. Den Verkehr zu verringern sei ein
Anliegen, für welches das GB seit langem kämpfe. Das
Abstimmungsresultat zeige, dass in den Quartieren der Verkehr weiter
reduziert werden müsse.
Für einen autofreien Bahnhofplatz brauche es wohl mehrere
Anläufe, wie beim Tram Bern West. Sie hofft nun, dass es das Tram
Region Bern im ersten Anlauf schafft. "Erstaunt bin ich über die
Kritik aus bürgerlichen Kreisen", sagt Hächler. "In Bern ist
eine Mehrheit der Bevölkerung schliesslich zu Fuss, mit dem Velo
oder mit dem ÖV unterwegs." Das gehöre zur
Lebensqualität Berns. Genau gleich wie erschwingliche Wohnungen.
Hier sieht Hächler ein Problem: "Es muss möglich sein, dass
es Vierzimmerwohnungen für unter 1700 Franken pro Monat gibt."
Bereits im letzten Frühling diskutierte das GB eine Initiative
für sozialen Wohnungsbau. Dafür will es RGM gewinnen. Die
Lösung liegt für das GB im genossenschaftlichen Wohnungsbau,
der gefördert werden müsse. Es sei wichtig, in und nah an
Bern zu bauen, weil das weniger Kulturland verschleisse. "Die Leute
sollen dort wohnen, wo sie arbeiten."
"Reitschule gehört zu Bern"
Mit bürgerlichen Forderungen nach mehr Sicherheit konnte das GB
wenig anfangen. Das GB vertritt insbesondere die Haltung, dass
Sicherheit nicht durch Videoüberwachung entsteht. Wichtig ist
für das GB, dass die Stadt belebt ist mit öffentlichen
Räumen, wo sich Menschen wohlfühlen. "Persönlich finde
ich, dass die Stadt vergleichsweise sicher ist", sagt Hächler. Es
gelte, an einzelnen Punkten die Sicherheit gezielt zu fördern, so
wie dies auf der Grossen Schanze mit Erfolg geschehe.
Beim Thema Reitschule stellte sich das GB stets hinter den Betrieb.
Auch dann, als Kritik aufkam, weil Rettungskräfte vor der
Reitschule behindert wurden. "Wir verurteilen Gewalt in jeglicher Form.
Umso wichtiger ist es, bei solchen Vorfällen genau hinzuschauen,
wie Gewalt entstehen konnte und was man im Dialog zwischen
Behörden und Reitschule verbessern müsste." Es sei schade,
dass der Regierungsrat eine Untersuchung der durch Video dokumentierten
Vorfälle in der Reitschule ablehne und sich somit gegen ein
Anliegen des GB stelle. "Aber die Reitschule gehört zu Bern", sagt
Hächler. Das hätten die Stimmberechtigten fünfmal
bestätigt. "Die Reitschule muss viele Probleme der Stadt
lösen, wofür sie niemand entschädigt." In diesem
Zusammenhang fordere das GB schon lange eine zweite Anlaufstelle
für Drogenabhängige. Es gehöre zum Wohlfühlfaktor
Berns, dass man sich ein gewisses Kulturangebot leiste. Die Stadt
könne nicht alles finanzieren. Aber für das Kulturangebot sei
sie gerne bereit, zu zahlen, sagt Hächler. Bei den Finanzen ist
die Stadt laut Hächler auf gutem Weg. Die künftigen Budgets
werden aber zur Herausforderung, weil weniger Geld zur Verfügung
steht. Das Grüne Bündnis ist der Auffassung, dass die Stadt
Sparübungen nicht auf dem Buckel jener austragen darf, die es
nicht verdient haben.
Skeptisch gegenüber Mitte
Eine Niederlage musste das GB mit Partnerin SP beim Systemwechsel der
Kitas einstecken. Hier setzte sich ein Mitte-Rechts-Bündnis mit
den Betreuungsgutscheinen durch. "Solchen Bündnissen und speziell
der Mitte stehe ich skeptisch gegenüber", sagt Hächler. Die
BDP etwa habe doch nichts mit Mitte zu tun. "Das ist eine
SVP-Abspaltung und damit klar bürgerlich." Die Mitte-Parteien
müssten erst zeigen, zu was sie bereit seien. Das gelte
insbesondere für die GLP. "Die spielen noch mit ihrer Position",
sagt Hächler. Weil die GFL etabliert sei, findet sie zudem, dass
es in Bern gar keine GLP gebraucht hätte. Etwa, weil die frisch
auftretende GLP dem 25-jährigen GB gemässigte grüne
Wähler abgraben könnte? "Das GB ist nicht verstaubt",
hält Hächler dagegen, "wir sind erst gut erwachsen". Eines
unterscheidet das GB von den anderen Stadtparteien mit "Grün" im
Namen jedenfalls: Das GB ist ausserhalb des Parlaments stark vernetzt
und hat etwa Vertreter bei VCS, Pro Velo oder bei der offenen
Jugendarbeit.
