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TAGEBUCH VORFÄLLE
  Eine kleine (noch sehr lückenhafte) Übersicht der Polizeieinsätze im Raum Schützenmatte/Bollwerk/Neubrückstrasse der letzten Wochen. Die Darstellungen basieren auf schriftlichen Erinnerungsprotokollen und mündlichen Erzählungen von Betroffenen, Angehörigen, Reitschüler_innen und Zeug_innen. Hinzukommen aktuelle Medienartikel zum Thema Polizei. Ihr könnt uns Vorfälle und eure Beobachtungen bezüglich Polizeieinsätze melden. Im Archiv sind ältere Vorfälle zu finden, im Medienspiegel Zeitungsartikel und Hintergrundinfos.

2013
12.02.13

BZ 12.2.13

http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/ExStadtrat-erstattet-Anzeige-gegen-Reitschueler/story/31929647

 

Ex-Stadtrat erstattet Anzeige gegen Reitschüler

 

Copwatch · Ex-Stadtrat Henri Beuchat hat eine Strafanzeige gegen die Reitschule-Betreiber sowie gegen den Inhaber der Internetplattform Copwatch eingereicht. Die Staatsanwaltschaft des Kantons Basel-Stadt leitet die Ermittlungen.


Verfolgungsjagd bei der Berner Reitschule: Die Betreiber des Kulturzentrums veröffentlichen Filme von Polizeieinsätzen.
Bild: Screenshot

 

Auf der Filmsequenz im Internet sieht man Polizisten, die einen schwarzen Mann verfolgen - quer über den Vorplatz der Reitschule. Das Video mit dem Titel "Sinnlose Menschenjagd" wurde von Reitschule-Aktivisten gedreht und ins Internet gestellt. Seit vergangenem Herbst betreibt die Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (Ikur) die Internetplattform Copwatch. Nach eigenen Aussagen will die Ikur damit "willkürliches, rassistisches und brutales Vorgehen der Polizei" dokumentieren. Die Reitschüler sehen dieses Vorgehen als Notwendigkeit: "Die Öffentlichkeit nimmt oft nur die Sicht der Polizei wahr, nicht die der Opfer und der Reitschule."

 

"Extremistische Propaganda"

 

Ex-Stadtrat Henri Beuchat hat Strafanzeige eingereicht gegen die Ikur sowie gegen eine in Basel wohnhafte Person, auf deren Name die umstrittene Website registriert ist. Die zweiseitige Anzeigeschrift an die Generalstaatsanwaltschaft des Kantons Bern liegt dieser Zeitung vor. "Auf dieser Internetseite wird extremistische Propaganda verbreitet", sagt der SVP-Politiker auf Anfrage. Zudem würden unwahre Sachverhalte wider besseres Wissen aufgeschaltet. "Die Sicherheitsorgane des Staates werden auf dieser Seite aufs Gröbste verunglimpft und verachtet", fügt Henri Beuchat an. "Zudem hat es ehrverletzende und rassistische Äusserungen." Von "Negertreibjagd" sei die Rede oder von einer schwarzen Person, die angeblich "quietscht wie ein Meerschwein", als man sie durch den Hof geschleift habe.

 

Vertrauen in Regierung fehlt

 

Die Anzeige sei teilweise politisch motiviert, gibt Henri Beuchat unumwunden zu. "Ich habe mehr Vertrauen in unser Rechtssystem als in den Berner Gemeinderat", sagt er. Die linke Stadtregierung und das linke Parlament würden nie etwas gegen die Missstände rund um die Reitschule unternehmen. "Weder gegen Copwatch noch gegen Flaschenwürfe auf Polizeibeamte", sagt er. Die Mediengruppe der Reitschule schreibt in einer E-Mail: "Da wir die Anzeige des ehemaligen Stadtrats nicht kennen, können wir keine Stellung dazu nehmen." Der zuständige Gemeinderat Reto Nause (CVP) betont: "Falls tatsächlich ein strafrechtliches Vergehen vorliegt, liegt das in der gerichtspolizeilichen Kompetenz der Kantonspolizei." Weil die Website in Basel registriert ist, hat der Berner Staatsanwalt die Anzeige an die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt weitergeleitet.

 

Tobias Habegger

15.01.13

bernerzeitung.ch 15.1.13 (16.30 Uhr)

Reitschule sagt Dealern den Kampf an

Der Drogenhandel auf dem Vorplatz beschert der Reitschule Drogenabhängige, Kriminelle und Polizeieinsätze. Dagegen hat die Reitschule zwei Massnahmen getroffen.

Die Reitschule will kein stadtbekannter Drogenumschlagplatz sein. Das schrieb die Organisation in einer Mitteilung vor fast zwei Jahrzehnten, im Mai 1994. Auch heute ist diese Forderung noch immer brandaktuell: Im Januar starteten die Reitschüler eine Anti-Deal-Kampagne, bei der mit Plakaten und Transparenten unter der Brücke, am Reitschulgebäude und im Innern auf die Problematik aufmerksam gemacht wird. Dabei werden klare Worte benutzt: "No deal area! Respektiert es oder haut ab!" Der Drogenhandel beschere der Reitschule ein Konsumrauschpublikum und bringe bei Polizeieinsätzen Gewalt ins Haus, damals wie heute.

Die Kritik an der Polizeiarbeit führt zur zweiten Massnahme: Seit vergangenem Herbst existiert die Online-Plattform "Copwatch" der Reitschule. Darauf soll "willkürliches, rassistisches und brutales" Vorgehen der Polizei dokumentiert werden. Die Reitschüler sehen dieses Vorgehen als Notwendigkeit: "Die Öffentlichkeit nimmt oft nur die Sicht der Polizei wahr, nicht die der Opfer und der Reitschule."

Schwieriges Einsatzgebiet

Generell sieht es die Kantonspolizei positiv, wenn die Reitschule eine Anti-Deal-Kampagne macht. Nicht nachvollziehbar sei die pauschale Kritik an der Polizeiarbeit: "Tun wir nichts, heisst es, es sei ein rechtsfreier Raum. Wenn wir Kontrollen durchführen, klagt man uns an", erklärt der Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage.

