MEDIENSPIEGEL
28. NOVEMBER - 04. DEZEMBER 2011
Bund 3.12.11
CVP bedauert Entscheid der Reitschüler
Die CVP bedauert die Weigerung der Reitschule, den auf ein Jahr
befristeten Leistungsvertrag zu unterzeichnen. Dies zeuge von einem
"seltsamen Demokratieverständnis". Der Vertrag sei mit den
Mietverträgen zwischen Stadt und Reitschule gekoppelt. Verweigere
die Reitschule den Abschluss des Vertrages, wie ihn die Volksvertreter
beschlossen hätten, würden gleichzeitig auch die
Mietverträge boykottiert. Darum dürften die von der Stadt
gewährten Subventionen nicht ausgerichtet oder müssten von
der Reitschule konsequenterweise nicht akzeptiert werden, schreibt die
CVP. (pd)
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Le Matin 3.12.11
Opinion
LE COUP D'OEIL
de Peter Rothenbühler
(...)
REITHALLE
UBUESQUE. Berne est la seule ville de Suisse qui entretienne en son
centre une petite république autonome, une zone de non-droit
où règnent l'anarchie, la provocation et la violence: la
Reithalle. Cet ancien manège (qu'on aperçoit depuis le
train) est souvent le théâtre d'agressions violentes
contre la police, qui n'ose plus y mettre les pieds. La Ville, à
majorité socialiste, paie le loyer annuel de 140 000 francs (!)
pour le bâtiment et se laisse régulièrement mener
en bateau par un petit groupe de personnes qui "gèrent" le lieu
et dictent les conditions du contrat. Absurde, ubuesque, bernois.
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Bund 3.12.11
Für den Gaumen und das Tanzbein: im Bollwerk eröffnet neues
"Kapitel"
Hauptsächlich Beiz und Bar, aber auch ein wenig Club: Mit dem
"Kapitel" geht im ehemaligen "Bollwerk" ein neues Treff- und
Ausgehlokal auf - trotz des allgemeinen Clubsterbens in der Stadt Bern.
Rahel Bucher
Kapitel eins: das "Bollwerk". Nahe der Kontakt- und Anlaufstelle (K +
A) und der Reitschule gerät es immer wieder in die Kritik. Es ist
ein schwieriger Standort - insbesondere für ein Restaurant.
Frühere Betreiber des Restaurants am Bollwerk 41 warfen meist nach
kurzer Zeit das Handtuch, weil ihnen der Standort zu stark von der
Drogen- und Nachtlebenszene beeinträchtigt war. Dieser Problematik
sind sich die drei neuen Betreiber des Restaurants Kapitel Bollwerk,
das heute eröffnet wird, bewusst.
So haben sie einen Plan auf Lager. "Es ist eine Frage des Konzepts",
sagt Diego Dahinden, auch bekannt als Kulturveranstalter im Dachstock
der Reitschule. Für eine reine Essbeiz sei hier der falsche Platz.
Darum sollen im "Kapitel" Ess- und Partykultur sowie Tag und Nacht
aufeinandertreffen. Mit dieser Verbindung glaubt er, im "Bollwerk" ein
neues Kapitel schreiben zu können. Auch stellten sie die Existenz
der K + A nicht infrage, sagt Dahinden. Doch im Lokal würden
Drogenabhängige nicht geduldet.
Projekt mit Freunden
Kapitel zwei: Beiz und Bar. Obwohl man immer wieder einmal das Tanzbein
schwingen kann, ist für Tom Weingart wichtig, dass das neue
"Kapitel" hauptsächlich Beiz und Bar ist. Dementsprechend wurde es
auch umgebaut - übrigens mithilfe von Freunden, wie Weingart sagt.
Es gibt drei Bereiche: einen Essbereich im klassischen Sinn mit Tischen
und Stühlen, eine Lounge mit alten Polstermöbeln sowie eine
Bar. Essen kann jeder dort, wo es ihm gerade passt. Am Mittag stehen
jeweils drei verschiedenen Menüs zur Auswahl.
Jakob Siegenthaler, der Koch, der zuvor in der Brasserie Lorraine
gekocht hat, legt Wert auf saisonale und regionale Produkte. Auch am
Abend. Da gibt es neben dem Kapitelhamburger, Spaghetti, Antipasti oder
Salat ein ganz besonderes Angebot: die sogenannten Kapiteli - kleine
Häppchen oder wie es der Koch ausdrückt: "Einzelne
Komponenten von einem ganzen Menü." So kann man - über
mehrere Stunden hinweg - gemütlich sitzen und trinken,
während der Gaumen immer wieder von einer kleinen Freude
überrascht wird. Wie beim Umbau halfen die Freunde auch bei der
Getränkeauswahl. Eine besondere Spezialität ist etwa der
Schweizer Absinthe von der grünen Fee aus Solothurn.
Fusion von Essen und Musik
Kapitel drei: Club. "Der Name, der übrigens bei einem gemeinsamen
Nachtessen mit Freunden zustande kam, ist auch Programm", sagt Fausto
De Siena, der mit Weingart die ehemalige Formbar betrieben hat. Sowohl
lokale Musikkenner als auch internationale Künstler sollen hier
ihr Kapitel schreiben. Vor allem am Samstag wird es zwischendurch
Tanzveranstaltungen geben. Damit der Kapitel-Club am Wochenende nicht
überrannt wird - es haben höchstens 150 Leute Platz -, gibt
es Freundeskreiskarten. Das ist eine Art Mitgliederausweis, der bei
Tanzveranstaltungen zum Eintritt berechtigt. Inhaber eines solchen
haben zudem vergünstigten Eintritt und dürfen einen Freund
mitbringen. Mit dem Ausweis soll nicht nur die Anzahl Besucher
reguliert werden. "Auch wollen wir wissen, wer sich bei uns
aufhält", sagt De Siena. Doch auch ohne Ausweis habe man die
Chance, bei einer Veranstaltung hineinzukommen, antwortet De Siena auf
die Frage, ob der Club nur für eine ausgewählte Klientel
offen sei.
Fusion von Essen und Musik
Richtig fusioniert wird Essen mit Musik bei der Veranstaltung Amuse
bouge, dem Essenstanz. Nachdem man sich bei einem Sechsgangmenü
den Bauch vollgeschlagen hat, schwingt man das Tanzbein. Am Silvester
schreibt Amuse bouge das erste Kapitel. Danach findet der Anlass alle
zwei Monate statt. Und nicht zuletzt wird das "Kapitel" auch für
andere Veranstaltungen wie etwa einen Geburtsvorbereitungskurs am
Samstagmorgen genutzt.
Das neue Kapitel im Bollwerk könnte nicht nur den heiklen
Standort, sondern auch die kriselnde Clubkultur in der Stadt Bern
wiederbeleben. Es soll ein fröhliches und unbeschwertes Kapitel
werden, wie aus einem auf der Internetseite des Restaurants
publizierten Zitat des Philosophen Demokrit hervorgeht: "Ein Leben ohne
Freude ist wie eine weite Reise ohne Gasthaus."
Die Eröffnung findet heute ab 15 Uhr statt. Ab 18 Uhr gibt es
Musik. Reguläre Öffnungszeiten: Montag, 11-15 Uhr; Dienstag
bis Freitag, 11-0.30 Uhr; Samstag, 15-3.30 Uhr. Kontakt: Kapitel,
Bollwerk 41, 3011 Bern, Telefon: 031 311 60 90, info@kapitel.ch,
www.kapitel.ch.
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Bund 3.12.11
Adventsgedicht
Der Stapi mit der Vaseline
Seit Stunden schon stehen drei Könige vor der Reitschule sorgsam
verschlossenem Tor
In schweren Säcken tragen sie mitGold, Weihrauch und Granit.
Wem in der Stadt Bern schenken sie was? YB ein Spielfeld mit echtem
Gras.
Dann können Schäfchen drauf weiden.
Die können sie schwarz-gelb bekleiden.
Tschäppät meldet sich als Hirte mit Stab
Da ist er ja schon. Noch vor dem Samichlous trampelt der
Stadtpräsident aufs Spielfeld. Dichterin Karin Gampp Lehmann aus
Kehrsatz beweist mit ihren Zeilen Sinn für Mode: Die Schafe tragen
Wespenfarben und der Stapi Stab statt Tschäppu. Falls es ihm aber
unter den blökenden YB-Fans nicht gefällt (oder sind es
BDP-Mitglieder, Frau Gampp?), kann er wieder abfahren -
geräuschlos: "Das blaue Bähnli, nach langem Leiden, bekommt
neue Schienen mit Vaseline", dichtete Elisabeth Mattmann aus Bern. Wie
ergeht es dem frommen Hirten im Lande der Schafe? Dichten Sie weiter!
Beenden Sie einen Reim und lancieren Sie einen neuen (Reimschema: aa,
bb, cc...). Senden Sie Ihre nächsten zwei Zeilen bis 16 Uhr an
adventsgedicht@derbund.ch oder gehen Sie auf advent.derbund.ch.
Machen Sie sich einen Reim!
advent.derbund.ch
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bernerzeitung.ch 2.12.11
11'000 Unterschriften für das Nachtleben in Bern
Adrian Kammer
Am Freitagnachmittag übergaben Mitglieder des Vereins "Nachtleben
Bern" fast 11'000 Unterschriften dem
Gemeinderat. Das Nachtleben in Bern soll wieder attraktiver werden. Der
Verein ist zuversichtlich.
Der Verein "Nachtleben Bern" hat zweieinhalb Monate lang
Unterschriften gesammelt. Fast 11'000 Unterschriften kamen dabei
zusammen. Der Verein reagierte mit der Petition auf die Schliessung von
Berner Klubs und Einschränkungen des Nachtlebens sowie den
Kulturangeboten in der Hauptstadt.
Am Freitagnachmittag übergab der Verein die Unterschriften den
Vertetern des Gemeinderats und des Regierungsstatthalteramts. Thomas
Berger von "Nachtleben Bern" zeigt sich zufrieden mit dem
Erfolg der Aktion und sagt gegenüber : "Wir erwarten eine
Antwort innerhalb der nächsten drei Monaten." Die Mitglieder
des Vereins "Nachtleben Bern" wollen gemeinsam mit der
Stadt ein neues Konzept für das Nachtleben ausarbeiten. Thomas
Berger zeigt sich zuversichtlich:" Wir sind guten Mutes, dass wir
hier etwas erreichen können."
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Bund 2.12.11
Der ewige Kampf
Existenzbedrohende Schikanen der Behörden, wachsender
Konkurrenzkampf unter den Konzertlokalen: Die Berner Club-Szene steht
unter Beobachtung. Doch welche Probleme drücken wirklich? Herrscht
ein Überangebot an Konzerten? Ein Rundgang durch die Kulturstadt
Bern ergibt kein einheitliches Bild.
Ane Hebeisen
Der Herr, der da auf die Bühne steigt und sich eine Gitarre
umschnallt, ist kein unbeschriebenes Blatt in der Musikmanege. In den
Neunzigern gehörte Hans Platzgumer mit seiner Band H. P. Zinker
zur verlängerten Speerspitze der New Yorker Avantgarde,
später war er Mitglied der Goldenen Zitronen aus Hamburg. Heute
Abend tritt er im Café Kairo auf, und niemand schaut hin. Etwa
ein Duzend Neugierige haben es sich im Konzertkeller gemütlich
gemacht, das Ganze gemahnt an ein Wohnzimmerkonzert mit sehr
prominenter Besetzung, ein bisschen zu intim, um Freude daran zu haben,
und bestimmt viel zu intim, um damit Geld zu verdienen.
Doch es ist kein Einzelfall. Auch wenn niemand gerne darüber
spricht, ist in der Berner Konzertclub-Szene eine gewisse Unruhe
auszumachen - immer öfter bleibt das Publikum aus. Warum dem so
ist, weiss niemand genau. Eines ist jedoch klar: Der Kampf um den
Konzertzuschauer ist härter geworden. Bei einigen Clubs hat sich
die Situation in diesem Jahr verschärft, andere machen seit etwa
zwei Jahren eine Zuspitzung der Situation aus. Speziell betroffen sind
die Indie-Szene und jene Abende, an denen nicht die ganz grossen Namen
affichiert sind. Das "Saint Ghetto"-Festival in der
Dampfzentrale - immerhin mit dem Hit-Lieferanten Marc Almond als
Aushängeschild - hat vor zwei Wochen unter allen Erwartungen
abgeschnitten; am bestfrequentierten Abend sind nur gerade knapp 200
Besucher gezählt worden. Im Fri-Son in Freiburg - traditionell
eine Art Aussenstelle des Berner Nachtlebens - spielte letzten Monat
die Gruppe Blackmail vor rund 15 Leuten, Señor Coconut im
Reitschule-Dachstock brachte es auf 10 Leute (auf der Bühne) und
etwa 60 im Publikum.
Und auch im Café Kairo sind U-20-Abende (also jene Konzerte mit
weniger als 20 Zahlenden) häufiger als in vergangenen Jahren, ohne
dass sich an der Programmation viel geändert hätte. "Wir
werden umdenken müssen", sagt der
Programmverantwortliche Manuel Gnos, "wir werden künftig
weniger Konzerte veranstalten, dafür auf grössere Namen
setzen. Die Neugier und die Risikobereitschaft der Leute scheinen
abgenommen zu haben. Ob daran die Finanzkrise schuld ist? Man weiss es
nicht."Genau die gegenteilige Strategie verfolgt das ISC: Keine
Risiken mit Hochpreis-Bands geht man hier ein, lieber grast man im
unteren Mittelfeld und hofft auf ein nischenspezifisches Stammpublikum.
Das geht derzeit einigermassen auf, das Konzert des weitgehend
unbekannten norwegischen Singer-Songwriters Moddi vom letzten
Donnerstag ist mit circa 100 Zuschauern anständig besucht, und
auch sonst ist man im Studentenclub nicht unglücklich mit der
Entwicklung. "Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren geht es
mit dem ISC derzeit eher bergauf", sagt Franziska Scherer vom
ISC-Vorstand. "Allerdings ist es noch nicht so, dass wir ob der
Besucherzahlen in Begeisterungsstürme ausbrechen. Es muss noch
besser werden."
"Der Aufwand wird grösser"
In der Analyse der Situation kommen alle Beteiligten in etwa auf das
gleiche Resultat: Die Konzertclubs leiden unter dem Ausbleiben eines
Stammpublikums. Das ist kein neueres Phänomen, aber eines, das den
Wettkampf unter den Clubs in letzter Zeit verschärft hat. Befand
sich in den vergangenen Jahrzehnten eine halbe Studentenschaft (die
alten Füchse unter den Veranstaltern schätzen das Potenzial
auf 800 bis 1000 Leute) jedes Wochenende in Bern auf der Suche nach
konzertanter Zerstreuung und nach neuen hippen Bands, hat sich diese
Laufkundschaft in den letzten Jahren in Bern auf etwa 50 bis 100
Neugierige dezimiert. Wo sich der Rest vergnügt - vor der
Playstation, im Heimkino oder in den Kaschemmen der Aarbergergasse:
Niemand weiss es genau.
"Musikalische Entdeckungen werden heute nicht mehr in den Clubs,
sondern im Computer gemacht", sagt Jane Wakefield von der
Organisation Petzi, dem schweizerischen Dachverband der nicht
gewinnorientierten Musikclubs. Eine Entwicklung, die auch Sabine Ruch
vom Reitschule-Dachstock ausgemacht hat. Und so reiche es heute
längst nicht mehr, ein Monatsprogramm zu verschicken und zu
hoffen, dass die potenzielle Kundschaft kommen wird. Jedes einzelne
Konzert muss mit Plakat-Aktionen und Facebook-Interventionen
zielgruppengerecht beworben werden. Gewisse Veranstalter sind gar dazu
übergegangen, die Botschaftsvertretungen der Heimatländer
ihrer auftretenden Bands in die Promo mit einzubeziehen.
"Ein hochstehendes Programm anzubieten, ist das eine", sagt
Christian Krebs vom Veranstalterkollektiv Bee-Flat. "Der Aufwand,
dieses Programm zu verkaufen, ist in den letzten Jahren jedoch um ein
Vielfaches grösser und teurer geworden." Mit der
Publikumsentwicklung seiner Konzerte in der Turnhalle des Progr ist er
zufrieden, doch würde der Mehraufwand für die Bewerbung der
Konzerte nicht betrieben, sähe die Situation wohl anders aus.Wie
steht es also wirklich um das Berner Konzertwesen? Mit der Meinung,
dass ein Überangebot bestehe, will sich keiner der Veranstalter
zitieren lassen, hinter vorgehaltener Hand hört man diese
Einschätzung jedoch öfters. Doch auch die Gegenthese findet
ihre Anhänger, nämlich dass eine Verkleinerung des Angebots
die Attraktivität der Stadt Bern als Ausgeh-Magnet derart
ramponieren könnte, dass das auswärtige Publikum
gänzlich ausbleiben würde. "Das Angebot der Clubs ist
gut abgestimmt", glaubt auch Christian Krebs von Bee-Flat, "es ist ein
breites Angebot, aber stilistische Überlappungen
sind eher selten."
Bald portugiesische Verhältnisse
Die grössten Probleme scheinen dort zu entstehen, wo das Wagnis
eingegangen wird, auch unbekanntere Gruppen auftreten zu lassen. Mit
der Schliessung des Sous-Soul Ende Jahr wird sich die Chance für
Newcomer-Bands, in Bern eine Bühne zu finden, drastisch
verschlechtern. Eine Misere, die in anderen Ländern bereits
dramatische Ausmasse angenommen hat. In einer Stadt wie Lissabon gibt
es neben den grossen Theatern und den Fnac-Stores nur noch eine
Handvoll Bühnen, die sich einen regelmässigen Konzertbetrieb
gönnen, die anderen Clubs haben längst auf Disco-Betrieb
umgestellt - das ist billiger, die Leute kommen trotzdem. In
Deutschland ist der Markt von preisgünstigen und zeigewilligen
Bands geradezu überschwemmt, die Clubs sind in der komfortablen
Lage, Niedrigst-Gagen zu bezahlen und mit der Disco im Anschluss an die
Konzerte ihr Geld zu verdienen. In Frankreich ist dieses Konzept
längst etabliert, der Besucher wird nach dem Konzert mehr oder
minder höflich aus dem Club begleitet, für die Disco hat er
noch einmal Eintritt zu entrichten. In der Schweiz ist die Lage noch
nicht ganz so ernst, entsprechende Tendenzen zeichnen sich jedoch ab.