Monika Hächler ist stellvertretende Präsidentin.
Präsidentin Natalie Imboden arbeitet momentan in Irland. Im
Gemeinderat will das GB den Sitz der abtretenden Verkehrsdirektorin
Regula Rytz verteidigen. Prominente Parteimitglieder haben Interesse:
VCS-Präsidentin Franziska Teuscher oder der kantonale
Parteipräsident und Grossrat Blaise Kropf. Im März wird
nominiert. Sie gehe davon aus, dass RGM die drei Sitze halten
könne und einen davon wieder das GB besetze, so Hächler. Noch
hat das GB seine Wahlziele nicht festgelegt. Man wolle um einen bis
zwei Sitze zulegen. Wolf Röcken
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Fitness-Barometer
Parteien im Test (Teil 8) Wir ergründen in dieser Serie, wie fit
die Stadtberner Parteien ins Jahr der Gemeindewahlen steigen - heute
mit dem Grünen Bündnis (GB). Wie sehen es die
Parteipräsidenten? Welche Ziele stecken sie sich? Als Kontrapunkt
beurteilt die Redaktion in einer Grafik den Formstand und stellt eine
Prognose. Das GB ist die letzte der grossen Parteien im Fitnesstest. Es
folgt eine Einschätzung der Kleinparteien.
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20 Minuten 11.1.12
20 Sekunden
Beschwerde erhoben
BERN. Die Aktion Augenauf hat eine Beschwerde bei der
Oberaufsichtskommission eingereicht - weil die Kantonsregierung den
umstrittenen Polizeieinsatz in der Reitschule nicht untersuchen will.
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augenauf.ch 10.1.12
Medienmitteilung von augenauf Bern vom 10. Januar 2012
augenauf Bern unterstreicht die Forderung nach einer unabhängigen
Beschwerdestelle
augenauf Bern begrüsst die längst fälligen Forderungen
nach einer unabhängigen Aufsichtsstelle über die Polizei.
Beim skandalösen Entscheid des Regierungsrates, den umstrittenen
Polizeieinsatz in der Reitschule nicht zu untersuchen, handelt es sich
keineswegs um einen Einzelfall. Auch bei der Aufsichtsbeschwerde von
augenauf Bern vom 12. Juli 2011 betreffend polizeiliches Handeln
anlässlich der Antirepressionsdemonstration vom 4. Juni sah der
Regierungsrat keinen Handlungsbedarf. In Ermangelung einer
unabhängigen, auf polizeiliches Handeln fokussierten
Beschwerdestelle hat augenauf Bern die Beschwerde nun an die
Oberaufsichtskommission weitergeleitet.
Es hat sich in der Vergangenheit leider immer wieder gezeigt, dass es
kaum wirkungsvolle Möglichkeiten gibt, um gegen
unverhältnismässige oder gewalttätige
Polizeieinsätze vorzugehen. Entsprechende Strafanzeigen von
Betroffenen enden in der Regel mit einer Einstellung der Verfahren oder
einem Freispruch der angeschuldigten PolizistInnen, da vor Gericht die
Glaubwürdigkeit der Polizei systematisch höher
eingeschätzt wird als jene der Betroffenen. Wir stellen immer
wieder fest, dass zahlreiche Opfer von unverhältnismässigen
Polizeieinsätzen aufgrund des hohen Kostenrisikos und der
niedrigen Erfolgsaussichten davon absehen den juristischen Weg zu
beschreiten.
Wie die jüngsten Ereignisse einmal mehr zeigen, sind auch
Aufsichtsbeschwerden an die Adresse des Regierungsrates kein
adäquates Mittel. Neben der Beschwerde betreffend den umstrittenen
Polizeieinsatz in der Reitschule ist auch diejenige von augenauf Bern
bezüglich des Polizeieinsatzes anlässlich der
Antirepressionsdemonstration beim Regierungsrat abgeblitzt. In seinem
Antwortschreiben übernimmt der Regierungsrat dabei weitgehend
unhinterfragt die Darstellung der Kantonspolizei. Die Berichte der
betroffenen Personen weichen jedoch in zahlreichen Punkten erheblich
von dieser Version der Ereignisse ab. Diese Widersprüche sollten
den Regierungsrat als zuständige Aufsichtsbehörde dazu
veranlassen, die Vorwürfe mit einer entsprechenden Untersuchung
eingehend zu prüfen. Es ist jedoch festzustellen, dass im
erwähnten Antwortschreiben auf den Grossteil der von augenauf Bern
formulierten Fragen und Kritikpunkte gar nicht erst eingegangen wurde.