Die Website wurde bei der Polizei zur Kenntnis genommen. "Wenn es Hinweise gibt, dass jemand nicht korrekt gearbeitet hat, gehen wir diesen immer nach" sagt Fichter. "Es ist klar, dass man der Polizei auf die Finger schaut", erklärt Fichter weiter. Dennoch stuft er ein konstruktives Gespräch erfolgreicher ein, als Vorwürfe ins Internet zu stellen. "Jeder Polizist muss sich jederzeit korrekt verhalten, egal ob eine Kamera läuft oder nicht."

Bisher gab es auf "Copwatch" rund ein Dutzend Einträge. Beispielsweise wird aktuell über eine Aktion der Polizei berichtet , die mit "Jagdscheinwerfern auf Neger-Jagd" gegangen sei. So die Sicht von Augenzeugen.

Einsätze auf dem Vorplatz und beim Bollwerk sind für die Polizei oft schwierig. "Das zeigte sich zuletzt in Flaschenwürfen gegen unsere Mitarbeitenden am Wochenende, während diese eine Fahrzeugkontrolle machten. Dabei hatte diese Kontrolle nichts mit der Reitschule zu tun", so Fichter. (cls)



Seit Januar läuft die Anti-Drogen-Kampagne der Reitschule,
dabei findet man klare Worte. (Bild: zvg/Reitschule)

Um und in der Reitschule macht die Reitschule
mit Plakaten mobil. (Bild: cls)

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bernerzeitung.ch 15.1.13 (14.00 Uhr)
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/Reitschule-sagt-Dealern-den-Kampf-an/story/13366167

Reitschule sagt Dealern den Kampf an

Seit einigen Tagen führt die Reitschule mit Plakaten erneut eine Anti-Deal-Kampagne. Dabei soll auch die Online-Plattform "Copwatch" helfen.


Auf der Online-Plattform werden solche Aktionen thematisiert. Der Film wurde im November 2012 aufgenommen.

Die Reitschule will kein stadtbekannter Drogenumschlagplatz sein. Das schrieb die Organisation in einer Mitteilung vor fast zwei Jahrzehnten, im Mai 1994. Auch heute ist diese Forderung noch immer brandaktuell: Im Januar starteten die Reitschüler eine Anti-Deal-Kampagne, bei der mit Plakaten und Transparenten unter der Brücke, am Reitschulgebäude und im Innern auf die Problematik aufmerksam gemacht wird. Dabei werden klare Worte benutzt: "No deal area! Respektiert es oder haut ab!" Der Drogenhandel beschere der Reitschule ein Konsumrauschpublikum und bringe nach Polizeieinsätzen Gewalt ins Haus, damals wie heute.

Polizei wünscht sich Kooperation

1994 kritisierte das Kulturzentrum das Vorgehen der Polizei, damals noch handschriftlich auf Papier. Die Kritik hält bis heute an, bloss moderner: Seit vergangenem Herbst existiert die Online-Plattform "Copwatch". Darauf soll "willkürliches, rassistisches und brutales" Vorgehen der Polizei dokumentiert werden.

Die Reitschüler sehen dieses Vorgehen als Notwendigkeit: "Die Öffentlichkeit nehme oft nur die Sicht der Polizei wahr, nicht die der Opfer und der Reitschule." Bisher gab es rund ein Dutzend Einträge. Beispielsweise wird aktuell über eine Aktion der Polizei berichtet , die mit "Jagdscheinwerfern auf Neger-Jagd" gegangen sei.

20 Minuten konfrontierte die Polizei mit der Plattform. Der Polizeisprecher Michael Fichter meint gegenüber 20 Minuten, dass Gespräche mehr bringen als solche anonymen Vorwürfe: "Falls sich jemand ungerecht behandelt fühlt, soll er sich besser bei der Polizei melden." Auch Sicherheitsdirektor Reto Nause glaubt, dass die Plattform nicht das richtige Mittel sei: "Um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen, braucht es Kooperation", sagte er. (cls)


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20min.ch 15.1.13

http://www.20min.ch/schweiz/bern/story/Homepage-der-Reithalle-sorgt-fuer-Knatsch-20210362

 

Einsatz-Protokoll

 

Homepage der Reithalle sorgt für Knatsch

 

von Sophie Reinhardt - Die Website "Copwatch" dokumentiert Polizeieinsätze auf dem Reitschule-Vorpaltz. Nicht alle sind erfreut über die Homepage.

copwatch
Klare Botschaft der Reitschule an die Dealer - Taten bleiben aber aus. (Bild: cho)

Fährt die Polizei bei der Reitschule vor, protokollieren Reitschüler die Einsätze auf der Webseite Copwatch. "Die Öffentlichkeit nimmt meist nur die Sicht der Polizei wahr, nicht aber die der Betroffenen", begründet Reitschule-Mediengruppe die Buchführung. So etwa vom nächtlichen Einsatz am vergangenen Samstag: Da berichtet "Copwatch" von einer "Treibjagd mit Jagdscheinwerfern" der Anti-Drogen-Einheit Krokus auf Dealer.

Polizei ist anderer Meinung

Dem widerspricht Polizeisprecher Michael Fichter: "Einer vorbeifahrenden Patrouille sind zweimal Verdächtige im Dunkeln aufgefallen, darum wurde eine Lampe eingesetzt." Krokus sei nicht vor Ort gewesen. Von einer Intervention oder gar einer "Treibjagd" könne keine Rede sein. Später sei es dann bei einer Fahrzeugkontrolle zu Flaschenwürfen auf Polizisten gekommen.
Weiter nehme die Polizei die Webseite zur Kenntnis: "Gespräche bringen uns weiter als anonyme Vorwürfe", so Fichter. Falls sich jemand ungerecht behandelt fühle, solle er sich besser bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft melden.

 

Zusammenarbeit ist gefragt

"Es braucht Kooperation, um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen", sagt auch Sicherheitsdirektor Reto Nause. Da sei Copwatch aber sicher nicht das richtige Mittel dafür.

 

Seit 2004 existiert ein Kontakttelefon zwischen Reitschule und Polizei. Dieses wird als Kommunikationsmittel zwischen Polizei und Reitschule genutzt. So meldet sich zum Beispiel die Polizeieinsatzleitung bei allfälligen Lärmbeschwerden oder Geschehnissen zuerst per Telefon bei der Reitschule. Umgekehrt nutzt die Reitschule das Kontakttelefon etwa um bei der Einsatzleitung Auskünfte über Polizeieinsätze zu bekommen. "Auch wenn in der Praxis nicht immer in allen Fällen beide Gesprächspartner vom Ausgang der Telefonate befriedigt waren, hat sich das Kontakttelefon in den letzten 9 Jahren als Mittel der Kommunikation und Deeskalation bewährt", so die Mediengrupper der Reithalle.

