MEDIENSPIEGEL 14. - 20. JANUAR 2013

kulturstattbern.derbund.ch 19.1.13

 

Sofa Surfers im Dachstock

 

Von Gisela Feuz am Samstag, den 19. Januar 2013, um 11:42 Uhr

 

Offenbar machten gestern Abend viele Berner und Bernerinnen genau das, was die Herren Sofa Surfers mit ihrem Namen ansprechen: zu Hause das Sofa hüten. Jedenfalls hätte es gut noch ein paar Nasen vertragen im Dachstock der Reitschule, wo die sympathischen Mannen aus Österreich ihren elektronischen Postrock zum besten gaben. Das Fernbleiben der Leute mag einerseits an den sibirischen Temperaturen liegen, am Januarloch oder aber an der zunehmenden Ausgehfaulheit, wenn Live-Musik auf dem Programm steht. Am neuen Album "Superluminal" der Herren Kienzl, Holzgruber und Co. kann es eigentlich nicht liegen, denn dieses mag zwar weniger musikalische Ecken und Kanten aufweisen als seine Vorgänger, ist aber nichtsdestotrotz ein Album voller Intensität und Schönheit.

 

 

Zum Glück liessen sich die Herren Sofa Surfers nicht beeindrucken von den Lücken im Zuschauerraum, sondern hauten unverdrossen ordentlich in die Saiten. Zwischendurch klang das dann ein bisschen nach Young Gods, wenn auch  polierter, glatter und und poppiger. Die teils wuchtigen, repetitiven und manchmal bedrohlich anmutenden Beats vermochten eine durchaus hypnotisch Wirkung zu erzeugen, wobei die wunderbare Soul-Stimme des nigerianisch-britischen Sängers Mani Obeya dazu einen perfekten Kontrast bot.

 

Zu überzeugen vermochten auch die Visuals, also die projizierten Bilder, Videoaufnahmen und Songtexte, welche die politischen und gesellschaftskritischen Ansagen der Herren Sofa Surfer wunderbarst untermalten. Bloss: der arme Mani Obeya. Wenn das ganze Publikum mitlesen kann, was man eigentlich singen sollte, kann man nicht einfach ein bisschen nuscheln und verschwörerisch geheimnisvolle Laute von sich geben, falls einem der Text entfallen sollte. Ein veritabler Albtraum für jeden Sänger und jede Sängerin! Für den stimmgewaltigen Obeya war dies allerdings gestern überhaupt kein Problem. Respekt.

 

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journal-be.ch 18.1.13

Tour de Lorraine "Rohstoffe"


18.1.13
Nicht nur zum Kiffen
Über wird immer wieder negativ berichtet, dabei könnte die Hanfpflanze zu einem wichtigen Rohstoff der Landwirtschaft werden.
http://www.journal-b.ch/de/012013/alltag/602/Nicht-nur-zum-Kiffen.htm


17.1.13
Plastikverpackt und Pfannenfertig
Der Rohstoff Nahrungsmittel verliert immer mehr an Bedeutung, und die Menschen verlieren den Bezug zu ihrer Nahrung immer stärker. Das hat mit dem Siegeszug des Convenience Food, der vorgefertigten Nahrung aus Beuteln und Büchsen, zu tun.
http://www.journal-b.ch/de/012013/alltag/597/Plastikverpackt-und-Pfannenfertig.htm

16.1.13
Vom Nutzen der Rohstoffunternehmen
Der dritte Teil der Tour de Lorraine-Serie thematisiert die Rolle der Rohstoff-Riesen für die Schweizer Volkswirtschaft. Der Verfasser kommt zum Schluss: der Beitrag der Rohstoffunternehmen an die Schweizer Volkswirtschaft ist höchst fragwürdig.
http://www.journal-b.ch/de/012013/alltag/583/Vom-Nutzen-der-Rohstoffunternehmen.htm

15.1.13
Rohstoffhändlerin Schweiz

Der zweite Teil der Serie zur Tour de Lorraine handelt vom Aufstieg der Schweiz zum internationalen Handelszentrum für Rohstoffe.
http://www.journal-b.ch/de/012013/alltag/580/Rohstoffh%C3%A4ndlerin-Schweiz.htm

14.1.13
Kolumbien im Goldrausch
Die Audio-Serie zur bevorstehenden Tour de Lorraine zum Themenschwerpunkt «Rohstoffe» beginnt beim Goldabbau in Kolumbien. Die einfachen Minenarbeiter haben nichts vom Goldboom.
http://www.journal-b.ch/de/012013/alltag/584/Kolumbien-im-Goldrausch.htm

 

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20 Minuten 18.1.13

 

Tour de Lorraine: Ein Quartier feiert

 

Sa, 19.1., 19 Uhr, Tour de Lorraine, diverse Locations.

 

DIVERSES. "Drecksgeschäfte!" - die politische Tour-de-Lorraine-Organisation weist heuer mit diesem Motto auf Missstände im weltweiten Rohstoffhandel hin. Während tagsüber ein politisches Programm angeboten wird, wenden sich die Macher am Abend dann einfacheren Themen zu: der Musik. 15 Locations machen dies- und jenseits der Lorraine-Brücke beim jährlichen Quartierfest mit. Darunter befinden sich kleine Häuser wie das Luna Llena, der Wartsaal oder die Aare Garage. Aber auch gestandene Lokale fehlen nicht. Zu hören gibt es fast alles: DJs und Bands sowie Singer-/Songwriter-Musik, House, Soul und Rock. Tickets sind in der Turnhalle, in der Reitschule und beim Quartierhof in der Lorraine erhältlich. pec

www.tourdelorraine.ch

 

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BZ 18.1.13

 

Tour durch die Lorraine

Konzerte, Filme und Workshops: Diesen Freitag und Samstag findet die Tour de Lorraine statt.

 

Fest. Gestern startete mit einer Diskussion in der Reitschule die Tour de Lorraine. Heute und morgen geht der Anlass weiter. Am Samstag treten auf beiden Seiten der Lorrainebrücke in 16 Lokalen Bands und DJs auf. Wie es die Tradition der Tour ist, gibt es wieder Eintrittsbändel für alle Clubs und Beizen. Dieses Jahr thematisiert die globalisierungskritische Veranstaltung "Drecksgeschäfte - die Rohstoffdrehscheibe Schweiz". "Immer mehr Rohstoffhandelsfirmen verschieben ihre Aktivitäten in die Schweiz", schreiben die Organisatoren. Über deren Geschäftspraktiken wird diskutiert. Besucher können Filme und Workshops besuchen sowie einen Parcours absolvieren. sar

www.tourdelorraine.ch

 

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20 Minuten 18.1.13

 

Sofa Surfers im Dachstock

 

Fr, 18.1., 21 Uhr, Sofa Surfers, Dachstock.

 

DIVERSES. Die Sofa Surfers wuchsen Ende der 90er-Jahre im Schatten von Kruder und Dorfmeister zu einem der Aushängeschilder des sogenannten Vienna Sound heran. Mittlerweile hat sich die österreichische Band davon gelöst. Sie positionierte sich als Club-Rock-Spezialistin und laden nun mit dem neuen Album "Superluminal" zum Hüft-Schwoof im Dachstock ein. Zu hören sind Downbeat, Soul, Dub und Rock im Live-Format. pec

 

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Bund 18.1.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Es-passiert-doch-etwas-im-Cinebad/story/16789100

Cinébad eröffnet erst im Herbst statt im Januar

 

Die Eröffnung des Therapiebades im ehemaligen Kino Cinemastar verzögert sich.