Dieser Umstand führt zum Schluss, dass Regierungsrat entgegen
seiner Aufsichtspflicht offensichtlich nicht an einer kritischen
Auseinandersetzung mit dem Handeln der Kantonspolizei interessiert ist.
augenauf Bern erhofft sich nun, dass die Oberaufsichtskommission des
Grossen Rates eine ernsthafte Untersuchung der Beschwerden erwirken
wird. Die Oberaufsichtskommission fungiert jedoch lediglich als
Kontrollorgan über die Geschäftsführung des
Regierungsrates und ersetzt in keinerlei Weise eine unabhängige
Beschwerdestelle.
Die Schaffung einer niederschwelligen und wirkungsvollen
unabhängigen Aufsichtsstelle, deren Aufgabenbereich explizit die
Untersuchung polizeilichen Handelns umfasst, ist unerlässlich.
Schon in der Vergangenheit hat augenauf Bern wiederholt diese Forderung
erhoben. Die aktuellen Ereignisse unterstreichen einmal mehr ihre
Dringlichkeit.
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Bund 10.1.12
Regierungsstatthalter muss Schliessung der Reitschul-Gastronomie
prüfen
Der Gemeinderat nimmt den Regierungsstatthalter in Mitverantwortung.
Rahel Bucher
Das Polizeiinspektorat stellte am 15. November 2011 beim
Regierungsstatthalteramt Antrag auf Schliessung beziehungsweise auf
befristete Schliessung des Gastgewerbebetriebs Reitschule sowie auf
Erlass von Verwaltungszwangsmassnahmen gemäss Gastgewerbegesetz.
Davon wäre auch die Bar auf dem Vorplatz betroffen. Dies geht aus
der Antwort des Gemeinderats auf eine Interpellation von Stadtrat
Alexander Feuz (FDP) hervor. Darin wollte er unter anderem wissen, was
der Gemeinderat und die Gewerbepolizei wegen der Verstösse der
Reitschule gegen die Betriebsbewilligung unternommen haben. Der
Gemeinderat spricht denn in seiner Antwort von über 80 Meldungen
im Zusammenhang mit Lärm sowie von mehreren Strafanzeigen wegen
Verstössen gegen das Gastgewerbegesetz - dies im Zeitraum von
Anfang Januar bis 21. November 2011. Neben Massnahmen wie Schreiben
oder Ermahnungen an die Reitschule, Polizeieinsätzen oder
Gesprächsrunden folgte laut Gemeinderat der eingangs erwähnte
Antrag an den Regierungsstatthalter.
"Reitschule wird privilegiert"
Noch sei der Antrag hängig, sagt Regierungsstatthalter Christoph
Lerch. Man diskutiere das weitere Vorgehen in der im Dezember 2011 ins
Leben gerufenen Arbeitsgruppe bestehend aus Gemeinderat,
Kantonspolizei, Polizei- und Militärdirektion sowie Statthalteramt.
Feuz wirft dem Gemeinderat in der Interpellation vor, die Reitschule
gegenüber anderen "Gewerbegenossen" zu privilegieren. "Kleine
Clubs wie etwa das Sous Soul müssen schliessen. Bei der Reitschule
drückt der Gemeinderat immer ein Auge zu", sagt er. Der
Gemeinderat wehrt sich dagegen. Mehrmals schreibt er, dass "die
Reitschule wie jeder andere Gastgewerbebetrieb" behandelt werde.
Dafür spreche auch das Vorgehen des Polizeiinspektorats. Auf Stufe
Stadt seien die notwendigen Massnahmen eingeleitet worden. Auch
gegenüber dem Regierungsstatthalter habe der Gemeinderat stets die
Haltung vertreten, dass die Reitschule gleich wie jeder
Gastgewerbebetrieb behandelt werden solle, sagt Sicherheitsdirektor
Reto Nause (CVP). Damit nimmt der Gemeinderat das
Regierungsstatthalteramt in die Mitverantwortung. Bei diesem liege die
Entscheidungskompetenz bezüglich Verwaltungszwangsmassnahmen bis
hin zu einer Schliessung. Die Gemeinde sei für den Vollzug
verantwortlich. So schreibt der Gemeinderat etwa auch, dass das
Polizeiinspektorat von 2009 bis 2011 bereits mehrere Anträge
für Zwangsmassnahmen an das Regierungsstatthalteramt gestellt
habe. Zu einer Verfügung ist es nie gekommen. Man müsse
jeweils eine "verhältnismässige Massnahme" treffen, sagt
Lerch dazu. So sei es neben einer Besichtigung vor Ort und einem
Gespräch mit der verantwortlichen Person zu einer Ermahnung
gekommen.