Sina: Nicht ausverkauft
Doch zurück zu den Konzertanbietern. Ein (unvollständiger)
Rundgang durch die Konzertclubs am letzten Wochenende ergibt in der
Bilanz ein eher optimistisches als ein explizit betrübliches Bild.
Die Berner Gruppe Destilacija hat im Reitschule-Dachstock eine
Fünfhunderterschaft Neugieriger mobilisiert, in der Mühle
Hunziken horchen gegen 150 Besucher der Crooner-Dame Othella Dallas.
Der Freiburger Bänkelsänger Gustav kann im Bierhübeli
auf ein 700-köpfiges Auditorium blicken, etwas schlechter hat es
an gleicher Stätte letzten Donnerstag ausgesehen, als Kutti MC mit
Stephan Eicher seine Plattentaufe feierte: Es kamen nur gerade 400
Leute ins 1000 Zuschauer fassende Bierhübeli. Von einer bernweiten
Krise will Bierhübeli-Oberhaupt Philippe Cornu nicht sprechen. "Es
wird derzeit eine Menge guter Musik veröffentlicht, aber
es ist schwieriger geworden, herauszufinden, ob die Leute dies auch
mitbekommen. Die grosse tägliche Herausforderung besteht darin,
einzuschätzen, ob eine Newcomer-Band für unseren Club schon
genug bekannt ist", sagt er. Kleinere Bands würden daher im
Bierhübeli ebenfalls eher an den Wochenenden programmiert, und ans
Konzert werde eine Party angehängt. So könne ein
allfälliges Defizit abgefedert werden.
Im Kulturhof Köniz steht am Testabend der Walliser Pop-Evergreen
Sina auf der Bühne. Ein sicherer Wert, könnte man denken,
doch das Konzert ist nicht ausverkauft. Mit etwas über 200
Personen ist der schmucke Dachstock immerhin ordentlich gefüllt.
Mit der Entwicklung des Lokals gibt man sich in Köniz aber
durchaus zufrieden: "Unser Angebot ist breit, wir können
hier keine Nische bedienen, und das Publikum scheint den Mix zunehmend
zu goutieren", sagt der Programmverantwortliche Robi Maurer.
Ähnlich tönt es aus dem Musig-Bistrot im Monbijou, wo circa
40 Zuschauer dem Konzert der Berner Gruppe Daliah beiwohnen. Das kleine
Lokal hat sich in letzter Zeit mit einem grossen Entdeckergeist
hervorgetan. Im Bistrot spielen immer wieder Bands, die kurz vor dem
Durchbruch stehen, die Veranstalterin Andrea Azzi hat sich das
Vertrauen ihrer Kundschaft mit ihrem guten Sinn fürs Kommende
erarbeitet. Das klappt freilich nicht immer, und der Ertrag steht in
keinem Verhältnis zum Aufwand: Die Einnahmen der Türe gehen
vollumfänglich an die Bands.Was lässt sich lesen aus diesem
wetterwendischen Business? Ein Patentrezept zum Erfolg hat keiner. Zum
grossen Jammern anzusetzen, traut sich niemand. Ein unbeschwertes
Veranstalter-Dasein wird so bald niemand fristen. "Es ist ein
launisches Geschäft geworden", sagt Christian Pauli von der
Dampfzentrale mit einem Anflug von Wehmut. "Auch wer meint, er
habe es in all den Jahren durchschaut, ist vor Überraschungen
nicht gefeit."
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BZ 2.12.11
Bollwerk
Neues Kapitel wird aufgeschlagen
Morgen wird die Brasserie Bollwerk unter neuem Namen und mit neuen
Wirten erneut eröffnet. Nach dem Umbau steigt im Restaurant
Kapitel eine Eröffnungsparty. Sie beginnt um 15 Uhr, ab 18 Uhr
werden DJs Musik auflegen. Das Restaurant wird ab Montag jeden Tag ab
11 Uhr geöffnet sein. Geschlossen ist die Beiz immer sonntags.pd
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20 Minuten 2.12.11
Portugal The Man: Trotz Major weiterhin die Alten
BERN. Unbestechlich ist Portugal The Man: Trotz des Wechsels zu einem
Major-Label bleibt das neuste Album eine typische Portugal-Scheibe. Aus
dieser spielen sie morgen vor.
Portugal The Man sprühen nur so vor Ideen: In sechs Jahren nahm
die Band aus Alaska sechs Alben auf. In dieser Zeit schafften es die
vier Bandmitglieder zuerst als Indie-Lieblinge zu Ruhm und
überzeugten zuletzt den Major Atlantic von ihrem Mainstream-Appeal.
Und auf ebendiesem Label erschien im Sommer mit "In the Mountain
in the Clouds" der letzte musikalische Output des Quartetts. Das
Erfreuliche: Die Band hat sich nicht ausverkauft. Zwar klingt sie jetzt
um einiges zugänglicher als bis anhin. Doch trotz
Radiotauglichkeit frönt Portugal The Man immer noch dem
musikalischen Experiment und bleibt damit sich selbst. "In the
Mountain in the Clouds" beinhaltet immer noch durchgeknallten
70s-Rock, Psychedelia, Americana und die typisch opulenten
Arrangements. pEDRO CODES
Sa, 3.12., 21 Uhr, Portugal The Man, Dachstock.
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Bund 2.12.11
Adventsgedicht
YB-Gras und Osterhas
Seit Stunden schon stehen drei Könige vor der Reitschule sorgsam
verschlossenem Tor.
In schweren Säcken tragen sie mit
Gold, Weihrauch und Granit.
Wem in der Stadt Bern schenken sie was? YB ein Spielfeld mit echtem
Gras.
Dann können Schäfchen drauf weiden.
Hans Scheidegger aus Bern schaffts mit Schafen: Sachte und im
sportlichen Trikot schleichen sich die Hirten in unser Gedicht und
bringen ihre Blökis mit. Die Verbindung von YB und
Weihnachtssymbolik erscheint uns frischer und charmanter als so
manches, was derzeit auf schwarz-gelben Plakaten zu lesen ist
("YB ohne dich ist wie Köniz ohne Schloss", herrje).
Apropos Tiere: "Niemandem nix! Sie warten auf den Osterhasen - um
ultimativ am Kripplein den Frühling zu fordern", dichtete
ein Leser namens Thomas. Angesichts des eben angebrochenen
meteorologischen Winters heben wir uns die Zeilen gerne für -
ziemlich viel - später auf.
Was aber passiert bis dahin auf der saftigen YB-Weide? Kommt jetzt der
Wolf? Oder geht der Trainer? Landet ein UFO? Dichten Sie weiter!
Beenden Sie einen Reim und lancieren Sie einen neuen (Reimschema: aa,
bb, cc . . .). Senden Sie Ihre nächsten zwei Zeilen bis 16 Uhr an
adventsgedicht@derbund.ch oder gehen Sie auf advent.derbund.ch.
Machen Sie sich einen Reim!
advent.derbund.ch
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Bund 1.12.11
Adventsgedicht
Weihrauch und "Shit"
Seit Stunden schon stehen drei Könige vor der Reitschule sorgsam
verschlossenem Tor
In schweren Säcken tragen sie mit
Gold, Weihrauch und Granit
Wem in der Stadt Bern schenken sie was?
[...]
Es ist eine Freude, wie viele Leserinnen und Leser uns gestern zwei
Zeilen für das Fortsetzungsgedicht zugesendet haben. Die Wahl war
eine langwierige, basisdemokratische Qual für den
Advent-Ausschuss: Manch eine Poetin reimte ein drogenpolitisches "Shit"
auf "mit", manch ein Dichter mochte es noch explosiver und liess die
Könige Dynamit auf sich tragen. Wir haben uns für die zwei
Zeilen von Rose-Maria Breinlinger aus Madiswil entschieden, wollen wir
doch unbedingt erfahren, wem die Könige was schenken.
Überraschen Sie uns!
Beenden Sie einen Reim und lancieren Sie einen neuen (Reimschema:
aa,bb,cc...). Senden Sie Ihre nächsten zwei Zeilen bis um 16 Uhr
an adventsgedicht@derbund.ch oder gehen Sie auf advent.derbund.ch.
Machen Sie sich einen Reim!
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Bund 1.12.11
Portugal The Man
Sarah Palins Nachbarschaftsband
Es gibt Bands, die ihren Songs prinzipiell mit Zweifeln, Bedenken und
kritischem Skeptizismus begegnen. Bands, die tüfteln müssen
und werkeln und ausklügeln, um diese schlechten Gefühle zu
beseitigen, und auch den Faktor Zeit auf ihre Kunst wirken lassen
wollen, weil das beim Wein ja auch hilft. Diese Gespanne
veröffentlichen oft nur alle paar Jahre ein Album, und nicht
selten ist dieses dann so verkopft und verheddert, dass es abschmiert
und die Künstler nur in noch grössere Zweifel stürzt.
Und dann gibt es Bands wie die Indie-Rocker Portugal The Man. Die haben
in den letzten sechs Jahren nicht weniger als sieben Alben rausgehauen,
und jedes war für sich genommen ein kleines Meisterwerk. Woher die
vier Herren ihre zupackende Art haben? Manche Leute vermuten ja, es
liege an ihrer Heimat, Wasilla, Alaska, und zwar deshalb, weil diese
Stadt eine prominente Tochter hat, die ebenfalls wegen ihres
zupackenden Naturells geschätzt oder angefeindet wird,
nämlich Sarah Palin. Aber das ist natürlich Quatsch.
Vielmehr scheint es, als gestatteten sich Sänger und Songwriter
John Gourley und seine Herren grössere künstlerische
Freiheiten als ihre Konkurrenten. Das befeuert den Ausstoss an Songs,
sorgt aber freilich nicht immer für stilistische
Schlüssigkeit. Portugal The Man haben ihren am Kunstrock
geschulten Sound schon mit psychedelischem Rock gekreuzt, mit
Surf-Sound dekoriert, mit Soul angeheizt, mit Wave abgekühlt, mit
Brit-Pop versüsst und mit Post-Punk demoliert.
Aktuell - auf "In The Mountain in the Cloud" (Atlantic Records, 2011) -
befasst sich das Quartett mit Beat-Pop, Sixties- und Glam-Rock,
Streicher-Arrangements und mit den Eigenheiten grosser Refrains und
Melodien. Zu hören ist das etwa beim träumerischen "Floating
(Time Isn't Working on My Side)" oder bei "Got It All". Nein, man
versteht diese Band nicht wirklich. Aber man lässt sich immer
wieder gerne überraschen. (len)
Dachstock Reitschule Samstag, 3. Dezember, 21 Uhr.
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kulturagenda.be 1.12.11
Stimme für die Selbstbestimmung
Für "Underground Hip-Hop made in Palestine" sind im Dachstock vier
Bands aus Palästina zu Gast. Sie tragen mit ihrer Musik und mit
den Reimen den Wunsch nach Veränderung in die Welt.
Schikanen israelischer Besatzer, Racheakte palästinensischer
Extremisten, die trennende Mauer, der Kampf für das autonome
Palästina: Die Berichte aus Nahost sind seit Jahrzehnten ein
Dauerthema. Um die Widrigkeiten des Alltags in den besetzten Gebieten
zu ertragen, bietet die Kunst ein Ventil. Für junge
Palästinenser ist besonders die Hip-Hop-Musik ein Mittel, der
eigenen Meinung und schwierigen Gefühlen eine Stimme zu verleihen.
Westliche Rhythmen und arabische Melodien
Nun bietet der Dachstock in der Reitschule der kleinen, aber sehr
lebendigen Hip-Hop-Szene Palästinas eine Plattform. Mit Kayaan,
District Rhymes Unit, Darg Team und Dar Qandeel sind vier Musikgruppen
zu Gast, die jede auf ihre spezifische Art Stellung zum politischen und
sozialen Geschehen in der Heimat nimmt. Während das stilistische
Spektrum der Gruppen von traditioneller palästinensischer Musik
über westlich beeinflussten Hip-Hop bis hin zu arabischem Jazzrap
reicht, beziehen sich die Inhalte der Texte ironisch, kritisch oder in
nostalgischer Rückbesinnung auf die angespannte Situation. Darg
Team und District Rhymes Unit verstehen sich als Botschafter der
Veränderung und sprechen in ihren Texten soziale Themen an, die
nicht nur mit der Besetzung durch die Israeli zu tun haben. Kayaan ist
eine schweizerischpalästinensisch gemischte Formation, die vom
Pianisten und Produzenten Christian Müller gegründet wurde.
Der Qandeel wiederum spielt traditionelle, palästinensische Musik.
Eine junge Bewegung
Während im Westen die Hip-Hop- und Rapbewegung bereits Ende der
70er- Jahre ihren Anfang nahm, entstanden die meisten
palästinensischen Hip- Hop-Bands erst in den letzten Jahren. Zwei
Ereignisse im Jahre 2006 trugen massgeblich zu dieser Entwicklung bei.
Im Rahmen der "European Palestinian Hip Hop Tour" tourten erstmals
europäische und palästinensische Rapper gemeinsam im
Westjordanland. Ebenfalls vor fünf Jahren wurde mit "Dedication "
von DAM zum ersten Mal das Album einer palästinensischen Hip-
Hop-Band international veröffentlicht. Weltweit auf den Hip-Hop in
Nahost aufmerksam wurden zudem viele durch den amerikanischen
Dokumentarfilm "Slingshot Hip Hop" (2008) von Jackie Salloum. Trotz der
wachsenden Bekanntheit bewegen sich viele Musiker noch im Untergrund,
da ihnen durch die kritischen Äusserungen zum System die
staatliche Zensur droht.
Christine A. Bloch
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\ \ \ \ \ \ \ \
Dachstock der Reitschule, Bern
Do, 1.12, 20 Uhr
Diskussion mit den Künstlern und dem Berner Rapper Greis um 21.30
Uhr
www.dachstock.ch
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WoZ 1.12.11
Film
Das Camp auf dem Viktoriaplatz
Silvie Süess
"77 Tage sind nicht genug - Eine Sommergeschichte
aus dem Jahr nach Fukushima" in: Bern Kino in der Reitschule, Fr/Sa,
2./3. Dezember; Kino Kunstmuseum, So, 4., Di/Mi 6./7. Dezember;
Kellerkino ab 8. Dezember.
In einem sind sie sich einig: Diese neue politische Mitte ist mal
Fisch, mal Vogel. Ansonsten sind sie gar nicht derselben Meinung: Tom
Locher, Aktivist auf dem AKW-Ade-Camp vor den Büros der Bernischen
Kraftwerke (BKE), und Thomas Fuchs, inzwischen abgewählter Berner
SVP-Nationalrat. Die beiden beleibten Herren diskutieren über die
(vermeintliche) Sicherheit des Atomkraftwerks Mühleberg.
"77 Tage sind nicht genug" heisst der neue Film des Berner Regisseurs
Andreas Berger. Berger dokumentiert seit 25 Jahren die
BesetzerInnenkultur in Bern, 1986 mit "Zafferlot", 1991 mit "Berner
Beben" und 2011 mit "Zaffaraya 3.0". In "77 Tage …" begleitet er die
Anti-AKW-Bewegung in Bern, die sich nach der Atomkatastrophe in
Fukushima formiert hat.
Zentrum der Bewegung war das Camp auf dem Viktoriaplatz. Während
77 Tagen wurde die kleine Wiese vor den Büros der BKW in diesem
Sommer zum Lebenszentrum verschiedenster AktivistInnen. Berger ist nah
bei den Bewegten, begleitet sie bei ihren Aktionen und hat ein Auge
für aussagekräftige Einstellungen. So filmt er seine junge
Protagonistin Stephanie Schärer beim Handygespräch mit ihrem
Vater, in dem sie fragt, ob sie im Camp übernachten dürfe,
während hinter ihr die Berner Polizei AktivistInnen daran hindert,
der japanischen Botschaft ein "Geschenk" zu übergeben. Starke
Szenen sind auch die arrangierten Gespräche zwischen
Befürwortern und GegnerInnen, wie etwa jenes zwischen dem
älteren Aktivisten Ruedi Jungen und dem FDP-Jungpolitiker
Christian Wasserfallen.
Nach 77 Tagen wurde das Camp überraschend geräumt, vom
damaligen Widerstand scheint heute nicht viel übrig. Obwohl dieser
nötig wäre. Der vom Bundesrat beschlossene "schrittweise
Atomausstieg" ist ein Scheinausstieg: Da die Atomkraftwerke in der
Schweiz kein Verfallsdatum kennen, bleiben sie am Netz, solange ihre
"Sicherheit gewährleistet ist". Um einen wirklichen Ausstieg zu
erreichen, sind 77 Tage Widerstand nicht genug. süs
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Bund 1.12.11
Film "77 Tage sind nicht genug"
Weil man nie weiss
Strassenblockaden, Demos, Protestcamp und erhitzte Debatten. Der
Filmemacher Andreas Berger hat dem Atomsommer 2011 ein Denkmal gesetzt.
Christoph Lenz
Die Szene ist umwerfend: Steht eine Frau, 17-jährig, umringt von
Polizisten in Kampfmontur auf einem Berner Quartiersträsschen. Mit
der einen Hand hält sie sich am Gitter der Sicherheitskräfte,
mit der anderen drückt sie ihr Handy ans Ohr: "Ich stehe an
vorderster Front, Paps", sagt sie. Und dann beschwichtigend: "Aber es
passiert schon nichts."