 

-

 

20 Minuten 15.1.13

 

Copwatch-Website der Reitschule sorgt für Knatsch

 

Bern. Die Website Copwatch dokumentiert Polizeieinsätze vor der Reitschule. Die Stadt ist darüber nicht erfreut.

 

Fährt die Polizei bei der Reitschule vor, protokollieren Reitschüler die Einsätze auf der Website Copwatch. "Die Öffentlichkeit nimmt meist nur die Sicht der Polizei wahr, nicht aber die der Betroffenen", begründet Reitschule-Mediengruppe die Buchführung. So etwa vom nächtlichen Einsatz am vergangenen Samstag: Da berichtet Copwatch von einer "Treibjagd mit Jagdscheinwerfern" der Anti-Drogen-Einheit Krokus auf Dealer. Dem widerspricht Polizeisprecher Michael Fichter: "Einer vorbeifahrenden Patrouille sind zweimal Verdächtige im Dunkeln aufgefallen, darum wurde eine Lampe eingesetzt." Krokus sei nicht vor Ort gewesen. Von einer Intervention oder gar einer "Treibjagd" könne keine Rede sein. Später sei es dann bei einer Fahrzeugkontrolle zu Flaschenwürfen auf Polizisten gekommen.

 

Weiter nehme die Polizei die Website zur Kenntnis: "Gespräche bringen uns weiter als anonyme Vorwürfe", so Fichter. Falls sich jemand ungerecht behandelt fühle, solle er sich besser bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft melden. "Es braucht Kooperation, um das Problem mit den Dealern auf dem Vorplatz anzugehen", sagt auch Sicherheitsdirektor Reto Nause. Da sei Copwatch aber sicher nicht das richtige Mittel dafür. Sophie Reinhardt


14.01.13

Stellungnahme der Mediengruppe der Reitschule gegenüber 20 Minuten vom 14.1.13:

 

Aktuell arbeitet Copwatch auch bei der neuesten Anti-Deal-Kampagne der Reitschule mit, da neben Dealer_innen und Käufer_innen auch das Verhalten der Polizei seit 15 Jahren ein grosses Problem ist:

"Last but not least schafft die Polizei mit ihren sinnlosen und/oder rassistischen sowie zum Teil brutalen Einsätzen in der Innenstadt und auf der Schützenmatte einen Repressionsdruck, der die Deal-Beteiligten immer wieder vor und in die Reitschule drängt. Die Folgen: Der Vorplatz wurde in den letzten Jahren immer wieder von actiongeilen "Krokus"-Grenadier_innen und zivilen Drogenfahnder_innen  als Spielwiese missbraucht, auf der straflos verbale und gewalttätige Übergriffe gegen "Missliebige" verübt werden können. Ein weiterer Angriff auf den Freiraum Reitschule."

(Aus: http://www.reitschule.ch/reitschule/mediengruppe/Medienmitteilungen/13-01-11-FlugiAntiDeal.html)

 

Copwatch Reitschule Bern hat zum Ziel, willkürliches, rassistisches und/oder brutales Vorgehen von Polizist_innen sowie die Polizeipolitik der politisch Verantwortlichen zu thematisieren. Dies mit einer Online-Plattform, bei der Betroffene und Zeug_innen ihre Erfahrungsberichte publizieren lassen können und Hintergrund-Artikel und aktuelle Debatten rund um Polizei und Repression archiviert werden. Momentan beschränkt sich der Fokus auf die Schützenmatte und die Reitschule, längerfristig soll aber auch die Polizeipraxis im Rest der Stadt, an Demos und an Sportveranstaltungen beobachtet werden. Thematisiert sollen auch polizei- und sicherheitspolitische Debatten werden, wie zum Beispiel die umstrittene Rolle der KKJPD oder "Racial Profiling".

(http://de.wikipedia.org/wiki/Racial_Profiling)

 

Entstanden ist die Idee zu Copwatch durch die Erkenntnis, dass die Öffentlichkeit meist nur die Sicht der Polizei wahrnimmt, nicht aber die Sicht der Betroffenen oder der Reitschule. Die Kritik an der Polizei, wegen willkürlichem, rassistischem und/oder brutalem Vorgehen durch einzelne Beamt_innen sowie der Ignoranz, Verharmlosung oder gar Leugnung von solchen Vorkommnissen durch Vorgesetzte und/oder politisch Verantwortliche haben seit Jahrzehnten eine traurige "Tradition". Opfer, Betroffene, Angehörige und/oder Zeug_innen werden mit ihrem Frust, ihrer Ohnmacht und ihrer Wut oft alleine gelassen. Strafanzeigen gegen fehlbare Polizist_innen, Aufsichtsbeschwerden oder politische Vorstösse versanden meist, eine unabhängige Aufsichtsstelle oder Polizeiombudsstelle existiert weder auf Stadt- noch auf Kantonsebene.

 

Insofern versteht sich Copwatch als eine Art Ventil, als Selbsthilfe-Struktur, als proaktive Bürger_innen-Kontrolle der Polizei. Zwar wird sich dadurch die juristische Lage nicht ändern, aber wenigstens gibt es jetzt eine Plattform, auf der sich die Öffentlichkeit über die Zustände bei ihren "Ordnungshüter_innen" informieren kann. Vielleicht kann ja so genug sozialer und politischer Druck aufgebaut werden, damit sich etwas ändert. Ob dies gelingt werden die nächsten Monate und Jahre zeigen.

13.01.13

Mit Jagdscheinwerfer auf "Neger"-Treibjagd

Sa, 12.1./So 13.1.13 - Zwischen 20.00 und 02.00 Uhr präsentierten zwei "Krokus"-Grenadiere "ihren" neuen und noch blitzblanksauberglänzenden Kastenwagen dem Vorplatz-Publikum. Besonders stolz schienen sie dabei auf den Jagdscheinwerfer auf der Fahrerseite zu sein, mit dem sie offenbar ihre eignen und die Abgründe der repressiven Drogenpolitik ausleuchten wollten. Oder war es gar eine Hommage an Don Johnson für seine Rolle als Bürgerwehr-Boss "Von Jackson" in "Machete"...?