Aus der gemeinderätlichen Stellungnahme geht weiter hervor, dass
Ende 2010 eine neue Person die Verantwortung für den
Restaurationsbetrieb Reitschule übernommen hat. So wurde die
Überzeit- und Betriebsbewilligung auf die neue Person
übertragen. Damit seien die bis dahin vom Polizeiinspektorat
gestellten Anträge nicht weiterverfolgt worden, schreibt der
Gemeinderat.
Neben dem gastgewerblichen Aspekt ging es Feuz in seiner Interpellation
auch darum, dass der Gemeinderat den Stadtrat im Vorfeld der Abstimmung
über die Verlängerung der Leistungsverträge nicht
über die Sichtweise der Kantonspolizei informiert hatte. Denn kurz
vor der Abstimmung wurde klar, dass der Gemeinderat und die
Kantonspolizei bezüglich Reitschule nicht am selben Strick ziehen
(siehe "Bund" 16. 11. 2010). Deshalb reichte Feuz eine zweite
Interpellation nach. Auch jetzt hält der Gemeinderat - im
Gegensatz zur Kantonspolizei - an der guten Zusammenarbeit zwischen
Kantonspolizei, Reitschule und Stadt fest.
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BZ 10.1.12
Reitschule drohen Sanktionen
STADT BERN Das Gastgewerbegesetz ist in der Reitschule zu oft verletzt
worden. Nun müssen die Betreiber mit Sanktionen rechnen.
Gegen den Gastrobetrieb Reitschule sind vom 1.Januar 2011 bis am
21.November 2011 laut dem Gemeinderat der Stadt Bern über 80
Meldungen im Zusammenhang mit Lärm eingegangen. Zudem kam es im
vergangenen Jahr zu einer Reihe von Strafanzeigen wegen Verstössen
gegen das Gastgewerbegesetz.
Wie gestern publik wurde, hat das städtische Polizeiinspektorat im
November beim Regierungsstatthalter einen Antrag auf
Verwaltungszwangsmassnahmen gestellt. Dieser Antrag wird von
Regierungsstatthalter Christoph Lerch geprüft. Die
Zwangsmassnahmenkönnenvon kleineren Auflagen bis hin zur
Schliessung der Gastgewerbebetriebe reichen. Der Gemeinderat betont,
dass er die Reitschule genau gleich behandeln wolle wie jeden anderen
Betrieb. In diesem Sinne sei der Antrag auf Verwaltungszwangsmassnahmen
nur der "logische Vollzug des Gastgewerbegesetzes", sagt
Sicherheitsdirektor Reto Nause.
Die Zwangsmassnahmen seien aber bisher lediglich beantragt und nicht
verfügt worden.
mm SEITE 2
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Der Reitschule drohen Zwangsmassnahmen
Stadt Bern. Hält sich die Reitschule künftig nicht ans
Gastgewerbegesetz, drohen ihr Zwangsmassnahmen bis hin zur Schliessung
der Gastrobetriebe. Ein entsprechender Antrag der Stadt liegt beim
Regierungsstatthalter.
Seit mehreren Wochen diskutieren der Regierungsstatthalter, die Polizei
und Vertreter der Stadt Bern über ein "koordiniertes Vorgehen der
Behörden", um Probleme rund um die Reitschule zu lösen. Was
im Detail besprochen wird, sagt niemand. "Zum jetzigen Zeitpunkt kann
aus den Gesprächen der Arbeitsgruppe noch nichts kommuniziert
werden", erklärte gestern der städtische Sicherheitsdirektor
Reto Nause (CVP).
Seit gestern ist aber klar, worum es im Kern geht:
Regierungsstatthalter Christoph Lerch (SP) liegt ein Antrag vor auf
Schliessung oder befristete Schliessung der Gastgewerbebetriebe in der
Reitschule sowie weitere Verwaltungszwangsmassnahmen.
