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nach oben PROGRAMM im JANUAR/FEBRUAR
 

«Von Strom- und anderen Gitarren!»

Samstag, 18. Februar, 21.00 Uhr
Samstag, 25. Februar, 21.00 Uhr
A Hard Day's Night
Richard Lester, Grossbritannien 1964, 87 Min., 35mm, OV/dt

Donnerstag, 16. Februar, 21.00 Uhr
Freitag, 17. Februar, 21.00 Uhr
Step across the Border
Nicolas Humbert und Werner Penzel, Musik Fred Frith. CH/D 1989, 87 Min., 35mm, OV/df

Donnerstag 23. Februar, 21.00 Uhr
Freitag, 24. Februar, 21.00 Uhr
Candy Mountain
Robert Frank / Rudy Wurlitzer, CH/F/CAN 1987, 91 Min., 35mm, E/d

Palästina – Israel: Eine filmische Begegnung

Donnerstag, 02.03.06, Freitag, 03.03.06, 21.00 Uhr

Ticket to Jerusalem
Rashid Masharawi, Palästina 2002

Samstag, 04.03.06, 21.00 Uhr
Samstag, 18.03.06, 21.00 Uhr
Gaza
l’enfermement, Ram Loevy, Israel 2002
Chic Point
Sharif Waked, Palästina 2003

Donnerstag, 09.03.06, 19.30 Uhr
Hawal again
Sobhi Al-Zobaidi, Palästina 2005
Crossing Kalandia
Sobhi Al-Zobaidi, Palästina 2003
Anschliessend Podiums-Gespräch mit verschiedenen Gästen:
u.a. Sobhi Al-Zobaidi*, Jeannine Uhralbreich, Autorin zur Thematik
israelisch-palästinensischer Film, Claudia Gamperle, BelEcran,
Leitung Matthias Uhrui, OeME Bern.

Freitag, 10.03.06, 21.00 Uhr: 1 Teil
In Anwesenheit von Michel Khleifi*
Samstag, 11.03.06, 18.30 Uhr: 2 Teil / 21.00 Uhr: 3 Teil
Route 181, Fragments d’un voyage en Paléstine-Israel
Michel Khleifi, Eyal Sivan, Frankreich/Belgien/Deutschland

Donnerstag, 16.03.06, Freitag, 17.03.06, 21.00 Uhr
Atash (Durst)
Tawfik Abu Wael, Palästina 2004

Donnerstag, 23.03.06.
Le mur
Simone Bitton
Frankreich 2004

Freitag, 24.03.06, 21.00 Uhr
Walk on Water
Eytan Fox, Israel 2003

Samstag, 25.03.06, 21.00 Uhr
Samstag, 01.04.06, 21.00 Uhr
Another Road home
Danae Elon, Israel 2004

Donnerstag, 30.03.06, Freitag, 31.03.06, 21.00 Uhr
Private
Saverio Costanzo, Italien 2003

(*noch nicht bestätigt)
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Wut und Verzweiflung der Ausgegrenzten
– Feuer in den französischen Banlieues

Es brennt in den Vororten von Paris. Es brennt vor allem in den Seelen der Menschen, die an die Peripherie der Grossstädte abgeschoben werden. Es sind ImmigrantInnen, Arbeitslose, Alte und sehr junge Menschen, die in der französischen Gesellschaft keinen Platz mehr haben, keine Jobs mehr kriegen. Sie sind wertlos für unsere leistungsorientierte Gesellschaft. Kein Wunder, dass in diesen Vorstädten die sozialen Probleme und die Wut, die Verzweiflung der Ausgegrenzten immer grösser werden. Die Pariser Literaturkritikerin und Schriftstellerin Viviane Forrester hat bereits in ihrem 1996 erschienenen Buch Der Terror der Ökonomie die Missstände in den Banlieues eindrucksvoll beschrieben. Sie spricht von der Verachtung gegenüber den in die Randbereiche abgedrängten Menschen, von „Verstoßenen, Beiseitegeschobenen, die in das soziale Nichts gestoßen werden, und von denen erwartet wird, sich wie pflichtbewusste Bürger zu verhalten, denen ein staatsbürgerliches Leben mit Pflichten und Rechten versprochen ist“. Sie führt weiter an, „dass ihnen in Wahrheit doch jede Möglichkeit, irgendeine Pflicht zu erfüllen genommen, und ihre bereits stark eingeschränkten Rechte mit Vergnügen verhöhnt werden“. „Welche Trauer, welche Enttäuschung“, schreibt sie, „bedeutet es, zu sehen, wie sie die Benimmregeln, den Anstandskodex derer verletzen, von denen sie abgeschoben, geduzt, beiseite gestoßen und, ohne lange zu fragen, verachtet werden! Wie betrüblich, dass sie die guten Manieren einer Gesellschaft, die auf so großzügige Weise ihren Abscheu gegen sie bekundet und ihnen dabei hilft, sich selbst als Außenseiter zu betrachten, nicht übernehmen! Wer nimmt hier wen nicht ernst.“