Jedenfalls fuhren sie jeweils im forschen Tempo und gezückten Jagdscheinwerfern auf die Schützenmatte und leuchteten Richtung Eisenbahnbrücke. Die Folge war jeweils eine Massen-Stampede der "Mutmasslichen" von der Schützenmatte auf das Neubrückstrasse-Trottoir und Richtung Tor, wobei wieder mal fast Leute umgerannt und verletzt wurden.

Nach zusätzlichem ausgiebigem Beleuchten des Reitschule-Tors (liegts am neuen Anti-Deal-Transpi?), umkurfte der Kastenwagen jeweils 1-2 die Reitschule und beleuchtete auch noch von der Neubrückstrasse auf Vorplatz-Höhe ausgiebig das zahlreich erschienene Ausgangs-Publikum.

Nach dem zweiten Auftritt dieser Art wurde per Verbindungstelefon mit der Polizei-Einsatzzentrale Kontakt aufgenommen, um darauf hinzuweisen, dass solche Performances a) unnötig, b) mühsam und c) provokativ seien und dass d) der Vorplatz schon genug beleuchtet sei. Nach der Bejahung der Frage "Sind sie sicher, dass das ein Fahrzeug von uns ist?", nahm der Einsatzleiter Rücksprache mit der Crew des Kastenwagens und meldete zurück, die Beamten des Fahrzeugs seien auf die Schützenmatte gefahren und hätten gesehen, wie Schwarze davonrennen. Da hätten sie halt mit dem Jagdscheinwerfer Licht gemacht, um zu schauen, wo die hinrennen würden...

 

Die Hoffnung, dass nach dieser telefonischen Intervention die polizeiliche Showtime nun vorbei sei, währte nur kurz: Nach zwei weiteren Intermezzos mit Jagdscheinwerfer stellte darum jemand die Insassen des Kastenwagens zur Rede. Dabei fiel der Beifahrer, Polizeigrenadier J., auf, der in der Polizeischule Hitzkirch im Fach "Menschenrechte und Berufsethik" wohl besonders gut aufgepasst hat:

"Wenn ich hier [Reitschule] einen Neger sehe, welcher mir verdächtig vorkommt und ich diesen später an einem anderen Ort wiedersehe, unterziehe ich den garantiert einer Personenkontrolle." Auf die Nachfrage, was das mit dem "Neger" genau solle, meinte er, er müsse das halt nun mal auf "Berndeutsch" sagen.

 

Neben weiteren schönen Small Talk-Themen dann auch noch: "Die Arbeit zwischen Kantonspolizei und Reitschule wird so oder so nie funktionieren".

 

Nun ja, bei solchen "Partnern" ist das ja eigentlich auch nicht weiter verwunderlich...

 

Copwatch Reitschule Bern

 

Quellen: Augenzeug_innen + Erinnerungsberichte


11.01.13 Gegen Deal und Freiraumklau (Flugblatt Reitschule Bern)

Alle Jahre wieder verteilen wir Flugblätter, hängen Plakate auf, malen Parolen, diskutieren mit Leuten, schicken uneinsichtige Dealer_innen, deren Käufer_innen und Langfinger-Gangs weg, engagieren uns gegen die gescheiterte staatliche repressive Drogen- und Vertreibungspolitik, argumentieren gegen die Prohibition, kritisieren die ausbeuterischen und mörderischen Strukturen der Drogenkartelle, verurteilen die sinnlose Polizeitaktik auf der Schützenmatte und in der Innenstadt, protestieren gegen willkürliche, rassistische und brutale Polizeiübergriffe und propagieren den Selbstanbau von biologisch-dynamischem Outdoor-Gras.

Wieso? Weil wir ein Polit-, Begegnungs- und Kulturzentrum sein wollen und nicht ein stadtbekannter Drogenumschlagplatz. Und weil wir uns auch nach 25 Jahren nicht unseren Freiraum klauen lassen.

Mehr...

2012  
18.12.12 Erinnerungsbericht eines Reitschülers:
"Um genau 20.49 fährt der rote "Krokus"-Kastenwagen ganz langsam entlang des Trottoirs die Neubrückstrasse runter. Die dort rumstehenden Afrikaner schalten schon mal wie üblich in den Vor-Flucht-Modus und entfernen sich langsam. Auf Höhe des Vorplatzes hält der Kastenwagen an. Die Insassen öffnen und schliessen die Seitentüre blitzartig - und fahren dann weiter. Effekt: Alle "Mutmasslichen" rennen die 50 Meter zum grossen Tor in Rekordzeit und überrennen dabei fast ein paar Leute. Danach haben alle gelacht. Die im Kastenwagen wohl auch. Das war übrigens nicht zum ersten Mal. Dieses Spielchen gehört zu den Running Gags von "Krokus"."

13.12.12 Keine Teilrevision des Polizeigesetztes - Der Regierungsrat will keine Teilrevision des Polizeigesetzes, sondern das Gesetz später von Grund auf revidieren. Er wolle zudem den Revisionen auf eidgenössischer Ebene nicht vorgreifen.
derbund.ch - bernerzeitung.ch - be.ch

12.12.12

Keine zweite Drogenanlaufstelle in Bern - In der Stadt Bern bestehe kein Bedarf für ein zweites Fixerstübli. Der Grund: Seit die Süchtigen aus Thun ausbleiben, habe sich die Situation wesentlich entspannt.

derbund.ch 12.12.12

 

Der Stadt reicht ein Fixerstübli - Seit die Süchtigen aus dem Oberland in Thun bleiben, hat sich das Platzproblem bei der Drogenanlaufstelle in Bern entspannt.
BZ 12.12.12


Dealer - Drogen-Drive-in und süchtige Manager auf dem Vorplatz der Reitschule - Die Drogenszene zu vertreiben, sei gar nicht im Interesse der Polizei, findet die Reitschule. Die Reitschule erschwere die Arbeit der Polizei auf dem Vorplatz, kontert Polizeichef Manuel Willi.
BZ 12.12.12



03.12.12

Anti-WEF: Stadt lobt Polizeieinsatz - Beim Polizeieinsatz an der Anti-WEF-Demonstration vom 21. Januar 2012 sei alles mit rechten Dingen zu- und hergegangen, sagt der Gemeinderat.