Sie heisst Steffi. Kurz nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im
März 2011 marschierte sie gemeinsam mit Anti-AKW-Demonstranten zur
japanischen Botschaft in Bern, um den Opfern zu gedenken. Am Ziel
wartete ein Polizeiaufgebot. Es kam zu brenzligen Augenblicken, aber
nicht zur Eskalation. Oder nur zu einer Privaten: "Ich stehe an
vorderster Front, Paps."
Er lässt die Kamera laufen
Mit dabei war der Berner Filmemacher Andreas Berger. Jetzt schmunzelt
Berger und greift nach seiner Kaffeetasse. Erst nachträglich habe
er den Wert dieser Szene erkannt, sagt er. "In Momenten wie jenem lasse
ich die Kamera einfach laufen. Man weiss nie im Voraus, was passieren
wird."
Ein schöner Satz. Genau darauf beruht letztlich nicht nur diese
Sequenz, sondern Bergers ganzer neuer Dokumentarfilm. "77 Tage sind
nicht genug" untersucht die Prozesse, die der Fukushima-Vorfall in Bern
in Gang setzte - von spontanen Demos bis zum Protestcamp vor dem
BKW-Hauptsitz, vom Wiederaufflammen der Atomdebatte bis zum
atomkritischen Theaterstück. Beginnend wenige Tage nach der
Katastrophe, begleitete Andreas Berger dieses Geschehen ganze zwei
Monate lang minutiös mit seiner Kamera - ohne bestimmte Absicht,
ohne Filmkonzept und auch ohne Mittel der Filmförderung. Einfach
aus dokumentarischem Eifer. Oder: Weil man im Voraus nie weiss.
Erst Mitte Mai schlug Berger den Bewohnern des Anti-AKW-Camps vor, das
gesammelte Material zu einem Dokumentarfilm zusammenzufügen. Bis
im August folgten weitere Aufnahmen. Und heute, nur drei Monate nach
dem letzten Drehtag, feiert "77 Tage sind nicht genug" bereits Premiere.
Ein alter Bekannter
Es ist natürlich keine Überraschung, dass Andreas Berger
für dieses Werk verantwortlich zeichnet. Seit bald dreissig Jahren
hat er seinen Radar auf den "linken" Rand der Stadt Bern gerichtet, auf
Autonome und Alternative, auf politisch Bewegte und kreativ Begabte,
auf Jugendzentren und Zeltstädte. "Berner Beben", sein 1990
erschienenes Werk zu den Jugendunruhen der Achtzigerjahre, ist bis
heute ein faszinierendes Zeitdokument. Zuletzt hat Andreas Berger
"Zaffaraya 3.0" veröffentlicht - eine Doku über die heutigen
Bewohner des legendären "freien Landes" auf Berner Gemarkung.
"Die Opposition auf der Strasse ist der rote Faden in meinem Schaffen",
sagt Berger trocken. Anzufügen wäre, dass der ehemalige
"Bund"-Filmredaktor ein leidenschaftlicher Rechercheur ist. Und dass
Berger, so sehr er sich der Gegenkultur verschrieben hat, sich nicht
verführen lässt von ihrer Ästhetik. Vielmehr fasst er
seine Filme in einen kühlen Realismus: spartanisch komponiert,
weitgehend frei von Musik, Fotografie, Farbfiltern und sonstigen
Kunstgriffen. Kurz: Andreas Berger ist tagein, tagaus auf der Jagd nach
der Realität. Das muss reichen.
Und das tut es. "77 Tage sind nicht genug" beeindruckt nicht nur, weil
Berger von allen wichtigen Ereignissen "Live-Footage" präsentieren
kann. Sondern ebenso, weil es dem Film gelingt, anhand der Campbewohner
die gesellschaftliche Breite der Anti-AKW-Bewegung 2011 aufzuzeigen. Da
gibt es Tom Locher, einen Veteranen der linksautonomen Szene. Da gibt
es aber auch den 60-jährigen Elektriker Ruedi Jungen aus dem
Berner Oberland, der alles andere als militant ist, aber bei der
Camp-Räumung dennoch in Konflikt kommt mit den
Sicherheitskräften. Und da gibt es Steffi, die jener Generation
angehört, die durch Fukushima politisiert wurde.
"Es ist kein Film für die Ewigkeit", sagt Berger. "Ich will
zeigen: Das und das ist passiert im Frühling 2011, so und so ist
es gelaufen. Und am Ende steht die Schlussforderung: Mühleberg
abschalten, sofort."
Kino in der Reitschule Premiere: 2. Dezember. Der Film läuft ab 4.
Dezember im Kino Kunstmuseum.
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BZ 1.12.11
77 Tage in 78 Film-Minuten
AKW-ADE-CAMP. Andreas Berger lässt die 77 Tage des AKW-Ade-Camps
vor dem BKW-Hauptsitz aufleben.
Sein Film "77 Tage sind nicht genug" zeigt den Protest, der in der
temporären Stilllegung des AKW Mühleberg gipfelte.
"Hallo Paps, darf ich im Camp übernachten? Ich bin an vorderster
Front, aber es passiert schon nichts." Die 16-jährige
Schülerin Stefanie Schärer aus Bern hängt lässig am
Polizeiabsperrgitter bei der japanischen Botschaft, telefoniert mit
ihrem Vater und schaut dabei keck in die Kamera von Andreas Berger.
Gestellt ist die Szene nicht. Die AKW-Gegner wollten dem japanischen
Botschafter im Mai ein Zeichen ihrer Betroffenheit zum
Reaktorunglück in Fukushima überreichen. "Dort fiel mir
Steffi auf", sagt der Berner Filmemacher heute. Deshalb wurde Stefanie
zu einer der drei Hauptfiguren seines Films über das AKW-Ade-Camp
auf dem Viktoriaplatz, das Bern und vor allem die BKW 77 Tage lang in
Atem hielt. Berger bemüht sich nicht um einen neutralen Blick.
Vielmehr begleitet er eine Bewegung, die sich nach der Kernschmelze in
Fukushima ziemlich spontan entwickelte. Der Film zeichnet unter anderem
nach, wie Stefanie politisch aktiv wird. Am 24. Mai 2011 streikten mit
ihr viele Schülerinnen und Schüler. 2000 zogen Slogans
proklamierend durch die Stadt. Mühleberg muss vom Netz, forderten
sie.
Tränen bei der Räumung
Doch auch die AKW-Gegner der ersten Stunde erhalten im Film über
das Zeltlager vor dem BKW-Hauptsitz in der Person des 61-jährigen
Ruedi Jungen aus Frutigen eine Stimme. Der dritte Protagonist ist Tom
Locher, der sich seit Jahren in der Reitschule engagiert. "Ich fragte
bereits im Mai an einer Vollversammlung des Camps, ob es okay ist, wenn
ich einen Film drehe", erzählt Berger, der Autor von "Zaffaraya
3.0". Diesen Freitag findet nun die Uraufführung seines neuen
Films im Kulturzentrum Reitschule statt.
Zwischen Aufnahmen des Campalltags, mit Auftritten von Künstlern
wie Pedro Lenz oder Steff la Cheffe, zu den Donnerstagdemos und den
Protestmärschen nach Mühleberg, streut Berger Interviews ein,
in denen beispielsweise auch anwesende Polizisten sehr offen über
ihre Rolle reden. Allmählich mauserte sich das Camp zu einer
politischen Herausforderung, die mit der polizeilichen Räumung am
22. Juni endete. Stefanie weint Tränen der Enttäuschung.
Skeptische BKW
"Die BKW hatte vorerst Mühe mit dem Filmprojekt und wollte nicht
mitmachen", sagt Berger. Letztlich willigte die Betreiberin des AKW
Mühleberg dann Ende September in ein Treffen zwischen Stefanie
Schärer und BKW-Sprecher Antonio Sommavilla ein. Desillusioniert
muss die Schülerin feststellen, dass das AKW Mühleberg wohl
nur aus taktischen Gründen zeitgleich mit der Räumung des
Camps vom Netz ging. Denn seit der Sanierung liefert der
"Schrottreaktor", wie die Gegner ihn im Film bezeichnen, wieder Strom.
"Für mich ist diese Niederlage ein Ansporn", sagt Stefanie
kämpferisch in Bergers Kamera. Berger gibt seinem Streifen
folgerichtig den Namen "77 Tage sind nicht genug". Als Zeitdokument,
das zwar Stellung bezieht, aber die andere Seite und ihre Argumente
nicht ausblendet, legt der 78-minütige Film Zeugnis ab einer auch
weit weg von Japan aufwühlenden Katastrophe. Formal fehlt ihm der
letzte Schliff. Doch Berger setzte sich unter Zeitdruck: "Mir war von
Anfang an klar, dass der Film noch in diesem Jahr herauskommen muss und
nicht erst in fünf Jahren." Christoph Aebischer Filmpremiere:
2./3. Dezember um 21 Uhr im Kino in der Reitschule, 4. /5./6. Dezember
um 18.30 Uhr im Kino Kunstmuseum, danach im Kellerkino.
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WoZ 1.12.11
Lesung
Tittanic, die zehnte
Zu alt um auf die Bühne zu gehen? Zumindest nicht in der Tittanic,
der Veranstaltungsreihe der Autorin, Sängerin und Moderatorin
Sandra Künzi, die die Bühne frei macht für Frauen. Zum
zehnten Mal findet die Tittanic statt, in der es jeweils Lesungen zu
hören gibt, die von Musik eingebettet werden. Die Performerinnen
sind immer wieder andere, auch mehrere WOZ-Autorinnen haben der
Tittanic schon ihre Ehre erwiesen, so etwa Susan Boos, Esther Banz,
Nicole Ziegler oder Susi Stühlinger.
An "Tittanic, die zehnte" treten zwei Frauen auf, die weit über
sechzig sind: Die Philosophin Carola Meier-Seethaler, 1927 in
München geboren und seit den fünfziger Jahren in der Schweiz,
liest und erläutert ihre Texte und Gedanken. Von 2001 bis 2006 war
sie Mitglied der Nationalen Ethikkommission, aus der sie austrat, weil
sie befürchtete, dass Entscheidungen über neue medizinische
Techniken je länger, je mehr vor allem ökonomisch statt
ethisch begründet würden. Musikalisch begleitet wird
Meier-Seethaler von Ka Moser am Klavier. Die zehn Jahre jüngere
Moser pendelt seit Jahrzehnten zwischen bildender Kunst und Musik. Wie
immer moderiert den Anlass die schlagfertige Gastgeberin Künzi.
Im Publikum sind übrigens auch Männer herzlich willkommen.
süs
Tittanic, die zehnte in: Bern Tojo in der Reitschule, So, 4. Dezember,
19 Uhr. Ab 18 Uhr Freisuppe für alle. www.tojo.ch
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Bund 1.12.11
Lesung "Tittanic, die Zehnte"
Oberstübchen statt Oberweite
Frauen haben das Wort: Die Lesereihe "Tittanic" feiert ihre zehnte
Ausgabe. Mit dabei: Philosophin Carola Meier-Seethaler.
Regula Fuchs
Feiern oder nicht feiern - das ist die Frage, die einen vor
Jubiläen umtreibt. Sie beschäftigte auch Sandra Künzi,
die Kuratorin der Women-only-Lesereihe "Tittanic", deren zehnte Ausgabe
nun vor der Tür steht. "Erst dachte ich an etwas Grosses,
Bombastisches, aber dann merkte ich, dass mir die Penetranz von
Jubiläumsveranstaltungen eigentlich auf die Nerven geht", so
Künzi. "Deshalb wollte ich würdevoll feiern." Und wo
Würde ist, da ist auch das Alter nicht weit, dachte sie sich.
Deshalb sind die zwei Protagonistinnen des Jubiläumsabends schon
ältere Semester: die deutsche Philosophin und Psychologin Carola
Meier-Seethaler, Jahrgang 1927, und die Berner Künstlerin und
Musikerin Ka Moser, Jahrgang 1937.
Eine solche Besetzung ist neu für die Reihe, die Künzi 2005
lanciert hat und gerne mit "Quotenknüller" betitelt: So haben in
den vergangenen Veranstaltungen Schriftstellerinnen,
Spoken-Word-Artistinnen, Journalistinnen und Musikerinnen jüngeren
Datums ihre Künste dargeboten. Carola Meier-Seethaler hatte denn
zunächst auch Vorbehalte - sie mache nicht bei einer "Lese-Show"
mit, liess sie die Veranstalterin wissen. Nachdem Freundinnen sie
jedoch von der Qualität der Reihe überzeugt hatten,
änderte sie ihre Meinung. Die Deutsche, die in Bern lebt, wird nun
zwei Auszüge aus ihrem philosophischen Werk lesen und
anschliessend mit Sandra Künzi darüber diskutieren. "Beide
Texte sind enorm gut geschrieben und zugänglich - was
Meier-Seethalers Werk grundsätzlich auszeichnet", so Künzi.
Der eine dreht sich um die Vernünftigkeit von Gefühlen - und
darum, sie nicht als etwas Irrationales abzutun. Der andere
entschleiert die "irrationalen Hintergründe der liberalen
Wirtschaftstheorie"; dass sich die Diskussion um die aktuellen
finanzpolitischen Bresten drehen wird, versteht sich von selbst.
Umrankt werden Meier-Seethalers Gedanken von Ka Moser: Die bildende
Künstlerin widmet sich ihrer zweiten Passion, der Musik, und
flicht Intermezzi am Piano ein."Tittanic" entstand aus dem Wunsch
heraus, den Texten von schreibenden Frauen eine grössere
Öffentlichkeit zu schenken. Künzi dachte anlässlich des
Jubiläums kurz darüber nach, nach der zehnten Ausgabe
aufzuhören. Doch damit ist nichts - "denn die Autorinnen, deren
Worte auf die Bühne gehören, gehen mir nicht aus". Und ein
weiteres Argument: "Wir haben auch immer Männer im Publikum. Ein
Frauen-Ghetto sind wir gar nicht."
Tojo-Theater Reitschule Sonntag, 4. Dezember, 19 Uhr.
Türöffnung und Suppe ab 18 Uhr.
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kulturagenda.be 1.12.11
3 Kulturtipps von Sandra Künzi
Sandra Künzi moderiert im Tojo-Theater die Lesereihe "Tittanic".
Am So., 4.12., ab 19 Uhr findet die zehnte Ausgabe statt. Zur Feier des
Tages gibt es ab 18 Uhr gratis Suppe. Künzi hat ausserdem bei der
kürzlich erschienenen Textsammlung "Über Geld schreibt man
doch" (Zytglogge Verlag) mitgearbeitet.
1. Taco in der Broncos-Loge in Bern
(Do., 1.12., 21.30 Uhr)
Ich bin Fan von She Riff am Kontrabass und neugierig auf den Support
Act Miss Tigre. Dafür kann ich sogar meine Vorbehalte gegen Jimy
Hofer überwinden.
2. Ausflug zur Grasburg an die Sense (jederzeit)
Ein schönes Feuer unter freiem Himmel ist richtig prima, egal
wann. Die Grasburg an der Sense ist dafür perfekt.
3. Larry Bang Bang im Grand Palais in Bern
(Fr., 2.12., 18.30 Uhr)
Countrypsycho ist die logische Steigerung von Taco und Larry super.
Ausserdem gibts an der vorgezogenen Weihnachtsfeier heisse Würste.
Mit einer solchen würde ich meine gläubige Nachbarin ins
Grand Palais locken …
… mit dem Hinweis auf die heiligen drei Könige, die
üblicherweise auch nicht in Ställen verkehrten, aber doch
genau
dort das Jesuskindli fanden.
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kulturagenda.be 1.12.11
Klartext mit Diego Dahinden über das "Kapitel"
Zusammen mit den ehemaligen Formbar- Betreibern Fausto De Siena (links)
und Tom Weingart (rechts) eröffnet Diego Dahinden am Bollwerk das
neue Lokal "Kapitel". Dahinden ist bisher als Veranstalter von Partys
unter anderem im Dachstock in Erscheinung getreten.
Die Vorgängerlokale des "Kapitel" hatten jeweils einen kurzen
Atem. Kann man an dieser Lage zwischen Drogenanlaufstelle und
Schützenmatte überhaupt ein Lokal betreiben?
Unsere Vorgänger waren sicher keine schlechten Gastronomen,
vielleicht hatten sie aber ihr Konzept am falschen Ort probiert. Vor
allem am Abend muss man am Bollwerk ein Publikum ansprechen, das sich
gerne in einer urbanen Umgebung aufhält. Nicht ein reines
Esspublikum, sondern ein Bar- und Ausgehpublikum.
Die Gegend hat ein schlechtes Image.
Wir wollen diesen Stadtteil aufwerten. Dabei sind wir auch auf die
Unterstützung der Behörden angewiesen, was die
Überzeitbewilligung betrifft. Auf diese warten wir noch.
Wie soll das Angebot im "Kapitel" aussehen?
Der Name ist Programm. Unser Lokal hat verschiedene Kapitel: Am Mittag
sind wir ein Restaurant mit saisonaler und regionaler Küche. Am
Abend eine Lounge-Bar mit Häppchen-Karte. Und am Wochenende darf
bei uns regelmässig getanzt werden.
Trotz des vielgenannten "Clubsterbens" gibt es also ein neues Angebot.
Das ist erfreulich.
Klar, die Medien heben diesen Aspekt hervor, weil die Berner Clubkultur
ein wichtiges Thema ist. Aber: Wir sind vor allem ein Restaurant und
eine Bar.
Wie werden Sie das kulturelle Angebot ausrichten?