Das Kino widmet den jüngsten Vorfällen in den französischen Banlieues einen kleinen Filmzyklus. Namhafte Filmemacher, darunter auch Jean Luc Godard in Deux, trois choses que je sais d’elle (1967) haben sich mit den Menschen aus den Vororten beschäftigt. Die drei Spielfilme auf unserem Programm Mehdi Charefs Le thé au harem d’Archimède, La Haine von Mathieu Kassovitz und Wesh Wesh – Was geht denn hier ab? von Rabah Ameur-Zaïmeche sind alles präzise Inszenierungen, die schonungslos die soziale Zeitbombe analysieren und dabei die zentralen Themen von Gewalt und ihren Folgen, Solidarität und Ohnmacht in eindringlichen Bildern verdichten. Der Dokumentarfilm La raison du plus fort von Patric Jean schliesslich zeigt nicht nur die neuen Formen von Diskriminierung in unserer Gesellschaft, sondern der Regisseur stellt die Frage nach dem Sinn eines Repressions- und Justizsystems, das die Lage einer ohnehin schon randständigen Bevölkerung weiter verschlechtert. Er schildert die Haftbedingungen und die Strafverfahren gegen Menschen, die oft aus Hoffnungslosigkeit gegen das Gesetz verstossen.


«Von Strom- und anderen Gitarren!»
lass mich heut nacht in der gitarre schlafen
in der verwundeten gitarre der nacht
lass mich ruhn im zerbrochenen holz
lass meine hände schlafen auf ihren saiten
meine verwundeten hände
lass schlafen das süsse holz
lass meine saiten
lass die nacht
auf den vergessenen griffen ruhn
meine zerbrochenen hände
lass schlafen auf den süssen saiten
im verwundeten holz


Hans Magnus Enzensberger 1957


Die Kuratoren der seit Oktober 2005 im Museum für Kommunikation in Bern zu sehenden Ausstellung «Stromgitarren – Legenden. Lärm. Leidenschaft» setzen ihre Schwerpunkte einerseits bei der Sozial- und Kulturgeschichte der elektrischen Gitarre an. Stromgitarrenmusik ist Opposition, drückt Zusammengehörigkeit und Lebensgefühl aus und wurde seinerzeit zum Symbol des jugendlichen Protestes gegen die Welt der Erwachsenen. Wir denken, Opposition und Zusammengehörigkeitsgefühl sind auch Stärken des Reitschulkinos, und wir möchten im Rahmen dieser Ausstellung drei emotionale und sinnliche Filme zum Gitarrenkult zeigen.
Palästina – Israel: Eine filmische Begegnung


Mit seiner Filmreihe will das Kino in der Reitschule, in Zusammenarbeit mit der Association BelEcran, Lausanne, dem Collectif Urgence Palestine – Vaud sowie mit der Fachstelle OeME Bern, zu einem denkwürdigen Zeitpunkt die Situation in Palästina und Israel einmal mehr vor Augen führen. Dass auf beiden Seiten eine lebendige, lebensbejahende Kultur existiert, dokumentieren neue filmische Begegnungen.