derbund.ch 3.12.12

Motion Fraktion GB/JA! (Hasim Sancar, GB/Rahel Ruch, JA!): Überrissener Polizeieinsatz gegen Anti-WEF-Demo vom 21.01.2012 muss von einer unabhängigen Stelle untersucht werden!; Ablehnung (SUE: Nause) 12.000033 (PDF)

Kommentar Copwatch: Es gibt da einige Leute, die sind anderer Meinung als der Gemeinderat...
Z.B. der Menschenrechtsverein Augenauf Bern:

Medienmitteilung + "Aufsichtsbeschwerde zum Polizeieinsatz vom 21. Januar 2012 anlässlich der Anti-WEF Demonstration in Bern" vom 11.4.12


30.11.12 23.30 Uhr: Sinnlose Menschenjagd auf dem Vorplatz der Reitschule Bern (Video)
Seit 15 Jahren jagt die Polizei auf der Schützenmatte und auf dem Vorplatz vor der Reitschule "mutmassliche Dealer" bzw. "mutmassliche Schwarze". Jeden Tag (v.a. abends) fahren "Krokus"-Patrouillen mehrmals pro Stunde auf der Schützenmatte herum und schrecken Gruppen von "mutmasslichen Dealern" auf, die dann mangels Alternativen Richtung Reitschule flüchten bzw. geflüchtet werden. Mindestens ein- bis dreimal die Woche spielen sich auch solche Szenen wie auf dem kurzen Video ab. Anstatt endlich die gescheiterte repressive Drogenpolitik zu überdenken und neue Ansätze zu finden, wie mit dem Deal umgegangen werden kann (z.B. tolerierte Dealercorners), werden die Anti-Drogen-Grenadier-Einheit "Krokus" und zivile Fahnder Woche für Woche auf Menschenjagd geschickt. Dabei kommt es immer wieder zu rassistisch motivierter Selektion (racial profiling) und brutalen Übergriffen.
(siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Racial_Profiling)



22.11.12 Erinnerungsbericht eines Reitschülers:
"22.20 Uhr. Die Hektik draussen lässt mich neugierig vom Rössli auf den Vorplatz treten. Wieder einmal ein Polizeieinsatz von Krokus. Während der eine Polizist von der Schützenmatte unter die Eisenbahnbrücke erfolglos einem "mutmasslichen Schwarzen" nachrennt, kurvt sein Kollege plötzlich mit dem blauen Kastenwagen mit Blaulicht und Sirene rund um die von der "Chilbi" besetzten Schützenmatte herum, als ginge es um einen Banküberfall. Sehr skurill, die machen das sonst nicht so. Nach einer "Ehrenrunde" fährt der Kastenwagen im blaulichtigen Eiltempo die Lorrainebrücke hinauf und hält mitten auf der Gegenfahrbahn. Ob sie jemand festnahmen, war nicht herausfindbar. Ein paar Leute haben mir nachher erzählt, vorher seien sie wieder mal auf Menschenjagd über den Vorplatz gerannt."

20.11.12 Erinnerungsbericht eines Reitschülers:
"Ca. um 22.50 bin ich gerade daran, vom Sous Le Pont nach Hause zu gehen. In dem Moment kommen gerade ein paar Afrikaner mit leicht gehetztem Gesichtsausdruck zur Tür rein, was meistens auf die Anwesenheit von Cops auf der Schützenmatte schliessen lässt. Beim Rauslaufen Richtung Busstation passiere ich auf der Schützenmatteseite des mittleren Eisenbahnbrückebogen eine blaue Polizeiwanne mit den Kennzeichen BE 121 150. Die zwei Insassen von Krokus starren mit laufendem Motor gefühlte 5 Minuten in den leeren Durchgang. Irgendwer weiter hinten Richtung Bollwerk hat das ganze noch gefilmt oder fotografiert - ich weiss aber nicht, ob das ein Zivi, ein "Schütz"-Mensch oder ein Passant war."

08.11.12 Etwa um 19.45 jagen wieder einmal ein paar Polizist_innen einige Dunkelhäutige auf der Schützenmatte. Mindestens einer wird erwischt. Der Mann wird durchsucht, unter anderem auch sein Mund. Und zwar derart brutal, dass er Verletzungen im Mund-/Gesichtsbereich davonträgt (siehe Blutspuren auf Foto unten).
(Quelle: mündlicher Bericht, Erinnerungsprotokoll sollte noch folgen)



31.10.12 Am Mi 31.10.12, gegen 16.00 Uhr, dringen etwa 18 zivile und 4 uniformierte Polizist_innen durchs offene Tor in den Innenhof und verhaften etwa drei Afrikaner, die vor ihnen geflüchtet waren bzw. von ihnen hineingejagt wurden (Erinnerungberichte sollte noch folgen).

Zu einer Szene ganz hinten im Innenhof der Erinnerungsbericht von Y.:

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Polizeieinsatz Mi 31.10.12 kurz vor 16.00 Uhr

 

Ich höre einen lauten, schillen Schrei im Hof. Durchs Fenster beobachte ich die Szene auf der Frauenraum-Treppe:

 

Zunächst befinden sich zwei Männer im oberen Viertel der Treppe. Der eine bringt den anderen zu Boden, so dass dieser bäuchlings längs auf der Treppe liegt. Nun kommen zwei weitere Polizisten in Zivil dazu.

Der eine hilft dem ersten, den potentiellen Dealer zu fesseln, der andere schlägt mehrmals auf den Rücken des Gefangenen ein. Nach ca. 1.5 Minuten ist der Mann gefesselt. Zu dritt befördern ihn die Zivilpolizisten die Treppe hinunter. Dabei schlagen dessen Gesäss sowie dessen Bein auf den Treppentritten auf, der Mann hat keine Chance, sich zu schützen. Dieses "hinunterbefördern" dauert etwa 5 Sekunden. Unten angekommen scheint der Mann benommen, versucht, auf die Beine zu kommen. Die Zivilpolizisten, mittlerweile sind es fünf an der Zahl, lassen ihm keine Zeit, seine Beine zu büscheln, damit er selber gehen kann. Nein, sie ziehen ihn über den gepflasterten Innenhof, dabei verdrehen sich dessen Füsse immer wieder in unnatürlich scheinende Positionen. Danach entzieht sich das Geschehen meinen Blicken.