Wir kommen von der elektronischen Tanzmusik her, und die wird bei uns
eine wichtige Rolle spielen. Zudem wollen wir der Berner Kultur eine
Plattform bieten. Beispielsweise für "Bern für den Film" oder
mit dem monatlichen Gay-Event "Seite 69". Mit der Serie "Amuse-Bouge"
verbinden wir zwei unserer Kapitel - Essen und Tanzen.
Welche Gäste wollen Sie ansprechen?
Unser Zielpublikum sind alte Junge und junge Alte. Wir werden uns an
ein erwachsenes Publikum richten. Es wird also eine Altersbegrenzung
geben.
In Bern haben Betreiber von Clubs immer wieder Lärmprobleme. Wie
gehen Sie damit um?
Wenn es eines Tages das von vielen Seiten geforderte "Ausgeh-Konzept"
für die Stadt Bern geben wird, sollte das Bollwerk zu den
erklärten "Ausgehzonen " gehören, davon gehen wir aus. Das
Bollwerk liegt an der meistbefahrenen Strasse der Stadt, 300 Meter
weiter ist der Hauptbahnhof. An diesem Ort sollte das Nachtleben
möglich sein. Aber uns ist klar: Die Anwohner haben ihren Schlaf
verdient, keine Frage, und wir werden versuchen, den Lärm aufs
Minimum zu beschränken.
Das tönt sehr diplomatisch. Aber als Clubbetreiber ist es heute
nicht ganz einfach in Bern. Wie haben Sie die Diskussion mitverfolgt?
Ich finde es gut, dass die Sache diskutiert wird. Es ist zurzeit nicht
einfach für Clubbetreiber, eine Betriebssicherheit zu haben. Ein
oder zwei Anwohner können in Bern die Auflösung eines
Geschäfts bewirken. Es ist zunehmend schwierig, in diesem
politischen Umfeld innovativ zu sein.
Interview: Michael Feller
\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
\ \ \ \ \ \ \ \
Eröffnung: Sa., 3.12., ab 15 Uhr
Mit den DJs Feodor, Dauwalder, Princess P und Rodri (audiotheque).
www.kapitel.ch
---
NZZ 1.12.11
Die Reitschule - Berns liebstes Ärgernis
Wie die Stadt Bern versucht, ein Stück autonome Kultur zu
institutionalisieren
Die Reitschule ist anerkanntes Kulturzentrum - und immer wieder Ort
für Zwischenfälle mit der Polizei. Nun drängt das Berner
Stadtparlament auf ein Sicherheitskonzept. Die Reitschule lehnt dies ab.
Daniel Gerny, Bern
Vor einem Jahr stimmten 68 Prozent der Bernerinnen und Berner für
die Beibehaltung der Reithalle, jetzt ist Berns liebstes Ärgernis
in der Stadt bereits wieder zentrales Politikum. Die Fronten sind
unverändert, neue Aspekte enthält die Debatte kaum: Das
bürgerlich dominierte Stadtparlament verlangt ein verbindliches
Sicherheitskonzept, was die Betreiberin, die Interessengemeinschaft
Kulturraum Reitschule (Ikur), ablehnt. Als Folge hat der Stadtrat die
vierjährige Leistungsvereinbarung mit der Reitschule auf ein Jahr
beschränkt. Seither ist die Situation blockiert.
Exponierte Lage
Wegen ihrer exponierten Lage, just neben der Einfahrt in den Bahnhof,
die täglich von Dutzenden von Zügen befahren wird, ist die
Reithalle in der ganzen Schweiz bekannt. Die Fassade des Gebäudes,
das 1987 besetzt wurde, ist wild versprayt und entspricht
äusserlich dem Klischee einer linksalternativen Trutzburg. Die
Betreiber selbst pflegen dieses Image liebevoll. Die internen
Abläufe sind schwer nachvollziehbar, oberstes Organ ist wie in
alten Besetzungszeiten die Vollversammlung. Diese hat vor wenigen Tagen
als Reaktion auf den Stadtrat-Entscheid entschieden, die bloss
einjährige Leistungsvereinbarung nicht zu unterzeichnen.
Anders aber, als es von aussen den Anschein macht, ist die Reitschule
nicht nur Treffpunkt von Berns linker Jugend, sondern auch ein
anerkanntes Kulturzentrum, das mit jährlich 380 000 Franken (vor
allem in Form von Mietkosten) subventioniert wird. Für viele
Jugendliche ist sie Begegnungsort. Auch bürgerliche Politiker
bekennen sich deshalb grundsätzlich zur Reitschule, selbst wenn
sie das Angebot nicht nutzen. Bereits in fünf Abstimmungen hat
sich das Stimmvolk hinter die Reitschule gestellt. Der Versuch aber,
die Mélange aus Basisdemokratie und einem gewissen Mass an
Nonkonformismus zu institutionalisieren, erweist sich als schwierig:
Der besondere Reiz des Ortes ist die Offenheit, was auch
unerwünschte Kundschaft anzieht. Während sich die Probleme im
Innern des Hauses in Grenzen halten, kommt es auf dem Vorplatz
regelmässig zu Zwischenfällen und Übergriffen auf die
Polizei. Nur ungenügend distanzieren sich die Betreiber von
Gewalt. Der Stadtrat pocht deshalb seit langem auf mehr Sicherheit.
Diese Woche begründete die Ikur an einer Pressekonferenz ihren
Entscheid, die demokratisch lupenrein zustande gekommene
Beschränkung der Leistungsvereinbarung auf ein Jahr nicht zu
akzeptieren. Die Voten der "Mediengruppe" waren teilweise
widersprüchlich, respektlos, unausgegoren und naiv -
Eigenschaften, die man im wohlüberlegten Bern zwar mitunter
durchaus vermisst. Sie waren aber gleichzeitig trotzig-konservativ
("die Planungssicherheit für die Programmation im kulturellen wie
auch im politischen Bereich ist nicht mehr gegeben") und von einer
eigenartigen "Wir gegen alle andern"-Mentalität geprägt,
wobei alleine die "Aussenwelt" (so die Wortwahl eines Sprechers)
für die nicht bestrittenen Spannungen mit der Polizei
verantwortlich gemacht wird. Das Dilemma zwischen Autonomie und
gesicherter Finanzierung war unübersehbar.
Miete wird weiter bezahlt
Nun belastet das Geschäft mehr und mehr die Zusammenarbeit
zwischen dem rot-grün dominierten Gemeinderat (Exekutive) und dem
Stadtrat. Für die Regierung ist die Reitschule unantastbar: Auch
ohne Unterzeichnung des Leistungsvertrages wolle die Abteilung
Kulturelles die Miete vorerst weiter an die Stadtbauten Bern
überweisen, bestätigte deren Leiterin Veronika Schaller auf
Anfrage. Man dürfe die Fronten nicht mit Schnellschüssen
verhärten, begründet sie den bemerkenswerten Entscheid. Nicht
ausbezahlt werden nur Betriebsbeiträge, die jährlich rund 60
000 Franken ausmachen.
Die Stadt will die Betreiber nun zu Konzessionen drängen, um doch
noch eine mehrjährige Leistungsvereinbarung zu ermöglichen.
Diese haben bisher kaum Entgegenkommen signalisiert. Doch der Druck
wächst: Auch die Grüne Freie Liste (GFL), Allianzpartner der
rot-grünen Regierung, pocht mit Nachdruck auf ein
Sicherheitskonzept und stimmte gegen den Vierjahres-Vertrag. Seit dem
Erfolg der Grünliberalen sind bei der GFL stärker werdende
Entfremdungstendenzen gegenüber Rot-Grün festzustellen. Ohne
Konzessionen wird die Reitschule deshalb mittelfristig kaum
durchkommen. Noch gibt es keine Bewegung in diesem Streit. In Sachen
Reitschule aber hat sich die Stadt bisher stets zusammengerauft - wenn
auch nur bis zum nächsten Streit.
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bernerzeitung.ch 30.11.11
http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/ReitschulBetreiber-nehmen-sich-Zeit-fuer-weiteres-Vorgehen/story/26265290
(mit Telebärn-Video)
Reitschul-Betreiber nehmen sich Zeit für weiteres Vorgehen
Die Betreiber der Berner Reitschule wollen sich nach ihrem Nein zu
einem verkürzten Leistungsvertrag mit der Stadt Zeit nehmen, um
das weitere Vorgehen zu erörtern. Derweil soll der Alltagsbetrieb
im alternativen Kulturzentrum weitergeführt werden.
"Wir mussten die Notbremse ziehen", sagte Samuel Steiner von der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern am Dienstag vor den
Medien. Die Reitschule könne eine Leistungsvertrag mit einer
Laufzeit von lediglich einem Jahr nicht akzeptieren.
Das Berner Stadtparlament hatte Mitte November die städtischen
Subventionen nur für ein einziges Jahr statt für vier weitere
Jahre genehmigt. Es war mit der Sicherheitslage rund um die Reitschule
nicht zufrieden. Die jährlichen Subventionen an das Kulturzentrum
betragen 380'000 Franken. Gegen ständige Verhandlungen
Am Sonntag entschieden die Betreiber der Reitschule den verkürzten
Leistungsvertrag nicht zu unterzeichnen. "Wir wollen nicht in eine
Spirale geraten, in der wir jedes Jahr den Vertrag neu verhandeln
müssen", erklärte Steiner. Ein solcher Verhandlungsaufwand
würde den eigentlichen Kulturbetrieb lähmen.
Der Betrieb der Reitschule erfordere eine längerfristige
Planungssicherheit, sagte Lonny Sommer von der Interessengemeinschaft.
Insbesondere das Tojotheater und der Dachstock hätten bereits bis
Ende 2012 Buchungen vorgenommen.
Die Reitschul-Betreiber wollen aber im Dialog mit der Stadt bleiben,
wie ihre Vertreter vor den Medien betonten. "Man kann zum Beispiel auch
über andere Vertragsformen nachdenken", sagte Sommer.
Die Fragen zum weiteren Vorgehen sollen an den nächsten
Vollversammlungen der Reitschul-Betreiber erörtert werden. "Wir
funktionieren basisdemokratisch und fällen Entscheide im Konsens",
betonte Sommer. Ein solches Vorgehen brauche viel Zeit.
Miete wird bezahlt
Was die Finanzen betrifft, scheint das Fehlen eines neuen Vertrags im
Moment keine Probleme zu bereiten. Das Geld für die Miete der
Reitschule überweist die Stadt jeweils direkt an die Stadtbauten
Bern.
Sommer sagte, sie habe aus den Medien erfahren, dass die Stadt die
Miete für das erste Quartal 2012 bezahlen wolle. Veronica
Schaller, Kultursekretärin der Stadt Bern und Leiterin der
Abteilung Kulturelles, nahm in der "Berner Zeitung" vom Montag zu
diesem Aspekt Stellung.
"Das Budget für nächstes Jahr ist vom Volk genehmigt worden",
sagte Schaller. Die Betrag von rund 80'000 Franken für die Miete
im ersten Quartal werde im Dezember an die Stadtbauten Bern
überwiesen.
"Chance für einen Neuanfang"
Unklar ist hingegen, ob die Stadt der Reitschule den Anteil an die
Nebenkosten von 60'000 Franken bezahlt. Doch dies macht den
Reitschul-Betreibern derzeit keine grossen Sorgen.
"Dieser Betrag deckt nicht einmal die Hälfte unserer gesamten
Nebenkosten", sagte Sommer. Die Reitschule könnte diese Kosten
vermutlich aus laufenden Einnahmen sowie Spenden finanzieren,
fügte Sommer an. Aber auch diese Frage und eine allfällige
Anpassung des Budgets müssten an den Vollversammlungen besprochen
werden.
Die Reitschul-Vertreter bezeichneten schliesslich die gegenwärtige
Situation als "Chance für einen Neuanfang". In die Beziehungen zu
den Stadtbehörden soll frischer Wind kommen, wie sie sagten.
(mau/sda)
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Bund 30.11.11
Auch ohne Vertrag: Die Reitschule will weitermachen wie bisher
Wieso die Reitschule den Leistungsvertrag ablehnt und wie
Basisdemokratie funktioniert, wurde an einer Medienkonferenz
erläutert.
Rahel Bucher
Im Dachstock der Reitschule, wo sonst Partys und Konzerte stattfinden,
haben die Reitschüler gestern Journalisten empfangen. Dies um ihre
Argumente für die Ablehnung des Leistungsvertrags mit der Stadt
darzulegen. Dessen Verkürzung von vier auf ein Jahr sei nicht
akzeptabel, weil das die Planungssicherheit und die Aufrechterhaltung
der Infrastruktur verunmögliche, sagt Lonny Sommer von der Ikur
(Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule). Zudem sollen die
Vertragsverhandlungen nicht für politische Zwecke missbraucht
werden. Samuel Steiner von der Ikur sagt: "Wir wollen nicht in eine
Spirale geraten, die dazu führt, dass wir den Vertrag jedes Jahr
neu verhandeln müssen." Auch sei ein einjähriger
Leistungsvertrag nie Gegenstand der Gespräche gewesen. Stattdessen
sei er der Reitschule vom Parlament aufgezwungen worden, so Steiner.
Kein Sicherheitskonzept
Der Stadtrat hat sich mit seinem Entscheid dem Gemeinderat widersetzt.
Streitpunkt waren Sicherheitsfragen. Doch wieso ist die Reitschule
nicht bereit - wie in der Motion Mozsa und vom Stadtrat gefordert -,
einen Sicherheitsdienst zu engagieren und ein Sicherheitskonzept
auszuarbeiten? "Einen uniformierten Sicherheitsdienst wollen wir
nicht", sagt Steiner. Und ein Sicherheitskonzept mache für die
Reitschule keinen Sinn, da je nach Situation anders gehandelt werden
müsse. Auch habe die Reitschule immer wieder auf Entwicklungen
reagiert. So etwa mit der Vorplatz-Präsenz, ein Team von
Reitschülern, das dafür sorgt, dass auf dem Areal nicht
gedealt wird. Oder mit dem Wellness-Team, das sich um das Wohlbefinden
der Gäste kümmert.
Trotz Ablehnung des Leistungsvertrags sprechen die Reitschüler
nicht von einem vertragslosen Zustand. Sie seien nach wie vor in
Verhandlungen mit der Stadt. Der Betrieb soll so weitergeführt
werden wie bisher und sich "weitgehend an die bisherige Praxis halten",
sagt Steiner. Dies bedeutet auch, dass der Dialog mit der Stadt
aufrechterhalten wird. Das weitere Vorgehen wollen die Reitschüler
an der nächsten Vollversammlung erörtern. Schon jetzt ist
klar, dass sie auch in Zukunft keinen einjährigen Vertrag
unterschreiben werden, wie Steiner sagt.
Gelebte Basisdemokratie
Die Medienkonferenz fand im gleichen Raum statt wie letzten Sonntag die
Vollversammlung, an welcher der Entscheid für die Ablehnung des
Leistungsvertrags in einer basisdemokratischen Diskussion gefällt
wurde. Da ist es wieder, dieses Wort, das für Aussenstehende ein
grosses Rätsel bleibt: Basisdemokratie. Was bedeutet das genau?
Das könne man auf Wikipedia nachlesen, sagt ein Reitschüler.
Da steht: "Die Basisdemokratie (...) kommt (...) im Gegensatz zur
repräsentativen Demokratie ohne Repräsentanten aus, da alle
relevanten Entscheidungen von den Betroffenen selbst durch unmittelbare
Beteiligung getroffen werden."
Wie diese Definition in der Realität gelebt wird, kann anhand der
letzten Vollversammlung veranschaulicht werden. Rund siebzig Personen
haben laut Steiner daran teilgenommen. Alles Leute, die in einer der
Reitschul-Arbeitsgruppen aktiv sind. Andere Personen dürfen nicht
teilnehmen. Jede Vollversammlung wird von zwei Leuten geleitet und von
einer Person protokolliert. Am Sonntag wurde damit eröffnet, dass
jeder Teilnehmende seine Meinung äussern durfte. Danach wurden
Themen gebündelt und in Kleingruppen besprochen. Jeweils ein
Sprecher pro Gruppe hat die Ergebnisse schliesslich ins Plenum
getragen. Dort wurde so lange diskutiert und nach einem Konsens
gesucht, bis es keinen Einspruch mehr gab. Fünfeinhalb Stunden
inklusive Pause dauerte die Entscheidungsfindung, bis klar war, dass
die Reitschule bezüglich Leistungsvertrag "die Notbremse zieht",
wie es Steiner ausdrückt. Dieser Entscheid soll die Chance
für einen Neuanfang bieten.
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BZ 30.11.11
Die Reitschule will den Takt angeben
Leistungsvertrag · Die Reitschule-Betreiber wollen sich nach
ihrer Ablehnung des einjährigen Leistungsvertrags Zeit für
das weitere Vorgehen nehmen. Der Kulturbetrieb soll jedoch wie bisher
weitergeführt werden. Die Stadt zahlt die Nebenkosten nicht.
Die Vollversammlung mit rund 70 Anwesenden hat am Sonntag entschieden:
Die Reitschule unterzeichnet den vom Stadtrat auf ein Jahr
gekürzten Leistungsvertrag zwischen der Reitschule und der Stadt
aus Protest nicht. Ein nur einjähriger Vertrag schaffe eine
"unhaltbare Situation", und der Kulturbetrieb sei kaum zu planen (wir
berichteten). Der Entscheid biete die Chance auf einen "Neuanfang",
erläuterten Reitschule-Vertreter gestern vor den Medien. Und er
erlaube, einem "selber erstellten Fahrplan" nachzugehen, der den
eigenen Strukturen mit der Basisdemokratie gerecht werde. Die Vertreter
wiesen noch einmal darauf hin, dass sie den vierjährigen Vertrag
inhaltlich ja unterschrieben hatten. Aber die Beschränkung auf ein
Jahr mache eine Planung unmöglich. Es könne nicht sein, dass
künftig jährlich neu verhandelt werden müsse. Das offen
formulierte Ziel des Neins: mit einem Neuanfang "bessere
Rahmenbedingungen für die Reitschule-Strukturen und den
kulturellen und politischen Betrieb" aushandeln.