Der Wahlsieg von Hamas in Palästina scheint Ausdruck davon zu sein, dass neben der Politik auch das soziale Gefüge ins Rutschen geraten ist. Woher kommt die palästinensische Gesellschaft – seit bald sechzig Jahren traumatisiert durch Enteignung und Vertreibung, seit vierzig Jahren kontrolliert durch ein Regime von Besatzung, Fragmentierung und Entfremdung? Der Palästinenser Edward Said sah die Aufgabe von Intellektuellen darin, in Zeiten der Unsicherheit – für Palästina der Normalfall – als Gedächtnis zu agieren. Diese Rolle kommt auch dem Film zu. Die Schlagzeilen zum Nahostkonflikt kommen und gehen, die sogenannt historischen Momente lösen sich halbjährlich ab. Die Menschen und ihre Biografien, Verstrickungen und Sehnsüchte bleiben – oft hinter Mauern, Schleiern, Uniformen, Ängsten und Parolen verborgen. Der palästinensische Film hat hohe Qualitäten erlangt und erfüllt eine wichtige Funktion für eine Gegend, auf die die Augen der Welt gerichtet sind. Der Filmemacher Sobhi Al-Zobaidi sagt: „Wenn man heute auf ein Festival reist, kann man sicher sein, einen palästinensischen Film zu sehen, aus Gaza, Israel oder der Diaspora. Ich glaube, in fünf Jahren wird das palästinensische Kino so etwas sein wie das iranische Kino, weil es von den Dingen erzählt, über die sonst nicht gesprochen wird.“
Auf der anderen Seite – der Mauer – spielt das israelische Kino. Auch es vermag bisweilen meisterhaft Brüche in Lebensläufen und Identitäten festzuhalten. Es beschreibt, was die stündlichen Nachrichten, die so viele Menschen hören wie nirgendwo sonst, nicht berichten können: wie Gewalt nie nur gegen den Feind gerichtet bleibt. Spannende Bilder, langfristige Hoffnungen entstehen in Israel an diesen Bruchlinien. Dort, wo Menschen nicht mehr länger im Zug „wir gegen die andern“ mitfahren, weil das Andere – zum Beispiel das Arabische, das (Un)Religiöse, das Traumatisierte – auch Teil des Eigenen ist. Am Anfang der Debatte in Israel soll also nicht etwa die Polemik gegen Hamas, die Betonung der Erhabenheit der (jüdisch-)israelischen Demokratie oder der (instrumentalisierte) Rückgriff auf die eigene Angst stehen. Dies ist eine gemeinsame Haltung auch mancher FilmerInnen. Zuerst ist Einsatz gegen die Besatzung gefragt, die allen Beteiligten das Menschsein nimmt. Denn, so die israelische Journalistin Amira Hass zur gegenwärtigen Lage: „Wir stoßen ein ganzes Volk in unmögliche Situationen, eklatant unmenschliche Situationen, um ihm sein Land, seine Zeit, die Zukunft und die Freiheit der Wahl zu stehlen.“

Matthias Hui

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«Von Strom- und anderen Gitarren!»
Samstag, 18. Februar, 21.00 Uhr
Samstag, 25. Februar, 21.00 Uhr
A Hard Day's Night
Richard Lester, Grossbritannien 1964, 87 Min., 35mm, OV/dt

a hard day's night


Mit A Hard Day's Night brachten die Beatles zum erste Mal einen anarchischen Rock'n'Rock-Spirit ins Kino. Der Oscar-nominierte Film vergnügt chaotisch und unverschämt stylish, fängt nicht nur die frühe Aufregung um den Superstar-Status der Band ein, sondern auch den manischen Charme von vier jungen Männern, die außerhalb aller Regeln in einer Welt lebten, die für sie noch nicht bereit war. Der Film porträtiert sowohl den Wahnsinn und die Leidenschaft als auch die komische Absurdität des Rock'n'Roll-Lifestyles, der noch in der Entstehung begriffen war.
Durchgedreht und seiner Zeit weit voraus ist A Hard Day's Night auch über drei Jahrzehnte nach dem Höhepunkt der Beatlemania unverändert frech und witzig.
Mit A Hard Day's Night katapultierte sich Richard Lester in den Olymp der einflussreichsten Regisseure seiner Generation. Der innovative Stil, den er entwickelte, bildete einen wesentlichen Bestandteil der Filmsprache des Rock'n'Roll-Films und seines Nachkommen, des Musikvideos.