 

Ursprünglich hätte das Cinébad im Bollwerk diesen Januar die ersten Kunden empfangen sollen. Doch die Baustelle im ehemaligen Lokal des Kinos Cinemastar scheint seit Wochen unberührt. Die Eröffnung des Therapiebads ist auf Herbst 2013 verschoben worden, wie der Homepage des Cinébads zu entnehmen ist. Grund sei eine Verzögerung im Baubewilligungsverfahren, sagt Geschäftsleiter des Lokals, Christian Rothenbühler.

 

Um die Rollstuhlgängigkeit zu gewährleisten, mussten die Baupläne im Innenbereich angepasst werden. "Der Einwand der Fachstelle für hindernisfreies Bauen betraf den Innenraum des Cinébads", so Annette Hodel, Leiterin des Stabs des Stadtberner Bauinspektorats. Bis jetzt hatte sich die Bauherrin, das Instituts für aquatische Körperarbeit, mit dem Rückbau und der Wiederherstellung der Brandschutzdämmungen begnügen müssen. "Wir rechnen nun aber damit, die Baubewilligung in den nächsten Tagen zu erhalten", so Rothenbühler.

 

Schlechtes Timing im Bollwerk

 

Die Bewilligung bedeutet aber noch nicht den Startschuss für den Bau des Cinébads. Im Bollwerk stehen ab Anfang März ausgedehnte Bauarbeiten an: Die Teilsanierung des Strassenzugs beinhaltet unter anderem den Austausch von Werkleitungen und fällt mit dem geplanten Baustart des Cinébads zusammen. "Der Zugang zu unserer Baustelle ist für uns so versperrt", so Rothenbühler. Er rechnet deshalb mit einem Baubeginn Mitte April - und der Eröffnung des Bads im Herbst 2013. (hjo)

 

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Bund 17.1.13

http://www.derbund.ch/agenda/kino//Rosia-Montana-liegt-in-Bern/story/16359058

 

Tour de Lorraine

 

Rosia Montana liegt in Bern

 

Bloss die Tonspur macht gute Laune: Die Tour de Lorraine beleuchtet dieses Jahr den Abbau von Rohstoffen.




Der deutsche Regisseur Fabian Daub hat das Geschehen in Rosia Montana dokumentiert. Bild: zvg


Die Wirtschaft serbelt, der Goldpreis steigt, und plötzlich ist ein kleines Dorf in Rumänien gross im Kommen: Die Gold- und Silberminen von Rosia Montana sollen wieder in Betrieb genommen werden, den Gewinn teilen sich die kanadische Rohstofffirma und eine rumänische Staatsgesellschaft im Verhältnis 4:1. Schäden an der Umwelt und eine entwurzelte Bevölkerung: Das fürchten die Kritiker. Ihren Widerstand hat der deutsche Regisseur Fabian Daub im Film "Rosia Montana - Dorf am Abgrund" dokumentiert.

 

Der Film ist nur ein Eckpunkt im umfassenden Programm der diesjährigen Tour de Lorraine. "Drecksgeschäfte - Rohstoffscheibe Schweiz" heisst heuer das Motto. Das Komitee besteht aus linken Organisationen wie Augenauf, Attac Bern oder der GSoA, und am Gelingen des Anlasses wirkt wiederum halb Bern-Nord mit - oder zumindest namhafte Betriebe vom Bollwerk bis Mitte Nordring.

 

Im Frauenraum wird am Podium über die Auswirkungen des Rohstoffbooms diskutiert (Do, 19.30 Uhr), vom Säli der Brasserie Lorraine aus führt ein Parcours an den Lebensstationen eines Mobiltelefons vorbei (Do, Fr, 18 Uhr, Sa 10 Uhr), das Kino in der Reitschule zeigt Dokfilme (siehe Seite 35), in der Turnhalle des Lorraineschulhauses werden Workshops zu Themen wie Veganismus, Steueroasen oder Betonproduktion veranstaltet (Sa, 13 bis 15.15 Uhr und 15.30 bis 17.30 Uhr).

 

Die gemütsvolle Zerstreuung folgt im Samstagabendprogramm mit über 20 Bands und DJs: Copy & Paste geben im Dachstock ihr "Bad Taste DJ Set" zum Besten, Pierre Omer bespielt das Sous le Pont, und Klischée bringen Elektroswing in die Aaregarage. Und das alles zu 25 oder 30 (Solipreis) Franken. Schöne Dumpingwirtschaft, das. (hjo)

 

Lorraine Do, 17., bis Sa, 19. 1. Weitere Infos und Programm: www.tourdelorraine.ch.

 

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WoZ 17.1.13

 

Tour de Lorraine

 

"Drecksgeschäfte" - so lautet der Titel der diesjährigen Tour de Lorraine. Gemeint ist der Handel mit Rohstoffen. Die Schweiz, die als Standort diverser Rohstoffkonzerne grosse Umsätze erzielt, zeigt sich hier in einem äusserst schlechten Licht. Wie jedes Jahr gibt es an der Tour de Lorraine in mehreren Berner Lokalen, die mehrheitlich im Lorrainequartier zu Hause sind, Diskussionen, Konzerte und Filmvorführungen (vgl. "Politour" links auf dieser Doppelseite).

 

Einen spannenden Filmzyklus zum Thema präsentiert das Kino in der Reitschule. Verschiedene Dokumentarfilme aus aller Welt zeigen die Folgen, die unsere Gier nach immer mehr und immer billigeren Rohstoffen hat. In "Blood in the Mobile" macht sich der dänische Filmemacher Frank Poulsen als Besitzer eines Nokia-Handys auf den Weg in die Demokratische Republik Kongo, wo ein Grossteil der Minerale, die für die Herstellung von Handys notwendig sind, herkommen. Er will herausfinden, ob er als Handybesitzer den Konflikt im Kongo unterstützt - und stösst auf schreckliche Tatsachen.

 

Auch das Dorf Rosia Montana in Rumänien leidet unter seinem Rohstoffreichtum: Unter dem Dorf lagern die grössten Goldvorkommen Europas. Fabian Daub dokumentiert in seinem Film "Rosia Montana   - Dorf am Abgrund", wie das Dorf zerstört wird und wie der Widerstand dagegen wächst. Der Film wird in Anwesenheit des Regisseurs und einer Aktivistin vorgeführt. Weitere Filme der Reihe sind "Was übrig bleibt" von Andreas Gräfenstein, "Operación Diablo" von Stephanie Boyd, "Sambia: Wer profitiert vom Kupfer?" von Alice Odiot und Audrey Gallet, "Hammer and ­Flame" von Vaughan Pilikian und Justin Meiland, "Arte a la deriva y derivados del petróleo" von Grégory La­salle und "Tout l’or du ­Monde" von Robert Nugent. süs

 

Tour de Lorraine in: Bern verschiedene Lokale, Do-Sa, 17-19. Januar. Filmzyklus im Kino in der Reitschule, Fr, 18., bis Sa, 26. Januar. www.tourdelorraine.ch

 

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Kulturagenda.be 17.1.13

http://www.kulturagenda.be/rubrik/sounds/schweizer_rohstoffhandel_ist_weltweit_ein_risiko/

Schweizer Rohstoffhandel ist weltweit ein Risiko

 

Die Tour de Lorraine verbindet Politik und Party. Dieses Jahr stellt sie den Rohstoffhandel in den Fokus ihrer Workshops und Vorträge. Das Geschäft ist wenig beleuchtet und eine strategische Gefahr für die Schweiz.



Die Tour de Lorraine verbindet Politik und Party. Dieses Jahr stellt sie den Rohstoffhandel in den Fokus ihrer Workshops und Vorträge. Das Geschäft ist wenig beleuchtet und eine strategische Gefahr für die Schweiz.