 

Ende des Gedankenprotokolls. Leider habe ich das Geschehen nicht gefilmt

 

Anmerkung:

Was lernen die eigentlich in der Polizeischule?! Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass diese Art der Festnahme so in den Polizeischulen gelehrt wird. Weil ja das Ziel die Festnahme (einen Menschen anhalten und mitnehmen) und nicht die Bestrafung durch Gewalt von Polizisten ist, dafür ist immer noch die Justiz zuständig! Warum ist es dann nötig, einen Gefangenen, der sich sowie so nicht mehr wehren kann, eine Treppe hinunterzuschleppen, so dass dieser sich massive Prellwunden oder gar Knochenbrüche zuziehen könnte?! Warum ist es dann nötig, diesem Mann mehrmals in den Rücken zu boxen?! Warum muss dieser Mann geschleift werden, wo er doch selber gehen kann. Dient dies wirklich der Festnahme, oder haben da einige Polizisten ein bisschen Frust abgelassen?!
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Aus einer anderen und naheren Perspektive der Erinnerungsbericht von Z:
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Ich stand im Hof war eben angekommen, wo plötzlich 2 von den bösen auf mich zu rennen und dahinter etwa 15 noch viel bösere Bullen. Hinter mir ist die Wand. YEAH! Ausserdem sah man der Plozei nicht wirklich an, dass sie eben "gut sind" wenn sie sich so "bös" verkleiden - also ich hatte das Gefühl dass da die ganze BalkanFussballhooliganFascho-Truppe hinter Schwarzafrika herrennt. In Winti sind es drum die Balkaner die mit dem Stoff dealen, Faschos die hinter Schwarzen her sind und Hooligans die , naja... Also eben: hinter mir die Wand. Ich bleib stehen wie diese Kaninchen vor der Schlange - kann ja auch nirgends hin. Also zuerst schupft mich der Schwarze weg und versuchts über die Treppe zum Frauenraum, dann schupft mich ein Bulle weg, ich falle. Meine Hand - war schmerzhaft. Der schwarze Typ wird eingeholt und verhaftet und ich steh da blöd rum. Niemand spricht mit mir. Alle gehen. Der Schwarze quietscht wie ein Meerschwein als er durch den Hof geschleift wird.
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Kommentar Copwatch:
Wie üblich nach solchen Razzien in der Stadt und/oder im Raum Schützenmatte verkündet die Kantonspolizei danach der Medienwelt, dass sie eine erfolgreiche Razzia durchgeführt habe. So auch in der Polizeimedienmitteilung vom 1. November 2012, in der von einer "Koordinierten Aktion gegen den Drogenhandel" die Rede ist. Koordiniert? Das sicher, aber auch erfolgreich? Oder gar ein "Schlag gegen die Drogenszene auf der "Schütz"" (derbund.ch 1.11.12)

 

Die Kantonspolizei Bern jongliert gerne mit Zahlen, die die Wichtigkeit und den Erfolg ihrer Aktionen unterstreichen sollen. Doch beim genaueren Hinsehen stellen sich immer wieder einige Fragen. So auch bei der Aktion vom 31.10.12:

- Werden eigentlich "mutmassliche Dealer" oder "mutmassliche Schwarze" gejagt? Es fällt auf, dass in den meisten Fällen mit Vorliebe junge dunkelhäutige Männer gejagt und vorläufig festgenommen werden (kürzlich wurde sogar - zum Schreck des Fahrlehrers - bei einer dieser "Aktionen" ein dunkelhäutiger Fahrschüler von einer Horde Polizist_innen kontrolliert).

- Bei der Aktion wurden "17 Kugeln Kokain, rund 34 Gramm Marihuana und mehrere Tausend Franken Bargeld sichergestellt". Da freut sich sicher die Asservaten-Kammer, sagt aber nichts darüber aus

* bei wievielen der insgesamt 27 Mitgenommenen Drogen gefunden wurden und wieviel bei den einzelnen Personen.

* wieviel der Drogen für den Eigenkonsum und wieviel für den Deal bestimmt waren

* wieviel des beschlagnahmten Geldes nun legal oder illegal war (die Behauptung "stammt wohl aus dem Drogenhandel" ist nicht sehr überzeugend, vor allem nicht, weil es eine Standard-Begründung für die willkürliche Beschlagnahmung von Geld von Migrant_innen ist.)

- Wieviele wurden wegen Widerhandlungen gegen das Ausländer-Gesetz, wieviele wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz, wieviele wegen beidem vorübergehend festgenommen? War die Aktion gar eine getarnte Aktion auf Illegalisierte?

- Wären weisse mutmassliche Dealer_innen mit CH-Pass genauso behandelt worden?

- Wären die meist weissen, nichtsüchtige Käufer_innen, die vor allem am Wochenende mit dem Auto vorfahren, um einzukaufen genauso behandelt worden?

- Und last but not least: Was bringen solche Razzien? Seit 15 Jahren hat sich nämlich ausser der immer mieseren Qualität der verdealten Drogen eigentlich nichts verändert...


02.06.12 BZ 2.6.12: Polizist zog Waffe - Am frühen Freitagmorgen wollte die Kantonspolizei auf dem Vorplatz der Reitschule mehrere Personen kontrollieren. Zuschauer bewarfen die Polizisten mit Flaschen. Ein Polizist zückte seine Dienstwaffe. "Wegen der Bedrohung sah er sich gezwungen, zu seinem eigenen Schutz und dem Schutz seines Kollegen, die persönliche Waffe zu ziehen", sagt Polizeisprecher Michael Fichter auf Anfrage. "Gemäss aktuellem Stand war die Waffe auf den Boden gerichtet, und die Polizisten zogen sich zurück." Die Mediengruppe der Reitschule bestätigt den Vorfall. "Wir möchten das Thema jedoch nicht über die Medien abhandeln, sondern mit der Polizei klären, um eine möglichst nachhaltige Lösung zu finden", schreibt die Mediengruppe. Erste Gespräche zwischen Reitschule-Exponenten und Manuel Willi, Abteilungschef der Regionalpolizei Bern, haben bereits stattgefunden.tob