Von der Stadt fliesst kein Geld
Berns Kultursekretärin Veronica Schaller, die für die Stadt
mit der Reitschule verhandelt, bezeichnete das Nein gestern als
"Scheingefecht", das von der wahren Diskussion ablenke (siehe gestrige
Ausgabe). Und sie wies darauf hin, dass es eine Unterschrift der
Reitschule gar nicht brauche, weil der Vertrag inhaltlich abgesegnet
sei. Die Stadt werde die erste Rate der Miete von 80 000 Franken an die
Stadtbauten zahlen. Sistiert ist allerdings der Betrag von 60 000
für Nebenkosten, wie Schaller gestern bestätigte. Damit
fliesst von der Stadt zurzeit kein Geld. Dass die Miete bezahlt werde,
habe man wiederum aus den Medien erfahren, sagten die
Reitschule-Vertreter mit einem Schmunzeln. "Wie die Stadt reagiert,
muss sie selber wissen. Das ist nicht das Problem der Reitschule",
sagte Ikur-Vertreterin Lonny Sommer. Probleme für den laufenden
Kulturbetrieb entstünden kaum. Man wolle weitermachen wie bisher.
Den fehlenden Betrag könne man wohl decken - unter Umständen
sammle man in der Bevölkerung.
Die Reitschule bezeichnet die jetzige Situation übrigens nicht als
"vertraglosen Zustand", wie Ikur-Vertreter Samuel Steiner
ausführte. Den Leistungsvertrag könne man später auch
rückwirkend auf Januar 2012 abschliessen. Die Reitschule suche
"aktiv den Dialog mit Stadt und Behörden". Aber man lasse sich den
Takt dafür nicht diktieren. Bisher, so habe man in der Reitschule
den Eindruck, sei der Leistungsvertrag vor allem als Druckmittel und
für politische Zwecke missbraucht worden. Gleichzeitig
räumten die Reitschule-Betreiber aber auch ein, dass dieser
Vertrag gerade wegen ihres Neins hochpolitisch bleibe. Das
Verhältnis zur Stadt sei nun "offen". Dennoch wolle man bisherige
Abmachungen wie das Kontakttelefon "weitgehend beibehalten", so die
Reitschüler.
Andere Verträge angeregt
Aus Sicht der Reitschule stelle sich die Frage, ob ein Leistungsvertrag
die richtige Form für Vereinbarungen zwischen Reitschule und Stadt
sei, hiess es gestern auch. Man wolle von sich aus entsprechende
juristische Abklärungen machen. "Darunter kann ich mir
überhaupt nichts vorstellen", sagt Kultursekretärin Veronica
Schaller. Theoretisch sei es denkbar, den Vertrag nicht mehr mit der
Abteilung Kulturelles auszuhandeln. "Das würde aber nichts an der
Ausgangslage ändern." Bis zu den Sommerferien, so Schallers Ziel,
soll der neue Vertrag ausgehandelt sein.
"Das ist undemokratisch"
Die städtische CVP interpretiert das Nein der Reitschule als
Verzichtserklärung auf Subventionen und als Aufforderung, die
Mietverträge anzupassen. Das Verhalten sei "weder dialog- noch
lösungsorientiert". Für die Junge Alternative (JA) wiederum
ist das Nein nachvollziehbar. Der Stadtrat habe sich mit der
Kürzung des Vertrags selber ins Abseits manövriert. Wolf
Röcken
-
Grosser Rat
Antworten des Regierungsrats. Die Reitschule war auch in der
Fragestunde im Grossen Rat ein Thema. Erich Hess (SVP) und Markus Meyer
(SP) wollten vom Regierungsrat wissen, wie er die Sicherheitssituation
bei der Reitschule einschätze und wo Handlungsbedarf sei. Die
Sicherheitslage sowie die Gewaltbereitschaft seien schwankend,
antwortete Regierungsrat Hans-Jürg Käser (FDP). Die
Gespräche zwischen Stadt und Reitschule hätten nicht zu
konkreten Verbesserungen der angespannten Situation geführt.
Besonders störend sei, dass die Polizei bei ihrer Arbeit
regelmässig behindert werde. Die kantonale Polizei- und
Militärdirektion habe eine Delegation des Gemeinderats zur
Festlegung des weiteren Vorgehens eingeladen, Stadtpräsident
Alexander Tschäppät (SP) habe einem Treffen zugestimmt. Aus
Sicht des Regierungsrats braucht es seitens der Reitschule einen
Kulturwandel zum Thema Sicherheit und Polizei.wrs
-
BZ Kommentar
Reitschule kann sich Trotzen leisten
Wolf Röcken Ressortleiter Stadt Bern
Die Reitschule kann es sich leisten: Sie kann es sich leisten, einen
Subventionsvertrag für 2012 nicht zu akzeptieren, dessen Inhalt
sie bereits einmal zugestimmt hatte. Und sie kann es sich leisten, mit
einem trotzigen Nein den Zeitplan und erste Bedingungen für neue
Verhandlungen zu fordern. Den Betreibern ist dies nicht zu
verübeln: Denn die Reitschule kann sich all dies leisten, weil die
Stadt schon lange Signale ausgesandt hat, dass das Kulturzentrum sogar
bei einem gänzlich abgelehnten Leistungsvertrag nicht zur
Diskussion stehen würde. Und weil die Miete ja auch bei einem
Vertrags-Nein der Reitschule überwiesen wird. Die indirekte
Botschaft, die damit vermittelt wird: Der Leistungsvertrag ist ein
Papier ohne grossen Wert.
Das nachlässige Verhandeln der Stadt hat zu einer absurden
Situation geführt: Die Reitschule hat die unklaren Vorgaben der
Politik genutzt und ist in die Offensive gegangen. Jetzt stellt sie
sogar die Forderungen.
---
Langenthaler Tagblatt 30.11.11
"Wir mussten die Notbremse ziehen"
Stadt Bern Die Reitschule-Betreiber erklären, warum sie den
Einjahres-Leistungsvertrag ausschlagen
S. Thomi und G. Häsler (SDA)
Rund 70 Reitschülerinnen und Reitschüler beschlossen am
Sonntag an ihrer Vollversammlung, den einjährigen Leistungsvertrag
mit der Stadt nicht zu unterzeichnen (vgl. gestriges az Langenthaler
Tagblatt). Am Dienstag informierten die Betreiber des alternativen
Berner Kulturzentrums nun über die Hintergründe des
Entscheides sowie das weitere Vorgehen.
"Wir mussten die Notbremse ziehen", fasste Samuel Steiner von der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reit- schule (Ikur) zusammen. Es sei
auch keine Verzweiflungstat. Die Reitschule jedoch könne nicht
akzeptieren, dass die Laufzeit ihres neuen Kultur-Leistungsvertrags
kürzlich vom Stadtrat von vier Jahren auf ein Jahr gekürzt
wurde.
"Real existierende Gründe für die Ablehnung des Kredits sind
für uns nicht erkennbar", sagte Steiner. Vielmehr kündige
sich offenbar bereits der städtische Wahlkampf 2012 an.
"Wir wollen nicht in eine Spirale geraten, die dazu führt, dass
wir dann jedes Jahr den Vertrag neu verhandeln müssen",
kommentierte Steiner. Der ständige Verhandlungsaufwand würde
den eigentlichen Kulturbetrieb und die politischen Aktivitäten
lähmen: "Wir haben noch wichtigere Themen als immer nur zu
verhandeln." Einjährige Verhandlungsphasen widersprächen
zudem der Programmierung; "der ‹Dachstock› oder das ‹Tojo› etwa buchen
schon bis Ende 2012", nannte Steiner als Beispiele.
Den Dialog mit der Stadt und ihren Institutionen wollen die
Reitschule-Betreiber "weitestgehend weiterführen", wie die
Vertreter Samuel Steiner und Lonny Sommer vor den Medien sagten. "Wir
sehen uns nicht in einem vertragslosen Zustand, ein neuer Vertrag kann
auch rückwirkend in Kraft treten", sagte Steiner. Wichtig sei
auch, dass der Vierjahres-Vertrag von Reitschule und Gemeindert bereits
unterschrieben war, als sich der Stadtrat querstellte. "Man könnte
auch über andere Vertragsformen diskutieren", ergänzte
Sommer. Klar sei aber, dass ein Sicherheitskonzept, wie dies die
stadträtliche Mitte-Rechts-Mehrheit fordert, nicht in einen
Kultur-Leistungsvertrag gehöre.
Solche und ähnliche Fragen zum weiteren Vorgehen sollen denn auch
an den nächsten Vollversammlungen erörtert werden.
"Persönlich hoffe ich, dass es nicht erst in zwei Jahren eine
Lösung gibt", so Samuel Steiner. Doch: "Wir funktionieren seit
bald 25 Jahren basisdemokratisch und fällen Entscheide im
Konsens", betonte Lonny Sommer. Dieses Vorgehen benötige Zeit.
Entsprechen wolle man sich nicht auf einen Zeithorizont festlegen
lassen.
Punkto Finanzen soll der fehlende Leistungsvertrag der Reitschule
derzeit keine Probleme bereiten, hiess es auf Nachfrage. Das Geld
für die Miete der städtischen Liegenschaft überwies die
Stadt nämlich jeweils direkt der städtischen
Liegenschaftsverwaltung Stadtbauten Bern AG.
Lonny Sommer sagte, sie habe gestern aus den Medien erfahren, dass die
Stadt die Miete für das erste Quartal 2012 trotzdem bezahlen will.
"Das Budget für nächstes Jahr ist vom Volk genehmigt worden",
liess sich Kultursekretärin Veronica Schaller zitieren.
Unklar hingegen ist, ob die Stadt der Reitschule auch den
Nebenkosten-Anteil von 60000 Franken überweist. Das bereitet den
Ikur-Vertretern derzeit auch keine grossen Sorgen. "Dieser Betrag deckt
nicht einmal die Hälfte der totalen Nebenkosten", sagte Sommer. Er
fügte an, diese Kosten könne die Reitschule vermutlich aus
den laufenden Einnahmen sowie Spenden finanzieren. Doch auch diese
Frage müsse an Vollversammlungen besprochen werden.
Käser: "Situation ist nicht akzeptabel"
Die Reitschule war gestern auch im Grossen Rat Thema. Der kantonale
Polizeidirektor Hans-Jürg Käser erklärte in der
Fragestunde, die Situation punkto Sicherheit und Gewaltbereitschaft um
das alternative Kulturzentrum sei "schwankend". Daher habe er
kürzlich auch eine Delegation der Stadt Bern zu einem Treffen
eingeladen, um die Lage zu diskutieren.
"Stadtpräsident Alexander Tschäppät hat mir zugesichert,
er werde gern teilnehmen", so Käser. Besonders störend sei,
dass Polizeikräfte rund um die Reitschule regelmässig bei
ihrer Arbeit, etwa bei Verkehrsunfällen, behindert würden, so
Käser auf Fragen von Polizei-Gewerkschafspräsident Markus
Meyer (SP/ Roggwil). "In der Reitschule braucht es dringend einen
Kulturwandel", ergänzte Käser. Die grundsätzlich
kritische Einstellung der Polizei und überhaupt dem Staat
gegenüber lasse keine konstruktiven Lösungen zu, so
Käser auf Fragen von Erich Hess (SVP/Bern). "Bis dahin muss es den
einzelnen Polizisten überlassen bleiben, ob eine Intervention
unter den gegebenen Voraussetzungen durchzuführen sei." (sat)
---
20 Minuten 30.11.11
Reitschule: Polizeidirektor des Kantons will Aussprache
BERN. Die Stadt zahlt und die Reitschule geht im Gegenzug keinerlei
Verpflichtungen ein: So stellen es sich die Betreiber vor. Doch jetzt
interveniert der kantonale Polizeidirektor.
"Wir lassen uns nicht unter Druck setzen", begründeten die
Reitschulbetreiber gestern ihr "Njet" zum verkürzten
Leistungsvertrag. Mit einer Laufzeit von bloss noch einem Jahr biete er
keine Planungssicherheit. Der Kulturbetrieb würde durch
ständige Neuverhandlungen lahmgelegt. Die Reitschüler
erachten die mühsam ausgearbeiteten Regeln zur Sicherheit und
Zusammenarbeit mit den Behörden nicht mehr als verpflichtend. Sie
wollen sich nur noch "weitgehend an die bisherige Praxis halten". Ein
schriftliches Sicherheitskonzept oder gar eine "uniformierte
Prügel-Security" brauche es nicht. Berns links-grüne
Polit-Mehrheit zeigt Verständnis für die Haltung der
Reitschüler: Die Stadt bezahlt ihnen die Miete vorerst weiter.
"Weite Teile der Bevölkerung haben aber den Eindruck, die
Reitschule sei ein rechtsfreier Raum", sagt der kantonale
Polizeidirektor Hans-Jürg Käser (FDP). Es bestünden
untragbare Sicherheitsrisiken und die Polizei werde zum Teil
gewalttätig behindert. "Ich habe Stadtpräsident
Tschäppät deshalb um ein Treffen ersucht und er hat zugesagt,
mit einer Delegation zu kommen." SVP-Fraktionspräsident Roland
Jakob begrüsst diesen Schritt: "Höchste Zeit, dass der Kanton
einschreitet. Geltendes Recht hört nicht an der Gemeindegrenze
auf."
Patrick Marbach
---
cvp-stadtbern.ch 29.11.11
Boykott des Leistungsvertrags durch die Reitschüler
Die CVP der Stadt Bern bedauert die Weigerung der Reitschule, den auf
ein Jahr befristeten Leistungsvertrag mit der Stadt Bern zu
unterzeichnen. Die gewählten Volksvertreter der Stadt Bern haben
im Stadtrat beschlossen, den Leistungsvertrag mit der Reitschule nur
für ein Jahr abzuschliessen. Die Weigerung der Reitschule, den
Leistungsvertrag befristet auf ein Jahr zu unterzeichnen, ist nicht
konstruktiv und zeugt von einem seltsamen Demokratieverständnis.
Die CVP steht seit jeher zum Leitsatz: Kultur JA, Krawalle NEIN. In
diesem Sinne unterstützt die CVP die Reitschule als Kulturzentrum
sowie als Ort der Begegnung und des Austausches. Ein Dorn im Auge ist
der CVP die zunehmende Verschlechterung der Sicherheitslage in und rund
um die Reitschule. Der CVP fehlte es in der jüngeren Vergangenheit
an einer klaren Distanzierung der Reitschulbetreiber von Gewalt sowie
an ernsthaften Bemühungen, zusammen mit der Stadt und den
Behörden die Sicherheitslage zu verbessern. Darüber hinaus
wurden die Forderungen der BDP/CVP-Motion
"Renovation
der Reitschule, Innen und Aussen" und der Motion von Erik Mozsa
"Reithalle schützen” unzureichend umgesetzt. Aus diesen
Gründen unterstützte die CVP im Stadtrat den Beschluss, den
Leistungsvertrag nur für ein Jahr abzuschliessen.
Der Leistungsvertrag ist mit den Mietverträgen zwischen Stadt und
Reitschule gekoppelt. Verweigert die Reitschule den Abschluss des
Leistungsvertrages, wie ihn die Volksvertreter beschlossen haben,
werden gleichzeitig auch die Mietverträge boykottiert. Folglich
dürfen die von der Stadt gewährten Subventionen nicht
ausgerichtet oder müssten von den Reitschülern
konsequenterweise nicht akzeptiert werden. Die Weigerung den
Leistungsvertrag zu akzeptieren, ist zugleich als Verzicht auf die
städtischen Subventionen zu verstehen und beinhaltet implizit
dieAufforderung, die Mietverträge anzupassen.
Sind die Reitschüler der Ansicht, die Stadt solle die Reitschule
nicht mehr subventionieren, hat die CVP grundsätzlich nichts
dagegen einzuwenden: Sofern das Kulturangebot nicht unter diesem
"Protest” leidet, der Dialog mit der Stadt als Vermieterin konstruktiv
bleibt, die bestehenden Gesetze und Bewilligungsvorschriften
eingehalten und die Sicherheitssituation rund um die Reitschule
verbessert wird.
Grundsätzlich ist das Verhalten der Reitschule weder dialog- noch
lösungsorientiert. CVP-Parteipräsident Michael Daphinoff:
"Die Reitschule hat ein seltsames Demokratieverständnis. Sich
selber versteht die Reitschule als „urdemokratisch", der Entscheid von
Volksvertretern wird aber nicht akzeptiert. Stattdessen wird eine
Totalverweigerung als Druckmittel aufbaut, um die eigenen Wünsche
durchzusetzen. Das ist undemokratisch und destruktiv.”
Medienmitteilung Leistungsvertrags-Boykott
http://www.cvp-stadtbern.ch/wp-content/uploads/2011/11/Medienmitteilung-Leistungsvertrags-Boykott1.pdf
---
Regionaljournal Bern 29.11.11 (17.30)
Die Reitschule lässt sich Zeit
Die Betreiber des Kulturzentrums Reitschule wollen mit der Stadt Bern
einen neuen Leistungsvertrag aushandeln. Während die Stadt den
vertragslosen Zustand so schnell wie möglich aufheben will, lassen
sich die Reitschulbetreiber Zeit.
Die Reitschulbetreiber wollen sich vom politischen Druck nicht aus der
Ruhe bringen lassen. Der Betrieb gehe weiter auch ohne
Leistungsvertrag. "Wir wollen nicht in eine Spirale geraten, die dazu
führt, dass wir jedes Jahr den Vertrag neu verhandeln
müssen", sagte ein Reitschulaktivist am Dienstag vor den Medien.
Das Berner Stadtparlament hatte vor bald zwei Wochen den
Leistungsvertrag mit der Reitschule nur für ein Jahr genehmigt -
statt für vier Jahre wie bisher.