 

Donnerstag, 16. Februar, 21.00 Uhr
Freitag, 17. Februar, 21.00 Uhr
Step across the Border
Nicolas Humbert und Werner Penzel, Musik Fred Frith. CH/D 1989, 87 Min., 35mm, OV/df

step across the border


Zwei Jahre lang haben sich die Filmemacher aus Deutschland und der Schweiz dem britischen Musiker Fred Frith an die Fersen geheftet und sich von ihm inspirieren lassen, Musikmachen als direkten Austausch mit der Welt zu begreifen. Entstanden ist eine Celluloid-Improvisation über das Allround-Talent Frith, der als Komponist, Songwriter und Instrumentalist international bekannt und gefragt ist. Hier treffen sich zwei künstlerische Ausdrucksformen: improvisierte Musik und Cinéma direct. Die Regisseure übernehmen Friths musikalische Haltung und machen sie zum Formprinzip des Films. Aus der Wirklichkeit werden einzelne Elemente herausgenommen und spielerisch nach assoziativen Mustern neu komponiert.
Konzertmitschnitte, Interviews in heruntergekommenen Hotelzimmern und Kamerafahrten durch die Metropolen New York und Tokio vermischen sich zu einer beeindruckenden Klangreise. Musik und Bild sind eigenständig, keines unterwirft sich dem anderen und doch ergeben sich Korrespondenzen, die mal komisch-absurd, mal einfach schön sind, wie die windbewegten Felder, die einen magischen Augenblick lang im Rhythmus von Friths eigenwilligen Improvisationen schwingen. Der Film schafft das, was sich der darin beobachtete Fred Frith zum Ziel gesetzt hat: Er überquert Grenzen der alltäglichen Wahrnehmung – seien es Töne, seien es Bilder – und erzeugt Unerwartetes.


 

Donnerstag 23. Februar, 21.00 Uhr
Freitag, 24. Februar, 21.00 Uhr
Candy Mountain
Robert Frank / Rudy Wurlitzer, CH/F/CAN 1987, 91 Min., 35mm, E/d

candy mountain


Julius, ein erfolgloser Musiker, schlägt sich mit Jobs durchs Leben, bis er zufällig von Elmar Silk erfährt, einem sagenumwobenen Gitarrenbauer, der irgendwo in Kanada untergetaucht ist. Julius begibt sich auf die Suche nach Elmar und seinen Gitarren, von denen jede 20000 Dollar wert sein soll. Er folgt den Spuren, die der berühmte Gitarrenbauer auf seiner Odyssee hinterlassen hat, wie dessen Beziehungen zur Familie und zu Geliebten. Robert Frank mag seinen Film heute nicht mehr: «Ich hatte keine Freiheit, und ich war nicht stark genug» – sich der Maschinerie der grossen Produktion zu widersetzen. Und doch besticht auch Candy Mountain wie alle Filme von Robert Frank durch eine beispiellose Komposition der Bilder und eine dem Leben eigene Komik. (Xenix Zürich)


 
Palästina – Israel: Eine filmische Begegnung

Donnerstag, 02.03.06, 21.00 Uhr
Freitag, 03.03.06, 21.00 Uhr
Ticket to Jerusalem
Rashid Masharawi, Palästina 2002, 85 Min., 35mm, OV/df, fic.

ticket to jerusalem


Rashid Masharawi erzählt eine eindrückliche Geschichte aus dem täglichen Leben im von Israel besetzten Palästina. Jaber arbeitet als Filmvorführer. Er will Kindern lustige Filme zeigen, die sie wenigstens einen Moment lang glücklich machen sollen. Mit seinem Projektor reist er in einem klapprigen Auto durchs Land und durch die unzähligen Sperren der Besatzungsmacht. Seine Frau Sana ist freiwillige Sanitäterin beim Roten Halbmond und hilft mit der Ambulanz. Jaber und Sana leben in einem Lager bei Ramallah. Jaber betreibt in den besetzten Gebieten ein Wanderkino zur Freude von Gross und Klein, während Sana für den Roten Halbmond arbeitet. Auf Grund der steigenden Spannungen hat Jaber allerdings immer grössere Schwierigkeiten, mit seinem Fahrzeug bestimmte Orte zu erreichen. Dennoch lässt er sich überreden, eine Vorführung für eine Schule in der Altstadt von Jerusalem zu organisieren.