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Bund 2.6.12: Flaschenwürfe und gezogene Polizeiwaffe - Just einen Tag vor der grossen Tanzdemo kam es auf dem Reitschule-Vorplatz zu einer brenzligen Situation.
In der Nacht auf gestern Freitag wurden Polizisten, die beim Vorplatz der Berner Reithalle einen mutmasslichen Drogenhändler kontrollieren wollten, mit Flaschen beworfen. Daraufhin zog einer der Polizisten seine Waffe. Dies vor ungefähr 150 Personen. Ob er die Waffe, wie ein Augenzeuge berichtet, gegen die Menge auf dem Vorplatz oder aber - so die Version der Kantonspolizei - auf den Boden richtete, ist unklar. Fest steht hingegen, dass sich Reitschule-Verantwortliche und die Polizei zumindest in einem Punkt einig sind: Das Vorkommnis von vorletzter Nacht sollte so kurz vor der angekündigten und voraussichtlich grossen Tanzdemonstration von heute Abend die Stimmung in Bern nicht weiter aufheizen. Derzeit laufen Gespräche zwischen Reitschülern und der Kantonspolizei. (rss)

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01.06.12

Baby-Jail-Fall: Polizist zieht Pistole auf dem Vorplatz

Im Folgenden ein paar Erinnerungsprotokolle:

 

Nr. 1:

"Um 00.45 stand ich nach dem Baby Jail-Konzert im Dachstock auf der Terrasse vor dem Rössli (mittlerer Teil) und quatschte. Etwa 150 andere Menschen befanden sich ebenfalls draussen auf der Terrasse und dem Vorplatz.

Plötzlich wurde es hinter mir auf dem Trottoir unruhig und zwei Schwarze rannten über den Vorplatz, verfolgt von zwei Streifen-Polizisten, die über das Grasbord und die Treppe her kamen (später erfuhr ich, dass das ca. die 3. Polizeiaktion an diesem Abend gewesen ist).

Der eine Polizist, der den Grasbord-Weg gewählt hatte, kam zu schnell runter und produzierte auf dem Weg von der Betonterrasse unterhalb des Bords einen Sturz auf den Vorplatz, was - wie üblich bei Stürzen bei solchen Polizeiaktionen - zu allgemeinem Amüsement, Applaus und Bravo-Rufen führte.

Die beiden Schwarzen versuchten offenbar in die Reitschule zu flüchten, was aber am um diese Zeit üblich längst geschlossenen Tor scheiterte. Wenn ich mich richtig erinnere, flüchtete sich daraufhin der eine auf die Terrasse zu der Menschenmenge, der andere floh entlang der Grossen Halle Richtung Schützenmattstrasse. Die Polizisten gaben daraufhin ihre Verfolgung auf.

Der provokative Auftritt der beiden Polizisten und deren Hetzjagd löste bei einigen Leuten auch Unmut auf - es gab Buhrufe und andere verbale Unmutsäusserungen.

Auf der Höhe der runden Säule flog aus ca. 10-15m Distanz eine Flasche in Richtung eines Polizisten, der sich auf Höhe Grosse Halle zwischen der runden Metallschaukel und der Brücke befand (sein Kollege war etwa 5 Meter neben ihm) und traf diesen fast auf Kopfhöhe – er konnte aber mit dem Ellbogen abwehren.

Daraufhin zog er seine Pistole und zielte ca. 20 Sekunden lang auf die Leute, die in der Nähe der Säule sassen und standen. Dies obwohl in dem Moment von niemandem eine Bedrohung ausging und einige wohl den Flaschenwurf sogar daneben fanden.

Nach einigen Schrecksekunden flüchteten einige Leute, andere buhten, jemand schmiss eine Flasche hoch hinauf an die Brücke und einige wenige - unter anderem ich - bewegten sich mit der Absicht ihn zur Rede und in die Schusslinie zu stellen auf ihn zu.

Daraufhin zogen sich die beiden über den linken Brückenpfeiler und die Schützenmatte zurück zu ihrem Streifenkastenwagen (weiss mit orangen Streifen, also nicht ein "ziviler" Polizeikastenwagen) in der Mitte der Schützenmatte, wo ein dritter Polizist wartete (der angeblich während der Aktion seiner Kollegen eine Gummischrot-Knarre gezückt hatte - hab ich aber nicht gesehen, da ich auf die beiden anderen konzentriert war.).

Wann genau der Polizist seine Dienstwaffe wieder versorgte, weiss ich nicht mehr. Ich verfolgte sie aus einer Distanz von ca. 50m und wartete, bis sie wieder in ihr Fahrzeug stiegen und davonfuhren.

 

Nachtrag: Um 02.37 Uhr war ich gerade am Heimgehen. Der weisse Polizeikastenwagen fuhr auf der Schützenmatte vor (ca. 100m gegenüber mittlerem Brückenbogen), die Insassen beäugten etwa 2 Minuten lang die Vorplatz-Terrasse und die Party im Rössli und fuhren dann wieder weg. Sie liessen aber mich und meine Begleitung in Ruhe.

 

Anmerkungen:

Den Vorfall haben einige Leute mitbekommen, die ebenfalls ein Erinnerungsprotokoll schreiben werden (unter anderem einige linksgrüne Jungparteien-Promis).

Kurz nach dem Vorfall haben zwei Reitschülerinnen per Kontakttelefon den Vorfall der Polizeieinsatzleitung gemeldet.

Eigentlich sind solche Polizeiaktionen gegen "mutmassliche Dealer" auf dem Vorplatz eher unter der Woche üblich und nicht so spät an einem Donnerstag.

Zum Glück aller Beteiligter waren die Leute auf dem Vorplatz alles nette brave Baby Jail-Konzertbesucher_innen und nicht "hartes" Partyvolk.

Das Knarrenziehen haben ich und andere als klare (menschenverachtende) Drohung interpretiert.

Das Knarren ziehen war nicht nur unverhältnismässig (es gäbe ja auch Rückzug oder Pfefferspray) sondern auch taktisch dumm. Wer wegen Fläschli-Würfen bereit ist, mit seiner Dienstpistole Panik und Gegenreaktionen auszulösen sowie Angeschossene oder Tote zu riskieren, sollte nach Hause gehen und Ballerspiele spielen und nicht als Polizist arbeiten.