Ermahnungen nützten nichts
Das städtische Polizeiinspektorat stellte den Antrag auf
Verwaltungszwangsmassnahmen am 15. November. Dies geht aus einer
Antwort des Berner Gemeinderats auf eine dringliche Interpellation von
FDP-Stadtrat Alexander Feuz hervor. Das Polizeiinspektorat muss in der
Stadt Bern überprüfen, ob das Gastgewerbegesetz eingehalten
wird. Wird es missachtet, wird der fehlbare Betrieb ermahnt. So
geschehen auch bei der Reitschule. "Fruchten die Ermahnungen nicht,
stellen wir beim Regierungsstatthalter den Antrag auf
Zwangsmassnahmen", erklärt der stellvertretende Polizeiinspektor
Marc Heeb. Politisch ist das Polizeiinspektorat der
Sicherheitsdirektion angegliedert. Für Sicherheitsdirektor Reto
Nause ist der im November gestellte Antrag "der logische Vollzug des
Gastgewerbegesetzes". Das Polizeiinspektorat habe gar nicht anders
handeln können, nachdem in der Reitschule das Gastgewerbegesetz
wiederholt missachtet worden sei und Ermahnungen keine Besserung
gebracht hätten. Nause betont, dass die Zwangsmassnahmen aber
bisher erst beantragt und nicht verfügt seien.
Mader verzichtete auf Zwang
Der Gemeinderat liefert in seiner Antwort eine Chronologie von mehreren
Anträgen an das Statthalteramt. Ende 2008 etwa wandte sich der
Gemeinderat wegen Lärmproblemen an die damalige Statthalterin
Regula Mader (SP). Mader vermittelte im Auftrag der Stadt zwischen den
Beteiligten, verzichtete aber auf Zwang. Im September 2009 ermahnte sie
die Person, die für die Gastgewerbebetriebe der Reitschule die
Bewilligung hat. Seit Ende 2010 ist die Gastrobewilligung auf eine
andere Person ausgestellt. Doch es kam weiterhin regelmässig zu
Reklamationen (siehe Kasten). Nach mehreren Vorfällen im Zeitraum
von Februar bis März 2011 ermahnte Regierungsstatthalter Christoph
Lerch die Gastrobetreiber erneut - und er kündete strengere
Massnahmen an, wenn sich die Situation nicht bessern sollte.
Schliesslich kam es zum Antrag des Polizeiinspektorats auf
Verwaltungszwangsmassnahmen.
"Die Polizei hat Mühe"
In seiner Antwort auf den Vorstoss bestätigt der Gemeinderat
weitere Probleme rund um die Sicherheit bei der Reitschule. So habe das
Polizeiinspektorat nur vereinzelt selbstständig kontrollieren
können - zum Schutz der eigenen Leute. Die meisten Kontrollen habe
deshalb die Polizei gemacht. Zudem sei bekannt, dass selbst die Polizei
zuweilen Mühe habe bei Einsätzen rund um die Reitschule.
Warum es trotz der Anträge bis heute zu keiner Schliessung der
Gastrobetriebe der Reitschule gekommen sei, könne der Gemeinderat
nicht beantworten. Dies sei Sache des Statthalters. Dieser müsse
entscheiden, die Stadt habe dies umzusetzen.
Generell wollte FDP-Stadtrat Feuz im Vorstoss wissen, ob der
Gemeinderat die Reitschule privilegiere. Dies sei klar nicht der Fall,
steht in der Antwort: Die Reitschule werde wie jeder andere
Gastrobetrieb behandelt. Dies zeige das Handeln des
Polizeiinspektorats. Wolf Röcken, mm
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Vorfälle und Anzeigen
Gegen den Gastrobetrieb Reitschule sind vom 1. Januar bis 21. November
2011 laut dem Gemeinderat über 80 Meldungen im Zusammenhang mit
Lärm eingegangen. Zudem kam es im Jahr 2011 zu einer Reihe von
Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft wegen Verstössen gegen
das Gastgewerbegesetz.