 

Samstag, 04.03.06, 21.00 Uhr
Samstag, 18.03.06, 21.00 Uhr
Gaza, l’enfermement
Ram Loevy, Israel 2002, 60 Min., DVD, OV/fr, doc.
Chic Point
Sharif Waked, Palästina 2003, 7 Min., Video ohne Worte

chickpoint


Gaza, l’enfermement
Ein Gefängnis mit einer Million Insassen: So sehen die Bewohner des Gazastreifens ihr Land. Das palästinensische Gebiet umfasst 288 Quadratkilometer, umgeben von einem elektrischen Zaun. Die Bevölkerung des Gazastreifens lebt in großer Armut, fruchtbares Land ist Mangel. Sie leben in Abhängigkeit von Israel, ihrem Feind. Je nach der politischen Lage öffnen und schließen sich die Zäune für die Bevölkerung Gazas. Ram Loevy ist Israeli und Pazifist. Zusammen mit einem palästinensischen Team filmte er das Leben der Palästinenser im Gazastreifen. Menschenschlangen, die sich vor den Bussen bilden, palästinensische Arbeiter, die den Kontrollpunkt Erez passieren. Entstanden ist ein parteiischer Film, der die aktuelle politische Lage mit historischen Etappen verbindet, die zur Einschließung des Landes führten. "Ist es möglich, in einem nicht endenden Konflikt die Dinge zu hören und zu sehen wie sie sind, wenn jedes Bild von vorneherein mit Bedeutung beladen ist? Ist es möglich, die Dinge von der anderen Seite aus zu betrachten?" (Ram Loevy)

Chic Point
Der Palästinenser Sharif Waked reagierte mit seiner Chic Point eine Modenschau für absurde Kleidung, auf die politischen Verhältnisse seines Landes. Kleidung, die den Männerbauch offen lässt, da israelischen Grenztruppen hinter jedem Passanten einen Selbstmordattentäter vermuten.

 

Samstag, 09.03.06, 21.00 Uhr
Crossing Kalandia
Sobhi Al-Zobaidi, Palästina 2003, 30 Min., DVD OV/e, doc.
Hawal again
Sobhi Al-Zobeidi, Palästina 2005, 29. Min. Video, OV/e, doc.

crossing kalandia


Crossing Kalandia
In seinem Video-Tagebuch Crossing Kalandia setzt sich Sobhi al-Zobaidi mit dem Alltag während der al-Aqsa-Intfada, israelischen Angriffen und den Folgen des 11.September auseinander. Kalandia ist der berüchtigtste israelische Checkpoint. Ihn müssen der Filmemacher und seine Frau jedes Mal überqueren, wenn sie nach Jerusalem gehen - dort erfahren sie immer dieselben Erniedrigungen und Strukturen eines Apartheidsystems. In Kontrast zum Horror dieser alltäglichen Schikanen, der Zerstörung und dem Leid gelingt es Sobhi al-Zobaidi in bewundernswerter Weise, die Fähigkeit der Menschen einzufangen, weiterzuleben, ins Konzert oder ins Kino zu gehen. Vor allem aber zeigt er den Respekt und die Großzügigkeit, die immer wieder auch PalästinenserInnen und Israelis miteinander verbinden - ganz im Gegensatz zu dem von den Politikern verordneten Hass.

Hawal again
Bereits 2001 hat Al-Zabeidi in Looking Awry sich über die Fürsprecher von Oslo mockiert heute sagt er mache ich mich erneut lustig über die Fürsprecher des Friedens. Ein sehr persönlicher Film sich über den Frieden lustig zu machen.

 

Freitag, 10.03.06, 21.00 Uhr: 1 Teil
In Anwesenheit von Michel Khleifi*
Samstag, 11.03.06, 18.30 Uhr: 2 Teil / 21.00 Uhr: 3 Teil
Route 181, Fragments d’un voyage en Paléstine-Israel
Michel Khleifi, Eyal Sivan, Frankreich/Belgien/Deutschland, 270 Min., DVD, Arabisch und Hebräisch,/df, doc.