Entscheid im Konsens
Jetzt wolle man das weitere Vorgehen mit der Stadt diskutieren, sagen
die Betreiber der Reitschule. Dafür nehme man sich Zeit,
Entscheide würden im Konsens gefällt, basisdemokratisch. Die
städtische Kultursekretärin Veronika Schaller sagt hingegen,
die Stadt wolle einen neuen Vertrag bis spätestens im Sommer 2012.
Derweil setzt der kantonale Sicherheitsdirektor Hans-Jürg
Käser den Berner Gemeinderat unter Druck. Er verlangt ein Treffen
mit der Stadtberner Regierung, um die Verhältnisse vor der
Reitschule zu klären. Es könne nicht sein, dass die Polizei
immer wieder bei Einsätzen bei der Reitschule angegriffen werde.
Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät habe seine
Zusicherung zu diesem Treffen bereits gegeben, sagte Käser in der
Fragestunde des Grossen Rates. (madb, liec)
Hören (4:21)
http://www.drs1.ch/www/de/drs1/nachrichten/regional/bern-freiburg-wallis/308140.die-reitschule-laesst-sich-zeit.html
Verantwortlich für diesen Beitrag:
Christian Liechti
---
jungealternative.ch 29.11.11
29. November 2011: Reitschule: Neue Chance für die Stadt
Die Junge Alternative JA! kann den Entscheid der Reitschule, einen
einjährigen Leistungsvertrag nicht zu unterzeichnen,
nachvollziehen. Nachdem der Stadtrat sich in der Frage dank dem
unbedachten Stimmverhalten namentlich der GFL/EVP-Fraktion ins Abseits
manövriert hat, bietet die Reitschule mit ihrem Beschluss nun Raum
für ein neues Kapitel in den Verhandlungen zwischen Stadt und
Reitschule.
Nachdem der Stadtrat am 17. November beschlossen hat, die Reitschule
einmal mehr anders zu behandeln als alle anderen Kulturbetriebe und ihr
nur einen einjährigen Subventionsvertrag gewährt hat, hat die
Reitschule heute ausgeführt, dass sie diesen Vertrag so nicht
unterschreiben kann. Die Junge Alternative JA! versteht diesen
Entscheid sehr gut. Zum einen war ein einjähriger Vertrag nie
Gegenstand der Verhandlungen zwischen Stadt und Reitschule, zum anderen
bietet ein solcher auch praktische Probleme: Ein Kulturbetrieb mit
Restaurant, Theater etc. muss über ein Jahr hinaus planen
können und kann sein Funktionieren nicht von Ränkespielen
einiger Mitte-Rechts ParlamentarierInnen abhängig machen. Zudem
kann die JA! verstehen, dass die Reitschule ihre Zeit und Energie in
erster Linie für das vielfältige Programm verwenden will und
nicht zu einem grossen Teil für Verhandlungen mit der Stadt, deren
Resultate schliesslich vom Stadtrat desavouiert werden.
Die Junge Alternative JA! begrüsst die Dialogbereitschaft der
ReitschülerInnen und hofft, dass die Stadt die Chance, ein neues
Kapitel in den Verhandlungen mit dem Kulturbetrieb zu öffnen,
wahrnimmt. Die JA! fordert die Stadt auf, jetzt eine neue
tragfähige Lösung zu suchen, welche der Struktur der
Reitschule und den Bedürfnissen der Stimmbevölkerung, welche
die Reitschule in der heutigen Form schon mehrmals bestätigt hat,
Rechnung trägt. Sollte aus der jetzigen Situation ein
längerdauernder vertragsloser Zustand resultieren, tragen die
Schuld daran jene Kräfte, die zwar immer vorgeben, die Reitschule
zu unterstützen, ihre Funktionsweise aber nicht akzeptieren und
ihr offensichtlich Steine in den Weg legen.
---
derbund.ch 29.11.11
"Wir mussten die Notbremse ziehen"
An einer Medienkonferenz legten die Reitschulbetreiber offen, wieso ein
einjähriger Leistungsvertrag für das Kulturzentrum
inakzeptabel ist.
Die Betreiber der Berner Reitschule wollen sich nach ihrem Nein zu
einem verkürzten Leistungsvertrag mit der Stadt Zeit nehmen, um
das weitere Vorgehen zu erörtern. Derweil soll der Alltagsbetrieb
im alternativen Kulturzentrum weitergeführt werden.
"Wir mussten die Notbremse ziehen", sagte Samuel Steiner von der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern am Dienstag vor den
Medien. Die Reitschule könne eine Leistungsvertrag mit einer
Laufzeit von lediglich einem Jahr nicht akzeptieren.
Das Berner Stadtparlament hatte Mitte November die städtischen
Subventionen nur für ein einziges Jahr statt für vier weitere
Jahre genehmigt. Der Stadtrat war mit der Sicherheitslage rund um die
Reitschule nicht zufrieden. Die jährlichen Subventionen an das
Kulturzentrum betragen 380'000 Franken.
Gegen ständige Verhandlungen
Am Sonntag entschieden die Betreiber der Reitschule an ihrer
Vollversammlung, den verkürzten Leistungsvertrag nicht zu
unterzeichnen. "Wir wollen nicht in eine Spirale geraten, in der wir
jedes Jahr den Vertrag neu verhandeln müssen", erklärte
Steiner. Ein solcher Verhandlungsaufwand würde den eigentlichen
Kulturbetrieb lähmen.
Der Betrieb der Reitschule erfordere eine längerfristige
Planungssicherheit, sagte Lonny Sommer von der Interessengemeinschaft.
Insbesondere das Tojo-Theater und der Dachstock hätten bereits bis
Ende 2012 Buchungen vorgenommen.
Die Reitschul-Betreiber wollen aber im Dialog mit der Stadt bleiben,
wie ihre Vertreter vor den Medien betonten. "Man kann zum Beispiel auch
über andere Vertragsformen nachdenken", sagte Sommer.
Die Fragen zum weiteren Vorgehen sollen an den nächsten
Vollversammlungen der Reitschul-Betreiber erörtert werden. "Wir
funktionieren basisdemokratisch und fällen Entscheide im Konsens",
betonte Sommer. Ein solches Vorgehen brauche viel Zeit.
Miete wird bezahlt
Was die Finanzen betrifft, scheint das Fehlen eines neuen Vertrags im
Moment keine Probleme zu bereiten. Das Geld für die Miete der
Reitschule überweist die Stadt jeweils direkt an die Stadtbauten
Bern.
Sommer sagte, sie habe aus den Medien erfahren, dass die Stadt die
Miete für das erste Quartal 2012 bezahlen wolle. In einem
Interview mit dem "Bund" nahm Veronica Schaller, Kultursekretärin
der Stadt Bern und Leiterin der Abteilung Kulturelles, zu diesem Aspekt
Stellung.
"Das Budget für nächstes Jahr ist vom Volk genehmigt worden",
sagte Schaller. Die Betrag von rund 80'000 Franken für die Miete
im ersten Quartal werde im Dezember an die Stadtbauten Bern
überwiesen.
"Chance für einen Neuanfang"
Unklar ist hingegen, ob die Stadt der Reitschule den Anteil an die
Nebenkosten von 60'000 Franken bezahlt. Doch dies macht den
Reitschul-Betreibern derzeit keine grossen Sorgen.
"Dieser Betrag deckt nicht einmal die Hälfte unserer gesamten
Nebenkosten", sagte Sommer. Die Reitschule könnte diese Kosten
vermutlich aus laufenden Einnahmen sowie Spenden finanzieren,
fügte Sommer an. Aber auch diese Frage und eine allfällige
Anpassung des Budgets müssten an den Vollversammlungen besprochen
werden.
Die Reitschul-Vertreter bezeichneten schliesslich die gegenwärtige
Situation als "Chance für einen Neuanfang". In die Beziehungen zu
den Stadtbehörden soll frischer Wind kommen, wie sie sagten.
(bs/sda)
-
Reitschule auch Thema im Grossen Rat
Der bernische Polizeidirektor Hans-Jürg Käser hat die Stadt
Bern zu einem Treffen eingeladen, um die Situation rund um das
alternative Berner Kulturzentrum Reitschule zu diskutieren.
Der Berner Stadtpräsident Alexander Tschäppät habe ihm
zugesichert, er werde gerne mit einer Delegation kommen, sagte
Käser im Rahmen der Fragestunde am Dienstag im bernischen Grossen
Rat.
Besonders störend sei, dass Polizeikräfte im Raum Reitschule
regelmässig bei ihrer Arbeit, beispielsweise bei
Verkehrsunfällen, tätlich behindert würden. "Das ist
nicht akzeptabel", sagte Käser. (sda)
---
bernerzeitung.ch 29.11.11
Reitschul-Betreiber nehmen sich Zeit für weiteres Vorgehen
Die Betreiber der Berner Reitschule wollen sich nach ihrem Nein zu
einem verkürzten Leistungsvertrag mit der Stadt Zeit nehmen, um
das weitere Vorgehen zu erörtern. Derweil soll der Alltagsbetrieb
im alternativen Kulturzentrum weitergeführt werden.
"Wir mussten die Notbremse ziehen", sagte Samuel Steiner von der
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule Bern am Dienstag vor den
Medien. Die Reitschule könne eine Leistungsvertrag mit einer
Laufzeit von lediglich einem Jahr nicht akzeptieren.
Das Berner Stadtparlament hatte Mitte November die städtischen
Subventionen nur für ein einziges Jahr statt für vier weitere
Jahre genehmigt. Es war mit der Sicherheitslage rund um die Reitschule
nicht zufrieden. Die jährlichen Subventionen an das Kulturzentrum
betragen 380'000 Franken. Gegen ständige Verhandlungen
Am Sonntag entschieden die Betreiber der Reitschule den verkürzten
Leistungsvertrag nicht zu unterzeichnen. "Wir wollen nicht in eine
Spirale geraten, in der wir jedes Jahr den Vertrag neu verhandeln
müssen", erklärte Steiner. Ein solcher Verhandlungsaufwand
würde den eigentlichen Kulturbetrieb lähmen.
Der Betrieb der Reitschule erfordere eine längerfristige
Planungssicherheit, sagte Lonny Sommer von der Interessengemeinschaft.
Insbesondere das Tojotheater und der Dachstock hätten bereits bis
Ende 2012 Buchungen vorgenommen.
Die Reitschul-Betreiber wollen aber im Dialog mit der Stadt bleiben,
wie ihre Vertreter vor den Medien betonten. "Man kann zum Beispiel auch
über andere Vertragsformen nachdenken", sagte Sommer.
Die Fragen zum weiteren Vorgehen sollen an den nächsten
Vollversammlungen der Reitschul-Betreiber erörtert werden. "Wir
funktionieren basisdemokratisch und fällen Entscheide im Konsens",
betonte Sommer. Ein solches Vorgehen brauche viel Zeit.
Miete wird bezahlt
Was die Finanzen betrifft, scheint das Fehlen eines neuen Vertrags im
Moment keine Probleme zu bereiten. Das Geld für die Miete der
Reitschule überweist die Stadt jeweils direkt an die Stadtbauten
Bern.
Sommer sagte, sie habe aus den Medien erfahren, dass die Stadt die
Miete für das erste Quartal 2012 bezahlen wolle. Veronica
Schaller, Kultursekretärin der Stadt Bern und Leiterin der
Abteilung Kulturelles, nahm in der "Berner Zeitung" vom Montag zu
diesem Aspekt Stellung.
"Das Budget für nächstes Jahr ist vom Volk genehmigt worden",
sagte Schaller. Die Betrag von rund 80'000 Franken für die Miete
im ersten Quartal werde im Dezember an die Stadtbauten Bern
überwiesen.
"Chance für einen Neuanfang"
Unklar ist hingegen, ob die Stadt der Reitschule den Anteil an die
Nebenkosten von 60'000 Franken bezahlt. Doch dies macht den
Reitschul-Betreibern derzeit keine grossen Sorgen.
"Dieser Betrag deckt nicht einmal die Hälfte unserer gesamten
Nebenkosten", sagte Sommer. Die Reitschule könnte diese Kosten
vermutlich aus laufenden Einnahmen sowie Spenden finanzieren,
fügte Sommer an. Aber auch diese Frage und eine allfällige
Anpassung des Budgets müssten an den Vollversammlungen besprochen
werden.
Die Reitschul-Vertreter bezeichneten schliesslich die gegenwärtige
Situation als "Chance für einen Neuanfang". In die Beziehungen zu
den Stadtbehörden soll frischer Wind kommen, wie sie sagten.
(mau/sda)
---
reitschule.ch 29.11.11
MEDIENKONFERENZ
VOM 29.11.11 ZUM THEMA
REITSCHULE-NEIN
ZUM 1-JÄHRIGEN
LEISTUNGSVERTRAG
"Hohes" Niveau der
Auseinandersetzungskultur: Ein kleiner Filmausschnitt aus der letzten Stadtrats-Debatte zum
Thema Reitschule-Leistungsvertrag...
Wieso und warum
die Reitschule Bern
den 1-jährigen Leistungsvertrag nicht unterschreibt
Mehr...
Zur
Sicherheitsdienst/-konzept-Debatte
Mehr...
Fakten zur
Reitschule: Die
gesellschaftlichen Probleme von Stadt und Kanton lösen, statt auf
die Reitschule abschieben und wahlkampfpalavern
Mehr...
Chronik
Leistungsvertrag
Mehr...
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20 Minuten 29.11.11
"77 Tage sind nicht genug": Das AKW-Camp im Kino
BERN.
Aktivisten, Politiker und die BKW: Ein Berner Filmemacher hat eine
Chronik über das Berner Anti-AKW-Camp gedreht. Diese kommt jetzt
ins
Kino.
Am 5. April, rund einen Monat nach
der Atomkatastrophe in Fukushima, besetzte eine Gruppe Berner mit
Zelten die Wiese vor dem BKW-Hauptsitz. Ihr Motto: "Wir bleiben, bis
Mühleberg vom Netz geht." Unterstützt wurden sie auch von
Künstlern:
Unter anderem Steff la Cheffe und Pedro Lenz zogen mit Konzerten und
Lesungen Hunderte von Sympathisanten an. Am 24. Mai gipfelte die
Bewegung in einer Schülerdemo mit 2000 Teilnehmern.
Vom ersten Zelt an mit dabei war Filmemacher
Andreas Berger, der schon früher Filme über die linke Szene
Berns
drehte. "Dadurch kannte ich schon einige Camp-Bewohner und konnte mich
mit der Kamera total frei bewegen", sagt Berger gegenüber 20
Minuten.
Die Geschichte des Camps erzählt er anhand dreier Protagonisten
vom
Start bis hin zur polizeilichen Räumung 77 Tage später. Diese
Zeitspanne liefert auch den Filmtitel "77 Tage sind nicht genug", der
auch Bergers Haltung deutlich macht: "Der Protest hat nicht gereicht",
sagt der Filmer. Obwohl das AKW kurz nach Camp-Ende abgeschaltet wurde,
ist es seit Ende September wieder in Betrieb.
Bergers Film wird ab Freitag in der Reithalle, dem Kino Kunstmuseum
und dem Kellerkino gezeigt.
Nina Jecker
---
Rabe-Info 29.11.11
Eine Chance für die Zukunft der Reitschule- Vollversammlung lehnt
einjährigen Leistungsvertrag ab
http://www.rabe.ch/nc/webplayer.html?song_url=uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_29._November_2011.mp3&song_title=RaBe-%20Info%2029.%20November%202011
http://www.rabe.ch/uploads/tx_mcpodcast/RaBe-_Info_29._November_2011.mp3
---
Bund 29.11.11
Reitschule
lehnt Vertrag ab - Stadt bezahlt weiter
Trotz Nein zu einjährigem Leistungsvertrag
übernimmt die Stadt weiter die Miete.
Die Reitschule
will den einjährigen Leistungsvertrag mit der Stadt nicht
unterschreiben. Dies entschied die Vollversammlung der Reitschule am Sonntagabend, wie
die Mediengruppe der Reitschule
gestern mitteilte. Heute wollen die Reitschüler an einer
Medienkonferenz weiter informieren.
Grund für diesen Schritt ist der vor zehn Tagen
gefällte
Stadtratsentscheid, den Vertrag mit dem alternativen Kulturzentrum nur
noch für ein Jahr - statt wie vorgesehen für vier Jahre - zu
verlängern. Mit den rund 380 000 Franken für 2012 könne
die Reitschule
ihren Betrieb weiterführen, hiess es im Stadtparlament. Zugleich
sollten sich die Reitschul-Betreiber und die Stadt aber bemühen,
offene
Sicherheitsfragen zu klären. Einen einjährigen Vertrag
schlägt die Reitschule
nun aber aus, da dies eine "unhaltbare Situation" schaffen würde.
Es
wäre so nicht möglich, das umfangreiche Kulturangebot zu
planen, hiess
es im Communiqué.Der Entscheid löst unterschiedliche
Reaktionen aus.
SVP-Fraktionspräsident Roland Jakob: "Ich kann das nicht
verstehen. Die
Reitschule hätte ja
nichts
verloren - im Gegenteil." Während Mitte-rechts Politiker eher
verärgert
sind, rühmen Linke und Grüne die Konsensbereitschaft der Reitschule.
Diese will laut Medienmitteilung neue konstruktive Lösungen der
Zusammenarbeit suchen und weiterhin im Dialog mit den
Stadtbehörden
bleiben. Stadträtin Lea Bill (JA) glaubt daher auch nicht, dass
die
Situation nun blockiert ist. Die Reitschule
sei ja weiterhin bereit für Gespräche.Obwohl der
Leistungsvertrag
vorerst nicht zustande kommt, wird die Stadt die erste Rate der
Mietkosten - rund 80 000 Franken - von jährlich 320 000 Franken
bereits
im Dezember an Stadtbauten Bern überweisen, wie Veronica Schaller,
Berner Kultursekretärin, gestern sagte. Das Budget für das
nächste Jahr
sei vom Volk genehmigt worden, begründet sie dieses Vorgehen.