Etwa wegen Nichtschliessen des Gastgewerbebetriebs zur
Schliessungszeit; Missachten der Pflicht für Ruhe und Ordnung;
Missachten von Auflagen der Betriebsbewilligung durch Zulassen von
Konsumation im Freien nach der ordentlichen Terrassenschliessung;
Abspielen von Musik im Freien; Gastwirtschaftsbetrieb in einem Raum,
für den keine Bewilligung vorliegt, oder wegen
Nachtruhestörung. Auch aus den Vorjahren listet der Gemeinderat
diverse Vorfälle auf. Ende 2008 etwa habe die Polizei aufgrund
diverser Vorfälle einen Situationsbericht erstellt. Dieser zeigt,
dass es von Mai bis Mitte August 2008 zu 39 Polizeieinsätzen bei
der Reitschule wegen Lärmklagen kam und zu 72 übrigen
Einsätzen. Bei 7 Einsätzen in diesem Zeitraum musste sich die
Polizei zurückziehen, weil sie mit Flaschen und Steinen
angegriffen wurde. Zu wie vielen Verfahren es wegen der Verstösse
gekommen sei und wie diese geendet hätten, kann der Gemeinderat
nicht abschliessend beantworten. Dem Polizeiinspektorat sei aber
bekannt, dass je einmal eine Busse von 1000, 700 und 600 Franken
verhängt worden sei.wrs
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Verwaltungszwang
Was möglich ist
Im kantonalen Gastgewerbegesetz ist festgehalten, was unter
Verwaltungszwangsmassnahmen zu verstehen ist. Demnach kann das
Polizeiinspektorat Folgendes verfügen:
Auflagen wie Schliessen von Fenstern oder das Beschränken der
Verstärkerleistung;
Verbieten oder Einschränken des Alkoholausschanks;
Verbot von Unterhaltungsveranstaltungen;
Vorverlegen der Schliessungsstunde;
Beschränken des Angebots;
Besuch von Fachkursen;
Bereitstellen eines Ordnungsdienstes;
Einschränken oder Aufheben frei wählbarer
Verlängerungen.wrs
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BZ Kommentar
Massnahmen sind nötig
Wolf Röcken Leiter Ressort Stadt Bern
Statthalter Christoph Lerch bleibt nichts anderes übrig, als
Massnahmen gegen die Gastrobetriebe der Reitschule zu verhängen.
Dutzendfach verstossen diese gegen die Betriebsbewilligung und gegen
Lärmvorschriften. Bei einem Restaurationsbetrieb irgendwo in der
Innenstadt würde dies mit ziemlicher Sicherheit zu
Einschränkungen der Bewilligung führen - im äussersten
Fall gar zur Schliessung.
Die Anträge für Massnahmen bei der Reitschule liegen seit
einigen Jahren vor. Doch passiert ist bisher wenig bis nichts. Es kam
wiederholt zu Verhandlungen. Und kurz darauf wieder zu neuen
Verstössen. Die Massnahmen gegen die Betriebe jedoch gingen bisher
nicht über Ermahnungen hinaus.
Die Reitschule ist anders, und sie darf laut dem Willen der
Stimmbürger auch anders sein. Wie sie sich selber organisiert,
soll Sache der Betreiber sein. Aber es ist zwingend und einfach
selbstverständlich, dass sich die Gastrobetriebe der Reitschule an
allgemein gültige Regeln halten.
Demnächst verhandeln Reitschule und Stadt erneut über den
Leistungsvertrag. Die Reitschüler erklärten, Bedingungen
stellen zu wollen. Gut, fällt der Entscheid über
Zwangsmassnahmen im Gastrobereich vorher. Es braucht hier Klarheit,
damit ernsthaft über Leistungen der Stadt im Kulturbereich
gesprochen werden kann.
Mail: wolf.roecken@bernerzeitung.ch
Diskussion: blog.bernerzeitung.ch/ leserblog
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Stadtratssitzung 12.1.12
12. Dringliche Interpellation Fraktion FDP
(Alexander Feuz, FDP): Unzulässige Privilegierung der Reithalle
durch den Gemeinderat? Wieso unterschlägt der Gemeinderat dem
Stadtrat wichtige Angaben betreffend Reithalle? (SUE: Nause)
11.000355
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2011/11.000355/gdbDownload
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BZ 10.1.12
SVP stösst ins Leere
Stadtrat · In einer Dringlichen Motion fordert die Fraktion SVP
plus, die Reitschule-Betreiberin Ikur müsse analog zu anderen
Veranstaltern der Stadt Bern auf ihrem Vorplatz ein
Mehrweggeschirrkonzept einführen. In seiner Antwort schreibt der
Gemeinderat, die Reitschule sei bezüglich Mehrweggeschirr "ein
Pionierbetrieb". Da ein Mietverhältnis zwischen Stadt und Verein
bestehe, könne beim Aussenbereich der Reithalle nicht von
"öffentlichem Grund" gesprochen werden. Die Regierung wäre
bereit, den Vorstoss als Postulat entgegenzunehmen. Die Motion
empfiehlt sie zur Ablehnung. pd
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Stadtratssitzung 12.1.12
9. Dringliche Motion Fraktion SVPplus (Roland Jakob,
SVP): Mehrweggeschirr statt Flaschenwurf und Müllberge! Auch die
IKUR-Reitschule braucht ein Mehrweggeschirr- und Abfallkonzept! (TVS:
Rytz) 11.000329
http://www.bern.ch/stadtrat/sitzungen/termine/2011/11.000329/gdbDownload
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20 Minuten 10.1.12
Reitschule steht am Pranger
BERN. Über 80 Lärmreklamationen gingen gegen die
Restaurationsbetriebe der Berner Reitschule im letzten Jahr ein. Im
gleichen Zeitraum wurden gegen sie allein wegen Verstössen gegen
das Gastgewerbegesetz acht Anzeigen erhoben. Diese Zahlen hat die Stadt
auf Anfrage der FDP jetzt offengelegt. Weil immer wieder Polizisten,
Fahrzeuge und Passanten mit Bierflaschen beworfen werden, forderte die
SVP, dass auf dem Reitschul-Vorplatz nur noch Mehrwegbecher erlaubt
werden. Der Gemeinderat befürchtet aber, dass die Besucher ihre
Ess- und Trinkwaren dann selber mitbringen.