Eine Ehe wiegt 40 bis 50 Tonnen. Soviel Gestein muss für die beiden Ringe ausgebeutet werden, die vor dem Altar getauscht werden. Dabei fallen enorme Mengen von giftigen Rückständen an, die in den Minenländern das Grundwasser verseuchen. Der Film "Rosia Montana - Dorf am Abgrund" des deutschen Regisseurs Fabian Daub etwa zeigt, wie eine historische Mine in Rumänien neu ausgebeutet werden soll. Gleich zwei ganze Täler sind als Rückhaltebecken für den giftigen Abfall vorgesehen. Um das durchzusetzen, sind Korruption und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung. Rosia Montana ist kein Einzelfall, Das verschwiegene Geschäft mit den Rohstoffen gehört zu den dreckigsten weltweit. Und die Schweiz mischt ganz vorn mit. Seit 1998 ist die Rohstoffbranche hierzulande fast explodiert - und zu einem Systemrisiko geworden. Der Ölhändler Vitol etwa macht einen jährlichen Umsatz, den Nestlé, Roche, Novartis, UBS, ABB und die Credit Suisse nur zusammen erreichen.

 

Vermittlungsfunktion ist entfallen

 

Für den Boom gibt es verschiedene Gründe, nicht nur die tiefen Steuern in Genf und Zug. Es sind unter anderem fehlende Regulierungen, gute Banken, eine exzellente Infrastruktur und ein stabiles politisches Klima. Doch der Erfolg bringt die Schweiz in Gefahr. "Wegen der laschen Gesetze könnten wir uns noch mehr isolieren als jetzt mit den Banken", warnt der Vizepräsident der Grünen, Jo Lang, der auf dem Podium zu Rosia Montana mitdiskutiert. Nun mag Lang vielen Bürgerlichen ein Dorn im Auge sein, doch er zeigt die strategisch offene Flanke auf, welche die Schweizer Politik noch immer nicht recht wahrhaben will: "Bis zum Ende des Kalten Krieges waren wir die neutrale Vermittlerin zwischen den Fronten. Seither braucht es uns nicht mehr. Man kann uns unter Druck setzen: Stichworte Nazigold, Raubkunst oder Steuerflucht. " Bei den Banken habe man zu lange weggeschaut. "Das war teuer. Diesen Fehler sollten wir nicht wiederholen.

"

Händler brauchen den Bankenplatz

 

International laufen Bestrebungen, den Rohstoffhandel besser zu kontrollieren. Die hinterherhinkende Schweiz hat noch Spielraum. In den USA und der EU, ebenfalls wichtige Handelsplätze, werden die Firmen längst strenger überwacht. Mit einer plötzlichen Abwanderung der Firmen ist aber auch deshalb nicht zu rechnen, weil sie den Finanzplatz Schweiz brauchen. Das lässt sich im Standardwerk "Rohstoff" der Erklärung von Bern nachlesen. Auch hierzulande soll die Liebe Berge versetzen - und nicht Täler verseuchen.

 

Silvano Cerutti

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Frauenraum der Reitschule, Bern

Podiumsdiskussion: Do., 17.1., 19.30 Uhr

www.tourdelorraine.ch

 

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Tour de Lorraine: Workshops und Partys

 

Donnerstag

Die Tour de Lorraine zum diesjährigen Thema "Drecksgeschäfte" beginnt mit einer Podiumsdiskussion im Frauenraum (siehe Artikel) und einem Infoparcours zu den Rohstoffen in unseren Handys in der Brasserie Lorraine (Do., 17., und Fr., 18.1., 18 Uhr, Sa., 19.1., 10 Uhr).

 

Freitag

Im Kino in der Reitschule laufen zwei Filme von Fabian Daub (siehe Artikel): "Rosia Montana" (Fr., 18., und Sa., 19.1., 20 Uhr) und "Was übrig bleibt" (Fr., 18.1., 22.15 Uhr) über illegalen Kohleabbau.

 

Samstag

Weitere Dokumentarfilme im Kino, Workshops rund ums Thema Rohstoffe und Möglichkeiten zum Widerstand im Schulhaus Lorraine (13 Uhr). Abschliessend gibt es Partys in 13 Lokalen. Neben vielen DJs treten live unter anderem auf: Pierre Omer (Alternative Folk, Sous Le Pont, 0.30 Uhr), Angelika Express (Indie, ISC, 23.30 Uhr), Lena Stöhrfaktor (Polit-Rap, Frauenraum, 1 Uhr), Kofelgschroa (Indiebrass, Café Kairo, 21.30 Uhr) und Monika Schärer (Lesung: Erotische Kolumnen, Wartsaal, 24 Uhr).

 

Detailliertes Programm:

www.tourdelorraine.ch

 

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Bund 17.1.13

http://www.derbund.ch/agenda/musik//Musik-zu-einer-Verfolgungsjagd/story/23687458


Sofa Surfers

 

Musik zu einer Verfolgungsjagd


Von Milena Krstic

Hätten die Sounds der Sofa Surfers nicht bereits Platz in einem Kriminalfilm gefunden, würde wahrscheinlich bald jemand danach fragen.

 


Downbeat? Trip-Hop? Dub? In der neuen Platte ist jedenfalls auch ganz viel Pop drin. Bild: zvg

 

Er bringe die Bässe gerne richtig "fett", sagte Gitarrist Wolfgang Frisch in einem Interview. Und zwar mit dem österreichischen Kinomagazin "Skip". Dass die Musiker auch von Zeitschriften dieser Sparte befragt werden, ist kein Zufall. Sofa-Surfer-Mitglied Timo Novotny begab sich gemeinsam mit seiner Kamera auf eine Reise durch die Labyrinthe der U-Bahnen dieser Welt. Das Durchwühlen der düsteren Gänge, die ihn gerade wegen der "Science-Fiction-mässigen Architektur" so faszinierten, resultierte im Film "Trains of Thoughts", einer Art audiovisuellem Essay. Die Musik dazu haben seine Kollegen von den Sofa Surfers komponiert. Die optische Umsetzung der Musik ist Teil des Konzepts der Band. So haben sie mit Timo Novotny auch einen eigenen "Visual Artist" in ihren Reihen. Im Dezember letzen Jahres feierte der Film Premiere, kurz nachdem das Werk "Superluminal" erschienen war. Schneller als das Licht"Superluminal" haben die Sofa Surfers ihr siebtes Studioalbum getauft, übersetzt "schneller als das Licht", ein Synonym für unsere "schnelllebige Zeit", wie sie in Interviews gerne betonen. In Besprechungen fallen Begriffe wie "in einer von Reizen überfluteten Gesellschaft", "poetisch" und "gesellschaftskritisch". Ist diese Kritik an der rasanten Gegenwart nicht etwas abgenutzt? Die Texte geben Situationen wieder, von denen wir schon gehört haben: In "Valid Photo" wünscht sich ein Flüchtling ein neues Leben, weil er sich fühlt wie eine Nummer, die darauf wartet, aufgerufen zu werden. Die Sofa Surfers erzählen von einer kalten, gnadenlosen Welt - ihre Musik fühlt sich an wie eine atemlose Verfolgungsjagd. Überhaupt, denkt man sich während des Hörens, liesse es sich zu dieser Musik gut jagen oder morden, natürlich nur virtuell, in einem Videospiel oder im Film.

 

Das wird sich auch der österreichische Schriftsteller Wolf Haas gedacht haben, der mit seinen Romanen drei deutsche Krimipreise gewonnen hat. Drei seiner Geschichten wurden verfilmt, und während Privatdetektiv Simon Brenner seine Fälle löst, ertönt die Musik der Sofa Surfers, die eine schaurige Kulisse ums Geschehen herum baut. Auch Apple ist auf den Sofa-Surfers-Plan gekommen: Sobald das Mac-Programm OS X 10.0, 10.1 und 10.2 erfolgreich installiert ist, heisst einen das Lied "Sofa Rockers" willkommen. Auch die Macher des Films "Anatomie", in dem Franka Potente eine angehende Ärztin spielt, fanden es passend, ein Lied der Band zu platzieren.