Mensch muss nicht "La Haine" gesehen haben, um sich ausmalen zu können, was passieren kann, wenn schiesswütige Polizist_innen überwältigt und ihre Pistole in die falschen Hände gerät."

 

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Nr. 2:

"Um ca. 0.45 versuchten 2 Polizisten (einer blonde kurze Haare, ein anderer mit dunklem Haar) vermutlich einen Mann zu kontrollieren. Dieser Mann begab sich in die Menge vor dem Rössli, daraufhin liefen die Polizisten über den Vorplatz. Einige Reitschulbesucher riefen ACAB etc.

Es flog eine Flasche in Richtung des blonden Polizisten, woraufhin dieser die Waffe zog und durchgeladen hat. Die Waffe richtete er auf die Säule/Rössliaussenbar und hielt sie mit beiden Händen ca. 10-15 Sek. aufrecht!!

2-3 weitere Flaschen flogen in Richtung der Polizei. Der zweite Polizist hielt sich im Hintergrund. Sie verliessen danach den Vorplatz, als sie wieder in Sichtweite des Vorplatz kamen (unter mittlerem Teil der Eisenbahnbrücke) wurde wieder ACAB skandiert. Ein Polizist hob seinen Arm nach oben (unklar ob er Stinkefinger zeigte, oder sonst eine Bewegung machte) danach waren sie ausserhalb meines Sichtbereichs."

 

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Nr. 3:

"Zwischen 00.45 Uhr und 00.50 Uhr rennen zwei Polizisten zwei schwarzen Mitmenschen nach. Zwischen der runden Schaukel und der Brücke eskaliert die Situation: Aufgrund des rassistisch motivierten Vorfalls fliegen Flaschen.

Daraufhin zieht ein Polizist seine Waffe und richtet sie in die Menge. Während mindestens 20 Sekunden bleibt die Waffe auf die Menge (ca. 150) gerichtet, bis er und sein Kollege in einem weissen Kasten den Ort des Geschehens verlässt."

 

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Nr. 4:

"Ich war den ganzen Tag in der Reitschule und der Einsatz um 00.45 Uhr war der dritte an diesem Tag! Die anderen beiden Einsätze sind früher am Abend passiert und sind ohne Zwischenfälle verlaufen, da auch weniger Leute auf dem Vorplatz waren.

Ich bin unter der Brücke gestanden und habe mich mit einem Freund unterhalten. Er hat gesehen, dass Polizisten auf den Vorplatz kommen und hat mich darauf aufmerksam gemacht.

Ich habe mich umgedreht und gesehen, dass ein dunkelhäutiger Mann über den Vorplatz in Richtung Tor rennt. Dieses war jedoch bereits geschlossen (da nach 00.00 Uhr). Er ist dann auf die Terrasse vor dem Vorplatz gerannt und in den ganzen Leuten, die vom DS-Konzert draussen standen "untergetaucht".

Ihm sind mind. zwei Polizisten in Uniform nachgerannt. Es waren aber noch weitere Polizisten anwesend, jedoch eher im hinteren Bereich bzw. auf der Schützenmatte.

Das Auto war oben auf der Neubrückstrasse parkiert. Als der Verfolgte auf die Terrasse gelangt war und sie gemerkt haben, dass sie ihn wohl nicht mehr erwischen, wollten die beiden Polizisten ganz links unter der Brücke durch und weggehen.

Einige der anwesenden Gäste haben Sprüche gerufen und es sind zwei drei Flaschen geflogen, jedoch nicht wirklich in die Nähe der Polizisten, also wirklich gefährdet wurden sie damit nicht.

Soweit ich das mitbekommen habe, hat der eine (gross und blond) dann die Waffe gezogen und durchgeladen. Der Betreffende heisst Ne. oder Ni. und ist immer mal wieder auf dem Vorplatz "aktiv".

Die Polizisten haben sich zurückgezogen und sind weggefahren!"

 

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Nr. 5:

"Ich war gestern am Konzert von Baby Jail. Nach dem Konzert stand ich zwischen Treppe und dem Baum als ich Sirenen hörte. Zugleich hörte ich "Fuck the Police"-Rufe und wie zweimal eine Bierflasche am Boden zerplatzten.

Als ich das Krankenauto, von dem Sirene herrührte, Richtung Sleepers fahren sah, fragte ich mich: "warum so ein Aufsehen wegen eines Krankenwagens"? Als dann zwei weitere Bierflaschen am Boden zerplatzten, sah ich links neben der linken Betonwand ein Polizist der mit einer Waffe Richtung uns zielte und rechts von der Wand einen zweiten Polizist. Es stürmten darauf mehrere Personen Richtung Polizei, die sich daraufhin zurückzog."

 

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Nr. 6:

"Ich war auf dem Vorplatz als um besagte Zeit zwei Uniformierte einer Gruppe Dealers hinterher rannten. eher demotiviert wie mich dünkte.

Einer der Polizisten hat seinen Lauf abgebremst und da sah ich eine Flasche durch die Luft fliegen zufälligerweise genau Richtung des Polizisten welche dieser aber abwehrte (Sonntagsschuss) die nächste Flasche landete zehn Meter entfernt worauf der besagte Polizist seine Dienstwaffe zog, meines Erachtens eine Ladebewegung gemacht hat und in die Menschenmenge zielte und sich langsam unter die Brücke zurück bewegte."

 

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Nr. 7:

"Ich befinde mich im Rössli, als jemand sagt draussen seien Cops. Ich gehe raus und sehe wie zwei Cops unter der Brücke sind. Neben dem einen Cop geht eine Flasche zu Boden, welche in jedoch nicht trifft.

Zu diesem Zeitpunkt befinden sich ca. 50-70 Menschen vor dem Rössli. Der Flaschenwurf kam meiner Ansicht nach nur von einer einzelnen Person. Der Cop zieht daraufhin seine Dienstwaffe und richtet sie gegen die Menschenmenge vor dem Rössli. Ich schreie in daraufhin an ob er eigentlich nicht ganz dicht sei. Der Cop zieht sich auf die Schützenmatte zurück und steckt die Waffe zurück. Ich laufe hinterher und verlange Dienstgrad und Name von ihm. Der Cop reagiert darauf mit einer vulgären Geste. (Wixbewegung, Arschlochfinger und den Arsch zeigen und darauf klopfen) Die Cops ziehen sich daraufhin in die Wanne zurück und verschwinden."


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