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BZ 10.1.12
Opfer beschweren sich beim Polizei-Kommandanten
Flaschenwürfe · Nach den Flaschenwürfen aus der
Reitschule kritisieren die betroffenen Autofahrer das Vorgehen der
Polizei als "unzumutbar". Beim Einsatz flogen auch Flaschen gegen
Polizisten.
Am Neujahrstag flogen volle Bierflaschen von der Reitschule und trafen
mindestens vier vorbeifahrende Autos auf der Neubrückstrasse (wir
berichteten). An allen Autos entstand ein Sachschaden von je 2000
Franken. Zwei der vier geschädigten Autofahrer haben Anzeige
erstattet. Jetzt beschweren sich vier betroffenen Automobilisten * in
einem gemeinsamen Brief an Polizeikommandant Stefan Blättler
über die Polizeiarbeit. "Unmittelbar nach den Flaschenwürfen
haben wir die Polizei alarmiert. Die einzige Aktion der Polizei, die
wir beobachten konnten, war, dass vier Beamte das Haus von aussen
anschauten und sich dann wieder zurückzogen. Die Täter
standen nach den Vandalenakten immer noch vor der Reitschule oder
verschwanden darin, als die Polizei kam. Sie waren wieder vor dem
Gebäude sichtbar, nachdem die Polizei das Gelände verlassen
hatte."
Von der Polizei enttäuscht
Die vier Autofahrer kritisieren im Brief weiter: "Vom Vorgehen der
Berner Polizei sind wir zutiefst enttäuscht." Denn: "Es kam kein
Beamter zu den Geschädigten und nahm sich des Problems an. Es
wurden keine Aussagen aufgenommen, keine Fotos gemacht und kein Rapport
erstellt." In ihrem Brief halten sie weiter fest: "Eine halbe Stunde
später wurde uns in einem erneuten Anruf auf die Polizeizentrale
angeraten, nicht weiter zu warten. Die Informationspolitik der Polizei
war mehr als suboptimal. Auf telefonische Anfrage bei der Polizei wurde
mitgeteilt, dass für den Vorfall kein Sachbearbeiter
zuständig sei." Abschliessend steht im Brief: "Wir finden das
passive Vorgehen der Berner Polizei unzumutbar, weil sich niemand der
Geschädigten annahm. Es ist nicht tragbar, dass in der Schweiz ein
Ort von solch repetitiver Gewalt und Vandalismus existiert."
Auch Flaschen gegen Polizei
Kantonspolizeisprecher Michael Fichter sagte gestern zu den
Vorwürfen: "Wir können nur wiederholen, was wir bereits
letzte Woche gesagt haben: dass es uns leidtut, sollten sich die
betroffenen Personen nicht gut betreut gefühlt haben." Die Polizei
bitte die Personen denn auch, mit ihr Kontakt aufzunehmen. Und zu den
weiteren Vorwürfen der Automobilisten nimmt Fichter wie folgt
Stellung: "Die Patrouille musste bei diesem Einsatz Prioritäten
setzen und Sofortmassnahmen für die Sicherheit aller Beteiligten
vornehmen." Grund: "Als die Polizisten bei der Reitschule
anrückten, wurden auch sie mit Flaschen beworfen." Nach Fichters
Angaben wurde jedoch kein Polizist verletzt. Die Polizei bat die
betroffenen Autofahrer zunächst zu warten, um der Situation vor
der Reitschule Herr werden zu können, so Fichter. Im ersten Moment
habe man die Anzeigen nicht aufnehmen können, da es darum gegangen
sei, mögliche Täter zu eruieren und auch die Strasse wieder
freigeben zu können. "Als die Polizisten vor Ort die Autolenker
suchten, trafen sie diese nicht mehr an." Grund dafür sei offenbar
ein Missverständnis gewesen.