 

Pop im unteren Taktbereich

 

Niemand, so scheint es, hat je die richtigen Worte gefunden, um den Musikstil der Sofa Surfers schlüssig zu erklären. Die Bandmitglieder selbst sagen Downbeat, Trip-Hop und Dub, aber gerade die neuste Platte hat auch ganz viel Pop drin. Die britischen Morcheeba eignen sich für einen Vergleich ganz gut.

 

Auf "Superluminal" singt der junge Jonny Sass, Sohn von Tuba-Virtuose Jon Sass. Eigentlich hätte die Band mit Mani Obeya seit sieben Jahren einen festen Sänger. Der Brite mit nigerianischen Wurzeln hat bereits auf den letzten beiden Alben "Sofa Surfers" und "Blindside" für den Soul in den futuristisch-kalten Tracks gesorgt. Weshalb es jetzt einen zweiten Sänger braucht? Vielleicht, weil sie "gerne die Bedingungen ändern", wie DJ Michael Holzgruber in einem Interview mit dem Online-Magazin "The Gap" erklärt. Mit "Superluminal" vertonen die Sofa Surfers die Probleme unserer Gesellschaft, scheinen aber keinen Ausweg daraus zu suchen. Mitunter gibts da wunderbare Momente in dieser Kältewüste. Zum Beispiel dann, wenn im Lied "Superluminal" einen kurzen Moment lang alle Scheinwerfer auf die schwelgende Gitarre gerichtet sind. Und mit dem letzten Lied "Glitches, Crashes & Ashes" wird die Hörerschaft in die Ungewissheit entlassen. Am Ende klingt das trotzdem schön.

 

Reitschule Dachstock Fr., 18. Januar, 21 Uhr.

 

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Kulturagenda.be 17.1.13

 

Die Sofa Surfers im Dachstock

Elektronische Musik ist seit fast zwanzig Jahren das Wohnzimmer der Sofa Surfers. Das Quartett begann mit Techno und Dub; später fand es zum Trip-Hop. Doch die Wiener entwickeln ihre Musik ständig weiter. Inzwischen gehören auch ein Schlagzeug, eine Gitarre und Sänger Mani Obeya zum festen Bühnenequipment.

Dachstock in der Reitschule, Bern. Fr., 18.1.

 

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Bund 17.1.13

 

"Iscapes 3"

 

Ausgezeichnete Teamarbeit

"Jazz eben". So begründete die Jury ihren Entscheid, die Zürcher Combo pulp.noir mit dem Nachwuchspreis für Theater und Tanz auszuzeichnen. Seither sind sechs Jahre vergangen, doch pulp.noir setzen noch heute auf das performative Vorgehen: Musiker, Texter und Videoversierte kreieren ad hoc assoziativ verknüpfte Clips, die aus changierenden Bildern und Sounds bestehen. Der Moment zählt, nicht das Endergebnis: Jazz eben. (hjo)

 

Tojo-Theater Freitag, 18. Januar, 20.30 Uhr.

 

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Kulturagenda.be 17.1.13

 

Musikperformance .Iscapes 3. im Tojo

 

Stimme, Synthesizer, Beats, Gitarre, Samples und Videobilder: Iscapes ist zugleich ein Konzert, eine öffentliche Aufnahme und das Eintauchen in eine digitale Welt. Fünf Musiker, Texter und Videokünstler kreieren eine audiovisuelle Performance, die improvisiert ist: Alles ist möglich und rein gar nichts ist sicher.

Tojo in der Reitschule, Bern. Fr., 18.1., 20.30 Uhr

 

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Bund 17.1.13

 

Angaben zur Person Marc Hofweber

 

"Ich ziehe es vor, keinen Sesam zu essen"

 

Meine früheste Erinnerung in Sachen Kultur:

 

Als ich sieben Jahre alt war, hat mich mein Vater zu einem David-Hasselhoff-Konzert in Basel mitgenommen.

 

Die letzte CD, die mir Tränen in die Augen trieb:

 

Das fantastische Album von Angel Olsen "Half Way Home", das letztes Jahr auf dem Label Batheticrecords erschienen ist.

 

Wen ich auf den Mond schiessen würde:

 

Die ganze Band von Mumford & Sons.

 

Warum ich geworden bin, was ich bin:

 

Weil gute Musik schon immer etwas Einzigartiges in mir ausgelöst hat. Dadurch war mir schon früh klar, dass ich mal was machen werde, das irgendwie mit Musik zusammenhängt.

 

Was ich nie mehr verpassen möchte:

 

Einen Flug nach einer langen, durchzechten Nacht.

 

Wohin ich eine neue Liebschaft ausführen würde:

 

In die Eisblume in Worb.

 

Mein letzter peinlicher Auftritt:

 

Als ich letztens nach einem Gig meine Jacke nicht mehr gefunden habe, habe ich eine Riesenszene veranstaltet. Das war peinlich, vor allem weil sie bloss neben der Bühne lag.

 

Würde ich nie essen:

 

Da ich eine Allergie auf Sesam habe, ziehe ich es vor, lieber nichts davon zu essen.

 

Das bereitet mir Ohrenweh:

 

"Sonnentanz" von Klangkarussel. Die Welt braucht nicht noch mehr schlecht produzierten, lauwarmen Deep-House.

 

Hier trifft man mich garantiert nicht an:

 

Im Mad Wallstreet.

 

Das mache ich an einem verregneten Sonntag:

 

Popcorn in der Pfanne zubereiten, Beamer aufstellen und Filme schauen.

 

Wenn ich mein Schaffen überblicke - darauf bin ich stolz:

 

Besonders stolz bin ich auf die beiden Alben, die ich mitgeschrieben und -produziert habe. Als da wären: Round Table Knights, "Say What" und Labrador City, "Reverie".

 

Das tue ich in der Pause:

 

Kaffee trinken und "Seinfeld" schauen.

 

Mein Wunsch:

 

Den Soundtrack für einen Wes-Anderson-Film zusammenzustellen.

 

Und das steht auf meiner Kulturagenda:

 

Das Primavera Festival in Barcelona.

 

Marc Hofweber

 

Viel hat er zu tun, der Berner Multimusiker Marc Hofweber. Erst vergangene Woche durfte er mit seiner DJ-Crew Round Table Knights in Zürich den Swiss Nightlife Award für das beste Electronica-Duo entgegennehmen. Und nun steht im Rahmen der Oh, Sister Night der Auftritt mit seiner Band Labrador City an, in der er an den Tasten und der Gitarre amtet: Rössli Bar, Do, 17. Januar, ab 21 Uhr.

 

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Bund 17.1.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Kritik-an-Jugendamt-wegen-Bericht-zum-Berner-BermudaDreieck/story/26234299

Kritik an Jugendamt wegen Bericht zum Berner "Bermuda-Dreieck"

 

Seit einem Jahr behält das städtische Jugendamt einen Bericht zu "Jugend und Gewalt" in der Schublade. Berner Politiker haben dafür kein Verständnis.

 

Christian Zellweger

 

"Sehr bemühend" sei es, wenn die Stadt einen solchen Bericht so lange zurückhalte, sagt Martin Schneider, BDP-Stadtrat und Mitglied der Kommission für Soziales, Bildung und Kultur (SBK) zum Bericht "Jugend und Gewalt". Seit einem Jahr schlummert das Papier in den Schubladen des Jugendamtes ("Bund" vom 16. 1.). Bisher hat die Arbeit einer Gruppe von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen wie Polizei, Jugendanwaltschaft oder Nachtleben den Weg in den Gemeinderat noch nicht gefunden. "Wenn man schon über das Nachtleben diskutiert, muss man auch die Probleme ansprechen", sagt Schneider.

