Ein etwas ungewöhnlicher Schwerpunkt wartet auf euch megafon-LeserInnen. Anstatt das übliche gute Dutzend Seiten umfasst er gleich das ganze Heft. Aus aktuellem Anlass und aus "Tradition" - bereits in der letztjährigen Januarausgabe erlaubte sich die Redaktion das übliche Konzept zu durchbrechen - ist ausnahmsweise die gesamte Ausgabe einem einzigen Thema gewidmet: dem "World Economic Forum" (WEF), das sich jeweils Ende Januar in Davos zu einem Symposium trifft. Während dem gesamten Monat finden in verschiedenen Schweizer Städten Veranstaltungen zum WEF statt und am 30. Januar, wenn sich die selbsternannten "Global Leaders" aus Politik und Wirtschaft in Davos tummeln, wird eine Demonstration ihre Ruhe wenigstens für einige Stunden stören.

Auf nach Davos!

Wie jedes Jahr findet Ende Januar in Davos das Symposium des "World Economic Forums" statt. Einer breiteren Öffentlichkeit ist dieses Gipfeltreffen bekannt als lockeres Stelldichein einfluss-reicher PolitikerInnen, WirtschaftsvertreterInnen, sowie namhafter Kulturschaffender. In rekreativer Alpenluft und bei gemütlichen Business-Lunches tanken sie die nötige Energie um wieder ans anstrengende und verantwortungsvolle Tagewerk zu gehen. Sicherlich, Small-Talk und Aperos sind ein wichtiger, wenn nicht gar zentraler Bestandteil des Davoser Meetings. Doch neben dem Austausch von Freundlichkeiten geht es um handfeste Geschäfte. Die Zusammensetzung des jährlichen Treffens ist dermassen hochkarätig, dass es sich fast aufdrängt, diese oder jene Konzernübernahme vertragsreif zu diskutieren, Investoren in sein Land zu holen oder Fachleute um Rat für die Lösung von Konflikten zu fragen. Und dies geschieht tatsächlich. Ein kurzer Blick in die Berichterstattung von den vergangenen Jahren zeigt, welche prestigeträchtige Projekte im winterlichen Davos ihren letzten Schliff erhalten haben. So etwa als 1984 der damalige türkische Ministerpräsident Turgut Özal verkündete, dass ein Schweizer Konsortium den Auftrag für den Bau von Wasserkraftwerken in Südostanatolien (türkisch Kurdistan) erhalten habe. Ein ausführlicher Artikel befasst sich mit diesem noch längst nicht beendeten Wasserkraft-Mammutprojekt.

Nicht nur in Davos

Wer glaubt, das "World Economic Forum" bestehe einzig und alleine aus dem jährlichen Treffen in Davos, liegt falsch. Das WEF ist eine Mischung eines transnationalen Elitenetzwerks und politischer Entscheidungsfindung wie -vorbereitung. Damit bildet es eine spezifische Institution innerhalb des Neoliberalismus, die sich im Vorfeld und Feld der Politik bewegt. Neben der Zusammenkunft in Davos finden regelmässig regionale Wirtschaftsgipfel wie etwa der Osteuropa-Gipfel in Salzburg oder der "India Economic Summit" statt (Indien). Ausführlicheres ist über die gesamte Struktur des WEF zu lesen: wer dahintersteckt, welche Unter- und Parallelorganisationen es gibt und welchen Stellenwert das WEF in der internationalen Politik und Wirtschaft geniesst.

Verliererinnen der Globalisierung

Auch wenn in Davos einige Frauen zugegen sind, dominiert wird diese Institution von Männern. Entsprechend werden denn auch die Akzente gesetzt. Mit der Anwesenheit von vielen Regierungsverantwortlichen aus dem Süden wie aus dem Norden werden auch in Davos und in anderen Gefässen des WEF die Grundlagen für Migrationsbewegungen gelegt. Ein Text des Fraueninformationszentrum Zürich auf den Seiten 7 bis 9 zeigt deutlich, weshalb Frauen, die aus ihren Herkunftsländer flüchten müssen anders davon betroffen sind als Männer. Sei es dass sie sich hier im Westen im Sexgewerbe verdingen müssen oder dass sie in anderer Form von sexueller Gewalt betroffen sind. Obwohl der Text keinen direkten Bezug auf das "World Economic Forum" nimmt, drückt er aus, was die Folgen einer globalisierten Wirtschaft sind, wie sie in Davos gepredigt wird. Ergänzend zum Frauenmigrationstext ist eine Analyse über die Rolle der Frauen in einer globalisierten Wirtschaft zu finden.

Achtung Falle!

Findet denn in Davos nicht eigentlich eine Weltverschwörung statt? Die "Neoliberalen" handeln dort aus wie sie die Welt am besten plündern können! Solche und ähnliche Irrmeinungen sind nicht selten anzutreffen. Gerade im Fall der Verhandlungen über ein Multilaterales Abkommen über Investitionen (MAI) bei der OECD kursierten solche Bilder. Ähnlich verhält es sich mit dem Begriff des "Neoliberalismus". Wenig hinterfragt, wird er inzwischen auf alles und jedes angewendet, so dass er zu einer beliebig füllbaren Worthülse verkommen ist. Auf diese und andere Fallen wird hier hingewiesen. Und last but not least: die Story of Hell darf in keinem megafon fehlen (ausser wenn sich der Schreiber verschläft oder sonst nicht im Stande ist die Burg-Chronik aufzudatieren). Das "World Economic Forum" eine wahre "Story of Hell"!