Jürg Spori
*Namen der Redaktion bekannt
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kulturstattbern.derbund.ch 9.1.12
Kulturbeutel 2/12
Von Benedikt Sartorius am Montag, den 9. Januar 2012, um 06:02 Uhr
Herr Sartorius empfiehlt:
Einen Besuch am Norient Musikfilmfestival im Kino in der Reitschule -
und beispielsweise den Film "Paradiso" über einen nordirischen
Tanzball ansehen. Ergänzt wird das Filmprogramm mit
Clubnächten im Bonsoir und als Abschluss ein Konzert der
ghanaischen Hip-Hop-Boys Fokn Bois in der Turnhalle. Und dann gilt es
am Samstag den Schweizer Noiseberg zu besteigen: Der Abend "SONIC
MOUNTAINS (Swiss Noise & Sound Culture)" bringt in der
Dampfzentrale die Speerspitze - Norbert Möslang und Sudden Infant
- der Schweizer Noise-Kultur zusammen.
Pauli empfiehlt:
die Disco-Break-Show mit dem Schweizer-Trio Casque am Donnerstag im
Rössli zu Bern. "Für alle die einen am Helm haben. Die andern
sollen zuerst die Töffliprüfung machen", so die Veranstalter.
(...)
Fischer empfiehlt:
Auch das Norient, zum Beispiel mit einem Film über das Shukar
Collective, das alte und neue rumänische Musik zusammenbringen
sollte und nicht wirklich kollektiv funktioniert. Und daneben (ganz
wortwörtlich) "passing you", eine Theater-Installation über
das Älterwerden, die man sich ganz intim in der guten - ins Tojo
gebauten - Stube anschauen kann. Von Mittwoch bis Sonntag.
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kulturstattbern.derbund.ch 9.1.12
Zaffaraya 3.0
Von Gisela Feuz am Montag, den 9. Januar 2012, um 12:15 Uhr
Wahrscheinlich kennen Sie Kate, eine der porträtierten Personen in
Andreas Bergers Zaffaraya 3.0. Oder sonst zumindest ihren Freund
Güggu. Die beiden sind nämlich oft in der Stadt Bern
anzutreffen, fallen durch ihre farbenfrohe und nicht immer ganz
sauberen Kleider auf, geben im Tram selbstkomponierte Lieder in Mani
Matter-Manier zum Besten oder bieten schaulustigem Publikum Feuershows.
Güggu und Kate haben eine andere Form gewählt, wie sie ihr
Leben leben wollen, als dies der normale Durchschnittsbürger tut.
Zusammen mit den anderen Stadtnomaden haben die beiden im Verlauf von
vier Jahren mit ihren Wohnwagen an die fünfzig Plätze
besetzt, bis dank Verhandlungen mit der Stadt eine Art legalisierte
Lebensform entstehen konnte.
In seinem Film Zaffaraya 3.0 zeigt der Berner Filmemacher Andreas
Berger, wie die alternative Wohnform in den Jugend-Unruhen der
Achtzigerjahre und der Forderung nach eigenen, autonomen
Kulturräumen wurzelt. Anhand von sechs Porträts dokumentiert
er die Entwicklung und die unterschiedliche Auffassungen, welche von
(z.T. ehemaligen) Bewohnern von alternativen Siedlungen vertreten
werden.
So gehen im heutigen Zaffaraya, quasi der Mutter der alternativen
Berner Wohnform, viele einer (mehr oder weniger) geregelten Arbeit
nach, gefeiert wird weit weniger wild als in den Anfängen und
für die Kinder lässt man an Weihnachten den Samichlaus
kommen. Die Stadtnomaden bieten dem Publikum lieber etwas, als einfach
nur zu schnorren, braten zur Feier des Tages auch mal ein ganzes
Schwein und finden Gewalt überflüssig, während
Polizistensohn Ruben als Vertreter der Stadttauben klare Ansichten
über Alkohol ("möglichst viel"), Veganismus ("der einzig
wahre Weg") und Revolution ("die muss im Kopf beginnen") vertritt.
Zaffaraya 3.0 ist nicht nur ein interessantes Sozial-Porträt,
sondern auch eine äusserst unterhaltsame Dokumentation. Ohne
Position zu beziehen zeigt der Film, wie da bürokratische und
freigeistliche Welten aufeinanderprallen und das ist streckenweise
schlichtweg umwerfend komisch.
Zaffaraya 3.0 wird noch kommendes Wochenende von Freitag bis Sonntag in
der Cinématte in Bern gezeigt.