 

Tatsächlich zeigt der Bericht: Wenn das Partyvolk unterwegs ist, wird das Berner "Bermudadreieck" zwischen Bahnhof, Reitschule und Aarbergergasse zum heissen Pflaster. Auch wenn die Fälle von Gewalt in den letzten Jahren zumindest stagniert haben: In einer Bilanz über die letzten zehn Jahre stellt der Bericht doch eine deutliche Zunahme fest. Jürg Häberli, der Leiter des städtischen Jugendamtes, ortet aber keinen dringenden Handlungsbedarf. Man wolle zuerst ein nationales Präventionsprogramm abwarten und die neusten Entwicklungen im Berner Nachtleben mit einbeziehen.

 

Kein Verständnis für Jugendamt

 

Eine Argumentation, die bei Berner Sozialpolitikern nicht verfängt. Es bringe nichts, auf nationale Programme zu warten, wenn ein Bericht mit konkreten Daten und Massnahmen in der Schublade liege, findet GLP-Stadtrat und SBK-Mitglied Michael Köpfli. "Wir brauchen eine Lösung für den urbanen Raum. Nationale Programme gehen meist nicht spezifisch auf die Probleme von Städten ein." Er könne es zwar nachvollziehen, wenn man die Erkenntnisse aus der Nachtleben-Diskussion in einen solchen Bericht einbeziehen wolle. Besser aber wäre der umgekehrte Weg gewesen, so Köpfli; nämlich dass die Erkenntnisse des Berichts in das neue Konzept des Gemeinderates zum Berner Nachtleben eingeflossen wären.

 

SBK-Präsident Roland Jakob (SVP) war die Existenz des Berichtes nicht bekannt. "Es wäre aber sicher interessant, wenn man ihn sehen könnte." Er wolle der Sache nachgehen. "Wir werden in der Kommission sicher darüber diskutieren und - wenn nötig - Massnahmen treffen", sagt er. Lea Kusano hingegen, die für die SP in der SBK sitzt, findet die abwartende Haltung der Stadt nicht so dramatisch. "Ich finde es sinnvoll, wenn man den Bericht gemeinsam mit dem Nachtleben-Konzept behandeln will."

 

Bericht bald im Gemeinderat

 

Ähnlich wie Kusano sieht auch die kürzlich gewählte Sozialdirektorin Franziska Teuscher (GB) die Lage: "Ich finde es sinnvoll, wenn der Bericht mit den aktuellen Erkenntnissen aus der Nachtleben-Diskussion ergänzt wird." Sie erachtet den Bericht der breit abgestützten Arbeitsgruppe als "sehr wertvoll". Dieser sei bislang aber nicht veröffentlicht worden, weil er "noch Lücken aufweise" und zurzeit im Jugendamt überarbeitet werde, hält die Gemeinderätin fest.

 

Sobald der Bericht bei ihr auf dem Tisch liegt, will sie die vorgeschlagenen Massnahmen politisch gewichten und das Papier in den Gemeinderat bringen. Gemäss Teuscher soll dies noch im ersten Quartal 2013 geschehen.


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RaBe-Info 16.1.13

http://www.rabe.ch/sendungen/info-sendung-nachrichten/rabe-info/d/archive/2013/1/16/art/mi-16-januar-2013.html

 

Zankapfel Drogenpolitik - die Berner Reitschule will der Debatte neuen Schwung verleihen (ab 04.24)

Im Webplayer anhören (flash/160kbs)

Download (mp3/160kbs/24.8 MB)


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Bund 16.1.13

http://www.derbund.ch/bern/stadt/Was-im-BermudaDreieck-abgeht/story/30660557


In Berns Ausgehmeile herrscht nachts "das Faustrecht"


Das Jugendamt hat Massnahmen erarbeiten lassen - hält das Papier aber zurück.

 

Mit dem Phänomen Jugendgewalt kennt er sich bestens aus: Ruedi Fink war bis zum letzten Jahr stellvertretender Leiter des Stadtberner Jugendamtes und hat auch eine breit abgestützte Arbeitsgruppe geführt, die Massnahmen vorschlägt. Fink nennt den Raum zwischen Bahnhof, Aarbergergasse und Reitschule "das Bermuda-Dreieck". Die Ausgehmeile werde nachts an Wochenenden den Jugendlichen überlassen, die ihre eigenen Gesetze schufen: "Hier gilt mehr oder weniger das Faustrecht." Fink mag die Situation nicht dramatisieren und weist darauf hin, dass Jugendgewalt ein historisches Phänomen sei. Dennoch hat der Experte Ideen: Etwa Polizisten, die im Stile der englischen Bobbies auftreten. Ein besonderes Augenmerk müsse man auf minderjährige Jugendliche legen, da diese aus den Agglomerationsgemeinden in die Stadt gedrängt würden - es dort aber keine Angebote gebe. Daher hingen die Minderjährigen in den Gassen herum. Das Ausgehverbot, das die Gemeinde Kehrsatz jüngst verhängte, hält Fink für "skandalös".

 

Das Papier der Arbeitsgruppe liegt seit einem Jahr in der Schublade. Jugendamtsleiter Jürg Haeberli begründet, man habe die Debatte ums Nachtleben abwarten wollen und es bestehe auch "kein dringender Handlungsbedarf". Ein Vorschlag der Arbeitsgruppe ist etwa, dass Mediziner Oberstufenschülern schildern, was Schläge an den Kopf bewirken können. (jäg/jb) - Seite 17

 

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Was im "Bermuda-Dreieck" abgeht


Gespräch: Simon Jäggi

Überfälle, Alkohol, Ausgehverbot: Die Jugend macht mal wieder Schlagzeilen. Der ehemalige stellvertretende Jugendamtsleiter Ruedi Fink warnt: Am Wochenende gelte in der Ausgehmeile Faustrecht.

 


Bei Jugendlichen habe man es mit Empathie übertrieben, findet der ehemalige stellvertretende Jugendamtsleiter Ruedi Fink. Bild: Adrian Moser

 

In Bern holt sich an Silvester ein 13-Jähriger eine Alkoholvergiftung, zwei 14-Jährige werden morgens um sechs Uhr ausgenommen. Ist die Jugend ausser Rand und Band?

 

Man muss sich in erster Linie fragen, was nachts in dieser Stadt los ist. Und diese Fälle sind Ausdruck einer Situation, wo sich Eltern nicht mehr getrauen, mit ihren Kindern Regeln auszuarbeiten. Die totale Liberalisierung und Toleranz ufert halt teilweise in Extreme aus.

 

Ist es normal geworden, dass 14-Jährige morgens um sechs durch die Gassen ziehen?

 

Das sind eher Fälle fürs Jugendamt.

 

Muss man minderjährigen Ausgängern besondere Aufmerksamkeit schenken.

 

Dem ist so. Für Jugendliche zwischen 14 und 18 Jahre bestehen kaum kommerzielle Angebote in der Stadt. In der Agglomeration, wo sie herkommen, stören sie. Dadurch fallen sie zwischen Stuhl und Bank. Sie hängen beim Bahnhof oder der Reitschule herum, trinken Alkohol. Die Gasse ist der einzige Ort, wo sie sein können - kein tolles Lernumfeld.

 

Wenn eine Agglo-Gemeinde wie Kehrsatz ein Ausgehverbot beschliesst, verschärft dies die Probleme im Zentrum.