(reh) -
Kommentar rechts, Seite 21
-
Reitschule
sagt Nein zu einjährigem Leistungsvertrag
Linke zeigen Verständnis für Entscheid,
Bürgerliche sind verärgert.
Rahel Bucher
Rund um das alternative Kulturzentrum Reitschule
will auch auf politischer Ebene keine Ruhe einkehren. Zehn Tage nach
dem Stadtratsbeschluss, die jährlichen Subventionen von 380 000
Franken
nur für eines statt für vier Jahre zu genehmigen, teilt die Reitschule mit, dass sie den
einjährigen Leistungsvertrag nicht unterzeichnen wird.
Mit ihrem Entscheid will die Ikur (Interessengemeinschaft
Kulturraum Reitschule)
ein Zeichen gegen die Kürzung des Leistungsvertrags setzen. Diese
versteht sie als "Angriff auf die Kultur- und Jugendpolitik der Stadt
Bern". Die Reitschule
wäre
bereit gewesen, einen vierjährigen Leistungsvertrag - wie er bei
anderen Kulturinstitutionen üblich ist - zu unterschreiben. Dass
dies
vom Stadtrat abgewürgt worden sei, nimmt sie zum Anlass, über
die
Gesamtsituation nachzudenken und "frischen Wind in die Beziehungen
zwischen Stadt und dem Kulturzentrum zu bringen".
"Frechheit gegenüber Steuerzahler"
Der Grünliberale Stadtrat Claude Grosjean ist nicht
überrascht, dass es
so kam. Trotzdem sei es schade und zeige einmal mehr, was die GLP schon
immer bemängelt habe: der fehlende Wille der Reithalle zu
Verbindlichkeit. Für etwas mehr Emotionen sorgt der Entscheid bei
Mitte-rechts-Politikern. FDP-Fraktionspräsident Bernhard Eicher:
"Es
ist ein Affront gegenüber dem Stadtrat." Ähnlich tönt es
bei Martin
Schneider, Co-Präsident der BDP Stadt Bern. Dass die Reitschule
nun "trötzele", statt den Dialog zu suchen, sei
unverständlich. Noch
deutlicher sagt es SVP-Fraktionspräsident Roland Jakob: "Es ist
eine
Frechheit gegenüber dem Steuerzahler." Nicht die Reitschule bestimme, sondern der
Stimmbürger. Die Reitschule
habe kein Demokratieempfinden, wirft er dem alternativen Kulturzentrum
vor, das seit jeher basisdemokratisch organisiert ist. Zudem erwartet
er, dass die Reitschulaktivisten nun die Miete bezahlen oder ausziehen.
Doch so weit wird es vorerst nicht kommen. Denn
obwohl bislang kein Vertrag zustande gekommen ist, will die Stadt 2012
wenigstens einen Teil der Jahresmiete von rund 320 000 Franken
bezahlen, wie Veronica Schaller, Kultursekretärin der Stadt Bern,
gestern bestätigte (siehe Interview). Jakob will dagegen politisch
vorgehen. "Ohne Vertrag kein Geld", sagt er.
Weiterhin bereit für den Dialog
Aus Sicht der Reitschule
würde ein einjähriger Leistungsvertrag eine "unhaltbare
Situation"
schaffen. Einerseits wolle man die Energie nicht in jährliche
Vertragsverhandlungen stecken, sondern in kulturelle, soziale und
politische Arbeit investieren, argumentiert die Mediengruppe.
Andererseits sei es so nicht möglich, das kulturelle Angebot zu
planen.
Argumente, die Stadträtin Lea Bill (JA) und
GFL/EVP-Fraktionspräsident Peter Künzler nachvollziehen
können. Bill
glaubt nicht, dass die Situation nun blockiert ist. Die Reitschule
sei ja weiterhin bereit für Gespräche. Auf die in der
Medienmitteilung
betonte Dialogbereitschaft der Reitschüler setzt auch
Künzler. Er nehme
den Entscheid der Ikur gelassen und freue sich umso mehr auf
konstruktive Lösungen. "Ich habe Verständnis für den
Entscheid der Reitschule",
sagt Annette Lehmann, SP/Juso-Fraktionspräsidentin. Der Druck auf
die
Kulturinstitution sei sehr gross und erzeuge halt Gegendruck. Zudem
habe der Stadtrat nicht anerkannt, dass der neue Leistungsvertrag
bereits Verbesserungen punkto Sicherheit beinhaltet habe und dass
dieser von der Reitschule
akzeptiert wurde. Uneinigkeiten punkto Sicherheitsfragen waren mit der
Grund für den Stadtratsentscheid. Hinter den Formalitäten
verbirgt sich
aber auch die alte Grundsatzdiskussion, ob es die Reitschule überhaupt brauche.
Man wolle sich diesem Druck nicht beugen, heisst es vonseiten der Reitschule.
Stattdessen suche man neue konstruktive Lösungen und werde im
Dialog
mit den Stadtbehörden bleiben. Ihre Sicht der Dinge werden die
Reitschüler heute an einer Medienkonferenz ausführlicher
darlegen.
-
Zur Sache
"Wir wollen auf Konsens setzen"
Die Reitschule
hat die Unterzeichnung des einjährigen Leistungsvertrags
abgelehnt. Wie steht die Stadt zu diesem Entscheid?
Die Ablehnung des Leistungsvertrags ist nur ein Aspekt,
den die Reitschule
gestern kommuniziert hat. Der andere und viel wichtigere Punkt ist die
Bereitschaft, nach konstruktiven Lösungen suchen zu wollen sowie
im
Dialog mit den Stadtbehörden zu bleiben - beides Sachen, die wir
auch
befürworten.
Mit der Ablehnung des Leistungsvertrags riskiert die Reitschule
auch die finanzielle Unterstützung der Stadt. Jährlich sind
das 380 000
Franken. Muss die Ikur nun ab Januar 2012 die Miete selber bezahlen
oder die Reitschule gar
wieder besetzen?
Nein. Das würde niemandem dienen. Die Reitschule
ist mittlerweile ein arrivierter Kulturbetrieb. Das Budget für
nächstes
Jahr ist vom Volk genehmigt worden. Der Betrag in Höhe von rund 80
000
Franken für das erste Quartal wird von der Stadt im Dezember
direkt an
Stadtbauten Bern überwiesen. Ob wir auch die Bezahlung der
Nebenkosten
von 60 000 Franken übernehmen, ist noch unklar.
Die Stadt unterstützt die Reitschule also auch ohne
unterzeichneten Leistungsvertrag. Wieso?
Wir wollen auf Konsens setzen. Es ist aber klar, dass ein
neuer Leistungsvertrag relativ schnell zustande kommen muss.
Die Verhandlungen rund um einen neuen Leistungsvertrag
laufen bereits
seit Monaten. Wie lange ist die Stadt noch bereit, weiterzudiskutieren?
Ziel muss es sein, im Verlaufe des Jahres
2012 einen neuen Leistungsvertrag zu unterzeichnen. Einen weiteren
Spielraum gibt es nicht mehr. (reh)
Veronica Schaller
Seit August 2008 ist Veronica Schaller
Kultursekretärin der Stadt Bern
und Leiterin der Abteilung Kulturelles. Sie war bei den bisherigen
Vertragsverhandlungen zwischen Stadt und Reitschule dabei.
-
Kommentar
Unbedachte Trotzreaktion
Bernhard Ott
Wenn ein Mieter den neuen Mietvertrag nicht
unterzeichnet, muss er seine Wohnung in der Regel verlassen. Die Berner
Reitschule
ist aber anders, wie sie selber nicht müde wird zu betonen. Sie
will
kein normaler Club sein, der für die Sicherheit vor seiner
Haustür
verantwortlich gemacht werden kann. Und sie ist offenbar auch keine
normale Mieterin, denn sie kriegt die Miete fürs Erste bezahlt,
obwohl
sie ihre Unterschrift nicht unter den Mietvertrag setzt. Seit bald
einem Vierteljahrhundert verfügt die Reitschule
nun über einen Sonderstatus in der Stadt Bern. Dieser ist in
bisher
fünf Abstimmungen vom Stadtberner Stimmvolk bestätigt worden.
Vor drei Jahren hat dasselbe Stimmvolk aber
ein Stadtparlament gewählt, das den Inhalt dieses Sonderstatus
mitbestimmen will. Was Verwaltung und Reitschul-Betreiber bei den
Verhandlungen über den Leistungsvertrag jeweils hinter
verschlossenen
Türen aushandeln, ist nun nicht mehr sakrosankt. Dabei geht es
längst
nicht mehr um Sein oder Nichtsein, wie die Reitschul-Lobbyisten gerne
unterstellen. Sondern es geht um die Einhaltung elementarer
Spielregeln, wie sie im Verkehr zwischen Geldgebern und -nehmern
eigentlich üblich sind. Von einem subventionierten Kulturbetrieb,
der
jedes Wochenende Tausende von Besuchern anzieht, darf ein
professionelles Sicherheitsmanagement und eine ebenso professionelle
Zusammenarbeit mit der Polizei erwartet werden. Lehnt dieser Betrieb
einen Leistungsvertrag mit der Stadt ab, bloss weil ihm die vom
Stadtparlament gesetzten Leitplanken nicht passen, so deutet das aber
weniger auf Professionalität als auf eine unbedachte Trotzreaktion
hin.
Immerhin wollen die Reitschul-Betreiber nun "über die
Gesamtsituation
nachdenken" und zeigen sich offen für weitere Gespräche mit
der Stadt.
Ob ein vertragsloser Zustand den idealen Boden für Gespräche
über
heikle Sicherheitsfragen darstellt, muss aber bezweifelt werden. Es
bleibt nur zu hoffen, dass sich die Reitschul-Betreiber zumindest an
die bisher etablierten Spielregeln zur Bekämpfung von
Gewalttätern auf
dem Vorplatz halten.
---
BZ 29.11.11
"Das Scheingefecht lenkt ab"
Reitschule
· Das Kulturzentrum will den auf ein Jahr beschränkten
Leistungsvertrag
nicht akzeptieren. Doch die Stadt wird die Gebäudemiete trotzdem
bezahlen. Die Unterschrift der Reitschule-Betreiber
brauche es dazu gar nicht mehr.
Die Vollversammlung des Kulturzentrums will den vom
Stadtrat auf ein
Jahr beschränkten Leistungsvertrag nicht unterzeichnen, teilte sie
am
Sonntagabend mit (wir berichteten). Kein Problem für die
städtische
Kultursekretärin Veronika Schaller, die mit der Reitschule
jeweils verhandelt: "Vorerst ändert sich deswegen nicht viel", ist
sie
überzeugt. Das sieht CVP-Stadtrat Henri-Charles Beuchat ganz
anders: "Das ist Fundamentalverweigerung", stellt er aufgebracht fest.
Er
erwägt deshalb, seiner Motion, die Verwaltungszwangsmassnahmen
fordert,
gleich noch eine zweite nachzuschieben: "Wer die Miete nicht bezahlt,
muss raus", sagt er. Denn ohne Vertrag begleiche die Stadt der
Gebäudeeigentümerin Stadtbauten auch die Miete nicht. "Das
Unterzeichnen eines Vertrags ist freiwillig. Wer es unterlässt,
muss
aber auch die Konsequenzen tragen", hält er fest. BDP-Stadtrat
Martin
Schneider betont, dass sich die Reitschule
"mit oder ohne Vertrag" an die Abmachungen und Gesetze in der Stadt
Bern halten und auch für die Sicherheit "in und um die Reitschule"
sorgen muss. Weil hier nach wie vor Defizite bestehen, beschränkte
der
Stadtrat am 17. November den Leistungsvertrag auf ein Jahr.
Zustimmung ist überflüssig
Für Schaller ist die Drohung der Reitschule
hingegen bloss ein "Scheingefecht". "Die Stadt wird die erste Rate der
Miete pünktlich bezahlen", stellt sie in Aussicht. Denn dazu sei
sie
durch das an der Urne abgesegnete Budget und den Stadtratsbeschluss zum
Leistungsvertrag mit dem Kulturzentrum legitimiert. "Die Unterschrift
der Reitschule-Betreiber
braucht es nicht. Wir hätten ihnen den Vertrag gar nicht mehr
unterbreitet", sagt sie. Dies, weil die Reitschule
ihn bereits im Sommer mit einem Beschluss der Basis genehmigt habe.
Dass der Vertrag nun statt vier nur ein Jahr gelte, spiele keine Rolle.
"Das Ganze lenkt vom Wesentlichen ab", ergänzt Schaller. Sie wolle
nun
über die Lösung "realer Probleme" reden, so wie dies die
Reitschüler in
ihrem Communiqué ebenfalls forderten. "Ich bin zuversichtlich,
dass wir
schon im März, wenn die zweite Tranche der Miete fällig wird,
wieder
auf dem Weg zu einem mehrjährigen Vertrag sind." Die
Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule
Bern (Ikur) will heute die Medien über die Beweggründe
informieren, die
zum basisdemokratischen Beschluss geführt haben, und darlegen, wie
sie
sich eine "konstruktive Zusammenarbeit" in der Zukunft vorstellt. Ein
einjähriger Vertrag ergebe dagegen eine "unhaltbare Situation",
diesem
Druck wolle man sich nicht beugen. Statt jedes Jahr mit der Stadt zu
verhandeln, stecke die Reitschule
ihre Energie lieber in das kulturelle, soziale und politische
Engagement. Schaller nimmts gelassen: "Ich weiss nicht, was die Reitschule-Betreiber
damit sagen wollen. Falls sie beabsichtigen, die Miete von 320 000
Franken künftig selber zu berappen, ist die Stadt sicher auch
nicht
dagegen." Dezidiert dieser Meinung ist Martin Schneider, der als
Präsident der vorberatenden Kommission das Geschäft à
fond kennt: "Lehnt die Reitschule
den
Vertrag ab, gibts auch kein Geld." Er ist sehr erstaunt, dass dies die
Stadt nicht so sieht und den Geldbeutel trotzdem öffnen will.
Dialog steht im Vordergrund
Laut Schaller wären der Stadt nur dann die Hände
gebunden, wenn der
Stadtrat den Leistungsvertrag ganz zurückgewiesen hätte, wie
dies die
Bürgerlichen eigentlich beabsichtigten. Doch jetzt die Miete
zurückzubehalten, fände Schaller falsch. Dies würde den
Dialog nur
erschweren. Ein Druckmittel behält sie für die kommenden
Verhandlungen
immerhin in der Hinterhand: Der Beitrag an die Nebenkosten von 60 000
Franken pro Jahr werde vorläufig nicht ausbezahlt. Die Stadt sei
aber
gerne bereit, "frischen Wind in die Beziehungen von Stadt und Reitschule" zu bringen. Sie
übernimmt dabei genüsslich die Worte der Reitschüler.
Christoph Aebischer
---
Langenthaler Tagblatt 29.11.11
Reitschule
gegen Einjahresvertrag
Stadt Bern Die Reitschule
wird den vom Stadtrat auf ein Jahr beschränkten Leistungsvertrag
nicht
unterzeichnen. So entschied die Vollversammlung des alternativen
Kulturzentrums am Sonntagabend. Stattdessen wollen die
Reitschul-Betreiber die Lage überdenken und "frischen Wind" in die
Beziehungen zur Stadt bringen. Wie genau, das wollen sie erst heute
Dienstag bekannt geben, schreibt die Reitschule.
Weil eine Mitte-rechts-Mehrheit im Stadtparlament mit der
Sicherheitslage rund um die Reitschule
nicht zufrieden ist, genehmigte sie die städtischen Subventionen
kürzlich nur für ein einziges statt für vier Jahre. Mit
den 380000
Franken für 2012 könne die Reitschule
den Betrieb weiterführen, hiess es. Zugleich sollen sich deren
Betreiber und die Stadt bemühen, offene Sicherheitsfragen zu
klären.
"Ein einjähriger Vertrag schafft aus Sicht der Reitschule
eine unhaltbare Situation", erwidert diese nun. Es sei unmöglich,
das
umfangreiche Kulturangebot zu planen. Darüber hinaus wolle man die
Energie nicht in jährliche Verhandlungen mit den Behörden
stecken,
sondern in kulturelle, soziale und politische Arbeit. (sda/sat)
---
20 Minuten 29.11.11
Reitschule:
Nein zum neuen Vertrag
BERN. Ganz oder gar nicht, finden
die Reitschüler. Weil der Stadtrat dem Kulturzentrum etwa wegen
des
mangelnden Sicherheitskonzepts den neuen Leistungsvertrag auf ein Jahr
beschränken will, verweigern die Reitschüler ihre
Unterschrift. Man
wolle damit Raum schaffen für konstruktive Gespräche
über die Zukunft
der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung, Behörden und Reitschule. Mit ihrem Nein
schiesst die Reitschule
380 000 Franken fürs Jahr 2012 in den Wind und eckt bei
bürgerlichen
Politikern an: "Trötzelen statt konstruktiver Dialog", kommentiert
die
BDP den Entscheid - und fragt sich, ob die Reitschule
wirklich Gelder der Stadt brauche, da sie sich offenbar eine Ablehnung
leisten könne. Eine erste Rate Mietzins von der Stadt gibt es
trotzdem. "Wir bezahlen bis Dezember die Miete fürs erste
Quartal", so Veronica
Schaller, Leiterin Abteilung Kulturelles. "Eine Frechheit", schimpft
SVP-Stadtrat Roland Jakob. Die Reitschule
solle nun selbst Miete zahlen oder gehen. Heute informiert das
Kulturzentrum zum Thema. NJ
---
20 Minuten 28.11.11
Nein zum neuen Vertrag
Ganz oder gar nicht, finden die Reitschüler. Weil der Stadtrat dem
Kulturzentrum etwa wegen des mangelnden Sicherheitskonzepts den neuen
Leistungsvertrag auf ein Jahr beschränken will, verweigern die
Reitschüler ihre Unterschrift.