route 181


Im Sommer 2002 reisen zwei Regisseure durch ihr Geburtsland. Der Palästinenser Michel Khleifi und der Israeli Eyal Sivan haben ihre Strecke auf eine Karte gemalt und sie die Route 181 getauft. Diese imaginäre Linie markiert die durch die UN-Resolution 181 vom 29. November 1947 geschaffene Grenzen, die Palästina in zwei Staaten teilen sollte. Auf ihrer Reise treffen sie unbekannte Israelis und Palästinenser, die über ihr Leben und die Zukunft ihres Landes reden. Keine der Begegnungen wurden vorher vereinbart - keines Gespräche zuvor konzipiert. Route 181" ist der erste Film mit palästinensisch-israelischer Co-Regie. Die Reise führt die beiden Filmemacher Michel Khleifi und Eyal Sivan vom Gaza-Streifen, über Jerusalem bis hin zur libanesischen Grenze und eröffnet einen ungewöhnlichen Blick auf das Leben der Einwohner.

 

Donnerstag, 16.03.06, 21.00 Uhr
Freitag, 17.03.06, 21.00 Uhr
Atash (Durst)
Tawfik Abu Wael, Palästina 2004, 110 Min., 35mm, OV/d, fic.

atash


Atash bedeutet Durst. Und Durst ist etwas Allgegenwärtiges im Niemandsland, in dem der Familienvater Abu Shukri mit seiner Frau und den drei Kindern lebt. Um ihr Leben dort erträglicher zu machen und sich das mühselige Wasserholen zu sparen, beschließt er eines Tages eine Wasserleitung zu bauen. Doch mit dem Wasser sprudeln auch die lange unterdrückten Gefühle, enttäuschten Hoffnungen und Einsamkeiten einer Familie, die in einer fast hermetisch abgegrenzten Welt lebt, plötzlich wieder an die Oberfläche.
Atash ist die Geschichte einer Familie, die durch Gamila, die älteste Tochter ruiniert wurde: Nach den gesellschaftlichen Regeln der patriarchalen ländlichen Gesellschaft in der sie lebt, hängt die Ehre der Familie vom einwandfreien Verhalten der Tochter ab: Sie muss sich den Regeln und der Sexualmoral dieser Gesellschaft unterordnen. Ihr Vater - hin- und hergerissen zwischen der gesellschaftlichmoralischen Pflicht sie zu töten und seiner Liebe zu ihr - erfindet einen dritten Weg: Er zieht mit der Familie ins Nirgendwo. Wenn der Vater für das westliche Publikum daher zunächst eine zwar spannungsgeladene, aber engstirnige und brutale Figur ist, die erst nach und nach ihre Dimensionen entfaltet, erschließt sich für das arabische Publikum die Vielschichtigkeit der Rolle des Vaters sofort.
Zwar spürt man überall die Anwesenheit der Nahost-Konfliktes, thematisiert wird er selbst allerdings nicht, was übrigens westliche Stiftungen und Förderinstitutionen davon abhielt, den Film zu unterstützen, da in ihm die typischen Symbole des Konfliktes fehlen würden. Doch genau die Innenperspektive einer palästinensischen Familie ist es, die diesen Film zu einem großartigen kleinen Meisterwerk werden lässt.

 

Donnerstag, 23.03.06. 21.00 Uhr
Le mur
Simone Bitton, Frankreich, 2004, 35mm, 96 Min. OV/df, doc.

le mur


Der Titel sagt exakt, worum es in dem Dokumentarfilm von Simone Bitton, einer aus Marokko stammenden Jüdin geht: Um eine Mauer. Es ist diejenige, die Israel derzeit zwischen sich und den palästinensischen Gebieten errichtet. Die Filmemacherin greift damit eines der politisch brisantesten Themen der Welt auf und sucht doch einen Zugang, der so unpolitisch und so nahe am Leben ist wie möglich.
Die Mauer schafft Grenzen, die so klar nie verlaufen sind und die nicht einfacher werden, weil nun Betonelement an Betonelement gereiht wird. Manchmal kann man während des Films einfach nur staunen über den logistischen Aufwand, der da betrieben wird, um einen Stein an den nächsten zu fügen, bis Israel eingeigelt ist und die palästinensischen Gebiete aus- und abgeschlossen sind.