 

Dieses Verbot ist eigentlich ein Skandal. Bern ist ohnehin ein Ort, wo abends sehr viele Jugendliche zusammenkommen, gerade beim Bahnhof. Dieser ist zum Bereitstellungsraum geworden, um sich später irgendwo sonst zu amüsieren.

 

Was bräuchte es?

 

Angebote in den Quartieren und in der Agglomeration für diese Altersgruppe. In der Stadt muss man schauen, wie sich mit der Situation zu arrangieren und Exzesse möglichst zu verhindern.

 

Sie nennen den Raum Bahnhof-Reitschule-Aarbergergasse das "Bermuda-Dreieck". Ein rechtsfreier Raum?

 

Es ist ein Raum, wo nachts andere Regeln gelten als tagsüber.

 

Regeln, welche die Jugendlichen selber aufstellen.

 

Mehr oder weniger gilt das Faustrecht. Manchmal habe ich den Eindruck, es ist ein Rückfall ins Mittelalter. Ein Beispiel: Im 15. Jahrhundert gab es das Nidwaldner Landrecht, wo Verhaltensweisen aufgeführt wurden, die zu Gewalt führen können. Zum Beispiel die Beleidigung der Mutter. Gab es eine Schlägerei, war jener schuld, der die Beleidigung ausgesprochen hat. Auf der Gasse wird heute auch aufgrund von minimen, ritualisierten Provokationen zugeschlagen. Es darf nicht sein, dass dieser Raum den Jugendlichen überlassen wird und sich der Rest der Bevölkerung zurückzieht.

 

Bei der Reitschule traut sich die Polizei kaum hin.

 

Das darf nicht sein. Die Polizei muss im ganzen Gebiet ihre Autorität zurückerobern. Aber nicht in Kampfmontur, mir schwebt eher eine beruhigende Präsenz vor - wie die Bobbies in England.

 

Seit einem Jahr sind sie pensioniert, vorher waren Sie stellvertretender Jugendamtsleiter und haben eine Arbeitsgruppe zum Thema geführt (siehe Zweittext). Hat sich das Problem in Bern verschärft?

 

Mit den Zahlen der Jugendanwaltschaft lässt sich das nicht belegen. Es gab eine Zunahme vor ein paar Jahren, das hat sich aber beruhigt. Männliche Jugendliche haben aber in allen Phasen der Geschichte dieses Verhalten an den Tag gelegt. Jede Gesellschaft muss lernen, damit umzugehen.

 

Hat die Stadt das "Bermuda-Dreieck" vernachlässigt?

 

Städtebaulich sicher. Diese Gegend präsentieren sich nicht sehr einladend. Das fördert solche Verhaltensweisen.

 

Wenn eine Strasse gepflegt daherkommt, gibt es weniger Gewalt?

 

Das ist wissenschaftlich belegt. Es braucht aber auch Leute, die in diesem Raum Präsenz markieren und mit Jugendlichen in Kontakt stehen und Verantwortung übernehmen.

 

Pinto für Jugendliche?

 

Auf dem Reissbrett gibt es keine Lösung. Wichtig wäre nun eine Kooperation mit der Reitschule, weil hier viele Jugendliche anlaufen. Es geht aber auch darum, die Jugendlichen selber einzubinden.

 

Der Gaskessel sollte diese Funktion erfüllen, er gilt aber nicht als besonders hip bei den Jugend- lichen.

 

Die Institutionen der Jugendarbeit, die von der öffentlichen Hand Mittel beziehen, müssen halt einfach ihre Hausaufgaben machen. Und auch unkonventionelle Wege einschlagen, die attraktiv sind. Es gibt hier in Bern eine Szene, die Freude an illegalen Partys hat. Dagegen darf man sich nicht abschotten.

 

Die ehemalige Nummer zwei im Jugendamt rät der Stadt zur Zusammenarbeit mit Veranstaltern illegaler Partys - provokant.

 

Das sind Leute mit Initiative. Aber ob eine Zusammenarbeit möglich ist, weiss ich nicht. Vielleicht macht es gerade den Kick aus, dass es illegal ist.

 

In Bern sind Kopfverletzungen ein Problem. Was kann man hier tun?

 

In meinen Augen wäre es dringlich, junge Männer über die Folgen von Gewalthandlungen aufzuklären. Es müsste zum Standardprogramm gehören, dass ein Arzt und ein Polizist vor der Klasse stehen und nüchtern erzählen, was Sache ist. Bei Aids-Kampagnen hat man gute Erfolge erzielt. Man hat es früher bei Jugendlichen stark mit Empathie versucht und dabei etwas überdreht.

 

Was sind denn Gründe für einen Jugendlichen zuzuschlagen, andere auszunehmen?

 

Es sind eben nicht immer Faktoren wie Migrationshintergrund. Es steckt das Bedürfnis dahinter, das pralle Leben zu spüren. Man spürt sich nur, wenn man an Grenzen kommt. Für mich bewegt sich die Diskussion um Jugendgewalt zu stark im ethisch-moralischen Bereich. Für mich müsste man es runter brechen auf ganz praktische Mediation. Im Nidwaldner Landrecht zum Beispiel war klar ritualisiert, wie man Frieden schliesst - sich die Hände geben etwa.

 

Der Bericht der Arbeitsgruppen schlummert seit einem Jahr in der Schublade. Ärgert Sie das?

 

Nicht wirklich. Ein Papier bietet einzig eine kognitive Landkarte, aber es kann auch einen Prozess in Gang setzen. Gewisse Ziele könnte man aber rasch erreichen: Die Aufnahmezahlen in der Notfallaufnahme des Inselspitals könnte man in zwei, drei Jahren senken.

 

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http://www.derbund.ch/bern/stadt/Studie-zu-Jugendgewalt-schlummert-in-der-Schublade/story/16714587

Arbeitsgruppe "Jugend und Gewalt" fordert zehn Massnahmen

 

Studie zu Jugendgewalt schlummert in der Schublade

 

Eine Arbeitsgruppe verlangt Hausbesuche der Jugendanwaltschaft bei den Tätern.

 

Die Anzahl Verletzter durch Tätlichkeiten ist in den letzten zehn Jahren zunächst deutlich gestiegen, zuletzt aber gleich geblieben. Das steht in einem bisher nicht veröffentlichten Bericht der Stadt Bern zum Thema "Jugend und Gewalt", der dem "Bund" vorliegt. Unter der Federführung des Jugendamtes arbeiteten Fachleute aus verschiedenen Bereichen, wie Polizei, Jugendanwaltschaft oder Nachtleben am Bericht mit.

 

Die Situation in Bern sei im Vergleich mit anderen Städten "nicht alarmierend". Allerdings lässt vor allem die Intensität von Gewaltakten unter Jugendlichen aufhorchen. Ein Vertreter des Notfallzentrums am Inselspital berichtet von 300 Verletzten im Jahr. Die meisten Jugendlichen würden am Wochenende eingeliefert, viele alkoholisiert. "Besonders besorgniserregend": 77 Prozent der Verletzungen sind Knochenbrüche am Kopf, die etwa entstehen können, wenn auf ein am Boden liegendes Opfer eingetreten wird.

 

Laut dem Bericht decken die heutigen Präventionsangebote den Bedarf "grundsätzlich". Es gebe aber Verbesserungsmöglichkeiten. Deshalb werden dem Gemeinderat zehn Massnahmen vorgeschlagen, wie die Anzahl der Gewalttaten unter Jugendlichen reduziert werden könnte: darunter etwa die Durchführung von Informationsanlässen an Schulen. Dabei sollen Oberstufenschüler über juristische und medizinische Folgen von Tritten und Schlägen aufgeklärt werden. Zudem werden Merkblätter für Eltern oder Hausbesuche der Jugendanwaltschaft in den Familien vorgeschlagen. Die Massnahmen an den "Hotspots" der Stadt beinhalten ein Verkaufsverbot von Alkohol über die Gasse nach 20 Uhr und erhöhte Polizeipräsenz in Nachtstunden am Wochenende. Weiter empfiehlt die Arbeitsgruppe ein Monitoring durchzuführen und eine Jugendkommission ins Leben zu rufen, die sich mit der Umsetzung der Massnahmen beschäftigt.