Man wolle damit Raum schaffen für konstruktive Gespräche
über die
Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung,
Behörden und
Reitschule. Mit ihrem Nein schiesst die Reitschule 380 000 Franken
fürs
Jahr 2012 in den Wind und eckt bei bürgerlichen Politikern an:
"Trötzelen statt konstruktiver Dialog", kommentiert die BDP den
Entscheid - und fragt sich, ob die Reitschule wirklich Gelder der Stadt
brauche, da sie sich offenbar eine Ablehnung leisten könne.
Eine erste Rate Mietzins von der Stadt gibt es trotzdem. "Wir
bezahlen bis Dezember die Miete fürs erste Quartal", so Veronica
Schaller, Leiterin Abteilung Kulturelles. "Eine Frechheit", schimpft
SVP-Stadtrat Roland Jakob. Die Reitschule solle nun selbst Miete zahlen
oder gehen. Heute informiert das Kulturzentrum zum Thema.
(nj/20 Minuten)
---
Indymedia 28.11.11
Reitschule bald ohne Leistungsvertrag
AutorIn : Reitschüler_in
Am Sonntag 27.11.2011 wurde der Entscheid klar, die Reitschule wird den
vom Stadtrat verabschiedeten einjährigen Leistungsvertrag nicht
unterzeichnen. Dieser Entscheid ist nichts anderes als die logische
Konsequenz aus einer Situation, welche schon seit längerer Zeit
unhaltbar geworden ist.
Nachdem im Januar, nach über einjährigen Verhandlungen mit
den Kulturbehörden, ein Entwurf für einen Vertrag zwischen
der Reitschule und der Stadt Bern erarbeitet worden war, begann
darüber ein Hickhack auf parlamentarischer Ebene, dessen
Endergebnis das "Angebot" eines einjährigen Leistungsvertrages war.
Die Hintergründe für diese "grossherzigen
Geistesergüsse" diverser stadtberner Parlamentarier_innen, sind
einerseits eine gewisse Profilierungsneurose im Vorwahlkampf (2012 sind
in Bern Wahlen), andererseits die Tatsache, dass unsere "Freunde in
Blau" die Freuden und Möglichkeiten der politischen
Betätigung entdeckt haben.
Darüberhinaus lässt sich in diesem gross aufgebauschten
Tamtam über reale Nichtigkeiten wieder einmal ein
allgemeinüblicher Umgang mit linken Freiräumen beobachten.
Wenn es den Behörden und Parlamenten nicht gelingt linke
Freiräume bereits zu Beginn wieder einzuebnen, wird versucht mit
absurden und überrissenen Auflagen den Betrieb zu
verunmöglichen (z.B. bei der Gartenstrasse in Freiburg im Brsg.).
Sollte es einzelnen Projekten tatsächlich gelingen, längere
Zeit zu bestehen oder gar einen gewissen Rückhalt in der lokalen
Bevölkerung zu haben und sich zu etablieren, wird versucht mit
Verträgen, Forderungen und Verhandlungen diese Projekte solange
durch die Mühlen und Wartesääle der Bürokratie zu
schleifen, bis sie dermassen weichgespühlt und abgewetzt wurden,
dass von den ursprünglichen Utopien, wenn überhaupt, nur noch
fragmentweise etwas zu finden ist.
Diese "Abschaffung durch Anpassung" ist eine Taktik, mit welcher die
Betreiber_innen der Reitschule immer wieder zu kämpfen haben.
Zusammen mit dem ebenso beliebten "divide et impera" (im konkreten Fall
jeweils mit dem Versuch der Spaltung in "böse Politaktivist_innen"
und "liebe Kulturschaffende" verbunden), führt sie zu vielen der
Kritikpunkten, welche an der Reitschule aus libertärer Sicht
zurecht angebracht werden können.
Im letzten Jahr haben die diversen Akteur_innen, welche von der
Reitschule oder den tatsächlichen gesellschaftlichen Problemen
meist null, nix, nada begriffen haben, dabei jedoch soviel Elan und
Motivation erkennen lassen, dass der Bogen so richtig überspannt
wurde.
Hauptargument in diesem lokalpolitischen Hobbykleinkrieg (insbesondere
zwischen Parlament und Gemeinderat) waren die angeblichen
Sicherheitsprobleme der Reitschule, welche sich unter anderem in
"regelmässigen Angriffen" auf Polizeibeamte im Umfeld der
Reitschule äussern. Dabei geht, wie üblich, vergessen, dass
im Vergleich zu früheren Zeiten die Situation um die Reitschule
extrem ruhig ist.
Auch die Erkenntnis, dass Gewalt nunmal ein immanenter Bestandteil
aller bekannten Gesellschaftsformen ist und sich diese bei Menschen,
welche nicht den Willen oder die Möglichkeiten haben, diese unter
dem Schutz des staatlichen Gewaltmonopols ausleben zu können,
meist im Ausgang und unter Alkoholeinfluss manifestiert, findet nur
äusserst selten ihren Weg in die heiligen Hallen der
parlamentarischen Demokratie. Wenn mensch bedenkt, dass an einem
Wochenendabend bis zu 4'000 Menschen die Reitschule und den Vorplatz
besuchen, kann real gesehen nicht von einem Sicherheitsproblem
gesprochen werden. Vielmehr sollte erstaunen, dass solche Vorfälle
nicht häufiger auftreten. Wenn sich tatsächlich Vorfälle
im Umfeld der Reitschule ereignen, dann - völlig zurecht - meist
im Zusammenhang mit Polizeieinsätzen. Polizist_innen gehören
logischerweise gerade im Umfeld der Reitschule nicht zu den
beliebtesten Tourist_innen und sind nebst ihrer Funktion meist auch
menschlich und beruflich absolute Nulpen. Wenn diesen "Vollpfosten in
Einheitskleidung", ihre Hauptaufgabe (Ruhe und Ordnung)
tatsächlich derart wichtig wäre, sollten sie wohl einfach auf
Einsätze im Umfeld der Reitschule verzichten - es würde
vieles einfacher machen.
Die Reitschule, als eines der ältesten und grössten
alternativen Projekte in der Schweiz war und ist seit Anbeginn
basisdemokratisch und mit Konsensprinzip organisiert. Diese
Organisationsform steht für die Reitschule nicht zur Diskussion.
Wenn Behörden und Politik den "Kulturbetrieb Reitschule" also
derart schätzen, wie sie immer behaupten, täten sie gut daran
dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Ansonsten sind solche
Beschlüsse, wie derjenige zum Leistungsvertrag, bei ihren geistig
umnachteten Ergüssen, nach wie vor zu erwarten.
Ob mit, ob ohne - Autonome Zone
---
Blick am Abend 28.11.11
Reitschule
sagt Nein
NJET
Die Reitschule
will den einjährigen Leistungsvertrag mit der Stadt nicht
unterschreiben.
peter.pflugshaupt@ringier.ch
Nachdem sich der Stadtrat vor zwei Wochen nach einer
hitzigen Debatte
gegen einen vierjährigen Leistungsvertrag ausgesprochen hat,
reagiert
die Reithalle. An der Vollversammlung von gestern, Sonntag, haben die
Reitschüler nun beschlossen, den einjährigen Vertrag mit der
Stadt
nicht zu unterschreiben.
Man wolle über die Gesamtsituation nachdenken und
frischen Wind in die Beziehung zwischen Stadt und Reitschule
bringen, schreiben die Verantwortlichen in einer Mitteilung an den
Gemeinderat und die Medien. Ausgehend von realen Problemen wolle man
mit diesem Nein Raum schaffen für konstruktive Gespräche
über die
Zukunft der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung,
Behörden und Reitschule.
Ein einjähriger Leistungsvertrag schaffe eine
unhaltbare Situation,
heisst es weiter. Einerseits sei es so nicht möglich, das
umfangreiche
kulturelle Angebot zu planen und andererseits wolle man die Energie
nicht in jährliche Vertragsverhandlungen stecken, sondern in
kulturelle, soziale und politische Arbeit.
Gesucht würden jetzt neue Lösungen der
Zusammenarbeit. Morgen, Dienstag, will die Reitschule an einer
Medienkonferenz weitere Details bekannt geben.
---
bernerzeitung.ch (15.16)
Reitschule will Leistungsvertrag nicht unterschreiben
Am Sonntag entschied die Reitschule, den einjährigen
Leistungsvertrag
mit der Stadt nicht zu unterschreiben. Dazu äusserten sich nun
zwei
Fraktionen des Stadtrats und die Zuständigen der Stadt.
An der Vollsammlung vom Sonntag wurde entschieden, den einjährigen
Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der
Reitschule
nicht
zu unterschreiben, wie die Mediengruppe der Reitschule mitteilt. Am
Dienstag werde darüber an einer Medienkonferenz orientiert.
Damit
wolle man "Raum schaffen" für konstruktive Gespräche
über die Zukunft
der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung, Behörden und
Reitschule - ausgehend von realen Problemen und Zuständen. Die
Situation wolle man
auch nutzen, um frischen Wind in die Beziehung mit der Stadt zu bringen.
Ein
einjähriger Vertrag schafft aus Sicht der Reitschule eine
unhaltbare
Situation: Zum einen sei es so nicht möglich, das umfangreiche
Kulturangebot zu planen. Zum andern wolle die Reitschule ihre Energie
nicht in jährliche Vertragsverhandlungen, sondern in die
kulturelle,
soziale und politische Arbeit investieren.
Man wolle sich diesem
Druck nicht beugen, heisst es weiter. Sondern man suche nun neue
konstruktive Lösungen der Zusammenarbeit und werde weiterhin im
Dialog
mit den Stadtbehörden bleiben.
Ziel: einen langfristigen Vertrag
Dieser
Entscheid bedeute aber nicht, dass die Miete nun ab 1. Januar 2012
unbeglichen bleibe. Der Betrag sei im Budget eingerechnet und vom
Stimmvolk angenommen worden, erläutert Veronica Schaller, die
Leiterin
der Abteilung Kulturelles der Stadt Bern. "Der Betrag für das
erste
Quartal wird von der Stadt direkt an die Stadtbauten überwiesen."
Auch
wenn noch kein Konsens zwischen der Reitschule und der Stadt herrsche.
Für
Schaller sei wichtig, dass ein langfristiger Vertrag zustande komme und
man möglichst bald das Gespräch miteinander suche. "Wir
hatten die
Hoffnung, dass der Stadtrat sich für den vierjährigen Vertrag
ausspricht." Daher habe man auch nicht präventiv nach
Lösungen gesucht.
Entscheid nicht überraschend
Michael Köpfli,
Fraktionschef der Grünliberalen, findet die Entscheidung der
Reitschule
fragwürdig, aber wenig überraschend. "Es ist das gute Recht
der
Reitschule, den Vertrag nicht zu unterzeichnen. Die Stadt muss die
Miete aber weiterhin erhalten."
Seiner Ansicht nach wäre es
gescheiter gewesen, den einjährigen Vertrag zu unterzeichnen und
dann
eine längerfristige Lösung anzustreben. "Das Ziel muss es
sein,
möglichst schnell wieder einen Vertrag zwischen der Reitschule und
der
Stadt Bern zu haben."
Grosser Druck auf Reitschule
Auch
Annette Lehmann, die Fraktionschefin der SP, überrascht die
Reaktion
der Reitschule nicht. "In letzter Zeit ist von Seiten der Politik
massiv Druck aufgebaut worden." Natürlich wäre es besser
gewesen, wenn
man immerhin den einjährigen Vertrag unter Dach und Fach gebracht
hätte, auch wenn ihre Fraktion den vierjährigen Vertrag
unterstützt
hat.
Die Fraktion stehe, wie auch das Volk, weiter hinter der
Reitschule. "Sie signalisieren, dass sie bereit für konstruktive
Gespräche sind und das werte ich positiv", sagt Lehmann. Sie
betont,
dass der Leistungsvertrag bereits Verbesserungen beinhalte, doch dies
sei im Stadtrat völlig ignoriert worden. (cls)
---
bernerzeitung.ch 28.11.11 (13.03)
Reitschule will Leistungsvertrag nicht unterschreiben
Am
Sonntag entschied die Reitschule, den einjährigen Leistungsvertrag
mit
der Stadt nicht zu unterschreiben. Zu diesem Entscheid äusserte
sich
die Grünliberale Fraktion.
An der Vollsammlung vom Sonntag wurde entschieden, den einjährigen
Leistungsvertrag zwischen der Stadt Bern und der
Reitschule
nicht
zu unterschreiben, wie die Mediengruppe der Reitschule mitteilt. Am
Dienstag werde darüber an einer Medienkonferenz orientiert.
Damit
wolle man "Raum schaffen" für konstruktive Gespräche
über die Zukunft
der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung, Behörden und
Reitschule - ausgehend von realen Problemen und Zuständen.
Frischer Wind in die Beziehung
In
der Reitschule wäre man bereit gewesen, einen vierjährigen
Leistungsvertrag zu unterschreiben. Dass dieser vom Stadtrat
abgewürgt
worden sei, gebe Anlass, über die Gesamtsituation nachzudenken und
frischen Wind in die Beziehungen zwischen Stadt und Reitschule zu
bringen.
Ein einjähriger Vertrag schafft aus Sicht der
Reitschule eine unhaltbare Situation: Zum einen sei es so nicht
möglich, das umfangreiche Kulturangebot zu planen. Zum andern
wolle die
Reitschule ihre Energie nicht in jährliche Vertragsverhandlungen,
sondern in die kulturelle, soziale und politische Arbeit investieren.
Man
wolle sich diesem Druck nicht beugen, heisst es weiter. Sondern suche
man nun neue konstruktive Lösungen der Zusammenarbeit und werde
weiterhin im Dialog mit den Stadtbehörden bleiben.
Gescheiter, den einjährigen Vertrag zu unterschreiben
Michael
Köpfli, Fraktionschef der Grünliberalen, findet die
Entscheidung der
Reitschule fragwürdig, aber wenig überraschend. "Es ist das
gute Recht
der Reitschule, den Vertrag nicht zu unterzeichnen. Die Stadt muss die
Miete aber weiterhin erhalten." Ob diese Entscheidung wirklich Raum
für
Diskussionen bietet, bezweifelt er, da sich die Ratsmehrheit für
den
einjährigen Vertrag ausgesprochen hat.
Seiner Ansicht nach wäre
es gescheiter gewesen, den einjährigen Vertrag zu unterzeichnen
und
danach wieder eine längerfristige Lösung anzustreben. "Das
Ziel muss es
sein, möglichst schnell wieder einen Vertrag zwischen der
Reitschule
und der Stadt Bern zu haben."
Die GLP-Fraktion des Stadtrats
hatte einen Zwei-Jahresvertrag im Auge, um so die Verantwortung
für den
nächsten langfristigen Vertrag mit der Reitschule dem
neugewählten
Gemeinderat zu übertragen.
(cls)
---
derbund.ch 28.11.11 (07.42)
Reitschule unterschreibt
Leistungsvertrag nicht
An der gestrigen Vollversammlung
haben die Reitschulbetreiber
entschieden, den einjährigen Leistungsvertrag mit der Stadt nicht
zu
unterschreiben - aus Protest gegen die verkürzte Laufzeit.
Nachdem der Berner Stadtrat den
vierjährigen Leistungsvertrag mit
der Ikur (Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule) auf ein Jahr
verkürzt hat, reagieren nun die Reitschulbetreiber: An der
Vollversammlung vom Sonntag erteilten sie der Stadt eine Absage.
Gemäss
einer Medienmitteilung wolle die Reitschule mit dem Entscheid Raum
schaffen für konstruktive Gespräche "über die Zukunft
der
Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung, Behörden und
Reitschule -
ausgehend von realen Problemen und Zuständen."
Dass
der vierjährige Leistungsvertrag vom Stadtrat "abgewürgt"
worden ist,
gebe der Reitschule "Anlass, über die Gesamtsituation nachzudenken
und
frischen Wind in die Beziehungen zwischen Stadt und Reitschule zu
bringen."
Ein
einjähriger Vertrag schaffe aus Sicht der
Reitschule eine unhaltbare Situation. Mit der verkürzten Dauer sei
es
nicht möglich, das kulturelle Angebot zu planen. Auch wollen die
Betreiber nicht ihre Energie in jährliche Vertragshandlungen
stecken.
Die
Reitschule wolle sich dem Druck nicht beugen und suche nun neue
konstruktive Lösungen der Zusammenarbeit. Sie werde weiterhin im
Dialog
mit den Stadtbehörden bleiben.
Weitere
Informationen erteilt die Reitschule an einer Medienkonferenz. Diese
wird am Dienstag stattfinden. (bs/pd)
Damit
wolle man "Raum schaffen" für konstruktive Gespräche
über die Zukunft
der Zusammenarbeit zwischen Stadt, Bevölkerung, Behörden und
Reitschule - ausgehend von realen Problemen und Zuständen.
In
der Reitschule wäre man bereit gewesen, einen vierjährigen
Leistungsvertrag zu unterschreiben. Dass dieser vom Stadtrat
abgewürgt
worden sei, gebe Anlass, über die Gesamtsituation nachzudenken und
frischen Wind in die Beziehungen zwischen Stadt und Reitschule zu
bringen.
Ein
einjähriger Vertrag schafft aus Sicht der
Reitschule eine unhaltbare Situation: Zum einen sei es so nicht
möglich, das umfangreiche Kulturangebot zu planen. Zum andern
wolle die
Reitschule ihre Energie nicht in jährliche Vertragsverhandlungen,
sondern in die kulturelle, soziale und politische Arbeit investieren.
Man
wolle sich diesem Druck nicht beugen, heisst es weiter. Sondern suche
man nun neue konstruktive Lösungen der Zusammenarbeit und werde
weiterhin im Dialog mit den Stadtbehörden bleiben. (cls)