 

Freitag, 24.03.06, 21.00
Walk on Water
Eytan Fox, Israel 2003, 103 Min., 35mm, OV/df, fic.

walk on water


In Walk on Water ist der Mossad- Agent Eyal, ein patriotischer und einsamer Macho, der niemals Gefühle zeigt und die Welt in Schwarz/Weiß sieht. Er erhält den Auftrag, einen Nazi-Kriegsverbrecher zu jagen. Dadurch begegnet er dessen homosexuellen Enkelsohn Axel, einem naiven, fröhlichen und lebensbejahenden Pazifisten und Idealisten. Die Jagd nach dem alten Nazi, der übrigens vom jüdischen Darsteller Ernst Lenhard gespielt wird, ändert beide Männer und am Ende tanzen sie in der Villa der Familie am Wannsee einen israelischen Volkstanz. Die Begeisterung für den Film war so groß, dass die Veranstalter zwei zusätzliche Vorführungen organisierten. Fox konnte jedoch jahrelang keine Fördermittel für die Produktion bekommen. „Die Israelis konnten die Verbindung zwischen Homosexualität, dem Verhältnis zu den Palästinensern und dem Holocaust nicht verstehen,“ sagt Fox. „Die Deutschen fürchteten die Verbindung zwischen dem heutigen Deutschland und dem Nationalsozialismus. Ich sagte beiden, dass man unangenehme Themen nur überwinden kann, wenn man sich mit ihnen auseinandersetzt.“

 

Samstag, 25.03.06, 21.00 Uhr
Another Road Home
Danae Elon, Israel 2004, 77 Min., DVD, OV/e, doc.

another road  home


Fast zwanzig Jahre lang war der Palästinenser Musa Obeidallah für die Erziehung der israelischen Regisseurin Danae Elon, zuständig. Er kümmerte sich um des Mädchens Wohl von der Wiege bis zur seiner Einberufung ins israelische Militär.
Another Road Home untersucht sehr differenziert die Beziehungen unter den Elon und den Obeidallah Familien, die gleichzeitig jene zwischen Palästina und Israel widerspiegeln. Der Film konfrontiert den Zuschauenden mit der ganzen Komplexität des israelisch-palästinensischen Konfliktes mit Gewalt, Politik, Klassen- und Geschlechterfragen. Gleichzeitig zeigt der Film, wie sich Unterwerfung, Besatzung und Widerstand auf die Mitglieder beider Familien ausgewirkt hat. Another Road Home ist nicht zuletzt ein Bekenntnis, dass Liebe die Menschen jegliche Grenzen überwinden lässt, seinen diese religiöser, kultureller oder politischer Natur.

 

Donnerstag, 30.03.06, 21.00 Uhr
Freitag, 31.03.06, 21.00 Uhr
Private
Saverio Costanzo, Italien 2003, 94 Min., 35mm, Arabisch/df

private


Mohammad B. lebt mit seiner fünfköpfigen Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt – exakt in der Schusslinie der verfeindeten Parteien. Die israelische Armee beschliesst, diesen strategisch wichtigen Ort einzunehmen. Da Mohammad sich jedoch weigert, sein Haus zu verlassen, nimmt man eine beinah undenkbare Zonen-Aufteilung vor: Der obere Stock wird zum Militärlager, den unteren Stock bewohnt die Familie, die weiterhin ihren alltäglichen Verpflichtungen nachgehen darf, die Nacht aber im Aufenthaltsraum eingesperrt verbringen muss. Die einzelnen Familienmitglieder reagieren unterschiedlich auf die Anwesenheit der Besetzer. Während Pazifist Mohammad etwa durch reine Anwesenheit passiven Widerstand leisten will, ist die älteste Tochter Mariam nicht bereit, sich an das Arrangement zu halten. Die permanente Auseinandersetzung mit den Eindringlingen erweist sich für die Familie als harte Prüfung. Das Doku-Drama Private basiert auf einer wahren Begebenheit und erzählt von einer kleinen Welt, in der das Private politisch, das Politische privat geworden ist. Die Beweggründe der einzelnen Parteien kristallisieren sich auf den wenigen Quadratmetern Spielraum heraus, die die Protagonisten zur Verfügung haben. Indem Regisseur Saverio Costanzo den Nahost-Konflikt in vier Wände verlagert, gelingt es ihm, ungewöhnliche Einsichten zu vermitteln.

   



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