 

Der Bericht ist seit einem Jahr fertig, wurde dem Gemeinderat aber noch nicht vorgelegt. "Im letzten Jahr ist im Berner Nachtleben einiges passiert", sagt Jürg Häberli, Leiter des städtischen Jugendamtes. "Deshalb warten wir im Moment noch ab, um die neusten Erkenntnisse in den Bericht einbeziehen zu können." Zudem wolle man ein nationales Präventionsprogramm abwarten. Zurzeit bestehe kein dringender Handlungsbedarf: "Die Situation im öffentlichen Raum ist heute besser als vor zehn Jahren." (jb)


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bernerzeitung.ch 15.1.13 (16.30 Uhr)

Reitschule sagt Dealern den Kampf an

Der Drogenhandel auf dem Vorplatz beschert der Reitschule Drogenabhängige, Kriminelle und Polizeieinsätze. Dagegen hat die Reitschule zwei Massnahmen getroffen.

Die Reitschule will kein stadtbekannter Drogenumschlagplatz sein. Das schrieb die Organisation in einer Mitteilung vor fast zwei Jahrzehnten, im Mai 1994. Auch heute ist diese Forderung noch immer brandaktuell: Im Januar starteten die Reitschüler eine Anti-Deal-Kampagne, bei der mit Plakaten und Transparenten unter der Brücke, am Reitschulgebäude und im Innern auf die Problematik aufmerksam gemacht wird. Dabei werden klare Worte benutzt: "No deal area! Respektiert es oder haut ab!" Der Drogenhandel beschere der Reitschule ein Konsumrauschpublikum und bringe bei Polizeieinsätzen Gewalt ins Haus, damals wie heute.

Die Kritik an der Polizeiarbeit führt zur zweiten Massnahme: Seit vergangenem Herbst existiert die Online-Plattform "Copwatch" der Reitschule. Darauf soll "willkürliches, rassistisches und brutales" Vorgehen der Polizei dokumentiert werden. Die Reitschüler sehen dieses Vorgehen als Notwendigkeit: "Die Öffentlichkeit nimmt oft nur die Sicht der Polizei wahr, nicht die der Opfer und der Reitschule."

Schwieriges Einsatzgebiet

Generell sieht es die Kantonspolizei positiv, wenn die Reitschule eine Anti-Deal-Kampagne macht. Nicht nachvollziehbar sei die pauschale Kritik an der Polizeiarbeit: "Tun wir nichts, heisst es, es sei ein rechtsfreier Raum. Wenn wir Kontrollen durchführen, klagt man uns an", erklärt der Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage.

Die Website wurde bei der Polizei zur Kenntnis genommen. "Wenn es Hinweise gibt, dass jemand nicht korrekt gearbeitet hat, gehen wir diesen immer nach" sagt Fichter. "Es ist klar, dass man der Polizei auf die Finger schaut", erklärt Fichter weiter. Dennoch stuft er ein konstruktives Gespräch erfolgreicher ein, als Vorwürfe ins Internet zu stellen. "Jeder Polizist muss sich jederzeit korrekt verhalten, egal ob eine Kamera läuft oder nicht."

Bisher gab es auf "Copwatch" rund ein Dutzend Einträge. Beispielsweise wird aktuell über eine Aktion der Polizei berichtet , die mit "Jagdscheinwerfern auf Neger-Jagd" gegangen sei. So die Sicht von Augenzeugen.

Einsätze auf dem Vorplatz und beim Bollwerk sind für die Polizei oft schwierig. "Das zeigte sich zuletzt in Flaschenwürfen gegen unsere Mitarbeitenden am Wochenende, während diese eine Fahrzeugkontrolle machten. Dabei hatte diese Kontrolle nichts mit der Reitschule zu tun", so Fichter. (cls)



Seit Januar läuft die Anti-Drogen-Kampagne der Reitschule,
dabei findet man klare Worte. (Bild: zvg/Reitschule)

Um und in der Reitschule macht die Reitschule
mit Plakaten mobil. (Bild: cls)

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bernerzeitung.ch 15.1.13 (14.00 Uhr)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-sagt-Dealern-den-Kampf-an/story/13366167

Reitschule sagt Dealern den Kampf an

Seit einigen Tagen führt die Reitschule mit Plakaten erneut eine Anti-Deal-Kampagne. Dabei soll auch die Online-Plattform "Copwatch" helfen.


Auf der Online-Plattform werden solche Aktionen thematisiert. Der Film wurde im November 2012 aufgenommen.

Die Reitschule will kein stadtbekannter Drogenumschlagplatz sein. Das schrieb die Organisation in einer Mitteilung vor fast zwei Jahrzehnten, im Mai 1994. Auch heute ist diese Forderung noch immer brandaktuell: Im Januar starteten die Reitschüler eine Anti-Deal-Kampagne, bei der mit Plakaten und Transparenten unter der Brücke, am Reitschulgebäude und im Innern auf die Problematik aufmerksam gemacht wird. Dabei werden klare Worte benutzt: "No deal area! Respektiert es oder haut ab!" Der Drogenhandel beschere der Reitschule ein Konsumrauschpublikum und bringe nach Polizeieinsätzen Gewalt ins Haus, damals wie heute.

Polizei wünscht sich Kooperation

1994 kritisierte das Kulturzentrum das Vorgehen der Polizei, damals noch handschriftlich auf Papier. Die Kritik hält bis heute an, bloss moderner: Seit vergangenem Herbst existiert die Online-Plattform "Copwatch". Darauf soll "willkürliches, rassistisches und brutales" Vorgehen der Polizei dokumentiert werden.

Die Reitschüler sehen dieses Vorgehen als Notwendigkeit: "Die Öffentlichkeit nehme oft nur die Sicht der Polizei wahr, nicht die der Opfer und der Reitschule." Bisher gab es rund ein Dutzend Einträge. Beispielsweise wird aktuell über eine Aktion der Polizei berichtet , die mit "Jagdscheinwerfern auf Neger-Jagd" gegangen sei.

20 Minuten konfrontierte die Polizei mit der Plattform. Der Polizeisprecher Michael Fichter meint gegenüber 20 Minuten, dass Gespräche mehr bringen als solche anonymen Vorwürfe: "Falls sich jemand ungerecht behandelt fühlt, soll er sich besser bei der Polizei melden." Auch Sicherheitsdirektor Reto Nause glaubt, dass die Plattform nicht das richtige Mittel sei: "Um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen, braucht es Kooperation", sagte er. (cls)


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20min.ch 15.1.13

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Homepage-der-Reithalle-sorgt-fuer-Knatsch-20210362

 

Einsatz-Protokoll

 

Homepage der Reithalle sorgt für Knatsch

 

von Sophie Reinhardt - Die Website "Copwatch" dokumentiert Polizeieinsätze auf dem Reitschule-Vorpaltz. Nicht alle sind erfreut über die Homepage.


Klare Botschaft der Reitschule an die Dealer - Taten bleiben aber aus. (Bild: cho)

Fährt die Polizei bei der Reitschule vor, protokollieren Reitschüler die Einsätze auf der Webseite Copwatch. "Die Öffentlichkeit nimmt meist nur die Sicht der Polizei wahr, nicht aber die der Betroffenen", begründet Reitschule-Mediengruppe die Buchführung. So etwa vom nächtlichen Einsatz am vergangenen Samstag: Da berichtet "Copwatch" von einer "Treibjagd mit Jagdscheinwerfern" der Anti-Drogen-Einheit Krokus auf Dealer.

Polizei ist anderer Meinung

Dem widerspricht Polizeisprecher Michael Fichter: "Einer vorbeifahrenden Patrouille sind zweimal Verdächtige im Dunkeln aufgefallen, darum wurde eine Lampe eingesetzt." Krokus sei nicht vor Ort gewesen. Von einer Intervention oder gar einer "Treibjagd" könne keine Rede sein. Später sei es dann bei einer Fahrzeugkontrolle zu Flaschenwürfen auf Polizisten gekommen.
Weiter nehme die Polizei die Webseite zur Kenntnis: "Gespräche bringen uns weiter als anonyme Vorwürfe", so Fichter. Falls sich jemand ungerecht behandelt fühle, solle er sich besser bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft melden.

 

Zusammenarbeit ist gefragt

"Es braucht Kooperation, um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen", sagt auch Sicherheitsdirektor Reto Nause. Da sei Copwatch aber sicher nicht das richtige Mittel dafür.

 

Seit 2004 existiert ein Kontakttelefon zwischen Reitschule und Polizei. Dieses wird als Kommunikationsmittel zwischen Polizei und Reitschule genutzt. So meldet sich zum Beispiel die Polizeieinsatzleitung bei allfälligen Lärmbeschwerden oder Geschehnissen zuerst per Telefon bei der Reitschule. Umgekehrt nutzt die Reitschule das Kontakttelefon etwa um bei der Einsatzleitung Auskünfte über Polizeieinsätze zu bekommen. "Auch wenn in der Praxis nicht immer in allen Fällen beide Gesprächspartner vom Ausgang der Telefonate befriedigt waren, hat sich das Kontakttelefon in den letzten 9 Jahren als Mittel der Kommunikation und Deeskalation bewährt", so die Mediengrupper der Reithalle.

 

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20 Minuten 15.1.13

 

Copwatch-Website der Reitschule sorgt für Knatsch

 

Bern. Die Website Copwatch dokumentiert Polizeieinsätze vor der Reitschule. Die Stadt ist darüber nicht erfreut.

 

Fährt die Polizei bei der Reitschule vor, protokollieren Reitschüler die Einsätze auf der Website Copwatch. "Die Öffentlichkeit nimmt meist nur die Sicht der Polizei wahr, nicht aber die der Betroffenen", begründet Reitschule-Mediengruppe die Buchführung. So etwa vom nächtlichen Einsatz am vergangenen Samstag: Da berichtet Copwatch von einer "Treibjagd mit Jagdscheinwerfern" der Anti-Drogen-Einheit Krokus auf Dealer. Dem widerspricht Polizeisprecher Michael Fichter: "Einer vorbeifahrenden Patrouille sind zweimal Verdächtige im Dunkeln aufgefallen, darum wurde eine Lampe eingesetzt." Krokus sei nicht vor Ort gewesen. Von einer Intervention oder gar einer "Treibjagd" könne keine Rede sein. Später sei es dann bei einer Fahrzeugkontrolle zu Flaschenwürfen auf Polizisten gekommen.

 

Weiter nehme die Polizei die Website zur Kenntnis: "Gespräche bringen uns weiter als anonyme Vorwürfe", so Fichter. Falls sich jemand ungerecht behandelt fühle, solle er sich besser bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft melden. "Es braucht Kooperation, um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen", sagt auch Sicherheitsdirektor Reto Nause. Da sei Copwatch aber sicher nicht das richtige Mittel dafür. Sophie Reinhardt

 

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Stellungnahme der Mediengruppe der Reitschule gegenüber 20 Minuten vom 14.1.13:

 

Aktuell arbeitet Copwatch auch bei der neuesten Anti-Deal-Kampagne der Reitschule mit, da neben Dealer_innen und Käufer_innen auch das Verhalten der Polizei seit 15 Jahren ein grosses Problem ist:

"Last but not least schafft die Polizei mit ihren sinnlosen und/oder rassistischen sowie zum Teil brutalen Einsätzen in der Innenstadt und auf der Schützenmatte einen Repressionsdruck, der die Deal-Beteiligten immer wieder vor und in die Reitschule drängt. Die Folgen: Der Vorplatz wurde in den letzten Jahren immer wieder von actiongeilen "Krokus"-Grenadier_innen und zivilen Drogenfahnder_innen  als Spielwiese missbraucht, auf der straflos verbale und gewalttätige Übergriffe gegen "Missliebige" verübt werden können. Ein weiterer Angriff auf den Freiraum Reitschule.“

(Aus: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/13-01-11-FlugiAntiDeal.html)

 

Copwatch Reitschule Bern hat zum Ziel, willkürliches, rassistisches und/oder brutales Vorgehen von Polizist_innen sowie die Polizeipolitik der politisch Verantwortlichen zu thematisieren. Dies mit einer Online-Plattform, bei der Betroffene und Zeug_innen ihre Erfahrungsberichte publizieren lassen können und Hintergrund-Artikel und aktuelle Debatten rund um Polizei und Repression archiviert werden. Momentan beschränkt sich der Fokus auf die Schützenmatte und die Reitschule, längerfristig soll aber auch die Polizeipraxis im Rest der Stadt, an Demos und an Sportveranstaltungen beobachtet werden. Thematisiert sollen auch polizei- und sicherheitspolitische Debatten werden, wie zum Beispiel die umstrittene Rolle der KKJPD oder "Racial Profiling".

(http://de.wikipedia.org/wiki/Racial_Profiling)

 

Entstanden ist die Idee zu Copwatch durch die Erkenntnis, dass die Öffentlichkeit meist nur die Sicht der Polizei wahrnimmt, nicht aber die Sicht der Betroffenen oder der Reitschule. Die Kritik an der Polizei, wegen willkürlichem, rassistischem und/oder brutalem Vorgehen durch einzelne Beamt_innen sowie der Ignoranz, Verharmlosung oder gar Leugnung von solchen Vorkommnissen durch Vorgesetzte und/oder politisch Verantwortliche haben seit Jahrzehnten eine traurige "Tradition". Opfer, Betroffene, Angehörige und/oder Zeug_innen werden mit ihrem Frust, ihrer Ohnmacht und ihrer Wut oft alleine gelassen. Strafanzeigen gegen fehlbare Polizist_innen, Aufsichtsbeschwerden oder politische Vorstösse versanden meist, eine unabhängige Aufsichtsstelle oder Polizeiombudsstelle existiert weder auf Stadt- noch auf Kantonsebene.

 

Insofern versteht sich Copwatch als eine Art Ventil, als Selbsthilfe-Struktur, als proaktive Bürger_innen-Kontrolle der Polizei. Zwar wird sich dadurch die juristische Lage nicht ändern, aber wenigstens gibt es jetzt eine Plattform, auf der sich die Öffentlichkeit über die Zustände bei ihren "Ordnungshüter_innen" informieren kann. Vielleicht kann ja so genug sozialer und politischer Druck aufgebaut werden, damit sich etwas ändert. Ob dies gelingt werden die nächsten Monate und Jahre zeigen.


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Kulturbeutel 3/13


Von Resli Burri am Montag, den 14. Januar 2013, um 05:00 Uhr
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Frau Feuz empfiehlt: Die Oh Sister Label-Nacht am Donnerstag im Rössli. Mit von der Partie sind Labrador City und Zigitros. Am Freitag sind dann die wunderbaren Sofa Surfers mit ihrem neuen Album "Superluminal" zu Besuch im Dachstock und am Samstag spielen im Rahmen der Tour de Lorraine Angelika Express im ISC.
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